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hauptsächlich Indien und Afrika [* 2] bewohnt und mit einigen wenigen Formen in die austral.
Region, Europa [* 3] und Ostasien vorgedrungen ist.
Sie haben einen starken, lang-kegelförmigen Schnabel, dessen Oberkiefer vor der leicht gekrümmten Spitze mit einem seichten Einschnitt versehen ist, einen abge- stutzten Schwang und kurze starke Füße;
häufig zei- gen sie in der Färbung die Gegensätze von Gelb und Schwarz. In Europa kommt nur eine Art, der gemeine Pirol, Kirschvogel, auch Bülow oder Schulz von Bülow nach dem Klang seines Rufs genannt (0riow8 ^Idula ^., s. Tafel: Mit- teleuropäische Singvögel III, [* 1] Fig. 1, beim Artikel Singvögel), vor, einer unserer schönsten einheimischen Vögel, [* 4] der in Italien, [* 5] Südfrankreich und Griechenland [* 6] zu den gemeinsten Vögeln gehört, bei uns aber als Zugvogel erst im Mai ankommt, weshalb er auch Pfingstvogel genannt wird. Er baut zwischen den äußersten Gabelenden dünner Zweige ein künstliches Nest aus Halmen, schmalen Blättern, Pflanzenfasern u. s. w. und legt 4-5 glän- zendweiße, braunrot gesteckte Eier, [* 7] ist lebhaft, sehr scheu und mißtrauisch und daher schwer zu schießen und zu fangen. Er frißt Insekten, [* 8] aber vorzüglich gern Kirschen, Feigen u. dgl., denen er zuweilen nicht unbeträchtlichen Schaden zufügt.
Gegen Kälte ist er lehr empfindlich und verläßt unsere Gegenden bereits im August.
Die Männchen sind am ganzen Körper und an der Schwanzspitze hochgclb, nur die Flügel, der Schwanz und ein Fleck über dem Auge [* 9] tiefschwarz;
das Weibchen ist gelblich-grünlich, unter- seits weißlich und schwarz gestrichelt.
Die erstern zeichnen sich durch einen starken, flötenden Gesang aus und können als Zimmervögel gehalten wer- den, dauern aber nicht lange aus. Pirot, türk. Scharköj, Hauptort des serb. Krei- ses Pisa (3143 hkm, 120585 E.) in dem 1878 von der Türkei [* 10] abgetretenen Gebiet, 85 km im NW. von Sofia, am Oderlauf der Nisava, unweit der bulgar. Grenze, an der Bahnlinie Nisch-Sofia, hat ein/Progymnasium und (1890) 9930 E. Es ist Mittelpunkt einer bedeutenden Teppichfabrikation.
Bis Pisa drangen die Bulgaren vor. Pirouette (frz., spr. -ruM), Drchrädchen;
in der Tanzkunst schnelle Umdrehung auf einem Fuß; auch eine Kurzkehrtwendung der Hohen Schule (s.d.), bei der der inwendige Hinterfuß des Pferdes allein stehen bleibt. Wo. 9, S. 825 a). Pirschbüchse (Virschbüchfe), f. Jagdgewehre Pirschen, s. Virschen. ?irü1a, eine dem Wellhorn verwandte Gattung der Vorderkiemer mit birnförmigem Gehäuse, dessen letzte Windung sehr groß ist.
Die Arten bewohnen tropische Meere und legen ihren Laich in eigentüm- licher Weise ab (s. Tafel: Eier I, [* 1] Fig. 11). ?irus L. (?xi'u3), Pflanzengattung aus der Fa- milie der Nosaceen (s. d.), Abteilung der Pomeen, mit nur wenigen Arten, vorzugsweise in der nördl. gemäßigten Zone.
Zwei davon sind seit sehr langer Zeit als Obstbäume in Kultur, nämlich der Birn- baum, 1^. ooinmniilZ ^., und der Apfelbau m, 1'. NcTiu3 2.. (s. Tafel: Nosifloren II, [* 1] Fig. 3), die beide im mittlern und füdl.
Europa sowie im ge- mäßigten Westasicn zu Hause find, aber in außer- ordentlich zahlreichen Abarten angebaut werden. (S. Birne und Apfel.) Außerdem werden einige andere Arten und Abarten als Ziersträucher und Bäume kultiviert.
Zur Gruppe der Arten mit birnförmigen Früchten (^ii-o^orum) gehören: I. nivaiig «/»c^. Backhaus' Kouversations-Lexikon. 14. Ai:fl. XIII. und ?. Laliciiolia ^,. M, beide mit weißfilzigcn Blättern.
Großer ist die Arten- und Varietäten- zahl der ?., die zur Gruppe der apfelfrüchtigen?.
^Iklnä) gehören. Von diesen Zieräpfeln zeichnen sich aus durch schöne Blüten: I. üoridunda /Neb., ?. 8p6cwdiÜ3 ^. und deren japan. und chines. Kulturformen, z. V.: ?. Nin^o, ?. ^oriiiFo 8ie- doläii, durch kleine, schöngefärbte, zum Einmachen benutzte Früchte, I'. daccllta. ^,., I. pai'kdiZiHcH ^!/e^., ?. pi-unitolig.
I^7/ Sie werden meistens durch Veredelung vermehrt. Pirutsch, Pirutschäde, s. Barutsche. Pisa.
1) Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Toscana, grenzt im N. an die Provinz Lucca, [* 11] im O. an Florenz [* 12] und Siena, im S. an Grosseto und im W. an Livorno [* 13] und das Ligurische Meer, hat 3056 (nach Strelbitstij 3123) ykm mit (1881) 283 563, nach Berechnung vom 304 268 E., d. i. 99 E. auf 1 ykm, und zer- fällt in die zwei Kreise [* 14] Pisa und Volterra mit zusam- men 40 Gemeinden.
Die Provinz ist Berg- und Hügelland, zum Teil sehr fruchtbar, zum Teil .Heide. Hauptflüsse sind Serchio und Arno im nördl., Cecina und Cornia im südl. Teile.
Gebaut wird haupt- sächlich Weizen und Mais, Albäume und Wein. Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollweberci und Färberei, Fabrikation von Seiden-, Tuch- und Leinenwaren, Alabaster-, Marmor- und Töpfer- waren, Glas, [* 15] Ziegeln, Seife und Kerzen. An Mine- ralien kommen vor Alabaster, Marmor und andere Steine, Kupfer [* 16] und Kohlen;
ferner zahlreiche Mine- ralquellen.
Die die Provinz durchziehenden Eisen- bahnlinien berühren die Hauptstadt. - 2) Haupt- stadt der Provinz Pisa, eine der ältesten und schönsten Städte Italiens, [* 17] liegt in einer reizenden, fruchtbaren Ebene, 7,5 km vom Meere, am Arno, über den 4 Brücken(Ponte di Mezzo, alla Fortezza, di Sol- ferino, di Ferro) und eine Eisen- bahnbrücke führen, und an den Linien Genua-Rom und Flo- renz-Pisa-Livorno des Mittelmeer- netzcs und Pistoja-Pisa-Livorno des Adriatischen Netzes, mit Dampftrambahn nach Marina, ist Sitz des Präfekten, eines Erzbifchofs, eines Tribnnals erster Instanz sowie des Kommandos der Infantcricbrigade «Mefsina» und hat (1881) 42 799, als Gemeinde 53 957, nach Berechnung vom 61500 E., in Garnison das 94. Infanterieregiment (ohne das 2. Bataillon) und das 7. Feldartillericregimcnt nebst zwei Train- compagnicn, gerade und gutgepflasterte Straßen und schöne große Plätze, darunter der am nord- westl. Ende der Stadt gelegene Domplatz mit dem Dom, dem schiefen Glockenturm, dem Vaptisterium und dem (^ii^io 8aiito, einer großartig wirkenden Gcbaudcgruppe, die Piazza dci Cavalicri, früher dcgli Aiiziani, im 16. und 18. Jahrh, umgebaut, mit dem Marmorstandbild des Großherzogs Co- simo I., nach Giov. da Bologna von Francavilla ausgeführt (1596), und der Stelle, wo bis 1655 der berüchtigte Hungcrturm, eigentlich Torre dei Gua- landi alle sette vie, stand, wo 1288 der Erzbischof Nuggiero degli Ubaldini den Grasen Ugolino Gherar- desca (s. d.) mit seinen Söhnen und Neffen wegen Verrats verhungern ließ, und ferner die Piazza Garibaldi mit einem Erzstandbilde Garibaldis von Ferrari (1892). 11 ¶
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Das Leben der Stadt und besonders der Frem- denwelt vereinigt sich am Lungarno, breiten statt- lichen Quais, die sich in ganzer Länge der Stadt an beiden Usern des Flusses hinziehen. - Unter den mehr als 80 kirchlichen Gebäuden zeichnen sich aus der Dom (s. Tafel: Italienische Kunst I, [* 18] Fig. 1), 1063 nach dem großen Seesiege bei Palermo [* 19] gegründet, von den Baumeistern Vusketus und Rai- naldus im toscan.-roman. Stil erbaut, 1118 durch Papst Gelasius II. geweiht, nach einem Brande von 1595, der besonders das Langhaus beschädigte, 1597-1604 hergestellt.
Die fünfschifsige Basilika [* 20] (95 in lang, 32 in innen breit) mit dreischifsigem Querhaus und elliptischer Kuppel ist in weißem Marmor erbaut mit schwarzen und roten Streifen, und hat eine prächtige Facade mit Galerien, 1602 neu eingesetzte Erzthüren mit Darstellungen aus der heiligen Geschichte von Mocchi, Tacca und Mora und zahlreiche Kunstwerke im Innern.
Eine Erzthür von Bonannus (1180) im südl. Querschisf mit 24 Reliefs aus der biblischen Geschichte ist beim Brande von 1595 erhalten geblieben.
Das Vaptisterium, die Tauskapelle, ebenfalls ganz in Marmor, ist 1)53 von Diotialvi begonnen und im 13. Jahrh, voll- endet, mit got. Zuthaten des 14. Jahrh. C's ist ein von Halbsäulen, darüber von einer Galerie um- gebener Rundbau (30 m im Durchmesser) mit konischer Kuppel (54 in hoch, 1856 restauriert) und einer sechs- eckigen, von 7 Säulen [* 21] getragenen Kanzel, einem be- rühmten Meisterwerke von Niccolo Pisano (1260), mitNeliefs biblischen Inhalts (s. Taf. IV, [* 18] Fig. 1).
Der runde Glockenturm, Campanilo, mit 8 Stockwerken, ist 1174 von Vonannus von Pisa und Wilhelm von Innsbruck [* 22] begonnen, 1350 von Tom.
Pisano be- endigt; er ist ganz von Marmor, 54 in hock, oben platt und mit einer Galerie umgeben.
Die Neigung des Turmes (4,3 m) nach Süden ist wahrscheinlich während des Baues entstanden, weshalb die obern Stockwerke auf der Nordseite verstärkt sind.
Nörd- lich vom Dom und Baptisterium der vom Crzbischof Ubaldo (1188 - 1200) gegründete c^mpo 83.nto; die ringsum laufenden Hallen (126 in lang, 52 in breit, 15in hoch) im toscan.-got. Stil sind 1278 -83 nach Plänen von Giov. Pisano erbaut und ber- gen berühmte Freslen der toscan.
Schule des 14. und 15. Jahrh. (Giotto, Anton. Veneziano, LucaSpi- nello, Lorenzetti, Venozzo Gozzoli u. a.), darunter der Triumph des Todes und das Weltgericht, Skulp- turen und Grabmäler (Giov. Pisano, Thorwaldsen u. a.).
(Vgl. Carlo Lasinio, I^itwrk kl lrosco äei Oainpo 3mito, Pisa 1812; Paolo Lasinio, kittni'6 äi li-6300 äei ^ainiio 32.111,0, Flor. 1832.) Die Kirche San Paolo a ripa d'Arno, eine dreischifsige Basilika, ist in der jetzigen Gestalt wahrscheinlich aus dem 13. Jahrb., hat eine durch drei Säulenstellungen ge- schmückte Facade;
^anta Maria della Spina, benannt nach einem 'Teilchen der Dornenkrone Christi, das hier aufbewahrt wurde, ist franz.-got. Stils und 1230 für die in See gehenden Schiffer erbaut, 1323 erweitert und mit Bildwerken von Schülern des Giov. Pisano geschmückt, 1872 trefflich wiederher- gestellt.
Die roman. Kirche San Sisto, 1089 ge- gründet, hat schöne antike Marmor- und Granit- säulcn;
Santo [* 23] Stefano ai Cavalicri, nach Zeichnun- gen von Vasari 1565-96 erbaut, mit Facade nach Vuontalentis Entwurf, Ordenskirche der 15'61 gestif- teten Stephaniter, birgt türk. Trophäen;
Santa Ca- terina, um 1253 erbaut, mit Facade im pisan.-got. Etil;
San Niccolo, um 1000 vom Markgrafen von Tuscien als Venediktinerabtei gegründet, mit schief stehendem Glockenturm (Campanile) und einer vor- trefflichen Wendeltreppe, angeblich von Niccolo Pi- sano, und ^an Michele in Vorgo, eine alte Basilika mit sehr alter Krypta und Facade, angeblich von Nic- colo Pisano, im 13. Jahrh, zum Teil gotisch erneuert. Bonden weltlich enGebäu den sind erwähnens- wert der Palazzo Conventuale dei Cavalieri, von Vasari umgebaut, die Universität, La Eapienza, ein großes Gebäude von 1493,1543 erweitert,mit schönem Hofe in Frührenaissance und einer Denktafel für die 1848 und 1859 gefallenen Angehörigen der Hocb- schule, der Palazzo Lanfreducci, jetzt Uppezinghi, von Cosimo Pagliani entworfen, Palazzo Agostino, ein schöner got. Ziegelbau des 15. Jahrb., Palazzo Lanfranchi, jetzt Toscanelli, 1822 von Lord Byron bewohnt, die Loggia de'Vanchi von Buontalenti (1605), jetzt Kornhalle, und der fchöne Palazzo del Comune, früher Gambacorti, mit dem Archiv. - Die Univerfität wurde 1343 als Generalstudium von Papst Clemens VI. errichtet, ging 1359 ein, wurde 1364 neu privilegiert und verfiel 1406 vollständig. 1473 durch Lorenzo von Medici wieder eröffnet, blühte sie kurze Zeit auf;
1542 wurde si^ von Cosimo von Medici erneuert und reich ausgestattet, 1838 nach abermaligem Niedergange von Großherzog Leopold II. von Toscana erweitert, 1839 mit einem Physik.
Institut ausgestattet und 1850 im alten Um- fange eröffnet.
Sie hat eine jurist., philof., mediz.- chirurg. und mathcm.-naturwissenschaftliche Fakultät, (1891-92) 85 Docenten, 728 Studierende und 14 Hörer, darunter 214 Juristen, 203 Mediziner und 134 Mathematiker. Zu ihr gehören ein Seminar für Gymnasiallehrer mit Bibliothek (10947 Bände), eine Ingenieur-, pharmaceutische, Veterinär- und höhere Ackerbauschule, ein Museum für Natur- geschichte, gestistct 1596, besonders für toscan. Ornithologie und Geologie [* 24] wichtig, und ein botan. Garten, [* 25] 1547 gestiftet.
Die Universitärsblbliothek, 1742 eröffnet, hat 116451 Bände, 7401 Schriften und 333 Handschriften. - Ferner hat die Stadt ein Gymnasiallyceum, eine technische Schule, Industrie- schule, 1812 von Napoleon als Akademie der schönen Künste gestiftet, ein Lehrer- und Lehrerinnenseminar, eine Viblioteca Cateriniana des erzbischöfl.
Semi- nars (50000 Bände), ein Museo civico (1893) und ein Archiv mit 16000 Pergamcnturkunden, dar- unter sehr alte, von Friedrich Barbarossa 1162 und Richard Löwenherz 1192. Nahe bei der Stadt befindet sich die landwirtschaftliche Anstalt und das königl. Jagdschloß Cascine di San Nossore, eine von den Medici gegründete Meierei mit großer Stuterei und Kamelzucht.
Gegenüber die vor dem I. 1000 erbaute Basilika San Pietro in Grado, mit herrlichen antiken Säulen, ehemals ein besuchter Wallfahrtsort.
In der Nähe das lönigl.
Lustschloß Gombo, wo der engl. Dichter Shelley 1822 bei einer Seefahrt seinen Tod fand.
In der Valle dei Calci die Kartause La Certosa, ein schöner Van von 1367, mit Kirche und Kreuzgang, 1814 hergestellt.
Handel und Gewerbe haben erst in neuester Zeit einen Auf- schwung genommen. - Die Umg egend ist gut an- qebaut, ergiebig an gutem Ol und reich an schönem Marmor.
Das gemäßigte und etwas feuchte Klima [* 26] ist sehr angezeigt gegen Entzündungen des Kehl- kopfes und der Luftröhre, gegen Lungenschwindsucht sowie gegen Nervenkrankheiten. Am Fuße des Berges San Giuliano, 6 kni von Pisa, die schon zu Plinius' Zeit bekannten Pisanischen Bäder, 36 Quellen, ¶
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die, rcich an kohlensaurem Gas, schwefelsaurem Na- trium und Chlornatrium, bei rheumatischen und gichtischcn Krankheiten, Lebcrleiden und Nerven- schwäcke angewendet werden.
Etwa 25 km entfernt das eisenhaltige Bad [* 28] Casciana (vgl. Älinati, D01 LaFni äi (^li3ciÄiilr, Flor. 1877);
121 cm von Pisano das lithinhaltigc Vad Oliveto. -
Vgl. Morrona, ?. i11u8ti- noNs arti äel äiäössno (3 Bde., Livorno 1812);
Nistn, ^uiälr 6i I. (Piia 1845);
Nohault de Fleury, 1^68 in0inim0nt3 60 li3L au movcu ä.36 (Par. 1866, niit Atlas); [* 29]
Scorno, Xuova 6uiäll äi !. Campo Santo in Pisano (Lpz. 1874);
I. Schulze, Die klimatischen Kurorte der Niviera, Mittel- und Unter- italiens (Frankf. 1875);
Reimer, Klimatische Som- merkurorte (2. Aufl., Verl. 1801).
Geschichte. Pisano, im Altertum ^ulik ?i32na, wuchs seit dem 9. Jahrh, rasch, besonders nachdem es seine Nebenbuhlerin Amalsi im Vunde mit den Normannen 1137 zerstört hatte.
Wie diesen, half es am Ende des 12. Jahrh. Heinrich VI., Sicilien zu gewinnen, und hielt dann, mit Genua [* 30] wegen seiner sardischen Besitzungen in Kampf geraten, auch treu zu Friedrich II.
Aber der Fall der Hohenstausenherr- schaft zog auch den Sturz der ghibellin.
Seestadt nach sich, deren Flotte durch die Genucscn unter Oberto Dona bei Meloria vernichtet wurde.
Innere Wirren folgten. Pisano behauptete zwar seine Unabhängigkeit von dem benachbarten Lucca (s. Castruccio Castracane), das es selbst auf kurze Zeit eroberte, fiel aber nach langen und erbitterten Kämpfen gegen die Guelfen Toscanas an die Vis- conti von Mailand [* 31] (1399), die es 1405 an Florenz verkauften.
Ein Konzil tagte darauf bier 1409. Die Erhebung P.s gegen Florenz begünstigte Karl VIII. von Frankreich, der bei seinem Rückzug aus Italien die Citadelle von Pisano 1495 an die Pifaner auslieferte, die sich nun wieder in 15jährigem hartem Kampfe ihre Freiheit zu erringen suchten, sich aber 1509 ergeben mußten. Pisano wurde nun ein nicht viel be- deutendes Universitäts- und Seestüdtchen von Tos- cana, das durch die Anlegung von Lioorno und dessen Erhebung zur ersten Hafenstadt Toscanas am Ende des 16. Jahrh, vollends gänzlich zurück- kam;
die Stadt, die im 11. Jahrh. 150000 E. ge- habt haben soll, zählte nun (1615) noch 15 600; jetzt ist sie wieder auf 61000 gewachfcn.
Mit Tos- cana wurde Pisano 1860 Italien einverleibt. -
Vgl. Valtancoli-Montazio, ^un^Ii äi I. (Lucca 1842- 45); Langer, Polit. Geschichte Genuas und P.s im 12. Jahrh. (Lpz. 1882).
Pisagua, Hauptort des Departamento Pisano der chilen. Provinz Tarapaca, liegt in 19" 35^ südl. Br., am Stillen Meer, und ist durch Eisenbahnen mit Iquique und den in der Pampa liegenden Sal- peterwerken verbunden. Pisano hat 4262 E. und sehr bedeutende Ausfuhr von Salpeter. I"i3-a1iOi- (frz., spr. pisalleh), Notbehelf, Aus- Wse; kn in3-kUei', im schlimmsten Falle. Pifan, Christine de, franz. Schriftstellerin, s. Christine de Pisan. Pisauello, Vittorc, eigentlich Pisano, ital. Maler und Medailleur, der erste Meister der Früh- renaissance in Norditalien.
Geb. um 1380 in Verona, [* 32] war er in den verschiedensten Teilen Italiens be- schäftigt und starb im März 1456. Alle umfassen- den Cytlcn von Wandgemälden, die er im Rats- saale zu Venedig, [* 33] in der Laterankirche zu Rom, [* 34] in Mcmtua und Pavia ausgeführt hat, sind zu Grunde gegangen, und man kann ihn als Freskomaler nur aus einem heil. Georg in Sta. Anastasia und einer Verkündigung in San Fermo zu Verona kennen lernen. Tafelbilder von ihm sind: eine Madonna (im Mufeum seiner Vaterstadt), Der heil. Antonius und Gregor (Londoner Nationalgalerie), Die An- betung der heiligen drei Könige (Berlin).
Aus diesen Schöpfungen spricht eine feine, sorgfältige Naturnachahmung und eine lebhafte Phantasie. ^ Seine Porträte [* 35] sind mit großer Sicherheit und ! dabei erstaunlicher Einfachheit gezeichnet, daher auch ! seine Medaillen vor allen andern der Renaissance l geschätzt werden. -
Vgl. Heiß, 1^63 medaiiieurä , äe 1a i-Liiaizzancs, Bd. 1 (Par. 1881).
^ Pisang, Pflanzengattung, s. Nuga. ! Pisangfaser, soviel wie Manilahanf (s. d.). ! Pifangfeigen, Pisangfrüchte, s. Bananen. ! Pisangfrefser (^luäopkÄFiäae), Vananen- fresscr, eine aus 5 Gattungen und 20 Arten bestehende Familie sehr schöner und ansehnlicher Kuckucksvögel, die auf das tropische, kontinentale Afrika beschränkt ist.
Sie haben einen kräftigen, kur- zen, hochgewölbten Schnabel, nicht sehr lange Flügel, aber einen ansehnlichen Schwanz mit Zehn Steuer- fedcrn.
Ibre Färbung ist grün mit violett oder pur- purrot;
viele haben Fedcrhäubchcn auf dem Scheitel. Sie können die Außenzehe nach hinten wenden. Pifäno, Leonardo, ital. Mathematiker, s. Fibo- nacci. ^ Pifano, Niccolö, ital. Bildhauer und Bau- meister, geb. um 1206, lebte und wirkte meist in seiner Vaterstadt Pisa und starb daselbst 1278. Für die ital. Kunstgeschichte beginnt mit ihm ein neuer Ausschwung, indem nach Jahrhunderten der Roheit und Verarmung in der Skulptur seine Werke eine neue Entwicklung zu fast antiker Freiheit und Schön- heit der Form darstellen, die dann im 14. Jahrh, von neuem verloren ging, um erst im 15. mit den großen Florentiner [* 36] Künstlern wieder zu erwachen. Der Anblick seiner Werke macht es klar, daß er sich nach antiken Skulpturen, namentlich nach Sarko- phagen bildete, was das Außerordentliche einer so alleinstehenden kunstgeschichtlichen Erscheinung be- greiflich macht.
Völlig von der alten Kunst durch- drungen erscheint er in den berühmten Marmor- reliefs an der Kanzel des Baptisteriums zu Pisa (1260; s. Tafel: Italienische Kunst IV, [* 27] Fig. 1). Aus seiner spätern Zeit ist die Kanzel des Doms zu Siena und der prachtvolle Sartophag des beil. Dominicus in Bologna (1267).
Seine architekto- nische Thätigkeit ist nicht sicher erwiesen, doch wer- den ihm die Facaden von San Niccolö und San Michele in Vorgo zu Pisa, wie der Dom zu Volterra und Sta. Trinitä zu Florenz zugeschrieben. -
Vgl. Dobbcrt, über den Stil Niccolö P.s und dessen Ur- sprung (Münch. 1873).
Sein Sohn und Schüler Giovanni Pisano, geb. um 1240, gest. nach 1321, wurde als Bildhauer und Baumeister einer der wichtigsten Vertreter des seit Ende des 13. Jahrh, in Italien herrschenden got. Stils und vertritt in der Skulptur dieselbe auf das Natürliche und Dramatische gewandte Richtung wie Giotto in der Malerei.
Von ihm wurde das be- rühmte ^iiini)0 8!iut0 in Pisa angelegt (1287-93). Ein schönes Werk von ihm ist das Grabmal Papst Venedikts XI. in San Domenico zu Perugia. Er baute die Vorderseite des Doms zu Siena und führte andere Bauwerke aus in Neapel, [* 37] Orvieto und Pistoja.
Für San Andrea in Pistoja arbeitete 11* ¶
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er die schöne Kanzel, für San Giovanni Evangelista daselbst das Tausbecken mit den sieben Tugenden, für die Kirchen von Pisa Madonnenstatuen, in denen die großartige Würde Niccolös zu lebensvoller Na- türlichkeit gemildert erscheint, für Florenz das Taust decken im Baptisterium, für Perugia 1290 das Epi- taph des Papstes Urban IV. und in seiner Vater- stadt die Kanzel des Doms, welche 1311 beendigt, im 17. Jahrh, aber in Stücke zerlegt wurde. AndreaP., geb. um 1273 in Pontadera, gest. um 1349, Bildhauer und Baumeister, arbeitete in Florenz verschiedene Statuen am Glockenturm des Doms und die älteste der drei Vronzcthüren des dortigen Vaptisteriums, Werke, worin der got. Stil sich streng und kräftig ausspricht.
Zuletzt war er Architekt des Doms zu Orvicto.
Minder bedeutend waren dessen Söhne Nino und Tommaso. Pifäno, Vittore, ital. Maler, s. Pisanello. Pisaten, die Bewohner der den mittlern Strei- fen von Elis (s. d.) bildenden Landschaft Pisäa oder Pisatis, worin Olympia lag. Pifaurum, alter Name der Stadt Pcsaro (s. d.). risoos flat.), die Wirbcltierklasse der Fische; [* 39] auch das^Sternbild der Fische (s. d.). Pischawar (engl. ?63i^vur, Io8iia^ln-), Pi- schauer, Peschaur, vor Akbars Zeit Parscha- war genannt.
1) Eine aus den drei Distrikten Ha- sara, Kohat und Pisek bestehende Division der indobrit. Lieutenantgouvcrncurschaft Pandschab, gehörte dem frühern Rcich der Sikh an und wurde 184Ä einver- leibt. In gcogr.
Beziehung zu Afghanistan [* 40] gehörend, umfaßt Pisek eine bergumschlossene Hochebene zu beiden Seiten des untern Lauss des Flusses Kabul, von des- sen Mündung in den Indus aus- und westwärts bis zu der afghan. Grenze.
Das Land hat 21706 qkm mit (1881) 1189 289 E., darunter 93 Proz. Mo- hammedaner, 5,8 Proz. Hindu, 6724 Sith, 4390 Christen.
Die Thalebene von Pisek ist im W. nur durch den Chaibarpaß (s. d.), im O. aber durch den Engpaß Giden-Gulli (bei Amb) dem Indus zugänglich.
Mit Ausnahme dürrer Strecken am Ost- und Wcstende ist die Ebene vom Kabul, dessen Zuflüssen und Kanälen reichlich bewässert, gut be- baut und außerordentlich fruchtbar.
Der Kabul lie- fert Gold; [* 41]
wichtig sind auch die Salzbergwerke. - 2) Hauptstadt der Division Pisek, unter 34° 1°// nördl. Br., 71" 36^ östl. L., hat (1891) mit dem starken Kantonnement, das vor der eigentlichen Stadt liegt, 84191 E., darunter 60 269 Mohammedaner, 15 501 Hindu und 3629 Christen.
Die Straßen sind eng und steil, zum Teil von Bächen durchfiosscn. Pisek besitzt mehrere Plätze, ein Hospital und ein Missions- haus.
Der Gewerbebetrieb ist ziemlich rege.
Beson- ders wichtig ist Pisek aber als Endstation des ind. Eisen- bahnnetzes und als befestigter Ansgangspunkt dcr brit. Expeditionen nach Afghanistan.
An der Wcst- grenze des Distrikts, an der Ausmündung des Chaibarpasses, steht das engl. Fort Dschamrud (engl. ^amruä) mit starker Besatzung. - Zur Zeit der Afghanenherrschaft war Pisek durch Ackerbau, Handel und Gewerbfleiß blühend, hatte 100000 E., einen Nesidenzpalast Vala-Hihar, einen großartigen Hauptbazar, zahlreiche Moscheen und andere schöne Gebäude sowie eine berühmte mohammed. Akademie. Aber 1823 wurde Pisek von den Eikh verheert und geriet in argen Versall, aus dem es sich erst unter brit. Herrschaft wieder erhob. Pischcl, Richard, Sanskritist, geb. zu Breslau, [* 42] studierte daselbst und in Berlin, [* 43] habili- tierte sich nach längerm Aufenthalt in London [* 44] und Oxford [* 45] 1874 zu Breslau, ging 1875 als außerord. Professor für Sanskrit und Sprachvergleichung nach Kiel, [* 46] wurde 1877 ord.
Professor, 1885 nach Halle [* 47] berufen.
Seine Hauptarbeiten sind: «vs X5- Iidä.3^6 ^Icuntaii i-ocenZioniduä» (Bresl. 1870), «I)o Fi-limmlUicil; i)i'kci'itici8 » (ebd. 1874),
«X^Ii» äHZ^'g ^kunrülk. ^1i6 NenAIi Rocenäion, nick critical ^owä" (Kiel 1877),
«Hemacandras Gram- matik der Prakritsprachen» (2 Bde., Halle 1877- 80), «'I1i6 ^88^H)^iiä8iittllin» (Pali und englisch, Chemn. 1880),
«11i6 vL^iniiniäiuklä. 01 Ileinacan- üi-Ä» (Bd. 1, Bombay [* 48] 1880),
«Iiis Ilioi-i-O^^^» (Lond. 1883),
«Nnär.Ttk'8 ^sü^Hr^tiialill anä I^u)-- )a1i3.'3 8ll1ii'ä^)ii1ilH. ^Vitli iin introäuction k^nä ncN03» (Kiel 1886),
«Vedische Studien» (Bd. 1, Stuttg. 1889; Bd. 2, Tl. 1, ebd. 1892; mit Geld- ner); «Beiträge zur Kenntnis der deutschen Zigeu- ner» (Halle 1894).
Außerdem verfaßte Pisek eine Reihe Abhandlungen und Recensionen für die «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», die «Göttingischen Gelehrten Anzeigen» u. s. w. Pischfwß, s. Pissek. ?i8 s. Fischcgel. Ii8oiüia or^tkrina. ^., ein auf Jamaika hei- mischer Baum aus der Familie der Papilionaceen (s. Leguminoscn), dessen Rinde (^mliicÄ ä0Zv00ä) eine stark betäubende, dem Opium ähnlich wirkende Substanz enthält und von den Eingeborenen schon längst zur Betäubung der Fische benutzt wird. Neuerdings wird das Fluidextrakt aus der Rinde in Gaben von 1 bis 3 F als schlasmachendes und schmerzlinderndes Mittel empfohlen. Visoina. (lat., «Fifchteich»),
das Wasserbecken in den röm. Thermen, daher auch das Tausbassin im Vaptistcrium;
in altchristl. Kirchen das Tausbecken, in welches der Täufling über einige Stufen hinein- stieg. ?. heißt ferner in fpäternkatb.
Kirchen die Vertiefung zum Wasserablauf in der südl. Wand des Chors neben dem Altar, [* 49] meist in Form einer Nische. ?i80i2 (lat.), der Fisch;
I'. an8ti-lnu3, Stern- bild, s. Fisch, südlicher.
Pisco, Hafenstadt im peruan. Departamento Ica, südlich von der Mündung des Chunchanga in die Pisco bai des Großen Oceans, mit Ica durch Eisenbahn verbunden, hat (1889) 4500 E., führt Baumwolle, [* 50] Zucker, [* 51] Früchte, Wein, Branntwein, Salz [* 52] und Silber aus, dagegen Vamnwoll- und Wollwarcn ein. ^nauerwerk.
Pise (frz., vom lat. xi^re, stampfen), s. Guß- Pisek.
1) Vczirkshauptmannschaft in Böhmen, [* 53] hat 973,99 hliin und (1890) 75 707 (36 342 männl., 39 365 wcibl.) meist czech. E. in 105 Gemeinden mit 217 Ortschaften und umsaßt die Gcrichtsbezirke Mirowitz, Pisek und Woduan. - 2) Köuigl.
Stadt und Sitz der Vczirkshauptmannschast, eines Kreis- gerichts und Bezirksgerichts (410,4a c^Icm, 33 364 E.), an der Wottawa, über die eine alte, mit Statuen geschmückte Brücke [* 54] führt, und an dcn Linien Ra- konitz-Protiwin und Iglau-Taus der Osterr.
Staats- bahnen, hat (1890) mit 4 Vorstädten 10 950 czech.
E., in Garnison 1 Bataillon des 11. böbm.
Infanterie- regiments «Georg, Prinz von Sachsen», [* 55] Neste der alten Festungsmauern, vier Kirchen, darunter die Dckanaltirche, ehemalige königl. Burg (15. Jahrh.), Rathaus, das altertümliche Hans Znr weißen Rose, czech.
Staatsobergymnasium, czech.
Staatsreal- schule, Ackerbauschule mit Forstlehranstalt, höhere Mädchenschule, städtisches Spital;
Hammerwert ¶
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mit Eisengießerei, [* 57] je 2 Kunstmühlen und Brauereien, Fabrikation von Papier, Kanditen, Schuhwaren und Hüten, ein Staatshengstedepot und in der Umgegend Feldspat-, Quarz- und Granitsteinlager.