Nachweis zu führen, ob die
Krankheit vorwiegend das Mittelohr oder das Labyrinth betroffen hat.
Die Ohrenkrankheiten entstehen entweder direkt im
Ohr
[* 2] oder werden von krankhaft alterierten Nachbarorganen (äußere
Haut,
[* 3] Schleimhaut des
Nasenrachenraums u. a.) auf jenes fortgeleitet; nicht selten sind sie Folge allgemeiner Konstitutionskrankheiten,
insbesondere der
Skrofulose,
Tuberkulose und
Syphilis. Man pflegt sie nach ihrem Sitz in
Krankheiten des
äußern, des mittlern und des innern
Ohrs einzuteilen; die wichtigsten sind folgende:
1) Die Ohrblutgeschwulst
(Othämatom, Haematoma auriculare), eine mehr oder minder große, pralle umschriebene, deutlich schwappende
Geschwulst unter der
Haut der Ohrmuschel, die durch einen
Bluterguß infolge einer vorausgegangenen Verletzung, mitunter
aber auch aus freien
Stücken entsteht und häufig bei Geisteskranken, seltener bei völlig Gesunden beobachtet wird. Sich
selbst überlassen, trocknet das
Blut allmählich ein und es bleibt dann eine Verhärtung und Verunstaltung der Ohrmuschel
zurück. Die beste Behandlung besteht in der Entleerung des angesammelten
Blutes durch einen Einschnitt und der
Anlegung eines Druckverbandes.
2) Die Verstopfung des äußern Gehörgangs durch angehäuftes und eingetrocknetes
Ohrenschmalz, ein sehr häufiges Übel,
welches gewöhnlich Schwerhörigkeit und
Ohrensausen, oft auch
Kopfschmerzen und Schwindel zur Folge hat. Derartige Ohrenschmalzpfröpfe
müssen durch wiederholte Einträufelungen von schwachen alkalischen Lösungen erweicht und sodann durch vorsichtiges Einspritzen
von lauwarmem Wasser entfernt werden.
3) Die
Entzündung des äußern Gehörgangs
(Otitis externa) tritt in zwei verschiedenen Formen auf, als umschriebene
Entzündung
oder Furunkulose des Gehörgangs und als ausgebreitete
Entzündung des ganzen Gehörgangs. Im erstern Fall findet sich der
Gehörgang mit kleinen, bei Berührung intensiv schmerzenden
Schwären
(Furunkeln) besetzt, welche heftige
Ohrenschmerzen, leichte
Schwerhörigkeit und mitunter selbst mäßiges
Fieber erzeugen und eine große Neigung zu Rückfällen besitzen;
Blutarmut
und
Bleichsucht scheinen ihre
Entwicklung zu begünstigen. Die Behandlung besteht in feuchtwarmen Überschlägen über das
Ohr, Einlegen von entwässerten Speckstückchen oder schmerzstillenden und antiseptischen Salben in den Gehörgang, bei
sehr heftigen
Schmerzen in einem kleinen Einschnitt. - Bei der ausgebreiteten
Entzündung des äußern
Gehörgangs ist der letztere in seinem ganzen Verlauf geschwollen und gerötet, dabei bestehen heftige, bohrende, nach
Kopf
und
Hals ausstrahlende
Schmerzen im
Ohr und Schwerhörigkeit und nach wenigen
Tagen stellt sich ein erst heller, dann schleimiger,
schließlich gelblich eiteriger
Ohrenfluß ein.
Die häufigste
Ursache dieser
Entzündung sind Erkältungen (durch kalte Zugluft, Eindringen von kaltem
Wasser u. s. w.). Behandlung: öfteres Einträufeln von warmem Wasser in den Gehörgang (sog.
Ohrbäder), bei heftigen
SchmerzenBlutentziehungen, Bettruhe und Abführmittel;
späterhin Einlegen von Salicylwatte und Einträufelungen von adstringierenden
Lösungen.
4) Ohrpolypen, mehr oder minder umfangreiche, rote, kolbige, bald breit aufsitzende,
bald dünn gestielte Schleimhautwucherungen,
die den äußern Gehörgang ausfüllen und hochgradige Schwerhörigkeit sowie übelriechenden eiterigen
Ohrenfluß zur Folge
haben. Sie entstehen meist im Verlauf chronischer
Ohreiterungen und werden am besten durch
Abbinden,
[* 4] Abquetschen
oder durch
Ätzmittel entfernt.
5) Die
Entzündung des
Trommelfells (Myringitis), meist Folge von Erkältung, giebt sich durch heftige reißende
Schmerzen in der
Tiefe des
Ohrs, durch Schwerhörigkeit und
Ohrensausen sowie durch Schwellung und dunkle Rötung des
Trommelfells zu erkennen
und führt, sich selbst überlassen, entweder zur Durchbohrung des
Trommelfells mit nachfolgender eiteriger
Entzündung der Paukenhöhle oder zur schwieligen Verdickung und
Trübung des
Trommelfells. Wie bei allen Ohrenkrankheiten ist auch bei der
Trommelfellentzündung eine sorgfältige ärztliche Behandlung unerläßlich. Zerreißungen des
Trommelfells können durch
starken
Schall
[* 5] (Kanonenschuß), durch einen
Schlag auf das
Ohr oder durch Einbohren spitzer Gegenstände
(Nadeln,
[* 6] Federhalter,
Strohhalmeu. dgl.) entstehen und machen unter Umständen das Einlegen eines künstlichen
Trommelfells erforderlich.
6) Die
Entzündung oder der Katarrh des Mittelohrs oder der Paukenhöhle
(Otitis interna), eins der häufigsten Ohrenleiden,
besteht in einer Schwellung und vermehrten schleimigen oder eiterigen
Absonderung der Paukenhöhlenschleimhaut und entsteht
entweder von freien
Stücken, nach Erkältungen und Durchnässungen oder durch Fortpflanzung katarrhalischer
Affektionen des Nasenrachenraums durch die Ohrtrompete hindurch nach der Paukenhöhle oder endlich im Verlauf gewisser
Infektionskrankheiten, namentlich von
Masern,
Scharlach,
Pocken,
Diphtheritis und
Syphilis.
Der akute Mittelohrkatarrh giebt sich durch plötzlich eintretende Schwerhörigkeit,
Ohrensausen und heftige
Ohrenschmerzen
zu erkennen; bei zweckmäßiger Behandlung erfolgt meist vollständige Genesung, wogegen im andern Fall
die
Krankheit leicht in die chronische Form übergeht, welche meist einen sehr langwierigen Verlauf nimmt und die häufigste
Ursache der Schwerhörigkeit und
Taubheit ist. Die Ausgänge des chronischen Mittelohrkatarrhs sind Verdickungen und Wulstungen
der Paukenhöhlenschleimhaut, Zerstörung des
Trommelfells und der Gehörknöchelchen, chronischer, meist übelriechender
Eiterausfluß aus dem
Ohr
(Ohrenfluß,
Ohreiterung), Verengerung und Verwachsung der Ohrtrompete und ähnliche
Veränderungen, durch welche das Hörvermögen gänzlich vernichtet werden kann; ja bei Vernachlässigung vermag die
eiterige
Entzündung des Mittelohrs sogar
Knochenfraß des Felsenbeins und durch Fortpflanzung der
Eiterung auf die
Gehirnhäute
und das
Gehirn
[* 7] einen tödlichen Ausgang herbeizuführen.
Daher erfordert die
Krankheit durchaus die
Beratung eines tüchtigen Ohrenarztes; die wichtigsten
Mittel
gegen sie sind Lufteinblasungen durch den
Katheter
[* 8] oder das Politzersche
Verfahren, Einschnitte in das
Trommelfell, um den angesammelten
Schleim oder
Eiter aus der Paukenhöhle zu entfernen, sowie Einträufelungen desinfizierender und adstringierender Lösungen.
Mitunter kommt es im Verlauf der chronischen Mittelohreiterung sowie bei Karies des
Knochengewebes zur
Ansammlung von
Eiter und verkästen
Massen im Warzenfortsatz; in solchen Fällen ist, um
¶
mehr
dem gefährlichen Durchbruch des Eiters nach der Schädelhöhle vorzubeugen, eine operative Eröffnung des Warzenfortsatzes
dringend angezeigt, damit dem angesammelten Eiter und den nekrotischen Knochenteilchen ein Weg nach außen gebahnt wird.
7) Die nervöse Schwerhörigkeit und nervöse Taubheit, welche auf Erkrankungen des innern Ohrs oder Labyrinths oder des Gehörnervs
oder seiner Ursprungsstelle im Gehirn beruhen, entstehen am häufigsten nach andauernder Überreizung
der Gehörnerven, nach heftigen Erschütterungen des Ohrs und starken Gemütsbewegungen, mitunter auch nach schweren fieberhaften
Krankheiten, nach der Anwendung von großen Gaben Chinin und Salicylsäure sowie im Verlauf mancher chronischer Nervenleiden
(Hypochondrie, Hysterie). Mitunter leistet gegen dieses Leiden
[* 10] die Anwendung des galvanischen Stroms gute
Dienste.
[* 11] Manche Erkrankungen des Hörnervenapparats sind mit einem eigentümlichen, zuerst von dem franz.
Arzt Menière beschriebenen Symptomenkomplex, bestehend aus Ohrensausen, Schwindel, Erbrechen und Unsicherheit des Ganges, verbunden.
(S. Menièresche Krankheit.)
Litteratur. Hagen,
[* 12] Das Ohr und seine Pflege im gesunden und kranken Zustande (Lpz. 1872);
Galago (Otolicnus), Name niedlicher Halbaffen
[* 14] von der Größe einer Haselmaus bis zu derjenigen eines Eichhörnchens,
die sich besonders durch ihre großen nackten Ohren, den gedrungenen Körperbau, die langen Hintergliedmaßen
mit verlängerten Fußgelenken und den langen buschigen Schwanz auszeichnen. An allen vier Händen ist stets der zweite Finger
mit einer Kralle bewaffnet, während die andern Fingernägel platt sind. Die Weibchen haben ausnahmsweise sechs Zitzen, schleppen
aber doch nur ein Junges mit sich herum. Es sind nächtliche Tiere, die tagsüber auf Bäumen und Büschen
schlafen, wobei sie das Ohr durch Falten der großen Ohrmuschel gänzlich verschließen können, nachts aber nach Nahrung
ausgehen, die besonders aus Insekten,
[* 15] Eiern, kleinen Vögelchen, süßen Pflanzensäften und Früchten besteht. Sie klettern
und springen gut, aber bedächtig, sind munter und lebhaft und lassen sich leicht zähmen. Man kennt
mehrere Arten, die alle im tropischen Afrika
[* 16] leben. (S. Halbaffen.) Die bekannteste Art (Otolicnus Galago Wagler, s. Tafel: Halbaffen
I,
[* 9]
Fig. 3) hat eine Körperlänge von 16 und eine Schwanzlänge von 23 cm.
Die Ohren sind fleischfarben, so lang wie der Kopf und oval zugespitzt.
Der Schwanz ist am Ende buschig, der weiche Pelz ist bei Exemplaren vom Senegal oben mattgrau, der Schwanz
rötlich, die Unterseite weißlich; bei solchen von Kordofan ist er oben silbergrau mit rötlichem Anfluge an Hals und Kopf;
bei mozambiquanischen erscheint er dunkler, die Rückenhaare sind an der Wurzel
[* 17] schwarz
und gehen oben
ins Graubraune über, die Unterseite ist weißlichgrau. Er bewohnt das ganze waldige Afrika südlich von der Sahara bis zum
Kap. In Tiergärten gelangt er nur selten und findet, da er den ganzen Tag schlafend verbringt, nur selten Freunde. Sein Preis
schwankt um 50 M. Als Futter erhält er Mehlwürmer, Ei,
[* 18] Eierbrot und Früchte.
oder Paukenhöhlenprobe, Untersuchung der Paukenhöhle eines toten neugeborenen Kindes, um aus der Beschaffenheit
derselben zu bestimmen, ob das Kind bereits geatmet habe oder tot geboren sei.
oder Ohrensausen, subjektive Gehörsempfindungen, welche infolge einer abnormen Erregung des Hörnervs
als Sausen, Klingen, Brausen, Klopfen, Zischen, Brummen, Knacken u. dgl. empfunden werden. Die häufigsten Ursachen des Ohrentönen sind
widernatürliche Erregbarkeit des Hirns, Abnormitäten des Blutlaufs im Gehirn und innern Ohr, Ermüdung und Schwäche
des Gehörapparats (bei Blutarmut, gastrischen Zuständen, erschöpfenden Krankheiten), heftige Erschütterungen des Ohrs, große
Gaben von Chinin und Salicylsäure; außerdem ist das Ohrentönen ein sehr lästiges Symptom vieler Ohrenkrankheiten (s. d.). Die Behandlung
erfordert die Beseitigung des ursächlichen Grundübels; man hüte sich vor den zahlreichen gegen Ohrentönen empfohlenen
Geheimmitteln.
(Otocyon caffer s. Megalotis Lichtst.,
s. Tafel: Wilde Hunde
[* 22] und Hyänen II,
[* 9]
Fig. 5, Bd.
9, S. 427), Großohrfuchs, Kaffer, eine 0,60 m lange Art der Hunde (s. d.) mit 0,30 m langem, buschigem Schwänze und großen,
aufrecht stehenden Ohren, von gelbgrauer, unten hellerer Farbe, mit schwarzem Nasenrücken und schwarzen
Ohrenspitzen. Bewohnt Süd- und Ostafrika. Er ist erst in den letzten Jahren lebend nach Europa
[* 23] gebracht worden, steht hoch
im Preise (200 M. das Stück) und hält sich bei wechselreichem Futter (Fleisch verschiedener Art, Geflügel, Mehlwürmer,
Früchte) leicht.
1) Oberamt im württemb. Jagstkreis, hat 357,09 qkm, 1890: 31 072, 1895: 29 521 (14 642 männl., 14 879 weibl.
E. in 5 Städten und 38 Landgemeinden. Das Oberamt umschließt mit Ausnahme eines Teils der ehemals dem Kloster Schönthal und
den Freiherren von Berlichingen gehörigen Güter nur Hohenlohische Besitzungen, insbesondere die Standes Herrschaft
O. des Fürsten von Hohenlohe-Öhringen (s. d.). - 2) Oberamtsstadt im
Oberamt Öhringen, am Kocherzufluß Ohrn und an der Linie Heilbronn-Crailsheim (Kocherbahn) der Württemb. Staatsbahnen,
[* 24] Sitz des
Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Hall)
[* 25] und einer fürstl. Domänenverwaltung, hatte 1890: 3914 E., darunter 161 Katholiken
und 171 Israeliten, 1895: 3554 E., Post, Telegraph,
[* 26] ein 1547 gestiftetes Lyceum, Stiftskirche (15. Jahrh.)
mit Fürstengruft und interessanten Grabdenkmälern, fürstl. Residenzschloß mit Anlagen und großartigen
¶
forlaufend
555
Kellern (Weinhandel), Rathaus mit renoviertem Saale, Mädchenschule, Oberamtssparkasse, Spar- vereinskasse, Bank fürGewerbe
und Landwirtschaft; Fabrikation von Schulbänken und landwirtschaft- lichen Maschinen, Brauerei, Landwirtschaft, bedeu- tenden
Weinbau und Schafmärkte. In der Nähe das fürstl. Jagdschloß Friedrichsruhe. Nicht weit östlich von der Stadt lief
der röm. Grenzwall vor- über, und nördlich von ihr, auf der sog.
Bürg, stand eine röm. Niederlassung. Unter den aufgefundenen Inschriften geben zwei Vicus Aurelii als Namen des röm. Ortes
an. Historisch bekannt ist die Stadt durch die Union der Protestanten 1603. 1806 kam Ö. an Württemberg.
[* 28] -
Ohrkatheter, s. Ohrenkrankheiten. Ohrklappe, s. Gehör. Ohrknoten ((^nFiwn oticnm), s. Ganglien. Ohrkrempe, Ohrläppchen, Ohrleiste,
s.Ge Öhrling, s. Ohrwürmer. ^bör. Ohrmazd, pers. Könige, s.
Hormizd. Ohrmuschel, s. Gehör. Ohrpolypen, s. Ohrenkrankheiten. Ohrringe, ein seit uralter Zeit vorkommender Schmuckgegenstand.
Bei den alten Ägyptern waren sie scheiben- oder radförmig, oder bildeten Gehänge; in Vorderasien (2
Mos. 32, 2). ebenso wie an den griech. Stätten der mykenischen Kultur erscheinen sie, oft mit Metallblechen, Steinen, Korallen
[* 31] u. s. w. aus- gestattet, schon sehr früh als beliebte Frauenzierde, bei einzelnen Völkern
auch für beide Geschlechter, so auch bei den Mesopotamiern (Assyrern und Baby- loniern) und den Persern,
wo sie im Grabe des Cyrus gefunden wurden.
Ihre Gestalt war ringförmig. Die griech. Frauen liebten die tropfenförmigen Ohr- gehänge noch besonders mit Anhängseln
von Perlen, Gold- und Silberblechen zu versehen, während die Etrusker diesen Schmuck besonders reich und geist- voll ausbildeten.
In Rom
[* 32] erreichte der Ohrenschmuck die höchste Kostbarkeit durch auserlesen große Perlen, oft von sehr
hohem Werte. Für die Germanen ist der Ohrenzierat durch Gräberfunde, Draht- und Schildohrringe von Bronze,
[* 33] später auch durch
Ge- hänge aus Edelmetall bezeugt.
Die Sitte blieb bis beute bestehen. Hier und da, namentlich am HofeHeinrichs III. von Frankreich, trugen
auch die Män- ner Oidipus, zumal sich an das Tragen der Oidipus der Glaube tnüpfte, daß es Augenkrankheiten
[* 34] verhindere, eine Meinung,
die heute noch, obwohl gänzlich unbegrün- det, bei den niedern Ständen verbreitet ist. Die Ohrenpflö ckesüdamerik., occanischerund
afrik. Völker, welche die Ohrlappen oft in monströser Weise ver- unstalten, sind als Ersatz der Oidipus anzuseben.
Ohrspeicheldrüse Mlluäula Mi-otis, s. Tafel: Mund- und Nasenhöhle des Menschen,
[* 27]
Fig. 1, beim Artikel Mund), die größte
von den Mundspeicheldrüsen, liegt zu beiden Seiten des Gesichts vor und unter dem Ohr, vom Unterkiefer- winkel bis zum Iochbogen
reichend, ist von platter, unregelmäßig dreieckiger Gestalt und besitzt einen dickwandigen Ausführungsgang
(äuctu8 stsnonia- uns), welcher am vordern Rande des Kaumuskels den Backenmuskel und die Backenschlcimhaut durch- bohrt
und gegenüber dem ersten oder zweiten Backzahn in die Mundhöhle
[* 35] mündet.
Die Oidipus dient neben der Unterkieferdrüfe ((?1anäu1a LiidmaxiliHris, s. die- selbe Tafel und
[* 27]
Figur)
[* 36] und der Nnterzungen- speicheldrüse
((^andula. 8ud1inFNHii8, s. dieselbe Tafel und
[* 27]
Figur) der Absonderung des Speichels (s. d.). über ihre
entzündlichen Anschwellungen
^?ai'0titi8) s. Vauerwetzel. Ohrtrichter, s.
Ohrenkrankheiten. Ohrtrompete, Eustachische Röhre, s. Ge-. hör und Tafel: Mund- und Nasenhöhle des Menschen,
[* 27]
Fig. 2. Ohrwurm,
s. Ohrwürmer.
Bei Hunden nennt man Oidipus eine Entzündung des äußern und mittlern Ohrs mit Absonderung eines schmierigen,
äußerst übelriechenden Sekrets an diesen Teilen. Beim Oidipus schütteln die Tiere (besonders langohrige Hunde werden davon befallen)
fast ununterbrochen mit dem Kopfe. Vehandlnna,: Reinigung desGehör- ganges mit Watte und Salicylspiritus, Einstreuen austrocknender
Pulver und Hochbinden der Ohren. Ohrwürmer t^oi'ücnliäaE), eine Familie der eigentlichen Geradflügler
[* 37] (s. 0.), mit einer Zange
[* 38] am Ende des Hinterleibes, sehr kurzen Flügeldecken und längs und quer
gefalteten Hinterflügeln. Es sind nächtliche Tiere, die sich gern in Höhlungen ver- kriechen, keineswegs aber die Ohröffnungm
des Menschen suchen.
Sie benagen reife, fuße Früchte, zerfressen Nelken, Georginen u. s. w. Man vertilgt sie, indem man die
Hornschuhe kleiner Huftiere, kleine Blumentöpfe u. s. w. über die Blumenstäbe stülpt oder kleine Bündel von Reisig oder
festem Stroh aus- legt und aufhängt. Die Oidipus suchen bei Tagesanbruch diese Verstecke gern auf und werden am Morgen her- ausgeklopft
und getötet. Die häufigste Art ist der gemeine Öhrlina, oder Ohrwurm (^orücula. Hni-iculÄiiH ^.,
s. Tafel: Insekten IV,
[* 27]
Fig. 11)). Oichon oderOlch 0 n, Insel im See Baikal (s. d.). Oidipus (Ödipus), nach der Odyssee der Sohn
der Epikaste, welche er, ohne daß beide um ihr verwandtschaftliches Verhältnis wußten, heiratete, nachdem er seinen Vater
erschlagen.
Als Epikaste bald darauf erfuhr, daß sie ihren Sohn zum Gat- ten habe, erhenkte sie sich; Oidipus herrschte
zwar fort als König von Theben, erduldete aber, gequält von den ErinnyLN, schwere Leiden. Später ist diese Sage, hauptsächlich
durch die attischen Tragiker, vielfach um- und ausgebildet worden. Danach hat sie fol- gende Gestalt: La'l'os, des Labdakos
Sohn, König von Theben, beiratete Iokaste, die Tochter des Me- noikeus und Schwester des Kreon. Da das
Orakel dem La'l'os verkündigte, daß der ihm aus dieser Ehe entsprießende Sohn sein Mörder werden würde, ließen die Eltern
den Knaben, den Iokaste gebar, mit durchstochenen Füßen durch einen Stlaven auf dem Kithairon aussetzen.
Der Sklave übergab aber das Kind einem Hirten des Königs Polybos von Korinth,
[* 39] und der Hirt brachte es
seinem Herrn, dessen kinderlose Gemahlin Merope es erzog und von sei- nen angeschwollenen Füßen Oidipus (d. i. Schwellfuß, wie
man den Namen deutete) nannte. Als dem Oidipus später die Dunkelheit seiner Abkunft zum Vorwurf gemacht
wurde, wandte er sich an das delphische Orakel, von dem er die Antwort erhielt, daß er seinen Vater er- morden und seine
Mutter heiraten werde. Um dem zu entgehen, kehrte er nicht nach Korinth zurück, be- gegnete aber, da er den Weg nach Theben
einschlug, in einem Engpaß in Phokis seinem wirklichen Vater. Oidipus weigerte sich, ihm auszuweichen, erschlug
ihn im Streite und setzte dann seinen Weg weiter nach Theben fort. Zier wütete damals die Sphinx
[* 40] (s. d.), welche den Vorübergehenden
ein Rätsel aufgab und jeden, der es nicht lösen konnte, tötete. Oidipus löste das Rätsel, befreite so das
Land von dem Ungeheuer, erhielt dafür den Thron
[* 41] mit der Hand
[* 42] der Witwe¶
forlaufend
556
des Königs und erfüllte hiermit das Orakel. Seine Mutter gebar ihm den Eteolles und Polyneikes, die Antigone und Ismene.
Die Folge dieser unnatür- lichen Verbindung war eine Pest, von der das Ora- kel nur dann Befreiung versprach, wenn der entfernt
werde, der den Aluch über das Land gebracht. Da wurde, Zuerst vom SeherTeiresias, das Geheimnis enthüllt.
Iokaste erhenkte sich, Oise stach sich beide Augen aus, wurde vertrieben und, nachdem er nach langem Umherirren, begleitet von
seiner Tochter Antigone (s. d.), in den Hain der Eumeniden bei Kolonos in Attika gelangt war, auf geheimnisvolle Weise von der
Erde entrückt.
Nach anderer Über- lieferung war er in Eteonos auf der Grenze zwischen Böotien und Attika begraben, wo
er neben Deme- ter heroische Ehren genoß. Doch auch zu Athen
[* 44] be- fand sich in einem Heiligtum der Erinnyen,
[* 45] welches zwischen
der Akropolis
[* 46] und dem Areopag gelegen war, ein Grabdenkmal des Oise. Der Besitz seiner Ge- beine galt als ein
Schutz gegen feindliche Einfälle. Das unheilvolle Schicksal des Hauses aber setzte sich fort in dem Bruderzwiste zwischen
Eteokles und Po- lyneikes, über welche der Vater wegen ihres hart- herzigen Verhaltens gegen ihn den Fluch ausge- sprochen
hatte. (S. Sieben gegen Theben.) Von den auf diesen Mythus bezüglichen Tragödien sind des Sophokles' «König
Oise» und «Oise auf Kolouos», so- wie von denjenigen,
welche die Schicksale der Kinder des Oise behandelten, die «Sieben gegen Theben» des Aschylus, die «Antigone» des Sophokles und die
«Phönizierinnen» des Euripides erhalten' aus der röm.
Tragödie der «Odipus» und die «Phönissä»
des Seneca. Auch die bildende Kunst hat die Schick- sale des Oise und seines Hauses häufig dargestellt. -
Vgl. Schneidewin,
Die Sage vom Oise (Gott. 1852)-. Overbeck, Die Bildwerke zum thebischen und troi- schen Heldenkreis (Halle
[* 47] 1853);
0'i'Äiuni ^ink, Eischimmel, Gattung von Pilzen, deren Mycelium conidientragende Hyphen entwickelt, die als die Conioienform
von Perispo- riaceen Hyphen bilden an ihrer Spitze kettenartig gereihte eiförmige Conidien (s. Tafel: Pflanzenkrank- heiten,
[* 43]
Fig. 6d). Von vielen Arten ist allerdings der Zusammenhang mit Ascosporenfrüchten oder Perisporiaceen noch nicht nachgewiesen,
so z. B. auch nicht für die bekannteste Art 0. luckLri Fei-/c., den Pilz
[* 49] der Traubenkrankheit (s. d.). Eine andere wichtige
Art ist der sog. Soorpilz, 0. a1kican8 Hob., der die unter den Namen Schwämmchen (s. d.), Aphthen, Soor bekannte Mundkrankheit
der Kinder hervorruft.
Außerdem ist noch zu erwähnen der auf saurer Milch, auf Wein, Bier u. dgl. vorkom- mende Milch eischimmel, 0. lactis
^ei, welcher früher fälschlich als der Erreger der Milchsäure- gärung angesehen wurde. Oidtmanns Purgativ, s. Geheimmittel.
Oignon (spr. onnjöng), franz. Fluß, f. Ognon. Oigob, afrik. Volksstamm, s. Massai. Qii (engl., spr. eul), Öl. Oil-City (spr.
eul ßitti), Stadt im County Ve- nango im nordöstl. Teile des nordamcrik. StaatesPennsylvanien, an der
Mündung des Oil Creek in den Alleghany, mit (1890) 10332 E., ist Haupt- mi^telpunkt der sehr bedeutenden Petroleumproduk-
tion der Gegend, hat Petroleumraffinerien, natür- liches Gas, Kesselsabrikation u. s. w.
1892 wurden hier durch Entzündung
eines Petroleumteichs Men- schenleben und Häuser vernichtet.
Oineus (Öneus, d. h. der Weinmann), nach der Ilias der Sohn des Portheus, Gemahl der Althaia oder der Periboia, Vater desTydeus und Meleager und König von Kalydon in Ätolien. Seit der Zeit der Tragiker gilt er als Vater der De'l'a- neira und als
Schwiegervater des Herakles.
[* 50] Nach spätern Schriftstellern raubten dem Oise die Söhne seines Bruders Agrws
die Herrschaft, gaben diese ihrem Vater und mißhandelten Oise sogar; Oise' Enkel Diomedes aber erschlug dafür den Agrios und
dessen Söhne bis auf zwei und nahm Oise mit sich in die Peloponnes, wo Oise von jenen beiden Söhnen des Agrios bei
dem Altar
[* 51] des Telepbos in Arkadien er- schlagen wurde.
Diomedes bestattete ihn in Argos und benannte nach ihm die Stadt Onoe. Nach an- dern starb Oise in hohem Alter bei Diomedcs in
Argos. Oinomaos, Vater der Hippodameia (s. d.). Oinone, Insel, s. Agma. Oinone, Gattin des Paris
[* 52] (s. d.). Oinopion, d. h. der
Weintrinker, s. Orion. Oinufai, Inselgruppe, s. Önusen. Oirat, soviel wie Kalmücken (s. d.). ^Fayencen. Oiron-Fayencen
(spr. öaröng), s. Heni-i-äsux- Oifans (spr. öasäng),
wildes, von der Romanche durchflosfenes Alpenthal derDauphine-Alpen(s.West- alpen) im franz. Depart.
Isere, ArrondissementGrenoble,
[* 53] war im Mittelalter ein Teil der Land- schaft Graisivaudan.
Hauptort ist Le
[* 54] Bourg d'Oisans mit (1891) 2543 E. Oise (spr. oahs'), rechter Nebenfluß
der ^eine in Nordfrankreich, entspringt in den Ardennen im südlichsten Teil der belg. Provinz Hennegau (südlich von Chimay),
fließt nach SW., nimmt im Depart. Aisne links Serre und Lette, im Departement Oise links Aisne und rechts Breche und Thsrain auf
und mündet im Depart. Seine-et-Oise 22 kin nnter- halb Paris bei ConflansSte. Honorine nach einem 305 kni
langen Lauf. Die Oise hat ein Flußgebiet von 16 677 hivin, ist durch Kanäle mit Schelde, Sambre und Somme verbunden, wird oberhalb
der Aisne- müudung von einem 291 cm langen Seitenkanal be- gleitet und ist von Chauny ab 138 km weit
schiffbar.
Oise (spr. oahs), franz. Departement, wird von den Depart.
Somme (N.), Aisne (Oise), Seine-et- Marne und Seine-et-Oise (S.), Eure und Seine- InMeure (W.) begrenzt, umfaßt Teile der ehe-
maligeu Isle-de-France (Valois, Noyonais und etwas von Soissonnais) und der Picardie (Teile von Santerre
und Amisnais), zählt auf 5854 hkin (1891) 401835 E. (1311 weniger als 1886), darunter 15 932 Ausländer, d. i. 68,7 auf 1 cikin,
zerfällt in 4 Arrondisfements (Veauvais, Clermont, Com- piögne, Senlis) und 35 Kantone mit 701 Gemein- den.
Beauvais ist Hauptstadt. Das Departement Oise wird von der Oise und ihren Zuflüssen
Aisne, Breche und Th^rain bewässert, an der Südostgrenze vom Ourcq und an der Westgrenze von der Epte bespült, von zahlreichen
niedrigen Hügelketten durch- zogen, die sich im W. bis 235 m erheben, hat ein gemäßigtes gesundes Klima
[* 55] und vorzugsweise
Acker- boden (4117 hkm), welcher (1894) 2451200 kl Weizen, 258508 Iii Roggen, (1893) 4787,2 t Gerste
[* 56] und 54587,5 t Hafer
[* 57] fowie Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrübeu, Flachs, Hanf, Apfel zur Ciderbereituna (1894: 368953 KI), doch
nur wenig Wein (1894: 2657 kl auf 201 Ka, 1884 - 93 im Durchschnitt ! 3076KI) liefert. GroßeForstesinddievonCompiegne,
¶
Karpaten in Siebenbürgen, führt von Bereczk bei Kezdi Vásárhely
im HáromszékerKomitat nach der Moldau und vermittelt einen regen Handelsverkehr. Er ist bekannt durch
die Verteidigung seitens der Honvéds gegen die Russen 1849.
(Okka, Ocka), die seit März 1874 nur noch im Münzwesen
[* 61] gesetzliche Geltung besitzende, aber im Verkehr noch
fast ausschließlich übliche türk. Gewichtseinheit. Die Oka wird
in 4 Litra oder 400 Dirhem (Dramm, Drachmen) zu 16 Kirát oder 64 Grán eingeteilt und hat eine Schwere von 1282,945 g; 44 Oka = 1 Kantár
von Konstantinopel.
[* 62] Die türkische O.ist auch in Rumänien,
[* 63] Serbien und Bulgarien gebräuchlich. In Ägypten
[* 64] ist die gewöhnliche
Oka von 400 Drachmen = 1235,36 g. In Griechenland
[* 65] ist die Oka oder Stadera (ursprünglich der türkischen
gleich) von 400 alten Drachmen = 1280 g oder neuen griech. Drachmen. In Hodeida (Arabien) ist die Oka = 2¾ engl. Handelspfund
= 1247,3798 g. Oka ist auch ein türk. Flüssigkeitsmaß für
den Kleinverkehr, das eine Gewichtsoka Brunnenwasser faßt, = 1,281 l, ferner ein griech.
Kleinhandels-Ölmaß von 2½ alten Gewichtsoken Inhalt.
1) Rechter Nebenfluß der Wolga, entspringt in 220 m Seehöhe an der Südgrenze des russ. Gouvernements
Orel, fließt im allgemeinen nordöstlich durch die Gouvernements Orel, Tula, Kaluga, Moskau,
[* 66] Rjasan, Tambow, Wladimir und Nishegorod
und mündet nach 1546,5 km in einer Breite
[* 67] von 707 m bei Nishnij Nowgorod. Das Flußgebiet beträgt 241399,8 qkm. Hauptnebenflüsse
sind links die Ugra, Moskwa, Kljasma; rechts die Upa, Mokscha, Tescha. Die Oká ist eine wichtige Verkehrsstraße
Rußlands; sie ist schiffbar von der Stadt Orel an auf 1443 km, Dampfschiffe gehen von Bjelew an auf 1390 km.
–
2) Linker Nebenfluß der Angara im russ.-sibir. Gouvernement Irkutsk, entspringt auf dem Sajanischen Gebirge, fließt nordnordöstlich
und mündet, im Unterlauf schiffbar, nach 850 km bei Bratskoj Ostrog.
(lat. Oceanus), der gewaltige Strom, der nach der ältesten Weltansicht der Griechen Erde und Meer rings umfaßt
und, selbst unbegrenzt, die Grenze aller sichtbaren Dinge bildet. Er gilt in der Ilias als eine Art Urquell
aller Dinge, aus welchem nicht nur alle Quellen, Bäche und Flüsse
[* 68] sowie das Meer, sondern auch die Götter selbst entstanden
sind. Personifiziert erscheint er als freundlicher Greis, der älteste der Götter, der mit seiner Gattin, der ehrwürdigen
Tethys, fern im Westen wohnt, von einer zahlreichen Töchterschar, den Okeaniden, umgeben. Zu ihnen brachte
Rhea
[* 69] die Hera,
[* 70] als Zeus
[* 71] die Herrschaft des Kronos stürzte.
Nach Hesiod ist Okeanos ein Sohn des Uranos und der Gaia und Vater von je 3000 Strömen und Okeaninen, d. i. Quellen. – Dargestellt
wird er als bärtiger Greis, auf Reliefs meist der Gaia gegenüber wie andere Ortsgottheiten lagernd und
auf den Ellbogen gestützt. Am Kopfe trägt er nach Art der Flußgötter (s. d.) Stierhörner, zuweilen aber auch statt derselben
Krebsscheren; Wasserurne, Füllhorn, Seetiere, Schilf und Scepter sind seine Attribute. Im Gigantenkampf ist er am Altar von
Pergamon
[* 72] gebildet. – Später hieß Ocean das große äußere Meer, insbesondere das Atlantische, im
Gegensatz zu den innern, namentlich zum Mittelländischen.
Lorenz, eigentlich Ockenfuß, welchen Namen er später in Oken verwandelte, Naturphilosoph und Naturforscher, geb. zu
Bohlsbach in der Ortenau, studierte zu Würzburg
[* 73] und Göttingen
[* 74] und lebte dann daselbst mehrere Jahre als Privatdocent, bis
er 1807 als außerord. Professor der Medizin nach Jena
[* 75] berufen wurde, wo seine Vorlesungen über Naturphilosophie, allgemeine
Naturgeschichte, Zoologie mit vergleichender Anatomie, Pflanzen-, Tier- und Menschenphysiologie vielen Beifall fanden. 1810 wurde
er Hofrat, 1812 ord.
Professor der Naturwissenschaften. Im Spätherbst 1816 fing er an, die «Isis»
[* 76] herauszugeben, ein encyklopäd. Blatt,
[* 77] vorzugsweise aber naturhistor. Inhalts. Da damals in Weimar
[* 78] eine
nur wenig beschränkte Preßfreiheit herrschte, so wurden an Oken Beschwerden und Klagen gesendet, die anderwärts nicht veröffentlicht
werden konnten und die auch Oken in die «Isis» aufnahm, sobald sie
ein allgemeines Interesse hatten. Dadurch erregte er auswärts großes Mißfallen, so daß endlich die
Weimar.
Regierung ihm die Alternative stellte, entweder die Professur oder die «Isis» aufzugeben.
Oken that das erstere, während die «Isis» im Weimarischen verboten und nun in Rudolstadt
[* 79] gedruckt wurde, bis sie 1848 zu erscheinen
aufhörte. Seit Niederlegung seiner Professur lebte Oken als Privatgelehrter in Jena, mit der Herausgabe
der «Isis» und seiner naturhistor. Werke beschäftigt, bis er 1828 an die
neu errichtete Universität zu München
[* 80] ging, wo er anfangs als Privatdocent naturhistor. Vorlesungen hielt und dann ord. Professor
wurde. 1832 folgte er einem Rufe an die neu errichtete Universität zu Zürich,
[* 81] wo er starb. Sein Hauptbestreben
war die Darstellung eines allgemeinen, in sich zusammenhängenden, alle Reiche der Natur und deren Elemente umfassenden Natursystems,
dessen philos. Begründung den Inhalt seines «Lehrbuchs des Systems der Naturphilosophie» (Jena 1809–11; 3. Aufl., Zür. 1843)
bildet, während er es in dem «Lehrbuch der Naturgeschichte»
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forlaufend
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(3 Bde., Lpz. mld Jena 1816-26) vollständig ent- wickelte. Da sein Natursystem von allen vorhande- nen Systemen abwich, deutsche
Benennungen oft mangelten und die leitenden Grundsätze der Eintei- lungen durch die Namen derselben angedeutet werden sollten,
so schuf O. eine eigene Nomenklatur, die in vielen Fällen gezwungen klingt. Seine Naturphilo- sophie
wurde vielfach mißverstanden und hat zu mannigfaltigen Verirrungen in der Wissenschaft Ver- anlassung gegeben. O. hat mit
großem Fleiße als Polyhistor gearbeitet. Sein Hauptwerk in dieser Richtung ist seine «Allgemeine Naturgeschichte für alle
Stände» (13 Tle., Stuttg. 1833-45). Seine Anregungen in der «Isis»
haben die Begründung des Deutschen Naturforschervereins herbeigeführt, dessen erste Versammlung er 1822 nach
Leipzig
[* 83] be- rief. O.s Büste, von Drake in Berlin
[* 84] gefertigt, wurde 1857 am Fürstengraben in Jena errichtet. Auch Offenburg
[* 85] besitzt
ein Denkmal O.s. -
Skizze (Stuttg. 1880); Güttler, Lorenz O. und sein Verhältnis zur moder-
nen Entwicklungslehre (Lpz. 1884).
Oker (Ocker), linker Nebenfluh der Aller, ent- springt in 911 m Höhe am Vruchberg im Ober- barz, durchströmt ein wildes
Felsenthal, das sie bei Oker (s. d.) verläßt, nimmt links die Gose und die Warme, rechts Radau,
Ecker, Ilse und Schunterauf und mündet, nachdem sie Wolfenbüttel
[* 86] und Braunschweig
[* 87] durchflossen, 105 km
lang, bei Müden. ^ie ist sehr fischreich und dient zum Holzflößen. Oker (Ocker), Pfarrdorf im Kreis
[* 88] Wolfenbüttel des Herzogtums
Braunschweig, am Ausgang des von derO.durchflossenen Harzthales, an der Linie Halber- stadt-Seesen der Preuß.
Staatsbahnen, hatte 1890: 2552,1895: 2692 evang. E., Post, Telegraph und im gemeinsamen Besitz von Preußen
[* 89] und Braun- schweig befindliche Hüttenwerke (Produkte: Gold,
[* 90] Silber, Kupfer,
[* 91] Blei,
[* 92] Kupfer-, Eisen-, Zinkvitriol, Bleigelb) und
Schwefelsäurefabriken, ferner 7 Holz- stoffs abriken, je eine Pappen- und Pappdeckel-, Su- perphosphat- und Farbenfabrik (Ockerfarbe,
die in Teichen aus dem Wasser der O. gewonnen wird) und in der Nähe eine Düngerfabrik, Glashütte und
Kalkbrennerei. ^Liu-kiu (s. d.). Okinawa-fhima, Hauptinsel der Inselgruppe Okk...,s.Occ
Okka, Gewicht und Maß, s. Oka.
Territorium der Vereinigten Staaten,
[* 93] umfaßt, den Cherokee Strip und Noman's Land einbegriffen, 100 700 hkm,
grenzt nn N. an Kansas und Colorado, im O. an das In- dianerterritorium, im S. an das Indianerterrito- rium
und Texas, im W. an Texas und Neumexiko. Das Land wurde von der Nnionsregierung den Creek und Seminolen abgekauft. Nach wiederholten
ungesetzmäßigen Ansiedelungsversuchen durch die «Oklahoma Boomer» wurde es für die weihe Ansiede- lung April 1889 eröffnet,
wobei 50000 Kolonisten die Grenze überschritten.
Der Cherokee Strip wurde im Sept. 1893 der weißen Ansiedelung eröffnet, und auch da sollen 90000 Kolonisten
den Landerwcrb be- trieben haben. Die Länge der drei BahnenAtchison- Topeka-Santa F6, Chicago-RockIsland-Pacific und Choctaw
Coal Road beträgt in O. 615 km. 1893 waren 284000 Acres mit Mais, 222000 mit Wei- zen, 109000 mit Hafer, 21000 mit
Baumwolle
[* 94] und 18000 mit Sorghum bestellt. O. zerfällt jetzt in 22 organisierte Counties, von denen 9 durch Buch- staben bezeichnet
werden. Hauptstadt ist Gutbrie.
Die Einwohnerzahl wurde Anfang 1896
auf 275000 geschätzt. Eine Territorialuniversität ist in Norman, ein Ackerbaucollege
in Stillwater errichtet worden. Bkolampadius, Johannes, eigentlich Heuß- gen oder Hüßgen (nicht Hausschein),
schweiz. Re- formator, geb. 1482 zu Weinsberg in Schwaben, studierte erst in Heidelberg
[* 95] und Bologna die Rechte, dann in Heidelberg
Theologie und unter Reuchlin in Stuttgart
[* 96] griech. und hebr. Sprache.
[* 97] 1516 wurde er Prediger in Basel,
[* 98] wo er Erasmus bei der Heraus-
gabe des NeuenTestaments unterstützte, 1518 Pre- diger in Augsburg,
[* 99] trat aber 1520 in das Brigitten- kloster
Altmünster ein.
Durch Luthers Schriften angeregt, verließ er das Kloster und ging als Schloß- prediger zu Franz vonSickingen auf die Ebernburg.
Nach dessen Tode kehrte er wieder nach Basel
zurück (1522) und führte hier nach seinen Disputationen zu Baden
[* 100] 1526 und
Bern
[* 101] 1528 die Reformation völlig ein, trat 1529 als Pfarrer am Münster
[* 102] an die Spitze derBaselerKirche und half 1531 bei der Durchführung
der Reformation inMm. In dem über die Abendmahlslehre mit Luther entstandenen Konflikt schloß sich O. im wesentlichen der
AnsichtZwinglis an. Von ihm rührt namentlich eine exe- getische Begründung der bildlichen Auffassung der Einsetzungsworte her,
die er 1525 in der Schrift «Dk Asnninä. v6rl)0runi Doinini: Iioo 68t corpus IQ6UIU,
6xp08iti0N6» unternahm. Später disputierte Ökonomiekommissar bei dem Religionsgespräch zu Marburg
[* 103] 1529 mit Luther und starb in
Basel.
Sein Grabdenkmal befindet sich hier an der Westseite de5 Kreuzgangs des Münsters. Unter seinen Schriften
sind noch hervorzuheben: «1)6 ritu, M30ka,Ii» (Bas. 1518) und die " (^aiionicoi'uiu inäocwi'uui I^utQ^a- noruin aä ^.
Nccwin r^ponFio-» (1519). -
Hagenbach, Johann Ökonomiekommissar und Oswald Myconius (Elberf. 1859).
Ökonomie (grch., d. h. Haushaltung, Wirtschaft, s. d.),
im allgemeinen jeder wirtschaftliche zweck- entsprechende Betrieb, besonders die wirtschaftliche Thätigkeit in der Landwirtschaft
(s. d.). Ein Öko- nom ist bald ein Landwirt, der eine mittlere oder kleine Landwirtschaft betreibt, bald ein Beamter (Wirtschafter)
in einem größern wirtschaftlichen Be- triebe. Die Volkswirtschaftslehre (s. d.) wird mit dem Namen Nationalökonomie (s. d.),
poli- tische Ökonomiekommissar, Nationalökonomik bezeichnet.
Öko- nomisten hießen im 18. Jahrh, die Anhänger des die Landwirtschaft hervorhebenden physiokratischen oder ökonomistischen
Systems. (S. Physiokratismus.) Skonomiehandwerker, in der deutschen Armee die zum Dienst ohne Waffe ausgehobenen, zur
An- fertigung der Bekleidung und Ausrüstung der Trup- penteile bestimmten Mannschaften. An ihre Körper- eigenschasten werden
bezüglich ihrer Tauglichkeit ge- ringere Anforderungen gestellt als an die für den Dienst mit der Waffe bestimmten Mannschaften.
Nach kurzer militür. Ausbildung werden sie den Re- giments- u. s. w. Handwerksstätten (s. Handwerks- stätten)
überwiesen. Außerdem werden Ökonomiekommissar für die Handwerkerabteilungen der Korpsbekleidungsämter (s. d.) ausgehoben.
Dkonomieinfpektor, s. Inspektor. Bkonomiekommissar, Beamter der Auseinan- dersetzungsbehörden (Generalkommission in Preu-
ßen), dem die eigentliche Aufstellung der Pläne für die neue Grundverteilung, Gemeinheitsteilung (s.d.) oder Zusammenlegung
(s. d.) der Grundstücke,
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