Beispiel oder Abbild dazu dienen kann, auf das Urbild hinzuweisen, aber nicht das Urbild. Wir erkennen es nicht durch
Sinne und Erfahrung, sondern durch eine rein geistige
Anschauung, durch den Einen
Blick des
Geistes, vermöge dessen wir das
Eine,
Identische im Vielen, Mannigfaltigen, festzuhalten und so über Raum und Zeit uns in der Betrachtung
zu erheben im stande sind. Das Eine
Bewußtsein ist es, das diese Einheit des Gegenstandes (in der Einheit des Gesetzes) schafft
und erzeugt.
Diesen, das Mannigfaltige zur Einheit zusammenschauenden
Blick des
Geistes meint eigentlich das Wort Idee («Schau»); sie bedeutet
dann aber auch die einheitliche Gestalt, in der für diesen
Blick der Gegenstand sich darstellt. Das Sein
der Idee aber ist nur zu denken wie das ewige Gesetz, das auch in keiner irgendwo und irgendwann gegebenen Erscheinung oder
einer
Summe von solchen sich erschöpft und auch nicht von den Erscheinungen abhängt, sondern vielmehr sie von ihm.
Das Gesetz ist aber zugleich zu denken als das, was alle Wahrheit der Erscheinungen begründet, somit selber als das ursprünglich
und schlechthin
Wahre, wogegen alle Erscheinungswahrheit nur abgeleitet und bedingt ist. Seine volle Klarheit erlangt daher
der
PlatonischeBegriff der Idee erst durch ihren Gegensatz, die Erscheinung, durch die Einsicht in den
Charakter des grenzenlos
Bedingten, bloß Relativen, der aller Erscheinung anhaftet. Plato vereinigt insofern die
Lehre
[* 2] des Parmenides
(s. d.) vom unwandelbar Einen mit der des
Heraklit (s. d.) von der ewigen Veränderlichkeit, Gegensätzlichkeit und
Relativität, indem er die Grundbestimmungen des eleatischen Seins auf die Idee, die des herakliteischen Werdens auf
die Erscheinung bezieht.
Den wissenschaftlich schärfsten
Ausdruck für das Grundverhältnis von Idee und Erscheinung gewann Plato aus der Pythagoreischen
Lehre (s. Pythagoras), indem er die Erscheinung als das Grenzenlose
(Unbestimmte), die Idee als das Begrenzende (zur Einheit
und
Identität Bestimmende) erklärte. Ebendaher schöpft er sein tiefes Verständnis für die Bedeutung
des Mathematischen als des Realisierenden im Sinnlichen: das Sinnliche der Erscheinung ist
an sich nicht real noch im absoluten
Sinne wissenschaftlich zu realisieren, aber doch ist es einer bedingten Realität fähig, die ihm das mathem.
Gesetz verleiht.
Darin lag das Princip der mathem. Naturerklärung, wie es freilich erst die Wissenschaft
der Neuzeit verwirklichen konnte. In diesen Grundvorstellungen, überhaupt in seiner Unterscheidung zweier ganz verschiedener
Arten der Erkenntnis und der Realität (Erscheinung und Ansichsein) begegnet sich Plato zugleich mit Demokrit;
er erkennt mit diesem den Raum als Grundbedingung aller sinnlichen Erkenntnis an und gelangt wie er in seiner Physik zur
Erkenntnis der Subjektivität der Sinnesqualitäten und zu einem
Analogon der Atomenlehre.
P.s letztes und höchstes Interesse liegt jedoch nicht in der Naturerklärung, sondern in der Wissenschaft vom Guten. Er
will nicht allein die Realität der Erfahrung, sondern vor allem die davon grundverschiedene, durchaus eigentümliche Geltung
solcher
Begriffe, die ihr Objekt überhaupt jenseit der Erfahrung suchen, begründen; solche sind ihm
die
Begriffe des Sittlichguten. Im
Gedanken dessen, was sein soll, ob es gleich niemals war, ist oder sein wird (im
Gedanken
des «Ideals»),
erheben wir uns wirklich über die Erfahrungserkenntnis, die stets nur auf das, was war, ist oder sein wird,
sich bezieht; und jenes schlechthin
Ewige setzt Plato unter dem
Namen der «Idee des Guten» an die
Spitze seiner
Ideenwelt und nennt es die
Quelle
[* 3] aller Wirklichkeit, die noch über der (zeitlichen) Wirklichkeit liege. Damit wird er freilich
überschwänglich; es scheint von da kaum mehr ein Rückweg gefunden werden zu können zu den praktischen
Aufgaben des irdischen Lebens. Daher hat die Weltflucht des Mittelalters sich auf Plato stützen können; aber
mit nicht minderm
Rechte beruft sich auf ihn der ethische Idealismus Kants.
In der Einzelausführung des auf diesen Grundlagen errichteten
Systems beweist Plato einen fast unerschöpflichen Reichtum von
Anschauungen. In derLogik ist er vielfach der Vorgänger des
Aristoteles und in einigen
Richtungen ihm überlegen,
obwohl er kein so fertiges logisches
System hinterlassen hat. Seine Kritik der
Sinne und seine
Gedanken zur wissenschaftlichen
Methodik sind von unvergänglichem Wert und dem
Geiste der modernen Naturwissenschaft tiefer verwandt als der halbe
Empirismus des
Aristoteles.
Die Physik freilich betreibt Plato fast nur wie ein geistreiches
Spiel. Aus seiner überwiegend ethischen
Richtung begreift sich
ihr wesentlich teleologischer Charakter: der letzte
Grund, warum alles ist wie es ist, soll in der Abzweckung auf das Gute
liegen. Dabei entsteht die unüberwindliche Schwierigkeit, den ungeheuren Abstand des empirisch Wirklichen
von der Idee des Guten, den kaum Einer so tief wie Plato empfunden hat, begreiflich zu machen; dafür muß denn die
«Materie» oder eine blinde unvernünftige
«Notwendigkeit» einstehen, die so aus einem «Nichtseienden»
oder
«Unbestimmten» zu einem widerstehenden, dem Guten und der Idee feindlichen Princip wird. Plato mochte
eben nicht ganz darauf verzichten, die Idee auch in der Bedeutung des Guten, nicht bloß in der des mathem.
Gesetzes, an die
Spitze seiner Naturerklärung zu stellen.
Daß er damit unvermeidlich in Mythologie geriet, empfindet er selbst
und bezeichnet deshalb seine Physik als eine bloße Spielerei. Die Nachwelt hat freilich vielfach in
diesem
Spiel den eigentlichen Ernst der
PlatonischenPhilosophie gesehen und auf den physik.
Roman seines
«Timäus» einen ganz
andern Wert gelegt als sein
Urheber.
Am schönsten beweist sich der hochideale Flug der
PlatonischenSpekulation auf ihrem eigentümlichsten Felde, dem der Ethik.
Plato trennt mit derselben ehrlichen Schroffheit wie Kant das Gute von der
Lust; nicht als ob die
Lust zum
glückseligen Leben entbehrlich sei; sondern
Glückseligkeit mag erhofft werden unter der
Bedingung des Guten, aber das Gesetz
des Guten gilt nicht unter der
Bedingung einer damit zu erreichenden
Glückseligkeit, sondern unbedingt.
Lust und Unlust taugt,
wegen des Charakters durchgängiger Relativität, den sie mit allem Sinnlichen teilt, nicht zur Bestimmung
eines wahren Endzieles des Willens; ein solches kann allein gefunden werden im reinen Gesetz, d. h.
der Idee.
Unter dem Gesetz stimmt sich die Seele zur innern Wohlordnung und
Harmonie, deren Seligkeit aller vergänglichen
Lust überlegen
ist. Im Hinblick auf die Idee erreicht unser
Wollen allein die volle widerspruchslose Wahrheit, während
alles vergängliche
Trachten sich notwendig in
Lüge und
Widerspruch verstrickt. Die Staatslehre P.s beruht ganz auf dem
Gedanken
der sittlichen Erziehung. Der merkwürdige
Satz, daß es nicht eher besser werden könne in der Welt, als nicht «entweder
die
Philosophen¶
mehr
Könige oder die Könige Philosophen werden», besagt, daß das Staatswesen auf Wissenschaft gegründet werden müsse, und
zwar zuletzt auf die Wissenschaft vom Guten. Wissenschaft, und zwar die ganze, von der niedersten bis zur höchsten Stufe,
soll durch den Staat zum Instrument der Erziehung, aller Erziehung, zuletzt der Erziehung zur höchsten
Sittlichkeit werden. Dabei beachtet Plato sehr wohl die realen Grundlagen jeder Gesellschaftsordnung; sein «Staat» bemüht sich
ihnen gerecht zu werden und dabei doch sein ideales Ziel fest im Auge
[* 5] zu behalten.
Dadurch kommt denn freilich ein gewisser Zwiespalt auch in sein Staatssystem, den auch er selber offenbar wohl empfand. Durch
eine schroffe Scheidung der Stände, einer bloß für die materiellen Grundlagen des Staates sorgenden Klasse von Arbeitern und
Gewerbtreibenden, einer von aller Erwerbspflicht befreiten, spartanisch organisierten Kriegerklasse und einer daraus hervorgehenden,
durch gründlichste wissenschaftliche Vorbildung vorbereiteten regierenden Klasse sucht er jenen verschiedenen Anforderungen
gerecht zu werden.
Die Allgewalt des Staates wird dabei in ganz socialistischem Sinne überspannt, der Wert der Individualität,
die Freiheit des Einzelnen verkannt, Familie und Privateigentum wenigstens für die obere Klasse aufgehoben, auch die Kunst
schlechterdings in den Dienst der sittlichen Erziehung gestellt; Justiz und Gesetzgebung werden überflüssig. Von der Durchführbarkeit
seines Staatsideals ist Plato fest überzeugt. Erst in seinem Alter zeigt er sich in dieser Beziehung zu Konzessionen
bereit und liefert in seinem letzten Werke, den «Gesetzen», die Darstellung des «zweitbesten Staates», in dem die wissenschaftlichen
Anforderungen an die regierende Klasse sehr herabgestimmt, dagegen der Religion ein Anteil an der Organisation des Staatslebens
zugewiesen wird, von dem das frühere Werk nichts weiß. Doch schaltet Plato mit den religiösen
Vorstellungen völlig souverän, sie sind ihm durchaus nichts mehr als Erziehungsmittel. So tief religiös sein eigener
Sinn ist, über Mythus und Kult ist er weit hinaus; er rationalisiert und ethisiert den religiösen Glauben, er löst ihn eigentlich
auf in die Erkenntnis der ewigen Ideenwelt. - Der geschichtliche Einfluß der PlatonischenPhilosophie
ist ein kaum zu ermessender gewesen, über die Entwicklung seiner Schule s. Akademie.
Die Neuplatoniker (s. d.) haben das große Verdienst, seine Ideen dem Mittelalter
und der beginnenden Neuzeit, freilich nicht in voller Reinheit, lebendig erhalten zu haben. Die Renaissance
ist ganz vom Platonischen oder Neuplatonischen Geiste durchtränkt, aber auch die moderne Philosophie, besonders die deutsche,
ist von ihm tiefer erfüllt, als es zunächst den Anschein hat. Kants Grundgedanken stehen den Platonischen so nahe, daß
es schwerer ist, zu sagen, was beide fundamental unterscheidet, als was sie gemein haben.
P.s Werke wurden herausgegeben von Stephanus (3 Bde., Par. 1578), Stallbaum
(8 Bde., Lpz. 1821-25), Imm. Bekker (11 Bde., Lond. 1826), Baiter, Orelli und Winkelmann (2 Tle., Zür. 1839-42), K. F. Hermann
(6 Bde., Lpz. 1851-53; neue Ausg.
1873), Schanz (2 Bde., ebd. 1875-77). Übersetzungen lieferten (mit Einleitungen) Schleiermacher (Tl. 1 u.
2, 3. Aufl. und Tl. 3, Bd. 1, 2. Aufl., Berl.
1855-62) und H. Müller (mit Einleitungen von K. Steinhart, 9 Bde., Lpz.
1850-73).
Huit, La vie et l'œuvre de Plato (2 Bde., Par.
1893).
Eine vorzügliche zusammenfassende Übersicht der PlatonischenLehre giebt Brandis im 2. Teil seines «Handbuchs
der Geschichte der griech.-röm. Philosophie» (Berl. 1843); eine Übersicht der Platonischen Litteratur lieferte Teuffel (Tüb.
1874); weitere Litteratur bei Überweg, Grundriß der Geschichte der Philosophie des Altertums, Tl. 1 (7. Aufl., Berl. 1886).
Liebe, das Verhältnis zweier Personen verschiedenen Geschlechts, die eine gegenseitige
Liebe ohne sinnliche Regungen verbindet. Man hat mit diesem seltsamen Begriff an den NamenPlatos angeknüpft, der von der niedern
sinnlichen eine höhere, rein geistige Liebe (Eros)
[* 7] unterscheidet, die auf der gemeinsamen Erhebung zum Ewigen, Göttlichen,
der Idee beruht (s. Plato) und mit dem Verhältnis der Geschlechter zu einander nichts zu thun hat; der
Eros dient bei Plato nur als sinnbildlicher Ausdruck für die Philosophie als das gemeinsame Streben zur ewigen Wahrheit, wobei
der Lehrer dem Liebenden, der Lernende dem Geliebten entspricht. Der moderne Sinnder entstand daraus, indem man sich eine
gleiche, den sinnlichen Trieb überwindende Vergeistigung der Geschlechtsliebe dachte.
(spr. -tóff), Matwej Iwanowitsch, Graf, russ. General und Ataman des Donischen Heers, geb. 17. (6.) Aug. 1751 zu
Asow, trat 1765 in das Kosakenheer, focht 1770 gegen die Türken, diente unter Suworow 1782 und 1783 am Kuban und in der
Krim,
[* 8] zeichnete sich 1788 beim Sturm auf Otschakow, 1789 vor Akjerman und Bender und 1790 vor Ismail aus. 1801 von Alexander
I. zum Generallieutenant und Ataman des Donischen Heers ernannt, veranlaßte Platow die Erbauung von Nowotscherkaßk, welches Sitz
der Landesverwaltung wurde. Platow kämpfte sodann im Kriege gegen die Franzosen 1805-7, bemächtigte sich
im türk. Feldzug von 1809 der Stadt Hirsova und trug zu den Siegen
[* 9] bei Rassewat und Kalipetri bei. Im Kriege von 1812 unternahm
er nach der Zerstörung von Moskau
[* 10] mit 20 Kosakenpolks und einer Infanteriebrigade die Verfolgung des im Abzug begriffenen
Feindes.
Nach Überschreitung der Grenze bemächtigte er sich der preuß. Städte Marienwerder,
[* 11] Marienburg,
[* 12] Dirschau
[* 13] und Elbing,
[* 14] schlug den General Lefèbvre bei Altenburg
[* 15] und verfolgte nach der Schlacht bei Leipzig
[* 16] den Feind bis an den
Rhein. In Frankreich erstürmte er Nemours, besetzte Arcis und Versailles
[* 17] und zog mit den Verbündeten in Paris
[* 18] ein. Platow wurde 1812 in
den Grafenstand erhoben. Er starb am Don und wurde in Nowotscherkaßk begraben, wo man ihm 1853 ein Denkmal errichtete.
¶
forlaufend
191
Platt vordem Wind segeln, den Wind recht von achtern (d. h. gerade von hinten) haben. Plattäpfel, 15. Klasse des Diel-LucasschenApfel- systems (s. Apfel). Plattbauch, s. Libellen. Plattdeutsch, s. Niederdeutsch. Platte, üls Gesimsglied, s. Sims;
[* 20] als Form
der Vernsteinstücke, s. Vernsteinindustrie (Bd.
2, S. 842 a); in der Geographie, s. Ebene. Platteis, s. Scholle. Plätteisen, s. Plätten. Plätten oder
Bügeln, diejenige Arbeit, mittels deren man Geweben, insbesondere der Wäsche, durch Vestreichen mit der Bodenstäche eines
erhitzten Me- tallkörpcrs, Platt eisen oder Bügeleisen, Glätte und Glanz verleiht, wodurch dieselben nicht nur ein schöneres
Aussehen erhalten, sondern auch den Staub weniger annehmen.
Als Unterlage dient derPlütttisch oder das Plättbrett, dessen obere Seite am besten mit einer wollenen Decke
[* 21] und einem auf
diese gebreiteten weißen baumwollenen Tuch bekleidet ist. Eine zugleich bequeme und sichere Vor- richtung ist das freistehende
Plättbrett, das sich wie ein Feldstuhl zusammenklappen läßt. Das Plätt- eisen ist entweder hohl zum
Einlegen eines glühend gemachten Eisenstückes von entsprechender Form (Plättstahl, Bolzen) oder, in seltenern Fällen,
massiv, so daß das Plätteisen selbst im Ofen erhitzt werden muß; der eiserne Griff ist mit Holz
[* 22] oder auch mit Filz (im
letztern Fall mit Lederbezug) be- kleidet.
Die nachstehenden
[* 19]
Fig.i u. 2 stellen Plätt- g.
i.
[* 19]
Fig. 2. eisen mit Bolzen dar; in
[* 19]
Fig. 2 ist, um die Hand
[* 23] gegen die strahlende Wärme zu schützen, eine Vlechplatte angeordnet.
[* 19]
Fig. 3 zeigt ein ameri- kanisches Plätteisen, dessen Vollkörper durch eine einfache Vorrichtung am Griff befestigt werden
kann. Besonders starke Plätteisen werden von den Schneidern und Hutmachern angewendet; dieselben sind
meist massiv, und der Handgriff ist wie bei den amerik. Plätteisen abnehmbar.
Die Erhitzung ge- schieht auf einem besondern Plättofen. Zur be- quemen und wohlfeilen Erzeugung einer anhalten- den und
gleichmäßigen Hitze sind für manche Ver- hältnisse, besonders für gröbere Wäsche, dieKohlenplätt- eisen vorteilhaft,
die, etwas höher als die gewöhn- lichen Plätteisen, inwendig einenRost besitzen und mit glühenden
Holzkoh- len geheizt wer-
[* 19]
Fig. 3. den; doch sind die aufstiegende Asche und der Koh- lenstaub der Gesundheit schädlich.
Dieser übelstand wird durch Anwendung von Glühstoff (s. d.) erheb- lich vermindert. Auch sind Plätteisen im Gebrauch,
die sich durch eine in ihrem Hohlraum entzündete Spiritusfiamme heizen lassen und so gedreht wer- den
können, daß von Zeit zu Zeit die durch die Flamme
[* 24] erhitzte obere Flüche nach unten kommt. Ähnlich eingerichtet sind die
Gasplätteisen, die durch einen am
Brenner befestigten Schlauch mit dem der Leitung entnommenen Gas gespeist werden.
[* 19]
Fig. 4 zeigt
das Großsche Patentplätt- eisen mit Gasfeuerung.
[* 25]
Bei der Glanzplätterei nach dem von H. F. Hennig in Dresden
[* 26] verbesserten Weigel- schen System, durch welche die betreffen-
den Gegenstände das gefällige Aussehen von neuer Wäsche er- halten sollen, kommt eine halbrund ge- schmiedete Bolzen-
[* 19]
Fig. 4. platte
zur Anwen- dung, deren Konstruktion vorzüglich geeignet ist, die Wärme
[* 27] lange auszustrahlen. Der Boden
derselben, von 6 inm Stärke,
[* 28] zeigt im Innern eine ebenfalls 6 mm starke Wölbung, auf die der Bolzen zu liegen kommt, so daß
sich dieser 12 mm über der zu plät- tenden Wäsche befindet, mithin ein Durchsengen umnöglick ist.
Vermöge der Rundung des Eisens nach oben erhalten Kragen und Manschetten die dem Gebrauch entsprechende Form, während man
mit der Spitze leicht in die Ecken dringen und mittels der Ränder erhabene Kanten bilden kann. Im Gegensatz zu der herrschenden
Ansicht, daß man durch starkes Aufdrücken die beste Wirkung hervorbringe, muß das Eisen
[* 29] mit leichter
Hand ge- führt werden, da die erforderliche Schwere schon in ihm selbst liegt. Um die beim Plätten niedergedrück- ten Falten und
Stickereien wieder in ihre normale Lage zu bringen, bedient man sich einer Art Falz- bein und des sog. Ausdrückers, eines
Stahlstäb- chens mit hölzernem Griff.
Mittels des erstem werden die Falten aufgerichtet und die geschlosse- nen Knopflöcher geöffnet; mittels des letztern
wird das Hervorheben der Stickerei bewirkt. Um der Wüsche eine größere Steifheit zu geben, wird dieselbe vor dem Plätten mit
einer Lösung roher oder gekochter Stärke getränkt.
Das Stärken der Wäsche mit roher Stärke geschieht unmittelbar vor dem Bügeln mittels Eintauchens in die
Starke- lösung; das Stärken mit gekochter Stärke erfordert ein nachheriges Trocknen und vor dem Bügeln ein Benetzen (Einsprengen)
der Wüsche mit Wasser. Bei richtiger Ausführung ist der Erfolg der beiden Etärkeverfahren der gleiche, das Rohstürken
ver- dient der großen Einfachheit wegen den Vorzug. Zur Erhöhung desGlanzes der Wäsche werden der Stärkclösung
noch gewisse Stoffe, z. V. Gummi- tragant, Borax,
[* 30] in bestimmten Mengenverhält- nissen zugesetzt und bei dem Plätten Glanzpappen als
Unterlagen verwendet. Zum Plätten kleiner und einfach gestalteter Wäsche- stücke, z. B. Kragen und Manschetten, werden gegenwärtig
auch Plättmaschinen angewendet. Bei diesen bestcbt das Plätteisen aus einer hohl- cylindrischen Gußeisenwalze,
die durch im Innern brennende Gasflämmchen beheizt wird. Diese Walze ist drehbar am freien Ende eines aufrecht stehenden,
einarmigen Hebels gelagert und rollt bei der von
¶
mehr
einem Kurbelgetriebe
[* 32] eingeleiteten Schwingbewegung dieses Hebels auf einem kreiscylindrisch gekrümmten Plätttisch, der
die zu plättenden Gegenstände trägt. -
Vgl. von Eichensels, Praktische Anleitung zur Glanzplätterei und zur Kunstplätterei
(12. Aufl., Lpz. 1891).
Platow nennt man auch das Plattdrücken des Drahts zu schmalen, flachen Bändern zwischen zwei glatten polierten Walzen. Beim
Garben oder Raffinieren des Stahls wird Platow das Ausschmieden der Garbe oder des Pakets zu Flachstäben genannt.
ungar. Balaton (vom slaw. blato, d. i. Sumpf), der bedeutendste See in Ungarn
[* 35] und in
Mitteleuropa, in seiner nordöstl. Erstreckung zwischen dem Somogyer, Zalaer und VeszprimerKomitat, ist 75 km lang, bis 30 km
breit, bedeckt mit den anliegenden Sümpfen 1320 qkm und liegt 106 m ü. d. M. Er ist bis 10 m tief, wird aber seines unruhigen
Wassers wegen nur wenig zur Schiffahrt benutzt, seit 1847 indes mit Dampfbooten befahren. Er hat süßes
Wasser, friert in strengen Wintern zu, nährt eine große Menge schmackhafter Fische, darunter den Fogasch (d. i. Zahnfisch);
an seinen Ufern viel Wasservögel.
Durch die Halbinsel von Tihany wird der See in zwei Becken geteilt. Die nördl. und nordwestl. Ufer werden
von vulkanischen, weinbepflanzten Hügel- und Bergreihen umzogen, die übrigen sind flach. Die interessantesten Punkte sind
die Abtei Tihany und der Badeort Balaton-Füred am nördl. Gestade, sodann der Flecken Keszthely am westl. Ufer. Am Südufer
erheben sich neun Basaltkegel, wie der Badacson (437 m), mit vorzüglichem Weinbau. Der bedeutendste Zufluß
ist unter 30 Bächen der Zala, der Abfluß der Sió, welcher durch die Sárviz dem Donaugebiet angehört. In neuerer Zeit sind
wiederholt Regulierungen der Ufer und Trockenlegung der Sümpfe unternommen worden.
(Plater), Thomas, Gelehrter, geb. in Grenchen (Kanton
[* 36] Wallis),
wuchs als Hirtenknabe
heran, wurde vom 10. bis zum 18. Jahr von einem Bacchanten auf vielen Schulen des DeutschenReichs herumgeschleppt und mußte
für ihn betteln, bis er endlich entlaufen konnte und nun Gelegenheit fand, die Deklinationen zu lernen sowie Hebräisch und
Griechisch. Dann aber wurde er Seiler, trieb dabei die Studien weiter und gewann schließlich als Buchdrucker
(s. Oporinus), dann als Schulmeister und Pensionswirt in Basel
[* 37] unter mühseliger Arbeit ein gewisses Vermögen und großes Ansehen.
Platter starb zu Basel,
berühmt durch die Beschreibung seines wechselvollen Lebens, die er als 73jähriger
Greis für seinen Sohn niederschrieb und die ein lebendiges Bild seiner Zeit giebt (hg. von H. Düntzer in der «Kollektion Spemann»,
Stuttg. 1882, und von Hemann in hochdeutscher Bearbeitung,Thomas und Felix Platter. Zwei Lebensbilder aus der Zeit der Reformation
und Renaissance, Gütersloh 1882).«Thomas P.s Briefe an seinen Sohn Felix» gab A. Burckhardt (Bas. 1890)
heraus.
Sein Sohn Felix Platter, geb. 1536, wurde berühmt als Arzt und Erneuerer des mediz. Studiums an der UniversitätBasel,
besonders der Anatomie. 1612
stellte er seine Erinnerungen zusammen,
die aber nur bis zu seiner Verheiratung 1557, nicht bis zu der Zeit seines
großartigen Wirkens reichen; sie ergänzen die Biographie des Vaters, kommen ihr aber an Frische nicht gleich. Er starb Felix
P.s Biographie gab mit der seines Vaters zuletzt H.Boos (Thomas und Felix Platter, Lpz. 1878) heraus. -
Vgl. Fr. Miescher, Die mediz.
Fakultät in Basel
(Bas. 1860), und Gedenkschrift zur Eröffnung des Vesalianum in Basel
(Lpz.
1885).
(Planipennia), eine Unterordnung der Netzflügler (s. d.).
Sie haben vier gleichartige, häutige, fein netzadrige Flügel, deren hintere unfaltbar sind, kräftige,
zum Kauen geeignete Mundteile und stets fünfgliedrige Füße.
jede Abplattung eines höhern Gegenstandes, z. B. die abgeflachte Kuppe eines Hügels, die
an einem Berge hinlaufende Terrasse, namentlich aber das abgeplattete, zum Begehen eingerichtete Dach
[* 38] eines
Gebäudes. In Nordamerika
[* 39] bezeichnet man mit Plattform (platform) die Rednerbühne in polit.
Parteiversammlungen, dann aber auch das
Programm, welches von der Rednerbühne aus erörtert und von der Versammlung angenommen wird. -
Vgl. Jephson, The platform,
its rise and progress (2 Bde., Lond.
1892).
(Pes planus s. valgus), sowohl Bezeichnung des untersten Teils des menschlichen Fußes (s. d.) als auch einer
häufig vorkommenden Verunstaltung dieses Körperteils, wobei derselbe mit seinem innern Rand und der ganzen Sohle den Boden
beim Auftreten berührt, während ein normal gebauter Fuß an dieser (innern) Seite eine bedeutende Wölbung (Höhlung)
zeigt und den Boden nur mit einem kleinen Teile seines äußern Randes berührt; dabei ragt der innere Knöchel stark hervor,
steht tiefer und die natürliche Wölbung des Fußrückens sowie die Aushöhlung der Fußsohle sind nahezu verschwunden.
Der Plattfuß ist entweder angeboren oder entwickelt sich während der Pubertät durch anhaltendes Stehen und
übermäßige Belastung der Fußgelenke, wie dies namentlich bei manchen Gewerben (Bäckern, Schlossern, Handlungsdienern,
Kellnern) der Fall ist. HöhereGrade der Plattfüßigkeit sind häufig mit Einwärtsknickung der Knie (X-Beine) verbunden. Immer
bewirkt diese Deformität einen häßlichen breiten Fuß und macht zum Springen und zu weitem Marschieren ungeschickt, daher
militäruntüchtig, führt auch häufig zu schmerzhaften Anschwellungen der Füße, Wundwerden der Fußsohlen
und chronischen Entzündungen der Fußgelenke (Tarsalgie). Zur Heilung des Plattfuß dient die längere Anwendung von festen Schienenapparaten
oder die längere Fixierung des in die normale Lage gebrachten Fußes durch einen Gipsverband. Für leichte Grade genügt ein
passender Schnürstiefel mit etwas erhöhtem Absatz und keilförmig erhöhtem innern Fußrand. -
Vgl.
Lücke, Über den sog. entzündlichen Plattfuß (Lpz. 1872);
Lorenz, Die Lehre vom erworbenen Plattfuß (Stuttg. 1884).
oder Flachhuf, eine Hufabnormität bei Pferden, die fast nur an den Vorderfüßen und
¶
forlaufend
193
zwar mit Vorliebe bei schweren Schlägen, die ihre Jugend auf feuchten Weiden zubringen, vorkommt. Außerdem wird der Plattmönch auch
durch die Rehe (s. d.) bedingt.
Diefe Hufabnormität zeichnet sich dadurch aus, daß die Sohle nicht nach oben gewölbt, sondern
flach ist und beinahe in derselben Ebene liegt wie der Tragrand des Hufes.
Bei dem Plattmönch muß der Beschlag
ein besonders sorgfältiger fein (breites, abgedachtes, allenfalls geschlossenes Eisen), weil die damit behaf- teten Pferde
[* 41] fönst zu Huflahmheiten (Quetschungen) neigen.
Der Plattmönch beeinträchtigt die Gebrauchstüchtig- keit der Pferde auf Pflaster
erheblich. Plattieren oder Doublieren, die Oberstäche einer Platte aus unedlem Metall mit einer mehr
oder weniger dünnen Platte aus Edelmetall derart belegen, daß beide Teile für die Dauer ein untrenn- bares Ganzes bilden.
Das Plattmönch kann auf einer oder aus beiden Seiten geschehen (einfache und dop- pelte Plattierung).
Vom Vergolden und Versil- bern unterscheidet sich das betreffende Verfahren dadurch, daß bei jenem der übenug des unedlen
Metalls durch Niederfchlagen des Goldes oder Sil- bers aus einer Lösung erfolgt.
Bei dem Plattmönch werden die beiden Bleche mit ihren
sorgfältig reingefchabten Oberflächen genau paffend aufeinander gelegt, doch so, daß der überstehende
Nand des obern umge- bogen wird.
Nach dem Verbinden beider Teile durch einen auf der Dicke des Kupfers herumgebun- denen dünnen
Eifendraht wird das Ganze zur Not- glut erhitzt, die beiden Bleche durch überstreichen mittels eines krückenartigcn Werkzeugs
an allen Stellen zur Berührung gebracht und endlich in noch heißem Zustand mehrmals durch ein kräftiges
Walz- werk geführt, wodurch die vollkommene Vereinigung (durch Adhäsion) und zugleich eine Streckung be- wirkt wird.
Bei der
Gold- und Silbcrplattierung wird, um das Haften des Gold- oder Silberblecho auf der Kupferplatte zu befördern, letztere mit
einer Lösung von Goldchlorid oder von Silbernitrat bc- strichen, wodurch sich als verbindende Zwischenlage
eine feine Gold- oder Silberhaut bildet.
Dieselben haben ihre große Verbreitung in den genannten Ländern dem Um- stand zu danken, daß
sie in Osterreich (als Silber- waren) punziert werden, dabei das Aussehen von Goldwaren haben und sehr wohlfeil sind;
Die Herstellung der Doublöwaren erfolgt teils wie bei der gewöhn- lichen Plattierung
durch einfaches Aufeinanderwal- zen der Bleche, teils aber auch durch Anwendung von etwas Lot als Zwischenlage und heißes
Auswalzen. Die besten mit Gold und Silber plattierten Wa- ren fertigte man ehemals in Sheffield
[* 49] und Bir-
mingham, doch kamen fpäter die Fabrikate von Wien und Berlin
[* 50] den englischen an Güte gleich-, die Pariser Plattierungen zeichnen
sich mehr durch geschmackvolle Bearbeitung und Woblfcilheit als durch Dauerhaftigkeit aus.
Gegenwärtig, nach Ein- führung
der galvanischen Vergoldung und Versilbe- Brockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIH. rung, werden
derartige Waren nur noch in ge- ringem Maß hergestellt;
doch werden auf galva- nischem Wege vergoldete und versilberte Artikel
östers als Plattierungen verkauft. Während die Gold- und Silberplattierung haupt- sächlich als Verschönerung zur Herstellung
von Luxuswaren dient, haben andere Arten der Plat- ticrung den Zweck, die praktische Brauchbarkeit der Gegenstünde
zu erhöhen. So plattiert man Blei
[* 51] mit Zinn, um die gesundheitsschädliche Wirkung des erstern zu vermeiden, z. B.
bei Vleirö'hren für Wafferleitungen.
Die Plattierung von Kupfer mit Platin (Platin ierung) ist befonders nützlich zur
Anfertigung chem. Apparate. In neuerer Zeit hat die Plattierung des Eisens, Kupfers und Zinks mit Nickel (seltener
mit Kobalt) große Bedeutung erlangt.
Hierdurch wird ein Blech erzeugt, das dem Nost nicht unterworfen und der silberähnlichen
Farbe desNickels wegen ebensowohl für Lurus- als für Gebrauchgegenstände beliebt ist.
Das zu Pamerschränken verwendete
Panzerblech sowie die als Compoundplatten bezeichneten Panzerplatten (s. d.) gehören ebenfalls hierher.
Das hierbei an- gewendete
Herstellungsverfahren weicht von dem besprochenen insofern ab, als die Stahldecke auf der vorgcschmiedeten
Eisenplatte durch Guß erzeugt wird und bei dem dann folgenden Auswalzen mit dieser gemeinsame Streckung erfährt. In der
Glasfabrikation
[* 52] ist Plattmönch soviel wie überfangen. Hutmach er ei versteht man unter Plattmönch das Über- ziehen eines Filzes von
ordinären Haaren mit einer Schicht von feinen, z.V.
In der Gefpinsttechnik werden Fäden
aus minderwertigem Material (z. B. Baumwolle)
[* 53] durch Umwinden mit andern Fäden (z. B. aus Seide)
[* 54] plattiert. ^S. 198a). Plattkarten,
s. Kartenprojektion (Bd. 10, Plattlack,
soviel wie Schellack (s. d.). Plattling, Stadt im Bezirksamt Deggendorf des bayr. Reg.-Bez. Niederbayern,
links an der Ifar und an den Linien Paffau-Negensburg und Nosenheim-Plattmönch-Eisenstein der Bayr. Staatsbahnen,
[* 55] hat (1890) 2773 E., darunter 26 Evangelische, Post- erpedition, Telegraph,
[* 56] kath. Kirche in roman. Stil mit Glasmalereien und einem
kunstreichen Eakraments- häuschen (15. Jahrh.). Plättmaschine, s. Plätten;
in der Wollspinnerei eine Maschine
[* 57] zum Entkräuseln
der Wolle. Plattmenage (spr. -menahsche), in Deutschland üblicher Ausdruck für das franz. surtout oder kuilikr (Mt äs in6naF6
ist nicht gebräuchlich), Gestell mit Fläschchen für Essig, Öl/Behälter für Salz,
[* 58] Pfeffer, Senf, auf die Tafel zu stellen.
Plattmönch, ein Singvogel, welcher zu der Gruppe der Grasmücken (s. d.) in der
Familie der Sänger gehört und im System den Namen Mönchs- gras mucke (H)'1vi3. 8. (^ii-i-uca atric^illa.
Icttk., f. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel III,
[* 40]
Fig. 3, beim ArtikelSingvögel) führt. Er ist leicht daran zu erkennen,
daß beim Männchen der Ober- kopf schwarz, beim Weibchen und jungen Vogel aber rotbraun ist, wodurch gleichfam ein
Kä'Ppchen gebildet wird, das Veranlassung zum Namen des Vogels gab.
Die Kehle ist weißgrau, Wangen und Seiten des Halses licht
aschgrau, die obern Teile des Körpers grünlich-braungrau, die grauen Schwanzfedern haben einen Saum von der Farbe des Rückens.
Die Länge beträgt wenig mehr als 13
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forlaufend
194
15 cm. Der Platzgeschäft geht im Norden
[* 60] bis Lappland hin- auf und im Süden bis zu den Canarischen In- seln. Im letzten Drittel des April
kommt er aus dem Süden zu uns und zieht im September wieder dahin zurück.
Seine Nahrung besteht aus Insekten;
[* 61] daneben liebt
er besonders Kirschen sowie auch man- cherlei Beeren.
Das Nest enthält fünf bis sechs schwach rötlichweiße,
dunkelgesteckte Eier.
[* 62] Plattnafen, s. Affen.
[* 63] Plattner, Schmiede, die aus Eisenplatten Rü- stungen schlugen.
Plattschnäbel (loäiäas), Familie der Kuckucks- vögcl (s. d.)
mit plattgedrücktem, vorn abgerundetem Schnabel, starken Vartborsten, kurzen Flügeln und kurzem Schwänze, hohen, dünnen
Läufen.
Die Platzgeschäft bilden blosi eine Gattung (^oän8) mit fünf, auf das tropische Amerika
[* 68] nebst Westindien
[* 69] beschränkten Arten.
Es sind zarte, nicht große Vögel
[* 70] mit leb- haften, meist grünen Farben und leben von In- sekten. Von
manchen Forschern werden die Platzgeschäft den Tyrannen (s. d.) zugerechnet.
Plattschwanzschlange, s. Meerschlangen.
Plattschweifsittiche,
Platts chwanzftttiche s^iHt^ckroiclae), eine der größten Papageienfami- lien, deren Mitglieder sich durch den langen stufen-
förmigen Schwanz, in welchem die vier mittelsten Federn in der Regel gleichlang sind, von andern Papageien
unterscheiden.
Die etwa 70 in 6 Gat- tungen zerfallenden Arten bewohnen die weiten Grassteppen Australiens und der umliegenden
In- seln, erscheinen dort, wo der reifende Grassamen reiche Ernte
[* 71] verspricht, in großen Scharen, plündern auch die Getreideschober
der Ansiedler und wandern weiter, wenn die Vorräte aufgezehrt sind.
In der Größe schwanken die Platzgeschäft zwischen
der Elster
[* 72] und einer kleinen Drossel.
Fast alle sind außerordentlich leb- haft gezeichnet.
Alljährlich werden zahlreiche
Platzgeschäft auf den europ. Vogelmarkt gebracht.
Hierhin gehören zunächst der Wellen- und der Nymphensittich, dieser wegen seines
Schöpses auch Nymphen- kakadu (s. d.) genannt.
Ferner die Lauffittiche, von denen der grüne Ziegensittich
l^^uoriiani- 1)1iii3 XovH6-266iHQäiÄ6 F^"a^m.) mit roter Kopf- zeichnung von Neuseeland der bekannteste ist.
Von den Grassittichen
(I^Msina.) gelangen biswei- len der Rosenbrustsittich (Nupliema Nourki ^?ci)und der Schönsittich (I^upliLinH pulclieiia
F7i"ll),
4) nach Europa,
[* 73] während von den eig entlich enP. (?1^ cei'tMZ) regelmäßig eine große Anzahl
herüberkom- men. Am bekanntesten ist die Nosella (I^iHt^oc^- 5N3 6xiiniu8 F7ian, s. Taf. II,
[* 59]
Fig. 5) aus dem südl. Australien,
[* 74] die in fast allen Farben prangt und sich sehr leicht züchtet.
Ihr Preis ist dem entsprechend
sehr gesunken und bewegt sich zwischen 35-40 M. für das Paar.
Ahnlich in der Farbenverteilung, aber
dunkler, ist derPennantsittich (s. d., Ii3.t)'c6rcu8 6l6Zan3 ^m.)
und der Vlahkopfsittich (?1at^ cercug ^allicepZ O?tl).)
mit gelber Kopffärbung.
Weiter sieht man häufiger, besonders in
zoolog. Gärten, den oberseits grün, unterseits lebhaft rot gefärbten Königssittich (i^t^csi-cnZ
8c^nlatu3 ^öc/iF^.), den grünen, durch die scharlachroten Flügel- decken sofort auffallenden S ch a
r l a chf l
ü g e l s i tt i ch l?1at^c6i-cn3 ei-MiropteruZ gelben, fchwarz und rot gezeichneten Bergsittich l^iat^cki-cuZ
m6iHnurn3 Iett?'), alle das auftrat. Festland bewohnend. Die genannten können, ein- gewöhnt und gegen rauhe Winde
[* 75] geschützt,
Sommer und Winter im Freien aushalten und werden mit Hirse,
[* 76] Spitzsamen, Hafer,
[* 77] wenig Hanf, Grünem und
Früchten aller Art ernährt. Plattseide, s. Seide. Plattstich, s. Stickerei. Plattwürmer (?1awä68 8. ?iHtIiLimiiitIi68),
eine große, sehr formenreiche Klasse von Würmern ss. d.) von plattgedrückter, mehr oder weniger ver- längerter Körperform,
die der Leibeshöhle entbehren, zum großen Teil Schmarotzer sind und eine starke Vereinfachung ihrer
Organisation erlitten haben, die bis zum völligen Schwunde ganzer Organsysteme (Sinnesorgane, Verdauungsapparat) gesteigert
sein kann. Wo einDarm
[* 78] vorhanden ist, entbehrt er des Afters, Kreislauf- und Atmungsorgane fehlen fast stets, hingegen sind Nervensystem
und Erkretions- gefäßsystem vorhanden, und eine hohe und leistungs- fähige Ausbildung behalten überall
die meist zwit- terigen Fortpflanzungsorgane. An Stelle von Be- wegungsorganen haben sich bei den schmarotzenden Platzgeschäft an verschiedenen
Körperstellen (meist am Kopfe) besondere Haftorgane in Gestalt von kräftigen Saug- gruben oder Chitinhaken entwickelt.
Unter
den Platzgeschäft unterscheidet man folgende Ordnungen: I. Strudel- würmer (s. d.), II. Saugwürmer (s. d.), III.
Band- würmer (s. d.), IV. Schnurwürmer (s. d.). ^Ia.t^oa.roinu.3, s. Krabben. I1a.tz?ooroiaa.o, ?1a.t^oorou8, s. Platt sch
Weifsittiche.
?1a.t^pU8, Gattung der Borkenkäfer (s. d.). Via.tzfrrkIiia.0, s. Affen. Platzadjutant,
foviel wie Platzmajor (s. d.). Platzangst, Platzfurcht, Agoraphobie, Bezeichnung eines bald mehr den Charakter der Furcht,
bald der Angst tragenden Zustandes, in den manche nervös reizbare (besonders geistig über- anstrengte)
Personen geraten bei Anblick eines großen Platzes, beim Versuch, einen solchen zu überschreiten, in Theatern, Kirchen, überhaupt
beim Anblick weiter Räume oder auch zahlreicher Menschen, seltener in der Einsamkeit.
Meist haben die davon Befallenen nur
das dunkle Gefühl, daß ihnen die Fähigkeit, sich im Gleichgewicht
[* 79] zu erhalten oder Ortsbewegungen auszuführen,
abhanden kommen werde.
Dieses Ge- fühl kann fo heftig werden, daß Unfähigkeit, aufrecht zu gehen oder zu sitzen, sich vom
Platze zu bewegen, eintritt, ohne daß wirkliche Lähmungs- oder Schwin- delerscheinungen vorhanden sind. Es handelt sich
im wesentlichen um eine Schwächung des Willens durch anomale, ihrer Entstehung nach nicht näher bekannte
Sensationen.
Die Bedeutung einer Geisteskrankheit besitzt die Platzgeschäft über. Sie wird durch Kaltwasserkuren oft geheilt. Platzet,
ein Gewölbe
[* 80] (f. d., Bd. 7,
S. 995 a). Platzfurcht, s. Platzangst.
Platzgeschäft, der Gegensatz von Distanz- geschäft (s. Distanzkauf).
Es liegt vor,
wenn der Verkäufer dem Käufer die Ware an dem Platze zu übergeben hat, an welchem sie sich befindet,
ohne daß sie von diesem Orte nach einem andern Orte zu versenden ist.
DaßKäufer und Verkäufer an diesem Platze ihren Wohnsitz
oder ihre Handelsniederlassung haben, ist das Gewöhnliche, aber nicht das Aus- schlichliche. Auf der
Messe werden viele Platzgeschäft von
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