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und Rußland zu widmen, und war 1875‒83 Statthalter von Galizien. Er starb 18. Mai 1889 in Paris. [* 2]
und Rußland zu widmen, und war 1875‒83 Statthalter von Galizien. Er starb 18. Mai 1889 in Paris. [* 2]
(spr. -tótzki), Wacław, der fruchtbarste poln. Dichter, geb. um 1622 als Arianer, trat später zum Katholicismus über. Zum Krakauer Mundschenk ernannt, lebte er auf seinem Landgute Łużna bei Biecz, wo er 1697 starb. Sein poet. Nachlaß umfaßt Hunderttausende von Versen; er versuchte sich in allen Zweigen der Dichtkunst, steht jedoch am höchsten als Epiker (Umdichtung von Barclays «Argenis» in Verse, Warsch. 1697 u. ö.; «Syloret», hg. 1764, ein Abenteuerroman, u. a.), als religiöser Dichter (Umdichtung der Evangelien, daraus die Passionsgeschichte 1698 u. ö. gedruckt) und Lyriker (Klagegedichte über den Tod seiner Kinder u. a). Eins seiner umfangreichsten Werke ist ein allegorisierendes Wappenbuch in Versen, «Poczet herbów» (Krak. 1696). Der größere Teil seiner Werke blieb ungedruckt und ist in Petersburg [* 3] aufbewahrt. Er umfaßt moralisierende Gedichte (Umdichtung der Adagia des Erasmus von Rotterdam), [* 4] humoristisch-satir. Gelegenheitsgedichte und Scherze, oft äußerst derber Art, polit. Satiren, ein Osterdrama u. a. Aus diesem Nachlaß ist Lemberg [* 5] 1850 (Warsch. 1883), zuerst unter fremdem Namen, sein Hauptwerk, die «Wojna Chocimska» in 10 Gesängen, die Schilderung der bekannten Abwehr des Türkeneinfalls vor Chocim durch die Polen (1621), herausgegeben worden.
Fluß in Nordamerika, [* 6] bildet größtenteils die Grenze zwischen Maryland einerseits und Virginien und Westvirginien andererseits, entsteht aus zwei Quellflüssen in den Alleghanies. Von dem Zusammenfluß an (32 km südöstlich von Cumberland) beschreibt er einen unregelmäßigen Bogen, [* 7] bis er die Stadt Washington [* 8] erreicht. Von hier ab dehnt er sich zu einer 10‒13 km breiten Bucht aus und mündet, 640 km lang, in die Chesapeakebai. Hauptnebenflüsse sind der Shenandoah, der Cacapon und der Monocacy. Schiffbar ist er nur bis Washington, da sein oberer Lauf von Schnellen [* 9] und Katarakten unterbrochen wird. Seine Ufer zeichnen sich durch Naturschönheit aus, besonders bei Harpers-Ferry, wo er den Blue-Ridge durchbricht. 1862‒65 waren seine Ufer Schauplatz häufiger Kämpfe.
1) Departamento in Bolivia, [* 10] umfaßt mit 140600 qkm den größten Teil der mittlern Hochebene von der Südgrenze bis zum 18.° südl. Br. im SW. von Cochabamba. Die 230000 Bewohner sind meist Quechua-Indianer. – 2) Hauptstadt des Departamento Potosí, Mittelpunkt des durch seinen Reichtum an edeln Metallen berühmten Bezirks, liegt in einer Höhe von 3960 m auf der Nordseite des silberreichen, 4688 m hohen Gebirgsstocks Cerro de Potosí in kahler, öder Gegend, auf schluchtenreichem Terrain, hat nur noch 12000 E., während es im Anfang des 17. Jahrh. 150000 E. zählte, die ausschließlich vom Silberbergbau lebten.
Die Häuser sind einfach aus Lehmsteinen (adoves) aufgeführt, im Centrum zweistöckig, sonst einstöckig. Außer der Kathedrale, die 1809‒37 erbaut, 1858 restauriert wurde und im Innern prachtvoll ausgestattet ist, hat Potosí noch viele andere, aber meist verfallene Kirchen, Klöster und Konvente. Neben der Münze bestehen Amalgamierwerke, Buchdruckerei, Bierbrauerei [* 11] und Brennerei, ferner Nationalbank, Handels- und Civilgericht und ein Gymnasium. Das Klima ist nicht ungesund, das Trinkwasser gut. Der berühmte Cerro de Potosí, ein Kegelberg von 12 km Umfang, aus einem Quarz führenden, bröckeligen Andesit bestehend und ganz von Silberadern erfüllt, ist durch mehr als 5000, jetzt meist verlassene Stollen und Galerien ausgehöhlt. Die Ausbeute ist jetzt bedeutend gesunken; doch liefert Potosí auch jetzt noch den größten Teil des Silbers in Bolivia. ^[]
in Mexiko, [* 12] s. San Luis-Potosi. ^[= # gewöhnlich bloß Potosi, auch San Luis genannt. 1) Staat der Republik Mexiko, zwischen Zacatecas ...]
(spr. -purri, d. h. fauler Topf), der franz. Name für Olla potrida (s. d.);
in der Musik soviel wie Quodlibet (s. d.);
Dorf in der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, [* 14] an der Weißeritz im Plauenschen Grunde, an der Linie Dresden-Chemnitz und der Nebenlinie Potschappel-Wilsdruff (10,9 km) der Sächs.
Staatsbahnen, [* 15] hat (1890) 4450 E., darunter 245 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 16] Vorschußverein, Wasserleitung; [* 17]
Goldschlägerei, Fabriken für Cigarren, Maschinen, Porzellan, Zündwaren, künstliche Blumen, Mühlen [* 18] und ist Mittelpunkt des Steinkohlenbergbaues des Plauenschen Grundes.
Stadt im Kreis [* 19] Lukojanow des russ. Gouvernements Nishegorod, an der Rudnja (Zufluß des Alatyr), hat (1886) 8484 E., Post, Telegraph, 8 Kirchen;
Herstellung von Holzgefäßen, ferner von Matten und Säcken aus Lindenbast, bedeutenden Getreidehandel.
[* 20]
1) Regierungsbezirk der Provinz Brandenburg, [* 21] grenzt im NW. an Mecklenburg-Schwerin, im SW. an Anhalt, [* 22] ist bewässert von den Flüssen Oder, Havel, Spree und Ücker, zahlreichen Landseen und Kanälen, mit Moor- und Wiesenflächen, Wald, ausgezeichnet durch Ackerbau, Viehzucht, [* 23] Fischerei [* 24] und Handel und hat 20640,70 qkm und (1890) 1404626 (705204 männl., 699422 weibl.) E., 70 Städte mit 1980,60 qkm und 545978 (274939 männl., 271039 weibl.) E., 1511 Landgemeinden und 998 Gutsbezirke mit 18660,06 qkm und 858648 (430265 männl., 428383 weibl.) E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1336332 Evangelische, 56732 Katholiken, 3551 andere Christen und 7831 Israeliten.
Der Regierungsbezirk zerfällt in 18 Kreise: [* 25]
Kreise | qkm | Wohnstätten | Einwohner | Einw. auf 1 qkm | Evangelische | Katholiken | Israeliten |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Prenzlau | 1133,27 | 5169 | 56065 | 49 | 54079 | 1405 | 505 |
Templin | 1435,65 | 5093 | 45236 | 31 | 43967 | 798 | 105 |
Angermünde | 1307,34 | 6690 | 64704 | 49 | 63022 | 1097 | 434 |
Oberbarnim | 1213,47 | 7999 | 84018 | 69 | 81239 | 2067 | 548 |
Niederbarnim | 1741,36 | 14468 | 188297 | 108 | 177259 | 9388 | 1022 |
Stadtkreis Charlottenburg | 20,88 | 2482 | 76859 | 3680 | 67107 | 7982 | 1475 |
Teltow | 1642,44 | 15013 | 221960 | 135 | 207473 | 12128 | 1394 |
Beeskow-Storkow | 1247,13 | 6087 | 43561 | 35 | 43030 | 347 | 180 |
Jüterbog-Luckenwalde | 1325,22 | 8165 | 67095 | 51 | 65560 | 1192 | 143 |
Zauch-Belzig | 1921,17 | 12376 | 77105 | 40 | 76076 | 926 | 81 |
Stadtkreis Potsdam | 13,39 | 2918 | 54125 | 4042 | 49158 | 4278 | 535 |
Stadtkreis Spandau | 42,05 | 1719 | 43365 | 1079 | 39345 | 5595 | 307 |
Osthavelland | 1190,82 | 7036 | 67606 | 57 | 64490 | 2803 | 197 |
Stadtkreis Brandenburg. a. H. | 78,71 | 2533 | 37817 | 480 | 35308 | 1978 | 243 |
Westhavelland | 1213,49 | 6552 | 59067 | 49 | 57229 | 1690 | 97 |
Ruppin | 1771,96 | 10394 | 76215 | 43 | 74674 | 1277 | 200 |
Ostprignitz | 1881,89 | 10125 | 66834 | 35 | 66142 | 535 | 152 |
Westprignitz | 1460,46 | 10738 | 72697 | 50 | 71174 | 1246 | 213 |
¶
Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in die 10 Reichstagswahlkreise: Westprignitz (Abgeordneter 1894: von Podbielski, deutschkonservativ);
Ostprignitz (von Dallwitz, deutschkonservativ);
Ruppin-Templin (Bohm, freisinnige Volkspartei);
Prenzlau-Angermünde (von Winterfeldt-Menkin, deutsch-konservativ);
Oberbarnim (Pauli, Reichspartei);
Niederbarnim (Stadthagen, Socialdemokrat);
Potsdam-Osthavelland (Schall, [* 27] deutschkonservativ);
Westhavelland (Wiesike, nationalliberal);
Zauch-Luckenwalde (Kropatscheck, deutschkonservativ);
Teltow-Storkow-Charlottenburg (Zubeil, Socialdemokrat).
2) Hauptstadt des Reg.-Bez. Potsdam und Stadtkreis, zweite Residenz, liegt in der schönsten Gegend der Mark, am Einflusse der Ruthe in die schiffbare Havel, auf einer Insel von 30 km Umfang (Potsdamer Werder), welche von der Havel, einigen Seen und einem Kanal [* 28] gebildet wird, an der Linie Berlin-Magdeburg der Preuß. Staatsbahnen, mit Vorortverkehr nach Berlin [* 29] (Potsdamer Bahnhof, Wannseebahnhof, Schlesischer Bahnhof), ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz, der königl. Bezirksregierung, des Rechnungshofs des Deutschen Reichs, der preuß. Oberrechnungskammer, eines Landgerichts (Kammergericht Berlin) mit 11 Amtsgerichten (Baruth, Beelitz, Belzig, Brandenburg, Dahme, Jüterbog, [* 30] Luckenwalde, [* 31] Potsdam, Rathenow, [* 32] Treuenbrietzen, Werder), eines Amtsgerichts, einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteuer- und Katasteramtes sowie der Kommandos der 1. Gardeinfanterie-, 2. und 4. Gardekavalleriebrigade und einer Kommandantur und hat (1890) 54125 (27876 männl., 26249 weibl.) E., darunter 4278 Katholiken und 535 Israeliten, in Garnison die kaiserl. Leibgendarmerie, ein Detachement der Schloßgardecompagnie, das 1. Garderegiment zu Fuß, Gardejäger-, Lehrinfanteriebataillon, Regiment der Garde du Corps, Leibgardehusaren-, 1. und 3. Gardeulanen- und 2. Gardefeldartillerieregiment, ferner ein Postamt erster Klasse mit drei Zweigstellen, Telegraphenamt erster Klasse und Fernsprecheinrichtung, ein Gymnasium, Realgymnasium, eine Realschule, höhere Knaben-, höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, Charlottenschule für Mädchen, Präparandenanstalt, königl. Gärtnerlehranstalt mit Landesbaumschule, zahlreiche Privatschulen, eine Kriegsschule, Unteroffizierschule, Kadettenvoranstalt, ein Militärwaisenhaus für 800 Zöglinge, städtisches Krankenhaus, [* 33] Augusta-Victoria- und St. Josephs-Krankenhaus, Eisenhardtsches Krankenhaus, Anstalt Pniel für Epileptische. (Hierzu eine Karte: Potsdam und Umgebung.) ^[Abb.: Wappen [* 34] von Potsdam]
Anlage, Plätze, Denkmäler. Die zum großen Teil schön gebaute Stadt besteht aus der Altstadt und vier Vorstädten (Berliner, [* 35] Nauener, Brandenburger und Teltower). Die Teltower Vorstadt ist mit der Altstadt durch eine über die Freundschaftsinsel führende Brücke [* 36] aus Sandstein (1886‒88) verbunden. Die Straßen sind breit, gerade, mit palastähnlichen Häusern und, wie die Plätze, zum Teil mit Bäumen besetzt. Unter den Plätzen sind erwähnenswert der Wilhelmsplatz mit dem Denkmal Friedrich Wilhelms Ⅲ. von Kiß (1845), der Bassinplatz mit einem Gebäude nach holländ. Art auf einer ehemaligen Insel, das als Friedrich Wilhelms Tabakskollegium bezeichnet wird, und der neuen kath. Kirche; der Lustgarten, aus dem Paradeplatz und Park bestehend, mit dem Bronzestandbild Friedrich Wilhelms Ⅰ. von Hilgers 14 Büsten preuß. Feldherren aus dem Befreiungskriege von Rauch, einer des Kaisers Alexander Ⅰ. von Rußland, 12 Marmorstatuen und 8 Kanonen aus den J. 1680‒1858; endlich der Alte Markt mit einem Obelisk von rotem und weißem Marmor (23 m). ^[]
Kirchen. Potsdam hat fünf evang. und eine kath. Kirche, darunter die Garnisonkirche, 1731‒35 nach Plänen von Gerlach erbaut, mit Turm [* 37] (90 m) und schönem Glockenspiel, einer marmornen Kanzel, unter der Friedrich Wilhelm Ⅰ. und Friedrich Ⅱ. beigesetzt sind, und eroberten franz., dän. und österr. Feldzeichen; die nach Schinkels Entwürfen 1830‒37 von Persius, Stüler und Prüfer erbaute Nikolaikirche, 1842‒50 mit einer prächtigen Kuppel (75 m) und vier Glockentürmchen geschmückt; die Heilige-Geistkirche mit Turm (90 m), die franz.-reform. Kirche, eine Rotunde, ähnlich dem Pantheon zu Rom; [* 38] die Friedenskirche, 1845‒50 in Form einer Basilika [* 39] mit freistehendem Glockenturm (nach San Clemente in Rom) nach Plänen von Persius aufgeführt, mit der Gruft Friedrich Wilhelms Ⅳ. und seiner Gemahlin; an den Krenzgang stößt das Atrium mit der 1855‒56 von Rauch modellierten Marmorgruppe des von Aaron und Hur gestützten, den Sieg erflehenden Moses, und an dieses das nach dem Muster der Kapelle von Innichen in Tirol [* 40] 1890 von Raschdorff erbaute Mausoleum Kaiser Friedrichs Ⅲ., ein Rundbau mit Avsis, den Marmorsarkophagen des Kaisers von R. Begas und seiner Söhne Waldemar und Sigismund von Raschdorff und Begas und einer Pietà von Rietschel.
Weltliche Gebäude. Das Brandenburger Thor, 1770 in Form eines röm. Triumphbogens von Unger erbaut, bildet den Ausgang von der Stadt nach dem Park von Sanssouci, das Weinbergthor ist von Hesse entworfen und von Schievelbein und Bläser mit Terracottaskulpturen und Reliefs geschmückt. Die Stadt ist reich an Schlössern und bedeutenden Privatbauten. Das Stadtschloß, 1670 zuerst aufgeführt und 1750 von Knobelsdorff umgebaut, enthält die reich ausgestatteten Zimmer Friedrichs d. Gr., Friedrich Wilhelms Ⅰ., Friedrich Wilhelms Ⅲ., der Königin Luise und Friedrich Wilhelms Ⅳ.; das Rathaus, 1754 nach dem Muster des Amsterdamer erbaut, trägt einen aus Kupfer [* 41] getriebenen Atlas [* 42] mit der Weltkugel. Ferner sind zu erwähnen das großartige vierstöckige Militärwaisenhaus mit Turm (45 m), das Kasino, 1823‒24 von Schinkel erbaut; das Landgerichtsgebäude, die Kasernen und der Park von Sanssouci (s. d.) mit mehrern Schlössern, darunter Charlottenhof, 1826 von Schinkel aus einem einfachen Landhaus zu einer ital. Villa umgeschaffen.
Unter den Fabriken sind die Zuckerfabrik, mehrere Brauereien und Seifenfabriken, eine Dachpappen- und Wachstuchfabrik und das berühmte optische Institut von Hartnack (s. d.) zu erwähnen. Potsdam ist Sitz der 2. Sektion der Nordöstlichen Baugewerks- und der 3. der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft. Mehrere Pferdebahnlinien führen durch die Stadt, welche außerdem durch Dampfer mit Spandau, [* 43] Berlin und Wannsee verbunden ist.
Umgebung. Die Stadt wird wegen ihrer Schlösser und der wald- und wasserreichen Umgebung sehr besucht. Vor den meisten Thoren befinden sich schöne Alleen und weiterhin, ¶
größtenteils an der Havel, Wälder, buschige Hügel und Weinberge. In der Umgebung sind zu erwähnen nördlich der Stadt die russ. Kolonie Alexandrowka mit 14 russ. Wohngebäuden und einer russ. Kapelle, 1826 von Friedrich Wilhelm Ⅲ. erbaut; östlich davon der von Friedrich Wilhelm Ⅱ. angelegte Neue Garten [* 45] mit dem Marmorpalais am Heiligen See, 1786‒96 erbaut und 1844 vollendet. Kaiser Wilhelm Ⅱ. bewohnte dasselbe vor seiner Thronbesteigung 1881‒88. Der Pfingstberg nordwestlich davon trägt ein großartiges dekoratives Gebäude mit zwei Türmen, die eine schöne Aussicht gewähren.
Östlich der Stadt, jenseits der Havel, Schloß Babelsberg (s. d.), nördlich von diesem, durch den Griebnitzsee und Glienicker Lake geschieden, Klein-Glienicke mit dem Park und Schloß des Prinzen Friedrich Leopold auf dem Glienicker Werder, vom Prinzen Karl angelegt, das Palais des Prinzen Friedrich Leopold, ursprünglich ein Jagdschloß des Großen Kurfürsten; das Belvedere auf dem Brauhausberge (85 m) in der Teltower Vorstadt, mit schöner Aussicht, und weiter südlich auf dem Telegraphenberge das 1875‒79 von Spieker erbaute Astrophysische Observatorium, seit kurzer Zeit erweitert durch das Meteorologisch-magnetische Observatorium und das Geodätische Institut (s. d.). 8 km nördlich in der sich hier zu einem Landsee erweiternden Havel liegt die Pfaueninsel mit einem königl. Landhaus in Form einer verfallenen Burg und einem Park, Lieblingsaufenthalt Friedrich Wilhelms Ⅲ.
Geschichte. Die Stadt Potsdam entstand um 1300 aus einem von Wenden bewohnten Fischerdorfe. Der Große Kurfürst ließ 1660‒82 das Schloß bauen, den Lustgarten anlegen, zog durch das Potsdamer Edikt vom franz. Flüchtlinge heran und erhob Potsdam zur Residenz. Ihren Glanz verdankt sie Friedrich d. Gr. Unter ihm entstanden Sanssouci und das Neue Palais sowie ein großer Teil der Parkanlagen und eine Anzahl auf königl. Kosten ausgeführter, bedeutender Privatbauten. Nächst ihm trug das meiste zur Verschönerung der Umgegend Friedrich Wilhelm Ⅳ. bei, der dieselbe unter Leitung Lennés und des Hofgärtners G. Meyer zu den herrlichsten Schöpfungen der Parkgärtnerei umgestalten ließ. Am wurde in Potsdam zwischen Preußen [* 46] und Rußland ein Vertrag gegen Frankreich abgeschlossen. –
Vgl. außer den Schriften des 1862 begründeten Vereins für P.s Geschichte: H. C. Potsdam Schmidt, Geschichte und Topographie der Residenzstadt Potsdam (Potsd. 1825);
Geschichte der königl. Residenzstadt Potsdam (hg. von A. R., ebd. 1883);
Sello, Potsdam und Sanssouci (Bresl. 1888);
Potsdam, ein deutscher Fürstensitz (mit 30 Photogravüren, Berl. 1893);
Grieben, Berlin, Potsdam und Umgebungen (39. Aufl., ebd. 1894).
(engl., spr. -stohn, «Topfstein»),
s. Chloritschiefer. ^[= ein schieferiges Gestein von unrein lauchgrüner bis schwärzlichgrüner Farbe, das vorherrschend, ...]
chines. Name des Amu (s. d.). ^[= oder Amu-darja (der Oxus der Alten, der Gihon oder Jaihûn der Araber, der oder Fatsu ...]
Flüssigkeitsmaß, s. Pot.
Aug. Friedr., Sprachforscher, geb. zu Nettelrede im Hannoverischen, widmete sich seit 1821 in Göttingen [* 47] philol. Studien, war 1825‒27 Kollaborator am Gymnasium zu Celle [* 48] und ging dann nach Berlin, wo er sich an der Universität habilitierte. 1833 wurde er Professor der allgemeinen Sprachwissenschaft an der Universität Halle, [* 49] in welcher Stellung er starb. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er durch seine «Etymolog. Forschungen» (2 Bde., Lemgo 1833‒36; 2. vollständig umgestaltete Aufl., 6 Bde., 1859‒76),
eins der Hauptwerke der indogerman. Sprachwissenschaft, durch das die wissenschaftliche Lautlehre angebahnt und Bopps Forschungen wesentlich ergänzt wurden. Eine Übersicht über den «Indogerman. Sprachstamm» [* 50] gab er in Ersch und Grubers «Allgemeiner Encyklopädie» (Sekt. 2, Bd. 18). Hierauf erschienen die Schriften: «De Borussico-Lithuanicae tam in slavicis quam letticis linguis principatu» (2 Abhandlungen, Halle 1837‒41),
«Die Zigeuner in Europa [* 51] und Asien» [* 52] (2 Bde., ebd. 1844‒45),
«Die quinare und vigesimale Zählmethode bei Völkern aller Weltteile» (ebd. 1847) und «Die Personennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten» (Lpz. 1853; 2. Ausg., mit Register, 1859). Von seinen sehr zahlreichen kleinen Schriften seien genannt: «Die Ungleichheit der menschlichen Rassen hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Standpunkte» (Lemgo 1856),
«Doppelung als eins der wichtigsten Bildungsmittel der Sprache» [* 53] (ebd. 1862),
«Anti-Kaulen, oder mythische Vorstellungen vom Ursprung der Völker und Sprachen» (ebd. 1863). Auch gab er W. von Humboldts Schrift «Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues» nebst einer Einleitung «Wilhelm von Humboldt und die Sprachwissenschaft» (2 Bde., Berl. 1876; neue Ausg. 1880) heraus. –
Vgl. Pott Horn, August Friedrich Pott (in Bezzenbergers «Beiträgen zur Kunde der indogerman. Sprachen», Bd. 13, Gött. 1888, S. 317 fg.).
^[]
Percival, engl. Chirurg im 18. Jahrh., s. Pottsches [* 54] Übel.
s. Kaliumcarbonat.
Marktflecken im Gerichtsbezirk Ebreichsdorf der österr.
Bezirkshauptmannschaft Wiener-Neustadt in Niederösterreich, an den Linien Wien-Pottendorf (Landegg)-Wiener-Neustadt und Pottendorf-Gramat-Neusiedl der Österr.
Südbahn, hat (1890) 3272 E., ein Schloß;
Baumwollspinnerei und Zwirnerei (die erste der Monarchie, 1804 gegründet).
Stadt im Bezirksamt Pegnitz des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, an der Püttlach, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bayreuth), [* 55] hat (1890) 921 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph, 2 Kirchen, ein Schloß, Rathaus (1892).
Marktflecken in der österr.
Bezirkshauptmannschaft Baden [* 56] in Niederösterreich, an der Triesting und der Linie Leobersdorf-St. Pölten der Österr.
Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (264,73 qkm, 18261 E.), hat (1890) 2074, als Gemeinde 2184 E., Ruinen einer Burg;
Baumwollspinnerei, Blech-, Metallwaren- und Drahtstiftfabriken, Dampfsägewerk, Brauerei, Handel mit Holz, [* 57] Kohlen und Pech.
Paulus, holländ. Maler, geb. zu Enkhuyzen, erhielt durch seinen Vater, Pieter Potter, der besonders feine Stillleben ausführte, den ersten Unterricht. Schon in seinem 15. Jahre lieferte er allgemein bewunderte Werke, und nachdem er sich 1649 im Haag [* 58] niedergelassen hatte, sah er sich mit Aufträgen überhäuft. Besonders arbeitete er viel für den Prinzen von Oranien. Sein Fach war die Tier- und Landschaftsmalerei, doch zeichnete er sich hauptsächlich in der erstern aus. Die.Landschaften dienten ihm gewöhnlich nur, um Kühe, Schafe, [* 59] Ziegen in einer ihrer Lebensweise entsprechenden Umrahmung darzustellen. Sein Kolorit ist ungemein glänzend, und so fein er auch alle einzelnen Teile ausführte, so wenig findet sich eine Spur von Steifheit und Manier. Gewöhnlich ¶
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beitete er Bilder von nur mäßigem Umfang. Eine Ausnahme hiervon machen: Die Bärenjagd (im Amsterdamer Museum), Der junge Stier (in natür- licher Größe, 1647; in der Galerie zu Haag), eins seiner ausgezeichnetsten Werke (s. Tafel: Nieder- ländische Kunst VI, [* 60] Fig. 7). Andere Haupt- bilder von ihm sind: Viehherde an einem Fluß, in welchem vorn eine saufende Kuh sich spiegelt (Haag, Museum), Der Meierhof (1649) und Halt von Rei- tern (1650; beide in der Eremitage zu Petersburg), Landschaft mit Kühen und Schafen (1651; Casselcr Galerie), Hirt mit Rinderherde (1652; Dresdener Galerie). Auch hat man von ihm geätzte Blätter, die boch im Preise stehen. Er starb zu Amsterdam, [* 61] wohin er sich zwei Jahre vor seinem Tode begeben hatte. -
Vgl. Westrheene, ?au1ii3 ?., 89. V16 Lt 863 WNVl68 (Haag 1867).
Potteries (d. h. Töpfereien), die Fabrikgcgend im nordwestl. Teil der engl. Grafschaft Stas'ford (s. nachstehenden Situationsplan), welche das be- rühmte engl. Steingut, Porzellan u. s. w. liefert. Der Distrikt umfaßt das Thal [* 62] des obern Trent in einer Ausdehnung [* 63] von 11 bis 13 kin und hat außer ftroßem Reichtum an Eisenerz ein besonderes Kohlen- Potteries (Situationsplan). lagcr und reichlichen Töpferthon, der jedoch für die hier betriebene Industrie noch ergänzt wird durch die feinsten Thonarten von Purbek in Dorset, Seifen- stein aus Cornwall, Feuerstein von Gravesend, aus Wales und Irland.
Auf beschränktem Raume enthält der Distrikt eine Reihe von Städten, Flecken und Dörfern, die einander allmählich so nahe ge- rückt sind, daß sie jetzt fast eine einzige Stadt von etwa 300000 E. dcldcn. Die wichtigsten Fabrikorte, meist an der Eisenbahn gelegen, sind: Stoke-upon- Trent, Newcastle-under-Lyme, Etruria, Fenton, Longton, Hanley, Audley und Tunstall (s. die Einzel- artikel). Die Potwale verdanken ihr Aufkommen dem Unternebmungsgeiste Wedgwoods (s. d.). Pottfifch (Potfisch ), s. Kaschelot.
Pottle (spr. pottl), engl. Hohlmaß, die Hälfte des Imperialgallon ^ 2.2718 1. Pottsches i'lbel (N^liim ?ottii), Spondyl- artdrokace, nach dem engl. Chirurgen Percival Pott (geb. 1713, gest. als Oberarzt am Bartholomüushospital zu London), [* 64] der es zuerst genau beschrieb, benanntes Leiden, [* 65] bezeichnet die eiterige Entzündung der Wirdelknochen und die durch sie hervorgerufene winklige Knickung (Buckel) der Wirbelsäule. Pottstown (spr. -taun), Ort im County Mont- gomerr, im nordamerik.
Staate Pennsylvanien, zwi- schen Philadelphia [* 66] und Reading, am ^chuylkill schön gelegen, mit mehrfacher Bahnverbindung, Eisen-, Stahl- und Walzwerken, höhern Schulen, hat (1890) 13285 E., darunter viele Deutsche. [* 67] Pottsville (spr. -will), Hauptort des County Schuyltill im nordamerik. Staate Pennsylvanien, in gebirgiger Gegend am Schuyl- kill, Anfangspunkt des Kanals, mit mehrfacher Bahnverbindung, Anthracitkohlengruben, Walzwerk, [* 68] Maschinenbau, Pulverfabrik, be- deutendem Kohlenhandel; Opern- baus, schönem Stadthaus, Union- Hall [* 69] und (1890) 14117 E., worunter viele Deutsche.
Pottwale, s. Potwale. Potvin (spr. powäng), Charles, belg. Schriftsteller, geb. zu Mons, [* 70] studierte an der kath. Universität zu Löwen, [* 71] wurde Professor der Nationallitteratur und Führer der liberalen Partei in Brüssel, [* 72] war von 1850 bis 1853 Redacteur des Tageblattes «1^3. ^ktion» und seit 1862 der «Revus äe L6I31HU6». Seit 1883 ist er Konservator des Museums Wiertz in Brüssel, seit 1881 Mitglied der belg. Akademie. Von seinen Poet. Werken sind zu erwähnen: «koömog Ki8tOriHU68 6t l0IQHIltit1U68» (Brüss. 1840),
«I^triö» (1862), «Nai-il63 anti 6t cra^ong moä6i'N68» (1862),
«I/art ÜH- lüllnä» (1868),
" ä'^rto ve1ä6» (histor. Drama, 1861),
«1.3. M6l6 ä6 Iiud6N8» (Drama, 1877), «1^6 romHn du K6li3.rä» (versisiziert, 1860). Von seinen sonstigen Schrif- ten verdienen hervorgehoben zu werden: «I^'^1i86 6t 1a inoralt;» (2 Bde., Vrüss. 1858; unter dem Pseudonym Dom Iacodus),
«1^08 pl6ini6r8 8i6ci68 1itt6rg.ir68» (2 Bde., 1870),
«1)6 1a Korruption lit- tki-air6 6n ^rano»" (1873),
«1^6 laux miraein än 8aint 8acl6iii6iit ä6 Zi-ux6ii63» (1879, unter dem Namen Dom Liber),
«N88ai8 ä6 litt^i-Htn^ ärama.- ticlU6» (2 Bde., 1880),
«I^'di8toir6 ä68 I6ttl63 6U Z6^iclii6» (1882). Potwale, weniger richtig Pottwale f^ato" äontic1a6), Familie der Wale [* 73] mit sehr grohem Kopf, 2^* ¶
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der bis ein Drittel der Körperlänge einnehmen kann, nicht spitz zuläuft, sondern durch Fettanhäu- fungen unter der Haut [* 75] aufgetrieben ist. Die meist ungleich entwickelten Spritzlöcher sind außen vonein- ander getrennt. Die Poussin leben hauptsächlich von pelagischen Kopffüßern; sie umfassen vier Gattun- gen oder Untergattungen (die gewöhnlichste?1i^- 86t6l) mit etwa sechs Arten, von denen der Ka- schelot (s. d.) die bekannteste ist. ?onärs (frz., spr. puhdr), Sand, Pulver, Puder.
Vonürs N. (spr. puhdr), die franz. offizielle Be- zeichnung des Vieille-Pulvers (s. d.) für Gewehre. Für Kanonen wird es mit «V. 0.» bezeichnet. ?onürs Äo V02. (fpr. puhdr), s. Araroba. ?onüro äs ri2 (frz., spr. puhdr de ri), feinstes Reismehl als trockne weiße Schminke. Poudrette (frz., fpr. pud-), Fäkaldünger, der zu einem trocknen Düngemehl verarbeitete, zu- weilen vorher desinfizierte Inhalt der städtischen Aborte. Während sich die frühere Behandlung einzig auf eine fortgesetzte Verdampfung an freier Luft, teilweise auch auf Hürden und in Trockenstuben be- schränkte, hat man in neuester Zeit auf teils mechan., teils chem. Wege einen Dünger gewonnen, der einen gleichmäßigen Gehalt an Stickstoff, Kali, Phosphor- läure u. s. w. besitzt. Auch die Vermischung der Fäkalien mit Torfstreu hat sich als zweckmäßig er- wiesen. -
Vgl. Heiden, Müller und von Langs- dorff, Die Verwertung der städtischen Fäkalien (Hannov. 1885).
Poughkeepsie (spr. pohkippsl), Hauptort des County Dutcheß im nordamerik. Staate Neuyork, [* 76] Bahnknotenpunkt, am Ostuser des hier überbrück- ten Hudson (s. Tasel: Eisenbrücken [* 77] II, [* 74] Fig. 2), mit Fabrikation von Schuhen, Hemden, Arbeits- anzügen, Bändern, Wagenfedern und Bier, Eisen-, Maschinen-, Glas- und Hufeisenwerken. Poussin hat (1890) 22 206 E. und ist ausgezeichnet durch eine Anzahl von Colleges, Seminaren und Instituten, darunter das 1865 von Mathew Vassar gegründete Va88Nr O0II6F6, die bedeutendste höhere Unterrichts- anstalt für Frauen in den Vereinigten Staaten. [* 78]
Pouillac (fpr. puijack), franz. Stadt, f. Pauillac. Pouillet (fpr. puljeh), Claude Servais Mathias, franz. Physiker, geb. zu Cuzance (Doubs), besuchte seit 1811 die Normalschule zu Paris, an der er bald darauf Repetent und Maitre de Conferences wurde. Er erhielt dann den Lehr- stuhl der Physik am Oo11eF6 Lourdon und wurde 1829 zum zweiten Direktor des Konservatoriums der Künste und Gewerbe ernannt, an dem er das Lehrfach der Physik übernahm. 1831 erhielt er die oberste Leitung dieser Anstalt.
Als ein aufrichtiger Verehrer der Iulidynastie gehörte er auch als De- putierter zu den Vertretern der ministeriellen Poli- tik. Nach der Februarrevolution von 1848 zog sich Poussin aus dem polit. Leben zurück und legte nach dcm Staatsstreich vom auch seine Ämter nieder. Seit Juli 1837 war er Mitglied der Aka- demie der Wissenschaften. Er starb in Paris. Er bearbeitete besonders optische, kalo- rische und elektrische Fragen. Berühmt sind seine t60i'0i0Fio" (7. Aufl., 2 Bde. und Atlas, Par. 1856, bearbeitet von Joh. Hcinr. Jak. Müller ss. 0.^, 9. Auft., von Psaundlcr, Braunschw. 1886 fg.),
die sich auch in Deutschland [* 79] eingebürgert haben, und seine «^0ti0li8 ^6N6rai68 cle pk^iyuo et äs iasteo- r'ologw) (3. Aufl., Par. 1859). Poularde (frz., spr. pul-), gemästete junge, vier bis sechs Monate alte Haushuhnhenne einer schwe- ren, dünnknochigen und weißhäutigen Hühnerrasse. Poule (frz., fpr. puhl), Stamm, Einsatz in einem Spiel, den der Gewinner bekommt, besonders beim Billard. ?onnü (engl., spr. paund), Gewicht, s. ^voir- äupoi8 und Troygewicht. - ?. 8t6r1inF, Pfund Sterling.
Pounxa, in Ostindien [* 80] natürlich vorkommender Borax. fegend. Poupartfches Band [* 81] (fpr. pup-), s. Leisten- Poupry (spr. puprih), Gemeinde im Arrondisse- ment Chäteaudun des franz. Depart. Eure-et-Loir, nördlich von Orle'ans, gehört zum Schlachtfeld von Loigny (s. d.); es wurde im Deutsch-Französischen Krieg von der 22. Division unter General von Wittich erobert und behauptet. ?our a. 0Huit, s. ^.c^uit. ?ourdoiro (frz., fpr. purböahr), Trinkgeld, Zu- gabe auf einen bedungenen Preis. Pourbus, eine aus Gouda stammende Maler- familie. Pieter Poussin, geb. um 1510, gest. 1584, malte in der Weise ital. Künstler grohe Altar- bilder, von denen sich die bedeutendsten in Brügge befinden. So: Die sieben Schmerzen Maria (1556; Iakobskirche), Abendmahl (1559; Kathedrale), Ver- klärung Christi (1573; Liebsrauenkirche). Er zeich- net sich aber mehr durch seine schlichten Porträte [* 82] aus, die man gleichfalls in Brügge fowie in Wien [* 83] und Brüssel sieht. - Als Porträtmaler ist eben- falls bedeutend fein Sohn Frans Poussin der Altere, geb. 1545 zu Brügge; er lernte bei Frans Floris und starb 1581 in Antwerpen. [* 84] Am berühmtesten wurde sein Sohn Frans Poussin der Jüngere, geb. 1570, der seit 1600 in Italien [* 85] als Hofmaler des Herzogs von Mantua, [* 86] endlich in Paris thätig war, wo er 1622 starb.
Weniger energisch als sein Vater, geht er in seinen Porträten, unter denen sich die Hein- richs IV. und der Maria von Medici befinden, auf eine vornehme kühle Farbenhaltung aus. Am reich- sten mit Werken vertreten ist er imLouvre zu Paris, in Madrid [* 87] und Petersburg. ?onr telioitsr, s. Felicitieren. ^our 16. Vonr 1o nieritv, Orden, [* 88] s. Nerite, Orden ?ourv2.r1br (frz., spr. purparleh), Unterredung (behufs einer Verständigung), Unterhandlung. ?onr pronäro oonFb, f. Oon^e.
Poussieren (frz., fpr. putz-), vorwärts treiben, fördern; in der Studentensprache: einem Mädchen den Hof [* 89] machen. Poussin (fpr. pußäng), Gaspard, eigentlich Dughet, Schwager, Schüler und Nachahmer des Nicolas Poussin, geb. Mai 1613 in Rom, gest. daselbst. Er entlehnte seine Vorwürfe zumeist der,Umgebung Roms, pflegte im ganzen auch den heroischen Stil, verschmähte aber nicht realistisch- idyllische Zuthaten. Er malte viele dekorative Land- schaften in röm. Palästen, Fresken wie Tafelbilder, deren erstere meist schlecht erhalten sind. Unter die- sen sind die bedeutendsten die in der Kirche San Martino ai Monti in Rom mit den Geschichten des Elias, von seinen Temperabildern die 12 pracht- vollen Landschaften im Palast Colonna zu Rom, von seinen Ölbildern die 25 riesigen Landschaften im Palast Doria-Pamsili daselbst. Mehrere Tafelbilder besitzen das Madrider Museum, die Eremitage zu Petersburg, die Nationalgalerie zu London; in der taiserl. Galerie zu Wien ist namentlich das Grabmal ¶
ar-341 der Cäcilia Metella bemerkenswert. Potter hat auch acht Blatt [* 91] Radierungen hinterlassen.
(spr. pußäng), Nicolas, franz. Maler, geb. Juni 1594 zu Villers bei Les Andelys (Normandie), machte seine ersten Studien in seiner Heimat unter Quentin Varin und in Paris, wohin er mit 18 Jahren entlief, ferner unter Ferdinand Elle und George Lallemand. Bleibenden Eindruck machen die Stiche nach Raffael und Giulio Romano auf ihn. Nach zwei mißlungenen Versuchen gelangte er endlich, schon zu einiger Anerkennung gekommen, 1624 mit Unterstützung des ital. Dichters Marini nach Rom, wo er, wohl namentlich durch das ausgegrabene Bild der sog. Aldobrandinischen Hochzeit (s. d.) beeinflußt, beschloß, im Anschluß an die Antike sich einen eigenen Stil zu schaffen. Er studierte nun die antike Plastik und Architektur mit größtem Eifer, ebenso aber Anatomie und die landschaftliche Natur um Rom. In Rom erlangte Poussin eine solche Berühmtheit, daß er 1639 vom Kardinal Richelieu nach Paris zurückberufen wurde; er wurde von Ludwig XIII. glänzend empfangen, zum ersten Hofmaler ernannt und erhielt sofort eine Menge von Aufträgen; indes die Ränke seiner Nebenbuhler, an ihrer Spitze Simon Vouet, veranlaßten ihn, bereits im Sept. 1642 wieder nach Rom zu gehen, wo er nun bis an sein Lebensende blieb. Er starb Poussin ist der erste Maler Frankreichs, der einen selbständigen Stil entwickelt hat.
Dieser Stil geht mit dem klassischen Stil des gleichzeitigen franz. Dramas parallel. Am bedeutendsten ist er in der Landschaft. Auf der Grundlage des bisher von den Bolognesen (Carracci), Venetianern (Tizian) und den in Rom wohnenden Niederländern (Bril und Elsheimer) Geleisteten, schuf er, zugleich auf dem eingehendsten eigenen Studium fußend, die sog. heroische oder ideale Landschaft, welche in ihrer klar durchdachten Massenverteilung, in ihren sanften und großen Formen den Schauplatz für ein goldenes idyllisches Zeitalter abgiebt. Er belebt die neuröm.
Landschaft mit antik-röm. Geiste, der sich in den regelmüßig wiederkehrenden Kopftypen, den würdevollen Bewegungen, dem edlen Faltenwurf, in den schönen Verhältnissen der Gestalten, in dem Beiwerk an antiker Architektur u. s. w. kundgiebt. Die Gegenstände der Vorgänge, mit denen er seine Landschaften ausstattet, sind regelmäßig der Mythologie oder der Geschichte der Griechen und Römer [* 92] und der Bibel, [* 93] seltener der Heiligengeschichte entlehnt. Dazu kommen einzelne Bildnisse und einzelne Bilder zu Dichterwerken.
Harmonische [* 94] Verbindung der Natur mit den [* 90] Figuren, volle Klarheit und Richtigkeit, wie auch eine wohlbeobachtete Perspektive zeichnen seine Landschaften aus. Zuweilen wirken sie allerdings absichtlich und kühl berechnet. Poussin ist in erster Reihe Stilist und hat das Verdienst, der Willkür in der franz. Kunst Schranken gezogen zu haben. Er war ein äußerst fruchtbarer Maler; allein 40 seiner Kompositionen befinden sich im Louvre zu Paris, unter denen hervorzuheben sind: Pest unter den Philistern (1630), Der heil. Xaverius erweckt eine junge Japanerin vom Tode (1641), Die Hirten Arkadiens («Et in Arcadia ego»),
Die vier Jahreszeiten [* 95] (mit biblischer Staffage), Heroische Landschaft (s. Tafel: Französische Kunst V, [* 90] Fig. 2), Elieser und Rebekka (1648), Verzückung des heil. Paulus (1649), Selbstbildnis (1650). Zu seinen berühmtesten Werken gehören ferner: Italienische Gebirgslandschaft, Italienische Flußlandschaft, Triumph der Amphitrite, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen (sämtlich in der Eremitage zu Petersburg);
Bacchantentanz (London, Nationalgalerie), Himmelfahrt Mariä, Erziehung des Jupiter, Rinaldo und Armida (letztere drei in der Galerie des Dulwich College), Die Nymphe Syrinx von Pan [* 96] verfolgt (Dresdener Galerie);
Die sieben Sakramente (die erste Folge aus den dreißiger Jahren zu Belvoir Castle, die zweite von 1644–48 in der Bridgewater-Galerie zu London mit dem Abendmahl in durchaus antiker Auffassung);
Die Schreckenslandschaft mit dem schlangenumstrickten Jüngling (nur in Baudets Stich erhalten), Das Testament des Eudamidas (Stich von Pesne);
Horentanz (im Hertford-House zu London).
Vgl. Bonchitté, Le [* 97] Poussin, sa vie et son œuvre (Par. 1858);
Andresen, Verzeichnis der Kupferstiche nach N. Poussin (Lpz. 1863);
Poillon, N. Poussin, étude biographique (2. Aufl., Lille [* 98] 1875).
(spr. putrŏä), La, franz. Name von Schnierlach (s. d.).
(frz., spr. puwŏahr), Macht, Gewalt.
s. Serbien. ^[= (serb. Srbija), Königreich im NW. der Balkanhalbinsel, zwischen 42° 25' und 45° nördl. Br. ...] [* 99]
de Varzim (spr. -wua de warsing), auch Pavóa de Varzim, Hafenstadt im N. des portug. Distrikts Oporto, [* 100] 8 km nördlich der Avemündung, an der Nebenbahn Oporto-Póvoa de Varzim d. V.-Villa Nova de Famalição, ist eins der besuchtesten portug. Seebäder und hat (1890) 12463 E., zur Hälfte Fischer.
(spr. pauderlĕ), Terrence, amerik.
Arbeiterführer, Großmeister (General master-Workman) der Knights of Labor (s. d.), geb. in Carbondale (Pennsylvanien).
Stadt im Kreis Witkowo des preuß. Reg.-Bez. Bromberg, [* 101] hat (1890) 1158 E., darunter 90 Evangelische und 44 Israeliten, Postagentur, Fernsprechverbindung und kath. Pfarrkirche.
(spr. pauĭs), Graf von, s. Clive. ^[= (spr. kleiw), Robert, Lord, der Begründer der brit. Macht in Ostindien, wurde 29. Sept. 1725 ...]
(spr. peun-), Edward John, engl. Maler, geb. in Paris, besuchte 1854–56 engl. Kunstschulen und bildete sich 1856–59 unter Gleyre in Paris weiter aus. 1876 wurde er Mitglied der königl. Akademie, 1894 Direktor der Nationalgalerie in London. Eins seiner ersten bedeutenden Werke war das figurenreiche Bild: Israel in Ägypten [* 102] (1867); diesem folgte u. a.: Perseus [* 103] und Andromeda (1872), Die Wahrsagerin (1877), Besuch bei Äskulap (1880), Diadumene (1885), welch letztere beiden Bilder wegen der Behandlung des Nackten Anstoß erregten;
ferner Besuch der Königin von Saba bei Salomo (1890).
(spr. poschárewatz), deutsch auch Passarowitz, Hauptort des serb. Kreises Pozarevac (3638 qkm, 205029 E.), etwa 7 km östlich von der Morava und 15 km südöstlich von ihrer Mündung in die Donau, am Fuße des Bergkammes Sopot, ist ein aufstrebender Handelsplatz, hat (1890) 11376 E., ein Untergymnasium, Normalschulen für Knaben und Mädchen und ein Gefängnis. – Der Ort ist merkwürdig durch den von Venedig [* 104] und Karl VI. mit der Pforte abgeschlossenen Frieden, welcher den von der Pforte 1714 gegen Venedig und Österreich [* 105] unternommenen Krieg beendete. (S. Osmanisches Reich, [* 106] Bd. 12, S. 682b.) Südwestlich von Pozarevac liegt das Gestüt Ljubiĉevo.
(Poschĕga).
1) Komitat in Kroatien und Slawonien, grenzt im N. an das Komitat Beröcze (Birovititz), im O. an Sžerem (Syrmien), ¶