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umgebaut. Einen besondern Teil der Kairo [* 2] bildet die Giselabahn (s. d.). Am wurde die Kairo verstaatlicht.
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umgebaut. Einen besondern Teil der Kairo [* 2] bildet die Giselabahn (s. d.). Am wurde die Kairo verstaatlicht.
eine nach der Wiedergewinnung Tirols 1816 aufgestellte österr.
Jägertruppe, welche 1893 als Tiroler Jägerregiment eine Stärke [* 3] von 12 Bataillonen hat.
Dasselbe wird nur aus Tirol [* 4] und Vorarlberg ergänzt, ist in Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüstung von den Feldjägerbataillonen nicht verschieden.
Nach vollendeter Heeresdienstpflicht treten die auf zwei Jahre zu den Landesschützen von Tirol und Vorarlberg über.
oder Großer Kanal, chines. Jün-ho oder Jün-liang-ho («Kornverschiffungsfluß»),
der Peking [* 6] mit Hang-tschou verbindende Wasserweg. Er läuft von Peking in östl. Richtung bis Tung-tschou, wo er in den Scha-ho und mit diesem in den Pei-ho mündet, verfolgt den Lauf des letztern bis vor Tien-tsin, dann den des Wei-ho aufwärts bis Lin-tsing-schou in Schan-tung, von wo er bei Tung-ping-tschou auf den neuen Lauf des Gelben Flusses trifft. Nordwestlich von Tsi-ning erreicht er die Mündung des Wön-Ho. Jenseit Tsi-ning läuft er in mehr südöstl. Richtung durch den Tschao-jang-See, nimmt von NO. die Gewässer des I-Ho auf und gelangt nach Su-tsien-hien, von wo er südöstlich bis Wang-kia-jing am Nordufer des in den fünfziger Jahren verlassenen alten Laufes des Hoang-Ho läuft.
Diesen kreuzend geht er dann nach Hwai-ngan-fu und südwärts, aus den westlich gelegenen Seen, dem Hung-tse und dem Kao-ju-bu gelegentlich Wasser aufnehmend, oder an das östlich tiefer liegende Land überschüssiges Wasser zur Bewässerung abgebend, nach Jang-tschou-fu. Von hier führen mehrere Arme in den Jang-tse-kiang. Von dem gegenüberliegenden Tschin-kiang setzt sich der Kaiserkanal erst in östlicher, dann in südl. und südöstl. Richtung nach Su-tschou-fu fort, gespeist durch die Abflüsse der westlich gelegenen Seen, namentlich des «Großen Sees» oder Tai-hu.
Weiter südwärts zieht er sich nach Kia-hing-fu und von da südwestlich nach Hang-tschou-fu. Von Lin-tsing bis zum Jang-tse-kiang befinden sich eine Menge Stau- und Schlußvorrichtungen. – Über die Zeit der ersten Ausgrabung und Abdämmung der einzelnen Strecken des Kaiserkanal herrscht Ungewißheit. Mit einigen Unterbrechungen wurde der Kaiserkanal bis in die neueste Zeit benutzt, bis der Tai-ping-Aufstand und der Ausbruch des Hoang-Ho wieder zu dem alten Seewege (jetzt mit Dampferverkehr) zwang; nur der Transport des Reis findet nach den Vertiefungsarbeiten von 1890 noch auf dem Kaiserkanal statt.
s. Karlsbad.
(heraldisch), hat keine einheitliche Form, sondern ist für jedes Kaiserreich verschieden. Die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (s. Tafel: Insignien, [* 1] Fig. 1), früher im Krönungsschatze zu Aachen, [* 7] ist seit Auflösung des Reichs (1806) im Schatze zu Wien [* 8] verwahrt. Dieser nachgebildet ist die Kaiserkrone des Deutschen Kaisers (s. Tafel: Deutscher Kaiser. Wappen, [* 9] Kronen [* 10] und Standarten, [* 1] Fig. 2), durch Erlaß vom geschaffen. Mit ihr in Verbindung steht die Krone der Deutschen Kaiserin [* 1] (Fig. 3). Die andern Kaiserkrone sind die von Österreich [* 11] (s. Tafel: Kronen I, [* 1] Fig. 17) und Rußland [* 1] (Fig. 20), die ehemaligen Kaiserkrone Frankreichs [* 1] (Fig. 25) und Brasiliens [* 1] (Fig. 21).
Pflanze, s. Fritillaria.
s. Lampen. [* 12]
Rat, ein vom Kaiser ernannter Rat, in Elsaß-Lothringen [* 13] ein aus Mitgliedern des Ministeriums bestehendes Verwaltungsgericht, welches in Ersatz des franz. Staatsrates als zweite Instanz über Angelegenheiten entscheidet, die in erster Instanz vor die Bezirksräte gehören.
Kaiserpilz, Kaiserschwamm, Herrenpilz, Eierschwamm (Agaricus caesareus Scop.), ein schon bei den alten Römern wegen seines Wohlgeschmacks beliebter Blätterpilz (s. Agaricus), der in Laubwäldern, namentlich unter Eichen und Kastanien, in Süddeutschland, Österreich, Frankreich, Italien, [* 14] Ungarn [* 15] und Polen wächst und wegen seines hochroten Hutes + dem Fliegenpilz etwas ähnlich sieht, sich jedoch von demselben an seinem gelben Strunk und goldgelben Fleisch leicht unterscheiden läßt. Er wird von Juni bis Oktober gefunden.
s. Manöver.
die mit dem Bildnis und Namen der röm. Kaiser geschlagenen Münzen. [* 16] Während man unter der Republik die Münzen auf der Vorderseite mit dem Bildnis einer Gottheit versah, wurde seit der ausgehenden Revolutionszeit das Bild des Herrschers, in der Kaiserzeit auch das seiner Gemahlin oder sonstiger Angehörigen sowie eine den Namen, die Würde und Ehrentitel anzeigende Umschrift auf der Vorderseite angebracht. Auf der Rückseite führen die Kaisermünzen verschiedene Sinnbilder und Devisen, Bildnisse von Gottheiten in ganzer [* 1] Figur, meistens Darstellungen, welche die Siege oder sonstige Thaten des Kaisers verherrlichen. Historisch sind die Kaisermünzen deshalb wertvoll, weil auf ihnen die Konsulate und Tribunate der regierenden Kaiser fast regelmäßig angegeben sind und sie deshalb in vielen sonst streitigen Fällen einen festen chronol. Anhalt [* 17] gewähren. –
Vgl. Cohen, Description historique des mannaies frappé sous l’empire (6 Bde., 2. Aufl., Par. 1880–86);
Imhoof-Blumer, Porträtköpfe auf röm. Münzen (2. Aufl., Lpz. 1893).
s. Petroleum.
s. Pfalz.
s. Kaiserling. ^[= Kaiserschwamm, Herrenpilz, Eierschwamm (Agaricus caesareus Scop.), ein schon bei ...]
im Mittelalter Bezeichnung sowohl für die deutschen Reichsgesetze als auch für das röm. Recht, da die deutschen Kaiser die röm. Imperatoren als ihre Vorfahren in der Weltherrschaft betrachteten.
Auch der sog. Schwabenspiegel ist als Kaiserrecht bezeichnet worden. Im Gegensatz zu ihm nannte sich ein kleineres Rechtsbuch eines unbekannten Verfassers aus dem 14. Jahrh, das kleine oder lüttike Kaiserrecht (hg. von Endemann, Cass. 1846).
Handelsbezeichnung für ein Gemenge von Bromnitrofluorescein (Eosin BN) mit Dinitronaphthol.
s. Kyffhäusersage.
(Sectio caesarea oder Hysterotomia), chirurg.-geburtshilfliche Operation, bei welcher die Frucht durch einen durch die Bauchdecken in die Gebärmutter [* 18] gemachten Schnitt aus dem Leibe der Mutter genommen wird. In neuerer Zeit wird häufig der Kaiserschnitt mit gleichzeitiger Entfernung der ganzen Gebärmutter ausgeführt (Verfahren von Porro).
Notwendig wird der Kaiserschnitt, wenn die Frucht, sei es wegen Enge der Geburtswege, sei es wegen eingetretenen Todes der Mutter, das Becken nicht ¶
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zu passieren vermag. Die Operation an der Leben- den war früher in hohem Grade gefährlich; von den so operierten Frauen starb etwa die Hälfte entweder sogleich infolge des Blutverlustes oder an der später oft auftretenden Bauchfellentzündung. Die Gefahr der Operation ist durch die modernen antiseptischen Verbandmethodcn erheblich verringert worden. Die Kinder werden durch den Kaiserslautern [* 21] nicht immer lebend zur Welt gebracht. Trotzdem ist die Zahl der glücklick verlaufenen Operationen eine nicht geringe; ja es giebt mehrere wohlbcglaubigte Fälle, in denen der Kaiserslautern an einer und derselben Person drei, selbst fünfmal mit gutem Erfolg ausgeführt wurde.
Nach frühern gesetzlichen Bestimmungen, welche bisaufdieI^"xi'63iHci6iu0i'w0inf6i'6nä0vonNuma Pompilius zurückreichen, muß der Kaiserslautern ausgeführt werden an Frauen, welche nach der 27. ^chwanger- schaftswoche sterben, wenn zuverlässige Zeichen vom Tode der Frucht nicht vorhanden sind; doch ist die Frist vom Tode der Mutter bis zum Tode des Kindes nur kurz. Ferner soll er unbedingt aus- geführt werden, wenn das Kind wegen Enge der Geburt wege, insbesondere wegen bochgradigcr Becken erengerungen, weder ganz noch zerstückelt aus k c Gebärmutter entfernt werden kann, weil sonst as Leben der Mutter in die größte Gefahr versc t wird. In Fällen, wo das Kind zwar nicht unv! sehrt, wohl aber nach vorgängigerZerstückelung is. (' .nbryotomie) auf dem natürlichen Wege aus den' Uterus genommen werden kann, hängt es von del Zustimmung der Mutter ab, ob der Kaiserslautern gemacht we en soll.
Ein Gesetz, welches die Mutter zwingt, dei Kaiserslautern wider ihren Willen an sich vollziehen zu las n, giebt es nicht. Auck der Ehemann bat kein Rc )t, das zu verlangen. Wenn aber die Erbaltung dc Lebens der Mutter mit der Erhaltung des Lebens dc Kindes kollidiert, geht das Leben der Mutter v .'. Der Geburtshelfer befindet sich in einem Not- s.nde. Hat er in einem solchen pflichtmäßig ge- tändelt, so kann er strafrechtlich nicht zur Verant- wortung gezogen werden, weil er das Kind getötet .)at, um die Mutter zu erhalten. Cäsar soll nach der Versicherung des Plinius durch Kaiserslautern zur Welt gebrackt worden sein. -
Vgl. Wachs, Der Wittenberger Kaiserslautern von 1610 (Lpz. 1868);
P. Müller, Der moderne Kaiserslautern (Berl. 1882);
Sänger, Der Kaiserslautern bei Utcrussibromcn nebst vergleichender Methodik der 86ctio ca63Hi-6^ und der Porro-Operation (Lpz. 1882);
Schaper in Holtzendorsss «Handbuch des deutschen ^trasrcchts», Bd. 2 (Berl. 1871);
Olshausen, Kommentar zum Reichsstrafgesetzbuch (3. Aufl., ebd. 1890),
§. 211, Nr. 4; Mittermaicr, über die Grenzen [* 22] und Be- dingungen der Straflosigkeit der Perforation (im «Neuen Archiv des Kriminalrechts», Bd. 8, Halle [* 23] 1825, S. 596 fg.).
Kaiserschwamm, s. Kaiserling. Kaiserslautern.
1) Bezirksamt im bayr. Reg- Vcz. Pfalz, hat 645,94 ykiu, (1890) 81644 (40035 männl., 41609 weibl.) E., 64 Gemeinden mit 255 Ortschaften, darunter 2 Städte. - 2) Bezirksstadt im Bezirksamt Kaiserslautern, an der Waldlauter, in 249 in Höhe, an der westl. Abdachung des Hardtgebirges und an den Linien Neunkirchcn-Mannheim, Kaiserslautern- Münster [* 24] am Stein (59,7 km), Kaiserslautern-Alzey (56,i km) , und der Nebenlinie Kaiserslautern-Lauterccken (34,2 km) der ! Pfalz. Eisenbahnen (Haupt-, West- und Nordbahn- ! Hof), [* 25] Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts , (Oberlandesgericht Zweibrückcn) mit neun Amts- ^ gnichtcn (Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Kusel, Lauter- ! Artikel, die man untcr K vcrm ecken, Obermoschel, Otterberg, Nockenhausen, Winn- weiler, Wolfstein), eines Amtsgerichts, Rent-, Nebenzollamtes, eines Bezirksgremiums und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 37 047 (18119 männl., 18 928 wcibl.) E., darunter 13568 Katho- liken und 726 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, [* 26] Fern- sprecheinrichtung, eine evang. Stiftskirche (13. Jahrh.), 1880 renoviert, mit dem Unionsdenk- mal aus weißem Marmor von Knoll, zur Erinnerung an die Vereinigung der Reformierten und Lutheraner 1818, eine kleine evang. Kirche (1711), alte und neue kath. Kirche, Methodistenkirche, Synagoge (1885), ein Gewerbemuseum mit Ab- teilungen für Gewerbe und Baugewerken, Lehr- werkstätten und Fachkurfen, eine von Voit erbaute Fruckthalle (1843), ein Stadttheater, ko'nigl. pari- tätisches Gymnasium (Rektor Dr. Simon, 20 Lehrer, 9 Klassen, 300 Schüler), Realschule, Lehrerseminar mit Präparandenschule, höhere Mädchen-, Bau- gcwerken-, landwirtschaftliche Wintcrschule; Wasser- werk, Kanalisation, Gasanstalt, neues Schlacht- haus, Zucht-und Arbeitshaus, Distriktskrankenhaus, Hospital, zahlreiche Vereine und 32 organisierte Krankentassen mit 12 600 Mitgliedern. ' Die be- deutende Industrie erstreckt sich auf Kammgarn- spinnerei (Aktiengesellschaft mit 61000 Fein- und 14000 Zwirnspindeln und 1500 Arbeitern), Vaum- wollspinnerci (Lampertsmühle mit 1650 Arbeitern)., Nähmaschinenfabrikation (2 Fabriken mit 1200 Ar- beitern), Eisengießerei, [* 27] und Brückenbau (550 Ar- beiter), Stahlwerk (250), Maschinenfabrikation; serner bestehen große Eisenbahnwerkstätten, Kessel- schmieden, mechan. Werkstätten, Glockengießerei, 7 große Brauereien und Fabrikation von Cigarren., künstlickem Dünger, Möbel- und Holzwaren, künst- lichen Blumen, Schuhwaren, Seife und Bilder- rahmen, Dampfsägewerke, Schleif- und Sandstein- industrie: zwei Banken, Vorschußverein, städtische Sparkasse sowie ein Bezirksgremium der Handels- und Gewerbekammer der Pfalz.
Der Fruchtmarkt und der Holzhandel sind bedeutend. Geschichte. Schon uuter Pippin dem Kleinen und Karl d. Gr. soll zu Kaiserslautern eine Psalz gestanden haben; der Name Kaiserslautern kommt erst seit 1322 vor. Friedrich Barbarossa baute hier 1152 einen Kaiserpalast. Ru- dolf von Habsburg erhob den Burgflecken zur Freien Reichsstadt. Später wurde sie öfter verpfändet und 1417 der Kurpfalz einverleibt. Von 1577 bis 1592 geborte sie dem Herzog Johann Kasimir, der sie er- weiterte und die Hugenotten ausnahm. Im Dreißig- jährigen Kriege wurde die Stadt von den Spaniern, 1688 von Ludwig XIV. erobert und geplündert.
Eine größere Schlachtsand hier 28., 29. und statt, wo der Herzog von Vraunschweig,KarlNilhelm Ferdinand, eine Abteilung der Moselarmee, welche untcr Hoche, um Landau [* 28] zu entsetzen, durch das Ge- birge hervorzubrechen suchte, nach einem blutigen Kampfe zurückschlug. Ein zweites Tressen bei K gewann der prcuß. Generalfeld- marschall Möllendorf gegen Ambert; in einem drit- ten, schlug Fürst von Zohenlohe- Ingelfingen den linken Flügel der franz. Rheinarmee unter Meunier. 1801 wurde Kaiserslautern Vezirkshauptstadt des franz. Tepart. Donnersberg, und 1816 fiel es an Bayern. Im Mai 1849 war es während des ißt, sind untcr (5 aufzusuchen. ¶
pfälz. Aufstandes Sitz der provisorischen Regierung. -
Vgl. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Bezirkshauptstadt und des ehemaligen Reichslandes (Kaisersl. 1853);
Hollensteiner, Kaiserschnitt wie es war und ist (ebd. 1860);
Jost, Geschichte der Stadt Kaiserschnitt (ebd. 1886).
[* 21] vulkanisches Gebirge im bad. Kreis [* 30] Freiburg [* 31] in der oberrhein. Tiefebene, nordwestlich von Freiburg, liegt völlig isoliert, besteht aus 40-50 Basalt- und Doleritkegeln und bedeckt bei 7 km Breite, [* 32] 15 km Länge und 37 km Umfang etwa 110 qkm. Auf dem höchsten Berge, den Neun Linden (557 m), ist oben ein runder Platz, der Totenkopf, auf dem König Rudolf I. von Habsburg nach der Sage Gericht hielt. - Kaiserstuhl wird auch der Königsstuhl (s. d.) bei Heidelberg [* 33] genannt. -
Vgl. Knop, Der Kaiserstuhl im Breisgau (Lpz. 1892).
Stadt im Bezirk Zurzach des schweiz. Kantons Aargau, auf dem Abhange eines Berges am linken Ufer des Rheins, über den eine neue eiserne Brücke [* 34] führt, an der Linie Stein-Säckingen-Winterthur (Station Weiach-Kaiserstuhl) der Schweizer Nordbahn, hat (1888) 370 E., darunter 44 Evangelische;
Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Düsseldorf, [* 36] 10 km nördlich von Düsseldorf, rechts des Rheins, hat (1890) 2379 E., darunter 756 Evangelische und 35 Israeliten; Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, eine berühmte von Pastor Fliedner (s. d.) gegründete Diakonissenanstalt, eine Emeritenanstalt für Priester der Erzdiöcese Köln, [* 37] zur Zeit unbenutzt, ein kath. Kranken- und Pflegehaus. Mit der Diakonissenanstalt verband Fliedner allmählich außer der daselbst bereits bestehenden Kleinkinderschule und dem Asyl mit dem Magdalenenstift 1836 ein Krankenhaus [* 38] (1889 neu gebaut), 1842 ein Waisenstift für Mädchen aus mittlern Ständen, eine Heilanstalt für weibliche Gemütskranke (1852), ein Feierabendhaus für die alten und kranken Schwestern (1854). Nach seinem Tode kam 1865 eine Diakonissenschule zur Heranbildung jüngerer Mädchen für den Diakonissenberuf dazu.
Die Anstalten zu Kaiserswerth sind seit 1836 aus dem kleinen Gartenhause zu Straßen mit stattlichen Gebäuden angewachsen, in denen täglich 850 Menschen beköstigt werden. Die Zahl der Stationen, darunter Kairo, Bukarest, [* 39] Pest und Rom, [* 40] ist 1889 bereits auf 214 mit insgesamt gegen 800 Schwestern und einer jährlichen Ausgabe von über 700000 M. gestiegen. In und Umgegend bestehen eine mechan. Seidenweberei, eine chem. Farbwarenfabrik, eine Papier- und Preßspanfabrik und eine Orgelbauanstalt; Lokalschiffahrt zwischen Düsseldorf und Ürdingen über Kaiserswerth. - Pippin von Heristal schenkte dem heil. Suitbert die Rheininsel, auf welcher dieser das Kloster Kaiserswerth stiftete; um das Kloster entstand bald der Ort. In der 1243 vollendeten roman. Stiftskirche befindet sich der Reliquienschrein [* 41] mit den Gebeinen des Heiligen.
Anno von Köln entführte hier 1062 den jungen König Heinrich IV. Friedrich I. Barbarossa erweiterte die kaiserl. Pfalz, von der noch gewaltige Reste an Basalt-, Trachyt-, Ziegel- und Tuffsteinbauten vorhanden sind. Von da an führte der Ort den Namen Kaiserswerth; früher hieß er Suitbertus-Werth. Seit Anfang des 14. Jahrh. gehörte die Stadt zu Jülich, wurde dann an die Pfalz und Cleve, [* 42] 1425 an den Kurfürsten von Köln verpfändet. Sonst war Kaiserswerth eine Festung, [* 43] die 1689 von den Brandenburgern belagert und 1702 von den Kaiserlichen und Preußen [* 44] erobert ward. -
Vgl. Disselhoff, Das Diakonissen-Mutterhaus zu Kaiserswerth am Rhein und seine Tochterhäuser (neue Ausg., Kaisersw. 1892).
ehemals Thaler im 20-Guldenfuß oder Konventionsthaler = 4 M. 21 Pf. (S. Maria-Theresienthaler.)
s. Tinte. ^[= # (Dinte), Bezeichnung für gefärbte Flüssigkeiten, die zum Schreiben mit der Feder benutzt ...]
s. Geheimmittel. ^[= (Arcana), wirkliche oder angebliche Arzneimittel, deren Zusammensetzung geheim gehalten wird. ...]
Archipel von sechs größern Inseln im südl. Eismeere, zu Grahamland gehörig, zwischen 63° und 64° 30' westl. L. von Greenwich, hat etwa 110 km Länge.
Dahinter die 28-34 km breite Bismarckstraße.
Deutsch-Neuguinea, das unter dem Schutze des Deutschen Reichs stehende Gebiet der Neuguinea-Compagnie, im nordöstl. Teil der Insel, wird westlich von dem holländ. Teil, südlich von dem engl. Teil der Insel begrenzt. Es erstreckt sich vom 141. Längengrade ostwärts, seine südlichste Grenze fällt mit dem 8.° südl. Br. zusammen; es bedeckt 181 650 qkm. Kaiser-Wilhelms-Land ist in der Hauptsache Gebirgsland, nur der Norden [* 45] enthält eine etwas ausgedehntere Ebene (s. Kaiserin-Augusta-Fluß); sonst steigen fast an der ganzen Küste die Gebirge steil aus dem Meere auf oder sind nur durch ein sehr schmales Korallenvorland von demselben getrennt.
Etwas genauer bekannt ist bis jetzt nur das Finisterregebirge. Es streicht wie die meisten andern von NW. nach SO. An Wasserläufen ist das Land sehr reich, doch sind es meist nur Gebirgsbäche. Mit Dampfern befahrbar sind nur wenige, darunter der gewaltige Kaiserin-Augusta-Fluß. Über das Klima, [* 46] die geolog. Verhältnisse, Flora, Fauna und Bevölkerung [* 47] s. Neuguinea, über Verwaltung, Anbau und Handel sowie Kolonisierung s. Neuguinea-Compagnie. Hierzu Karte: Kaiser-Wilhelms-Land, Bismarck-Archipel, Salomon-und Marshall-Inseln.
allgemeine deutsche Stiftung für Altersrenten- und Kapitalversicherung. Nach den Attentaten auf Wilhelm I. wurde 1878 durch Sammlungen ein Kapital von 1,7 Mill. M. zusammengebracht und dem damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm mit der Bitte übergeben, über dessen Verwendung Bestimmung zu treffen. Er widmete dasselbe der Errichtung einer «Allgemeinen deutschen Stiftung für Altersrenten- und Kapitalversicherung» unter dem Namen Kaiser-Wilhelms-Spende. Mehrere hundert Zahlstellen nehmen Einlagen im Betrage von 5 M. bez. einem Vielfachen von 5 M. entgegen, wofür der Bezug einer Rente oder eines Kapitals (frühestens mit Eintritt des 56. Lebensjahres) ausbedungen werden kann; die Höhe derselben bemißt sich unter Zugrundelegung eines Zinsfußes von 3½ Proz. nach dem Beitrittsalter. So beträgt z. B. für 5 M. Einlage bei einem Kinde, welches im 1. Jahre versichert wird, beim frühesten Fälligkeitstermin die Rente jährlich 4,27 M., das Kapital 57,11 M., beim spätesten Fälligkeitstermin mit 70 Jahren die Rente 19,01 M., das Kapital 151,25 M. Eine Kündigung der Einlagen, in der Regel erst nach 5 Jahren, ist jetzt in Dringlichkeitsfällen auch schon nach 6 Monaten zulässig. Bis Ende 1893 waren im ganzen 17 231 Mitglieder eingetreten, davon, waren 13 325 als solche verblieben; 968 Personen hatten bis dahin Renten erhalten. Die Mitglieder gehören den verschiedensten Berufsklassen an, nur zum geringen Teil der
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Arbeiterbevölkerung. Die Einzahlungen betrugen 1892/93 358 080 M., die vereinnahmten Zinsen etwa 352000 M., die ausgezahlten Renten etwa 202000, die Kapitalien rund 30 800 M., die Ver- waltungskosten rund 45000 M. Der Garantiefonds belicf sich Ostern 1893 auf fast 2 Mill. M., das Dcckungskapital auf 6,2 Mill. M., der Sicherheits- fonds auf 425 484,2i M. oder 0,9 Proz. des Deckungs- tapitals. Dilrch Aufsichtsratsbeschluß vom wird sür jede Einlage, die vor dem bestand und noch bestand, nach- träglich eine drciprozentige Dividende für jedes Ver- sicherungsjahr gewährt. Weitere Überschüsse werden dazu verwendet, Unternehmungen, welche das Wohl der arbeitenden Bevölkerung im Auge [* 49] haben, durch Heiträge zu unterstützen. Für solche Zwecke sind in den Geschäftsjahren 1886 - 93 115000 M. gezahlt. -
Vgl. Stämmler, Die Kakao (Berl. 1880) und die Jahres- berichte derselben (Berlin)' [* 50] Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 1 (Jena [* 51] 1890), S. 230 fg. Kaiser-Wilhelm-Stiftung, f Invaliden stiftungen. Kaiferzahl, s. Indiktionencyklus. Kaiwurm, s. Apfelblütenstecher (Käfer). [* 52]
Kajaks, Boote der Eskimo (s. d.). KajapütbaumsKajeputbaum), einige Arten ^leiaieuca (s. d.), aus denen das Kajaputöl (s. d.) gewonnen wird. Kajaputöl (Kajeputöl), ein aus den Blättern des Kajaputbaums (s. Nolalsuca) durch Destillation [* 53] dargestelltes ätherisches Öl, blaftgrün sdurch Kupfer- gehalt), von einem spec. Gewicht von 0,915 bis 0,930, im rektifizierten Zustande farblos. Es wird auf den Molukken gewonnen, meist von Eingeborenen der tleinen Insel Buru, östlich von Celebes, dargestellt und kommt über Singapur [* 54] in den Handel. Es besteht zum größten Teil aus Kajaputöl, (^H^O, das durch wiederholte Rektifikation über Phospdorsäurc- anhydrid unter Abspaltung von 1 Molekül Wasser in Kajaputen, (^«Hia, von hyacinthcnäbnlichcm Geruch verwandelt wird. Man braucht das in der Medizin als Reizmittel, namentlich äußerlich, z. B. bei Nervenschmerzen, Gicht, Lähmungen, als Wurm- mittel und (in den hohlen Zahn gebracht) gegen Zahnschmerzen, auch zu Einreibungen und Waschun- gen, z. B. zum Vertreiben des Ungeziefers. Für den pharmaceutischen Gebrauch muß das rohe Öl, um es von Kupfer [* 55] zu befreien, mit Wasser destilliert werden. Nur selten kommen in Europa [* 56] die Samen [* 57] des Kajaputbaums (8eiuwa (^Mputi) vor, die ihre Wirksamkeit dem ätherischen Öle [* 58] verdanken. Das Kakao wird nicht selten verfälscht. Dieses verfälschte Kakao ist durch sein Verhalten gegen Jod, mit dem es sich entzündet, was bei dem echten Öl nicht der Fall ist, zu erkennen. In dem Arzneibuche für das Deutsche [* 59] Reich ist das Kakao nicht enthalten. Kaje, s. Quai. Kajeli, Hauptstadt der Insel Vuru (s. d.). Kajeputbaum, s. Kajaputbaum. Kajeputöl, s. Kajaputöl. Kajik (Kai'k, türt.), schlank gebautes Fabrzeug, in dem man nur mit untergeschlagenen Beinen sitzen kann; Kajiktschi, Ruderer auf einem Kakao Kajolieren (frz., spr. kascho-), liebkosen, schmei- cheln.
Kajubaum, Acajoubaum, s. ^nacai-äinm. Kajung, s. Quai. Kajüte, der Wohnraum des Kommandanten der Kriegsschiffe; die Kakao befindet sich in der Achterbatterie oder in der Kampagne (s. d.); auf Flaggschiffen ist außerdem eine Admiralskajüte vorhanden. Auf Passagierdampfern dienen die Kakao zum Aufenthalt des Kapitäns und der «Kajütspassagiere». Erste Kakao entspricht der ersten Klasse, zweite Kakao der zweiten Klasse der Eisenbahnen. Auf den übrigen Handels- schissen ist die Kakao Wohnung des Kapitäns und der Steuerleute.
Kaka, Papageienart, s. Nestorpavageien. Kakadu (?1ictoi0pliu8), eine in Australien, [* 60] den Molukken und den Philippinen einheimische Papa- geiengattung, welche sich durch eine aufrichtbare Fedcrbaubc auf dem Kopfe, kurzen, breiten, auf den Schneiden gezahnten Schnabel, kurzen Schwanz und gedrungenen Körperbau auszeichnet. Die Kakao sind sehr anfprechend gefärbt, häusig rein weiß, rofenrot oder dunkel, felten vielfarbig bunt. Sie leben in ihrem Vatcrlande in Scharen von Früchten, Kör- nern, graben aber auch Knollen [* 61] und Zwiebeln mit dem Schnabel aus und gehören zu den gelehrigsten Papageien, die sehr leicht sprechen, singen und allerlei Kunststücke machen lernen.
Man kennt etwa 40 Arten, von denen der zart rosenrot und grau ge- färbte Rosenkakadu (klictolopliuF i-OZeicÄpilwz I^'ei??.) am häufigsten nach Europa gelangt und schon für 12-15 M. zu haben ist. Der große weiße Gelb - Haubenkakadu (?1iot0lop1iu8 Fai6riw3 _i)eM.) kostet auch nur etwa 20 M., ist aber wegen seines Schreiens wenig empfehlenswert, wogegen der kleine weiße, gelbhaubigeGelbwangenkakadu(?1icw- 1opku8 cri8wtu8 ^.) wegen seiner Gelehrigkeit sebr beliebt ist und allgemein als Salon-Kakadu bezeich- net wird.
Sein Preis schwankt zwischen 25-35 M. Etwas teurer ist der Inka [* 62] kaka du (klictolopluiz I.6a,Id6Htei'i^?/., s.Tafel: Papageien III, [* 48] Fig. 1), der aber nur in seltenen Fällen gelehrig und zu- traulich ist. Der gelehrige Nothaubenkakadu (klictoloplniz in0lncc6ii8i8 Größe schwieriger zu halten. Der Preis für das Stück beträgt 80-100 M. Die Nasenkakadus (s. d.) eignen sicb nicht für die Liebhaberei, ebensowenig wie die wegen ihrer Seltenheit sehr teuren schwarzen Naben- und Ararakakadus (Cosmalos).
Von jenen siebt man in Tiergärten am häufigsten den Vartkakadu ((^I'pt0r1i7iie1iii8 Vaniläi ^at/i.), der mit etwa 400 M. bezahlt wird, wogegen der Ararakakadu (^Iici'0Fio88ii8 Hwrriini^ i^m.) das Doppelte kostet und nur selten zu haben ist. Alle genannten leben von Körnern, wie Hafer, [* 63] Mais, Hanf, Sonnenblumenkernen, Papageinüsscn u.s. w., und es giebt Beispiele, daß sie 100 und mehr Jahre in der Gefangenschaft ausgehalten haben. Gegen die Witterung sind sie nicht empfindlich, auch ver- tragen die meisten hohe Kältegrade.
Eine besondere Gattung der Kakao bilden die Nestor- kakadus (s. d.). Kakao (Cacao), ein aus den Samen (den Kakaobohnen) des Kakaobaums (s. d.) gewon- nenes Genußmittel. Die den reifen Früchten ent- nommenen Vobncn werden, ehe sie in den Handel kommen, gewöhnlich erst «gerottet» (vom engl. w i'ott, soviel wie gären lassen). Die eine Art des Nottens besteht darin, daß man die Bohnen samt dem anhängenden Fruchtmark einfach in die Erde eingräbt und sie einige Tage einer schwachen Sclbstgärung überläßt. Nach einem andern Ver- fahren legt man die Bohnen 24-28 Stunden lang in Holz- oder Steintröge, die oben zugedeckt wer- den und unten mit Abzugsöffnungen für die bei Artikel, die man unter K vermint, sind unter C aufzusuchen. ¶
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der Gärung des noch anhängenden Fruchtmuses sich bildende Flüssigkeit versehen sind. Nach dem Rotten werden die Bohnen an der Sonne [* 65] getrock- net und dann durch Reiben von dem anhängen- den Fruchtmark möglichst befreit. Doch behalten die gerotteten Bohnen einen für sie charakteristischen dunkeln erdigen Überzug, während die ungerotteten Bohnen, die direkt nach der Ernte [* 66] getrocknet wer- den, sich von dem anhängenden Mus durch Reiben vollkommen befreien lassen, weshalb ihre Schale die natürliche schön rötliche Farbe sowie die Äderung zeigt. Mangelhaft gegärte Bohnen und geringere Spielarten werden zum Zwecke der Präservierung mittels roter Erde gefärbt oder gethont (engl. cla^eä). Die ungerotteten Bohnen schmecken herb und bitter, die gerotteten jedoch bedeutend milder und aromatischer, auch ist bei ihnen, was ihre Lager- fähigkeit erhöht, die Keimkraft getötet. - Im Han- del unterscheidet man vornehmlich folgende Sorten: ^. Nn gerottet er Kakao oder Sonnen kakao:
1) Brasilianischer (Para,Bahia,Maranhon): glatt, keileiförmig, schön braunrot, an dem einen Rande fast eben, am andern stark konvex;
2) Cayenne: außen graubraun, innen blaurot;
3) Antillenkakao, a. Trinidad: groß, sehr breit, platt, säst schwarz- braun; d. Martinique: länglich, platt, braunrötlich; c. St. Domingo: klein, platt, schmal, dunkelbraun- violett. V. Gerottet er Kakao oder Erd kakao:
1) Mexikanischer oder Eoconusco: klein, stark konvex, goldlackfarbig, aromatisch, mild;
2) Esmeraldas (aus Ecuador): [* 67] dem vorigen ähnlich, noch kleiner, dunkler;
3) Guatemala: [* 68] sehr groß, stark konvex, an der Spitze schmal, sehr mild und aromatisch;
4) Ca- racas : blaßbräunlich mit grauem, erdigem Überzug, Geschmack mild und angenehm;
5) Guayaquil (aus Ecuador): fast keileiförmig, platt, braunrot, runz- lig;
6) Berbice: klein, außen grau, innen rotbraun;
7) ^urinam und Essequibo: ziemlich groß, außen schmutziggrau, innen dunkelrötlichbraun. Wie sich die Produktion auf die einzelnen Länder verteilt, ist unmöglich anzugeben, da man den Ver- brauch im Lande selbst nicht kennt; doch läßt die folgende Tabelle, die die Ausfuhr aus den Pro- duktionsgebieten im Durchfchnitt der I. 1875-85 giebt, einen Schluß auch auf die Produktion zu. ! ändcr Ecuador Trinidad Venezuela Brasilien Mexiko [* 69] (einschließt, des heimischen Handels) Grenada Martinique St. Vincent und Nachbarinseln Guadeloupe St. Lucia Celcbes Dominica Französisch-Guayana Jamaika Verschiedene Produttionsländer Ausfuhr t 14000 5 500 3 500 3 500 1500 1210 343 275 153 128 125 99 33 28 301 Zusammen ^ 30 755 Die Einfuhr in den freien Verkehr des deutschen Zollgebietes belicf sich 1892 auf 7461 t im Werte von 10893000M.AnEingangszollwurden2611000M. erhoben, d. i. 0,7 Proz. vom gefamten Zollertrag Artikel, die man unter K vcrm und 5,2 Pf. pro Kopf.
Der Verbrauch betrug (1892) 7483 t, d. i. auf den Kopf 0,i5 K3. Nach chem. Analysen finden sich im K. folgende Stoffe in wechselnden Mengen: Stärkemehl, Eiweiß- (Protem-)körper, Fett, Cellulose, Rohr- und Trau- benzucker, Kakaorot, Theobromin, Wasser und mine- ralische Stoffe (Afche). Dem Gehalt an Eiweiß- körpern (14-21 Proz.) verdankt der Kakao seinen Nähr- wert, dem Kakaorot die rötliche Farbe und seinen eigentümlichen Geschmack und dem Theobromin, einem 1841 von Wostressensky entdeckten, dem Caf- fem ähnlichen Alkaloid, feine nervenbelebende Wir- kung.
Das Fett, das bis zu 50 Proz. in den Kernen enthalten ist, kommt als Kakaobutter (s. d.) in den Handel. Die Hauptverwendung finden die Kakao- bohnen zur Fabrikation der Kakaopulver sowie der Schokolade (s. d.). Für beide Fabrikate werden die Bohnen zunächst geröstet, sodann unter Entfernung der Schalen auf verschiedenen Maschinen fein zer- kleinert. Die fo erhaltene Kakaomafs eist das Aus- gangsprodukt für die Schokoladenfabrikation so- wohl als für die verschiedenen im .Handel bekann- ten Kakaopulver.
Von diesen zeichnet sich der Puder kakao durch seinen geringen Fettgehalt (20-25 Proz.) und die damit bedingte leichte Ver- daulichkeit aus. Die für die Herstellung dieser Sorte nötige teilweise Entfernung des Fettes aus der Kakaomasse geschieht durch heißes Auspressen; gänz- lich entfetten (entölen) läßt sich der Kakao nur mit chem. Mitteln, die aber im großen nie angewendet wer- den. Gewöhnliche Kakaopulver (nicht entölte) lösen sich nicht vollständig in heißem Wasser, d. h. sie gehen beim Aufgießen mit kochendem Wasser mit diesem keine innige Verbindung ein, sondern es scheiden sich wässerige Teile auf der Oberfläche des Getränkes ab. Vollständige Löslichkeit erhält das Pulver erst durch Zusatz von Alkalien.
Solcher lös- licher oder holländischer Kakao enthält 2-5 Proz. Pott- asche resp. kohlensaurem Magnesium. Die Versuche Zipperers, die scharfen Alkalien durch die mildern Ammonium- verbindungen zu erfetzen, haben zum teilweisen Er- satz der erstern geführt. In neuester Zeit hat man gefunden, daß sich die vollkommene LösUchteit der Kakaopulver auch durch sorgfältiges Rösten der Kakaobohnen erzielen läßt, was auch nock den Vor- teil mit sich bringt, daß die Bildung brenzlicher Stoffe, die das Aroma verderben, fowie das Un- verdaulichwcrden der Eiweißbestandteile verhütet wird. (S. auch Schokolade.) Die bei der Bereitung der Kakaomaffe abfallenden Schalen werden als Kakaothee verkauft und bilden wegen ihres Ge- halts an Theobromin ein anregendes Getränk, das billig, aber nicht wohlschmeckend ist.
Geschichtliches. Den Europäern wurde der Kakao 1519 durch Cortez bekannt, der ihn bei seinem Ein- dringen in Mexiko im allgemeinen Gebrauch bei den Azteken fand; doch war er dort den 1325 von den Azteken unterjochten Tolteken schon wenigstens ein Jahrtausend vorher bekannt. Beiden Völkern dien- ten die Kakaobohnen (aztekisch XakaodM) nicht nur als Nahrungsmittel, [* 70] sie bildeten die einzige überall gangbare Münze, in der auch die Provinzen ihre Steuern an die Regierung bezahlten. Cortez fand bei Montezuma ein ungeheures Kakaolager von 2^/2 Mill. Pfd. Den Gebrauch der Kakao- bohnen als Münze fand noch Humboldt in Costa- Rica. Die gerösteten, geschälten und gestoßenen Bohnen wurden mit kaltem Wasser angerührt (die ißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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warme Bereitung führten erst die Spanier ein), von den Armen mit Maismehl gemischt und stark ge- würzt, von den Wohlhabenden anch mit Honig ver- setzt. Das dickflüssige Getränk wnrde Cnocolati «von ckoco ^ schänmen und Qti ^ Wasser) genannt. Die Kenntnis des Kakaobaum blieb sür Europa lange Zeit auf Spanien [* 72] beschränkt, bis der Italiener F. Ear- lclti ihn 1606 von Westindien [* 73] nach Italien brachte, von wo aus er nach England und Deutschland [* 74] ge- langte. In England war das erste Sckokoladen- baus 166? eröfsnet worden; die Einführung in Deutschland geschah 1679 durch Bontekoe, den Leib- arzt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden- durg. Nach Frankreich kam der Gebrauch des Kakaobaum 1615 aus Spanien durch die Gemahlin Ludwigs XIII. Lange Zeit wnrdc die Brauchbarkeit des Kakaobaum al^ Nahrungsmittel angezweifelt, und bedeutende Rei- sende und Naturforscher sprachen sich abfällig dar- über ans, während Linne seine Vorliebe für dao Getränk dadurch kundgab, daß er dem Kakaobaum den Gattungsnamen ^iieoin'omH (Götterspeise) ver- lieh.-
Vgl. Gallois, NonoFi-^plii" cw l^c^o iPar. 1827);
Mitscherlich, Der und die Schokolade (Berl. 1859);
Niesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreiche «Lpz. 1873); Zipperer, Untersuchungen über und dessen Präparate (Hamb. und Lpz. 1887).
Kakaobaum, Schoko laden bäum l^Keu- ^«romÄ ^.), Pflanzengattung aus der Familie der Stereuliaceen (s. d.) mit nur wenigen Arten, nie- drigen, im tropifchen Amerika [* 75] einheimischen Bäu- men mit großen, ungeteilten Blättern und kleinen, düschelig gestellten Blüten. Die Hauptmasse des käuflichen Kakao stammt von dem echten Kakaobaum (^iieodi-oin». caclw /^., s. Tafel: Colnmniseren, [* 71] Fig. 1), der in Amerika vom südl. Mexiko im N. bis Säo Paulo im S. wild loder verwildert?) gefunden und daselbst sowie auch in den tropischen Gebieten von Asien [* 76] und Afrika [* 77] angebaut wird; doch kommen auch die Samen von 'I'ncodi'omld dicolor //. et ^«'., 'I'likodi'om^ aiissuzti- tolium ^6356, ^Ii00l)i'0ma, ssi^ucnm /^ost., I^oo- dloma micrucÄipuiii H5»?i. u. a. im Handel vor.
Der Kakaobaum erreicht eine Höhe von 10 bis 15 in nnd wird 27-30 «n stark. Der Stamm, aus leichtem, weißem Holze bestehend, bedeckt von einer dünnen, bräunlichen Rinde, teilt sich in eine Menge schlanker Äste, die mit abwechselnd gestellten länglichen, zn- gespitzten, glänzenden, beiderseits kahlen und grü- nen, in der Jugend rötlichen Blättern besetzt sind. Die Blüten stehen zu Büscheln vereinigt am Stamme und an den Ästen auf einblütigen Blütenstielen; Kelch und Staubgefäße [* 78] sind rosenrot, die Blnmenblätter eitrongelb und rötlich geädert. Die gurten- oder melonensörmigen, 12-24 (!in langen und 6-8 »n dicken Früchte sind äußerlich fünfkantig und warzig, zuerst grün, dann während der Reife weißlich, röt- lich oder gelblich und enthalten unter der dicken, tcderartigen Schale ein rosafarbiges, safnges, an- genehm säuerliches Mark und in diesem zahlreiche, querübereinanderlicgende, zusammengedrückte, boh- uenartige Samen lKakaobobncn).
Die dünne, blaßrötlich-braune, brüchige Samenschale enthält einen dunkelbraunen, öligen, aromatisch-bittern Kern, der größtenteils aus den riesigen Samen- lappcn des Embryo besteht. Der Kakaobaum verlangt zu seinem Gedeiben eine mitt- lere Jahrestemperatur von 22° 0. (aber nie unter 10° d), große Luft- sowohl als Bodenfeuchtigkeit, weshalb in den Plantagen künstliebe Bewässerungs- Vrockbüuä' Kouverscuions-Lcxikon. 14. Aufl. X. anlagen sebr wichtig sind, stark kalk- und phospbor- säurehaltigen, tief-(mindestens 1 m) gründigen Vo- den und eine vor Sturm geschützte Lage.
Behufs ! Anlegung einer Kakaoplantage werden die Samen ^ zunächst in beschatteten Beeten oder besser in Bln- mentöpfen zum Keimen gebracht. Nach 8-10 Mo- naten werden die Pflänzlinge herausgenommen und auf das sür die Kultur bestimmte Land in Abstän- den von 3^/2 bis 6 m sje nach der Sorte) gepflanzt. Zur Erzeugung des nnbedingt nötigen Schattens werden in Abständen von 12 bis 16 in breitkrönige Bäume und für die erste Zeit Bananen oder andere ickn ellwachsende Gewächse gepflanzt.
Große Sorg- falt muß auf Abwehr des Ungeziefers und Unter- drückung des Unkrauts verwandt werden. Wenn die Bäumchen 1 m hoch sind, werden sie eingespitzt ! und aller Seitentriebe bis auf die drei obersten, die i die pyramidenförmige Krone bilden sollen, beraubt. ! Als Dünger ist ein Gemisch von zwei Teilen Super- phosphat und ein Teil Kalisalzen empfehlungswert. Die Kakaobaum tragen gewöbnlich im vierten oder fünften Jahre ;um erstenmal, doch deckt die Produktion erst im sechsten Jahre die Kultnrtosten und steigt bis zum zwölften Iabre, wo der Baum feine Vollkraft erreicht.
Tie Reifezeit ist in den verschiedenen Ge- genden von verschiedener Dauer, von 5 bis 9 Mo- naten. Die Ernte findet uuunterbrochen das ganze Iabr statt, doch spricht man im Handel von zwei ! Haupternten, die beide in die Zeit der Sonnenwende fallen. Die Jahresernte eines ausgewachfenen Kakaobaum beträgt durchschnittlich 1-IV4 Pfd. Bohnen, über die weitere Behandlung der Bohnen f. Kakao. Das wichtigste Kulturland ist Eeuador. Der Kakaobaum steht hier in Gärten oder zu kleinen Gruppen beisam- men, die den farbigen Eingeborenen gehören und sehr uurationell bewirtschaftet werden.
Die Pro- duktion ist in den letzten 20 Jahren sich gleich gedlie- ! ben (Ausfuhr 1889:'16,8 3Nill.1^). Während dersel- ^ ben Zeit bat sie sich im zweitwichtigsten Prodnktions- z lande, der Insel Trinidad, verdoppelt. Auch ist die Kultur hier eine sorgfältigere, sodaß der Trinidad- kakao gegenwärtig für den besten gilt. Auf den i andern Antillen ist die Kultur sehr vernachlässigt ! und an Menge und Güte gering. Besser steht es wie auch in Französisch-Guayana und ans Reunion.
Venezuela hatte bis in die neueste Zeit den Ruf, den besten Kakao zu erzeugen. Auch die Produktion (Ausfuhr 1889: 7,4 Mill. kF) ist zurückgegangen, teils infolge der vielen Bürgerkriege, teils wegen Be- vorzugung der Kasfeekultur. Auch hat in den letzten Jahren eine zwar ergiebigere, aber weit gering- wertigere Spielart aus Trinidad, der fog. Trini- tario, trotz der Gegenmaßregeln von feiten der Re- gierung die alten heimischen (5riollo immer mehr zurückgedrängt. Als beste Sorte des letztern gilt der Caraeaskakao. Fast gleich groß wie in Vene- zuela ist die Kakaoproduttion in Brasilien, [* 79] wo der Kakaobaum im Amazonasthale, besonders im Staate Para wild wächst. Von hier und zwar über Para kommen auch vier Fünftel der ganzen brasil. Ausfuhr, die fast ausfchließlich nach Frankreich geht. Die Qua- lität ist dei der rohen Kulturweise der Eingeborenen sehr gering. In Rio [* 80] de Janeiro und Vahia wird zwar mehr Sorgfalt auf die Kultur verwendet, aber die Produktion ist unbedeutend. Dasselbe gilt von den eentralamerik. Republiken. Bedeutender ist die Kultur in Meriko, doch wird säst die ganze Ernte im Inlande verbraucht. Der Staat Veracruz erzeugt 3 ¶