549
Njangwe und im April darauf Kassongo. Am mittlern
Kongo, bei den
Stanleyfällen und Kirundu, kämpften siegreich im Mai 1893
Kapitän
Ponthier und die
Lieutenants Chaltin und Tobbak.
Kapitän Jacques, in
Albertville durch Rumaliza von
Ujiji aus hart bedrängt,
trieb im Sept. 1892, unterstützt von Delcommune und Joubert, die Angreifer erfolgreich zurück. Ein
neuer
Angriff Rumalizas wurde im Sept. 1893 von Dhanis und Ponthier zurückgeschlagen, wobei letzterer das Leben einbüßte.
Litteratur.Wauters, Les Belges auCongo (Brüss. 1884);
Stanley, Der
Kongo und die Gründung des Kongostaat
[* 2] (2. Aufl., Lpz. 1887);
Chavanne,
Reisen und Forschungen im K.
(Jena
[* 3] 1887);
im Mönchswesen die
Vereinigung mehrerer derselben Regel folgenden Klöster.
Die erste Kongregation ist der von
Benedikt von
Nursia im 6. Jahrh. gestiftete Benediktinerorden, dessen
Beispiele die
Cistercienser,
Dominikaner,
Franziskaner, später auch die
Jesuiten folgten. Es entstanden auf diese
Weise förmliche Mönchsstaaten,
die eine außerordentliche Macht erhielten und die Stützen der röm.
Hierarchie (s.
Orden,
[* 6] geistliche) geworden sind. Kongregation heißen
ferner die
Abteilungen des Kardinalkollegiums zu
Rom
[* 7] (s. Kardinal).
Hierher gehören seit
Sixtus V. die
Congregatiosancti officii oder inquisitiones (s.
Inquisition), aus 12 Kardinälen und mehrern
nur beratenden
Beisitzern(Consultores oder Qualificatores sancti officii) zusammengesetzt, zur Untersuchung
von Ketzereien, wöchentlich zweimal unter dem Vorsitze des Papstes versammelt;
die
Congregatioindicis für die Büchercensur
und für die Anfertigung des lndex librorum prohibitorum (s. Index);
die
Congregatiode propaganda fide für das Missionswesen
(s. Propaganda);
die
Congregatiosuper negotiis episcoporum et regularium für die Angelegenheiten der
Bischöfe,
Ordensgeistlichen,
Äbte und ihrer Streitigkeiten, bestehend aus mindestens 12 Kardinälen, jede Woche einmal versammelt;
die
Congregatioindulgentiarum et sacrarum reliquiarum für
Ablaß- und Reliquienangelegenheiten;
die
Congregatiosuperstaturegularium und die
Congregatiosuper disciplina regulari, beide für das Klosterwesen;
im
Völkerrecht Bezeichnung für wichtigere und feierlichere Versammlungen von
Vertretern einer größern Zahl von
Staaten im
Unterschiede von der einfachern Konferenz (s. d.). Im 17. und 18. Jahrh.
führen diesen
Namen die großen Versammlungen, welche die Friedensschlüsse von
Münster
[* 8] und Osnabrück
[* 9] (1648), Nimwegen
[* 10] (1679),
Ryswijk (1697),
Utrecht
[* 11] (1713) u. a. zu stande brachten. Diesen reiht sich der
Wiener Kongregationisten (1815) an, und da auf diesem die Großmächte
durch ihre
Souveräne selbst oder doch ihre Minister des
Auswärtigen vertreten waren, erhielten den
Namen
weiter die ebenso gebildeten Versammlungen von
Aachen
[* 12] (1818),
Troppau
[* 13] (1819), Laibach
[* 14] (1820) und Verona
[* 15] (1822). Von den spätern
polit.
Versammlungen des Jahrhunderts werden nur der
Pariser (1856) und
Berliner
[* 16] Kongregationisten (1878) so bezeichnet. Auch von den
Versammlungen zur Gründung und Fortbildung der Welt-Post- und Telegraphenvereine sind mehrere als Welt-Post- und Telegraphen-Kongreß
bezeichnet worden, weil auch hier meist die verantwortlichen Leiter der betreffenden
Verwaltungen erschienen. – Aus dem
Völkerrecht ist das Wort in das
Staatsrecht übergegangen, indem zunächst die
Vereinigung von
Vertretern der ehemaligen engl.
Kolonien in
Amerika
[* 17] als (s. Kontinentalkongreß) bezeichnet und dieser
Name in der Unionsverfassung für
die aus Senat und Repräsentantenhaus bestehende bundesstaatliche Gesamtvertretung beibehalten wurde. Wohl nach diesem Vorbilde,
vielleicht aber auch in der
Erinnerung an die alte Selbständigkeit der
Provinzen wurde der belgische konstituierende Kongregationisten von 1830 benannt.
Endlich hat die franz.
Verfassung von 1875 das Wort für den Fall übernommen, daß Senat und Deputiertenkammer
zu gemeinschaftlicher Beschlußfassung, wie bei der
Wahl des Präsidenten der Rupublik (Anmerkung des Editors: richtig: Republik
), zusammentreten.
deutscherLandwirte, trat als freie landwirtschaftliche
Vereinigung zuerst unter dem
Namen «Kongreß norddeutscher
Landwirte» im Febr. 1868 in
Berlin
[* 18] zusammen. Trotz der 1872 erfolgten Erweiterung des Rahmens blieb die
Mitgliedschaft thatsächlich fast ganz auf Norddeutschland beschränkt. Durch sachliche Behandlung der
Vorlagen über Kredit-,
Genossenschafts- und
Vereinswesen, über Verkehrs- und Arbeiterverhältnisse sowie über Zolltarif erlangte er bald eine bedeutsame
Stellung in der agrarpolit.
Bewegung. Anfang 1894 ist der kongreß deutscher Landwirte aufgegangen in die
Vereinigung derSteuer- und Wirtschaftsreformer
(s.
Agrarier).
(lat.), in der Geometrie soviel wie
Gleichheit und
Ähnlichkeit
[* 19] oder Übereinstimmung in
Größe und Gestalt.
Kongruént heißen zwei
[* 1]
Figuren, wenn sie sich so übereinander gelegt denken lassen, daß jedes
Stück, d. h. jeder Punkt,
jede Linie und jeder Flächenteil, der einen mit einem entsprechenden (homologen)
Stück der andern zusammenfällt.
Das mathem. Zeichen für kongruent ist ~=. Zwei Dreiecke sind kongruent, wenn sie übereinstimmen in
1) zwei Seiten und dem von denselben eingeschlossenen Winkel,
[* 20] 2) einer Seite und den beiden dieser anliegenden
Winkeln, 3) in den drei Seiten, 4) in zwei Seiten und dem der größern Seite gegenüber
liegenden Winkel. In der Zahlentheorie heißen zwei ganze
Zahlen kongruent, wenn sie bei der Division durch eine dritte Zahl,
den Modul, denselben Rest lassen.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
¶
forlaufend
550
Das Zeichen für diese Art König ist: ^, und die Schreib- weise des ganzen Ausdrucks ist: 22 ^ 7 (moä. 5), d. h. die Zahl 22 ist
mit der Zahl 7 kongruent in Bezug auf den Modul 5. Aongsberg, Bergstadt im norweg. Amte Vus- kcrud, 84 km im WSW. von
Kristiania,
[* 22] in dem engen Thale des Lagen, am Fuße des 909 m hohen Ionsknudcn und an der Hugsund-König-Eisenbahn (28 km) gelegen,
ist Sitz des norweg. Bergamtes und der königl. Münze, hat (1891) 5297 E., ein Denk- mal Christians IV., nur wenige Steinbauten,
eine Mittelschule, ein Eisenwerk, Gewehr- und Pulver- fabrikation.
Sie verdankt ihr Entstehen den 1623 entdeckten, jetzt staatlichen Silbergrubcn (6 km im W. der Stadt). Das Bergwerk lieferte
1886-90 jährlich durchschnittlich 6100 k^ reines Silber. Die besten Gruben sind «Armen-Grube», «Gottes-Hilfe-
Grubc» und «Hans-Sachsen-Grube». Kongsvinger, Stadt im norweg. Amte Hede- marken, am Glommen, 33 km von der schwed. Grenze,mit
(1891) 1308 E.; von 1683 bis zur schwed.- norweg. Union als Grcnzfestung
bedeutungsvoll. Kongsvingerbahn, normalspurige Norweg. Staatsbahn (115 km lang, 1862 und 1865 eröffnet) von Lillesstrüm
über Skarnäs und Kongsvinger bis zur schwed. Grenze (Richtung Charlottenberg). Konia.
1) Türk. Wilajet im südl. Kleinasien, hat 91600 ykm und 1088000 E., zerfällt in die fünf Sandfchaks
König, Tekke, Hamid, Nigde, Vuldur (Burdur) und umfaßt die alten Landschaften Kappa- docien, Pisidien, Pamphylien und West-Cilicien.
- 2) Hauptstadt des Wilajets König, auch Konija (grch. Ikonion; lat. Iconium, im spätern Mittelalter auch Künija, Cunin, Connie,
Stancona), liegt auf oder Hochebene (s.Karamanicn) in 1150 m Höhe, lehnt sich an die Citadelle an und
hat etwa 40000 E., aber nur Lehmhütten und leicht gezimmerte Häuser. In König sind die bedeutendsten Reste seldschukisch-arab.
Baukunst
[* 23] erhalten, beachtenswert namentlich durcb die Steinmetzarbeit und die Arabesken. Wichtig ist die Ausfuhr der einheimischen
Erzeugnisse, zu deren Absatz eine 450 km lange Bahn nach Eskischehr deutschen Unternehmern konzessioniert
wurde. - In byzant.Zeit war Iconium (^itz des Erzbischofs von Lykaonien. Seit 1097 machte der Seldschuken- sultan Kilidsch-Arslan
I. die Stadt Iconinm oder Rum, wie die Orientalen sie nannten, zu seiner Residenz und begründete daselbst auf Kosten der
Byzantiner ein mächtiges Reich, das bis zu seiner Unterjochung durch die Mongolen die Vorherrschaft in
Kleinasien behauptete, den Kreuzfahrern heftigen Widerstand entgegensetzte und sich endlich auch das Reich der Danischmend (s. d.)
unterwarf.
Mit den Byzantinern stand es in ununterbrochenem Kriege. erfocht hier KaiserFriedrich I. Bar- barossa einen Sieg über
die Seldschuken und nahm die Stadt, nicht aber die Burg ein. Seit 1244 wur- den die Sultane von Iconium von
den Mongolen ein- und abgesetzt-, der letzte, Masud II., starb 1308. Nährend die osman. Türken sich in Kleinasien aus- breiteten,
behauptete sich die Dynastie Karaman, deren Stifter sich um 1277 Iconiums bemächtigt hatte, in Lykaonien,
Kappadocien, Galatien und im wcstl.
Cilicien. Doch 1392 mußte sie die Ober- boheit der Pforte anerkennen. 1466 wurde König von Mohammed I. erobert und ein Teil der
Bewohner nach Konstantinopel
[* 24] verpflanzt. Konibo, s. Amerikanische Rasse (Bd.
1, S. 527a). Konier, Volksstamm,
s. Kyneten. Koniferen,
[* 25] s. Nadelhölzer.
[* 26] Koniferengeist, ein zur Verbesserung der Zim- merluft empfohlenes
Mittel, ist der Hauptsache nach eine Lösung von Fichtennadclöl oder Terpentinöl und andern ätherischen Ölen in Weingeist.
Koniferm oderAbietin, ein Glykosid von der Zusammensetzung (^ff^ ^ 4- 2II2 0, das sich im Kambialsafte von Koniferen findet.
Es bildet glän- zende Nadeln,
[* 27] verwittert an der Luft und schmilzt bei 185°. Mit Phenol und Salzsäure
befeuchtet wird es dunkelblau. Durch Kochen mit Säuren oder durch die Einwirkung des Fermentes Emulsin wird es in Traubenzucker
und Koniferylalkohol, Oiolli-zO", gefpalten. Dieser schmilzt bei 75° und giebt mit Chromsäurclösung oxydiert Vanillin (s. d.).
Ehe man bequemere Methoden zur Ge- winnung dieses letztcrn wertvollen Körpers kannte, diente das König als
Ausgangsmatcrial zur Tar- stellung des Vanillins.
König, altdeutsch Chunig oder Kuning, von got. kuui; althochdeutsch duinui, d. h.
Geschlecht, im german. Altertum das in Krieg und Frieden ständige Oberhaupt eines Stammes. Erblichkeit ge- hörte ursprünglich
nicht zum Wesen desselben; doch wurde bei allen german. Völkern der König, solange
es möglich war, aus derselben Familie, der 8tii^s rsFia, genommen. Mit Rücksicht auf die in Europa
[* 28] bestehende Klassifikation
heißen aber König seit der Auf- hebung des alten Wahlkönigtums in Deutschland
[* 29] und Polen insbesondere die erblichen Oberhäupter
eines selbständigen größern Staates, die den öer- zögen und Fürsten im Range vorangehen und son-
stige, durch das Ceremoniell bestimmte Vorzüge (königl. Ehren, Iionoi-eZ regii), wie die
Führung der königl. Krone im Wappen,
[* 30] die Anrede mit Ew. Maje- stät, zu beanspruchen
haben.
Nach den Anschauun- gen des Mittelalters konnten nur die röm.-deutschen Kaiser das Königtum verleihen, wie dieselben denn
auch wirklich die poln. und böhm. Königswürde schufen. Grundsätzlich
aber beanspruchten die Päpste für sich allein das Recht, die Königswürde zu ver- leihen (so noch die Encyklika Clemens'
XI. von 1701). Napoleon I., welcher das ReichKaiserKarls d. Gr. erneuern wollte, gründete die Königreiche Etrurien, Italien,
[* 31] Holland, Westfalen
[* 32] und erhob die Kurfür- sten von Bayern,
[* 33] Württemberg
[* 34] und Sachsen
[* 35] zu König. Unter den heutigen
Verhältnissen müßte die letzte Garantie einer derartigen Erhebung in der Aner- kennung der übrigen Mächte liegen, was man
schon 1701, als Friedrich I. Preußen
[* 36] zum Königreich er- hob, als die Hauptsache ansah.
Den Königstitel führen in Europa nur wirklich regierende König oder solche, die für ihre Person die Krone
niedergelegt haben. Im vormaligen DeutschenReiche hieß der noch bei Lebzeiten eines Kaisers (s. d.) gewählte Nachfolger römifcher
und so legte auch Napo- leon I., nachdem er Rom mitFrankreich vereinigt hatte, seinem Sohne den Titel eines König von
Rom bei. (S. Deutscher König.) -
Vgl. Hinrichs, Die König (Lpz. 1852);
Sybel, Die Entstehung des deutschen (4 Bde., Franks. 1861-62):
Dahn, Die König der Ger- manen (Abteil. 1-6, Würzb. 1861-71).
König, im Münzwesen
[* 37] Bezeichnung für kegel- förmige Barren (s. d.). König, Eva, die Gattin von Gotthold Ephraim i Lcssing
(s. d.). Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
¶
forlaufend
551
König, Ewald Aug., Novellist und Roman- schriststeller, geb. zu Barmen,
[* 39] war anfangs Kaufmann, lebte seit 1859 in
Elbcrfcld, feit 1871 in Ncuwied und feit 1882 in Köln,
[* 40] wo er starb. Außer kleinen Humoresken aus dem Militär-
und Kaufmannsleben schrieb König eine große Anzahl von Romanen meistens krimina- listischen Inhalts, von
denen folgende hervorgehoben zu werden verdienen: «Durch Kampf zum Frieden» (1869 preisgekrönt vom Neuyorker «Belletristischen
Iournab)), »Auf der Bahn des Verbrechens" (4 Bde., 1876),
«Unter schwarzem Ver- racht» (1888). König,
Franz, Chirurg, geb. zu Rotenburg an der Fulda
[* 43] in Hessen,
[* 44] studierte Me- dizin in Marburg
[* 45] und Berlin, ließ sich als
praktifcher Arzt inHombcrg in Hessen nieder, wurde aber bald Gerichtsarzt und Chirurg am Krankenhaus
[* 46] in
Hanau.
[* 47] 1369 wurde er ord. Professor der Chirurgie in Rostock,
[* 48] 1875 in Göttingen.
[* 49] Unter seinen Werken sind hervor- zuheben:
«Lehrbuch der speciellen Chirurgie» (3 Bde., Verl. 1875-77; 6. Aufl.
1893),
«Lehrbuch der all- gemeinen Chirurgie» (3Abtlgn., ebd. 1883 - 89), «Die entzündlichen Prozesse am Halse' (mit Niedel,
in Billroths "DeutscherChirurgie», Stuttg. 1882), «über die Tuberkulose der Knochen
[* 50] und Gelenke» lBcrl. 1884).
König, FranzJoseph, Chemiker, geb. zu Lavesum bei Haltern (Westfalen), studierte in München
[* 51] und Göttingen Mathematik
und Natur- wissenschaften, wirkte dann als Assistent an der agri- lnltur-chem. Versuchsstation
Morschen und wurde 1.870 als Leiter der neu gegründeten Versuchsstation nach Münster berufen; 1892 wurde
er zum Professor der königl. Akademie daselbst ernannt. Er schrieb: «Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Futter- stoffe»
(2. Aufl., in Gemeinschaft mit Professor Dietrich, Verl. 1890),
«Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel» (3. Aufl.,
ebd. 1889 -90), «Wie kann der Landwirt den Etickstoffvorrat in seiner Wirtschaft
erhalten und vermehren?» (3. Aufl., ebd. 1893),
«Die Untersuchung landwirt- schaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe» (ebd.
1891), «Die Verunreinigung der Gewässer, deren schädliche folgen, nebst Mitteln zur Reinigung der Schmutz- wässer» (2. Aufl.,
ebd. 1894). König, Friedr., der Erfinder der Schnellpresse
[* 52] li. d.), geb. zu
Eisleben,
[* 53] Sohn eines Ackerbürgers, besuchte das dortige Gymnasium, lernte dann als Setzer und Drucker in Leipzig
[* 54] und studierte
an der dortigen Universität ein Jahr Ma- thematik und Mechanik. Um den Plan der Her- stellung einer Druckmaschine (an Stelle
der Hand- presse) durckMührcn, ging er 1804 nach Hamburg,
[* 55] oann nach Wien
[* 56] und Petersburg,
[* 57] endlich, im Spät-
herbst 1806, nach England, wo er mit dem reichen BuchdruckerTh. Venslcy einen Kontrakt über seine Erfindung abschloß;
später traten noch die Buchdrucker Woodfall und TaylorArtikel, die man unter K vor als Teilhaber in die Gesellschaft. 1810
wurde
König mit der ersten Maschine
[* 58] fertig und erhielt ein Patent darauf.
Diese Maschine behielt noch den bei der Handpresse üblichen Flachdruck (Tiegeldruck) bei, doch wurde das Farbcauftragen durch
einen selbstthätigen Farbeapparat besorgt und die Maschine durch Dampfkraft bewegt. Das erste Produkt dieses Maschinendrucks
ist der im April 1811 gedruckte Bogen
[* 59] II im «^nnua.1 ^6Fi8tor» für 1810. Um diese Zeit lernte König den
bei Vensley ver- wendeten Mechaniker Andreas FriedrichBa u e r kennen, welcher durch sein Urteil und die Genauig- keit, mit
welcher er K.s Pläne ausführte, sehr viel zum glücklichen Erfolge beitrug. er- bielt König ein
Patent auf eine neue Maschine, welche Abdrücke mittels des Cylinders herstellte und Dez. 1813 vollendet wurde.
Ein drittes Patent vom betraf die Verbesserung einzelner Teile derselben. Der Eigentümer der «1im63», Walter, ließ
sofort zwei Mafchincn für seine Zeitung bauen, und wurde die «1ini68»
auf der Schnellpresse gedruckt. Nach dem Zeugnis der «Lim68» vom druckte
ihre Maschine anfangs 1100Bogen in der Stunde, infolge mehrerer glücklicher Verbesserungen nach K.s Plänen aber 2000 Bogen. 1814 entwarf
König den Plan zu einer Doppclmaschine, welche denVogen auf beiden Seiten bedrucken sollte: dieselbe wurde in den 1.1815 und 1816 gebaut.
Erbittert über einen durch Bensleys Eigennutz herbeigeführten Kontraktbruch verließ König Aug. 1817 England, kaufte
das aufgehobene Kloster Oberzell bei Würzburg
[* 60] und legte den Grund zu der Firma König & Bauer (s. d.). Er starb In
Eisleben wurde ihm 1891 ein Denkmal errichtet (Vronzebüste von Schaper). -
Vgl. Goebel, Friedrich und die
Erfindung der Schnellpresse (Stuttg. 1883).
Die Originalzeichnungen zu den ersten Schnellpressen K.s finden sich im Buchgewerbe- Museum zu Leipzig (f. Ccntralverein sür
das ge? samte Buchgewerbe). König, Gottlob, Forstmann, geb. zu Hardislcben im Weimarischen, besuchte Cottas Forstschule
in Zillbach, wo er 1803-5 als Lehrer der Geometrie wirkte. 1805 wurde er Förster in Ruhla, wo er 1813 ein
Forstinstitut gründete. 1829 zum Mitglied des Oberforstamtes in Eisenach
[* 61] ernannt, verlegte er 1830 auch seine Forstlehranstalt
dahin, die zur Staatsanstalt erhoben wurde.
Als Direktor der Lehranstalt und als Vorstand der Forsttarationskommission wirkte er bis zu seinem Tode K.s
Hauptverdienst bestand in der Pflege der forstlichen Mathematik; sein Lehrbuch «Die
Forstmathematik» (Gotha
[* 62] 1835; 5. Aufl. 1864, hg. von Grebc) war mustergültig und blieb
lange un- übertroffen. Außerdem verfaßte König noch «Die Wald- pflege» (Gotha 1849; 3. Aufl. 1875, hg. von
Grebe). Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Grebe «Die Forst- benutzung»
(Eisenach 1851; 3. Aufl., Verl. 1882). König, Gust., Maler, geb. zu Co- burg, besuchte 1830-32 die Kunstschule in
Nürn- berg, ging 1833 zu Schnorr nach München, wo ihm vom Herzog von Sachsen-Coburg der Auftrag zu teil wurde, für
das Schloß Reinhardsbrunn sieben Bilder aus dem Leben der ersten Neformations- helden in OI auszuführen. Fast sein gesamtes
schaffen bewegte sich fortan nur auf diesem histor. Gebiet. Hierher gehören 48 Blatt
[* 63] Scenen aus dem Leben Luthers (mit Text
von H. Gelzer, Hamb. 1847 u. o.; neue Aufl.,
Verl. 1889), 29 Initialen mißt, sind untcr C aufzusuchen.
¶
0553a
¶
forlaufend
552
zu dessen Liedern (von König Friedrich Wilhelm IV. erworben), Güldenes A-B-C (12 Blatt, gestochen von Thäter, Gotha 1854 u. ö.),
Psalmenbilder (4 Blatt, gestochen von Tbäter und Merz, Gotha 1859). Eine umfangreiche Zeichnung ist Bonifatius, den alten
Deutschen predigend. Seine Ölgemälde, z.B. Nathan und David (1862; München, NeuePinakothek), JohannFriedrich
der Großmütige beim Schachspiel sein Todesurteil vernehmend (Eigentum des Königs von Belgien),
[* 66] Luther und Zwingli zu Marburg
1529, sind weniger bedeutend als seine Zeichnungen und Kartons. Könige starb in Erlangen.
[* 67] -
Vgl. Ebrard, Gustav Könige, sein
Leben und seine Kunst (Erlangen 1871).
Koenig, Heinr. Io's., Romanschriftsteller, geb. zu Fulda, besuchte das dortige
Gymnasium, wurde 1813 Accisekontrolleur und 1816 Finanzsekretär daselbst. 1819 nach Hanau ver- setzt, ward er hier in die
polit. Bewegungen jener Jahre hineingezogen; als Abgeordneter der Opposi- tion im Hess. Landtag mehrfach gemahregelt, 1831 erkommuniziert,
wurde er 1839 nach Fulda als Öbergerichtssekretär versetzt, bis er 1847 seinen Ab- schied nahm und
nach Hanau zurückkehrte. 1860 siedelte er nach Wiesbaden
[* 68] über, wo er starb. Seinen litterar. Ruf begründete Könige mit
einer Reihe histor. Romane, von denen «Die hohe Braut» (2 Bde., Lpz. 1833)
und «Die Klubbisten in Mainz»
[* 69] (3 Bde.,
edd. 184?) die bekanntesten sind. Letzteres Werk gehört in seiner künstlerischen Reife und reichen Gestaltenfülle zu den
bessern histor. Ro- manen Deutschlands.
[* 70] Eine Sammlung seiner zer- streuten Novellen veröffentlichte in «Deutsche
[* 71] Familien» (Wiesb. 1862). Dem Haupthelden seiner «Klubbisten in Mainz»,
Georg Forster, hat er auch eine eingehende Biographie («Georg Forsters Leben in Haus und Welt», 2. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1858) gewidmet.
Die meisten Werke K.s sind in den «Ge- sammelten Schriften» (Bd. 1-20, Lpz.
1854-69) vereinigt. Eine Auswahl seiner größern Romane erschien in 15 Bdn. (ebd. 1875). König, Joh.
Gerhard, Naturforscher, geb. zu Lemenen oder Ungernhof in Äo- land, gest. als dän. Missionsarzt
in Tranquebar machte sich um die Kenntnis der ind., besonders malabarischen Flora verdient. König, Otto, Bildhauer,
geb. zu Meißen,
[* 72] besuchte bis 1862 die DresdenerAkademie und während weiterer vier Jahre das Atelier Häh- neis
daselbst.
Bald darauf (1868) wurde er Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Mu- seums in Wien. Von seinen zahlreichen,
fein em- pfundenen Arbeiten für das Kunstgewerbe sind zu nennen: ein Tafelaufsatz, im Auftrage des Kaifers von Österreich
[* 73] 1872 modelliert,
ein Schmuckkasten mit Venus und Amor u. dgl. sowie kleine
[* 65]
Figuren
in Bronzeguß: Amor als Briefträger, Pan
[* 74] mit dem Vacchusknaben u.f. w. An größern Bildwerken voll- endete
Könige das Grabdenkmal feiner 1874 an einem Tage gestorbenen Gattin und drei Kinder, die zum Andenken an Kaiser Maximilian von Mexiko
[* 75] in Pola
[* 76] aufgestellte trauernde Victoria
[* 77] aus Bronze,
[* 78] einen Crucifixus aus Marmor für das Mausoleum des
Erzherzogs Sigismund in Gmünd,
[* 79] dekorative Skulpturen für die Hofmuseumsgebäude und das Vurgtheater in Wien, eine Marmorfigur
der Venus und eine heil. Cäcilia.
Koenig, Rob., Schriftsteller, geb. zu
Danzig,
[* 80] studierte Philologie und Theologie, wurde 1854 Rektor der Cäcilienschule (höhere Töch- terschule) in Oldenburg,
[* 81] 1858
Inspektor
der Gouver- nantenanstalt in Droyßig bei Zeitz,
[* 82] lebte 1860-63 in Lausanne,
[* 83] war bis 1889 Redacteur der
Wochen- schrift «Dabeim» in Leipzig, trat 1889 aus Gesund- heitsrücksichten zurück und lebt seitdem in Potsdam.
[* 84] Außer mehrern
pädagogischen Schriften veröffent- lichte er: «Der große Krieg von 1870» (2. Aufl., Lpz. 1872),
einen «Abriß der deut- schen Litteraturgeschichte» (2. Aufl.,
Lpz. 1890), «Deutsches Frauenlcden im deutschen Liede» (2. Aufl., Oldenb.
1891),
eine ibrer Illustrationen wegen sedr beliebte «Deutsche Litteraturgeschichte»
(23. Aufl., schönste Romane» (4 Bde.; Bd. 1, 4. Aufl., Lpz. 1891: Bd.
2-4, 3. Aufl., ebd. 1890). Koenig,Rud., Akustiker, geb. zu Königsberg
[* 86] i. Pr., befuchte
(1840-51) das Kneip- höfifche Stadtgymnasium daselbst, ging Ende 1851 nach Paris,
[* 87] wo er zu dem berüdmten Fabrikanten musikalischer
Saiteninstrumente Iean Vaptiste Vuil- laume in die Lehre
[* 88] kam und bald eine besondere Vorliebe für die
Akustik faßte, fodaß er 1858 eine Werkstätte für die Konstruktion akustischer Apparate errichtete. Er begann mit der Anfertigung
solcher Instrumente für den Unterricht und erhielt auf meb- rern AusstellungenMedaillen. Wissenschaftlichen Wert haben feine
Arbeiten über die Anwendung der graphischen Methode auf die Akustik, wozu ihm ein von ihm konstruierter
Phonautograph ss. d. und Tafel: Schall,
[* 89] Fig.
4) diente, über die Messung der Schallgeschwindigkeit, über die Klangsiguren, über die Tonveränderung bewegter Schallquellen,
über manometr. Flammen, über akustische «Stöße», über Normalstimmgabeln, über die Klangfarbe, zu deren Studium er eine
fog. Wellensirene (s. Sirene
[* 90] und Tafel: Schall, Fig. 10) konstruierte, u. s. w. Gesammelt erschienen
seine in Poggendorffs «An- nalen» zuerst publizierten Arbeiten u. d. T. «HusIquoZ Lxp6li6nc63
ä'acou3tihu6» (Par. 1882). Auch schrieb er einen «^t^IoZuk
cl63 ^pparsils ä'^conZtiHne» (1859, 1865 illustriert, 1873, 1882 u. 1889 illu- striert,
in drei Sprachen). -
Könige, Bücher der, eine Schrift des alt- testamentlichen Kanons, die eine vom Standpunkt der Reform Iosias und des deuteronomifchen
Gesetz- buches unter Auszügen aus ältern Schriften ent- worfene Übersicht über die Geschichte Israels von der Thronbesteigung
Salomos bis zur Begnadigung Iojachins (561) vorstellt. Sie zerfällt in zwei Bücher, die aber nur ein
Werk ausmachen; die Trennung in zwei Teile rührt von der Septuaginta ber. Die Darstellung setzt ein, wo die Bücher Samuelis
schließen.
Hat auch das Königsbuch seine jetzige Gestalt frühestens im Exil erhalten, fo bildet seinen Kern doch wahrscheinlich eine
unter Iosia verfaßte Arbeit, die Israels Geschichte bis zur Reform herab- führte und später zu dem jetzigen
Umfange erweitert wurde. Vom Inhalt des Königsbuches können nur die aus ältern Quellen entnommenen Erzählungen und Auszüge
als histor. Quellen gelten. Die Chrono- logie ist augenscheinlicb künstlich überarbeitet, na: mentlich enthalten die Synchronismen
zwischen bei- den Reichen viele Unrichtigkeiten. Die Verfasser ! wollen überhaupt nicht Geschichte im
jetzigen SinneArtikel, die man unter K vermißt, sind untcr (5 aufzusuchen.
¶
forlaufend
553
schreiben, sondern die Erinnerungen an die Ver- gangenheit zu religiös belehrenden Zwecken an- wenden. Daher haben die polit.
Ereignisse und be- sonders die kriegerischen Thaten der Könige sür sie uur geringes Interesse. Diese Eigenart des Königs-
buches verschuldet es, das; man sich ein einigermaßen lückenloses Bild von der Entwicklung Israels unter
der Königsherrschaft nicht mehr entwerfen kann. Den besten Kommentar zum Königsbuch schrieb Thenius (Lpz.
1849; 2. Aufl. 1873). Könige, .heilige drei, s. Drei Könige. Königgrätz.
[* 92]
1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen,
[* 93] hat 701,91 hkm und (1890) 94671 (46063 männl., 48608 weibl.) czech. E., 149 Gemeinden
mit 221 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Horic, und Nechanitz. - 2) Königgrätz, czech.
HrHä6c Ki'älove, königl. Kreisstadt und Sitz der Bezirks- hauptmannschaft, eines Kreis- und eines Bezirks- gerichts (282,28
^m, 44827 czech. E.), Bischofs sowie des Kommandos der 20. Infanteriebrigade, bis 1884 Festung,
[* 94] an der Einmündung der Adler
[* 95] in die obere Elbe, in 244 in Höhe, an den Linien Chlumetz-Geiersberg-^tittelwalde und Deutsch- Brod-Königgrätz-Liebau
der Österr.
Nordwestbahn und Königgrätz- Wostromer derVöhm. Konnnerzialbahnen, in frucht- barer Gegend, hat (1890) 7816, mit der benach- barten
Schlesischen Vorstadt und Neu-Königgrätz 10816 meist czech. E., in Garnison 1 Bataillon des 18. Infanterieregiments «Erzherzog
LeopoldSal- vator», den Stab
[* 96] und 2 Bataillone des 42. Infan- terieregiments «Ernst August, Herzog von Cumber-
land, Herzog zu Braunschweig
[* 97] und Lüneburg»
[* 98] und das 27. Divisionsartillerieregiment, eine got. Kathedrale (1303), St. Clemenskapelle
(1574) mit einer großen Glocke (9800 KZ), ein Rathaus, eine bischöfl.
Residenz mit Bibliothek und den Porträten sämtlicher Bischöfe, ehemaliges Iesuitenkollegium, Theater
[* 99] und schöne Maricnstatue (1737). Ferner bat Königgrätz eine bischöfl. Diöcesananstalt und ein thcol. Seminar,
ein czech. Staatsobergymnasium (1642 ge- gründet), eine czech. Oberrealschule, höhere Mädchen- schule, Lehrerbildungsanstalt
und Fachschule sür Kunstschlosserei und eine Sammlung von Alter- tümern. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von
Maschinen, Blechinstrumenten, Handschuhen, Wachskerzen, Farben und Steinpappe; weiter be- stehen eine Brauerei und
bedeutender Gemüsebau.
Das alte Schloß wurde 1632 der Königin Elisabeth als Witwensitz angewiesen, daher der Name Hradec Krälove, d. h. Königingrätz.
In der Gegend von Königgrätz wurde 3. Juli die Ent- scheidungsschlacht des DeutschenKrieges von 1866 (s. Deutscher Krieg von 1866), die
Schlachtvon Königgrätz (häufig, besonders von Franzosen und Engländern, auch Schlacht von Sadowa genannt) geliefert.
(Hierzu Karte: Die Schlacht von Königgrätz.) Die österr. Armee (178000 Mann) unter Feldzeug- meister Benedek, verbunden mit
den sächs. Truppen (20800 Mann), hatte sich nach ungünstigen Gefech- ten und dem Verluste von Iicin (Gitschin) nord- westlich
von Königgrätz versammelt, um hier eine Haupt- schlacht anzunehmen.
IhreStellung hinter der sumpfigen Bistritz war günstig, der rechte Flügel an den schwer zu überschreitenden Trotinabach,
der linke an das Dorf Necbanitz gelehnt, die Mitte auf einem terrassenförmig ansteigenden Höhenzuge. Auf diesem standen
von reckts nach links das 2., 4. (Chlum-Nedelischt), 3. (Lipa-Cblum), 10. österr. und königlich sa'än.
Armeekorps (Popowitz) sowie die 1. leichte Kavalleriedioision (Probluz-Prim). Die Artillerie (770 fast durchweg gezogene Geschütze)
[* 100]
beherrschte das freie Vorgelände, dessen Entfer- nungen ihr genau bekannt, zum Teil sogar bezeich- net waren. Für die Batterien
waren Geschütz- stellungen eingeschnitten, besonders bei Nedelischt, Lipa und Chlüm.
Bei Eadowa und Venatek waren zwei vorliegende Wäldchen als Stützpunkte mit Ver- hauen versehen. In Reserve standen das 1. Armee-
korps bei Rosnitz, das 6. bei Wschestar, das 8. hinter dem sächs. Korps, die 2. leichte Kavalleriedivision bei Nedelischt,
die 1. und 3. Reservekavalleriedivision bei Swety, die 2. bei Briza. über die Elbe waren zwischen Lochenitz
und Predmeritz sowie bei Placka Brücken
[* 101] geschlagen. Die preuh. Armee sollte für den 3. Juli Ruhetag haben, da die Truppen sehr
erschöpft waren.
Die Elbarmee, unter GeneralHer- warth von Bittenfeld, bildete den rechten Flügel bei Smidar, die Erste Armee nebst dem Kavalleriekorps,
unter Prinz FriedrichKarl, stand bei Horitz; die ZweiteArmee, unter dem Kronprinzen, 22 km ent- fernt bei Königinbof und Gradlitz.
Im ganzen be- trug die preuß. Streitkraft 220 984 Mann. Am 2. Juli, abends 11 Uhr,
[* 102] ging die Meldung ein, dah die Österreicher
über die Elbe vorgegangen seien und den Abschnitt der Bistritz besetzt hätten.
Der König beschloß sogleich den Angrifs, und die Befehle zum Vormarsch gingen an alle Korps ab. Die Armee des Prinzen FriedrichKarl sollte in der Front den Feind beschäftigen, während die des Kronprinzen gegen dessen reckte, die Elbarmee gegen
die linke Flanke ihren Angriff richteten. Um 8 Uhr morgens, 3. Juli, wurde die Schlacht eröffnet, die der König
von einer Höhe bei Sadowa leitete. Die Preußen, mit einem furchtbaren Artilleriefeuer em- pfangen, überschritten die Bistritz
und kämpften mit großen Verlusten um die Wäldchen von Sadowa und Venatek und die vor der Hauptstellung liegen- den
Dörfer, fanden aber einen so hartnäckigen Widerstand, daß die Schlacht gegen Mittag zum stehen kam.
Der König hielt mit äußerster An- strengung das Gefecht durch Artillerie hin, wobei die österr. Artillerie mit ihren gezogenen
Geschützen sehr im Vorteil war, bis gegen 2 Uhr der Kanonen- donner der ZweitenArmee in der rechten Flanke
des Feindes erschallte. Dort grifsen die Garden an und entwickelten ihre ganze Artillerie, die der österr. Reserve furchlbare
Verluste zufügte. Das 6. Korps erzwang sich den Übergang über den Trotinabach, und Venedek muhte die Stellung seines durch
den eigenmächtigen Linksabmarsch des 4. Armeekorps stark gefährdeten rechten Flügels verändern. Im
Centrum zog der König seine letzte Reserve (3. Armee- korps) vor; die Kolonnen des Kronprinzen, die jetzt eintrafen, nahmen
mehrere Dörfer und erstürmten endlich die Höhen von Chlum, den Schlüsselpunkt der StellungBenedeks.
Jetzt gab der König Befehl zum allgemeinen Vorrücken und setzte sich selbst an die Spitze der Reservekavallerie.
Vor diesem um- fassenden Angriff konnten die Österreicher ihre Stel- lungen nicht mehr behaupten. Ihre Reservekavallerie opferte
sich heldenmütig, um den Rückzug der ziem- lich aufgelösten Infanterie gegen die zur Verfolgung vorbrechende preuß.
Kavallerie zu decken. Zwischen 3 und 4 Uhr war die Schlacht entschieden, aber der Kampf wütete fort bis
unter die Kanonen vonK., so- daß die Schlacht über 12 Stunden dauerte. Der ver- einigte Vorstoß der drei preuß. Armeen traf
hinter der österr. Stellung zusammen. Die Elbarmee war Artikel, die man unter K venuisjt, sind unter E aufzusuchen.
¶
forlaufend
554
nicht in der Lage, sogleich wirksam eingreifen zu können. Dagegen drang die 11. Division (Zastrow) über Rosnitz und Vriza
gegen die im Rückzug be- findlichen Vtasscn mit großem Erfolg vor und nahm noch nach 6 Uhr 52 Geschütze sowie 5000 Mann
gefangen. Die Österreicher verloren 1313 Offiziere, 41499 Mann, darunter 202 Offiziere, 12677 Mann unverwundet
gefangen, die Sachsen 55 Offiziere, 1440 Mann. 187 Gcschütze gingen verloren. Die Preußen büßten 360 Offiziere und 8812 Mann
ein.
Die Schlacht führte zwar zunächst nicht zum Friedens- schluß, entschied jedoch den schließlichen Ausgang des ganzen Krieges.
Vgl. die preuß., österr. und sächs. Generalstabs-
werke; ferner: Iähns, Die Schlacht bei Königliche
[* 104] (Lpz. 1876), und von Schleinitz, Vergleichende Betrach- tungen über die Schlachten
[* 105] von Belle-Alliance und Königliche (Berl. 1876).
Königin, in der Bienenzucht,
[* 106] s. Biene.
[* 107] Königin-Charlotte-Inseln, Gruppe an der Westküste von Nordamerika,
[* 108] durch die Vancouver-
straße vonBritisch - Columbia getrennt, bedeckt 13 200 hlliu. Graham- und Moresby-Island, die beiden größten,
werden durch das Skidegate Inlet getreimt. Die Königliche haben Fjordküsten, sind gebirgig, mit Wald und Moos bedeckt und von wenigen
Indianern (Fischern) bewohnt. Sehr stark sind die Niederschläge. Königin - Charlottesund, Charlotten- straße, der nördl.
Teil der Straße zwischen der InselVancouver und der Westküste von Britisch- Columbia
[* 109] in Nordamerika. Königin
der Nacht, Pflanze, s. Oi-eus. Königin des Westens, Beiname von Cin- cinnati (s. d.). Königinhof.
1) Bezirkshauptmauuschaft in Böhmen, hat 550,85 cikm und (1890) 63808 (32176 mä'nnl., 31632 weibl.) E. in 84 Gemeinden
mit 129 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Iaromer und Königliche. - 2) Königliche, czech.
Xi^iovo vvüi- naä Indern, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmann- schaft, am linken Elbufer, in 341 in Höhe und an der Linie
Iofephstadt-Reichenberg-Seidenberg der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (168,46 ykm, 28187 E.),
hat (1890) 8635 czech.
E., Post, Telegraph,
[* 110] ein czech. Kommunal- Untergymnasium, eineWebschule; Baumwollwaren- fabriken, Färbereien,
Flachsgarnspinnerei, Dampf- brettfäge, Brauerei, Kunstmühle. Königliche ist bekannt als angeblicher Auffindungsort der Königinhofer
Hand- schrift (s.d.), zu deren Erinnerung das Zabojdenkmal (1857)'errichtet ist. Bei Königliche fand ein Gefecht statt; die
Österreicher wollten den Über- gang ihres 10. Armeekorps über die Elbe decken, aber die Avantgarde des preuß.
Gardekorps eroberte und warf sie über die Elbe zurück.
Königinhofer Handschrift (Kukopis Xialo ävoi-äkj), ein Bruchstück von 12 kleinen Pergament- blättern und 2 Blattstreisen,
die altböhmische epische und lyrische Gedichte enthalten und nach Schrift und Sprache
[* 111] aus dem Ende des 13. oder aus der ersten
Hälfte des 14. Jahrh, stammen sollten. Die Königliche H. hat Hanka (s. d.) in
Königinhof gefunden und im Herbst desselben Jah- res ist auch die sog. Grünberger Handschrift entdeckt, die das poet. «Gericht
Libuschas» enthält und aus dem 9. Jahrh, stammen soll. Die Gedichte wurden seit 1819 vielmal und meist zusammen herausgegeben
und vielfach übersetzt, deutsch von W. A. Swoboda (Prag
[* 112] 1819) und Math. GrafThun («Gedichte aus Böhmens Vorzeit», ebd.
1845);
eine Sammlung von Übersetzungen beider Hand- schriften gab Hanka u. d. T. «^oi^iotta
Xralo clv0r3^6ii0 I5uk0pi8u» (ebd. 1852) heraus.
Beide Handschriften sind jedoch Fälschungen der Neuzeit. Die Grünberger Handschrift hat Do- browfkh
gleich nach ihrem Bekanntwerden (1824) für unecht erklärt; Palacky dagegen und Echafarik haben sie in Schutz genommen (1840).
Nach länge- rer Ruhe begann der Streit aufs neue, zuletzt wieder 1886 infolge von Gebauers Artikel «Königliche H.» in der «AllgemeinenEncyklopädie» von Ersch und Gruber, wo der Zweifel an der Echtheit der Hand- schrift philologisch gestützt
wurde. Gebauer hat dann in dem Aufsatz «Ünechtheit der Königinhoser und Grünberger Handschrift» (im «Archiv für slaw. Philo-
logie», X-XI) über die neuern Forschungen be- richtet, deren Gesamtergebnis er in der Schrift «?0uc6iii 0 MäelHi^cn
i-ukopisicli I^i^iovoci- V0l8keni 3.26i6N0^0i'3li6m» (Prag 1889) dargestellt hat. Die Nnechtheit beider
Handschriften ist dadurch vollständig erwiesen. -
Vgl. I. Knieschek, Der Streit um die Königinhofer und Grüneberger Handschrift
(Prag 1888), und Deutsche Zeitschrift für Geschichts- wissenschaft, 1889, 1890. Königin-Marien-Hütte, s.
Cainsdorf. Königin Pelös Haar,
[* 113] fadenförmige Obsidian- gebilde, s. Obsidian. König-Karl-Land, SchwedischesVorland, kleine
Inselgruppe östlich von Spitzbergen, von Walfängern oft mit Gillisland (s. d.) verwechselt. Es sind wahrscheinlich
drei Inseln, deren west- lichste etwa 45 km lang ist. Fauna und Flora sind ebenso dürftig wie auf Spitzbergen. - Königliche wurde 1617 vom
Engländer Wiche, 1864 von einer schwed. Expedition, 1870 von Heuglin und GrafZeil ge- sehen, 1889 von Kückentbal und Walter
umfahren. König-Karls-Südland, s. Feuerland. Königlich Bayrische Dampfschiffahrts- anstalt, s. Donau (Bd.
5, 3. 418 a).
Königliche Hoheit, s. Hoheit. Königliche Kunst, s. Freimaurerei. Königliche
Porzellan-Manufaktur zu Ber- lin. Die Königliche Porzellan-Manufaktur zB. wurde, nachdem bereits 1750-57 Wegely sich in Berlin mit der Anfertigung
von Por- zellan (die seltenen Fabrikate haben als Marke ein blaues V) besaht hatte, 1761 von dem Kausmann
Gotzkowsky gegründet, 1763 von König Friedrich II. zur königl. Manufaktur erklärt. Auch von den nach- folgenden Königen
wurde die Fabrik in jeder Weise gefördert, ausgezeichnete Künstler waren für sie tbätig und erwarben ihren Erzeugnissen
wohlver- dienten Ruhm.
Während der Regierung Friedrichs d. Gr. wurde im Rokokogcschmack gearbeitet; später wurden dem herrschenden
antikisierenden Stil manche Zugeständnisse gemacht, doch kam man dald wieder auf das Rokoko zurück, das auch heute noch
mit Vorliebe in der Königliche Porzellan-Manufaktur zB. angewendet wird. Die Porzellanmasse der Anstalt zeichnet
sich durch feines Korn und große Härte aus. 1830 erfand Direktor Frick die sog. Lichtschirmmasse,
aus der transparente Porzellanbilder oder Lithophanien (s. d.) hergestellt wurden, die noch heute als Fensterschmuck,
Licht- schirme u. dgl. beliebt sind. Eine weitere
Errungen- schaft war das Seger-Porzellan, benannt nach dem 1893 verstorbenen Vorsteher der chem.-technischen Versuchsanstalt,
Prof. Seger, das vermöge seines leichtern Brennens die Anwendung reicherer FarbenArtikel, die man unter
K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
¶