norweg.
Orden, gestiftet vom König Oskar I. von
Schweden und
Norwegen zur Belohnung für Verdienste
um König und Vaterland, Künste und Wissenschaften. Der
Orden hat fünf
Klassen: Großkreuze,
Komture 1. und 2.
Klasse und Ritter 1. und 2.
Klasse.
Das Ordenszeichen ist ein achtspitziges, weiß emailliertes gekröntes Kreuz
[* 5] mit gekröntem angelsächs.
O zwischen den
Armen; auf dem
Avers des roten, blau eingefaßten Mittelschildes der gekrönte goldene Löwe von
Norwegen mit
der
Streitaxt des heil. Olaf, auf dem
Revers die Worte: Ret og Sandhet
(«Recht und Wahrheit»). Das
Band
[* 6] ist rot mit weiß-blau-weißen
Rändern. (S.Tafel:DiewichtigstenOrdenII,
[* 1]
Fig. 18.)
(spr. -tscho),Departamento des Freistaates Honduras,
[* 7] an der Grenze von Nicaragua,
[* 8] mit 37247 E. und der Hauptstadt Jutigalpa (Anmerkung des Editors: heutiger
Name Juticalpa), ist wichtig durch seine
Wälder
und das
Gold
[* 9] und
Silber in den
Flüssen.
eine 137 km lange und nur 3–16 km breite Ostseeinsel an der Ostküste des südl.
Schwedens, zum
Kalmar-Län gehörig und vom Festlande durch den 7–8 km breiten, für tiefgehende Schiffe
[* 11] gefährlichen Kalmarsund
getrennt, hat ein
Areal von 1346 qkm und 34000 E. Die
Insel ist ein langgestreckter silurischer Kalkfels,
das Klima ist mild und angenehm. Hauptbeschäftigungen sind Fischerei,
[* 12] Schiffahrt,
Ackerbau, Rinder- und Schafzucht. Unfruchtbar
ist der südl.
Teil des Mittellandes zwischen den Kalkklippen an den Rändern (den sog. Landburgen).
Die kleine Pferderasse, die sog. Ölandklepper, ist hier fast ganz ausgestorben. An der Westküste
liegt
Borgholm (s. d.), die einzige Stadt Ö.s. Im
Süden befindet sich der Flecken Mörbylånga und an der
Nordostküste der
HafenBöda. Im Kalmarsund liegen die bis 65 m hohe wilde Klippe
Jungfrun, an deren höchste
Spitze,
Blåkulla
(s. d.), sich Hexensagen knüpfen, und Grimskär, beide bekannt durch die Seeschlachten
zwischen
Schweden und Dänen 1564 und 1679.
eine zum gleichmäßigen Erwärmen von
Apparaten durch erhitztes Rüböl dienende Vorrichtung der chem. Laboratorien
(s.
Bad,
[* 13] chemisch), welche meist aus einem einfachen, über einer Gasflamme geheizten und mit dem Öle
[* 14] gefüllten einfachen
Metallgefäße besteht, in das der zu erwärmende Gegenstand zugleich mit einem
Thermometer
[* 15] eingetaucht wird.
Das
Ölbad gestattet die Anwendung höherer
Temperaturen (bis etwa 200° C.) als das Wasser- oder Dampfbad.
im Alten und
NeuenTestament, offenbar wegen seiner damals zahlreichen
Ölbäume, der
Name des an der Ostseite
des Kidronthals,
Jerusalem
[* 16] gegenüber liegenden
Berges. Derselbe ist ein nach SO. gerichteter
Ausläufer der
Wasserscheide zwischen
Mittelmeer und
Jordan und zeigt von
Jerusalem aus gesehen nebeneinander drei sanft geschwungene Gipfel.
Der nördliche, arab. Karmes-Saijad, 805 m, hieß in alter Zeit Viri galilaei
(«Männer aus Galiläa»),
weil dort die Festgäste
aus Galiläa ihre Zelte aufgeschlagen haben sollten, und wurde von
Christen wiederholt als die
Matth. 28, 10. (vgl.
Apostelgesch. 1, 11). bezeichnete
Stätte der Himmelfahrt Jesu (Galiläa) verstanden; er ist neuerdings
durch eine kleine Kapelle ausgezeichnet. Der mittlere Gipfel,
Dschebelet-Tur, 812 m, gilt als die
Stätte der Himmelfahrt
und wurde schon von der Kaiserin Helena 333 n. Chr. durch eine
Basilika
[* 17] geschmückt, an die noch heute eine kleine achteckige
Kapelle in einer offenen Rotunde erinnert.
Diese mittlere Höhe ist überhaupt reich an heiligen
Stätten und
Gebäuden: am Westfuße, unmittelbar
am Kidronthal, die Grabeskirche der Maria, etwas höher der
Garten
[* 18] Gethsemane (s. d.), dann die
Stätte, wo der Herr über
Jerusalem weinte
(Luk. 19, 41. fg.), unweit des Gipfels das
Kloster der Karmeliterinnen mit den
Stätten des «Credo» und
des «Paternoster», auf der eigentlichen Höhe neben einem kleinen moslem.
Dorfe eine kleine
Kirche und ein Aussichtsturm der
Russen, am Südostabhang endlich
Bethphage (s. d.) und
Bethanien (s. d.).
Der südl. Gipfel,
DschebelBatnel-Hawa, 740 m, wird mit
Bezug auf die Verehrung fremder
Götter durch Salomo
(1Kön. 11, 4. fg.)
Berg des Ärgernisses genannt. An seinem Westabhang liegt das Dorf Siloah (arab. Silwan).
Staatsbahnen,
[* 20] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Freiberg),
[* 21] hatte
1890: 6206, 1895: 7008 E., darunter 115 Katholiken, Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 22] Industrieschule,
Vorschußverein, eine Schwefelquelle mit
Bad;
Eisenhammer mit Eisengießerei,
[* 23] Kupfer- und Messingwerk, Gerberei, Dampfdestillation,
Fabrikation von Holzspielwaren, Strumpfwebstühlen, Zündhölzern, Cigarren,
Maschinen und Pulver, Ziegeleien, Sägewerke.
Wilh., Astronom, geb. zu
Arbergen im Herzogtum
Bremen,
[* 24] studierte in Göttingen
[* 25]Medizin
und ließ sich dann in
Bremen als
Arzt nieder. Er starb daselbst Obgleich Olbers die
Astronomie
[* 26] nur aus Liebhaberei trieb,
beherrschte er sie doch in allen
Teilen und hat sie in vieler
Beziehung wesentlich gefördert. Mit Vorliebe beschäftigte er
sich mit den
Kometen.
[* 27] Er fand unter anderm eine neue Methode, um aus drei
Beobachtungen die
Bahn eines
Kometen
zu berechnen.
Diese Methode, noch gegenwärtig allgemein in Gebrauch, beschrieb Olbers in einer
Abhandlung (Weim. 1797; 3. Aufl., von
Galle,
Lpz. 1864). Auch lieferte er das für seine Zeit vollständigste Verzeichnis der berechneten Kometenbahnen
und entdeckte 1780, 1796, 1798
Kometen und 1815 einen solchen mit einer Umlaufszeit von 72 Jahren. Noch
bekannter wurde er durch die Entdeckung zweier neuer
Planetoiden, der Pallas (1802) und der
Vesta (1807). Außerdem untersuchte
Olbers die Wahrscheinlichkeit eines lunarischen Ursprungs der Meteorsteine;
[* 28] auch entwickelte er eine Methode zur Berechnung
der
Sternschnuppen u. s. w. 1850 wurde ihm zu
Bremen eine von
Steinhäuser gefertigte Marmorstatue errichtet.
¶
forlaufend
562
Der Briefwechsel zwischen Oldenbourg, und Vessel wurde von Ad.
Ermann herausgegeben (2 Bde., Lpz. 1852.-
Vgl. Oldenbourg,, sein Leben und seine Werke (hg. von C. Schilling, Vd.1, «Gesammelte Werke»,
Verl. IM).
! Olbersdorf, Dorf in der Amtshauptmannschast Zittau
[* 30] der sächs. Kreishauptmannschaft Vautzen,
ain Fuße des Töpferberges (624 m) und an der Neben- linie Zittau-Oybin der Sächs. Staatsbahnen, hatte
1890: 4045, 1895: 4398 E., darunter 304 Katholi- ken, Post, Fernsprechverbindnng;
Eisengießerei, Ma- schinen-Matte-, Steinnußfabrik,
Weberei,
[* 31] Iutespin- nerei und Säckefabrik, Bleicherei, mechan. Spitzen- klöppelei, Mühlen
[* 32] bauanstalten, Ziegeleien, Eisen-
vitriolsiederei, Fabrikation von Kleiderstoffen, Pa- pier, Pappe und Thonröhren;
Vraunkohlengrubcu. Olbia, Name mehrerer griech.
Städte, am be- kanntesten ist die am Hypanis (jetzt Bug) gelegene; sie hieß auch Vorysthenes (jetzt Kudak). -Ölblldendes Gas,
s. Äthylen. Slblau, eine Farbe, die, mit Firnis zusammcn- gerieben, ein schönes Veilchenblau liefert, besteht im wesentlichen
aus Schwefelkupfer, das durch Zusam- menschmelzen von fein zerteiltem metallischem Kupfer
[* 33] mit Kaliumsulfid gewonnen
wird. Auch das Bcr- liner Blau wird zuweilen Oldenbourg, genannt. Olchon oder Oichon, Infel im See Baikal (s. oldenbourg,). 01ä(engl., spr. ohld),
alt. Oldbury (spr. öhldbörre), Stadt in der engl. Grafschaft Worcester, 7 km im W. von Birmingham,
[* 34] an der London and North-Western-Eisenbahn,
[* 35] hat (1891) 20348 E., Fabrikation von Chemikalien, irde- nen Röhren,
[* 36] gußeiseruem Geschirr und Werkzeugen.
Old-Calabar, westafrik. Landschaft, s. Calabar. Old Crome, engl. Vtaler, s. (5rome. Oelde(Öld e), Stadt
im Kreis
[* 37] Beckum des prenß. Reg.-Bez. Münster,
[* 38] an der Linie Hannovcr-Minden- Dortmund
[* 39] der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Münster), hatte 1890: 3187 E.,darunter 117 Evangelischeund70Israeliten, 1895: 3240 E., Postamt
zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Rektoratsschule, höherc Mädchenschule;
Malz-, Schwarzblechwarenfabrik,
Sägewerke und Brauereien. Oldenbourg, ist seit 1814 Stadt. Oldenbarneveldt,Ianvan,niederländ.Staats- mann, geb. zu Amersfoort,
war zuerst Pensionarius von Rotterdam
[* 40] und seit 1586 Ratspensionär (Landsyndikus) der Provinz Holland. Er arbeitete dem engl.
GrafenLeicester,
[* 41] der 1586 von den Niederlanden als Generalstatthalter angenom- men war und nach der Herrschaft
daselbst strebte, mit Erfolg entgegen. Dagegen bestellten auf O.s Rat zunächst die Provinzen Holland und Seeland den jungen
Prinzen Moritz (s. d.) von Oranien zu ihrem Statthalter, der den Krieg gegen die Spanier glücklich führte. (S. Niederlande.)
[* 42] Anfangs war Oldenbourg, in gutem Einvernehmen mit Moritz; aber mit der Zeit gestaltete sich das Verhältnis feindlich,
besonders i'eit 1600, als gegen den Rat von Moritz auf An- treiben O.s der Feldzug in Flandern unternommen wurde, welcher mit
der Scklacht bei Nieuport endete. Es gelang Oldenbourg,, gegen den Willen des Statthalters, den Abschlusses zwölfjährigen
Waffenstillstandes mit Spanien
[* 43] durchzusetzen (1609). Bei dem Neligions- strcit der Arminianer (s. d.) und Gomaristen stellte 1617 Moritz
sich an die Spitze der letztern, während Oldenbourg, die Rechte der erstem verterdigte.
Weil Moritz Gcneralkapitän war, konnte die Kriegsmacht nicht mehr zur Aufrechterhaltung der Ordnung angewen- det werden,
die durch die Versuche der Kontraremon- ! stranten, ihre Gegner aus der kirchlichen
Gemein- schaft auszustoßen,
manchmal gefährdet wurde. Da- her wurde infolge eines von Oldenbourg, befürworteten Be- schlusses der Staaten von Holland und Utrecht
[* 44] eine Art Polizeitruppen angeworben. Die Gegner sahen darin eine Verletzung der Utrechter Union. Oldenbourg, wurde
mit Hugo Grotius und andern verhaftet und ver- urteilt. Da sich Oldenbourg, und feine Gemahlin weigerten, um Gnade
zu bitten, wurde der 72jährige Greis enthauptet.
Seine beiden Söhne Wilhelm und Rene wurden gleichzeitig ihrer Amter entsetzt und beteiligten sich 1623 bei einer Verschwörung
gegen den Statthalter. Dieselbe ward jedoch vor der Zeit entdeckt. Wilhelm entkam nach Antwerpen,
[* 45] Reni aber
ward hingerichtet.-
Vgl. van Dcventer, (^6ä6nk8wl(1c6n van 0. eu öijn tijä (3 Bde., Haag
[* 46] 1862): Motley,^" lilo
anä äolttii ot'^owi otVar- n6V6ld (2 Bde., Lond.
1874);
Groen van Prinstercr, Nlnii-ico 6t ÜÄi-n6V6it (Utrecht 1875).
Dingelstedt schrieb ein Trauerspiel: «Das Haus des Varncveldt». Oldenberg,
Hermann, Sanskritist, geb. 31. Okt. 1854 zu Hamburg,
[* 47] studierte in Berlin
[* 48] und Göt- tingen klassische und ind. Philologie und
habilitierte sich 1878 in Berlin als Privatdocent. 1881 wurde er daselbst außcrord. Professor und 1889 als ord. Professor
des Sanskrit und der vergleichenden Sprachforschung nach Kiel
[* 49] berufen. Oldenbourg, veröffent-
lichte und übersetzte die ind. Texte: «Dipavamäa» (Lond. 1879),
«Vii^a?itakam» (5 Bde.,
ebd. 1879 - 82), «ikoi'I. anä 1Ii6ri 6ä.t1ian (ebd. 1883, mit Pischel), »Vw^a'Icxw) (mit Rhys Davids, Tl. 1, Orf. 1881,
Tl. 2, 1882, Tl. 3,1885; Bd. 13,17 u. 20 der
«8aci-6ä N00K3 0k tiiL Na3t»),
«Ido (^rikM 8nti'll8: 1'ni63 Ot' V6äi0 (Ioiri63tio 061'6IN0ni63»
(2 Tle., ebd. 1886; Bd. 29 u. 30 der
«3Hci'6ä Uooi^ 0k t1i615ll8t»). Von einschneidender Bedeutung für das
Studium des Buddhismus ist O.s «Buddha, sein Leben, seine Lehre,
[* 50] seine Gemeinde» (Berl. 1881: 2. Aufl. 1890). Von einer
Ausgabe der «Hymnen des Rigveda» ist der erste, metrische und textgeschicht- liche Prolegomena enthaltende
Band erschienen (Berl. 1888). Auch veröffentlichte Oldenbourg,. «Die
Religion des Veda» (Berl. 1894). Oldenbourg, R., Verlagsbuchhandlung mit technifchen
Zweigen in München,
[* 51] gegründet 1858 von Rudolf Oldenbourg (geb. in Leipzig),
[* 52] im Besitz desselben und seiner SöhneRudolf, Hans und Paul Oldenbourq.
Der Verlag, 1869 vermehrt durch den größten Teil der Verlagswerke der damals erloschenen Litterarisch-
artistischen Anstalt der I. G. CottaschenBuchhand- lung in München, umfaßt 14 jurist., mediz., technische und popnläre Zeitschriften:
«Archiv für Entschei- dungen der obersten Gerichtshöfe in den deutschen Staaten» (1847 fg.),
«No- vellenschatz des Auslandes» (24 Bde.) und gegen 250 Schulbücher.
Unter den letztern
sind die Publi- kationen des königl. bayr. Central-Schulbücher- verlags, die anfangs pachtweise, seit 1887 unter der Firma
R. Oldenbourg, mit dem Zusatz «Abteilung fkr
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forlaufend
563
Schulbücher" verbreitet werden. Seit 1879 besteht eine Filiale in Leipzig. Die technischen Zweige bestehen aus Buchdruckerei
(seit 1874; Gasmotoren und 16 Schnellpressen), Stereotypie, Galvanoplastik
[* 55] und Buchbinderei mit zusammen 180 Personen; Sparkasse
und Hauskasse (1893 mit 15000 M. begründet). Oldenburg,
[* 56] ein zum DeutschenReiche gehöriges Großherzogtum, besteht aus drei
räumlich getrennten Gebietsteilen: dem Herzogtum Oldenburg mit Einschluß der Herrschasten Iever
und Kniphauscn, dem Fürsten- tum Lübeck
[* 57] (s. d.) und dem Fürstentum Virkenfeld
is. d.), die durch gemeinschaftliche Erbfolge und Ver- fassung zu einem unteilbaren Staate vereinigt sind.
Das Großherzogtum hat einen Flächenraum von 6423,5 cikin, wovon auf Lübeck 541,23 qkm und auf Birkenfeld
502,89 Hkm entfallen. Das eigentliche Haupt- und Stammland, das Herzogtum Oldenburg, liegt zwischen 52° 29' und 53°
48' nördt. Br. und 7° 37' 9" und 8° 47' 9" östl. L. von Greenwich und grenzt im N. an die Nordsee,
welche mit dem Iadebusen (an dem das 1854 an Preußen
[* 58] abge- tretene Iadegebiet mit Wilhelmshaven
[* 59] belegen
ist) tief in das Land eindringt, im übrigen an die preuß. Provinz Hannover
[* 60] und im O. an das
Gebiet der Freien Hansestadt Bremen.
Oberstächengestaltung, Bewässerung, Klima.
[* 61] Das Herzogtum Oldenburg (5379,44 ykni) gehört zu dem westl. Teile der Norddeutschen Tiefebene;
es zerfällt in drei Abschnitte: in die au der Nordseeküste und der Flußmündungen der Weser wie der
übrigen Wasserläufe sich entlang ziehende Marsch mit ihrem angeschwemmten, gegen die Fluten durch Deiche ge- schützten,
von Abzugskanälen durchfurchten, dem Fleiße ergiebigst lohnenden Lande, mit ihrem ernsten, der Herkunft von freien Friesen
voll bewußtem Ge- schlecht, und der gegenüber in die höher gelegene, in den DammerBergen
[* 62] bis zu 100 m
ansteigenden ma- gern Geest mit ihren großen, bisher noch der Kul- tur nicht erschlossenen Moor- und Heideländereien und
mit ihren mehr heitern Bewohnern sächs. Stam- mes.
Die letztere scheidet sich wieder in oldcnbur- gische Geest, das ursprüngliche Besitztum des alten Grafeiihauses,
auf der mit diesem (wie in der Marsch) die evang. Lehre zur Geltung gekommen ist, und in die münstersche, vormais geistliches
Besitztum, auf dein sich die röm. Kirche erhalten hat, ein Landesteil, der auch sonst und namentlich durch das allgemein
ausgebildete sog. Heilerver- hältnis (d. h.
ein Verhältnis zwischen dem bäuer- lichen Grundeigentümer und den gegen Wohnung, Land und sonstige Naturalien zu bestimmten
Ar- beiten verpflichteten Hcuerleuten) vielfach von der oldenb. Geest absticht.
Die Marsch umfaßt 1148,52, die oldenb. Geest 2085,7? ykm und die münstersche
Geest 2145,15 ykm. Das Herzogtum gehört zu den Flußgebieten der Weser und der Ems,
[* 63] von denen die erstere
im Osten in einer gro- ben Strecke Grenzfluß ist. In dieselbe mündet die .Hunte (s. d.). Außerdem durchziehen den Norden
[* 64] des Landes mehrere Flüsse,
[* 65] welche ebenso wie die zahlreichen Abzugskanäle (Sieltiefe) mittels künst- licher Schleusen (Siele)
durch die Deiche hindurch unmittelbar in die Nordsee und den Iadebusen oder in die Weser münden. Im
Stromgebiet der Ems, welche das Herzogtum nicht berührt, liegen die Haase, die Soeste, welche weiter unten den Namen Varßeler
Tief annimmt, und die Marka.
Zur Auf- schließung und Kultivierung der umfangreichen Hochmoore, welche gegenwärtig
uoch 89000 da ausmachen, wurde 1841 mit
der Anlegung von Kanälen begonnen, die gleichzeitig Zur Trocken- legung des durchfurchten Gebietes mitzuwirken
hatten. Von dem geplanten Netze (105149 m) sind (1894) etwa 80000 m in schiffbarem Zustande her- gestellt. Die Mehrzahl dieser
Wasserstraßen liegt in der südl. Hälfte des Landes. Die bedeutungs- vollste ist der 1855 begonnene Hunte-Ems-Kanal,
der auf einer Strecke von 42 km von der ostfries. Grenze bis zur Stadt Oldenburg das Herzogtum
durch- schneidet.
Unter den Binnenseen ist das Zwischen- ahner Meer hervorzuheben. Das Klima ist im ganzen gemäßigt. Die klimatischen Verhältnisse
der Marsch sind indessen wegen der schädlichen Aus- dünstungen im Sommer minder günstig als auf der
höher gelegenen Geest. (S. Karte: Hannover, Schleswig-Holstein,
[* 66] Braunschweig
[* 67] und Oldenburg, Bd. 8, S. 790, und die Karte
zum Artikel
[* 68] Fehn- und Moorkolonien, Bd. 6, S. 630.) Bevölkerung.
[* 69] Das Herzogtum Oldenburg hatte 1885: 267 711, 1890: 279008,1895: 373739(186183
männl., 187556 weibl.) E., darunter 289620 Evan- gelische, 81492 Katholiken, 1197 andere Christen und 1430 Israeliten.
Das Herzogtum, welches nur 58 E. auf 1 hkm hat, zählt zu den am schwäch- sten bevölkerten Gegenden Deutschlands;
[* 70]
auf der
münsterschen Geest sinkt die Vevölkerungsdichtigkeit gar bis zu 30 E. herunter.
Die Ungunst der wirt- schaftlichen und
zumal der landwirtschaftlichen Ver- hältnisse auf der Geest hat die überseeische Aus- wanderung großgezogen.
Früher mehr noch als jetzt machte sich auch die sog. Hollandgängerei (s.d.) fühlbar. Darauf wirkte namentlich auch die
bis- herige ungeteilte und geschlossene Vererbung der Bauernstellen ein. Gegenwärtig übt der starke Ab- zug in die benachbarten
Städte nachteiligen Einfluß auf die Volksvermehrung aus. Außer der Haupt- und Residenzstadt Oldenburg
(s. d.) giebt es keine Stadt mit mehr als 10000 E., so daß auf die Städte und Flecken noch nicht einmal ein Viertel der
Gesamt- bevölkerung kommt.
Infolgedessen ist die Bevölke- rungszunahme äußerst gering (1871 - 90 durch- schnittlich jährlich nicht mehr als 0,75
Proz. gegen 1,03 in Preußen). Von 1871 bis 1890 sind durch' schnittlich jährlich 8678 Personen geboren und 5627 gestorben.
Die Sterblichkeitsziffer ist im ganzen niedrig, besonders dieKindersterblichteit. Forst- und Landwirtschaft mit Einschluß
der Viehzucht schließen fast die Hälfte der Bevölke- rung in sich. Es gehören ihnen (1890) 134097 Per- sonen
(48,06 Proz.) an. Es treten also die Ge- werbe der Veredelung und des Umsatzes der Güter durchaus zurück.
Von ihnen sind 78 310 Perso- nen (28,07 Proz.) bei den industriellen, 32206 (11,54 Proz.)
bei den Handels- und Verkehrsge- werven, außerdem 34395 (12,33 Proz.) bei den sonstigen Verufsarten.
Nach der Einschätzung von ! 1892 belief sich das gesamte Einkommen der steuer- ," Pflichtigen Bevölkerung
auf 70926 290 M., un- ! gerechnet das 783 760 M. betragende der Aktien- und sonstigen Gesellschaften. Das ergiebt für den
einzelnen Bewohner 254 M. Dabei ist aber die Einkommenvcrteilung sehr günstig, so daß Ungleich- heiten im
ganzen nicht hervortreten. Der ländliche Grundbesitz stellt sich überwiegend als kleinbäuer- licher Besitz dar. Als größere
Besitzungen sind schon solche von 50 lia Flächengehalt anzusehen, die jedoch bereits sehr zurücktreten. Güter von 100 ka
und 36"
¶
forlaufend
564
darüber finden sich nnr in ganz beschränkter Zahl und vorzugsweise auf der münsterfchen Geest. Am Grundeigentum haben
die Privaten mit 425024 Ka (82 Proz.) Anteil, während 47138 ka (9 Proz.) der Krone und dem Staate und 47 002 Ka (9 Proz.) den
Körperschaften gehören. Land- und Forstwirtschaft. Etwa drei Fünftel des Landes sind erst land- und forstwirtschaftlicher
Kultur zugängig gemacht. 1893 kamen auf Acker- und Gartenland 187 939, Miefen 73154, Weiden und Hutungen 88585, Forsten und
Holzungen 67 852 da. Während aber das unkultivierte Land auf der oldenb. Geest
bis 44,?i und auf der mün- sterschen selbst bis zu 58,69 Proz. ansteigt,
erreicht es in der Marsch bloß 8,13 Proz. Der Ertrags- fähigkeitswert des Grund und Bodens (insgesamt ohne die Gebäude zu 9587563
M., d. h. für je 1 kn. zu 18,48 M. geschätzt) ist denn auch in der Marsch weit erheblicher.
Hier ist der mittlere Ertrag für 1113. zu 45,i, hingegen auf der oldenb.
Geest nur zu 13,i und auf der münsterschen zu 9,i M. angenom- men. Der Betrieb der Landwirtschaft ist in der Marsch anders
geartet als auf der Geest. Dort überwiegt die Rindvieh- und Pferdezucht
[* 72] und die Weidewirtschaft. Außerdem liefert die Marfch
für die Ausfuhr Weizen, Gerste,
[* 73] Haser, Bohnen und Raps. Auf der Geest dagegen herrfcht der eigent- liche
Ackerbau vor. Die Viehzucht spielt nur in An- sehung der Züchtung von Schweinen eine größere Rolle.
Die früher auf den Heideflächen gehaltenen Schafherden (Heidschnucken) mit ihrer groben Wolle sind außerordentlich eingeschränkt
worden. Auch die Bienenzucht
[* 74] geht zurück. Der Anbau besteht haupt- fächlich in Roggen und daneben in
Hafer
[* 75] und Buch- weizen, der letztere befonders auf dem Moor. Durch künstliche Düngemittel wie durch die Steigerung der Viehhaltung
und die Ausbildung des Molkerei- wesens hat sich die Landwirtschaft der Geesten ge- hoben und sind erhebliche Flächen unkultivierten
Landes wirtschaftlich nutzbar gemacht worden.
Die Erntefläche betrug 1895 von Roggen 66 265, Weizen 5850, Gerste 7707, Kartoffeln 15132, Hafer 33018, Buchweizen 6145 und
Wiesenheu 75107 da, der Ernteertrag 77414t Roggen, 11231 Weizen, 13015 Gerste, 1290 Menggetrcide, 3337 Buchweizen, 7766 Ackerbohnen, 1143 Mischfrucht, 134394
Kartoffeln, 45115 Hafer, 10466 Runkel-, 14266 weiße und 9701 Kohlrüben, 3580 Mohren, 17 498 Klee (Heu), 1908 Lupinen
(Heu), 11958 Grassaat aller Art und 213365 t Wiesenhcu. Die Viehzucht ist weithin be- rühmt, vorzugsweise in der Marsch. 1892 wurden
gezählt 32384 Pferde,
[* 76] 196825 Stück Rindvieh, 129588 Schafe,
[* 77] 113501 Schweine,
[* 78] 26677 Ziegen und 23632 Bienenstöcke.
An der Hebung
[* 79] der Vieh- zucht haben strenge und einsichtsvoll gehandhabte Körordnungen (s. d.) und staatliche
Prämiierungen sowie Züchtungs- und Absatzvcreine einen wesent- lichen Anteil. Die Forstwirtschaft hält sich bei der geringen
Ausdehnung
[* 80] des Waldbodens in nur bescheidenen Grenzen.
[* 81] Etwa zwei Drittel des Waldes ist im Besitz von Privaten, welche demselben
vielfach eine wenig pflegliche Behandlung angedeihen lassen. Der Rest gehört beinahe allein dem Staate.
Die Staatswaldungen haben dadurch neuerlich ansehn- lich gewonnen, daß ihnen aus den Markenteilungen namhafte Flächen von
Heideland zwecks Auffor- stung zugelegt sind. Für die Beschaffung von Brennmaterial forgen die mächtigen Torfmoore, deren
Verwertung
durch die Anlegung zahlreicher Kanäle sehr erleichtert ist. Dagegen fehlen Stein- kohlen- und
ebenso Erzlager. Industrie und Handel. Der Gewerbefleiß wie der Handel treten gegen die Landwirtschaft zurück.
In der Hauptsache herrscht die handwerksmäßige Form für die örtlichen Bedürfnisse vor. Größere Unternehmungen sind
nur in ganz geringer Zahl vorhanden. Betriebe, welche mindestens 6 Hilfs- personen beschäftigen, machen noch
keine 3, hingegen die, welche ohne alle fremde Hilfe und motorische Kräfte arbeiten, bereits 62 Proz.
aus. Es haben denn auch bloß wenige Orte einen ausgefprochenen industriellen Charakter: obenan steht Delmenhorst durch seine
Tabaks- und Korkfabrikation wie durch einzelne große Fabrikanlagen für Iutespinnerei, für Linoleumteppiche, für Wollwäscherei
und Kamm- garnspinnerei, dem sich die Residenzstadt Oldenburg nebst dem Vorort Osternburg, ferner durch Cigarren-
und Korkfabrikation Lohne, einzelne Weser- und Emsorte wegen des freilich zurückgehenden Schiff- baues, und manche Gegenden,
zumal um Varel herum, durch ihren Ziegeleidetrieb anreihen. In Bezug auf Hausindustrie sind hervorzuheben die Leinenindustrie
des Ammerlandes, die Strumpf- strickerei im Amte Cloppenburg und die Korkschnei- derei im Amte Delmenhorst.
Der Handel beschränkt sich vorzugsweise auf den Umsatz der Landeserzeug- nisse gegen Kolonialwaren und Fabrikate und ist vielfach
noch von der Nachbarstadt Bremen abhängig. Ungewöhnlich hoch sind die Depositen bei den Ban- ken, welche mit Einschluß der
Sparkasseneinlagen sich 1890 auf 73731305 beliefen, was für den Kopf der Bevölkerung 264,26 M. ergiebt.
Verkehrswesen. Das moderne Verkehrswesen ist erst spät zur Entwicklung gelangt. Der Bau von Chausseen wurde nicht vor Mitte
der zwanziger Jahre begonnen, doch erst seit 1855 eifriger betrie- ben und namentlich feit den siebziger Jahren durch die
Gemeinden und Amtsverbände kräftig geför- dert.
Das gesamte Chausseenetz hat jetzt eine Länge von 1371 km. Viel ist in jüngster Zeit für
Hebung der Wasserstraßen und für Hasenbauten geschehen. Insbesondere ist in Noroenham nahe der Wesermündung ein eisfreier
Anlegeplatz für den großen, oceanischen Seeverkehr gefchaffen wor- den. Am fuhren unter oldenb.
Flagge 270 Seeschiffe (darunter bloß 10 Dampfschiffe) mit 272167 odm Inhalt und 2094 Mann Besatzung. Der Schiffsverkehr zur
See bestand (1886-90) in 2005 angekommenen Schiffen mit 198937 Register- tons und in 2064 abgegangenen mit 173427 Rc- gistertons
Ladefähigkeit. - über dieEisenbahnen f. Oldenburgische Eisenbahnen. Verfassung und Verwaltung. Die Thronfolge
vererbt im Mannsstamm des HerzogsPeterFried- rich Ludwig (gest. 1829) nach dem Rechte der Erst- geburt und der Linealfolge;
die weibliche Erbfolge ist ausgeschlossen. Im Großherzogtum Oldenburg gilt das revidierte Staatsgrundgesetz vom eine
der freisinnigsten Verfassungen in Deutschland. Zu dem Landtage des Grohherzogtums, der in einer Kammer
tagt, stellen das Herzogtum Oldenburg 26, das Fürstentum Lübeck 3 und das Fürstentum Birken- seld 4 Abgeordnete, die durch Wahlmänner
gewählt werden. Stimmberechtigt als Urwähler ist jeder selbständige Staatsbürger, der das 25. Jahr voll- endet hat (Wahlgesetz
vom Ordent- liche Landtage sollen alle drei Jahre stattfinden. In
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der Zwischenzeit fungiert ein ständiger Landtags- ausschuß, der aus vier oldenburgischen, einem Birkenfelder und einem Lübecker
Abgeordneten be- steht. Außerdem sind in den Fürstentümern Lübeck und Birkenfeld noch besondere Provinzialräte, die jedoch
keine beschließende Kompetenz, sondern nur eine gutachtliche Wirksamkeit haben. Der Landtag hat die Mitwirkung bei der Gesetzgebung
und die Steuerbewilligung, außerdem auch das Necht der Ministeranklage; für diesen Fall tritt der Staats- gerichtshof ein,
und das Verfahren ist durch Gesetz vom geregelt.
Das Staatsministe- rium zerfällt in fünf Departements:
1) Departement des großherzogl. Hauses und der auswärtigen An- gelegenheiten;
5) Departement der Kirchen und Schulen. Unter dem Staatsministerium stehen die beiden Provin- zialregierungen zu Eutin für
das Fürstentum Lübeck und zu Birkenfeld für das Fürstentum Birkenfeld. Das Herzogtum ist in 12 Amter eingeteilt, zu wel-
chen die 3 sog. Städte erster Klasse Oldenburg, Iever und Varel treten, deren Magistrate eine den Amtern entsprechende
Zuständigkeit haben. Die unter den Amtern stehenden 109 Land- und 7 übrigen Stadt- gemeinden sind größere, aus mehrern
Ortschaften und Wohnplätzen bestehende Bezirke.
Die Gemein- den wie die für größere Bezirke eingesetzten Amts- verbände (für Landarmenwesen, gemeinnützige
An- stalten, Chausseebauten, Fürsorge für Geisteskranke, Blinde, Taubstumme) besitzen gemäß der revidierten Gemeindeordnung
vom eine aus- gedehnte Selbstverwaltung. Nach der mit Preußen abgeschlossenen Militärkonven- tion
stellt Oldenburg das Infanterieregiment Nr. 91, das Dragonerregiment Nr. 19 und
zwei Batterien des hannov.
Feldartillerieregiments Nr. 26; Infan- terie und Kavallerie gehören der 19. Division und mit der Artillerie
dem 10. preuß. Armeekorps an. Oldenburg zerfällt in drei Neichstagswahlkreise: Oldenburg (Abgeordneter 1893 Enneccerus, nationalliberal);
Delmen- horst (Graf Galen, Centrum). Das Wappen ist ein quergeteilter Schild,
[* 84] oben
gespalten, unten durch eine aufsteigende Spitze gespal- ten; im ersten Felde sind in Gold zwei rote Quer-
balken (Oldenburg), im zweiten in Blau ein schwe- bendes goldenes Kreuz (Delmenhorst), im dritten im blauen Felde ein schwebendes,
mit einer Bischofs- mütze bedecktes gol- denes Kreuz (Für- stentum Lübeck), im vierten ein rot und weiß geschachtes Feld
(^Birkenfeld), in der spitze im blauen Felde ein goldener gekrönter Löwe (Iever).
Die Flagge ist blau mit einem roten Kreuz; Blau und Not sind auch die Landesfarben. An Orden besteht der Peter- Friedrich-Ludwig-Orden
(s. d.). Finanzen. Die Finanzen der drei Landesteile wer- den getrennt verwaltet; dazu kommen die gemein- schaftlichen Finanzen
des Großherzogtums, fo daß es ein vierfaches Budget giebt. Für 1895 waren die Einnahmen des Herzogtums
Oldenburg auf 5 307 350, die des Fürstentums Lübeck auf 59? 171, die des Fürstentums Birkenfeld auf 474450, endlich die des Großherzogtums
auf 2 796000 M. veranschlagt.
Die Staatsschuld betrug zu Ende 1893 für das Herzogtum Oldenburg 42518529, für Lübeck 30900,
für Birkenfeld 3677, im ganzen 42553106 M. oder 119,9 M. auf den Kopf der Bevölkerung. Kirchen- und Schulwesen. Für die Wahrnehmung
der kirchlichen Angelegenheiten bestehen in der evang. Kirche als centrales Verwaltungs- und Aussichts- organ der Oberkirchenrat
und als beschließende und gesetzgebende Körperschaft die aus weltlichen und geistlichen Mitgliedern
gebildete Landessynode (kirch- liches Verfassungsgesetz vom In den Gemeinden ist die Presbyterialverfassung
ein- geführt, nach welcher der Kirchenrat das verwaltende und der Kirchenausschuß das beschließende Organ bilden.
Für die vorzugsweise im südlichen, früher zum Fürstentum Münster gehörenden Teile des Landes wohnenden Katholiken ist
die kirchliche Ober- behörde das bischöfl. münsterscheOffizialat in Vechta. Das Schulwesen ist verfassungsmäßig
konfessionell getrennt und unter Oberaufsicht des Staatsministe- riums dem evang. Oberschulkollegium
in Oldenburg und dem katholischen in Vechta unterstellt. Gymnasien bestehen in Oldenburg, Vcchta (kathol.)
und Iever, Lehrer- seminars in Oldenburg und Vechta, Realschule in Oldenburg und höhere landwirtschaftliche Lehranstalten
in Varel und Cloppenburg. An Volks- und Mittelschulen bestehen 301 evangelische und 124 katholische, von denen auf erstere 618 Lehrer
und 37 614 Schulkinder, ans letztere 185 und 11071 kommen.
Für den kunstgewerblichen Unterricht sorgt das Landes-Gewerbemuseum. Geschichte. Das heutige Herzogtum Oldenburg hat sich aus den
Besitzungen entwickelt, welche einst von dem «in coniinio
saxonias 6t ^riäiak» reich be- güterten Geschlecht Wittekinds beherrscht wurden. Der erste urkundlich beglaubigte
Graf ist Egilmar oder Elimar II., der im Anfange des 12. Jahrh, lebte. Der erste jedoch, welcher als Graf von «Oldenburg» genannt
wird (um 1150), war fein Sohn Christian I., der Streitbare.
Bald nach sei- nem Tode erlangten die Grafen, welche auf der Oldenburg (d. h. der alten Burg) faßen und unter deren Schutze
die jetzige Hauptstadt Oldenburg entstand, größere und geradezu landesherrliche Befugnisse, als infolge der Achtserklärung
Heinrichs des Üöwen (1180) dessen Herzogtum, dem auch sie angehört hatten, zerschlagen wurde.
Die oldenb. Grafen wirk- ten mit bei dem Kreuzzug gegen die frief. Stedinger, infolgedessen nach der Verniä)tungsschlacht
bei Älte- nesch 1234 der größte Teil des Stedingerlandcs unter oldenb. Herrschaft kam.
GrafOtto II. erbaute zum Schutz diefer neuen Erwerbungen 1247 die BurgDel- menhorst, neben der die gleichnamige Stadt entstand,
und seine Nachfolger nannten sich Grafen von Oldenburg und Delmenhorst. Außer der Hauptlinie Oldenburg erscheint im 13. Jahrh, eine Nebenlinie
Wildeshausen. Diese verkaufte 1270 ihre Herrschaft an das Erzbistum Bremen, mit dem das Amt Wildeshausen zuletzt an Hannover
überging. Nach dem Erlöschen (1435) der 1334 abgezweigten Nebenlinie Delmenhorst ver- einigte Graf Dietrich
der Glückliche (gest. 1440) wie- der den ganzen Familienbesitz unter seiner Allein- herrschaft.
Dietrichs ältester Sohn, GrafChristian, wurde 1448 zum König von Dänemark
[* 85] gewählt (s. Oldenburger Haus) und überlieh die
Stammlande seinen Brüdern Gerhard dem Streitbaren und Moritz, die 1458 abermals teilten. Jedoch die von
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Moritz gestiftete (zweite) Nebenlinie Delmenhorst erlosch schon mit dessen Sohn. Während des ganzen Mittelalters hatten die
oldenb. Grafen wiederholt mit den freien Friesen an der Nordsee, mit dem Erz- bistum und der Stadt Bremen, dem BistumMün- ster
und andern Dynasten und Städten zu kämpfen gehabt. 1481 ward die sog. Friesische Wcede (Amt Varel) sür
Oldenburg gewonnen, wogegen Dclmenhorst an das BistumMünster verloren ging. Gerhards Sohn Johann XIV. (1486-1526) erwarb nach schweren
Kriegen das fries. Stedinger- und Butjadingerland, teils durch Eroberung, teils durch Kauf 1517-23, überließ dagegen Iever
an Ostsriesland.
Sein Sohn Anton I. (1526 - 73) führte die Re- formation ein, hielt sich aber im Schmalkaldischcn Kriege
zu KaiserKarl V., und so gelang es ihm, 1547 Delmenhorst wiederzuerobern. Er nahm auch zuerst (1531) die Grafschaften formlich
vom Kaiser zu Lehn. Seitdem wurden die Grafen von Oldenburg und Delmenhorst auf dem Reichstage zur westfäl. Neichsgrafenbank gerechnet
und hatten Sitz und Stimme auf den westfäl. Kreistagen. AntonsSöhne teilten abermals, aber die (dritte)
Nebenlinie Dclmenhorst erlosch 1647 mit Christian IX., so das; nun die Grafschaften unter Antons Enkel, AntonGünther (1603 -
67), auf immer miteinander ver- einigt wurden.
Inzwischen waren auch die letzten freien fries. Herrschasten, Iever durch
Erbschaft 1575 und Kniphaufen durch Vergleich 1624, an Oldenburg ge- fallen. AntonGünther erwarb 1623 und 1653 den einträglichen
Weserzoll, und das Land be- wahrte im Dreißigjährigen Kriege einen fast unge- störten Frieden und Wohlstand. Die landesherrliche
Gewalt war unumschränkt. Die Grafen hatten kei- nen privilegierten Adel aufkommen lassen, und die Stridte
waren von geringer Bedeutung; die Land- bevölkerung blieb von der Leibeigenschaft verschont.
AntonGünther war der letzte seines Stammes, und die Bemühungen, seinem natürlichen Sohne, dem Reichsgrafen Anton von Aldenbnrg,
die Erbfolge zuzuwenden, blieben erfolglos. So setzte er durch den Nendsburger Vertrag vom den König
von Dänemark und den Herzog von Echles- wig-Holstein-Gottorp zu seinen Lehnserben ein, die denn auch nach AntonGünthersTode 19. Iuui 1667 Besitz
ergriffen. Dagegen erhob der Herzog von Schleswig-Holstein-Plön (f. Oldenburgcr Haus) als näher berechtigter Agnat Klage beim
Neichs- hofrat und wurde durch Neichsexekution in den Besitz der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst gesetzt,
worauf er diese durch Cessionsakte vom gegen anderweitige Entschädigung an Christian V. von Dänemark abtrat.
Die Zerrschaft Iever als Weiber- lehnvererbte auf die Nachkommenschaft seiller Schwe- ster Magdalena, die mit dem Fürsten
Rudolf von Anhalt-Zerbst vermählt war (f. Iever). Die Herr- schaft Kmphausen
(nebst dem Amt Varel u. s. w.) erhielt der Neichsgraf Anton von Aldenburg, und als Hinterlassenschaft einer Erbtochter ging
sie 1761 an die Holland. Familie von Bentinck über. Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst blieben nun 100 Aahre lang unter Herrschaft
der dän. Könige.
Endlich überließ sie Christian VII. durch Traktat vom an den Großfürsten von Rußland und regierenden
Herzog von Holstein-Gottorp, Paul Petrowitsch (später KaiserPaul I.), der dagegen auf alle gottorpischen Besitzungen und Ansprüche
in Schleswig-Holstein (s. d.) verzichtete, die Grafschaf- ten aber bereits seinem
Vetter, dem Fürstbischof FriedrichAugust von Lübeck, den: Chef der jüngern Gottorper Linie, übertrug.
KaiserJo- seph II. bestätigte dieses Abkommeil und erhob 0.22. März 1777 zu einem Herzogtum. Als FriedrichAugust starb,
wurde die Negierung für dessen geisteskranken Sohn PeterFriedrich Wlhelm (geb. ^3. Jan. 1754, gest. seinem Vetter
PeterFriedrichLudwig, dem Sohne des HerzogsGeorgLudwig von Holstein- Gottorp, übertragen, der nach dem
kinderlosen TodePeterFriedrich Wilhelms Herzog von Oldenburg und so der Stammvater des jetzt regierenden Hauses wurde.
Unter dem mild gehandhabten System des auf- geklärten Despotismus blühte das Land immer mehr auf, bis auch Oldenburg in
den Strudel der franz. Nevo- lutionskriege hineingerissen ward. Durch den Neichs- deputationshauptschluß
von: wurde die Aufhebung des oldenb. Wesenolles zu Elsfleth bestimmt,
der jedoch erst 1820 wirklich aufhörte. Da- gegen erhielt Oldenburg zur Entschädigung das hannov. Amt Wildeshausen und einen Teil
des Fürstbistums Münster; zugleich erhielt PeterFriedrichLudwig das säkularisierte Bistum Lübeck als
weltliches Fürstentum.
Während des Krieges von 1806 muhte die herzogt. Familie flüchten. Die Franzosen besetzten das Herzogtum, gaben es aber im
Tilsiter Frieden 1807 wieder zurück. Dagegen mußte Oldenburg sich dem lästigen franz.
Kontinentalsystem unterwerfen und nach dem Erfurter Kongreß auch dem Rheinbünde beitreten
Den von Napoleon!, angebotenen Umtausch O.s gegen die Stadt Erfurt
[* 87] und Grafschaft Vlankenhain in Thüringen lehnte PeterFriedrichLudwig entschieden ab und zog sich mit seiner Familie nach Rußland zurück.
Darauf wurde das Herzogtum an die beiden franz. Departe- ments der Wesermündung und der
Oberems verteilt. Am übernahm jedoch PeterFriedrichLudwig wieder die Regierung. Oldenburg trat nunmehr
(1815) dem DeutschenBunde bei und erhielt durch die Wiener Kongreßakte das hannov. (früher mün- sterfche und osnabrückische)
AmtDamme sowie einen Teil des vormaligen franz. Saardepartements, der seitdem das Fürstentum Virkenfeld bildet.
Auch wurde Oldenburg der Rang und Titel eines Großherzog- tums zugestanden, wovon jedoch PeterFriedrichLudwig
niemals Gebrauch machte.
Außerdem trat der russ. KaiserAlexander I. die Herrschaft Iever an Oldenburg ab. Die Verhältnisse der Herrschaft Kniphaufen
wurden nach längern Streitig- keiten durch das Berliner
[* 88] Abkommen vom dahin geregelt, daß die
Familie Ventinck die vormalige Landeshoheit behielt, während Oldenburg daselbst diejenigen Oberhoheitsrechte ausüben
sollte, die früher dem DeutschenKaiser und Reich zugestanden hatten. PeterFriedrichLudwig starb und ihm folgte
fein ältester Sohn August (s. d.), der nun den großherzogl.
Titel annahm.
Das Herzog- tum Oldenburg trat 1836 mit Hannover und Braunschweig in einen gemeinsamen Zollverband, den sog. Steuer-
verein, wogegen die Fürstentümer Birkenfeld fchon 1830 an den preuß. Zollverein, Lübeck an den schlesw.-holstein.
Zollverband angeschlossen wurden. Der Aufschwung des polit. Lebens seit 1840 machte sich auch in Oldenburg fühlbar,
und 1847 setzte der Grosi- herzog eine Kommission zur Ausarbeitung einer Verfassung ein. Bevor aber diese
vollendet war, brach die franz. Februarrevolution 1848 aus, und es herrschte nun eine demokratische
Richtung vor, der die Negierung sich nicht entziehen konnte.
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