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deutschen Annee überläßt den Kommandeuren die Wahl der Gefechtsformation einschließlich des Karrensäemaschine. Der Vorläufer des Karrensäemaschine war eine, Igel genannte, Aufstellungsart der Landsknechte, [* 2] welche dem spä- tern Knäuel der Infanterie ähnlich war. Karreemaschme, Carr^maschine, s. Guil- lochieren. Karreepflügen, eine Art des Pflügens, die an- gewendet wird, um ein Feld auch mit dem Vcet- pfluge beackern zu können. Zu diesem Zwecke setzt man am Rande des Feldes, das eine annähernd viereckige Gestalt haben muß, den Pflug [* 3] ein, um- fährt die ganze Grenze und fährt, an der Anfangs- furche angekommen, an derselben herunter, und dies so lange, bis in der Mitte des Feldes nur ein kleines Stück übrigbleibt, welches dann in Vcctform geackert wird (Auseinanderpflügen).
Ein anderes Verfahren (Iufammenpf lügen) besteht darin, daß man in der Mitte des Feldes eine kleine, dem Feldstück ähnliche Fläche absteckt, diese Fläcke dann in Beetform zusammcnpflügt und nun den Pflug um das Beet so lange herumführt, bis er die Grenzen [* 4] des Feldes erreicht hat. Karren oder Karre (frz. ckari-etw; engl. cart), oder von Menschenhand fortbewegt werden; im letz- tern Fall heißen sie Handkarren. Der eigentliche Karrensäemaschine besteht, wie jedes Lastfuhrwerk, aus dem Unter- [* 1] Fig. 1. ge stell oder Nnterwagen und dem Obergestell oder Oberwagen.
Das Untergestell setzt sich aus den beiden Rädern, der eisernen Achse und dem höl- zernen Achsstock oder Achsbolz zusammen. Auf dem letztern liegt der Achssche- mel, während zwischen bei- den die Deich- selarme hin- durchgehen,die F,g 2. vor der Achse die Schere [* 5] zur Aufnahme der Deichsel bilden. Die einzelnen Teile des Karrensäemaschine sind dieselben wie bei vicrrciderigen Wagen (s. d.). Das Obergestell wird meist als Kasten aus- gebildet und hat nur bei den Handkarren oft die i^MMWWW'" [* 1] Fig. 3. Gestalt einer Plattform, die sehr häusig auch bloß aus einzelnen Rund- oder Ouadrathölzern ge- bildet wird.
Eine besondere Art sind die Schieb- karren oder Schubkarren, die ein- wie zwei- Artikel, die man unter K verm räderig ausgeführt werden. Der einräderige Schieb- karren ist der gebräuchlichste. Für große Körper (Kisten, Steine u. s. w.) hat er die Gestalt von beistehender [* 1] Fig. 1, für kleinere Körper (Erdreich, Schutt, Sand) wird er als Kastenkarre (Nade- berge) ausgeführt [* 1] (Fig. 2). Zweiräderige Schiebe- karren sind namentlich die oft mit Federn aus- gestatteten Packträger- oder Dienstmanns- karren [* 1] (Fig. 3), die in Mühlen [* 6] verwendeten Sack- karren (s.Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen IV, [* 1] Fig. 7) und verschiedene in Fabriken gebrauchte besonders gestaltete Karrensäemaschine, so die für den Kohlentransport brauchbaren Kippkarren mit beweglichem Kasten. Für Magazine und Perrons eignen sich die leicht lenkbaren dreiräderigen Plateaukar - reu (s. neben- stehende [* 1] Fig. 4). Auf dem Lande sind mehr ein- räderige Schieb- karren gebräuch- lich. Die in der Landwirtschaft häusig verwen- [* 1] Fig. 4. deten Ackerkarren (s. Tafel: Landwirtschaft- liche Geräte und Maschinen III, [* 1] Fig. 5) sind zweiräderige Handkarren mit geräumigem Kasten.
Vergleicht man die Leistungsfähigkeit von und Wagen als Lastfuhrwerke, fo ergiebt sich, daß auf guten Wegen, für kleine Entfernungen, bei guten Pferden, in Gebirgsgegenden, für Fracht- und Ackerbauzwecke und für den Transport von Waren in volkreichen Städten der Karrensäemaschine den Vorzug verdient, dagegen auf fchlechten Straßen, bei geringern Pfer- den und für das Flachland die Verwendung von Wagen mehr Vorteil gewährt. Karrenballiste, kleine als Horizonwlgeickütz konstruierte Wurfmaschine der Römer [* 7] (vielleicht gleichbedeutend mit Skorpion), die auf einem vierräoerigen Gestell ruhte, von Mauleseln gezogen und als Feldgeschütz verwendet wurde.
In der spätern Kaiserzeit hatte jede Legion als Feldgeschütze 5)5 und 10 Onager (s. d.). Karrenbütte, Neuenburgcr Mostmaß, s. Gerle. Karrenfelder, Schratten (frz. I^i^), durch geselliges Auftreten zahlreicher, rinnensörmiger Höhlungen ausgezeichnete Stein- und Trümmcr- meere in den mittlern Gcbirgsstufen des Karst, Jura und der nördl. Kalkalpen. Die Rinnen sind meist ^-2, doch auch 4-10 in tief und selten über 1 iu breit, ihre Tiefe und Richtung kann auf engem Raume weit verschieden sein' zwischen ihnen bleiben schmale und scharfe Riffe stehen, die das Gehen außerordentlich mühsam machen. Manche Höhlun- gen sind mit dünn bewachsenem Humus ausgefüllt, in den oft Kalksteinfragmente, die Karren st eine, locker eingestreut sind. Die Karrensäemaschine finden sich nur auf leicht geneigten oder horizontalen Zochstufen aus Kalk und Dolomit und liegen auf und vor dem Boden ehemaliger Gletscher und Firnfelder, deren Schmelzwässer in zahlreiche Vächlein zerteilt den Boden erodiert haben. -
Vgl. Natzel, Über Karrensäemaschine im Jura und Verwandtes (Lpz. 1891).
Karrenfäemaschine, eine Vreitsäemaschine, die auf einem Schubkarren befestigt und durch einen Mann in Betrieb gesetzt wird; meistens ist sie zur ißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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Aussaat von Klee und feinern Samen [* 9] (Grassamen) in Gebrauch. Karrensteine, s. Karrenseldcr. Karrete, s. Oarrew. Karrhä, alte aramäische Stadt im nordwestl. Mesopotamien, in der Ebene südöstlich von Edessa, am Flusse Karras (Velik), ist das bibliscke Haran fs. d.), von wo aus Abraham nach Palästina [* 10] ab- gezogen sein soll. Die Stadt ist besonders bekannt als Schauplatz der Niederlage des Crassus durch die Parther (53 v. Chr.). In späterer Zeit war Karschin ein Hauptsitz des sabäischen Götterdicnstes, besonders des Mond- (Sin) und Morgenstern-(Uz) Kultus, und ein sehr bedeutender Handelsplatz, geriet aber unter der Mongolenhcrrschaft gänzlich in Verfall.
Karrier, Carrier oder Englische [* 11] Bagdette ls. Tafel: Geflügel, [* 8] Fig. 17)', eine Sporttaube von 42 bis 44 cm Länge, stammt ursprünglich ans dem türk. Vorderasien und Nordafrika, wo sie als Brieftaube benutzt wurde, ist aber erst in England Zu der heutigen Rasse herangezüchtet worden. Kenn- zeichen sind aufrechte, gerade Gestalt, langer, star- ker, gerader Schnabel mit walnuhfo'rmiger Nasen- warze, sehr starke, fleischige Augenringe, gestreckter Körper, stark hervortretende Brust, aufgerichtet getragener dünner Hals, hohe Beine mit mus- kulösen Schenkeln und unbefiederten Füßen, knap- pes, geschlossen anliegendes Gefieder, sehr lebhafte rot- öis mattgelbe, bei weißen Tauben [* 12] dunkle Augen.
Die geschätzteste Farbe ist ein gleichmäßi- ges, tiefes, metallisch glänzendes Schwarz, von dem sich die wcißlichgelbe Warzenwucherung am schroffsten abhebt, ferner hellblau mit schwarzen Binden, goldbraun und weiß mit dunkelbraunen Augen. In ibrcr jetzigen Form etwas schwerfällig und wegen der großen Augen- und Schnabelwarzen im Sehen [* 13] beeinträchtigt, wird sie als Brieftaube nicht mehr verwendet. Karriere, s. Carriöre. Karrierte Gewebe, [* 14] verschiedenartige Stoffe mit gewürfeltem Muster.
K'arrikatur, s. Karikatur. Karriol, das, oderdieKarriole (frz.cai-i-iois), ein leichter, zwei- oder vierräderigcr Wagen; ins- besondere das in größern Städten zur Fortschaffung vonVriefpostsendungenundvondenfahrendenLand- briesträgern benutzte Fuhrwerk (Karriolpost). Karronaden, eine Art langer Haubitzen von 12 bis 68 Pfd. Kugelgewicht, 6 - 8 Kugeldurch- messer lang, mit cylindrischer Kammer, wurden zu- erst 1774 auf der Gießerei [* 15] Carron (s. d.) in Schott- land gegossen. Verwendet wnrden sie hauptsächlich auf Schiffen und in Küstenbatterien. [* 16] Mit der Einfüh- rung gezogener Geschütze [* 17] verschwanden die Karschin Karroo (spr. -ru), s. Kapkolonie (S. 118 a). Karrousel, s. Karussell. Kars.
1) Gebiet im transkaukas. Teil des russ. Generalgorwe-memer^s Kaukasien, grenzt im S. und W. an die Asiatische Türkei, [* 18] im NW., NO. und SO. an die Gouvernements Kuta'is, Tiflis und Eriwan und hat 18 646,6 ykin mit 187000 E., d. i. 10 auf 1 ylvm. Es ist ein welliges Gebirgsland mit einigen hohen Gipfeln (z. B/Ala-dagh 3143 m). Das Plateau von Karschin senkt sich bis zur Mündung des Arpa-tschai (1610 m), während es sich nach W. bis 1850 in hebt. Flüsse [* 19] sind: der Oberlauf der Kura nach N.; im S. und W. der Aras mit dem Arpa-tschai. Im NO. liegt der See Tschaldyr-gol ^125 hkm). Das Klima ist im Winter sehr rauh, im Sommer sehr heiß.
Mittlere Temperatur in Ar- dahan 2,7, in Kars 4,7° C Fröste von -35" sind nicht selten. Die Bevölkerung besteht aus 44000Tür- ken, 42000 Armeniern, 28400 Kurden, 25000 Ka- rapapacben, 26000 Griechen, 10000 Turkmenen, 10500 Russen u. a. Hauptbeschäftigung ist Acker- bau, Gartenbau und Viehzucht. [* 20] Bei Kagysman und Olti sind große Salzlager (Mächtigkeit über 30 m); Handel und Gewerbe wenig entwickelt. Karschin zerfällt in 4 Bezirke: Karschin, Ardahan, Kagysman und Olti. Das Gebiet gehörte bis 1878 zur Türkei (Wilajet Erze- rum). Infolge des Übergangs an Rußland wan- derten bis 1881 82760 Türken aus, in der Stadt Karschin allein 11000; dafür wanderten Armenier, Grie- chen, Russen u. s. w. ein. - 2) Bezirk im östl. Teil des Gebietes Karschin, hat 6529,5 ykm und 70158 E. - 3) Hauptstadt des Gebietes und des Bezirks Karschin so- wie russ. Festung, [* 21] 1848 in hoch, liegt in der ausge- dehnten, baumlosen, aber fruchtbaren und reichbe- wässerten Hochebene Schiragh, an der Ostseite einer isolierten Berg- und Hügelgruppe, welche der Kars- tschai oder Äkhurean im tiefen Engthale durch- bricht. Karschin gilt wegen der daselbst befindlichen Ewlia- lHeiligen-)Gräber und mehrerer Moscheen den Mohammedanern als eine geweihte Stätte, zu der sie wallfahrten; es ist Sitz eines Bischofs und hat (l889 3041 E., in Garnison das 155. Infanterie- regiment und (einschließlich Alerandropol) 3 Ba- taillone Festunasartillerie, Weberei [* 22] grober wollener Zeuge, Herstellung von Teppichen und Filzen, einigen Durchgangshandel.
Die Festung bildet ein unregelmäßiges Polygon mit doppelter Mauer und vier Bastionen. Auf dem Ak-Dagh, einem steilen Hügel, liegt, gänzlich sturmfrei, das Fort Arkanieh, cin bastioniertcs Fünfeck, [* 23] auf dem Kara-Dagh und Top-Dagh die Inglis-Tabia und Madschar-Tabia, zwei starke Batterien. Karschin gehörte bis 1878 zur Türkei. Beim Beginn des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 wurde Karschin von den Russen belagert, l). Juli jedoch von den Türken unter Mukhtar Pascha entsetzt.
Aber nach der Niederlage Mukhtar Paschas am Aladscha-Dagh ls. d.) wurde Karschin unter der Oberleitung des Großfürsten-Statthalters Michael durch Gene- ral Lazarew abermals eingeschlossen, nebst den Forts Kara-Dagh, Hafiz und Kanly bombardiert und in der Nacht zum 18. Nov. erstürmt, woraufsich die Cita- delle ergab; 5 Pafchas und 17000 Mann kapitu- lierten, nur wenige Neiterabteilungen entkamen. Von den Russen ist Karschin durch den Ausbau der Werke und Anlage neuer Forts zu einer großen Lager- festung umgewandelt worden.
Karsch, Anna Luife, s. Karschin. Karschi, das alte Nachscheb, Stadt im Chanat Buchara in Centralasien, in fruchtbarer Oase, links am Schehri-sebs, Sitz eines Veks, hat 25000 E., Citadelle, Vazar, 10 Karawanseraien, Fabrikation von Messern und damascierten Klingen, Handel mit Getreide, [* 24] Vieh, Fellen und Seidenstoffen. Karschin, Anna Luise, eigentlich Karsch, Dich- terin, geb. auf einer Meierei unweit Schwiebus, [* 25] wurde nach dem frühzeitigen Tode ihres Vaters, eines Schenkwirts Namens Dürbach, bei einem Oheim erzogen, kam dann in einen Dienst, wo sie die Kühe hüten mußte, zugleich aber die Ve- kanntschast eines Hirtenknaben machte, der sie mit Büchern versorgte. So entstanden während ihres dreijährigen Dienstes ihre ersten Gedichte. Nach- dem sie noch eine Zeit lang als Kinderwärterin ge- Artitel, die man unter K vermiet, sind unter C aufzusuchen. ¶
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dient hatte, heiratete sie in ihrem 17. Jahre einen Tuchmacher, Namens.Hirsekorn, zuSchwiebus, mit dem sie eine qualvolle Ehe führte. Von ihm ge- schieden, verheiratete sie sich dann mit einem Schneider Karsch in Fraustadt, [* 27] der dem Trunke er- geben war. 1760 wurde sie durch den Baron von Kottwitz nach Berlin [* 28] gezogen, wo sie in die ersten Gesellschaften eingeführt wurde und man sich an ihrer Fertigkeit zu improvisieren und Gedichte so- gleich niederzuschreiben ergötzte. Ramler, Mendels- sohn, Gleim u. a. unterstützten sie. Gleim gab eine Sammlung ihrer «Auserlesenen Gedichte» lBerl.
1764) heraus und verschaffte ihr dadurch 2000 Thlr. Der Graf von Stolberg-Wernigcrode und andere bewilligten ihr Jahrgelder; allein dies alles reichte nicht zu, sie felbst, ihre zwei Kinder und ihren Bru- der zu ernähren. Friedrich II., an den sie sich mehr- mals gewendet hatte, zeigte ihr wenig Teilnahme; erst sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., schenkte ihr in Berlin ein kleines .haus. Sie starb daselbst Von den Gedichten der Karsten, der deut- schen Sappho, wie sie geschmackloserweise genannt wurde, hat keins einen wirklich künstlerischen Wert' ihr natürliches Talent zum Versemachen wurde durch ihre Erfolge überreizt und sank, als Gleims und Ramlers Einfluß ihr die Naivetät raubte, zur unbe- deutendsten wässerigen Korrektheit herab. Durch ihren zweiten Gatten wurde sie Mutter der Karo line Luise von Klencke lgeb.21.Juni 1751 zu Fraustadt, gest. zu Berlin), die auher mehrern eigenen Schauspielen, Gedichten und andern Schriften auch die «Gedichte» ihrer Mutter nebst deren Lebenslauf (Berl. 1792; 2. Aufl. I7W) herausgab, und Großmutter der Schriftstellerin Helmina von Chezy (s. d.). -
Vgl. Heinze, Anna Luise Karsten (Anklam [* 29] 1866).
Karschinn, mit syr. Buchstaben geschrieben? arab. Texte. Karst, Werkzeug, s. Erdhacke. Karst (ital. (^i-80, bei den Alten ^ai-u8aviu8), im engern Sinne die etwa 82 km lange, 24 km breite, durchschnittlich 4-600 m hohe Kalksteinhoch- fläche, die sich nördlich von Istricn in südöstl. Rich- tung vom Isonzo [* 30] bis zum Quarnerogolf durch das osterr. Küstenland hinzieht. Von dem Berglaude von Idria (s. d.) wird dasselbe durch das Thal [* 31] der Wippach, von der Windischen Mark durch die Poik und die Reka geschieden.
Gegen den Golf von Trieft fällt es steil mit etwa 400 m hohem Absturz ab. Der Karsten, der aus vielfach zerklüftetem und durch- löchertem Kalk und Dolomit der Kreideformation [* 32] besteht, ist ohne eigentliche Gebirgsbildung, [* 33] ohne zusammenhängende Thäler;
vielmehr bildet er eine von Becken, Dolinen und Trichtern durchlöcherte Vlatte, auf der einzelne Erhebungen und steile Fe^enwälle aufgefetzt sind. (S. Karstphänomene.) Das Karsten ist eine traurige Ode, mit Trümmergestein überschüttet, überaus arm an Vegetation;
Wald findet sich fast nur in den vor der Vora (s. d.) ge- schützten Vertiefungen, in denen auch Mais, Obst lllcd Wein gebaut wird;
die Viehzucht liefert einen tüchtigen Schlag von Gebirgspferden.
Die Ober- fläche ist wasserarm, dagegen wird das Innere von zahlreichen unterirdischen Flüssen durchzogen, die hier und da zu Tage treten, um wieder in den Klüften des Kalksteins zu verschwinden, so die Poik und die Neka. Südlich schließt sich an den eigentlichen Karsten der Tschitschenboden (Planik 1273 m) an und bildet den Übergang zu der in Gesteinsart und Gebirgsform mit den: Karsten übereinstimmenden Kalbinsel Istrien; [* 34] die höchste Erhebung ist hier der 1396 m hohe Monte- Maggiore südwestlich von Abbazia. Im weitern Sinne rechnet man zum Karsten auch die nördlich und süd- lich gelegenen, karstähnlichen, aber teilweise bewal- deten Hochflächen, welche früher irrigerweise zu den Jütischen Alpen [* 35] gerechnet wurden: den Tarnowaner- wald zwischen Isonzo und Idriza, den Birnbaumer- Wald zwischen Idriza und Poik und die Piuka-Pla- nina zwischen Poik, Reka und demZirknitzersee. Den Charakter des Karsten zeigen aber auch die weiter östlich zwischen Save und Kulpa gelegenen Höhen der Win- dischen Mark, das Gutenselo und der Horuwald, ferner die bosn., kroat. und dalmat. Gebirge sowie die Inseln und Klippen [* 36] vor der dalmat. Küste. -
Vgl. Reyer, Studien über das Karstrelief (in den «Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft», Wien [* 37] 1881);
von Guttenberg, Die forstlichen Ver- hältnisse des Karsten. (Trieft 1882).
^l"7'65., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Hermann Karsten (s. d.). Kärstelenbach, s. Maderanerthal. Karsten, Gustav, Physiker, Sohn von Karl Karsten, geb. zu Berlin, studierte Mathematik und Naturwissenschaften und habilitierte sich 1845 in seiner Vaterstadt. 1847 wurde er Professor der Physik und Mineralogie an der Universität Kiel, [* 38] 1859 Direktor des Aichungswefens für die Elb- herzogtümer, 1869 Mitglied der kaiferl. Normal- Aichungskommission.
Die von ihm in den Elbher- zogtümern eingeführte Organisation des Aichwesens wurde auf die neuen Einrichtungen im Reiche an- gewendet. Karsten war 1867-72 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1877 - 81 des Teutschen Reichstags, wo er der Fortschrittspartei angehörte. Er schrieb: «Lehrgang der mechan. Naturlehre» (3 Bde., Kiel 1849-53),
«Untersuchungen über das Verhalten der Auflösungen des reinen Kochsalzes in Wasser» (Berl. 1846),
«Denkschrift über den großen norddeutschen Kanal» [* 39] (Kiel 1865),
«Bei- träge zur Landeskunde der Herzogtümer Schleswig [* 40] und .Holstein» (2 Bde., Berl. 1869-72). Seit 1856 giebt er im Verein mit andern Gelehrten die «All- gemeine Encyklopädie der Physik» heraus. Seit der 1870 erfolgten Einsetzung derKommission zur wissen- schaftlichen Untersuchung der deutschen Meere, in Kiel, ist er das geschäftsführende Mitglied derselben und bearbeitet in den Berichten der Kommission die Physik der Meere (Berl. 1872-93). Karsten, Hermann, Vetter des vorigen, Natur- forscher, geb. zu Stralsund. [* 41] Er stu- dierte erst Pharmacie, dann Medizin und Natur- wissenschaften in Rostock [* 42] und Berlin und machte 1843-47 und 1848-56 zwei naturwissenschaftliche Reifen durch Venezuela, [* 43] Neugranada und Ecuador.
Hierauf lehrte er Botanik an der Universität Berlin und wurde 1868 als Professor der Botanik nach Wien berufen, wo er, wie auch schon in Berlin, ein pflanzenphysiol. Laboratorium [* 44] gründete, legte aber sein Amt 1872 nieder. Seitdem lebt er in der Schweiz [* 45] und Berlin. Durch seine anatom. Untersuchungen erkannte Karsten den allen Gewächsen zu Grunde liegen- den einheitlichen Bau, während nach den bis dahin gültigen Ansichten der Anatomen ein dreifacher Typus stattfinden sollte. Seine physiol. Forschun- gen über die Entwicklung und Metamorphose der Pflanzenzelle leiteten ihn zu der Erkenntnis, daß nicht die im Zellsafte waltenden chem. Verwandt- Artitel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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schaften, sondern vielmehr die organisierende Thätigkeit der Zellhaut die eigentümlichen Pflanzenstoffe erzeuge. Seine Hauptwerke sind: «Die Vegetationsorgane der Palmen» [* 47] (Berl. 1847),
«Flora Columbiae» (Bd. 1 u. 2, jeder mit 100 Tafeln, ebd. 1857‒69),
«Die geognost. Verhältnisse des westl. Columbien» (Wien 1856),
«Gesammelte Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen» (Bd. 1 u. 2, Berl. 1865‒90),
«Chemismus der Pflanzenzelle» (Wien 1870),
«Fäulnis und Ansteckung. Im Anhange die Darstellung meiner Erlebnisse an der Wiener Universität in den J. 1869‒71» (Schaffh. 1873),
«Zur Geschichte der Botanik» (Berl. 1870),
«Studie der Urgeschichte des Menschen in einer Höhle des Schaffhauser Jura» (Zür. 1874),
«Deutsche [* 48] Flora, pharmaceutisch-mediz. Botanik» (Berl. 1880‒83),
«Géologie de l’ancienne Colombie bolivarienne» (ebd. 1886).