aufkam, trat das Rotes Meer mit seinen Küstenländern aufs neue hervor und ist jetzt seit der Eröffnung des
Sueskanals neben
dem Nordatlantischen Ocean der meistbefahrene Meeresteil der Erde.
Rotes Meer heißt auch der Kalifornische
Meerbusen (s. d.).
Astfäule,
Stockfäule, durch den
Pilz
[* 2]
Trametesradiciperda Hart.
(s.
Trametes) erzeugte
Krankheit der Nadelhölzer,besonders an
Kiefern und
Fichten, findet sich an
Bäumen von dem verschiedensten
Alter; schon in jungen, fünf- bis zehnjährigen Schonungen und auch in hundertjährigen
Beständen werden die
Wurzeln von diesem
Pilze
[* 3] befallen. Seine hauptsächlichste Einwirkung besteht darin, daß die reiche
Entwicklung des Myceliums
in Rinde und
Holz der
[* 4]
Wurzeln Fäulniserscheinungen hervorruft, die auch in den
Stamm übergehen und in diesem oft bis zu einer
ziemlichen Höhe eine ähnliche
Zersetzung des Holzes bewirken. Da die Nahrungszufuhr aus dem
Boden so gänzlich aufhört,
so müssen die
Bäume zu
Grunde gehen.
Die Fruchtkörper dieses
Pilzes finden sich im
Boden an den
Wurzeln, sie sind von geringer
Ausdehnung
[* 5] und von zarterer Beschaffenheit
als die der andern
Arten der Gattung
Trametes. Die
Verbreitung derSporen im
Boden geschieht wahrscheinlich durch Mäuse, doch
kann auch durch Weiterwucherung des Mycels im
Boden sowie durch direktes Aneinanderliegen der
Wurzeln benachbarter
Bäume die
Krankheit fortgepflanzt werden. Als Gegenmittel wird Isolierung der durch den
Pilz entstandenen
Blößen mittels tiefer
Stichgräben empfohlen.
alter
Name für zwei isomorphe
Mineralien
[* 6] aus der Gruppe der
Sulfosalze, die reiche
Silbererze sind; beide krystallisieren rhomboedrisch mit vorwiegend prismatischem oder skalenoedrischem Habitus in Formen,
die sich denen des
Kalkspats nähern. Das eine ist das karmesinrote bis schwärzlich-bleigraue dunkle Rotgültigerz oder der Pyrargyrit,
das Antimonschwefelsilber, 3 Ag2S + Sb2S3 ^[3 Ag2S + Sb2S3], mit 60 Proz.
Silber, 22,2
Antimon, 17,8 Schwefel; es hat metallartigen Diamantglanz und ist undurchsichtig bis kantendurchscheinend; spec.
Gewicht 5,75 bis 5,85. Das andere ist das cochenill- bis karmesinrote lichte Rotgültigerz oder der Proustit, das
entsprechende Arsenschwefelsilber, 3Ag2S + As2S3 ^[3Ag2S + As2S3], mit 65,4 Proz.
Silber, 15,2
Arsen und 19,4 Schwefel, mit reinem Diamantglanz, halbdurchsichtiq bis kantendurchscheinend,
dem spec. Gewicht 5,5 bis 5,6. Beide schmelzen leicht; Kalilauge zieht Schwefelantimon und Schwefelarsen aus. Die Rotgültigerz sind
weitverbreitete
Erze; schöne
Krystalle liefern unter anderm die Gruben von
Freiberg,
[* 7] Joachimsthal,
Andreasberg, Chañarcillo
im nördl.
Chile.
[* 8]
kupferreiche und
deshalb rötlich gefärbte Gußwaren aus
Legierungen des Kupfers mit
Zink, welche gewöhnlich auch Zinn und
Blei
[* 9] in geringern Gewichtsmengen enthalten.
Bei zunehmendem Zinkgehalte wird die
Farbe
gelb und die Gußwaren heißen
Gelbguß oder
Messing (s. d.).
Man benutzt den Rotguß für Gegenstände, welche geringere
Sprödigkeit
als
Messing besitzen sollen, z. B. Lagerpfannen.
Bei höherm Zinn- und geringem Zinkgehalte wird der Rotguß zur
Bronze
[* 10] (s. d.).
Stadt im
BezirksamtSchwabach
[* 11] des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, an der Mündung der
Roth in die
Rednitz, der Linie
München-Bamberg-Hof und der
Nebenlinie Roth-Greding (39,3 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 12] Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht
Nürnberg),
[* 13] hat (1890) 3323 E., darunter 341 Katholiken und 59 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 14] Fernsprecheinrichtung,
ein Luitpold-Denkmal, Schloß (14. Jahrh.);
Fabrikation von
Bronze, leonischen und Filzwaren und Hopfenbau.
Justus Ludw.
Adolf, Geolog und Mineralog, geb. zu
Hamburg,
[* 16] studierte in
Berlin
[* 17] und
Tübingen
[* 18] Naturwissenschaften, und ließ sich später in
Berlin nieder, wo er 1867 zum Mitglied der
Akademie der Wissenschaften
und zum Professor an der
Universität ernannt wurde und wo er starb. Seine erste größere
Schrift betrifft «Die
Kugelformen im
Mineralreich und deren Einfluß auf die Absonderungsgestalten der Gesteine» (Lpz.
1844). Später veröffentlichte er die wertvolle Monographie «Der
Vesuv
[* 19] und die Umgebung von Neapel»
[* 20] (Berl. 1857), ferner
wichtige Untersuchungen, die zumeist in den
Abhandlungen der
Berliner
[* 21]
Akademie erschienen und die sich auf die vulkanische Eifel,
auf die
Lehre
[* 22] vom
Metamorphismus, die
Bildung des
Serpentins, die Geognosie des niederschles.
Gebirges, den
Zobtenit u. s. w. beziehen. Daneben aber hat sich Roth namentlich um die Petrographie
die größten Verdienste erworben («Die Gesteinsanalysen», Berl.
1861; «Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine», ebd. 1869,
1873, 1879, 1884). Von seiner
«Allgemeinen und chem. Geologie»
[* 23] behandelt Bd. 1 (Berl.
1879) die geognostisch wichtigsten
Mineralien und ihre
Veränderungen, Bd. 2 (ebd. 1887) die Petrographie,
Bd. 3 (ebd. 1891 - 93) die Zusammensetzung und
Veränderung der Gesteine.
Paul von, Jurist, geb. zu
Nürnberg, studierte in
München
[* 24] die
Rechte, habilitierte sich 1848 daselbst,
wurde 1850 außerord. Professor in
Marburg,
[* 25] 1853 ord. Professor des deutschen
Rechts in Rostock,
[* 26] 1857 in
Kiel
[* 27] und 1863 in
München, wo er 1866 auch zum Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek ernannt wurde. 1874 - 89 war er
Mitglied der
Kommission zur Entwerfung eines
DeutschenBürgerlichen Gesetzbuches. Er starb in
München. Roth schrieb:
«Über die Entstehung der Lex Bajuvariorum»
(Münch. 1848),
Sprachen, 1856 auch Oberbibliothekar der Uni- versität wurde. Rothe ist der Hauptbegründer der ve- dischen Studien in Deutschland
[* 33] und hat anch durch eine Reihe inhaltsreicher Arbeiten dem Studium des Avesta die richtigen Wege gewiesen. Er ver- öffentlichte:
«Zur Litteratur und Geschichte des Veda» (Stuttg.
1846),
die Ausgaben von Iäskas «Nirukta» (Gott. 1852) und
des «Atharva-Vcda» (mit Whitney, Vd. 1: Text, in 2 Abteil., Verl. 1855-56).
In diesen Arbeiten bekundet N. das Streben, das
Verständnis der ältesten Texte von der ausschließlichen Autorität der ind. Kommen- tatoren unabhängig zu machen und nach
allgemei- nen philol.
Grundsätzen festzustellen.
Sein.Haupt- werk ist das große «Sanskrit-Wörterbuch»
(? Bde., Petersb. 1853-75),
welches er gemeinschaftlich mit Bohtlingk bearbeitete.
Ferner sind zu nennen: «Ab- handlung über den Atharva-Vcda» (Tüb.
1856), «Nber den Mythus von den füuf Menschengeschlech- tern» (ebd. 1860),
«Über die Vorstellui^g vom Schick- sal in der ind.
Spruchweisheit» (ebd. 1866),
«Über Macna 31» (ebd. 1876) sowie
zahlreiche wichtige Ab- handlungen in der «Zeitschrift der Deutschen Morgen- ländischen Gesellschaft».
Ferner verfaßte N.
Band
[* 35] 1 des Hauptkatalogs der königl. Universitätsbibliothek zu Tübingen («Verzeichnis ind. Handschriften»,
Tüb. 1865),
«Beiträge zur Geschichte der UniversitätTü- bingen. I. Aus dem 1.1519» (ebd. 1867),
«Die fürstl.
Liberei aufHohentühingen und ihre Entführung im I. 1615» (ebd. 1888) und gab als Festschrist zum vicrhundertjährigcn
Jubiläum der Universität «Ur- kunden zur Geschichte der UniversitätTübingen» (ebd. 1877) heraus.Roth, Wilh. Aug., Mediziner,
geb. zu Lübben
[* 36] in der Niederlausift, studierte 185 l -55 Medizin auf dem Fnedrich-Wilbelms-Instilut
in Berlin, wnrde 1861 Stabsarzt im Fricdrich-Nil- Helms-Institut, 1867 Oberstabsarzt und Lehrer an der Kriegsakademie und 1870 Generalarzt
erster Klasse und Korpsarzt des 12. (königlich sachs.) Armee- korps zu Dresden.
[* 37]
Seit 1873 bekleidete er auch den ^ehrstuhl
für Gesundheitspflege am lönigl.
Poly- technikum zu Dresden und leitete zugleich die mili- tärärztlichen
Fortbildungskurse. Er starb 12. Iuui 1892. N. hat sich namentlich um die Gesundheits- pflege, insbesondere um den Militarsanität^dicnst
wesentliche Verdienste erworben. Er schrieb: «Militär- ärztliche Studien» (2 Bde., Verl. 1864-68),
«Grnnd- riß der physiol.
Anatomie für Turnlehrerbildungs- anstalten» (4. Aufl., ebd. 1885),
«Handbuch der Mili- tärgesundheitspflege» (mit Ler, 3 Bde.,
ebd. 1872- 77). Auch gab er seit 1872 den «Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte
auf dem Gchicte des Militärsanitätswesens» heraus, der früher mit den Jahresberichten von Virchow-Hirsch vereinigt war,
seit 1882 jedoch je einen Supplcmentoand zur «Deutschen Ätilitärärztlichen Zeitschrift» hildet. Noth, die oherftc Ahtcilung
des Buntsandstcins (s. d.), die aus vorherrschenden Mergeln,
Lcttcn und Gips
[* 38] hestcht und in schwachen Dolomithänkcn auch eine Meeresfauna enthält. Am mächtigsten ent- wickelt in Deutschland
ist das N. im Saalethal. Nötha, Stadt in der AmtshauptmannschaftBorna der füchs.
Nauchwarenfarbereien und -Zurichtereien, Ger- bereien, Ziegeleien, Obstweinfabrikation
und Müh- len. Das Schloß war während der Schlacht bei Leipzig im Okt. 1813 Hauptquartier der verbünde-
ten Monarchen und des Fürsten Schwarzenberg.
Nothaan, Iesuitengeneral, s. Roothan. Nothaargcbirge oder Notlagergebirge, nach
W. und N. steil abfallender schmaler Berg- rücken im südl. Teile des preuß. Reg.-Bez. Arns- berg, erstreckt sich von den
Quellen der Sieg, Lahn und Eder nordwärts bis zum Härdler (696 m), dann ostwärts zwischen der Lenne und
Eder bis zum KahlenAstenberg (s. d., 830 m).
Außer dem Händ- ler sind noch an Porphyraipfeln zu nennen: der Milsen (670 m),
der Epschloh (691 m) und der Iagd- bcrg (674 m). Nothaubenkakadu, der größte Kakadu (s. d.). Nothäute, die eingeboreln'n
Stänune des ainerit. Kontinents (mit Ausschluß der Eskimo), augenschein- lich eine Mißdeutung des spanischen
xonte colm-ada, was eigentlich «sarbige Leute» bezeichnet, im Gegen- satz
zu den weißen Europäern.
Da aber coloi-aäo im Spanischen auch «rot» bedeutet, so hat sich letzteres Wort als Bezeichnung
für die eingeborene Bevölke- rung Amerikas festgesetzt. In Wahrheit ist von einer roten oder kupferroten
Hantfärbung bei den Einge- borenen Amerikas nirgends die Nede, und die Be- zeichnung Rothe oder Note Nasse ist ebenso falsch wie
die andere Indier oder Indianer, die auf die Eingehorenen Amerikas angewandt wird. Nöthe, Nichard, prot.
Theolog, geb. zu
Posen,
[* 41] studierte zu Heidelberg
[* 42] und Berlin und wurde 1823 Prediger bei der preuß. Gesandt- ! schaft zu
Nom, 1828 Professor am Predigerseminar z zu Wittenberg,
[* 43] 1832 zweiter Direktor und Ephorus desselben. 1837 ging er als ord.
Professor und Di- rektor des ueugegründeten Predigerseminars nach Heidelberg, wurde 1819 Professor und Ilnivcrsitäts- prediger
zu Bonn,
[* 44] kehrte jedoch 1854 nach Heidel- berg zurück, wo er zum Geh.
Kirchenrat, 1861 zum außerordentlichen
Mitglied des Oberkirchenrats er- nannt wurde und starb, l^eine theol. Nicktung pflegte er selbst als thcosophisch
und supra- naturalistisch zu bezeichnen.
Durch seine Verhältnis- bestimmung des Historischen und des Idealen im Christentum
und deren Konsequenzen war er der sog. Vermittelungstheologie zugewandt.
Jedoch wies er energisch auf den Unterschied von Neligion und Dogmatik hin und forderte eine Ncform der evang.
Kirche und Theologie im Einklang mit der Kulturentwicklung unsers Zeitalters, weshalb er auch Mitglied des Protestantenvereins
war.
Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die Anfänge der christl. Kirche und ihrer Verfassung» (Wittenb.1837),
sein Hauptwerk, die «Theol. Ethik» (3 Bde.,
ebd. 1845 - 48'. 2. Aufl., vollendet von Holtzmann, 5 Bde.,
1867-71),
Aus seinem Nachlaß erschienen «Dogmatik» (hg. von Schenkel, 2 Bde.,
Hcidelb. 1870-71) und «Vorlesungen überKirchengeschichte» (hg. von
Weingarten, 2 Bde., ebd. 1875),
«Thcol. Encyklopädie»'(hg. von Nuppelius, Wittenb. 1880); ferner «Geschichte der Predigt»
(hg. von Trümpel- mann, Vrem. 1881),
«Predigten» (hg. von Schenkel und Bleck, 3 Bde.,
Elberf. 1868-69; eine Nach- lese, Hamb. 1872),
zu den Abendandachten über die Pastoralbriefe und andere Pastoraltertc" (ha,, von Palmin, 2 Bde.,
Wittenb. 1876 - 77; 2. Aufl., Vrem. 1880),
«Der erste Brief Johannis praktisch erklärt» (hg. von Mühlhäusser, Wittenb.
1878),
«Gesammelte Vor- träge und Abhandlungen aus seinen letzten Lebens- jahren» (hg. von Nippold, Elberf. 1886). -
Vgl. Nippold, Richard N. Ein christl. Lebensbild (2 Bde., 2. Ausg.,
Wittenb. 1877).
Roethe, Gustav, Germanist, geb. in Graudenz,
[* 47] studierte in Göttingen,
[* 48] Leipzig und Berlin, wurde 1886 Privatdocent, 1888 außerord., 1890 ord.
Seine Ausgabe der «Gedichte Neinmars von Zweter» (Lpz. 1887)
sucht die Grundlagen zu einer Geschichte der mittelhochdeutschen Spruch- dichtung zu schaffen. Er veröffentlichte ausierdcm
eine Ausgabe von Seb.Helbers «Syllabicrbüchloin» (Frcib.i. Br. 1882),
die Festrede «Die deutschen Kaiser und die deutsche Litteratur»
(Gott. 1893) und ist an der Weimar.
[* 49]
Goetheausgabe beteiligt.
Mit Edw. Schröder giebt er seit 1891 die
«Zeitschrift für deut- sches Altertum und deutsche Litteratur» heraus und setzt die von Scherer begonnene
Neuausgabe von Jak.Grimms «DeutscherGrammatik» fort (Bd. 3, Gütersloh 1890; Bd. 4, Tl. 1, ebd.1895). Rothenburg.
[* 50]
1) Rothenfels in der Oberlausitz, Krcis im preuh.
Reg.-Bez. Liegnitz,
[* 51] hat 1125,14 ^m und (1890) 51718 (24572 männl., 27146 wcibl.)
E., 2 Städte, 129 Landgemeinden und 107 Gutsbezirke. - 2) Rothenfels in der Oberlausitz,
Kreis- stadt im Kreis
[* 52] N., links unweit der Lausitzcr Neisse,
[* 53] Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Görlitz),
[* 54] bat (1890) 1236 E., darunter 47 Katholiken, Post, Telegraph, ein Nittergnt mit Schloß;
Tuch- fabrikation und Wollwäscherei. - 4) N. an der Saale, Dorf im Saalkrcis des
preuß. Reg.-Vez. Merseburg,
[* 57] rechts an der Saale, in tief eingeschnitte- nem Felsenthal, hat (1890) 1236 E., Postagentur,
Telegraph, Schiffahrt, eine königl. Domäne (110 E.) mit Spiritusbrennerei;
Kupferhammer, Walzwerk
[* 58] und Messingwerk der Mansselder
Gewerkschaft, Ma- schinenfabrik und Eisengießerei
[* 59] «Prinz Karlshütt» (Apparate für Brennereien und Zuckerfabriken), Schiffbau,
Seilerei, Ziegelei und Notsandstein- brüche. - 5) Ruine bei Kclbra (s. d.). Nothenburgob(an)derTauber,
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfrankcn, hat 451,.^i und
(1890) 20324 (9812 männl., 10512 wcibl.) E., 61 Gemeinden mit 221 Ort- schaften. - N. ob (an) der Tauber, unmittelbare Stadt
und Bezirksstadt im Bezirks- amt Rothenfels, 3 Km von der würt- tcmb.
Staats- bahnen, Sitz dos Bezirks- amtes, eines
Amtsgerichts (Landgericht Ansbach)
[* 60] und Rentamtes, hat (1890) 7001E., darunter447 Ka- tholiken und 99 Israeliten, Post, Telegraph,
Ve- zirksgremium, alte Stadtmauer mit zahlreichen Tür- men und Festungswerken, Doppelbrücke (1330)
über
die Tauber, sieben Kirchen, meist in got. Stil, kleine rotgedeckte Giebelhäuser, St. Georgsbrunnen (1806), ein stattliches
Rathaus, der ältere Teil im frühgot.
Stil mit Turm
[* 61] (70 m) und Kaisersaal, der neuere Teil im Renaissancestil (1572-78) mit
Nustica- kolonnade, Treppenturm und zierlichem Erker, zahl- reiche alte sehenswerte Prioathäuser, ferner
ein Progymnasinm, eine Real-, Präparanden-, höhere Mädchenschule, Musikschule, Stadtbibliothek, Wai- senhaus, Wasserleitungen
und Kanalisation.
Unter den Kirchen zeichnet sich aus die St. Iakobskirche, 1373 - 1456 erbaut und 1855 - 56 von Heidelosf
restauriert, die St. Wolfgangs- oder Schüferskirche, 1472 begonnen, und die Franziskanerkirche mit Grabdenkmälern
alter Ritter- und Patriciergefchlech- tcr. (Vgl. Tafel: Altäre II,
[* 46]
Fig. 2.) Die ältere, im 14. Jahrh, von einem Mönch angelegte
Wasser- kunst führt durch ein Druckwerk das Wasser aus der Tauber auf den Berg nach dem 30 m hohen Klingen- thorturm.
Die
Wasserleitungen bestehen seit 1867 und 1893. Rothenfels hat ein Wildbad mit Schwefelquelle, die 1356 bei
einem Erdbeben
[* 62] entstand. Es bestehen Fabriken für Kinderwagen, landwirtschaftliche Maschinen, Essig und Mineralwasser, Brauereien,
Dampfziegelei, Jahr-, Rindvieh- und Schafmärkte.
Rothenfels, einer der ältesten Orte in Franken, erscheint schon 942 als Stadt und
früher noch als Sitz der Gra- fen von N. Nach dem Aussterben der Grafen (1108), schenkte KaiserHeinrich
V. die Stadt seinem Neffen Konrad III. von Schwaben (Hohenstaufen), dessen Sohn Friedrich sich Herzog von Rothenfels nannte. 1172 wurde
Rothenfels zur Freien Reichsstadt erhoben;
1377 sand
hier ein Reichstag statt. 1474 wurde hier Christian I. von Dänemark
[* 64] durch KaiserFriedrich III. mit Holstein
und Dithmarschen belehnt. 1525 stand Rothenfels an der Spitze des Vauern- aufruhrs, 1543 wurde die Reformation eingeführt, 16.',1
die (^tadt durch Tilly belagert, 1645 durch Turenne gestürmt und gebrandschatzt. 1802 erfolgle die Einverleibung in Bayern
[* 65] und 1810 die Abtre- tung eines Teils des ehemaligen Gebietes an Würt- temberg. Ein auf die Belagerung durch
Tilly be- zügliches Festspiel, «Der Vleistertrunk», wird all- jährlich
am Pfingstmontag aufgeführt. -
Vgl. Ben- fen, Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenfels. (Er- langen 1856);
Merz, N. in alter
und neuer Zeit (2. Aufl., Ansb. 1881);
Rothenfelde, Dors im Kreis Iburg des preuh. Reg.-Vez. Osnabrück,
[* 66] zwischen Ausläufern des Teutoburgcr Waldes, an der Nebenlinie
Vrac! wede-Osnabrück (Station Dissen-N.) der Preich. Staatsbahnen, hat (1890) etwa 700 E., Post, Tele- graph, Solquelle, zwei
Gradierwerke, Saline, evang. imd kath. Kinderheilanstalt (1894: 2500 Kurgäste);
Iscrmeyer, Die Kinderheilanstall
im Solbad Rothenfels in den I. 1883 und 1884 (in des «Deutschen mcdiz. Wochenschrift», 1885, Nr. 32).
Rothenfels.
1) Rothenfels in Bayern, Stadt im Bezirksamt Lohr des bayr. Reg.-Vez.
Unterfranken, rechts am Main, am Ostfufte
des Spessart und an der Linie Lohr-Wertheim der Vayr.
Staatsbahnen, hat (1890) 601 meist kath. E., Post, Telegraph,
¶
forlaufend
1021
Schloß des Fürsten Löwenstein - Wertheim - Rosen- berg;
Dampfgerberei, Sandsteinbrüche und Faß- binderei. - 2) Rothschild in Baden,
[* 69] Dorf im Amtsbezirk Rastatt
[* 70] des bad. Kreises Baden, rechts an der Murg, am Eingang znm Murgthaldes Schwarzwaldes nnd an der Nebenlinie
Nastatt-Weisenbach der Bad.
[* 71] Staatsbahnen, hat (1890) 1596(5., darunter 70 Evangelische, Post, Telegraph,
einen Chlornatrium- Säuerling (Elisabethenquelle, 20° (^.) mit Bade- anstalt;
Steinhanerei, Herstellung von Glaswaren, Obst-
und Meerrettichbau und Holzhandel.
Nahebei, am Fuße des Schanzenberges, ein früher markgräfl.
Schloß und Gut mit Musterwirtschaft,
jetzt im Be- sitz des Fürsten von Lippe. smen. Rothenhaus, Schloß bei Görkau (s. d.) in Böh- Nother,
K ö n i g N., der Held einer deutschen Dich- tung des 12. Jahrh., in der der Name, das Motiv der Brautwerbung u. s. w. ursprünglich
auf langobard. ! Sagen bcrnht;
der Verfasser, wohl ein Geistlicher < vom Niederrhcin, dichtete nm 1150 in Bayern nnd flocht
viele bayr. Lokalbczichungen ein.
Die Voten werden aber gefangen
gc- nommen, und N. macht sich mit einem Heer auf, sie zu besrcicn.
Unter dem Namcn Dietrich weiß er die
Huld und Liebe der Königstochter zu gewinnen, dic er glücklich samt seinen Boten entführt.
Ein Spiel- mann bringt sie durch
List zu ihrem Vater zurück; N. wird bei einem neuen Entführungsversuch er- kannt und znm Tode verurteilt, aber in höchster
Gefahr von seinen im Hinterhalt verborgenen Man- nen befreit.
R.s Sohn ist Pippin, der VaterKarls d. Gr.
Kreuzzugsmotive, Spielmannsscherze, die naive Anmut der Liebeswerbung bringen Abwechse- lung in das Heldengedicht.
Staatsminister, geb. zu Ruppersdorf in Scklcsien, lam 1806 als Kalkulator zur Kriegs- und Domä- nenkammer.
Nach dem Tilsiter Frieden (1807) war er in Warschau
[* 75] im Bureau des Iustizministers Grafen Lubienski thätig.
Eine treffliche
Schrift über Kasfenverwaltung bahnte ihm den Wiedereintritt in den preuft.
Staatsdienst. Er wurde 1810 Rech-
nungsrat, 1815 Specialbcvollmächtigter bei der Ver- teilung der Kriegsentschädigung, die Frankreich zu zahlen hatte, 1820 Präsident
der Staatsschulden- Verwaltung und Chef der Scehandlung, 1836 Geb. Staatsminister und leitete 1835 - 37 die Handels- politik;
seitdem beschränkte er sich anf die Leitung der Seehandlung, der Bank und des königl. Krcditinsti- tuts
in Schlesien.
[* 76]
Seine Verdienste liegen namentlich in der Hebung
[* 77] des tief gesunkenen Staatskredits und der Belebung des überseeischen
Handels durch die Seehandlung.
Auch stiftete Rothschild 1825 den Verein für sittlich verwahrloste Kinder;
die 1840 gegründeteRother-Stiftung gewährte aus den Beträgen verfallener Seehandlungs - Prämienscheine unver- sorgten
Töchtern verstorbener Staatsdiener Wob- nung und Geldunterstützung. 1848 schied er aus dem Staatsdienst und starb auf
seinem Gut Rogau bei Parchwitz in Schlesien. Rotherham (spr. rötherämm), Municipalbo-
rough in der engl. Grafschaft H)ork
im West-Riding, rechts am Don, an der Einmündung des Rother, Eisenbahnknotenpunkt, 8 km nordöstlich von
Shef- field, hat (1891) 42050 E., gegen 34782 im 1.1881, Lateinschule, schöne Allerheiligenkirche: großartige Eisen- und
Stablfabriken, Nagelschmieden, Maschi- nenbau;
Rotherhithe (spr. rotherheith oder rötherith),
Stadtteil von London, in der Grafschaft Snrrey, rechts an der Themse, oberhalb Deptsord, hat (1891) in 5226 Häusern 39074 E.,
meist Matrosen und Schifsszimmerleute.
Mit Wapping, links von der Themse, ist Rothschild 3 kni unterhalb London-Bridge durch den Themsetunnel
(s. Tnnnel) vcrbnnden. Rothesay (spr. rothse), Hauptstadt der schott. Grasschaft Bute, an der Nordostküste der Insel Vutc,
bat (1891) 9034 E., einen vorzüglichen Hafen am Ende der schönen Rothesaybucht, Ruine eines konigl.
Schlosses (1098 gegründet), Kaltwasscrheil' anstalt. Rothschild ist wegen seines milden Klimas beliedtcr Badeort. Palpen (Bd. 12,
S. 695l). Rötharuppe, Teil der Hohen Tanern, s. Ost- Rothhornbahn, Zahnradbahn im BerncrOber- land, von Brienz (470 m) an der
Brünigbahn auf das Rothhorn (2252 m), ist eröffnet. Rothicre, La, franz. Dorf, f. La Nothiere.
Rothirsch, s. Edelhirsch.
Roth-Kostelez, Stadt im Gerichtsbezirk Nächod der östcrr.
E.; über 40 Leinen- und
Baumwollwebereien und zahl- reiche Färbereien. ^caulay, Lord. Rothley (spr. -le),Baron Macaulay von,
s. Ma- Notholz, Fernambukholz, Vahamaholz, Brasilie llh o l z, eine Anzahl Farbhölzer, die sämtlich von tropischen Cäsalpiniaceen
(s. (^^8- uipinia. und Lequminoscn) abstammen und sich durch einen größern oder geringern Gehalt
an Farbstoff (Brasilin und Vrasile'in) unterscheiden.
Das bekannteste ist das brasilianische Rothschild oder rotes
Fernambukholz, das jetzt in verhältnismäßig ge- ringer Menge zugeführt wird.
auch Sta.
Martha und Vahia sowie Ost- indien liefern Rothschild, letzteres alsSapanholz bekannt. N. wird in der Färberei und zur Darstellung
roter Lackfarben verwandt. (S. Holzrot.) Hamburgs Ein- fuhr betrug 1893: 22 840 Doppelcentner.
Durch-
schnittswert des brasilianischen und des ostindischen Rothschild ist 16 M. und des westafrikanischen N. 8 M. für
den Toppelccntner.
Rothschild, deutscher Name von Roeskilde (s. d.). Nothschild, internationales Bankhaus, gegrün- det von
Mayer Anselm N. Dieser, geb. 1743 zu Frankfurt
[* 81] a. M., besuchte die Religionsschule zu Fürth
[* 82] und trat dann
als Gehilfe in ein Bankgeschäft zu Hannover
[* 83] ein.
Nach einigen Jahren kehrte er nach Frankfurt zurück und sing mit einem kleinen
Vermögen ein eigenes Geschäft an.
Von wesent- lichem Einfluß für den Aufschwung seiner Handlung war das Geschästsverhältnis,
in welches er zu dem damaligen Landgrafen von Hessen-Cassel, seit 1803 Kurfürsten Wilhelm I., trat.
Als Kurhessen 1806 von den franz. Truppen occupiert worden, der Kurfürst aus dem Lande flüchten mußte und sich nach Böhmen
begab, vertraute dieser sein ganzes Vermögen der Obhut und Verwayrnng R.s an. Nur mit großer persönlicher Gefahr für
sich und seine herangewachsenen Söhne vermochte Rothschild diese Schätze vor dem Angriff der franz. Polizei,
die
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Als Großherzog verlieh er den Israeliten
von Frankfurt die volle bürgerliche und polit.
Rechtsgleichheit und ernannte Roth zum Mitglied
des Wahlkollegiums des damaligen Depart. Frankfurt. Roth starb und hinterließ zehn Kinder, darunter fünf Söhne, die
seine Bankgeschäfte übernahmen.
2) Salomon Mayer, Freiherr von Roth, geb. Chef des Bankhauses S. M. von Rothschild in Wien,
[* 85] hatte seinen Wohnsitz abwechselnd
in Wien, Paris und Frantfurt und starb in Paris.
Sein einüger Sohn, FreiherrAnselm Salomon von Roth, geb.
übernahm nach des VatersTode die Leitung des Wiener Bankhauses. Er war Mitglied des österr.
Nach seinem Tode übernahm sein Sohn, FreiherrAlbert von Roth (geb.
die Leitung des Wiener Bankhauses.
Ein älterer Bruder des letztern, Baron Ferdinand von Roth (geb.
lebt in London als Privatmann und beschäftigt sich schriftstellerisch (eine Novelle «Broni», Lpz. 1878).
Er ließ sich in
England naturalisieren und wurde darauf Mitglied des engl. Parlaments für Aylesbury.
3) Nathan Mayer von Roth, geb. errichtete 1798 eine Handlung in Manchester,
[* 86] die er fünf Jahre später unter der Firma N. M. Rothschild nach London verlegte. Er starb in Frankfurt, worauf
seine Söhne, deren ältester, Lionel Nathan von Roth, geb. gest.
Mitglied des engl. Unterhauses war, das Londoner Bankhaus unter der Firma N. M. Rothschild & Söhne
fortführten.
Der Sohn Lionel Nathans, Lord Nathaniel von Roth, geb. wurde im Juni 1885 zum
Peer erhoben.
4) FreiherrKarl Mayer von Roth, geb. wurde Chef des Bankhauses in Neapel und starb daselbst
Das Frankfurter Bankhaus
(M. A. von Rothschild & Söhne) wurde seit dem Ableben des FreiherrnAnselm Mayer von Roth von den beiden
SöhnenKarl Mayer von R.s, den Freiherren Mayer Karl von Roth (geb. gest. und Wilhelm
Karl von Roth, seit 1886 von dem letztern allein geleitet.
Ersterer war Abgeordneter für Frankfurt a. M. im Konstituierenden
und im ordentlichen Reichstag des Norddeutschen Bundes, darauf lebenslängliches Mitglied des preuß. Herrenhauses. -
Vgl.
Das Haus Roth. Seine Geschichte und seine Geschäfte (2 Bde., Prag
[* 87] 1857).
Stollen, ein Stollen zur Entwässerung der Bergwerke bei Freiberg (s. d.) in Sachsen,
[* 88] dessen Mundloch
sich im Triebischthale oberhalb Meißen
[* 89] befindet. Er wurde 1844 begonnen und eröffnet. Der
Hauptstollen von Halsbrückenach Rothschönberg hat eine
Länge
von rund 14 km, die Seitenflügel im Innern des FreibergerReviers ungefähr 35 km. Die Gesamtherstellungskosten beliefen
sich auf 11301700 M., wovon die Stadt 7147100 M. und das Freiberger Bergrevier 4154600 M. getragen hat. Die
Saigerteufe, die der Stollen unter dem frühern tiefsten Wasserabführungsstollen einbringt, beträgt durchfchnittlich 125 m.
(Caccabisrufa Gray, s. Tafel: Hühnervögel
[* 90] II,
[* 84]
Fig. 8), ein Südwesteuropa bewohnendes, sehr schmackhaftes
Huhn aus der Unterfamilie der Feldhühner (s. d.), das fast um die Hälfte größer
als das gemeine Rebhuhn ist, mit rotem Schnabel und Beinen, oben rotgrau bis rostrot, an der Seite mit
etwas verlängerten, hellgrauen Federn mit hell- und dunkelbraunroten Querbinden, die Kehle ist weiß mit schwarzer Einfassung.
Spiegel,
[* 93] in der Experimentalphysik ein Hilfsmittel zur Untersuchung von Vorgängen mit hoher Geschwindigkeit.
Die erste Anwendung rührt von Wheatstone (1835) her, der die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der elektrischen Entladung
durch den Rotierender Spiegel bestimmen wollte. Eine Leidener
[* 94] Flasche
[* 95] wurde durch einen 2400 Fuß langen Draht
[* 96] entladen,
der an jeder Belegung und in der Mitte Unterbrechungsstellen enthielt, welche dicht nebeneinander angeordnet waren, so daß
man drei Funken nebeneinander in einer Geraden sah.
Ein Objekt, im R. S. betrachtet, bewegt sich und erscheint je nach der Zeit des Aufleuchtens an einem
andern Ort. Bei 800 Umdrehungen des Spiegels in der Sekunde schien der mittlere Funken im Sinne einer Verspätung um ½°
verschoben und jedes Funkenbild auf 24° in die Länge gezogen. Es folgte hieraus, daß die Entladung von den beiden Belegungen
aus mit 62500 Meilen Geschwindigkeit sich fortpflanzte und daß die Dauer der Entladung 42 Millionsteile
einer Sekunde betrug. Neuere Versuche über die Entladung s. Elektrische Schwingungen.
[* 97] Zahlreiche Anwendungen erfuhr der Rotierender Spiegel in der
Akustik, z. B. zur Untersuchung singender Flammen (s. Harmonika, chemische), und in der Optik zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit
(s. d.).
oder Rotbrüstchen (ErythacusrubeculaCuv., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel II,
[* 84]
Fig. 1, beim ArtikelSingvögel), ein zur Familie der echten Sänger (Sylviidae) gehörender, überall bekannter und beliebter Vogel, der oberseits
olivenbraun und an Kehle und Brust gelbrot gefärbt ist. Er bewohnt ganz Europa
[* 98] und einen Teil des westl.
Asiens und ist bei uns teilweise Strich-, teilweise Zugvogel, der offene Laubholzwälder oder dichte, die Wiesen und Anpflanzungen
umgebende Gebüsche zu seinem Aufenthaltsort wählt. Von Temperament ist er heiter und lebhaft und wird in der Gefangenschaft
leicht sehr zutraulich. Zur Nahrung dienen ihm Insekten
[* 99] (besonders Fliegen)
[* 100] und Beeren. Der Gesang des Männchens
ist angenehm und dauert vom März bis in den Sommer. Das
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mehr
Weibchen legt in das völlig gedeckte, fast am Boden oder in einem Erdloche stehende Nest fünf bis sieben strohgelbe, hellbraun
punktierte Eier.
[* 102] Im Spätsommer werden die Rotkehlchen häufig in Sprenkeln gefangen, in die man Fliederbeeren als Lockspeise
hängt.
Rotkraut, eine Form des Weißkohls oder Weißkrautes mit dunkelbraunen runden und sehr
festen Köpfen. Es giebt frühen Rotkohl, der zeitig ins Mistbeet gesät wird, und spätern mit großen Köpfen.
oder Cuprit, eins der vorzüglichsten Kupfererze: es krystallisiert ausgezeichnet regulär, namentlich
im Oktaeder, Hexaeder und Rhombendodekaeder, findet sich auch in derben und eingesprengten Massen sowie als Pseudomorphose
nach gediegen Kupfer;
[* 103]
das Mineral ist cochenillrot, bisweilen ins Bleigraue gehend, von metallartigem Diamantglanz, der
Härte 3,5–4, dem spec.
Gewicht von etwa 6. Im reinsten Zustande ist es Kupferoxydul, Cu2O. Rotkupfererz findet sich z. B.
zu Rheinbreitbach am Siebengebirge, in Cornwall, im Banat, zu Chessy bei Lyon,
[* 104] im Ural. Durch Aufnahme von Kohlensäure, Sauerstoff
und Wasser wandelt sich das Rotkupfererz in faserigen grünen Malachit um. Eine Varietät des Rotkupfererz ist die Kupferblüte
(der Chalkotrichit), die zarte karminrote haarförmige zu Büscheln und Netzen verwobene Nädelchen der Rotkupfererzsubstanz
darstellt.
s. Rose (Krankheit). Bei den Schweinen ist der Rotlauf oder die Rotlaufseuche, nach der Form der sie erzeugenden
Spaltpilze auch Stäbchenrotlauf genannt, eine der verheerendsten Infektionskrankheiten, die häufig in
Form bösartiger Seuchen auftritt. Früher hieß der Rotlauf Bräune, Röte, Schweinetyphus. Der Rotlauf der Schweine
[* 105] zeigt in seinem
Vorkommen besondere Vorliebe für die wärmere Jahreszeit und für tief gelegene feuchte Gegenden. Meist erkranken an Rotlauf Schweine
im Alter von 3 bis 12 Monaten; die Empfänglichkeit verschiedener Schweinerassen ist sehr verschieden.
Die Sterblichkeit der erkrankten Tiere beträgt 50–85 Proz. Der durch Rotlauf hervorgerufene finanzielle Schaden ist
außerordentlich groß. Für das Deutsche Reich
[* 106] wird er auf 4½ Mill. M. jährlich berechnet. Die Erreger des Rotlauf sind sehr
feine Stäbchen, die sich zahlreich im Blut, in der Milz, den Nieren und Lymphdrüsen der erkrankten Tiere
vorfinden. Sie lassen sich leicht künstlich züchten und zeigen in Kulturen sehr charakteristische Wachstumseigentümlichkeiten.
Außerhalb des Tierkörpers wurden die Stäbchen wiederholt gefunden, insbesondere in verunreinigten stagnierenden Gewässern.
Die Infektion der Tiere erfolgt wesentlich durch den Verdauungskanal; der eigentlichen Erkrankung geht ein wenigstens dreitägiges
Inkubationsstadium voraus. Die Erkrankung selbst beginnt mit hohem Fieber, Freßunlust, großer Schwäche
und Lähmungszuständen des Hinterteils. Sehr bald entwickeln sich an den feinern Hautstellen (Bauch,
[* 107] Innenfläche der Schenkel,
Hals, Ohren) hellrote, später blaurote Flecken, die bald zusammenfließen und große Hautflächen einnehmen.
Unter zunehmender Atemnot
erfolgt der Tod gewöhnlich am dritten oder vierten Tage der Krankheit. Bei der
Untersuchung der Kadaver findet man schwere Entzündungen des Darms, der Nieren, der Leber und des Herzens, Milzvergrößerung
u. a. Die Behandlung ist wenig aussichtsvoll. Zur Bekämpfung der Seuche sind in den meisten
Staaten gesetzliche Bestimmungen erlassen worden, die die Verhütung der Weiterverbreitung durch Anzeigepflicht, Sperren,
Ausfuhrverbote, Fleischbeschau erstreben. Von Pasteur wurde zuerst eine Schutzimpfung gegen den Rotlauf mittels
abgeschwächter Rotlaufstäbchen eingeführt, die gewisse Erfolge erzielte. Der Rotlauf ist auf den Menschen nicht übertragbar.
Das Fleisch der an Rotlauf erkrankten Tiere ist demnach an und für sich nicht gesundheitsschädlich für den Menschen, stellt aber
ein verdorbenes (unter Umständen ekelerregendes) Nahrungsmittel
[* 108] vor. – Über die Rotlaufseuche der
Pferde
[* 109] s. Pferdestaupe.
ursprünglich Rotes Totliegendes, nannten die MansfelderBergleute seit lange die Unterlage des von ihnen
abgebauten Kupferschieferflözes, das kein Erz mehr enthält, für sie also tot ist, das Liegende bildet und zugleich eine
rote Färbung besitzt. Diese bergmännische Bezeichnung ist dann benutzt worden zur Benennung der Schichten,
die zwischen produktiver Steinkohlenformation und dem Kupferschiefer oder der Zechsteinformation liegen. Das Rotliegendes ist also die
untere Abteilung der Permischen Formation (s. d.); es bedeckt an vielen Stellen die Steinkohlenformation in konkordanter Lagerung
und besteht vorherrschend aus mächtigen Schichten von Sandsteinen und groben Konglomeraten, deren eisenreiches,
thonig-sandiges Bindemittel ihnen stets eine rötliche oder braunrote Färbung verleiht.
Im R. treten Porphyre und Melaphyre, Thonsteine, Kalkstein und geringe Kohlenlager auf. Es kommen in dieser Formation außer
Resten ausgestorbener salamanderähnlicher Tiere fast nur solche von Landpflanzen vor, von Koniferen
[* 110] (s. Tafel: Petrefakten
[* 111] der Paläozoischen Formationsgruppe IV,
[* 101]
Fig. 7, Bd.
12, S. 815), baumförmigen Farnen und Equisetaceen.
[* 112] Verkieselte Baumstämme kommen bei Chemnitz in Sachsen, am Kyffhäuser und
im versteinerten Wald von Radowenz in Böhmen vor; verkieselte Farnstämme nannte man Starsteine oder Madensteine.
eins der wichtigsten Erze zur Darstellung des Nickels; es krystallisiert höchst selten
in flachen hexagonalen Pyramiden, bildet meist spröde, derbe Massen von licht kupferroter Farbe (daher der Trivialname Kupfernickel),
die aber bald grau und schwarz anlaufen; die Härte beträgt 5,5, das spec. Gewicht 7,4 bis 7,7. Chemisch ist das ErzEinfach-Arsennickel,
NiAs, bestehend aus 43,9 Proz. Nickel und 56,1 Proz. Arsen, von dem oft gewisse Mengen durch Antimon vertreten
werden. Der Rotnickelkies findet sich häufig (z. B. zu Freiberg, Schneeberg, Annaberg,
[* 113] Joachimsthal, Richelsdorf, Bieber, Sangerhausen,
[* 114] Saalfeld
[* 115] in Thüringen, Andreasberg u. s. w.), doch nirgends in großer Menge.
Rotal, Rottel, auch Rattl, Handelsgewicht in Nordafrika, der Türkei,
[* 116] Toscana, im Kirchenstaat,
in Neapel und Sicilien (nur noch in ersterm Gebiete von gesetzlicher Geltung), von verschiedener Schwere und meist der hundertste
Teil des Cantars. (S. Cantaro und Artal.)
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