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58 (Exoascus deformans Fuck.) herbeigeführt wird, hilft ein Einpudern der Bäume mit Schwefelblüte; dieses Mittel muß aber beim ersten Auftreten der Krankheit zur Anwendung kommen. -
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58 (Exoascus deformans Fuck.) herbeigeführt wird, hilft ein Einpudern der Bäume mit Schwefelblüte; dieses Mittel muß aber beim ersten Auftreten der Krankheit zur Anwendung kommen. -
s. Mandelbaum.
frz. Ferrette, Dorf und Hauptort des Kantons Pfirt (11882 E.) im Kreis [* 2] Altkirch des Bezirks Oberelsah, am Burgberg und an der Nebenlinie Altkirch-Pfirt (23,8 km) der Elsaß - Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mülhausen), [* 3] kath. Dekanats und Steueramtes, hat (1890) 521 E., darunter 32 Evangelische, Post, Telegraph, [* 4] got. Kirche des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts (11. Jahrh.) und Trümmer der Burg Hohenpfirt (Castrum Ferretum), um 1100 gegründet. - Die Grafschaft Pfirt kam durch den Westfälischen Frieden an Frankreich, und Ludwig XIV. schenkte sie 1659 dem Kardinal Mazarin als Teil des Herzogtums Mazarin. -
Vgl. Quiquerez, Histoire des comtes de Ferrette (Montbeliard 1863);
Qoutzwiller, Le comté [* 5] de Ferrette (2. Aufl., Altkirch 1868);
Albrecht, vielgenannter Buchdrucker aus der frühesten Zeit dieser Kunst. Ein Bamberger Druck von 1462, «Die vier Historien» (von Joseph, Daniel, Judith und Esther),
trägt seinen Namen, ein anderer von 1461, «Boners Edelstein» (ein Fabelbuch), wenigstens den derselben Stadt. Wegen der übereinstimmenden Typen hat man noch elf andere Drucke, manche davon in verschiedenen Ausgaben, dem gleichen Drucker zugewiesen, darunter auch die 36zeilige lat. Bibel, [* 6] die meist für die erste galt. Ein Teil jener Drucke ist mit einfachen Holzschnitten versehen. Dagegen weisen mehrere von ihnen, und gerade sehr frühe, nach ihrem Inhalt oder dem Fundort auf Mainzer Ursprung hin, wie die zwei Ausgaben des 31zeiligen Ablaßbriefs (1454 und 1455), die Mahnung der Christenheit wider die Türken (gedruckt 1454) u. a. Auch die 36zeilige Bibel, ein Nachdruck der 42zeiligen, läßt durch den sehr engen Anschluß an die letztere in typogr.
Beziehung und durch die Frische der Typen in ihren ersten Teilen Herstellung in Mainz [* 7] und Leitung des Druckes durch Gutenberg vermuten. Es ist daher wahrscheinlich, daß Pfister ursprünglich Formschneider war, in Mainz mit Gutenberg geschäftlich in Verbindung trat, später wegen der finanziellen Not Gutenbergs in den Besitz des Apparats der 36zeiligen Bibel gelangte (etwa 1458-59) und mit diesem in Bamberg [* 8] weiter druckte. Von Interesse ist Pfister wegen der Bevorzugung volkstümlicher, darunter auch deutscher Litteratur. -
Vgl. J. H. Hessels, Gutenberg: was he the inventor of printing? (Lond. 1882);
C. Dziatzko, Gutenbergs früheste Druckerpraxis (Berl. 1890).
Ernst Hugo Heinr., Botaniker, geb. zu Königsberg, [* 9] studierte in Königsberg, Berlin [* 10] und Heidelberg, [* 11] habilitierte sich 1868 in Bonn [* 12] und wurde 1872 ord. Professor der Botanik in Heidelberg. Von seinen Arbeiten sind zu nennen: «über die Schutzscheide der deutschen Equisetaceen» [* 13] (Königsb. 1867),
«Beiträge zur Kenntnis der Hautgewebe» (Berl. 1870),
«Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Bacillariaceen» (Bonn 1871),
«Über die Geschwindigkeit der Wasserbewegung in der Pflanze» (Berl. 1877),
«Grundzüge einer vergleichenden Morphologie der Orchideen» [* 14] (Heidelb. 1882),
«Morphol. Studien über die Orchideenblüte» [* 15] (ebd. 1886),
«Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen» (ebd. 1887),
«Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Orchideenblüte» (Berl. 1888),
«Die Orchidaceen» (in Engler und Prantl, «Natürliche Pflanzenfamilien», Lpz. 1888-89),
«Verfahren zur Konservierung von Blüten und zarten Pflanzenteilen» (Berl. 1889, Patentschrift),
«Übersicht des natürlichen Systems der Pflanzen» (Heidelb. 1894).
Gust., Dichter und Kritiker, geb. zu Stuttgart, [* 16] studierte 1825 - 30 in dem Stift zu Tübingen, [* 17] wo er auch längere Zeit als Repetent thätig war. Von 1885 an hielt sich Pfizer, mit litterar. Arbeiten beschäftigt, in Stuttgart auf, wurde 1846 Professor am dortigen Gymnasium und trat 1849 in den württemb. Landtag. Er starb Aufsehen erregte er zuerst durch die Herausgabe seiner «Gedichte» (Stuttg. 1831),
denen er, nachdem er Italien [* 18] besucht hatte, eine zweite Sammlung (ebd. 1835) folgen ließ. Sodann schrieb er: «Martin Luthers Leben» (Stuttg. 1836),
dem sich ein größeres Gedicht: «Der Welsche und der Deutsche, [* 19] Äneas Sylvius Piccolomini und Gregor von Heimburg, histor.-poet. Bilder aus dem 15. Jahrh.» (ebd. 1844) sowie die «Geschichte Alexanders d. Gr. für die Jugend » (ebd. 1846) und «Geschichte der Griechen für die reifere Jugend» (ebd. 1847) anschlossen. Auch übernahm er 1836 die Leitung der als Beiblatt zum «Ausland» erscheinenden «Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslandes» und 1838 die Redaktion des lyrischen Teils des «Morgenblattes». Neue Gedichte, namentlich das größere Gedicht «Die Tatarenschlacht», veröffentlichte er in seinen «Dichtungen epischer und episch-lyrischer Gattung» (Stuttg. 1840). Anonym erschien von ihm die Sammlung «Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich» (Berl. 1876).
Paul Achatius, Politiker und Publizist, Bruder des vorigen, geb. zu Stuttgart, studierte zu Tübingen Philosophie und Jurisprudenz und ward 1827 Oberjustizassessor bei dem Gerichtshof zu Tübingen. 1831 trat Pfizer aus dem Staatsdienst und wurde von Tübingen in die württemb. Zweite Kammer gewählt, in der er siebenJahre lang als das hervorragendste Mitglied der liberalen Opposition wirkte. Gleich den andern Abgeordneten der Opposition verzichtete er 1838 auf eine Wiederwahl. 1848 trat Pfizer in das liberale Märzministerium als Kultusminister ein, wurde auch als Abgeordneter in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, legte aber wegen körperlicher Leiden [* 20] schon un Aug. 1848 seine Ministerwürde nieder. Im Herbst 1851 kehrte er als Oberjustizrat nach Tübingen zurück und trat 1858 in den Ruhestand. Er starb zu Tübingen.
Von P.s Schriften sind hervorzuheben sein nach Form und Gehalt ausgezeichneter «Briefwechsel zweier Deutschen» (Stuttg. 1831; 2. Aufl. 1832),
worin er eine Trennung Österreichs von Deutschland [* 21] und Verzichtleistung der kleinen Fürsten zu Gunsten Preußens [* 22] forderte; «Gedanken über das Ziel und die Aufgabe des deutschen Liberalismus» (Tüb. 1832),
«Über die Entwicklung des öffentlichen Rechts in Deutschland durch die Verfassung des Bundes» (Stuttg. 1835),
eine scharfe Kritik der Verfassung und der Bestrebungen des Deutschen Bundes, die Pfizer in einen Kriminalprozeß verwickelte; «Gedanken über Recht, Staat und Kirche» (2 Bde., ebd. 1842),
«Deutschlands [* 23] Aussichten im ¶
59 J. 1851» (1851),
«Zur deutschen Verfassungsfrage» (Stuttg. 1862). -
Vgl. Lang, Von und aus Schwaben, Heft 1 (1885).
Pflanzenreich, gewöhnlich erklärt als lebende Wesen, die sich ernähren, wachsen und sich fortpflanzen, dabei aber keine willkürlichen Bewegungen besitzen. Diese Definition ist jedoch nicht zutreffend (s. Pflanzenbewegung), und eine scharfe Grenze zwischen Tierreich und Pflanzenreich läßt sich in den niedern Stufen beider Reiche nicht ziehen. Die Gruppe der Myxomyceten [* 25] unter den Pilzen und die der Diatomeen unter den Algen [* 26] haben mit den Flagellaten und andern Gruppen des Tierreichs so viele Berührungspunkte, daß es eigentlich mehr konventionell ist, wenn man die erstern den Pflanzen, die letztern den Tieren zurechnet.
Manche Naturforscher bilden aus jenen und andern niedern Gruppen ein besonderes Reich, das Protistenreich. Das Elementarorgan jedes pflanzlichen Körpers, mit dem Wachstum und Vermehrung zusammenhängt, ist die Zelle [* 27] (s. d.), von solchen Kryptogamen (s. d.), die nur aus einer einzigen Zelle besteben, bis zu den entwickeltsten, aus unzähligen Zellen zusammengesetzten Phanerogamen (s. d.). In demselben Maße wie die Zusammensetzung ist auch die Differenzierung der einzelnen Organe verschieden; nur die Phanerogamen haben sämtliche Hauptteile, wie Wurzel [* 28] (s. d.), Stamm (s. d.), Blatt [* 29] (s. d.) und Blüte [* 30] (s. d.). Die Art der Fortpflanzung ist ebenso vielartig wie bei den Tieren (s. Zeugung). (Vgl. auch die Artikel: Ernährung der Pflanze, Wachstum der Pflanzen und Systematik.) Die Wissenschaft, die sich mit den Pflanzen beschäftigt, ist die Botanik (s. d.).
kosmopolitische, s. Kosmopoliten.
das im Pflanzenreich vorkommende Albumin (s. d.). ^[= gehört zu den Eiweißkörpern oder Proteinstoffen (s. d.), die allgemein verbreitet in Lebewesen, ...]
s. Alkali. ^[= nannten die Araber das in der Asche der See- und Strandpflanzen vorkommende kohlensaure Natron, ...]
s. Alkaloide. ^[= stickstoffhaltige Körper von basischem (alkaliähnlichem) Charakter, die sich in vielen Pflanzen, ...]
s. Histologie.
soviel wie Pflanzenalkaloide, s. Alkaloide. ^[= stickstoffhaltige Körper von basischem (alkaliähnlichem) Charakter, die sich in vielen Pflanzen, ...]
alle Bewegungen, die von den Pflanzen oder einzelnen Teilen derselben ausgeführt werden. Sie zerfallen in verschiedene Kategorien. Mehrere Gruppen der niedern Algen und Pilze [* 31] besitzen eine freie Ortsbewegung, [* 32] lokomotorische Bewegung, wie die Myxomyceten, die Diatomeen oder Bacillariaceen u. a. Eine ähnliche Bewegung zeigen auch die ungeschlechtlich erzeugten Schwärmsporen sehr vieler Algen und Pilze, deren vegetative Teile keine Ortsbewegungen ausführen; dasselbe gilt von den männlichen Befruchtungszellen, den sog. Spermatozoiden, nicht bloß der meisten niedern Kryptogamen, sondern auch sämtlicher Gefäßkryptogamen und Moose [* 33] (s. Befruchtung). [* 34] Bei einigen niedern Algen bewegen sich auch die weiblichen Zellen, wie bei manchen Algen aus der Familie der Chlorophyceen. Sämtliche Bewegungen bei den vorgenannten Pflanzen scheinen durch bewegliche Plasmafäden, sog. Cilien, oder ähnliche Fortsätze des Plasmakörpers der betreffenden Zellen ausgeführt zu werden, doch ist die Mechanik dieser Bewegungsvorgänge nirgends vollkommen klar gelegt.
Bei den höhern Pflanzen kommen ziemlich häufig Nutationsbewegungen vor (s. Nutation), besonders deutlich an windenden Sprossen und an Ranken, ferner werden durch äußere Einflüsse, wie durch die Richtung der einfallenden Lichtstrahlen und durch die Schwerkraft Bewegungen hervorgerufen, die man allgemein als heliotropische und geotropische Bewegungen zusammenfaßt (s. Heliotropismus und Geotropismus); die Lagenveränderungen, die Blüten und Laubblätter infolge des Wechsels von Tag und Nacht ausführen und die man früher als Pflanzenschlaf bezeichnete, schließen sich an die Nutationsbewegungen an, indem auch hier Änderungen in der Turgescenz oder Wachstumsgeschwindigkeit einzelner Partien als Ursache der Bewegung zu betrachten sind.
Das Schließen der Blüten und das Zusammenfallen gefiederter Laubblätter bei zahlreichen Pflanzen läßt sich fast stets auf derartige Vorgänge zurückführen, die durch Veränderung in der Beleuchtung [* 35] hervorgerufen werden. Man bezeichnet diese Erscheinungen jetzt gewöhnlich nicht mehr als Pflanzenschlaf, sondern als nyktitropische Bewegungen. Auch die Bewegungen, die an reizbaren Pflanzen, wie an Mimosa und Dionaea. (s. Insektenfressende Pflanzen), an den meisten Ranken eintreten, wenn ein plötzlicher Stoß oder eine länger andauernde Berührung einen Reiz hervorrufen, lassen sich ähnlich wie die nyktitropischen Bewegungen auf Änderung in der Turgescenz gewisser Gewebepartien, oder auch auf verschiedenes Wachstum gegenüber liegender Seiten des betreffenden Organs zurückführen. (s. Reizbewegungen.)
Die Bewegungen, die sich beim Öffnen vieler reifen Früchte zeigen, werden entweder durch Austrocknen der Fruchthüllen und damit verbundener Gestaltveränderung der letztern bewirkt, oder sie rühren von starken Gewebespannungen her, die beim Lösen der einzelnen Teile der Fruchthülle plötzlich sich auszugleichen suchen, wie z. B. beim Springkraut (s. Impatiens); Gewebespannungen treten eigentlich auch in den trocknen, aufspringenden Pericarpien u. dgl. auf, doch werden sie hier durch verschiedene Quellbarkeit der Zellmembranen hervorgerufen, während bei den Früchten des Springkrauts turgescente Gewebepartien eine Rolle spielen. Fast alle diese Bewegungen, die an Früchten auftreten, dienen dazu, durch Wegschleudern der Samen [* 36] oder in ähnlicher Weise eine günstige Verbreitung zu erzielen. (s. Aussaat.)
Die Lehre [* 37] von den Bewegungserscheinungen der Pflanzen, zu denen strenggenommen auch jedes Wachstum gehört, bildet einen besondern Abschnitt der Physiologie der Pflanzen und heißt gewöhnlich Phytodynamik.
oder Phytochemie, der Teil der Chemie (s. d.), der sich mit den in den Pflanzengeweben und -Säften fertig gebildet vorkommenden Stoffen beschäftigt.
Auch die Lehre von den in den Pflanzen verlaufenden chem. Prozessen, also der chem. Teil der Pflanzenphysiologie, Ernährung und Stoffwechsel der Pflanzen, heißt Pflanzenchemie.
die aus transportabeln (in Gefäßen kultivierten) Gewächsen hergestellte Ausschmückung der Innenräume oder der Umgebung von Wohn- und andern Gebäuden.
Zur Dekoration der Wohngebäude, Terrassen und Rampen eignen sich besonders einzeln aufgestellte Orangen-, Lorbeer-, Oleander- oder Granatbäume.
Balkons und Treppenwangen erhalten außerdem als Schmuck ornamentale Vasen, [* 38] die entweder mit blühenden Gewächsen oder nur mit je einer Dekorationspflanze (Jucca, Agave) bepflanzt sind.
Als Pflanzendekoration der Wohnräume gelten Blumentische, Blumenständer, ¶
0061a Pflanzengeographie I ¶
0061b ¶
0061c
- Pflanzengeographie I. (Die Vegetations= und Kulturzonen der Erde.) Die S.61 beschriebenen vier Hauptzonen gliedern sich in Abschnitte, die den schroffen Wechsel gleichsam wie Übergangsgebilde von einem zum anderen ableiten. Von großem Interesse ist die Wirkungsweise der Temperatur. Das äquatoriale Klima [* 42] kennzeichnet sich durch Gleichförmigkeit; die Linien gleicher Wärmeschwankung von 5°C., innerhalb von deren Verlauf also der kälteste Monat nur höchstens 5°C. kühler ist als der wärmste, sind daher hier bedeutungsvoll und schließen die größte tropische Fruchtbarkeit ein.
Außerhalb der Wendekreise mehren sich die Gegensätze und es wird bald ein Klima erreicht,. wo der kühlste Monat als ein Mittel nur noch 10°C. hat und dadurch die Vegetation in einen winterähnlichen Zustand der Ruhe bringt; damit hat alsdann der letzte Rest tropischer Erscheinungsweise aufgehört. Im Norden [* 43] nimmt nun die Winterkälte gewaltig zu, und die Linie des Januarmittels von –20°C. zieht noch großenteils durch vegetationskräftige Waldländer, allerdings nicht ohne Schädigung ihrer Kulturfähigkeit.
Sogar noch –40°C. als Januarmittel werden in Ostsibirien im Lena=Unterlaufgebiet von Waldbäumen (Lärchen) ertragen. Im Süden nimmt die Winterkälte nicht in gleicher Heftigkeit zu, die milden Fröste von Feuerland und den noch südlichern Inseln sind bekannt. #Trotzdem verarmt ihre Vegetation sehr rasch und nimmt ein dem Norden in viel höheren Breiten ähnliches Gepräge an: die mangelnde Sommerwärme wirkt entkräftend, und so bezeichnet die Isotherme von 10° C. Monatsmittel für den wärmsten Monat einen wichtigen Abschnitt, südlich von deren Verlauf die Vegetation nicht mehr dieses wichtige Durchschnittsmaß von Belaubungswärme für Holzgewächse erhält.
Die Temperaturlinien zeigen daher die verschiedenartigen Beziehungen von Kälte und Wärme [* 44] zu den Vegetationszonen; bald sind es Extreme des einen, bald des anderen, das Fehlen des einen oder des anderen Faktors, die Größe der Wärmeschwankung überhaupt endlich, die bestimmend auf das Pflanzenkleid und die Kulturfähigkeit einwirken. Dazu kommt noch die Verteilung der Menge und Andauer der Niederschläge in ihrer zwingenden Gewalt für die Vegetation als entscheidend in denjenigen Breiten, wo höhere Sommertemperatur Regel ist, und verwandelt bei zunehmender Unregelmäßigkeit die Waldländer in solche mit erst reichem, dann öder werden dem Steppengraswuchs oder Dornengesträuch und Trockenheit liebender Fels= und Sandflora, endlich in ausgeprägte Wüsten, in denen selbst auf vereinzelte Strecken von der Länge einer Tagereise das menschliche Auge [* 45] so gut wie nichts von Vegetation bemerken kann, obwohl viel häufiger die schwächeren Formen einer Wüstensteppenbildung sich finden, die niemals eines eigenartigen Pflanzenwuchses (bald von Salzkräutern, Wermut oder Dorngesträuch, bald von einzelnen Rasen trockenharter Steppengräser und aromatische oder milchender oder sukkulenter Stauden) entbehren.
Eine genaue Darlegung der Vegetationszonen und der in ihren gebotenen Anbauverhältnisse von Nutzpflanzen giebt daher vom Norden zum Süden folgendes Bild:
1) Der Nordsaum der Alten und Neuen Welt, mit Ausschluß der norweg. Nordwestküste, nimmt die kulturlose arktische Vegetationszone von Stauden, kriechenden Halbsträuchern Gräsern. Moosen und Flechten [* 46] ein, deren Pflanzenwuchs weidenden Tieren noch spärlichen Unterhalt zu gewähren vermag (Moschusochse und Renntier), aber in diesen Breiten bei weitem übertroffen wird durch die organische Leistung de Meeres, in dem mächtige Tange (Agarum, Laminaria, Fucus) wachsen und sogar im Winter während der Polarnacht fruktifizieren. An der Grenze des Waldlandes zeigt Island, [* 47] was die günstigsten Teile dieser Zone für den menschlichen Unterhalt zu gewähren vermögen durch Graswuchs und höhere Stauden; in den höchsten Breiten sind noch immer Blütenpflanzen, unter deren der arktische Mohn, die Dryas, Steinbreche (Saxifraga) [* 48] und Kreuzblütler (z.B. Draba) mit Gräsern und Seggen hervorragen.
2) Südlich der Baumgrenze, die von ähnlichen Arten der Birken, Lärchen, Lärchentannen, Kiefern und Fichten in Kola, Sibirien und Canada gebildet wird, erstreckt sich die nördl. Vegetationszone immergrüner Nadelwälder und sommergrüner Laubbäume, zugleich diejenige saftiger Gras= und Moorwiesen und reicher Staudenformationen mit bevorzugter Blütezeit von Mai bis Juli. Dieses große und wechselvolle Gebiet bildet zugleich die nördl. Vegetationszone einjähriger (oder vom Herbst bis Sommer des nächsten Jahres vegetierender halb zweijähriger) Sommercerealien mit Erntezeit vom Juli bis September, und es zerfällt in drei ausgesprochene, von Norden nach Süden sich folgende Abschnitte: 1. Der nördlichste Abschnitt hat von Laubbäumen fast nur Birken, die Lärchen bilden weite Sumpfflächen zwischen Waldland, ein regelmäßiger Geldbau kann noch nicht stattfinden, wohl aber ist eine reichere Ausnutzung der natürlichen Bestände möglich und an geschützten Stellen Anbau von #Gerste und Hafer... [* 49] ¶
0061d
... mit unsicherm Ertrage. b. Der mittlere Abschnitt reicht von der Nordgrenze des Sommerkorns (Roggen) mit regelmäßigem Ertrage über die Nordgrenze des Weinbaues im freien Lande und bis zum Anbau empfindlicherer Pflanzen, wie Mais, Tabak, [* 51] Pfirsich, eßbare Kastanie; in diesem Abschnitt liegt die Nordgrenze des Obstbaues (Apfel), die ungefähr mit der des Weizens zusammenfällt. c. Der südlichste Abschnitt zeichnet sich durch Vorwiegen von Laubbäumen und Trockenheit liebenden Kiefern, Einmischen von blumenreichen Triften zwischen die einförmigen Wiesen und Moorflächen sowie durch den Besitz der eben genannten zartern Kulturgewächse aus, die sämtlich aus südlicher Heimat nach hier vorgeschoben sind. s. Im südlichsten Abschnitt der zweiten Hauptzone tritt aus Mangel an sommerlichen Niederschlägen die sommergrüne Bewaldung zurück, während die winterlichen Fröste noch streng sind.
Steppengrasfluren sind hier das Bezeichnende, und dieselben gehen südwärts sowohl in Asien [* 52] und am Kaspischen Meere als in Nordamerika [* 53] und die heißen Wüstensteppen über, die geradezu einen Grenzgürtel mit Unterbrechungen durch immergrüne Wald= und Buschländer gegen die nördl. Tropen hin bilden. In Europa [* 54] bildet das südöstl. Rußland den Typus der Steppengrasfluren, die bis zur Kieferngrenze zwischen Kiew [* 55] und Orenburg nach Norden reichen; die Puszten in Ungarn [* 56] sind eine westl. Oase dieser Steppen. In Nordamerika gehören die Prairien zu ihnen.
3) Die nördl. Zone immergrüner Gebüsche mit Mischung von laubabwerfenden und immergrünen Laubhölzern sowie solchen Nadelhölzern, die (wie Pinie, Ceder und Sequuoia) frostempfindlicher sind, beherrscht in Europa die Mittelmeerländer, wo sie als Zone der Olive mit Cerealienernten im Frühjahr und Frühsommer auf Karte 'Pflanzengeographie IIB' erscheinet, ferner einen Hauptteil von China [* 57] und Japan mit Theekultur und Kameliengebüschen, endlich in Nordamerika einen Streifen von Carolina über Mexiko [* 58] zur Westküste nach Kalifornien. In diesen Gebieten treten schon die nördlichsten Palmen [* 59] auf, aber unansehnlich und wenig bedeutend wie die Zwergplame in Spanien [* 60] und Algerien, [* 61] seltener in Hainen wie die Palmettoplame in Louisiana und Florida. Baumwollkultur ist hier möglich, zum Teil sehr rentabel.
4) Die nördl. Wüstensteppenzone erreicht ihre größte Ausdehnung [* 62] im Innern von Asien und von da an über fast das ganze Arabien hinübergreifend in der afrik. Sahara. Die Gebiete der größten Hitze auf der Erde liegen hier, während zugleich der extreme Wüstencharakter nicht vor Frösten sichert und sich, hervorgerufen durch die bedeutendste durchschnittliche Bodenerhebung großer Gebiete, nördlich vom Himalaja in Hochtibet ein Steppengebiet von geradezu arktischem Kältecharakter bei großer Wasserarmut ausbreitet.
Die Gewalt der Stürme, die Flugsanddünen wandern macht, zerstört of auch auf weite Strecken alle Vegetation; an günstigern Stellen kann dieselbe aber eine nicht unbeträchtliche Mannigfaltigkeit an Salzkräutern, Dornbüschen, einjährigen rasch vergänglichen Kreuzblütlern u.s.w. aufweisen; Wermut und Tragant sind wichtige Charaktergattungen. Regelmäßige Kultur ist auf große Strecken ausgeschlossen, auf andern sehr beschränkt und nur mit künstlicher Bewässerung mühsam aufrecht zu erhalten, an andern Stellen wiederum durch Benutzung wechselnder Weidegründe ermöglicht. Solche sind besonders da vorhanden, wo der Anschluß an die Grassteppen des Nordens durch äußere Bedingungen hervorgerufen wird. Auch diese Zone hat ihre nutzbringenden Gewächse, aber gering an Zahl und keine höher an Wert als die Dattelpalme.
5) Die immergrüne feuchtheiße Tropenzone nimm zwischen den Wendekreisen (an einigen Stellen auch über dieselben ein wenig hinausgreifend) diejenigen Erdstriche ein, in denen bei gleichmäßig andauernde hoher Temperaturen keine monatelange anhaltenden Trockenzeiten einen Vegetationsstillstand herbeiführen müssen. Hinterindien [* 63] und der Malaiische Archipel, schmale Streifen an der Küste und im Herzen des tropischen Afrikas, endlich das weite Amazonasgebiet, Columbia [* 64] und Centralamerika sin daher die Hauptgebiete dieser übermächtig an Vegetationsfülle, mit Palmenwäldern und gemischtem reichem Laubholzwalde mit Lianen, Epiphyten und tiefgrüner Belaubung geschmückt dastehenden Flora.
Ursprünglich mit nach Ländern getrennten Produkten versehen hat die gleichmäßige klimatische Bedingung in dieser Zone bald einen Austausch gestattet, so daß allmählich zunehmend ind. mit amerik. Erzeugnissen sich in Anbau und Verwilderung mischen, auch ihre Einführung in das ärmere Afrika [* 65] versucht wird. Die wichtigsten Mehl [* 66] liefernden Nahrungspflanzen [* 67] sind hier Batate und Maniok, Dioscorea= (Yams) und Colocasiaknolle (Taro). Sagopalmen und Kokosnüsse, Brotfrüchte vom Artocarpus, überall die Banane.
Genußmittel und Gewürze, wie Zucker, [* 68] Pfeffer, Betelnuß, Obst von der Mangostane und den Anonaceen, Kakao, Gewürznelken, Zimmet und Muskatnüsse; Heilpflanzen, wie die Fieberrinden= und Kokabäume, Sassaparille; Nutzpflanzen, wie Kautschuk und Guttapercha liefernde Milchbäume, die Ölpalme, Indigoarten, Steinnüsse, finden sich in verschiedenen Vertretern. Plantagenbau ist die ergiebigste Form der oft mit der übermächtigen wilden Flora kämpfenden Kultur; eine große Zahl von Produkten wird auch im Raubbausystem aus den ursprünglichen Urwäldern hergeholt.
6) Die ebengenannte reichste Tropenzone ist beiderseits vom Äquator begleitet von minder reichen Tropenländern, in denen eine Dreimonatige Dürre ein anderes Vegetationskleid von teils laubabwerfenden, teils mit härterem und kleinerem Laub versehenen Tropenbäume unter seltenerer Beimischung von Palmen und Lianen erzeugt; hohe Savannengräser sind hier häufig und mischen sich mit niederen Bäumen und Gebüsch; der Wechsel der Jahreszeiten [* 69] bringt einen starken Wechsel in der Landesphysiognomie hervor, länger ausbleibende oder spärlich einsetzende Sommerregen führen leicht zu Hungersnöten, schwach anbaufähige Fluren von steppenartigem Charakter schalten sich ein.
Die Hauptmasse vom tropischen Afrika, Vorderindien, das nördl. Australien [* 70] mit Ausschluß der Nordküste, die Llanos am Orinoco und brasil. Campos bilden diese an sehr verschiedenen Pflanzen und Produkten reiche Zone, wo die Banane noch gut gedeiht, von Getreidearten Mais und Durra (Sorghum) nebst dem Reis die häufigsten sind und hohe Erträge abwerfen können, wo Kaffee und Baumwolle [* 71] vielleicht besser als in den feuchtheißen Tropen gedeihen, Erdnüsse und Sesam, Tabak und Bohnen, Melonen und Gurken Beispiele anderer Nutzpflanzen geben.
7) In allen drei südl. Kontinenten folgt nun eine mehr oder weniger ausgedehnte, wiederum mit ... ¶
0061e
... Wüstensteppen in Verbindung stehende und heiße, trockene Gebiete bezeichnende Zone südl. Grasfluren, wi der hohe Sonnenwuchs ausklingt, Steppengräser sich einmischen, Dornenbäume (Acacia) und trockenliebende Fettpflanzen wieder häufig sind und die Kultur bei dem Anbau der gemäßigten Cerealien (Weizen) wiederum mit Wassermangel zu kämpfen hat, so daß Herdenzucht sicheren Ertrag bietet. Das Gebiet der mit Unrecht als wüste Einöde bezeichneten Kalahari in Südafrika, [* 73] Grassteppen im südl. Australien, die Pampas in Südamerika [* 74] sind Hauptgebiete dieser baumarmen Zone.
8) Den Vegetations= und Kulturbedingungen der Mittelmeerländer sehr ähnlich sind dann breitere oder schmälere Streifen Landes in denselben drei Südkontinenten, die die südl. Zone immergrüner Bäume und Büsche bilden; einzelne laubabwerfende sind auch hier beigemischt, in Chile [* 75] gibt es Buchen ähnlich den nördlichen, aber ein Gürtel [* 76] wie dort von sommergrünen Bäumen existiert hier nicht, sondern sehr allmählich laufen hier allen Südwestküsten die Tropenformen aus, während die Südwestküsten den Reichtum austral. Gattungen am kräftigsten und mannigfaltigsten entwickelt haben, das Kapland an Eriken und Pelargonien, Protea, Aloë u.s.w., Westaustralien an Eukalypten und anderen Myrtaceen, Hakea, Grevillea, Banksia, Acacia u.s.w., Chile an Tropaeolum, Dornbüschen, wie Celletia, Berberitzen, Kakteen [* 77] u.s.w. Fast alle Nutzpflanzen haben hier eingeführt werden müssen und sind europ. Ursprungs außer Mais und Bohnen.
9) Während auf der nördl. Halbkugel die sommerheißen immergrünen Waldgebüsche durch den breiten Gürtel laubabwerfender Wälder und saftiger Wiesen mit frostharten Nadelhölzern und höheren Breiten abgelöst werden, erscheint in südlichen höheren Breiten nur an zwei beschränkten Stellen der Erde eine neue regenreiche und waldkräftige Zone mit milder Sommerwärme, die aber in den gleichzeitig gelinden Wintern den immergrünen Charakter ihrer Holzbestände gestattet: Valdivien und die patagon.
Westküste bis zum Feuerlande, das südl. Neuseeland mit dem Gebirgslande in Victoria [* 78] und Tasmanien. Für den Ackerbau sonst nicht sehr geeignet ist doch Valdivien als das Ursprungsgebiet der Kartoffel von erheblicher Wichtigkeit geworden. 10 Die Inseln des fernen Südens unter 50° südl. Br. und südlicher bilden die waldlose antarktische Zone, die mit mancherlei Stauden und Gräsern, auch etlichen Halbsträuchern, in sehr allmählichem Übergange aus der vorigen Zone das Vegetationsbild der Erde abschließt.
Hier ist der größte Pflanzenreichtum wiederum auf die starkwüchsigen Seetange an den Felsgestaden beschränkt, namentlich in Brauntangen (Macrocystis). Die Staudenflora aber zieht sich in Südamerika bis gegen die Tropen hin hoch auf der Andenkette nach Norden, und schmückt auch in ähnlicher Weise die neuseeländ. Alpen. [* 79] Die tropischen Gebirge ihrerseits haben aber eigene Hochregionen, die auf der Karte gemeinsame Farbe erhalten haben. Die Bedingungen der menschlichen Kultur sind in den vorstehend genannten Vegetationszonen enthalten, indem nicht nur von Ost und West und umgekehrt, sondern auch aus nördl. Zone zu der entsprechenden südl. Breite [* 80] Austausch anbauwürdiger Pflanzen möglich und in Ausführung seit langem begriffen ist. Es erübrigt noch, auf die wichtigsten Gebieten hinzuweisen, die der Kultur ihre schätzenswerten Produkte zuerst geliefert haben. Es sind deren vier in der Alten Welt, sämtlich auf der Nordhälfte gelegen, und zwei in der Neuen Welt, nördlich und südlich vom Äquator; während Amerika [* 81] bei seiner Entdeckung industriell im Steinzeitalter sich befand, besaß es einige Pflanzenkulturstätten, die im stande gewesen sind, die altweltlichen Reichtümer durch ihren Austausch erheblich zu ergänzen.
Das erste Ursprungsgebiet ist das orientalische mit der dunklen Heimat des Weizens, der Gerste, [* 82] des Leins und des Hanfes. Das zweite schließt sich in den nordkaukas. Steppen und auf der Balkanhalbinsel [* 83] an und ist die Heimat des Roggens, Hafers, der gewöhnlichen Hirse, [* 84] wahrscheinlich auch als Ausgangpunkt der Wein= und Obstkultur in Europa zu betrachten. Durch die innerasiat. Steppen getrennt erscheint vom östl. Himalaja an China als drittes uraltes Kulturgebiet für den Anbau des Reis, der Kolbenhirse, der Sojabohne, des Theestrauchs und der Baumwollsorte Gossypium herbaceum L. Letztere teilt Vorderindien als vierte Ursprungsgebiet, wo zugleich Banane und Batate, Zuckerrohr und Bohnen in Anbau gebracht sein werden, die naturgemäß als tropische Pflanzen nur sehr teilweise sich in der süd= und mitteleurop.
Kultur mitteilen konnten. Das fünfte Ursprungsgebiet wichtiger und welterobernder Plfanzenarten ist Mexiko für den Mais, Tabak, die Agave und eine neue Baumwollsorte Gossypium barbadense L.; das sechste ist das alte Inkareich mit der Kartoffel, die dorthin auch aus südl. Heimat gelangt und als «Papas Peruanorum» von dort zuerst nach Spanien Anfang des 16. Jahrh. bebracht war, ferner mit anderen Arten von Bohnen und Tabak. Wie man sieht, haben sich für das Erlernen des Pflanzenbaues besonders fruchtbare Steppengebiete und ihre Anschlußländer im warm=gemäßigten Klima für die Menschheit erwiesen.
Die Nebenkarte (Die Hauptfloren der Erde) zu Karte Pflanzengeographie I zeigt die Florenreiche in der denkbar weitesten Umspannung verwandter Florengebiete, von welchen die bedeutenden ihrerseits durch Buchstabenzusätze a-c zu den Hauptziffern gekennzeichnet oder durch Schraffur herausgehoben sind. Von den arktischen Inseln rings um den Nordpol und den Südküsten des Eismeeres bis südwärts zum 50. oder 40° nördl. Br. spannt sich die nordische Flora (I) rings um die Erde über Europa, Asien und Nordamerika.
Wälder von Fichten, Tannen und Kiefern, Eichen, Buchen, Erlen und Birken, Weiden und Pappeln, in südl. Breiten auch Ahorn und wilden Obstbäumen, Linden und Eschen bezeichnen die hauptsächliche Physiognomie; nördlich der Baumgrenze Zwergweiden und Zwergbirken, Grünerlengesträuch und dieselben Gattungen von Gräsern und Riedgräsern, überall im Florenreich dieselben Heidel= und Preißelbeeren, eine Überzahl verwandter Stauden (Hahnenfüße, Steinbreche, Kreuzblütler, Nelken= und Rosenblütler u.s.w.) vervollständigen den Charakter, der in Nordeuropa, in Sibirien, am Amur und in Kamtschatka, in Britisch=Columbia und Canada eine jeweils etwas verschiedenartige Entwicklung durchlaufen und Umprägung angenommen hat. Die deutsche Flora fällt mit ihrer Hauptmasse der Arten hierher, ein Teil der Bewohner des heißen Hügelgeländes in Mittel= und Süddeutschland entstammt ... ¶
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... dagegen dem folgenden Florenreich. Dieses (II a-c) geht von den Canarischen Inseln im Westen um das Mittelländische Meer beiderseits herum bis in das Herz Innerasiens und ist je nach Klima aus Gebieten mit immergrünen Gebüschen, Laub= und Nadelhölzern und aus solchen mit Steppenpflanzen, Zwiebelgewächsen, Dornbüschen zusammengesetzt. Die Olive als Kulturpflanze und Pinie, Lorbeer, Cistrosen im Westen, Lilie, Hyacinthen, Tulpen, Lauch, Tragantsträucher im Osten deuten die Flora dieser Ländermassen an, die ihre Südgrenze erst an den afrik. und ind. Tropen erreicht.
Ein ähnliches Florenreich (III) schließt sich unter gleichen Breiten als Drittes in Ostasien an, die Hauptmasse in China und Japan umfassend, die Heimat des Theestrauchs und der Kamelie. Wieder unter gleichen Breiten löst in Nordamerika ein eigenes Florenreich (IV) die nordische Flora ab, interessanterweise dem ostasiat. Typus mehr als dieser zuneigend. Mit beiden Florenreichen sind wir durch Gartenkultur näher vertraut geworden, denn Robinie, Tulpenbaum, Götterbaum, Bigonien und Magnolien, reizende Schlinggewächse und majestätische Nadelhölzer [* 86] (darunter Sequoia, die Tsugatannenm die Lebensbäume, der japan. Gingko) entstammen diesen beiden Floren.
Zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem des Steinbocks folgen die beiden Generalreiche der Tropenfloren, nämlich das altweltliche (Va und b) und das amerik. (VI) Tropenreich. Beide zeichnen sich durch viele in großen Pflanzenordnungen (Palmen, Araceen, Orchideen, Myrtaceen, Clusiaceen, Rubiaceen, Sapindaceen, Urticaceen [* 87] u.s.w.) begründete Gemeinsamkeit aus, aber der Grundstock ihrer Flora ist doch nach Gattungen geschieden. So ist z.B. außer Kokos und Ölpalme ursprünglich keine amerik.
Palme [* 88] jemals zugleich in Afrika oder Indien oder Australien gefunden, und umgekehrt keine Palme dieser Tropengebiete zugleich in Amerika. Brasilien [* 89] und Indien wetteifern miteinander in dem Reichtum an Tropenpflanzen, Afrika steht nach. Südlich der Tropengrenze folgen nun noch drei südl. Florenreiche, je eins in jedem Kontinent. Das südamerikanische (VII) geht von Chile und Argentinien bis zum Feuerlande und wird durch die Anden scharf in verschiedenen Gebiete zerlegt.
Das südafrik. Florenreich (VIII) besteht im Norden aus Wüstensteppen und Grasfluren mit Kompositen [* 90] und Dornbüschen (so auch die Hauptmasse von Deutsch=Südwestafrika); dann folgt im Süden das auf enger Fläche um so reichhaltiger zusammengedrängte Kaplandgebiet, berühmt durch seine Eriken, Oxalis, Aloe, Mesembryanthemum, [* 91] Stapelia=Arten, pflanzenreich wie kaum ein zweites auf der Erde. In Australien schalten sich breite Grasfluren und Wüstensteppen zwischen der Tropenflora im Norden und der eigentlich austral.
Flora (IX) ein, deren gleichfalls höchst bedeutender Formenreichtum sich auf die Südwestecke, sowie den Südoststrand des Kontinents beschränkt; hier ist im Westen und Osten meistens nach Arten und häufig auch nach Gattungen geschieden, ein seltener Reichtum an Akazien, Myrtaceen (Eucalyptus), Proteaceen (Banksia, Grevillea), Stylidaceen, merkwürdigen Liliaceen (Grasbaum) u.s.w. vorhanden. Neuseeland nimmt eine Mittelstellung zwischen Indien, Australien und Südamerika ein, die antarktischen Inseln schließen sich teils an Neuseeland, teils an Feuerland und Tasmanien an. Pflanzengeographie II A. (Verbreitung der wichtigsten Kulturgewächse in Europa.) Von besonderer Bedeutung erscheinen zunächst die Grenzen [* 92] der Birke, Kiefer und Fichte [* 93] und Lärche (letztere im Samojedenlande), die das «arktische Europa» im Norden von «Nordeuropa» trennen; letzteres erstreckt sich von da bis zur Nordgrenze der Eiche, die ihrerseits ziemlich gut mit der des Weizens= und Obstbaues (Apfelbaum) zusammenfällt.
Das südlich der Eichengrenze folgende «Mitteleuropa» wird durch die, vom südlichsten Skandinavien durch Polen zum Schwarzen Meer und Kaukasus laufende Grenze der Buche in eine westl. Hälfte, zu der auch noch Deutschland bis Königsberg gehört, und in eine östl. (russische) Hälfte geteilt, und erstreckt sich in einem östl. Teile bis zu der Südostgrenze der Kiefer zwischen Orenburg und Kiew, in seinem westl. Teile bis zu der Nordgrenze des Florenreichs der Mittelmeerländer, als welche allgemein die Südgrenze des Ölbaumes in Spanien, dem Rhônethal, Norditalien, Dalmatien, Macedonien und Kleinasien angenommen wird. In Mitteleuropa hebt die Grenze des Weinbaues mit regelmäßiger Kelterwirtschaft und ebenso die etwas südlicher verlaufenden Kulturgrenzen der edlen Kastanie und des Mais einen wärmsten, südl. Teil mit Ungarn, Böhmen, [* 94] Thüringen, den Rheinlanden, Belgien [* 95] und fast ganz Frankreich heraus, der als «südl. Mitteleuropa» zu bezeichnen ist.
Pflanzengeographie IIB. (Erntezonen in Europa.) Die Landesnatur äußert sich für das nordische Klima sehr bestimmt in den Zeiten des Frühlingserwachens, gemessen an der Belaubung des Waldes und an dem Blütenbeginn gewisser Bäume, wie Traubenkirsche, Obstbäume, Eiche, Roßkastanie. Lange Beobachtungsreihen sind dafür in Europa gesammelt, man bezeichnet diese Methode als Phänologie. Mit der Frühlingsphänologie hängt die Erntezeit der Cerealien und die Erntesicherheit unmittelbar zusammen; wenn sich z.B. in den mitteldeutschen Gebrigen der Frühlingseinzug um 30 Tage verspätet, so verspätet sich damit die Kornernte um etwa des Doppelte und rückt damit aus dem im allgemeinen erntesicheren Juli bis August in den September oder gar mit Verspätung bis in den Oktober, wo Kühle und Nässe gleichzeitig das Reifen verhindern Das untere Blatt der Karte: Pflanzengeographie II, zeigt die phänologischen Unterschiede an. Dieselben enthalten sowohl die mittleren Frühlingseinzugszeiten als die normale mittlere Erntezeit der früh reifenden hauptsächlich gebauten Cerealien. Im nördl. Rußland läßt sich das erste Datum deshalb nicht in gleicher Weise wie in südl. Breiten angeben, weil Vergleichspflanzen (Obstbäume, Eiche und Roßkastanie u.s.w.) meistens fehlen; die Skala gründet sich daher auf Ersatzkarten. In der Nähe der nördl. Eichengrenze blüht das Korn erst zu Beginn des Juli, im südl. Rußland schon zu Beginn des Juni, in Mitteldeutschland eine Woche später. ¶
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menvasen, Iardinieren und Ampeln. Die D c k o r a - tionspflanzen müssen harte, wenig empfindliche Gewächse sein, so außer den erwähnten verschiedene härtere Palmen, Musa, Baumfarne, neuholländ. Pflanzen u. s. w. Pflanzendunen, Bezeichnung für die Samen- wolle mehrerer Malvaceen, wie Zomli3,x, Nrioä^n- äi-sn und 0c1ii-0M3. Pftanzenfarbstoffe, die in den Pflanzen vor- kommenden und im weitern Sinne auch die aus Pflanzen durch chem. Verarbeitung gewonnenen Farbstoffe. Je nach dem Vorkommen in den einzel- nen Pflanzenteilen unterscheidet man auch Blatt-, Blüten-, Wurzelfarbstoffe u. s. w. Die Anzahl der Pflanzengeographie ist eine bedeutende, aber nur wenige haben ein allgemeineres Interesse; es sind dics einmal die- jenigen, die im Stoffwechsel oder sonst im Leben der Pflanzen eine wichtige Rolle fpielen, wie z. B. Chlorophyll ls. d.), Eti'olin (s. d.), verschiedene Algen- sarbstosfe (s. Algen), die Farbstoffe der Blüten u. dgl., und zweitens solche Farbstoffe, die technische Ver- wendung finden. (S. Organische Farbstoffe.) Die mannigfachen Farbstoffe der Blüten sind chemisch noch wenig bekannt, es werden hauptsächlich zwei Gruppen unterschieden: die blauen und roten, die man mit dem Namen Anthocya n oder Blumen- blau (s. d.), und die gelben, die man als Antho- ranthin bezeichnet.
Sie sind teils im Zellsaftc gelöst, teils, besonders die gelben, an Protoplasma- körperchen gebunden. Genauer untersucht sind die in der Technik verwendeten Farbstoffe, wie die der Farb- hölzer (s. d.) und der verschiedenen Farbepflanzen [* 97] Pflanzenfaser, s. Faser. l(s- d.). Pflanzenfaserpapier, Papier mit lokalisierten Fasern, nach dem Erfinder auch Wilcorpapier genannt, dient zu Banknoten, um Fälschungen un- möglich zu machen. Es zeigt an deutschen Reichs- tassenscheinen an einer bestimmten Stelle einen Streifen bunt durcheinander geworfener, anders als die Hauptmasse gefärbter Fasern, welche, weil im Papier eingebettet, sich nicht auf photogr.
Wege wiedergeben lassen. Bei dem eigentlichen Wilcor- papier, welches in Amerika zu Banknoten verwendet wird, sind diese Fasern über die ganze Fläche ver- teilt. Die Fälschung der Wertpapiere ist durch das bezeichnete Mittel, dessen Anwendung die umfäng- liche Papiermaschine voraussetzt, stärker erschwert als durch das Wasserzeichen und die Guillochierungen. Pflanzenfette, s. Fette (Bd. 6, S. 719 d). Pflanzenfibrin oder Glutenfibrin, der in Alkohol unlösliche Bestandteil des Klebers (s. d. und Fibrin).
Pflanzengallen, soviel wie Gallen (botan.). Pflanzengeographie, die die Botanik mit der Physik. Geographie verknüpfende Wissenschaft, be- schäftigt sich mit der Verbreitung der Pflanzenformen über die Erdoberfläche und den Wechselbeziehungen zwischen der äußern Erscheinung der Pflanzenwelt und den geographisch verschiedenen Lcbensbedin- gungen. Die Erdoberfläche ist bunt mit dem ver- schiedenartigsten Pflanzenkleide bedeckt, das zumeist schon nach den Beständen von gesellig oder zerstreut lebenden Pflanzenformen benannt ist (Wald, Ge- büsch, Wiese, Steppe, Moor, Dünenflur, .Heide, Moosteppich, Steinflechtengeröll u. s. w.). In die- sen Beständen oder Formationen treten pflanz- liche Lebeformen von ganz bestimmtem Charakter zusammen.
Die Gesetzmäßigkeit zwischen äußern, durch geogr. Lage und Standort gegebenen Lcbcns- bedingungen und der Lebe form, unter der die Pflanze auftritt, zu entwickeln, ist der in der Vege- tation der verschiedenen Länder enthaltene For- schungsteil der Pflanzengeographie, während die Flora nur das Vorkommen der einzelnen Gattungen notiert. Die Pflanzengeographie geht für die Verbreitung der Pflanzen in den verschiedenen Floren auf die Erdentwicklung, also auf die jüngern und ältern geolog. Perioden mit ihren fossilen Pflanzenresten zurück, arbeitet daher nach der Methode der Systematik.
Für die Lebensbedingungen der Pflanzenbestände ergreist die Pflanzengeographie physiol. Methoden, sucht die Beziehungen zu den verschiedenen klimatischen Faktoren auf, unter- scheidet die Kategorien des Selbstschutzes und erklärt mithin, wie sich jede Pflanzenart in ihrem Areal ver- hält. Aus allem zusammen entwirft sie ein ungcmein wichtiges Charakterbild für den ursprünglichen Zu- stand der verschiedenen Landgebiete und oceanischen Küsten mit Seeaewächsen; aber unter Beschäftigung mit den in menschlichen Anbau genommenen Zucht- gewächsen, deren Ursprung und allmählicher Hei- matserweiterung greift sie in die Produktionslehre uud Kulturgeographie deL Länder ein.
Eine nach pflanzenqeogr. Principien getroffene Einteilung der Länder m große, den klimatischen Gürteln ent- sprechende Kulturzonen muß als das allgemein wich- tigste gelten, was die Pflanzengeographie zum Verständnis der Lan- desnatur beitragen kann. Denn der Reichtum an natürlichen Hilfsquellen organischer Produktion hängt von der Beschaffenheit der natürlichen Pflan- zenbestände ab. Die Areale der jetzt bekannten, auf etwa 150000 Arten zu schätzenden Pflanzenformen sind ungleich groß und für jede Species eigentümlich gestaltet.
Von den kleinsten Arealen steigert sich die Ver- breitung in seltenen Fällen bis zum Umspannen von mehr als der halben Erdoberfläche, wie es ubiquitäre oder kosmopolitische Pflanzen (s. Kosmopoliten) zeigen. An gewisM geographi- schen oder klimatischen Schranken (Vegetations- scheidcn) halten sehr viele Areale gleichzeitig inne. Die Ländergebiete, die sich durch gemeinsame Vege- tationsscheiden aus ihrem Kontinent oder Inselreich herausheben, faßt man als Flor engebiete zu- sammen, verwandte Florengebiete gewöhnlich noch- mals als Florenreiche.
Diese Hauptfloren und ihre Teile, die einzelnen Florengebicte, haben sich in der allmählichen Erd- entwicklung zum Besitz ihrer eigenartigen Pflanzen- welt herangebildet, indem die ursprünglich einheit- liche Flora der ältesten Erdperioden sich in abge- trennten Räumen und unter verschiedenem Klima differenzierte. In den Hauptfloren der Erde sind sogar die Pflanzenfamilicn und ihre Tridus viel- fach verschieden, die gemeinsamen Gattungen aber und Artcn selten.
Die den Raum eines bestimm- ten Gebietes nicht überschreitenden Formen be- zeichnet man als dort «endemisch» und schätzt den Reichtum eines Gebietes hauptsächlich nach Ende- mismen. Geographisch isolierte Punkte sind zur Erzeugung endemischer Formen besonders geeignet, und daher zeichnen sich einsame Eilande und eigen- artige Gebirgsstöcke und -Systeme durch hohen Reich- tum an Endemismen besonders aus (St. Helena, die Sandwichinseln, Neuseeland, die Maskarenen; die Alpen, der Kaukasus, Thian-schan, Himalaja, Felsengebirge, südamerik. Cordilleren). Für jedes Ge- biet eignet sich die Wertschätzung nach relatwer Zahl der endemischen Arten und Gattungen, und in dieser ¶
0062a Pflanzenkrankheiten [* 99] 1. Ustilago carbo (Staubbrand des Getreides);
a an Hafer, b an Weizen, c an Gerste, d Sporen, stark vergrößert, e Keimung derselben. 2. Tilletia caries (Stein- oder Stinkbrand des Weizens);
a gesundes Korn, b vom Pilz [* 100] befallenes, c desgl. Durchschnitten. 3. Urocystis occulta (Roggenstengelbrand);
a vom Pilz befallene Halme, b Spore, c desgl. keimend. 4. Claviceps purpurea (Mutterkorn);
a Sclerotien an einer Roggenähre, b vom Pilz befallener Fruchtknoten, c spätere Entwicklungsstufe, am Grunde Beginn der Sclerotienbildung, d Sclerotium mit Fruchtträgern, e Köpfchen eines Fruchtträgers im Durchschnitt, f Perithecium, g Ascus mit Sporen. 5. Puccinia graminis (Getreiderost);
a Getreidehalm mit Winter- und Teleutosporen, b Blatt mit Sommer- oder Uredosporen, c Acidien auf Berberis, d Keimung einer Uredospore, e Durchschnitt durch ein Sporenlager mit roten Uredo- und braunen Teleutosporen, f Keimung einer Teleutospore, g Blattquerschnitt von Berberis mit Äcidien und Spermogonien. 6. Oïdium Tuckeri (Traubenkrankheit);
a vom Pilz befallenes Weinblatt, b Pilzfäden mit Conidienträgern. 7. Phytophthora infestans (Kartoffelkrankheit);
a vom Pilz befallenes Kartoffelblatt, b Conidienträger, c Conidie, Schwärmsporen entleerend, d Schwarmsporen. 8. Rhytisma acerinum (Blattschorf des Ahorns).
9. Exoascus pruni; a vom Pilz befallene Pflaume (Hungerzwetsche), b Pilzschläuche, zum Teil mit Sporen. ¶
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Beziehung ijt z. B. die nördl. .Hälfte Europas arm, die Sahara reicher, unter den Tropen das Ama- zonasgcbict reicher als das des Kongo, von allen Ländern unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Flächenausdehnung aber wohl die Südwesteckc des Kaplandes und die des südwestl. Australien mit 70^80Proz. Endemismen am reichsten zu nennen. Es geht hieraus hervor, daß in der Jetztzeit (d. h. vor der kulturellen Veränderungstdätigkeit des Menschen) weit entlegene Länder zumal dann, wenn sie auch klimatisch sehr different sind, eine sehr weit verschiedene Flora zeigen, und daß man eher Grund hat, sich über etwa hier und dort austretende gleiche Arten zu verwundern als über die be- stehende Ungleichheit.
Denn die wirksamste Schranke, welche sich dem Ausbreituugsvermögen schnell sich vermehrender Pflanzen entgegenstellt, ist stets das Antreffen einer fest mit dem Boden verbundenen gesunden, geschlossenen anderweiten Vegetations- decke. Selbst die nordamerik. Nachtkerzen, typische Bürger des mittlern nordamerik. Florenreichs mit Astern und Heliantheen, bevorzugen noch heute Eisenbahndämme und ähnliche Schüttungen, wo die altdeutsche Flora keine besiedelungskräftige Arteu einzuführen pflegt.
Die Kulturthätigkeit, indem sie altangesessene ehrwürdige Pflanzengenossenschaften aufrollt, schasst neue Bedingungen für Besiedclung, und hierdurch erweitert sie das Areal einiger be- sonders gut dafür geeigneter Arten in unnatürlich große Ausbrcitungszüge. Von subtropischen Un- kräutern ist Xantiiiuiu 8piii08nm I. durch seine Verbreitung, durch klettenartige Stackelfrüchte be- sonders befördert, ein berühmtes Beispiel geworden. In jeder Landschaft ist also zunächst der Charak- ter des Florenreichs maßgebend für das die Pflan- zcnbestände zusammensetzende Material.
Aber die an jeder Stelle gegebenen charakteristischen Pflanzen gruppieren sich doch jeweilig analog nach den in Standort und Klima liegenden äußern Bedingun- gen, sie treten überall zu großen, auf derweilen Erde sich unter gleichem Himmel [* 102] gleichartig aus ähnlichen Lebensformen wiederholenden Bestän- den, zu großen Vegetationsformationen zu- sannncn. Mr diese Formationen liegt das Bestim- mende in erster Linie in der Lebens- und Wachs- tumsweise der sie bildeuden Pflanzenarten, also darin, ob diese verholzen, rasch- oderlangsamwüchsig, lang- oder kurzlebig sind u. s. w., kurz, das Bestim- mende liegt in der vegetativen Leistung der ge- samten, zur Erhaltung des Organismus dienenden Organe und zeigt sich in allen seinen Merkmalen auffällig und gewissermaßen sich aufdrängend in den Zügen jeder Landschaft.
Die Vegetationsforma- tionen erbalten also in jedem Lande ihr Material aus dem Florenrcichscharakter, sind aber in diesen! Material lediglich prägnante Ausdrücke der Zu- sammenwirkung von Klima, Standort, Mitwirkung und Gegenwirkung der übrigen organisierten Ge- nossen; sie sind ein Ausdruck der Zone und des lokalen Klimas, für das die geogr. Lage und die oroar. Beschaffenheit den Maßstab [* 103] liefert. Die großen Gesamtzüge der Vegetation in ihrer An- ordnung auf der Erdoberfläche bezeichnet man als die natürlichen Vegetationszonen; eine solche bildet jeder einheitliche Erdabschnitt, der sich durch besonders physiol. Erscheinungsweise seiner Vegetation auszeichnet und in dieser durch Klima und den natürlichen gcolog.
Aufbau schützend er- halten wird. Diese Vegetationszoncn liefern zu- gleich einen unveränderlichen Untergrund für den menschlichen Pflanzenanbau, es decken sich also die Kulturzouen mit ihnen. Unter Kulturzonen ver- steht man die großen Abschnitte der Erde, wo eine bestimmte gleichartige Vodenbewirtschaftung durch den Fall der Jahreszeiten und durch den Anbau be- stimmter Kategorien von Nahrungspflanzen das Feld regiert; die äußern Lebensbedingungen der Pflanzen sind also in den Vegetations- und Kultur- zonen in der Hauptsache die gleichen, ihre geogr. Areale müssen sich decken. Nach vier großen Hauptzonen lassen sich die Vege- tations- und Kulturgebiete der Erde zusammen- fassen:
1) Unter dem Äquator und von da bis in die Nähe oder stellenweise sogar über die Breite der Wendekreise hinaus stört keiu Frost und kein Negen- mangel die Vegetation; das üppigste Pflanzenleben in Wald und Savanne wetteifert mit der Ergiebig- keit der Kultur.
2) Unter den Wendekreisen und in höhern Brei- teu macht sich ein stärkerer Tcmperaturausschlag bemerkbar, sehr heiße Sommer wechseln mit ge- mäßigten, noch fast überall frostfreien Wintern; die sommerliche Hitze ist meist von einer dürren Periode begleitet, die die immergrünen Gebüsche und Bäume mit lederartigem Laube ertragen; die Neigung zu Steppen- und Wüstenbildungen liegt in der dem Baumleben durch Wassermangel drohenden Gefahr. Wo Wasser genügend vorhanden, ist die Kultur in den minderheißen Monaten ergiebig. 3) Etwa mit dem 40.° nördl. Br. beginnt die Wirkung der Wintcrfröste bedeutend zu werden, während zugleich die trockne Hitze des Sommers seltener die höchsten, zur Wüstenbildung sührenden Grade erreicht. Im Laubkleid der Wälder vollzieht sich daher der alljährliche Wechsel mit normalem Abfall zum Herbst; immergrüne Grassturen, welche auch unter Schneedecke nicht absterben, treten zum Waldlande hinzu und ersetzen die Steppen. Die Kultur ist auf den, nach Norden zu allmählich stark verkürzten Sommer angewiesen und baut nur frostharte Arten oder folche, die in wenigen Mo- naten ihren ganzen Vegetationsprozeß bis zur Fruchtreife vollziehen.
4) In der ungefähren Breite des Polarkreises reicht die Wärmemenge während des Sommers, die Zahl der genügend warmen Tage nicht mehr zur Er- haltung kräftiger Holzgewächse aus; als bedeutungs- volle Scheide zeigt sich die nördl. Baumgrenze. Die- selbe verlaust analog, aber in viel niederer Breite im Süden, und ebenso als Höhengrenze überall auf Hochgebirgen. Mit ihr geht die Möglichkeit, noch die anspruchslosesten Feldfrüchte zuziehen, ver- loren, nur noch im mühsamen Gartenbau lassen sich etliche Gemüse, gewöhnlich ohne zur Samenreife her- anzuwachsen, anbauen. lHierzu Karten: Pflanzen - gcographie I. II nebst Erläuterungen.) Litteratur. A. de Candolle, Oeo^l^liis do- taiiiliu6 iÄj30un66 (2 Bde., Par. 1855);
Engler, Versuch eiuer Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- welt (2 Bde., Lpz. 1879-82);
Grisebach, Die Vege- tation der Erde (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1884);
Drude, Die Florenreiche der Erde (Gotha [* 104] 1884);
ders., Atlas [* 105] der Pflanzenheilpulver (ebd. 1887; Abteil. 5 von Verghaus' «Physik. Atlas»);
ders., Handbuch der Pflanzenheilpulver (Stuttg. 1890). Pflanzengewebe, die Gewebe [* 106] der Pflanzen, s. Histologie und Zelle. Pflanzengrun, soviel wie Chlorophyll (s. d.). Pflanzcnheilpulver, s. Geheimmittel. ¶
62 Pflanzenkrankheiteit - Pflanzenseiden Pflanzenkrankheiten, alle abnormen Verände- rungen der Pflanzen, die in der ünhern Form oder im innern Van und in den Ernährungsvorgängen eintreten. Dieselben rühren entweder von der Ein- wirkung pflanzlicher Parasiten her, oder sie entstehen durch den Eingriff von Tieren, oder endlich infolge ungeeigneter Boden- und Feuchtigkeitsverhältnifse, mangelhafter Beleuchtung, mechan. Verletzungen u. dgl. Bei allen Pflanzenseiden handelt es sich zunächst darum, die Ursachen derselben aufzudecken, und es ist dies naturgemäß die erste Aufgabe der Lehre von den Pflanzenseiden oder der Pflanzenpathologie oder Phyto- pathologie.
Ferner ist es von größter Wichtig' keit, die Symptome, unter denen die Pflanzenseiden auftreten, genau zu unterfuchen, weil man in vielen Fällen aus den Symptomen auf die Ursachen schließen kann. Durch Verwundungen werden häufig man- cherlei Mißbildungen hervorgerufen, besonders bei Bäumen und strauchartigen Pflanzen; hier treten teils Überwallungserscheinuna.en auf, teils wird durch lebhafte neue Sprohblldung und ähnliche Vorgänge die Verzweigungsart der betreffenden Partien bedeutend geändert, auch kommt es häusig vor, daß infolge jener lebhaften Sproßbildungen große Wülste und Auswüchse an den Stämmen ent- stehen, wie dies z. B. an den sog. Kopfhölzern, deren Zweige in regelmäßigen Zwischenräumcn entfernt werden, auftritt. Am häusigsten finden Verletzungen an Holzpflanzen durch Wind und Schnee [* 108] statt, nicht selten aber auch durch Blitzschlag, durch die Einwir- kung von Tieren sowie durch die Hand [* 109] der Men- schen.
Unter den Tieren, die schädlichen Einfluß haben, sind besonders zu nennen: die Borkenkäfer, die Reblaus, [* 110] der Coloradokäfer, verschiedene Gall- wespen u. s. w. Nagetiere, [* 111] wie die Mäuse, können beträchtlichen Schaden anrichten, ebenso auch das Wild, sowohl durch das Verbeißen junger Bäume als auch durch Zerstörung von Saaten. Durch Menschenhände werden besonders häu- fig Verletzungen an gewissen Bäumen und Sträu- chern hervorgerufen, aus denen Harze und ähnliche Stoffe gewonnen werden.
Dadurch wird, da die Wunden allmählich wieder überwallen, die Form der Baumstämme geändert; häufig auch treten da- bei Fäulniserscheinungen des Holzes auf. Zahlreiche Pflanzenseiden werden durch abnorme Licht- oder Temperatur Verhältnisse hervorgerufen, dahin gehört unter andern das sog. Vergeilen oder Etiolieren (s. d.), ferner das Erfrieren (s. Frost- schaden). Auch allzu starke Erwärmung, besonders bei Feuchtigkeitsmangel, verursacht leicht ein Welken und schließlich Absterben der Pflanzen.
Die Be- schaffenheit des Bodens kann ebenfalls mannigfache abnorme Veränderungen hervorrufen; so ist der Mangel gewisser Nährstoffe im Boden für viele Pflanzen verderblich, ein zu geringer Gehalt an Nährstoffen überhaupt erzeugt eine zwerghafte Ent- wicklung, die man als Zwergwuchs oder Nanis- mus bezeichnet. Ein sehr fruchtbarer Boden kann leicht Fäulnis der Wurzeln hervorrufen. Auf die Bodenbeschaffenheit lassen sich in vielen Fällen auch die sog. Mißbildungen (s. d.) zurückführen.
Von allgemeinerm Interesse sind die durch pflanzliche Parasiten (s. d.) hervorgerufenen Pflanzenseiden. Die hierher gehörige Tafel: Pflanzentrant- heiten, [* 107] Fig. 1 - 9 zeigt die wichtigsten derselben. Es sind die verschiedenen Erreger des Getreidebran- des (s. Brand des Getreides und [* 107] Fig. 1 - 3), des Mutterkorns (f. d. und [* 107] Fig. 4), des Getreiderostes (f. luccinia. und [* 107] Fig. 5), der Traubenkrankheit (f. d. und [* 107] Fig. 6), der Kartoffelkrankheit (s. d. und [* 107] Fig. 7), des Blattschorfes (s. d. und [* 107] Fig. 8), der Hungerzwetschen (s. NxoaseuZ und Fig. 9). Außer- dem sind wichtige Pflanzenseiden die Rotfäule (s. d.), der Erd- krebs (s. d.), der Ritzenschorf (s. IIMerium), die Kohlhernie (s. ?1a8in0äi0pkoi'a.) u. a. Die Gegen- mittel gegen diese kryptogamischen Krankheitserreger sind verschieden, als allgemein wirksam, dazu auch noch gegen Raupen, Schnecken, [* 112] Blatt- und Blut- läuse u. s. w., wird neuerdings ein von Souheur in Antwerpen [* 113] erfundenes und mehrfach preisgekröntes Pulver empfohlen, Kupfervitriol - Specksteinmehl, Fostite genannt, das mit besonders dazu kon- struierten Apparaten auf den Pflanzen verstäubt wird und auch vorbeugend wirken soll. Um die Erforschung der bedeutsamen Pflanzenseiden zu för- dern und die Untersuchungsergebnisse den Inter- essenten zugänglicher zu machen, wurde 1890 eine internationale pHytopathologische Gesell- schaft gegründet und die Errichtung von phyto- pathologischen Versuchsstationen angeregt. Zu demselben Zweck wird seit 1891 die «Zeit- schrift für Pflanzenseiden» (1. bis 4. Jahrg., Stuttg. 1891-94) herausgegeben.
Aus der Litteratur über Pflanzenpathologie und Pflanzenseiden sind zu nennen: Meyen, Pstanzenpathologie (Berl. 1841);
Sorauer, Handbuch der Pflanzenseiden (ebd. 1874; 2. Aufl., 2 Tle., 1885-87);
Hartig, Wichtige Krank- heiten der Waldbäume (ebd. 1874);
Frank, Die Krankheiten der Pflanzen (Bresl. 1880; 2. Aufl. 1894);
Hartig, Lehrbuch der Baumkrankheiten (Berl. Pflanzenkunde, f. Botanik. ^1882). Pflanzenläuse (?KMrMIiii'68), eine Unterord- nung der Schnabelkerfe, nur kleine, an Pflanzen schmarotzende Arten umfassend. Der Saugrüssel ist mit der Vorderbrust verwachsen. Die Pflanzenseiden haben 4, seltener 2 ihrer ganzen Länge nach gleichartige, dünnhäutige. Flügel, die in der Ruhe dem Körper dachartig aufgelagert sind; besonders die Weibchen sind häusig flügellos. Man unterscheidet Vlatt- flöhe, Blattläuse und Schildläuse. (S. diese Artikel.) ftes Klebers (s. d.). Pflanzenleim, der in Alkohol lösliche Anteil Pflanzenmischlinge, s. Vastardpstanzen.
Pflanzenpaläontologie (Phytopaläonto- logie), s. Paläontologie. Pflanzenpapier, ostindisches, ein als Ersatz für das Englische Pflaster [* 114] in der Pharmacie verwen- detes Pflasterpapier. Es wird erhalten durch Be- streichen von feinstem Velinpapier mit einer Lösung von Gelatine in Wasser unter Zuckerzusatz. Pflanzenpathologie, die Lehre von den Pflan- zcnkrankheiten (s. d.). Pflanzenphysiologie, s. Physiologie (botan.). Pflanzenreich, s. Pflanzen.
Pflanzettschere,s.Gartcngeräte(Bd.7,S.556^). Pftanzenschlaf, s. Pflanzenbewegung. Pftanzenfchleim, in den Pflanzen, besonders in der Oberhaut vieler Samen vorkommende Stoffe, welche den Gummiartm nahe stehen, aber mit Wafser nur aufquellen und nicht filtrierbar sind. Pssanzenseiden, vegetabilische Seiden, die in der Technologie verwendeten glänzendweißen Samenhaare außer der Baumwolle. Sie entstam- men zumeist den Asklepiadeen (s. ^8ci6fM8 und (^ott'0in8), hier besonders der afrik.-ind. Oalotropig ^anwk 2i. F?'. (Mudar). Auch die zu den ¶
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cynaceen gehörige LeaumonUa ^'Hinliüoilz. l^li. (Indien) liesert eine Seide. [* 116] Meistens besitzen die- selben aber zu weiterer Verwendung nicht genügende Festigkeit [* 117] und werden daher von den glänzenden Bast- fasern(Vtanilahanf,Ramieu.a.)anWert übertroffen. Pstanzenfekrete, die Stosse, die beim Ernäh- rungsprozeß der Pflanze in bestimmten drüsen- oder röhrenartigen Bebältern im Innern der Gewebe oder an der Oberfläche der Pflanze, teils in Form von Überzügen der Epidermis, [* 118] teils als Tropfen, Krusten u. dgl., teils auch in den Kopfzcllen der Drüsenhaare ausgeschieden werden.
Viele dieser Pflasterung, die ihrer chem. Beschaffenheit nach öl-, gummi, harz- oder wachsartige Körper sind, dürfen wohl mit Recht als Endprodukte des Stoffwechsels be- trachtet werden, da sie, nachdem einmal die Aus- scheidung erfolgt ist, keine Rolle mehr im Ernäh- rnngsprozeß der Pflanze spielen. Immerhin aber sind sie deshalb für die Pflanze noch nicht bedeu- tungslos;
fo bedingen z. V. viele olartige Sekrete, wie sie von Drüsenhaaren oder nahe der Epidermis liegenden Zellen abgeschieden werden, den Geruck der betreffenden Pflanzenteile;
wachsartige Über- züge bildkn in manchen Fällen einen wirksamen Schutz geczen zu starke Verdunstung;
.harze u. dgl. dienen zur schnellen Verschließung von kleinern Ver- letzungen, wie dies besonders bei den reichlich .harz führenden Koniferen [* 119] sichtbar ist. In äbnlicher Weise werden auch andere Sekrete von der Pflanze zu ver- schiedenen Zwecken benutzt, auch die Säfte in den Nettarien (s. d.) der Blüten müssen wenigstens zum großen Teil hierher gerechnet werden.
Bei gewissen pathol. Zuständen findet nicht selten eine abnorme Sekretion, besonders von gummiartigen Stoffen statt, die meist durch Zerstörung der Cellulosemem- branen entstehen (s. Gummosis). ^556 d). Pftanzenfpritze, s. Gartengcräte (Bd. 7, S. Pflanzenfysteme, s. Botanik und Systematik. Pflanzentiere, s. Zoophyten. j Pflanzen. Pflanzenvermehrung, s. Vermehrung der Pflanzenwachs, s. Wachs. Pflanzenwefpen, f. Hautflügler. [* 120] Pflanzenzelle, f. Zelle. Pflanzgarten, s. Pflanzkamp. Pflanzholz, f. Gartengeräte (Bd. 7, S. 555d).
Pflanzkamp, eine zum Verschulen jüngerer, meist ein- bis fünfjähriger Nadel- oder Laudbolz- pflanzen bestimmte und besonders vorbcreiteteFläche. Die Pflanzen werden dem Saatkamp, wo sie sehr gedrängt stehen, entnommen und einzeln in Ent- fernungen von mehrcrn Zentimetern im P. ein- gepflanzt (verschütt), um ihnen durch freiern Stand kräftigere Wurzel- und Zweigbildung zu verschaffen. Je älter und größer die Pflanzen vor der Aus- pflanzung im Walde werden sollen, in desto größerer Entfernung voneinander werden sie verschult.
Fich- ten, Kiefern und Tannen sollte man im Abstand von wenigstens 8 -10 cm vcrschulen. Laubhölzcr und Lärchen verschult man vielfach zweimal; das zweite Mal nicht unter 30 - 40 cm Entfernung. Einen Pflasterung benutzt man am besten nur ein- oder zwei- mal, selten öfter. Ständige Pflasterung, die dauernd zur Er- ziehung von Pflanzen dienen, nennt man Pslanz- garten; diese müssen regelmäßig gedüngt werden. Pflanzte chmaschinen, s. Kartoffelkulturnlascki- nen. j507 d). Pflanzungskolonien, s. Kolonien (Bd. 10, S. Pflaster (I^mpwZti'iiiu), zum äußerlichen Ge- brauch bestimmte Arzneimittel entweder in Tafeln, Stangen oder Stücken verschiedenster Form oder auch auf Stoff gestrichen, bestehen aus einer aus Öl, Harz, Wachs oder Fett durch Kochen oder Zu- sammenschmelzen mit andern Körpern erhaltenen bartcn oder knetbaren Grundmasse mit oder ohne Zusätze.
Bei der Mehrzahl der Pflasterung bildet einfaches Bleipflaster (s. d.) die Grundmasse. Um die Pflasterung an- zuwenden, werden dieselben dünn auf Leder oder Leinwand u. s. w. gestrichen. Bei den meisten Pflasterung tommen die ihnen zugesetzten Stosse nur wenig zur Geltung; sie wirken mebr durch die Bedeckung dcr .haut, das Warmbalten derselben und den Reiz, den die harzigen Bestandteile der Pflastermasse ausüben. Eine stärkere Wirkung haben das Spanischfliegen- Pflaster, das Zugpflaster, das Quecksilbcrpfiaster.
Betreffs Übersicht über die jetzt osfizinellen und sonst gebräuchlichsten Pflasterung vgl.^den Artikel llmpi^trum. Fliege. Pflasterkäfer, s. Vlasenkäser und Spanische [* 121] Pflasterung, im allgemeinen die Abdeckung der Strahenoberfläche mittels einzelner nebeneinander versetzter Steine oder Klötzer, im Gegensatz zur Chaussierung gleiche Abdeckung für Fußböden (s. d.). Nach dem Material unterscheidet man Stein-, Klinker-, Holz- und Eisenpstaster; nach der Form der Steine Rundsteinpflaster (Bauerndamm), ans den natürlichen rundlichen Geschiebesteincn gebildet; Kopfsteinpflaster, aus geschlagenen Steinen zu- sammengesetzt, welche eine besonders eben bearbei- tete, an die Oberfläche zu legende Kopfftäche haben, und Würfel- oder Prismenpflajter, zu wel- cbem würfelförmige oder rechteckig prismatische Steine genommen werden.
Das Kopfsteinpstaster beißt polygonal oder rechteckig, je nachdem es aus Steinen gebildet wird, deren Köpfe beliebige Poly- gone oder Rechtecke zeigen; es ist um so besser, je weniger Verjüngung der Stein vom Kopfe bis zur Fuß- oder Eetzfläche hat, indem mit der Vergröße- rung der Fuhfläche der Widerstand des Steins, unter den Lasten keilartia in den Untergrund einzudringen, vermehrt wird. Aus rechteckigen Kopfsteinen, Wür- feln oder Prismen wird Reihenpflaster gebildet; die Reiben laufen meist senkrecht zur Straßenrichtung.
Die Breite der Reihen, also auch die Breite der Steine ist möglichst gering zu wählen, um das Rasseln der Wagen auch bei erfolgter Nuudung dcr Steinköpfe zu mildern. Bei Verwendung kleiner Steine und für Straßen mit schwerem Lastverkehr ist die Anwendung einer Schotter- oder Vetonunter- lage zu empfehlen, sonst wird das Pflaster nur auf Kiesbettung gesetzt und festgerammt. Die Fugen werden vorteilhaft mit Cementmörtel oder einer Pecheinkochung gefüllt, um das Eindringen von Wasser in den Untergrund und das Aufweichen des- selben zu verhindern.
Für Fußwege werden kleinere Pflastersteine oder aber Mosaiksteine gewählt, d. h. Steinchcn von geringen Größen (4-6 cm), Würfel- oder prismcu- sörmig geschlagen, auf Sand- oder Kiesbettung gc- sctzt und mittels einer besondern Mosaikramme gerammt. Sollen Musterungen hergestellt werden, dann werden Steine verschiedener Aärbung, aber möglichst gleicher .härte, mit Hilfe von Brettsckablo- nen oder bochkantigen durch Psählchen festgehalte- nen Leisten zu Musterungen zusammengefügt. Die Musterung wird um so sauberer, je kleiner die Steine l2- cin) sind, auch wird das Lostreten der kleinen Steine dadurch verhindert, daß sie auf ein trocknes ¶