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sie in Gastspielen die übrigen bedeutenden: Städte der Vereinigten Staaten [* 2] und kam 1861 nach Europa, [* 3] wo sie in England und Frankreich, den Niederlanden und Deutschland [* 4] Triumphe feierte.
Dann gehörte sie den ital. Opern in Paris, [* 5] London [* 6] und Madrid [* 7] als Mitglied an.
Ihre spätern Gastspiele hatten außerordentliche Erfolge.
Sie ist eine glänzende Vertreterin des ital. Gesangs und auch durch Grazie der Darstellung ausgezeichnet. 1868 vermählte sie sich zu London mit dem Marquis de Caur, von dem sie im Juli 1885 geschieden wurde. Am ging sie eine zweite Ehe mit dem Tenoristen Nicolini ein.
Sie lebt vorzugsweise auf ihrem Schloß Craig-y-Nos-Castle bei Brecknock in Wales. Ihre Schwester, Carlotta Pauke, geb. 1840 zu Flo- renz, war Konzertsängerin und erregte Aussehen durch die Biegsamkeit und Geläufigkeit ihres sehr hohen Soprans.
Sie starb in Paris. Pattinfonieren, ein von dem Engländer Pat- tinson 1833 eingeführter Hüttenprozeß, der die Dar- stellung eines silberreichen Bleies aus einem die Operation des Abtreibens (s. d.) nicht lohnenden silberarmen Blei [* 8] bezweckt.
Das Pauke gründet sich daraus', daß sich aus geschmolzenem silberhaltigem Blei (Werkblei) bei Abkühlung desselben bis zu einer bestimmten Temperatur Krystalle von Blei ausschei- den, die silberarmer als der flüssig bleibende Teil des Werkbleies sind und von diesen: durch Aus- schöpfen getrennt werden können.
Nach mehrfach wiederholtem Einschmelzen, Krystallisieren und Aus- schöpfen erhält man schließlich einReichblei mit etwa 0,5 bis 1,5 Proz. Silber, das abgetrieben wird, und Armblei, das als fast silberleer in den Han- del kommt. Meiweiß. Pattinsons Bleiweitz, s. Bleioxychlorid und Paturages (spr. -türahsch'), Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, in der sog. Borinage (s. d.), im SW. von Mons, [* 9] hat Maschinenfabriken, beden- tcnden Kohlenbergbau und 10739 E. Pätus, Cäcina, der Gatte der Arria (s. d.). Patzcuaro, Stadt im mexik.
Staate Michoacan, südöstlich vom See von Pauke, mit Morelia im NO. durch Bahn verbunden, hat 8000 E.;
Bergbau, [* 10] Zuckerrohrbau und Zuckerfabrikation.
Patzinaken, Volk, s. Petschenegen.
Patznaunthal, s. Paznaunthal.
Pau (spr. poh).
1) Arrondissement im franz. Depart. Niederpyrenäen, hat auf 1604,84 ^ni 128902 E. in 11 Kantonen und 185 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Depart. Niederpyrenäen sowie der ehemaligen Grafschaft Warn (s. d.), auf dem Rande des unfruchtbaren Pont-Long-Plateau, in -v 207 ni Höhe, an den Linien (7^ Toulouse-Bayonne und Pauke- Laruns (39 km) der Süd- bahn, rechts an dem Gave- de-Pau und dem Ousse in romantischer Umgebung, ist Sitz des Präfekten, des Ge- neralkommandos der 72. In- fanteriebrigade, eines Appel- lations- und Assisenhofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, hat (1891) 27 832, als Gemeinde 33111 E. und in Garnison das 18. Infanterieregiment.
Das milde, windstille Klima [* 11] (mittlere Temperatur des Winters 6,75", des Jahres 16,68° 0.) zieht im Winter, von September bis Mai, Tausende von Kranken und Rekonvalescenten (be- sonders Engländer) nach Pauke. Dic 1724 gegründete Brockhaus' Konversations-Lexikon. )4. Aufl.. XII. Universität ging in der Revolutionszeit ein, des- gleichen die 1721 gestiftete Akademie der Wissen- schaften.
Jetzt hat H. ein Lyceum (im ehemaligen Iesuitenkollegium), ein Lehrerseminar, eine Gesell- schaft der Kunstfreunde, ein Mufeum, eine öffent- liche Bibliothek von 25000 Bänden sowie ein Theater [* 12] mit ital. Oper;
ferner ein Nationalgestüt, einen Hippodrom und eine Irrenanstalt.
Die merkwür- digsten Gebäude sind: das im 10. Jahrh, gegrün- dete, im 14. Jahrh, neu gebaute, im 16. verschönerte Schloß Heinrichs IV., der Iustizpalast (1847-55), die neue Halle [* 13] mit Arkaden, Turm, [* 14] der Mairie und der Bibliothek: das Museum, die Präfektur und das aus weißem Marmor erbaute neue Theater mit Konzertsaal.
Der Königsplatz mit einer Mar- morstatue Heinrichs IV. von Raggi (1843) gewährt eine prachtvolle Aussicht auf die schneebedeckte Kette der Pyrenäen und das Thal [* 15] des Gave-de-Pau.
Seit 1894 besitzt Pauke ein Denkmal des Marschalls Bos- quet; ein solches für den Kardinal Lavigerie (von Falguiere) ist (1896) in Ausführung begriffen.
Die Industrie erstreckt sich auf Weberei [* 16] von Leinwand, besonders Taschentücher (Mouchoirs de Märn), Tischzeug und Kattun, aus Flachsspinnerei, Färberei und Gerberei.
Bedeutend ist der Handel mit Wein, besonders Iurancon- und Ganwein aus der Um- gebung, mit Schinken (Bayonner Schinken), Ka- stanien, Getreide, [* 17] Marmor, Kalk, Eisenwaren, Blech, Leder und Häuten. - Die Stadt bildete sich nm das im 10. Jahrh, erbaute Schloß der Grafen von Bö'arn, wurde im 15. Jahrh. Hauptstadt und erlangte große Wichtigkeit, als ihre Herren 1479 ! Könige von Navarra wurden.
Besondere Bedentung gewann Pauke seit 1527 als Residenz der geistreichen, hugenottenfreundlicken Margarete (s. 0.) von Na- varra. In den Religionskriegen hatte es viel zu i leiden; 1620 kam es durch Ludwig XIII. an Frankreich, j Paucartambo, rechter Quellfluh des Ucayali ! (s. d.), entspringt südöstlich von Cuzco in Peru, [* 18] durch- ! den Urubamba und erhält nach Zusammenfluß mit i demselben den Namen Quillabamba. ! Pauckfchkefsel, s. Dampfkessel. [* 19]
Pauer, Ernst, Musiker, geb. in Wien, [* 20] erhielt daselbst bei S. Sechter Kompositions-, bei W. A. Mozart (Sohn) Klavierunterricht, stu- dierte dann in München [* 21] unter Franz Lachner und wurde 1847 Musikdirektor in Mainz. Seit 1851 lebt er in London als ausgezeichneter Pianist und Principal - Professor am RoMi ^oiiegL ok Nu3ic. Besonders bekannt ist Pauke durch instruktive Ausgaben und Bearbeitungen älterer Klaviermusik: des «^6^- Ai-aäu8 aä 1^rna38um», der «Alten Meister» (67 Hefte, Leipzig), [* 22]
der «Alten Klaviermusik)) (12 Bücher, ebd.), »I'riinLrs of tl)6 art ol pianolorte pia^in^" (72. Aufl. 1894),
«1k6 inusical torius» (in 20. Aufl.), «LI10 6i6ni6nt8 ok tli6 deautitui in musio» (in 14. Aufl.),
«11i6 piano, coinpoZßrZ) perloriuerg anä mak6r8) 9. doolc ok dioFrap1iic3,1 rsference» (1885). Pauillac (spr. poijack, Pouillac), Stadt im sranz. Depart. Gironde, Arrondissement Lesparre, an der Gironde und der Linie Bordeaux-Le-Verdon ' der Mdocbahn, hat (1891) 2311, als Gemeinde ! 4564 E., ist Vorhafen mit Leuchtfeuer für Bordeaux [* 23] und Verschiffungsplatz für die Msdocweine.
Paukant, in der Studentensprache der Duellant. Paukboden, s. Fecktboden.
Pauke oder Kesselpauke (ital. liinpano, frz. 5 Limdale), ein Orchester-Schlaginstrument aus einem 61 ¶
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aus Kupfer [* 25] getriebenen Kessel, über dessen obern Rand an einem eisernen Reifen ein gegerbtes Kalbs- oder Eselsfell gespannt ist.
Durch Schrauben [* 26] wird der Reisen erweitert, also das Fell angespannt und der Ton der Paul I erhöht.
Maschinenpaukeu er- zielen diese Spannung sehr schnell und sicher durch vereinfachten Mechanismus. Im Orchester werdeu für gewöhnlich zwei Paul I gebraucht, iu Tonica uud Dominante des Tonstücks gestimmt.
Doch kommen auch andere Stimmungen vor.
Der Kops der Klöp- pel oder Schlägel [* 27] ist mit Leder, Tuch, Schwamm oder Filz überkleidet, je nachdem der Klang härter oder weicher sein soll.
Die Paul I, eins der ältesten In- strumente, findet sich in irgend einer Form bei allen Völkern und wurde im Altertum besonders beim Gottesdienste gebraucht. Im Mittelalter war ihr Gebrauch gesetzlich bestimmt und besondern Festlich- keiten vorbehalten.
Nur im Kriege ward sie stets an- gewendet, und man hatte im 16. und 17. Jahrh. Paul I von ungeheuerm Umfange, die man auf eigenen Ge- stellen mit sich führte.
Die Blütezeit des Paukeu- spiels war das 18. Jahrh., wo mau sogar Konzerte aus der Paul I gab.
Einige Kavallerieregimenter füh- ren noch jetzt Kesselpauken.
Von Laien wird die Paul I vielfach mit der großen Trommel (s. d.) verwechselt.
Pauken, in der Studentensprache soviel wie fechten. (S. Mensur.) Paukenfell, Paukenhöhle, s. Gehör. [* 28] Paukenhöhlenprobe, s Ohrenprobe.
Paukensaite, Nerv, s. OKoräa. Paukentreppe, s. Gehör. Paul, Saint, [* 29] Stadt, 's.
Samt Paul. Paul, Sankt, [* 30] Insel, s. Neu-Amsterdam.
Paul, Sankt, Marktflecken, s. Sankt Paul. Paul, Name von fünf Päpsten: Paul I (757-767), ein Römer, [* 31] Bruder und Nach- folger Stephans II., suchte zum Schutze gegen die Angriffe der griech. Kaiser und Langobarden die Freundschaft Pippius.
Von ihm find Briefe erhalten. Er wurde kanonisiert.
Gedächtnistag: 28. Juni. Paul I II. (1464-71), vorher Pietro Barbo, aus Venedig, [* 32] Archidiakonus zu Bologna, Bischof von Cervia, dann apostolischer Protonotar und Kardinal, ein Neffe Eugens IV., ließ gleich im Anfang seiner Regierung die kurz vorher eiugegangene Wahlkapi- tulation vernichten. Er bannte Georg Podiebrad ls.d.), ließ sogar einen Kreuzzug gegen ihn predigen und hatte stets Händel mit dem Könige Ferdinand von Neapel. [* 33] In Frankreich vermochte er bei der Staudhaftigkeit des Parlaments die förmliche Auf- debung der Pragmatischen Sanktion nicht zu er- langen. Paul I setzte die Feier des Jubeljahres (s. d.) auf das je 25. Jahr fest. Paul I III. (1534-49), vorher Alessandro Far- nes e, geb. 1468inCanino, hoch gebildet und staats- klug, aber auch ausschweifend und sittenlos, be- stätigte 1540 den Orden [* 34] der Jesuiten, eröffnete 1545 das Tridentinische Konzil, verlegte es 1547 nach Bologna, entließ es 1549, schickte Legaten zu den Gesprächen in Worms [* 35] und Regensburg [* 36] zur Ver- gleichuug mit den Protestanten und ordnete 1542 auf den Rat des Kardinals Caraffa, des fpätern Paul IV., eine allgemeine Inquisition zur Unter- drückung des Protestantismus an. Er machte sei- nen Sohn Pier Luigi (s. Farnese) 1545 zum Kerzog von Parma [* 37] und Piacenza, war ein Gönner der Künste und Wissenschaften und übertrug Michel- angelo den Bau der Peterskirche. Er starb in Rom. [* 38] Paul I IV. (1555-59), vorher Gian Pietro Ca- raffa, ein Neapolitaner, geb. 1476 in Capriglio, mit Cajetan Stifter des Ordens der Theatiner (s. d.), suchte schon als Kardinal (seit 1536) mit großer Energie den Katholicismus ueu zu beleben und die Macht der kath. Kirche wiederherzustellen.
Den Pro- testantismus verfolgte er leidenschaftlich, handhabte die Inquisition mit Nachdruck, protestierte gegen den Augsburger Religionsfrieden, ließ einen Inäex lidroruui proliiditoi'um aufstellen und mit größter Strenge ketzerische Bücher aufsuchen und verbrennen.
Durch das maßlose Treiben der Inquisition erbit- terte er zuletzt das Volk und den größten Teil des Adels so sehr, daß nach seinem Tode in Rom Unruhen entstanden, seine Bildsäulen zer- schlagen und die Gebäude der Inquisition erstürmt wurden. -
Vgl. Benrath, G. Paul I Caraffa und die reform. Bewegung seiner Zeit (in den «Jahrbüchern für prot. Theologie», Lpz. 1878).
P.V. (1605-21), vorher Camillo Borghefe, geb. 1552 in Rom, ein starrer Kanonist, mußte im Kampfe mit der im Geiste des Paolo Sarpi (s. d.) handelnden Republik Veuedig nachgeben, obschon er von den Jesuiten, namentlich von Vellarmin, kräftig unterstützt wurde. Er starb -
Vgl. (auch zu Paul III. und IV.) Brosch, Ge- schichte des Kirchenstaates, Bd. 1 (Gotha [* 39] 1880).
Paul Friedrich, Großherzog von Mecklen- burg-Schwerin (1837-42), Sohn des Erbgroß- herzogs Friedrich Ludwig (gest. und seiner ersten Gattin Helene (gest. Tochter des Kaisers Paul vou Rußlaud, geb. folgte seinem Großvater, dem Großherzog Friedrich Franz I., iu der Regierung. Er starb Alls seiner Ehe mit der Prinzessin Alerandrine (s. d.) von Preußen [* 40] ent- stammen: der Großherzog Friedrich Franz II. (s. d.): Prinzessin Luise, geb. vermählt 1849 mit dem Prinzen Hugo vou Windisch - Grätz, gest.
Wilhelm, Herzog von Mecklenburg- Schwerin, [* 41] geb. , gest. Paull.,russ.
Pawel Petrowitsch,Kaiservon Rußland (1796-1801), geb. 1. Dez. (20. Nov.) 1751. Der tragische Tod seines Vaters Peter III uud die Strenge seiner Mutter, der Kaiserin Katha- rina II., drückten srüh auf den Geist des Großfürsten, dem es weder an Talent noch an guten Eigenschaften des Charakters fehlte.
Als er zur Regierung gelangte, wurden ihm durch den Grafen . Vesborodko, den er zum Fürsten und Vicekanzler ernannte, aktenmäsiige Belege dafür vorgelegt, daß seine Mutter ihn zu Gunsten seines Sohnes Alexan- der von der Thronfolge auszuschließen beabsichtigt habe.
Wie im Innern, so stellte sich Paul I auch in der auswärtigen Politik anfangs in Gegensatz zu seiner Mutter.
Trotz seines Abscheus gegen die Fran- zösische Revolution trat er doch erst 1798 nach der Eroberung Maltas durch Bonaparte als Groß- meister der vertriebenen Malteserritter in den Bund der Mächte gegen Frankreich ein und machte die größten Anstrengungen in dem Kriege von 1799 (s. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 192d), bis er sich durch Österreichs und Englands Egois- mus gekränkt glaubte und letztere Macht die Insel Malta ihm nicht ausliefern wollte.
Bonaparte wußte dies geschickt zu benutzen und (1800) Men Wechsel in der europ. Politik vorzubereiten, der Frankreich uud Rußland eng verband, infolgedessen Rußland bemüht war, die mittlern und kleinern Seemächte ¶
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zu einem großen Bunde gegen das brit. Übergewicht zu vereinigen.
In den innern Angelegenheiten er- regte inzwischen P.s despotisches Verfahren immer größere Unzufriedenheit.
Infolgedessen bildete sich eine Verschwörung.
Graf Peter von der Pahleu war das Haupt der Verschworung, die Subow, General Benuigsen, Senator Troschtschinskij, Fürst Wjasemskij, Uwarow die bedeutendsten Teilnehmer.
In der Nacht vom 23. (11.) März 1801 drangen sie in den Michailowschen Palast, überraschten den Kaiser in seinem Schlafgemach, schienen aber erst nur entschlossen, ihn zur Abdankung zu zwingen, bis der Widerstand P.s die tragische Katastrophe veranlaßte.
Der Kaiser wurde zu Boden geworfen und soll mit feiner eigenen Schärpe erdrosselt wor- den sein. Am war Pauli von seiner Mutter mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen- Darmstadt [* 43] (Natalia Alerejewna) vermählt worden. Nach deren kinderlosem Tode, ward er mit der Prinzessin Sophie Dorothea Auguste von Württemberg [* 44] (Maria Fedorowna) vermählt.
Äus dieser Ehe gingen hervor die nachherigen Kaiser: Alexander I. und Nikolaus;
die Großfürsten Konstantin (s. d.) und Michael, geb. gest. v^mäblt mit der Tochter des Prinzen Paul von Würt- temberg, Friederike Charlotte Marie, spätern Groß- fürstin Helene Pawlowna, gest.
ferner die Großfürstinnen: Alexandra, feit 1799 Gemahlin des Erzherzogs Iosepb, Palatinus von Ungarn, [* 45] gest. 1801; Helena, gest. als Erbprinzessin von Mecklen- burg-Schwerin 1803;
Maria, Grohherzogin von Sachsen-Weimar, gest. 1859;
Katharina, Königin von Württemberg, gest. 1819;
Anna, Königin der Nieder- lande, gest. 1865. -
Vgl. Leben P.s I. (anonym, von Chr. von Tannenberg, Franks. 1804);
Sybels «Histor. Zeitschrift», Bd. 3 (Münch. 1860);
Kobeko, Paul Petrowitsch, 1754-96 (deutsch, Verl. 1886); Vienemann, Aus den Tagen Kaiser Pauls (Lpz. 1886).
Paul Veronese, s. Paolo Veronese. Paul, Hermann, Germanist, geb. zu Salbke bei Magdeburg, [* 46] studierte in Berlin [* 47] und Leipzig, wurde 1874 außerord.
Professor der deut- fchen Philologie in Frciburg i. Vr., 1877 daselbst ord.
Professor, 1893 in München.
P.s Verdienste liegen auf dem Gebiete psychol.
Sprachbetrachtung und german. Grammatik. Er veröffentlichte eine Ausgabe des «Gregorius» von Hartmann von Aue (Halle 1873),
«Untersuchungen über den german. Vokalismus» (ebd. 1879),
«Principien der Sprach- geschichte» (2. Aufl., ebd. 1886),
«Mittelhochdeutsche Grammatik» (4. Aufl., ebd. 1894),
«Deutsches Wör- terbuch» (Lfg. 1, ebd. 1896).
1874-91 gab er mit W. Braune «Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache [* 48] und Litteratur» (Halle),
seit 1882 eine «Alt- deutsche Textbibliothek» (ebd.) heraus.
Unter seiner Leitung erschien ein «Grundriß der german. Philo- logie» (3 Bde., Straßb. 1889-93; 2. Aufl. 1896fg.). Paul, Jean, s. Richter, Joh. Paul Friedr. Paul, Oskar, Mustkgelebrter, geb. in Freiwaldau in Schlesien, [* 49] bildete sich nach absolviertem Gymnasium am Leipziger Konserva- torium zum Pianisten aus und gab mehrere Kom- positionen heraus. Er promovierte 1860, habili- tierte sich 1866 an der Leipziger Universität und wurde 1872 Professor der Musikwissenschaften da- selbst. Er ist außerdem Lehrer am Konserva- torium der Musik in Leipzig und hat als solcher viele treffliche Schüler gebildet. Pauli schrieb: die Biographie «Moritz Hauptmann» (Lpz. 1862),
«Die absolute Harmonik der Griechen» (ebd. 1867),
«Ge- schichte des Klaviers» (ebd. 1868),
«Handlexikon der Tonkunst» (2 Tle., ebd. 1869 - 73),
«Lehrbuch der Harmonik» (ebd. 1880; 2. Aufl. 1894).
Auch über- setzte und erklärte er des Boethius «Fünf Bücher über die Musik» (Lpz. 1872),
gab M. Hauptmanus «Lehre [* 50] von der Harmonik» heraus (ebd. 1868) und bearbeitete in dem «Amtlichen Bericht über die Wiener Weltausstellung» die Gruppe «Musikalische Instrumente» (Vraunschw. 1874-75). Paul, Vincenz von, s. Vincenz von Paul. Paula, Franz von, s. Franz von Paula.
Paulaner, s. Barnabiten und Minimen. Paulding (spr. pahl-), James Kirke, amerik. Schriftsteller, geb. zu Pleasant Valley (im Staate Neuyork), [* 51] ging 1800 uach Neuyork, wo er in Verbindung mit seinem Schwager William Ir- ving und dessen Bruder Washington [* 52] Irving seit 1807 die Herausgabe der satir.
Zeitschrift «8a,IniHFunäi» begann (in 20 Nummern 1807-8).
Pauli übernahm mit besonderm Eifer die Verteidigung feines Vater- landes gegen die Angriffe der engl. Presse [* 53] und schrieb zu diesem Zwecke 1813 das satir.
Gedicht «1^7 ot' t1i6 scotcli Kääi6», das gleichzeitig eine Parodie auf Scotts «I^l^ ok t1i61a.8t ininstre^» ist. Im folgenden Jahre ersckien das gegen die «Huarwrix Revisw» gerichtete Pamphlet «'Iks Nniteä 8t^t68 anä Nii^- ianä» und 1816 die glücklichste seiner Satiren: «'II16 äivertin^ Iiiätor^ ot' ^okn Lull and LrotliLi' »lona- tkau".
Als Dichter im ho'hern Sinne des Wortes zeigt er sich in dem «Lackv00ä8iiiaii» (1818), in welchem er das romantische, aber gefahr- und mühe- volle Leben eines Auswanderers im fernen Westen darstellt.
Allgemeinere Bekanntschaft, auch in Eu- ropa, erwarb er sich durch feine Romane.
Auf die Er- zählung «Xonin^m^i-Ke. tli6 I^onF I^inns» (2 Bde., Neuyork 1823),
welche die Geschichte der schwed. Niederlassung am Delaware in humoristischer Weise bebandelt und zugleich eine Verspottung von Scotts Schreibweise ist, folgte 1829 «19.163 ol tke 300a voman» und «1k6 vuteiniian'Z tn'68iä6» (1825; Neuyork 1831),
vielleicht die gelungenste, jedenfalls die erfolgreichste seiner Schriften;
dann «^VeLtwai-cl Ho!» (3 Bde., ebd. 1832),
eine Schilderung des Lebens in Kentucky, «11i6 oiä continsntai» (1846) und «1^6 ?uritan anä K13 äau^iiter» (3 Bde., ebd. 1819). Von feinen andern während diefer Zeit ver- öffentlichten Werken verdienen Erwähnung: «^olin UM in ^ni6iic3» (1821) und «Nei'l^ tai68 ok tli6 tiii'66 V186 M6N ok OotliHiu» (1826; eine gegen den Owenschen Vhilanthropismus, die Phrenologie und das Protektionssystem gerichtete Satire),
«I^ite ot' (^6orß6 ^Vk3innAton» (1835),
«II16 dook ok 8t. ^icKoiÄ8» (1837).
Pauli bekleidete längere Jahre hin- durch das Amt eines Marinekommissars im Hafen von Neuyork und war 1837 - 41 unter der Präsi- dentschaft van Vurens Mariuemimster der Vereinig- ten Staaten.
Seitdem lebte er zurückgezogen zu Hyde Park am Hudfon, wo er starb. Sein Sohn veröffentlichte eine Biographie P.s u. d. T. «I.itsi-Ni'x ül6 ok ?.» (1867).
Eine Aus- wahl seiner Schriften: «86l6et ^ork8», erschien in 4 Bänden (1867-68). Pauli, Friedr. Aug. von, Ingenieur, geb. in Osthofen bei Worms, kam als Kaufmanns- lehrling zu seinem Bruder nach England, wo er sicb nebenbei in Physik (unter Dalton) und Mechanik unterrichtete, später nach Göttingen [* 54] und bildete sich 61'' ¶
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in München für den technischen Staatsdienst aus. Nachdem er an dem Bau des Main-Donau-Kanals teilgenommen hatte, wobei er in den Plänen zum erstenmal die jetzt allgemein gebräuchliche Einzeich- nung der Isohypsen anwendete, wurde er Professor nnd Rektor der Technischen Kochschule in München und kam dann in das Oberbaukolleg, dessen lang- jähriger Leiter er war.
Von den von ihm gebauten Brücken [* 56] sind die Großhesseloher Brücke [* 57] über die Isar und die Mainzer Eisenbahnbrücke zu erwähnen. Nach ihm ist der Paulische Träger [* 58] (s. Eisen- brücken) benannt.
In den Adelsstand erhoben, starb er in Kissingen. [* 59]
Sein Standbild (von Knoll) steht neben denen von Watt, Stephenson und Steinheil im Münchener neuen Bahnhof. Pauli, Georg Reinhold, Geschichtschreiber, geb. zu Berlin, studierte in Berlin und Bonn [* 60] Philologie und Geschichte, arbeitete seit 1847 auf engl. und schott. Bibliotheken und war 1849- 52 Privatsekretär bei Bunsen, dem damaligen preuß. Gesandten zu London. 1855 habilitierte sich Paulinus in Bonn, wurde 1857 ord.
Professor der Geschichte in Rostock, [* 61] 1859 in Tübingen. [* 62]
Wegen eines scharfen Aufsatzes in den «Preuh. Jahrbüchern» (Aug. 1866) über die polit.
Verhältnisse Württembergs an das niedere Seminar nach Schönthal versetzt, trat er aus dem württemb.
Staatsdienst, wurde 1867 ord. Professor der Geschichte in Marburg [* 63] und 1870 in Göttingen. Er starb in Bremen. [* 64] Nnter seinen wissenschaftlichen Arbeiten, die sich sämtlich durch Gediegenheit der Forschung sowie durch lichtvolle Darstellung auszeichnen, sind her- vorzuheben: «König Alfred und seine Stellung in der Geschichte Englands» (Berl. 1851);
die Fort- setzung der von Lappenberg (s. d.) begonnenen «Ge- schichte von England» (vom 12. bis zum Beginn des 16. Jahrh., Bd. 3-5, Gotha 1853-58),
«Bil- der aus Altengland» (ebd. 1860; 2. Aufl. 1876), «Geschichte Englands seit den Friedensschlüssen von 1814 und 1815» (Bd. 1-3, Lpz. 1864-75),
«Aus- sätze zur engl. Geschichte» (ebd. 1869; Neue Folge, hg. von Hartwig, 1883),
«Simon von Montsort, Graf von Leicester, [* 65] der Schöpfer des Hauses der Ge- meinen» (Tüb. 1867).
Auch besorgte Paulinus eine kritische Ausgabe von Gowers «OontssLio NinHntiz» (3 Bde., Lond. 1857) und verfaßte eine Charakteristik Oliver Cromwells im «Neuen Plutarch», Tl. 1 (Lpz. 1874). -
Vgl. Neinhold Paulinus, Lebenserinnerungen nach Brie- fen und Tagebüchern, zusammengestellt von seiner Witwe.
Als Manuskript gedruckt (Halle 1895).
Pauli, Johannes, deutscher Schriftsteller, geb. um 1455,1479 Franziskaner, 1490 Lektor in Vil- lingen, 1506 Guardian des Barfüßerklosters zu Straßburg, [* 66] 1515 Lesemeister im Franziskanerkloster zu Schlettstadt, [* 67] starb um 1530 zu Thann.
Sein aus Litteratur und Volksmund gesammeltes Schwank- buch «Schimpf und Ernst» (Thann 1519; neue Ausg. von Österley, Stuttg. 1866; erneuert von Simrock, Heilbr. 1876) steht an der Spitze der elsäss. Schwank- liltcratur.
Seine Ausgaben von Predigten Geilers (s. d.) von Kaysersberg sind durch P.s Vorliebe für das Anekdotenhafte unzuverlässig. ?a. u11ä.na. a.ot:o, eine wahrscheinlich nach einem Prätor Paulus genannte Klage des durch betrügerische Veräußerungen seines überschuldeten Schuldners benachteiligten Gläubigers.
Heute steht die Anfechtungsklage (s. Anfechtung) an deren Stelle. Paulicianer, eine seit Mitte des 7. Jahrh, in Armenien hervorgetretene gnostische Partei, wahr- scheinlich aus den Marcioniten (s. Marcion) hervor- gegangen;
mit ihr verschmolzen sich teilweise die Überreste der Manichäer (s. d.).
Ihr Stifter war Konstantin, ein begeisterter Verehrer des Paulus, aus der Nähe von Samosata gebürtig, der um 660 seine erste Gemeinde zu Kibossa in Armenien grün- dete und um 684 von dem kaiserl. Statthalter Si- meon hingerichtet wurde.
Dieser selbst trat später auch zu den Paulinus über, wurde unter dem Namen Titus ihr Haupt und 690 verbrannt.
Das Religions- system der Paulinus, die sich selbst einfach Christen und die Katholiken Römer nannten, ist nur unvoll- ständig bekannt. Es beruht auf dem Gegensatz zweier sich bekämpfender Principien und Reiche, eines guten und eines bösen, in deren Mitte der Weltschöpfer (der Demiurg), zugleich der Iudengotr steht;
demgemäß verwarfen die Paulinus das Alte Testa- ment als vom Iudengott herstammend.
Das Schwergewicht legten sie auf die sittliche Seite des Christentums, das sie zu erneuern und zu aposto- lischer Einfachheit zurückzuführen gedachten. Im 9. Jahrh, verbanden sie sich, um den blutigen Ver- folgungen der griech. Kaiser Widerstand zu leisten, mit den Arabern.
Viele von ihnen wurden nach hartem Widerstand nach Thrazien übergeführt (970). Hier gewannen sie unter der bulgar. Bevölkerung [* 68] neuen Anhang. (S. Bogomilen.) Kaiser Alertos I. Komnenos versuchte sie Anfang des 12. Jahrh, mit Gewalt zu bekehren;
doch erhielten sich Reste der Paulinus das ganze Mittelalter hindurch.
Jetzt bezeichnet man mit Paulinus die kath. Bulgaren bei Philippopel, Sistov und Temesvär, die im 18. Jahrh, aus der Gegend von Nikopolis auswanderten. -
Vgl. Schmidt, Hi- ätolia. 1au1ici3,noi'uni orientalinin (Kopenh. 1826); Lombard, ?Hu1ici6N8, Vulgäres 6t L0n3-1i0iiim63 (Genf [* 69] 1879);
Fermendzin, ^ota. LulF^riak scole- 8iN8tic3. (Agram [* 70] 1887);
Karapet Ter-Mkrttschian, Die Paulinus im byzant.
Kaiserreiche (Lpz. 1893).
Paulina, der 278. Planetoid. Pauline, Fürstin zur Lippe, [* 71] geb. als Tochter des Fürsten Friedrich Albert von Anhalt- Bernburg, [* 72] vermählte sich 1796 mit dem Fürsten Leopold zur Lippe-Detmold.
Als dieser 1802 starb, übernahm sie für ihren ältesten Sohn Leopold die vormundschaftliche Regierung, hob die Leibeigen- schaft auf und traf treffliche Einrichtungen für die Erziehungsanstalten (s. Lippe, Fürstentum).
Eine geistvolle Dichtung von ihr, «Die Theestunde einer deutschen Fürstin», worin sie den Gesamtberuf ihres Geschlechts darstellt, findet sich in der «Iduna» (1805). Bald nachdem die Fürstin die Regierung ihrem Sohn übergeben hatte, starb sie Pauliner, Mönche, s. Minimen und Theatiner. Paulinifche Briefe, s. Paulus (Apostel). Paulinismus, das Evangelium in der Auf- fassung des Apostels Paulus (s. d.).
ftate. Paulinscher Apparat, s.Feuerwehrrauchappa- Paulmus von Nola, Pontius Meropius Ani- cius, Dichter und Kirchenlehrer, geb. 353 in Bor- deaux, aus vornehmem, reich begütertem Geschlecht, in den schönen Wissenschaften und namentlich in der Dichtkunst trefflich gebildet. Er war 378 Konsul, zog sich dann vom öffentlichen Leben zurück und lies; sich 394 mit seiner nunmehr als Schwester neben ihm lebenden Gattin als Ascet zu Nola in Cam- panien nieder.
Hier wurde er Anfang des 5. Jahrh. Bischof, erwarb sich große Verehrung durch seine menschenfreundliche Thätigkeit und starb 431. Ihm schreibt man auch die Einführung der Kirchenglocken ¶
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zu. Seine Werke, Briefe und Hymnen (namentlich 13 auf den bei Nola begrabenen heil. Felix) wurden hg. von Muratori (Verona [* 74] 1736) und von Hartel (im «Corpus scriptorum ecclesiasticorum», Bd. 29 und 30, Prag [* 75] und Wien 1894).
Gedächtnistag: 22. Juni. -
Vgl. Buse, Patti, Bischof von Nola und seine Zeit (Regensb. 1856);
Lagrange, Geschichte des heiligen Patti (deutsch Mainz [* 76] 1882);