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Rundkeilverschluß, s. Geschütz [* 1] (Fig. 21 u. 24). Rundköpfe (I^ounä Hkaäg), Spottname für die Puritaner (s. d.) von der bei ihnen auskommenden Sitte, die Haare [* 2] kurz zu scheren. Bei Beginn des Bürgerkrieges unter Karl I. wurde er Parteiname für die Gegner des Königs, während diese ihre royalistischen Feinde «Kavaliere» nannten. Rundkrabben (OxMomata), Familie der Krabben (s. d.) mit dreieckiger Mundöffnung. Die Tiere graben sich in Sand ein, so daß nur Scheren, [* 3] Augen und Fühler hervorsehen.
Das Kopfbrust- schild ist rund oder vorn abgerundet. Die N. bewoh- nen die wärmern Meere bis in das Mittelmeer. Rundlauf, Turngerät, bestehend aus einer an einer Achse aufgehängten oder auf einer Säule be- festigtenDrehscheibe, woran Seile mit Handgriffen ge- hängtwerden, die zumLaufenund Schwingendienen. Rundlet (spr. rönnd-), engl. Wein- und Vrannt- weinmaß, 18 Gallons fassend --- 81,?821. Rundlinge, bei der Dorfanlage, s. Dorfsystem. Rundmafchine, s. Blechbearbeitung [* 4] (Bd. 3, S. 106a; Tafel: Blechbearbeitungsmaschi- nen, [* 1] Fig. 9). Rundmäuler, Cyklostomen ((^cloätomata), eine niedrig stehende Ordnung der Fifche von aal- artig gestreckter Gestalt, mit knorpligem Skelett, [* 5] ohne Rippen und Gliedmaßen oder paarige Flossen.
Die unpaaren Flossen sind vorhanden. Der Mund hat keine eigentlichen Kiefer, er wird von Knorpelstückchen gestützt, von einer kreisrunden Lippe [* 6] umsäumt und dient zum Ansaugen, wobei die kolbenförmige Zunge als Stempel wirkt, indem sie beim Zurückziehen die Mundhöhle [* 7] luftleer macht. Letztere ist mit kegel- förmigen Hornzähnen ausgestattet, die zur Unter- scheidung der Arten dienen. Die Nase [* 8] ist eine un- paare, vertiefte Grube. Die Kiemen bestehen aus meist sieben Säckchen, die von der Speiseröhre jeder- seits nach außen führen, und zwar bei den Neun- augen (s.d.) durch ebensoviel Offnungen, beim Inger (s. d.) durch eine einzige, indem sie unter der Haut [* 9] durch einen gemeinsamen Gang [* 10] verbunden sind.
Eine Schwimmblase ist nie vorhanden. Die Geschlechts- drüsen sind unpaar, die reifen Eier [* 11] und Samen- fäden gelangen in die Leibeshöhle und werden aus dieser durch eine hinter dem After befindliche Ge- schlechtsöffnung entleert. Die Runeberg führen meist ein Schmarotzerleben. Zu ihnen gehören das Neun- auge, dieLamprete(s. d.) und der Schleimfisch. Rundreisekarten, Rundreisehefte, f. Eisen- bahntarife (Bd. 5, S. 890d fg.). Rundschau, deutsche, s. Deutsche Rundschau. [* 12]
Rundfchild, ein runder Schild, [* 13] wie er besonders im Mittelalter von den Rittern zu Pferde [* 14] geführt wurde. Bei den Spaniern war der auch später, namentlich bei nächtlichen Streifzügcn, gebräuchlich. Rundfchit Singh, Herrscher der Sikh, andere Schreibung für Ranoschtt Singh (s. d.). Rundschreiben, s. Cirkular. Rundschrift. Die 9t. ist entstanden aus der Anwendung breitspitziger Federn sür die runden Formen der lat. Schrift: In Italien [* 15] war die Runeberg schon im 15. Jahrh, ge- bräuchlich, im 16. in den verschiedensten Abarten all- gemeine Gebrauchsschrift. In Frankreich traten die ersten reinen Rundschriftformen Ende des 15. Jahrh, auf und hießen 6critur6 iinanci6i'6, später ecri" wi-6 i-onäs (auch wohl einfach Finaneiere und Ronde), die gegen Ende des 16. Jahrh, entstandenen nach rechts geneigten 6ci'itui-6 dataräs. In Frank- reich wurde die Runeberg seither am meisten gepflegt.
Spa- nien bediente sich ihrer ebenfalls feit dem 16. Jahrh, mit Vorliebe. In Deutschland [* 16] ist die Runeberg in neuester Zeit durch Soenneckenzu großer Bedeutung gelangt, indem er ihr ein auf einfache geometr. Formen ge- stütztes leichtfaßliches Lehrsystem zu Grunde legte und die Federn für die Herstellung der Runeberg wesentlich verbesserte. (S. die nebenstehende [* 1] Figur.) -
Vgl. Oxei-a äi I^at? VeZMäiano (Vencd. 1554);
Gagneur, I.a teolinoFrapliie (Par. 1599); Soennecken, Die Runeberg (101. Aufl., Bonn [* 17] 1887).
Rundschuppen oder Cykloidschuppen der Fifche sind solche, die einen abgerundeten Hinter- rand haben und auf deren Oberfläche die konzentrifche Streisung parallel mit dem Hinterrande verläuft. Rundshrapnel, f. Geschoß [* 18] (Bd. 7, S. 904a). Rundsteinpflaster, s. Pflasterung. Rundtartsche, s. Tartsche. Rundwürmer (NeinatKeimiH 8. Neniatiiel- mintKoZ), eine sehr formenreiche Klasse von Wür- mern (s. d.), die einen drehrunden, oft stark in die Länge gezogenen, aber immer gänzlich ungeglieder- ten Körper besitzen.
Die Organisation ist, obgleich im allgemeinen einfach, doch in den einzelnen Ord- nungen nicht unwesentlich verschieden; die Ge- schlechter sind bis auf wenige Ausnahmen getrennt. Die Runeberg leben entweder, wenigstens zeitweilig, para- sitisch bei Pflanzen und Tieren oder vollkommen frei. Sie zerfallen in: 1) Haarwürmer (s. d.), 2) Kratzer (s. d.), und 3) in die anders gebaute Ordnung der Pfeilwürmer (s. d.). Runeberg, Johan Ludwig, schwed.-finn. Dichter, geb. zu Iakobstad in Finland, studierte zu Äbo, wurde 1830 Docent der Beredsamkeit zu Helsingsors, 1837 Lektor der lat. Sprache [* 19] am Gym- nasium zu Borga, 1842 Lektor der griech. Sprache daselbst. Er starb, schon 14 Jahre gelähmt, in Vorgä.
Ein ehernes Standbild, das Werk seines Sohnes Walter Runeberg, eines hervorragenden Bildhauers (geb. ward 1885 zu Hel- singfors enthüllt. Runeberg ist neben Bellman und Tegnsr der genialste Dichter in schwed. Sprache, zugleich aber von ihnen grundverschieden durch seine echt sinn. Eigentümlichkeit. Außer seinen in den «Dieter» (3 Bde., Helsingf. 1830-43) gesammelten kleinern Poesien sind zu nennen: «I^1^8^ttai-li6 » (1826; umgearbeitet 1832) und «Hanna.» (Helsiugs. 1836 u. ö.),
zwei Idyllen;
ferner die romantisch-moderne Erzählung aus Rußland «^aäLLeliäa» (Borgä 1841),
die Idylle «^uicMiien» (ebd. 1841),
der Romanzencyklus «Xun^ ^alar» (ebd. 1844),
die patriotifchen Balladen «^änriic Ztälg 3äFii6r» (Tl. 1, ebd. 1848; Tl. 2, Helsingf. 1860);
in diesen Gedichten giebt er der vaterländischen Lebensanschauung be- sonders kräftigen Ausdruck, sie beginnen mit dem später zum Nationallied gewordenen «^Vart I^anä», schildern Scenen und Charaktere aus dem Kriege von 1808 und sind für die Entwicklung des sinn.
Natio- nalbewußtseins von größter Bedeutung gewesen. Ferner sind zu nennen: «3inüi-i-6 LkliUreiLer» (Helsingf. 1854),
«kau o^», Lustspiel (1862),
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«Xun^arne pa. salamis» (Helsingf. 1863),
eine Tra- gödie in antiker Form. 1832-36 war Runge Redacteur des «HelZinzt'oi-L Nor^ondi^ä». Auch als Psalmen- dichter hat er sich hervorgethan. Seine «Z^inieäe äkriltLi-» erschienen in mehrern Auflagen. Die meisten Werke R.s wurden ins Deutsche übertragen, die «Epischen Dichtungen, mit Einleitung, Anmer- kungen und bibliogr. Anhang» von Eigcnbrodt (2 Bde., Halle [* 21] 1891). -
Vgl. E. Peschier, I. L. Runge, ein schwed.-sinn.
Dichter (Stuttg. 1881).
Runen, [* 22] die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Ihre Gestalt verrät deutlich, daß sie aus dem lat. Alphabet und zwar aus dem Kapitalalphabet der ältesten Kaiserzeit gebildet sind. (S. Schrift.) Man unterscheidet zwei Arten Runge, ein längeres und ein kürzeres Alphabet; beide heißen nach den Anfangs- runen Futhark. Jenes, das ältere, besteht aus 24 Buchstaben (l, u, ^ ftli^, a, r, k, ^ n; k, n, i, ^, ^u, p, 2, 8; t, d, 6, in, 1, nZ, 0, ä) und war bis zur Mitte des 7. Jahrh, bei fast allen german. Stammen in Gebrauch; das jüngere bestand aus 16 Runge und findet sich nur in Skandinavien bei Inschriften der letzten Jahrhunderte vor Einführung des Christen- tums. Es wurde später bis auf 27 Buchstaben er- weitert und hat sich bis zum Ausgang des Mittel- alters erhalten.
Die Inschriften, die im ältern Al- phabet geschrieben sind, sind für die Geschichte der german. Sprachen von ungemeiner Wichtigkeit. Vom 5. Jahrh, an wurden die Runge durch das lat. Alphabet verdrängt, zuerst bei den Südgermanen, dann bei den Engländern, zuletzt bei den nordischen Völkern. Schon Ulsilas schuf sich bei seincrübersetzung der Bibel [* 23] ein neues Alphabet mit Hilfe der griech. Buchstaben. Den einzelnen Zeichen des Futhark hatte man Namen gegeben, die teils aus der Mythologie, teils aus dem Leben genommen waren; so hießen im angelsächs. Runenalphabet t-. tsoli --- Vieh, Reich- tum; 0: 08 ^ der Gott;
t: lir -- der Kriegsgott;
I: la^i --- das Meer u. dgl. Diese Deutung hängt jedenfalls mit Geheimzeichen einer frühern Periode zusammen, den nota? impr6883,6 des Tacitus (" (^er- luaniH», Kap. 10), die in Buchenstäbchcn eingeritzt wurden (doch waren sie keine Buchstaben, sondern gewannen erst den Buchstabenwert des Anlauts ihres Namens, als die Germanen bei den Römern die Kunst des Schreibens kennen lernten) und zur Prophezeiung dienten, indem der eingeweihte Priester oder Hausvater die mit Runge bezeichneten Stäbchen auf ein Weihes Tuch streute, unbesehen drei davon aufhob und dann den Willen der Götter verkündete.
Als Lehrer dieser Kunst nennen die Eddalieder Odin, den obersten Gott. Wie diese Geheimzeichen gewesen sind, läßt sich nicht sagen; jedenfalls haben sie mit den Runge der erhaltenen Inschriften nichts zu thun. Aus ihnen wurde jedoch nicht nur geweissagt, sondern sie galten auch als Zauberzeichen, um mit ihrer Hilfe die Geister zu zwingen, daß sie die Zu- kunft kündeten. Dabei bediente man sich gewisser Lieder, die Runge, d. h. geheimes Gestufter, hießen; erst später wurde das Wort auf die Zeichen übertragen.
Die ältesten Runenschriften stammen aus dem 3. und 4. Jahrh.; es sind die Inschriften des Schild- buckels von Thorbjoerg, des Kamms von Vimose und vor allem des 1734 bei Gallehuus unweit Mögeltondern in Schleswig [* 24] gefundenen goldenen Horns, das einst von Dieben gestohlen und einge- schmolzen wurde und von dem sich jetzt nur nocb eine Nachbildung im königl. Museum in Kopenhagen [* 25] befindet. Runeninschriften wurden im Norden [* 26] be- reits seit dem 16. Jahrh, gesammelt, aber zu ihrer Deutung verschiedene, meist sehr abenteuerliche Systeme ausgesponnen; deshalb haben die ältern Werke über Runge nur noch Bedeutung durch das aus- gestapelte Material. Was darin für Theorie und Gesckichte brauchbar war, hat Brynjulfsen in seinem «I'sriculuin i'unoloZiculn» (Kopenh. 1823) zusam- mengestellt und Liljegren in seiner «I^un-I^rk» (Etockh. 1832) durch Nachträge und durch Berichte über den Inhalt der Inschriften ergänzt.
Streng unterscheidend zwischen den verschiedenen Arten von Runenschriften und auf histor. Wege vorwärts dringend, gab der Nunenlehre zuerst eine sichere wissenschaftliche Grundlage Will). Grimm («über deutsche Runge», Gott. 1821; «Zur Litteratur der Runge», Wien [* 27] 1828). Seitdem ward sie gefördert durch die Arbeiten des Isländers Finn Magnusson, der Eng- länder Kemble und Stephens, der Dänen Worsaae, Thorsen und L. Wimmcr («Nuneskriftens Oprindelse og Udvikling i Norden», Kopenb. 1874; stark er- weitert u. d. T. «Die Runenschrift», Verl. 1887); ferner durch Aufsätze von Munch und Vugge und die Schrift von Liliencron und Müllenhoff («Zur Runcnlchre», Halle 1852), der sich zwei Unter- suchungen über das got. Alphabet anschließen, die eine von Kirchhofs (Berl. 1851; neue Aufl. 1854), die andere von Zacher (Lpz. 1855). Über den Ge- brauch der N. fchrieb Olsen die treffliche Abhandlung «Nuncrne i den oldislandske Literatur» (Kopenh. 1883). Alles, was über deutsche Runge veröffentlicht worden ist, findet sich in dem gründlichen Werke Hen- nings, «Die deutschen Nunendenkmäler» (Straßb. 1889). Um die Kenntnis der nordischen Runen- inschriften haben sich namentlich Verdienste erworben Vugge, Wimmer und Iessen. Eine Sammlung der norwegischen Runge giebt heraus S. Vugge, «Norges Inskrifter med de oeldre Runer» (Krist. 1891 fg.),
eine der dünischen L. Wimmer. Einen überblick über die ältesten Runeninschriften giebt Burg, «Die ältern nordischen Nuneninschriften» (Berl. 1885). Runenstäbe, Stäbchen, in die Runen geritzt waren. Nach ihnen ist der Stabreim benannt. (S. Allitteration und Runen.) Runga, DarRunga, Ncgerreich und Vasallen- staat Wadais in Centralafrika, im mittlern Sudan, zwischen den Ländern Wadai im N. und Dar [* 28] Vanda im S., von dem aus Darfur kommenden Aukadebbe, einem großen rechten Nebenfluß des Schari, von O. nach W. durchströmt und von zahlreichen Zuflüssen desselben bewässert, ist sehr fruchtbar.
Die moham- med. Bewohner treiben Viehzucht [* 29] und führen Elfen- bein aus. Runge wurde 1873 durch Nachtigal bekannt. Runge, Otto Philipp, Maler, geb. 1776 zu Wolgast, [* 30] wandte sich vom Kaufmannsstande weg 1799 nach der Akademie zu Kopenhagen, wo er unter Abildgaards Leitung bis 1801 studierte. Dann ging er nach Dresden, [* 31] wo er in den Dar- stellungen der vier Tages-, Jahres- und Lebens- zeiten, von Goethe für ein Labyrinth dunkler Be- ziehungen erklärt, der mystisch-romantischen Rich- tung seiner Zeit, wie in seinen Ossian-Kompositio- nen, Ausdruck gab. 1804 begab sich Runge nach Ham- burg zurück, wo er starb. Als Schrift- steller trat er auf mit einer Farbenlehre u. d. T. «Farbenkugel» (Hamb. 1810). Seine hinterlassenen Schriften mannigfaltigen Inhalts erschienen später in zwei Bänden (Hamb. 1840-41). Ebenso er- schienen seine Silhouetten («Ausgeschnittene Blumen und Tiere in Umrissen») erst 1843 (Hamburg). [* 32] ¶
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Rungglftein, s. Nunkelstein. Runjeet Singh, engl. Schreibung für Ran- dschlt Singh (s. d.). Runke, Pflanze, s. Ti-uca. , Runkel, Stadt im Obcrlahnkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden [* 34] und Hauptort der Herrschaft Wicd-Runkcl des Fürsten von Wied-Neuwied, an der Labn und der Linie Koblenz-Gießen der Preuß. Staatsbahnen, [* 35] Sitz eines Amtsgerichts (Landge- richt Limburg), [* 36] hat (1890) 1149 E., darunter 91 Katboliken und 20Israelitcn, Post, Telegraph, [* 37] Vor- schußverein, Agentur der Nassauer Landesbank; Weinbau (vorzüglichen Rotwein) und in der Nähe Eisenerzgruben und Kalksteinbrüche.
Das ältere, 1634 durch die Spanier zerstörte Vergschloß ist Ruine, das 1642 angebaute neuere Schloß, vor- mals Residenz der Fürsten von Wied-Runkel, Ge- richtsgebüude. Nahe bei Rupp fällt der Boden st ein, ein Marmorfelsen, steil zur Lahn ab. Runkelrübe, s. Lew. Runkelstein (auch Rungglstein), Burgruine bei Vozen in Tirol, [* 38] auf einem Felsen (416 m) am Eingänge des Sarnthals, oberhalb des Talfcrbachs. Die Burg wurde 1237 von einem Herrn von Wan- gen erbaut, gehörte den Vintlern, den Landcsfürsten, dann den Liechtensteinern und Bifchöfen von Trient [* 39] und wurde vom Erzherzog Johann Salvator dem Kaiser von Österreick zum Geschenk gemacht, der sie 1884-88 durch den Wiener Dombaumeister Freiherr von Schmidt wiederherstellen ließ und 1893 der Stadt Bozen [* 40] schenkte. Interessant ist der 1400 entstandene Freskencyklus aus «Tristan und Isolde». -
Vgl. Freskencyklus des Schlosses Rupp, gezeichnet und lithographiert von Ign.
Seclos, erklärt von Ign. Vinc. Zingerle, hg. von dem Ferdinandeum in Inns- bruck (Innsbr. 1857); Schönhcrr, Das Schloß Rupp bei Bozen (ebd. 1874).
Runo, sinn. Bezeichnung für Volkslied (f. Fin- nische Sprache und Litteratur, Bd. 6, S. 815 d). Runo, schwed. Ilunö, esthnisch I^iind^r, let- tisch Ivokni 8^1, flache Infcl im Rigaer Meer- ! busen, zum Kreis [* 41] Arensburg des russ. Gouverne- ^ ments Livland [* 42] gehörig, 6 km lang, 4 km breit, hat 10,9 hkin, 330 E., Abkömmlinge von Schweden, [* 43] Leuchtturm und Reede. Runfe, s. Thal. [* 44] Rnnzel, im Seewesen, s. Riemen. Ruodlieb, der älteste originale Ritterroman Deutschlands [* 45] in lat. Sprache, den ein Tegernseer Mönch um 1030 in guten Leoninischen Hexametern abfaßte, ist nur in Bruchstücken auf uns gekom- men. Er zerfällt in zwei Teile, einen märchenhaft novellistischen, indem den namenlosen Helden die Befolgung guter Lehren [* 46] aus gefährlichen Abenteuern rettet, und einen der Heldensage entnommenen, in dem sich Rupp die schöne Heriburg erkämpft.
Ausgabe von Seiler (Halle 1882); dazu vgl. Laiftner in der «Zeitschrist für deutsches Altertum», Bd. 29. Ruotsinsalmi, sckwcd. Swensksund, Meer- enge an der Südküste Finlands, südwestlich von Fre- derikshamn, bekannt durch zwei Seeschlachten 1789 ! und 1790, in deren ersterer die Russen, in der zwei- ! tcn die Schweden siegten. Itnpo kort!, I5ainnin(Iu3 äo, Scholastiker, s. ! Raymundus de Pennaforti. ! Rüpel, Fluß in Belgien, [* 47] s. Dyle. Rupelmonde, Marktflecken in der bclg. Pro- vinz Oststandern, an der Mündung der Rüpel in die Schelde, hat 3222 E., bedeutende Leinwand- und Segelfabrikation, Fischerei [* 48] und Schiffbau. Rupp ist Geburtsort Gerhard Mercators. Anperto-Varolina. (in neuerer Zeit ^upei-to- Carola), der Name der Ruprechts-Karl-Nmvcrsität Heidelberg [* 49] (s. d.) nach ihrem Stifter, dem Kurfürsten Ruprecht 1. von der Pfalz (1386), und ihrem Re- organisator, dem Kurfürsten Karl Friedrich von - Baden [* 50] (seit 1803). z Rupertsland hieß früher das Küstenland um die Hudsonbai.
Ruperts-River (spr. riww'r), Fluh des brit. z Dominion of Canada in Nordamerika, [* 51] ein Ausfluß [* 52] ! des Mistafsinisees, ergießt sich, etwa 480 km lang, ^ in die Et. Iamesbai, einen Busen der Hudsonbai. Rupertus (Hrodbert, Robert oder Rup- recht), der Heilige, Apostel der Bayern [* 53] genannt, ! geb. um die Mitte des 7. Jahrh, aus dem merowing. Königsgeschlecht, war Bischof von Worms [* 54] und folgte dann einem Rufe des Herzogs Theodo II. nach Bayern, wo er für die Ausbreitung des Christen- tums wirkte. Von hier aus fetzte er längs der Do- nau seine Missionsreise fort und gründete das Bis- tum zu Salzburg, [* 55] wo er angeblich 27. März 717 starb und begraben wurde. Der Erzbischof von Salzburg, Graf Thun, stiftete ihm zu Ehren 1701 den Rupertus orden zum Schutze des kath. Glau- bens, der 1802 einging. -
Vgl. Anthaller, Die Geschichte der Rupertusfrage (Salzb. 1885);
Sepp, Vita sancti Ilroäderti primi^niH (Regensb. 1891).
Rupffalat, f. Gartensalat. Ruphia, Fluß im Peloponnes, s. Alpheus. Rupia (grch. Nhypia), die Echmutzfieckte. Rupie (vom Sanskritworte i-ür^a, Silber), engl. I5up66 (spr. rupi), eine Gold-, Silber- und Rechnungsmünze von sebr verschiedenen Beinamen, ! Gattungen und Werten in den ostind. Besitzungen curop. Staaten. Jetzt werden gemünzt:
1) die Goldrupie oder der Mo hur - 15 Silberrupien, 11,66 3 schwer (im Werte von 29,83 M.), auch in doppelten, 2/2 und ^ Stücken;
2) die Silber- rupie, geteilt in 16 Annas a 4 Pice zu 3 Pies. ! Diese ist «/12 fein und wiegt ebenfalls 11,66 F, so daß sie früher einen Wert von fast genau 2 M. hatte, jetzt aber infolge der niedrigen Eilberpreise nur einen folchen von etwa 1 M. hat. In Silber werden Stücke zu ^/», ^4, ^2 und 1, in Kupfer [* 56] zu ^32, ^64, «/128, ^/i92 Rupp geprägt. Größere Summen berechnet man nach Lacs zu 100000 Rupp. Die Rupp wurde 1542 von Kaifcr Scher Schah eingeführt, doch bestanden ähnliche Münzen [* 57] schon früher. Von den ältern Rupiensorten des brit. Ostindien [* 58] war vorzüglich die Eicca- oder Kalkuttarupie von Wichtigkeit, deren 100 --106,62 (fast 106^) Com- pagnierupien sind, wofür man gesetzlich und that- sächlich rund 100 Silberrupien ^ 106^ Compagnie- rupien, oder 15 Siccarupien -16 Compagnicrupien rechnet. Eine einheitliche Rupp für ganz Britisch-Indien (die genannte Compagnierupie, »tiis Ooin^Hnv^ NUP66") besteht erst seit 1836. Auch die Deutsch- Ostafrikanische Gesellschaft prägt Rupp wie Vritisch- Ostindien, auch Stücke zu zwei Rupp (S. die Tabelle: Münzen und Münzsysteme, beim Artikel Münze, und die Tafel: Münzen IV, [* 33] Fig. 8.) Rupp, Julius, Mitbegründer der Freien Ge- meinden (s. d.), geb. zu Königsberg [* 59] in Preußen, [* 60] wo er sich nach Beendigung seiner Studien im Predigerseminar zu Wittenberg [* 61] für Philosophie und Litteraturgeschichte habilitierte und zugleich Oberlehrer am Gymnasium war und 1842 ¶
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Divisionspfarrer wurde. Ruprecht I vertrat den freien Pro- testantismus mit Geschick in seiner Schrift «Der Symbolzwang und die prot. Lehr- und Gewissens- freiheit» (Königsd. 1843),
in Aufsätzen im «Ehristl. Volksblatt» (ebd. 1844) und auf der Kanzel. Wegen offener Verwerfung des Athanasianischcn Symbols 1845 seines Amtes entsetzt, gründete er eine freie prot. Gemeinde und trat mit den gleichstrebenden prot. Freunden in Täcksen in Verbindung. Er wurde wiederholt in das Abgeord- netenhaus gewählt und war auch litterarisch ein ge- schickter Verfechter seines Standpunkts. N. war ^ Hauptmitarbeiter der «Freien evang. Kirche» (Altenb. ! 1848) und der «Königsberger Sonntagspost» (1856 - 62); die «Religiöse Reform» (1867 - 76) ver- dankte ihm das meiste. Ruprecht I starb zu Königsberg. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: «Gregor vonNyssa» (Lpz. 1834),
«Von der ^ Freiheit. Ein Zeugnis für das Evangelium u.s.w.» (2 Tle., Königsb. 1856),
«Immanuel Kant. Über ! den Cbarakter seiner Philosophie und das Verhältnis z derselben zur Gegenwart» (ebd. 1857),
«Das Sekten- wesen und die Freie Gemeinde» (ebd. 1859). /?n/^., hinter lat. Psianzennamen Abkürzung für Heinrich Bernhard Ruppius (Florist),
geb. 1689 in Gießen, [* 63] gest. 1719 in Jena. [* 64] Ii"öe/)p., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Eduard Rüppell. Nüppell, Eduard, Naturforscher, geb. zu Frankfurt [* 65] a. M., unternahm 1817 eine Reise nach Ägypten [* 66] und zum Sinai, über die er in den «Fundgruben des Orients», hg. von Ham- mer, Vd. 5 (Wien 1818),
berichtete. Er durch- wanderte 1822 - 27 Nubien, Eennar, Kordofan und Arabien, veröffentlichte außer den «Reisen in Nubien, Kordofan und dem Pcträischcn Arabien» (Franks. 1829) auch einen «Atlas [* 67] zur Reise im ^ nördl. Afrika» [* 68] (Abteil. 1: «Zoologie», 20 Hefte, ! ebd. 1826-31). Bei seiner zweiten Entdeckungs- j reise Ende 1830 ging er von Livorno [* 69] nach Ägypten ! und erreichte im Febr. 1833 Gondar in Äbessi- l nien. 1834 kehrte er nach Europa [* 70] zurück und ließ ! hierauf «Neue Wirbeltiere zur Fauna Abessiniens gehörig» (13 Hefte, Franks. 1835 - 40),
die «Reise nach Abessinien» (2Vde., ebd.1838-40) und «Syste- matische Übersicht der Vögel [* 71] Nord- und Ostafrikas» (ebd. 1845) erscheinen. Seine naturwissenschaftlichen Sammlungen übergab er dem Senkenbergschen Museum, Münzen und ägypt. Altertümer, äthiop. Handschriften der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M., wo er starb. Ruppertsberg, Dorf im Bezirksamt Neustadt [* 72] a. d. Hardt des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, 8 Kin im NO. von Neustadt, hat (1890) 910 E., darunter 19 Evangelische, eine Wasserleitung, [* 73] und ist einer der besten Weinorte der Pfalz.
Ruppin hieß eine Herrschaft in der Mark Bran- denburg, welche aus dreiTcilcn: dem Lande Ruprecht I im engern Sinne, dem Lande Wusterhausen und dem Lande Gransee bestand. Dieselbe gehörte seit dem 13. Jahrh, den Grafen von Lindow und wird deshalb in Urkunden auch öfters als Graffchaft Ruprecht I bezeichnet. Letztere Benennung wurde jedoch erst gegen Ende des 16. Jahrh, offiziell, nachdem 1524 die Grafen von Lindow ausgestorben und deren Besitztum an die Kurfürsten von Branden- burg gefallen war. Friedrich II. fcheint sich zuerst Graf von Ruprecht I genannt zu haben, und dieses Prädikat wurde auch 1817 bei erneuerter Feststellung des königl. Titels beibehalten. Die Grafschaft nebst einem Teile des ehemaligen Landes Löwenberg bil- det den Kreis Ruprecht I des preuß. Reg.-Vez. Potsdam. [* 74] Derselbe hat 1771,96 ykm und (1890) 76215 (37524 männl., 38 691 weibl.) E., 7 Städte, 126 Land- gemeinden und 98 Gutsbezirke. Sitz des Landrats- amtes ist Neuruppin [* 75] (s. d.). -
Vgl. Fontane, Wan- derungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 1: Die Grafschaft Ruprecht I (5. Aufl., Verl. 1892).
Ruppiner Kanal, [* 76] f. Havel. ^??//)7'., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Franz Ruprecht, geb. in Prag, [* 77] gest. als Kustos des Herbariums in Petersburg. [* 78] Ruprecht, Knecht, s. Knecht Ruprecht. Ruprecht, der Heilige, s. Nupcrtus. Ruprecht, genannt Clem, Kurfürst von der Pfalz und 1400-10 deutscher König, geb. 1352 als ältester Sohn des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz, folgte 1398 seinem Vater in der Kur- würde. Mit Johann von Mainz [* 79] stand N. an der Spitze der Fürsten, die König Wenzel wegen völliger Vernachlässigung des Reichs zu Oberlahnstcin absetzten. Am folgenden Tage wurde Ruprecht I selbst auf dem Königsstuhl bei Rense zum König erwählt.
Doch viele Rcichsstände erkannten ihn nicht an. Die Krönungsstadt Aachen [* 80] verweigerte ihm den Einlaß, so daß er sich zu Köln [* 81] krönen lassen mußte. Papst Vonifacius IX. machte seine Anerkennung unter anderm auch von der Be- siegung des von Wenzel erhobenen Galeazzo Vis- conti von Mailand [* 82] abhängig; aber während Ruprecht I 1401 diesen nur mit ungenügendem Heere angriff und 21. Ott. am Gardasee geschlagen wurde, erhoben sich in Deutschland viele Gegner. 1403 erhielt Ruprecht I dann die Anerkennung des Papstes, aber 1405 schlössen 17 schwäb. Städte, der Mainzer Erzbischof und die Grafen von Württemberg [* 83] und Baden in Marbach einen augenscheinlich gegen ihn gerichteten Bund, und muhte Ruprecht I das unbe- schränkte Vündnisrecht der Reichsstände anerkennen.
Dazu kamen die Schwierigkeiten des Schismas. Da N. an dem vom Pisaner Konzil abgesetzten Papste Gregor XII. festhielt, während die meisten deutschen Fürsten den Konzilspapst Alexander V. anerkann- ten, Johann von Mainz dessen Legat ward und das Konzil Wenzel als König bestätigte, so schien der Bürgerkrieg'unvermeidlich, als Ruprecht I auf dem Schlosse Landskron bei Oppenheim starb. Er wurde, wie auch seine Gemahlin Elisabeth, Toch- ter des Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg, [* 84] in Heidelberg begraben. -
Vgl. Chmcl, Ne^ta. cdi'0nul0^ic0'äipi0niütick l^uperti re^iä Noinano i-uin (Frankf. 1834);
Höfler, Ruprecht I von der Pfalz (Frciburg 1861);
Deutsche Reichstagsakten unter König Ruprecht I (hg. von Weizsäcker, Vd. 1 -3, Gotha [* 85] 1882-88);
Winkelmann, Der Romzug R.s von der Pfalz (Innsbr. 1892).
Ruprecht I., Pfalzgraf bei Rhein und Kurfürst von der Pfalz, geb. als Sohn des Psalzgrafen Rudolf I. (gest. 1319), schloß nebst sei- nem Bruder Rudolf II. mit seinem Oheim Kaiser Ludwig IV. den Vertrag zu Pavia, durch welchen die Pfalz als ein selbständiger Teil von Bavern getrennt wurde, und erhielt 1338 bei der Teilung der Pfalz den größten Anteil mit der Residenz Heidelberg. Er trat zwar 1344 an die Spitze der mit dem Kaiser unzufriedenen Fürsten, versöhnte sich aber 1345 mit Ludwig und stimmte ¶
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nach dessen Tode für die Wahl Günthers von Schwarzburg [* 87] zum deutschen König gegen Karl IV. von Mähren, [* 88] schloß sich jedoch dann eng an letztern an. 1353 folgte er seinem Bruder Rudolf in der Regierung der Pfalz und in der Kurwürde, die ihm durch die Goldene Bulle 1356 nebst dem Erztruch- sessenamt als unteilbares Eigentum bestätigt wurde. Lange Fehden hatte er gegen den Grafen von Span- heim und gegen den Grafen von Ebcrstein zu füh- ren; in dem großen schwüb. Städtekrieg zog er nach vergeblichen Friedensvermittelungen dem Grafen Eberhard von Württemberg zu Hilfe. Um sein eige- nes Land hat sich Ruscus namentlich durch die Gründung der Universität zu Heidelberg (1386) verdient ge- macht. Er starb Ruprecht, Prinz von der Pfalz, engl. Feld- herr, geb. in Prag, war dritter Sohn des Kurfürsten Friedrich V. und der Elisabeth, Tochter Jakobs I. von England. Er focht im Drei- ßigjährigen Krieg auf prot.
Seite, war 1638-42 Kriegsgefangener und ging dann nach England, wo er als kecker Reiterführer im Bürgerkrieg feinem Oheim Karl I. (s. d.) gute Dienste [* 89] leistete. Nach der Entscheidungsschlacht bei Naseby (1615) zerfiel er mit dem König wegen seiner Übergabe Bristols und führte von nun an ein räuberisches Piraten- leben zur See, bis er, von Blake, dem Seehelden der Republik, in die Enge getrieben, seine Zuflucht in Frankreich fuchen mußte (1654). Nach der Re- stauration stand er bei Karl II. in hohem Ansehen und focht 1666 und 1673, das zweitemal als Ad- miral, gegen die Holländer. Er starb Ruscus trieb eifrig Physik und Chemie, befaß bedeu- tende Kenntnisse in den Naturwissenschaften und in der Mechanik und war 1670 bei der Gründung der Hudsonbaicompagnie beteiligt. -
Vgl. Warburton, N6N101I-8 of?rinc6 15. anä tne (^v^lioi-Z (3 Bde., Lond. 1848-49);
Spruner, Pfalzgraf Nupert der Cavalier (Münch. 1854);
Treskow, Leben des Prin- zen Ruscus von der Pfalz (2. Aufl., Verl. 1857).
Nuptur (lat.), die Zerreißung von Körperteilen oder Organen, erfolgt entweder durch äußere Ge- walteinwirkungen (gewaltfame oder trauma- tische Ruscus), oder infolge krankhafter Terturveränoe- rungen, wie der Aerschwäruug, Erweichung, des Brandesu.s.w. (freiwillige oderspontaneR.). Die Ruscus innerer lebenswichtiger Organe nimmt meist einen tödlichen Verlauf. Rupununi, Nebenfluß des Essequibo (s. d.). Ruqueres, Klavecinbauerfamilie, s. Ruckers. Rural (lat.), ländlich, Land..., bäuerlich; Ruralbischof, soviel wie Chorbischof.
Nuremonde (fpr. rürmöngd), f. Roermond. Rurik (russ. I^urik), der Gründer des Russischen Reichs. Nach der altruss. Chronik (s. Nestor) riefen 862 die Slawen von Nowgorod mit ihren Nachbarn die Waräger (s. Normannen) herbei und Ruscus nahm mit seinen Brüdern Sineus und TruworBesitz von diesen Gegenden. Nach dem Tode feiner Brüder regierte Ruscus allein in Nowgorod, während andere Waräger unter Askold und Dir sich am Dnjepr festsetzten und dort einen neuen Staat, Kiew, [* 90] gründeten. Ruscus starb 879; bei seinem Geschlecht blieb dann die Herrschaft über Rußland, bis 1598 mit Iwans Wafsiljewitsch des Schrecklichen Sohne Feodor der regierende Stamm erlosch. (S. Romanow.) Doch giebt es noch jetzt viele fürstl.
Familien (Rurik er, russ.Rjurikowitschen ge- nannt) in Rußland, welche ihr Geschlecht in direkter Linie auf Ruscus zurückführen. (S. Knjas.) Rnruki, Ruki, Nebenfluß des Kongo (s. d.). Rurutu oder Retoroa, eine der Tubuai-Inseln, 50 ykui groß, mit etwa 750 E., 1769 von Cook ent- deckt. Wegen ihrer großen Natukschönheit verlegte Lord Byron hierher den Schauplatz seines Gedichts «11)6 iäiHnä». Rus, richtiger RuZ (spr. rußj), ein von den Wa- rägern (s. Normannen) auf die Ostslawen übertrage- ner Name, hieß ursprünglich der Staat, der sich im 9. Iabrh. mit Kiew an der Spitze entwickelte, und seine Bevölkerung. [* 91]
Der Name ging im 11. Jahrh, auch auf Volhynien und Galizien über. Als nach Aufhören der Tatarenherrschaft Moskau [* 92] die Tra- dition Kiews fortfetzte, wurde dort auch der Name Ruscus angenommen. Seit Ende des 16. Jahrh, wandte man die gricch. Form, Ilossia, in russ. Schreibweise Il038i^H (spr. rassija) an, die heute die offizielle Be- nennung Rußlands ist. Unter dem alten Wort Ruscus versteht man jetzt oft die Länder des kleinrusf., auch weißrusf. Stammes im Gegensatz zu Großrußland. -
Vgl. C. F. Kunik, Die Berufung der schwed. Rodsen durch die Finnen und Slawen (2 Bde., Petersb. 1844).
Rusadir, span. Stadt, s. Melitta. Nusalken, Nussalken (russ. ruzaiki), slaw. Wasser- und Feldnymphen mit grünen Haaren. Das außer in slaw. Ländern auch in Nordungarn, Ru- mänien und Griechenland [* 93] gefeierte Fest der Rusa- lien (lat. roä^ÜH, woher der slaw. Name stammt) findet zu Pfingsten und in der Woche vorher statt. Befonders wird am Donnerstag vor Pfingsten die ganze Nacht mit Tanzen zugebracht, und zum Mor- gen gehen die Mädchen mit Blumen bekränzt an den Fluh, wo sie sich mit Wasser oder Tau waschen, um schön zu werden. (S. auch Semik.) -
Vgl. Miklosich, Die Rusalien (Wien 1864).
Rusbroek, Mystiker, s. Ruysbroek. Nüsche (frz. ruclie), eine als Damenputz beliebte Garnierung mit dicht aneinander gelegten aufrecht stehenden Falten. (S. Plisse'.) Die N. werden mit der Faltenlegmaschine (s. d.) erzeugt. Ruschigen, russ. Stadt, s. Rossieny. Ruöcuk, bulgar. Stadt, s. Rustfchuk. R.ii8 ^/., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit nur drei Arten in den Me- diterrangegenden, niedrige strauchartige Gewächse, die sich durch blatt- förmige Zweige (f. beistehende Abbil- dung) auszeichnen, an deren unterer oder oberer Fläche die unansehnlichen Blüten stehen. Die bekannteste Art ist lVMM^' der Mäusedorn M^.^M^^?^. oder die Stachel- myrte (R.aculea.' tu8 ^.), ein sehr ästiger Kleinstrauch mit vielen eiförmi- gen, stechenden Vlattzweigen, die die Blüten auf der obern Fläche tra- gen. Diefer südeurop. Strauch wird nicht felten als Ziergewüchs (auch in Töpfen) kultiviert. Sein Wurzelstock war früher offizinell (Ilaäix Iwäci) und hat einen widerlich-süßen, scharfen Geschmack. Die ¶
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jungen Sprosse werden in Südeuropa als Salat und Gemüse gegessen. Eine andere in Gärten häufig angepflanzte Art ist das abgebildete Zungenkraut, Rumänische hypoglossum L.