«Druck- und Arbeitsleistung durch wachsende
Pflanzen» (ebd. 1893),
«Die Reizbarkeit der
Pflanzen» (ebd. 1893). Sein Hauptwerk ist das umfassende «Handbuch
der Pflanzenphysiologie» (2 Bde., Lpz. 1881-82). Von 1881 bis 1887 gab
Pfauen «Untersuchungen aus dem
BotanischenInstitut zu
Tübingen»
[* 3] heraus. Auf morpholog.-systematischem Gebiete
sind von Pfauen anzuführen: «Bryogeogr.
Studien aus den Rhätischen
Alpen»
[* 4] (Berl. 1869),
«Zur Blütenentwicklung der Primulaceen
und
Ampelideen» (ebd. 1869) und «Die
Entwicklung des
Keimes der Gattung Selaginella»
(Bonn
[* 5] 1872).
Pflanzengattung, s. Lepidium und
Satureja. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit nur wenigen, fast sämtlich mediterrane ...]
auch Lebkuchen oder Honigkuchen, tafelförmige, aus Mehl,
[* 6]
Honig, Stärkezucker mit Zusatz von
Mandeln
und
Gewürzen
(Piment, Nelken,
Kardamomen, Zimmet u. s. w.) gebackene Kuchen.
ein
Branntwein, der entweder durch
Destillation
[* 17] von Feinsprit über Pfefferminzpflanzen und Zusatz von
Wasser und Zucker
[* 18] zum
Destillat oder auf kaltem Wege durch Zusammenmischen von
Alkohol, Wasser, Zucker
und
Pfefferminzöl dargestellt wird.
ätherisches Öl, welches durch
Destillation der ganzen
Pflanzen von
MenthapiperitaL. gewonnen wird.
Im
Handel unterscheidet man englisches, deutsches, amerikanisches und japanisches.
Das
Kilogramm kostet 30 - 100 M. Von diesen
ist das erste am meisten geschätzt. Es besteht aus einem
Terpen (C10H16 und
Menthol
(s. d.).
Das japan. Öl ist am reichsten an
Menthol. Es findet Verwendung in der Liqueurfabrikation,
Pharmacie und Parfümerie.
Bambusschößlinge in Form von braunen, hellen, hohlen, leichten und doch festgegliederten
Stäben mit
knolliger Verdickung
(Wurzel)
[* 21] am stärkern Ende, die hauptsächlich von
China
[* 22] und
Japan nach Europa
[* 23] importiert
und zu Spazier- und Schirmstöcken, Pfeifenrohren, Möbelarbeiten u. s. w. verwandt werden.
ein Rohr, in welchem die Luft in tönende Schwingungen versetzt wird.Bei den Labial- oder
Lippenpfeifen wird die Erschütterung durch einen aus einem schmalen
Spalt austretenden Luftstrom bewirkt, der gegen eine Schneide
strömt. Die daselbst auftretenden Erschütterungen laufen längs der Pfeife hin, werden an ihrem Ende reflektiert
und bilden
Stehende Wellen (s. d.) in der Pfeife. Man unterscheidet offene und
gedeckte Pfeife. Letztere sind nur am Mundstück, erstere aber auch am andern Rohrende offen. An
gedeckten
Enden können nur Knoten, an offenen nur Schwingungsbäuche austreten.
Bei der einfachsten Schwingungsweise liegt also in der offenen Pfeife eine halbe Wellenlänge der stehenden
Welle mit einem Knoten
in der Mitte und einem Schwingungsbauch an jedem Ende. In der gedeckten Pfeife liegt eine Viertelwelle
mit dem Knoten am gedeckten Ende und dem Schwingungsbauch am offenen Ende. Die gedeckte Pfeife giebt bei gleicher
Länge die tiefere Oktave der offenen. Bei stärkerm Anblasen treten
Abteilungen der Luftsäule und
Obertöne
[* 25] (s. d.) auf.
Die Schwingungsgesetze der Pfeife sind ganz ähnlich jenen der longitudinal tönenden
Stäbe (s. d.). Die
Luftsäule der Pfeife kann auch durch aufschlagende oder durchschlagende Metallzungen erregt werden. Solche Pfeife nennt
man Zungenpfeifen. (S. auch Orgel.)
Über die Dampfpfeife
[* 26] s. d.
Bei gewerblichen, insbesondere metallurgischen
Arbeiten sind Pfeife Luftkanäle zum Entweichen eingeschlossener Luft oder gebildeter
Gase.
[* 27] In größern Gußformen
[* 28] (s. d.) bringt man z. B.
Luftpfeifen auf dem Scheitel an, durch welche beim Einströmen des Metalls die Luft rasch austreten kann. -
Über dieGlasmacherpfeife
s.
Glas
[* 29] (Bd. 8, S. 41a).
(Mareca,), Schwimmenten (s.
Enten),
[* 33] die sich von ihren Gattungsverwandten unterscheiden durch kürzern nach
vorn verschmälerten Schnabel, aus nur 14 Federn bestehenden
Schwanz und durch leichten, schnellen, kaum
watschelnden
Gang
[* 34] und fast geräuschlosen Flug; sie sind auch in höherm
Maße Pflanzenfresser als jene und weiden auf Rasenflächen
wie die
Gänse. Man kennt nur zwei
Arten:
Haltung auf Parkteichen sehr zu empfehlende, fchön gefärbte Zierente;
2) die chilenische Pfeifentc (^n^8 cnii06ii8i8 ^ii/), unterscheidet sich von der vorigen durch schwarzgrün glänzende
Oberseite, grauweißes Gesicht,
[* 38] sammetschwarzen Spiegel
[* 39] und rotgelbe Bauchseiten und Steiß. Diese Ente ist bis jetzt nur in
zoolog. Gärten anzutreffen. Der Preis für das Paar deutsche Pfeiffer beträgt
etwa 20 M., für das Paar chilenische Pfeiffer etwa 80 M. Pfeifenthon, s. Tbon. Pfeifenwerk
(Pfeifwerk), s. Orgel. Pfeifer, ursprünglich diejenigen Spiellente, die Blasinstrumente aller Art spielten, doch zeitweilig,
besonders im 14. Jahrh., auch Bezeichnung für die Spielleute überhaupt.
Als das Innungswesen in den Städten überhandnahm, folgten auch sie dem all- gemeinen Zuge der Zeit.
In Deutschland ordneten sich die Verhältnisse der Spielleutc im 14. Jahrh. Die Kaiser errichteten zunächst für Österreich
[* 40] ein Oberspielg rasen amt, dessen Vorsteher, der Erbspielgraf, seinen Sitz in Wien hatte und andere ihm untergeordnete Vorsteher
über die einzelnen Bezirke setzte. Die erste Urkunde, in der diesem Amtes Erwähnung geschieht, ist vom
1.1431; auf- gehoben wurde es 1782. Für das ganze HeiligeRömische Reich
[* 41] gab es einen Reich Zuspiel leute- töuig.
Mehrere Neichsstände wurden mit der Gerichtsbarkeit über die Musiker bestimmter Ge- biete belehnt, und diese übertrugen
solche dann weiter sog. Pfeiferkönigcn, die auch Spieler- könige, Spiclgrafen, Musikgrafcn genannt wurden.
Am besten unterrichtet ist man über die Ausbildung dieser Einrichtungen im Elsaß, wo die Grafen von Rappoltstcin (s. d.)
und später die Pfalzgrafen von Zweibrücken
[* 42] die Schutzhcrrlichkeit besaßen und auch noch ein Vestallungsbrief für einen
Xünic äsr varenäon linto aus dem 1.1400 erhalten ist.
Da- nach hielten die Pfeiffer an bestimmten Tagen und Orten (zu Alten-Thaun, Rappoltswciler, Bisckweiler u. s. w.) mit Aufzügen und
Gepränge jährliche feierliche Gerichtssitzungen (Pf cifergcrichte, Pfeifertage), von denen Berufung nur an den Echutzherrn
galt. Die Elsasser Innung ging 1781) in der Revolution unter. Nach dem Beispiel dieser großen Landesinnungen bildeten sich
bald, beson- ders im 15. Jahrh., anch die kleinern der Stadt- Pfeifer, zuerst in den Reichsstädten,
dann auch in den übrigen Städten. -
Vgl. Bacher in den «Sitzungsberichten» der WienerAkademie (Bd. 35); Maurer, Geschichte
der Fronhofe, Bd. 2 (Erlangen 1862);
Pfeifer, Käfer,
[* 44] s. Erdflöhe. Pfeifer von Niklas hausen, s. Bauernkrieg. Pfeiferdampf, K e h lk o p fp f c i f c n, R o a r c
n, Rohren, beim Pferde
[* 45] eine besondere Form der als Dampf
[* 46] (s. d.) bezeichneten Atmungsdeschwerde. Beim Pfeiffer liegt der Grund zur
Atmungsbeschwerde in einer halbseitigen Kehlkopfläbmung, wodurch die Stimmritze verengt wird. Die Folge davon ist eine mit
einem pfeifenden Einatmungvtonc cinbergchenoe Atemnot bei angestrengter Bewegung. Besonders tritt diese ein, wenn das Pferd
[* 47] im Galopp
[* 48] «auf dem Zirkel» (d. h. im Kreise)
[* 49] geritten wird und die ge- lähmte Seite des Kehlkopfes sich innen
befindet.
Der Pfeiffer gehört zu den Gewährsmängeln (s. d.). Man operiert neuerdings
mit Pfeiffer behaftete Pferde von der Luftröhre aus (Kehlkopfoperation). Durch den Luft- röhrenschnitt und Einlegen einer Metallrdbre
hat Vroclhaus' Konvcrsations-Loxilon. 14. Aufl. XIII. man schon seit langer Zeit
die Tiere bei den höhern Graden des Leidens
gebrauchstüchtig erhalten. Pfeifergericht (^uäicwni tidiciuum), eine Ge- richtssitzung des Schöffenrats
zu Fraukfurt a. M., welche ehemals nach altem Herkommen jährlich zur Zeit der Herbstmesse am
letzten Gerichtstag vor Maria Geburt im großen Nathaussaale öffentlich abgehalten wurde. Es erschienen während derselben,
zwischen der Publikation crgangener Urteile, in feier- lichem Aufzug,
[* 50] mit roten Mänteln angethan und begleitet
von Pfeifern (Musikanten) Abgeordnete der StädteNürnberg, Worms
[* 51] und Alt-Bamberg, überreichten einen zierlich geschnitzten
hölzernen Becher,
[* 52] ein Pfund Pfeffer, ein Paar weiße lederne Handschuhe nebst einem darauf liegenden Nä'dcr- albus (alte
^ilbermünze mit dem Mainzer Rad auf der einen, einer Weltkugel auf der andern Seite), ein weißes Stäbchen und
einen alten weißen Viber- but (welchen letztern Worms jedesmal mit einem Goldgulden wieder einlöste), erbaten Bestätigung
ihrer Meßprivilegien, namentlich der Zollfreihcit. Noch 1801 ließ sich Worms seine Zollfreihcit in Frankfurt
[* 53] unter dieser
Form bestätigen. (^. auch Pfeifer.) -
Vgl. Fries, Vom sogenannten Pfeiffer in Frankfurt a. M. (Franks. 1752) und die
anschauliche Schilderung, die Goethe im ersten Buch von «Dich- tung und Wahrheit» von: Pfeiffer giebt. Pfeiferkönig, Pfeifertag, s.
Pfeifer. Pfeiffer, Franz, Germanist, geb. zu Bettlach bei Solothurn,
[* 54] studierte 1834-40 zu Münzen
[* 55] unter Mahmann und
Schmeller deutsche Philologie, lebte von 1842 an einige Jahre in Stutt- gart, wirkte seit 1846 als zweiter
Bibliothekar an der dortigen königl. Bibliothek, bis er 1857 einem Ruf als Professor der deutschen Sprache
[* 56] und Litteratur
nach Wien Folge leistete. Er starb Pfeiffer hat sich besonders verdient gemacht durch zahl- reiche Ausgaben, namentlich
auch prosaischer mit- telhochdeutscher Texte. In seinen «Deutschen My- stikern des 14. Jahrh.» (Bd. 1 u.
2, Abteil. 1, Lpz. 1845 - 57) und der «Deutschordenschronik»
des Nik. von Ierosebin (Stnttg. 1854) hat er, vielleicht anf Anregung Wilb. Grimms, zuerst die Eigentümlich- keiten des
mitteldeutschen Dialekts erkannt. Er gab ferner heraus Boners«Edelstein», «Barlaam und Iosaphat» von Rudolf
von Ems,
[* 57] «Wigalois» von Wirnt von Gravenbcrg, «Mai
und Veaflor» (3., 4., 6. u. 7. Bd.
der «Dichtnngen des deutschen Mittelalters», Lpz. 1844 -
48),
das «Buch der Natur» von Konrad von Megenberg (Stuttg. 1861),
die «Pre- digten
des Verthold von Negensburg» (Bd. 1, Wien 1862) lind viele andere Denkmäler der ältern deut- schen Litteratur.
Pfeiffer begründete eine Sammlung «Deutsche
[* 59] Klassiker des Mittelaltcrs»
(Lpz. 1865 fg.') von popnlärer Tendenz und besorgte darin di? Ausgabe Walthcrs von der Vogelweide (ebd. 1865; 6. Aufl. 1880).
II. d. T. «Freie Forschung» erschien Wien 1867 eine Sammlung seiner kleinen Schriften. 1856 begründete
Pfeiffer die von ihm bis zu fciuem Tode geleitete Zeitschrist «Germania».
[* 60] Pfeiffer, Louis GeorgKarl, Naturforscher, geb. zu
Cassel, Sohn des kurhess. Juristen Burchard Wilh. Pfeiffer, studierte zu Göttingen
[* 61] und Marburg
[* 62] Medizin und widmete sich, nachdem er
noch ein Iabr zu Paris
[* 63] und Berlin
[* 64] verbracht, seit Herbst 1826 in seiner Vaterstadt der ärztlichen Praxis. 1831 ging
Pfeiffer nach Polen, wo er als Stabsarzt im großen Alexanderhospital, zu Warschau
[* 65] wirtte. Nach seiner
¶
forlaufend
50
Rückkehr nahm er in Cassel die ärztliche Praxis wieder auf. Pfeilgifte war in der Zoologie (Mollusken)
[* 67] und Botanik gleich bedeutend
und publizierte eine große Anzahl zum Teil prachtvoll ausgestatteter Werke in beiden Wissenschaften. Beiträge lieferte er
in die von ihm mit Mencke seit 1846 herausgegebene «Zeitschrift für Malakozoologie», die seit 1854u.
d.T. «Malakozoolog. Blätter» fortgesetzt ward. Pfeilgifte starb in Cassel. Pfeifhase (I^om^), Gattung der Hasen (s. d.),
mit dichtem Pelz, kurzen Ohren und Hinterbeinen, Schwanzstummel äußerlich nicht sichtbar.
Etwa ein DutzendArten, von denen der sibir. Alpen- pfeifhase (1^^0in^8 9.1i)iun8 ^. (7nn.), mit einer Körperlänge von 25 cm,
der bekannteste ist, be- wohnen den Himalaja (zwischen 11000 und 15000 Fuß Höhe), Ural, das arktische Sibirien und das nordamerik.
Felsengebirge. Pfeifwerk, f. Orgel. Pfeil (vom lat. Muni),
das Geschoß, welches vermittelst des Bogens (s. d.) entsendet wird. Der Pfeilgifte hat einen etwa 1 m langen,
dünnen Schaft von Holz, welcher an seinem vordern Ende eine aus Knochen,
[* 68] Stein oder Metall bestehende,
mit Wider- haken versehene Spitze, am hintern eine doppelte bis vierfache Befiederung hat.
Während die Spitze das Eindringen des Pfeilgifte in den Körper des Feindes erleichtert, erschweren die Widerhaken das Ent- fernen
des Pfeilgifte aus der Wunde. Die Befiederung regelt die Bewegung in der Lust. Pfeilgifte und Bogen
[* 69] erhielten sich noch
einige Zeit neben den Feuer- gewehren; selbst in der Gegenwart stößt man noch bei Naturvölkern auf diese Waffe; häufig
wird hier die Spitze des Pfeilgifte mit Pfeilgiften (s. d.) bestrichen, die den
Tod des Gegners auch bei leichter Verwun- dung herbeiführen. Straße.
Pfeil (^itta), kleines Sternbild in der Milch- Pfeil, Joachim Friedrich, Graf, Afrikaforfcher, geb. zu Neurode in
Schlesien,
[* 70] ging scholl 1873 auf Reisen, zuerst im Anschluß an die Hermannsburger Mission nach Natal. Er durchzog Südafrika,
[* 71] trieb Landwirtschaft und Viehzucht
[* 72] im Oranje-Freistaat, auf dem Drakengebirge. 1883 zu- rückgekehrt, trat
er mit Eifer für die Begründung einer ostafrik. Kolonie ein. Er vegab sich mit Peters und Iühlke (1884) nach Sansibar,
[* 73] durchzog
mit diesen Usegua und Usagara und war bei der ersten Erwerbung jener Landschaften thätig, aus denen allmählich Deutsch-Ostafrika
erwuchs. Im Mai 1885 ging er von Usagara nach Kutu, das er durch Ver- träge für die Ostafrikanische
Gesellschaft erwarb, und fuhr dann den Rufiji hinab. Einige Monate später überschritt er, wieder von Usagara aus, das Rubeho-
Gebirge, drang in das Land derWahehe ein und erforschte (Dez. 1885) als erster Europäer den Lauf des Ulcmga (den
Oberlauf des Rufiji).
Vom Dez. 1886 bis Mai 1887 bereiste er den Pangani aufwärts und durchquerte Usegua von Norden nach Süden. Im Juli zurückgekehrt,
trat er in die Dienste
[* 74] der Neuguinea-Compagnie, machte eine Forschungsreise in das Innere Neuguineas und nahm dann eine Stellung
in der Verwaltung des Bismarck-Archipels ein, wo er Neumecklenburg durchquerte. Krankheit zwang ihn die
Südsee zu verlassen. Nach längerm Aufenthalt in Java traf er Okt. 1889 in Europa wieder ein. Juni bis Nov. 1892 bereiste
er im Auf- trage des Syndikats für die Siedelung in Deutsch- Südwestasrika das Land vom Oranjefluß bis Wind- hoek und Walsischbai.
AußerBerichten und Karten in
Petermanns «Mitteilungen» und andern Zeit-
schriften veröffentlichte er: «Vorfchläge zur prak- tischen Kolonisation in Ostafrika» (Berl. 1888). Pfeiler, freistehende
Stützen von Stein oder Mauerwerk, welche zur Unterstützung von Gebälken, Bogen und Gewölben dienen. Runde Pfeilgifte, wenn sie gewisse
Verhältnisse, Basis und Kapital haben, nennt man Säulen
[* 75] (s. d.). Wenn sie in Verbin- dung mit Säulen als
Pilaster (s. d.), Lisenen (s. d.),
Anten (s. d.) u. dgl.
austreten, werden die Formen der Säule auf sie übertragen. Anderer Art sind die Strebepfeiler, die am äußern oder im Innern
der Gebäude angebrachten Verstärkungen der Um- fassungsmauer, welche den Zweck haben, dem Seiten- schub
von Gewölben oder Bogen zu widerstreben, ein vorzugsweise in der Gotik auftretendes Motiv. - ÜberBrückenpfeiler f. d.; über
den Pfeilgifte von Dehli s. Eisenfunde. P P P feilerbau, s. Bergbau
[* 76] (Bd. 2, S. 758a). keilförmig, s.
Blatt
[* 77] (Bd. 3, S. 86 a). 'eilgifte, eine Anzahl verschiedener,
von den wilden Völkerschaften der Tropengegenden zum Ver- giften ihrer Pfeile benutzter giftiger Zubereitungen,
deren sie sich bei Kriegszügen und zur Erlegung der Tiere bedienen. Meist sind es Pflanzen aus den Familien der Loganiaceen,
Apocynaceen und Urti- caceen, die benutzt werden, seltener animalische Gifte, wie Pflanzen- und Leichengift aus faulenden Tieren.
Schon im Altertum wurden Pfeilgifte benutzt, in Europa verschwanden sie erst mit Einführung der Schuß- waffen.
Von den jetzt noch verwendeten Pfeilgifte ist die Herkunft nicht überall bekannt. Am besten untersucht sind folgende.
1) Asiatische Pfeilgifte:. Das Tieuts (Tjettek) oder Upas-Radscha, das be- sonders auf dem Malaiischen Archipel im Gebrauch ist,
stammt von 8tr^c1in08 lisuts ^eschen., einer Schlingpflanze, aus deren Wurzelrinde es ausge- kocht wird. Das Antjar, Upas-Antjar
oder Pohon-Upas, ist der eingedickte Milchsaft der Ninde von ^ntiHris toxicHlia ^eschen., meist mit verschiedenen Zusätzen.
Das Ipoh (Ipoh mallaje) von Malaka kommt vermutlich von^svotia. uorii- tniia. KnFsieT-. Das Bikh, Bish oder Visha,
ein stark wirkendes Pfeilgift von Nepal und Himalaja, wird aus den Knollen
[* 78] verschiedener Aconitumarten bereitet. Von Arten
derselben Gattung stammt auch das Pfeilgift der Aino.
2) Afrikanische Pfeilgifte:. Das Pfeilgift der Somal, Wabajo oder Waba'l, rührt hauptsächlich von einigen Arten der Apocynaceen- gattung
^eoeantQki'a. (nicht von Oari88a), ebenso wahrscheinlich die noch wenig bekannten Pfeilgifte der
Wa- teita, Wakamba, Wanika, Waschamba, Massai und anderer Stämme der Kilima-Ndscharo-Gegend. Das Pseilgift der Monbuttu ist aus
fünf Ingredienzen zusammengesetzt, von denen der Säst von Nr^tki-o- PQ106UN 8MN66I186 ^)t)n. sowie eine Strychnosart allein
giftig wirken.
Die Pfeilgifte der Niloten werden von Euphorbiaarten (besonders I^updordia, canäe- I^druin ^Vemans)
gewonnen. Das Inöe oder Gombi von Senegambien und Guinea stammt aus dem Samen von 8tropIiaiitQu8 1ii8piäu8 ^)0. Die Stammpflanze
des Kombi oder Kombe West- afrikas und des Sambesigebietes ist stropnantkuk koiudk 0^'v. Die Vergdamara und Ovambo be- reiten
ihr Pfeilgift, Echuja, aus dem Milchsaft eines rofa blühenden Strauches, ^.äsnium Losiinii^riurQ F^ns.
Das Pfeilgift der Buschmänner ist dagegen tierischer Herkunft, es ist teils Leichengift, teils stammt es von den Larven eines
Küfers,
¶
3) Amerikanische Pfeifenten:. Sie stammen alle von verschiedenen Strychnosarten und werden mit dem Namen Curare (s. d.) zusammengefaßt.
4) Die australischen Pfeifenten sind noch fast gar nicht bekannt; es soll teils Leichengift, teils Erde aus sumpfigen Orten benutzt
werden. - Die Pfeifenten wirken teils als Herzgifte, wie das Antjar, Inée, Wabaï, das Pfeilgift
der Monbuttu und der Bergdamara, teils krampferregend, wie das Tieuté, oder atmungsähmend, wie das Curare und Aconitumgift,
oder endlich sie rufen örtliche Entzündungen hervor, wie die Pfeifenten mehrerer Euphorbiaarten. Alle wirken nur dann schnell tödlich,
wenn sie in die Blutbahn gelangen, wenige vom Magen
[* 81] aus; die durch Pfeilgift erlegten Tiere werden daher
meist ohne Schaden genossen, nur zuweilen wird das Fleisch um die Wunde ausgeschnitten -
Vgl. Lewin, Die Pfeifenten, histor. und
erperimentelle Untersuchungen (in Virchows«Archiv für pathol. Anatomie» u. s. w., Bd.
136, Berl. 1894).
Borstenkiefer (Chaetognathae), eine nur durch eiue einzige Gattung (Sagitta, s. Tafel: Würmer,
[* 83] Fig. 22)
vertretene Klasse meeresbewobnender, hermaphroditischer Rundwürmer (s. d.), die einen
seitlichen, horizontal gestellten Flossensaum tragen.
(Toxoglossa), Giftschnecken, eine zu den Vorderkiemern (s. d.) gehörige Unterordnung der Mollusken, mit
langen, schmalen Zungen, die jederseits eine einfache Reihe langer, pfeilförmiger Haken hat, die, durch besondere Muskeln
[* 86] beweglich,
beim Hervorstrecken der Zunge die aus lebenden Tieren bestehende Beute aufspießen.
Mit dem Znngenapparat
ist eine unpaare Giftdrüse verbunden.
Hierher gehören unter andern die Kegelschnecken (s. d.).
Pfenning (Zeichen ^[?]). Die übliche Münze, ja das einzige geprägte Silbergeld war jahrhundertelang der
Denarius oder Pfennig, von dem nach der Münzordnung Karls d. Gr. aus dem Pfunde reinen Silbers 240 Stück geprägt
werden sollten; 12 Stück bildeten einen Schilling (s. d.), der wie das Pfund nur eine Rechnungs-, nicht wirklich ausgeprägte
Münze war. Größe und Feingehalt der Pfennig wechselten mit der Zeit sehr, so daß die verschiedenartigsten Münzen, zweiseitig
und hohl geprägte, die Bezeichnung Pfennig tragen. Im Mittelalter und auch später bezeichnete
man mit Pfennig überhaupt jedes geprägte Geldstück; so hießen der Lübische Witte «ein
Pfennig von vier Pfennig» und Schaustücke wurden mit der Benennung Schaupfennig, Gnadenpfennig belegt.
- Der Pfennig wurde erst im 15. Jahrh. zur Scheidemünze im heutigen Sinne, im 16. Jahrh. zuweilen, seit dem
ersten Drittel des 18. Jahrh. regelmäßig in Kupfer
[* 87] ausgeprägt und ist jetzt als 1/100 Mark das kleinste Münzstück der
deutschen Reichsmünze. Dieser Pfennig, von denen 500 auf das Kilogramm gehen, besteht aus 95 Teilen Kupfer,
4 Teilen Zinn, 1 TeilZink (s.
Groschen). Außerdem giebt es Zweipfennigstücke in Kupfer. - über
die Steuer des Gemeinen Pfennigs s. d.
der Titel einer populären deutschen Zeitschrift, welche 1833-53 in Leipzig
[* 89] erschien und sich eines
bedeutenden Erfolgs erfreute;
sie war dem «Penny Magazine» nachgebildet, das die Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse
in London
[* 90] herausgab und wovon die Nummer 1 Penny kostete.
Das Pfennigmagazin war das erste deutsche Blatt, das Illustrationen
brachte.
oder Hordenschlag, die Düngungsmethode, bei der die Weideschafe während der Nacht in einem mit Horden, d.
i. tragbaren, aus Latten, Geflechten, Netzwerk
[* 92] gefertigten Umzäunungen, umgebenen Raume eingeschlossen
werden, um durch ihre Exkremente den Boden zu düngen. Da der Nachteil damit verbuuden ist, daß die Schafe
[* 93] oft erkranken und die Wolle verschlechtert wird, ist der Pferch fast nur noch für Landschafe und Masttiere beibehalten worden.
die Befugnis eines Grundbesitzers, zu verlangen, daß eine fremde Schafherde behufs der Gewinnung von
Dünger auf seinem Grund und Boden eingepfercht werde;
auch das Recht des Schäfereiberechtigten, seine Schafe auf fremdem Grund
und Boden lagern zu lassen. (S. Pferch.)
[* 47] (Equus caballus L.), schon früh, wenn auch später als das Rind
[* 94] und der Hund, von dem Menschen gezähmtes Haustier.
Wilde Pferd (Tarpan, s. Tafel: Einhufer,
[* 80]
Fig. 2) finden sich in Hochasien, namentlich in der Wüste Gobi;
sie sind klein, mausefahl und dickbehaart, besonders im Winter, und haben einen großen Kopf mit Ramsbildung. Sie halten in
Herden von mehrern Hunderten zusammen, die wieder in kleine, von einem besonders mutigen Hengste geführte Gesellschaften
zerfallen, und scheuen den Menschen ungemein, weshalb sie jederzeit Wächter ausstellen, auf deren Gewieher
sie mit unglaublicher Schnelligkeit die Flucht ergreifen.
Dennoch wissen die pferdezüchtenden Mongolen ihnen sehr gut beizukommen; obschon der Tarpan nur sehr schwer zu zähmen ist,
ist es doch in einigen Ausnahmefällen gelungen. Neuerdings hat auch der russ. Reisende Przewalsky
im Tarimbecken südlich vom Thian-schan ein vielleicht wirklich wildes, vielleicht aber auch nur verwildertes Pferd (Equus Przewalskyi)
entdeckt. Zu unterscheiden von diesen sind die erwiesenermaßen verwilderten, die von der Freiheit zurückgegebenen zahmen
Pferd abstammen und in menschenarmen Ländern, z. B. am Don, in der Ukraine, in Mexiko,
[* 95] in Südamerika
[* 96] u. s. w., herdenweise
umherstreifen. Von Natur einem gemäßigten Erdstrich angehörig, hat sich das Pferd dennoch den verschiedensten Klimaten anbequemt,
indes auch sehr viele Abänderungen in seinem Habitus erfahren. Es sind teils durch diese Einflüsse, teils durch menschliches
Zuthun die Rassen entstanden, die, jenachdem man die Grenzen
[* 97] des Begriffs feststellt,
¶
forlaufend
52
mehr oder weniger zahlreich erscheinen. Man Pflegt im allgemeinen zwei Hauptrafscn, die orienta- lische und die occidcntalische,
zu unterscheiden. Die erstere findet sich in Asien
[* 99] und Afrika,
[* 100] besonders in der gemäßigten Zone dieser Erdteile, namentlich
in Arabien, Persien,
[* 101] Turkestan und in den Küsten- ländern des Mittelländischen Meers. Innerhalb der orient.
Hauptrasse (s. Tafel: Pferderassen, Kg.
1) nimmt der Araberdie ersteStelle ein. Er ist ausgezeichnet durch feinen, aber sehnigen und elastischen Van, zierliche, jedoch
kräftige Glieder,
[* 102] klei- nen, trocknen Kopf, große feurige Augen, dünne Mähne und schlanken in die höhe gerichteten Hals,
hoch angesetzten und gut getragenen Schweif, besitzt kaum mittlere Große und wird in Arabien selbst mit
großer Sorgfalt gezogen.
Ihm nahe verwandt sind die turkomanischen, persischen, tatarischen Pferd sowie die Verberrasse Nordafrikas. Im Vereich
der occidentalischen (europ.) Hauptrasse ist die hervor- ragendste die englische Vollblutrasse
[* 98]
(Fig. 11). Die Zucht des engl. Vollblutes begann unter Ja- kob 1. durch Einführung arab. und später
auch türk. Hengste. Als Stammväter des engl. Vollblutes wer- den
drei Hengste angesehen, nämlich: Byerleys Turc, Darleys Arabian und Godolphin. Engl. Vollblut ist das Vorbild einer vollendeten
Kunstrasse, an welcher alles zu dem Zweck entwickelt ist, durch außerordent- liche Geschwindigkeit auf der Neunbahn zu
glänzen, daher kleiner Kopf, langer, meist gestreckt getragener Hals, tiefe Brust, oft hohe Gliedmahen, stark aus- gebildetes
Hinterteil, gut ausgeprägte Muskulatur und breite, feste Sehnen.
Wenn auch zuweilen die Harmonie des Körperbaues dessen Zweckmäßigkeit nachsteht, so überragt das engl. Vollblut
deu Araber sowohl an Größe als an Stärke,
[* 103] Leistung und Accli- matisationsfähigkeit so bedeutend, daß
es als Zucht- material für die Bildung leistungsfähiger Reit- und Wagenschläge nicht seinesgleichen hat. Durch Kreuzung
von Vollbluthengstcn mit Stu- ten vom Uorkshirer Landschlag entsteht das eng- lische Iagdpferd, der Huuter
[* 98]
(Fig. 8), wel-
cher einen stärkern Körperban, aber Kopf und Hals 'ähnlich wie das Vollblut hat und größeres Gewicht
zu tragen vermag. Eine andere Abart des Vollblutes ist der Anglonormannc
[* 98]
(Fig. 2), welcher dnrch aarung mit den starken, gut
geformten franz. Stu- en aus der Normandie entstanden ist und ein nicht allzu schweres, aber kräftiges Gebrauchspferd ergiebt.
Unter Benutzung arab. wie engl. Blutes hat sich in Ostpreußen
[* 104] in dem Trakehner
[* 98]
(Fig. 10) eine kon- stante
Züchtungsrasse herausgebildet, die sich durch wohlgeformten Kopf, schön angesetzten Hals, ge- drungenen Leib mit geradem
Nucken, länglich-runde Kruppe, mäßig breite Brust, sehr kräftige Glied- maßen, Schnelligkeit, Ausdauer und Genügsamkeit
auszeichnet und hauptsächlich als ausgezeichnetes Soldaten- und Wagenpferd dient.
Als Kutsch- und schweres Kavalleriepferd geschätzt ist das Olden- burger Pferd (Fig.
9), stark und mehr als mittelgroß, mit gut aufgesetztem Hals, geradem Nucken, breiter Brust und kräftigen Schenkeln. 'Ahnlich,
nur etwas edler, ist das hannoverische und Holsteiner Pferd In der franz. Landschaft
Perche (Depart. Eure-et-Loire uud Orne) findet sich die in zwei Hauptarten,
als mitt- leres Reit- und Wagenpferd und als schweres Zug- pserd vorkommende Nasse des Percherou (s. d.;
[* 98]
Fig. 3), meist Schimmel
[* 105] mit kleinem edlen Kopf, seinem Mähnenhaar, hohem, meist gespaltencmKreuz,
kurzen Gliedmaßen. Schweres
Zug- und Ackerpferd ist das belgische oder Brabanter Pferd (Fig. 4), mehr als mittelgroß, mit schwerem Kopf,
starkem Hals, breitem Rücken und gespaltener Kruppe, sowie das norische, Pinzgauer und Ardenner Pferd, letzteres ein starkes Gebirgspferd,
von dem ein größerer und ein kleinerer Schlag existiert. Das uugarische Pferd (Fig. 6) ist kaum' mittlerer Größe, bat schweren
Kopf, etwas langen Leib, geradeö Kreuz,
[* 106] kräftige trockne Gliedmaßen, ist ausdauernd und für leichten
Kavalleriedieust vortrefflich geeig- net. In vielen derselben ist ein orient.
Typus zu erkennen. In neuerer Zeit sind dnrch Verwendung voil arab.und engl.Zuchtmaterial veredelte Stämme (namentlich in
Mezöhegyes und Babolna) ausgebil- det worden. Pferdcrassen von auffallender Kleinheit, unter 140 cm groß, werden als Ponies
bezeich- net, solche finden sich hauptsächlich auf den Shet- landsinseln (Fig. ?), in Schottland, Island,
[* 107] Nor- wegen, Schweden
[* 108] (Fig. 5), auf Corsica
[* 109] u. s. w., und eignen sich für
leichte Reiter, wie auch für uicht zu schweres Fuhrwerk.
Die Deckhaare sowie Mähne, Schöpf und Schweif der Pferd zeigen die verschiedenartigsten Farben, die als einsache und als
gemischte bezeichnet werden. Die einfachen Farben sind weiß, fahl, rot, braun und schwarz. Die weißen Pferd werden Schimmel
ge- nannt, man unterscheidet weißgeborene, Silbcr- und Milchschimmel. Fahle Pferd oder Falben sind grau oder gelb. Die gelben
Pferd mit weißen Mähnen heißen Isäbcllen. Man unterscheidet Neb-, Sem- mel-, Maus- und andere Falben,
Blaß-, Gold- und Dunkclisabellen. Pferd mit roten Haaren heißen Füchse und je nach der Nuance Not-, Hell-, Lehm-, Gold-, Kupfer-,
Dunkel-, Brand-, Schweiß-, Cchwarz- und Kohlfuchs.
Braune Pferd kommen bezüglich der Farbe der Deckhaare oft den Füchsen sehr nahe, haben aber stets schwarze Mähne, Schöpf und
Schweif. Es giebt kastanien-, schwarz-, kirsch-, rot-, gold-, hell-, rch-, fahlbraune Pferd. Die
schwarzen Pferd heißen Rappen und zerfallen in Glanz-, Kohl- und Sommerrappen. Durch Mischung von gelben, braunen und andern
mit weißen Haaren entstehen die gemischten Farben in den verschiedensten Spielarten, wie insbesondere die stichelhaarigen
Pferd und die gemischten Schimmel, als Grau-, Blau-, Apfel-, Mohren-, Eisen-, Rot-, Muskat- und andere Schimmel.
Pferd mit weißer Grundfarbe, aber größern oder kleinen Flecken ande- rer Farbe heißen Schecken.
Angeborene weißhaarige Stellen an Kopf und Gliedmaßen andersfarbiger Pferd werden Abzeichen genannt, wie Stern, Blesse, Schnippe,
Stiefel u. s. w. Die Tragezeit der Mütter oder Stuten dauert ungefähr 331 -350
Tage (Grenzen 310 und 410 Tage). Das Pferd wird geboren mit den mittelsten Schneidczähnen (Zangen) des Ober- und Unter- kiefers
und mit je 3 Backzähnen in den 4 Kie- fcrhälften. Die mittlern Schncidezähne (Mittel- zähne) erscheinen mit 2 - 6 Wochen,
die äußern Schncidezähne (Eckzähnc) mit 5-9 Monaten.
Hier- mit ist das sog. Milchgebiß fertig; alle Zähne
[* 110] des MUchgebisses (Milch- oder Fohlenzähne) fallen
nach einer bestimmten Zeit aus, um den bleibenden oder Ersatzzähncn Platz zu inachen. Die Milchschneidc- zä'hnc sind reinweih,
schaufelförmig und mit einem Halse versehen im Gegensatz zu den gelblichen oder bräunlichen, meihelförmigen und mit Furchen
auf der Vorderfläche versehenen Ersatzschneidczähnen. Der Zahnwcchsel beginnt mit2^^3 Jahren, und zwar
wechseln um diese Zeit die Zangen, mit 3^
¶
forlaufend
53
-4 Jahren die Mittelzähne, mit 4^-5 Iabren die Eckzähne. Ferner erhält das Pferdehacke, ohne daß hier Milchzähne vorausgegangen
wären, mit 10-12 Monaten den 4. Backzahn, mit 2-2^ Jahren den 5. Backzahn, mit 4 - 5 Jahren den 6. Backzahn. Die 3 ersten
Milchbackzähne wechseln mit 2'/2 und 3'/2 Jahren. Außerdem tritt bei dem männlichen Pferdehacke regelmäßig,
beim weiblichen ausnahmsweise mit 4 - 5 Jahren zwischen den Schneide- und Back- zähnen je ein.hakenzahn durch. Mit 5 Jahren
be- sitzt demnach das Pferdehacke lauter bleibende Zähne.
Die bleibenden Schneidezähne haben einen von rechts nacb links gehenden ovalen Querschnitt, außerdem eine Vertiefung
auf der Kausiäche, die sog. Kund e oder K en n u n g (auch Kern oder V o b n e). Diese Kunde schwindet an den Zangen mit dem
6., an den Mittelzähnen mit dem 7. und an den Eckzähneu mit dem 8. Jahre. Kundenlosen Zähnen giebt der betrügerische
Roßkamm durch das sog. Gitschen oder Mallochen künstliche Kunden (Kontermarken), uni ein älteres Pferdehacke jung erscheinen zu lassen.
Mit dem 9. Jahre bemerkt man an den C'ckzähnen des Oder- tiefers eine scharfe dreieckige Einkerbung, den sog.
Einbiß. Dieser verschwindet nach Verlauf eines Jahres, um mit dem 14. bis 15. Jahre als zweiter
Ein- biß wiederzukehren. Vom 9. Jahre an ist die Al- te rserkennung beim Pferdehacke unsicher. Im 9. Jahre zeigt das Pferdehacke noch Kundenspuren
an den Zangen, im 10. an den Mittelzä'hnen, im 11. nur noch an den Eckzähnen. Vom 12. Jahre ab verändert sich die auerovale
Neibefläche der Schneidezähne allmählich zu einer längs ovalen; vom 12. bis 17. Jahre ist die- selbe
rundlich, vom 18. bis 24. dreieckig, um von da ab längsoval zu erscheinen.
Bei ältern Pferdehacke treten außerdem weiße .haare an den Augeubogen vor, und gleichzeitig wird die Augengrube
infolge Schwundes des Fettes in derselben sehr tief. Die Lebensdauer des Pferdehacke scheint 30-50 Jahre zu betra-
gen; doch wird das höchste Alter selten erreicht, indem zeitige und schwere Arbeiten die meisten vor dem 20. Jahre so erschöpfen,
daß sie nur noch zu den gemeinsten Diensten verwendbar bleiben und solchen bald erliegen. Fast alle Teile des toten
Pferdehacke sind zu benutzen, und die Verwendung der Reste wird von dem Abdecker fabrikmäßig betrieben.
Die Lehre
[* 112] von der Natur, der Zucht und Behandlung des Pferdehacke nennt man Hippologie oder Pf erde künde (s. auch Pferdezucht).
[* 113] Das
Pferdehacke ist einer großen Anzahl von Krank- heiten ausgesetzt. Bei jungen Tieren beobachtet man die Lahme, später
die Druse und .Halsbräune, .häusig ist Kolik beiP. jeglichen Alters; ferner die Brustseuche und Pferdestaupe, letztere in
gewissen Jahrgängen. Ein unheilbares inneres Leiden
[* 114] der Pferdehacke ist die Rotzkrantheit. Die Gcbrauchsfähigkeit wird starldee'nürächtigt
durch den Koller, Dampf, Pfeifer- dampf, das Koppen, die Mondblindheit, den schwar- zen und den grauen
Star.
Wichtige äußere Krank- heiten sind fehlerhafte Gebisse (Scheren-, Treppen
[* 115] gebiß), Brüche, Gelenk- und Sehnenleiden (Gallen,
Sehnenentzündungen, Schale, Spat, Hasenhacke, Piephacke), Hautkrankheiten
[* 116] (Räude, Mauke, Raspe, Igelfuß), .hufleiden (Steingallen,
Platthuf, Bock- Huf,
[* 117] Knollhuf, Zwanghuf, .hornspalten, Horukluft, HohleWände). Das Nähere über diese Krankheiten s. in den
betreffenden Einzclartikeln. L itte r a t u r. Außer den Abbildungen der Pferde- rassen in engl. Prachtwerken,
z. B. R.
Hill, ^tclni^g ot l!e6l3, !wr8?3 et^. (Lond. 1820, mit 780 Kupfer-
tafeln), bieten solche auch die deutschen Werke von Ni- dinger und außerdem d'Alton, Naturgeschichte desP. und seiner Rassen
(2 Bde., Wenn. 1810-16);
Rueff, Das äußere des Pferdehacke und feine Fehler (ebd. 1885); E. Ianssen, Die Pferderassen der Gegenwart (mit 20 Aquarellen,
Wandsbeck 1885);
Born und Möller, .Handbuch der Pferdekunde (3. Aufl., Verl. 1890); Volkers, Abbildungen vorzüglicher Pferderassen 15. Aufl.,
Stuttg. 1892);
Graf Wrangel, Ungarns Pferdezucht in Wort und Bild (Bd. 1-3, ebd. 1891 -94; Bd. 4 im
Erscheinen);
ders., Das Buch vom Pferdehacke (3. Aufl., ebd. 1894fg.);
Neidhart, Unterricht über Hippologie (3. Aufl., Wien 1894).
Einzelne sehr gute Blätter lieferten ferner Pforr, Heß, Klein, Adam, Landfeer, Sperling u. a. Ausgezeichnete Photograpbien
von berühmten Pferdehacke und Rassetypen bringen die Werke von Schnäbeli, besonders «Gestüt-
album» (Berl. 1863 - 74).
Vgl. noch Grüfe, Die hippolog.
Litteratur 1848-57 (Lpz. 1863); Iähns, Roß und Reiter in Leben
und Sprache, Glauben und Geschichte der Deutschen (2 Bde., ebd. 1872) und die unter Pferdezucht angegebene
Litteratur. Pferde, in der Seemannssprache die horizontal unter den Raben (s. d.) befestigten Taue, die
zum Stützpunkt der Füße der Matrosen dienen, wenn diese auf die Rahen «auslegen»
(hinausgehen), um die Segel festzumachen oder zu reffen (f. Reff).
Pferdeautilope, s. Blaubock. Pferdeaushebung, s. Pferdekonskription und Kriegsleistungen. Pferdebahnen, s. Straßenbahnen. Pferdebohne,
s. Bohne. Pferdeegel, s. Blutegel.
[* 119] Pfcrdeeifenbahnen, s. Straßenbahnen. Pferdefleischholz, s. Bolletrieholz.
Pferdefuß (?^3 Khuinun), Spitzfuß, diejenige Abnormität des Fußes, bei welcher die Fußsohle mit dem Unterschenkel die
gleiche Richtung besitzt und die Ferse derart in die Höhe gezogen ist, daß der Kranke den Fußboden nur mit dem Ballen und
den Zehen berührt.
Der Pferdehacke ist entweder angeboren oder in frühester Jugend erworben und hat seine Ur- sache in einer abnormen
Zusammenziehung und Ver- kürzung der Wadenmuskeln. Die Behandlung be- steht in der Durchschneidung der abnorm gespannten
Achillessehne, worauf der in seine normale Stellung gebrachte Fuß entweder durch einen Gipsverband oder durch orthopäd. Maschinen
längere Zeit bis zur vollendeten Heilung fixiert wird. (S. Klumpfuß.)
[* 120] Pferdegelder, die Entschädigung für die von den
Offizieren zu beschaffenden eigenen Pferde, wer^ den in Deutschland den rationsberechtigten Offizieren der Fußtruppeu und
der fahrenden Artillerie bis aus- schließlich den Regimentscommandeuren gezahlt (seit sie betragen pro Pferd fürden
Stabs' osfizier 1500 M., für den Hauptmann oder Lieute- nant 1200 M. und werden für denjenigen Offizier, der nur ein einziges
Pferd hat, für die Zeitdauer von l^ Jahren, für denjenigen, der mehr als ein Pferd bat, für die Zeitdauer von 8 Jahren berechnet
und in monatlichen Raten gezahlt, aber nur in dem Falle, daß das betreffende Pferd wirklich gehalten wird.
Pferdegöpel, s. Bergbau (Bd. 2, S. 760d) Pferdehaar, s.
Roßhaar. und Göpel.
[* 121] Pferdehaargewebe, f. Roßhaargewebe. Pferdehacke, Hackpflug oder Hackmaschine,
ein durch Zugtiere bewegtes Gerät zur Vertilgung
¶