Sodann sind von religiösen
Stoffen noch zu nennen:
Abrahams Un- terredung mit den drei Engeln
(London,
Suther- land-House), Petri
Befreiung aus dem Gefängnis
(Petersburg,
Eremitage), Die Parabel
[* 11] vom ver- lorenen Sohn (Madrid,
Pradomuseum). Neben diesen
Darstellungen aus der biblischen und der Heiligengeschichte wußte Murner die
Typen des span. Volkslebens,
Gassenbuben, Betteljungen (s.Tafel:
Spanische Kunst
[* 12] III,
[* 1]
Fig. 4),
Bauern u. s. w. in unbefangenster
Weise,
aber voll natürlicher An- mut und sanften Wesens zu schildern. Eine Anzahl dieser reizenden Genrebilder bewahrt die
AltePina- kothek zu
München, andere das Louvre zu
Paris.
[* 13] Auch hat eine Reihe von Porträten geschaffen. -
Vgl. Tubino, Nuriiio
(1864);
Stromer,
Murillo. Eingeführt von MaxIordan (Berl. 1879);
L. Alfonso, HI., 6l koinIii-6, ei artista, 13.8 odras
(Barcelona
[* 14] 1886);
Murillo,
JuanBravo, span. Staatsmann, s.
Bravo-Murillo. Murinfel, das fruchtbare Land zwischen Dräu und Mur im ungar.
Komitat
Zala. Es wird meist von Slowenen bewohnt. Hauptort istCsakathurn. Müritzfee, See auf dem mecklenb. Höhenrücken, 138 hkm
groß, 28 km lang und bis 13 km breit.
In den schmalen südl. Zweig geht die obere Elde (s. d.),
welche bei Waren den See wieder verläßt. Müritzsee-Elde-Wafserstraße, Müritzsee-
Havel-Wasserstraße, s. die
Tabelle zum
Artikel Echiffahrtskanäle.
Murmansche Halbinsel, s. Kolahalbinsel. Murmanfches
Meer, der an das Murmansche Ufer (s.d.)angrenZendeTeil
des Nördlichen
Eismeers. Murmanfches Ufer, russ. Nui-m^Zic^ dei-e^
(d. i.
Normannisches Ufer), die nordöstl.
Küste der Murmansch
en oderKolahalbinsel(s. d.), vomKap Ewjatoj
Noß im O. bis zur norweg. Grenze, 430 km lang, von den
Ausläufern des Golfstroms
bespült, hat günstige klimatische Verhältnisse sowie bedeuten- den
Walfisch- und Kabeljaufang, der
früher von Norwegern, jetzt von
Russen betrieben wird. Murmeltier (^rcwm^), eine zu den Nage- tieren gehörende Säugetiergattung.
Ihr Körper ist schwerfällig, ihre Krallen sind zusammengedrückt, groß, zum
Graben geschickt, und ihre
Ohren kurz; BackentMen
fehlen. Von den hierher gehörenden
Arten ist das
Alpenmurmeltier (^rcwm^smar- mota I,., s.
Tafel: Nagetiere
[* 15] IV,
[* 1]
Fig. 5)
am be- kanntesten; es bewohnt die Centralalpen Europas bis an die Schneegrenze und lebt familienweise in
Höhlen.
Es ist ohne den 11 cm langen, in einen schwarzen Haarbusch endenden Schwanz etwa 50 cm lang, am
Bauche brandgelb, am Nucken
gelblich und schwärzlichgrau und hat eine behaarte, nur auf der Scheidewand kahle Nase.
[* 16] Es frißt aufrecht
sitzend, indem es mit den Vorderpfoten die
Nahrung zum
Maul bringt. Um die Mitte des Oktobers zieht es sich in seinen
Bau zurück,
dessen Öffnung es mit Erde und Heu verstopft, und verfällt bald in einen bis zum April dauernden Winterschlaf.
Da die Murner im Herbst sehr fett sind, so werden sie zu dieser Zeit von den Alpenbewohnern, denen sie für einen
Leckerbissen gelten, ausgegraben. Im
Handel werden sie mit etwa 10 Murner das
Stück bezahlt.
Sie sind leicht abrichtbar. Im östl. Europa
[* 17] und
Sibirien findet sich eine sehr ähnliche, aber nur in
den Ebenen und
Steppen lebende Art, der Bobac (^.retom^s dodac
Callas). Ein in Nordamerika
[* 18] heimisches Murner ist der Prairie- hund
(0M0m^8 liuäoviciarius On).), dessen Ruf dem
Bellen eines jungen
Hundes ähnlich ist. Die zuweilen in großer Anzahl nach
Europa gebrachten Exemplare kosten 15-25 Murner. Eine andere, dem Murner ähnlichere
Art ist der Monar (^rctom^
monax Aesm.). Beide sieht man bäufig in zoolog. Gärten.
Als Futter erhalten alle in der Gefangenschaft Hafer,
[* 19]
Wurzeln,
Brot,
[* 20]
Salat oder
Kohl und heu. Murnau, Markt im
BezirksamtWeilheim
des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an den
NebenlinienWeilheim-Murner (21,4 km) der Vayr. Staatsbahnen
[* 21] und Murner-Garmisch-Partenkirchen
(25 km) der
Lokal- bahn-Aktiengesellschaft, hat (1890) 1739 E., darunter 27 Evangelische,Postexpedition,Telegraph und Fern-
sprecheinrichtung. Südlich das Murnau er
Moos am Fuße der
Alpen,
[* 22] westlich der Staffelfee (4 km lang, 5 km breit) mit sieben
Inseln, deren größte (Wörth)
[* 23] eine Villa mit alter
Kirche, früher Sommerresidenz der
Augsburg er
[* 24]
Bischöfe,
trägt; am südöstl.Ufer Stahlbad und Kurhaus
Staffelsee.
Seit 1894 besitzt Murner ein
Denkmal König
Ludwigs II. Murner,
Name des
Katers in der
Tierfabel. Murner,Thomas, deutscher Satiriker,
geb. wahrscheinlich zu Oberehnheim bei Strahburg, trat 1490 zu
Straßburg
[* 25] in den Franzis- kanerorden, zog seit 1495 erst
studierend, dann 00- cierend und predigend in Freiburg,
[* 26]
Paris, Krakau,
[* 27] Strahburg und an vielen andern Orten umher. 1505 krönte ihn
Kaiser Maximilian I. in überlingen zum
Poeten; 1506 wurde er in Freiburg
Doktor der
Theologie, 1513
Guardian des
StraßburgerFran- zistanerklosters,
aber schon nach einem Jahre aus schimpflichen Ursachen abgesetzt. 1518 begann er in Basel
[* 28] jurist.
Studien und erwarb sich den jurist. Doktorhut (1519). Dann nahm er einen durch
Reisen nach
Italien
[* 29] und England unterbrochenen
Aufent- halt in
Straßburg, von wo ihn die
Reformation 1525 verfcheuchte. Auch in Luzern,
[* 30] wo er katb. Pfarrer war, machten ihm seine
antiluth. Pamphlete den
Boden heiß (1529). 1533 war er Pfarrer in Oberehnheim, wo er 1537 starb. Unleugbar
war Murner ein großes
Talent, vielfeitig und fruchtbar, dabei aber maßlos eitel, skandal- süchtig und gewissenlos; er verließ
keinen Ort ohne
Händel. Sein frivoler Spott schonte auch ihn selbst, seine
Kirche und seinen
Stand nicht.
Scholl 1502 griff er die «Aermania» seines
Gönners Wimphe- ling in der frechen " (^lmania. nova» (Neudruck Straßb.
1874) an, in der er das Elsaß für altfranz. Land erklärte. Seinen satir.
Dichtungen scheinen zumeist Predigten zu
Grunde
zu liegen, in denen er nachGeilers
Beispiel weltliche
Stoffe geistlich deutete; nach dem
Muster von
Brants
«Narrenschiff» bilden seine Verse den erläuternden
Text zu Holzschnitten. So in der «Schelmenzunfft» (Frankf. 1512; in
¶
forlaufend
Photo-96
lithogr. Nachbildung hg. von Scherer, Verl. 1881; Neudruck von Matthias, Halle
[* 32] 1890),
in der «Mühle zu Schwindelsheim» (Straßb.
1515; neu hg. von Albrecht in den «^traßburger Studien», Bd. 2, ebd. 1883), in der «Gäuchmatt», die von Liebesnarren handelt
(Bas. 1519; in Scheibles «Kloster», Vd. 8, Stuttg. 1847; neu hg. von W. Uhl, Lpz.
1896), und namentlich in der vortrefflichen «Narrenbe- schwörung» (Straßb.
1512; neu hg. von Goedeke in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Lpz. 1879, und
von Spanierin den «Neudrucken deut- scher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrh.», Halle 1894). Murray, John ist in diesen Gedichten,
die wertvolle Kulturbilder geben, zwar bissiger und unflätiger, aber auch weit volkstümlicher, humorvoller
und amüsanter als Brant. Ahnlich angelegt, aber ernsthaft ist M.s «Andechtig geistliche Badenfart» (Straßb.
1514; neu hg. von Martin in den «Bei- trägen zur Landes- und Volkeskunde von Elsaß- Lothringen», Heft 2, ebd. 1887). Luthers
Auftreten begrüßte Murray, John, der Luther für seinesgleichen hielt, anfangs freundlich, übersetzte sogar Werkchen
von ihm und Hütten;
[* 33] als er aber Luthers heiligen Ernst sah, ward es dem Mönch bange und er hat mehr als 30 deutsche und
lat. Schriften gegen die Reformation gerichtet; die beste darunter, die glänzendste anti- luth. Satire, das Gedicht «Von
dem großen Luthe- rischen Narren» (Straßb. 1522; neu hg. von Kurz,
Iür. 1848),
schiebt Luther und namentlich seinen Freunden, die als Murnarr verspottet und durch die Satiren «Karsthans»
und «NurnNruZl^viatdan» gereizt hatten, unlautere Beweggründe unter. Wis-
senschaftlich wirkte Murray, John namentlich durch populäre jurist. Bücher und Übersetzungen (z. B. der «Insti- tutionen»,
Baf. 1519) fowie durch mnemotechnische Anleitungen, die in der Form eines Karten- oder Schachspiels in kürzester Zeit Logik,
Metrik und Ius beibringen wollten («Oliartiwäwin lo^icHE», Krak.
1507; «I^uäu8 Ltuäentum ^ridui'F6U8ium», Franks. 1511 u.a.). Eine Übersetzung derVergilschen"Aneis" (Strahb. 1515) widmete
er Kaiser Maximilian. Ob er die hochdeutsche Bearbeitung (Straßb. 1515) des
verlorenen niederdeutschen Volksbuches von Eulenspiegel verfaßt hat, ist unsicher (neu hg. von Lappenberg, Lpz.
1854, mit eingehenden Abhand- lungen, und von Knust in den «Neudrucken deutscher
Litteraturw erke des 16. und 17. Jahrh.», Halle 1885). - Auswahl seiner Werke von Balke in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur»
(Stuttg. 1890 fg.). -
derf., Murray, John und die deutsche
Re- formation (ebd. 1891).
Murom.
1) Kreis
[* 34] im füdöstl. Teil des russ. Gouvernements Wladimir, im Gebiet der Oka, hat 2540 ykm, 109998 E., Getreide-, Flachs-,
Garten- bau, Weberei
[* 35] und Herstellung von Metallgeräten. - 2) Kreisstadt im Kreis Murray, John, links an der Oka und
an der Muromschen Eisenbahn (Kowrow-Murray, John), hat (1892) 13698 E., 15 Kirchen, 2 Mönchs- und 1 Nonnenkloster, eine Realschule,
Filiale der Rus- sischen Reichsbank, Stadtbank; Gemüsebau, Weberei, Fabriken, Handel mit Getreide
[* 36] und Landesprodukten; Fluhhafen
mit Dampfschiffahrt nach Rjasan und Nishnij Nowgorod. ftahnen.
Muromfche Eisenbahn, s. Russische
[* 37] Eisen- Murowana-Goslin, Stadt im KreisObornik des preuß. Reg.-Vez. Posen,
[* 38] hatte 1890:1495 E., dar- unter 418 Evangelische, 162 Israeliten, 1895:1469 E.,Post,Telegraph,kath.,evang.Kirche,Krankenhaus.
Murr,
rechter Zufluß des Neckars im württemb. Neckarkreis, entspringt in 473 m Höhe südlich von Murrhardt im MurrhardterWalde, durchstießt das anfangs wilde, dann sich erweiternde und frucht- bare MurrhardterThal,
[* 39] das die
Bahn benutzt, und mündet, 53 km lang, unterhalb Marbach.
Mn/'/'., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für John Andreas Murray, geb. 1740 in Stockholm,
[* 40] gest. 1791 in Göttingen,
[* 41] Schüler
Linne's, fpäter Professor der Botanik zu Göttingen, schrieb hauptsächlich über mediz. Botanik. Murraue, s. Märt. «ay,
s. Elgin. Murray (spr. mörre), alte Schreibart für Mo- Murray
(spr. mörre) oder Gulwa, der größte Strom des austral. Kontinents, früher im Oderlaus Hume genannt, entspringt in den austral.
Alpen am Forest-Hill, fließt zuerst in nördl., dann nord- westl.,
dann westl. und endlich in füdl.
Richtung, bil- det die Grenze zwifchen Neusüdwales und Victoria,
[* 42] durchströmt im Unterlaufe Südaustralien
und mündet bei Wellington in den See Alexandrina, auch Vic- toriafee (bei den Eingeborenen Kayinga) genannt. Aus diefem
See führt ein, selbst nicht für Boote fahrbarer Kanal
[* 43] in die Encounterbai des Stillen Oceans. Der Murray, John ist 2500 km lang. Sein
Strom- gebiet umfaßt 700000 ykm. Rechte Zuflüsse smd der Darling (s. d.) und der Murrumbidgee, der 2150 km
lang und auf 1100 km fchiffbar ist, links der Goulburn, der Campaspe, der Loddon u. a. Die Ufer des Murray, John. Zeigen streckenweise
völlig wasserloses, fast undurchdringliches Wüstenland, das Mallee- land oder der Murray-Scrub, ein haupt- sächlich
von dem Malleebaum (Lucal^ptus oisoLa ^. v. MW.) bestandenes Dickicht, dessen Boden aus tiefem, fast weißem Sand oder hartem,
rötlichem Thon besteht, auf dem sonst nur noch das sog. Stachelschweingras wächst.
Von Goolwa bis Albury ist Dampferverkchr. Murray oder Moray (fpr. mörre), James Stuart, Graf von, fchott. Regent, geb. um
1533, war ein natürlicher Sohn Jakobs V. von Schott- land und Halbbruder von Maria Stuart. Anfangs für die geistliche Laufbahn
bestimmt, entwickelte er bald eine hervorragend kriegerische Begabung. Als Maria 1561 nach Schottland kam, hatte er zuerst
leitenden Einfluß auf sie, stellte sich aber nach ihrer Ehe mit Darnley und dem Beginn einer entschiede-
nern kath. Politik an die Spitze der prot.
Partei, nahm Maria nach der Ermordung Darnleys und ihrer Ehe mit Bothwell (1567) gefangen und leitete während ihrer Haft in
Lochleven als Regent für den jungen Jakob VI. das Reich. Als Maria ihrer Haft entkommen, ihren Anhang um
sich fammelte, schlug er sie bei Langside unfern Glasgow
[* 44] und nötigte sie zur Flucht nach England. Dann er- hob
er vor Elisabeth und dem engl. Gerichtshof zu Westminster die Anklage gegen seine Halbschwester wegen Gattenmords. Lange,
ehe deren Geschick sich entschied, wurde Murray, John durch James Hamilton in Linlithgow
erschossen. Unter seiner festen, und weisen Staatsleitung hatte Schottland wenige Jahre der Ruhe genossen und der Protestantismus
endgültig den Sieg errungen. Murray, John (spr. dschonn mörre), Verlags- buchhandlung in London, gegründet 1768 von I oh
n Murray (eigentlich MacMurray, geb. 1745 in Ediuburgh, gest.
hob sich besonders unter seinem Sohn John Murray (geb. gest.
der in nahen
¶
mehr
97 gen zu W. Scott, Byron, Campbell, W. Irving stand. (Vgl. Smiles, A publisher and his friends, 2 Bde., Lond.
1891.) Dessen Sohn, John Murray (geb. gest. in
Wimbledon bei London), legte den Grund zu dem Verlag der Reisehandbücher, von denen er selbst mehrere
verfaßte. Seit 1892 sind Besitzer seine Söhne John Murray und Hallam Murray. Die wichtigsten Unternehmungen sind: die «QuarterlyReview» (s. d.),
die «Handbooks for travellers» (seit 1829), d. h.
Handbücher für Reisende, bisher für europ. Länder (19), für Großbritannien
[* 46] speciell (22), für das Mittelländische Meer,
für Ostindien
[* 47] (4), für Japan,
[* 48] Palästina,
[* 49] asiat. Türkei,
[* 50] Ägypten,
[* 51] Algerien
[* 52] und Tunis, Neuseeland; Unterrichtsbücher
mit Einschluß von klassischen, biographischen und biblischen Wörterbüchern von William Smith, desselben «EducationalSeries»,
«Murray'sStudent'sManuals» und die «UniversityExtensionSeries». Daran schließen sich Geschichtswerke von Stanley, Grote,
Lord Campbell, Motley; Reisewerke von Layard, Livingstone, Du Chaillu, MißBird; Werke über Naturwissenschaften,
Litteratur, Kunst von Lyell, Darwin, Schliemann, Crowe und Cavalcaselle u.a.
(spr. mörrĕsbörg),Bezirk in der Midland-Provinz der Kapkolonie, mit einem Flächeninhalt von 5270 qm
und (1891) 4452 E., worunter 1496 Weiße, liegt nördlich von der Großen Karroo und südlich vom Winterveld auf einer 1250 m
hohen, spärlich bewaldeten, doch gut bewässerten Hochfläche.
Der Winter ist sehr kalt;
der Sommer zeichnet
sich durch angenehmes und gesundes Klima
[* 53] aus.
Der Hauptort Murraysburg (1045 E.) befindet sich 60 km östlich von der Bahnlinie Kapstadt-Kimberley.
Bergdorf im Bezirk Interlaken des schweiz. Kantons Bern,
zur Gemeinde Lauterbrunnen (s. d.)
gehörig, in 1636 m Höhe am Ostabhange der Schilthornkette, auf einer Alpterrasse, die mit steilen Kalkwänden
zu der 780 m tiefer gelegenen Sohle des Lauterbrunner Thals abstürzt, mit Drahtseilbahn (s. Lauterbrunnen-Mürrenbahn), besteht
aus einer Gruppe von Holzbauten, mehrern Hotels und Kurhäusern und einer Kapelle, und ist wegen seines Höhenklimas und
seiner Aussicht über das Jungfraumassiv einer der beliebtesten Luftkurorte des Berner Oberlandes. Nach
dem Kienthal führt der rauhe Paß
[* 54] der Sefinenfurgge (2616 m).
Staatsbahnen (Murrthalbahn), hatte 1890: 4209, 1895: 4200 evang. E., eine zu dem ehemaligen Benediktinerkloster
gehörende got. Stadtkirche (1434), St. Walterichskirche, frühroman.
Gefäße (lat. vasa murrĭna oder bloß murrina) nannten die alten Römer
[* 58] kostbare, in verschiedenen Farben
schillernde Gefäße, vermutlich aus Achat
[* 59] gefertigt.
Pompejus brachte die ersten Exemplare aus dem Schatze
des Mithridates 61 v.Chr. nach Rom;
[* 60]
später faßte man eine ganz besondere Vorliebe für diese Gefäße. –
engl. auch Moorshedabad, ursprünglich Maqßūdābād (engl.
verderbt Muxadabad), Stadt im Distrikt in der Präsidentschaftsdivision von Bengalen, an beiden Seiten des Gangesarmes Bhagirathi,
an der Zweiglinie der East-Indian-Bahn, hat (1891) 35576 E. Murschidabad ist jetzt ein heruntergekommener
Ort, fast nur aus Erdhütten bestehend, mit den Trümmern des von Ali-Wardi-Chan (1739–56) erbauten Palastes, dem prächtigen, 1837 vollendeten
Palais des Titular-Nawwabs von Bengalen, und mit einer höhern Schule für Eingeborene. Berühmt war Murschidabad, wie die südlich dicht
anstoßende Stadt Qaßimbasar oder Gaßimbasar, engl. verderbt Cossimbazar (bis 1813 ein Hauptmarkt für
Seide),
[* 61] durch ihre Fabrikate feiner Baumwoll- und Seidenstoffe, namentlich der schönsten Shawls von Bengalen.
(Murzuk), Hauptstadt von Fessan in Nordafrika, in 543 m Höhe, in sumpfiger, im Sommer oft von Malaria heimgesuchter
Gegend, ist wohlgebaut, von Erdmauern umgeben, mit breiten Straßen, einstöckigen Häusern und dem gewaltigen
Residenzschloß des Paschas.
Die Einwohner, etwa 6500, sind ein Gemisch verschiedenster Stämme.
(frz. Morat; lat. Moratum), Hauptstadt des Seebezirks
im schweiz. Kanton Freiburg,
[* 62] am östl. Ufer des Murtener Sees, in 464 m Höhe,
an der Linie Lausanne-Payerne-Lyß der Schweiz,
[* 63] Jura-Simplon-Bahn und der Dampferlinie Murten-Neuenburg, hat
(1890) 2360 E., darunter 214 Katholiken, alte Mauern und Thore, Laubengänge, ein altes Schloß, welches 1476 vor derSchlacht 10 Tage
lang mit 1400 Bernern unter Adrian von Bubenberg den GeschossenKarls des Kühnen Widerstand leistete, eine Sammlung burgund.
Beutestücke; Uhrenindustrie, Liqueur- und Absynthfabrikation, Tabak- und Weinbau und ist berühmt durch
den Sieg der Eidgenossen über Karl den Kühnen von Burgund Auf den Gräbern der Gefallenen ließ 1822 der Kanton
einen Obelisken als Nationaldenkmal aufrichten. –
Wattelet, Die Schlacht bei Murten (Freib. i. Schw.
1894).
Der Murtener See, im Mittelalter Üchtsee genannt, 9,5 km lang, 3,5 km breit, 49 m tief, in 435 m Höhe, wird von der Broye,
die den See mit dem Neuenburger See verbindet, durchflossen und ist merkwürdig durch Fischreichtum und Pfahlbauten.
[* 65]
Marktflecken und klimatischer Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Mur in Steiermark,
an der Mürz und den Linien Wien-Triest der Südbahn und Mürzzuschlag-Neuberg (12 km) der Österr. Staatsbahnen,
Sitz eines Bezirksgerichts (451,74 qkm, 17407 E.), hat (1890) 3651 E., Bürgerhospital, Kurhaus, Wasserleitung,
¶
mehr
Landeskrankenhaus, Kaltwasserheilanstalt, ein Denkmal B. von Scheffels (Felspyramide mit bronzenem Porträtmedaillon von Jos.
Einspinner, 1895); Gußstahlwerk, Eisenhämmer, Holzwolle-, Klärspäne-, Faßdauben-, Holzstoff- und Weißblechfabriken,
Sensen- und Sichelschmieden und Sägewerke. -
L., Pisang, Pflanzengattung aus der Familie der Scitamineen (s. d.)
mit gegen 20 Arten in den Tropengegenden der Alten Welt, Stauden von palmenähnlichem Wuchs, deren von den Scheiden der abgestorbenen
Blätter umhüllter Stengel
[* 70] oder Schaft eine Krone von riesengroßen, kurzgestielten, meist länglichen und
immer ganzrandigen Blättern trägt, zwischen denen lange, überhängende oder aufrechte Blütenkolben hervortreten.
Bei den beiden, in allen Tropenländern, am meisten auf dem Malaiischen Archipel sowie in Centralamerika und Mexiko,
[* 71] häufig
angebauten ArtenMusa paradisicaL. (s. Tafel: Scitamineen,
[* 68]
Fig. 4) und Musa sapientumL., die von vielen nur als Abarten
derselben Art gehalten werden, haben die bis 26 cm Länge erreichenden, gurkenähnlichen Früchte (Bananen, s. d.) in der Regel
keine Samen.
[* 72] Musa paradisica, der gemeine Pisang, Adamsapfel oder Paradiesfeige, erreicht einen bis 5 m hohen Schaft, welcher
3-4 m lange und bis gegen 60 cm breite Blätter trägt, und 1-1,5 m lange Kolben treibt.
Die Blütenscheiden sind gelblichweiß mit rosigen Spitzen. Musa sapientum, Bananenpisang, unterscheidet sich durch einen purpurrot
gestreiften oder gefleckten Schaft, durch violette Blütenscheiden und kürzere gekrümmte Früchte. Bei beiden Arten stirbt
der Schaft nach der Reife der Früchte ab, nachdem er zuvor am Grunde Nebenschosse getrieben hat, die schon
nach wenigen Monaten neue Früchte spenden. Die Kultur des Pisang ist daher sehr leicht und sehr ergiebig, übrigens uralt.
Bei guter Ernte
[* 73] erhält man vom Hektar 600 Centner Früchte im Jahr. Im Laufe der Zeit sind eine große Anzahl Kulturformen
entstanden; auf den Philippinen allein unterscheidet man deren gegen 70. Außer den Früchten spielen auch
die riesigen Blätter in den Tropenländern eine große Rolle, indem sie den Eingeborenen als Servietten, Tischtücher, Teller,
Sonnenschirme, Insektenwedel u. s. w. dienen. Die Bastfasern der Blätter und des Stengels geben einen vortrefflichen, hanfähnlichen
Gewebstoff und werden auch zur Papierfabrikation
[* 74] verwendet. Die in Warmhäusern als Ziergewächs kultivierte
Zwergmusa, die Musa Canvendishii Paxt.
aus China, deren eßbare Früchte im Gewächshause vollkommen reif werden, zeichnet sich durch die prächtig grüne Farbe ihrer
Blätter aus. Sie liefert wie die auf den Molukken und Philippinen einheimische Abacapflanze, M.textilis N. v. Es.,
den Manilahanf (s.d.).
Die Enzeth (Enseth) Abessiniens, MusaEnsete Gmel.
(s. Tafel: Blattpflanzen,
[* 75] Fig. 4), die schon den alten Ägyptern bekannt war, erreicht bis 10 m Höhe,
und ihre zweizeilig angeordneten, einen riesigen Fächer
[* 76] bildenden Blätter werden bis 6 m lang und 1 m breit. Von ihr ist
nur das Mark des Stengels genießbar. Ihr Stengel stirbt nach der Blüte
[* 77] ab, ohne Seitensprossen zu treiben,
weshalb sie nur durch importierte Samen vermehrt werden
kann.
monokotyledonische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Scitamineen (s. d.)
mit gegen 60 ausschließlich tropischen Arten. Es sind meist ansehnliche krautartige Gewächse von baumartigem Wuchs und palmenähnlichem
Habitus; ihre Blätter sind oft von außerordentlicher Größe und nicht zerteilt, aber oft vom Wind zerrissen
und erreichen bei manchen Arten eine Länge von 6 m und darüber. IhreBlüten sind in großen kolbenartigen Blütenständen
vereinigt und deutlich schraubenlinig angeordnet. Von den Musaceen sind einige Arten als Stammpflanzen der Bananen wichtige Nahrungspflanzen
[* 78] für die Tropen, andere liefern Fasernmaterial zu Flechtwerken, Gespinsten u. dgl. Einige kleinere Formen
werden in Warmhäusern wegen ihrer Blattformen als Zierpflanzen kultiviert.
ein alter griech. Sänger und Dichter der mythischen Zeit, der Sage
nach ein Sohn des Eumolpus und der Selene,
[* 81] nach andern des Orpheus.
[* 82]
Später führte man eine ganze Litteratur auf ihn zurück:
Orakel, Einweihungen und Reinigungen, Heilmittel gegen Krankheiten, ferner eine Titanomachie, Theogonie, Hymnen und verschiedene
andere Gedichte.
Einzelne noch erhaltene Verse sind von Kinkel in «Epicorum graecorum fragmenta»,
Bd. 1 (Lpz. 1877),
griech. Dichter, der Ende des 5. oder zu Anfang des 6. Jahrh.
n. Chr. lebte, verfaßte ein anmutiges erotisches Epos «Hero
und Leander». Musäus ist ein Nachahmer des Nonnus (s. d.), schloß
sich aber in seinem Gedicht wohl enger als dieser an ein Vorbild der alexandrinischen Zeit an. Von Ausgaben
sind die von Passow (mit Übersetzung, Lpz. 1810),
Joh. Karl Aug., Schriftsteller, geb. zu Jena,
[* 85] studierte daselbst Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister
in Weimar
[* 86] und 1769 Professor am dortigen Gymnasium. Er starb zu Weimar. Seine bedeutendsten Schriften gingen aus
dem Gegensatze gegen verkehrte Zeitrichtungen hervor und haben deswegen fast alle eine satir. Beimischung.
Zuerst arbeitete er in «Grandison der Zweite» (3 Bde., Eisenach
[* 87] 1760-62; ganz umgearbeitet
als «Der deutsche Grandison», 2 Bde.,
ebd. 1781-82) der übertriebenen Verehrung des «Grandison» von Richardson
entgegen. Seine «Physiognomischen Reisen» (4 Hefte, Altenb. 1778-79) sind gegen Lavater gerichtet. Musäus' Hauptwerk
sind die vortrefflichen «Volksmärchen der Deutschen» (5 Bde., Gotha
[* 88] 1782-86;
neu hg. von MoritzMüller, Lpz. 1868; 3. illustrierte Prachtausgabe, hg. von Klee, 2. Aufl.,
Hamb. 1870). Eine u. d. T. «Straußfedern»
(Bd. 1, Berl. und Stett.
1787) begonnene Reihe von Erzählungen fortzusetzen hinderte Musäus der Tod. Nach seinem Tode erschienen von Kotzebue, seinem Verwandten,
herausgegeben die «Nachgelassenen Schriften» (Lpz. 1791). -
Muscardme, eine eigentümliche Krankheit der Seidenraupen, die sich mit weißem Schimmel
[* 90] be- decken und bald sterben.
Die mikroskopische
Unter- suchung hat gelehrt, daß dieser Pilz
[* 91] (Zotr^tig Lg.8- 8ilM3. ^3a?6.) ein echter Schmarotzer ist, und zwar die Conidienform
eines noch nicht vollständig be- kannten, zu den Ascomyceten (s. d.) ^[= Schlauchpilze, eine Gruppe von Pilzen, von den übrigen Pilzgruppen besonders dadurch unterschieden, ...] gehörigen Schlauchpilzes.
Die Muscheln kann
unter den Seidenrau- pen große Verheerungen anrichten.
Ähnliche Pilz-
krankheiten kennt man bei den Raupen des Kiefern- spinners, der Kieferneule u. a.;
eine schwarze Muschelnfand Cohn auf den Raupen
der schädlichen Saat- eule; der Pilz, der diese verursacht, gehört jedoch in die Gruppe der Entomophthoreen
(s. d.); ^[= Karl, Pädagog, geb. 4. Aug. 1821 in Reichenau bei Zittau, war Lehrer in Spremberg bei Neusalza ...]
wegen der schwarzen Farbe seiner Sporen heißt er ^ai-jekiuiu lilusoaräinus, Nagetier,
[* 92] s. Siebenschläfer. ^[= # auch Bilch oder Rellmaus (Myoxus), eine Nagetiergattung, welche die Eichhörnchen mit den Mäusen ...]
Nlusoäri
M7/., Traubenhyacinthe, Pflan- zengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) ^[= s. Muscari.]
mit etwa 40 Arten, die besonders in den Mittelmeer- gegenden vorkommen, schön blühende, niedrige Zwiebelgewächse.
Die bekannteste
und beliebteste Art ist N. ni08c1iHtuin Il^7/H., deren bescheidene, grünlichgelbe Blüten einen sehr angenehmen,
mo- schusartigen Duft aushauchen.
Sie stehen in ge- drängten, walzenförmigen Trauben, wie auch die dunkelblauen, nach Pflaumen
duftenden Blüten des HI. lÄc6M03um I^"A Bei ^1. dotr'oi(i68 MN stehen die Blüten weniger gedrängt, sind himmel- blau, weißlich
bereift und geruchlos. U. inonzti-uo- Lum MA. ist eine Abart des in Süddeutschland einheimischen N. comoZuin
^. Diese reizende Pflanze trägt auf dem 30 - 40 ciu hohen Schafte die Blumen in großen eiförmigen Trauben, welche aus gehäuften,
hin und her gebogenen, krausen Fä- den zu bestehen scheinen und einem violettblauen oder amethystfarbigen
Federbusche ähnlich sehen. Noch feiner zerteilt ist das Perigon bei var. pwmo- Rum, der Federhyacinthe. Blütezeit Mai und
Juni, die der erstgenannten Arten März und April. Muscat ^pr. müßkah), s. Muskatellerweine. ^[= oder Muskatweine, mehrere Arten süßer, starker, sowohl roter als weißer Weine. Die Muskatellertra ...]
Muscatme (spr. mößketihn),
Hauptort des County Muscheln im nordamerik.
StaateIowa am Mis- sissippi, 42 km unterhalb Davenport in ackerbauen-
der Gegend, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 11454 E., darunter viele Deutsche,
[* 93] Fluhhafen; Handel mit Obst (Melonen), Gemüse,
süßen Kar- toffeln, Holz
[* 94] und Vieh. Muschelbänke, s. Bank^[= in der Geographie Bezeichnung jeder Erhöhung des Bodens von geringern Höhendimensionen, aber ...] (geogr.). Muschelblume, s. I^tik Ltratioteg.
Muschelgift, s. Muschelvergistung.
Muschelgold, Malergold, Goldbronze, eine Wasserfarbe, die durch Verreiben von Abfällen von Blattgold (s. d.) ^[= oder geschlagenes Feingold ist ein Fabrikat der Goldschlägerei. Die Arbeit des Goldschlagens ...] mit Gummischleim
dargestellt wird und in Muschelschalen eingetrocknet in denHan- del kommt.
Auf gleiche Weise wird auch
aus den AbfällenvonBlattsilberMuschelsilb erdargestellt.
Mnschelhuhn, holländisches, s. Bredahuhn. ^[= auch Krähenschnabel oder Geldernhuhn, weniger bekannt als Holländisches Muschelhuhn, wird ...] Muschelkalk, die mittlere
Abteilung der Trias- formation in Deutschland,
[* 95] in der das herrschende Gestein ein dichter, meist grauer Kalkstein ist, der oft
eine große Zahl von Individuen von wenig Arten versteinerter Armfüßer (s. d.) ^[= oder Armfüßler (Brachiopoda), auch Lochmuscheln, eine Klasse wenig artenreicher, früher den ...] enthält. (Vgl. die Abbildungen
einiger Leitfossilien auf der Tafel: PetrefaktenderMefozoischenFormations - qruppel,
[* 89]
Fig.
6-13, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.)
Der Muscheln zerfüllt in drei Haupt- glieder oder Stufen: a. unterer Muscheln oder Wellen- kalk (s.d.);
Ii. mittlerer Muscheln oder Anhydritgruppe,
enthält zwischen dolomitischen Kalksteinschiefern Einlagerungen von Anhydrit und daraus hervor- gegangenem
Gips,
[* 96] sowie sehr gewöhnlich von Stein- salz, das durch die schwäb.Salinen in der Gegend von Wimpffen und durch die thüringischen
von Buff- leben, Stotternheim, Kosen und Sulza ausgebeutet wird;
c. oberer Muscheln oder Hauptmuschelkalk (s. d.), ^[= Solbad, s. Stadtsulza.] auch Kalkstein
von Friedrichshall genannt. In Ober- schlesien bei Tarnowitz
[* 97] und in Baden
[* 98] bei Wiesloch finden sich im M.
unregelmäßige Massen von Zink-, Blei- und Eisenerzen, über die Ausbildungsweise des in den Alpen s.Triassormation. In Deutsch-
land bildet der Muscheln ausgedehnte Areale in Ober- schlesicn, im nordwestl.
Muschelkrebse (Ostracoäk), eine aus kleinen, das süße Wasser und das Meer bewohnenden
For- men bestehende Ordnung der niedern Krebse, die seitlich stark zusammengedrückt erscheinen, eine zwei- klappige, muschelähnliche
Schale und sieben Paar von Ertremitätenanhängen haben;
sie nähren sich von animalischen Stoffen, besonders von den Leichen
verendeter Wassertiere, und finden sich fossil schon in den ältesten Versteinerungen führenden Schichten.
Hierher gehört ^owäroniuZ niouackus (s. Tafel: ^[= Fläche am Brillanten (s. d. und Edelsteinschleiferei.] Krustentiere I,
[* 89]
Fig. 10), ein fast 2 min langer Rückenschwimmer unserer
süßen Wasser und vor allem die gleichfalls im süßen Wasser lebende arten- uno individuenreiche Gattung (^priZ, kleine
Tiere mit einem unpaarigen Doppelauge. Muschellmie, s. Konchoide. ^[= Muschellinie, eine krumme Linie vierten Grades, die auf folgende Weise entsteht. Als Grundlage ...]
[* 101] Muschelmilben (^tax), Gattung der wasser-
bewohnenden Nymphen mit eiförmigem, weichem Körper und mit Schwimmhaaren an den hintern Beinen.
Die fünf deutschen Arten
leben entweder zeitlebens oder mindestens in der Jugend auf den Kiemen unserer großen Süßwassermuscheln.
Am be- kanntesten
ist ^tax ^P3i1op1i0i-u3 Zcm. (s. Tafel: ^[= Fläche am Brillanten (s. d. und Edelsteinschleiferei.]Spinnentiere
[* 102] und Tausendfüßer II,
[* 89]
Fig. 5), 1,5 mm lang, gelbweiß
mit großen braunen, meist zusammentretenden Flecken und mit gelber Vför- miger Rückenzeichnung.
Mufchelnoder Muscheltiere,
Vlattkiemer, VivalvenoderAkephalen (I^inEiiidrNncliiatH, ^oucliifera), Klasse der Weichtiere (s. d.), ^[= (lat. classis), Abteilung einer Mehrheit nach gewissen Übereinstimmungen und Merkmalen; in ...] die durch symmetrischen
Körper, einen beiderseits weit vom Rücken herabhängenden Mantel und eine von diesem abgesonderte, zweiklappige Schale
sowie durch den Mangel eines gesonderten Kopses und einer Nadula oder Reibplatte im Munde gekennzeich-
net ist.
Stets sind zwei Schalen (s. ne- benstehende Abbil- dung) vorhanden. Oben über derStelle, wo sich beide Scha- len
verbinden, liegt der Wirbel, Buckel ^ oder Scheitel (ä). Zur Befestigung der beidenSchalen dient ein scharnierartiges Schloß
(a) mitZähnen und Gru- ben, die ineinander greifen.- Die Ansatzstellen der Schließmuskeln markieren
sich auf der Innenseite der Schale durch meist in Zweizahl vorhandene, mehr oder weniger rauhe Eindrücke (ZF).
Wirken diese
Muskeln
[* 103] nicht, so klaffen die Schalen durch die
¶
forlaufend
100
Wirkung des hornigen, elastischen Schloßbandcs (c). Die Lage des Mantels ist gekennzeichnet durch einen in der hintern Schicht
(i) eingebuchteten Eindruck (K). Betrachtet man die zusammengeklappten Echalcnvon oben, so sieht man hinter den Wirbeln ein
über beide Schalen sich erstreckendes Feld, das Schild
[* 105] (ai-ea) und vor den Wirbeln ein entsprechendes
kleineres, das Schildchen (wnuw, 6).
Meist ist die Vorderseite daran kenntlich, das;
der Schalcnwirbel nach ihr zugekehrt
ist.
Selten sind die Schalen ganz regelmäßig und vorn und hinten wie auf beiden Seiten einander gleich, wie z. B.
einige Kämmchenmuscheln (keo Wncuw3).
In den meisten Fällen sind sie gleich- schalig, aber ungleichseitig,
indem die vordere Seite anders, meist kürzer gebildet ist als die hintere (Herz- und Venusmuscheln).
Ost auch sind sie ungleich-
schalig, indem die eine Schalenklappe anders ge- bildet ist als die andere (Austern, Kammmuscheln).
Das Schloß besteht aus
zahn- und leistenartigen Schalenverdickungen, die in entsprechende Vertie- fungen der andern Klappe eingreifen
und Verschie- bungen verhindern.
Das Schloßband, eine elasti- sche Fasermasse, verbindet beide Schalcnhälften und ist bestrebt,
sie zu offnen;
der Schluß wird durch zwei, bisweilen auf einen reduzierte, balken- artig quer von einer Schale zur andern
ziehende Schließmuskeln, einen vordern und einen hin- tern, die an leeren Schalen deutliche Eindrücke
hinterlassen, besorgt.
Sobald sie mit dem Tiere absterben, klafft die Muschel infolge der Thätigkeit des Bandes.
Die beiden
Mantelhälften sind ent- weder frei oder in ihrem hintern Teile miteinan- der verwachsen. Im erstern Falle lassen sie am Hinterende
zwei Ausschnitte frei, die im letztcrn zwei runde Offnungen darstellen und, namentlich bei bohrenden 3.1t.,
auf röhrenförmigen Verlänge- rungen oder siphonen stehen.
Die untere Öff- nung (der Atemsipho) dient zum Einholen des
zu- gleich die Nahrung enthaltenden Atemwassers, durch die obere (den Analsipho) wird es zugleich mit dem Kote wieder ausgestohen.
In der Mittel- ebene liegt der fleischige, schwellbare Fuß, der in seinem obern Teile die Eingeweide
[* 106] birgt.
Vorn über demselben liegt die nicht vorstreckbare, stets zwischen den Schalen verborgene Mundösfnung, zu deren beiden
Seiten sich fleischige Anhänge, welche die Nahrungszufuhr regeln und zugleich HilfsWerkzeuge der Atmung sind, die Lippcntaster
befinden.
Der Darm
[* 107] ist vielfach gewunden und speichert bisweilen in einem Vlindsack Neservenah- rungsstoffe
auf in dem sog. Krystallstiel.
Der End- darm durchbohrt meist das am Nucken unter dem Schloß gelegene Herz.
Zwischen dem Mantel
und Fuß liegen die Kiemen, meist aus zwei Blättern jederseits bestehend und durch Flimmerhaare einen lebhaften Wasserstrom
unterhaltend.
Von Sinnes - Werkzeugen ist am Kopfende nichts Besonderes zu sehen, weder Augen noch Fühler,
dagegen sind überall zwei in der Fußmasse eingebettete Öhrbläs- chen vorhanden;
der Mantelrand erbält oft ringsum, besonders
aber um die Einfuhröffnung oder den Atemsipho einen Fühlerbesatz, wie sich denn auch an demselben Mantelrande bisweilen
(bei den Kammmuschcln) zahlreiche Augen entwickeln.
Die Ortsbewegung
[* 108] geschieht selten schwimmend durch
das Zusammenklappen der Schalen (Kamm- und Feilenmuschcln), gewöhnlich durch den fleischigen Fuß.
Die Muschelsandstein sind meist getrenntgeschlechtlich,
'sel- tener Zwitter und dann meist festsitzende Formen, wie
die Allster (s. d.).
Dann aber pflegt die Neife der ver- fchiedenen Zeugungsstoffe zeitlich getrennt zu sein, so daß Selbstbefruchtung ausgeschlossen
ist. Da Ve- gattungswerkzeuge fehlen und die Geschlechtsöff- nungen seitlich am Fuße unter den Kiemen ver- steckt liegen,
ist Begattung unmöglich.
Die Samen- flüssigkeit wird ins Wasser entleert und vom Weib- chen mit dem Atemwasser aufgesaugt.
Manche Muschelsandstein beherbergen die Brüt eine Zeit lang in den Kiemen. (S. Auster,
[* 109] Malermuscheln, Kugelmuscheln.)
Nur bei einigen, die an der Unterlage festwachsen (Austern), fehlt ein Fuß ganz;
bei den meisten gleicht er einem stumpfen
Beil (Fluhmuscheln);
bei einigen ist er wie eine Messerklinge eingeschlagen oder zun- gcnförmig (.Herzmuscheln) und dient
zum Hüpfen; bei andern ist er vorgestreckt, rund, und dient zum Bohren ls.
Vohrmuschel).
Alle Muschelsandstein leben
im Wasser, die meisten im Meere; viele wachsen teils unmittelbar mit der Schale, teils durch einen aus einer Drüse (Vyssusdrüse)
am Fuße sich hervorspinnenden Büschel sehniger Fäden, den sog. Byssus, an dem Boden fest (s. Miesmuschel).
Alle leben von
feinen, im Wasser aufgeschwemmten organischen Teilchen, welche mit dem Wasserstrom zugeführt werden,
der durch die Bewegung von Flimmerhärchen erzeugt wird, die überall auf der Oberfläche, ganz besonders aber der Kiemen,
entwickelt sind.
Die meisten freilebenden bohren sich in Sand, Schlamm oder in festes Gestein ein, so daß nur die Atemröbren
ihnen Wasser und Nahrung zufübrcn können.
Man hat, ohne
viel Erfolg, den Byssus einiger Arten als Webefascr zu benutzen gesucht. (S. Muschelseide.) Verschiedene Arten, so- wohl im
süßen als besonders im Seewasser, liefern die echten Perlen;
viele geben ein geschätztes Nah- rungsmittel ab, wie besonders
die Austern, Kamm-, Bohr-, Mies- und Herzmüschcln.
Man teilt die Muschelsandstein gewöhnlich nach der Lage des Schlotes
^nd der da- durch bedingten Entwicklung der Schließmuskeln in drei Ordnungen;
bei der zweiten Ordnung der Hetero- myarier
verschiebt sich das Schloß nach vorn, so daß der vordere Schließmuskel schwächer wird, dazu die Miesmuscheln, Seedatteln,
Steckmuscheln, Vo- gel- und Wandermuscheln.
Endlich verschwindet der vordere Muskel ganz auf Kosten des sehr verstärkten hintern,
es entstehen die Einmuskler oder Mono- myarier, zu denen die Austern, Kamm- und Klapp- muscheln gehören.
Eine andere gebräuchliche Ein- teilung, welche die Hauptgruppen als 8ii)1wniatii (Siphoniaten) und ^.Zipkoniata. (Asiphonia-
ten) bezeichnet, je nach dem Vorhandensein oder Feblen von Atemröhren, kommt nicht mit der vorigen in Kollision, da die
Siphoniaten zu den Dimyariern gehören.
Sie hat Bedeutung für die fossilen Formen, da bei lang entwickelten
Siphonen auf der Innen- seite der Schale eine charakteristisch eingebogene Li- nie, die Mantelbucht, entsteht, welche
der Anwachs- stelle der Siphonen entspricht.
Die neuesten Ein- teilungen gründen sich auf die Kiemen oder auf die Be- schaffenheit
des Schlosses.
Abbildungen von s. die Tafeln: Weichtiere III und I, Mg. 10-14. Mufchelfandstein, eine in
Elsaß-Lothringen auftretende Facies des Muschelkalkes (s. d.). ^[= chem. Zeichen für Magnesium (s. d.).]¶