nahe der Mündung des Pielachflusses in die Tonau, an der Linie
Wien-Salzburg der Osterr.
Staats- dahnen,
Station der Tonandampfer,
Sitz eines Bezirksgerichts (195/.6 ^m, 14472 E.), bat (1890) 1953 E., Post,
Telegraph,
[* 2] eine Kircbe (15. Jahrh.) mit Gemälden
vom Kremser Sckmid und in der Nähe eine Seil- und Drahtstiftfabrik.
Anf einem Granitfelsen (57 in über
der Donau) die berühmte, 1089 gegründete, 170 l -38 nen crbante
Bene- diktinerabtci eine der reichsten
Abteien En- ropas,
mit Gymnasium und Erziehungsanstalt.
Die prächtige und wegen ihrer Orgel berühmte
Kirche, die
Bibliothek (30000
Bande, Inkunabeln
und
Hand- schriften) und die Gemäldesammlung sind sehens- wert.
Die
Kirche enthält Fresken von Nottmayer
und Scanzoni, ein Tabernakulum von Würth und die Grabstätte der ersten
Babenberger
(Leopold I.,
Albert I. und Ernst) nebst
ihren Frauen (Richarda, Frowiga, Swanehild).
In einer Kapelle das
«Mel- ker Krenz», 60 cm hoch, von 1363, in
Gold
[* 3] getrieben
und mit Juwelen geschmückt. - Mellrichstadt, das Xom^rs dcr
Römer,
[* 4] im Mittelalter ^lolicum, im
Nibelungenlied N6äo1icli6
genannt, spätere Grenzfestung der
Un- garn, wnrde vom Vabenberger
Leopold I. einge- nommen, der daselbst 985 eine Kollegiatkirche
für 12
Weltpriester stiftete' 1025 wnrde der
Leichnam des beil.
Coloman hierher gebracht. 1089 kamen
Benediktiner ans dem obcröstcrr. hierher.
Dnrch
Leopold III. wurde das
Stift frei von Passan und der Landesfürst sein Vogt. 1683 bielt das
Stift eine vierwöckige
Belagerung
dnrch die
Türken aus.
Die Hauslehranstalt wurde 1781 in ein Gymnasium verwandelt, das unter
KaiserJo- seph II. nach St. Polten
verlegt, 1801 wieder dem
Stift zurückgegeben wurde.
Der
Bau des
Stifts- gebäudcs und der
Kirche wurde 1702 - 36 von
Prandauer geleitet und 1738 dnrch Mnngenast voll- endet. -
Vgl. Keiblinger, Geschichte des Venedit- tinerstifts Mellrichstadt (2 Bde.,
Wien
[* 5] 1867-68);
Linde, ChroM des Marktes Mellrichstadt
(Melk 1890).
Melk, Heinr. von, f.
Heinrich von
Melk. Melkart (d. h. Stadtkönig), bci den Griechen auch Melitertes (s. d.)
genannt,
Name des
Baal (s. d.) oder (^tadtgottes von
Tyrus, wo er verschie- dene, namentlich einen prächtigen, von Herodot
be- wunderten
Tempel
[* 6] hatte. Von
Tyrus aus verbreitete sich sein Knlt über die
Kolonien. In Israel wnrde er unter der Dynastie
des
Omri verehrt. Von dem
Treiben bei seinem Knlte giebt die Erzählung 1
Kon. 18. ein anschanliches
Bild.
Über dieGleich- setzung des Mellrichstadt mit Herakles
[* 7] s. d. (Bd.
9, S. 49). Mella, Nebenflnsi des
Oglio (s. d.). Meltau, Stcchlbad im Brcgenzcr
Wald (s. d.). Melle,Ncgerreich des Mittelalters,
s.
Mandingo. Melle.
1)
Kreis
[* 8] im prenft. Neg.-Bez. Osna- brück, hal 254,05 (ilcui und ,1890) 24834,
1895: 25333 (12649 männl., 12684 weibl.) E., 1 Stadt, 56 Landgemeinden und 4 Gutsbezirke. -
2)
Kreis- stadt im Kreiü an der Else und der Linie Löhne- Rheine der Prenß.
Etaatsbabnen, Sitz des
Landrats- amtes und eines
Amtsgerichts (Landgericht Osna- brück), hat (1895)2707(1890:2414) E.,'darunter627 Katboliken und 20 Israeliten,
Postamt erster
Klasse,
Telegraph, königl. Präparandenanstalt, Nebschnle, zwei
Solbäder (Wilhelms- und
Neue Duelle);
Melleck, Greinzollhans bei UnK-n (s. d.). 3)lelliferisch (lat.), honigbringend:
Mellifi- kaNvTl^
Honigerieugung.
Mellin, Gnstaf Henrik, schwed. Novellist und Romanschriststeller, geb. zu
Revolar in
Finland, kam 1816 in das Haus des Dichters
Franzen, der sich seiner väterlich annahm, und stu-
dierte
Theologie zu Upsala.
[* 9]
Nachdem er 1829 die Priesterweihe erbalten hatte, lebte er in
Stockholm,
[* 10] bis er 1851 als Pastor
nach Norra Wram in
Scho- nen berufen wnrde. Er starb Schon seine ersten novellistischen Versuche,
namentlich «Momman M Iiinn6ku1i6» (3. Aufl.,
Stockh. 1831), «3ivln-ä Xiu3 I^öllop» (2. Aufl., ebd. 1832)
und gemeinen Beifall.
Die
Stoffe zu seinen Novellen, die zum
Teil in dem 1831-45 von ihm heraus- gegebenen
Taschenbuch «Vintordlominor»
erschie- nen, sind meist der vaterländischen Geschichte ent- lebnt. Eine Gesamtansgabe seiner novellistischen
Sckriften erschien 1866-67 (3 Bde., 5.Anfl. 1883). Auf dem Gebiete der Geschichtschreibung veröffent- lichte er u. a.: «Xi-i'^enoeli
LtatslivkIt'iiintzQrnHi vura ällMi')) (Stockh. 1848-49); ferner die biogr. Werke: m^i'I^vüi'äi^n^to ti'nntiinmei'» (1841-49).
Mellttsäure, Honigst'einsäure,
Benzol- beracar
b o n s än r e, miniilmsalz nn Honigstein (s. d.) vor, kann künst- lick
dnrch Digestion von Vrannkohle mit einer alka- lischen Lösung von Kalinmpermanganat crbalten werden und bildet sich, wenn
man bei derElektro- lnse Koble als positive
Elektrode anwendet.
Zur
Darstellung wird Honigstein mit
Ammoniumcarbo-
nat anhaltend gekocht, die Lösung des
Ammonium- salzes von der entstandenen
Thonerde absiltricrt und durch Einleiten von Chlorgas
die Säure frei gemacht, worauf die Säure beim
Verdampfen zur
Trockne als weißes, kaum krystallinisches Pulver zurückbleibt.
Aus alkoholischer Lösung ist die Säure in kleinen glänzenden, nadelförmigen
Krystallen zu erhalten.
Sie ist in Wasser und
Alkohol leicht löslich.
Beim Erhitzen schmilzt sie unzersetzt, bei höherer
Tempera- tur bildet sie unter
Abgabe von
Kohlensäure Pyro- mellitsäure.
Gegen chem. Agentien ist sie sehr widerstandsfähig, sie löst sich nnzersetzt
in konzen- trierter Schwefelsäure
[* 12] und konzentrierter Salpeter- säure, auch
Chlor und
Brom verändern
sie nicht. Alsilivöra., s. Honigdachs.
Mello, span. Geschichtschreiber, s.
Melo. Mellon,Tricyanuryltrinitril, ein gelbes
Pnlver, das beim Glüben von Rhodanammonium, beim
Abbrennen von Rhodanquecksilber
(Pharao- schlangen) sich bildet.
Seine Znsammensetzung
ent- spricht der Formel ^^12 oder (^^)^^. Es ist in dohem
Grade beständig und wahrscheinlich der
Kör-
per, in dem sich der
Stickstoff in der
Kohle aus stick- stoffhaltigen
Stoffen befindet. Mellrichstadt.
1895: 13409 (6603 männl., 6806 weibl.) E. in 54 Ortschaften,
darunter 2
Städte. - 2)
Bezirks- stadt im
Bezirksamt an der Streu und der Linie
Bad
[* 13]
Kissingen-Meiningen der
Bayr. Staatsbahnen,
[* 14] Sitz des
Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Land- gericht Sckweinfurt), Forst- und
Rentamtes, hat (1895) 2049 (1890:
2177) E., darunter 203
Evan- gelische und 158 Israeliten, Postexpedition,
Tele- 48 ^
¶
forlaufend
756
graph, 5 kath. Kirchen, evang. Betsaal, Synagoge; Maschinenfabrik, Glockengießerei, eine der größten deutschen Malzfabriken
und besuchte Viehmärkte.
1) Bczirkshauptmannschaft und Ge- richtsbezirk in Böhmen,
[* 16] hat 413,42 hkm und (1890) 40 664 (19 691 männl., 20 973 wcibl.)
czech.
E., 63 Gemeinden mit 99 Ortschaften. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannsckaft und des Bezirks- gerichts, an der
hier schiffbar werdenden Elbe, gegenüber dem Einfluß (152 m) der Moldau, an der Linie Wien-Tetschen der Osterr.
Nordwestbahn,
hat (1890) 1274, als Gemeinde 4413 czech.
C'., got. Dekanatskirche (15. Jahrb.), Kapuzin crkloster mit
Kirche, altes Schloß mit der Kapelle der beil.
Lnd- milla, altes Natbaus, einen tiefen Stadtbrnnnen, zwei Bürgerfchulen,
gewerbliche Fortbildungs-, Korbflecht-, Wein- und Obstbauschule;
Der Weinbau, welchen KaiserKarl IV. durch Anpflanzung von Burgunderreben bedeutend hob, liefert ausgezeichneten Wein.
MeUM(Melenikon), Stadt im N. des türk. Wilajets Saloniki,
[* 17] am wcstl.
Fluß des Perimdagb (Orbelos), hat 45000 E. (Griechen,
Bulgaren und Türken), gute griech. Schulen, Kirchen und Moscheen und ist Sitz eines griech. Erzbischofs.
Melo, Don Francisco
Manuel de, eigentlich Mello nach portug. Orthographie, portug. Dichter und span. Geschichtschreiber,
geb. zu Lissabon,
[* 18] trat im 17. Jahre in Militärdienste.
Als 1640 Portugal
[* 19] von Spanien sich trennte,
begab er sich nach Lissabon, wo er im diplomat.
Warum König Johann IV. ihn neun Jahrelang gefangen
hielt, ist nicht ganz klar; der Verdacht verräterischer Zuneigung zum span. Königshause und die Anklage
wegen meuchlerischer Ermordung eines Francisco Cardoso scheint nur als Vorwand gedient zu haben. Melodrama ward seiner
Güter verlustig erklärt und nach Brasilien
[* 21] verbannt.
Dock
[* 22] erwirkte Mazarin seine Zurückberufung. Melodrama starb zu
Lissabon.
Seine berühmteste Arbeit ist die «Iligwi'ia. ä^ los inoviinieMo^ ßLpuiacion ^ KULi'ra.
do (^taluüa, en tieinpo äk I^olipL IV.» (zuerst Lissab. 1645; beste Ausgabe von Viccnte Zerrer, 2 Bde., Par.
1826-32^wieder abgedruckt in Ochoas «^630i'0 ä kigtockäorLg 68M110I68»,
ebd. 1840, und im 21. Bande der «Lidliowc^ äe aut0i-68 68i)ÄN0i68», Madrid).
[* 23]
Fortgesetzt ward sie von Iaime Tiö (Madr. 1875 u. ö.).
In der Ge- schichte der portug. Litteratur nimmt eine her- vorragende Stellung ein;
das Lustspiel «0 Ma^o
api^näi^» ist ein echt nationales humorvolles Sit- tenbild.
Die Prosaschriften «^polo^c^ äialoM^» sind nach Inhalt und Form
vorzüglich.
Genannt seien noch die «^6ii-H 603 ^noxinF» (Lissab.
1875) und die (((^rta 60 ^uia äo cn8H (1651; neueste Aufl., Oporto
[* 24] 1873).
M.s span. Gedichte sind im Geschmack seines Freundes Quevedo geschrieben: «01)1^8 iil6ti'ica8: 1a8 tro8
lunL^g ä6 ^I^Ioäiuo)) (Lissab. 1649 und Lyon
[* 25] 1665). Nur der Teil »^8 86ANN(1Ä8 ti'68 INU8H8)) umfaßt portug. Poesien. ^
Nrs1ooa.otn3 ^K. et Otto, Mclonenkaktns, eine Gattung der Kakteen
[* 26] (s. d.), kugelrunde, flei- schige Arten
mit Längsrippcn, auf denen stcrnför- inig grnppierte, oft sehr starke Stacheln stehen.
Der an Ncdin0cHctn3 erinnernde Hauptkörper
hat einen Aufsatz (Schöpf), der in seiner Bildung eine große Ähnlichkeit
[* 27]
mit einer Mammillarie besitzt, so daß das Ganze
den Eindruck macht, als wäre eine solche auf einen NcIiiliocÄcw8 gepfropft.
Der Aufsatz ist mit Warzen
befctzt und in einen dichten wolligen Filz gehüllt, den die zwischen den Warzen sich ent- wickelnden kleinen, kurzröhrigen,
meistens roten. Blüten durchbrechen.
feine blüten- tragende Verlängerung
[* 29] ist bloß halb so stark als der Hauptkörper, ebenso lang wie dieser, von cylin- drischer Form und oben abgestutzt.
Die Stämme
enthalten eine reiche Menge wässerigen erfrischen- den Saftes und bieten in jenen Wasser- und regen- armcn Gebieten Menschen
und Tieren erwünschte Labung, «Quellen der Wüste».
Jeder ^1. ist schwer zu kultivieren und geht meistens
bald ein. Melodie (grch.), eine einstimmige Tonreihe, in der die einzelnen Töne nach geregeltem Zeitmaß aufeinander folgen
und durch Tonart und Tonver- bindung ein zusammenhängendes ausdrucksvolles- Ganzes bilden.
In der Melodrama kommt das Wesen der
Musik vorzugsweise zum Ausdruck;
das Altertum wußte kaum etwas von der Harmonie oder dem. gleichzeitigen
Erklingen mehrerer Töne, und auch noch jetzt hängt die Allgemeinverständlichkeit eines Tonstücks von seinem melodischen
Gehalt ab;
die populärste Musik ist immer diejenige, welche den größten melodischen Reichtum aufweist.
Weil nun nach Naturgesetzen
in dem Erklingen einzelner musi- kalischer Töne zugleich ibre Harmonie enthalten ist^ und weil ferner
die melodischen Themen in einem Kunstsatze so gestaltet werden können, daß die Har- monie aus der in verschiedener Lage austretenden
Melodrama sich erzeugt, so erblickt man in der Melodrama mit Recht die Seele der Musik.
Melodik ist die Lehre
[* 30] von der Melodrama; melodiös, melodisch,
wohltönend. -
Melodion (grch.), ein 1806 von Dietz in Em- merich erfundenes Klaviaturinstrument, bei dem der Ton durch Reibung
[* 31] metallener
Stäbe vermittelst eines Cylinders hervorgebracht wird, den derSpieler mit den Füßen bewegt. Melodium-Orgel (Alexandre-Orgel),
ein den sog. amerikanischen Orgeln ähnliches Harmo- nium, 1874 von Alcrandre in Paris
[* 32] gebaut. Melodrama
(grch.), im allgemeinen jedes mit. Mnsik verbundene Schauspiel, im besondern eine im 18. Jahrh, zuerst durch Jean Jacques
Rousseau cingesührte Weise der dramat. Aufführung, in der die Deklamation von Instrumentalmusik begleitet wird.
Selbständig
entwickelte Formen, wie in der Oper, besitzt hier die Musik nicht, sondern sie bleibt in allen ihren Bewegungen
durch die Deklamation bedingt, an diese durchaus sich anschließend, indem sie entweder in größern oder geringern Massen
zwischen die Sätze und Perioden der Rede eintritt,, oder mit der Rede zugleich und neben derselben her- geht. Berühmt sind
die Melodrama aus Goethes«Egmont» (Traum) und Beethovens «Fidelio» (Kerkerscene).
Monodrama nennt man das Melodrama, wenn nur eine Person,
Duodrama, wenn zwei Personen in ihm thätig sind. In Dentschland bearbeitete zuerst (1775) der Dichter und Schauspieler Joh.
ChristianBrandes die Gerstenbergsche Kantate «Ariadne» und nachher Friedrich Wilh.
die Musik. Diese fanden großen Beifall und riefen viele Nachahmungen hervor, z. B. Reichardts«Ino» und «Kephalus und Pocris»,
Neefes «Sophonisbe» und Abt Voglers «Lampedo».
Das Wesen des eigentlichen Melk wurde auch auf nichtdramat.
(Cucumis Melo L.), nach der griech. InselMelos benannt und im südl. Asien
[* 35] heimisch, gehört zur Gattung Cucumis
(s. d.). Von der Gurke unterscheidet sie sich durch die erst bei der Reife genießbaren, saftigen, süßen, eigentümlich
gewürzten Früchte. Die Pflanze ist einjährig und wird bei uns meist in Mistbeeten gezogen. Im Freien
erlangen die Früchte ihre Reife nur in sehr geschützten warmen Lagen und in heißen trocknen Sommern. Die Pflanzen sind sehr
empfindlich gegen kühle Temperatur, Regen oder sonstige Feuchtigkeit in der Luft. Zur Aussaat wählt man lieber
einige Jahre alten als frischen Samen,
[* 36] weil der Fruchtansatz bei den daraus gezogenen Samen besser ist. Die große Menge
der kultivierten Sorten zerfällt in drei Hauptformen:
1) Kantalupen, mit gerippten oder gerieften Früchten, deren Schale glatt oder warzig sein kann.
2) Netzmelonen, deren Früchte nicht gerippt, sondern eben sind, aber eine warzige, netzartig zerrissene
Schale haben.
3) GlatteMelone, deren Schale weder Rippen noch warzige Unebenheiten zeigt. Nach der Farbe des Fleisches unterscheidet man: rotfleischige
(am häufigsten), gelbfleischige, grünfleischige und weißfleischige.
Die Melone werden besonders in wärmern Gegenden wegen ihrer erfrischenden und kühlenden Eigenschaft allgemein gegessen.
Man genießt das von der Schale befreite Fleisch für sich oder mit Zucker,
[* 37] auch mit Cognac, selbst mit
etwas Pfeffer oder Ingwer.
3) GlatteMelone: Goliath, kleine Cbito, Honfleur, Malta, amerik. Klettermelone.
Die Wassermelone, Citrullengurke, Arbuse oder Angurie, Cucumis citrullusL. (Citrullusvulgaris Schrad.
oder edulisSp.), ist noch anspruchsvoller in Bezug auf Wärme
[* 39] als die Melone, sie gedeiht deshalb in Deutschland
[* 40] im Freien nicht
mehr. Wegen ihres geringen Fruchtansatzes lohnt ihre Kultur auch im Mistbeet nicht. Die Früchte sind
kugelrund, glatt, sehr groß, und enthalten unter der schwarzgrünen Schale ein rotes, oder auch helleres, bisweilen gelbes
Fleisch und braune oder schwarze Samen. Das bei uns fade Fleisch wird in wärmern
Ländern, in Ungarn,
[* 41] Südrußland, Südeuropa,
Nordafrika, wo die Pflanze sehr gut gedeiht, sehr saftig und gewährt den Bewohnern eine beliebte Erfrischung.
Dort werden die Früchte von allen Volksklassen in Menge genossen. Die besten Sorten sind: amerik., griech.
Riesen-, ital. schwarze Wassermelone.
(grch.), ein Schnarrpfeifenwerk in Guitarrenform von lautem, harmoniumartigem
Klange. Im Guitarrenkorpus liegt der Blasbalg, der durch eine mit der Hand
[* 43] heraus und hinein zu schiebende
Zugstange bewegt wird. Der Wind gelangt zu durchschlagenden Zungenpfeifen, deren Klappen durch Druck der Finger auf eng nebeneinander
im Griffbrett der scheinbaren Guitarre eingelassene Knöpfe geöffnet werden. Die Erfindung wurde in den zwanziger Jahren
dieses Jahrhunderts in Frankreich gemacht, hat sich aber nicht als praktisch bewährt. Das Melophon gehört
seinem Wesen nach zur Gruppe der Ziehharmonika.
Hier siegte König Enzio (s. d.)
über die Flotte Genuas, welche zahlreiche Prälaten nach Rom
[* 45] zu dem von KaiserFriedrich II. verbotenen
Konzil bringen sollte. Am wurde hier die Flotte der Pisaner und damit deren Seemacht für immer durch die Genuesen
unter Oberto Doria vernichtet.
jetzt Milos, die westlichste Insel der südl. Cykladen, bildet mit den Nachbarinseln Kimolos,
Siphnos, Pholegandros und Sikinos eine zum griech. Nomos der Cykladen gehörige Eparchie, deren Gesamtbevölkerung (1889) 12147 Seelen
beträgt. Melos allein hat (nach Strelbitskij) 147,7 qkm und 4959 E., die sich fast alle zur griech.
Kirche bekennen. Sie hat an der Nordküste eine tief eindringende Bucht, die den geräumigsten Hafen im
ganzen Archipel bildet. Durch denselben wird die Insel in einen gebirgigen westl. und einen flachern östl. Teil geschieden,
die nur durch einen schmalen Isthmus zusammenhängen. In ersterm erhebt sich der aus Quarzit bestehende Hagios Ilias zu 773 m.
Vulkanische Gesteine
[* 46] und heiße Quellen treten an mehrern Stellen auf.
Ausgeführt werden Schwefel, Mühlsteine,
[* 47] Wolle, Ziegenkäse, Weizen und etwas Wein von geringer Güte. Von der alten Hauptstadt
Melos sind noch Überreste der Ringmauern, eines aus Marmor erbauten Theaters, in dessen Nähe von einem griech. Bauer
die jetzt im Louvre in Paris befindliche Aphrodite
[* 48] (s.Tafel: Aphrodite von Melos [Venus von Milo], beim ArtikelAphrodite) gefunden wurde, eines Tempels in korinth. Stil und zahlreiche, in den Tuffboden eingeschnittene Gräber erhalten;
sie lag am nordöstl.
Ende der großen Hafenbucht; oberhalb derselben liegt auf einem steilen Felsbügel der jetzige Hauptort der Insel Plaka oder
Kastro Plaka mit (1889) 1007E. – Die ältesten Bewohner der Insel waren Phönizier; später wanderten
von Lakonien aus Minyer und Dorier ein. Die Melier hielten stets zu Sparta. Bei Salamis (480 v. Chr.) fochten ihre Schiffe
[* 49] auf
griech. Seite, 416 v. Chr. eroberten die Athener die Insel, rotteten die alte Bevölkerung
[* 50] aus und führten
¶
(spr. -rohs), Ort in der schott. Grafschaft Roxburgh, am rechten Ufer des Tweed, mit (1891) 1432 E.
und der dem Herzog von Buccleuch gehörenden Ruine der Abtei Melrose, die 1136 durch David II. gegründet und 1322 von Eduard II.
von England zerstört wurde.
Der schönste Teil der noch stehenden Kirche, der spätgot.
Chor, stammt aus der ersten
Hälfte des 15. Jahrh. –
Vgl. Wade, History of St. Mary’s AbbeyMelrose (Edinb. 1861).
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 389,11 qkm und (1890) 27276, 1895: 27487 (13095 männl., 14392 weibl.) E., 3 Städte, 61 Landgemeinden
und 10 Gutsbezirke. –
2) Kreisstadt im Kreis an der Fulda,
[* 54] über die zwei Brücken
[* 55] (1596 und 1891 erbaut) führen, und der Linie
Bebra-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1895) 3742 E.
(1890: 3663, darunter 44 Katholiken und 119 Israeliten), Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Reste alter Befestigungen, große
Kirche (1415–25) mit roman. Turm
[* 56] (12. Jahrh.), landgräfl. Schloß und Rathaus (1556), 2 Privatlehranstalten,
landwirtschaftliche Winter- und Handwerkerschule, Sparkasse, Vorschußkasse, Hospital, Schlachthaus; Tuchfabriken, Webereien,
Gerbereien und Märkte. In der Nähe die BurgSpangenberg, westlich die Ruine Heiligenberg.
weiße oder grauweiße, schimmel-, woll- oder mehlartige Überzüge auf Teilen lebender Pflanzen (Blättern, Stengeln,
Früchten), unter deren Einwirkung die befallenen Pflanzen mehr oder weniger leiden und verkrüppeln, oft
ganz und gar, bisweilen überaus rasch eingehen. Der Meltau rührt entweder von den abgestreiften, mit feiner weißer
Wolle bedeckten Häuten von Blatt- und Schildläusen her, die durch die von diesen Insekten
[* 57] abgesonderte klebrige, süße Flüssigkeit
(sog. Honigtau, s. d.) an die
von solchen Läusen bewohnten Pflanzenteile angeklebt werden, oder er besteht aus den Mycelien schmarotzender Pilze.
[* 58]
Letztere Art von Meltau ist viel häufiger und weit verderblicher als erstere. Die betreffenden Pilze gehören meist zu der den
Pyrenomyceten, Abteilung der Perisporiaceen (s. Ascomyceten) angehörigen Gattung ErysipheL. und zur Familie der
Peronosporeen. Das Mycelium der Erysiphearten besteht aus einem dicht verzweigten, fädigen Gewebe,
[* 59] das sich auf der
Oberfläche der befallenen Pflanzenteile befindet und sich durch Saugorgane, Haustorien, festhält und seine Nahrung den
Pflanzen entnimmt.
Dies Mycelium entwickelt während des SommersConidien, die sich in großer Zahl an den Enden der aufgerichteten
Conidienträger abschnüren und die rasche Verbreitung des Pilzes im Sommer bewirken. Sie bilden das weiße mehlartige Pulver,
dessen
plötzliches Erscheinen den Namen erklärt. Im Herbst werden die kapselartigen Perithecien gebildet, die sehr charakteristische
fadenförmige Anhängsel besitzen. Sie sind ohne Mündung, daher können ihre Sporen, deren sich meist acht in einem
Schlauch befinden, nur durch Verwesung oder zufälliges Zerbrechen der Kapselwand ins Freie gelangen.
Die verbreitetsten Erysiphearten sind Erysiphe communis Link, welche unter anderm Erbsen, Klee, Cichorien befällt, und Erysiphegraminis Lév., welche auf Getreidearten und Gräsern
auftritt. Auch das die Traubenkrankheit des Weins hervorrufende Oidium TuckeriBerk. gehört hierher. Der
bekannteste Repräsentant der Peronosporeen ist der Kartoffelpilz (PhytophthorainfestansDeBy., s. Kartoffelkrankheit). Die
erfolgreiche Bekämpfung des Meltau ist bisher noch nicht gelungen. –
Vgl. Kühn, Krankheiten der Kulturgewächse (2. Aufl.,
Berl. 1859);
(spr. mellt’n mohbré), Parlamentsborough in der engl.
GrafschaftLeicester,
[* 60] in fruchtbarem Thale, am Wreak, 24 km im NO. von Leicester, Eisenbahnknotenpunkt, Mittelpunkt eines berühmten
Jagddistrikts (Fuchshetzen), hat (1891) 6392 E.;
1) Arrondissement des franz. Depart. Seine-et-Marne, hat
1089,83 qkm, (1891) 68615 E., 97 Gemeinden und 6 Kantone. –
2) Hauptstadt des franz. Depart. Seine-et-Marne, 45 km
südöstlich von Paris, nahe dem schönsten Teile des Waldes von Fontainebleau, an der schiffbaren Seine und an der Linie Paris-Lyon
der Mittelmeerbahn, Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Assissenhofs und zweier Friedensgerichte,
der 5. Kavalleriedivision, hat (1891) 10200, als Gemeinde 12792 E., in Garnison einen Teil des 113. Infanterieregiments und
das 2. Husarenregiment, zwei alte Kirchen, ein Stadthaus mit dem Standbild Amyots, ein Collège, Lehrerseminar, ein großes
Centralgefängnis; Baumwollspinnerei, Fayencefabrik, Brauerei, lebhaften Handel mit Getreide,
[* 61] Mehl,
[* 62] Kohlen,
Wein, Schlachtvieh und Käse aus der Brie. – Melun ist das gallisch-röm. Melodunum. 886 eroberten und verheerten es die Normannen;
unter den Kapetingern war Melun Königsresidenz. Während der Belagerung durch Heinrich V. von England (1420) unterzeichnete Karl
VI. den Vermählungsvertrag seiner Tochter mit jenem König. Erst 1430 wurde die Stadt mit Hilfe der
Jeanne d’Arc befreit.
auch Fischweibchen, eine schöne Meerfee, welche die genealog. Sage Raimondin, einem Sohne des Grafen von Forét,
zur Gattin, dem Geschlecht Lusignan zur Stammmutter giebt. Einst überraschte sie ihr Gemahl in Fischgestalt und sie verschwand
mit lautem Wehklagen. So oft seitdem dem Königreich oder ihren Nachkommen, den Grafen von Lusignan, Unglück
bevorstand, wurde sie drei Tage vorher auf dem Turme des Schlosses von Lusignan in Poitou in Trauer gesehen. Zuerst schrieb
(1387) Jean d’Arras in franz. Prosa (gedruckt 1478), bald darauf der Trouvère Couldrette (1401) in Versen die Sage nieder.
Ihm folgend faßte (1456) Thüring von Ringoltingen seinen deutschen Melusinenroman ab (gedruckt Augsb.
1474),
¶
Vgl. Memel
[* 64] Nowach Die Melusinensagc
(Zür. 1886); Kohler, Der Ursprung der Melusiuensage (Lpz. 1895).
Melville (spr. meilwill),Insel im arktischen Nord- amerika, zum Parry-Archipel gebörig, nördlich vom ! breiten Melvillesund,
im NW. von der Prinz- i Patrick-Insel durch die Fitzwilliamstrahe getrennt, bedeckt 42500 c^km. An ihrer
Südküste liegt der Winterhafen, wo Parry 1819, und die Dcaly-Insel, wo Kclctt 1852-53 überwinterte. Melville (spr.mlillwiü),
Hauptstadt des Bezirks Knysna (s. d.) an der Südknste der Kapkolonie. Melville (spr.mcllwill), Peerswürde einesZweigs >
der alten schott. Familie Dun das. -
Henrn Dundas, geb. 28." April 1742, wurde 1703 Sach- walter in Edinburgh und
trat 1774 ins Parlament, wo er ein energisches Vorgeben gegen die amcrit. Kolonien befürwortete. 1775 wurde er Gencral- anwalt
von Schottland. Unter Shelburne wurde er 1782 Schatzmeister der Marine, verlor unter dem Koalitionsministerium von For und
Nortb im April 1783 seine Stelle, erhielt sie dann von Vitt im Dez. 1783 zurück und trat zugleich in
den Rat für Handel und Kolonien. 1791 wurde er Staatssekretär des Innern, 1794 des Krieges, trat mit Pitt im Juni 1800 zurück,
unterstützte aber dessen Nachfolger Addington, durch den er 1802 zum Baron Tunira und Viscount Memel erhoben wurde.
In das zweite Ministerium Pitts trat er 1804 als erster Lord der Admiralität. Vom Unterhaus wegen Verwendung
öffentlicher Gelder zu sremden Zwecken angeklagt, mußte er seineÄmter niederlegen, wurde aber vom Hause der
Lords freigesprochen und erbielt seine Geheimratsstelle zurück', dennoch nabm er kein Antt mehr an und starb in
Edinburgb. Sein einziger Sohn, Nobert Sau nders Dun- das, zweiter Viscount Memel, geb.
14. März 1771, trat 1794 ins Parlament, 1807 als Präsident des Kontrollamtes ins Kabinett Portlands, war uutcr Liverpool
[* 65] 1812-27 und unter Wellington 1828- 30 erster Admiralitätslord, in welchem Amte er ein tüchtiges Verwaltungstalent bewährte,
^eit 1830 lebte er zurückgezogen und starb - Sein ältester Sohn, Henry Duudas, dritter
Viscount Memel, geb. trat 1819 in die Armee, zeichnete sich 1838 in Canada, später in Indien aus und stieg bis 1870 zum
General. Er starb unvermählt heutiger Träger
[* 66] des Namens ist sein Neffe He nry Dundas, füu
f - ter Viscount Memel, geb. Melvillehalbinsel(spr.mellwill-), die mit dem uordamcrik.
Kontinent durch einen Istbmus zu- sammenhängende Halbinsel zwischen Forkanal und Committeebai, die durch die Fury- und Hcclastraße
von Vasfinland getrennt ist. Melville-Infel (spr.mellwill-", an der Nordküste Australiens, westlich vom Vandiemcnsgolf,
wird durch die Apsleystraße von der kleinern, gebirgigen Vathur st insel getrennt und bedeckt 4350 ^m.
Da die 1824 an der Südküste errichtete Station bald eingegangen war, blieb das Innere säst unbekannt. Eine
neue Erpedition
(1887) fand nur Mangrove- sümpfe, Sand und Htechgrassümpfe. ^ Melvillefee (spr.
me'llwill-), bcckenförmige Er- weiterung des Hamiltonflusses an der Nordostküste von Labrador;
Melvillebai, Bucht an der West- küste Grönlands zwischen Upernivik und Kap Dork. ' Melyphön (grch.), s. Ariston.
Melzi d' Eril, Francesco, Herzog vonLodi, ital. Staatsmann, geb. in Mailand,
[* 67] wurde 1776Kammerberr der Kaiserin Maria Theresia und 1782 Grande von Spanien erster Klasse. Nach grö- ßern
Reisen vertrat Memel die Cisalpinische Nepnblik auf dem Rastatter Kongreß, schloß sich Bonaparte an und wurde 1802 zum Vicepräsidenten
der Ita- lienischen Republik ernannt; nach der Errichtung des Königreichs Italien
[* 68] wnrde Memel Großkanzler und Siegelbewahrer
und erhielt 1807 den Titel eines Herzogs von Lodi. 1809 wurde er Präsident des Ministerrats, zog sich
aber 1814 ins Privatleben zurück und starb im Jan. 1816 in Mailand.
Nieinder ok Ia,r1ia.insnt (engl., spr. parli- mcnt, abgekürzt ^1.
?.), Mitglied des Unterhauses. Nleindraoiäae, s. Vuckelzirpcn. Nleinbräna, Membran (lat.),
die Hallt;
N. wcwi-ia, die Teckhaut des Eortischen Organs
ls.
Gehör); K. tvm- ^nui, das Trommelfell ss. Gehör). NIeindra.na.osi, s. Hautwanzen. Alenibrnin llat.),
Glied,
[* 71] Mitglied; N. ^uiMe, Iengnngsglied; ^1. viiNe, männliches Glied ls. Ge- schlechtsorgane); ^1. U0Q0I-HI-1NM, Ehrenmitglied.
Memel, der untere Laus des Niemen (s. d.). Memel.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königs- berg, hat 841,59 hwn und
(1890)^59 410, 1895: 58 787 (27421 männl., 31366 weibl.) E., 1 Stadt, 271 Landgemeilldenuud 40 Gutsbezirke.
- 2) Kreis- stadt im Kreis Memel, die nördlichste Stadt Deutschlands,
[* 72] liegt unweit der russ. Grenze an dem Eingänge des Kurischen
Haffs und der Mün- dung der Dange in dasselbe, an der Linie Insterburg
[* 73] - Memel (146,1 Km) und der Nebenlinie Memel-Vajohren (20,0
km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Land- ratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Königsberg)
[* 74] mit einer Kammer für Handelssachen und 4 Amtsgerichten (Heyde- trug, Memel, Prökuls, Ruß), eines Amtsgerichts, Hauptzollamtes,
einer Reichsbankstelle, Fortifika- tion, Lotsenstation und eines Vorsteheramtes der Kausmannsckast «Handelskammer),
hat (1895) 19 204 (8856 männl., 10348 weibl.) E. (1890: 19282, darunter 723 Katholiken
und 861 Israeliten), in Garnison das 3. Bataillon des Insanterieregiments von Voycn Nr. 41, Postamt erster Klasse und Tele-
graph. Vor dem geräumigen und säst stets eisfreien Hafen (5-6 m Tiefe bei der Einfahrt) steht ein Leuchtturm (23 m) und auf
der Mole
[* 75] ein zweiter eiferner (10 m, 1884 erbaut), gegenüber auf der Nordspitze der Kurifcken Nehruug
ein Fort (1866). Ferner hat die Stadt ein evang. (Luisen-) Gym- nasium, 1838 als Realschule
gegründet, städtische höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, pri- vate höhere Mädchenschule, Navigationsschule;
Ei- sengießereien, Schiffswerfte, Seifeusiederei, chem. ^
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forlaufend
760
Fabriken, Kalk- und Ziegelbrennereien, Brauereien und bedeutenden Handel mit Holz,
[* 77] Getreide, Koh- len, chem. Produkten, Heringen,
Flachs und Hanf. Das Holz kommt auf der Memel und dem 1873 er- öffneten König-Wilhelms-Kanal aus Rußland und wird in etwa 30 Sägewerken
zugerichtet. Das Ge- treide und die übrigen LandesprodukteLitauens werden zum großen Teil über Memmingen
[* 78] ausgefübrt.
Der Gesamtwert der Einfuhr betrug (1892) 24^, der der Ausfuhr 23^ Mill. Memmingen, darunter über die
Hälfte Holz^ 1892 kamen 868 Sckiffe mit 268000 Registertons zur See an, 863 Schiffe mit 264450 Registertons gingen ab. Geschichte.
Die Stadt wurde 1253 unter den Mauern der Ordensburg Memelburg gegründet, wurde Memelburg genannt, bekam 1254 als
Hansestadt Lübecker Recht und wurde 1312 befestigt. Cin Drittel derselben gehörte dem Bischof von Kur- land, auf dessen Gebiet
sie erbaut war, zwei Drittel besaß der livländ. Orden.
[* 79] Letzterer übertrug seinen Anteil 1326 dem preuß. Orden, der 1328 die
ganze Stadt erhielt und sie 1404 aufs neue befestigte. Sie batte in den Kriegen mit den Litauern und Polen
im 13. bis 15. Jahrb. viel zu leiden, war im 17. Jahrh, eine Zeit lang in den Händen der Schweden,
[* 80] wurde 2757 von den Russen
besetzt und war 1807, wäb- rend des franz. Krieges, der Aufenthalt des preuß. Hofs. Am wurde
daselbst ein Friedensvertrag zwischen England und Preußen
[* 81] abgeschlossen. Am wurde Memmingen von den Russen besetzt.
Der große Brand vom legte über die balbe Stadt in Asche. Memeler Tief, s. Kurisches Haff. Memsnto (lat.),
gedenke; substantivisch ge- braucht soviel wie Erinnerungsruf, Mahnruf, Denkzettel; auch ein Teil der Messe. Nlvinsnto inori
llat.), «Gedenke des Todes», Wahlspruch einiger Mönchsorden, z. B. der Kamal- Kleineriäas, s.
Leierschwäuze. ftulenser. NIsnzini83S MV3.I)it, Verkürzung des Verses ^orsaii et Iiaec olim M6inini836 Mv^dit (s. d.).
Memleben, Dorf im Kreis Eckartsberga des preuß. Reg.-Bez.
Merseburg,
[* 82] an der Unstrnt, hat (1890) 643 E. und ist für die Geschickte der Bau- kunst von Interesse wegen der Ruine des
im 10. Jahrb. angeblich von Matbilde, der Gemahlin König Heinrichs I., gestifteten Venediktinertlosters. Dasselbe wurde von
KaiserOtto II. und seiner Gemablin Theophano reich ausgestattet und fiel dann an das Stist Hersfeld.
[* 83] Von
der Klosterkirche, einem der schönsten Bauwerke ans der Übergangs- periode des bvzant. in den got.
Baustil, sind Ruinen mit Wandmalereien erhalten; die herrliche Krypta ist teilweise restauriert. Memmingen war der Lieblings- aufentbalt
der deutschen Kaiser aus dem sächs. Hause; Heinrich I. und Otto I. starben daselbst. -
Vgl. Wilhelm, Geschichte
des Klosters Memmingen (Abteil, «i, Naumb.
1827); Puttrich, Die Kirchen zu Memmingen, Echraplau und Treben, in »Die Denkmale der Bau- kunst des Mittelalters in Sachsen»,
[* 84] Abteil.
2, Bd. 1, 3. u. 4. Lfg. (Lpz.
1837).
Memling, Hans, früher fälschlick auch Hem- ling genannt, Maler der Altflcmdrischen Schule. Daß er deutscker
Herkunft aus Mömlingen bei Aschaffenburg
[* 85] war, ist jetzt nachgewiesen; daß er aber in den Niederlanden als Soldat gedient,
unter Karl dem Kühnen bei Nancy
[* 86] mitgekämpft habe, ver- wundet in das Johanneshospital zu Brügge ge- kommen sei und, dier
gepflegt, aus
Dankbarkeit seine Kunst der frommen Anstalt gewidmet habe, ist eine im 18. Jahrh, entstandene
Fabel. Er wurde um 1440 geboren, war Schüler des Rogier van der Weyden, aber auch von Dirk Bouts beeinflußt, lebte in Brügge
und starb 1494. M.sBilder zeigen eine außerordentliche Farbenpracht und eingehende Aus- führung des Details. Er liebt es,
uach dem Ge- schmacke seiner Zeit mehrere Scenen in einem Bilde zu vereinigen.
Ihm eigentümlich sind lebhaft be- wegte Gruppen und zahlreiche kleine
[* 76]
Figuren. Zu seinen vorzüglichsten
Werken gehören der 1486 vollendete Schrein der heil. Ursula im Johannes- Hospital zu Brügge lein Reliquienbebälter in Ge-
stalt einer got. Kapelle, an den Langseiten mit der Legende der Heiligen auf 6 Feldern miniaturartig bemalt);
der Kreu- zigungsaltar mit ackt Flügelbildern von 1491 (im Dom zu
Lübeck).
[* 89]
Eine Kreuzigung Christi befindet sich in der Gemäldegalerie zu Amsterdam.
[* 90] Das Jüngste Gericht in der Marienkirche
zu Danzig,
[* 91] das ihm früher zugeschrieben wurde, ist wabrscheinlick nicht von ihm. Höchst bedeutend zeigt er sich in der
Porträtmalerei. -
Vgl. Michiels, ^«I., ^ w 6t 363 ouvraF68 (Verviers 1883); Gaedertz, Hans Memmingen und dessen
Altarschrein im Dom zu Lübeck (Lpz. 1883); .^ihn, Brügge und Hans Memmingen, ein deutscher MalerMemmi,Simon, ital. Maler, s. Martino.
Memmingen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.- Bez. Sckwaben, bat 563,90 lilcm und (1890) 28922 (14065 männl., 14857 wcibl.) E. in 55 Gemeinden
mit 340 Ortschaften. - 2) Unmittelbare Stadt, an der nördl. Grenze
des Allgäu,5kni östlich von der Iller an der Aach, an den Linien Leuttirch-Memmingen (32 km) der Württemb., Buckloe-Memmingen (46,i km)
und Ulm-Kempten der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirks- amtes, eines Landgerichts (Ober- landesgerichtAugsburg) mit einer
Kammer für Handelssachen und 11 Amtsgerichten (Babenhausen, Vuchloe, Günzburg,Illertiffen, Krumbach,
3N., Min- delheim, Neu-Nlm, Ottobeuren, Türkheim, Weißen- born), Amtsgerichts, Hauptzoll-, Landbau-, Rent- amtes, eines Handels-,
Fabrik- und Gewerberates, einer Reichsbanknebenstelle und Filiale der Bayri- ^ schen Notenbank, bat (1895) 9969 (1890: 9600)
E., darunter 3468 Katholiken und 222 Israeliten, Post- verwaltung, zwei evang., eine kath.
Kircke, darunter i die Martinskirche mit (5dorstühlen und die Frauen- ! kirche mit Fresken (15. Jahrh.),
Ratbaus (1586) mit Archiv, Stadtbibliotbet und Altertümersammlung, ' Standbild des AugsburgerChronisten Burkhard Zingg oder
Zink, ein Stadtbad (1893), Progymna- sium, Realschule, höhere Mädchenschule, Prä- parandenanstalt und Lehrerinnenseminar.
Die In- ; dustrie erstreckt sich auf Eisengießerei,
[* 92] Maschinen- fabrik, Glockengießerei, Gerberei, Tuch-
und Leinen- ! Weberei,
[* 93] Flachs- und Wollspinnerei, Fabrikation von Bindfaden und Iacquarddecken und Kunst- mühlen; der Handel
auf die Ausfubr von Hopfen,
[* 94] Getreide, Sckafwolle und Leder. Der Hopfcnbau ! ist bedeutend. - Hit. wird urkundlich zuerst 1010 !
erwähnt. Zu den Welfschen Besitzungen gehörig, ! wurde es 1132 von den Hobenstausen zerstört, unter
M
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