Keratomykose
(grch., Ceratomycosis aspergillina), die Ansammlung von Schimmelpilzen (Aspergillus, s. d.) in der Hornhaut des Auges im Anschluß an Verletzungen.
(grch., Ceratomycosis aspergillina), die Ansammlung von Schimmelpilzen (Aspergillus, s. d.) in der Hornhaut des Auges im Anschluß an Verletzungen.
oder Keratosen (grch.), Hautkrankheiten, [* 2] welche auf einer Anomalie [* 3] des Verhornungsprozesses der Oberhaut beruhen, wie die Fischschuppenkrankheit, das Hauthorn und Hühnerauge, die Psoriasis (s. die betreffenden Artikel) u. a.
(grch.), Staroperation, bestehend in Durchstechung der Hornhaut mit nachfolgender Zerstückelung der Linse. [* 4]
(grch.), künstlicher Ersatz der narbig degenerierten Hornhaut des Auges durch eingeheilte Stücke von menschlicher oder tierischer Hornhaut.
s. Keratonosen. ^[= oder (grch.), Hautkrankheiten, welche auf einer Anomalie des Verhornungsprozesses ...]
(grch.), eine mit abwechselnd weißen und schwarzen konzentrischen Ringen bemalte kreisrunde Scheibe, die zur Prüfung der Hornhautkrümmung dient, indem der Beobachter dieselbe in der Hornhaut spiegeln läßt und das Spiegelbild durch eine Öffnung in der Mitte der Scheibe betrachtet.
(grch.), Retinoskopie, Skiaskopie, eine Methode der Refraktionsbestimmung des Auges, bei der das von einem Hohl- oder Planspiegel auf den Augengrund entworfene Bild einer Flamme [* 5] und der daneben liegende Schatten [* 6] beobachtet wird.
Emile, Graf de, franz. Publizist und Politiker, geb. zu Paris, [* 7] trat 1854 als Freiwilliger in das 1. Regiment der Chasseurs d'Afrique, schiffte sich 1861 nach Mexiko [* 8] ein, wirkte dort längere Zeit als Eskadronschef unter den Konterguerrillas und als Bazaines Ordonnanzoffizier, nahm jedoch 1865 seinen Abschied aus der Armee. Bei den allgemeinen Wahlen 1869 wurde er im Depart. Finistère als liberaler Oppositionskandidat gewählt. Am übertrug ihm die Regierung der Nationalverteidigung den Posten des Polizeipräfekten von Paris.
Als solcher verordnete er sofort die Vertreibung der daselbst wohnhaften Deutschen und die Auflösung der bewaffneten Polizeidiener (Sergents de ville), die er durch unbewaffnete Friedenswächter (Gardiens de la paix) ersetzte. Schon 12. Okt. legte er indes sein Amt wieder nieder, verließ mittels eines Luftballons die belagerte Hauptstadt und wandte sich nach Tours, [* 9] wo er mit Gambetta in Streit geriet und sich ins Privatleben zurückzog, bis ihn Thiers 1871 zum Präfekten in Toulouse [* 10] und bald darauf in Marseille [* 11] ernannte.
Doch fehlte es ihm für diese Ämter an Takt und Mäßigung; er nahm seine Entlassung und kehrte nach Paris zurück, wo er sich wieder mit Journalistik beschäftigte. Außer verschiedenen Komödien schrieb Kératry mehrere interessante polit. Flugschriften: «La Contre-Guerilla française au Mexique» (Par. 1867),
«L'élévation et la chute de l'empereur Maximilien» (ebd. 1867; deutsch Lpz. 1867),
«La créance Jecker» (1868),
«Le [* 12] 4 septembre et le gouvernement de la défense nationale» (Par. 1872),
«L'armée de Bretagne 1870-71» (1874),
«Bas-fonds et sommets» (anonym 1878),
s. Anthriscus. ^[= Hoffm., Pfianzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit 10 größtenteils ...]
oder Meschhed-Hussén, Stadt im asiat.-türk. Wilajet Bagdad, an einem Kanal, [* 13] rechts vom Euphrat, 96 km im SSW. von Bagdad, von Dattel- und Maulbeerpflanzungen umgeben, enthält das Grabmal Husejns (s. d.).
s. Anthriscus. ^[= Hoffm., Kerbel, Pfianzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit 10 größtenteils ...]
[* 14] (lat. Cerberus), in der griech. Mythologie der grausige Hund der Unterwelt, den Typhon mit der Echidna erzeugt hatte. Hesiod giebt ihm 50 Köpfe. Auf ältern Vasenbildern wird er bald mit einem, bald mit zwei, bald mit drei Köpfen abgebildet, oft auch mit einem Schlangenschweif und mit Schlangen, [* 15] die ihm aus dem Leibe oder aus dem Haupte wachsen und sich um seinen Leib ringeln. Später wird er als dreiköpfig oder hundertköpfig geschildert. Er bewachte den Eingang des Hades und schmeichelte den Hereintretenden; wer aber zurück wollte, den ergriff und verschlang er. Herakles [* 16] holte ihn aus der Unterwelt herauf.
im altdeutschen Handel und Wandel ein Stück Holz, [* 17] auf dem vom Gläubiger die Schuldsummen durch Einschnitte (Kerben) bezeichnet wurden. Das Kerbholz diente zur Berechnung zwischen Schuldner und Gläubiger. Hieraus erklärt sich der Ausdruck «etwas auf dem Kerbholz (d. i. auf Rechnung) haben». Unter den Bergleuten ist das Kerbholz ein fingergroßes Stück Holz, worauf der Bergmeister seinen Namen zeichnet und das er zur Citation gebraucht. Bei den Leinwebern sind Kerbholz mit Kerben versehene Hölzer, die über den Schäften des Leinweberstuhls angebracht sind, um die Schäfte höher oder niedriger zu hängen.
s. Lippfische.
(Crenatula), Gattung der Vogelmuscheln (s. d.) mit acht, die wärmern Meere bewohnenden Arten.
s. Säge. [* 18]
eine für Holzflächen gebrauchte Verzierungsart, die darin besteht, daß einer Fläche das Einförmige durch rhythmisch wiederkehrende nicht zu tiefe Einschnitte genommen wird. Besonders eignet sich diese Dekorationsart für kleinere Gebrauchsgegenstände, wie z. B. Brotteller, Dosen, Kassetten, Briefbehälter, Tintenlöscher, Nadelbüchsen u. s. w. Die geometr. [* 1] Figuren werden auf das Holz selbst gezeichnet und mit einfachen Werkzeugen (Balleisen, [* 19] Hohleisen, Geißfuß) ausgearbeitet. Als Material eignet sich besonders Linden-, Ahorn-, Birnbaum-, Nuß- und Eichenholz. -
Vgl. P. Neumann, Lehrgang für den Kerbschnitt (2. Aufl., Lpz. 1890);
J. Koch, Der Kerbschnitt, 35 Vorlegeblätter mit Text (Karlsr. 1891);
Roth, Anleitung zur Kerbschnitzerei (3. Aufl., Lpz. 1892).
s. Insekten. ^[= (lat. Insecta, d. h. Eingeschnittene; grch. Entoma, was dasselbe bedeutet, oder Hexapoda, d. ...] [* 20]
der Choaspes der Alten, linker Nebenfluß des Schatt el-Arab, kommt aus den Bergen [* 21] der pers. Provinz Ardikan, durchfließt Luristan und Chusistan und mündet als Seimerre 65 km oberhalb Basra.
Falten (Valvulae conniventes Kerckringii), die drüsenreichen Schleimhautfalten des Dünndarms, benannt nach dem Hamburger Anatomen Theodor Kerckring (1640-93).
(grch.), Personifikationen des Todesverhängnisses, ursprünglich die zu blutlechzenden Dämonen gewordenen Seelen Verstorbener.
Eins der Hesiod beigelegten Gedichte schildert die Keren als gräßliche Ungeheuer, dunkelfarbig, mit ihren weißen Zähnen knirschend, bluttriefend, untereinander selbst streitend um die in der Schlacht Gefallenen, denen sie das Blut aussaugen.
Zuletzt werden sie als strafende Rachegöttinnen mit den Erinnyen [* 22] zusammengestellt. -
Hauptort der Bogos (s. d.), seit 1889 von den Italienern besetzt (s. Erythräa).
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
Kerénsk.
1) Kreis [* 25] im westl. Teil des russ. Gouvernements Pensa, wellige Landschaft mit Schwarzerde, hat 2704,6 qkm, 106049 E., darunter 30000 Meschtscherjaken;
Ackerbau, Viehzucht, [* 26] Tuch-, Pottaschefabriken und Ölmühlen. –
2) Kreisstadt im Kreis K., am Wad (durch die Mokscha zur Oka gehend), hat (1892) 10931 E., Post, Telegraph, [* 27] 4 Kirchen, 1 Nonnenkloster und Holzhandel.
eigentlich Keretj, See im Kreis Kem des russ. Gouvernements Archangelsk, 120 km nordnordwestlich von Kem, 250 qkm groß.
Sein Abfluß Kerét mündet nach 55 km östlich in die Kantalachtibucht des Weißen Meers.
Beide Kerét führen Perlmuscheln.
s. Insekten. ^[= (lat. Insecta, d. h. Eingeschnittene; grch. Entoma, was dasselbe bedeutet, oder Hexapoda, d. ...]
soviel wie Insektenfresser. ^[= (Insectivora), kleinere Raubtiere von meist plumpem Bau, mit langem, spitzem Kopfe, scharfen ...] [* 28]
s. Insekten. ^[= (lat. Insecta, d. h. Eingeschnittene; grch. Entoma, was dasselbe bedeutet, oder Hexapoda, d. ...]
(spr. kärrg’len-) oder Desolationinsel, franz. Inselgruppe im südl. Indischen Ocean zwischen 48°39′ und 49°44′ südl. Br. und 68°42′ bis 70°35′ östl. L. von Greenwich, hat 3414 qkm, tiefe, an Häfen reiche Fjords und steile Küsten. Die größten Häfen sind Cristmas Harbour an der nördl., Royal Sound an der südl. Küste. Der Bau ist vulkanisch; auch will man auf der Südseite Spuren eruptiver Thätigkeit gefunden haben.
Die Berge (Mount-Roß 1865 m, Mount-Richards 1220 m) sind von Gletschern bedeckt. Die Scenerie ist großartig, Flüsse [* 29] und Seen durchfurchen die Oberfläche. Steinkohlen kommen vor. In der aus Kräutern und Gräsern, Moosen und Flechten [* 30] zusammengesetzten Flora spielt der Kerguelenkohl (Pringlea antiscorbutica W. Anderson et R. Br.), eine Krucifere, eine Rolle und steigt bis 700 m hoch am Mount-Crozier (991 m) hinan. Ende Oktober beginnt die Blütezeit der meisten Pflanzen im Thal, [* 31] und im Januar rückt die Schneegrenze von 600 m auf 900 m in die Höhe, sodaß nur noch die höchsten Kämme und Zacken schneebedeckt bleiben.
Überreich ist die Inselgruppe an Seelöwen, Rüsselrobben u.a.m., an Pinguinen, Albatrossen, Kormoranen, Sturmvögeln und andern Seevögeln. Landtiere sind durch eine Anzahl Rüsselkäfer, [* 32] einen einzigen Eulenschmetterling und durch einige Fliegen [* 33] vertreten; diese Tiere sind sämtlich unfähig zu fliegen. Kerguelenland ist unbewohnt. Die Inseln wurden 1772 von Kerguelen Tremarec entdeckt, 1776 landete Cook, der den insularen Charakter feststellte. 1874 befanden sich auf Kerguelenland deutsche, engl. und amerik. Stationen zur Beobachtung des Venusdurchgangs. 1893 wurden die Inseln von Frankreich in Besitz genommen. Ausführliche Nachrichten über Kerguelenland enthalten die Reisewerke von Cook, James C. Roß und die von der Gazelle- und der Challenger-Expedition, sowie Hookers Flora antarctica.
Tremarec (spr. kärrg’len -réck), Ives Joseph de, franz. Seemann, geb. um 1745 zu Quimper in der Bretagne, wurde 1771 mit einer Expedition nach Isle-de-France beauftragt, auf welcher er 13. Febr. 1772 Kerguelenland (s. d.) entdeckte. Nach einer zweiten Entdeckungsreise 1773 wurde er angeklagt, eine Abteilung seiner Mannschaft absichtlich auf einer unwirtbaren Insel zurückgelassen zu haben, und mit Gefängnis bestraft, obgleich er nachwies, daß jene Mannschaft gerettet worden war. Später machte er noch einige Seereisen und wurde in der Schreckenszeit verhaftet und nachher verabschiedet. Er starb 1797. Außer mehrern Seekarten veröffentlichte er «Relation d’un voyage dans la mer du nord» (Par. 1771; deutsch Lpz. 1772),
«Relation de deux voyages dans le mers australes et les Indes» (ebd. 1782),
«Relation des combats et des événements de la guerre maritime de 1778 entre la France et l’Angleterre» (ebd. 1796).
Pascha, s. Abd ul-Kerim Pascha. ^[= türk. General, geb. 1811 zu Tschirpan im heutigen Ostrumelien, war 1828-29 im Kriege gegen ...]
Gnostiker, s. Cerinthus. ^[= der erste bekannte christl. Gnostiker (s. Gnosis), welcher vom Judenchristentum ...]
bei den alten Geographen Titius, Fluß in Dalmatien, entspringt aus einer Felsenhöhle unweit der bosn. Grenze und fließt, mit mehrern Bächen vereinigt, zuerst von O. nach W., hierauf von N. nach S. bis 5 km oberhalb von Scardona, wo er sich zum See erweitert und links die Cikola aufnimmt, dann nach W. zum Meere, das er bei Sebenico erreicht. Die Kerka ist 60 km lang, durchschnittlich 40 m, bei Scardona aber 300 m breit, von da an 6–7 m tief und stürzt in 5 Absätzen herab. Von der Mündung bis zum Wasserfall bei Scardona wird sie mit Segelschiffen befahren. Sie bildet bei Knin einige Sümpfe, bei Babadol den ersten Katarakt, durchzieht dann den wüsten, mit Steinblöcken übersäeten Landstrich «Bukovica» und bildet bei Mailanović den ersten, bei Scardona den zweiten großen Wasserfall (16 m), einen der schönsten Europas.
Inselgruppe an der Nordküste Afrikas, die Kleine Syrte im N. begrenzend, zu Zeiten des Skylax noch eine Insel, bedingt die Sicherheit des Hafens von Sfax (30 km im W.).
Die 12000 E. treiben Fischfang, Korallenfischerei sowie Fabrikation von Matten und Körben aus Esparto.
s. Hessische Eisenbahnen 2.
s. Flecktyphus.
(d. i. Schwänzlinge), in der griech. Sage diebische, wegelagernde, neckische Kobolde. Das Märchen von ihnen war an vielen Orten Griechenlands und Kleinasiens verbreitet, insbesondere aber am Öta und den Thermopylen heimisch, hier wie anderwärts in Verbindung mit Herakles, so schon in einem alten Gedicht, das dem Homer beigelegt wurde. Obwohl von ihrer Mutter vor Herakles gewarnt, wagten sie (Olos und Eurybatos) sich doch auch an ihn, nachdem sie dem schlafenden Helden die Waffen [* 34] geraubt hatten. Dieser ergriff sie und hing sie an einem Tragebalken über seine Schultern, gab sie aber, durch ihren Galgenhumor erheitert, bald wieder frei. Eine altertümliche Metope vom Tempel [* 35] in Selinus (jetzt im Museum zu Palermo) [* 36] zeigt eine Darstellung dieses Abenteuers.
das Corcura der Alten, offiziell Schechr-Zor oder Sul, Stadt in der asiat. Türkei, [* 37] im Wilajet Mosul, 224 km im N. von Bagdad, nahe den Quellen des Adhem, mit etwa 15000 E., meist Kurden, zu einem Drittel christl. Chaldäer, hat verfallene Mauern, eine Citadelle, 3 kath.
Kirchen und 3 Klöster;
in einer der Moscheen wird der berühmte Sarkophag [* 38] des Daniel und der hebr. Kinder gezeigt.
Töpferei, Gerberei, Kattunfabrikation, Handel und Weinbau sind die Erwerbszweige.
griech. Insel und Stadt, s. Korfu. ^[= (ital.; griech. Kérkyra oder Kórkyra; lat. Corcyra). 1) Insel, die nördlichste der Ionischen ...] [* 39]
Georg Heinr. Bruno, Metallurg, geb. 24. März 1824 zu St. Andreasberg, besuchte die königl. Bergschule (später Bergakademie) daselbst und studierte zu Göttingen [* 40] Chemie, Technologie und Mineralogie. 1846 wurde er Docent an der Bergschule, 1858 Bergamtsassessor und 1862 Professor in Clausthal. [* 41] 1867 wurde Kerl als Docent der Hüttenkunde, Probierkunst und chem. Technologie an die Bergakademie nach Berlin [* 42] berufen, 1870–92 war er Mitglied der technischen Deputation für Gewerbe, 1877–85 Mitglied des kaiserl. Patentamtes ¶
daselbst. K.s bedeutendstes Werk ist das «Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde» (3 Bde., Freiberg [* 44] 1855-56; 2. Aufl., 4 Bde., ebd. und Lpz. 1861–65). Unter seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben: «Der Oberharz, ein Wegweiser beim Besuche der Oberharzer Gruben» (Clausth. 1852),
«Der Kommunion-Unterharz, ein Leitfaden für den Besuch des Rammelsbergs» (Freiberg 1853),
«Anleitung zum Studium der Harzer Hüttenprozesse» (Clausth. 1857),
«Die Oberharzer Hüttenprozesse zur Gewinnung von Silber u. s.w.» (2. Aufl., ebd. 1860),
«Die Rammelsberger Hüttenprozesse» (2. Aufl., ebd. 1861),
«Grundriß der Salinenkunde» (Braunschw. 1868),
«Repertorium der technischen Litteratur» (Lpz. 1871 fg.),
«Grundriß der Eisenhüttenkunde» (ebd. 1875),
«Grundriß der Eisenprobierkunst» (ebd. 1875),
«Leitfaden bei qualitativen und quantitativen Lötrohruntersuchungen» (2. vermehrte Aufl., Clausth. 1877),
«Handbuch der Thonwarenindustrie» (2. Aufl., Braunschw. 1870),
«Grundriß der allgemeinen Hüttenkunde» (2. Aufl., Lpz. 1879),
«Probierbuch» (ebd. 1880; 2. Aufl. 1894),
«Grundriß der Metallhüttenkunde» (2. Aufl., ebd. 1881),
«Metallurgische Probierkunst» (2. Aufl., ebd. 1882),
«Fortschritte in der metallurgischen Probierkunst in den J. 1882–87» (ebd. 1887). Mit Stohmann bearbeitet er Muspratts «Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe» (4. Aufl., Braunschw. 1886–88). Seit 1859 ist Kerl Mitredacteur der «Berg- und Hüttenmännischen Zeitung».
(spr. -deck-), Inselgruppe im Großen Ocean, zwischen der Nordinsel Neuseelands und den Tonga-Inseln, mit einer Fläche von 55 qkm, wurde 1886 von den Briten in Besitz genommen.
Raoul und Macaulay sind fruchtbar, Curtis, Havre [* 45] und Esperance nur Felsenriffe.
Ein Versuch, die Inseln zu kolonisieren, welcher 1889 von Neuseeland aus gemacht wurde, scheiterte, da die Ansiedler nach kurzer Zeit dem Hungertode nahe waren.
oder Kirman, im Altertum Karmania.
1) Die südöstl. Provinz Persiens, zwischen Seistan und Belutschistan im O., Farsistan im W., Chorassan und Irak-Adschmi im N., gehört im N. der centralen Salzwüste (Wüste Lut) an; der südl. Teil ist Bergland, durch den Koh-rud gebildet, welcher die Provinz quer durchzieht. Den Südwesten bilden Randketten wie Baschkerd-Koh u. a. Das Sarhadd-Hochland vermittelt den Übergang nach Belutschistan. Wo die Südküste nach N. und NW. umbiegt, entsteht ein schmaler Küstenstrich, der mit den dahinter aufsteigenden Stufen Mogistan, d. h.
Dattelland, genannt wird. Das Klima gilt für ungesund; indes sind einige Striche in Narmaschir so gesund wie Schiras. Hauptprodukte sind Baumwolle, [* 46] Weizen, Gerste, [* 47] Gummi, vorzügliche Datteln, Schaf- und Ziegenwolle. Der Teil östlich von der Straße vom wichtigen Hafenort Bendarabbas (s. d.) nach Kerman ist von geringer Bedeutung und sehr spärlich bewohnt. – 2) Hauptstadt Kerman, die größte Stadt in Südostpersien, liegt in 1686 m Höhe, im S. der Wüste, hat 45 000 E., Mohammedaner, und zwar Perser (Tadschiks), Kurden, Hindu und Armenier sowie 1500 Parsen, zahlreiche Moscheen, Bäder und Bazare. Man verfertigt Seidenstoffe, namentlich Atlas, [* 48] Shawls aus Schafwolle und namentlich aus Ziegenhaaren, Wolldecken und Teppiche. Kerman ist Knotenpunkt mehrerer Karawanenstraßen, von denen die nach Herat und Kandahar den pers. Handel mit Indien, die nach W. und S. gerichteten den Verkehr mit Schiras und dem Persischen Golf vermitteln.
Dynastie, s. Seldschuken. ^[= türkisches, von Seldschuk, Sohn des Dekak, abstammendes Herrschergeschlecht aus der Bucharei, ...]
oder Kermanschahan (arab. Karmisin), Hauptstadt der pers. Provinz Ardilan, am westl. Ufer eines Nebenflusses des Gamas, in 1470 m Höhe an einem Bergabhange emporgebaut und von verfallener Backsteinmauer eingeschlossen, hat etwa 32 000 E.
Man verfertigt Teppiche und Waffen, treibt Obst- und Weinbau;
besonders wird Opium gewonnen. Kermanschah ist wichtig durch seine Lage an der Hauptstraße von Hamadan nach Bagdad;
Zweige gehen nach Täbris im N. und nach Disful im S. Merkwürdig sind die alten Baureste in der Umgegend. (S. Bisutûn.)
(arab.), Kermeskörner (Grana kermes), auch Scharlachkörner genannt, die erbsengroßen trächtigen Weibchen der Kermesschildlaus (Lecanium ilicis L.), die durch Anbohren und Aussaugen der im südl. Europa [* 49] und im Orient einheimischen Kermeseiche (Quercus coccifera L.) sich ernährt. Man sammelt die Weibchen gegen Ende des Monats Mai ein, tötet sie und bringt sie in getrockneter Gestalt unter dem Namen von in den Handel, weil sie namentlich früher (vor dem Bekanntwerden der roten Teerfarben) in der Färberei zur Hervorbringung eines bräunlichen Dunkelrots und zur Bereitung einer geringern Sorte von Karmin benutzt wurden. Kermes kosten (1892) im Großhandel 13 M. das Kilogramm. Nicht zu verwechseln mit diesem Farbstoff sind die Kermesbeeren (s. Phytolacca).
mineralischer (Kermes minerale), s. Antimonsulfür. ^[= Dreifach-Schwefelantimon, Sb2S3, existiert in einer krystallinischen schwarzen und einer orangeroten ...]
s. Phytolacca. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Phytolaccaceen (s. d.). Ihre in Amerika, ...]
s. Eiche ^[= (Quercus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Cupuliferen (s. d.). Ihre sehr zahlreichen ...] (Bd. 5, S. 762 a).
Kermesschildlaus, s. Kermes. ^[= # (arab.) (Grana kermes), auch Scharlachkörner genannt, die erbsengroßen trächtigen ...]
im gewöhnlichen Leben Bezeichnung für die im Innern einer Fruchthülle liegenden Samen, [* 50] wie Kirschkern, Nußkern u. s. w., bei Bäumen soviel wie Kernholz (s. Holz, Bd. 9, S. 304 a). In der Gießerei [* 51] ist Kern derjenige Teil der Form, der bei Anfertigung nicht völlig massiver Gußstücke zur Erzeugung der Hohlräume dient. Gewöhnlich wird erst die eigentliche Gußform (s. d.) hergestellt und dann der Kern oder die Kerne eingelegt, oder es wird, wie dies meist beim Statuen- und Glockenguß geschieht, zunächst der Kern aufgebaut und um denselben die eigentliche Form gelegt. Bei einer Schraubenspindel nennt man Kern den Cylinder an sich, ohne die über ihn hervorragenden Gewindegänge; bei Röhrenpressen ist Kern soviel wie Dorn (s. d.). Beim Pferd [* 52] ist Kern gleichbedeutend mit Kennung (s. Pferd); ferner wird Kern der dichtere Teil im Kopf der Kometen (s. d.) genannt; endlich ist Kern auch soviel wie Rahm (fette Milch), über den Kern der Zelle s. d.
Heinr., niederländ. Indolog und Sprachforscher, geb. auf Java, ward in Holland erzogen, widmete sich auf den Universitäten Leiden [* 53] und Berlin namentlich dem Studium des Sanskrit, war 1858–62 Lehrer am Mastrichter Athenäum, begab sich dann nach London [* 54] und von da 1863 nach Benares als Professor am dortigen Sanskritkolleg. 1865 wurde er als Professor nach Leiden berufen. Von seinen Arbeiten auf dem Gebiete des Sanskrit sind zu nennen: die Ausgabe des astrolog. Werkes «Brihat-Samhitâ» von Varâhamihira (Kalkutta [* 55] 1865),
von dem 1870 fg. eine engl. Übersetzung erschien; die Ausgabe des «Âryabhatîya with the commentary Bhatadipikâ»
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
0306a ¶
(Leid. 1874); die Abhandlung «Over de jaartelling der zuidelijke Buddhisten» (Amsterd. 1873),
«Geschiedenis van het Buddhisme in Indië» (2 Bde., Haarl. 1881–83; deutsch von H. Jacobi, Lpz. 1882–84),
die Ausgabe der «Jâtakamâlâ» (Bost. 1891) u. s. w. Von seinen übrigen, sich teils auf orient., teils auf germanistische Studien gründenden Arbeiten sind hervorzuheben: «Zur Erklärung der altpers. Keilschriften» (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», 1869),
«Kawistudiën» (Haag [* 58] 1871),
die Ausgabe und Übersetzung des «Wṛtta sañćaya» (Leid. 1875),
«Eene indische sage in javaansch gewaad» (Amsterd. 1876),
«De Fidjitaal vergeleken met hare verwanten in Indonesië en Polynesië» (ebd. 1886),
«Glossen in der Lex Salica» (Haag 1869),
«Notes on the Frankish words» (in der Hesselsschen Ausgabe der «Lex Salica», Lond. 1880) und die nach Grimms Grundsätzen bearbeitete «Niederländ. Schulgrammatik» (7. Aufl., Amsterd. 1884).
Herm., Pädagog der Herbartschen Schule, geb. zu Jüterbog, [* 59] wurde 1846 Lehrer am Pädagogium zu Halle, [* 60] 1848 Professor am Gymnasium zu Coburg, [* 61] wo er von 1853 ab zugleich die Alexandrinenschule, eine höhere Töchterschule, leitete. Von 1853 bis 1856 redigierte er die «Pädagogischen Blätter». 1861 wurde er Direktor der Realschule erster Ordnung zu Mülheim [* 62] a. d. Ruhr, 1865 Direktor der Luisenstädtischen Gewerbeschule (jetzigen Oberrealschule) zu Berlin.
Seit 1876 war er Direktor des königl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums und (bis 1879) zugleich der königl. Realschule zu Berlin. Er starb 4. Juli 1891 in Bruneck in Tirol. [* 63] Von seinen Schriften sind zu erwähnen die Programmabhandlungen «De Leibnitii scientia generali» (Halle 1847),
«Ein Beitrag zur Rechtfertigung der Herbartschen Metaphysik» (Coburg 1849),
«Die philos. Propädeutik in Verbindung mit dem mathemat. und physik. Gymnasialunterricht» (ebd. 1861),
«Die Konzentration des Unterrichts und die Realschule» (Mülh. a. d. R. 1863) und «Zur Realschulfrage» (Berl. 1869),
ferner seine «Naturlehre, methodisch bearbeitet für den elementaren Unterricht» (Halle 1853) und sein «Grundriß der Pädagogik» (Berl. 1873; 4. Aufl. 1887),
sowie verschiedene pädagogische Aufsätze der von ihm mit H. J. Müller herausgegebenen «Zeitschrift für das Gymnasialwesen».
Jak. Konr., schweiz. Staatsmann und Diplomat, geb. 1808 zu Berlingen (Kanton [* 64] Thurgau), studierte 1825–31 in Zürich, [* 65] Basel, [* 66] Berlin, Heidelberg [* 67] und Paris Rechts- und Staatswissenschaften, widmete sich dann, 1831 in die Heimat zurückgekehrt, der Advokatur und wurde 1832 in den thurgauischen Großen Rat, bald darauf in den Erziehungsrat gewählt. Von 1833 bis 1848 vertrat er seinen Heimatskanton in der eidgenössischen Tagsatzung, in der er 1845–47 als energischer Bekämpfer des Sonderbundes (s. Schweiz) eine wichtige Rolle spielte. Als (1847) der Sonderbund besiegt war, war Kern an dem neuen Verfassungsentwurf in hervorragender Weise beteiligt, und nachdem dieser 12. Sept. 1848 angenommen worden war, wurde er, der inzwischen für kurze Zeit als eidgenössischer Gesandter in Wien [* 68] fungiert hatte, in die neugeschaffene Bundesversammlung gewählt. Nach dem Aufstand der Neuenburger Royalisten (3. Sept. 1856) gelang es Kern als außerordentlichem Gesandten, Napoleon III. zu einem für die Schweiz [* 69] günstigen Vergleichsvorschlag zu bestimmen; auch nahm er an der Konferenz in Paris zur Lösung der Neuenburger Frage als Delegierter der Schweiz teil.
Seit 1857 war Kern außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Eidgenossenschaft in Paris und erwarb sich in dieser Stellung hohes Ansehen in seiner Heimat wie im Auslande. 1882 nahm er seine Entlassung und verbrachte seine letzten Jahre abwechselnd in der Heimat, in Paris und in Zürich, wo er starb. Von seiner Thätigkeit zeugen der 1864 abgeschlossene Handelsvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz, der Vertrag zum Schutz des litterar. und künstlerischen Eigentums, der Auslieferungsvertrag von 1869 und der Vertrag zum Schutz der Grenzwaldungen. Während der Belagerung von Paris 1870–71 trat Kern mehrmals kräftig für den Schutz der ausländischen Einwohner gegenüber den fremdenfeindlichen Anwandlungen des Pariser Stadtregiments ein. Er veröffentlichte: «Souvenirs politiques 1838–83» (Bern [* 70] 1887; auch deutsch von K. Dubois, Frauenfeld 1887). –
Vgl. H. Kesselring, Dr. J. C. Kern (Frauenfeld 1888).
(von Kern.), hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Anton von Kerner (s. d.), hinter lat. Tiernamen für Joh. Simon von Kerner, geb. 1755, gest. 1839 als Professor zu Stuttgart. [* 71]
s. Kappen.
(Coccothraustes), eine Gruppe der finkenartigen Vögel, [* 72] zeichnet sich durch einen kurzen, sehr dicken, genau kegelförmigen Schnabel, einen kurzen Schwanz und durch die Länge der dritten Schwungfeder aus. Zu ihr gehört der gemeine Kernbeißer oder Kirschkernbeißer (Coccothraustes vulgaris Pall., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel I, [* 57] Fig. 2, beim Artikel Singvögel), welcher von den Apenninen bis nach Schweden [* 73] und vom mittlern Frankreich bis an den Ural verbreitet ist. Er ist 18 cm lang, auf dem Kopfe, den Wangen und dem Rücken braun, auf dem Nacken hellgrau, an der Unterseite graulichfleischfarben, und die zusammengelegten Schwingen und Flügeldeckfedern sind nebst der Kehle sammetschwarz. Mit seinem harten Schnabel knackt er ohne große Mühe die Buchnüsse und die Kerne der Steinfrüchte, besonders der Kirschen, deren Fleisch er verschmäht, und fügt den Kirschpflanzungen und Gartensämereien großen Schaden zu. Als rosenbrüstigen Kernbeißer bezeichnet man auch den häufiger in den Handel kommenden und zu den Kernknackern (s. d.) gehörigen Rosenbrustknacker.
(engl. kernes), in früherer Zeit irische Bauern, die als leichtes Fußvolk dienten, im Gegensatz zu den schwerbewaffneten Galloglassen.
Anton, Ritter von Marilaun, Botaniker, geb. zu Mautern in Niederösterreich, studierte Medizin und war zwei Jahre als praktischer Arzt am Wiener Allgemeinen Krankenhause thätig, wandte sich aber bald ganz der Botanik zu. 1858–60 war er Professor der Botanik am Polytechnikum zu Ofen, von da wurde er als Direktor des Botanischen Gartens nach Innsbruck [* 74] berufen, Seit 1878 ist er Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Wien; 1876 wurde er in den Ritterstand erhoben. Kerner schrieb: «Das Pflanzenleben der Donauländer» (Innsbr. 1863),
«Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima [* 75] und Boden» (ebd. 1869),
«Vegetationsverhältnisse des mittlern Ungarn [* 76] und angrenzenden Siebenbürgen» (Lief. 1 u. 2, ebd. 1875), ¶
«Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste» (ebd. 1879),
«Pflanzenleben» (2 Bde. der «Allgemeinen Naturkunde», Lpz. 1886‒91).
Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. zu Ludwigsburg [* 78] in Württemberg, [* 79] erhielt dort und im Kloster Maulbronn seinen ersten Unterricht, kam nach dem Tode des Vaters gegen seine Neigung als Lehrling in eine Tuchfabrik zu Ludwigsburg, wurde aber bald durch den damals in Ludwigsburg als Prediger lebenden Dichter Conz aus dieser Stellung befreit und bezog 1804 die Universität zu Tübingen, [* 80] wo er Medizin studierte und sich bald mit Uhland und G. Schwab befreundete. 1809 begab er sich auf Reisen, wurde 1811 Badearzt in Wildbad, 1812 praktischer Arzt in Welzheim, 1815 Oberamtsarzt in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Die «Bestürmung der Stadt Weinsberg 1525» beschrieb er nach handschriftlichen Quellen (2. Aufl., Heilbr. 1848). Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder und lebte seitdem zu Weinsberg, wo er starb.
Als Dichter gehört Kerner zu den namhaftesten Vertretern der Schwäbischen Dichterschule. Allgemeine Aufmerksamkeit erregte er schon durch seine «Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs» (Karlsr. 1811),
die von einer traum- und spukhaften Phantasie und originellem Humor, zugleich aber auch von einer scharfen satir. Beobachtungsgabe zeugten. Um dieselbe Zeit besorgte er mit Uhland, Schwab u. a. den «Poet. Almanach» (Heidelb. 1812) und den «Deutschen Dichterwald» (Tüb. 1813),
in denen sich seine schönsten Gedichte finden. 1826 ließ er eine Sammlung seiner «Gedichte» erscheinen, die er in den spätern Auflagen (5. Aufl., Stuttg. 1854) sehr vermehrte und durch neuere Gedichte u. d. T. «Der letzte Blütenstrauß» (ebd. 1852) und «Winterblüten» (ebd. 1859) ergänzte. Zu seinen beliebtesten Dichtungen gehört die Ballade «Der reichste Fürst», das Trinklied «Wohlauf noch getrunken», der melancholische «Wanderer in der Sägemühle».
Die Sehnsucht nach dem Jenseits, der Gedanke an den Tod, der Hang zum Überirdischen beherrscht fast seine ganze Lyrik. Seine «Dichtungen» (in Versen und Prosa) erschienen Stuttgart 1834 (3. Aufl., 2 Bde., 1841),
«Ausgewählte poet. Werke» in 2 Bänden (ebd. 1878‒79). Seine überhaupt dem unvermittelten Gefühlsleben zugekehrte Richtung bekundete Kerner durch eine Reihe von Schriften, in denen er sich mit den Erscheinungen des tierischen Magnetismus [* 81] und den zweifelhaften Thatsachen des Dämonismus beschäftigt. Dahin gehören: die «Geschichte zweier Somnambulen» (Karlsr. 1824),
«Die Seherin von Prevorst» (2 Bde., Stuttg. 1829; 5. Aufl. 1877),
die mit Eschenmayer, G. H. von Schubert, G. Görres, F. von Baader u. a. gemeinschaftlich herausgegebenen «Blätter aus Prevorst» (1. bis 7. Sammlung, Karlsr. 1831‒35; 8. bis 12. Sammlung, Stuttg. 1837‒39),
«Geschichten Besessener neuerer Zeit» (Karlsr. 1834; 2. Aufl. 1835),
«Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur» (Stuttg. 1836),
«Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins» (ebd. 1836),
«Magikon, Archiv für Beobachtungen aus dem Gebiete der Geisterkunde» (als Fortsetzung der «Blätter aus Prevorst», 5 Bde., ebd. 1840‒53),
«Erinnerungen an Franz Anton Mesmer» (Frankf. 1856). Rein wissenschaftliche Schriften sind «Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen Organismus» ^[] (Stuttg. 1822) und «Das Wildbad im Königreich Württemberg» (Tüb. 1813; 4. Aufl. 1839). Eine anmutige Schilderung seiner Jugendjahre gab Kerner selbst im «Bilderbuch aus meiner Knabenzeit» (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886) heraus; die fast zu harmlosen «Kleksographien» veröffentlichte sein Sohn Theobald (Stuttg. 1890).
Vgl. D. F. Strauß, [* 82] Kleine Schriften (Neue Folge, Berl. 1866);
Marie Niethammer, Justinus K.s Jugendliebe (Stuttg. 1877);
Ann. Watts, Life and works of Kerner (Lond. 1884);
A. Reinhard, Justinus und das Kernerhaus zu Weinsberg (2. Aufl., Tüb. 1886);
Theobald Kerner, Das Kernerhaus und seine Gäste (Stuttg. 1893).
Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu Gaildorf, studierte seit 1835 in Tübingen Medizin, lebte dann zeitweise in München, [* 83] Wien und Würzburg. [* 84] Wegen seiner Teilnahme an der Bewegung von 1848 mußte er nach Straßburg [* 85] fliehen und wurde, als er 1850 zurückkehrte, zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt. 1852 gründete in Stuttgart eine galvano-magnetische Heilanstalt, die er 1856 nach Cannstatt verlegte. Seit 1863 lebt er als Arzt im väterlichen Hause zu Weinsberg.
Von ihm erschienen: «Gedichte» (Stuttg. 1851),
«Prinzessin Klatschrose» (ebd. 1851; 2. Aufl. 1894),
«Aus dem Kinderleben» (ebd. 1852),
«Galvanismus [* 86] und Magnetismus als Heilkraft» (4. Aufl., Cannstatt 1858),
«Natur und Frieden» (2. Aufl., Frankf. 1861; engl. Ausgabe, Heidelb. 1861),
das Singspiel «Der fliegende Schneider» (1862),
«Tragische Erlebnisse» (Hamb. 1864),
das Lustspiel «Pastor Staber oder der neue Ahasver» (1888) und «Das Kernerhaus und seine Gäste» (Stuttg. 1893).
hohle, gegossene Gegenstände, die ihre innere Gestaltung durch Einschalten von Kernen (s. Kern) in die Form erhalten haben.
s. Holz (Bd. 9, S. 304a).
(Coccoborus), eine durch auffallend hohen und kurzen Schnabel ausgezeichnete Finkenfamilie, die nur in Amerika [* 87] heimisch ist.
Der bekannteste Vertreter derselben ist der rote Kardinal (s. d.), ferner der Rosenbrustknacker, auch rosenbrüstiger Kernbeißer genannt (Coccoborus ludovicianus L.), der auch als Sänger beliebt ist und mit etwa 15 M. das Paar, das Männchen allein mit 10 M. bezahlt wird. Im gleichen Preise und gleich häufig in zoolog. Gärten ist der blaue Bischof (Coccoborus coeruleus L.).
s. Zelle. [* 88]
die zur Familie der Rosaceen (s. d.) gehörigen Obstarten: Apfel, Birne, Quitte und Mispel.
Die Frucht, Apfelfrucht genannt, ist eine mit einem fünfteiligen, in der Reife vertrocknenden Kelch gekrönte Scheinfrucht (s. Frucht), in deren Innerm die Samen (Kerne) in fünf mit einer pergamentartigen Hülle ausgekleideten Fächern liegen. (Hierzu Tafel: Kernobst; zur Erklärung vgl. die Artikel Apfel, Birne, Mispel und Quitte.)
Pyrenomyceten, s. Ascomyceten. ^[= Schlauchpilze, eine Gruppe von Pilzen, von den übrigen Pilzgruppen besonders dadurch unterschieden, ...]
s. Holz (Bd. 9, S. 305b).
Dorf bei Sarnen (s. d.) in der Schweiz.
s. Schachtofen. ^[= ein Ofen, dessen Arbeitsraum schachtartig, d.h. oben offen und mehr hoch als weit ist. Teils ...] [* 89]
s. Schatten.
Visierschußweite, die Entfernung, auf der Geschoßbahn und Visierlinie sich zum zweitenmale schneiden, wo also Haltepunkt und Treffpunkt zusammenfallen.
Der betreffende Schuß heißt Kernschuß oder Visierschuß.
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
Höhe, der höchste Gipfel (313 m) der preuß. Provinz Ostpreußen, [* 91] liegt etwa 15 km südlich von Osterode [* 92] auf der ostpreuß.
Seenplatte.
s. Seife.
s. Formerei [* 93] (Bd. 6, S. 978 b).
eine von Laurent 1836 veröffentlichte Anschauung über die Natur der organisch-chem. Verbindungen. Nach ihr liegen ihnen aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehende Stammkerne zu Grunde, aus denen die übrigen organischen Verbindungen entweder infolge Anlagerung anderer Elemente oder infolge Substitution von Wasserstoffatomen durch andere Elemente oder durch zusammengesetzte Radikale, wie Amid, Nitryl u. s. w., hervorgehen. Durch diese Substitutionen entstehen die abgeleiteten Kerne.
Die Kerntheorie fußt vor allem auf den Thatsachen der Substitution und sieht den «Kern» als das die Eigenschaften der Verbindungen im wesentlichen Bestimmende, die Veränderungen, die der Kern durch Substitutionsvorgänge erleidet, als das weniger Wichtige an und will damit eine rationelle Klassifikation der organisch-chem. Körper erreichen. Sie hat nie allgemeine Zustimmung gefunden, doch wurde sie von Gmelin der Bearbeitung des organischen Teils seines großen Handbuchs zu Grunde gelegt.
s. Tuch. ^[= # allgemeine Bezeichnung für breite Gewebe, z. B. Leintuch, Segeltuch, Packtuch, Haartuch, Nesseltuch ...]
s. Festungen I.
in der permanenten Befestigung Bezeichnung für größere Reduits, die namentlich in der Neupreußischen Befestigungsmanier vorkommen.
Mönch in St. Gallen, der eine noch erhaltene Interlinearversion der Benediktinerregel und die sog. Keronischen Glossen (lat.-deutsches Wörterbuch) um 750 verfaßt haben soll.
s. Petroleumäther.
türk. Insel, s. Karpathos.
DC., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Spiräeen, mit nur einer Art, einem Strauch aus Japan [* 94] (Kerria japonica. DC.), der zu einem der verbreitetsten und beliebtesten Ziersträucher der Gärten geworden und in Deutschland [* 95] unter dem Namen Goldröschen und Goldnessel, japanische Frühlingsrose, Judenpappel bekannt ist. Der Strauch, der in jedem Boden ohne besondere Pflege gedeiht, hat rutenförmige, grüne Stämmchen und Zweige, eiförmige, gesägte Blätter und schön goldgelbe Blumen, die bei dem kultivierten Strauch gewöhnlich gefüllt sind, beim wilden aus einer fünfblätterigen Blumenkrone bestehen. Die Vermehrung wird leicht durch Ausläufer oder krautartige Stecklinge bewirkt.
die südwestlichste Grafschaft Irlands, in der Provinz Munster, zwischen der Mündung des Shannon, den Grafschaften Limerick und Cork und dem Atlantischen Ocean, hat 4799,07 qkm und (1891) 179 136 E., gegen 201 039 im J. 1881 und 294 095 im J. 1841. Kerry ist, namentlich im südl. Teile, eine der gebirgigsten Gegenden Irlands, reich an Naturschönheiten. Der Mangerton im Süden der Stadt Killarney ist 840 m hoch und trägt auf seiner Spitze einen kleinen See, des Teufels Punschbowle (Devil’s Punch Bowl) genannt.
Die westlichern Macgillycuddys-Reeks erreichen im Gurran-Tual oder Carrantuo-Hill 1040 m Höhe, die bedeutendste in ganz Irland. Außer dem Shannon sind die bedeutendsten Flüsse der Maine, Laune und Roughty. Der Laune führt in die Dinglebai die Wasser der berühmten Seen von Killarney (s. d.). Im Norden [* 96] dieser romantischen Berggegend, in der Devon [* 97] das vorherrschende Gestein ist, breitet sich die centrale Ebene aus, jenseit welcher wieder Berg- und Hügelland aufsteigt. Der Boden ist hier zum Teil fruchtbar; doch steht der Ackerbau hinter der Viehzucht zurück. Viel Hafer [* 98] und Butter geht nach England. Man gewinnt Kupfer, [* 99] auch Blei [* 100] und Eisenerze kommen vor, und auf der Insel Valentia werden Schiefer- und Fliesensteine gebrochen. Industrie fehlt. Der Fischfang beschäftigt gegen 500 Boote. Kerry schickt vier Abgeordnete in das Parlament. Hauptstadt ist Tralee (s. d.).
oder Kersantōn, ursprünglich die Lokalbezeichnung für ein viel zu Bauzwecken benutztes Gesteinsvorkommnis der Bretagne, jetzt vielfach Synonym für sehr feinkörnigen Glimmerdiorit, d. h. für eine Felsart, die in erster Linie aus Plagioklas und Magnesiaglimmer besteht, wozu sich noch Augit, [* 101] Hornblende, [* 102] Calcit, Erzkörnchen u. s. w. gesellen. [* 90] Fig. 1 der Tafel: Dünnschliffe in mikroskopischer Vergrößerung zeigt den Dünnschliff eines Kersantit von Cierva in Asturien bei gekreuzten Nicols im polarisierten Licht. [* 103] Der Kersantit besitzt dunkle Farbe und große Zähigkeit. Er tritt in schmalen, weithin ziehenden, eruptiven Gängen auf, z. B. in den krystallinischen Schiefern des Erzgebirges, im Oberharz, in Nassau, den Vogesen, der Bretagne, im niederösterr. Waldviertel, in Asturien.
soviel wie Maria-Theresienthaler (s. d.).
(engl., spr. körrsĕ) oder Kirsey, ein grober, glatt gewebter, tuchartiger Stoff, der nur gewalkt und gerauht, aber nicht geschert ist und zu Soldatenmänteln u. s. w. verwendet wird.
Der Name stammt von dem Ort in der Grafschaft Kent.
(eigentlich Benkert), Karl Maria, Schriftsteller, geb. erlernte in Pest den Buchhandel, bereiste den Orient und Deutschland, wandte sich dann kurze Zeit der militär. Carrière zu und lebte seit 1844, mit litterar. Arbeiten beschäftigt, in verschiedenen Städten Italiens, [* 104] der Schweiz, Frankreichs, Englands, Österreichs und Deutschlands. [* 105] Er starb 23. Jan. 1882 in Budapest. [* 106] K.s Hauptverdienste bestehen in seinen deutschen Übersetzungen ungar. Dichter, wie Petöfi, Arany, Jókai u. a.; außerdem schrieb er: «Silhouetten und Reliquien» (2 Bde., Prag [* 107] 1861–63),
«Spiegelbilder der Erinnerung» (Lpz. 1869),
«Große Leute, kleine Schwächen» (Berl. 1871),
«Petöfis Tod» (Lpz. 1880) u. a. Verdienstvoll, aber nicht stets verläßlich sind seine Werke: «Ungarn betreffende deutsche Erstlingsdrucke 1454–1600» (Budapest 1880) und «Ungarns deutsche Bibliographie 1801–60» (beschlossen von G. Petrik, ebd. 1886).
1) Landzunge im Südosten der zum russ. Gouvernement Taurien gehörigen Halbinsel Krim, [* 108] ein Steppenland mit Lehmboden und ohne Wald, gehört größtenteils zum Kreis Feodosia. Im Altertum gehörte sie zum Bosporanischen Reich (s. Bosporus) und war von der übrigen Krim durch den sog. Bosporschen Wall getrennt. – 2) Die Straße von Kertsch oder Straße von und Jenikale, früher Straße von Kaffa oder Feodosia, im Altertum der Kimmerische (Cimmerische) Bosporus, [* 109] wird von der Landzunge und der ihr gegenüber liegenden Halbinsel Taman gebildet und verbindet das Asowsche mit dem Schwarzen Meer. In der Mitte erweitert sie sich westlich in die Bucht von und östlich in die Bucht von Taman. Sie ist 40 km lang und 4–37 km breit. – 3) Hafenstadt an der Bucht von Kertsch, amphitheatralisch am Fuße des Berges
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶