23. Lebensjahre brachte er
die ersteOper «L’ errore amoroso» auf die
Bühne. Diese sowie auch sein «Odoardo», der das Jahr
darauf (1738) zur Aufführung kam, hatten Erfolg. Bereits 1741 hatte J. durch seine
Opern, wie «Ricimero», «Astianatte»,
«Ezio»,
«Merope» u. s. w., einen in
Italien
[* 2] gefeierten
Namen erworben, und insbesondere erregte
«Merope»
in
Venedig
[* 3] großen Beifall, sodaß man ihm die Direktorstelle an einem der dortigen Konservatorien übertrug. In dieser
Stellung, in der er auch seine ersten Kirchenkompositionen verfaßte und u. a. für
Wien
[* 4] die zwei
Opern«Achille in Sciro» und
«Didone» schrieb, blieb er bis 1748. Sodann wandte er sich nachRom,
[* 5] wo er 1749 Kapellmeister an der Peterskirche
wurde, und folgte 1754 einem Rufe als Kapellmeister des
HerzogsKarl vonWürttemberg
[* 6] nach
Stuttgart,
[* 7] wo er zahlreiche
Opern komponierte,
die in der Behandlung des Orchesters und der
Harmonie eine Vertiefung des
Stils zeigen. 1768 kehrte J. nach
Italien zurück,
wo er teils in seiner Vaterstadt, teils in und bei Neapel
[* 8] lebte und noch verschiedene
Opern, wie
«Armida»,
«Demofoonte», «lfigenia»,
auf die
Bühne brachte. J. starb zu Neapel. Bekannt sind 44
Opern J.s, von denen aber die in
Stuttgart geschriebenen
durch den
Brand desTheaters (1802) vernichtet wurden. An Reichtum der Erfindung seinen ital.
Zeitgenossen ebenbürtig, übertraf er sie, ähnlich wie
Gluck, an Kraft
[* 9] des musikalisch-dramat.
Ausdrucks und an Mannigfaltigkeit
der
Mittel. Seine Kirchenkompositionen, von denen das «Requiem» allgemein
bekannt ist, sowie seine Oratorien enthalten viel bleibend Schönes.
der Sohn des Amitthai, war nach einer
2Kön. 14, 25. gelegentlich gegebenen
Notiz ein israel.
Prophet aus Gath Hachefer im
StammeSebulon, der die Wiederherstellung der Nord- und Ostgrenze Israels weissagte. Nach jener
Stelle ist dieses prophetische Wort durch die Eroberungen
Jerobeams Ⅱ. von Israel (8. Jahrh.
v. Chr.) in
Erfüllung gegangen.
An den
Namen diesesMannes knüpft die Legende des sehr jungen
Buches (3. oder 2. Jahrh.
v. Chr.), das unter
dem
Namen des J. unter den sog.
KleinenPropheten überliefert wird, an. J. erhielt danach den
Befehl, den Niniviten den
Untergang
ihrer Stadt zu verkündigen. Er sah jedoch voraus, daß Gott sich in seiner Güte schließlich anders
entschließen werde, und wollte sich mit einer doch nicht eintreffenden
Weissagung nicht bemühen.
Aber ebensowenig getraute er sich in
Palästina
[* 10] zu bleiben und suchte auf einem Schiffe
[* 11] zu entfliehen. Aber ein
Sturm erfaßte
das Schiff.
[* 12] Die Schiffsleute hielten J. für die
Ursache und warfen ihn über
Bord, worauf der
Sturm sich
legte. J. wurde von einem großen Fisch verschluckt, in dessen
Bauche er in großer Betrübnis saß und Gott einen Psalm sang.
Darauf befahl Gott dem Fisch, J. am
Strande auszuspeien. Nunmehr ging er nach Ninive, verkündete den Niniviten den
Untergang,
wurde aber sehr zornig, als infolge derBuße der Niniviten seine
Weissagung nicht eintraf, sodaß ihn
Gott über sein Unrecht belehren mußte. Das
Buch knüpft wahrscheinlich an eine volkstümliche Legende an, die es zu didaktischen
Zwecken umdichtete.
Der Schmalkaldische
Krieg vertrieb ihn von hier (1546), und nach mancherlei Irrfahrten wurde J. 1551 Hofprediger in Coburg,
[* 18] 1553
Superintendent
in Eisfeld, wo er starb. Seinen Briefwechsel gab
Kawerau im 17. Bde. der «Geschichtsquellen
der
ProvinzSachsen»
[* 19]
(Halle 1884‒85) heraus. –
der Sohn und die beste Stütze des jüd. Königs
Saul, ein Liebling der alttestamentlichen Sage.
Sein
Name ist bildliche
Bezeichnung eines treuen Freundes geworden wegen seiner
Treue und Liebe, die er seinem Schwager
David bewies. Er fiel mit seinem
Vater und seinen
Brüdern in der großen
Schlacht gegen die Philistäer auf demGebirge Gilboa
(1 Sam. 31).
oder
Bruder J. (Brother J.), scherzhafte Bezeichnung des amerik.
Volks, wie John
Bull für
das englische und Vetter
Michel für das deutsche.
Nach einigen soll die Benennung von Jonathan Trumbull, Gouverneur von Connecticut
zur Zeit des Revolutionskrieges, herrühren, den man in der
Armee vertraulicherweise so bezeichnet habe. Es scheint jedoch,
daß der
Name zuerst von den Engländern gebraucht wurde, vermutlich wegen des häufigen Vorkommens dieses
und anderer alttestamentlichen
Namen in Neuengland.
(spr. -blut),Wilh.Jos.Andreas, niederländ. Literarhistoriker, geb. im
Haag,
[* 22] studierte seit 1835 in
Leiden
[* 23] zuerst
Medizin, dann die
Rechte, später niederländ.
Sprache
[* 24] und Litteratur. 1847 wurde
er Professor am
Athenäum in Deventer und 1854 Professor der niederländ.
Sprache und Litteratur an der
Universität Groningen, legte aber dieses
Amt nieder, als er 1864 vom Distrikt Winschoten in die
Zweite Kammer der Generalstaaten
gewählt worden war. 1877 wurde er zum Professor der niederländ. Litteratur zu
Leiden ernannt, welche
Stelle er bis 1883 bekleidete.
J. starb zu
Wiesbaden.
[* 25]
Außer durch die Herausgabe verschiedener mittelalterlicher Gedichte
hat er sich besonders durch seine «Geschiedenis der middennederlandsche
Dichtkunst» (3 Bde., Amsterd.
1851‒54),
durch die scharfsinnige «Étude
¶
mehr
sur le roman de Renart» (Groning. 1863) und die «Geschiedenis
der Nederlandsche letterkunde» (3. Ausg., ebd. 1881 fg.; deutsch von Berg, 2 Bde., Lpz. 1870‒72)
Verdienste erworben.
(spr. dschohns),Inigo, engl. Architekt, geb. 1572 zu London,
[* 27] zeigte solche Begabung für Malerei
und Baukunst,
[* 28] daß Graf Pembroke (nach andern GrafArundel) ihn in beiden unterrichten ließ und dann mit sich nach Frankreich,
Deutschland
[* 29] und Italien nahm. J. verweilte längere Zeit in Venedig, studierte in Vicenza die Werke des Palladio, ging 1604 als
Hofbaumeister nach Kopenhagen
[* 30] und wurde darauf engl. Generalbauinspektor.
Seine Anhänglichkeit an Karl Ⅰ. brachte ihn ins Gefängnis, aus welchem er sich durch Aufopferung des größten Teils seines
Vermögens befreite. J. starb Von ihm rührt der Plan zu dem großartigen Spital von Greenwich her, welches jedoch
erst später vollendet wurde.
Seine bedeutendsten Bauwerke sind der Bankettsaal im Palast Whitehall, Teile von Somerset-House, die Kapelle
von Lincolns-Inn, das Schloß des Grafen Pembroke zu Wilton in Wiltshire und der Palast Ambresbury in derselben Grafschaft.
In seinem Stil erscheint er als Nachahmer Palladios; er hat das Verdienst, den Stil der spätern Renaissance zuerst kräftig
der engl. Kunst vermittelt zu haben, und gewann dadurch einen entscheidenden
Einfluß auf die ganze Geschmacksrichtung seiner Landsleute. Namentlich um 1750 begann man auf seine Werke als Vorbilder
zurückzugreifen. Eine Sammlung seiner Zeichnungen gab Will. Kent (Lond. 1727; beste Ausg. mit Erläuterungen, 2 Bde.,
ebd. 1770) heraus. Er selbst schrieb ein «Essay on Stonehenge» (ebd. 1655; neue Aufl. 1725 u. 1815). –
(spr. dschohns), John Paul, amerik. Admiral, Begründer der amerik. Marine, geb. im Kirchspiel Kirkbean
in der schott. Grafschaft Kirkcudbright, kam 1759 zu einem Kaufmann in die Lehre
[* 31] und reiste 1760 im Auftrage
seines Herrn nach den amerik. Kolonien. Nach mehrern Reisen als Steuermann auf einem Sklavenhändlerschiff wurde er mit 21 Jahren
Kapitän, beim Ausbruch des amerik. Unabhängigkeitskrieges Kapitän des Schiffs Providence und Nov. 1777 nach Frankreich geschickt,
um daselbst ein größeres Kommando zu übernehmen. Da jedoch die franz. Regierung mit der
Kriegserklärung an England zögerte, so unternahm J. von Brest aus auf eigene Hand
[* 32] einen Streifzug gegen die nördlichen
brit. Küsten und eroberte die brit. Korvette Drake. Im Aug. 1779 wurde J. Kommodore eines aus franz. und nordamerik.
Schiffen zusammengesetzten Geschwaders. Der eigentliche, gegen Liverpool
[* 33] gerichtete Anschlag scheiterte.
Doch setzte J. die ganze brit. Küste in Schrecken, nahm 23. Sept. nach einem furchtbaren Kampfe zwei brit. Schiffe und brachte
beide in den Texel. Mit 350 Kriegsgefangenen und reicher Beute kehrte er nach Brest zurück. Auf Einladung der Kaiserin Katharina
Ⅱ. trat er später als Konteradmiral in russ. Dienste
[* 34] und trug 1788 wesentlich zum Siege über die türk.
Flotte bei. Doch die Eifersucht Potemkins und des Prinzen von Nassau bewog ihn, schon 1789 Rußland wieder zu verlassen. Er
lebte später in Holland und Frankreich und starb fast vergessen zu Paris. Die unter seinem
Namen erschienenen «Mémoires»
(Par. 1789; 2 Bde., Edinb.
1830) dürften wohl kaum authentisch sein. Seine Biographie lieferten Sherburne (Washingt. 1826; 2. Aufl. 1851)
und Abbott (ebd. 1875). In Romanen wurde sein abenteuerliches Leben von Cooper («The pilot», 1823),
Allan Cunningham («Paul J.», 3 Bde., Lond.
1826; deutsch von Lindau,
[* 35] 3 Bde., Dresd. 1827‒28) und Alex. Dumas («Le
[* 36] capitaine Paul») behandelt.
(spr. dschohns), Owen, engl. Architekt und Kunstschriftsteller, geb. in Wales, widmete sich dem Baufach
und verbrachte mehrere Jahre auf Reisen im südl. Europa
[* 37] und Ägypten.
[* 38] Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er das Prachtwerk
«Plans, elevations and sections of the Alhambra» (2 Bde., Lond.
1842‒45),
ferner «Designs for mosaic and tesselated pavements» und «Views
on the Nile from Cairo to the second cataract» (ebd. 1843). Bei Errichtung des zur Welt-Industrieausstellung bestimmten Gebäudes
in Hydepark, 1850, ward ihm die Ausschmückung der innern Räume übertragen, die er mit so glänzendem Erfolg ausführte,
daß er 1852 einen ähnlichen Auftrag bei dem neuen Krystallpalast zu Sydenham erhielt. Nach seinem Plane
wurden die verschiedenen Säle erbaut und eingerichtet, die er in den «Handbooks
to the Grecian, the Alhambra, and the Egytian courts of the Crystal Palace» beschrieben hat.
Die unter seiner Aufsicht errichtete prachtvolle St. James-Hall in Piccadilly erhöhte seinen Ruf als
geschmackvoller Dekorateur. Über den artistischen Teil der Welt-Industrieausstellung berichtete J. in der vortrefflichen «Introduction
to the catalogue of the department of practical art» ( Lond. 1852). Sein Hauptwerk ist jedoch
die «Grammar of ornament» (ebd. 1856; 4. Aufl., ebd. 1880; deutsche Ausg.,
Lond. und Lpz. 1865), die über 100 Tafeln mit zahlreichen Illustrationen des ornamentalen Stils aller Völker
enthält und zu den schönsten Erzeugnissen der typographischen und chromolithographischen Kunst gehört. Außerdem veröffentlichte
er: «One thousand and one initial letters» (1864) und «Examples
of Chinese ornaments» (1866‒67). Er starb
(spr. dschohns),Sir William, Orientalist, geb. zu London, studierte zu Oxford
[* 39] morgenländ.
Litteratur, war dann Erzieher des jungen GrafenSpencer, bereitete sich seit 1770 zum Rechtsgelehrten vor, wurde 1783 zum Richter
am Obertribunal in Kalkutta
[* 40] ernannt und bei dieser Gelegenheit in den Ritterstand erhoben. Er gründete 1784 die Asiatische
Gesellschaft in Kalkutta und studierte eifrig die Sanskritsprache. J. starb Er und Colebrooke
(s. d.) können als die Begründer des Sanskritstudiums und der ind.
Altertumsforschung in Europa gelten. J. veröffentlichte: «Grammar of the Persian Language» (Lond. 1771, 7. Aufl.
1809),
«Poëseos Asiaticae commentarii» (ebd. 1774; wieder abgedruckt von Eichhorn,
Lpz. 1777),
die Ausgabe und Übersetzung der «Moallakat, or seven Arabian poems» (Lond.
1783),
die Übersetzung von Kalidasas «Sakuntala» (Kalkutta 1789) und der «Gesetze»
des Manu (ebd. 1794),
zahlreiche Beiträge zu dem von ihm herausgegebenen «Asiatic Miscellanies»
(3 Bde., ebd. 1785‒88) und den «Asiatic
Researches» (ebd. 1788). Eine vollständige Ausgabe seiner Schriften besorgte seine Witwe (6 Bde., Lond.
1799). Die von ihm nachgelassenen Sammlungen kamen an Colebrooke. J.’
¶
mehr
Biographie schrieb Lord Teignmouth (Lond. 1804; neue vermehrte Ausg. von Wilks, 2 Bde.,
ebd. 1838).
vom Engländer Jones (spr. dschohns) konstruiert, besitzen schmiedeeiserne Speichen, die nicht wie bei
andern Rädern auf Druck, sondern auf Zug
beansprucht werden, sodaß die Last im Felgenkranze hängt, anstatt
auf ihm zu ruhen.
Johannes Cornelis de, niederländ. Historiker, geb. zu Zieriksee, studierte zu Leiden Geschichte und
Rechtswissenschaft. Nachdem er 1815 als Freiwilliger am Feldzug gegen Napoleon teilgenommen hatte, lebte
er im Haag, wo er 1831 als Reichsarchivar der Nachfolger van Wijns wurde; lange Zeit war J. Volksvertreter in den provinzialen
StaatenSüdhollands. Er starb bei Rijswijk. J. zeigt sich in seinen Werken als ein gründlicher Kenner der niederländ.
Geschichte im weitesten Umfange.
Neben seinem berühmten Hauptwerke «Geschiedenis van het Nederlandsche Zeewezen» (6 Bde., Haag 1833-48; 2. Ausg.,
Haarlem
[* 42] 1858 fg.) verdienen besonders erwähnt zu werden «Verhandeling over
den oorsprong der Hoeksche en Kabeljaauwsche twisten» (Delft 1817),
die gekrönte Preisschrift: «Verhandling over den oorsprong,
den voortgang en de hoedanigheid van den invloed des derden Staats in de Statenvergaderingen» (ebd. 1824),
ferner die Biographie «Hendrik van
Wijn als gelcerde en staatsman geschetst» (Haag und Amsterd. 1832) und «Notice
sur le cabinet des médailles et des pierres gravées de S. M. le Roi des Pays-Bas» (Haag 1823). Mit Jeron.
de Vries veröffentlichte er «Verklaring van Nederlandsche Gedenkpenningen» (2 Bde., Amsterd. 1827 fg.).
Sein Sohn, Johan Karel Jacob de J., geb. im Haag, studierte in Leiden und promovierte dort 1852 mit der Dissertation
«Geschiedenis van de Diplomatie gedurende den Oostenrijkschen Successie oorlog en het Congres van Akeu».
In demselben Jahre veröffentlichte er «Examen d'une Notice et des Souvenirs biographiques du Comte van der Duyn et du Baronvan de Capelle, publié par Sirtema de Grovestins» (Haag 1852). Er erhielt 1855 eine Anstellung als Adjunkt am Reichsarchiv
und 1877 an der Kanzlei der Ersten Kammer; seine Hauptthätigkeit richtete sich aber auf die Erforschung
des Kolonialarchivs. Die Frucht dieser Studien war sein Werk «De opkomst van het Nederlandsch gezag in Oost-Indië» (10 Bde.,
Haag und Amsterd. 1862-78; fortgesetzt von van Deventer). Außerdem schrieb J.: «De oorsprong van Nederlands bezitting op de
kust vanGuinea» (Haag 1871) und «Nova Zempla. De voorwerpen aldaar teruggevonden» (2 Bde., ebd.; 2. Aufl.
1877). Er starb im Haag.
oder jogléor), bei den Provençalen und Nordfranzosen ehemals die Spielleute von Profession, zum Unterschied von den gelehrten
und höfischen Kunstdichtern, den Troubadours und Trouvères. Die J. befanden sich entweder in deren Sold
und trugen deren Lieder unter Instrumentenbegleitung vor, oder sie gehörten zu dem Hofpersonal kleinerer und größerer
Fürsten Frankreichs und führten dann auch den Namen Ménéstrels, in England Minstrels, besonders wenn sie selbst dichteten
und Musikinstrumente zu handhaben verstanden; oder sie lebten unabhängig vom Vortrage epischer, satir.
Dichtungen und Verserzählungen, vom Spiel musikalischer Instrumente, waren aber teils wegen ihres Lebenswandels, teils weil
sie meist auch Künste niederer Art, wie Tanz, gymnastische und Gauklerspiele u. a. damit verbanden,
bei allem Wohlgefallen, das ihre Künste bereiteten, verachtet, sodaß Kirchenbann und Landesverweisung über sie
verhängt wurden. In Begleitung der tiefer stenenden, der eigentlichen Vorfahren unserer Jahrmarktskünstler, befanden sich
auch weibliche Kunstgenossinnen (Jongleresses).
Die an größeren Höfen dienenden J. standen gewöhnlich unter einem Roi des ménéstrels, Direktor oder Kapellmeister, und
in den Städten bildeten die Spielleute eine besondere Zunft (Corporation des ménétriers), die durch Ordnungen
geregelt war. In England errichtete 1381 Johann von Gaunt für die Ministrels zu Tutbury (Staffordfhire) einen eigenen Gerichtshof
(Court of Ministrels), der jährlich am 16. Aug. tagte. Dem franz. Jongleur entspricht in Deutschland der spilman (Spielmann).
- Gegenwärtig versteht man unter J. lediglich die Meister in allen Übungen der Körpergewandtheit und
Äquilibristik. -
[* 43] (spr. jöndschö-), Stadt im schwed. Län J., liegt an der Südspitze des Wetternsees,
zwischen diesem und dem kleinen Munksee in reizender Lage, von bedeutenden Höhen umgeben, an der Bahnlinie Näßjö-Falköping
(zwei neue Linien nach Waggeryd und nach Gripenberg sind im Bau), hat (1892) 19902 E. und ist Sitz des Landeshauptmanns, des
Göta-Hofgerichts, zweier Privatbanken, einer Mobiliar-Feuerversicherungsanstalt und eines deutschen
Vicekonsuls. J. hat eine got. Backsteinkirche am Markt (1888), ein
Zollhaus und ein großes Zellengefängnis.
Ihre Bedeutung hat die Stadt durch die zahlreichen Fabriken, unter denen die alte Zündhölzchenfabrik, mit einer auf 4 Mill.
Kronen
[* 44] geschätzten Jahresproduktion, weltberühmt ist. Bemerkenswert sind auch Munksjö-Papiermühle, südlich von der
Stadt, Damast- und Drillichwebereien, Dampffärberei, chem.-technische Fabrik und die mechan.
Werkstätten. Vom Inlande kamen 1892 im Hafen an: 877 Dampfer mit 53118 und 493 Segler mit 18735 Registertonnen;
zur Ausfuhr kamen 1 Mill. kg Pappe, 230000 kg Holzmasse, 66780 kg
Zündhölzer, ferner Tapeten und Gußwaren. Westlich
¶
forlaufend
955 Jönköpings Lcw - Jörd von der Stadt liegt die Höbe Dunkehallar mit schöner Aussicht. Die ersten Privilegien 1.5 sind
von 1284; Schweden
[* 48] und Dänemark
[* 49] schlössen hier 1809 Frieden. Iönköpings Län lspr. jöndschö-), Bezirk in ^üd- schweden,
umfaßt den nordwestl. unfruchtbaren Teil des Hochlandes der Provinz ^maland und einen kleinen Teil von
Westergötland, hat 11500,5 ^km, davon 900,i (i^lli Seen und (1892) 193389 E., d. i. 16,8 an^ I ^N. Von der Festlandoberfläcke
sind nur 10 Proz. Ackerland, 15 Proz. Wiesen und 21 Proz.
Wälder.
Hauptuahrungszweige sind Ackerbau und Viehzucht.
[* 50] Das Bahnnetz (422 1 ist gut entwickelt; Mittelpuukt ist Naßjö.
Städte sind Iönköping, Re- sidenz des Landeshauptmanne, Eksjö und Grenna. Ionquille (frz., svr. schongkij), s. ^arei83n8.
,/on-., hinter den wissenschaftlichen Namen von Tieren Abkürzuug für Thoinas Rynl er I o n c e lspr. dschohns), einen engl.
Zoologen und Anatomen. Ionson(spr. dschonns'n), Benjamin, gewöbnlich Ben Ionson genannt, engl. Dramatiker, geb. zu
Westminster, machte den Feldzug in Flandern mit und besuchte dann die Universität zu Cambridge.
Geldmangel führte ibu jedoch bald auf die LondonerBühne, und ein Zweikampf, in dem er seinen Gegner tötete, brachte ihn
ins Ge- fängnis, wo er katholisch wurde; später kehrte er jedoch zum Protestantismus zurück. Nach seiner
Freilassung wurde er Dramaturg und schrieb u. a. die zwei geistreichen Lustspiele «^vei-v man in ni Iluinour» (1598) und «I^v6i-)'
niaii om c»t' Iii^ Iluinonr" (1599). I. war indes kein Nachabmer Shakespeares, er schilderte die Titten und Eigen- tümlichkeiteu
seiner Landsleute in derber Natürlich- keit, obne sie, wie jener, romantisch zu verklären.
Das Publikum zollte dem neuen Tickter Beifall. Auch die Königin Elisabeth begünstigte ihn, und er schrieb für diese "
(^Mtliia/L i-LV6i8» l160),
dann den «?0Lw8t6i-» (1601), der ibn in einen beftigen Federkrieg mit Dekker und Htarston verwickelte.
I. war auch Mitglied des von Raleigh gestifteten Mermaid-Klub, dem Shakespeare, Beaumont und Fletcher angehörten.
Nach der Thronbesteigung Jakobs I., der ihn zuerst wegen des mit Cbapman und Marston gedichteten satir. Schauspiele «I^3t-
varä Ilo» (1604) verfolgen ließ, sodaß er freiwillig ins Gefängnis ging, wurden feine poet. Talente vielfach zur Verherrlichung
von Hoffestlichkeiten in Anspruch genommen, und so entstanden seine alle- gorischen, unter dem NamenMasken
[* 51] (^1as bekannten Gclegenheitsstücke («^1a8^u68 andNntei- lHinin6iit8)), hg. von Morley, Lond. 1890). Neben den wenig dramat.
Trauerspielen »^Mnu8» (1603; deutsch von Andrea, Erf. 1797) und " ('^tilina» 11611)
schrieb er seit 1605 einige vorzügliche Lust- spiele, wie «Voipone» (1605),
«Npic06ii6» 11609) und «^Ickeunät»
(1610). Das Schäferspiel «'Ik6 8:i ^Ilöpil^iä» (gedr. 1641) blieb unvollendet.
Jakob I. ernannte ihn 1619 zum Hofdichter, was er bis zu seinem Tode blieb. Er ruht in dcr Westminsterabtei. Seine
Werke wurden am voll- ständigsten von Gifford (9 Bde., Lond. 1816; 3 Bde'.,
1872; 9 Bde., 1875), Procter (ebd. 1838)
und Cunningham (3 Bde., ebd. 1870) herausge- geben. -
Vgl. Baudissin, Ven I. und seine Schnle (2 Bde., Lpz.
1836);
Ionvalturbine, s Turbinen. Ionzac franz. Depart.
Charente-Inferieure, hat 1516,8^ (1891) 71985 E., 120 Gemeinden und zerfällt in die 7 Kantone Archiae (193,5? sikni, 8601 E.),
I. (169,46 13 005 E.), Montendre (144,98 li^m, 6978 E.), Montguyon (322,^8 siklli, 12 691 E.), Montlieu (217,^9 11660 E.).
- 2) Hauptort des Arrondissements I., an der Seugne und an der Linie Saintes-La Grave d'Ambares der Staat^bahnen,
hat (1891) 2656, als Gemeinde 3431 E., ein schönes Schloß (16. bis 18. Jahrb.), Gerichtshof erster Instanz, Gefängnis;
Woll-, Leinwand- und Hanfindustrie, Vieh- und Iope, f. Jaffa. ^etreidehandel.
Ioplin lspr. dsckopp-), Stadt im County Iasper im südwestlichsten Teile des nordamerik. Staates Missonri,
Bahnknotenpunkt, Mittelpunkt bedeuten- der Blei- und Zinkgewinnung,
[* 52] hat (1890) 9943 E. Joppe, s. Jaffa. Fora, linker Nebenfluß
des Kura im russ. Trans- kaukasieu, entspringt in der Nähe des BergesBor- balo, nimmt links den Alasan auf und mündet nach
einem Lauf vou 315 lim. Ioram König des Reichs Israel, Vrnder und Nachfolger des Abasja, nm die Mitte
des 9. Jahrh. v. Chr. regierend, verfnchte vergeblich
Mesa von 3Noab wieder zu unter- werfen, wobei ihm Iofapbat von Iuda beistand.
Auck in dein von Abab überkommenen Erbkriege mit Syrien wurde das von dem Syrerkönig Benhadad II. belagerte Samaria nur
wie durch ein Wunder befreit. Den letzten Fcldzug machte I. mit Ahasja vou Iuda gegen Benhadads Mörder und Nachfolger, Hasael
von Syrien-Damaskus, dem er Rama in Gilead entriß, .yierbei empfing er jedoch eine Wunde, zu dereu Heilung er sich nach seinem
Schlosse zu Ies- reel begab. Während er dort weilte, kam in dem zu Nama liegeuden Heere eine von der propbetischen
Partei angezettelte Verschwöruug zum Ausbruch.
Auf eiu von Elifa gegebenes Signal wurde der Feld- hauptmaun Jehu zum König ausgerufen. Derselbe überfiel den nichts ahnenden
I. zu Iesreel, tötete ihn und rottete die ganze Familie AHabs aus. Foram oder Iehoram, König des Reichs
Iuda, Solm und Nachfolger Josaphats, war ver- heiratet mit Athalia (s. d.), einer Tochter Ababs. Die bisher tributpflichtigen
Edomiter sielen von ihm ab und es glückte ihm nicht, sie wieder zu unter- werfen. Die Stadt Libna aber fiel zu den Phili-
stern ab. Er soll nach
2Kön. 8, 17. nur 8 Jahre regiert baben.
Das in der Chronik von ihm Er- zäblte ist unglaubwürdige Tendenzlegende. Iorat, Le lspr. schorä), deutsch Jurten, Hoch-
fläche im sckweiz. Kanton Waadt
[* 53] im NO. von Lau- sanne, ein breites, waldiges, von Flußthälern durch- schnittenes Molasseplateau, bildet
die Wasserscheide zwischen Neueuburger- und Genfersee (Rhein und Rhone). Nach N. geht der I. in die Hochebene
des Gros de Vaud über; im S. senkt er sich steil gegen den Genfersee. Der höchste Punkt erhebt sich bei Montpreveyres zu 928 m
Höhe, 453 in über den Genfersee. Das Plateau wird von der Bahnlinie Lausanne
[* 54] - Oron - Freiburg
[* 55] (Maximalsteigung 27 Promille)
überschritten. Der Name ist keltisch und bedeutet wie Jura, Iour u. s. w. Wald. Iörd der nordischen Mythologie die Personifikation
der mütterlichen Erde. I. ist die Tochter der Nacht und
¶
forlaufend
956
des Onar, eines sonst nnbekannten Riesen. And, der Reicktum, und Dag, der Tag, sind ihre Brüder. Sie ist vermählt mit Odin,
beider Sohn ist Thor (s.d.). Iordaens (spr. -dahns),Jakob, vläm. Maler, geb. 19. Mai 159Z zu Antwerpen,
[* 57] gest. daselbst
war ein Schüler des Adamvan Noort nnd wnrde 1615 als Meister in die Lukasgilde aus- genommen. Er bildete
sich einen selbständigen natio- nalen Stil ans und nimmt neben Rubens und van Dnck den bedeutendsten Rang nnter den Antwer-
pener Historienmalern ein.
Derber Humor, Kraft der Charakteristik und Meisterschaft in der techni- schen Behandlnng zeichnen seine
signrenreichen, be- wegten, aber in grellem Kolorit gehaltenen Ge- mälde ans. Hervorzuheben sind: Kreuzigung Christi (Antwerpen,
Kirche St. Paul), Abendmahl (Ant- werpen, Museum), Dreikönigsfest, Christus treibt die Händler aus dem Tempel
[* 58] (im Louvre zu Paris),
Urteil Salomos, Meleager und Atalante, Bad der
[* 59] Diana sim Pradomnsenm zu Madrid),
[* 60] Satyr
[* 61] beim Landmann als
Gast, Der zwölfjährige Jesus im Tempel (Müncken, AltePinakothek), Ariadne im Gefolge des Baccbns, Der Verlorene ^ohn Schweine
[* 62] bütend, Wie die Alten snngen, so pfeifen die Jungen (DresdenerGalerie), Erziehung desBacchns (Cassel, Museum), Moses schlägt
Wasser aus dem Felsen (Karlsruhe,
[* 63] Kunsthalle).
Jordan (hebr. Ila-.llii-cwii), der Hanptstrom Pa- lästinas, der seine
Wasser dnrch die tiese Erdspalte vom Hermon bis znm TotenMeer hinabführt. Als Hauptquellen sind drei zu nennen:
1) dieQnelle des Nabr el-Hasbani, aln westl. Abhang des Hermon, 520 in hoch;
2) die Qnelle des Nähr el-Leddan am Tell el-Kadi (d. i. Dan), ain «Hüdsuhe des Hermon, 154 m hoch; 3)
die Quellen des Nähr Banijas, 329 m hoch, ^/4 Stnnden östlich von 2 entfernt, bei der ehemals berühmten und von Herodes
dnrch einen Tempel gezierten Grotte des Pan
[* 64] (Paneion, s. Cäsarea Philippi). Diese beiden letztern Quell- flüsse des I. kennt
Iosephus als den Kleinen nnd den Großen I. Sie vereinigen sich mit dem zuerst geuannten 8 km südlich
von Tell el-Kadi in einer Höbe von nnr noch 45 in ü. d. M. Der Fluß dnrch- eilt nun das Sumpflaud Ard el-Hule und füllt
daraus ein kleines Becken an, die Vahrat el-Hule, dao von Iosephus Semachonitis genannt und ge- wöbnlick,
doch nicht mit Recht, für den Meromsee (s. d.) des Alten Testaments gehalten wird. Sein Spiegel
[* 65] liegt wahrscheinlich noch 2 m
über dem Mittelmeer. In einer großen, 16 km langen, von Basaltwänden eingeschlossenen Etromschnelle eilt das trübe Wasser
des I. zwischen Rohr und Ge- stränch (Oleander) zu dem zweiten, größern Becken binab, dem See Genezareth
(s. d.) oder See von Tiberias, dessen Spiegel bereits 208 m nnter dem Mittelmeer liegt. DerI. ist bei seinem Einfluß etwa 45 m
hreit, doch nur 1 in tief und fließt ziemlich langsam, da der Mündung eine Sandbarre vorge- lagert ist. Der Ausfluß
[* 66] des
I. befindet sich an der Südwestecke und ist anfangs gegen W. gerichtet, wendet sich jedoch bald wieder
nach S. In zahl- losen Windungen eilt der reißende, nicht sehr breite Fluß dem dritten Becken dieser Erdspalte, dem TotenMeer zu, das der Bewegung und dem Leben seiner Wasser ein Ende macht. Auf der letz- tern Strecke seines
Laufs vom Tiberiassee bis zum TotenMeer, die in der Luftlinie gemessen etwa 110 kni beträgt, fällt der I. von 208 m bis zu 394 in
unter dem Mittelmeer. Hier tritt die Be- schaffenheit der großen Erdspalte, arab. el-Ghör, d. i. Senknng, genannt, recht
deutlich zu Tage. Sie ist dadurch entstanden, daß in dem svr.-palästinen- sischen Tafellande ein gewaltiger
Längsbrnch eintrat, der vom südl. Libanon bi^ znm RotenMeer, dem Meerbnsen von Akabah fübrte, und zwar in derselben Zeit,
als die Bildung der Oberftäcke des Landes überhaupt stattgefunden hat. Die hinabgesunkenen Kreideschichten sind durch die
allmählich angehäuften Ablagerungen des ehemaligen Iordansees überdeckt worden. Diese bestehen ans
Hellgranen Kreidemer- gcln, aus Gips
[* 67] und salzhaltigen Thonen; sie dehnen sich nach N. bis zum See von Tiberias, nach S. bis
über 60 km in das Wadiel-Arabah (s. Ärabah) hinein aus und werden nach der Halbinsel el-Lisan im TotenMeer
von den Geologen Lisanschichten genannt. Mindestens bis zu einer Höhe von 120 in über dem jetzigen Spiegel des TotenMeers
war einst alles weitnnd breit ein e Wasserstäcke. Die Geschichte des allmählichen Sinkens dieser Wasser steht aus den westl.
Abhängen der gewaltigen Erdspalte deutlich . verzeichnet, insofern Mergellager anf verschiedenen Stufen,
120, 60 und 30 in über dem Spiegel des TotenMeers die Uferlinien des alten Sees erkennen lassen. In die ^ohle des Ghör hat
nun der I. sein Bett
[* 68] eingegraben, arab. ez-Zör (Einschnitt, Rinne) genannt. Die meist steilen Wände desselben bestehen aus
gelben Lehmmassen und sind von einem üppigen Baum- und Schilfwnchs bedeckt, der zahl- reichen Tieren,
wie Wildschweinen und Vögeln (zur .^eit Israels auch Löwen,
[* 69] Ierem. 49, 19), Unter- kunft gewährt. Den nntern Lanf des I.
begleitet nicht selten noch eine böber liegende Terrasse, die erst zu der eigentlichen Ebene des Ghör hinausführt. Der
Wasserstand des I. ist sehr wechselnd: nach der Regenzeit werden die steilen Ufer mit ihrem Pflanzen-
wnchs vom Wasser bedeckt, die höhere Terrasse wird jedoch nur selten von den Fluten erreicht; im Som- mer dagegen wird der
leuchtende Wasserstreisen durch die grüue Umgebung ganz verdeckt. Da der I. ein sehr reißender Strom ist, so
ist sein Wasser stets trübe; seine Farbe ist gelbbraun. Die Umgebung des I., das Ghör, ist infolge ihrer Bodenbeschaffen-
heit unfruchtbar; der nntere, an das Tote Meer angrenzende Teil ist besonders stark durchlaugt und daher tot. Ja selbst das
Bett des I. hat in den letzten 4 kin vor der Mnndnng alles Leben verloren. Das Wasser des I. selbst kann
znr Bewässerung der Ebene nicht dienen, da es tiefer liegt als diese und alle künstlichen Bewässernngsmittel gegenwärtig,
fehlen. Nnr höhere und vom Süftwasser befruchtete Stufen des Ghör sind ertragsfähig und zeitweilig bebaut ge- wesen; so
im W. die Ebene von Jericho, von Pha- saelis ^Fasa'il) und Archelais (Busel'lje) und von Beth ^ean (Besän),
im O. namentlich die Ebene von Tell er-Rame, Tell el-Kefren und Tell Nimrin. Die Breite
[* 70] des Ghör, in der Bibel
[* 71] »Umkreis des I."
(Iordansan),
von Griechen und Römern der «Aulon» genannt, wechselt zwischen 10 und 25 km.
Der I. erhält seine bedentendsten Zuflüsse von O., nämlich den Scheriat el-Menadire oder Jarmnk, dessen
Ge- biet sich vom Hermon bis zum Hauran (s. d.) aus- dehnt, und den Nähr
ez-Zerka, den alten Iabbok, dessen Gebiet von Dscherasch und Snf im N. bis nach Amman im S. reicht. Von den fünf
alten Brücken
[* 72] über den I. (eine nördlich, vier südlich vom See Genezareth) ist jetzt nnr noch eine, Dschisr Benat Jakub
(«Brücke
[* 73] der TöchterJakobs»),
die nördlichste, passierbar. Seit 1885 ist aber eine neue Brücke¶
mehr
lich von Jericho vollendet. Zwischen dem See Genezareth und dem TotenMeer kann jedoch der J. durch 54 Furten überschritten
werden, von denen 49 nördlich vom Nahr ez-Zerka (viele Besan gegenüber), nur 5 Jericho gegenüber sich finden. Der J. wird
jetzt von den Arabern gewöhnlich Scheriat el-Kebire genannt, «die große
Tränke», der Name el-Urdun ist nur wenig bekannt. Epochemachend für die Kenntnis des J. war die Expedition der Vereinigten Staaten
[* 75] Nordamerikas unter LieutenantLynch 1848. –
Vgl. Lynch, Narrative of the United States' Expedition to the River J. and the
Dead See ^[richtig: Sea] (Philad. 1849 u. ö.; deutsch von
N. N. W. Meißner, Lpz. 1850; 2. Ausg. 1854);
Henri, Altertumsforscher, geb. zu Berlin,
[* 78] aus einer zur franz. Kolonie gehörigen Familie, studierte
in Bonn
[* 79] und Berlin, habilitierte sich daselbst und wurde 1867 Professor in Königsberg,
[* 80] wo er starb. Seit 1861 oft
wiederholte Reisen nach Italien, die anfangs hauptsächlich textkritischen Untersuchungen auf den Bibliotheken
galten, regten J.s ausgezeichnete Forschungen auf dem Gebiete der röm. Religionsgeschichte und
später seine umfassenden Studien über die TopographieRoms an. Er veröffentlichte u. a.: «Catonis praeter librum de re rustica
quae extant» (Lpz. 1860),
Max, Kunstschriftsteller, geb. in Dresden,
[* 81] widmete sich anfänglich in Jena,
[* 82] Berlin, Bonn und Leipzig
[* 83] dem Studium der polit. Geschichte und wendete sich später dem der Kunstgeschichte zu. 1872 zum Direktor des Museums zu Leipzig
berufen, habilitierte er sich gleichzeitig an der dortigen Universität für das Fach der neuern Kunstgeschichte, siedelte
jedoch 1874 nach Berlin über, um die Einrichtung und Leitung der neu entstehenden Nationalgalerie zu übernehmen und die
Lehrthätigkeit an der dortigen Universität fortzusetzen. 1880 trat er unter Beibehaltung dieses Amtes in das preuß.
Kultusministerium als vortragender Rat für Kunstangelegenheiten, wurde Senator der Akademie der Künste daselbst und Mitglied
der Landes-Kunstkommission.
Seit 1881 ist er auch Geschäftsführer der Verbindung für histor. Kunst. Außer gelegentlichen Publikationen über Genelli,
Preller, Schnorr u. a. neuere deutsche Künstler sowie verschiedenen Stücken in Dohmes «Kunst und Künstler» veröffentlichte
J.: «Das Königtum Georgs von Podiebrad» (Lpz. 1861),
«Das Malerbuch des Lionardo da Vinci» (ebd. 1873),
die deutschen Originalausgaben der Werke von Crowe und Cavalcaselle: «Geschichte der ital. Malerei» (6 Bde.,
ebd. 1869–76) und «Leben Tizians» (2 Bde., ebd. 1877),
ferner den «Beschreibenden Katalog
der Nationalgalerie» (Berl.
1876; 8. Aufl. 1888),
das «Stammbuch der Nationalgalerie» (ebd. 1880) und gemeinschaftlich mit R. Dohme
«Das Werk A. Menzels» (Münch. 1886–90). ^[]
Rudolf, Genremaler, geb. zu Berlin, war ein SchülerWachs. Nachdem er schon mit dem Erstlingswerk:
Das Innere einer Lotsenhütte (1831; im Besitz des DeutschenKaisers) Erfolg gehabt hatte, setzte er seine
Kunststudien 1833 zu Düsseldorf
[* 84] unter der Leitung von Schadow und Sohn fort. 1834 trat er mit seinem Heiratsantrag auf Helgoland
[* 85] (Berlin, Nationalgalerie) hervor, welchem Die Trauerbotschaft der Lotsen (1836), Das Sturmläuten auf Helgoland (1838), Das
Lotsenexamen (1842), Bootswinde in der Normandie (1843; Berliner
[* 86] Nationalgalerie), Schiffbruch an der normänn.
Küste (1848; DresdenerGalerie), Die betenden Waisen beim Sturm (1852), Der Tod des Lotsen (1856; Berliner Nationalgalerie), Die
Krankensuppe und Die Zeit des ersten Kindes (1862; Kunsthalle in Düsseldorf), Der erste Besuch am Morgen nach der Hochzeit
(1861; im städtischen Museum zu Leipzig), Das holländ. Altmännerhaus und Der Witwe Trost (beide 1866;
in der Berliner Nationalgalerie) folgten. Er hatte hierzu die Küsten der Nord- und Ostsee wiederholt bereist und selten zu
einem binnenländischen Motiv, wie Der Suppentag in einem franz. Kloster (1868; im städtischen Museum zu Leipzig) oder Die
gefallene Tochter (Museum in Breslau),
[* 87] gegriffen.
Von seinen spätern Werken erheben sich noch einzelne zu gleicher Höhe wie die frühern, so Die Schiffbrüchigen
in der Strandkneipe (1872),AlleBoote kehren zurück, nur eins nicht (1876) und Die holländ.
Strandkneipe (1884). Aus einer Studienreise nach Italien (1877 und 1878) entsprangen geringe Bilder, wie Der Milchladen, Die
Römische
[* 88] Osteria, Die Bettlerin u. s. w. Eine größere Anzahl
von Aquarellen, Radierungen und Illustrationen haben auch dazu beigetragen, J. den besten deutschen Genremalern anzureihen.
Er war bis zu seinem Tode, Professor an der Akademie zu Düsseldorf.
Sylvester, Jurist und Staatsmann, geb. zu Omes, einem Weiler bei Innsbruck,
[* 89] studierte in Landshut
[* 90] die Rechte, war dann Hauslehrer in Wien, hierauf kurze Zeit beim Landgericht zu Rosenheim in Bayern
[* 91] angestellt. Später war
er Sachwalter in Landshut und München,
[* 92] habilitierte sich 1821 in Heidelberg
[* 93] und folgte im September desselben Jahres einem
Rufe als außerord. Professor der Rechte nach Marburg,
[* 94] wo er 1822 ord. Professor wurde. Im Okt. 1830 als
Vertreter der Universität in die kurhess. Ständeversammlung gewählt, nahm er Anteil an der Entwerfung der Verfassung von 1831 und
übte auch auf die Verhandlungen des ersten konstitutionellen Landtags entscheidenden Einfluß.
Dadurch zog er sich aber das Mißfallen der Regierung zu, und als ihn nach Auflösung des Landtags die
Universität wieder zu ihrem Vertreter wählte, gab ihm das Ministerium keinen Urlaub. Der Beschluß der Ständeversammlung,
daß dem Eintritt J.s nichts im Wege stehe, war der Anlaß zu ihrer Auflösung Im Juni 1839 wurde J. plötzlich
in Untersuchung genommen, vom Amte suspendiert und ins Gefängnis gesetzt, weil er in die hochverräterischen
Verbindungen von 1832 und 1833 verflochten sein sollte. Die ungewöhnlich lange Dauer seines Prozesses und die endliche Verurteilung
in erster Instanz (1843)
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