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unglückliche Wendung, selbst jedes unglückliche Naturereignis Katastrophe zu nennen.
unglückliche Wendung, selbst jedes unglückliche Naturereignis Katastrophe zu nennen.
Bergzug, s. Appalachen. ^[= # (spr. -latschen) oder Alleghanies (Appalachian oder Alleghany-Mountains), Gesamtbezeichnung ...]
(grch.), Spannungsirresein, Bezeichnung für eine sehr häufige Form von Geisteskrankheit, die sich durch einen gesetzmäßig gegliederten Verlauf auszeichnet, innerhalb dessen es zeitweise zu völliger Regungslosigkeit, jeweilig mit krampfartigen Zuständen der willkürlichen Muskeln, [* 2] kommt. Die letztern führen zur Annahme gewisser Haltungen und Stellungen einzelner Glieder [* 3] oder des ganzen Körpers, die tage-, wochen-, ja monatelang unverändert (statuenartig) beibehalten werden (dann auch Katalepsie oder Starrsucht [s. d.] genannt). In einer andern Phase der Krankheit zeigen die Kranken ein eigentümlich läppisches Gebahren mit Neigung zu allerhand sinnlosem Geschwätz, sonderbaren stereotypen Bewegungen. Daneben finden sich (besonders im Anfang) nymphomanische Erregung, Hallucinationen, Verfolgungsideen dämonomanischen Inhalts, zuletzt ideenflüchtige Verworrenheit u. s. w. Die Krankheit ist heilbar, zeigt aber häufige Rückfälle und geht nicht gar selten in dauernden, lange Zeit währenden Blödsinn über.
(Kathe, Kothe, Kotte), Bezeichnung eines einzelnen Bauern- oder ländlichen Arbeiterhauses im Gegensatz zu einem geschlossenen Bauerngut.
Die Besitzer einer Kate heißen Kätner, Eigenkätner, Kötter, Kossaten (s. Hintersassen und Bauer, Bauerngut, Bauernstand).
Jan Jacob Lodewijk ten, niederländ. Dichter, geb. im Haag, [* 4] studierte 1838–44 in Utrecht [* 5] Theologie, erhielt 1815 eine Predigerstelle auf der Insel Marken, ging 1817 nach Almkerk, 1850 nach Middelburg und lebte seit 1860 in Amsterdam, [* 6] wo er starb. In seinen zahlreichen Werken und Übersetzungen zeigt Kate eine große Sprachgewandtheit und dieselbe Leichtigkeit des Versbaues, wodurch er auch als Improvisator hervorragte. Hervorzuheben sind: «De Schepping» (Utr. 1866; deutsch von Zimmermann, Hamb. 1890),
das populärste seiner Werke: «De Planeeten» (Arnh. 1869),
«De Jaargetijden» (Groningen 1871),
«Palmbladen en dichtbloemen» (Amsterd. 1884),
sowie die Balladen, Romanzen, Legenden und andere kleinere Gedichte in den «Kompleete Dichtwerken» (8 Bde., Leid. 1867–73). Die Prosawerke K.s bestehen größtenteils aus Kanzelreden und andern Beiträgen zur erbaulichen Litteratur; außerdem schrieb er «Italië. Reisherinneringen» (Arnh. 1857) und «Nieuwe bladen uit het dagboek der reisherinneringen» (ebd. 1860–62) u. s. w. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 12 Bänden (ebd. 1889–93).
Katechet, s. Katechetik. ^[= (grch.), die Lehre von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht ...]
(grch.), die Lehre [* 7] von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck nur auf die religiöse Unterweisung. Katechese bezeichnete die Zubereitung derer für das christl. Gemeindeleben, die in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden sollten (der Katechumenen, s. d.); die von der Kirche mit ihrer Zubereitung Betrauten hießen Katecheten. In Alexandria bestand seit Mitte des 2. Jahrh. eine eigene Katechetenschule (s. Alexandrinische Schule).
In der alten Kirche waren die Katechumenen Erwachsene; für ihre Unterweisung waren verschiedene Schriften der Kirchenlehrer, wie des Cyrillus von Jerusalem, [* 8] des Augustinus u. a. bestimmt. Eine einzelne ausgeführte religiöse Unterredung ist eine Katechese, und das dabei angewendete Unterrichtsverfahren wird Katechisation oder Katechisieren genannt, die Methode heißt katechetische, katechisierende, auch dialogische oder erotematische Lehrform im Gegensatz zum Akroamatischen Unterricht (s. d.). – Die Ausbildung der Katechese für die Schule wurde zuerst durch die Reformation veranlaßt und dann namentlich durch die pietistische Schule, Spener an der Spitze, gepflegt.
Diese Schule legte zugleich großes Gewicht auf die Lehrform und erkannte insbesondere die Frage (s. d.) als nicht zu entbehrendes Kunstmittel. In der folgenden Zeit wurde nicht selten der Geschicklichkeit in Handhabung der Fragform, nicht nur bei den religiösen Unterredungen, sondern bei allem Unterrichte eine übermäßige Bedeutung beigelegt. Man setzte die Kunst des Unterrichtens fast allein darin, alles durch Frage und Antwort zu entwickeln. Die Unterredungen des Sokrates mit seinen Schülern galten dabei als klassisches Vorbild, und die bezeichnete Methode erhielt den Namen sokratische Methode oder Sokratik.
Als berühmte Meister darin galten ihrer Zeit Dinter und Gräfe. Ihrer Überschätzung gegenüber wies schon Pestalozzi darauf hin, daß man den Kindern auch vieles geben, ihnen wirkliche Anschauungen darbieten müsse. –
Vgl. Dinter, Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik (13. Aufl., Plauen [* 9] 1862);
von Zezschwitz, System der christl.-kirchlichen Katechetik (2 Bde., Lpz. 1863–74);
Palmer, Evangelische Katechetik (6. Aufl., Stuttg. 1875);
Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens, hg. von Katechetik A. Schmid, Bd. 3 (2. Aufl., Gotha [* 10] 1880).
Katechusäure, Tanningensäure, ein wesentlicher Bestandteil des Katechus, dessen Zusammensetzung noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist (C₂₁H₂₀O₉ + 5H₂O oder C₁₈H₁₈O₈). Katechin wird aus Bombaykatechu oder Gambir nach dem Auswaschen dieser Stoffe mit kaltem Wasser durch kochendes Wasser ausgezogen. Aus den erkaltenden Lösungen scheidet es sich in braunen Krystallmassen aus, die durch Umkristallisieren aus heißem Wasser unter Zuhilfenahme von Tierkohle gereinigt werden.
Das Katechin bildet feine weiße, seidenglänzende Nädelchen, schmilzt bei 127°, löst sich sehr schwer in kaltem Wasser, leicht in Alkohol und heißem Äther. Die wässerige Lösung schmeckt etwas bitter und zusammenziehend. Beim Erhitzen liefert das Katechin Brenzkatechin, Wasser, Kohlensäure und Kohlenoxyd. Im feuchten Zustande färbt es sich, namentlich beim Erwärmen an der Luft, braun, durch oxydierend wirkende Stoffe wird es rasch tiefbraun gefärbt; mit Eisenoxydsalzen giebt es eine intensiv grüne Färbung, mit Basen geht es keine Verbindung ein.
Katechisieren, s. Katechetik. ^[= (grch.), die Lehre von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht ...]
(grch.), ein in Fragen und Antworten abgefaßtes Lehrbuch; in der Kirchensprache besonders die so gefaßte Erklärung der Hauptstücke der Glaubenslehre zum Zwecke des Volksunterrichts. Das Bedürfnis der religiösen Jugendbildung führte schon im 8. und 9. Jahrh. zur Abfassung solcher Katechismen, unter denen der von Kero, Mönch in St. Gallen, und der wahrscheinlich von dem Mönche Otfried von Weißenburg [* 11] geschriebene die berühmtesten sind. Späterhin finden sich solche Bücher vorzüglich bei den Böhmischen Brüdern, die auch den Namen Katechismus zuerst gebraucht zu haben scheinen. Diese Katechismen enthielten als Hauptstücke des Kirchen-
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glaubens vornehmlich das Apostolische Symbolum, die Zehn Gebote und das Vaterunser. Luther gab schon 1520 die Zehn Gebote, die drei Artikel des christl. Glaubens und das Vaterunser mit Erklärungen versehen u. d. T. «Eine kurze Form, die Zehn Gebote und den Glauben Zu betrachten und das Vaterunser zu beten» heraus. Nach der kursächs. Kirchenvisitation schrieb Luther 1529 seinen Großen Katechismus für Geistliche und Lehrer und den Kleinen Katechismus für die Kinder. Außer den drei ersten Hauptstücken enthielten diese noch die beiden Hauptstücke von der Taufe und vom Sakrament des Altars. Das sog. sechste Hauptstück, vom Amte der Schlüssel, ist spätern Ursprungs. An seiner Stelle findet sich jetzt meist der Artikel von der Buße, Beichte und Absolution (als fünftes Hauptstück). Einen Anhang, der aber auch nicht von Luther herrührt, bilden der Morgen- und Abendsegen, das Tischgebet, die Haustafel und Fragestücke für Kommunikanten. Beide Katechismen wurden später unter die Symbolischen Bücher aufgenommen.
Die zur Augsburgischen Konfession sich bekennende Brüdergemeine gebraucht als Katechismus hauptsächlich das von Lieberkühn verfaßte Buch u. d. T. «Der Hauptinhalt der Lehre Jesu Christi» (Barby 1778; letzte Ausg. 1877). Unter den Katechismen der schweiz. Reformation sind namentlich der zweite Genfer, der Züricher und der Heidelberger oder Pfälzer Katechismus zu nennen. Den Genfer Katechismus verfaßte Calvin (französisch 1542, lateinisch 1545); derselbe wurde auf verschiedenen franz. Synoden sanktioniert und auch vielfach in andern reform. Kirchen in Gebrauch genommen. Der Züricher Katechismus (1609) ist aus den Katechismen von Judä (1534) und Bullinger (1554) entstanden und hatte früher besonders in der Züricher Kirche großes Ansehen. Der bekannteste aber ist der Heidelberger Katechismus (s. d.) geworden.
In der anglikanischen Kirche erlangte der sog. «Church catechism», von Joh. Poinet 1552 lateinisch verfaßt, von König Eduard VI. sanktioniert und 1553 zu London [* 13] herausgegeben, großes Ansehen. Er umfaßte 24 Fragestücke, eine Erklärung des Taufgelübdes und der Glaubensartikel, die Zehn Gebote, das Vaterunser. Später (1572) wurde durch Al. Nowel noch ein Unterricht über die Sakramente beigefügt. Die presbyterianische Kirche in England und Schottland gebraucht «The assembly-catechism», der bald nach dem von der Westminstersynode (1643) verfaßten Puritanerbekenntnisse veröffentlicht wurde. Die Socinianer gebrauchenden Rakauer Katechismus («Catechismus Rakoviensis»),
von Valentin Schmalz und Hieron. Moskorzowsky 1605 in poln. Sprache [* 14] verfaßt, dann auch deutsch und lateinisch erschienen; die Quäker den Katechismus von Robert Barclay (1673) u. s. w.
In der lutherischen Kirche begann man schon frühzeitig den Lutherschen Katechismus durch Erklärungen zu erweitern, daher beinahe jedes Land seinen eigenen Katechismus erhielt. Zu Ende des 18. Jahrh. wurden vielfach die orthodoxen Katechismen durch solche ersetzt, die den Meinungen der Aufklärungszeit mehr Einfluß gestatteten. Nach Vereinigung der beiden prot. Kirchen in mehrern deutschen Staaten entstand das Bedürfnis von Unionskatechismen. Die moderne Orthodoxie betrachtete es als eine ihrer Hauptaufgaben, die rationalistischen Katechismen überall zu beseitigen und dafür die ältern wieder einzuführen oder neue im dogmatischen Geschmacke des 17. Jahrh. zu verfassen. Ihre Bestrebungen sind vielfach von Erfolg gewesen, scheiterten aber anderwärts an dem Widerstande der Gemeinden.
In der römisch-katholischen Kirche erlangte der durch das Tridentinische Konzil veranlaßte, vom Erzbischof Leon Marino, dem Bischof Ägidius Foscarari und dem portug. Dominikaner Franciscus Foreiro ausgearbeitete, von Papst Pius V. bestätigte Römische [* 15] oder Tridentinische Katechismus («Catechismus Romanus») symbolisches Ansehen. Derselbe erschien zuerst zu Rom [* 16] 1566. Er zerfällt in vier Hauptabschnitte: Apostolisches Symbolum, Sakramente, Dekalog, Gebet.
Eine sehr weite Verbreitung fanden die beiden Katechismen des Jesuiten Petrus Canisius (s. d.). Die griechisch-katholische Kirche hat ihren größern in dem von Petrus Mogila, Metropoliten zu Kiew, [* 17] verfaßten Rechtgläubigen Bekenntnis der kath. und apostolischen Kirche des Morgenlandes («Confessio orthodoxa», 1642), das von der Synode zu Konstantinopel [* 18] (1643) durch die Patriarchen von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem angenommen und durch die Synode von Jerusalem (1672) sowie (1721) durch Peter d. Gr. aufs neue sanktioniert wurde. Dieser Katechismus heißt auch «Der größere Katechismus der Russen», zum Unterschied von dem Kleinern Katechismus, den Peter I. abfassen ließ, und zerfällt in die drei Teile: Vom Glauben, Von der Hoffnung und Von der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Deutsch erschien er von Frisch (Frankf. und Lpz. 1724). Aus einer 1832 veranstalteten Revision durch den Metropoliten Philaret von Moskau [* 19] ist der jetzt gebräuchliche Katechismus hervorgegangen, der 1866 zu Moskau erschien. -
Vgl. Ehrenfeuchter, Zur Geschichte des Katechismus (Gött. 1857).
(Catechu), Katechugummi, Kachu oder japanische Erde (Terra japonica), eine unter verschiedenen Formen in den Handel kommende gerbstoffhaltige Masse, die teils aus den Früchten der Betelpalme (Areca Catechu L.), teils aus den Zweigen und dem Kernholze einer Akazie (Acacia Catechu W., s. Tafel: Leguminosen [* 20] III: Mimosaceen, [* 12] Fig. 1), teils aus den Blättern der Gambirpflanze (Uncaria Gambir Roxb.) durch Auskochen gewonnen wird. Man unterscheidet Palmenkatechu, Akazienkatechu oder Kutsch und Gambirkatechu (gelbes s. Gambir).
Von ersterm kennt man zwei Sorten: Kassu (Cassu), das aus den frischen Samen [* 21] der Betelpalme gewonnene Extrakt, das in flachen, runden Kuchen von schwarzbrauner Farbe, die stets mit Reisspelzen bedeckt sind, weil sie auf Reisspreu getrocknet werden, in den Handel kommt, und Coury, die aus den bereits einmal abgekochten Samen durch nochmaliges Auskochen erhaltene Masse von gelblichbrauner Farbe und unregelmäßiger Gestalt, die meist in Indien verbraucht wird. Das Akazienkatechu kommt aus Hinterindien [* 22] unter dem Namen Pegu- oder Bombaykatechu und aus Vorderindien unter dem Namen bengalisches Katechu. Ersteres ist die gewöhnlichste im deutschen Handel vorkommende und für pharmaceutische Verwendungen neben dem Gambir zulässige Katechusorte; es bildet unregelmäßige, von Blättern einer Palmenart durchsetzte und in solche eingehüllte schwarzbraune spröde Stücke. Das bengalische Katechu besteht aus unregelmäßig vierseitigen, dunkelbraunen, schweren, 6 cm breiten Kuchen. Das Gambirkatechu, auch Gutta-Gambir genannt, die eigentliche Terra japonica, kommt von Sumatra, Singapur, [* 23] Malaka und besonders der Insel Bintang bei Singapur in mittelgroßen graubraunen, porösen, leicht zerreib-
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lichen, sehr leichten und daher auf Wasser schwimmenden Würfeln in den Handel. Den wirksamen Bestandteil aller dieser verschiedenen Sorten, die in der Heilkunde als zusammenziehende, blutstillende und fäulniswidrige Mittel sowie zu Zahntinkturen gebraucht werden, bilden zwei dem Katechu eigentümliche Stoffe, die Katechugerbsäure und die Katechusäure oder das Katechin (s. d.). Erstere verhält sich ähnlich wie die gewöhnliche Gerbsäure, wird aber durch Eisenoxydsalze nicht blauschwarz, sondern graugrün gefällt, ist in Wasser, Alkohol und Äther löslich und soll im K. bis zu 54 Proz. enthalten sein.
Das Katechu ist geruchlos und schmeckt anfangs rein zusammenziehend, dann nicht unangenehm süßlich. Es wird als Gerbematerial in der Lederfabrikation, zur Erzeugung von Braun in der Baumwoll- und Wollfärberei und in der Pharmacie zur Bereitung der Katechutinktur (Tinctura Catechu, aus 1 Teil und 5 Teilen Spiritus) [* 25] angewendet. Die Orientalen kauen es, gleich dem Betel, um das Zahnfleisch zu stärken und den Atemgeruch zu verbessern. Es wird zu diesem Zweck im östl. Asien, [* 26] Ostindien, [* 27] auf den ostind. und den Südsee-Inseln seit den ältesten Zeiten in großen Massen konsumiert. Deutschlands [* 28] Einfuhr betrug 1892 67523 Doppelcentner im Werte von 3,24 Mill. M.
s. Katechu. ^[= (Catechu), Katechugummi, Kachu oder japanische Erde (Terra japonica), eine unter verschiedenen ...]
s. Katechumenen. ^[= (grch.), in der alten christl. Kirche die Gesamtheit derer, die im christl. Glauben Unterricht ...]
(grch.), in der alten christl. Kirche die Gesamtheit derer, die im christl. Glauben Unterricht erhielten (s. Katechetik), aber die Taufe noch nicht erhalten hatten. Mit ihren Lehrern, den Katecheten, bildeten sie den Katechumenat. Sie wurden in verschiedene Klassen eingeteilt, nahmen beim Gottesdienst einen besondern Platz ein und durften bei Austeilung des Abendmahls nicht gegenwärtig sein. (S. Messe.) Das allgemeine Aufkommen der Kindertaufe brachte diese Einrichtung in Wegfall. Erst im Protestantismus bezeichnete man wieder als Katechumenen die jungen Christen, die durch Unterricht auf die Konfirmation (s. d.) und zur Zulassung zum Abendmahl vorbereitet wurden. Diesen Sinn hat das Wort noch gegenwärtig.
s. Chrisma. ^[= (grch., Salbe), Chresam, Chresem, Chrisam, das aus Olivenöl und Balsam bestehende Salböl, ...]
s. Areca. ^[= L., Pflanzengattnng aus der Familie der Palmen (s. d.) mit gegen 25 Arten im tropischen Asien ...]
s. Katechin. ^[= Tanningensäure, ein wesentlicher Bestandteil des Katechus, dessen Zusammensetzung ...]
s. Katechu. ^[= (Catechu), Katechugummi, Kachu oder japanische Erde (Terra japonica), eine unter verschiedenen ...]
(grch.), eigentlich Weise der Aussage, Aussageform, ein von Aristoteles eingeführter Ausdruck für gewisse letzte oder Urbegriffe der Erkenntnis, denen alles irgendwie Denk- oder Aussagbare sich schließlich unterordnen muß. Aristoteles stellte als solche auf die Begriffe Substanz, Qualität, Quantität, Relation, Ort, Zeit, Wirken, Leiden, [* 29] Lage (oder Verhalten) und Haben. Diese Zehnzahl ist willkürlich und Aristoteles selbst legt darauf kein Gewicht, So sind die beiden letzten Kategorie offenbar nicht von gleich ursprünglichem Charakter wie die übrigen acht; Aristoteles selbst vernachlässigt sie meist.
Aber auch die übrigbleibenden stellen, nach Auswahl und Anordnung, offenbar kein fertiges System dar; es gehört daher mit zu den Gedankenlosigkeiten der Scholastik, daß sie dies «System» der zehn Kategorie von Jahrhundert zu Jahrhundert fortschleppte. Erst Kant unternahm es, die wahren Stammbegriffe des menschlichen Verstandes oder «reinen Verstandesbegriffe» nach einem Princip abzuleiten. Es sind nach ihm solche Grundbegriffe, die, als Ausdruck ebenso vieler ursprünglicher Funktionen der «synthetischen Einheit», in ihrem Verein die Möglichkeit oder Grundgesetzlichkeit der Erfahrung (d. i. des in Raum und Zeit Erkennbaren) darstellen.
Eben damit sind sie zugleich die Grundfaktoren, aus denen der Gegenstand in der Erfahrung sich aufbaut, oder die Faktoren der Objektivierung der Erscheinungen. Sie und die aus ihnen abgeleiteten Grundsätze sind daher von gültiger Anwendung in den Grenzen [* 30] möglicher Erfahrung, nicht aber, wenn man über diese Grenzen hinausgeht und nach den Dingen an sich fragt. Als Leitfaden zur Aufstellung seines Kategoriensystems benutzt Kant eine vierfache Einteilung der Urteile (der Quantität nach in allgemeine, besondere und einzelne, der Qualität nach in bejahende, verneinende und unendliche, der Relation nach in kategorische, hypothetische, disjunktive, der Modalität nach in problematische, assertorische, apodiktische);
daraus ergaben sich dann zwölf Kategorie, unter denselben vier Titeln: Quantität, Qualität, Relation, Modalität geordnet: Einheit, Vielheit, Allheit;
Realität, Negation, Limitation;
Substantialität, Kausalität, Wechselwirkung;
Möglichkeit, Wirklichkeit, Notwendigkeit.
Auch dies neue Kategoriensystem und seine Ableitung ist sehr bestritten und in der That von Kant selbst nicht ausreichend begründet. Keiner der bisher versuchten Umgestaltungsversuche ist durchgedrungen. Doch besteht die Aufgabe unveränderlich fort, auch hat in jüngster Zeit namentlich H. Cohen (in «Kants Theorie der Erfahrung», 2. Aufl., Berl. 1885, und «Das Princip der Infinitesimal-Methode», ebd. 1883) viel zur Klärung und tiefern Begründung der einzelnen und entsprechenden Grundsätze beigetragen.
(grch.), eigentlich aussagend, dann bestimmt, unbedingt, gebieterisch. Ein kategorisches Urteil heißt bei den Logikern ein solches, in welchem das Prädikat vom Subjekt nur einfach (sei es bejahend oder verneinend) ausgesagt wird (A ist B oder A ist nicht B), im Unterschied vom hypothetischen und disjunktiven Urteil. Kategorischer Imperativ heißt bei Kant das Sittengesetz, sofern es ein unbedingtes, durch keinerlei Rücksicht auf sonstige Beweggründe (Lust oder Unlust) zu beugendes Soll ausspricht. Das Sittengesetz, will Kant sagen, gebietet nicht hypothetisch (bedingungsweise): sei gut, wofern du glücklich sein willst, sondern schlechthin, ohne einschränkende Bedingung.
in oder nach Kategorien (s. d.) ^[= (grch.), eigentlich Weise der Aussage, Aussageform, ein von Aristoteles eingeführter Ausdruck ...] teilen.
s. Catenae. ^[= (lat., d. h. Ketten), exegetische Sammlungen zu den biblischen Büchern, so genannt, ...]
das Männchen der Katze. ^[= # im engern Sinne Bezeichnung der kleinsten Arten der Raubtiergattung Felis (s. Katzen), welche ...] [* 31]
exochen (grch. ϰατ' ἐξοχήν), vorzugsweise.
(arab.), s. Kat. ^[= (grch. ϰατ' ἐξοχήν), vorzugsweise.]
(grch., d. i. die Reinen), eine vom Ende des 10. bis zur Mitte des 15. Jahrh. in den meisten Ländern des südl. und westl. Europas unter verschiedenen Namen verbreitete Sekte. Katharer nannten sie sich selbst, weil sie die reine, ursprüngliche Lehre Jesu wiederherstellen wollten. Daraus ward in der Lombardei Gazzari, woraus das deutsche Wort Ketzer entstand. Wegen der Verwandtschaft ihrer Lehre mit der der Manichäer wurden sie häufig Manichäer genannt; wegen ihres ersten Auftretens in Bulgarien [* 33] hießen sie Bulgaren, woraus das franz. Schimpfwort bougre entstand. In Italien [* 34] hießen sie Patarener oder Patariner, Publikaner oder Popelitaner, in den Niederlanden Piphles. Zuerst finden sie sich gegen Ende des 10. Jahrh. unter den slaw. Völkern der Balkanhalb-
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insel, besonders Bulgariens (s. Bogomilen). Dann drangen sie nach Dalmatien und von hier aus nach Italien vor, wo sie in der Lombardei zahlreiche Anhänger fanden, vereinzelte sogar in Florenz, [* 36] Rom und Neapel; [* 37] namentlich aber hatten sie in Südfrankreich einen Hauptsitz und gingen dort meistens in die Albigenser (s. d.) über. Die Inquisition und vor allem die Albigenserkriege brachen ihre Kraft [* 38] und im 14. Jahrh. wurden sie hier völlig vernichtet. Nur vereinzelte Anhänger hatten die in England, im Norden [* 39] Spaniens und in Deutschland [* 40] (am Niederrhein), wo sie sich Apostoliker (s. d.) nannten.
Die Lehre der Katharer war ein dem Manichäismus ähnlicher Dualismus; doch giebt es strengere und mildere Dualisten. Beide lehrten zwei einander entgegenstehende göttliche Wesen, während aber jene den bösen Gott für gleich ewig hielten wie den guten, sahen diese in ihm einen gefallenen Engel. Der gute Gott schuf die himmlische Welt mit den himmlischen Menschen; der böse Gott schuf die materiellen Elemente und aus ihnen alle sichtbaren Dinge. Der gute Gott hat sich im Neuen Testament geoffenbart, der böse im Alten.
Die Sünde hat ihren Grund in der Berührung der Seele mit dem Körper. Deshalb ist es die höchste Pflicht des Menschen, in peinlicher Ascese sich jeder Befleckung durch den Körper zu entziehen. Zur Kirche der Katharer gehörten streng genommen nur die «Vollkommenen» (lat. perfecti), die die Weihe des Consolamentum (Geistestaufe) erhalten haben. Sie erhielten durch Handauflegung den Heiligen Geist und waren verpflichtet, sich von jeder Sünde, d. h. jeder Berührung mit der Welt, frei zu halten.
Den weitern Kreis [* 41] bildeten die «Gläubigen» (lat. credentes), die das Consolamentum noch nicht empfangen hatten. Sie durften Güter besitzen, Krieg führen, heiraten und Fleisch essen. Die religiösen Gebräuche der Katharer waren höchst einfach und ihr Gottesdienst bestand wesentlich aus der Predigt. –
Vgl. Ch. U. Hahn, [* 42] Geschichte der Ketzer im Mittelalter, Bd. 1 (Stuttg. 1845);
Katharer Schmidt, Histoire et doctrine de la secte des Cathares ou Albigeois (2 Bde., Par. 1849);
Raĉki, Bogomili i Patareni (Agram [* 43] 1869);
Lombard, Pauliciens, Bulgares et Bons-hommes en Orient et Occident (Genf [* 44] 1879);
Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters (2 Bde., Münch. 1890).
Name des 320. Planetoiden. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
mehrere Heilige der kath. Kirche:
Katharina von Alexandria, nach der Legende eine 18jährige Jungfrau, durch Schönheit, Bildung und edles Geschlecht ausgezeichnet. Auf Befehl des Kaisers Maximinus mußten heidn. Philosophen mit ihr über die Wahrheit des Götzendienstes disputieren, wurden aber sämtlich zum Christentum bekehrt. Katharina widerstand allen Drohungen und Schmeicheleien des Kaisers und wurde 25. Nov. 307 zuerst aufs Rad geflochten, dann enthauptet. Ihre Attribute sind ein mit spitzen Messern besetztes Rad, ein Palmzweig oder Bücher (wegen ihrer Gelehrsamkeit).
Darstellungen aus ihrem Leben zeigen die Fresken von Jak. Avanzi und Altichieri in der St. Georgskirche zu Padua [* 45] (1377), die von Masaccio in San Clemente zu Rom (15. Jahrh.). Häufig behandelt ist in der Malerei ihre mystische Vermählung (Verlobung), wie das Jesuskind sie als seine Braut annimmt und ihr einen Ring an den Finger steckt; so z. B. von Memling (im Johanneshospital zu Brügge), Correggio (Paris, [* 46] Louvre, und Neapel, Museo Nazionale), P. Veronese (Venedig, [* 47] Santa Caterina). Als von Engeln zu Grabe getragen ist sie dargestellt von B. Luini (Mailand, [* 48] Brera), Mücke (Berlin, [* 49] Nationalgalerie); als herrliche Einzelfigur malte sie Raffael (London, Nationalgalerie) und B. Luini (München, [* 50] Alte Pinakothek). –
Vgl. Knust, Geschichte der Legenden der heiligen Katharina von Alexandrien und der heil. Maria Aegyptiaca (Halle [* 51] 1889);
Varnhagen, Zur Geschichte der Legende der Katharina von Alexandrien (Erlangen [* 52] 1891).
Katharina von Schweden, [* 53] zweite Tochter der heil. Birgitta, geb. 1331, begleitete ihre Mutter auf der Pilgerfahrt nach Rom, brachte deren Gebeine in die Heimat und kehrte alsbald wieder nach Rom zurück, um die Bestätigung des Birgittenordens (s. d.) und die Heiligsprechung der Mutter Zu betreiben. Sie starb in Schweden als Äbtissin des Klosters Wadstena und ward 1474 heilig gesprochen.
Katharina von Siena, geb. als Tochter des Färbers Benincasa in Siena, vollzog von früh an die schwersten Kasteiungen an sich und trat im 15. Jahre in den Dominikanerorden. Ihre bis zum Übermaße fortgesetzten Kasteiungen hatten visionäre Zustände zur Folge, in denen sie mit Jesus und Maria vertrauten Umgang pflog; sie rühmte sich sogar, der Heiland habe sich mit ihr verlobt, sein Herz mit ihr vertauscht, ihr sein Blut zu trinken gegeben und ihr seine fünf Wundenmale aufgeprägt.
Bei der großen Pest 1374 übte sie aufopfernde Krankenpflege. Seitdem versammelte sich ein Kreis von Gesinnungsgenossen um sie. Katharina erstrebte besonders Versöhnung der ital. Städte mit dem Papst und dessen Rückkehr nach Rom (s. Gregor XI.), die Eroberung des Heiligen Landes und die Reformation der Kirche. Papst Urban VI. beschied Katharina zu sich nach Rom, wo sie starb. 1461 ward sie heilig gesprochen; der Dominikanerorden sowie die Stadt Siena verehren sie als Schutzpatronin.
Künstlerisch dargestellt wird sie mit Crucifix [* 54] oder Lilie oder Buch in der Hand, [* 55] zuweilen auch mit den Wundenmalen Christi an den Händen oder mit der Dornenkrone; namentlich aber mit dem Ringe, den ihr Christus als Brautring gegeben. Am bekanntesten ist ihre Verlobung mit dem Christuskinde von Fra Bartolommeo (Paris, Louvre). Ihre Werke, Briefe, Orakel und namentlich eine gefeierte Schrift: «Della divina providentia» gab Gigli (5 Bde., Siena 1707–26), die Briefe allein Tommaseo (4 Bde., Florenz 1860) heraus. –
Vgl. Hase, [* 56] Caterina von Siena (Lpz. 1864; 2. Aufl. 1892);
Malan, Geschichte der heil. Katharina von Siena (2 Tle., deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1874);
Butler, Catherine of Siena (3. Aufl., Lond. 1881);
Mignaty, Catherine de Sienne (Par. 1886);
Drane, The history of S. Catherine of Siena (2 Bde., 2. Aufl., Lond. 1887; deutsch Dülmen 1887).
Katharina von Bologna, geb. 1413 zu Bologna, Äbtissin eines Klarissinnenklosters zu Bologna, starb Sie wurde 1724 heilig gesprochen. Gedächtnistag: 9. März.
Katharina von Genua, [* 57] Tochter des Vicekönigs Robert Fieschi von Neapel, 1447 zu Genua geboren, führte seit 1474 als Witwe (bis ein frommes Leben, ausgezeichnet durch aufopferungsvolle Krankenpflege, namentlich in den Pestjahren 1457 und 1501, und strenge Ascese. 1737 ward sie heilig gesprochen. Gedächtnistag: 22. März.
Katharina Ricci, geb. 1522 zu Florenz aus vornehmem Geschlecht, trat ins Kloster der Dominikanerinnen zu Prato, dessen Priorin sie wurde. Ausgezeichnet
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durch strenge Ascese, starb sie und ward 1746 heilig gesprochen. Gedächtnistag: 13. Febr. Briefe von ihr gab Guasti (Prato 1848) heraus.
Königin von England, geb. 1401, Gemahlin Heinrichs V., war die Tochter des wahnsinnigen Karl VI. von Frankreich und seiner Gemahlin Isabeau. Ihre im Vertrag von Troyes im Mai 1420 festgesetzte und im Juni vollzogene Vermählung mit dem engl. König sollte dazu dienen, nach dem Tode Karls die franz. Krone an England zu bringen, mit Umgehung der Rechte des Dauphins (Karl VII.). Durch Heinrichs V. frühen Tod 1422 verwitwet, Mutter Heinrichs VI., heiratete Katharina Owen Tudor, einen in Wales mächtigen Edelmann, und wurde so die Ahnfrau des Hauses Tudor, das mit ihrem Enkel Heinrich VII. 1485 auf den engl. Thron [* 59] kam. Sie starb 1438.
von Aragonien, erste Gemahlin Heinrichs VIII. von England, geb. als Tochter Ferdinands des Katholischen, wurde, um England an das span. Bündnis zu fesseln, 1502 mit Heinrichs VII. ältestem Sohne Arthur vermählt. Nach dessen Tode (1503) wurde sie sofort dessen Bruder Heinrich bestimmt, die Ehe selbst aber erst nach Heinrichs Regierungsantritt geschlossen. Besonders bekannt ist sie als das Opfer des um Anna Boleyns willen angezettelten berüchtigten Ehescheidungshandels (s. Heinrich VIII., Bd. 8, S. 990 a), der, da der Papst die Scheidung verweigerte, zur Lösung der engl. Kirche von Rom führte. Im Mai 1533 mußte Cranmer die Ehe für ungültig erklären, nachdem Heinrich schon vorher Anna Boleyn geheiratet hatte. Von K.s Kindern ist nur eine Tochter, die spätere Königin Maria die Katholische, am Leben geblieben. Katharina, nach der Scheidung streng überwacht und von ihrem Kinde getrennt, starb bis zuletzt auf ihrem Recht beharrend.
Howard, Gemahlin Heinrichs VIII. von England, s. Howard, Katharina.
Parr, Gemahlin Heinrichs VIII. von England, s. Parr.
Vgl. Albèri, Vita di Caterina de’ Medici (Flor. 1838; deutsch Augsb. 1847);
von Reumont, Die Jugend K.s von Medici (2. Aufl., Berl. 1856);
La Ferrière, Lettres de Catherine de Médicis (4 Bde., Par. 1880–92);
Hilliger, Katharina von Medici und die Zusammenkunft in Bayonne (Lpz. 1891);
Wirtz, Die Politik der Katharina von Medici 1563–65 (Dissertation, Fulda [* 60] 1891).
I. (russ. Jekaterina), Kaiserin von Rußland (1725–27), geb. zu Jakobstadt in Kurland [* 61] als Tochter des Samuel Skawronskij, kam als Waise 1683 zum Pfarrer Glück nach Marienburg [* 62] in Livland, wo sie sich 1702 mit einem schwed. Dragoner verheiratete. Als Marienburg von den Russen eingenommen wurde, fiel sie als Gefangene in die Hände des Generals Scheremetjew, von dem sie zum Fürsten Menschikow kam, der sie zu seiner Geliebten machte. Bei diesem sah sie Peter d. Gr. und nahm sie, von ihrer Jugend und Schönheit gefesselt, zu sich.
Sie trat 1703 zur griech. Kirche über und erhielt dabei die Namen Katharina Alexejewna. Peter d. Gr. gebar sie vier Töchter, Katharina, Anna, Elisabeth und Natalie, von denen die zweite die Mutter Peters III., die dritte aber Kaiserin von Rußland wurde. Seit 1707 war sie heimlich mit Peter vermählt, der sie öffentlich für seine Gemahlin erklärte. Als Peter 1711 am Pruth gegen das türk. Heer verloren schien, gelang es ihr, in Gemeinschaft mit Ostermann und Schaffirow, den Großwesir zu gewinnen und dadurch das russ. Heer aus seiner gefährlichen Lage zu befreien, worauf sich Peter feierlich mit ihr trauen ließ.
Nach dem Tode des Zarewitsch Alexej ließ sie Peter in Moskau als Kaiserin krönen. Doch mußte sie bald darauf seine Unzufriedenheit empfinden, da er sie im Verdacht hatte, mit dem Kammerherrn Moens de la Croix, den er auch deshalb enthaupten ließ, in vertrautem Verhältnisse zu leben. Als Peter d. Gr. starb, folgte ihm in der Regierung, die sie im Sinne des Verstorbenen weiter führte. Auch eröffnete sie die von Peter gestiftete Akademie der Wissenschaften. Sie starb ihr Nachfolger war Alexejs Sohn Peter II. –
Vgl. Arssenjew, Katharina I. (russisch, Petersb. 1856);
Brückner, Der Briefwechsel Peters d. Gr. mit Katharina (im «Histor. Taschenbuch», Lpz. 1880).
II. (russ. Jekaterina), Kaiserin von Rußland (1762–96), geb. zu Stettin, [* 63] wo ihr Vater Fürst Christian August von Anhalt-
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Zerbst [* 65] damals preuß. Generalmajor und Gouverneur war. Von der Kaiserin Elisabeth auf Friedrichs II. Vorschlag zur Gemahlin für deren Neffen und erwählten Nachfolger Peter, Herzog von Holstein-Gottorp, ausersehen, begab sie sich im Febr. 1744 nach Rußland und wurde, nachdem sie zur griech. Kirche übergetreten war, wobei sie die Namen Sophie Auguste mit Katharina Alexejewna vertauschte, mit dem Thronfolger vermählt. Unter den Freunden ihres Gemahls zog seit 1753 Sergej Soltikow die Aufmerksamkeit der Großfürstin auf sich, und bald entstand zwischen beiden ein vertrautes Verhältnis.
Später gewann Stanislaus Poniatowski ihre Zuneigung. Seit der Thronbesteigung Peters III., mehrte sich die Spannung zwischen den beiden Gatten. Peter lebte mit dem Hoffräulein Elisabeth Woronzow so vertraut, daß seine Gemahlin befürchtete, er möchte sie verstoßen und seine Geliebte heiraten. Dabei machte sich Peter durch seine Vorliebe für die preuß. Kriegszucht, durch seinen Charakter und seine Politik auch seinen Unterthanen mit jedem Tage verhaßter. So kam durch den Hetman Grafen Rasumowskij, den Grafen Nikita Panin, die Fürstin Daschkow und einen jungen Gardeoffizier Gregor Orlow, der nach Poniatowskis Abgange K.s Zuneigung fesselte, und dessen Bruder Alexej Orlow eine Verschwörung gegen den Kaiser zu stande. Durch die Orlows wurde die Garde bewogen, ihr als Monarchin zu huldigen, während der nachmalige Senator Teplow vermocht wurde, in der Kasanschen Kirche die Erhebung K.s auf den Thron zu verkündigen. Peter III. wurde nach dem kaiserl. Landhause Rovscha gebracht und dort erdrosselt.
Die jetzt allein herrschende, hochbegabte Kaiserin Katharina wußte bald die Gunst des Volks zu gewinnen. Sie bewies der griech. Kirche große Achtung, ließ sich mit Pracht in Moskau krönen und war für die innere Verwaltung wie für die auswärtigen Verhältnisse Rußlands außerordentlich thätig. Ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung zwang sie die Kurländer, den neuen Herzog Karl von Sachsen [* 66] abzusetzen und den dem Adel verhaßten Biron zurückzurufen, was einer Vereinigung Kurlands mit Rußland gleichkam.
Nach dem Tode des Kurfürsten August III. von Sachsen, Königs von Polen (1763), brachte sie es dahin, daß Stanislaus Poniatowski zu Warschau [* 67] gekrönt wurde. In ihrem eigenen Reiche nahm aber inzwischen die Zahl der Mißvergnügten bedeutend zu, und in Moskau und Petersburg [* 68] entstanden mehrfach Unruhen. Der junge Iwan (VI.), auf den die Verschworenen ihre Hoffnung setzten, wurde im Juli 1764 in der Festung [* 69] Schlüsselburg ermordet und dadurch die Pläne der Unzufriedenen vernichtet. Um eine Verbesserung der Gesetzgebung herbeizuführen, wurden 1767 Abgeordnete aus allen Provinzen nach Moskau berufen: doch endigte das Unternehmen ohne Ergebnis. Die Versammlung wurde im Febr. 1768 nach Petersburg verlegt, im Dezember desselben Jahres entlassen und nie wieder berufen.
Durchgreifender war die Thätigkeit der Kaiserin nach außen. (S. Rußland.) Die erste Teilung Polens 1772 und der mit dem Frieden von Küčük-Kainardža 1774 endende Türkenkrieg vergrößerten Rußlands Macht, während im Innern fast um dieselbe Zeit durch die Unterdrückung des gefährlichen Aufstandes Pugatschews (s. d.) das Ansehen der Kaiserin aufs neue befestigt wurde; ihre Absicht, Griechenland [* 70] zu befreien, erreichte Katharina indessen nicht, obgleich die Griechen sich auf ihren Wink erhoben und Graf Alexej Orlow die türk. Flotte bei Tschesme vernichtete.
Einen unbeschränkten Einfluß auf Katharina übte seitdem der übermütige Potemkin aus. Als die Kaiserin, nachdem sie die wieder beruhigten Provinzen bereist hatte, 1787 auch Taurien kennen zu lernen wünschte, wurde durch Feste, theatralische Ausschmückungen und allerlei Blendwerk, darunter Anlage von Palästen, Dörfern (die sog. «Potemkinschen Dörfer») u. a., in der Steppe ein künstliches Bild des Glücks und Wohlbefindens hervorgezaubert. Auf dieser Reise verabredete Katharina einen für Rußland vorteilhaften Bund mit Kaiser Joseph II., welcher sie besuchte.
Die Folge davon war ein neuer Türkenkrieg, der 1792 im Frieden von Jassy nicht minder Vorteile brachte als der erste. Ebenso vermehrten die beiden letzten Teilungen Polens und die Einverleibung Kurlands Rußlands Macht. An dem Kriege gegen Frankreich nahm die Kaiserin keinen Teil, um im Osten freie Hand zu behalten, obgleich sie alle Verbindungen mit der Französischen Republik abbrach, die Emigranten thätig unterstützte und mit England ein Bündnis gegen Frankreich schloß. Nachdem sie eben einen neuen Krieg gegen Persien [* 71] eröffnet hatte, starb sie
Bei allen schwächen ihres Geschlechts ist Katharina doch die Thatkraft einer großen Regentin nicht abzusprechen. Sie beförderte die Wissenschaften, begünstigte den Handel, verbesserte die Gesetzgebung, legte Städte, Kanäle, Hospitäler und Erziehungsanstalten an und bemühte sich, den Mißbräuchen in der Staatsverwaltung, Rechtspflege, sowie in der Erhebung der Abgaben ein Ende zu machen. Aber zwei Leidenschaften beherrschten sie fortdauernd, die Wollust und die Ruhmsucht.
Die Stellung ihres jedesmaligen Liebhabers, der im Palast wohnte, einer bestimmten Geschäftsordnung in seinem Günstlingsberuf unterworfen war, bestimmte Vorrechte genoß, außerordentlich befördert wurde und große Geschenke erhielt, glich gewissermaßen einem Staatsamte. Ihre schriftstellerischen Leistungen waren mannigfach und meist von Wert. Unter ihren Arbeiten finden sich 11 Dramen, 7 Opern, 5 sog. Proverbes. Sie sind lebhaft geschrieben, natürlich im Dialog, mit gesundem Realismus der Typen. Am besten sind die Lustspiele «O Zeit!» und «Der Frau Wortschalina Namenstag» (beide von 1772). Eine Gesamtausgabe ihrer Schriften erschien Petersburg 1849 (neue Ausg. 1893). Für den «Gesellschafter» der Fürstin Daschkow schrieb sie witzige Satiren u. a. Ihre histor.
Arbeiten sind gesammelt in «Aufsätze betreffend die russ. Geschichte» (7 Tle., Berl. 1786–88). Großes Aufsehen erregten die «Mémoires de l’impératrice C. écrits par elle-même et précédés d’une préface par A. Herzen» (Lond. 1859; deutsch Hannov. 1859). Sie hatte in Frankreich an Grimm einen litterar. Agenten, lud Voltaire mehreremal zu sich ein, schlug d’Alembert vor, seine Encyklopädie in Petersburg zu beendigen und die Erziehung des Großfürsten zu übernehmen, zahlte Diderot einen Jahresgehalt von 1000 Frs. auf 50 Jahre voraus. Abgesehen von zahlreichen, von ihr ausgegangenen amtlichen Schriften (wie den «Nakaz» [Instruktion] für die Gesetzeskommission) füllen allein die bisher edierten Briefe der Kaiserin Katharina eine große Anzahl von Bänden. Unter ihren Korrespondenten nehmen Friedrich II., Joseph II., Voltaire, Grimm,
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