255 die Kantianer
Whewell («Philosophy of the inductive sciences», 2 Bde.,
Lond. 1840; 2. Ausg. 1847, und «Historyof the inductive sciences», 3 Bde., ebd. 1837; deutsch
von
Littrow, Stuttg. 1839‒42) und
Apelt («Die
Theorie der Induktion»,
[* 2] Lpz. 1854) gefolgt, während J.
StuartMillsSystem der
(«ASystemof Logic, ratiocinative and inductive», 2 Bde.,
Lond. 1843 u. ö.; 4. Aufl. 1856; deutsch
von
Schiel, Braunschw. 1849; von Gomperz, Lpz. 1872‒73) mehr
die Baconsche
Richtung fortsetzt.
Von anderer Seite suchte man, namentlich seit Locke, der Logik zu Hilfe zu kommen durch eine psychol. Grundlegung,
ein Bestreben, das gerade in neuester Zeit viel Anklang gefunden hat. So stehen unter den Engländern
Mill, unter den
Deutschen die Logiker Sigwart («Logik», 2 Bde.,
Tüb. 1873
u. 1878; 2. Aufl., Bd. 1, Freiburg
[* 3] 1889)
und Wundt («Logik», 2 Bde.,
Stuttg. 1880
u. 1883; Bd. 1 in 2. Aufl. 1893),
auch Erdmann («Logik», Bd.
1,
Halle
[* 4] 1892) dieser
Richtung nicht fern. Vielfach verschmilzt dieselbe mit einer andern, die eine engere
Verknüpfung, wo nicht völlige
Vereinigung der Logik mit der Erkenntnistheorie (s. d.) fordert, wobei
unter Erkenntnistheorie oft sehr Verschiedenes verstanden wird.
Schuppes «Erkenntnistheoretische Logik»
(Bonn
[* 5] 1878) hält sich
freier von der
Vermengung der Logik mitPsychologie und nähert sich der
Richtung Kants. Mehr an den ältern
metaphysischen Standpunkt erinnern Werke wie
Überwegs«System der und Geschichte der logischen
Lehren»
[* 6] (5. Aufl.,
Bonn 1882),
Lotzes «Grundzüge der Logik» (3. Aufl.,
ebd. 1891) und «Drei
Bücher der Logik» (2. Aufl. 1880) u. a.;
desgleichen die Herbartianer wie
Drobisch
(«NeueDarstellung der Logik», 5. Aufl., Hamb. 1887). Vollends
bei
Hegel («Logik», Nürnb. 1812‒16) und
seinem
Anhang wurde die Logik reine
Metaphysik. Das
Schicksal dieser Disciplin ist also sehr wechselvoll gewesen, und gerade jetzt
fehlt es, bei allem Rufen nach
Reform, fast mehr denn
je an einer einhelligen, den Bedürfnissen der Wissenschaft
ernstlich genügenden logischen
Theorie. – Eine sehr gründliche «Geschichte der Logik im
Abendlande», jedoch nur das
Altertum
und Mittelalter umfassend (4 Bde., Lpz.
1855‒70; der 2.
Bd. in 2. Aufl. 1885), hat Prantl verfaßt.
In der Seemannssprache ist Logis oder
Volkslogis der Wohnraum
der Mannschaft eines Handelsschiffs, der sich meist in einem hüttenartigen
Aufbau des Vordecks befindet.
(grch.), eine neuere Art der doppelten
Buchführung, deren Vorzug darin besteht, daß sie schon durch
den
Abschluß des sog.Bilanzjournals in jedem Augenblicke eine vollständige
Übersicht über den
Stand des Vermögens nach seinen Hauptbestandteilen gewährt. In dieser
Beziehung stimmt sie also mit
der sog. amerikanischen
Buchführung überein. (S.
Buchhaltung.) In der Logismographie ist das Journal in zwei Grundkonten zerlegt, in
das Eigentümerconto und in das Wirtschaftsconto, welche einander gegenüberstehen und den nämlichen
Inhalt, nur mit umgekehrten Posten, haben.
Das Wirtschaftsconto ist in zwei Unterkonten abgeteilt, von denen das eine das Sachvermögen an
Geld und
Gütern umfaßt und,
weil es seine Personifikation in den zur Wirtschaft gehörigen
Personen findet, Agentenconto genannt wird. Das andere enthält
die
Forderungen und Schulden und wird mit Rücksicht darauf, daß es seine Personifikation in außerhalb
der Wirtschaft stehenden
Personen findet, als Korrespondentenconto bezeichnet. Jedes einzelne Conto nimmt anschließend an den
aus dem letzten
Abschluß sich ergebenden
Stand alle wirklichen
Veränderungen in der
Substanz des Vermögens nach den beiden
Kategorien von
Soll und
Haben auf wie in der gewöhnlichen doppelten
Buchführung, jedoch mit dem Unterschied,
daß im Wirtschaftsconto die Schulden nicht mit den Einnahmen und die Guthaben nicht mit den
Ausgaben vermengt, sondern je
für sich gebucht werden.
Zum Nachweis solcher Vorgänge, bei welchen, wie z.B. beim
Kauf oder Verkauf gegen bares
Geld, zunächst nur ein Vertauschen
einzelner Vermögensteile mit andern gleichwertigen stattfindet, ohne daß der
Stand des Vermögens im ganzen dadurch verändert
wird, dient eine besondere Buchungsspalte,
Permutationsspalte genannt, die jene Vertauschungen aufnimmt, soweit sie sich der
Größe nach decken. Zur
Darstellung der Ergebnisse der einzelnen Wirtschaftszweige, und um für den
Abschluß des Journals
die Gewinn- und Verlustbeträge zu ermitteln, dienen sog.
Zerlegungstabellen, welche den
Inhalt der Grundkonten
in seine einzelnen
Bestandteile (z.B.
Geld, Waren, Immobilien, Mobilien) auflösen.
Die Geschäftsfälle werden in juristische und differenziale unterschieden und in den
Zerlegungstabellen zwei
Serien Konten
geführt. In
Serie A (Eigentümer) und B
(Agenten und Korrespondenten) werden diesämtlichen Journalposten
nach den einzelnen Konten geordnet, in
Serie A bis und B bis nur die der differenzialen
Geschäfte. Diese letztere
Serie ergiebt
die
Rechnung des reinen Vermögens. Die Logismographie ist von Cerboni erfunden und in
Italien
[* 7] auch im Staatsrechnungswesen eingeführt.
Für
Geschäfte von größerm
Umfange ist die
Arbeit der Logismographie umständlicher als die der gewöhnlichen doppelten
Buchführung. –
Vgl. Cerboni,Primi saggi di Logismografia (Flor. 1873).
im alten
Athen
[* 8] ein Kollegium von 10 Männern, welche in
Verbindung mit 10
Beisitzern (Synegoroi), einem andern
Kollegium, den 10 Euthynen und deren 20
Beisitzern, die Rechenschaftsablegung der
Beamten abnahmen, überhaupt
eine Art von Oberrechnungskammer bildeten.
die ältesten griech. Prosaiker, welche die Sagen, besonders über die
Gründung einzelner
Städte und sonstige mündliche Überlieferungen über die ältere Geschichte zusammenstellten.
Die bedeutendsten,
wie
Hekatäus (s. d.), Hellanicus (s. d.)
u.a., gehören nach
Kleinasien und lebten am Ende des 6. und im 5. Jahrh.
v. Chr. Sammlung der erhaltenen
Reste u. a. in den «Fragmenta historicorum graecorum»
(5 Bde., hg. von
Karl und
Th.
Müller, Par. 1841‒70).
(grch.),
Buchstaben- oder Worträtsel, wobei ein Wort durch Hinzusetzen oder Wegnehmen eines oder mehrerer
Buchstaben jedesmal eine andere Bedeutung erhält, z. B.
Greis,
Reis,
Eis
[* 10] u.s.w.
Landschaft im centralen
Sudan Nordafrikas, Vasallenstaat von
Bornu, nach dem
¶
mehr
Vertrag vom zur deutschen Interessensphäre im Hinterlande von Kamerun gehörig, mit 8000 qkm und 250000 E., grenzt
im N. an Kotoko, im O. an den Schari und Bagirmi, im S. an die Heidenländer der Musgu, im W. an Bulgua und wird vom Fluß Logone durchströmt.
Die Ortschaften, sämtlich von Mauern umgeben, bestehen aus massiven Gebäuden und zählen stets 3‒6000
E. Hauptort ist Karnak-Logone mit 12‒15000 E.; größter Elfenbeinmarkt ist Dschinna.
(grch.), in der stoischen Philosophie die das Weltall durchwaltende göttliche Vernunft. In der
jüd.-alexandrinischen Religionsphilosophie wurde der Ausdruck, gemäß seiner Doppelbedeutung als «Vernunft» und «Wort», Bezeichnung
des die urbildliche oder unsichtbare Welt in sich zusammenfassenden ewigen göttlichen Gedankens. Sofern in diesem aber zugleich
die Gesamtheit der in der sichtbaren Welt wirksamen göttlichen Kräfte zusammengefaßt sein sollte,
bezeichnete der Logos auch wieder das göttliche Schöpferwort, das als der aus Gottes Willen hervorgetretene göttliche GedankeUrheber der Weltschöpfung und aller göttlichen Schöpferthätigkeit und Offenbarung in der Sinnenwelt sei. Um die Mitte
des 2. Jahrh. begannen philosophisch gebildete Kirchenlehrer diese Vorstellung zur Verteidigung des Christentums heranzuziehen
und die christl. Religion als die vollkommene Offenbarung des schon in der heidn.
Welt wirksam gewesenen göttlichen, in JesusChristus aber Fleisch gewordenen Logos darzustellen. Das vierte Evangelium führte
die Logosidee immer allgemeiner in den kirchlichen Vorstellungskreis ein. Einer Zeit, die in Christus nicht mehr einen bloßen
Menschen sah, dennoch aber Bedenken trug, den ewigen Gott selbst in Menschengestalt erscheinen zu
lassen, mußte eine Lehrform willkommen sein, die, mitten zwischen diesen beiden Anschauungen stehend, in Christus ein göttliches,
aber Gott untergeordnetes Wesen sah. Doch fand die Logoslehre erst sehr allmählich Anerkennung und wurde noch im 3. Jahrh.
in Rom
[* 12] als Zweigötterei verworfen. –
Vgl. Heinze, Die Lehre
[* 13] vom Logos in der griech. Philosophie (Oldenb.
1872).
(grch.), in Schriftmetall gegossene Wörter oder Wortteile.
Zur Erleichterung und Beschleunigung des Satzes
von Zeitungen und Büchern ist vielfach der Versuch gemacht worden, häufige Vorsilben, Endungen u.s. w. als Typen zusammenzugießen,
so daß der Setzer also 2‒3 Buchstaben mit einem Griff seinem Satz einzuverleiben vermag.
1) Span. Provinz, die kleinste und nordöstlichste Altcastiliens, hat 5041 qkm, (1887) 181465 (88995
männl., 92470 weibl.) E., d. i. 36 auf 1 qkm, und 9 Gerichtsbezirke. Analphabeten waren 99901. Die Nordgrenze gegen Alava und
Navarra führt größtenteils dem Ebro entlang, im O. stößt sie an Saragossa,
[* 14] im S. an Soria, im W.
an
Burgos. Logroño wird im S. von Teilen des Iberischen Gebirgssystems (s. d.) begrenzt, welche im N. in die
äußerst fruchtbare und gut bevölkerte Ebene (s. Rioja) übergehen. – 2) Hauptstadt der
Provinz Logroño, eine alte Ciudad und Festung
[* 15] am rechten Ufer des Ebro, über den eine steinerne
Brücke
[* 16] (1138) führt, und an der Linie Tudela-Bilbao der Nordbahn, besitzt eine Kollegiat- und fünf Pfarrkirchen, acht Klöster
und zwei Hospitäler, ein Theater
[* 17] und ein Instituto und hat (1887) 15567 E.; Gerberei, Sattlerei und Lichtfabrikation.
^[]
Flecken in der span. ProvinzCaceres, 35 km südöstlich von Trujillo, am Südabhang der
Sierra de Guadalupe, mit (1887) 4153 E. und mächtigen Lagern von Phosphorit.
gemahlene Eichenrinde, die wegen ihres Gerbsäuregehaltes zur Fabrikation des lohgaren Leders sowie zu den stärkenden
Lohbädern benutzt wird.
Ein Vollbad enthält die Abkochung von 2 bis 3 kg Lohe (= 250 g Tannin).
Die beim Gerbprozeß (s. Lederfabrikation)
erschöpfte Lohe wird gepreßt, getrocknet und unter dem Namen Lohkuchen, Lohballen oder Lohkäse als Brennstoff verwendet.
linker Nebenfluß der Oder, entsteht aus der Großen und Kleinen Lohe, die südlich von Nimptsch
und am Südabhange des Zobten (s. d.) entspringen, hat nördl.
Richtung und mündet unterhalb Breslau.
[* 20]
Joh. Konr. Wilh., Führer des luth. Konfessionalismus
in Bayern,
[* 21] geb. zu Fürth,
[* 22] studierte in Erlangen
[* 23] und Berlin
[* 24] Theologie, wurde 1831 Vikar in Kirchenlamitz
in Oberfranken, 1834 Pfarrverweser an St. Ägidien in Nürnberg
[* 25] und 1837 Pfarrer in Neuendettelsau, wo er starb.
Löhe bildete seit 1840 geistliche Kräfte für die deutschen Lutheraner in Nordamerika
[* 26] und Australien
[* 27] aus, gründete 1849 eine
Gesellschaft für Innere Mission im Sinne der luth.
Kirche und 1853 einen Verein für weibliche Diakonie, unter deren Pflege die Diakonissenanstalt zu Neuendettelsau
mit einem Krankenhause, einer Mädchenerziehungsanstalt und einer Anstalt für blödsinnige Kinder steht. Sein Ideal einer
bischöfl. Volkskirche luth. Bekenntnisses entwickelt er in den «Drei Büchern von der Kirche» (Stuttg. 1845; 3. Aufl. 1883);
ferner sind zu nennen: «Aphorismen über die neutestamentlichen Ämter und ihr Verhältnis zur Gemeinde»
(Nürnb. 1849),
«Der evang. Geistliche» (2 Bde.,
Stuttg. 1852‒58). In den «Rosenmonaten heiliger Frauen» (ebd. 1860) hält er seinen Diakonissen
eine Auswahl kath. Legenden als Vorbilder christl. Welt- und
Selbstverleugnung vor. Löhe veröffentlichte zahlreiche Schriften erbaulichen Inhalts, wie die «Evangelienpostille»
(Stuttg.
¶
mehr
1848; 5. Aufl. 1886). –
Vgl. Wilh. L.s Leben.
Aus seinem schriftlichen Nachlaß zusammengestellt (2 Bde., Gütersloh
1874‒92); J. Deinzer, Wilhelm L.s Leben (Vortrag; Nürnb. 1888).
(Loherangrin), ein nach dem Namen des Haupthelden benanntes mittelhochdeutsches Gedicht, das in zehnzeiligen
Strophen, im «schwarzen Ton», um 1280‒90 von einem thüring. Dichter begonnen, von einem bayrischen fortgesetzt
und vollendet wurde. Es schließt sich an den zweiten Teil des Gedichts vom Wartburgkrieg (s. d.) an, und der sagenhaft gewordene
Wolfram von Eschenbach, der in diesem gegen Klinschor auftritt, ist als Erzähler der Geschichte gedacht. Im L. ist eine
Andeutung am Schlusse von Wolframs«Parzival», wo die Sage vom Schwanritter genealogisch kurz mit der vom Gral verbunden wird,
ausgeführt worden; in die Sage werden aber auch noch breite Exkurse über die Ungarn- und Sarazenenzüge Heinrichs Ⅰ. und
andere histor.
Partien eingelegt, für die vielleicht die sächs. Weltchronik benutzt wurde.
Aus welcher Quelle
[* 29] der Dichter die Schwanrittersage schöpfte, ist unbekannt. Lohengrin, dessen Name wahrscheinlich auf dem karoling.
Sagenhelden Garin le Loherain beruht, Parzivals Sohn, rettet die bedrängte Königstochter Elsa von Brabant im Zweikampf vor
ihrem verhaßten Freier Friedrich von Telramund; Elsa wird sein Weib, darf aber ihn, den ein Schwan auf
einem Nachen zu ihr gezogen hatte, nicht fragen, woher er stamme.
Nach langen Kriegszügen mit KaiserHeinrich zurückgekehrt, wird er trotz des Verbots dreimal von Elsa gefragt; schmerzvoll
giebt er Auskunft und kehrt dann, vom Schwan abgeholt, zum Gral nach Indien zurück. Ausgabe von Rückert (Quedlinb. 1858; vgl.
Elster
[* 30] in den «Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache
[* 31] und Litteratur», Bd. 10, Halle 1885). Eine
Bearbeitung des 15. Jahrh., der «Lorengel»,
hat mit dem Lohengrin nur die erste Partie, das Werk des thüring. Dichters, gemein und folgt dann andern Quellen (hg. von Steinmeyer
in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 15, Berl.
1870). Rich.
Wagner hat den Stoff durch seine gleichnamige Oper sehr bekannt gemacht (vgl. Kufferath, Lohengrin essai de critique littéraire,
esthétique et musicale, Brüss. 1891).
Seine dichterischen Werke («Trauer- und Lustgedichte», Bresl. 1680 u. ö.) sind sechs Trauerspiele und «Blumen», d. h. lyrische
Gedichte, teils geistlichen, teils weltlichen Inhalts, großenteils Gelegenheitsgedichte. Nach dem Vorbilde seines Freundes
Hofmannswaldau und dessen ital. Mustern suchte er durch allerlei äußere Effekte, vor allem eine mit Bildern
überladene Sprache, und durch die Wahl nervenkitzelnder, teils Grausen, teils Ekel und Wollust erregender Stoffe (Kleopatra,
Epicharis, Agrippina, Ibrahim Sultan) zu wirken.
Ohne schöpferische Phantasie und ohne Geschmack kam er
auch in der dramat. Konzeption über rohe theatralische Kunstgriffe nicht
hinaus, während seine poet. Rede einen Höhepunkt des forcierten, überreizten Schwulstes dichterischer
Ohnmacht bildet. Von den Zeitgenossen vergöttert, ward er später die Hauptzielscheibe der gegen die Geschmacklosigkeit
der sog. zweiten Schlesischen Schule, den Lohensteinianismus, sich richtenden Angriffe. Der aus seinen letzten Lebensjahren
stammende ungeheure Roman «Großmütiger Feldherr Arminius oder Hermann nebst seiner durchlauchtigsten Thusnelda» (2 Bde., Lpz.
1689‒90; fortgesetzt und beendet von ChristianWagner) hat nur Interesse als Vorläufer des gelehrten,
patriotisch-archäolog. Romans. –
Vgl. Passow, Daniel Kaspar von Lohenstein (Meining. 1852);
A. Kerckhoffs, Daniel Kaspar von L.s Trauerspiele
mit besonderer Berücksichtigung der Kleopatra (Paderb. 1877);
C. Müller, Beiträge zum Leben und DichtenDaniel Kaspar von
L.s (Bresl. 1882).
Franz von, Geschichtschreiber, geb. zu Paderborn,
[* 37] studierte zu Halle, München,
[* 38] Freiburg
und Berlin die Rechte,
trat dann in den Justizdienst, bereiste 1846‒47 Canada und die Vereinigten Staaten.
[* 39] Nach seiner Rückkehr gründete er 1848 in
Paderborn die «Westfälische Zeitung» und wurde wegen seiner Opposition gegen das Ministerium Brandenburg-Manteuffel 1848 in
einen polit. Prozeß verwickelt. Nach seiner Freisprechung 1849 in die preuß. Zweite Kammer gewählt, hielt er sich zur gemäßigten
Linken und wurde später am Appellationsgericht zu Paderborn beschäftigt. 1853 habilitierte sich Löher in Göttingen
[* 40] für deutsche
Staats- und Rechtsgeschichte; 1855 berief ihn König Maximilian Ⅱ. als Sekretär
[* 41] für seinen litterarisch-wissenschaftlichen
Dienst nach München und verlieh ihm eine Professur an der Universität. 1863 unternahm Löher im Auftrag des Königs eine Reise
durch Unteritalien, wurde 1865 zum Direktor des Reichsarchivs und der andern acht bayr. Landesarchive
ernannt.
Ende 1888 schied Löher aus seiner amtlichen Thätigkeit aus und starb in München. Er schrieb:
«Fürsten und Städte zur Zeit der Hohenstaufen» (Halle 1846),
«Beiträge zur
Geschichte der Jakobäa von Bayern» (2 Tle., ebd. 1865‒66); ferner nach einer ungar. Reise «Die Magyaren und andere Ungarn»
[* 44] (Lpz. 1874),
Lohgar oder rot gar heißen die durch den Pro- zeß der Loh- oder Rotgerberei (s. Lederfabrikation, S. 13) gegerbten Häute.
Lohgerberei, s. Lederfabrikation (S. 13). Lohija, Lohaja oderLoheia, die nördlichste Hafenstadt in Jemen in Arabien, 100 km
nördlich vonHodeida, an der Spitze einer Landzunge, ist be- festigt, hat 8000 E. und Kaffeehandel;
Lohitavölker, die wilden Stämme in den Vergländern Assams und seiner Nachbarländer mit den
verwandten Bergstämmen Virmas und Arakans zusammen. In engem Zusammenhang mit den Hi- malajavölkern (s. d.)
bilden sie ein Mittelglied zwi- schen der Bevölkerung
[* 47] Tibets, Birmas und Iün-nans und zwar in verschiedenen
zeitlichen Abstufungen.
Die Vergstämme nördlich vom Brahmaputra, wie die Akä, Dophlä, Miri, Padam (Äbor) und Mischmi,
stehen den Osttibetern nabe, während die Verastämme südlich vom Flusse zu dem Kulturvolk der Birmanen etwa in demselben
Verhältnis stehen.
Die ganze Masse der übrigen Stämme zerfällt in mehrere große Familien.
Das Volk der
Kotsch (sanskr. I^avat8c1i3.) im N. Bengalens zwischen 25 und 27° nördl. Br. und 88 und 93" östl. Lohnklassen, die östlich sich
anschließenden Dhimal und Katschäri (Bodo, Bara) schließen sick mit den Garo in der Westecke der Gebirge südlich vom Brahmaputra
und den südlich davon bis zum Tschittagongdistrikt wohnenden Tripura (engl. Tip- Ver ah) zu einem großen
Volke zusammen.
Zwischen ihnen und den zweigeteilten Stämmen der Naga wohnt das in Sitte und Sprache höchst eigentümliche Volk
der Khasi(Cossiyah,XdH8i7H), dessen verwandt- schaftliche Beziehungen zu der ältesten Bevölkerung Hinterindiens (den Mon
u. s. w.) zurückführen.
Süd- lich von den eigentlichen Naga in den Gebirgen im N. vom Tschittagongdistritt
und bis in diesen hinein zwischen 22° 45' und 25" 20' nördl. Br. und 92° 30' und 93° 45' östl. Lohnklassen wobnt das Dso-Volk oder
die Kuki (häusig noch zu den Naga gezählt) mit sei- nen Abzweigungen und Stammverwandten.
Das Volk der Ka-khjen (Katschin,
s. d.) mit den Singpho in Oberbirma wird manchmal ebenfalls zu den Naga gerechnet: es steht den Birmanen
sehr nahe. Eine größere zusammenhängende Masse bilden die weiterhin in den Thälern der Irawadi, des Saluen u. s. w. wohnenden
Karenstämme, ihre Tradition läßt sie aus Iün-nan einwandern.
Die große In- vasion der Schanvölker, welche Hinterindien
[* 48] so be- deutend umgewandelt hat, hatte auch eine Seiten- bewegung nach Assam.
Die damals (vom 12. Jahrh,
an) in Assam eingewanderten Ahom (^Kam, «die Ungleichen», «die
Fremden») sind heute in die Thalbevölkerung (Bengali) aufgegangen, als letzter Nachschub vertritt die Schannation in Assam
das Volk der Kamthi (XlikiuM) in den Bergen
[* 49] östlich von Sadija, nördlich von den Singpho. -
Vgl. W. W.
Hunter, ^ LtatiLtical acooimt ok^88Nin (2 Bde., Lond.
1880);
ders., ^ 8tati8tic3,I kccount ok NenFg.! (20 Bde., 1875-77);
E. Niebeck, Die Hügelstümme von Chittagong (Berl. 1885);
ders., Beiträge zur
Sprachonkundo Hinterindiens (ebd. 1889).
Lohkäfe, Lohkuchen, s. Lohe. M. 131)). Lohkuchenfonnmaschine, s. Lederfabrikation Lohmann, Christian Theod., preuß. Staats-
beamter,
geb. in Winsen a. d. Aller, studierte 1850 - 54 in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften, war bis 1870 in
hannov. Staatsdienst, wurde dann der Regierung in Min- den zugewiesen, 1871 Hilfsarbeiter im preuh.
Han-
delsministerium und Regierungsrat, 1873 vortra- gender Rat in demselben und 1880 daneben vor- tragender Rat im Reichsamt des Innern. 1881 wurde
dieses sein Hauptamt unter Fortdauer seiner Stellung im preuß. Ministerium. 1891 erfolgte seine Ernennung zum Direktor, 1892 zum
Unter- staatssekretär im Handelsministerium. In diesen Amtern beschäftigte ihn namentlich die Mitarbeit an der socialpolit.
«Über bürgerliche und kirchliche Armenpflege» (Hannov. 1865),
«Kirchengesetze der evang.-luth. Kirche des vormaligen Königreichs Hannover»
[* 50] (2 Bde.,
ebd. 1871-86),
«Die Fabrik- gesetzgebungen der Staaten des europ. Kontinents» (Berl. 1878). Lohme, Dorf und Seebad im Kreis
[* 51] Rügen des preuß. Reg.-Vez.
Stralsund,
[* 52] auf der InselRügen, an der Nordseite der Halbinsel Iasmund, 4 km nordwestlich
von Stubbenkammer, an der Dampser- linie Greifswald-Arkona, hat (1895) 120 evang. E., Postagentur,
Fernsprechverbindung und (1895) 1895 Kurgäste. Lohmen, Dorf in der Amtshauptmannschaft Pirna
[* 53] der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden,
[* 54] 5 lim im NO. von Pirna, in der Sächsischen Schweiz, an der Weßnitz und der Linie Pirna-Kamenz der Sächs. Staatsbahnen,
[* 55] hat (1895) 1801 (1890:1755) meist evang. E., Post, Telegraph,
[* 56] Schloß;
Holzschlei- ferei und Holzpappenfabrik,
Brauereien, Mühlen,
[* 57] Sandsteinbrüche, Kammergut mit Merinoschäferei.
Lohmeyer, Julius, Schriftsteller, geb. zu
Neisse,
[* 58] studierte in Breslau Naturwissen- schaften und übernahm die Hofapotheke zu Elbing.
[* 59] Hier wurde er besonders durch die
mächtige Ein- wirkung Friedr. Kreyßigs in das polit. und litterar. Leben vor und nach 1866 hineingezogen.
Seine damals entstandenen schwungvollen ernsten und humorvollen Gedichte von warmer nationaler Empfindung im «Kladderadatsch»
veranlaßten 1867 dessen Redaktion ihn in ihren Verband
[* 60] aufzunehmen, dem er bis 1873 angehörte.
Eine Anzahl seiner Kriegslieder
aus den 1.1870 und 1871 ist, vielfach komponiert, in die Liederfammlungen des «gro-
ßen Jahres» übergegangen («Kriegsgedenkbuch des Kladderadatsch» von I. und I. Trojan).
1870 begründete Lohnklassen die Zeitschrist
«Deutsche
[* 61] Jugend». Er veröffentlichte mehr als 30 Kinderbücher, zum Teil mit musterhasten Holzschnitten und gediegenen Litho-
graphien, ferner eine Reihe von Bänden Iugend- crzählungen, Märchen, «Gedichte eines Optimisten» (Lpz.
1885) u. a. Lohmühlen, s. Lcderfabrikation (S. 13 a). Lohn und Lohnfonds, s. Arbeitslohn.
Lohngesetz, ehernes, s. Arbeitslohn
(Bd. 1, S. 821 a) und Lassalle. Lohnklafsen, die Grundlage für die Bemessung der Beiträge und Leistungen bei der Krankenver-
sicherung und bei der Invaliditäts- und Alters- versicherung.
Bei den organisierten Krankenkassen (s. d.)
darf nämlich nach ßß. 20, 64 des Kranken- versicherungsgesetzes die Feststellung des für das
¶
forlaufend
259
Krankengeld und die Kassenbeiträge maßgebenden durchschnittlichen Tagelohns unter Berücksichtigung der zwischen den Kassenmitgliedern
hinsichtlich der Lohnhöhe bestehenden Verschiedenheiten klasscnwcise erfolgen, jedoch mit der Maßgabe, daß der durch-
schnittliche Tagelohn einer Klasse nicht über 4 M. festgestellt werden darf.
Mit Rücksicht auf diese Klassifizierung der
Kassenmitglieder ist ferner vor- geschrieben, daß nicht nur bei der Anmeldung Ver- sicherungspflichtiger
Personen die Lohnverhältnisse derselben angegeben werden müssen, sonderu daß auch Linderungen, welche in diesen Verhältnissen
eintreten, binnen drei Tagen bei der Kasse angemel- det werden müssen.
Auch bei den freien Hilfstasscn ist die Bildung mehrerer
Loing üblich. - Über die Loing nach dem Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz s.
Invalidenrente.
Lohnsteuer, Vesoldungssteuer, die direkte Besteuerung des Ertrags aus rein persönlicher Ar- beit, die sich
dadurch rechtfertigt, daß dieser Ertrag ein steuerfähiges Einkommen einschließt.
Nur wenn der Ertrag das Existenzminimum
(s. d.) nickt über- schreitet, würde die Steuerfäbigkeit feblen.
An sich ist die direkte Besteuerung des
Lohns, des Gehalts und auch des Erwerbs aus liberalen Berufsarten (Arzt, Schriftsteller, Künstler u. s. w.), sofern er nicht
schon von der Gewerbesteuer betroffen wird, die notwen- dige Folge des Ertragssteuersystems.
Die enge Verbindung zwischen
Steuersubjekt und Steuer- objekt, wie sie bei Lohn, Gehalt u. s. w. besteht, be- dingt es, daß die Loing thatsächlich
stets als eine specielle Einkommensteuer (s. d.) für bestimmte Gruppen der im
Erwerbsleben thätigen Personen erscheint.
Neben einer allgemeinen Einkommensteuer wirkt die Loing als zweifache Belastung desselben
Einkommens, wes- halb in Preußen
[* 63] und Sachsen
[* 64] auch eine besondere Loing nicht besteht. In Bayern und Württemberg
[* 65] be- steht die
Besteuerung des Lohns, des Gehalts und des Ertrags der liberalen Berufsarten als specielle Einkommensteuer;
ähnlich ist es in Baden.
[* 66] In Eng- land fungiert die Einkommensteuer rechtlich zugleich als Loing;
da die Steuerpflicht aber erst
bei 160 Pfd. St. beginnt, so werden die eigentlichen Löhne zumeist Lohntaxe, s.
Taxe. «icht davon betroffen. Löhnung oder Sold, die Geldverpflcgung der nicht dem Öffizierrange angehörigen
Soldaten, ist für die einzelnen Chargen der Gemeinen und Unter- offiziere etatsmäßig festgestellt und wird im deut- schen
Heere zehntägig im voraus ausgezahlt. (S. Diensteinkommen.) Alle Mannschaften erhalten Brot
[* 67] in nHwi-H, in besondern Fällen
auch in Geld, ferner einen Verpflegungszuschuß, der für jede Gar- nison vierteljährlich festgesetzt
wird. Wer an der Menage (der gemeinsamen Verpflegung) teilnimmt, zahlt diesen Verpflegungszuschuß und einen Löb- nungsanteil
von 13 Pf. pro Tag zur Menagekasse. Wer nicht kaserniert ist, erhält Servis (s. d.). Lohnvertrag, soviel wie Arbeitsvertrag,
s. Lohr,Bruchboden, s. Bruch. Mcnstmiete. Lohr. 1) Bezirksamt im bayr.Reg.-Vez.Unter- sranten, hat (1890) 33 327,
1895:33565 (1625') männl., 17342 weibl.) E. in 53 Gemeinden mit 117 Ortschaften, darunter 4 Städte. - 2) Loing, Stadt und Hauptort
des Bezirksamtes Loing, am Main und an der Mündung der Loing in denselben, an der Linie Würzburg-Aschaffenburg und der Nebenlinie
Loing- Wertheim (37,i kni) der Vayr. Staatsbabnen (2 Bahnhöfe),
[* 68] ist Sitz des
Bezirksamtes, eines Amts- gerichts
(Landgericht Aschaffenburg),
[* 69] Rentamtes und zweier Forstämter, hat (1895) 4320 (1890:4207) E., darunter 358 Evangelische und
64Israeliten, Post- erpedition, Telegraph, ein Vezirksgremium, drei kath. Kirchen, Kapuzinerkloster, Franziskanerinnenkloster,
altes Scbloft, Lateinschule, Präparandenanstalt, döhere Mädchen-, gewerbliche Fortbildungs- und Waldbausckule, großes
Hospital; ein Eisenwerk mit Gießerei
[* 70] und Hammerwerken, Hohlglashütte, Säge- werk, Fabrikation von Holzstoff,
[* 71] Kisten, Schwerspat, Essig, Liqueur, Cementwaren, Schisfbauanstalten, künstliche Fischzucht und Holzhandel. - Loing wurde 1333 Reichsstadt,
fiel 1555 an das Hochstift Mainz,
[* 72] 1803 an das Fürstentum Aschaffenburg, 1814 an Vavern. Kation, S. 13a). Lohrinde, soviel
wie Gerberrinde (s. Lederfabri- Lohfägemühlen, s.
Lederfabrikation (S. 13 a). Lohsescher Träger,
[* 73] s. Eiscnbrücken. Lohsteine, s. Tuffziegel. Loibl, Paß
[* 74] über die Karawanken, 1370 m
hoch, zwischen der Zelenica (2179 m) im W. und der ' Vaba (1969 iu) im O. Die Straße von Klagen- furt bis Krainburg, 60 Icin
lang, wurde 1670-80 erbaut, 1728 verbe^ert. Da durch die Eisenbahn Marburg-Franzensfeste der Fahrverkehr
eine andere Richtung genommen hat, ist das Projekt eines Neubaues des Tunnels auf der Paßhöhe in den Hintergrund getreten.
Loigny (spr. löannjib), Dsrf (508 E.) im franz. Depart.
Eure-et-Loir, Arrondisfement Chäteaudun, Kanton
[* 75] Orgeres, an den großen Straßen von Edartrcs nach Orlöans, denkwürdig
durch die Schlacht von Loigny-Poupry, zwischen der Armceabteilung des Großherzogs von Mecklenburg
[* 76] und dem linken
Flügel der Loirearmec unter dem General Chanzy.
Der Zusammenstoß erfolgte auf der Linie Artenay-Orgeres (Frontlinie 19 km).
Auf dem westl. Teile griff von Morgen bis Mittag das 16. franz. Korps das 1. bayrische in der Stellung Veauvillers-Chäteau-Goury
an. Die bedrängte Lage des letztern wurde durch das Eingreifen der 17. Division unter Tresckow besei- tigt.
Die Avantgarde
nahm das Dorf Lumeau und stand nun in der rechten Flanke des 16. franz. Korps.
Ein kräftiger Vorstoß der Division suchte
das Dorf Loing, den Schlüsselpunkt der franz. Stellung, zu nehmen, um dessen Besitz sich fortan der blutige
Kampf des Tages drehte.
Als franz. Reserven gegen Abend eintrafen, ging Tresckow mit seinen beiden letzten Bataillonen ge^en
diese vor und ent- schied den Sieg. Loing blieb m deutschen Händen. Gleichzeitig entwickelte sich 1^ Meile östlich ein heißes
Ringen der 22. Infanteriedivision gegen das 15. franz. Korps.
Eine Kavalleriebrigade der 2. Di- vision balf durch eine entfchlossene
Attacke die müh- sam erkämpfte Stellung bei Poupry gegen eine drei- fache Übermacht bis zum Sonnenuntergang halten. Zwischen
beiden deutschen Divisionen hielt nur das 17. Dragonerregiment eine lose Verbindung auf- recht. Während
das 16. franz. Korps aus Ter- miniers und Gommiers zurückging, wich das 15. auf Artenay.
Die Schlacht bereitete die Wiedcr-
croberung von Orleans vor.
Der deutsche Verlust betrug gegen 3000, der der Franzofen etwa 50W Mann, darunter 2000 Gefangene.
-
Vgl. Kunz, Die Schlacht von Loigny-Poupry (Berl. 1893); Hoenig, Die entscheidenden Tage von Orleans im
Kriege 1870/71, Tl. 2 (ebd. 1896).
Loing (spr. löäng), linker Nebenfluß der Seine, entspringt im franz.
Depart. Aonne auf den Hoheu 17*
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forlaufend
260
des Puisaye, fließt nach N. und mündet, 160 km lang, unterhalb Moret.
Von Montargis an, wo der Kanal von
[* 78] Briare endigt, führt
bis zur Mün- dung der schiffbare Loingkanal.
Loir (spr. löahr), Fluß'im nordwestl.
Frankreich, hat feinen Ursprung im Depart.
Eure-et-Loir, fließt nach SW. und mündet, 310 km lang, bei Vriollay in die Sarthe, nahe vor deren Vereinigung
mit der Mayenne, 7,5 km nördlich von Angers. Er nimmt rechts die Ozanne, Mres und Braye, links die Conieauf und ist von Coemont 115 km
weit mit- tels 40 Schleusen schiffbar. Loire (spr. löahr, lat. I^sr), der größte FlußFrankreichs,
der das Herz des Landes mit dem Ocean in Verbindung setzt, entsteht in der Central- masse der Cevennen, in dem Hochlande von
Velay, in 1370 m Höhe, am Gerbier de Ionc im Depart. Ardeche.
In der Hälfte feines Laufs fließt er von ^. gegen N. in einem
Thale, welches rechts von den Gebirgszügen des Vivarais, Mont-Pilat, von Lyonnais, Charolais und Morvan,
links von den Monts du Velay, dem Forez gebirge und den Mon- tagnes de la Madeleine begrenzt und von einigen Querketten derfelben
durchfetzt wird.
Dann wendet fich der Fluß von Revers nordwestwärts über Cosne l/)ld Gien nach Orleans, darauf
in sanften Biegun- gen gegen Westen über Vlois, Amboife, Tours,
[* 79] Saumur und Nantes
[* 80] und mündet, buchtenartig er- weitert,
bei St. Nazaire. Er hat eine ^tromlängc von 1002 km und entwässert ein Gebiet von 121000 cikm.
Die Loire nimmt 41 Flüsse
[* 81] auf,
darunter 13 schiffbare.
Die bedeutendsten sind links der Allier, Cher, Indre, die Vienne mit der Creuse,
der Thouet und die Sövre-Nantaise;
rechts nur der Arrour und die Mayenne mit der durch den Loir verstärkten Sarthe.
Die
Loire selbst ist von Retournac (Hautc- Loire) bis Noirie im Departement Loire 48 km weit flöhbar, von da an
für Fluhschiffe 775 km und bei Nantes noch 50 km für Seeschiffe, im ganzen 825 km weit schiffbar.
Aber
ihre Tiefe ist nicht überall und zu jeder Jahreszeit für die Schiffahrt genügend, vermindert sich sogar von Jahr zu Jahr.
Der Fluß arbeitet fortwährend an der Erhöhung seines Bettes und der Bildung neuer Inseln und Bänke, indem
er das durch sein bedeutendes Gefalle thalabwärts getragene Gerölle fallen läßt.
Infolge- dessen tritt die Loire, besonders
wenn auf den Ceven- nen der Schnee
[* 82] schmilzt, über ihre Ufer und richtet Überschwemmungen an, so daß unterhalb Orle'ans vielfach
Dämme gebaut werden muhten.
Bei Nantes bat der Fluß eine Breite
[* 83] von 1900 m und die Flut steigt noch 30 km
über diese Stadt hinauf.
Doch schwindet die Bedeutung von Nantes als Seehasen zu Gunsten von St. Nazaire, weil auch die Mün-
dung des Flusses (9^ km breit) immer mehr ver- sandet und jetzt bei Ebbe durchschnittlich nur 2 ni Tiese
besitzt.
Wegen der Wichtigkeit der Wasser- straße, welche die Loire darbietet, hat man seit 1822 den Seitcnkanal ((^n^I la^rai
^ 1a k..) angelegt, der von Digoin (im Anschluß an den südlich ab- gehenden Kanal nach Roanne) an bis Vriare, unter- halb
Chätillon, 196 km weit durch vier Departe- ments geführt ist.
Die Loire ist durch die Kanäle von Borry
und Montlncon mit dem obern Cher fowie mit der Eaöne durch den Kanal von Charolais, mit der Seine durch die von Vriare und
Orleans und den Loingkanal verbunden, so daß mittelbar ein Zusammenhang mit Rhein und Rhone besteht;
auch sührt eine
mehrfach verzweigte Wasserstraße zu den Nordküsten: der 360 Km lange Kanal von
Nantes nach Brest.
Die Loire durchströmt 12 Departements,
von denen sechs nach ihr benannt sind. Die Loire war Grenzfluß zwischen ^uiwnia und (-allia I.uFäiin6U8i8, dann zwischen den
Westgoten und Franken bis 507; für die Kriegsgefchichte wich- tig wurde der Fluß in den Kämpfen gegen
die Araber (Schlacht bei Tours 732) und gegen die Engländer (Belagerung von Orle'ans 1429), in den Hugenotten- kriegen, bei dem
Einfalle der Alliierten (1814), und 1871 feit der Einschließung von Paris.
[* 84] (Vgl. von der Goltz, Die Operationen der ZweitenArmee
an der Loire, Verl. 1875; Hoenig, Der Volkskrieg an der Loire im Herbst 1870, 2 Bde.,
ebd. 1893.) Auch waren Gien, Orle'ans, Blois, Tours, Amboise und Schlösser an der Loire Residenz frank, und franz. Könige. -
Loire (fpr. löahr), franz. Departement, die alten Grafschaften Forez und Veaujolais und Teile von Lyonnais umfassend, grenzt
an Saöne-et-Loire (N.), Rhone und Isere (O.), Ardeche und Haute-Loire (S.), Puy-de-Döme (W.) und Aüw NW.), hat auf 4759,6
ykin (1891) 016227 E., also 128 auf 1 qkm, und zerfällt in die drei Arrondiffements Montbrison, Roanne
und ^t.
Etienne, mit 30 Kantonen und 332 Gemeinden;
Hauptstadt ist St. Etienne.
Mit Aus- nahme des südöstl.
Teils, der zum
Bassin der Rhone gehört, bildet es ein weites Hochthal zu beiden Sei- tenderLoire, das imO. durch
die GebirgevonMont- Pilat, Mont-Tarare und Charolais, im W. durch das Forez- und Madeleinegebirge begrenzt, außer dem Hauptstrome
von dessen Nebenflühchen Furand, Coise, Gand und Sornin rechts, Vouson, Märe, Lignon, Air und Tessonne links bewässert
wird und außer den Ebenen von Montbrison und Roanne ganz aus Vergland besteht (Ausläufer der Cevennen
mit dem 1434 m hohen MonvPilat).
fruchtbarer sind nur die Thäler. Im Thale
der Loire ist das Klima mild und außer in einer mit Teichen bedeckten Ebene im Mittelpunkte des Departements gesund, rauher
dagegen in den Gebirgsgegenden. 1892 wurden auf 51866 Ka 829856 kl Weizen, auf 56659 Ka. 849 885 kl Roggen,
auf 20 900 Ka 250 800 kl Hafer
[* 85] gebaut;
allein das erzeugte Getreide
[* 86] deckt den Bedarf der dichten Bevölkerung nicht. 17 065 ka.
sind mit Weinbergen bedeckt und liefern (1892) 298445 kl Wein (darunter Oöte rötie an der Rhone);
auch
werden in Fülle vortreffliches Obst, besonders aber Kastanien (LyonerMaronen) sowie Hanf gewonnen.
Auf den guten Wiesenwachs
stützt sich die Viehzucht
[* 87] (1887: 163 964 Rinder,
[* 88] 107 760 Schafe)
[* 89] und die Bereitung von Käse.
Ansehnliche Fichtenwälder
liefern Holz,
[* 90] Kohlen, Terpentin und andere Forstprodukte, das Mineralreich Granit, Porphyr, Marmor und Flintsteine,
wenig Metall, aber viel Steinkohlen.
Die Kohlenbecken von St. Etienne und Rive de Gier gehören zu den reichsten Frankreichs,
lieferten 1888: 3,3 Mill. t und beschäf- tigen durchschnittlich 16 500 Arbeiter.
Auch Mine- ralquellen finden sich zu St.
Alban, St. Galmier u. s. w. Der Mittelpunkt der großartigen Eisen- industrie ist St. Etienne.
Hoch entwickelt
ist die Sei- denmanufaktur, Spinnerei, Weberei,
[* 91] Fabrikation von Leinen, Batist, seidenen Bändern, Posamenten u. s. w. Auch giebt
es Gerberei, Papier-,
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