Stiefgericht zu
Paderborn
[* 2] ein. 1849 wegen Preßvergehens angeklagt, wurde er zwar freigesprochen, aber aus dem Justizdienst
entlassen. Michael siedelte nach
Berlin
[* 3] über, wurde 1851 Redacteur des volkswirtschaftlichen
Teils der «National-Zeitung», war 1858 in
Gotha
[* 4] Mitbegründer des
KongressenDeutscher Volkswirte und gab seit 1863 im
Verein mit Faucher (s. d.) die «Vierteljahrsschrift
für
Volkswirtschaft und Kulturgeschichte» heraus. 1861 wurde in das preuß. Abgeordnetenhaus, 1867 auch
in den Norddeutschen
Reichstag gewählt, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß; er legte seine
Mandate nieder,
als er im Aug. 1867 in das neu errichtete Bundeskanzleramt als vortragender
Rat berufen wurde. 1876 wurde Michael Direktor
der Finanzabteilung im Reichskanzleramt. Als 1879
Bismarck seine Wirtschaftspolitik änderte, wurde als
Vorsitzender in die
Verwaltnng des Reichsinvalidenfonds versetzt. Er starb zu
Berlin. Michael hat an der Modifizierung der Gewerbeordnnng,
des Münz- und Bankgesetzes den wesentlichsten Anteil gehabt. Seine «Volkswirtschaftlichen
Schriften» erschienen in Answahl (Bd. 1
u. 2, Berl. 1873).
bayr.
Verdienstorden vom heil.
Michael, von dem Kurfürsten von Köln,
[* 5]
Joseph Clemens,
Herzog
von
Bayern,
[* 6] als Ritterorden gestifet, von König
Ludwig I. in einen
Verdienstorden umgewandelt, zerfällt in fünf
Klassen: Großkreuze, Großkomture, Commandeure und Ritter 1. und 2.
Klasse. Das Ordenszeichen besteht
in einem achtspitzigen, blau emaillierten goldenen Kreuze, dessen vier
Arme die
BuchstabenP(rincipi)
F(idelis) F(avere)
P(atriae)
tragen und in dessen Mitte das von Blitzstrahlen rings umgebene
Bild des heil.
Michael in kriegerischer Rüstung
[* 7] erscheint.
Das
Band
[* 8] ist dunkelblau mit zwei rosa
Streifen.
undGeorgsorden, engl.
Orden,
[* 9] besonders für
Malta, zunächst auch für die
Ionischen Inseln gestiftet,
mit sowie veränderten und etwas erweiterten
Statuten, zerfällt in drei
Klassen, Großkreuze,
Commandeure und Ritter. Das Ordenszeichen besteht in einem siebenarmigen, weiß emaillierten Kreuz,
[* 10] dessen
rundes Mittelschild innerhalb blauen Randes mit der Umschrift «Auspicium melioris
aevi» das
Bild des heil.
Michael auf dem
Teufel stehend, auf dem
Revers den heil.
Georg zeigt. Das
Band ist blau mit einem roten
Mittelstreifen. Der
Stern des Großkreuzes ist silbern, belegt mit einem roten, goldbordierten Kreuz, darauf das
Mittelschild des
Ordens. (S.
Tafel: Die wichtigsten
Orden II,
[* 1]
Fig. 12.)
Staniza, Flecken im
BezirkChoper des russ. Gebietes der Donischen Kosaken, links am
Choper, von Seen umgeben,
hat (1892) 20 943 E., 2
Kirchen und 3 Jahrmärkte.
(spr. mitscha-),Abfluß des Amatitlansees (s.
Amatitlan). ^[= 1) Departamento im mittelamerik. Staate Guatemala, hat (1889) 35626 E., starke Cochenillezucht ...]
(spr. -schoh),Joseph, franz.
Historiker, geb. zu
Albens in Savoyen, erhielt seine
Bildung in
Bourg-en-Bresse und kam 1790 nach
Paris.
[* 11] Durch seine Journalartikel machte er sich den Republikanern so unbequem,
daß das Todesurteil über ihn gesprochen wurde; doch wirkten seine Freunde die Aufhebung dieses
Urteils aus. 1797 war er
Redacteur der royalistischen «Quotidienne» und wurde zur
Verbannung nach
Cayenne verurteilt. Er flüchtete nach dem Jura,
wo er sein berühmtes satir. Gedicht «Le
[* 12] printemps d'un proserit» (Par.
1803; vermehrt, 8. Aufl. 1827) schrieb.
Nach dem 18.
Brumaire kehrte er nach
Paris zurück, wurde 1814 Mitglied der
Französischen Akademie und starb in
Passy. Seine vorzüglichsten Werke sind: «Histoire des progrès et de la chute de l'empire de
Mysore sous le règne d'Hyder-Aly
et de
Tippoo - Saib» (2 Bde., Par.
1801),
die «Histoire des croisades» (7 Bde.,
ebd. 1812 - 22; neue Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1877; deutsch von Ungewitter, 7 Bde.,
Quedlinb. 1827-32) und das bibliogr. Werk «Bibliothèque
des croisades» (4 Bde., Par.
1829; 6. Aufl., von Poujoulat, 6 Bde.,
1840-41; 7. Aufl., von Huillard-Bréholles, 4 Bde.,
1854). Mit seinem
Bruder Louis
Gabriel Michaud (geb. im Jan. 1773, gest.
und Giguet hatte eine Buchdruckerei und Verlagshandlung angelegt. Zu ihren vorzüglichsten Unternehmungen
gehörte die
«Biographie universelle ancienne et moderne» (mit Suppl., 85 Bde.,
1811-62; 2. Aufl., 45 Bde., Par. 1842 -
65). Seinem Haß gegen Napoleon gab Michaud
Ausdruck in seiner «Histoire de 15 semaines, ou le dernier règne de
Bonaparte» (Par.
1815),
die 27
Auflagen erlebte. Die «Correspondance d'Orient» (7 Bde.,
Par. 1833 - 35),
ein Ergebnis seiner
Reise nach
Afrika
[* 13] und
Kleinasien, und die «Collection de mémoires pour servir à l'histoire
de
France depuis le XIIIe siècle» (33 Bde., 1836 -
44) gab er mit Poujoulat heraus.
die volkstümliche
Abkürzung des
NamensMichael, die in keinem Zusammenhang mit dem altdeutschen
Worte «michel»,
d. i. stark, groß, steht.
Dem deutschen Michel sagt man Schwerfälligkeit und gutmütige Unklugheit nach, um
in ihm die Verkehrtheiten der deutschen Nation in ähnlicher
Weise zu personifizieren, wie dies die Engländer in ihrem John
Bull, die Nordamerikaner in ihrem
BruderJonathan thun.
(spr. -schell),Louise, franz. Anarchistin, geb. 1836 auf
Schloß Vroucourt
(Haute-Marne) als uneheliche Tochter des Besitzers, erhielt eine gute Erziehung, so daß sie das Lehrerinnenexamen
bestehen und in
Paris eine Schule gründen konnte. Als 1871 die Commune die Regierung ergriff, trat sie
als agitatorische Kraft
[* 15] für diese auf, was ihr später die Deportation nach Neucaledonien zuzog. Nach der Amnestieruug kehrte
sie 1880 nach
Paris zurück. Sie wurde weil sie zur Plünderung von Bäckerläden aufgefordert hatte, zu sechs
Jahren Gefängnis verurteilt, im Mai 1885 von der Regierung begnadigt, wies aber die
Begnadigung zurück. 1886 gab
sie ihre Memoiren heraus. Als die franz. Anarchisten für den eine Kundgebung planten,
hielt sie kurz zuvor aufreizende Vorträge zu
Lyon,
[* 16] wurde eine Zeit lang als geistesgestört im Irrenhaus zu Vienne festgehalten,
lebte darauf in
London,
[* 17] kehrte aber 1895 wieder nach
Paris zurück.
(spr. mikelandschelo), eigentlich MichelangeloBuonarroti, ital. Bildhauer,
Maler und
Architekt, überhaupt
einer der größten Künstler aller
Zeiten, geb. zu Caprese, erlernte die Malerei seit 1488 bei Domenico Ghirlandajo,
dem damals ausgezeichnetsten
Meister von
Florenz,
[* 18] studierte daneben aber die antiken
Skulpturen im
Garten
[* 19] der
Medici bei
San Marco.
¶
mehr
Lorenzo de' Medici erkannte sein Talent für die Bildhauerkunst,
[* 21] nahm ihn in sein Haus und ließ ihn durch Bertoldo, einen Schüler
Donatellos, unterweisen. Zu seinen plastischen Jugendwerken gehören die beiden, in der CasaBuonarroti (M.s Haus) zu Florenz
befindlichen Reliefs Madonna an der Treppe
[* 22] und Kentaurenschlacht, welche er noch vor seiner übereilten
Flucht nach Bologna 1494 (er fürchtete als Freund des mediceischen Hauses die Verfolgung durch die siegreichen Gegner) meißelte.
In Bologna schuf er einen Engel aus Marmor am Grabmal des heil. Dominicus in San Domenico daselbst, vielleicht auch die Statue
des honignaschenden jugendlichen Johannes des Täufers (jetzt im Museum zu Berlin; vgl. C. Hasse in Lützows
«Zeitschrift für bildende Kunst», Neue Folge, 4. Jahrg., Lpz. 1893). 1495 kehrte er wieder nach
Florenz zurück. Die Marmorfigur eines geflügelten schlafenden Amor, welche als Antike nach Rom
[* 23] verkauft wurde, ist verschollen.
Sie gab Anlaß zu M.sReise nach Rom, wohin er ging, um sich das Anrecht an seinem Werke zu sichern. In Rom
schuf er in Marmor die herrliche Pietà (in der Peterskirche zu Rom, s. Tafel: Italienische Kunst V,
[* 20]
Fig. 4) und den trunkenen
Bacchus (Florenz, Nationalmuseum).
Nach Florenz 1500 zurückgekehrt, wandelte er einen verhauenen Marmorblock in die Kolossalstatue des David
(Akademie zu Florenz) um, die seinen Ruhm begründete, und schuf um 1503 wahrscheinlich die lebensgroße Marmorgruppe der Madonna
mit dem Kinde (jetzt in der Liebfrauenkirche zu Brügge). Bald darauf erhielt er zugleich mit Leonardo da Vinci von der florentin.
Regierung den Auftrag, den Ratssaal des Regierungspalastes mit Darstellungen aus den siegreichen Feldzügen
gegen Pisa
[* 24] auszuschmücken. Er kam jedoch ebenso wie Leonardo über die Kartonzeichnung nicht hinaus, die viele Jahre hindurch
den jungen Künstlern zum Studium diente, dann aber zu Grunde ging. Diese nur aus Kupferstichen bekannte Darstellung zeigt die
durch einen feindlichen Angriff überraschten, im Arno badenden Krieger. Tafelbilder hat Michelangelo nur wenige geschaffen;
das bestbeglaubigte (in Tempera) aus dieser Zeit (zwischen 1501-5) ist das Rundbild der heiligen Familie in den Uffizien zu
Florenz.
Im J. 1505 wurde Michelangelo durch Papst Julius II. nach Rom berufen und beauftragt, ein Grabmonument auszuführen, das Julius sich
selbst in der Peterskirche errichten wollte. Das Werk sollte mit einer großen Menge Statuen und Reliefs
geschmückt
werden; es geriet aber bald durch verschiedene Umstände ins Stocken. Nachmals neu in Angriff genommen und auf geringere Maße
beschränkt, wurde es wieder unterbrochen, bis es endlich in nochmals sehr verringertem Umfang 1545, lange nach des Papstes
Tode (1513), in der KircheSan Pietro in Vincoli zu Rom aufgestellt ward. Die Statue des Moses (s. Tafel: Italienische Kunst
V,
[* 20]
Fig. 2) ist der vorzüglichste schmuck dieses Monuments; die ebenfalls für das Grabmal bestimmten
zwei Statuen von Sklaven befinden sich im Louvre zu Paris.
Die ersteUnterbrechung derArbeit wurde durch Julius II. selbst herbeigeführt, indem dieser durch Michelangelo 1507 seine
(1511 zerstörte) Bronzestatue für Bologna ausführen ließ und dem Künstler hierauf die Ausschmückung der Decke
[* 25] der Sixtinischen Kapelle
im Vatikan
[* 26] mit Freskomalereien übertrug. Michelangelo vollendete diese Arbeit in vier Jahren (1508-12) ohne alle Beihilfe und
schuf in
ihr das bedeutendste Werk seines Lebens. Um die Verbindung zwischen den einzelnen Bildern herzustellen,
zeichnete Michelangelo ein imaginäres Baugerüst, Säulen,
[* 27] Pfeiler, Gesimse, welches von den Wänden aufsteigt und in der Mitte der Decke
neun, abwechselnd kleinere und größere Felder einschließt.
Diese Denkmale befinden sich in der neuen Sakristei von SanLorenzo zu Florenz und enthalten die sitzenden
Idealfiguren der Genannten, unter denen besonders die des Lorenzo als Meisterwerk ersten Ranges betrachtet werden muß, sowie
ihre Sarkophage, welche mit symbolischen Gestalten, der eine mit denen des Tages und der Nacht (verherrlicht durch die Verse
des gleichzeitigen Dichters Giov. Batt. Strozzi), der andere mit denen des Morgens und des Abends geschmückt
sind. Um diese Zeit entstand auch die Christusstatue, welche 1521 in der Kirche Sta. Maria sopra Minerva in RomAufstellung
fand.
Die Architektur der Sakristei von SanLorenzo und die des unvollendeten Vestibüls der dortigen Bibliothek sind unter M.s frühern
architektonischen Leistungen zu nennen. M.s Arbeitszeit war unter den Päpsten Julius II., Leo X. und Clemens VII. zwischen
Rom, Florenz, Bologna und Carrara geteilt. Im Herbst 1529, als Florenz, welches die Medici vertrieben batte und wieder aufzunehmen
sich weigerte, von Papst und Kaiser mit Krieg überzogen wurde, übernahm Michelangelo, ein eifriger Patriot, obgleich
seit früher Jugend mit den Medici eng verbunden, die Leitung der Befestigungs- und Verteidigungsarbeiten.
Im J. 1534 nahm Michelangelo für die übrige Zeit seines Lebens seinen Aufenthalt in Rom. Hier entwickelte er namentlich als Architekt
eine große Thätigkeit. In dieser Beziehung sind zunächst, als nach seinem Entwurf ausgeführt, der Klosterhof
von Sta. Maria degli Angeli, die neue Anlage des Kapitols, Hof
[* 28] und Gesimse des PalastesFarnese u. a. zu nennen. Schon stand Michelangelo im
höhern Mannesalter, als ihm Papst Paul III. das zweite große Malerwerk, das 20 m hohe und 10 m breite Freskogemälde mit
der Darstellung des Jüngsten Gerichts an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle übertrug.
Dieses gewaltige Werk, das er 1534-41 fertigte, führt mehr den Tag des Zorns als den ewiger Beseligung vor Augen; Christus
erscheint durchaus als verurteilender Richter. Die mit meisterhafter Charakteristik durchgeführten
[* 20]
Figuren waren ursprünglich
alle nackt, weshalb Papst PaulIV. das Bild berunterschlagen lassen wollte; als Auskunftsmittel mußte Daniele
da Volterra die auffallendsten Blößen mit Kleidungsstücken bemalen, Clemens XII. ließ die Bekleidung von Stefano Pozzi durchführen.
Ungefähr in dieselbe Zeit fallen noch zwei andere,
¶
mehr
gegenwärtig sehr unscheinbare kleinere Freskobilder (Bekehrung Pauli, Kreuzigung Petri) von seiner Hand
[* 30] in der Paulinischen
Kapelle des Vatikans. Sein letztes großes Werk, seit 1546, war der Bau der Peterskirche zu Rom. Seit Julius' II. Zeit war hier
an der Stelle der alten Basilika
[* 31] des heil. Petrus unter Bramantes und anderer Bauführung ein Neubau von großartigen
Verhältnissen unternommen, doch, bis Michelangelo die Leitung desselben erhielt, verhältnismäßig wenig gefördert
worden. Michelangelo führte den Bau, trotz mannigfacher Hemmnisse, die auch ihm entgegentraten, so weit, daß nach seinem Tode die großartige
Kuppel, welche ihn bekrönt, nach seinem Entwurf vollendet werden konnte. Nach seinem Plane sollte die Kirche
aus einem griech. Kreuz bestehen; später wurde ihr die lat.
Kreuzform gegeben, indem man unter Papst Paul V. ein langes Vorderschiff hinzufügte, welches dann Carlo Maderna 1614 mittels
der nicht glücklicken Facade abschloß. In seinen Architekturen zeigt sich als ein von der Überlieferung sich absichtlich
lostrennender, in den Einzelheiten nicht immer von barocker Übertreibung freier Meister.
Am starb Michelangelo. Seine Leiche wurde nach Florenz geschafft, wo sich über seinem Grabe, in der Kirche Sta. Croce, ein nach
VasarisEntwurf 1570 errichtetes Denkmal erhebt. M.s Werke sind der Ausdruck eines majestätisch-erhabenen Geistes, der, seiner
Machtfülle sich bewußt, nur die Gesetze und Gebote seiner gewaltig angelegten Subjektivität anerkennt.
Michelangelo war auch Dichter. In seinen Sonetten erkennt man denselben hohen, schwungreichen Geist, zugleich aber auch eine innige Hingebung
an das Ewige und Göttliche. Seine Gedichte wurden wiederholt herausgegeben, namentlich von seinem Neffen Michelangelo dem
Jüngern (Flor. 1623), der eine Menge willkürlicher Änderungen in denselben
anbrachte, endlich nach den Originalhandschriften von E. Guasti (ebd. 1863), und ins Deutsche
[* 32] übersetzt von Regis (mit ital.
Text, Berl. 1812), Harrys (Hannov. 1868), Grasberger (Brem. 1872) und Sophie Hasenclever (Lpz. 1875). Michelangelo war unverheiratet und
zeigte sich im Verkehr verschlossen, aber von milder Gesinnung; als er 60 J. alt geworden war, fand er
eine edle Freundin in der Dichterin Vittoria Colonna (s. d.), deren Name für immer mit dem seinen verknüpft ist.
Sein Leben beschrieben seine SchülerVasari in den «Vite de pittori etc.» (Flor. 1550 u. ö.)
und Ascanio Condivi in der «Vita di MichelAngelo» (Rom 1553, Flor. 1746, Pisa 1832; deutsch von Valdek,
Bd. 6 der «Quellenschriften
für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance», hg. von Eitelberger von Edelberg, Wien
[* 33] 1874).
Vgl. auch die Biographien von Harford (2 Bde., Lond.
1857), H. Grimm (2 Bde., 6. Aufl., Berl.
1890), A. Gotti (2 Bde., Flor. 1875),
Ch. C. Black (Lond. 1874), C. Heath Wilson (ebd. 1876; 2. Aufl. 1881),
John Addington Symonds (2 Bde., ebd. 1892);
(spr. misch'leh), Jules, histor. und
philos. Schriststeller,
geb. zu Paris, war 1821 Professor am Collège Rollin, von 1826 bis 1830 an der Normalschule; durch die Julirevolution
wurde er Sektionschef am Reichsarchiv und gleichzeitig Guizots Stellvertreter an der Sorbonne. Sein erstes Geschichtswerk «Tableaux
synchroniques de l'histoire moderne» erschien 1826; 1831 folgte seine «Histoire
romaine» (République, 2 Bde.; 5. Aufl.
1876). Aber erst durch seine Geschichte Frankreichs wurde er als Schriftsteller berühmt und als Historiker ungemein populär.
Mit Unrecht ist im Gegensatz zu dem Pragmatismus Mignets und Guizots seine Geschichtsdarstellung als die philosophische bezeichnet
worden, wohl weil er es liebt, den idealen Kern der treibenden Gewalten hervorzuheben; mit mehr Recht nennt
man ihn einen poet. Geschichtschreiber, dessen temperamentvolle phantasiereiche Darstellung durchdrungen ist von Begeisterung
für die Ideale der Demokratie, Haß gegen den Klerikalismus und einen feurigen, von der Überlegenheit der «kelt.
Rasse» überzeugten Patriotismus bei großer Belesenheit und Quellenkenntnis.
Diese «Histoire de France» erschien 1837-67 (16 Bde.; zuletzt 1879, 19 Bde.).
In demselben Geiste demokratischer Propaganda ist auch «L'Histoire de la Révolution française»
(7 Bde., 1847-53; neue Aufl., 5 Bde.,
1889) geschrieben. Indes wurde Michelet 1838 Mitglied der Akademie moralischer und polit. Wissenschaften und Nachfolger Daunous
als Geschichtsprofessor am Collège de France. Gestützt auf die Sympathien der studierenden Jugend, begann
er für die demokratischen Ideen und namentlich gegen die Jesuiten und ultramontanen Bestrebungen eine heftige Fehde, die ihm
erbitterte Feinde zuzog.
Infolgedessen gab Michelet mehrere Flugschriften heraus, wie «Des Jésuites»
(1813),
mit Quinet gemeinschaftlich verfaßt; «Le prètre, la femme et la
famille» (1845),
«Le peuple» (1846). Die Regierung schloß 1851 seinen Lehrkursus, und nach
dem verlor er wegen Verweigerung des Huldigungseides seine Archivarstelle. Aus der folgenden Zeit stammen seine
viel gelesenen Schriften: «L'oiseau» (1856; deutsch, 4. Aufl., Berl.
1869),
«L'insecte» (1857; deutsch Braunschw. 1858),
«L'amour» (1859; deutsch von Spielhagen, 4. Aufl., Lpz. 1874),
«La femme» (1860; deutsch von Spielhagen, 2. Aufl.,
ebd. 1875),
«La mer» (1861; deutsch von Spielhagen, ebd. 1861),
«La sorcière» (1862; deutsch von Klose, ebd. 1863). Während
der Belagerung von Paris verfaßte in Italien
[* 34] die Schrift «La France devant l'Europe» (Flor. 1871). Er starb auf
Hyères; die Beisetzung seiner Leiche auf dem Père-Lachaise wurde (Mai 1876) zu einer großen Kundgebung für die demokratische
Republik. Aus seinem Nachlaß erschien «Histoire du XIXe siècle» (bis
Waterloo,
[* 35] Bd. 1-3, Par. 1875),
«Œuvres complètes. Edition définitive». -
Vgl. Monod, Jules Michelet (Par. 1875), Corréard,
Michelet, sa vie, son oevre historique (1887), und M.s autobiogr.
Werke: Ma jeunesse (Par. 1884) und Mon journal
1820-23 (ebd. 1888).
(spr. misch'leh),Karl Ludw., Philosoph der Hegelschen Schule, geb. zu Berlin, wurde daselbst wissenschaftlich
gebildet und 1825 am Französischen Gymnasium angestellt, habilitierte sich 1826 an der dortigen Universität
und wurde 1829 zum Professor ernannt. Er starb daselbst Seinen Ruf begründete Michelet mit dem «System der philos.
Moral»
¶
forlaufend
860
(Berl. 1828) und drei Arbeiten über Aristoteles: außer einer Ausgabe der «Nikomachischen Ethik» (Bd.
1, Text, ebd. 1829; Bd. 2, lal^ Kommentar, 1835; 2. Aufl.
1848) noch «Die^Etbik des Aristo- teles in ihrem Verhältnis zum System der Moral» (ebd. 1827) und das von der PariserAkademie
der moralischen und polit.
Von 1832 bis 1842 nahm
an der Herausgabe von Hegels Werken teil. deinen Standpunkt legte er am be- stimmtesten dar in den «Vorlesungen
über die Persönlichkeit Gottes und die Unsterblichkeit der Seele oder die ewige Persönlichkeit des Geistes» (Berl. 1841)
und «Die Epipbanie der ewigen Per- sönlichkeit des Geistes, eine philos.Trilogie» (Nürnb. 1844, Darmst.
1847, Verl. 1852; 2. Aufl. 1863). Michetti stiftete 1843 mit dem Grafen von Cieszkowsti die Philosophische Gesellschaft
zu Berlin.
Eine der bedentendsten Arbeiten ist die «Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklnngsgange seit
dem I. 1775 bis auf die neuesten Zeiten» (2 Bde., Verl. 1859-60).
Als Schriftführer der Philosophi- schen Gesellschaft redigierte
er seit 1860 deren Or- gan, die Zeitschrift «Der Gedanke» lBd.1-9,1860 -84).
Später veröffentlichte
Michetti: «Natnrrecbt, oder Rechtsphilosophie als die praktische Pdilosoplüe» der
Philosophie, als exakter Wissenschaft" (4 Tle. in 5Bon., Verl. 1876-81) sucht eine Versöhnung zwischen der speknlatioen Philosoplne
und den em- pirischen Wissenschaften zu begründen.
Neuerdings erschien «Histor.-kritische Darstellung
der dialekti- schen Methode Hegels» (mit Haring, Lpz. 1888). -
Vgl. Michetti, Wahrheit aus meinem Leden Michelianer, eine von
Joh. Mickael Hahn
[* 38] (s. d.) gestiftete Sekte. Michelis, Friedr., altkatb.
Tbeolog und Philo- soph, geb. zu Münster
[* 39] in Westfalen,
[* 40] studierte daselbst und nach empfangener Priester- weihe in Bonn,
[* 41] wnrde dann Kaplan und Neligions-
lchrer am Gymnafinm zu Dnisbnrg, 1849 Professor am Seminar zu Paderborn, 1854 Direktor des theol. Konvikts zu Hitünster, 1855 Pfarrer
zu Albachten bei Münster, 1864 Professor der Philosophie am Ly- ceum Hosianum zu Brannsberg.
Als Politiker war Michetti 1862 Mitbegründer
des Neformvereins und 1866-67 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhau- ses;
auch schrieb er «Preußens
[* 42] Bernf für Deutsch- land und die Weltgeschichte» lPaderb. 1863).
Ein eifriger Gegner der Infallibilitätslehrc, schrieb er während des VatikanischenKonzils «Die Un- fehlbarkeit des Papstes
im Lichte der kath. Wahr- heit und der Humbug, den die neueste Verteidigung damit treibt» (Braunsb.
1869) und «Die Versu- chung Christi und die Versuchung der Kirche» (ebd. 1870), wurde nach der Verkündigung des neueu Dogmas
infolge feiner Weigeruug, sich demselben zu unterwerfen, vom Bischof von Ermeland seines Amtes entsetzt, im Okt. 1871 exkommuniziert
und war seitdem einer der energischsten Vorkämpfer der altkath.
Sache. Seit 1874 war er Seelsorger der
altkath.
Gemeinde in Freiburg
[* 43] i.Br., wo er starb. Er schrieb ferner': «Kritik der Günther- schen Philosophie» (Paderb. 1854),
«Die Pbiloso- phie Platos in ihrer innern
Beüebnng zur geoffen- barten Wahrheit» (2 Bde.,
Münster 1859 - 60), «Geschichte der Philosophie von Thales bis auf un- sere Zeit» (Braunsb. 1865),
gegen Darwinismus und Materialismus kämpfte er" in der Zeitschrift «Natur und Offenbarung»
und in den Schriften: «Der kirchliche Standpunkt in der Naturforschung» (Münster 1855),
«Der Materialismns als Köhler- glaube»
(ebd. 1856),
«Ist die Annabme eines Nau- mes mit mebr als drei Dimensionen
wissenschaft- lich berechtigt?» (Freib.i.Br. 1879),
«Das Gesamt- ergebnis der Natursorschung denkend erfaßt» (ebd. 1885),
«Antidarwinismus» (Heidelb. 1886).
In sei- ner «Kath. Dogmatik» (Freib. i. Br. 1881) versucbt er die altkath.
Auffassung des
Christentums als die böbere Einheit der prot. und röm.-kath. Togmatit darznstellen.
Von den zablreicken
inchenpolit.
Ver- öffentliclmngen feien noch genannt: die ans den Index gesetzten «50 Thesen über die Gestaltung der kirchlichen
Verhältnisse der Gegenwart» (2. Aufl., Lpz. 1868),
«Zur Infallibilitä't» (Münster 1871), «Der häretische Charakter der
Infallibilitätslehre» (Hannov. 1872),
«Die Pflicht des deutscken Gewissens gegenüber den röm.
Anmaßungen» (Offenbach
[* 44] 1872), «Meine Anfickten über Wissen und Glauben und über das Ziel der kath. Neformbewegung» (Bern
[* 45] 1873),
«Was ist und was will der Altkatbolicis- mus?» (Konstanz
[* 46] 1875),
«Kurze Geschichte des Vati- kanischen Konzils» (ebd. 1875)
u. s. w. Von ihm er- schienen auch «Hobclspäne.
Gedichte mit einem ge- harnischten Vorwort» (Mainz
[* 47] 1885). Michelozzo (spr. mikel-), ital. Baumeister und Bilddauer derFrübrenaissance,
geb. 1396 zu Floren;, gest. 1479. Als Architekt schließt er sich eng an Brunelleschi an, dessen Stil er nacb Mailand
[* 48] brachte,
wo er den Palazzo Vismara und eine Kapelle an San Enstorgio aufführte.
Seine berühmtesten Bau- ten in
Florenz sind der herrliche Palazzo Riccaroi (um 1430), der Palazzo Nieasoli und die Kloster- anlagcn von Sta. Croce und San
Marco.
Anck in Venedig
[* 49] war er (1433) tbätig. In seinen Skulp- turen, unter deueu die Silberstatue Iobannes des Täufers für
die Opera des Toms zu Florenz, ein Johannes der Täufer in Sta. Annunziata, das Holzcrucisir in San GiorgioMaggiore zu Venedig und das Portal des Palastes Vismara in Mailand hervorzuheben sind, steht er ganz unter dem Ein- flüsse Donatellos,
an dessen Werken (z. B. am Grab- mal Johanns XXIII. im Baptisterium zu Florenz) er dänfig mitgearbeitet bat.
Michelsbcrg, -Groß-Gemeinde und Kurort bei Hermannstadt
[* 50] ls' d.) in Siebenbürgen.
Zuerst mackte er sicb bekannt 1877 auf der Ausstellung zu Neapel mit: Fronleicknamsprozession
in Cbieti, welckes Bild in den Besitz des TeutschenKaisers gelangte.
Ferner sind zu nennen: Liebessrühling, Palmsonntag, Das
Gelübde, d. i. Gläubige in einer Kirche (Nationalgalerie in Rom), Bauern und Bäuerinnen der Abrufen (königl.
(Galerie in ^lonza), Hirtenmädchen mit Schafen ls.
Tafel: Italieniscbe Xvnv^ VI.^, Fi,g. 3), Serenadeam Hieeresufer, Toch-
ter deo Ierio laus dem Bauernleben der Abrufen". Michigau lspr. mischigänn), einer der nördlicb- sten der Vereinigten Staaten
[* 56] von Amerika,
[* 57] bat auf 152585 (ilim (1890) 2093889 E., d. i. 14 auf 1 likm, darunter 543 880 im Ansland (135509
in Deutsch' land, 181416 in Britisch-Nordamerika) geborene. 1894 ergab ein Staatscensus 2 241454 (5. Mickiewicz bestebt aus zwei Halbinseln.
Die größere, südliche erstreckt sich von der 330 km langen Grenzlinie der StaatenIndiana und Obio 4551 weit nordwärts
zwischen dein Erie-, St. Elair- und Huronsee im O. und dem 'Nickigansee (s. d.)
im W. Die nordl.
Halbinsel er- streckt sicb von dem Montreal
[* 58] und Menomonee, den Grenzflüssen gegen Wisconsin, ostwärts
zwisckendem Obern See im N. und dem Micbigansee im S. Die nördl. Halbinsel ist ranb und gebirgig.
Ihr centraler Teil besteht aus archäiscben Gesteinen, an welcke sieb zu beiden Seiten cambriscke und
silurische Schichten anlegen.
Kupfer
[* 60] findet sich namentlich auf der Halbinsel
.Ueewenaw.
Die Minen am Obern ^ce machen ^c. neben Montana zum wicbtigsten kupserproduziereu- den Staate der Union;
sie liefern
etwa 40000 t, darunter die Calumet-Hecla allein mebr als die Hälfte. In Bezug auf Eisenerzbau llntersckeidct
man den Gogebic-, Älarquette- und Meuomouee- distritt, welche 1889 zusammen 7,29,1893: 4,7 Mill. t Eisenerz lieferten.
Etwas Gold
[* 61] (1893 für 42000 Doll.) findet sich bei Ishpeming.
Die südl. Halbinsel steigt
wellenförmig bis 100 in über der See und gebort banptsä'chlich derKoblenformation an. Im Südosten
nitt Devon
[* 62] auf.
Bäcbe und Flüsse
[* 63] sind zablreick. Raisin und Huron fließen in den Eriefee, der Sagi- naw in den Huronfee,
der St. Iofepb, Kalamazoo, Grand-Rivcr, Atuskegon und Manistee in den Michigailsce.
Auch bier sind aucgedebnte ^!^al-
dnngen, so daß auch in Bezug auf Holzproduttion den ersten Rang in der Union einnimmt;
es liescrt ungefäbr 5500 Mill. Kubitfuß
Baubolz und nabezu 3000 Mill. Latten. 35000 Menschen sind bei der Holzgewinnung beschäftigt.
Die Floßerei ist zumeist nach
der Saginawbai gerichtet.
Die Salzlager, be- sonders des Saginawthals, liefern etwa ein Drittel des Verbrauchs
der Union. 1894 lieferten sie 3,3 Mill. Fässer Salz.
[* 64]
Desgleichen ist der Ackerbau der südl. Halbinsel von Bedeutung. Mickiewicz produzierte
i1893) 22 MiN.
Auch Obst, Wolle, Butter und Käse werden viel gewonnen.
In der In- dustrie sind Säge- und
Getreidemühlen bei weitem am wichtigsten.
Die Flotte M.s bestand 1889 aus 1157 Fahrzeugen mit 319 789 t, darunter 603 Dampfer.
Die Gesamtlänge der Bahnen beträgt 12183 km. Unter den höhcrn Unterrichtsanstalten ist die Staats- universität ,zu Ann-Arbor(s.
d.) die bedeutendste.
Die Legislatur bestebt aus 32 Sena-
toren und 100 Abgeordneten, welcke, wie der Gou- verneur und die Nichter, auf zwei Jahre gewählt werden.
Nach Washington
[* 67] sendet Mickiewicz 2 Senatoren uud 12 Abgeordnete, und hat bei der Präsidenten- wabl 14 Stimmen. - Mickiewicz gehörte zu dem
sog. Nordwestterritorium (s. d.), wurde 1805 als
selb- stäudiges Territorium organisiert und als Staat in die Union aufgenommen. -
Vgl. Eoole^
IIi(.-diFlni (Bost. 1885).
Michigan-City (spr. mischigänn ßittl), Stadt im Counin La Porte im nordamcrik.
Staate In- diana am Micbigansee, mit Bahnen
nach fünf Rich- tungen, Fabrikation von Waggons, Eifenbahn- wcrtstätten, ^ägcmüblen, Holzbandel, einem Staats- gefängni^
und (1890) 10 77 (5. Michissanfee (fpr. mifchigänn-), der zweitgrößte der fünf kanadischen Seen und
der einzige, dessen sämtlicbe User zum Gebiete der Vereinigten Staaten geboren.
Seine Gestalt ist oval;
die größte Länge
beträgt 544, die größte Breite
[* 68] 140 km, die größte Tiefe 310 m und der Flächeninhalt 61660 hkm;
er liegt 175 m ü. d. M.
Der See bat eine monatliche Flutwelle, wenig Buchten und Häfen;
die bedeutend- sten sind: Green-Bay im
NW. und östlich davon Grand-Traverse-Vay. An seinen meist niedrigen, sandigen Ufern liegen Chicago undMilwaukeeu.s.w. Er ist
sehr reich an Fischen, besonders an Weißfischen nnd Forellen.
Trotz heftiger Stürme herrscht leb- hafter Verkebr von Dampfern
und Segelfchiffen.
Michipicoten ispr. mitschi-), canad.
Insel im Obern See (s. d.", 24 km lang, aus Eruptivgestein,
bis 200 m bixb. Michoacän (spr. mitscko-), ^taat in Mexiko,
[* 69] zwiscbcn Ialisco, Guanajuato und Querctaro, ^ieriko, Guerrero,
der Südsce und Eolima, zählt anf 63642 bort größtenteils den Südabfällen des Hochlandes an. über einem paläozoischen
Grundgebirge sind massenbastc vulkanische Ergüsse erfolgt.
Im N. und O. erhebt es sich zu fast 2000 m,
trägt auch Schnee- gipfel.
Auf einer etwa 110 km vom Ocean ent- fernten Ebene erhebt sich der Iorullo (s. d.),
andere Vulkane
[* 70] sind: der 3860 m bohe Pic von Tancetaro, der 3000 m bohe Patzcuaro und an der Nordwest-
grenze der 3750 m hohe Patamban.
Unter den zahl- reicben Seen zeichnet sich der von Patzcuaro mit sünf Inseln aus.
Hanf und Flachs wachfen ohne Pflege, auch Baumwolle,
[* 71] Zuckerrohr und Indigo
[* 72] gedeihen.
Die Bergab bange find mit herrlichen Waldungen bedeckt.
Industrie fehlt.
Die Bahnlinie Patzcuaro- Morelia-Acambaro ist seit 1892 vollendet.
Die Be- völkerung bcstebt größtenteils aus Iudiancrn:
den Tarasken, den Otomiten und den aztekisch sprechen- den Ebichimeten;
Hauptstadt ist Morelia (s. d.).
- Das Land, ein indian. Königreich, 1524 erobert, bildete bis 1824 die span.
Intendanz Valladolid.
Michuaque (spr. mitschuakc), amerik.
Volks- stamm, s. Tarasca. Mickicwicz (spr. mizkjewitsch),Adam, der
größte Dichter der Polen und Slawen überhaupt, geb. in Zaosie bei Nowogrodek, wo sein Vater Mikoiaj Mickiewicz Advokat
war, aus adliger
¶
forlaufend
862
Familie, ging nach Absolvicrung der Schule in Nowogrodek an die Universität Wilna
[* 75] (1815) und war dann 1819-23 Lehrer des Lateinischen
und Pol' nischen an der Schule in Kowno.
Eine unglückliche Liebe (zuMarja, geborene Wereszczaka, nachher Grä- fin Puttkammer)
hatte ihn an den Nand des Grabes gebracht. In die Untersuchung wegen der Wil- uaer Iugendbunde verwickelt,
mußte er nach mehr- monatigem Gefängnis Litauen für immer verlassen
Hier
heiratete er 1835 Celina Szymanowska, die Tochter der berühmten Pianistin, die er noch aus Peters- burg kannte.
Die
Sorge um Eristenzmittel zwang ihn, 1839 einen Lehrstuhl für Latein in Lausanne
[* 82] anzunehmen, den er 1840 gegen den am
^oiiö^e 66 ^rÄnc6 in Paris neu errichteten Lehrstuhl der slaw. Litteratur vertauschte;
hier hielt er seine «Vorlesungen
über slaw. Litteratur und Zustände» (deutsch, 4 Bde.,
Lpz. 1843-45; neue Ausg. 1849). Die Teilnahme au dem mystischen TreibenTo- wianskis (s. d.) veranlaßte
die franz. Regierung, Micrococcus feiner Lehrthätigkeit zu entheben. Er ging 1848 nach
Rom, um poln. Legionen in dem Kampfe gegen Asterreich zu organisieren, kehrte aber bald nach Paris zurück und redigierte die
«'Iridune äo3 16upi68», die unterdrückt wurde. 1852 erhielt Micrococcus das
Amt eines Bibliothekars am Arsenal.
Entschieden wurde der Sieg der neuen romantischen Nichtung durch die epische Erzählung
«Konrad Wallenrod» (deutsch von K.L.Kannegießer, Lpz. 1834 und 1858; von Weiß, Bremen
[* 86] 1871), die, teilweise noch im StileByrons gehalten, durch Einzelheiten von berücken- der Schönheit sowie durch ihre patriotische Tendenz
die Jugend hinriß (1829).
1832-34 trat Micrococcus mit seinen Hauptwerken hervor: dem dritten Teil der «Ahnenfeier» (dcutfch von S.
Lipiner, Lpz. 1887), wo unter dem Druck der Ereignisse von 1824 und 1831 der Werther der frühern
Teile zum Konrad geworden ist, der, in sich das Leid von Millionen fühlend, dem Himmel
[* 87] selbst trotzt,
woran sich fatir. Schilderungen der Nilnaer Inquisition von 1824 und «Petersburg» (deutsch von A. von Zipper, Hamb. 1878) schließen.
In Paris erwachte bei Micrococcus die Sehnsucht nach der Heimat und den Eindrücken feiner Kindheit und er dichtete das größte ländliche
Epos, das die Weltlitteratur kennt: den
«I^n 'Ia- ! ä6ii32»
(«Herr Thaddäus», Par. 1834; deutsch von ! N. O. Spazier, Lpz. 1836; von A. Weiß, ebd. 1882; von S. Lipiner, ebd. 1883) in 12 Gesängen,
das 1811 -12 in Litauen spielt, voll zahlreicher vortrefflicher Naturbilder, bis ins Kleinste ausgeführter Schilde- rung der
Menschen und köstlichen Humors. In Prosa gab er heraus die «RÄtzZi nln-odn poIZIvie^o i pisi- Li'x^mst^H
poi8ki6F0» (Par. 1832: deutsck: «Die Bücher des poln. Volksund der poln. Pilgerschaft», ebd.
1833; franzöfifch von Lammenais u. a.),
eine Apotheofe der Vergangenheit und Zukunft Polens in biblischer Sprache
[* 88] mit einem
Programm der Emigration.
Daran reihen sich dramat. Versuche in franz.
Sprache (z.B. «1^63 ^ont^äereg äs Lar», 1836),
tief gefühlte lyrische Gedichte, polit.
Fabeln, Übersetzungen (von Byrons
«Giaur» und Schillers«DonCarlos» u. a.), litterar, und polemische Auffätze. Von den Ausgaben der Werke Micrococcus' feien erwähnt:
die von ihm felbst veranstaltete (8 Bde., Par.
1838); ferner: 6 Bde., Lpz. 1876-77;
6 Bde., Par. und Lemb.
1880;
4 Bde., von Dr. Biegeleifen, Lemb.
1893; die Korrefpondenz des Dichters (4 Bde.) er- fchien Lemb.
1881-85. überfetzungen sind in allen europ. Sprachen vorhanden.
Das litterar.-biogr.
Hauptwerk über Micrococcus fchrieb Chmielowski
(s. d.).
Eme Mickiewicz-Gesellschaft besteht in Lemberg,
[* 89] die eine Zeitfchrift, «I^initzwik
^onNrxM^vli litorackit^o iinienia ^. N.» (Lemb. 1887 fg.) und eine kritische Gefamtausgabe
der Werke (1894 fg.) veröffentlicht.
Sein Sohn, Wtadiflaw M.,geb.
28. Juni 1838 in Paris, fammelte alles auf das Andenken
feines Vaters Bezügliche und fchrieb eine franz. Biographie desfelben («^ä^m N., 8a. vi6 et son wuvi-6», Par.
1888) fowie eine ausführlichere polnisch (Bd.
1-3, Pos. 1890-94). Micklitz, Robert, Forstmann, geb. zu Deutsch-Paulwitz in Österreickifch-Schlesien, besuchte
das Gymnasium in Troppau,
[* 90] wurde 1847 Forstmeister der Herrschaft Laas mit Schneeberg in Kram, 1850 Forstmeister auf der Herrschaft
Eee- feld in Niederösterreich, 1852 Lehrer der Forstwissen- schaft an dcrmährifch-fchlef.
Forstfchule in
Mährisch- Aussee, 1855 Direktor der Forstlehranstalt Weift- wasser in Böhmen,
[* 91] 1859 Direktor der mährisch- schles. Forstschule
zu Aussce, welche 1867 nach Eulenberg in Mähren verlegt wurde. 1872 wurde Micrococcus Oberlandsorstmcister und Ministerialrat
im österr. Ackerbauministerium in Wien. 1884 trat er in den Nuhestand. Er schrieb: «Forstliche Haus- haltungskunde» (Wien
1859; 2. Aufl. 1880),
«Be- leuchtung der Grundfätze und Regeln des rationel- len Waldwirtes von R. Prehler»
(mit feinem Bruder Julius Micrococcus, Olmütz
[* 92] 1861),
«Forstschematis- mus für Mähren und Schlesien»
[* 93] (mit E. Lemberg, ebd. 1861).
1875 begründete
er mit G. Hempel das «Centralblatt für das gefamte Forstwesen» und gab
mit diesem den 2. und 3. Jahrg. dieser Zeitfchrift (Wien 1876 u. 1877) heraus. 1883 redigierte Micrococcus die
«Osterr. Vierteljahrsschrift für Forstwesen».
Micmac, Indianerftamm, f. Algontin. NIiorliI'liÄa.o, Zwergfröfche, Familie
der Frofchlurche (s. d.), mit rudimentär entwickeltem Ge- börorgan und ohne Ohrdrüsen. Es giebt nur eine Gattung (NicriiM)
mit einer javan.
Art (N. acka.- tinH ^i't)Fc/l.) von nur 2 cm Länge. Micro ..., f. Mikro___ Alioroovbns,
Zwergmaki, s. Maki. Mliorooooons, f.Mitrokokkus;