Null hat, heißt
Akline,
Nullisokline oder
magnetischer Äquator.
All diese Linien weichen von denen des astron. Gradnetzes mehr
oder weniger ab. Während die Isogonen und die magnetischen Meridiane nach den
Magnetpolen der Erde konvergieren, werden diese
Punkte von den Isoklinen nach Art der
Breitenkreise umschlossen. Bei größerer
Annäherung an die
Pole
neigen sich die
Magnetnadeln immer steiler, in den
Polen selbst stehen sie schließlich senkrecht. Der magnetische Nordpol
ist 1831 von Roß aufgefunden worden in 70° 5,3' nördl.
Br. und 96° 45,3' westl. L. von Greenwich auf der Halbinsel
Boothia Felix.
Die
Lage des magnetischen
Südpols ist für dieselbe Zeit annähernd berechnet auf 75° 5,0' südl.
Br. und 154° 8,0' östl. L., für die Gegenwart werden beide Punkte angenommen in 70° 30'
nördl.
Br. und 97° 40' westl. L. oder in 73° 39' südl.
Br. und 146° 15' östl.
L. (S. Karte der Nordpolarländer.)
[* 2] Sie
zeigen also in sechs Jahrzehnten eine sehr beträchtliche Lagenveränderung, die
Hand
[* 3] in
Hand geht mit
den säkularen
Veränderungen der Deklination, Inklination und Intensität, die alle in langen
Perioden langsam und stetig
andere Werte annehmen, ohne daß für diese Verschiebungen eine Gesetzmäßigkeit bis jetzt zu erkennen wäre, wie überhaupt
der Erdmagnetismus bis zur
Stunde eins der wenigst abgeschlossenen und klaren Wissensgebiete bildet. Es
hatte z. B. in
Paris
[* 4] die Deklination 1580 eine östl.
Ausweichung von 9° 30'; 1660 hatte sie den Wert
Null, 1700 war sie 8°
westlich; 1810 hatte sie mit 22° 18' den größten Wert erreicht, seither nimmt sie jährlich um 7,4' ab und beträgt
gegenwärtig noch etwas über 15° westlich.
Ähnliches gilt für alle Punkte der Erde, ähnliches auch für die Inklination, die z. B.
in
Deutschland
[* 5] gegenwärtig jährlich um 1,2 bis 1,8' abnimmt und für die Intensität, d. h.
die
Stärke,
[* 6] mit der die frei aufgehängte
Magnetnadel durch die ganze Kraftäußerung der Erde angezogen und
in bestimmte
Lage versetzt wird. Diese Totalintensität T, die sich in eine Horizontalkomponente
H und in eine Vertikalkomponente
Z zerlegen läßt, ist, wenn
i den Inklinationswinkel bezeichnet, bestimmt durch die
Beziehungen T = Z:sin i = H:cos i, und
schon hieraus ergiebt sich, daß auch sie säkulare
Veränderungen erleidet, und daß also auch die Linien,
die Punkte gleicher Intensität verbinden, die isodynamischen Linien oder Isodynamen, sich im Laufe der Zeit verschieben.
Die sämtlichen magnetischen Elemente unterliegen daneben auch noch täglichen
Variationen, die mit den Erwärmungsphasen
der Erde in der
Weise zusammenzuhängen scheinen, daß sie größer werden, wenn Sonnendeklination und geogr.
Breite
[* 7] des Beobachtungsortes gleichnamig sind, also z. B. in unserm Nordsommer; dann
giebt es Lunarvariationen und etwa elfjährige
Perioden, offenbar entsprechend derjenigen der
Sonnenflecken; endlich zeigen
sich sehr häufig ganz unregelmäßige, oft sehr heftige
Störungen
(magnetische Gewitter), die nicht selten mit elektrischen
Entladungen und Polarlichtern zusammenfallen.
Auch lokal treten oft an ganz benachbarten
Stellen der Erdoberfläche die größten Verschiedenheiten
der magnetischen Erscheinungen auf, so z. B. im Harz, im vulkanischen
Kaiserstuhl
[* 8] der Rheinebene und an andern Orten, wo Punkte,
die nur wenige Schritte auseinander liegen, sich magnetisch ganz verschieden verhalten. Zum
Studium der magnetischen Erscheinungen,
besonders der Deklination, deren Änderung Columbus 1492 entdeckte, diente früher das Deklinatorium
von Gambey, das später durch Gauß'
Magnetometer
[* 9] (s. d.) ersetzt wurde.
Jetzt hat man, hauptsächlich auch für die Zwecke der so dringend notwendigen magnetischen Landesdurchforschungen, ziemlich
einfache, leicht tragbare magnetische Reisetheodolite. Dem
Studium der Inklination dient das Inklinatorium. Trotz vieler und
räumlich weit ausgedehnter Forschungen auf
Land- und Seereisen (z.B. gelegentlich der Challenger-Expedition,
auf den internationalen Polarforschungsstationen 1882-83 u. s. w.) ist weder ein Zusammenhang
des Magnetismus
[* 10] der Erde mit der Gesteinshülle noch sonst eine Erklärung der Erscheinungen gewonnen worden, wenn
auch schon 1833 Gauß berechnet hat, daß es zur Hervorbringung der gesamten magnetischen Kraftäußerung auf der Erde
nötig sei, im Innern der Erde 8464
Trillionen je ein Pfund schwerer Magnetstäbe mit parallel gerichteten magnetischen
Achsen
oder auf je einen Kubikmeter der Erdmasse acht solcher
Stäbe anzunehmen, deren
Achse (1830) von 77° 50' nördl.
Br. und 116°
29' westl. L. nach 77° 50' südl.
Br. und 116° 29' östl. L. gerichtet sein müßte; für die Gegenwart
wäre auch eine Verschiebung dieser
Zahlen anzunehmen.
Vgl. Maxwell, Lehrbuch der Elektricität und des Magnetismus (deutsch von
Weinstein, 2 Bde., Berl. 1883);
Kleyer, Lehrbuch des Magnetismus und des Erdmagnetismus (Stuttg. 1885);
Mascart und Joubert, Lehrbuch der Elektricität und des Magnetismus (deutsch
von Levy, 2 Bde., Berl.
1886-87);
Vogt, Wesen der Elektricität und des Magnetismus,
Tl. 1 (Lpz. 1891);
Joh.
Müller, Die
Lehre
[* 11] von der Elektricität und dem
Magnetismus (Mittweida 1893);
Benischke, Magnetismus und Elektricität mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis (Berl.
1896).
Über Erdmagnetismus: Gauß, Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata (Gött.
1833);
Lamont, Handbuch des Erdmagnetismus (Berl. 1849);
ders.,
Astronomie
[* 12] und Erdmagnetismus (Stuttg. 1851);
Neumayr,
Über das
gegenwärtig zur
Verfügung stehende erd- und weltmagnetische Material (in den «Verhandlungen
des 8.
Deutschen Geographentags», Berl. 1889);
Eschenhagen, Erdmagnetismus (in der «Anleitung zur deutschen
Landes- und Volksforschung»,
hg. von Kirchhoff, Stuttg. 1889);
oder
Pyrrhotin, ein in hexagonalen tafelartigen oder kurz säulenförmigen Individuen krystallisierendes,
aber meist schalige und körnige
Aggregate bildendes Mineral von bronzegelberFarbe, das aber an der Oberfläche
sehr bald tombakbraun anläuft, und dem spec. Gewicht von ungefähr 4,6; gewöhnlich verhält es sich mehr oder weniger stark
magnetisch. Viele
Analysen führen auf das Siebenachtelschwefeleisen, Fe7S8, während andere etwas davon abweichen;
die ältere
Ansicht, daß der Magnetkies Einfachschwefeleisen, FeS, sei, hat sich als unhaltbar erwiesen.
Krystalle finden sich zu
Waldenstein in Kärnten und zu Bottino bei Seravezza, derbe
Massen u. a. zu
Bodenmais in
Bayern,
[* 15] Kupferberg
in
Schlesien,
[* 16] Kongsberg in
Norwegen.
[* 17]
ein dünnes, in seinem Schwerpunkt
[* 20] an einem ungedrehten Coconfaden aufgehängtes oder auf einer feinen
Spitze einer lotrechten Achse schwebendes Magnetstäbchen, das durch die Einwirkung des Erdmagnetismus an jedem Orte eine bestimmte
Lage annimmt. Die Magnetnadel ist in diesem Falle eine Deklinationsnadel. Wenn dagegen ein Magnetstäbchen um
eine wagerecht durch seinen Schwerpunkt gelegte Achse drehbar ist und mit seiner Ebene im magnetischen
Meridian liegt, so erhält man eine Magnetnadel, die mit der Horizontalebene einen bestimmten Winkel
[* 21] bildet, den man
magnetische Inklination nennt; die Magnetnadel heißt dann Inklinationsnadel. (S. Magnetismus der Erde und Kompaß.)
[* 22] Magnetograph (grch.),
ein Magnetometer (s. d.), das seine Anzeigen selbstthätig, meist photographisch, auszeichnet. Je nachdem
ein Magnetnadel die Deklination oder Inklination registriert, heißt er Deklinograph oder Inklinograph. Da jedoch
die selbstthätigen Aufzeichnungen möglichst oft durch genaue Messungen kontrolliert werden müssen, so haben die eine allgemeine
Einführung nicht gefunden.
[* 9] (grch.), ein Magnetstab, der an ungedrehten Coconfäden oder an einem sehr
feinen Drahte in horizontaler Lage, mithin in seinem Schwerpunkte aufgehängt ist und nach Gauß (1833) zur genauern Bestimmung
der Deklination, d. h. der Abweichung, der magnetischen Achse des Stabes (der Linie, die seine beiden Pole verbindet) von dem
geogr. Meridian, sowie durch Kombination geeigneter Versuche zur Messung der Intensität des Erdmagnetismus
dient. Der Magnetstab trägt, wie das Spiegelgalvanometer (s. Galvanometer),
[* 24] senkrecht zur magnetischen Achse einen Planspiegel,
und seine Stellung gegen den geogr. Meridian wird mittels eines Fernrohrs durch das gespiegelte Bild eines vor dem Spiegel
[* 25] in der
Entfernung von mehrern Metern aufgestellten eingeteilten Millimetermaßstabes bestimmt. (S. auch Bifilarmagnetometer.)
Ein Magnetometer, das seine Anzeigen selbstthätig aufzeichnet, heißt Magnetograph (s. d.).
Elektricitätserregung. Wird ein linearpolarisierter Lichtstrahl längs der Achse durch ein mit Schwefelkohlenstoff
gefülltes Rohr geleitet, welches mit einer Drahtspule umwunden ist, so erfährt die Polarisationsebene
dieses Strahls jedesmal eine Drehung, wenn die Spule von einem galvanischen Strom durchflossen wird, und zwar im Sinne des positiven
Stroms. Diese elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene wurde von Faraday entdeckt.
Sheldon will umgekehrt beobachtet haben, daß ein polarisierter Strahl, welcher das Schwefelkohlenstoffrohr durchläuft, in der
umgebenden Spule einen Strom erzeugt, sobald die Polarisationsebene des Strahls gedreht wird. Die Röhre
mit Schwefelkohlenstoff war 175 mm lang, 23 mm weit, mit einer Spule von 7,21 OhmWiderstand umwickelt, in welcher ein Strom von 1 Ampere
eine Drehung von 75 Minuten hervorbrachte. Als polarisiertes Licht
[* 27] hindurchgeleitet wurde, dessen Polarisationsebene 300mal
in der Sekunde mit Hilfe eines schwingenden Spiegels um 90° hin und her gedreht wurde, hörte Sheldon
in dem mit der Spule verbundenen fernen Telephon die Oktave der Schwingungszahl des Spiegels. Mannigfaltige Vorschläge zur Untersuchung
dieser Erscheinung rühren
von H. Schoentjes her. Es muß wohl abgewartet werden, ob die fragliche Erscheinung nicht auf
photophonische oder andere einfachere Vorgänge zurückzuführen ist. -
Vgl. Wiedemanns Beiblätter (1890);
Thomson, Anwendungen
der Dynamik auf Physik und Chemie (Lpz. 1890).
(lat.), der mit den Worten Magnificat anima mea Dominum («meine
Seele erhebt den Herrn») beginnende Lobgesang der Maria
(Luk. 1, 46-55),. der oft in Musik gesetzt ist und in der kath. Kirche
täglich bei der Vesper gesungen oder gebetet wird.
(vom lat. magnificus), d. h.
Herrlichkeit oder Hoheit, ist der Titel der Rektoren (rector magnificus) oder auch der Kanzler einiger Universitäten sowie
der regierenden Bürgermeister in den FreienStädten.
L., Magnolie oder Biberbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Magnoliaceen (s. d.) mit etwa 15 Arten,
teils im östl. Asien,
[* 30] teils in Nord- und Südamerika,
[* 31] Bäumen oder Sträuchern mit ansehnlichen, lebhaft gefärbten Blüten.
Eine der prächtigsten ist Magnolia grandifloraL. (s. Tafel: Polycarpen,
[* 19]
Fig. 5) mit immergrünen, oben glänzenden, harten Blättern
und weißen, stark duftenden Blumen, die bisweilen einen Durchmesser von 30 cm haben. Der Baum erreicht
in seiner Heimat (östlich vom Mississippi vom 35. Grade bis südlich zur Meeresküste) eine Höhe von 30 bis 32 m und einen
Stammdurchmesser von 80 bis 90 cm und trägt dort nicht selten 5-600 Blumen zugleich.
Diese Art gedeiht im Freien im südl. Deutschland und blüht auch reichlich (wenn aus Ablegern von blühbaren
Bäumen erzogen), erreicht aber bei weitem nicht die angegebene Größe. Man hat von ihm mehrere Gartenvarietäten. Magnolia glaucaL. ist ein fast noch immergrüner und auch im Vaterlande (südl. Teil der Vereinigten Staaten)
[* 32] stets niedriger und strauchartiger
Busch mit stumpfen, elliptischen, unten eisgrauen Blättern und weißen, wohlriechenden Blüten. Er hält
wie die folgende Art auch in Deutschland harte Winter im Freien aus. Magnolia acuminataL., ein hoch werdender Baum, wegen der kleinen
pfeffergurkenähnlichen Früchte in Amerika
[* 33] Gurkenbaum genannt, hat breite, lang gespitzte, unterseits haarige Blätter und
bis 15 cm im Durchmesser haltende, innen gelbliche, außen bläuliche Blüten. Die nördlichste amerikanische
und deshalb bei uns gut im Freien aushaltende Art istMagnolia tripetalaL., wegen ihrer oft 50-60 cm langen, schmalen, an den jungen
Trieben schirmartig stehenden BlätternSchirmbaum genannt. Die Blumen sind weiß.
Magnolia auriculata Lam.
ist charakterisiert durch bisweilen geigenförmige, sonst auch eiförmig zugespitzte, 30 cm lange Blätter
mit ohrförmigen Lappen am Grunde. Die Blumen haben eine schöne milchweiße Farbe. Die ansehnlichsten Blätter besitzt Magnolia macrophyllaMich. Auch die weiße, angenehm duftende Blume wird bis 26 cm breit und jedes ihrer eiförmigen Blätter ist am Grunde mit einem
rosenroten Flecken verziert.
¶
forlaufend
477
In Teutschland wird der Baum nicht über 6 in hoch und erreicht auch kein hohes Alter. Alle diese und andere amerik. Arten werfen
mit Ausnahme von N. Ai-Hliäiüoi'a im Herbst die Blätter ab. Die asiat. Arten unterscheiden sich von den ameri- kanischen
durch zwei die Knospen
[* 35] einschließende Blätter und sind deshalb von manchen Botanikern als eine besondere
Gattung ((^illiinili) betrachtet worden. Von ihnen sind die wichtigsten folgende: VI. couLpicna ,3ttli'sb. (N. ^ulaii ^es/.),
ein präch- tiger BaumChinas, dessen weiße Blumen schon vom Febrnar bis April vor dem Ausschlagen der Blätter erscheinen; N.
puipui-63.
Ni?l6. (N. odo vHta. 2V;b.), eine japan. Art, die nur einen etwa 3 in hohenStrauch darstellt, mit Blumen innen weiß, außen purpurrot. Zahlreiche Blendlinge sind zwischen N. conspicua. und N. purpurea.
in den Gärten gezogen, wie z.B.8ouIln^6lu^ I^nueau. a. Die asiat.
Arten und Varietäten werden mit Vor- liebe als Einzelpflanzen auf Rasenplätze gepflanzt. In Norddeutschland
verlangen sie namentlich in der Jugend und in freier Lage einen Winterschutz. Die Anzucht geschieht meistens durch Ableger.
Magnoliaceen (N^iwiiac^e), Pflanzen- samilie aus der Ordnung der Polycarpen mit gegen 70 im tropischen Afrika,
[* 36] Asien und Nord-
und Süd- amerika wachfenden Arten, bäum- oder strauch- artigen Gewächsen mit ansehnlichen Blüten. Die
letztcrn sind bei den meisten Arten zwitterig und bestehen aus einem vielblätterigen Perigon, zahl- reichen Staubgefäßen
und Griffeln. Zu den Magnusson ge- boren Gartengewächse, wie der Tulpenbaum (s. d.) und eine Anzahl Arten N^nolia (s. d.). Magnolie,
s. N^nolia.
NLaSnus (lat.), der Große, Beiname von Herr- schern; z. B. ^lexanäLr N., Alexander d. Gr. Magnus, Herzog
von Sachsen
[* 37] (1071-1106), der letzte aus dem Geschlecht der Billunger, beteiligte sich schon bei Lebzeiten seines Vaters, des
Herzogs Ordulf, eifrigst an den Fehden gegen den Erzbischof Adalbert vonBremen
[* 38] und kam dadurch in eine feindliche Stellung zu
König Heinrich IV. Weil Magnusson den geächteten Otto von Nordheim schützte, nabm Heinrich ihn nach seiner Unterwerfung 1071 in
strenge Haft.
Durch den Aufstand der Sachsen 1073 befreit, stellte Magnusson sich als ihr Herzog an die Spitze der mit Heinrich Unzufriedenen, wurde
aber 1075 an der Unstrut besiegt und muhte sich noch- mals ergeben. Nach mehrjähriger Haft freigelassen, erneuerte
er den Kampf, trat auf die Seite des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben und ward mit diesem 1078 bei Mellrichstadt besiegt. Seitdem
ver- bielt er sich dem Könige freundlicher. Im Bunde mit dem Erzbischof Liemar von Bremen förderte er nun die Mifsion bei
den Slawen, und durch seine Unterstützung gelang es dem christenfreundlichen Heinrich, dem Sohne des 1066 von
den Wenden erschlagenen Fürsten Gottschalk, die Herrschaft des Vaters wieder aufzurichten.
Bald danach starb Magnusson ohne Söhne zu hinterlassen; die Herzogswürdc in Sachsen erhielt Graf Lothar von Supplinburg,
der spätere Kaiser Lothar III. Magnus, Eduard, Maler, geb. zu Berlin,
[* 39] besuchte zuerst die Bauakademie
daselbst und wandte sich dann, wesentlich als Autodidakt, der Malerei zu. Den bedeutendsten Eindruck machte Italien
[* 40] und namentlich
Rom
[* 41] auf ihn, wo er 1826 - 31 sich zweimal aushielt. Von seinen damals oMandcnen Genrebildern sind zu nennen: Zwei im
Sonnenschein spielende
Kinder, Das Landmäd- chen und Der Fischcrknabe von Nizza,
[* 42] Heimkehr des Palikarcn
(1836; Berlin, Nationalgalerie). Magnusson wurde 1837 Mitglied der Akademie, 1844 Professor. Erst in den vierziger Jahren trat er
als Porträt- maler in Berlin auf; so malte er die Porträte
[* 43] von Jenny Lind (in der Berliner
[* 44] Nationalgalerie), Henriettc Sontag,
von der nachmaligen Kaiserin Augusta und vieler Mitglieder des königl. Hauses. Er schrieb: «über
Einrichtung und Beleuchtung
[* 45] von Räumen zur Aufstellung von Gemälden und Skulp- turen» (Berl. 1864) und «Die
Polychromie vom künstlerischen Standpunkt» (Bonn
[* 46] 1872). Magnusson starb zu Berlin.
Magnus, Heinr. Gust., Chemiker und Physiker, geb. in
Berlin, studierte daselbst und brachte nach seiner Promotion ein Jahr zu Stock- holm bei Berzelius zu und habilitierte sich 1831 zu
Berlin, wo er 1834 eine auherord., 1845 eine ord. Professur der Physik und Technologie erhielt. Im Febr. 1869 gab er seine
Lehrthätigkeit auf und starb zu Berlin. Magnusson schrieb 1825 eine Abhandlung «über die Selbstentzündlichkeit
des feinzerteilten Eisens». Die Ergebnisse seiner spätern Untersuchungen auf chem. und Physik.
Gebiete legte er in den «Annalen der Physik und Cbemie» und den «Schriften der BerlinerAkademie der Wissenschaften» nieder.
Dahin gehören die Entdeckungen der Äthionsäure, der Isäthionsäure und der Überjodsäure (letztere
in Gemeinschaft mit Ammermüller); ferner die Untersuchungen über die Dichtigkcitsabnahme durch Schmelzen beim Granat
[* 47] nnd
Vesuvian,
[* 48] über die Eigenschaft des Blutes, Kohlensäure und Sauerstoff zu absorbieren (worauf Magnusson die Absorvtionstheorie des
Blutes gründete).
Hieran reiben sich die Bestimmung der Ausdehnungs- koeffizienten der atmosphärischen Luft und der ver-
schiedenen andern Gase,
[* 49] die Bestimmung der Spann- krast der Wasserdämpfe, sowie der Mischungen von Dämpsen zweier Flüssigkeiten,
die Untersuchungen über die Wirkung des Ankers auf Elektromagnete und Stahlmagnete, sowie über andere elektrolytische, thermoelcktrische
und hydraulische Gegenstände; ferner die Arbeiten über Abweichung der Geschosse,
[* 50] Diathermansie der Gase und Polarisation
[* 51] der
aus- gestrahlten Wärme.
[* 52] -
Vgl. A. W. Hofmann, Zur Erinnerung an G. Magnusson (Berl. 1871);
Magnusson, Arni, isländ. Gelehrter, geb. zu Kvennabrekka in Westisland, studierte in Kopenhagen
[* 53] Theologie und Philosophie, trieb besonders nordische Altertumskunde, wurde 1701 Professor für diese und
Philosophie, 1702 königl. Kommissar für eine Volks- und Viehzählung auf Island,
[* 54] wo er bis 1712 eifrig altisländ. Hand- fchriften
sammelte; viele HunderteCodices brachte er nach Kopenhagen. Ein Teil ging beim großen Brande von 1728 zu Grunde, die erhaltenen
ver- machte Magnusson beim Tode der Univer- sitätsbibliothek, die sie seitdem gesondert verwaltet.
Zugleich setzte eine Summe aus, deren Zinsen zur Herausgabe altnord. Werke und als Legat für zwei isländ. Studierende der
altnord. Philologie verwendet werden. Zur Verwaltung ist die sechs- gliedrige Arnamagnäische Kommission ein- gesetzt, deren
Thätigkeit man ArnamagnäischesInstitut zu nennen Pflegt; sie schuf viele treffliche altnord. Ausgaben
(z.B. der «^norra-Edda», 1887 beendet) und Werke zu deren Vcrslä'ttdttis.
- Vgl.
¶
forlaufend
478
Sämling of Vestemmelser vedkommende det Arna- magnoeanske Legat (Kopenh. 1892). Magnusson,
Finnur (Magnusen, Finn), nordischer Archäolog, geb. zu Skal- holt ans Island, studierte in Kopenhagen, war dann
Advokat in Island und ging 1812 wieder nach Kopen- baqen, wo er 1815 zum Professor ernannt wurde. Erstarb zu
Kopenhagen. Nachdem Magyaren schon zum zweiten Teile der großen, von der Arna- magnäischen Kommission besorgten Ausgabe der ältern
Edda (1818) die Probe eines Glossars und mehrere Indices geliefert hatte, gab er zum dritten Teile (1828) ein auch einzeln erschienenes
mytho- log.
Lexikon und altnord. Kalendarium («^risciiL V6t6rum doi'^Iinin in^tlioloFML
iLxicon», mit einem «Ventil»
[* 56] calkiiäHi-inm"). Besonders aber bekundete
er seine histor.-mytholog. Forschungen in den beiden grosien Werken: «Den oeldre
Edda, oversat og forklaret» (4 Bde., Kopenh.
1821-23) und «Eddaloeren og dens Oprindelse» (4 Bde.,
ebd. 1824-26). Mit Rafn (s. d.) bearbeitete Magyaren «Grön-
lands historiske Mindesmärker» (3 Bde., Kopenh.
18.38-45). 1841 veröffentlichte er sein 3tunenwert «Runamo og Runerne»,
worin er eine in Versen ab- gefaßte Runeninschrift auf die Bravallafchlacht ent- zifferte, die sich in der schwed.
Landschaft Vlekingen finden sollte, sich aber bei erneuerter Untersuchung durch Berzelius und Worsaae 1842 als eine Reihe
von natürlichen Felsrissen ergab.
Mago, der.Hauptbegründer der Macht Kartha- gos im 6. Jahrh. v. Chr.,
auch hervorragend als Schriftsteller über Ackerbau. (S. (leoponioi.) Magyaren hieß auch ein Bruder Zannibals, nach seinem Großvater
der Barkide genannt. Er befehligte mit Auszeichnung in Italien und Spanien,
[* 57] wurde aber zuletzt auf Gades beschränkt und führte 206 v. Chr.
den Rest seiner Truppen zur See nach Oberitalien.
[* 58] Auch hier kämpfte er mit Ehren, aber ohne Glück; er
starb 203 auf der Überfahrt nach Karthago,
[* 59] nach andern erst 193. -
Magog, s. Gog und Magog. Magot, s. Ma'kak. Magrab, soviel wie Maghreb (s. d.). Magsamen oder Gartenmohn,
s. I^Mvor. Magueywurzel (spr.magei-), s.^avL. Ha.FUntia.oum, NoZontiacum, lat.
Name von Mainz
[* 61] (s. d.). Magura, gipser Magyaren, das östl.
Glied
[* 62] der Cen- tralkarpaten, das sich vom Passe Zdjar (1072 m) bis zur Vereinigung des Poprad mit dem Dunajec unterhalb Alt-Sandetz
erstreckt. Die Magyaren ist 900- 1200 in hoch. Magus im Norden,
[* 63] Beiname des Schrift- stellers Joh. Georg Hamann
(s. d.). Magyar (spr. maddjar), Ladislaus, ungar.
Rei- sender, geb. 1817 zu Maria-Theresiopel, bereitete sich seit 1842 in Fiume
[* 64] zum Seedienst vor, machte auf o'sterr.
Schiffen verfchiedene Reisen und trat 1844 als Schifsstapitän in norda:nerik. Dienste.
[* 65] Nach- dem er in dieser Eigenschaft
vornehmlich Indien bereist hatte, hielt er sich seit 1844 in Brasilien
[* 66] auf, begab sich dann 1847 nach den
portug. Kolonien an der Westküste Afrikas, befuhr 1848 ^den Kongo und landete in der Bucht von Ben- guella. Von hier
begab er sich ins Innere und machte nun von Bibe aus verschiedene Reisen, wie 1850 zum Muata Iamvo und 1852 an den
Kunene. 1857 trat er in portug. Dienste und gründete an der Lueirabai zwischen Benguella und Mossamedes eine neue Niederlassung.
Er starb
zu Cujo in Benguella.
Von seinen Reiseberichten erschien nur der erste Teil («Reisen in Südafrika
[* 67] 1849-57», deutsch von I. Hunfalvy,
Pest 1859). Magyaren (spr.maddjä-), der herrschende Volks- stamm im transleithanischen Teil der Österreichisch- Ungarischen
Monarchie, zur uralaltaischen, nach andern zur türk. Völkergruppe gehörig. Er hat seine Hauptsitze
im mittlern Ungarn,
[* 68] zu beiden Seiten der Donau und der Theiß, westlich säst bis zur Landesgrenze, sowie
getrennt davon im östl. Teil Siebenbürgens (die Szekler).
Ihre Gesamt- zahl beträgt (1890) in den Ländern der ungar. Krone 7426730 oder 42,80 Proz. der Gesamtbevöl- kerung. Davon
kommen auf Ungarn-Siebenbürgen 7356874 (48,0i Proz.), auf Ungarn allein 6658929 (51,69 Proz.), auf Siebenbürgen allein 697945
(31 Proz.), auf Fiume (Stadt und Gebiet) 1062 (3,94 Proz.), auf Kroatien und Slawonien 68794 (3,i5 Proz.).
Außerdem wohnen Magyaren noch in der Bukowina (1890: 8139) und Rumänien.
[* 69] Der Kon- fession nach gehört die Mehrzahl der Magyaren zur
röm.- kath. Kirche (etwa 55 Proz.); die übrigen gehören zur helvet.-evang.
(30 Proz.), zur evang.-luth. (4 Proz.), zur griech.-kath.
unitarischen Kirche.
Von der Ge- samtzahl der Juden in den Ländern der ungar. Krone (725 222) haben (1890) 454475 das Magya- rische als ihre Muttersprache
angegeben. Der magyar. Volksstamm ist gegenwärtig in Be- zug auf die Sprache
[* 70] ein ziemlich einheitlicher; scharfe, weit auseinander
gehende Dialektunterschiede giebt es nicht. Nur in der Aussprache und in einigen sprachlichen Sonderbarkeiten
machen sich heute die Palöczen (kumamscher Abkunft) in den Komitaten Neograd, Heves, Vorsod und Gömör und die eigent- lichen
Kum anen in der Ebene von den übrigen Magyaren bemerkbar.
Die Szekler sind kein besonderer magyar. Volkszweig, sondern die Nachkommen der von den ungar.
Königen in das nordöstl. Sieben- bürgen angesiedelten Grenzhüter. Die magyarische Sprache gehört zu denural- altaischen
sprachen und zwar zu deren sinn.-ugri- scher Gruppe; doch steht sie derSprache der eigent- lichen Ugren (Wogulen, Ostjaken)
am nächsten. Aus dieser sprachlichen Verwandtschaft haben ungar. Sprachforfcher und Ethnographen
auch auf die Ab- stammung, Verwandtschaft und Herkunft des magyar. Volks Schlüsse gemacht.
Ihre Urheimat lag ent- fernt vom Nordmeere, im (^. der übrigen Ugrier, deren urfprüngliches Gebiet sich Zu beiden Seiten
des Urals von der Petschora, Kama und der mittlern Wolga im W. bis zum Ob, dem untern Irtisch und obern Iaik im O.,
etwa vom 56. bis zum 67.° nördl. Br. erstreckte. In diesem Iugorien, Iuharia oder Ogorland (woher auch der slaw.^ deutsche
u. s. w. Name «Uger», «Ngren»,
Ungern, Ungarn stammt) hatten die Magyaren ihre Sitze am südl. und südöstl. Grenz- punkte
des ugrischen Völkergebietes in unmittelbarer Nachbarschaft türk. Völkerschaften, deren Einfluß
auf die Magyaren ebenfalls aus deren Sprache ersichtlich und nachweisbar ist. Aus welchen Gründen die Magyaren ihre
uralische Dei- mat verließen, ist nicht bekannt. An der untern Donau erscheinen sie um 836 n. Chr.; 862 beun-
ruhigten bis dahin unbekannte magyar. Reiter zum erstenmal die Grenzen
[* 71] des Ostfräntischen
Reichs. Die Niederlassung der in ihrem heutigen Vater- lande fällt in die I. 895 - 897. Seit 898 kann
¶
forlaufend
479
man die als im alten Pannonien dauernd angesiedelt betrachten. Die Einwanderung geschah wahrscheinlich entlang des Donaustroms
und nicht über das karpatische Waldgebirge, wie dies eine Geschichtsquelle ans dem 13. Jahrh.
angiebt. (S. Ungarische Sprache, Ungarische Litteratur.) Magyarország (spr. máddjarorßahg, d. h.
Magyarenland), ungar. Name des Königreichs Ungarn. Magyar Óvár (spr. máddjar ówahr), s. Altenburg
[* 73] (Ungarisch-).
Mahabaleschwar, Kurort in Ostindien,
[* 74] s. Puna.
Mahābhārata, Name des großen Nationalepos der Inder. Es umfaßt in seiner vorliegenden Gestalt etwa 100000 Doppelverse (çloka)
und als sein Verfasser gilt den Indern Vjāsa, eine ganz mythische Persönlichkeit. Im M. selbst wird uns überliefert, daß
das Werk ohne die Episoden 24000 Çlokas umfasse, an anderer Stelle werden an ursprünglicher Zahl 8800 Çlokas
genannt. Sörensen hat als Urbestandteil etwa 7000 Çlokas ausgerechnet. Bühler hat gezeigt, daß schon im 4. Jahrh. n. Chr.
das als ein Gesetzbuch galt, und daß es im 11. Jahrh. bereits wesentlich denselben Umfang
hatte wie heute.
Aus dem 7. Jahrh. läßt sich schon die Sitte nachweisen, daß das Mahanaim öffentlich in Tempeln vorgelesen wurde, was für verdienstlich
galt, und das Gleiche wird uns aus derselben Zeit inschriftlich von dem fernen Kambodscha, also von Hinterindien,
[* 75] bezeugt.
Das Mahanaim muß daher viele Jahrhunderte vorher abgefaßt und schon lange vor dem 7. Jahrh.
eine Autorität gewesen sein. (Vgl. G. Bühler und J. Kirste, IndianStudies, Nr. II, Wien 1802, in den «Sitzungsberichten der
WienerAkademie», Bd. 127.) Das ursprüngliche Gedicht schilderte
den Kampf der Kurus oder Bharatas und der Pāṇḍavas und den Untergang der erstern.
Auf Seite der Kurus sind die Haupthelden Durjōdhana, der Sohn des blinden Königs Dhṛtarāshṭra,
Drōṇa, Karṇa, Çalja, auf der Seite der Gegner die fünf Söhne desPāṇḍu, vor allem Ardschuna, Judhishṭhira und
Bhīma, und ihr Ratgeber Krischna, der Fürst der Jādava, der Anstifter aller Ränke und Listen. Der Umstand, daß die
fünf Pāṇḍavas eine gemeinsame Fran haben, die Drāupadī, der Widerspruch, in dem die Ehe- und Erbschaftsgesetze,
die Kastenverhältnisse u. s. w. mit der später allein geltenden Praxis stehen, beweist,
daß der Kern des Gedichts in eine Zeit zurückreicht, die weit vor der Ausbildung des schroffen Brahmanismus liegt. Dieser
alte Grundbestandteil ist aber durch Zusätze der mannigfachsten Art zu einem riesigen Umfange angeschwollen,
und Stücke verschiedener Zeiten und Bearbeitungen, alles was in Indien an epischem Lied, Sage und Legende umlief, ist ins Mahanaim aufgenommen
worden. - Das Mahanaim ist keineswegs einheitlich überliefert. Im Norden wird es in 18 Bücher (parvan) eingeteilt, wozu als 19. der
Harivaṃça kommt, im Süden in 24, und die einzelnen Kapitel weichen in Anordnung und Umfang zuweilen beträchtlich ab. Zuerst
hat Lassen am Mahanaim philol.
Kritik geübt und die einzelnen Abschnitte herauszulösen gesucht («Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes», I, Gött.
1837; «Ind. Altertumskunde», 2. Aufl., I, Lpz. 1867; II,
ebd. 1873). Etwas vor ihm hat schon Adolf Holtzmann den Inhalt des alten Bhārata zu bestimmen gesucht und eine Nachdichtung
der von ihm für die ältesten Teile gehaltenen Abschnitte vorgenommen («Ind. Sagen», 3 Tle., Karlsr. 1845-47; 2.
Aufl., 2 Bde.,
Stuttg. 1854). Die umfassendste kritische Arbeit ist die von Sören Sörensen: «Om Mahābhāratas Stillingi den Indiske Literatur» (Kopenh. 1843). Über Kritik und Alter des Mahanaim handelt A. Holtzmann in dem Programm «Über das alte ind.
Epos» (Durlach
[* 76] 1881) und in der Schrift «Zur Kritik und Geschichte des
Mahâbhârata» (Kiel
[* 77] 1892; Bd. 2-4 u. d. T.
«Das Mahâbhârata und seine Teile», ebd. 1893-95). Über «Das als Epos und Rechtsbuch» schrieb Dahlmann
(Bonn 1895). Eine vollständige Ausgabe erschien zuerst Kalkutta
[* 78] 1834-39 in 4 Bänden; seitdem sind eine ganze Anzahl anderer
erschienen.
Die beste ist die AusgabeBombay
[* 79] 1863 (neu aufgelegt zuletzt 1890 mit dem Kommentar des Nīlakaṇṭa). Eine sehr mangelhafte
Übersetzung begann Fauche, wovon 10 Bände erschienen sind (Par. 1863-70); eine neue engl. Übersetzung
hat unternommen Protap Chandra Roy (Kalkutta 1883 fg.). Einzelne Episoden hat Bopp herausgegeben, so die bekannteste von Nala
und Damajantī (s. d., «Nalus», 3. Aufl.,
Berl. 1868). Sie und die Episode von Sāvitrī hat Rückert meisterhaft ins Deutsche
[* 80] übertragen.
Mahābhāshyam, s. Indische Litteratur. Mahādēva, d. h. großer Gott, BeinameÇivas (s. d.). Mahaga, s. Isabella-Insel. Mahagōni,
Mahagoniholz, Acajouholz (frz. Bois d’acajou), das Holz
[* 81] des Stammes des Mahagonibaums, SwieteniamahagoniL. (s. Swietenia und
Tafel: Terebinthinen,
[* 72]
Fig. 6), eins der schönsten und edelsten Hölzer, das jede Witterung und Lage, Hitze und Kälte
verträgt, ungemein fest und hart ist, eine spiegelglatte Politur annimmt und niemals von den Insekten
[* 82] angegriffen wird. Es
giebt verschiedene Sorten, die sowohl in Farbe als auch in Qualität sehr voneinander abweichen und vom Gelblichen bis ins
Dunkelrote, vom Halbfesten bis ins Steinfeste übergehen, auch mehr oder weniger schön gezeichnet sind,
weshalb man im Handel auch von «schlichtem» und «gestreiftem»
Mahanaim spricht. Je älter das Mahanaim wird, desto dunkler an Farbe und desto fester und dauerhafter wird es. Es dient zu Möbelfournieren
und zur Herstellung von Lagern von Maschinenbestandteilen. Mahanaim kommt von Mexiko
[* 83] am Atlantischen Meer, San Domingo, Cuba, Curacao,
Britisch-Honduras und Nicaragua;
[* 84] auch Britisch-Ostindien und Afrika liefern Mahanaim, wahrscheinlich von Swietenenia senegalensis
Decsn., das früher unter
dem Namen Kailcedraholz gehandelt wurde.
Als neu holländisch es oder weißes Mahanaim wird das Holz von mehrern Arten Eucalyptus (s. d.) eingeführt. Haupthandelsplatz ist
Hamburg,
[* 85] dessen Einfuhr (1893) 5925 cbm im Werte von 1,12 Mill. Mahanaim betrug. Mahākālī,
ind. Göttin, s. Durgā. Mahălebkirsche, soviel wie Weichselkirsche
(s. Prunus). Maha-Mjat-Mamii oder Arakantempel, s. Amarapura. Mahānadī oder Mahānaddī («der Großfluß»),
Fluß in Vorderindien,
entspringt unter 20° 10' nördl. Br. und 82° östl. L. im Süden des Naipurdistrikts in den Centralprovinzen und ergießt
sich unterhalb der Stadt Katak mit vielen Mündungsarmen in den Golf von Vengalen. Seine Länge wird auf 830 km
geschätzt. Bei Hochwasser führt er 50000 cbm pro Sekunde dem Meere zu. Er wird jetzt durch Kanäle zur Bewässerung benutzt.
Mahanāim, alte wichtige Stadt des Ostjordanlandes, Residenz des Isboseth
(2 Sam. 2, 8. fg.) und Stützpunkt
Davids im Kriege gegen Absalom (2 Sam. 17, 24. fg.). Wahrscheinlich hat sich der
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mehr
480 alte Name in dem heutigen Mahne am obern Wadi el-Himar erhalten.
Beiname des Stifters der Dschainsekte (s. Dschain). ^[= # Dschaina, im Sanskrit Jaina, Name einer weit verbreiteten ind. Sekte, die gleichzeitig mit dem ...]
(arab., soviel als «der Rechtgeleitete»)
heißt bei den Mohammedanern der für das Ende der Zeiten erwartete Erlöser, «der die Welt voll Gerechtigkeit
erfüllen wird, nachdem sie früher mit Ungerechtigkeit erfüllt war». Die Idee des Mahdî entstand ursprünglich
aus den Hoffnungen der frommen modammed. Kreise
[* 88] und ihrer Reaktion gegen die von ihnen als gottlos verpönte Regierung der
Omajjadendynastie. Später wurde die Mahdilehre ein Bestandteil der mohammed. Eschatologie.
Der Mahdî ist ein Sprößling der Fâtima, seinem Erscheinen geht die des Antichrist (Daddschâl) und das Wiedererscheinen Jesus
voraus. Nicht selten ist die Hoffnung auf die Erscheinung des Mahdî von Umstürzlern zu polit.-religiösen Revolutionen
verwendet worden (s. Almoraviden und Mahdi [Mohammed Achmed]. –
Vgl. James Darmesteter, Le
[* 89] Mahdî depuis lesorigines de l’Islam jusqu`à nos jours (Par. 1885);
Snouck-Hurgronje, Der (in der «Revuecoloniale internationale», 1886).
der Führer des Aufstandes im Sudan, eigentlich Mohammed Achmed, geb. 1847 in Dongola, studierte in BerberTheologie,
trat dann dem Derwischorden der Samarie bei und ließ sich mit mehrern Jüngern auf der Nilinsel Abba nieder.
Der AraberAbdullah, der spätere Chalif, bestärkte ihn in dem Gedanken, daß er berufen sei, die Religion des Propheten wiederherzustellen,
und veranlaßte ihn zu einer Reise nach Kordofan, wo allgemeine Unzufriedenheit mit der ägypt. Herrschaft herrschte, besonders
wegen der Aufhebung des Sklavenhandels.
Als jetzt die Regierung in Chartum gegen ihn vorging, zog er mit seinen Anhängern nach Kordofan und setzte sich in den Bergen
[* 90] von Gedir fest. Im Dez. 1881 vernichtete er eine von Raschid Bei, dem Mudir von Faschoda, gegen ihn geführte Expedition.
Nun schickte er Flugschriften durch den ganzen Sudan und forderte die Gläubigen zum heiligen Kriege auf.
Mitte Mai 1882 vernichtete er das 6000 Mann starke Heer des Statthalters von Kordofan. Am kapitulierte die Hauptstadt
El-Obeid nach längerer Belagerung. Am 7. Nov. rieb der Mahdi ein ägypt. Heer von 10000 Mann unter Hicks Pascha (s.
Hicks) bei Birket, südlich von El-Obeid, auf.
Nun mußte sich auch Slatin Bei, der Gouverneur von Darfur, zur Übergabe an die ihn in Dara belagernden Mahdisten entschließen.
Am wurdeBaker Pascha, der von Suakin aus nach dem Sudan vorzudringen suchte, von Osman Digna (s. d.) bei El-Teb geschlagen.
GeneralGrahamsSieg bei Tawai blieb ohne Folgen. Gordon (s. d.), der jetzt als Gouverneur nach Chartum ging,
erkannte in einer
Proklamation den als Beherrscher von Kordofan an und hob das Verbot des Sklavenhandels auf. Im Juni fiel Berber, und damit war
ihm die Verbindung mit Ägypten
[* 91] abgeschnitten. Im August schloß der Mahdi Chartum ein. Am ergab
sich das Fort Omdurman, am 26. Jan. wurde die Stadt selbst erstürmt und vollständig zerstört, Gordon selbst und die ganze Besatzung
niedergemacht.
Aber schon am starb der an den Blattern. Um als Regenerator der Religion zu gelten, hatte er
die vier Sekten der Mohammedaner in einer Lehre vereinigt, einige Neuerungen bei Verrichtung der Gebete eingeführt und die
Pilgerfahrt nach Mekka verboten. Obwohl er seinen Anhängern fortwährend Enthaltsamkeit predigte, hatte er sich selbst längst
im geheimen dem üppigsten Wohlleben hingegeben. Ihm folgte der schon bei Lebzeiten von ihm eingesetzte
ChalifAbdullah. (S. Sudan.) –
Vgl. Ohrwalder, Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft daselbst
(Innsbr. 1892);
Slatin Pascha, Feuer und Schwert im Sudan (Lpz. 1896).
Landschaft in Deutsch-Ostafrika, zwischen Ruaha, Rufiji, Ulanga und den 2100 m hohen, steil abfallenden Uhehebergen,
besteht aus sehr fruchtbarem Schwemmland.
Die Bevölkerung, die Mahenge, hat sich die Nachbarstämme bis Rubehobeho in Khutu und
Korogero am Rufiji unterworfen.
Malberg, Stadt im Amtsbezirk Ettenheim des bad. Kreises Freiburg,
[* 92] in 182 m Höhe, auf einem Basaltstock,
hat (1895) 965 E. (1890: 986, darunter 280 Evangelische), Postagentur mit Fernsprechverbindung, evang. und kath.
Kirche, ein Schloß;
eine namentlich früher übliche Bezeichnung für die schriftliche Urkunde über einen auf Erbauung eines
Schiffs gerichteten Vertrag zwischen dem Bauherrn (Bestäder) und dem Baumeister (Annehmer).
Siegfr. Aug., Dichter, geb. in Leipzig,
[* 96] widmete sich daselbst jurist. Und litterar. Studien, durchreiste
als Führer eines jungen livländ. Edelmanns das nördl. Europa,
[* 97] übernahm 1798 in Leipzig kurze Zeit eine Buchhandlung und wurde 1805 nach seines Schwagers Spazier Tode
Herausgeber der «Zeitung für die elegante Welt», die er bis 1810 allein, dann bis 1816 in Verbindung mit Meth. Müller redigierte.
Mahlmann hatte 1810-18 auch die «Leipziger Zeitung» in Pacht und Administration, die Veranlassung gab, daß er 1813 durch die Franzosen
auf kurze Zeit nach Erfurt
[* 98] abgeführt wurde. Später beschäftigte er sich mit Naturwissenschaften und
mit Ökonomie auf seinem Landgute Ober-Nitschka bei Wurzen.
[* 99]
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