forlaufend
99
Muscardme, eine eigentümliche Krankheit der Seidenraupen, die sich mit weißem Schimmel [* 2] be- decken und bald sterben.
Die mikroskopische Unter- suchung hat gelehrt, daß dieser Pilz [* 3] (Zotr^tig Lg.8- 8ilM3. ^3a?6.) ein echter Schmarotzer ist, und zwar die Conidienform eines noch nicht vollständig be- kannten, zu den Ascomyceten (s. d.) gehörigen Schlauchpilzes.
Die Muscheln kann unter den Seidenrau- pen große Verheerungen anrichten.
Nasse Witterung begünstigt die Entwicklung des Pilzes.
Ähnliche Pilz- krankheiten kennt man bei den Raupen des Kiefern- spinners, der Kieferneule u. a.;
eine schwarze Muscheln fand Cohn auf den Raupen der schädlichen Saat- eule; der Pilz, der diese verursacht, gehört jedoch in die Gruppe der Entomophthoreen (s. d.);
wegen der schwarzen Farbe seiner Sporen heißt er ^ai-jekiuiu lilusoaräinus, Nagetier, [* 4] s. Siebenschläfer.
Nlusoäri M7/., Traubenhyacinthe, Pflan- zengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit etwa 40 Arten, die besonders in den Mittelmeer- gegenden vorkommen, schön blühende, niedrige Zwiebelgewächse.
Die bekannteste und beliebteste Art ist N. ni08c1iHtuin Il^7/H., deren bescheidene, grünlichgelbe Blüten einen sehr angenehmen, mo- schusartigen Duft aushauchen.
Sie stehen in ge- drängten, walzenförmigen Trauben, wie auch die dunkelblauen, nach Pflaumen duftenden Blüten des HI. lÄc6M03um I^"A Bei ^1. dotr'oi(i68 MN stehen die Blüten weniger gedrängt, sind himmel- blau, weißlich bereift und geruchlos. U. inonzti-uo- Lum MA. ist eine Abart des in Süddeutschland einheimischen N. comoZuin ^. Diese reizende Pflanze trägt auf dem 30 - 40 ciu hohen Schafte die Blumen in großen eiförmigen Trauben, welche aus gehäuften, hin und her gebogenen, krausen Fä- den zu bestehen scheinen und einem violettblauen oder amethystfarbigen Federbusche ähnlich sehen. Noch feiner zerteilt ist das Perigon bei var. pwmo- Rum, der Federhyacinthe. Blütezeit Mai und Juni, die der erstgenannten Arten März und April. Muscat ^pr. müßkah), s. Muskatellerweine.
Muscatme (spr. mößketihn), Hauptort des County Muscheln im nordamerik.
Staate Iowa am Mis- sissippi, 42 km unterhalb Davenport in ackerbauen- der Gegend, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 11454 E., darunter viele Deutsche, [* 5] Fluhhafen; Handel mit Obst (Melonen), Gemüse, süßen Kar- toffeln, Holz [* 6] und Vieh. Muschelbänke, s. Bank (geogr.). Muschelblume, s. I^tik Ltratioteg.
Muschelgift, s. Muschelvergistung.
Muschelgold, Malergold, Goldbronze, eine Wasserfarbe, die durch Verreiben von Abfällen von Blattgold (s. d.) mit Gummischleim dargestellt wird und in Muschelschalen eingetrocknet in denHan- del kommt.
Auf gleiche Weise wird auch aus den AbfällenvonBlattsilberMuschelsilb erdargestellt.
Mnschelhuhn, holländisches, s. Bredahuhn. Muschelkalk, die mittlere Abteilung der Trias- formation in Deutschland, [* 7] in der das herrschende Gestein ein dichter, meist grauer Kalkstein ist, der oft eine große Zahl von Individuen von wenig Arten versteinerter Armfüßer (s. d.) enthält. (Vgl. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf der Tafel: PetrefaktenderMefozoischenFormations - qruppel, [* 1] Fig. 6-13, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.) Der Muscheln zerfüllt in drei Haupt- glieder oder Stufen: a. unterer Muscheln oder Wellen- kalk (s.d.);
Ii. mittlerer Muscheln oder Anhydritgruppe, enthält zwischen dolomitischen Kalksteinschiefern Einlagerungen von Anhydrit und daraus hervor- gegangenem Gips, [* 8] sowie sehr gewöhnlich von Stein- salz, das durch die schwäb.Salinen in der Gegend von Wimpffen und durch die thüringischen von Buff- leben, Stotternheim, Kosen und Sulza ausgebeutet wird;
c. oberer Muscheln oder Hauptmuschelkalk (s. d.), auch Kalkstein von Friedrichshall genannt. In Ober- schlesien bei Tarnowitz [* 9] und in Baden [* 10] bei Wiesloch finden sich im M. unregelmäßige Massen von Zink-, Blei- und Eisenerzen, über die Ausbildungsweise des in den Alpen [* 11] s.Triassormation. In Deutsch- land bildet der Muscheln ausgedehnte Areale in Ober- schlesicn, im nordwestl.
Deutschland, in Thüringen, Hessen, [* 12] Franken, Schwaben, Elsaß-Lothringen. [* 13]
Muschelkrebse (Ostracoäk), eine aus kleinen, das süße Wasser und das Meer bewohnenden For- men bestehende Ordnung der niedern Krebse, die seitlich stark zusammengedrückt erscheinen, eine zwei- klappige, muschelähnliche Schale und sieben Paar von Ertremitätenanhängen haben;
sie nähren sich von animalischen Stoffen, besonders von den Leichen verendeter Wassertiere, und finden sich fossil schon in den ältesten Versteinerungen führenden Schichten. Hierher gehört ^owäroniuZ niouackus (s. Tafel: Krustentiere I, [* 1] Fig. 10), ein fast 2 min langer Rückenschwimmer unserer süßen Wasser und vor allem die gleichfalls im süßen Wasser lebende arten- uno individuenreiche Gattung (^priZ, kleine Tiere mit einem unpaarigen Doppelauge. Muschellmie, s. Konchoide. [* 14] Muschelmilben (^tax), Gattung der wasser- bewohnenden Nymphen mit eiförmigem, weichem Körper und mit Schwimmhaaren an den hintern Beinen.
Die fünf deutschen Arten leben entweder zeitlebens oder mindestens in der Jugend auf den Kiemen unserer großen Süßwassermuscheln.
Am be- kanntesten ist ^tax ^P3i1op1i0i-u3 Zcm. (s. Tafel: Spinnentiere [* 15] und Tausendfüßer II, [* 1] Fig. 5), 1,5 mm lang, gelbweiß mit großen braunen, meist zusammentretenden Flecken und mit gelber Vför- miger Rückenzeichnung.
Mufchelnoder Muscheltiere, Vlattkiemer, VivalvenoderAkephalen (I^inEiiidrNncliiatH, ^oucliifera), Klasse der Weichtiere (s. d.), die durch symmetrischen Körper, einen beiderseits weit vom Rücken herabhängenden Mantel und eine von diesem abgesonderte, zweiklappige Schale sowie durch den Mangel eines gesonderten Kopses und einer Nadula oder Reibplatte im Munde gekennzeich- net ist.
Stets sind zwei Schalen (s. ne- benstehende Abbil- dung) vorhanden. Oben über derStelle, wo sich beide Scha- len verbinden, liegt der Wirbel, Buckel ^ oder Scheitel (ä). Zur Befestigung der beidenSchalen dient ein scharnierartiges Schloß (a) mitZähnen und Gru- ben, die ineinander greifen.- Die Ansatzstellen der Schließmuskeln markieren sich auf der Innenseite der Schale durch meist in Zweizahl vorhandene, mehr oder weniger rauhe Eindrücke (ZF).
Wirken diese Muskeln [* 16] nicht, so klaffen die Schalen durch die ¶
forlaufend
100
Wirkung des hornigen, elastischen Schloßbandcs (c). Die Lage des Mantels ist gekennzeichnet durch einen in der hintern Schicht (i) eingebuchteten Eindruck (K). Betrachtet man die zusammengeklappten Echalcnvon oben, so sieht man hinter den Wirbeln ein über beide Schalen sich erstreckendes Feld, das Schild [* 18] (ai-ea) und vor den Wirbeln ein entsprechendes kleineres, das Schildchen (wnuw, 6).
Meist ist die Vorderseite daran kenntlich, das;
der Schalcnwirbel nach ihr zugekehrt ist.
Selten sind die Schalen ganz regelmäßig und vorn und hinten wie auf beiden Seiten einander gleich, wie z. B. einige Kämmchenmuscheln (keo Wncuw3).
In den meisten Fällen sind sie gleich- schalig, aber ungleichseitig, indem die vordere Seite anders, meist kürzer gebildet ist als die hintere (Herz- und Venusmuscheln).
Ost auch sind sie ungleich- schalig, indem die eine Schalenklappe anders ge- bildet ist als die andere (Austern, Kammmuscheln).
Das Schloß besteht aus zahn- und leistenartigen Schalenverdickungen, die in entsprechende Vertie- fungen der andern Klappe eingreifen und Verschie- bungen verhindern.
Das Schloßband, eine elasti- sche Fasermasse, verbindet beide Schalcnhälften und ist bestrebt, sie zu offnen;
der Schluß wird durch zwei, bisweilen auf einen reduzierte, balken- artig quer von einer Schale zur andern ziehende Schließmuskeln, einen vordern und einen hin- tern, die an leeren Schalen deutliche Eindrücke hinterlassen, besorgt.
Sobald sie mit dem Tiere absterben, klafft die Muschel infolge der Thätigkeit des Bandes.
Die beiden Mantelhälften sind ent- weder frei oder in ihrem hintern Teile miteinan- der verwachsen. Im erstern Falle lassen sie am Hinterende zwei Ausschnitte frei, die im letztcrn zwei runde Offnungen darstellen und, namentlich bei bohrenden 3.1t., auf röhrenförmigen Verlänge- rungen oder siphonen stehen.
Die untere Öff- nung (der Atemsipho) dient zum Einholen des zu- gleich die Nahrung enthaltenden Atemwassers, durch die obere (den Analsipho) wird es zugleich mit dem Kote wieder ausgestohen.
In der Mittel- ebene liegt der fleischige, schwellbare Fuß, der in seinem obern Teile die Eingeweide [* 19] birgt.
Vorn über demselben liegt die nicht vorstreckbare, stets zwischen den Schalen verborgene Mundösfnung, zu deren beiden Seiten sich fleischige Anhänge, welche die Nahrungszufuhr regeln und zugleich HilfsWerkzeuge der Atmung sind, die Lippcntaster befinden.
Der Darm [* 20] ist vielfach gewunden und speichert bisweilen in einem Vlindsack Neservenah- rungsstoffe auf in dem sog. Krystallstiel.
Der End- darm durchbohrt meist das am Nucken unter dem Schloß gelegene Herz.
Zwischen dem Mantel und Fuß liegen die Kiemen, meist aus zwei Blättern jederseits bestehend und durch Flimmerhaare einen lebhaften Wasserstrom unterhaltend.
Von Sinnes - Werkzeugen ist am Kopfende nichts Besonderes zu sehen, weder Augen noch Fühler, dagegen sind überall zwei in der Fußmasse eingebettete Öhrbläs- chen vorhanden;
der Mantelrand erbält oft ringsum, besonders aber um die Einfuhröffnung oder den Atemsipho einen Fühlerbesatz, wie sich denn auch an demselben Mantelrande bisweilen (bei den Kammmuschcln) zahlreiche Augen entwickeln.
Die Ortsbewegung [* 21] geschieht selten schwimmend durch das Zusammenklappen der Schalen (Kamm- und Feilenmuschcln), gewöhnlich durch den fleischigen Fuß.
Die Muschelsandstein sind meist getrenntgeschlechtlich, 'sel- tener Zwitter und dann meist festsitzende Formen, wie die Allster (s. d.).
Dann aber pflegt die Neife der ver- fchiedenen Zeugungsstoffe zeitlich getrennt zu sein, so daß Selbstbefruchtung ausgeschlossen ist. Da Ve- gattungswerkzeuge fehlen und die Geschlechtsöff- nungen seitlich am Fuße unter den Kiemen ver- steckt liegen, ist Begattung unmöglich.
Die Samen- flüssigkeit wird ins Wasser entleert und vom Weib- chen mit dem Atemwasser aufgesaugt.
Manche Muschelsandstein beherbergen die Brüt eine Zeit lang in den Kiemen. (S. Auster, [* 22] Malermuscheln, Kugelmuscheln.) Nur bei einigen, die an der Unterlage festwachsen (Austern), fehlt ein Fuß ganz;
bei den meisten gleicht er einem stumpfen Beil (Fluhmuscheln);
bei einigen ist er wie eine Messerklinge eingeschlagen oder zun- gcnförmig (.Herzmuscheln) und dient zum Hüpfen; bei andern ist er vorgestreckt, rund, und dient zum Bohren ls.
Vohrmuschel).
Alle Muschelsandstein leben im Wasser, die meisten im Meere; viele wachsen teils unmittelbar mit der Schale, teils durch einen aus einer Drüse (Vyssusdrüse) am Fuße sich hervorspinnenden Büschel sehniger Fäden, den sog. Byssus, an dem Boden fest (s. Miesmuschel).
Alle leben von feinen, im Wasser aufgeschwemmten organischen Teilchen, welche mit dem Wasserstrom zugeführt werden, der durch die Bewegung von Flimmerhärchen erzeugt wird, die überall auf der Oberfläche, ganz besonders aber der Kiemen, entwickelt sind.
Die meisten freilebenden bohren sich in Sand, Schlamm oder in festes Gestein ein, so daß nur die Atemröbren ihnen Wasser und Nahrung zufübrcn können.
Sie finden sich zahlreich in allen Gewässern.
Man hat, ohne viel Erfolg, den Byssus einiger Arten als Webefascr zu benutzen gesucht. (S. Muschelseide.) Verschiedene Arten, so- wohl im süßen als besonders im Seewasser, liefern die echten Perlen;
viele geben ein geschätztes Nah- rungsmittel ab, wie besonders die Austern, Kamm-, Bohr-, Mies- und Herzmüschcln.
Man teilt die Muschelsandstein gewöhnlich nach der Lage des Schlotes ^nd der da- durch bedingten Entwicklung der Schließmuskeln in drei Ordnungen;
erstens die Dimyarier mit zwei gleichen Muskeln, hierzu gehören die Vohrmuscheln, der Bohrwurm, die Gienmuscheln, Herzmuscheln, Klaffmuscheln, Malermuscheln, Messermuscheln, Nie- scnmuscheln, Teichmuscheln, Tellmuscheln, Venus- muscheln;
bei der zweiten Ordnung der Hetero- myarier verschiebt sich das Schloß nach vorn, so daß der vordere Schließmuskel schwächer wird, dazu die Miesmuscheln, Seedatteln, Steckmuscheln, Vo- gel- und Wandermuscheln.
Endlich verschwindet der vordere Muskel ganz auf Kosten des sehr verstärkten hintern, es entstehen die Einmuskler oder Mono- myarier, zu denen die Austern, Kamm- und Klapp- muscheln gehören.
Eine andere gebräuchliche Ein- teilung, welche die Hauptgruppen als 8ii)1wniatii (Siphoniaten) und ^.Zipkoniata. (Asiphonia- ten) bezeichnet, je nach dem Vorhandensein oder Feblen von Atemröhren, kommt nicht mit der vorigen in Kollision, da die Siphoniaten zu den Dimyariern gehören.
Sie hat Bedeutung für die fossilen Formen, da bei lang entwickelten Siphonen auf der Innen- seite der Schale eine charakteristisch eingebogene Li- nie, die Mantelbucht, entsteht, welche der Anwachs- stelle der Siphonen entspricht.
Die neuesten Ein- teilungen gründen sich auf die Kiemen oder auf die Be- schaffenheit des Schlosses.
Abbildungen von s. die Tafeln: Weichtiere III und I, Mg. 10-14. Mufchelfandstein, eine in Elsaß-Lothringen auftretende Facies des Muschelkalkes (s. d.). ^[= chem. Zeichen für Magnesium (s. d.).] ¶
forlaufend
101
Muschelschieber, s. Dampfmaschine. [* 24]
Muschelseide (I^ana penna), Vyssus, eine in geringer Menge verarbeitete Gespinstfaser von grün- lichblonder bis olivenbrauner Farbe, die im Glanz der Seide [* 25] gleichkommt, in der Feinheit und Länge der Fasern dieselbe aber nicht erreicht.
Dieselbe ent- stammt der Steckmuschel (?innH nodiliZ ^.), die an der Küste des Mittelländischen Meers gesammelt wird.
Die Faser bildet einen Bart von 4 bis 6 cm Länge, der abgelöst und gereinigt, hierauf getrocknet und mittels der Handspindel zu Garn gesponnen wird.
Man fertigt daraus auf dem Webstuhl [* 26] Tücher und andere Gewebe [* 27] von geringer Breite, [* 28] die man ungefärbt (naturfarbig) verwendet. Muschelsilber, s. Muschelgold.
Muscheltiere, s. Muscheln. Mufchelvergiftung. Verschiedene Weichtiere können unter gewissen Umständen giftige Eigen- schaften annehmen und dann durch ihren Genuß Ver- giftungen hervorrufen, deren Symptome .,, in vieler Zinsicht den durch das sog. Fischgift (s. d.) ^[= (grch., "Zufall"), in der Medizin Bezeichnung für jede mit den Sinnen bemerkbare ...] erzeugten ähneln.
Die Fälle von Musen [* 29] betreffen aus der Klasse der Gastropoden vornehmlich die große Weinbergschnecke, Helix pom^tia. !., die sich mitunter von giftigen Pflan- zen (Tollkirsche, Wolfsmilch u. a.) nährt und dann giftig wirkt, und die gemeine Uferschnecke, I.itorinii litorsH ^.;
aus der Klasse der Lamellibranchiaten ge- hören hierher die eßbare Miesmuschel, N)'tiki8 eäu1i8 ^., die häufig Masjen- erkrankungen verursacht hat, die ge- wöhnliche Auster, Ostrea, eäulig ^., die bisweilen während der Laichzeit lvon Mai bis Juli) gesundheitsschädlich ist (Austernvergiftung), einche Arten der nahe verwandten Gattung ^non^a, ferner (^r- dium oäuls 1^., sowie Oonax cisnticn^tH ^,. und (^- prasa, ti^rig _l., welche letztern in Ostindien [* 30] und im Kapland zu Zeiten als giftig gelten. Über die chemische Natur des Muschelgiftes haben Salkowski und Brieger eingehende Unter- suchungen angestellt und gefunden, daß dasselbe nicht erst bei der Fäulnis entsteht, sondern bereits in den lebenden Muscheln nachgewiesen werden kann und vorzugsweise in der Leber der Muschel aufge- speichert ist. Nach Brieger ist das specifisch curare- ähnliche Gift der Miesmuscheln, das Mytilotoxin, eine schwer darstellbare, widerlich riechende, den Leichcnalkaloiden verwandte Base, welche mit Gold- chlorid mikroskopische Würfel von der Zusammen- setzung ^Ai4^0^u0i4 bildet. Das Gift findet sich nur bei Tieren, welche in stagnierendem, verun- reinigtem Wasser leben, wogegen die auf klarem, sandigem Grund in freier See gezüchteten oder ge- fangenen Muscheln völlig unschädlich sind. Nach Virchow und Salkowski lassen sich giftige und ungiftige Muscheln sehr gut unterscheiden, wenn man sie in Alkohol legt; die giftigen färben den Alkohol stark goldgelb, die ungiftigen nur ganz un- merklich. Erhitzt man diese Lösungen im Reagens- gläschen mit einigen Tropfen reiner Salpetersäure, so erscheinen die giftigen Lösungen grasgrün, die ungiftigen aber nur schwach gefärbt, fast farblos. Muschelwächter, s. Krabben. sstande. Muschik (Mushik, russ.), Mann vom Bauern- Muschikongo, Negerstamm in Angola (s. d.). ^[= portug. Kolonie in Westafrika, zwischen 6 und 17° südl. Br., mit 809400, mit Interessensphäre, ...] Muschir, türk. Titel, s. Wesir und Pascha. NInso!, s. Moose; ^[= Musci oder Muscinĕae, eine große Abteilung der Kryptogamen, zwei Gruppen, die Laubmoose (Musci ...] [* 31]
N. tronäoFi, s. Laubmoose; M IiopiUlci, s. Lebermoose. ^[= # (Musci hepatici oder Hepaticae), die Moose, deren Frucht bei ihrer Ausdehnung die Hülle des ...]
NIn"ozo2.pia2.s, Fliegenschnäpper, eine aus 44 Gattungen und gegen 300 Arten bestehende, meist südl. Gegenden, aber überhaupt nur die Alte Welt und die austral.
Region bis Neuseeland bewohnende Familie kleiner, munterer, zänkischer Singvögel mit lockerm, fast seidenartigem Gefieder, hakig übergebogenem, sonst geradem Schnabel, der hinter der Spitze eine Kerbe hat, abgerundeten Flü- geln, deren dritte und vierte Schwinge die längsten sind, und meist einfachen Farben.
Sie nähren sich meist von Insekten, [* 32] die sie, von einem Aste auf sie losschießend, geschickt im Fluge haschen, fressen aber auch Würmer, [* 33] Schnecken [* 34] und im Notfall Beeren. Sie kommen nach Mitteleuropa im Frühjahr und ziehen im Herbst, gehen bis nach Schweden [* 35] hinauf, bauen ihr Nest auf Bäume, in Mauer- und Ast- löcher.
Unter den vier Arten, die nach Deutschland Fig. 1. [* 23] Fig. 2. kommen, ist der gefleckte Fliegenschnäpper (NnzcickM ^i-isola ^., s. Fig. 1), etwa von Sper- lingsgröße, der bekannteste. Er ist oben mausgrau, unten schmutzigweih, auf Scheitel und Bauch [* 36] mit schwarzen und braunen Flecken.
Ferner gehört hier- her der Halsbandfliegenschnäpper (NuLci- capa. coliariZ Ze/ist., s. Fig. 2), ein zierliches, schwarz und weiß gefärbtes Vögelchen.
NIusoiÄas, s. Gemeinfliegen.
Nlusoiuvae, s. Moose. ^[= Musci oder Muscinĕae, eine große Abteilung der Kryptogamen, zwei Gruppen, die Laubmoose (Musci ...] Muscogee (spr. -gih), Ort im Indianerterri- torium ls. d.);
Musen, Muscogulgee oder Mus- kogee, Indianerstamm, s. Creek. Mwsoüii (lat.), die Muskeln (s. d.). ^[= (lat. musculi, "Mäuschen"), die Organe der aktiven Bewegung des tierischen Körpers. ...] Muscülus, Wolfgang, eigentlich Müslin oder Meuslin, Mitbegründer der Reformation, geb. zu Dieuze in Lothringen, trat 1512 in das Venediktinerkloster zu Lirheim.
Durch die Schriften Lutbers für die Reformation gewonnen, verlieh Musen 1527 das Kloster, wurde am Straß- burger Münster [* 37] Diakonus, 1531 Prediger in Augs- burg, wo er erfolgreich für die Durchführung der Reformation thätig war, und richtete 1544 das evang. Kirchcnwesen zu Donauwörth ein. 1548 flüchtete Musen nach der Schweiz, [* 38] wo er als Pro- fessor der Theologie in Bern [* 39] starb. Er schrieb be- sonders die «I^oci coiuiiiuiisZ» iVas. 1554 u. ö.). -
Vgl. L. Grote, Wolfgang Musen (Hamb. 1855).
Museen, Mehrzahl von Mufeum (s. d.). ^[= # Fürst zu Anhalt, geb. 1492, Sohn und mit 16 Jahren Nachfolger des Fürsten Waldemar, schloß ...] Muselman, s. Muslim. Musen, weibliche Gestalten der griech. Mytho- logie. Homer und die Älteste Dichtung überhaupt ¶
0103a ¶
0103b ¶
forlaufend
102 Musen - Musenalmanache ruft nur eine Muse an (^Iu8a, d. i. die Sinnende), die Gcberin des Gesangs und Kennerin alles dessen, was über Götter, Wcltgeheimnisse und Heroenvor- zeit der Mensch zu wissen und der Rhapsode zu be- richten wünscht. Andererseits begegnet man an vielen Orten einer Dreizahl gewöhnlich mit Apollon [* 43] verbundener Göttinnen, welche oft mit den Cha- riten oder mit den Qucllnymphen verwechselt wur- den. Die Hauptsitze dieser Musenalmanache befanden sich in den böotischcn Städten Askra und Thespiä am Helikon in Verbindung mit alten Propheten- und Sänger- schulen, eine Verbindung, die auch an dem noch wenig erforschten Musensitze Pieriens, am Nord- fuße des Olymp, bestanden haben muh.
Frühzeitig wurden die Musenalmanache zu einem Chor von neun erweitert. Ihre Namen blieben seit Hesiod folgendermaßen fixiert: Kalliope, nach Hesiod die Vornehmste des ganzen Kreises, Kleio oder Klio (Clio), Euterpe, Thaleia oder Thalia, Melpomene, Terpsichore, Erato, Polyhymnia, Urania. Als ihre Eltern be- zeichnete der Mytbus Mnemosyne (s. d.) und Zeus. [* 44] Ihre Bedeutung ist während des größten Teils des griech. Altertums auf Dichtung, Gesang und Reigen- tanz beschränkt geblieben.
Eine genauere Unter- scheidung der einzelnen Musenalmanache versuchte erst die gelehrte Epoche der Alexandriner. Die einzelnen [* 42] Figuren der in dieser Zeit geschaffenen Darstellungen bestimmt zu benennen, ist bei dem Mangel an Inschriften un- möglich, während die kurzen Beschreibungen und die mit Inschriften versehenen Mosaiken röm. Zeit in den Benennungen schwanken. Feststehend ist in der röm. Kaiserzeit höchstens Klio als Muse der Geschichte mit einer Schriftrolle, Kalliope als Mufe der heroischen (epischen und crnstlyrischen) Dichtung mit Schreibtafel oder Schriftrolle, Melpomene als Muse der Tragödie mit ernster Maske, auch Keule (nicht der Keule des Herakles, [* 45] wie gewöhnlich gesagt wird, sondern dem Attribut der Moira, Dike und Ananke), Thalia als Muse der Komödie mit komi- scher Maske, Urania als Muse der Astronomie, [* 46] Terpsichore und Erato mit Saiteninstrument als Musenalmanache der Lyrik leichtern Schlags, Euterpe mit den Flöten scheint der Instrumentalmusik vorzustehen, Polyhymnia scheint die attributlose Muse zusein, welche mit ins Gewand gehüllten Armen dargestellt wird und auf den Reliefs eine leichte Tanzbewegung ausführt.
Zwifchen ihr und Terpsichore, ja noch einer dritten (Melpomene) schwankt die Zuteilung des Tan- zes. Zu einer wirklich genauen Unterscheidung der Musenalmanache ist also das Altertum eigentlich nie gelangt. In der künstlerischen Ausbildung der Musentypen kann eine Centralstätte, wie der delphische Apollotempel, in dessen einem Giebelfelde Apollon und die Musenalmanache dargestellt waren, nicht ohne Einfluß geblieben sein, ebensowenig die zum größern Teil von Kephisodotos, Praxiteles'"Vater, geschaffenen Gruppen am Heli- kon.
Doch haben neuere Funde in Mantinea gezeigt, welche Verdienste auch Praxiteles auf diesem Gebiet hatte; dort wurden von den drei Tempelstatucn der Leto, des Apollon und der Artemis, [* 47] deren beide letztere von Praxiteles herrührten, die Postament- reliefs wieder entdeckt, auf einem Wettstreit Apol- lons mit Marsyas, [* 48] auf den zwei andern je drei Musenalmanache, von denen die zwei vorletzten geschwisterliche Ähnlichkeit [* 49] mit dem Hermes [* 50] des Praxiteles zeigen; mindestens die Anlage der Musenfiguren rührt von Praxiteles her, oder sie sind nach seinen sog. Thespiaden (Plin. 36,39) kopiert. -
Vgl. Deitcrs, Über die Verehrung der Musenalmanache bei den Griechen (Bonn [* 51] 1868);
Krause, Die Musenalmanache, Grazien, Hören und Nym- phen (Halle [* 52] 1871);
Nödiger, Die Musenalmanache (Lpz. 1875); Trendclenburg, Der Musenchor (Berl. 1876);
O.Bie, Die in der antiken Kunst (ebd. 1887);
Luiietin (16 c0li-68p0iiliHnc6 ti6i16ui(iu6 (Taf. 1-3, Athen [* 53] 1888);
Overbeck in den «Berichten der Sächsischen Gesellschaft» (1888);
W.Mayer in den «Mittei- lungen des kaiferl. Deutschen archäol. Instituts», athenische Abteilung, Bd. 17 (Athen 1892).
Musen, Dorf im Kreis [* 54] Siegen [* 55] des preuß. Reg.- Vez. Arnsberg, [* 56] hatte 1890:1352,1895:1290 E., dar- unter 34 Katholiken, Post, Telegraph, [* 57] evang. Pfarr- kirche; eine Eisen-, Silber-, Blei- und Kupferhütte sowie Bergbau [* 58] auf Silber-, Blei-, Zinkerze und Spat- eisenstein, besonders im Stahlberg, derseit 1313 ab- Musena, Pflanze, s. Massena. ^gebaut wird. Musenalmanache, periodische Gedichtsamm- lungen, die mit dem Aufblühen der neuern deutschen Poesie im 18. Jahrh, entstanden.
Die gleichzeitig (1770) gegründeten Göttinger und Leipziger Musenalmanache nahmen sich den seit 1765 in Paris [* 59] herauskommen- den «^Imanao 668 mu863» zum Muster und spal- teten sich beide 1776 zu je zweien. Der Göttinger, von Voie und Gotter ins Leben gerufen, wurde, nachdem Gotter Göttingen [* 60] verlassen hatte, von Boie allein bis 1775, dann bis 1778 von Göckingk, 1779 -94 von Bürger und 1795-1804 von K.Reinhard fortgesetzt. In seinen frühern Jahrgängen veröffent- lichten die Mitglieder des Göttinger Dichterbundes oder des Hains ihre neuesten Poesien.
Als Rivale des Göttinger Musenalmanachs erschien seit 1776 der sog. «Hamburgische Musenalmanach», den zuerst I. H. Voß allein, 1780 - 88 gemeinschaftlich mit Göckingk,1789-1800wiederalleinherausgab. Dem in Leipzig [* 61] erscheinenden «Almanach der deutschen Musen», den 1770-81 Chr. H. Schmid herausgab, trat seit 1776 der «Leipziger Musenalmanach» an die Seite. Von 1777 bis 1796 erschien auch ein «Wienerischer Musenalmanach», an dessen Heraus- gabe besonders I. F. Ratschky, Musenalmanache I. Prandstetter, I. Richter, Blumauer und G. Leon beteiligt waren.
Berühmter wurde der von Schiller herausgegebene Musenalmanach (1796-1801); besonderes Auf- sehen mackten namentlich die im Jahrgange für 1797 veröffentlichten «Genien» Goethes und Schillers. Später entstanden die Musenalmanache von A. W. Schlegel und Tieck (Tüb. 1802),
von Vermehren (Lpz. 1802 und Jena [* 62] 1803),
von Chamisso und Varnhagen (1804 -6; einen Neudruck des letzten Jahrgangs besorgte L. Geiger in den «Berliner [* 63] Neudrucken», Verl. 1889), das «Poet. Taschenbuch» von Fr. Schlegel (ebd. 1805 -6), der «Musenalmanach» von Leo von Secken- dorf (Negensb. 1807-8) u. a. Indessen wurden die Musenalmanache durch die Taschenbücher (s.d.) verdrängt. Erst '. als diese Litteratur alles Metrische aus ihrem Kreise [* 64] verbannte, trat das Bedürfnis nach Sammlungen, die das beste Neue aus dem Gebiete der lyrischen und der lyrisch-epischen Poesie in Auswahl mitteil- ten, abermals hervor. So erschienen 1830 zwei Musenalmanache nebeneinander; der eine von Wendt, seit 1833 als «Deutscher Musenalmanach» (Lpz. 1830-39) von Chamisso und G. Schwab übernommen, bestand zehn Jahre, der andere, der «Berliner Musenalmanach», von Veit, erlebte nur zwei Jahrgänge. Neuere Musenalmanache sind der «Deutsche Musenalmanach» (Lpz. 1840), die Musenalmanache von Echtermcyer und Nuge (Berl. 1840-41), Schad (9 Jahrg., Nürnberg, [* 65] dann Würzb.1850-59) und Gruppe (5 Jahrg., Verl. 1851-55) und neuer- dings der «Cottasche Musenalmanach», hg. von ¶
forlaufend
103
Braun (Stuttg. 1891 fg.),
dem die Vertreter jüngst- deutscher Lyrik einen «Modernen Musenalmanach» (Münch. 1893 fg.) entgegengestellt haben. Musenroß, soviel wie Pegasus. Musette (frz., spr. mü-),
die in Frankreich ge- bräuchliche Sackpfeife (s. Dudelsack und OornamusH). Museum heißt auch ein franz. ländlicher Tanz und ein kleines Tonstück im ^-Takt; eine kunstvolle Museum findet sich in Bachs «Englischen Suiten». Museum, im Altertum ein den Musen heiliger Naum, Tempel, [* 67] Hain u. s. w., dann eine den Musen, d. h. den Künsten oder Wissenschaften und der Ge- lehrsamkeit geweihte Anstalt. Berühmt ist die mit dem Namen Museum bezeichnete Schöpfung des Ptole- mäus II. Philadelphus zu Alexandria, ein zum königl. Palast gehöriger Tempel der Mufen, wo eine Anzahl Dichter und Denker ganz ihren Studien lebten.
Mit dieser Anstalt, die sich bis zur Zeit des Kaisers Theodosius I. erhielt, war die berühmte Alexandrinische Bibliothek auch räumlich eng ver- bunden. (Vgl. über das aleraudrinische Museum die Schriften von Parthey, Verl. 1838, und Klippel, Gott. 1838.) Die auf der Burg von Pergamon [* 68] ausgegrabene Bibliothek war zugleich als Museum ein- gerichtet; sie enthielt zahlreiche Skulpturwerke, dar- unter berühmte Stücke aus älterer Zeit in Originalen oder Kopien, von denen verfchiedene wiedergefunden wurden. In Rom [* 69] gehörten Sammlungen von Sta- tuen, Gemälden, geschnittenen Steinen und kost- baren Gefäßen schon seit dem 1. Jahrh. v. Chr. zur regelmäßigen Ausstattung der Paläste der Großen.
Ein anschauliches Bild derartiger Einrichtung bietet die 1752 ausgegrabene sog. Villa der Pisonen in Herculanum (s. d.) mit ihrem reichen Schatze an Bronze- und Marmorwerten, die sich jetzt im Nngeo Möionai? zu Neapel [* 70] befinden. In den Bibliotheken pflegte man Reihen von Gelehrtenbüsten aufzustellen. Die Sammlungen der neuern Zeit in Italien [* 71] be- ginnen um die Mitte des 14. Jahrh. Die erste große, Statuen und Büsten aufnehmende, besonders aber an geschnittenen Steinen ausgezeichnete Kunstgalerie legte Lorenzo de' Medici in Florenz [* 72] an. Jedoch erst seit dem 18. Jahrh, traten an die Stelle dieser Privatgalerien öffentliche Anstalten, die der Staat in Verwaltung nahm oder neu gründete, welchem Beispiel dann Stadtgemeinden und reiche Private folgten. In neuester Zeit nennt man daher monu- mentale Bauwerke, in denen Gegenstände der Kunst und Wissenschaft aufbewahrt werden und der Be- trachtung und Benutzung zugänglich sind, fowie diese öffentlichen Sammlungen selbst Museum. Die Museum teilt man ein in Kunstsammlungen, die Werke der Malerei (Gemäldegalerie, Pinakothek) oder der Bildnerei (Antikensammlungen, s.d.; Glypto- thek, Skulpturengalerie) oder des Kunstgewerbes (s. Kunstgewerbemuseen) enthalten, und natur- wissenschaftliche in denen zoolog., geolog., Paläontolog., Mineralog., ethnogr. und ähnliche Sammlungen aufbewahrt werden. (Hierzu die T^ein: Mufeen l und II.) In den Kunstmuseen nehmen die Gemälde- galerien eine bevorzugte Stelle ein.
Italien be- sitzt wenig Museum, die zur Unterbringung von Bilder- sammlungen eingerichtet sind; die Akademien zu Venedia (Werke venet. Meister) und Bologna (Werke der Bolognesischen Schule, sowie Nasfaels heil. Cä- cilia) sowie die Vrera zu Mailand [* 73] (Raffaels Spofa- lizio) waren Klöster, die Uffizien zu Florenz und das Nu860 ^aöionaik in Neapel waren Verwaltungs- gebäude, viele Galerien befinden sich in den Palästen der alten Adelsgeschlechter Vorghese, Colonna, Cor- sini, Doria (s. d.). Außer den genannten Galerien besitzt die von Pius VII. gegründete Gemälde- galerie im Vatikan [* 74] zu Rom (Verklärung Christi von Raffacl), die im Palazzo oegli Uffizi, im Palazzo Pitti und in der Akademie zu Florenz (s.d., Bd. 6, S.912), die zu Parma [* 75] (Correggio) und Perugia her- vorragende Werke, ja Perlen der Malerei überhaupt. In Deutschland haben fast alle großen Städte, besonders die Residenzstädte der Landesfürsten, Museum mit wertvollen Galerien. Die namentlich in der letzten Zeit sehr bedeutend gewordenen öffentlichen Ge- mäldegalerien zu Berlin [* 76] befinden sich einerseits im Alten (s. Berlin, Bd. 2, S. 799 d und Tafel: Berliner Bauten II, [* 66] Fig. 1j, andererseits in der Nationalgalerie (f. Berlin, S. 800a, und Tafel: Museen I, [* 66] Fig. 1). Ebenso sind auch in München [* 77] (s. S.70) die klassischen und modernen Gemälde ge- trennt in der Alten und Neuen Pinakothek (s. Taf. II, [* 66] Fig. 1) aufbewahrt. Eine wertvolle Ergänzung der letztern bildet die Galerie des Grafen Schack (s. d.). Die Gemäldegalerie im M. zu Dresden [* 78] (s. Bd. 5, S. 515 d, und Taf. I, [* 66] Fig. 3) ist neben der Berliner und Münchener die hervorragendste in Deutschland.
Sie enthält eine Reihe der vollendetsten Schöpfungen aus der Blütezeit der meisten klassischen Malerschulen (s. die Chrom otafeln bei den Artikeln: Claude Lorrain, Dürer, Raffael, Tizian), ferner moderne Meister- werke. Auch befinden sich in Teutschland wertvolle Bildersammlungen im M. zu Stuttgart, [* 79] in der Kunsthalle zu Karlsruhe [* 80] (in letztern beiden beson- ders moderne deutsche Meister), im großhcrzogl. Schloß zu Darmstadt [* 81] (s. die Tafel: Madonna, beim Artikel Holbein), [* 82] im M. zu Cassel (Meister- werke der niederländ. Schulen), im Stäoelschcn Kunstinstitut zu Frankfurt [* 83] a. M. (f. d., Bd. 7, S. 41 d, und Tafel: Museen I, [* 66] Fig. 2; Bilder der altnieder- länd. und altdeutschen Schule sowie Werke Düssel- dorfer Meister), im Wallraf-Richartz-Museum zu Köln [* 84] (vornehmlich moderne deutsche Gemälde), in den Museum zu Leipzig, Schwerin, [* 85] Vraunschweig, Vres- lau, Hannover [* 86] und in der Kunsthalle zu Hamburg [* 87] (besonders neuere deutsche und engl. Malerwerke). In Ost erreich ist weitbcrühmt die Gemälde- galerie zu Wien, [* 88] die seit 1889 in dem nach Hasenauers Plänen im ital. Kochrenaissancestil neu erbauten Kunsthistorischen Hofmuseum untergebracht ist; sie umfaßt etwa 2000 klassische (darunter Pracht- bilder von Dürer, Tizian und Rubens) und 350 moderne Bilder.
Ferner die Galerie in der Aka- demie der bildenden Künste und die im fürstl. Liech- tensteinschen Palais zu Wien, die im Nudolphinum zu Prag. [* 89] Ungarn [* 90] besitzt zu Budapest [* 91] eine Landes- gemäldegalerie im Akademiepalast (800 ältere Bil- der) ; die modernen, meist ungar. Gemälde (400) be- wahrt das 1846 gegründete Nationalmuseum. In Rußland ist hervorragend die Gemälde- galerie in der Eremitage (1700 Bilder), die eine große Zahl von Meisterwerken aus der Blütezeit der verschiedensten Malerschnlen enthält, besonders der Holland, und vläm. Schule (von Nembrandt, Wouwerman, Ruisdael, Rubens, van Dyck, Teniers d. I.), sowie der span. und franz. Meister, sodann noch eine Anzahl von Werken russ. Maler. In England befinden sich staatliche Gemäldegalerien vor allem zu London [* 92] (s. d., Bd. 11, S. 282 fg.) in der Rational 6ali6!'7 älterer engl. Maler), im South-Kensington-Muscum ¶
mehr
(meist Gemälde engl. Meister: Turner, Leslie, Landseer, Poynter). Außerdem birgt die Hauptstadt eine Anzahl wertvoller, im Privatbesitz engl. Großer befindlicher Galerien: die im Bridgewater-House, im Hertfort-House (zahlreiche moderne franz. Bilder), im Grosvenor-House, sodann die Galerien in den königl. Schlössern zu Hampton-Court und Windsor. Belgien [* 94] besitzt ebenfalls treffliche Bildersammlungen; so befindet sich zu Brüssel [* 95] im Palais des beaux-arts die königl. Gemäldegalerie (600 meist niederländ. Bilder); Werke neuerer belg. Maler bewahrt das dortige Musée moderne.
Ferner kommen für Belgien in Betracht die Musca zu Antwerpen, [* 96] Brügge und Gent. [* 97] In den Niederlanden bewahrt das Reichsmuseum zu Amsterdam, [* 98] ein 1877-85 nach Plänen von Cuypers im altholländ. Renaissancestil ausgeführtes Gebäude (s. Taf. II, [* 93] Fig. 2), eine der hervorragendsten Gemäldegalerien Europas. Außer einigen Privatgalerien in Amsterdam, wie die im M. Fodor und die des J. P. Six, sind im übrigen Holland von Bedeutung die Gemäldegalerien im Haag, [* 99] zu Haarlem [* 100] und Rotterdam. [* 101]
Frankreich kann sich rühmen, daß die Louvre - Sammlungen zu Paris von keinem an Reichtum übertroffen werden. (S. Paris.) Die Gemäldegalerie des Louvre (2000 Bilder) enthält sowohl ältere ital. (Raffael, Correggio, Tizian) und niederländ. (Rubens, Rembrandt, Genremaler) Meisterwerke, als auch (etwa 850) Gemälde franz. Meister (1600-1850). Die modernsten franz. Gemälde befinden sich dagegen im Luxembourgmuseum zu Paris. Die Gemäldegalerie des Historischen Musca zu Versailles [* 102] bietet in etwa 5000 modernen Gemälden Hauptmomente aus der franz. Geschichte, besonders dem ersten Kaiserreich.
Auch in den größern Provinzialstädten Frankreichs finden sich Musca von einiger Bedeutung. Spanien [* 103] glänzt durch die im Pradomuseum zu Madrid [* 104] befindliche Bildersammlung (über 2000 Nummern, darunter besonders Meisterwerke Murillos; s. die Chromotafel beim Artikel Murillo). In den Musca der Schweiz, wie dem Musca zu Basel, [* 105] Bern, Zürich [* 106] und dem Musca Rath zu Genf [* 107] sind zumeist die modernen schweiz. Maler (Böcklin, Calame, Diday) vertreten. Schweden hat eine wertvolle Gemäldegalerie aufzuweisen im Nationalmuseum zu Stockholm, [* 108] in dem vor allem die franz. Schule des 18. Jahrh., dann aber auch die Niederländer des 17. Jahrh. und die modernen nordischen Maler gut vertreten sind; ebenso Norwegen im Kunstmuseum zu Kristiania, [* 109] Dänemark [* 110] in der Kunsthalle zu Kopenhagen. [* 111] Amerika [* 112] besitzt schon jetzt wertvolle Gemäldegalerien, so im Metropolitanmuseum zu Neuyork, [* 113] in der Corcoran-Galerie zu Washington, [* 114] in der Akademie zu Philadelphia, [* 115] in der Walters - Galerie zu Baltimore; [* 116] jedoch beschränkt sich ihr Inhalt auf Werke neuerer Meister, während klassische Bilder fast ganz fehlen.
Naturwissenschaftliche Musca haben nicht nur die Weltstädte, sondern auch die Universitätsstädte. Erwähnenswert sind folgende. In London enthält das Britische Museum (s. d. und Taf. II, [* 93] Fig. 3) außer mittelalterlichen Altertümern insbesondere eine zoolog. Sammlung, das South-Kensington-Museum (s. London, Unterrichts- und Bildungswesen) kunstgewerbliche Gegenstände, ferner existiert ein Musca für Naturkunde und im Imperial Institute (s. d.) ein Indiamuseum.
Das Louvre zu Paris besitzt eine reiche Sammlung von Renaissance - Kunstgegenständen, eine ethnogr. Sammlung (eine andere im Trocadéro), während die naturwissenschaftlichen Sammlungen in den Gebäuden des Jardin des Plantes, die geolog., paläontolog., mineralog. Sammlung in der École des Mines (Bergschule) sich finden. Eine bedeutende kulturgeschichtliche Sammlung enthält das Musée Guimet. Wien besitzt das im gleichen Stil wie das Kunsthistorische Hofmuseum neu erbaute Naturhistorische Hofmuseum (s. Taf. I, [* 93] Fig. 4); Berlin je ein auch äußerlich prächtiges Musca für Naturkunde, Völkerkunde und das Kunstgewerbe. Zu München birgt das Gebäude der Akademie der Wissenschaften eine reiche paläontolog., auch mineralog. und zoolog. Sammlung; das Nationalmuseum hingegen ist für kultur- und kunstgeschichtliche Sammlungen mit besonderer Berücksichtigung Bayerns gegründet, dazu ein ethnographisches Musca. In Italien kommen die Musca zu Rom (Collegio Romano), Florenz (im Bargello) und Mailand (im Museo civico) in Betracht. In Amerika bewahrt das Nationalmuseum zu Washington (s.Taf. II, [* 93] Fig. 4) und das American museum of modern history zu Neuyork reiche naturwissenschaftliche Sammlungen.
Über Handelsmuseen s. d. -
Musca ist auch Titel von Zeitschriften, z. B. Deutsches M.,Rheinisches Musca.