und der Rhea,
[* 2] war der Gott alles Flüssigen, vorzugsweise des
Meers, dessen Herrschaft bei der
Teilung der Welt unter die drei
Söhne des Kronos ihm zufiel. In der
Tiefe des
Meers hat er seinen
Palast, in welchem er mit seiner Gattin
Amphitrite (s. d.)
thront; mit dieser fährt er über die Wogen dahin in einem von Rossen mit ehernen Hufen und goldenen
Mähnen gezogenen Wagen, den die übrigen Meeresgottheiten,
Tritonen, Nereiden und die mannigfaltigen Ungeheuer der Meerestiefe
umspielen, Scenen, welche von der Kunst häufig dargestellt worden sind (z. B. in einem schönen
antiken Relief in der
MünchenerGlyptothek).
Die
Poesie und die bildende Kunst haben auch seinen Streit mit
Athena um das Land
Attika, seine Beteiligung
am Trojanischen
Kriege zu Gunsten der Griechen, seine
Teilnahme am Kampfe gegen die
Giganten, endlich seine vielen Liebesverhältnisse,
besonders mit Quellnymphen (s.
Amymone), behandelt. Die berühmtesten
Stätten seines
Kultus waren der korinth. Isthmus, die
Insel Kalaureia nahe der Ostküste von
Argolis und das
Vorgebirge Mykale im kleinasiat.
Ionien. In der Blütezeit
der griech. Kunst wird er dem Zeus
[* 3] ähnlich gebildet, doch mit derberer Muskulatur bei etwas
schlankerm Körperbau, mit weniger Majestät und Ruhe im
Ausdruck des
Antlitzes, häufig stehend mit hoch aufgesetztem Fuße.
Seine
Attribute sind der Dreizack
(d. i. die
Harpune
[* 4] der antiken Fischer), mit welchem er das
Meer auf wühlt,
die Erde erschüttert und
Quellen hervorspringen läßt, und der Delphin oder, besonders in altertümlichem Bildwerken, der
Thunfisch. (S. beistehende Abbildung.) Das Roß
(Symbol der
Wellen)
[* 5] galt als sein Geschöpf und spielt daher in den
an Poseidon
[* 6] sich knüpfenden Sagen eine große Rolle, wie auch an vielen Orten
Griechenlands Wettkämpfe mit Roß und Wagen ihm
zu Ehren gefeiert wurden. -
Vgl. Gerhard,Über Ursprung, Wesen und Geltung des Poseidon (Berl. 1851);
Overbeck, Griech. Kunstmythologie,
Bd. 2,
Buch 3: Poseidon (Lpz. 1875, mit
Atlas).
[* 7]
Oberflächengestaltung,
Gewässer,
Klima.
[* 12] Die
Provinz ist ihrer physischen Beschaffenheit nach ein vorwiegend
ebenes, einförmiges Flachland (80-120 m Höhe) mit vielen sumpfigen, sandigen und waldigen
Strecken, im N. teilweise an den
hier ziemlich steil abfallenden uralisch-baltischen Landrücken anstoßend (Eichberge 194 m), im S. von einigen vorgeschobenen
Erhebungen des märkisch-schles. Landrückens (Ostra
Gora bei
Schildberg 247 m) durchsetzt. Hervorragende
Berge fehlen, abgesehen von der
Lysa Gora (s. d.) südlich vom Eintritt der Warthe in die
Provinz.
Der größte
Teil der
Provinz gehört zum Gebiet der Oder, deren größter Nebenfluß, die Warthe, der Hauptfluß ist; andere
Flüsse
[* 13] sind die Prosna,
Obra,
Bartsch,
Orla,
Netze, Welna,
Küddow,
Brahe; die Weichsel berührt
das Land im
NO. nur auf eine kurze
Strecke. Die Seen, unter denen der Goplosee im Netzegebiet der größte ist, nehmen etwa 330 qkm ein;
sie treten gruppenweise auf, am umfänglichsten in der Gruppe der Netzeseen. Neben dem für die
Verbindung zwischen Weichsel
und Oder höchst wichtigenBromberger Kanal (s. d.) und einigen kanalisierten Flußstrecken giebt es
größere schiffbare
Kanäle nicht, wohl aber viele künstliche Abzugskanäle in den großen
Brüchen, welche letztern etwa 500 qkm
bedecken und unter denen der Obrabruch der größte ist.
Das Klima ist, der östl.
Lage entsprechend, kontinental und im ganzen
nicht mild;
Bromberg
[* 14] hat ein Jahrestemperaturmittel von 7,7° C., Posen ein solches von 8° C.; der
Mangel
an größern Höhenzügen und die nach den Ebenen
Rußlands hin offene
Lage der
Provinz bewirken, daß auch die Regenmenge mäßig
ist (in
Bromberg 67, in Posen 65 cm mittlere jährliche Niederschlagshöhe).
Bevölkerung.
[* 15] Die
Provinz hat (1890) 1751642 (839658 männl., 911984 weibl.) E., 165353
bewohnte, 1467 unbewohnte
Wohnhäuser,
[* 16] 1679 andere bewohnte Baulichkeiten, 346630 Haushaltungen und 851 Anstalten mit 32519
Insassen.
Dem Religionsbekenntnis nach waren 1164067 Katholiken, 542013
Evangelische, 1077 andere
Christen, 72 Dissidenten und 44346 Israeliten;
der
Staatsangehörigkeit nach 1750179 Reichsangehörige, 1147 Reichsausländer und 316 andere. Der Muttersprache
nach sind die meisten Bewohner
Polen,
Masuren und Kassuben mit Ausnahme von 692172
Deutschen.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche kamen (1893) auf
Acker- und Gartenland 1806722, Wiesen 233197,
Weiden und
Hutungen
107525, Öd- und Unland 35948, Forsten und Holzungen 573402 (meist Nadelholz, 88,3 Proz.), Haus-
und Hofräume 25553, Wegeland,
Gewässer u. s. w. 113951 ha. Die ausgedehnte
Landwirtschaft beruht vorzugsweise
auf dem Großbetrieb, welcher dem relativen
Umfange nach fast demjenigen der
ProvinzPommern
[* 17] gleichkommt; 58,5 Proz. der gesamten
Wirtschaftsfläche entfallen auf Wirtschaften mit 100 und mehr
Hektar Anbaufläche.
Der Großgrundbesitz befindet sich etwa je zur Hälfte in den
Händen vonDeutschen und des poln.
Adels.
Guter und fruchtbarer
Boden findet sich in weiten
Strecken der Warthe- und Netzeniederung und in den durch
Melioration und Entwässerung
für die Kultur gewonnenen Bruchflächen, hauptsächlich also in der Mitte und im östl.
Teile der
Provinz; der vorzügliche
Weizenboden im
Kreis
[* 18]
Inowrazlaw und in den angrenzenden
Kreisen liefert den ausgezeichneten kujawischen
Weizen; sandige und weniger fruchtbare
Strecken sind an der schles. und brandenb. Grenze vorherrschend.
Die
Provinz ist ein ausgezeichnetes Getreideland und erzeugt namentlich zur Ausfuhr sehr viel Roggen (bebaute
Fläche 1893: 566369
ha), Kartoffeln (257561), Weizen (106262), Hafer
[* 19] (141197), Gerste
[* 20] (83198 ha), Rübsen; Hopfenbau wird
bei Neutomischel in bedeutendem
Umfang betrieben. Der Ernteertrag belief sich (1893) auf 594667 t Roggen, 129548 t Weizen, 75240 t
Gerste, 85469 t Hafer, 2377427 t Kartoffeln und 389433 t Wiesenheu. Auch die Viehzucht
[* 21] ist von Belang;
¶
mehr
besonders ragt die Schafzucht hervor, außerdem die Pferdezucht.
[* 23] Gefördert wird letztere durch die Landgestüte in Zirke
und Gnesen mit zusammen 333 Beschälern und 103 Deckstationen. Der Viehbestand betrug 231436 Pferde,
[* 24] 752746 (1893:
740339) Stück Rindvieh, 1001489 Schafe,
[* 25] 548871 (1893: 588735) Schweine,
[* 26] 104142 Ziegen und 99181 Bienenstöcke. Die
Provinz hat (1893) 573402 ha Forsten, darunter 376970 ha Privat-, 173118 ha Staats- und 11409 ha Gemeindeforsten. Der Wald ist
zu 88,3 Proz. Nadelholz.
Handel und Verkehrswesen. Haupthandelsartikel sind Getreide,
[* 30] Vieh, Wolle, Holz
[* 31] und andere land- und forstwirtschaftliche Produkte,
ferner Salz
[* 32] und Steinkohlen aus Schlesien.
[* 33] Der Handel wird unterstützt durch mehrere gute Wasserstraßen, Kunststraßen (4600
km) und ein Eisenbahnnetz von (1892/93) 1754,3 km Länge (d. i. 60,6 km auf 1000 qkm Grundfläche und 99,6
km auf 100000 E.), darunter 751,4 km Nebenbahnen. Oberpostdirektionen bestehen zu Posen und Bromberg.
Unterrichtswesen. An Bildungsanstalten bestehen ein königl. Seminar für gelehrte Schulen zu Posen, 15 Gymnasien, 2 Progymnasien, 3 Realgymnasien, 23 Mittelschulen,
verschiedene höhere Mädchenschulen, 5 Schullehrerseminare, 5 königl. Präparandenanstalten, 1 königl.
Lehrerinnenseminar, 2399 öffentliche Volksschulen mit 306730 Schulkindern, außerdem 3 Taubstummenlehranstalten
und 1 Blindenunterrichtsanstalt; ferner 1 Landwirtschaftsschule, 2 Ackerbau-, 2 Garten- und Obstbauschulen und 13 ländliche
Fortbildungsschulen, außerdem 1 Hebammenanstalt. Die Provinz stellte 1893/94 den zweithöchsten Prozentsatz von Analphabeten
zum Heere, nämlich 1,52 Proz.
Sitz des Oberpräsidenten ist Posen. Die neue Kreiseinteilung ist durch Gesetz vom die
Selbstverwaltung durch Gesetz vom eingeführt. Die Provinz zerfällt in 15 Reichstagswahlkreise (s. Bromberg und
Posen, Regierungsbezirke). In das preuß. Abgeordnetenhaus entsendet die Provinz 29
Abgeordnete; im Herrenhause ist sie durch 19 Mitglieder
vertreten, darunter 7 erbliche und 11 auf Präsentation berufene. Die kirchlichen Angelegenheiten der evang.
Landeskirche werden von dem Konsistorium zu Posen verwaltet; für die röm.-kath.
Kirche bestehen die auf immer vereinigten, jedoch je mit einem besondern Metropolitankapitel ausgestatteten Erzbistümer
Posen und Gnesen; ein Teil des Reg.-Bez. Bromberg steht unter dem gnesenschen Suffraganbischof zu Culm.
[* 34]
Die Provinz bildet mit dem westpreuß. Kreise
[* 35] Deutsch Krone den Oberlandesgerichtsbezirk Posen (s. d.,
Stadt). Die Bergbehörden stehen unter dem Oberbergamt zu Breslau;
[* 36] für die fiskalische Salzbergwerks- und Salinenverwaltung
besteht das Salzamt zu Inowrazlaw. Die Ansiedelungskommission (s. Ansiedelung) hat ihren Sitz in der Stadt Posen Militärisch bildet
die Provinz den Ersatzbezirk des 2. und 5. Armeekorps, den Garnisonbezirk der 4. Division (Bromberg) und
der 10. Division (Posen).
Geschichte. Die Provinz gehörte früher zu Polen und bildete einen Teil Großpolens. Bei der ersten TeilungPolens 1772 kamen die von der Netze nördlich liegenden Teile unter dem NamenNetzedistrikt, bei der zweiten Teilung 1793 auch
das übrige an Preußen,
[* 39] und sowohl dieser wie der ganze südliche, von der Weichsel bis Warschau
[* 40] hin 1795 bei der dritten
TeilungPolens von Preußen erworbene Landstrich wurde Südpreußen (s. d.) benannt. Seit 1807 gehörte Posen zu
dem Herzogtum Warschau, fiel indes durch die Wiener Kongreßakte 1815 unter dem Namen eines Großherzogtums wieder an Preußen
zurück.
1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Posen, grenzt im O. an Rußland, ist meist fruchtbares Flachland mit
Abfällen der Karpaten im S., wird bewäßert von der Warthe, Obra und zahlreichen Seen, enthält große Waldungen, Ackerbau
und Viehzucht und hat 17511,75 qkm und (1890) 1126591 (532867 männl., 593724 weibl.) E., 87 Städte mit 894,16 qkm und 319862
(151819 männl., 168043 weibl.) E., 2014 Landgemeinden und 1185 Gutsbezirke
mit 16617,59 qkm und 806729 (381048 männl., 425681 weibl. E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 809933
Katholiken, 287801 Evangelische, 351 andere Christen und 28431 Israeliten.
¶
2) Posen, poln. Poźnan, Stadtkreis und Hauptstadt der Provinz und des Reg.-Bez. Posen, an der Warthe, die hier die Cybina aufnimmt,
an den Linien Breslau-Stargard, Frankfurt
[* 44] a. O.-Posen (173,1 km), Posen-Kreuzburg (200,9 km), Posen-Thorn (141,1 km) und den Nebenlinien
Posen-Schneidemühl (95,6 km) und Posen-Strzalkowo (67,1 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 45] Sitz des Oberpräsidiums
der Provinz Posen, der königl. Bezirksregierung, des Erzbischofs von Gnesen-Posen (zur Kirchenprovinz gehört das Suffraganbistum
Culm), eines Generalsuperintendenten, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Bromberg, Gnesen, Lissa,
[* 46] Meseritz, Ostrowo, Posen, Schneidemühl),
[* 47] eines Landgerichts mit
einer Kammer für Handelssachen und 9 Amtsgerichten (Obornik, Pinne, Posen, Pudewitz, Rogasen, Samter,
Schrimm, Schroda, Wronke), eines Amtsgerichts, der Landratsämter für die Kreise Posen Ost und Posen West, einer
Provinzialsteuerdirektion, einer königl. Eisenbahndirektion (seit 1895), Oberpostdirektion
für den Reg.-Bez. Posen, Alters- und Invaliditätsversicherungsanstalt, der Ansiedelungskommission für die Provinzen Posen und Westpreußen,
[* 48] einer Reichsbankhauptstelle und Handelskammer sowie des Generalkommandos des 5. Armeekorps, der Kommandos der 10. Division, 19. und 20. Infanterie-, 10. Kavallerie-
und 5. Feldartilleriebrigade, der 5. Gendarmeriebrigade, des Bekleidungsamtes des 5. Armeekorps, der 3. Festungs-, 1 Artilleriedepot-Inspektion,
eines Artillerie- und Traindepots, einer Fortifikation und Kommandantur. Posen hat (1890) 69627 (33381 männl., 36246 weibl.)
E., darunter 23102 Evangelische und 6126 Israeliten, in Garnison das Grenadierregiment GrafKleist von Nollendorf
Nr. 6, die Infanterieregimenter Graf Kirchbach Nr. 46 und Nr. 47, das Leibhusarenregiment
Kaiserin Nr. 2, die 1. und 2. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 20, das Fußartillerieregiment Nr. 5 und
das Trainbataillon Nr. 5, ein Postamt erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraphenamt erster Klasse; Pferdebahn vom Bahnhof
durch die Stadt bis zum Dom mit Abzweigung nach dem Zoologischen Garten.
[* 49]
Denkmäler. Den bei Nachod 1866 gefallenen Soldaten des 5. Armeekorps ist ein Löwe aus Bronze
[* 50] errichtet, den 1870 Gefallenen
ein Kriegerdenkmal mit dem StandbildKaiser Wilhelms I.; neben der Martinskirche das Denkmal des poln. Dichters Mickiewicz,
vor dem Dom ein solches des Dichters Kochanowski; auf dem Königsplatz ein monumentaler Brunnen
[* 51] mit der
Gruppe des Perseus
[* 52] und der Andromeda, von Pfuhl (1891).
Gebäude. Die Stadt hat 25 kath. Kirchen, darunter die Franziskanerkirche für die Altkatholiken, 5 evang. Kirchen und 2 Synagogen.
Erwähnenswert sind der Dom, nach mehrmaligen Bränden 1775 errichtet, mit Grabplatten von Hermann, Peter
und Hans Vischer, der Goldenen Kapelle, 1842 auf Kosten eines poln. Adelsvereins und des Grafen Eduard Raczynski angebaut, und
der von Rauch entworfenen vergoldeten ehernen Doppelstatue der beiden ersten christl. Polenkönige
Mscislaw I. und Boleslaw I. Chrobry (des Tapfern);
das Rathaus, nach dem Brande von 1536 durch Giovan Battista di Quadro errichtet, mit drei Arkadenreihen
übereinander und einem barocken Hauptturm (65 m), 1780 erbaut, mit ihm verbunden durch einen Übergang das Stadthaus im Renaissancestil
(1893);
das Raczynskische Palais (1836) mit 24 gußeisernen Säulen
[* 53] an der Vorderseite und der Raczynskischen
Bibliothek (30000 Bände, 360 Bände Handschriften), das nach einem Brande wieder aufgebaute Königsschloß mit dem königl.
Staatsarchiv und den Sammlungen der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen und ein deutsches Theater.
Bildungs- und gemeinnützige Anstalten. Die Stadt hat ein königlich pädagog. Seminar, ein polnisches kath.
Mariengymnasium, 1573 als Jesuitenschule eröffnet, evang. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, 1834 gegründet,
königl. Berger-Realgymnasium in einem 1865 von dem StadtratBerger geschenkten Gebäude, Mittelschule für Knaben und Mädchen,
Bürgerschule, 7 höhere Mädchenschulen, darunter eine königliche mit Lehrerinnenseminar (Luisenstiftung), ein Seminar
für kath. Geistliche, Hebammenlehr- und Taubstummenanstalt, Kranken haus, Diakonissen-Mutterhaus, St. Josephhospital, Krankenhaus
[* 54] der Barmherzigen Schwestern u. a. Posen hat ferner ein Landesmuseum mit Landesbibliothek
(1894 eröffnet), ein Museum des Grafen Mielzynski und in demselben Gebäude die Sammlungen des (poln.) Vereins der Freunde
der Wissenschaften. Die seit 1885 bestehende Historische Gesellschaft für die Provinz Posen hat über 1000 Mitglieder und giebt
eine «Zeitschrift» heraus. Ferner erscheinen die
¶
Geschichtliches. Posen ist eine der ältesten StädtePolens, erhielt Ende des 10. Jahrh. ein Bistum und war
bis 1296 Residenz der poln. Herzöge. Der westl. (Haupt-) Teil wurde 1253 von deutschen Einwanderern gegründet und hatte bis 1793 eigene
Verwaltung nach Magdeburgischem Recht. Im Mittelalter gehörte Posen zur Hansa; später geriet die Stadt in Verfall, bis sie 1793 und 1815 an
Preußen kam. Von 1807 bis 1815 gehörte Posen zum Herzogtum Warschau. Am schloß Napoleon zu Posen den
Frieden mit Sachsen.
[* 58] -
Vgl. Lukaszewicz, Obraz historiczno-statystyczny miasta Poznania (2 Bde.,
Pos. 1838; deutsch ebd. 1881);
Ölschläger, Posen Kurzgefaßte Geschichte und Beschreibung (ebd. 1866);
Die
Chronik der Stadtschreiber von Posen, hg. von Warschauer (ebd. 1888);
Stadtbuch von Posen, hg. von Warschauer, Bd. 1 (ebd. 1892).
[* 11] Ost,Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 456,73 qkm und (1890) 46896 (24630 männl., 22266 weibl.) E., 1 Stadt, 63 Landgemeinden
und 33 Gutsbezirke.
[* 11] West,Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 636,56 qkm und (1890) 35235 (16632 männl., 18603 weibl.) E., 1 Stadt, 82 Landgemeinden
und 44 Gutsbezirke.
attischer Komödiendichter aus Kassandria in Macedonien, der nach Menanders Tod die Bühne von Athen
[* 59] beherrschte
und auch von Plautus nachgeahmt wurde.
stoischer Philosoph, der Rhodier genannt, weil er des Panätius von Rhodus Schüler war und später in Rhodus
lehrte, geb. um 103 v. Chr. in Apamea in Syrien. Er war zugleich Staatsmann und ging in seinem 50. Jahre
als Gesandter nach Rom.
[* 61] Die ausgezeichnetsten Römer,
[* 62] wie Pompejus und Cicero, waren seine Schüler. Er zeichnete sich durch
vielseitige Gelehrsamkeit aus, vereinigte übrigens manche PlatonischeBestandteile mit der stoischen Lehre.
[* 63] Auch in die mathem.-astron.
Wissenschaften scheint
er tief eingedrungen zu sein. Er maß die Größe der Erde, soll auch die Abhängigkeit
der Erscheinungen der Ebbe und Flut von dem Monde gelehrt haben und gab die Höhe der Atmosphäre der Erde zu 400 Stadien und
die Entfernung der Sonne
[* 64] von der Erde zu 13000 Erdhalbmessern an. Die Fragmente seiner Schriften sammelten
Bake (Leid. 1814) und C. Müller (in den «Fragmenta historica Graecorum», Bd.
3, Par. 1849).
Bronn, eine von dem Carbonbis in den Jura verbreitete wichtige Gattung der Muscheln,
[* 65] besonders als Leitfossil
für den mit der Steinkohle verknüpften Kulmschiefer von weiter geogr. Verbreitung.
6 km langer, von Neapel
[* 67] nach Südwesten am Golf hinstreichender Hügel aus Tuffstein mit vielen Villen und
vier Durchstichen, von denen die berühmte Grotta di Posilípo (134 m unter dem Kamm), ein schon
von Seneca erwähnter, wahrscheinlich von Augustus hergestellter, 689 m langer Tunnel
[* 68] von verschiedener Höhe, nach Fuorigrotta
(8412 E., zu Neapel gehörig) führt, 1442 von Alfons I. erweitert, von Peter von Toledo
[* 69] gepflastert und 1754 von Karl III. abermals
erweitert und geebnet wurde.
Daneben geht seit 1885 die 734 m lange, 12 m hohe und breite Grotta nuova di Posilípo als Verkehrsweg nach Pozzuoli
und ½ km nördlich ist der Tunnel der Cumanabahn (nach Torregaveta). Auf der Höhe über der alten Grotte in den Weinbergen
ist das sog. Grabmal Virgils (Tomba di Virgilio). Vom Vomero her geht eine Straße beim Dorfe Posilípo (4511 E.,
Gemeinde Neapel) vorüber auf der Höhe hin nach Süden, mündet auf die neue, 1823 vollendete, an der Südostseite des Posilípo herkommende
Straße, wo diese in der Nähe der Insel Nisida die Höhe übersteigt, führt dann bei der 900 m langen,
schon von Strabo erwähnten Grotte des Sejanus vorbei und am Strande nach Pozzuoli. Unweit dieser Grotte sind Reste der Villa
Pausilypon (schmerzstillend, Sans souci) des Vedius Pollio, woher Pausilipo oder Posilípo den Namen hat. (S. den Plan: Neapel.)
Pozzuolan (Pozzuolanerde, benannt nach Pozzuoli, s. d.)
oder Puzzolan (Puzzolanerde), ein von der Eruption der erloschenen Vulkane
[* 70] der Phlegräischen Felder herrührender
Bimssteintuff (s. Bimsstein), der z. B. den Posilipo bei Neapel aufbaut, über seine Verwendung s. Cement.
(lat.), Setzung, Stellung, Lage; in der Logik gleichbedeutend mit Bejahung oder Affirmation (s. Positiv). Kant
erklärt das Dasein als absolute Position, d. h. als diejenige Setzung eines gedachten Objekts,
die bloß schlechthin sagt «es ist», im Unterschied von derjenigen, die
von ihm aussagt, es sei dies oder das.
In der Prosodie nennt man Position die durch das Folgen zweier oder mehrerer Konsonanten auf einen kurzen Vokal bewirkte Verlängerung
[* 71] (Dehnung) der betreffenden sonst kurzen Silbe, z. B. lat. fĕro, aber fērt; libĕr, libĕr atque,
aber libēr nubibus oder libēr patet.
Positionslaternen/ die durch Art. 8 der «Verordnung zur Verhütung des Znsammenstoßes
der Schisse auf See» für alle in Fahrt befindlichen Schiffe
[* 74] vorgeschriebenen Scitenlichtcr.
Die Posse be- stehen in einem grünen
Licht
[* 75] an der Steuerbordseite und einem roten an der Vackbordscite, die derart mit Schirmen versehen sein
müssen, das;
man sie von recht voraus bis zwei Strich achterlicher (s. Ach- tern) als Dwars ls. d.) auf ihrer Seite sehen kann.
Segelschiffe unter Segel führen nur diese Posse, Dampfer unter Dampf
[* 76] außerdem noch eine weiße sog. Topp
- laterne, die vor dem Fockmast an einem Stag aufgeheißt wird und nach jeder Seite von vorn bis zwei Strich achterlicher als
Dwars scheint;
diese Laterne muß fünf Seemeilen weit sichtbar sein, wäh- rend die Posse mindestens auf zwei Seemeilen erkenn-
bar sein müssen.
Alle vor Anker
[* 77] liegende)! Schisse führen eine sog. Anker- oder Staglaterne, die rings
um den Horizont
[* 78] scheint und mindestens eine Seemeile sichtbar sein muß.
Die genannten Laternen baben den Zweck, das Ausweichen
der Schisse auf See zu ermöglichen, was je nach der Lage, in der die Lichter gesehen werden, nach bestimmten Regeln
stattfindet.
Positionswinkcl, der Winkel,
[* 80] den der durch zwei Sterne gelegte größte
Kreis der Himmels- kugel mit dem durch einen derselben gehenden Dckli- nationskreis bildet.
Der Posse wird von Norden
[* 81] über Osten,
Süden und Westen von 0° bis 360° gezählt. Positiv (lat.), in der Logik gleichbedeutend mit affirmativ,
bejahend.
Das Positive heißt auch das schlechthin thatsächlich Gegebene.
PositivesRecht heißt das Necht, sofern es thatsächlich
gilt, im Gegen- satz zu einem gedachten Natur- oder Vcrnunftrecht;
positive Religion, eine solche, die allein auf die Thatsache
der Offenbarung, nicht auf Vernunft- aründe sich stützen will;
ebenso wird positive Theologie der rationalen
oder natürlichen Theo- logie (oder Neligionsphilosophie) gegenübergestellt. - In der Arithmetik heißen Posse zunächst die
ganzen Zahlen: 1, 2, 3... und dann überhaupt jede Zahl, die zwischen 0 und einer derartigen ganzen Zahl liegt.
Man versieht
die positiven Zahlen bäufig, um sie als solche zu kennzeichnen, mit dem Zeichen 4- (Plus, s, d.).
Durch
Addition, Multiplikation und Division erhält man aus positiven Zahlen wieder positive;
subtrahiert man jedoch eine posi- tive
Zahl von einer andern kleinern, so erhält man eine negative Zahl.
Die negativen Zahlen ver- siebt man mit dem Zeichen - (Minus,
s. d.);
also z. B. 7 von 4 abgezogen giebt -3. Positive und negative Zahlen fapt man zusammen unter dem
Namen reelle Zahlen, im Gegensatz zu den imaginären Zahlen. (S. Imaginär.) Inder Geometrie lassen sich bei jeder Geraden zwei
Rich- tungen unterscheiden, und man bezeichnet häusig die eine als positiv, die andere als negativ.
Ferner kann man bei
jedem Winkel einen positiven und negativen Drehungssinn annehmen, da man sich den Winkel durch Drehung
eines seiner beiden Schenkel entstanden denken kann. - über Posse in der Photo - graphie s. d.
(S. 114 d).
j^s. Komparation. Positiv, die ungesteigerte Form des Adjektivs, Positiv, im Gegensatz zum Portativ (s. d.) eine
kleine nur ausstellbare (nicht tragbare) Orgel ohne selbständiges Pedal;
sie wurde früher in Kirchen
auf Nebenchören und in Zimmern gebraucht, nahm also die Stelle des modernen Harmoniums ein. Positivismus, Bezeichnung einer
jeden Rich- tung, die in der Philosophie in: Gegensatz zu einem bis auf die letzten Gründe zurückgehenden spekula- tiven Verfahren
sich an dem bereits Ausgemachten und Feststehenden (Positiven) genügen läßt.
Ins- besondere gebrauchte
der FranzoseAuguste Comte (s. d.) diesen Ausdruck von der durch ibn begründe- ten philos. und socialistischen Schule. -
Positur (lat.), Stellung, Haltung. I08onium, lat. Name von Preßburg.
[* 82] Posruckgcbirge, s. Ostalpcn ^ (Bd.
12, S. 696 a). Possagno (spr. -annjo), Dorf im KreisAsolo der ital. Provinz Treviso, 36 kni nordwestlich von Treviso, am Ostsuß
des Monte-Grappa und am Valle Orcana, ist Geburtsort Canovas und hat (1881) 1913 E., eine von Canova gebaute und der
Gemeinde geschenkte Kirche, dem Pc^vMevn in Rom nachgebildet, mit Altarblatt und Grabmal von Canova, dessen Geburtshaus Gipsabgüsse
seiner Skulpturen und Originalgcmälde enthält. Possart, Ernst, Schauspieler, geb. in Berlin,
[* 83] war erst Lehrling
in einer Buchhandlung uud debütierte 1861 in Vreslau. 1862-63 spielte er erste Charakterrollen in Bern
[* 84] und
wurde 1863 für das Hamburger Stadttheater engagiert, ging aber schon im folgenden Jahre an die Hofbühne nach München.
[* 85] 1873 wurde
er hier Oberregisseur, 1878 Direktor des königl. Schauspiels und Professor, 1893 Generaldirektor
der königl. Theater.
[* 86]
Ihm dankt München die Organisation der seit 1876 daselbst bestehenden Theaterschule, ebenso die hervorragen-
den Gesamtgastspiele von 1880. Großes Aussehen erregten die unter seiner Leitung inseenierten Muster-
aufführungen Wagnerschcr Werke im Münchener Hoftheater (1893 und 1894).
Nachan, Hamlet, Narciß, Manfred (den er ebenso wie
den Perikles zuerst auf die deutsche Bühne brachte), Behrent (von Vjörnson für ihn geschrieben), Shylock u. s. w. gehören
zu seineu besten Leistungen. Posse verfaßte auch Bearbeitungen verschiedener Shakespearescher
Dramen und ein System einer einheitlichen Aus- sprache der deutschen Wörter. Posse, auch Burleske, Farce, die dramat. Gestaltung
des niedrig oder derb Komischen.
Sie zeigt nicht Irrungen des Herzens und Verstandes, sondern die komischen Zufälle und Verwicklungen
des gewöhnlichen Lebens, nicht Charakterentwick- lung, sondern ^ituationswitz, und zwar so hand- greiflich,
daß die alten ital. Masken
[* 87] des Arlecchino, Pierrot, Pantaleone, der Colombine oft nur panto- mimisch auftraten.
Die Posse muß
daher durchaus im Naiven, derb Naturkräftigen, echt Volkstüm- lichen wurzeln;
denn es gilt, das Urgesunde und das unverwüstlich
Heitere einer Existenz darzustel- len, in der noch gar kein Bruch zwischen Sinnlichem und Geistigem eingetreten
ist, der nicht sofort wieder humoristisch aufgelöst werden könnte. Es ist daher eine Entartung der Posse, wenn sich
moralisierende Sentimentalitäten in sie einmischen und wenn sie aus dem naiv Komischen in das Gemeine fällt.
Von jenem
Fehler ist der tressliche Raimund, von diesem die Wiener und Berliner
[* 88] Posse (Nestroy; Kalisch,
[* 89] Mannstädt u. a.)
nicht freizusprechen, die insofern
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forlaufend
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wesentlich Lokalposse ist, als in ihr meist das Treiben und die Sitten einer bestimmten Stadt zur Darstellung, gelangen.
Diese
Lotalposse ist in der ^ Regel mit Gesang verbunden und bat ihre Stärke
[* 91] in Couplets von gemischtem Inbalt. Postanweisung war das Satyrspiel
der Alten, ja Postanweisung, freilicb großartig durch- gebildet, ist selbst die Komik des Aristopbancs. Postanweisung sind
die Fastnachtsschwänke des Mittelalters;
in Postanweisung bewegten sich namentlich auch die Puppenspiele der Volkstheater. Am eigenartigsten
und glänzendsten bat sich die Postanweisung auf dem Volkstheater der Italiener entfaltet.
Besonders aber sind auch Moliere und Holbcrg
als Possendichter zu nennen. (S. auch Arlecchino, Pulcinella, Hanswurst.) Possen, Gipfel (461 m) der Hainleite
(s. d.) in Thüringen. snahme, Besitzung. Posseß(lat.), Besitz;
Possession, Besitz, Vesitz- Possefsioninfel, s. Crozet-Inseln.
3?O38S32!V2. (^ronomina P038088iva, lat.), besitzanzeigende Fürwörter, s.
Pronomen. Pofsefsor (lat.), Besitzer. plagen. Possessörische Rechtsmittel, s. Pctitorien- Pofsibel (lat.), möglich.
Possictbncht, der südlichste Teil der Peter des GroßenBai (s. d.).
Die Postanweisung besteht aus der Reede Pa^as un
äußern Teil und den tief ins Fest- land einschneidenden Buchten Erpedition und Now- gorod. Die erstere ist größer, aber
Nordweststürmen ausgesetzt.
Von der Nowgorodbucht und der Pallas- Reede wird sie durch eine lange, schmale, sandige Landzunge
getrennt, die mit einem felsigen Vor- gebirge und einer kleinen Halbinsel mit Steinkohlen- lagern endigt.
Staatsbahnen und an der NebenlinieOrlamünde-Oppurg der Saaleisenbahn,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt),
[* 93] einer Handelskammer und Reichsbanknebcnstellc, hat (1390) 9768 E., darunter 132 Katholiken,
Post- amt erster Klasse, Telegraph,
[* 94] Fernsprecheinricktung, got. Kirche (1390), got. Ratbaus, Realschule, Bürgerschule, höbere
Privatschule, Wasserleitung;
[* 95]
Fabrikation von Flanellen, Lederwaren, Porzellan, Farben und Konfitüren;
Über ElektrischePosts. d. Post, Die, in Berlin erscheinende polit.
Tages- zeitung, steht auf dem
Standpunkte der freikonserva- tiven (DeutschenReichs-) Partei.
Auflage: 15600; Verlag: Die Post, Gesellschaft mit beschränkter
Haf- tung in Berlin;
Redacteur: C. Groddcck, für das Feuilleton: Adolf Rosenberg.
Die Postanweisung wurde 1866 von
Strousberg gegründet und 1874 von Mitglie- dern der freikonfervativen Partei erworben. Postablagen, Postagent, Postagentur,
s. Postanstalten.
Postalisch, das Postwesen betreffend.
Postament (nculat.), s. Picdcstal. Postamt, s. Postanstalten.
Postanstaltcn.
Die Postanweisung haben den Postbetrieb und in der Regel auch den Telegraphen- und Fern- sprech-(Telcphon-)Betriel)
des Ortes wahrzunehmen.
Die Postanweisung im Reichspostgebiet werden je nach der Bedeutung
und dem Umfange des Be- triebes eingeteilt in Postämter 1.
Klasse (Vorsteher: Postdirektor), 2. Klasse (Postmeister), 3. Klasse
(Post- verwalter) und in Postagenturen (Postagent);
in Bayern
[* 96] in Postämter, Postverwaltungen, Post- erpeditioncn und Postablagen;
Außerdem sind in bedeutendem Landorten ohne Postanstalt sog. Post- Hilfsstellen
eingerichtet, über die zur Wahrnehmung des Postbetriebes auf den Eisenbahnzügen be- stehenden Postanweisung s.
Fahrende Postämter, über die Zahl der Postanweisung, der Beamten u. s. w. s. Deutschland
[* 98] und Teutsches Reick (Bd.
5, S. 144 fg., Abschnitt IV). Postanweisung (frz. m^nälU äü poLte; engl. mollig oi-äoi-),
eine Anweisung, auf Grund deren die Post die bei der Absenoungspostanstalt ein- gezablten Geldbeträge am Bestimmungsorte an den
Adressaten auszuzahlen übernimmt.
Diese Form des Postgeldverkehrs wurde 1856 in England, 1865 in Preußen
eingeführt. Im deutschen Reichs- postgebiet erfolgt die Einzahlung des Geldbetra- ges (Meistbetrag 400 5M am Postschalter
auf ein von der Post geliefertes Formular, die Auszahlung (s. Bestellgebühr, Bestellung) gegen Rückgabe des auf der Rückseite
quittierten Formulars, dessen schmaler Abschnitt zu schriftlichen, für den Empfänger der Postanweisung bestimmten
Mitteilungen benutzt werden kann.
Die Gebühr beträgt, ohne Unter- schied der Entfernung,
bis 100M.: 20 Pf., über 100 bis 200 M.: 30 Pf., über 200 bis 400 M.: 40 Pf. Im Weltpostvereinsverkehr
sind auf Grund des Wiener Übereinkommens vom und auf Grund besonderer Übereinkommen Deutschlands
[* 99] Postanweisung nach verschiedenen
fremden Ländern zulässig.
Der Meistbctrag für Postanweisung im internationalen Verkehr ist auf 500 Frs., die Gebühr auf 25 Cent. für
je 25 Frs., mindestens aber 50 Cent. (d. i. in Teutschland und Luxemburg
[* 100] auf 20 Pf. für je 20 M., mindestens aber 40 Pf.) festgesetzt.
Ermäßigte Gebübrensätze: 10 Pf. für je 20 M., mindestens jedoch 20 Pf., finden Anwendung im Verkehr Deutschlands mit den
deut- schen Schutzgebieten, den deutschen Postämtern in Konstantinopel
[* 101] und Shang-Hai sowie mit Österreich-
Ungarn
[* 102] und Dänemark.
[* 103] Äuf Postanweisung eingezahlte Beträge können auch tele- graphisch an die Postanstalt des Bestimmungs- ortes (innerhalb
des Reichspostgebietes oder nach dem Auslande) zur Auszahlung überwiesen werden; dafür sind zu entrichten: die Postanweisungsgebühr,
die Gebühr für das von der Postanstalt auszuferti- gende Telegramm fowie das Eilbestellgeld (s. Eilsen-
dungen).
Der Postanweisungsverkehr in Deutsch- land betrug 1892:101 Mill. Stück im Gesamtbetrage von 53/5 Milliarden M. Mit
Einzahlung und Über- gabe der Postanweisung an die PostVerwaltung wird zwischen dem Absender und der Postverwaltung ein Vertrag auf Auszablung
an den Adressaten, durch Ausgabe und Annahme seitens des Adressaten ein Vertrag zwischen diesem und der Postverwaltung
am Aus- zahlungsorte auf Zahlung an jenen abgeschlossen.
Solange die Ausgabe der Postanweisung an den Adressaten nicht erfolgt ist, darf
der Absender die Postanweisung (brieflich oder telegraphisch) widerrufen.
Dem Absender ga- rantiert die Postverwaltung schlechthin den
ein- gezahlten Betrag, welcher im Fall der Unterschla- gung oder anderer Unregelmäßigkeiten zu erstatten
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