Majestät, ein
Prädikat, das sich schon seit der Kirchenversammlung zu
Toledo
[* 12] 589 mehrere Könige von
Spanien
[* 13] beilegten.
Als bleibender
Titel wurde ihnen derselbe erst durch Papst
Alexander VI. verliehen, zum Andenken
an die 1492 durch Isabella von
Castilien und Ferdinand II. von
Aragonien vollendete Vertreibung der Mauren.
Theodor, österr. Parlamentarier, geb. zu Salurn in Südtirol, studierte Rechtswissenschaft
in
Innsbruck
[* 14] und übernahm 1867 die Redaktion der
«TirolerStimmen», die er bis 1871 führte, worauf er
als Konzipient in der Kanzlei eines
WienerAdvokaten arbeitete. 1878 ließ er sich in
Hall
[* 15] in
Tirol
[* 16] als
Advokat nieder. 1883 wurde
er von den Landgemeinden des Oberinnthals in den
Tiroler Landtag und in demselben Jahre von den Gemeinden
des Pusterthals in den österr.
Reichsrat gewählt, wo er später dem Hohenwart-Klub beitrat. Jetzt vertritt er die Gemeinden der Umgebung
Innsbrucks. Er
verfocht stets mit
Energie die Interessen der kath.
Kirche und machte in dieser
Richtung seinen Einfluß geltend. Langjähriges
Mitglied des Budgetausschusses, führte er verschiedene
Referate und fungierte auch als Generalreferent
des
Budgets. 1891 wurde er zum zweiten, 1893 zum ersten Vicepräsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt.
(spr. -kóff),MichailNikiforowitsch, russ. Publizist,
geb. 1820 zu
Moskau,
[* 18] studierte auf der dortigen
Universität, in Königsberg
[* 19] und
Berlin,
[* 20] wo er ein eifriger
Schüler Schellings
war. Nach
Rußland zurückgekehrt, wurde er Professor der
Philosophie an derMoskauerUniversität, welche
Stellung er 1849 zufolge der von dem
KaiserNikolaus angeordneten
Beschränkungen der akademischen Lehrfreiheit
aufgab. Er begann 1856 die
Herausgabe des Journals «Russkij
Věstnik», worin er die modernen Ideen des
Liberalismus und namentlich das engl. Selfgovernment
vertrat, zugleich aber sich als entschiedener Gegner der radikalen und socialistischen Partei zeigte.
Der
Aufstand in
Polen führte Katkow, der seit 1861 auch die Redaktion der
«MoskauerZeitung» übernommen hatte, zu einer
Veränderung
seiner bisherigen polit.
Ansichten: er wurde jetzt der
Apostel des Nationalrussentums. Vornehmlich auf seine Thätigkeit waren
die von der russ. Regierung unternommenen Versuche zur gewaltsamen Russifizierung
Polens und zur Unterdrückung
des deutschen Elements und der ständischen
Verfassung in den Ostseeprovinzen zurückzuführen.
Außerdem verfocht er mit Professor Leontjew das klassisch-humanistische Unterrichtssystem. Da die beiden Freunde bei dem
damaligen Unterrichtsminister
Golownin mit ihren
Vorschlägen nicht durchdrangen, begründeten sie 1865 ein Privatgymnasium
zu
Moskau, das noch jetzt besteht. Nach dem
SturzeGolownins (Mai 1866) bewirkten und Leontjew eine vollständige
Umgestaltung des Gymnasiallehrplans zu Gunsten des Klassicismus; das unter ihrer Mitwirkung zu stande gekommene neue Gesetz
wurde gegen den
Widerspruch der übrigen
Presse
[* 21] von dem Unterrichtsminister
GrafenTolstoj durchgeführt.
Nach dem
Tode des
KaisersAlexander II. stand Katkow an der
Spitze der Partei, die die von demselben beabsichtigte
Einberufung eines
Ausschusses der
Provinzial-Landschaftsversammlungen verhinderte, die Entlassung der Minister Loris-Melikow,
Abasa und
Miljutin und die Befolgung eines zugleich streng nationalen und reaktionär-absolutistischen
Systems durchsetzte.
Das ihm angetragene
Portefeuille des Unterrichtsministeriums schlug Katkow aus. Wesentlich seinem Einfluß auf den Unterrichtsminister
Deljanow ist die Aufhebung des liberalen Universitätsstatuts von 1863 zuzuschreiben. 1882 stürzte
er durch seine
Angriffe in der
«MoskauerZeitung» den Minister des Innern
Ignatjew und wurde zum Erzieher des Thronfolgers
Nikolaus
ernannt. Katkow starb auf seinem Gut Snamenskoje bei
Moskau.
(Kathmandu), Hauptstadt des
Staates Nepal (s. d.) in
Vorderindien, am östl. Ufer der Wischnumati
am Einfluß der Baghmati. Katmandu hat 50000 E., meist zwei- bis vierstöckige steinerne und mit Ziegeln (in den Vorstädten
mit
Stroh) gedeckte Häuser. Die meisten Bewohner sind Newar, die zur Hälfte der buddhistischen
Kirche angehören. Die
Gorkha
bilden nur einen unbedeutenden Bruchteil. Die Garnison zählt 12000
Mann mit 250
Geschützen. In der Mitte
von Katmandu steht der Darbar, der zum
Teil alte
Palast des
Maharadscha; auf dem großen Platze davor erheben sich
Tempel,
[* 22] zum
Teil
mit vergoldeten Dächern, neben ihnen
Monolithen mit
Statuen früherer Radschas, in der Nähe des
Palastes auf Steinsäulen
eine kolossale
Glocke.
die beste ungar. Tragödie und eins der wirksamsten ungar. Bühnenstücke. Katona schrieb
ferner «Über die Pußten Kecskeméts» (1823; deutsch in Hormayrs «Archiv», 1824) und eine unvollendete «Geschichte Kecskeméts»
(Pest 1834). Er starb in Kecskemét. Seine dramat. Werke gabL. Abafi (3 Bde.,
Pest 1880) heraus. –
(grch.), der Teil der Optik (s. d.), der sich mit den Gesetzen des von Flächen zurückgeworfenen Lichts beschäftigt
und somit vornehmlich die Lehre
[* 28] von den Spiegeln umfaßt.
Loch (spr. lock kehtrǐn oder kättrǐn), Katharinensee, einer der schönsten
Gebirgsseen in Schottland, zwischen den Grafschaften Perth und Stirling, berühmt durch W. Scotts «Ladyof the Lake», ist 15 km lang. Er versorgt Glasgow
[* 30] mit Wasser.
Staníza, Flecken im zweiten Donischen Bezirk des russ. Gebietes der Donischen Kosaken, an einem Arm
des Don und an der Eisenbahn Grjasi–Zarizyn, hat (1893) 4319 E., Post, Kirche und Dampfschiffahrtsstation.
Vor Eröffnung
der Wolga-Don-Eisenbahn war der wichtigste Hafen am obern Don, weil die Waren von der Wolga über Dubowka (s. d.) hierher
gebracht wurden.
engl. Cachar, Distrikt des Chefkommissariats Assam in Ostindien, östlich von Manipur und dem Distrikt der
Nagaberge, nördlich von dem Flusse Kopili begrenzt, hat 9712 qkm und (1881) 313858 E., darunter 289425
Bewohner der Ebenen (186657 Hindu, 92393 Mohammedaner); die Bergbewohner gehören fast alle unkultivierten Stämmen an. Katschar wird
von O. gegen W. von dem schiffbaren FlusseBarak durchströmt. Von Kulturpflanzen werden Reis und Thee, außerdem Senf, Leinsamen,
Hülsenfrüchte, Zuckerrohr, Pfeffer und Gemüse gebaut. Erdbeben
[* 31] und Cholera sind häufig. Die Hauptstadt
Silchar am linken Ufer des Barak zählt 7523 E.
(d. h. Küstenland), engl. Cutch, Vasallenstaat
der indobrit. Regierung, der Präsidentschaft Bombay
[* 43] zugeteilt, wird im N. von der Provinz Sindh, im O. von den Staaten der
Agentschaft Palanpur, im S. von der Halbinsel Gudschrat, im SW. vom Indischen Ocean begrenzt. Katschh wird von dem ind. Festlande
durch Teile des in geolog. Beziehung sehr merkwürdigen Salzwassermorastes Ran getrennt, welcher nur während weniger Monate
als trocknes
Land erscheint. Mit dem Ran verbinden sich der östlichste Teil des Meerbusens von Katschh sowie die schmale Bucht des
Indischen Oceans (die Korimündung des Indus) zwischen und Sindh. Erdbeben sind häufig (1819, 1844, 1845,
1864). Der Boden ist sandig, doch giebt es auch fruchtbare Landstriche, wo Getreide,
[* 44] Baumwolle
[* 45] und Zuckerrohr gedeihen. Hauptexportartikel
sind Alaun,
[* 46] Baumwolle, Hirse,
[* 47] Hülsenfrüchte, Knoblauch, Ghi (geschmolzene Butter), schwarzes Tuch und Silberwaren. Die Bevölkerung
beträgt (1881) 512084 E., darunter 325478 Hindu, 118797 Mohammedaner, 66663 Dschain u.s.w.
Landschaft in Innerasien, umfaßt die ödesten Teile des tibetan.
Hochlands zwischen den
chines. Südprovinzen Tsang und Wei und der Salzwüste von Zajdam. Katschi wird durchzogen von den südlichsten Parallelketten
des Kuën-lun-Systems, besteht außer diesen aus menschenleeren wüsten Hochflächen zwischen denselben und enthält eine
Anzahl von abflußlosen Seen.
Reis und Baumwolle sind die wichtigsten
Erzeugnisse.
Die Bahn von Schikarpur nach Siba durchquert das Land. Die Hauptstadt, Gandawa, ist befestigt und Winterresidenz
des unter brit. Schutze stehenden Chans, liegt 110 km im SO.
von Kelat, am Bhadra, am Eingange zum Mulapaß.
Ka-khjen (birmanisch geschrieben Ka-khjang), Name eines Bergvolks in Oberbirma im Norden
[* 48] von Bhamo, von dem
ein Zweig in Assam angesiedelt lebt, die sog. Singpho.
Sie sind mit den Birmanen stammverwandt und haben eine Art eigener alter
Kultur. –
Vgl. A. R. Colquhoun, Quer durch Chryse (deutsch von Wobeser, 2 Bde., Lpz.
1884).
Grammatik von Cushing im «Journal of AsiaticSociety», XII (1880).
Hauptort in der fruchtbaren Provinz Katsena im ReicheSokoto (s. d.) in Afrika, früher die mächtige Königstadt
der Haussa, hat 7500 E., eine 10–12 m hohe, 9 m dicke und 22 km im Umfang betragende Mauer, die freilich jetzt nur Ruinen,
Felder und Gärten umschließt.
Die Bewohner unterwarfen sich den Fulbe erst nach einer siebenjährigen
Belagerung (1807–14).
HansHermann von, Freund Friedrichs d. Gr., geb. aus einem der ältesten
märkischen Geschlechter stammend, trat in das Regiment Gendarmes und wurde unerachtet wiederholter Verbote des Königs Friedrich
Wilhelm I. einer der Vertrauten des Kronprinzen und als solcher auch in dessen Fluchtpläne eingeweiht.
Der ganze auf die Flucht bezügliche Briefwechsel ging durch seine Hände. Nach der Entdeckung des Planes wurde er vom Kriegsgericht
zum Tode verurteilt und vor den Fenstern des Gefängnisses des Kronprinzen in Cüstrin
[* 49] enthauptet.
–
Vgl. Vollständige Protokolle des Cöpenicker Kriegsgerichts über Kronprinz Friedrich, Lieutenant Katte u.s.w. (Berl. 1861);
Koser, Friedrich d. Gr. als Kronprinz (Stuttg. 1886).
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
¶
0244aKatzen
[* 51] I 1. Wildkatze (Felis catus). Körperlänge 0,70-0,75 m, Schwanzlänge 0,28-0,30 m. 2. Unze oder Irbis (Felis
uncia). Körperlänge 1,15 m, Schwanzlänge 0,90
m. 3. Jagdleopard (Felis jubata). Körperlänge 1 m,
Schwanzlänge 0,65 m. 4. Serval (Felis Serval). Körperlänge 0,86 m, Schwanzlänge 0,30 m.
¶
das Meer zwischen der Ostküste Jütlands und der Westküste Schwedens, nördlich von den dän. Inseln. Im
Süden hängt das Kattegat durch den Großen, den KleinenBelt und den Sund mit der Ostsee zusammen, ist im W. flach, östlich der Inseln
Läsö und Anholt bis 50 m tief. Es hat im W. und S. niedrige, an der schwed.
Seite steile, felsige Gestade und ist nicht ungefährlich zu befahren.
(richtiger Chatten), german. Volksstamm in Hessen,
[* 54] die Vorfahren der heutigen Hessen. Der Name kommt zuerst im
Anfang des 8. Jahrh. vor. Bei Cäsar noch unter dem allgemeinen Namen der Sueven begriffen, schlossen sich
die Katten dem rhein. Bunde derFranken (s. d.) an, vor deren Namen ihr eigener gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr.
zurücktritt: Katten werden zuletzt gegen Ende des 4. Jahrh. von Claudianus erwähnt. Schon um 100 v. Chr. hatten sich von den Katten die
Chattuarier, Bataver und Kanninefaten abgezweigt, die dann am Niederrhein den Kern der (salischen) Niederfranken
bildeten.
Tacitus rühmt die kriegerische Tüchtigkeit der Katten, die mehrfach in den Kämpfen gegen die Römer
[* 55] hervortrat. Die Südwestspitze
ihres Landes wurde 9 v. Chr. von den Römern unter Drusus eingenommen, und die dort wohnenden kattischen Mattiaker (Mattiacum,
jetzt Wiesbaden)
[* 56] waren längere Zeit röm. Unterthanen. Unter Marc Aurel machten die Katten Einfälle in das röm. Germanien
[* 57] und
Rhätien. Später beteiligten sie sich an der fränk. Besiedelung des Main- und Mosellandes.
–
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat 186,51 qkm, (1890) 120762
(60004 männl., 60758 weibl.) E., 2 Städte, 25 Landgemeinden und 22 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im
Kreis Kattowitz, an
den Linien Breslau–Oswiecim, K.–Ratibor (83,7 km), K.–Dzieditz (47,1 km) und K.–Sosnowice (8,4 km) der Preuß. Staatsbahnen
[* 58] und durch zahlreiche Bahnen mit den benachbartenBerg- und Hüttenwerken verbunden, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht Beuthen),
[* 59] einer Gewerbe- und Kreisschulinspektion, eines Betriebsamtes (361,28 km Bahnlinien) der königl.
Eisenbahndirektion Breslau,
[* 60] Bergrevieramtes und verschiedener Bergwerks- und Hüttendirektionen, hat (1890) 16513 (8024 männl., 8489 weibl.)
E., darunter 2866 Evangelische und 1483 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, drei Kirchen (darunter eine altkatholische),
eine Synagoge, ein Gymnasium (Direktor Dr. Müller, 13 Lehrer, 8 Klassen, 298 Schüler), höhere Mädchenschule, Mittelschule;
Eisengießereien, Eisenwalzwerke, Zinkhütten, Maschinenfabriken, mechan.
Werkstätten, Dampfsägemühlen und Steinkohlengruben. Kattowitz, früher ein unbedeutender Ort, ist seit 1867 Stadt
und jetzt der Hauptsitz des oberschles. Steinkohlenhandels.
(aus dem ital. cotone, das vom arab. koton, d. i. Baumwolle, abstammt), leinwandbindig aus ungefärbtem Baumwollgarn
Nr. 16–30 gewebte Zeuge, welche hauptsächlich für den Druck bestimmt sind,
zum geringern Teil weiß als Shirting, Nessel und Futterleinwand,
oder auch einfarbig gefärbt als Futterkattun, im letztern
Fall mit besonders starker, glänzender Appretur, in den Handel kommen. Häufig wird die Bezeichnung Kattun auch auf andere glatte,
etwas steif und glänzend appretierte Baumwollzeuge, wie Kittay, Nanking, Perkal ausgedehnt.
Als die charakteristische Behandlungsweise der im engsten Sinn als Kattun zu bezeichnenden Gewebe,
[* 61] welche
in FrankreichIndienne, in England Kaliko genannt werden, muß das Bedrucken gelten, obwohl noch heute in Ostindien, der Heimat
des Kattun, neben den gedruckten auch bemalte Stoffe dieser Art in den Handel gebracht werden. Über dasVerfahren beim Kattundruck
s. Zeugdruck. Durch ein besonderes Appreturverfahren, das Gaufrieren (s. d.), erhält man die moirierten, geköperten und kleingemusterten
Futter- und Möbelkattune sowie die mit allerlei Mustern versehenen, stark appretierten Buchbinderkattune. Feine Kattun mit fünf-
oder mehrfarbigen Mustern auf weißem oder hellfarbigem Grund werden Zitz genannt.
Die Herstellung bedruckter Kattun bildet trotz der Vorliebe unserer Zeit für wollene und gemischte
Kleiderstoffe einen der wichtigsten Industriezweige in England, Deutschland,
[* 62] Frankreich und der Schweiz.
[* 63] Bis zum Ende des 18. Jahrh.
hatten die ostindischen Kattun den unbestrittenen Vorzug wegen der Lebhaftigkeit und Festigkeit
[* 64] ihrer Farben. Seit dem Ausgang
des 17. Jahrh. bedrucken die Holländer die in Ostindien erzeugten weißen Gewebe, welches Verfahren zunächst
in Hamburg
[* 65] und Augsburg
[* 66] sowie in Sachsen
[* 67] und in der Schweiz nachgeahmt wurde.
In der Folge fing man an, die Kattun selbst zu weben. Den gewaltigsten Aufschwung nahm durch die mit Hilfe der Maschinen ermöglichte
Massenproduktion die Kattunfabrikation in England, sodaß in neuerer Zeit die englischen Kattun selbst
in Indien die Erzeugnisse der dortigen Handarbeit verdrängt haben. Zur Zeit des ersten Kaiserreichs wurden in Frankreich, namentlich
im Elsaß, zahlreiche Kattundruckereien gegründet, und bald erhielten die französischen Kattun, besonders in den feinern Qualitäten,
durch geschmackvolle Muster den Vorrang. Gegenwärtig steht auch die deutsche Kattunindustrie auf einer
hohen Stufe der Entwicklung, sodaß engl. und franz. Ware kaum noch eingeführt
wird. Hauptorte des Kattundruckes sind in Deutschland außer dem Elsaß Berlin, Eilenburg,
[* 68] Augsburg, Elberfeld,
[* 69] Hamburg, Breslau.
(spr. -weik), Landgemeinde in der niederländ.
ProvinzSüdholland, besteht aus zwei Dörfern, das kleinere Katwijk am Rhein oder Katwijkbinnen, 7,5 km
im NW. von Leiden,
[* 70] mit dem es durch eine Dampftrambahn verbunden ist, hat 1688 E. und eine Jesuitenpension; das größere
Katwijk aan Zee (oder am Meer) oder Katwijkbuiten, ein beträchtliches Fischerdorf, hat 5043, als Gemeinde 6731 E. und wird als
Seebad viel besucht. In der Nähe der von Conrad erbaute Kanal
[* 71] mit drei groß-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
artigen Schleusenwerken, durch die seit 1807 der Alte Rhein in der Ebbezeit mündet.
Fluß im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz,
[* 73] entspringt auf dem Bleiberg bei Ketschdorf und mündet, 98 km lang, bei
Parchwitz links in die Oder. Die Katzbach hat einen reißend schnellen Lauf und schwillt durch
die ihm zufließenden Gebirgsbäche (links Schnelle Deichsel, rechts Wütende Neisse)
[* 74] oft plötzlich bedeutend an.
Berühmt ist die Schlacht an der Katzbach vom Mit Ablauf
[* 75] des Waffenstillstandes (s. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg
von 1812 bis 1815, II, A) war Blücher mit dem schles. Heere sogleich über die Katzbach vorgerückt und hatte
den Feind am 19. und 20. über den Bober zurückgedrängt. Unterdessen war Napoleon von Dresden
[* 76] angekommen und hatte sofort
Befehl zum Angriff gegeben. Gemäß dem zu Trachenberg entworfenen Operationsplane wich Blücher dem Kampfe gegen die Übermacht
aus und führte sein Heer bis nach Jauer
[* 77] zurück. Da erhielt Napoleon die Nachricht von dem Vorrücken
des Hauptheers der Verbündeten gegen Dresden und brach 23. Aug. mit den Garden, dem 6. Korps und dem 1. Kavalleriekorps dahin
auf. In Schlesien
[* 78] blieben unter Macdonald das 3., 5. und 11. Armeekorps und das 2. Kavalleriekorps, zusammen gegen 100000 Mann.
Das schles. Heer, aus einem preuß. Korps (Yorck) und zwei russischen (Langeron und Sacken) bestehend,
war ungefähr 98000 Mann stark. Blücher ließ sämtliche Korps 26. Aug. wieder vorrücken und die Katzbach überschreiten. Fast gleichzeitig
hatte Macdonald den Vormarsch angetreten. Blücher hatte seinen linken Flügel (Langeron) an der Wütenden Neisse, den rechten
auf der Hochebene bei Malitsch; zwischen beide sollte Yorck einrücken. Um 10 Uhr
[* 79] hatte Yorck seine Stellung
eingenommen; um 2 Uhr sollten alle Korps gegen die Katzbach vorrücken.
Die franz. Armee hatte seit 9 Uhr angefangen die Katzbach zu überschreiten, das 5. Korps mit der Kavallerie als rechter Flügel,
das 11. in der Mitte; das 3. Korps setzte sich erst um Mittag in Bewegung. Langeron wurde zuerst angegriffen.
Er hatte sich Kenntnis von den Blücher erteilten Weisungen verschafft und setzte voraus, der Rückzug werde fortgesetzt werden.
Auch hatte er sein Geschütz schon abfahren lassen und verweigerte den Gehorsam, als Blücher gegen Mittag den allgemeinen
Angriff befahl, um den Feind, der sich diesseit des Flusses zu entwickeln anfing, in die und Wütende Neisse zu werfen.
Yorck und Sacken gingen vor, 100 Geschütze
[* 80] leiteten den Angriff ein. Im Regen versagten viele Gewehre; es wurde meist mit Bajonett
und Kolben gekämpft. Die Verbündeten drangen überall vor. Als die franz.
Reiterei in die Zwischenräume der Brigaden eindrang, wurde sie durch einen Angriff der verbündeten Kavallerie unter BlüchersFührung zurückgeschlagen. Hierauf ging Yorck mit der Infanterie vor. Die Franzosen wurden geworfen und in die hochgeschwollenen
Fluten gestürzt. Langeron, der, ohne Geschütz, in Bedrängnis geraten war, erhielt nun Hilfe und nahm
an der Verfolgung, die fünf Tage bis zum Queis fortgesetzt wurde, kräftig teil. Am 29. Aug. wurde noch die franz. Division Puthod
bei Plagwitz zersprengt; 103 Kanonen, 250 Wagen, 2 Adler,
[* 81] sämtliches Gepäck und 18000 Gefangene waren erbeutet worden. Der
Verlust der Franzosen an Toten und Verwundeten betrug über 12000 Mann.
Gebirgsmassiv
im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, hängt im S. mit dem niederschles.
Steinkohlengebirge
zusammen und dacht sich nach N. längs der Wütenden Neisse, der Katzbach und des Bober allmählich zum schles. Längenthal
ab, während es nach N. die Grenze gegen die Ebene durch die Jauerschen Berge bezeichnet.
Die höchsten
Gipfel sind im S. der Kammerberg (724 m), der Bleiberg (658 m), im N. der Gröditzberg (389 m).
(Amentum), eine besondere Form der Ähre, von letzterer dadurch unterschieden, daß ihre die Einzelblüten
tragende Achse sich nach der Blüte- oder Fruchtzeit vom Zweige ablöst und mit den Blüten oder Früchten
zusammen abfällt, während bei der ÄhreBlüten oder Früchte einzeln abfallen, die Ährenachse an der Pflanze bleibt.
[* 83] im engern Sinne Bezeichnung der kleinsten Arten der Raubtiergattung Felis (s. Katzen), welche sich durch Nachtaugen
mit vollkommen schlitzförmiger Pupille und meist dunkle Färbung auszeichnen. Alle sind Bewohner der Alten Welt.
Hierher gehört die Wildkatze (Felis catusL., s. Tafel: Katzen I,
[* 72]
Fig. 1), ein bis 75 cm lang werdendes Tier mit rauhhaarigem,
grauem Pelz, auf dem dunklere Querbinden und Streifen verlaufen, und geringeltem buschigem Schwanz. Ehemals
über die Wälder von ganz Europa
[* 84] verbreitet, ist die Wildkatze heute aus vielen Gegenden schon ganz oder fast ganz verschwunden
und auf die dichtern Gebirgswaldungen beschränkt; namentlich in den Karpaten kommt sie noch häufiger vor. Ihre Hauptnahrung
sind Mäuse, daneben wird sie aber auch dem Wildstand schädlich. Sie liefert ein gutes Pelzwerk.
[* 85] (S.
Katzenfelle.)
Die Hauskatze (Felis domesticaBriss.) stammt nach Rüppell von der ägyptischen Katze (Felis maniculata Rüpp.,
s. Tafel: Katzen II,
[* 72]
Fig. 1) oder Falbkatze in Nubien ab, welche einen graugelben Pelz mit drei schwarzen Kopfstreifen, einem
dunkeln Rückenstreifen und geringelten Schwanz und Beine hat. Ans ihr ging unsere zuerst von den alten
Ägyptern domestizierte Hauskatze hervor. Erst gegen Ende der Kreuzzüge wurde diese in Europa allgemeiner und mit der Verbreitung
des Getreidebaues zur Vertilgung der mit dem Getreide sich ausbreitenden Mäuse als Haustier immer weiter, auch nach Amerika,
[* 86] verbreitet. Es giebt eine Menge Spielarten der Hauskatze.
Die Cyperkatze ist quer schwarz gestreift;
die Kartäuserkatze bläulichaschgrau bis bläulichschwarz,
mit schwarzen Lippen und Fußsohlen;
die spanische Katze weiß, schwarz und rotgelb gefleckt;
die Angorakatze durch langes, weißes,
seidenglänzendes Haar
[* 87] ausgezeichnet.
Die chinesische Katze hat Hängeohren, die madagaskarische Katze einen gedrehten, knotigen
Schwanz. In Cornwallis und der Insel Man ist die ungeschwänzte Katze häufig. –
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
oder Wagen, in welchem die Leitrollen der Krankette angebracht sind, an der Kunstramme der lotrecht über dem Bär bewegliche
Schieber, von dessen Höherstellung die Fallhöhe des Rammbärs abhängt.
[* 51] (Felidae), eine zu den Säugetieren gehörende Raubtierfamilie, welche die furchtbarsten Tiere enthält. Dieselben
sind die gewandtesten und kräftigsten, von Fleisch lebenden Räuber, blutgierig, schlau und erhaschen
die Beute im Sprunge. Über alle Zonen (mit Ausnahme des austral. Gebietes, Madagaskars und der westind. Inseln) verbreitet, zeichnen
sie sich durch zurückziehbare Krallen und scharfwarzige Zunge aus, haben nur vier obere und drei untere scharfschneidige
Backenzähne, sehr große, gebogene, scharfschneidige Eckzähne und ermangeln der Stinkdrüsen.
Sie besitzen scharfes Gesicht
[* 91] und Gehör,
[* 92] eine runde Schnauze und lange Spürhaare oder Schnurrhaare. Zwar bringen diese Tiere
vielfach großen Schaden und Gefahr, doch spielen sie im Naturhaushalt eine überaus wichtige Rolle, indem sie das Gleichgewicht
[* 93] durch Vertilgung der sonst übermäßig zahlreichen Pflanzenfresser aufrecht erhalten; auch liefern sie meist
gut behaarte und schön gezeichnete Pelze, welche einen bedeutenden Handelsartikel ausmachen. Man teilt die in drei Untergattungen
ein: erstens, echte Katzen, die in ihrer Organisation so viel Übereinstimmendes haben, daß sie eine einzige Gattung (Felis
mit 56 Arten) bilden, die man in folgende Gruppen auflösen kann: a. Leonina, Löwen
[* 94] mit dem Löwen (s. d.
und Tafel: Afrikanischer Löwe), dem Puma (s. d.);
Die zweite Untergattung
ist die Gattung Luchs (s. d.) mit dem gemeinen Luchs (Taf. Ⅱ,
[* 90]
Fig. 3); die dritte Untergattung endlich besteht nur aus dem
Jagdleopard (s. Gepard und Taf. Ⅰ,
[* 90]
Fig. 3).
(Ailuridae), eine Familie der bärenartigen Raubtiere
[* 98] von einem an die Katzen erinnernden Habitus, mit rundlichem
Kopf und kurzen abgerundeten Ohren.
Der gewöhnliche Katzenbär oder Panda (Ailurus fulgens F. Cuvier, s. Tafel: Bären Ⅱ,
[* 90]
Fig.
3) bewohnt die Gebirgswälder des östl. Himalaja.
Eine verwandte Gattung (Ailuropus) wird sehr groß
und findet sich in den Bergländern Osttibets.
höchster Berg (627 m) des Odenwaldes (s. d.). ^[= # vormals ein selbständiges Herzogtum (Ducatus Montensis), jetzt ein Teil der preuß. Rheinprovinz, ...]
Flecken im Unterlahnkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, 27 km von St. Goarshausen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Wiesbaden) und einer Oberförsterei, hat (1890) 1040 meist evang.
E., Post, Telegraph; Eisen- und Braunsteinlager; altes Bergschloß, Stammsitz der Grafen von Katzenelnbogen – Die Grafschaft Katzenelnbogen (lat. Cattimelibocus,
d. i. Melibocus der Katten) zerfiel in die obere und die niedere. Jene umfaßte einen Teil der Bergstraße, des Odenwaldes und
des Bannforstes zur Dreieich; diese lag in der Wetterau.
Beide gehörten zum Oberrheinischen Kreise
[* 99] und enthielten etwa 1100 qkm. Die Grafschaft kam 1479 nach dem Tode des letzten Grafen
Philipp an Hessen; 1567 kam die Obergrafschaft zu Hessen-Darmstadt, die Niedergrafschaft zu Hessen-Rheinfels. Ein Teil der
letztern kam 1815 an Nassau. Das 1303 erbaute Schloß Neukatzenelnbogen, gewöhnlich die Katz genannt,
St. Goarshausen gegenüber, am Rhein, ließ Napoleon 1806 sprengen. –
Vgl. Grebel, Das Schloß und die Festung
[* 100] Rheinfels
(St. Goar 1844);
die behaarten Felle der wilden und zahmen Katzen, besonders die der letztern, bilden ein beliebtes Pelzwerk.
Am besten sind die Felle jüngerer Tiere, die im Winter geschlachtet sind. Der Farbe der Haare
[* 101] nach sind
die Katzenfelle schwarz, grau, bunt, weißrot; am teuersten sind die schwarzen, und die besten liefert Holland, wo die Katzen des Felles
halber gezüchtet werden. Sie werden zu dem Zweck in Schuppen gesperrt und nur mit Fischen gefüttert.
Auch Holstein, Pommern,
[* 102] dann Bayern,
[* 103] die Schweiz, Salzburg, Steiermark
[* 104] liefern schöne schwarze Felle. Außerdem kommen Katzenfelle namentlich
auch aus Rußland. Um die Felle größer und haariger zu machen, werden die Katzen nicht selten kastriert. Die Felle der wilden
Katzen gleichen denen der zahmen grauen Cyperkatzen, sind aber wenigstens um ein Drittel größer,
das Haar fast noch einmal so lang und feiner. Sie geben ein weiches, aber wenig haltbares Pelzwerk, das braun gefärbt wird.
Die Preise für Katzenfelle schwanken je nach der Güte und Farbe von 1 bis 7 M. das Stück.
(Scyllium catulusL., s. Tafel: Fische
[* 107] Ⅶ,
[* 90]
Fig. 1), eine über 1 m lange, das Mittelmeer, die Meere entlang
der westl. atlantischen Küste und die Nordsee bis Bergen
[* 108] bewohnende Art aus der Gruppe der Haifische (s. d.), die keine Nickhaut,
zwei stachellose Rückenflossen, eine Afterflosse, Spritzlöcher, kleinere Zähne
[* 109] hat und Eier
[* 110] legt.
Die
Gruppe der Katzenhai (Scylliidae) besteht aus etwa 25 nicht großen Arten in allen Meeren der gemäßigten und warmen Gegenden.
(Amiurus), Gattung der Welse in China
[* 112] und dem gemäßigten Amerika.
Der cat-fish (AmiuruscatusL.) ist ein beliebter Speisefisch der Nordamerikaner, von mittlerer Große, breitköpfig, mit unterständigem, von acht
Barteln umgebenem Maule.
Seine eigentliche Heimat ist Nordamerika
[* 113] östlich vom Felsengebirge, man hat ihn aber auch mit Erfolg
in Kalifornien eingeführt.
die nördlichste der Sandwichinseln, umfaßt mit der westlich daneben gelegenen InselNiihau 1707 qkm
und hatte 1884: 8935 Einwohner, darunter 4881 Fremde.
Das Innere ist stark gebirgig und erreicht im Weialeale 2100 m Höhe.
Das Land ist infolge des verwitterten vulkanischen Gesteins, aus dem der ganze Boden besteht, außerordentlich fruchtbar.
adjektivisch und substantivisch gebraucht zur Bezeichnung unverständlicher Sprache,
[* 114] sowohl gänzlich
fremder, als auch solcher, die durch schlechte Aussprache, falsche Formen, Vermengung mit fremden Ausdrücken unverständlich
wird.
Das Wort stammt von dem oberdeutschen Kaudern in der Bedeutung Zwischenhandel treiben, hausieren,
sodaß Kauderwelsch ursprünglich die undeutliche Rede der hausierenden Welschen (Italiener) bezeichnete.
ein kleineres Gebäude in Holz- oder Mauerwerk, das als Überbau über einer Schachtmündung oder einem Stollenmundloche
zum Schutze gegen Witterungseinflüsse dient.
(Masticatio), die in der Mundhöhle
[* 115] erfolgende mechan. Zerkleinerung der Nahrungsstoffe
vermittelst der Kauorgane oder des Kauapparats (Kiefer, Zähne, Kaumuskeln). Beim Kauen wird nicht nur der
Unterkiefer mit seinen Zahnreihen durch die Zusammenziehungen der Schläfen- und Kaumuskeln (musculi temporales und masseteres)
gegen den Oberkiefer kräftig angezogen, sondern auch durch die Thätigkeit der äußern und innern Flügelmuskeln (musculi
pterygoidei) eine Verschiebung der Zahnreihen nach vorn und rückwärts und nach beiden Seiten und damit
die Zermalmung der festen Speisen zwischen den höckerigen Flächen der Backenzähne bewirkt.
Das fortwährende Hineinschieben des Bissens zwischen die Zahnreihen erfolgt von außen her durch die Wangenmuskeln, von innen
her durch die Zunge, welche letztere auch weichere Bissen durch Andrücken und Reiben gegen den harten
Gaumen zu zerquetschen vermag. Während des Kauen wird der Bissen innig mit dem Speichel vermischt. Die Bewegungen der Kaumuskeln
werden durch Nervenzweige des fünften Hirnnervenpaares vermittelt. Mangelhaftes Kauen infolge schadhafter Zähne oder allzu
hastigen Essens ist eine der häufigsten Ursachen chronischer Verdauungsstörungen.
der Vertrag, mit welchem die eine Partei (der Verkäufer) der andern (dem Käufer) eine Sache, ein Recht an einer
Sache oder ein absolutes Recht (wie ein Erfindungspatent, ein Urheberrecht), eine Mehrheit von Sachen, den Besitz oder die Innehabung
einer Sache, eine Forderung, eine Kundschaft, ein Geschäft mit der Firma, eine nicht patentierte Erfindung,
ein ganzes Vermögen, kurz irgend ein Gut oder was als ein solches angesehen wird oder den Genuß eines solchen für Geld
überträgt oder verschafft oder zu übertragen oder zu verschaffen verspricht.
Nur werden Dienstleistungen nicht gekauft, sondern gemietet (s. Dienstmiete). Ist
der verkaufte Gegenstand Objekt des Handels, so wird er Ware genannt; der in Geld gewährte Gegenwert heißt Kaufpreis. Ein
Kauf kann geschlossen werden über zukünftige Sachen, über die zukünftige Ernte,
[* 118] über hängende und stehende Früchte (Hoffnungskauf,
s. Emtio). Verpflichtet sich die eine Partei, die der andern Partei zu leistende Sache
erst herzustellen, so liegt nach Gemeinem Recht Kauf vor, wenn der Hersteller den Stoff hergiebt, sonst Werkverdingung (s. d.),
während nach Preuß.
Allg. Landrecht solche auch in jenem Falle angenommen wird. Nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch Art. 338 ist aber nach den
Bestimmungen über den Kauf auch ein Handelsgeschäft zu beurteilen, dessen Gegenstand in der
Lieferung einer Quantität Vertretbarer Sachen (s. d.) gegen einen bestimmten Preis besteht (auch wenn
dieselben erst angeschafft oder hergestellt werden sollen). Wird der Kauf geschlossen über eine Sache, welche Parteien
als vorhanden ansehen, während sie nicht oder nicht mehr vorhanden ist (das verkaufte Haus war zur Zeit des
Vertragsschlusses abgebrannt, die als schwimmend verkaufte Ladung eines bestimmten Schiffs mit diesem untergegangen), so
ist der Kauf nichtig; ebenso, wenn beide Teile wußten, daß die Sache nicht existiere. Ein Kauf über Sachen, welche dem Verkehr
entzogen sind (s. Commercium), ist ungültig; doch kann solcher Kauf abgeschlossen werden
unter der Bedingung, daß diese Eigenschaft in Wegfall kommt, z. B. eine Straße eingezogen wird.
Fremde Sachen, welche der Verkäufer ohne Ermächtigung des Eigentümers verkauft, können nach Gemeinem Recht Gegenstand
des Kauf sein; der Verkäufer hat sie anzuschaffen. Nur sollen arglistige Geschäfte, bei welchen beide Teile kolludieren, ungültig
sein. Anders nachPreuß. Allg. Landr. I, 11, §. 19, und franz. Recht («La vente de la chose d’autrui
est nulle», der Verkauf einer fremden Sache ist nichtig); doch wird das Geschäft, wenn beide Teile wissentlich und in gutem
Glauben handelten, in Preußen
[* 119] als Vertrag über die Handlung eines Dritten aufrecht erhalten. Gehörte die verkaufte Sache
bereits dem Käufer und hat er nicht bloß die Innehabung der nicht in seinem Besitz befindlichen Sache gekauft, so ist der
Kauf ungültig.