Nervus
(lat.), der Nerv. ^[= s. Nerven. - N. ist auch Bezeichnung für die Festigkeit der Wolle.]
(lat.), der Nerv. ^[= s. Nerven. - N. ist auch Bezeichnung für die Festigkeit der Wolle.]
rerum (lat., «der Nerv der Dinge»),
Umschreibung für Geld, welche in der erweiterten Form nervus rerum agendarum auf den deutschen Kaiser Heinrich V. zurückgeführt wird.
Nach Äschines («Gegen Ktesiphon», 52) hätte zuerst Demosthenes Geld mit dem entsprechenden griech. Ausdruck (νεῦρα τῶν ποαγμάτων) umschrieben;
ähnliche Bezeichnungen finden sich dann bei mehrern griech. und röm. Schriftstellern.
Raubtier, [* 2] s. Nörz. ^[= oder Sumpfotter (Mustela lutreola L, Putorius lutreola Keys. et Blas., s. Tafel: Marder ...]
Flecken in Syrien, s. Nisib.
poln. Nieszawa.
1) Kreis [* 3] im westl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Warschau, [* 4] an der preuß. Grenze, hat 1296,1 qkm, 81 348 E., Ackerbau und Schafzucht. - 2) Kreisstadt im Kreis Neschawa, links an der Weichsel und an der Linie Skiernewice-Alexandrowo der Warschau-Wiener Eisenbahn, hat (1894) 3290 E., Post, Telegraph, [* 5] zwei kath., eine evang. Kirche, Synagoge;
Getreidehandel.
(Neskhi), im Unterschiede von der Kufischen Schrift (s. d.) der noch jetzt allgemein gebräuchliche Duktus der kursiven arab. Schrift.
russ. Kreis und Stadt, s. Nieshin.
griech. Bildhauer, s. Kritios.
andere Schreibung für Neschi (s. d.). ^[= im Unterschiede von der Kufischen Schrift (s. d.) der noch jetzt allgemein gebräuchliche ...]
de (spr. nähl), Trouvère, s. Blondel. ^[= # de oder Néele (d. i. Noyelles, wahlscheinlich sein Geburtsort), picardischer Trouvère ...]
Joseph, Schauspieler, geb. zu Wien, [* 6] betrat 1867 als Kosinsky (in den «Räubern») zuerst die Bühne und wurde 1868 am Theater an [* 7] der Wien, dann nacheinander an den Stadttheatern zu Leipzig, [* 8] Mannheim, [* 9] Krefeld, [* 10] Aachen, [* 11] Köln [* 12] und Bremen [* 13] engagiert und war 1874-84 Mitglied der Meininger Hofbühne.
Seit gehört Nesper dem königl. Schauspielhaus zu Berlin [* 14] an.
Seine Hauptrollen sind Fiesco, Wallenstein, Esser, Othello, Saladin u. s. w.
Loch, See in der schott. Grafschaft Inverneß, am Caledonischen Kanal [* 15] (s. d.), 36 km lang und 1,6 km breit. Am Südwestende liegt Fort Augustus (s. d.).
Aus ihm fließt der Neß (11 km) zum Moray Firth.
Fluß in Thüringen, entspringt 6 km westlich von Erfurt [* 16] und mündet nach 53 km beim Bahnhof Eisenach [* 17] rechts in die Hörsel.
Pflanzengattung, s. Urtica. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie de Urticaceen (s. d.) mit 30 in den gemäßigten ...]
s. Nesselsucht und Hautkrankheiten [* 18] (der Haustiere, Bd. 8, S. 907 a).
Nesselfaden, s. Nesselorgane. ^[= eigentümlich umgebildete Zellen der Oberhaut wirbelloser Tiere, die sich selten bei Schnecken ...]
s. Fuchs [* 19] (Schmetterling). ^[= (Lepidoptera, s. die Tafel: Schmetterlinge I und II), eine große, etwa 20000 bekannte Arten ...] [* 20]
die wie Flachs zubereitete Bastfaser der größeren Brennesselarten, welche vor der Einführung der Baumwolle [* 21] zur Erzeugung von Garnen (Nesselgarn) und Geweben (Nesseltuch) diente;
die Nesseltuche sind meist ungebleichte leinwandbindige Gewebe. [* 22]
Häufig versteht man jedoch jetzt unter Nesseltuch mittelfeine und gröbere ungebleichte Baumwollzeuge, welche meist zu Leibwäsche und zu Unterfutter in Kleidern benutzt und sonst als Shirting, Futter- oder Hemdenkattun bezeichnet werden.
Nesselfriesel, s. Nesselsucht. ^[= oder Nesselausschlag (Urticaria), eine Hautkrankheit, welche sich durch flache, unregelmäßig ...]
s. Nesselfaser. ^[= die wie Flachs zubereitete Bastfaser der größeren Brennesselarten, welche vor der Einführung ...]
s. Nesselsucht. ^[= oder Nesselausschlag (Urticaria), eine Hautkrankheit, welche sich durch flache, unregelmäßig ...]
eigentümlich umgebildete Zellen der Oberhaut wirbelloser Tiere, die sich selten bei Schnecken [* 23] und Würmern, sehr häufig aber bei Cölenteraten finden. Diese Zellen, Nesselzellen oder Knidoblasten genannt, enthalten eine Kapsel mit feinem, nach außen vorspringendem Fortsatze des Protoplasmas, dem Knidocil. Im Innern der Kapsel ist eine halbe Blase mit einem spiralig oder unregelmäßig aufgerollten hohlen Faden, [* 24] dem Nesselfaden, der ein mit dem Kapselboden verbundenes und ein freies Ende hat, an dem sich eine oder zwei spiralig angeordnete Reihen von Widerhäkchen befinden.
Dieser Hohlfaden kann mit großer Kraft [* 25] aus der Kapsel willkürlich von dem Tiere hervorgeschleudert werden. Der Inhalt der Blase und des hohlen Fadens ist ein sehr heftig wirkendes Gift, das das bekannte brennende oder nesselnde Gefühl erzeugt, das man nach Berührung einer Qualle empfindet. Meist stehen die Nesselzellen an bestimmten Körperteilen in größerer Menge zusammen und bilden sog. Nesselbatterien. Die Nesselorgane sind Waffen [* 26] zur Verteidigung und zur Lähmung lebender Beutetiere.
s. Akalephen. ^[= (grch., "Nesseln", Acraspeda, Scyphomedusae, Acalephae), die großen Medusenformen, ...] [* 27]
Karl Rob., Graf von, russ. Staatsmann und Reichskanzler, geb. in Lissabon, [* 28] wo sein Vater, der Graf Max Julius Wilhelm Franz von Nesselrode (geb. gest. damals russ. Gesandter war, wurde 1802 bei der Gesandtschaft in Berlin, dann in Stuttgart, [* 29] 1805-6 als Legationssekretär und Chargé d'Affaires im Haag, [* 30] 1807 als Gesandtschaftsrat in Paris [* 31] angestellt. Im Kriege gegen Napoleon schloß er 1813 die Verträge mit Preußen [* 32] (19. März zu Breslau), [* 33] mit England (15. Juni zu Reichenbach [* 34] in Schlesien), [* 35] mit Österreich [* 36] (27. Juni zu Reichenbach) und unterzeichnete den Allianzvertrag der vier Großmächte zu Chaumont.
Von ihm wurden alle damals von den verbündeten Mächten erlassenen Noten und Erklärungen, an denen er bedeutenden Anteil hatte, unterzeichnet, sowie auch der Pariser Friede vom Auf dem Kongreß zu Wien war er einer der einflußreichsten Bevollmächtigten. 1816 zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt, begleitete er Alexander I. auf die Kongresse zu Aachen, Troppau, [* 37] Laibach [* 38] und Verona. [* 39] Der Kaiser Nikolaus erhob ihn 1829 zum Vicekanzler, 1844 zum Kanzler des Reichs.
Den Glanzpunkt seiner Thätigkeit bildete die glückliche Leitung der auswärtigen Politik in den Angelegenheiten Griechenlands und des Osmanischen Reichs. Während der J. 1848 und 1849 führte Nesselrode die auswärtige Politik Rußlands in zurückhaltender Weise, bis er den Augenblick gekommen glaubte, durch die Intervention in Ungarn [* 40] Österreich an das russ. Interesse zu knüpfen und der Revolution einen tödlichen Schlag zu versetzen. In der orient. Verwicklung von 1853 galt Nesselrode für den Vertreter einer friedlichen Politik; doch gelang es ihm nicht, den Krieg abzuwenden. Nach Beendigung desselben zog er sich im April 1856 von den Geschäften zurück und starb zu Petersburg. [* 41] Eine Selbstbiographie N.s in franz. Sprache [* 42] (deutsch, Berl. 1866) wurde nach seinem Tode veröffentlicht. Die «Correspondance diplomatique du comte Pozzo di Borgo, ambassadeur de Russie en France, et du comte de Nesselrode 1814-18» (Par. 1890) gab Graf Charles Pozzo di Borgo heraus.
oder Nesselausschlag (Urticaria), eine Hautkrankheit, welche sich durch flache, unregelmäßig begrenzte, stark juckende Erhebungen der Haut [* 43] von bleicher Farbe mit entzündlich-rotem Rande zu erkennen giebt. Diese Nesselmäler ¶
(Quaddeln, pomphi) sind nicht wassergefüllte Blasen, sondern bloß eine Erhebung des durch Ausschwitzungen (Ödem) geschwellten Maschengewebes der Lederhaut, daher sie auch ohne alle Spuren wieder verschwinden. Bisweilen sind sie mit roten Knötchen (den geschwollenen Hautbälgen) besetzt (Nesselfriesel). Die Nesselsucht bricht unter heftigem Jucken und Brennen aus, bleibt längere oder kürzere Zeit stehen und ist entweder von Fieberbewegungen, dem Nesselfieber (Febris urticata), begleitet oder verläuft fieberlos. In ersterm Falle ist meist der Ausschlag von größerer Ausbreitung, wobei sich zuweilen etwas Abschilferung zeigt, in letzterm ist er weniger ausgebreitet, verschwindet manchmal ganz und kehrt nach kurzer Zeit zurück, oder wandert von einer Stelle zur andern.
Die Krankheit ist nicht ansteckend, steht oft mit leichten Verdauungsstörungen in Verbindung und erscheint nicht selten bei manchen Personen nach dem Genuß von Muscheln, [* 45] Krebsen, Schnecken, manchen Fischen, Pilzen, Erdbeeren, Käse u. s. w. infolge einer Idiosynkrasie (s. d.), nach äußern Reizen (Berührung der Haut mit Brennesseln, den Haaren mancher Raupen u. s. w.) und überhaupt bei Personen, deren Haut sehr reizbar ist. Die Krankheit ist ungefährlich, wird aber manchmal durch häufige Rückfälle lästig. Gegen das Hautjucken werden kalte Douchen und Umschläge, sowie Waschungen mit sehr verdünnten Säuren und verdünntem Citronensaft empfohlen; vorhandene Verdauungsstörungen müssen angemessen behandelt werden.
(Cnidaria), die umfangreichste Ordnung der Cölenteraten (s. d.), ausgezeichnet durch Giftdrüsen, die mit einem vorschleuderbaren Faden (s. Nesselorgane) in Verbindung stehen und den beiden andern Ordnungen der Cölenteraten, den Schwämmen (s. d.) und Rippenquallen (s. d.), fehlen.
s. Nesselfaser. ^[= die wie Flachs zubereitete Bastfaser der größeren Brennesselarten, welche vor der Einführung ...]
s. Nesselorgane. ^[= eigentümlich umgebildete Zellen der Oberhaut wirbelloser Tiere, die sich selten bei Schnecken ...]
s. Gadmenthal.
ein in Holland fabrizierter Schnupftabak.
Julius, Agrikulturchemiker, geb. in Kehl, errichtete 1859 mit Staatsunterstützung die agrikulturchem.
Versuchsstation Karlsruhe, [* 46] die später zu einer Staatsanstalt wurde. Er schrieb: «Der Tabak, [* 47] seine Bestandteile und seine Behandlung» (Mannh. 1867),
«Der Wein, seine Bestandteile und seine Behandlung» (2. Aufl., Chemn. 1866),
«Bericht über die großherzogl. Versuchsstation» (Karlsr. 1870),
«Die Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weins» (6. Aufl., Stuttg. 1894),
«Naturwissenschaftlicher Leitfaden für Landwirte und Gärtner» (3. Aufl., Berl. 1896).
Victor, Komponist, geb. zu Baldenheim bei Schlettstadt, [* 48] studierte in Straßburg [* 49] Theologie, wandte sich aber dann in Leipzig der Musik zu. Er wurde 1871 Musikdirektor am dortigen Stadttheater, 1880 Direktor des Leipziger Sängerbundes; 1884 siedelte er nach Straßburg über, wo er starb. Neßler hat eine große Anzahl von Opern und Operetten geschrieben; 1864 wurde die erste, «Fleurette», in Straßburg aufgeführt, 1890 die letzte, «Die Rose von Straßburg», in München. [* 50] Weit bekannt und beliebt wurde er durch den «Rattenfänger von Hameln» [* 51] (1879) und den «Trompeter von Säkkingen» (1884). Sehr beliebt sind auch mehrere von N.s Männerchören und Liedern. 1895 wurde ihm in Straßburg ein Denkmal (von Marzolff) errichtet.
Reagens, eine Lösung von Quecksilberjodid (s. d.) in Jodkalium und Kalilauge;
es dient zur Erkennung von Ammoniakverbindungen, mit denen es einen rotbraunen Niederschlag bildet.
ungar. Ort, s. Neszmély.
künstliche Wohnstätten, welche Tiere zum Unterbringen und zur Aufzucht ihrer Nachkommenschaft herrichten und welche bei gesellschaftlich lebenden (Bienen, Wespen, Ameisen) zugleich dem ganzen Volke als Aufenthaltsort dienen. Auch einsam lebende Wespen bauen Nest mit oft großer Kunstfertigkeit; desgleichen verfertigen viele Spinnen [* 54] für ihre Eier [* 55] Nest, und diese leiten, da sie aus von der Mutter produzierten Substanzen bestehen, zu den Eiercocons (s. Cocon) hinüber.
Eine Anzahl Mistkäfer [* 56] machen aus Dung Kugeln, welche sie mit ihren Eiern besetzen (Skarabäen). [* 57] Unter den Wirbeltieren bauen eine Anzahl Fische [* 58] (z. B. der Stichling), einige tropische Laubfrösche, eine Anzahl Nagetiere [* 59] (Zwergmaus, Eichhörnchen u. a. m.), besonders aber die Vögel [* 60] Nest. Manche Vögel legen ihre Eier einfach auf den Boden (Seevögel), scharren höchstens eine Vertiefung aus, in welche sie einige spärliche Hälmchen zusammentragen. Manche bauen aber auf dem Boden wirkliche Nest, welche sie bisweilen mit einem Teile des eigenen Gefieders auspolstern (Eiderenten).
Andere benutzen vorhandene Erdlöcher (Prairiekäuze u. a.) oder graben selbst (Eisvögel, Bienenfresser, Uferschwalben u. s. w.) enge, am Ende sich erweiternde Gänge zum Unterbringen ihrer Brut. Nicht wenige suchen sich zu diesem Behufe Baumlöcher aus (Wendehals, manche Meisen), deren Zugänge sie unter Umständen mit Lehm künstlich verengen (Spechtmeise) oder, wenn das Weibchen brütet, bis auf eine enge Futteröffnung gänzlich vermauern (Nashornvögel).
Die meisten Spechtarten verfertigen sich solche Baumlöcher selbst, während in Indien einige Arten derselben Familie ihre Nest in den hängenden Bauten gewisser Baumameisen anlegen. Die meisten Vögel indessen schleppen allerlei Material zusammen, aus welchem sie in sehr verschiedener Weise und in mannigfacher Abstufung der Kunstfertigkeit ihre Nest bauen. Die Talegallahühner scharren große Haufen verwesenden Laubes zusammen, in welche eine Anzahl Weibchen ihre Eier gemeinsam ablegen, und wo dieselben durch die sich entwickelnde Hitze der feuchten, modernden Pflanzenstoffe ausgebrütet werden (s. Brüten).
Andere, wie die meisten Raubvögel, [* 61] Tauben, [* 62] einige Sumpfvögel (Reiher, Störche u. a. m.), fügen auf wenig kunstvolle Weise Reisig zusammen zu fast flachen Nest ohne Rand, aber mit um so größerm Durchmesser. Die meisten Angehörigen des Rabengeschlechts und viele Singvögel machen ihre Bauten aus locker geflochtenem, ziemlich grobem Material (Binsen, Reisig, trockne Pflanzenstengel allerlei Art) korbähnlich mit einer centralen Vertiefung. Die meisten Singvögel verwenden hierzu feineres Material, füttern das Bauwerk mit Federn und andern weichen Dingen aus und überkleiden es äußerlich oft auf das zierlichste mit Flechten [* 63] und Moos. Manche Formen (Pirol, Beutelmeise, Beutelstaar, Webervögel) flechten höchst kunstreiche, meist nicht aufliegende, sondern an die Spitzen von Zweigen gehängte Nest. Gewisse Arten sind sehr kapriziös in der Wahl der Substanzen, welche sie zum Bauen verwenden; so benutzen manche Kolibris [* 64] bloß die Samenwolle ganz bestimmter Pflanzen, welche sie auf das ¶
geschickteste zu verfilzen verstehen, und einige ostind. Segler bedienen sich des vom Meere ausgeworfenen Tanges dazu. Bei diesen letztern aber tritt noch ein anderes Moment mit in Thätigkeit, indem sie, wie es auch ihre Verwandte, unsere Turmschwalbe thut, das zusammengetragene Nistmaterial mit ihrem Speichel zusammenleimen, ein Vorgang, der zu dem Nestbau der zu derselben Sippe gehörigen Salangane (s. d.) hinüberleitet. Auch die echten Schwalben benutzen zum Teil ihren Speichel, um Erdkrümelchen aneinander zu kitten.
Eine ganze Reihe Vögel verwenden überhaupt Erde zu ihren Bauten, sei es, daß sie dieselbe (wie die Singdrossel) als Unterlage eines innen und außen aus vegetabilischen Substanzen konstruierten Nest verwerten oder dieses, wie der südamerik. Töpfervogel, ganz aus derselben verfertigen. Großen Ruhm haben sich mit Recht in neuester Zeit die Bauten der Laubenvögel (s. d.) erworben, welche indessen zum Teil keine eigentlichen Nest sind, sondern zur geschlechtlichen Zuchtwahl, gewissermaßen als Tanzhäuser, in Beziehung stehen.
Auch bei uns verfertigen die Männchen mancher Vogelarten (z. B. des Zaunkönigs) Nest, welche nicht zum Brüten oder zur Aufzucht der Nachkommenschaft dienen, teilweise auch anders beschaffen sind als die hierzu bestimmten. Die Bedeutung dieser Spielnester ist noch nicht völlig aufgeklärt; wenn sie auch manchmal als Nachtquartier benutzt werden mögen, so ist doch nicht einzusehen, weshalb sie der Vogel dann nur zur Brütezeit errichtet. Möglich ist, daß sie zur Ablenkung von Nachstellungen dienen. - Über die eßbaren Nest s. Indische Vogelnester.
ein Band, [* 66] Riemen oder eine Schnur, gewöhnlich an dem einen Ende mit einem Stift oder einer blechernen Einfassung versehen, um das Durchziehen zu erleichtern, in welchem Falle es dann auch Senkel genannt wird. Es giebt Breisnestel, Busennestel, Hosennestel, Hutnestel, Schuhnestel. Daran knüpfte sich früher der Aberglaube vom Nestel- oder Senkelknüpfen (frz. nouer l'aiguillette). Durch die Schürzung eines Knotens in vorgeschriebener Weise, verbunden mit Hersprechung eines Knüpfspruchs, glaubte man nämlich auf Ehegatten einen Zauber ausüben zu können, der den Mann zum Zeugen, die Frau zum Empfangen untüchtig mache.
Form der Erzlagerstätten [* 67] (s. d., Bd. 6, S. 340 a).
Nesthocker, s. Vögel. ^[= # (Aves), hartschalige Eier legende warmblütige Wirbeltiere mit hornigem Schnabel, befiedertem ...]
Kindermehl, Surrogat der Muttermilch, s. Auffütterung der Kinder.
Gattung der Nestorpapageien (s. d.). ^[= s. Israel.]
Sohn des Neleus (s. d.) und der Chloris, aus dem messenischen Pylos, nach Homer der Gemahl der Eurydike, der Tochter des Klymenos, nach andern der Anaxibia, der Tochter des Kratieus, wurde in Gerena erzogen und blieb deshalb am Leben, als Herakles seine Brüder tötete. So nahm er teil am Kampfe der Lapithen gegen die Kentauren (s. d.). Er wird unter den kalydonischen Jägern und unter den Argonauten aufgezählt. Obgleich er schon zwei Menschenalter durchlebt hatte, als der Zug gegen Troja [* 68] unternommen wurde, führte er dennoch in 90 Schiffen seine Pylier und andere Stämme dorthin und war tapfer und kühn im Streit.
Besonders aber glänzte er als erfahrener Ratgeber und durch Beredsamkeit. Bei wichtigen Beratungen gab er durch sein Ansehen den Ausschlag; auch veranlaßte er Agamemnon, die Versöhnung mit Achilleus zu suchen. Nach Trojas Fall kehrte Nestor in seine Heimat zurück, wo ihn nach der Odyssee Telemachos aufsuchte. Nestor ist, wie neuere Homerkritiker bemerken, eine von den Personen, die in den ältern Bestandteilen des Epos nicht vorkamen und erst durch ion. Dichter hineingezogen wurden.
russ. Mönch des Höhlenklosters zu Kiew, [* 69] kam 17 J. alt (kurz vor 1074) in dieses und starb um 1114. Er schrieb eine «Erzählung von den heil. Boris und Gljeb» und ein «Leben des heil. Theodosius», Gründers der russ. Mönchsgemeinschaften und Abts des Höhlenklosters. Ihm wurde lange die sog. «Nestorsche Chronik» zugeschrieben, auch «Grundchronik», «Urchronik» (Letopis pervonacalnaja") genannt, das älteste russ. annalistische Werk. Neuere Forschungen haben bewiesen, daß Nestor nicht der Verfasser ist.
Die ältesten Abschriften der später weiter geführten «Urchronik» sind: die sog. «Laurentiushandschrift» («Lavrentijevskij spisok»),
von einem Mönch Laurentius 1377 geschrieben, 1872 von der Archäographischen Kommission veröffentlicht, und die sog. «Hypatiushandschrift» («Ipatskij spisok»),
früher im Hypatiuskloster in Kostroma aufbewahrt, herausgegeben 1871. Die erste kritische Ausgabe der Annalen ist versucht in der «Vollständigen Sammlung russ. Annalen», Bd. 1 (1848),
von der Archäographischen Kommission. Die beste bisherige Ausgabe ist die von Miklosich («Chronica Nestoris», Wien 1860, auf dem Laurentianus beruhend). Eine vollständige deutsche Übersetzung fehlt; die Schlözersche in seiner Ausgabe («Nestors Russische [* 70] Annalen», 5 Bde., Gött. 1802 - 9) mit vorzüglichem histor. Kommentar reicht nur bis 980. Eine vollständige dän. Übersetzung mit Anmerkung gab C. W. Smith («N.s russiske Kronike», Kopenh. 1869), eine böhmische Erben, eine französische Louis Léger.
die Anhänger des Nestorius (s. d.). In Syrien von Staats wegen unterdrückt, breiteten sie ihren Glauben unter Barsumas von Nisibis in Persien [* 71] aus und gründeten seit 498 die Separatkirche der chaldäischen Christen, wie sie sich selbst nennen, während man diesen Namen in neuerer Zeit für die unierten Nestorianer gebraucht (s. unten). Ihr Oberhaupt (zuerst der Bischof von Seleucia) erhielt den Titel Katholikos; die Feststellung des Dogmas im Sinne der Trennung der beiden Naturen in Christus erfolgte auf dem Konzil zu Seleucia (499). Von Persien breiteten sich die Nestorianer nach Arabien aus, dann nach Indien (wo sie Thomaschristen heißen) und im 7. Jahrh. sogar nach China. [* 72]
Sie bewahrten zugleich die Gelehrsamkeit der syr. Kirche (ihre wichtigste Schule war zu Nisibis), vermittelten die Kenntnis der griech. Wissenschaft für Asien [* 73] und genossen unter mohammed. Herrschaft volle Freiheit, wurden oft auch zu Staatsämtern berufen. Erst unter Timur erlitten sie mancherlei Verfolgungen und zogen sich in die kurdischen Gebirge zurück. Trotzdem waren die Versuche der Päpste Alexander III., Innocenz IV. und Nikolaus IV., sich die Nestorianer zu unterwerfen, ohne Erfolg. Als aber 1551 über die Wahl eines Bischofs eine Spaltung entstand, trat ein Teil der Nestorianer zur röm. Kirche über, die sog. unierten Nestorianer, unter einem Patriarchen, der immer den Namen Mar-Joseph führt und seinen Sitz in Diarbekr (Amid) hatte (jetzt in Mosul). Sie zählen etwa 50000 Seelen, erkennen den päpstl. Primat und die sieben Sakramente an, haben aber ihr Hauptdogma beibehalten und beobachten den Ritus der griech. Kirche. Die ¶
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nni orten Netscher haben nur drei Sakramente: Taufe, Abendmahl und Priesterweihe; ihre Zahl beträgt in Persien, Syrien und Indien zusammen etwa 150000. An der Spitze ihrer Geistlichen, die sich verheiraten dürfen, steht ein Patriarch, der unter dem Namen Mar-Simeon in Kotschannes bei Dschu- lamerg im Gebiete des Kurdenstammes Haktiari re- sidiert. Die Nestorianischen M ö n ch e und Non- nen sind Religiösen von der Regel des heil. Anto- nius. Sie haben viele, aber gering besetzte Klöster. Ihr Hauptkloster heißt Hormoz. -
Vgl. Badger, ^6 ^63t0i-iHN8 llnä tiieir riwalZ (2 Bde., Lond. 1852);
Germann, Die Kirche der Thomaschristen (Gütersloh 1877);
Fr. von Hellwald, Die Christen- sekte der Netscher (im «Ausland», Stuttg. 1892);
Nae, 'Ik6 s^i'ian cliurcii in Inäia. (Edinb. 1892).
Xostoriäae, Nestorpapageien (s. d.). Neftorlus, Patriarch von Konstantinopel [* 75] (428 -431). In Antiochia, wo er zum Presbyter ge- weiht wurde, im Geiste der Antiochenischen Schule (s. d.) gebildet, ein Schüler des Diodorus von Tar- sus und Theodorus von Mopsuestia, gab er durch leine Weigerung, die Jungfrau Maria «Mutter Gottes» zu nennen, weil sie nur Mutter Jesu nach seiner menschlichen Natur sei, Veranlassung zn der Anklage, daß er den einen Christus in zwei Personen zerreiße und die wahre Gottheit Christi leugne.
Besonders auf Betrieb des Cyrillus (s. d.) von Alexandria wurde er auf der Kirchenversamm- lung zu Ephesus 431 als Häretiker seines Amtes entsetzt und starb nach 440 in der Verbannung. (S. Nestorianer.) Nestorpapageien (^eätoi-iäas), Nestorkaka- dus, K aka, Familie der Papageien (s. d.), bestehend aus 2 Gattungen und 6 Arten, mit langer, nach unten gekrümmter Schnabelspitze, Wachshaut mit einigen Borstenfedern, Flügel reichen bis zur Mitte des Schwanzes, dieser hat Steuerfedern mit nackten Schaftenden. Die Zunge ist ohne Bürsten, aber an der Unterseite der Spitze mit einer nagelartigen Bildung. Die Färbung ist durchgehends trüb, schwärzlichgrau, bräunlich oder grünlich. Die Gat- tung ^68t0r ist auf Neuseeland und die Norfolk- inseln beschränkt und besteht aus 5 Arten, von denen der Kea (^68wi- nowdiliZ Aon^, s. Tafel: Pa- pageien II, [* 74] Fig. 2) die bekannteste ist. In neuerer Zeit hat er, der vorher ein Pflanzenfresser war und von Früchten und Baumsäften lebte, Raubvogelge- wohnheiten angenommen und hackt Lämmer wund, um deren Blut zu saugen. Da die jungen Tiere da- durch zahlreich eingehen, ist der Nestorpapagei der für Neuseeland so wichtigen Schafzucht sehr nach- teilig geworden, und es wird ihm deshalb so stark nachgestellt, daß zu vermuten steht, daß er bald aus- sterben wird.
Über die zweite, der Gattung Xsswi- sehr nahe stehende Gattung, den Borstenkopf- oder Adlerpapagei, s. Daä^MluL. Neftos, Fluß in Macedonien, s. Mesta. Nestroy, Joh. Nepomuk, Komiker und Lust- spieldichter, geb. zu Wien, widmete sich zuerst dem Studium der Rechte, erhielt 1822 ein Engagement am Hofoperntheater in Wien, ging 1823 als erster Bassist nach Amsterdam, [* 76] 1824 nach Brunn und 1826 nach Graz. [* 77] Schon in Brunn spielte Netscher auch komische Rollen, [* 78] und in Graz wid- mete er sich fast ausschließlich diesem Fach unter steigendem Beifall, der namentlich seiner pikanten Eigentümlichkeit, dein unerreicht drastischen Lieder- vortrage galt.
Seit 1831 war er Mitglied, mehrere Jahre auch Direktor des Carl-Theaters in Wien. Netscher starb zu Graz. Große Erfolge er- rang sich Netscher auch als Bühnendichter. Seine rea- listisch-kaustischen Volksstücke mit ihrem nüchterneu Humor, ihren parodistischen Späßen verdrängten die poetisch ungleich wertvollern, phantastischen Dich- tungen Ferd. Raimunds aus der Gunst des Wiener Publikums. Sein glänzendstes Stück war der noch heute nicht von den Bühnen verschwundene «Böse Geist Lumpaci-Vagabundus» (1833). Von seineu übrigen Stücken, deren Zahl über 60 beträgt, sind «Eulenspiegel», «Einen Jux will er sich machen» u. a. gleichfalls noch lebendig. I. N.s «Gesammelte Werke» gaben Chiavacci und Ganghofer (12 Bde., Stuttg. 1890 - 9)) heraus, eine Biographie Necker (ebd. 1891). Nestved, Stadt auf Seeland, s. Nästved. Xs sntor snpra. oropiäain (lar.),
«Schuster, (gehe) nicht über die Sandale hinaus!», unser «Schuster bleib bei deinem Leisten!», d.h. urteile nicht über Dinge, die du uicht verstehst; Citat aus des ältern Plinius «^llturalig liiLtoriw) (35,36), wo er- zählt wird, daß der griech. Maler Apelles mit obigen Worten die Kritik eines Schuhmachers über ein Ge- mälde des Apelles in ihre Schranken gewiesen habe. Neswifh, poln. Me^vißö, Stadt im Kreis Sluzk des russ. Gouvernements Minsk, an der zum Nie- men gehenden Lipa, Sitz des Kommandos der 2. Ka- valleriebrigade der 4. Division, hat (1893) 9230 E., in Garnison das 12. Dragonerregiment Mariupol, Post, Telegraph, ein altertümliches Schloß, 1 kath. Kirche, 1 Synagoge, 6 israel. Vetschulen, 1 Lehrer- seminar; Tabakfabrik, Brauerei. Netscher war die Resi- denz der Fürsten von Radziwill und als solche die erste Stadt Litauens. Nefzmöly (spr. nchmehlj), deutsch Neßmühl, Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk Tata des ungar. Ko- mitats Komorn, rechts von der Donau, an der Li- nie Almas-Füzitö-Esztergom der Nngai.
Staats- bahnen, hat (1890) 1321 E. Netscher ist rings von Wein- bergen umgeben, auf deren vulkanischem Boden der Weinstock trefflich gedeiht und feurige weiße Tafel- weine liefert. Die besten Lagen von Netscher sind im Be- sitze des Benediktinerstifts zu den Schotten in Wien. Auf 5634 1i3. Weinland werden etwa 63000 Iii Weiß- und Rotwein gewonnen. In N. starb 1439 Kaiser Albrecht II. Net, ägypt. Name von Theben (s. d.). Nethe, Fluß in der belg. Provinz Antwerpen, [* 79] entsteht aus der Kleinen Netscher und der in der Cam- pine von Limburg [* 80] entspringenden Großen Netscher und vereinigt sich mit der Dyle zur Rüpel.
Netyer-Hoyland, Stadtin England,s.Hoyland. Nethou (spr. -Wh), Pico de, s. Maladetta. Netolitz, Stadt in der österr. Vezirkshauptmann- schaft Prachatitz in Böhmen, [* 81] an der Lmve N^n- Eger [* 82] der Österr. Staatsbahnen [* 83] (Station Nakri-Netscher), durch Lokalbahn mit der Station verbunden, Sitz eines Bezirksgerichts (224,53 ^m, 15079 E.), hat (1890) 2805 czech. E.; Brauereien, bedeutende Pferde- zucht, Pferde- und Hornviehmärkte. Netscher, Kaspar, Holland. Maler, geb. 1639 zu Heidelberg, [* 84] erlernte die Malerei bei de Coster, dann bei Terburg, außerdem nach Dou und Mieris und ließ sich im Haag nieder, wo er starb. In der treuen Nachahmung der Natur wett- eiferte er mit den berühmtesten seiner Zeitgenossen; er wird Terburg und Don gleichgestellt, welchen er auch in feiner humoristischer Auffassung des Lebens ¶
Netzfischerei I 1. Emder Heringslogger.
2. Netzfleet für hochgehende Fische.
3. Baumschleppnetz (Trawl).
4. Teil eines Netzfleets für tiefergehende Fische. T Treibtonnen, F Fleetreep, S Obersimm mit Korkflotten, N Netz. ¶
Netzfischerei II 1. Englische [* 87] Fischersmack.
3. Dänisches Bundgarn (Reuse).
4. Aalreuse mit Leitgarnen. ¶
nichtder höhern Stände am nächsten steht. Neben der anmutigen Erfindung ist namentlich seine Darstellung der Gewandstoffe und sein warmer Farbenton berühmt. Bilder von ihm sind in fast allen Galerien vorhanden; so besitzt die Dresdener Galerie: Singende Dame und Lautenspieler (1665), Dame am Klavier (1666);
die Münchener Pinakothek: Dame mit Papagei (1666), Schäfer und Schäferin (1681).
– Zwei seiner Söhne, Theodor Nestorianer, geb. 1661, gest. 1732, und Konstantin Nestorianer, geb. 1668, gest. 1722, waren ebenfalls tüchtige Maler.
soviel wie Bobbinnet (s. d.). ^[= (frz., spr. ráng dü pĭeh), s. Brand (in der Medizin).]
linker Nebenfluß des Rheins im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, [* 89] entspringt in der Eifel, im ONO. von Adenau, und mündet nach einem Lauf von 45 km Neuwied gegenüber.
Joachim, preuß. Patriot, geb. zu Kolberg, [* 90] wo sein Vater Brauer war, unternahm von 1753 an als Seemann weite Reisen und ließ sich 1782 als Branntweinbrenner und Brauer in Kolberg nieder, um das er sich bereits bei der Belagerung im Siebenjährigen Kriege verdient gemacht hatte. Nettelbeck wurde Mitglied der Stadtvertretung. Rühmlichst bekannt machte er sich 1807 während der Belagerung durch die Franzosen. Zusammen mit Schill drängte er den schwachen Kommandanten, Obersten von Loucadou, zur Verteidigung der Festung. [* 91]
Seinem Antrage beim König verdankte die Stadt die Sendung eines neuen Befehlshabers, des Obersten Gneisenau, dem Nettelbeck sofort als Bürgeradjutant zur Seite trat. In dieser Stellung entfaltete er eine erfolgreiche Thätigkeit, besonders für die Errichtung des Lotsen- und des Feuerlöschwesens sowie für die Überschwemmungen, die den Feind von den Festungswerken fern halten sollten. Seinem Einfluß gelang es, jede Mißhelligkeit zwischen Bürgerschaft und Besatzung sofort zu unterdrücken. Der König verlieh ihm eine goldene Denkmünze, erteilte ihm die Erlaubnis, die preuß. Admiralitätsuniform zu tragen und bewilligte ihm 1817 eine lebenslängliche Pension von 200 Thlrn. Nettelbeck starb zu Kolberg. –
Vgl. seine von Haken herausgegebene Lebensbeschreibung, von ihm selbst aufgezeichnet (3 Bde., Lpz. 1821–23; 4. Aufl., 2 Tle., 1878).
Agrippa von, Schriftsteller, s. Agrippa, ^[= # Cornelius Heinr., von Schriftsteller, Arzt und Philosoph, geb. zu Köln 14. Sept. ...] Cornelius.
(ital., d. i. rein) heißt zunächst das Gewicht (Nettogewicht), welches eine Ware nach Abzug des Gewichts der äußern Umhüllung (Tara, s. d.) hat, im Gegensatz zu Brutto (s. d.). In der Regel hat der Käufer nur das Nettogewicht der Ware zu bezahlen und gegebenen Falls zu verzollen. Nettobudget nennt man ein Budget (s. d.), welches die Einnahmen unter Kürzung der Ausgaben, also nur die Überschüsse, die Ausgaben unter Kürzung der Einnahmen, also nur die Zuschüsse nachweist, im Gegensatz zu Bruttobudget, welches auch die Roheinnahmen und die Rohausgaben mit zur Erscheinung bringt.
Nettoraumgehalt (franz. tonnage net; engl. register tonnage) ist der Bruttoraumgehalt eines Schiffs abzüglich der Logisräume der Schiffsmannschaft sowie auch der etwa vorhandenen Maschinen-, Dampfkessel- und Kohlenräume. (S. Schiffsvermessung.) Nettoprodukt, Nettoertrag (frz. produit net; engl. net proceeds), soviel wie Reinertrag (s. Ertrag), insbesondere auch der sich bei einer Verkaufsrechnung (Ware oder Wechsel) nach Abzug aller Unkosten ergebende Ertrag.
Cassa, s. Cassa. ^[= # (ital.), die Kasse; dann gleichbedeutend mit Bar (s. d.); in cassa, bar vorrätig; per cassa ...]
s. Lebensversicherung. ^[= ein Vertrag, durch den sich jemand urkundlich verpflichtet, gegen eine voraus bestimmte Vergütung ...]
Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Rom, [* 92] auf einer Anhöhe am Meere, 3 km östlich von Anzio (s. d.) und der Linie Rom-Cecchina-Nettuno (61 km) gelegen, ist durch die malerische Tracht seiner Frauen berühmt und hat (1881) 2764 E.
ein aus gezwirnten Fäden bestehendes weitmaschiges Geknüpf, meist um Fische (s. Netzfischerei) und Wild zu fangen, oder auch um Vögel oder Insekten [* 93] abzuhalten; seine Herstellung erfolgt entweder durch Handarbeit (s. Filet) oder mittels Maschinen. Schon 1867 stellte Jouannin in Paris eine derartige Maschine [* 94] aus. Die neuesten im Deutschen Reich patentierten Maschinen von Chaunier in Paris und von Galland+Chaunier liefern bei 500 Maschen Netzbreite in 10 Stunden 2–2,4 Mill. Maschen, was einer Tagesarbeit von 300 Netzstrickern entspricht.
Erwähnung verdienen auch die teils aus rohem, teils aus verzinktem Eisendraht geflochtenen Netz, die zur Herstellung von Zäunen, Vogelkäfigen u. dgl. vielfach Verwendung finden. Außer durch Handflechterei werden dieselben seit etwa 1875 in größern Betrieben auch mittels sinnreich konstruierter Maschinen fabrikmäßig hergestellt. – Über das Netz eines Luftballons s. d. In der Anatomie heißen Netz (Omentum, Epiploon) die eigentümlichen Verlängerungen des die Unterleibseingeweide überziehenden Bauchfells (s. d.). Das große Netz, eine Fortsetzung des Überzugs des Magens, der Milz und des Grimmdarms, besteht aus zwei Platten des Bauchfells, welche dicht aneinander gelegt und von Gefäßen und Fett netzförmig durchzogen sind, und hängt vom großen Bogen [* 95] des Magens wie eine Schürze zwischen den Bauchwänden und den dünnen Gedärmen bis zum Becken herab.
Das kleine Netz, eine Verlängerung [* 96] des äußern Überzugs des Magens und der Leber, schlägt sich vom kleinen Bogen des Magens nach hinten und oben, so daß es den Magen [* 97] mit der untern Fläche der Leber verbindet. Die Höhlung des kleinen Netz (Netzsack) steht durch eine enge Öffnung, das sog. Winslowsche Loch, mit der Bauchhöhle in Verbindung. Die Glätte und der Fettreichtum des Netz bewirken, daß sich die Gedärme an ihm mit sehr geringer Reibung [* 98] bewegen; seine Lage schützt das Bauchfell vor Berührung mit dem übrigen Inhalt des Bauchs. Netzbrüche (Herniae omentales) sind Eingeweidebrüche (Hernien), deren Inhalt aus Netz besteht. (S. Bruch.)
In der Zeichen- und Vermessungskunst nennt man Netz ein zu verschiedenen Zwecken und unter verschiedenen Gesichtspunkten angeordnetes System von sich schneidenden Linien. Das Quadratnetz (quadriertes Papier) wird vielfach benutzt zum Abzeichnen von Karten und Plänen in gleichem oder verändertem Maßstab, [* 99] zur Konstruktion von Kurven u. a., sowie zur Erleichterung des Lesens von topogr. Karten in Bezug auf die aus solchen zu entnehmenden Entfernungen. – Unter Gradnetz versteht man die auf der Erdoberfläche angenommene, durch die Längen- und Breitengrade dargestellte Gradeinteilung. Über die Konstruktion des Gradnetzes s. Kartenprojektion. – Trigonometrisches Netz ist die Gesamtheit der durch die Triangulation [* 100] eines Teiles der Erdoberfläche nach geogr. Länge und Breite [* 101] bestimmten Punkte, sowie insbesondere deren auf dem Zeichenpapier des Meßtisches nebst den zugehörigen ¶
Gradlinien oder anderweitigen Koordinaten [* 103] aufgetragene Abbildung. Die einzelnen Punkte, welche nach geogr Lage und meist auch nach Höhe bestimmt sind, heißen in diesem Sinne Netzpunkte, die zu ihrer Bestimmung erforderlichen Arbeiten die Netzlegung. (S. Triangulation.)
s. Auge ^[= # Das A. des Menschen hat fast die Form einer Kugel (Augapfel) und liegt in der knöchernen Augenhöhl ...] [* 104] (Bd. 2, S. 109 a).
poln. Noteć, rechter und größter Zufluß der Warthe, im preuß. Reg.-Bez. Bromberg, [* 105] entsteht aus zwei Flüssen. Der rechte, östliche (auch Montwey genannt), kommt bei Kruschwitz aus dem Goplosee, in welchen in Polen die aus den Sümpfen von Brdow kommende Schyschinka sich ergießt; der westliche, die Netze, entfließt dem Skorzenciner See, 23 km ostsüdöstlich von Gnesen; im Pakoschsee vereinigen sie sich, der nördl. Ausfluß [* 106] desselben ist 12 km westlich von Inowrazlaw.
Die Netze geht nun zuerst durch den Mölnosee, dann nach Westen durch den Sadlogoszer und Pturker See, endlich in Windungen nördlich, bis sie südlich von Bromberg ihre Hauptrichtung nach Westen einschlägt und durch den Speisekanal Wasser für den Bromberger Kanal (Nakel-Brahe) abgiebt. Bei Nakel 28 m breit und schiffbar, fließt die Netze (bis Usch dem Südfuße der Pommerschen Seenplatte folgend) durch den größtenteils urbar gemachten Netzebruch, bis sie (110 m breit) 9 km oberhalb Landsberg [* 107] nach 340 km Lauf mündet. Das Flußgebiet der Netze hat 14000 qkm und von den Zuflüssen sind die rechts von der Pommerschen Seenplatte kommenden: Rokitka, Lobsonka, Küddow (oder Küdde, 15 km schiffbar) und Drage nennenswert.
das ehemals poln. Land Kujawien nach der preuß. Besitznahme 1772;
es umfaßt vom preuß. Reg.-Bez. Marienwerder [* 108] die Kreise [* 109] Flatow und Deutsch-Krone und von Bromberg die Kreise Bromberg, Inowrazlaw, Kolmar [* 110] (Chodziesen), Wirsitz und Czarnikau.
diejenige Form des Fischfangs, bei der als Fanggeräte nicht Angel oder Leine, sondern Netze benutzt werden. Die Netze werden, je nachdem sie feststehen, gezogen werden oder im Wasser treiben, als Reusen (s. d. und Tafel: Netzfischerei II, [* 102] Fig. 3 u. 4) und Setzgarne, Zugnetze oder Treibnetze bezeichnet. Zu den Setzgarnen gehört das in der Ostsee viel angewandte Flunder- oder Buttnetz, eine durch Gewichte und Schwimmer am Grunde in schräger aufrechter Stellung befestigte Netzwand, in deren Maschen sich die Fische verwickeln.
Eine ähnliche Art der Setzgarne sind die Stellnetze, die zum Fang von Heringen, Dorschen u. s. w. gebraucht werden. Auch im Süßwasser werden Stellnetze zum Fang kleinerer Fische verwendet. Von den Zugnetzen ist eins der wichtigsten das Zuggarn oder die Wade [* 102] (Fig. 2), das in flachem Wasser in Seen und an den Meeresküsten gebraucht wird. Gewöhnlich besteht es aus einer großen, vom Boden bis zur Oberfläche reichenden, unten beschwerten, oben mit Schwimmern (Flotten) versehenen Netzwand, mit der eine möglichst große Wasserstrecke abgesperrt wird, um dann durch das Annähern beider Netzenden, was entweder vom Lande oder von Booten aus geschieht, eine große Fischmenge zu umzingeln und in der Regel in einen in der Mitte der Netzwand angebrachten Beutel [* 111] zu drängen.
Andere Zugnetzarten (z. B. das wichtige Baumschleppnetz [s. d. und Taf. I, [* 102] Fig. 3, und II, [* 102] Fig. 1], der Keitel, die Zeese und Tritze) reichen nicht bis zur Oberfläche, sind aber am Grunde so beschwert, daß sie beim Anziehen in den weichen Boden eingreifen und dort eingewühlte Fische, wie Aale und Schollen, mitnehmen; sie finden vorzugsweise in tieferm Wasser Verwendung. Bei einer dritten Art von Zugnetzen wird der Oberteil auf dem Wasser schwimmend erhalten, während der Unterteil nicht bis zum Grunde herabreicht.
Sie sind in der Mitte ohne Beutel und werden so gehandhabt, daß ein Fischschwarm von ihnen umzingelt und immer mehr eingeengt wird. Hierher gehört das an den flachen Ufern großer Ströme zum Fang von Lachsen u. s. w. gebräuchliche Segenetz (Zege, engl. seine), sowie das riesige, auf hoher See benutzte amerikanische Beutelnetz (purse-seine). Die Treib- oder Kiemennetze werden fast nur bei der Hochseefischerei auf Heringe und Makrelen gebraucht, die scharenweise und an der Oberfläche leben. Es sind senkrecht im Wasser schwebende, von der Oberfläche an mehrere Meter tief herabhängende Netzwände (Netzfleete, s. Taf. I, [* 102] Fig. 2), die mit dem Strome treiben oder von Segelbooten gezogen werden und in deren Maschen die Fische mit den Köpfen sich festrennen. Der Oberteil (Obertau) der zu mehrern (zu einer Fleet) aneinandergereihten Treibnetze wird durch ein langes Tau (Fleetreep) mit dem fischenden Boot verbunden, der Unterteil (Untertau) ist durch Bleistücke beschwert, um die Netzwand N senkrecht im Wasser zu halten. Stehen die Fische tiefer, so geht das Fleetreep F [* 102] (Fig. 4) nicht von dem Obersimm S des Netzes aus, sondern an diesem sind zunächst Zwischentaue Z (Zeisinge) befestigt, die mit dem Fleetreep verbunden sind und mit diesem von Treibtonnen T getragen werden. Das Störnetz oder Pümpelgarn, das an den Strommündungen zum Störfang benutzt wird, ist unten ohne Beschwerung, mit weitern, losen Maschen, in denen sich die Störe durch ihre Bewegungen völlig verwickeln. Diese Treibnetzfischerei auf hoher See ist die schwierigste, aber auch ertragreichste, sie erfordert seetüchtige Fahrzeuge (Logger, wie der Emder Heringslogger, [* 102] Fig. 1) und Mannschaft und ist eine treffliche Vorschule für die Marine.
Der Hamen, Ketscher oder Käscher (s. d.) ist nur ein vom Ufer aus in Binnengewässern anwendbarer Schöpfapparat. Der Steerthamen besteht aus einem viereckigen, etwa 4 m hohen und 6 m breiten, sehr starken Holzrahmen mit einem 15–20 m langen, engmaschigen Netzsack. Er wird im Strom verankert oder an Pfählen befestigt und dient namentlich an den Mündungen zum Fang kleinerer Fische, die besonders vom Ebbe- und Flutstrom in den Hamen getrieben werden. – Das Senknetz ist wesentlich ein horizontal ausgespanntes Beutelnetz.
Das Wurfnetz ist ein trichterförmiges, am Rande mit schweren Bleikugeln umgebenes Netz, an dessen geschlossener Spitze ein Tau befestigt ist. Es wird so geschleudert, daß es mit der weiten Mündung fast horizontal auf die Oberfläche des Wassers fällt und dann schnell sinkt, wobei die Bleikugeln nach der Mitte zu fallen, wodurch die Fische eingeschlossen werden. Sperrnetze sind sehr große Netzwände, mit denen man den Eingang engerer Meeresbuchten (Fjorden) verstellt, nachdem große Fischschwärme in dieselben eingetreten sind. Das Auffischen der abgeschnittenen Fische geschieht mit Zugnetzen, Hamen u. s. w. –
Vgl. B. Benecke, Fische, Fischerei [* 112] und Fischzucht in Ost- und Westpreußen [* 113] (Königsb. 1881);
M. von dem Borne, Handbuch der Fischzucht und Fischerei (Berl. 1886). ¶