lässigkeit werden dieselben erforderlichenfalls emailliert oder glasiert und halten bei guter Lagerung ziemlich hohen Druck
aus. Sie finden häufig Verwendung bei
Kanalisations- und Entwässerungsanlagen
(Drainröhren) sowie für Bauzwecke, diejenigen
aus feuerfestem Material auch für Heizzwecke.
Glasröhren werden durch
Blasen und Ziehen erhalten und kommen infolge ihrer
Unempfindlichkeit gegen Säuren u. s. w., sowie ihrer Durchsichtigkeit
wegen in Laboratorien und chem. Fabriken vielfach zur Anwendung.
Für ähnliche Zwecke bedient man sich der Porzellanröhren, denen zwar die Durchsichtigkeit abgeht, die aber dafür den
Vorzug größerer Feuerbeständigkeit haben. Holzröhren werden aus harzreichen
Nadelhölzern durch Ausbohren der
Stämme,
durch faßähnliche
Verbindung oder durch Falzen undNageln von Brettern (alsdann mit viereckigem Querschnitt)
erhalten und kommen bei Wasserleitungen, Pumpen
[* 2] u. s. w. vor; sie sind leicht herzustellen,
vertragen aber keinen hohen Druck und sind der Fäulnis unterworfen. Aspbaltröhren werden durch Aufwickeln mit
Asphalt getränkten
Papiers auf ein dünnes Blechrohr hergestellt. Sie eignen sich gut zu Leitungen für Trinkwasser.
Die
Verbindung der Robinson geschieht durch Flanschen oder
Muffen.
[* 1]
Fig. 1 zeigt eine Flanschenverbindung für
gußeiserne Robinson nach den vom
Verein deutscher Ingenieure und dem
DeutschenVerein von
Gas- und Wasserfachmännern aufgestellten
Normalien;
a und b sind die
Enden der zu vereinigenden Robinson, c und d deren Flanschen. Durch
Anziehen der Verbindungsschrauben
werden die Dichtungsleisten e gegeneinander gepreßt und so die
Dichtung durch das zwischen dieselben gebrachte Dichtungsmaterial
(Gummischeiben,
Asbest,
Mennige,
Blei,
[* 3] Kupferdraht u. s. w.) hergestellt.
Bei der für Hochdruckwasserleitungen angewendeten, in
[* 1]
Fig. 2 dargestellten
Verbindung wird außerdem ein besonderer Gummiring
als
Dichtung eingebracht, der bei dem Zusammenschrauben der Flanschen in die dafür ausgearbeitete Nut
eingepreßt wird. Die normale Muffenverbindung gußeiserner
Robinson geschieht nach
[* 1]
Fig. 3. Das
Ende des einen Rohres a ist stumpf abgeschnitten und greift in den erweiterten und verstärkten
Kopf b (die
Muffe) des andern
Rohres ein. Die zwischen dem Rohrende
a. und der
Muffe b verbleibende Fuge wird mit dem Dichtungsmaterial
(geteerter Hanfstrick,
Blei) ausgefüllt. Die
Verbindung schmiedeeiserner oder kupferner Robinson erfolgt ähnlich durch angeschraubte
oder angelötete Flanschen oder durch über beide Rohrenden geschraubte
Muffen (wie bei den Gasleitungsröhren). Durch
Muffen
erfolgt auch die
Verbindung der Steinzeugröhren, und zwar in einer der
[* 1]
Fig. 3 entsprechenden
Weise.
[* 1]
Blechtunnelbrücke, eine veraltete Art Eisenbrücken
[* 8] (s. d.), bei denen das
Tragwerk aus vollen Seitenwänden und einem zellenförmigen Ober- und
Untergurt besteht. Die größte Röhrenbrücke ist die
Britanniabrücke
(s. vorstehende
[* 1]
Fig. 1), die über den Menaikanal zwischen
dem engl. Festlande (Nordwales) und der
InselAnglesey führt. Die Erbauer sind die engl. Ingenieure Fairbairn und Röhrenbrücke
Stephenson.
Die Tragwände sind zu einem tunnelartigen Kasten von rechteckigem Querschnitt verbunden.
Der Obergurt besteht aus acht, der
Untergurt aus sechs eisernen
Röhren (Tubes) von quadratischem Querschnitt
[* 1]
(Fig. 2). Die
Brücke,
[* 9] 1850 vollendet, besitzt drei Pfeiler, von denen der mittelste auf dem im
Kanal
[* 10] liegenden Britanniafelsen
erbaut ist. Die
Spannweiten der vier Felder betragen 70,4 m, 140,2 m, 140,2 m und 70,4 m. Die zweite englische
Röhrenbrücke ist die Conwaybrücke bei Conway (s. d.) mit einer
Spannweite von 121,9 m; sie wurde 1847 vollendet.
Eine amerikanische Röhrenbrücke, die Victoriabrücke über den
Lorenzstrom bei Montreal
[* 11] in
Canada, hat 24 Öffnungen von 72,9 m
Spannweite
und eine Öffnung von 100,6 m.
Röhrencasfia, Pflanzenart, s. ^3313.. Röhrenherzen, s. Lanzettfische.
[* 13] Röhrenholothurie, s. Holothuricn. Röhrenkessel, ein Dampfkessel
[* 14] (s. d.
S. 725 d). Röhrenmäuler (^i3w1ai-iiäa6), eine Benutzung des Luftdrucks und des luftverdünnten Raums von einer Station
(Rohrpostamt) zur andern zu befördern. Papin, Medhurst, Cazalet Bd.
4, ' undL. Clarke haben zuerst, allerdings ohne Erfolg, j versucht, den Gedanken praktisch zu verwerten,
kleine Rammel in London
[* 15] (1862) verbesserte die Paket- Fischsamilie aus der Gruppe der Stachelstosser(s.d.), j beförderung
durch Luftdruck, und es bildete sich in mit langer, enger, schnabelartiger Mundröhre, an deren freiem Ende das kleine Maul
steht.
Die Ve- zahnung ist sehr gering entwickelt, oft fehlt sie gänz- lich. Der Kopf ist mit der Wirbelsäule
gelenkig verbunden, die Hinterflossen sind ohne Stachel. Die Rohrrüßler bewohnen tropische und subtropische Meere und ernähren sich
von kleinen Tieren. Eine der bekann- testen Arten ist die Meersckmepfe ( 300- lopax ^., s. vorstehende Abbildung), ein 10-15
cm langer, feitlich stark zusammengedrückter Fisch mit langem, starkem, geradem Stachel der Rückenflosse,
von rötlicher, unten und an den Seiten goldig glän- zender Farbe. Er findet sich im Mittelmeer.
Röhrenpilz, s. Lol6w8. Röhrenpolypen, s. Schwimmpolypen. Röhrenpresfe,
Presse
[* 16] zur Herstellung von Blei- Föhren sowie von Drainröhren. Röhrenquallen, s. Schwimmpolypen. Nöhrenschwamm, s.
I5oi6tu8. Röhrenspinnen (I'uditLiai'iliE), eine Unterord- nung der Spinnen
[* 17] (s. d.), fertigen unter Steinen,
unter Baumrinde, in Mauerspalten, zwischen Pflan- zen u. s. w. dichte, deckenartige Gewebe,
[* 18] die meist trichterförmig in eine
Röhre auslaufen, in der die Rohrrüßler auf ihre Beute lauern. Zu den zahlreichen N. ge- hören die Winkelfpinne, die Hausspinne, die
Wasserspinne und die Sackspinnen. (S. die betreffenden Artikel.) Röhrentang, f. I^oI^iMonia.
Röhrenwalzverfahren, s. Mannesmannfches Röhrenwalzv erfahren. Röhrenwürmer, s.
Vorstenwürmer. Rohrhähnchen, Käfergattung, f. voi^cia. Rohrinstrumente, f.
Vlasinstrumente. Rohrkolben, s.^pka. Rohrkröte, s. Kröten. Rohrmelafse, s.
Melasse. Rohrpalme, soviel wie Rotang (s. Rohrpost, pneumatische Post (frz.
poäto tndnikni'e; engl. M6iimNtic ä68Mtc1i), die in meh- rern Großstädten
getroffene Einrichtung, Briefe und Telegramme in unterirdischen Röhren unter demselben Jahre in England die ?n6nmatic 1)68-
Mtcli (^oinpNii)'.
Zuerst wurde die 600 m lange Linie zwischen der North-Western-Eisenbahn und dem Postamt in Camden-Town in London pneumatisch
verbunden. Die Stelle der Luft- und Kompressions- pumpe vertrat ein hohles
Rad, das 3 m H Durchmesser hatte
und 2 - 300 Umdrehun- gen in der Minute machte. Die Luft im Tunnel
[* 19] (3 Fuß weit) wurde geleert, der Zug
mit kleinen Waggons auf
den Schienen in Bewegung gesetzt und dann atmosphärische Luft vor diesen Zug
gebracht, so daß die ? kleinen Waggons durch
den Luftdruck nach ^ der andernStation getrieben wurden (pneu- matische Eisenbahnen). Doch bewährte sich das System nicht
vollständig; man er- setzte Mitte der siebziger Jahre die Einrich- tung durch andere Maschinen, die im wesent- lichen dem
in Paris
[* 20] (seit 1867), Wien
[* 21] (seit 1875) und Berlin
[* 22] (seit ein- geführten System des Ingenieurs
von Fel- binger in Wien entsprechen. In Berlin z. B. besteht die Anlage aus vier sich verästelnden Hauptzweigen von Röhren,
die nach den vier Himmelsrichtungen ausgehen, so daß alle Sendungen, die von einem Hauptzweige zum andern geleitet werden
sollen, die Centralstation berühren müssen.
Die Röhren (1 m tief unter dem Straßen- Pflaster) haben 65 mm Weite, die Büchsen für Aufnahme der Sendungen
sind aus Stahlblech, 15 cm lang und fassen etwa 20 Briefe, Karlen oder Telegramme. Die Geschwindigkeit der Züge (10- 12 Büchsen,
die letzte ist ein Dichtungstolben) be- trägt 1000 m in der Minute. Zur Erzeugung der Luftverdicktung
und Luftverdünnung dienen acht Maschinenstationen, deren jede mit zwei Kompres- sionsmaschinen (s. d.)
versehen ist. Die Gesamt- anlagekosten betrugen über 3 Mill. M. Die schnellste Aushändigung einer Sendung an den Adressaten
kann in 7 Minuten erfolgen. In Deutschland
[* 23] be- stehen Rohrposteinrichtungen in Berlin, München,
[* 24] Hamburg,
[* 25] Stuttgart;
[* 26] in England
besitzen London, Birmingham,
[* 27] Liverpool,
[* 28] Manchester
[* 29] pneumat. Be- förderung, sodann Paris und Wien. In den Ver-
einigten Staaten wurde der erste Rohrpoststrang in Neuyork
[* 30] (1876) gelegt; seit 1893 hat auch Phila- delphia eine etwa 1000 m
lange Rohrrüßler. Das Porto be- trägt z. B. in Berlin für Rohrpostbriefe 30 Pf., für Rohrpostkarten 25Pf.; in
Wien 15 Kr. und 10 Kr. lmit Antwort 20 Kr.), in Paris 50 Cent. und 30 Cent. lmit Antwort 60 Cent.; für einen Brief mit Ant- wort 1 Frank).
-
Wiebe, Die Rohrpostanlage
[* 31] zu Berlin (Berl. 1877).
Rohrrüßler (^laci-o^iiä^) oder Spring- rüsiler, ein aus acht Arten bestehendes, auf Afrika
[* 32] beschränktes Geschlecht der
Insektenfresser.
[* 33] Die Rohrrüßler haben eine lange, zu einem Rüssel umgebildete Schnauze und bewegen sich infolge
der verlängerten Hinterbeine hüpfend, wobei ihnen der lange Sckwanz sehr zu statten kommt. Der gemeine
Rohrrüßler
¶
4) ist 33 cm lang, wovon 15 cm auf den Schwanz und 2 cm auf den Rüssel kommen, von rotgrauer Farbe und hüpft, seine aus
Kerbtieren bestehende Nahrung suchend, auf den Heisien, kahlen Bergen
[* 35] Südafrikas berum. Rohrsänger oder Sckilfsänger ((^alkmo
ksrpinac-), eine linterfamilie der echten bänger ls. d.), deren etwa 100 Arten auf die Alte Welt beschränkt
sind. Sie haben einen keilförmigen Schwanz, lange Nägel
[* 36] und ein graulick-braunes bis grünliches Gefieder. Es sind geschickte
Kletterer, die im Schilf wohnen, sich von Insekten
[* 37] nädren, kunstreiche Nester bauen und ost sebr eigentümliche, die Stimmen
anderer Tiere, Frösche,
[* 38] Grillen u. s. w. nachahmende Gesänge haben.
In den kältern Gegen- den sind es Zugvögel. Die häufigste Art in Teutsck- land ist der Teichrohrsänger ((^lainoliei-^o
arunäinacsa^cM.), ein etwa 14 cm langerZugvogel, der im April kommt und im September geht. Wert als Swbenvogel (Spötter)
bat nur der Sumpfrobr- sänger ((^lrmolic-i-^c- Miu8ti-i3 Zse/ist.). Pflege wie bei der Nachtigall ls.
d.). Preis 4-10 M. Rohrschwingel, Grasart, s. ^e-zwca. Rohrsee, s. Kochelsee. Rohrsperling, Rohrspatz, die Robrammer ls. d.),
gelegentlich werden auch mehrere Arten der Rohrsänger (s. d.) so genannt.
Rohrventil (Doppelsitz-Rohrventil), s. Dampfmaschine
[* 39] (Bd.
4, S. 741). Rohrweih, s. Schilfweih. Rohrwerk, s. Schnarrwerk. Rohrzucker,
der aus Zuckerrohr dargestellte Zucker,
[* 40] s. Kolonialzucker. Rohschmelzendes Kup fers, s. Kupfer(Bd.10, Rohfpiritus,
s. Alkobol. i^S. 812d. Rohstein, s. Kupfer
[* 41] (Bd.
10, S. 812 d). Rohstoffe, Rohmaterialien, diejenigen Naturprodukte, die vom Menschen durch Prozesse der mechan. oder chem.
Technologie zu Gebrauchs' gegenständen (Fabrikaten, K u n st p r o d u k t e n) umgewandelt werden. So
ist das Eisenerz das Rob- material für die Eisenbahnschienen, die Cocons des Seidenspinners dasjenige sür seidene Gewebe,
das Getreide
[* 42] der Rohstoff für das Vier u. s. w. Zwischen den N. und den Ganzfabrikaten
stehen oft noch die Halbfabrikate (s. d.). Rohstoffgenossenfchaften, s.
Rohstoffvereine.
Rohstoffsteuer, eine Verbrauchssteuer, insofern sie von dem Material erhoben wird, aus dem die Verbrauchsgegcnstande
hergestellt werden, z. V. von den Rüben bei der Zuckcrsteuer, von dem Malz bei der Biersteuer. Im allgemeinen ist diese Ve-
steuerungsform wenig zu empfehlen, weil bei ibr die gleiche Menge des fertigen Produkts oft sebr ungleich belastet wird.
Dadurch wird auch eine richtige Rückvergütung der Steuer bei der Ausfudr der Fabrikate unmöglich geinacht
und es entsteden zu Gunsten gewisser Produzenten eigentliche Aus- fuhrprämien (s. d.).
Rohstoffvereine, Rob st offgenoss enschaf- ten, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossensckaften ^s.d.), die den gemeinsamen Einkauf
von Rohstoffen und Materialien für den Geschäftsbetrieb ihrer Mit- glieder besorgen.
KleinereMeister u. s. w. erbalten durch sie den Vorteil des Engrosbezugs, gleichwie sich auch die höhere Kreditfähigkeit
der Genossen- schaft beim Einkaufe günstig geltend macht. Die Rojas-Zorrilla finden heutzutage sowobl bei Gcwerbtreibenden
wie auch bei der Landwirtschaft Anwendung. Im Mai
1894 bestanden im DeutschenReiche 59 industrielle und 1071 landwirtschaftliche
Rojas-Zorrilla Rohtang, Pas; im Himalaja, im Kangradistrikt ! Pandsckab), zwischen Koksar in Lahol und Paltschan in
Kulu, mit einer Pahhöhe von 3962 in, die Haupt- verkehrsstraße zwischen Eultaupur und Kangra im Pandschab und Leb (s. d.)
in Ladach und Iarkand in Cbincsisch-Turkestan.
Bis Ende Dezember ist der Rojas-Zorrilla offen. Auf der Höhe entspringt der Biaß. ^ Rohwand,
bergmännischer Name für die kör- nig-derben Massen des Ankerits (s. d.). Noi (frz., sftr. röä),
König. Roisdorf, Dorf im Landkreis Bonn
[* 43] des preuß. Reg.-Bez. Köln,
[* 44] 2 Km vom Rhein, an der Linie
Ko'ln- Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen,
[* 45] hat (1890) 1175 E., darunter 46 Evangelische, Post, Telegraph,
[* 46] katb. Kirche (1876), mehrere Villen; Militäreffekten- ! und Glanzledcrfabrikation, Gerberei, Mineralmahl-
! werk, Obst- und Gemüsebau und eine Natronquelle. ^ Rojas lspr. rochas), Fernando de, span.
Dichter, einer der Schöpfer des span. Nationaldramas, geb. ! zu Montalban
bei Toledo,
[* 47] dichtete auf der Nniver- ! sität Salamanca als Vaccalaureus der Rechts- l Wissenschaften 15 Akte
der Tragikomödie «^eieätina» ! i2-14 und 20-21 der heutigen Fassung)
und gab ! dieselben mit samt dem ersten Akt 1499 zu Burgos anonvm als " (^1i8w v ^leiidsa, ^omsäiw) heraus. ! Der Titel »^eleätina»
ward erst 1595 durch die ! AntwerpenerAusgabe sanktioniert. Das geniale Werk, kein eigentliches Bühnenstück
und zur Auf- führung weder bestimmt noch geeignet, erweckte kraft des dramat. Lebens, welches
darin pulsiert, und kraft der meisterhaften Entwicklung der Charak- ^ tere großes Aufsehen. In der zweiten Ausgabe lSalamanca
1500) fügte Rojas-Zorrilla fünf neue Akte hinzu ! (15 - 19). Nach Rojas-Zorrilla' Angabe hätte Rodrigo Cota ^ oder Juan de Mena
als Verfasser des ersten Akts ! gegolten; von Mena ist indessen sicher abzusehen, ' und vielleicht hat N. selbst das Ganze
geschrieben. ! Die «Oi63twii» gab in ihrer eigentümlichen Mi- ! schung von Idealismus und Realismus, von Tragik ! und Komik,
dem span. Drama eine breite, volkstüm- liche Basis.
Bis zum Erscheinen des «Don Quirote» war sie das gelcscnste und einflußreichste span. Buch, l das wie der Roman des Cervantes
und der Ama- dis eine ganze Litteratur von Fortsetzungen, Über- ! arbcitungen, Nachahmungen und Übersetzungen er- z zeugt
bat. Eine der neuesten Ausgaben findet sich ! in der «Nidlioteca. äe ^ntorsZ 68paii0i63»,
Bd. 3 ! (1846). Eine gute deutsche Übersetzung besorgte ! E. von Bülow (Lpz. 1843). ! Rojas-Zorrilla (spr. rochas Zorrillja),
Fran- z cisco de, span. Dramatiker, geb. zu To- ' ledo, lebte in Madrid
[* 48] und war Ritter des Ordens von
Santiago. Sein Todesjahr ist nicht bekannt. R.s ! berühmteste Stücke sind: «I)6i Ile^ ad^o ninMno »Douäe liiiv a^i 5l.vi03 110 kk"^
26I08", «Nntre dodoä seiner Dramen erschienen in zwei Quartbänden Romano heraus, im 54. Band
[* 49] der »Lidlioteca äs aut0i-e3
63i)ali0l63" (1861). R.s tragische Dichtun- gen sind großenteils durch Ungeheuerlichkeiten und überladene
Sprache
[* 50] verunstaltet, bei großer dramat. Kraft.
[* 51] Die Lustspiele sind frei von jenen Fehlern und gehören zum Teil unter die besteil
der alten
¶
forlaufend
928
Bühne. Gute deutsche Übersetzungen einiger der besten von R.s Dramen finden sich in Dohrns «Span.^Dramen», Vd. 3 u. 4 (Berl.
1844). Nokade, s. Frontwechsel und Schachspiel. Rokambolle, s. Rocambole. Nokipaß, einer der Hauptpässe des Kaukasus, sührt
von den Quellen des Ardon (Zufluß des Terek) zum Quellengebict der Ljachwa (Zufluß der Kura), 2500 m
hoch. Durch ihn soll die projektierte Eisenbahn über den Kaukasus führen. Rokitanfky, Karl, Freiherr von, der Begründer der
deutschen pathol.-anatom.-ärztlichen Schule, geb. zu
Königgrätz
[* 53] in Böhmen,
[* 54] studierte zu Prag
[* 55] und Wien, wurde 1828 Assistent an der Pathologisch-Anatomischen Anstalt zu Wien, hierauf 1834 außerord.
und 1844 ord.
Professor der pathol. Anatomie. Seit 1834 verwaltete N. auch die mit jener Professur verbundenen Stellungen des Prosek- tors
des großen WienerKrankenhauses und des ge- richtlichen Anatomen für sämtlichein Wien der amt- lichen Leichenöffnung zu unterwerfenden
Fälle von zweifelhaften Todesarten. Das unermeßliche Ma- terial, das Roland auf diese Weise zu Gebote stand,
ver- wertete er in seinem berühmten «Handbuch der pathol. Anatomie» (3 Bde., Wien 1842-46), das auf Ver- anstaltung der Eydenham-Gesellschaft
ins Eng- lische (Lond. 1845-50) übertragen und 1855-61 in dritter Auflage ganz neu bearbeitet worden ist.
Wie seine kleinern Arbeiten und seine zahlreich be- suchten Vorträge und praktischen Kurse, so zeichnet
sich auch jenes Hauptwerk durch eine nüchterne, streng gegenständliche Beobachtung und exakte, klar und scharf nach einer
zum Teil selbst geschaffenen Terminologie beschreibende Darstellung aus. Auf dem von ihm gelegten Grunde wurde teils durch seine
Freunde Skoda, Schuh u. a., teils durch seine und der letztcrn Schüler Engel, Iaksch, Hebra, Oppolzer,
Hamernjk, Dittrich u. s. w. das Gebäude der neuern deutschen Diagnostik, der physiol. Pa- thologie und Therapie aufgerichtet
und der Ruf derWiener oder Wien - Prager Schule gegründet. Roland trat in den Ruhestand, veröffentlichte noch «Die Defekte
der Scheidewände des Herzens» (Wien 1875) und starb in Wien. -
Rokitnofümpfe (benannt nach dem Ort Ro- kitno, südöstlich von der Stadt Tomaschgorod in Volhynien), gewöhnlich soviel
wie Poljessje (s. d.), eigentlich aber nur der Teil desselben, der zwischen den Flüssen Goryn und Nbort liegt. Rokitzan, czech.
Roli^can^, königl. Freie Stadt in der österr. Vezirkshauptmannschaft Pilsen
[* 56] in Böhmen und am Schwarzbach,
an den Linien Furth i. W.-Prag der Böhm. Westbahn und Roland-Nezvestitz (27 km) der Böhm. Kommcrzialbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts
(317,4? hat (1890) als Gemeinde 5010 czech.
E., Post, Te- legraph, in Garnison das 22. Divisionsartillerieregi- ment (ohne die 4. Batterie), Dekanalkirche,
Bürger- schulen, landwirtschaftliche Winter-, Musikschule, Stadtbibliothek, Spar- und Vorschußkassen; Email- geschirr- und
Lederfabrikation, Brauereien, Mühlen,
[* 57] Gerbereien, Wollspinnerei, Ziegeleien, Sägewerk, Ackerbau, in der Umgebung Eisen- und
Kohlenberg- werke, Walzwerke, Glashütten und chem. Fabriken. Rokoko (frz., vielleicht
von i-oc, Felsen, oder ro (nilis, Grotten- und Muschclwerk), der im 18. Jahrh, besonders in Frankreich
(1715-50) und Deutschland (bis Ende des 18. Jahrh.) herrschende Kunststil, eine Fortbildung des Barock (s. d.). Die Franzosen
be-
zeichnen den in ihrem Lande von der Mitte des 17. bis Ende des 18. Jahrh, geltenden Stil einfach nach den Herrschern: I^ouig-Huatoi^s,
I^onis-huin^, I.0ui8-86i26(s.FranzösischeKunst,Bd.7,S.151dfg.);
das Wort N. taucht gleichwohl zuerst
in franz. Emi- grantonkreisen auf und sind et sich im «victioiiiikii-6 äs 1'^c»Mmi6 li-Äi^a^s"
zuerst im Nachtrag vom 1.1842, wo es als Ausdruck sür den Ornamentstil unter Ludwig XV. und der ersten Regierungszcit Ludwigs
XVI. gebraucht wird. Im allgemeinen braucht man jetzt den Ausdruck N. für alles, was in Kunst, Litteratur,
Tracht und Benehmen ver- schnörkelt und altmodisch ist.
Das Roland ist vorzugs- weise Ornamentstil und fand Anwendung zur Ver-
zierung von Architekturen, Innenräumen, Möbeln, Geräten, Geschmeide u. dgl.; einen wirklichen Ro- kokostil
in der Baukunst
[* 58] giebt es nicht, die Bauten damaliger Zeit sind vielmehr im Äußern klassisch streng,
oft nüchtern. In der Hauptsache werden während der Rokokoperiode vornehme Wohnhäuser
[* 59] meist in Hufeifenform, mit Betonung
[* 60] des Mittel- baues gebaut. Ihr Hauptwert besteht in der wohl- bedachten Einteilung der Räume, deren bequemer Verbindung und
dem Innenschmuck.
Das Kenn- zeichen des letztern ist die Auslösung aller festen, kräftigen Formen in leichte, zierlich
gewundene Linien, das Rahmenwerk wird zum Organismus und erfetzt alle andern Formen der Baukunst (Säu- len, Architrave u. s. w.);
der Rahmen umschließt die Füllung pflanzcnhaft, umrankt sie gleichsam wie ein organisch Belebtes, löst sich in lauter
flüssige, vegetabilische, der festen Rhythmik widerstreitende Elemente auf, die Lust und Üppigkeit der
sich voll- ständig frei und selbständig aufspielenden Verzierung überwuchert alle struktiven Forderungen.
Die archi- tektonische Symmetrie wird zur Symmetriestellung zweier in sich symmetrieloser, aber rhythmisch ent- wickelter
Gegenstücke. Der Rhythmus, ein vollwich- tiger Ersatz der Symmetrie, erhebt das Roland über- haupt zum Stil. Fernere Kennzeichen
des Roland sind das Geschnörkelte, Muschelartige, das Knittrige an Stelle des Gebauschten, die ausschließliche
Verwen- dung lichter, rosiger Farben. Die wichtigsten Orna- mentzeichner des Roland sind Robert de Cotte,
[* 61] Iuste AureleMeissonier,
Gilles Marie Oppenort, Babel, Lerour und Francois Cuvillies. Die berühmtesten Goldschmiede sind'neben Nicolas Delaunay, Claude
Vallini dem JüngernnamentlichThomas Germain und ganz besonders Jacques Roettiers. Die Haupt- maler sind
AntoineWatteau, Quentin de Latour, Liotard, Lancret, Pater und Bou.cher. - Eine Schöpfung des Rokokostils ist das europ. (besonders
Meißner und Sevres-) Porzellan.
Die Schabkunst und die Pastellmalerei entsprechen seinem Wesen besonders gut. In unserer Zeit ist der Rokokostil sowohl in
Frankreich wie in Deutschland (besonders von König Ludwig II. von Bayern
[* 62] in seinen Pracht- schlössern Herrenchiemsee
und Linderhof) wieder be- lebt worden. Paris und München sind die Haupt- sitze des modernen Roland (S. die Kunst der einzelnen
Länder.) -
Vgl. außer der bei Barock, Möbel,
[* 63] Orna- ment u. s. w. angeführten Litteratur: Lambert
und Stahl, Barock- und Rokokoarchitektur der Gegen- wart in farbiger Darstellung (60 Tafeln, Stuttg. 1892 fg.);
P. Iessen, Das
Ornament des Roland und seine Vorstufen (mit 120 Tafeln, Lpz. 1894).
Roland, Paladin Karls d. Gr., der gefeiertste Held der Karlssage. Von seiner histor. Existenz
¶
forlaufend
929
wissen wir nur durch eine kurze Angabe in Egin- hards «Vita. (^roli», daß
nämlich unter den Edcln, welche 778 im Thale Ronceval in den Pyrenäen bei einem Angriff der Basken auf die Nachhut KaiserKarls
den Tod fanden, auch ein Illonäl^näuL, Lii- wnnici limitig prHLkecwZ gewesen sei. Die lokale Sage und
Dichtung der Bretagne erhob diesen N. zum Mittelpunkt eines allmählich in ganz Frank- reich und weit über Frankreichs Grenzen
[* 65] verbreite- ten Sagenkompleres, der in R.s tragischem Ende gipfelt. Der starte, tapfere, fromme Held, ein Neffe Karls, der Sohn
seiner Schwester Bertha und Mi- lons von Anglant, wird auf seines Stiefvaters, des vcrräterifchen Ganelon
von Mainz
[* 66] falschen Nat von ! Karl als HüterSpaniens zurückgelassen, durch die , ungeheure Übermacht des heidn. Saracenen-
oder ! Mohrenkönigs Marsilie bei Noncevals (Noncevaur) > angegriffen und geht nach langem Kampfe mit Oli- ' vier und
andern Franken zu Grunde; sein Scbwert Durendal oder Durendart sucht er vor dem Tode vergebens zu zerbrechen,
damit es nicht in der Heiden Hände falle; der Hilferuf seines Hornes ^lifant, das zu blasen er überstolz trotz des treuen
^liviers Rat verschmäht hat, dringt aus dem Munde des sterben- den Helden allzuspät zu KarlsOhren.
Roland de 1a Plattere (spr. -lang, -Nähr), Jean Marie, franz. Politiker, geb. zu Thizy bei Villcfranchc,
war beim Ausbruch der Revolution Generalinspektor der Manufakturen und Fabriken in Lyon.
[* 67] Diese Stadt schickte ilm im Febr. 1791 zur
Vertretung der gewerblichen Interessen in die Konstituierende Versammlung. Hier trat er in Verbindung mit
den republikanisch gesinnten Abge- ordneten, siedelte im Dezember ganz nach Paris über und erhielt in dem Girondistenministerium
vom März 1792 das Portefeuille des Innern.
Als der König die Unterzeichnung des Dekrets verweigerte, wonach die Föderierten in der Nähe von Paris ein Lager
[* 68] bilden
sollten, schrieb er dem König 10. Juni einen sehr freimütigen Brief, der seine Entlassung nach sich zog.
Nach dem Umstürze des Throns(10. Aug.) wurde er sogleich wieder in sein Mini- sterium eingesetzt. Als Anhänger der Gironde stellte
er sich jedoch dem Radikalismus der Jakobiner ent- gegen und wurde von der Bergpartei im Konvent aufs heftigste angefeindet.
Bei dem Sturze der Gi- rondisten ward auch feine Verhaf- tung dekretiert. Rolandslied fand Gelegenheit zu entkommen, stürzte
sich aber auf die Nachricht von der Hinrich- tung seiner Frau unweit Rouen
[* 69] in sein eigenes Schwert. Unter seinen
Schriften in- dustriellen und polit. Inhalts ist das «victionnaii-e 663 rüHliutactUI-63 6t 663 Ä1't3
(M 6N (i6p6N(i6Iit» (3 Bde., Par.
1785-90) zu crwäbnen, das er für Panckouckes «Nuc^cio^öäi» möt,d0äiHU6"
schrieb.
Roland de la Platiere (spr. -läng, -tiähr), Manon Ieanne, Gattin des vorigen, geb. zu Paris, Tochter des Kupferstechers
Phlipon, eine Frau von Geist und Energie, verheiratete sich 1780 mit Rolandslied. Durch das Studium des röm. und
griech. Altertums sür republikanische Ideen gewon- nen, fühlte sie sich von der Revolution mächtig er- griffen. Sie kam
mit ihrem Gatten 1791 nach Paris und gewann bald großen Einfluh im Kreise
[* 70] der Girondisten. Besonders trat sie zu Buzot
(s. d.) in nähere Beziehungen.
Als N. die Stellendes Mi- nisters erhalten hatte, stand sie ihm mit unermüd- lichem Eifer in den Geschäften bei. Nach der
Flucht ihres Gemahls
führte sie im Interesse dcr Kontcr- BrockhauZ' Konvcrsations-Qcxiton. 14. Aufl. XIII. revolution
mit den gestüchtctcn Girondisten einen Briefwechsel, weshalb man sie einkerkerte. Sie ver- schmähte
die ihr gebotenen Mattel zur Flucht, schrieb im Gefängnisse ihre Memoiren und benahm sich vor ihren brutalen Richtern mitUnerfchrockenheit.
Mutig legte sie ibr Haupt unter die Guillo- tine. In ihren «U6in()ii'68»
(2 Bde., Par. 1820; neue Ausg.,
ebd. 1864) sind auch ihre übrigen Schrif- ten enthalten. Ihre «I^6Nl68,6nparti6iii6äit68» gab Tauban
(2 Bde., Par. 1867) heraus, der auch
die
Rolandsbresche, Gebirgsfcharte in den Pyre- näen, s. Brache de Roland. Nolandseck, Weiler im Kreis
[* 71] Ahrweiler des preuß. Reg.-Bez.
Koblenz,
[* 72] zu Oberwinter gehörig, am linken Ufer des Rheins, an der Linie Köln- Vingerbrück dcr Preuß.
Etaatsbahnen, besteht säst nur aus Villen und hat (1890) etwa 130 E., Post, Telegraph und Basaltbrüche. Auf einem nahen
Berge (153 m) ein 1848 gebauter gor. Aussichts- turm und, als einziger Überrest der Burg Rolandslied, ein ^ensterbogen mit Aussicht
auf das Siebengebirge.
Untcrbalb im Rhein die Insel Nonnenwerth (s. d.), und links am Rhein das Dorf Rolands werth mit
Weinbau und 460 E. Rolandslied. Die Sage vom Paladin Roland (s. d.) wurde
bei den Franzosen der Gegenstand volks- mäßigcr Lieder; vor dem Beginn der Scklacht bei Hastings (1066) sang Taillcfer vor
Wilhelms nor- mann. Heer ein Lied von Roland. Solche Lieder waren die Grundlage der Erzählung in der um 1130 verfaßten
log. ChronikTurpins (s. d.), des gleich- zeitigen «^ai-m6n
äs proäitions (^U6rioni8», und aus denselben Liedern faßte um 1060 und 1090 ein Sänger das zusammenhängende franz.
Volks- und Nationalepos, die " (^lianäoii ä6 ^olariä» oder «äe
R0nc6vclux»zufammen, die am besten von TH.Äiüller (2. Aufl., Gott.
1878) und von Clcdat (2. Aufl., Par. 1887) herausgegeben, von W. Hertz
(Stuttg. 1861) verdeutscht wurde. Das alte, in assonierenden Tira- den abgefaßte Gedicht wurde
im 12. und 13. Jahrh, mehrfach umgearbeitet und erweitert; die verschie- denen Redaktionen dieser Bearbeitung hat Förster
(Heilbr. 1883) herausgegeben. -
Vgl. E. Seelmann, Bibliographie des Rolandslied (Heilbr. 1888).
Nach dem alten franz. Epos dichtete bereits 1131 -33^der Pfaffe Konrad (s. d.), im Dienste
[* 73] Heinrichs des stolzen, sein deutsches
Gedicht, das «NnolanäEL 1i6t»; es wurde mindestens zweimal, zunächst
von einem nicderrhcin. Dichter Ende des 12. Jahrh. (Bartsch, «Über Karlmeinet», Nürnb. 1861), und dann
in der ersten Hälfte des 13. Jahrh, von einem öfterr. Dichter, dem Stricker (hg. von Vartsch, Quedlinb. 1857), umgearbeitet,
wahrscheinlich mit Benutzung jüngerer franz. Gedichte.
Auf franz.Quelle beruht auch das nur in Bruchstücken erhaltene engl. Gedicht des 15. Iabrh.
(hg. von Herrtage, Lond. 1880, für die ^ai-i^ ^nFligd lext 8oci6t^); ferner
die islünd. endlich die altniederländ. Bruchstücke'des 13: Iabrh. (hg. von Vormans). Die ital.
Bearbeitung des So- ftegno di Zanobi, eines Florentiners im 14. Jahrh., «I^H 3MFna»,
beruht nicht unmittelbar auf franz. Quellen, sondern auf in Italien
[* 74] verfaßten Gedich- ten in einer Mischsprache. Die
span. Romanzen von Roland gründen sich nicht, wie man früher annahm, auf felbständiges Fortleben der Sage in Spanien,
[* 75] sondern
sind auch auf franz. Traditionen zurückzu- 59
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forlaufend
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führen, die allerdings älter sind als die erhaltenen franz. Gedichte. Ihrer Abfassung nach reichen diese Romanzen nicht über
das 13. Jahrh, hinauf; sie sind gedruckt bei Wolf und Hofmann, «I^iniHVLra. äe ^omÄncoä» (Berl.
1856). Zurückgedrängt aber wur- den alle mittelalterlichen Bearbeitungen durch den Ruhm, welchen sich die nur zum
kleinsten Teil der Überlieferung folgenden, weit öfter rein erfundenen und willkürlich ausgeschmückten ital.
Heldengedichte des 15. und 16. Jahrh, erwarben, die von Rolands Kampfes- und Liebesabenteuern in einer dem echten Charakter
der Sage keineswegs entsprechenden Weise erzählten, wie «Noi-Zants mä^ioi-o»vonL.Pulci, «Orlando inkinoi-Hto» von Bojardo
und das be- rühmteste unter allen, «Orlando kni-ioLo» von Ariosto. -
Vgl. Schmidt, über die ital. Helden-
gedichte aus dem Sagenkreise Karls d. Gr. (Berl. 1820).
Von neuern deutschen Dichtern hat Immer- mann Rolands Tod in seinem Trauerspiel «Das Thal
[* 77] von Ronceval» (Hamm1822) behandelt.
Rolandspforte, s. Roncesvalles. Rolandssäulen oder Rulands-, auch Rut- lands säulen,
kolossale, aus Holz
[* 78] oder Stein meist roh geformte Bildsäulen, die auf Markt- oder Hauptplätzen vieler Ortschaften Norddeutschlands,
besonders Niedersachsens und Brandenburgs stan- den oder noch stehen (wie in Brandenburg,
[* 79] Bre- men, Halle,
[* 80] Nordhausen,
[* 81] Perleberg).
[* 82]
Sie stellen in der Regel einen gerüsteten oder manteltragenden, barhäuptigen, ein bloßes Schwert in der Hand
[* 83] haltenden Mann dar, den die Überlieferung als den Roland der Karlssage zu deuten pflegt. Ursprung, Geschichte und Bedeutung
dieser Bilder ist noch nicht hinreichend aufgeklärt; nur fo viel steht fest, daß sie als Zeichen der Gerichtsstätten dienten.
Nachrichten finden sich nur spärlich erst seit dem 14. Jahrh, und fast immer in Verbindung mit den Kämpfen
für städtische Vorrechte, unter denen eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit als die höchsten galten. Nicht selten erscheinen
in diesen Zeiten die Rollenhagen als Sym- bole städtischer Freiheit und Selbständigkeit, werden als solche in die Wechselfälle des
Kampfes gezogen und, je nachdem sich diese für die Stadt gestalten, bald umgeworfen, bald neu aufgerichtet.
-
Vgl. Stappenbeck in den «Mark. Forschungen», Bd. 4 (Berl.
1845);
Bd. 3: Die Rulandssäule (Lpz. 1861);
Beringuier, Die Rolande Deutschlands
[* 84] (Berl. 1890).
^werth. Rolandswerth, s. Rolandseck und Nonnen- Rolf, Herzog der Normandie, s. Rollo. Rollaffen, soviel
wie Nollschwanzaffen (s.d.). Rollasfel, f. Asseln. Rollatlas, Gewebe, s. Atlas.
[* 85] Rollbetvegungen, s. Manegebewegungen. Rollblei,
s. Blech (Bd. 3, S. 103a). Rollbombe, zur Zeit der glatten Geschütze
[* 86] eine Bombe kleinen Kalibers, die bei der Grabenverteidi-
gung vermittelst einer Rinne über den Wall in den Graden hineingerollt wurde; sie ist in neuester Zeit
vom OberstlieutenantSchumann wieder in Vor- schlag gebracht.
Rollbrücken oder Schiebe brücken, eine Art Beweglicher Brücken (s. d.), bei denen die Fahrbahn, um der Schisfahrt freie
Bahn zu geben, auf Rollen,
[* 87] Kugeln oder Rüdern zurückgeschoben werden kann. Die Rollenhagen sind als Fluhbrückcn in England und Ame-
rika zur Anwendung gekommen, während sie im Festungsbau eine häusigere Verwendung finden. Rolle, im
allgemeinen eine runde Scheibe, welche um ihren Mittelpunkt beweglich
ist. Im Maschinen- bau kommt die Rollenhagen als Friktionsrolle
(s. Friktions- rad), als Spannrolle und Leitrolle beim Riemen- trieb (s. d.) und Seiltrieb (s. d.)
und als Element des Flaschenzugs (s. d.) zur Anwendung. -
über Rollenhagen in der Buchbinderei s. d. (Bd.
3, S. 652a). - Rollenhagen im Bergbau,
[* 88] soviel wie Rollschacht (s. d.). - Rollenhagen, Wascherolle, s.
Appretur (Bd. 1, S. 763 d). Rolle, in der Schauspielkunst
der Anteil eines Schauspielers an einem Stücke, insbesondere auch das Heft, das aus dem ganzen Stücke auszieht,
was der einzelne Künstler vorzutragen hat. Dieser Aus- zug führt auch die sog. Stichworte an. Rolle, im Seewesen, s. Schiffsrollen.
Rolle (spr. roll).
1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt,
[* 89] hat 43,3 hlun und (1888) 6149 E., darunter 483 Katholiken,
in 13 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks Rollenhagen, 11 Kni nordöstlich von Nyon, auf dem rechten Ufer des
Genfer Sees, in 380 m Höhe, an der Linie Lausanne-Genf der Iura-Simplonbahn, hat (1888) 1855 E., darunter 27? Katholiken,
altes schloß, jetzt Schul- und Stadthaus; Weinbau (La- cöte) und Produktenhandel. Rollenhagen ist Geburtsort des russ. Generals Frede'ric
Clisar Laharpe, dem ein Obelisk (13 m) mit Brustbild auf einer Insel im See errichtet ist. 3 km nordöstlich
von Rollenhagen das Signal de Bougy (712 m) mit prächtiger Aussicht über Lacöte (s. d.),
den Genfer See und die Gebirge Savoyens.
Rolle, Joh. Heinr., Kirchenkomponist, geb. zu
Quedlinburg,
[* 90] gest. als städtischer Musikdirektor in Magdeburg,
[* 91] gewann besondere Bedeutung für
die Geschichte des Orato- riums durch eine Reihe von Kompositionen, die sich den ReformenGlucks anzuschließen suchten und
zwi- schen Händel und Haydn die bedeutendsten deutschen Erscheinungen auf diesem Gebiete bildeten. R.s ge- lungenstes Werk
ist der «Lazarus», aus dem noch heute die Chorarie
«Wiedersehn, sei uns gesegnet, entzückungsvolles Wiedersehn» gesungen
wird.
Rollen, seemännischer Ausdruck, s. Schlingern. Rollenbuch, im Seewesen, s. Schifssrollen. Rollenführung, s.
Geradführung.
[* 92] Rollenhagen, Georg, didaktischer Dichter, geb. zu Vernau bei Berlin, studierte seit 1560 Theologie
in Wittenberg,
[* 93] wurde 1563 Rektor zu Halberstadt,
[* 94] 1567 Magister in Wittenberg, in demselben Jahre Prorektor, 1575 Rektor
der Dom- schule zu Magdeburg, die unter ihm ihre höchste Blüte
[* 95] (1600 Schüler) erlebte. Er starb, gefeiert als Pädagog wie
als Prediger, Rollenhagen hat das Verdienst, durch Unterricht in der deutschen Sprache den Sieg der hochdeutschen Schriftsprache
in Magdeburg gefördert zu haben.
Auch seine drei Dramen («Abraham», «Tobias», «Lazarus») sind aus Schulbedürsms auf der Grundlage
älterer Stücke erwachsen. Sein Hauptwerk «Froschmeuseler» wurde schon in Wittcnberg 1571 begonnen auf An- regung einer Vorlesung
des Professors Ortel von Wiusheim über Homers «Vatrachomyomachia» und allmählich durch didaktische Einschacktelungen
so an- geschwellt, daß die Erzählung vom Krieg der Frösche und Mäuse ganz zur Einkleidung ward für
den polit. Lehrgehalt; hielt Rollenhagen doch auch den «Reinke Vos» für eine Allegorie auf Kaiser- und Papsttum. Die Dichtung, in der
Luther als Frosch
[* 96] Elbmarr, der Papst als Schildkröte Bcißkopf auftritt, erschien zu- erst Magdeburg 1595 (unter dem PseudonymMarcus Hüpsinsholz von Meuscbach) und hatte gerade als
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