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(Provinz Udine) gehört der größte Teil der Bewohner dem Volksstamme der Furlaner an, etwa 370000 Seelen; in der Provinz Turin [* 2] wohnen 120000 Franzosen (meist Waldenser) mit provençalischem Dialekt, in den Sette und den Tredici Comuni (s. Comuni) und an andern Orten der Lombardei und Venetiens 20000 Deutsche, [* 3] im Neapolitanischen und der sicil. Caltanissetta, etwa 90000 Albanesen (s. d.); kleine slaw. Kolonien sind in der Provinz Molise (5000), und etwa 37000 Slawen leben in Friaul; endlich als Handelsleute vielfach zerstreut über 15000 Griechen, besonders zwischen Lecce, Gallipoli und Otranto, Armenier u. s. w. (s. Sardinien [* 4] und Sicilien). Im ganzen wohnen nur 0,8 Proz. Nichtitaliener im Staate, während etwa 2 Mill. Angehörige ital. Nationalität außerhalb des Staates (Frankreich, Österreich, [* 5] Deutschland, [* 6] Südamerika) [* 7] wohnen. Für die 17 Landesteile (Compartimenti) ergiebt eine Berechnung vom folgende Zahlen:
Landesteile | qkm | Bewohner 1892 | E. auf 1 qkm | |
---|---|---|---|---|
Abruzzen und Molise | 16529 | 1369968 | 83 | |
Apulien | 19110 | 1797245 | 94 | |
Basilicata (Potenza) | 9962 | 541865 | 54 | |
Calabrien | 15075 | 1321038 | 88 | |
Campanien | 16292 | 3078584 | 189 | |
Latium | 12081 | 994400 | 82 | |
Ligurien | 5278 | 958594 | 182 | |
Lombardei | 24317 | 3957261 | 163 | |
Marken | 9748 | 966408 | 99 | |
Parma und Modena | 5796 | 559502 | 97 | |
Piemont | 29378 | 3270988 | 111 | |
Romagna | 14844 | 1709080 | 115 | |
Sardinien | 24078 | 736414 | 31 | |
Sicilien | 25740 | 3364940 | 131 | |
Toscana | 24104 | 2288747 | 95 | |
Umbrien | 9709 | 597930 | 62 | |
Venetien | 24548 | 3022884 | 123 | |
Italien | 286589 | 30535848 | 107 |
Über die Bevölkerung [* 8] der Provinzen siehe die Einzelartikel der Landesteile. Hier sei nur erwähnt, daß nach der Berechnung für 1892 die Provinz Neapel [* 9] die dichteste Bevölkerung aufweist, dann folgen Mailand, [* 10] Livorno, [* 11] Padua, [* 12] Genua [* 13] und Como. Am dünnsten besiedelt sind, von Sardinien abgesehen, Grosseto und Sondrio. Der Staatsangehörigkeit nach waren (1881) unter den 59956 Fremden: 15790 Österreicher, 12104 Schweizer, 10781 Franzosen, 7301 Engländer, 5234 Deutsche, 1234 Amerikaner und 1387 Russen. Städtische und ländliche Bevölkerung zu unterscheiden ist schwierig, da in Süditalien [* 14] auch bei den Bauern eine Vorliebe für das Wohnen in Städten besteht. Im ganzen betrug (1881) die Einwohnerzahl der 69 Provinzialhauptstädte 4509159, der 215 Kreis- oder Distriktorte 2573009 und der andern Gemeinden 21377465 E. 12 Städte haben über 100000, 55 zwischen 30-100000 E. Nach der Berechnung für 1892 haben folgende Städte über 100000 E.:
Neapel | 536000 |
---|---|
Rom | 436000 |
Mailand | 425000 |
Turin | 329000 |
Palermo | 272000 |
Genua | 210000 |
Florenz | 190000 |
Venedig | 159000 |
Bologna | 147000 |
Messina | 142000 |
Catania | 112000 |
Livorno | 106000 |
Nach den Berufen gliederte sich das Volk 1881 folgendermaßen:
Berufe | Männlich | Weiblich | Zusammen |
---|---|---|---|
Landwirtschaft | 5124431 | 3048951 | 8173382 |
Tier- und Bienenzucht | 213556 | 30896 | 244452 |
Gartenbau | 58914 | 14425 | 73339 |
Forstwirtschaft | 53226 | 6425 | 59651 |
Fischerei und Jagd | 47901 | 340 | 48241 |
Bergbau und Salinen | 59692 | 575 | 60267 |
Industrie | 2281317 | 1904144 | 4185461 |
Bewirtung und Bekleidung | 51500 | 99594 | 151094 |
Handel | 246618 | 33155 | 279773 |
Verkehrswesen | 310347 | 2664 | 313011 |
Rentner und Pensionäre | 427456 | 535425 | 962881 |
Angestellte und Dienstboten | 265605 | 447800 | 713405 |
Landesverteidigung | 160155 | - | 160155 |
Civilverwaltung | 167252 | 3400 | 170652 |
Kultus | 103161 | 28424 | 131585 |
Gerichtswesen | 28248 | 2 | 28250 |
Sanitätswesen | 44333 | 15384 | 59717 |
Unterricht | 32908 | 46887 | 79795 |
Schöne Künste | 31174 | 4450 | 35624 |
Wissenschaften | 19740 | 35 | 19775 |
Hausiergewerbe | 28993 | 5457 | 34450 |
Arbeiter | 121562 | 8267 | 129829 |
Gefangene und Bettler | 73188 | 56493 | 129681 |
Ohne Beruf und ohne Angabe | 1307691 | 4998965 | 6306656 |
Zusammen | 11258968 | 11292158 | 22551126 |
In dieser Summe sind an jugendlichen Arbeitern zwischen 9 und 14 Jahren 3249955 (1658630 männl., 1591325 weibl.) enthalten, während Kinder unter 9 Jahren unberücksichtigt geblieben sind. Und zwar sind in Landwirtschaft, Viehzucht [* 15] und Gärtnerei 678042, in der Industrie 309377 jugendliche Arbeiter thätig.
Bei der Volkszählung 1881 wurde nach der Konfession nicht gefragt; die Bevölkerung ist meist katholisch; die Auskünfte der nichtkath. Geistlichen ergaben, daß etwa 62000 Protestanten (22000 Waldenser) und 38000 Israeliten in I. lebten.
Was die Bewegung der Bevölkerung anlangt, so betrug die Zahl der Eheschließungen 1887: 235629, 1889: 230451, 1892: 228299, die Zahl der Geburten 1067002, 1064798, 1108934, der Todesfälle 828992, 768068 und 800304. Uneheliche waren in denselben Jahren 85904, 84399 und 80000 Geburten. Ehescheidung giebt es nicht. Gesuche um Trennung von Tisch und Bett [* 16] wurden (1891) 1426 eingereicht, von denen 628 durch Vertrag oder zustimmendes richterliches Erkenntnis erledigt wurden.
Sehr bedeutend ist die Auswanderung, die sich vornehmlich nach Österreich, Frankreich, den Unionsstaaten und nach Mittel- und Südamerika richtet. Es verließen 1887: 215667, 1889: 218412, 1891: 293631 und 1892: 223667 Italiener dauernd ihr Vaterland. Thatsächlich sind die Ziffern noch höher, da viele, die nur zeitweise andere europ. Staaten aufsuchen, schließlich dauernd fortbleiben. (S. Auswanderung, Bd. 2, S. 185.) Die Auswanderung 1892 zeigt folgende Tabelle.
Landesteile | Auswanderer |
---|---|
Piemont | 33863 |
Ligurien | 4251 |
Lombardei | 21902 |
Venetien | 82777 |
Emilia | 5900 |
Toscana | 11701 |
Marken | 836 |
Abruzzen u. Molise | 9045 |
Campanien | 22259 |
Apulien | 1675 |
Basilicata | 7327 |
Calabrien | 10013 |
Sicilien | 11912 |
Umbrien, Sardinien | 82 |
Landwirtschaft. Während I. im Anfang des 19. Jahrh. noch als reiches Ackerbauland gelten konnte, ist der Ertrag der Landwirtschaft seitdem durch ¶
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Vernachlässigung der Bodenkultur gesunken; auch hat die Erweiterung des Weltmarktes für Getreide, [* 18] Reis und Seide [* 19] den Wert der Erzeugnisse sinken lassen. Trotzdem ist noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Landwirtschaft thätig. Der Umfang der Anbauflächen von Weizen und Reis zeigt einen Rückgang, die von Mais und Hafer [* 20] eine kleine Zunahme, Gerste [* 21] und Roggen blieben unverändert; Hanf, Flachs und Kastanien gehen zurück. Etwa 2 Mill. ha Land sind noch nicht angebaut, etwa 1,4 Mill. könnten durch Bewässerungsanlagen urbar gemacht werden. Im ganzen schätzt man den Wert der Erzeugnisse des Ackerbaues auf rund 3260, mit den Nebenerzeugnissen auf 3485 Mill. Lire. Während die Lombardei, Emilia, Toscana, Teile von Campanien und von Sicilien beinahe gartenartig angebaut sind und die denkbar intensivste Kultur aufweisen, sind ungeheure Flächen vorzüglich im Süden sehr mangelhaft bewirtschaftet, andere nur als Weideland brauchbar. - Es giebt drei Arten der Bewirtschaftung.
Als Eigentümer (coltivazione a mano propria) auf Gütern kleinen Umfangs arbeitet der Bauer fast allgemein in Piemont und in Ligurien, daneben in Rom, [* 22] Abruzzen und Molise, Campanien, Apulien, Basilicata, Calabrien und auf den beiden großen Inseln. Eine Art Societätsverhältnis (colonia parziaria) zwischen dem Eigentümer und dem Bauer herrscht in Toscana, in den Marken und Umbrien, neben andern auch in Lombardei und Venetien, Abruzzen und Molise, Campanien und zum Teil in Sicilien. In Bari und Neapel fehlt es ganz.
Gegen Rente (affitto) verpachtet werden die Güter in der Lombardei und Venetien, besonders in den Marschlanden, in Emilia, Campanien, Abruzzen und Molise, Piemont und in Sicilien. Die Pachtzeiten laufen in Oberitalien [* 23] meist 3, 6 oder 9, in Unteritalien 2, 4 oder 6 Jahre. Intensiver Betrieb (la coltura intensiva) besteht in der Umgebung der großen Städte; bei Mailand liegen Rieselwiesen, die 6-9 Schnitte im Jahre geben. Latifundien kommen in der Provinz Rom, in Apulien und Sicilien vor. Im ganzen ist der Grundbesitz zerstückelt. Nur 13,1 Proz. des Flächeninhalts sind gänzlich unproduktiv; 12 Proz. sind Wälder und 36 Proz. angebaut.
Der Ackerbau, meist Weizenbau, wird in Oberitalien, Toscana und den ehemals neapolit. Provinzen gepflegt; in vielen Gegenden, namentlich auf Sicilien und Sardinien, den Kornkammern des alten Rom ist er sehr vernachlässigt. Das Getreide deckt nicht den Bedarf des Landes, und nur Reis, der vornehmlich in den Provinzen Novara, Pavia, Mailand, Mantua [* 24] und Ferrara [* 25] gebaut wird, wird ausgeführt. Kartoffeln kommen in allen Landschaften vor; ihre Anbaufläche hat sich in 20 Jahren mehr als verdoppelt, während der Ertrag bei starken Schwankungen in den einzelnen Jahren ziemlich unverändert bleibt.
Wichtiger ist jedoch der Anbau der Hülsenfrüchte. Ausgeführt werden Hanf, dessen Produktion einschließlich Flachs (1889/91) im Durchschnitt 86400 t betrug, besonders aus den Marken, Umbrien, der Emilia und den südl. Provinzen; Krapp (im Neapolitanischen), Sumach (in Sicilien) und Süßholz. Sonst wird Safran auf den Inseln, Zuckerrohr und Baumwolle [* 26] im Süden, hauptsächlich in Salerno, Calabrien, Sicilien und Sardinien gewonnen. Über den Anbau des Tabaks bestimmt alljährlich im Interesse ihres Monopols die Staatsverwaltung. 1891 waren 2683 ha bepflanzt.
Zuckerrübenbau und Spiritusbrennerei sind nicht bedeutend. Letztere wird in der Lombardei und um Neapel von größern Etablissements betrieben. Die Produktion betrug 1890/91: 199487, 1891/92: 225568 hl, und zwar stieg die Erzeugung aus Wein- und andern Reben um 119 Proz., während die Brennerei aus stärkehaltigen Rohprodukten und Abfällen der Zuckersiedereien um 32,1 Proz. zurückging. Ausgeführt wurden (1891/92) nur 5182 hl. Insbesondere blüht die Kultur der edeln Südfrüchte in den neapolit. und sicil.
Provinzen. Es gab 1870/74: 10,66, 1890: 17,11 Mill. Citronen- und Orangenbäume, die durchschnittlich je 244 und 232 Früchte trugen. Für 1891 wurde die Zahl der Früchte auf 3498 Mill., im Werte von etwa 90 Mill. Lire geschätzt. In denselben Provinzen gedeihen am besten die Olivenbäume. Seidenbau besteht in ganz I., vornehmlich in Piemont und Lombardei;
1890 wurden 40,774, 1891: 38,790 Mill. kg Cocons gewonnen;
die Produktion hat trotz Verminderung der Eier [* 27] seit 1880 nicht abgenommen;
die frühere Höhe vor der Heimsuchung durch Raupenkrankheiten ist aber nicht wieder erreicht. I. nimmt in Hinsicht auf die mit Wein bepflanzte Fläche die erste Stelle unter allen Ländern ein. Es produzierte (1884-91) im jährlichen Durchschnitt fast 30 Mill. hl;
die Anbaufläche hat sich seit 1870 beinahe verdoppelt. (S. Italienische Weine.) Die folgende Tabelle giebt im einzelnen die Anbauflächen (100 ha) und die Ernteergebnisse (in hl, für Hanf, Flachs, Kartoffeln, Kastanien in 100 kg).
Produkte | Anbaufläche 100 ha 1870-79 | 1890 | Ernteergebnis 1870-79 | 1890 | 1891 | Ertrag pro ha 1870-79 | 1890 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Weizen | 47367 | 44074 | 50898408 | 46320150 | 49852000 | 10,75 | 10,51 |
Mais | 17167 | 19118 | 31173993 | 26418313 | 23363000 | 18,16 | 13,82 |
Hafer | 3802 | 4531 | 6715819 | 6699032 | 7009000 | 17,66 | 14,78 |
Gerste | } | 3321 | } | 3863288 | 3416000 | } | 11,63 |
} 4776 | } 6439591 | } 13,48 | |||||
Roggen | } | 1412 | } | 1559940 | 1614000 | } | 11,05 |
Reis | 2320 | 1930 | 9797906 | 6303093 | 6938000 | 42,22 | 32,64 |
Bohnen, Erbsen, Linsen | 3113 | 4380 | 2481343 | 1513006 | - | 7,97 | 3,45 |
Große Bohnen, Wicken, u.s.w. | 3400 | 4164 | 3383432 | 3883840 | - | 9,95 | 9,33 |
Wein | 19268 | 34303 | 27538649 | 29456809 | 34970000 | - | 8,59 |
Olivenöl | 8951 | 10131 | 3323120 | 3086119 | 2637000 | 3,71 | 3,05 |
Hanf | 1348 | 1100 | 965342 | 792048 | 670000 | 7,16 | 7,29 |
Flachs | 824 | 552 | 234974 | 209221 | - | 2,85 | 3,79 |
Kartoffeln | 701 | 1739 | 7189200 | 7512925 | - | - | 43,20 |
Kastanien | 4487 | 4098 | 5768436 | 2963000 | 12,86 | 7,38 |
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Berühmt ist die Käseproduktion (namentlich die Bereitung von sog. Parmesankäsen und Stracchino) und die Erzeugung von Würsten (Salami), welche einen ansehnlichen Exportartikel bilden, viel wichtiger ist indessen während der letzten Jahre der Handel mit Eiern geworden, von denen (1892) 17840 t für 23 Mill. Lire ausgeführt wurden. Sehr ansehnlich ist die Geflügelzucht. - Der Viehstand zeigt bei Rindvieh und Pferden bedeutende Zunahme, bei Schafen, Ziegen und Schweinen eine Abnahme.
Die Zahl der Rinder, [* 29] auch in der Qualität verbessert, ist von (1862) 3,7 Mill. auf (1890) etwa 5 Mill., der Pferde [* 30] von 657000 auf 720000 Stück gestiegen; Schafe [* 31] wurden (1890) 6,9 (gegen 1862: 8,8), Ziegen 1,8 (2,2), Schweine [* 32] 1,8 (3,3) Mill. geschätzt. Außerdem giebt es 1 Mill. Esel, 300000 Maultiere und in San Rossore bei Pisa [* 33] einige Dromedare. Der Gesamtertrag der Viehzucht beträgt 1425 Mill. Lire. Die Vieheinfuhr übersteigt die Ausfuhr sehr bedeutend; dagegen wurden 127028 Schweine aus- und nur 3334 eingeführt; bei Schafen betrug die Einfuhr 5762, die Ausfuhr 33784 Stück. Wolle muß aus dem Auslande bezogen werden (1889: 82230 Doppelcentner). - Die Forstwirtschaft ist in Toscana am besten ausgebildet, doch genügt die Produktion an Brennholz nicht dem Bedarf des Landes.
Die Gesamtwaldfläche beträgt 2,961 Mill. ha, wozu noch 397249 ha Gebüsch zu rechnen sind. Die Erträgnisse an Brennholz werden auf 6,29 Mill. cbm im Werte von 20,6 Mill. Lire, an Bauholz auf 1,37 Mill. cbm (17,06 Mill. Lire), an Holzkohle auf 3,02 Mill. cbm (18,13 Mill. Lire) geschätzt. Dazu kommen noch Nebenprodukte (ohne Kastanien) im Werte von 32,17 Mill., sodaß der Gesamtertrag der Waldwirtschaft auf rund 90 Mill. Lire angegeben wird. Die Seefischerei liefert Thunfische (an den Westküsten von Unteritalien und Sicilien sowie bei der Insel Sardinien), ferner Sardellen, Sardinen und Korallen [* 34] (an den afrik. und sardin. Küsten) und Schwämme [* 35] in den auswärtigen Handel.
Die Zahl der Fischerboote betrug (1891) 19273 mit 89311 Fischern, die an den ital. Küsten für 15,1 Mill. Lire Fische, [* 36] Weich- und Schaltiere fingen. Wichtig ist besonders die Thunfisch- und Schwammfischerei. 660 Boote mit 6082 t und 4427 Mann fischten in ausländischen Gewässern. Die Korallenfischerei geht zurück; 1875 betrug der Wert 9 Mill., 1885-88 im Durchschnitt 1-1½ Mill. Lire, 1889: 154732 und 1891 nur noch 61484 Lire. Besonders reich an Fischen sind das Haffgebiet von Venedig, [* 37] vor allem bei Comacchio, die Meerenge von Messina [* 38] und die ligurischen Küsten. Doch erfordert der auch durch die Fastenregeln gesteigerte Verbrauch noch bedeutende Einfuhr, namentlich von Stockfischen. Der Gesamtwert der eingeführten Meereserzeugnisse übertrifft den der Ausfuhr um 26 Mill. Lire.
Bergbau. [* 39] Der Bergbau liefert Eisen, [* 40] Kupfer, [* 41] Silber, Blei, [* 42] Quecksilber und Braunkohlen; Steinkohlen fehlen. Reiche Eisenlager finden sich auf Elba und Sardinien, in Piemont sowie in den Provinzen Bergamo und Brescia; ferner Kupfererz in den venet. Alpen, [* 43] bei Aosta und in Toscana; Bleierz namentlich in den Provinzen Genua und Lucca [* 44] und auf Sardinien; Zinkerz in den reichen Lagern Sardiniens und der Lombardei (Serianathal). Golderz kommt vor in den Schwefelkiesen des Monte-Rosa, weniges gediegen im Aostathale und in mehrern Alpenflüssen;
Quecksilber in den Minen im Territorium von Castell' Azzara und bei Santa Fiora in Toscana sowie in Gosaldo (Venetien);
Mangan im Aostathale, in Ligurien und Sardinien;
Antimon in Toscana und auf Sicilien;
Anthracit im Aostathale;
Braunkohlen am bedeutendsten in Toscana, auf Sardinien und in der Provinz Vicenza.
Das wichtigste bergmännische Produkt liefern die Schwefellager Siciliens; ihre Ausbeute beträgt nahezu die Hälfte des Gesamtwertes der Mineralien [* 45] überhaupt; in den 598 Gruben, welche in einer 170 km langen Zone liegen, wurden (1891) 393528 t im Werte von 44,5 Mill. Lire gewonnen. Mittelpunkte der Förderung sind Caltanissetta, auf das etwa die Hälfte der Produktion der Insel kommt, Girgenti und Catania. Die Gewinnung beschäftigt 32333 Arbeiter, mit deren traurigen Lebensbedingungen sich neuerdings die öffentliche Meinung lebhaft beschäftigte.
Seesalz wird in zahlreichen Salzgärten, am meisten bei Cagliari auf Sardinien und bei Trapani auf Sicilien, dann aber auch auf Elba, in der Emilia und in den Provinzen Bari und Rom gewonnen;
Quellsalz aus den beiden Salinen zu Volterra und Salsomaggiore (Parma), [* 46] die (1891) 9258 t lieferten;
Steinsalz in Calabrien und Sicilien;
Alaun [* 47] bei Montioni in der Provinz Florenz [* 48] und zu Tolfa bei Civitavecchia;
Marmor (insgesamt 1890: 275829 t durch 7160 Arbeiter) in etwa 600 Brüchen bei Carrara, Massa und Serravezza.
Wichtig sind auch die Alabasterbrüche, namentlich bei Volterra. Bausteine sind die trefflichen Lavagnaschiefer, welche in 70 Brüchen gefördert werden. Wetzsteine (kieselhaltiger Kalk) aus 40 Brüchen, namentlich aus dem Val Seriana, sind ein ansehnlicher Ausfuhrartikel. Bimsstein liefern die Liparischen Inseln.
Im J. 1891 betrug die Gesamtförderung an: Kupfererzen 53059 t, Eisenerzen 216486, Bleierzen 30233, Zinkerzen 120685, Silbererzen 2006, Golderzen 7729 t im Wert von 446000 Lire. Brennbare Mineralien wurden 289286 t, Quellsalz 9258, Alaun 1380, Asphalt 28180, Petroleum 1155, Antimon 782, Graphit 2415 t gewonnen. Im ganzen beträgt der Wert der bergmännischen Produkte nur 1/30 der von Großbritannien [* 49] und Irland, 1/13 der von Deutschland und 1/5 der von Frankreich. Die Verarbeitung der Erze macht schnelle Fortschritte. Man gewann (1889) 181623 t Eisen (besonders Schmiedeeisen), 157899 t Stahl, 18165 t Blei, 33505 t Silber, 216 t Gold, [* 50] 6904 t Kupfer, 195 t Antimon und 385 t Quecksilber. Der Gesamtwert der Metallindustrie bezifferte sich auf 114 Mill. Lire. Zur Ausfuhr kamen nur für 7,5 Mill. Lire, eingeführt für den Landesbedarf wurden für 62 Mill. Lire.
Industrie. Die industrielle Entwicklung bleibt bei dem Mangel an Steinkohlen im Lande gegen England, Frankreich, Deutschland und Österreich weit zurück; die handwerksmäßige Herstellung ist noch vorherrschend, während die Großindustrie sich säst ausschließlich auf Oberitalien beschränkt. Die Arbeitsteilung sowie die Verwendung der Maschinen ist noch gering, doch sind die Fortschritte unverkennbar; so stieg die Anzahl der in der Eisen- und Stahlbereitung beschäftigten Personen (1881-91) von 5732 auf 11395, und die Zahl der Spindeln in der Baumwollindustrie hat sich seit 1870 beinahe vervierfacht. 1881 waren 2281317 Männer und 1904144 Frauen in der Industrie thätig. In der Papierfabrikation [* 51] waren die Hälfte, in der des Tabak [* 52] fast neun Zehntel, der Zündhölzchen zwei ¶
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Drittel Frauen beschäftigt. In der Baumwollindustrie waren unter 88111 Personen nur 23796 erwachsene Männer. Die Zahl der Dampfkessel [* 54] betrug (1890) 9983 mit etwa 160000 Pferdestärken. Patente wurden (1885) 1540, (1891) 2139 erteilt, darunter 1495 an Ausländer. Gegen die übermäßige Ausdehnung [* 55] der Kinderarbeit, z. B. in der Seidenindustrie der Provinz Como, hat 1886 die Gesetzgebung eingegriffen. In sechs großen Städten dienen Arbeiterkammern, von Arbeitnehmern gegründet und von den Stadtverwaltungen unterstützt, als Auskunftsbureaus und als Centralstelle der Arbeiterverbände.
Arbeiterschiedsgerichte sind durch das Gesetz vom errichtet worden; eine Unfallversicherung ist noch nicht zu stande gekommen. Wichtig sind die Unterstützungsvereine (Società di mutuo soccorso), deren es (1885) 4971 mit 804000 Mitgliedern und einem Vermögen von 30 Mill. Lire gab. Die Zahl der Ausstände in gewerblichen Betrieben betrug 1880: 27, 1889: 126, 1890: 139, 1891: 132, im ganzen (seit 1879) 1075, von diesen verliefen 170 zu Gunsten der Arbeiter, 448 endeten mit einem Vergleich, 429 schlugen fehl. Die größten Streiks waren die von 9150 Ziegelbrennern in Rom (1885) und von etwa 5000 Webern in Como (1888).
Die wichtigsten Industriezweige sind Spinnerei und Weberei. [* 56] Unter den europ. Staaten, welche die Seidenraupenzucht betreiben und Seidencocons sowie rohe und silierte (gesponnene) Seide erzeugen, steht I. obenan; am bedeutendsten ist die Seidenzucht in der Lombardei, Piemont, Venetien, den Marken und in Toscana. Die Zucht der Seidenwürmer beschäftigt 585000, die Seidenfabrikation 172356 Menschen, darunter neun Zehntel Frauen und Mädchen. Die Produktion von Rohseide hat infolge der Seidenraupenkrankheit abgenommen; sie betrug 1872: 3,12, 1880: 2,87, 1885: 2,45, 1889: 2,88, 1890: 3,15 und im zehnjährigen Durchschnitt 3,13 Mill. kg. 5246 Gemeinden sind daran beteiligt mit (1890) 1534849 Spindeln.
Die Seidenspinnerei hat ihren Hauptsitz in der Lombardei, namentlich in der Provinz Como, auch in Piemont. Die Seidenweberei ist am blühendsten in Como, Genua, Caserta, Turin und Neapel. Sie arbeitet fast nur für den Export. Im ganzen leidet dieser wichtigste Zweig neuerdings unter japan. und chines. Konkurrenz. Für die Hanf- und Juteindustrie sind etwa 60000 Spindeln und 750 mechan. Webstühle [* 57] thätig, deren jährliche Produktion einen Wert von 70 bis 80 Mill. Lire erreicht.
Sie hat seit 1885 erhebliche Fortschritte gemacht, wie die Abnahme der Einfuhr ausländischer Gespinste und Gewebe [* 58] beweist. Wolle verarbeiteten, hauptsächlich in Piemont und in den Provinzen Mailand, Vicenza und Caserta, (1892) 345000 Spindeln, 9000 Webstühle (zur Hälfte mechanische) und 28000 Arbeiter. Die Baumwollindustrie, deren Hauptsitze die Lombardei, Ligurien und Salerno sind, beschäftigt im ganzen (1890) 1800000 Spindeln (gegen 500000 im J. 1870); auch hier nimmt nur die Einfuhr von Rohstoffen zu, während einzelne Fabrikationszweige erhebliche Ausfuhrziffern aufweisen.
Leder und Lederwaren liefern Turin, Mailand, Brescia, Parma, Modena, Livorno und Catania. Die Glaskunstindustrie (s. d.) hat jetzt ihre frühere Bedeutung wieder erlangt; unerreicht sind die Fabrikate der Perlen-, Mosaik- und Schmelzfabriken zu Venedig und Murano (4580 Arbeiter). Die Erzeugung von Kameen [* 59] und Mosaiken hat ihren Hauptsitz zu Rom; sonst werden Kameen vorzugsweise in Neapel, Mosaiken in Florenz hergestellt. Durch feine Arbeiten in Elfenbein und Horn sind Florenz, Livorno und Arezzo ausgezeichnet, durch Arbeiten in Schildpatt Neapel.
Die Papierindustrie (1892: 420 Fabriken, 300 Maschinen, 500 Bütten, 17000 Arbeiter) hat sich sehr entwickelt; ebenso die Möbel- und Handschuhfabrikation (Neapel und Mailand). Chemikalien wurden (1890) für etwa 40 Mill. Lire hergestellt. Wichtig sind Weinstein, Citronensäure, Borsäure aus den Lagunen Toscanas, Chininfabrikation in Genua und Mailand, Seifensiedereien in Ligurien, Apulien und Sicilien. Die Maschinenindustrie hat eine nur untergeordnete Bedeutung, doch bestehen umfangreiche Etablissements zu Genua, Sampierdarena, Sestri Ponente, Pietrarsa bei Neapel, Turin und Mailand.
Der Wert der Erzeugnisse wurde (die der staatlichen Werke nicht eingerechnet) 1860 auf 12, 1880 auf 40 und 1890 mit den staatlichen Werken auf 100 Mill. Lire geschätzt. Die Maschineneinfuhr zeigt auch schon einen geringen Rückgang. Terrakotten, [* 60] Majolika, Fayence [* 61] und Thongefäße (namentlich große Ölkrüge) werden für etwa 10 Mill. Lire gearbeitet. Von Wichtigkeit ist die Strohflechterei, namentlich in der Gegend um Florenz, wo sie bereits seit 300 Jahren betrieben wird; 1892 wurden ausgeführt: Strohgeflechte für 3,89, nicht garnierte Strohhüte für 3,37 Mill. Lire.
Ein alter und wichtiger Zweig ist die Fabrikation von Gold- und Silberwaren, zumal in Rom, Mailand, Neapel, Venedig und Catania; berühmt sind die Filigranarbeiten aus Genua und die Goldketten aus Venedig. Zu Florenz, Turin, Mailand und Venedig ist die Bronzeindustrie zu bedeutender Entwicklung gelangt. Die Korallenschleiferei wird vor allem in Genua, Livorno und Neapel betrieben. Die Liqueurfabrikation befindet sich auf hoher Stufe, namentlich in Piemont und der Lombardei; der Wermut giebt einen ausgezeichneten Handelsartikel ab. Exportiert wird auch sehr guter Essig. Die Erzeugung von Zündkerzchen aus Wachs wird in großartigem Maßstab [* 62] betrieben, namentlich in Turin, Mailand, Venedig und Moncalieri. Bierbrauereien waren (1891/92) 136 in Betrieb, die 132404 hl Bier erzeugten, Zuckerfabriken nur 2 mit einer Produktion von 15723 hl. Cichorie wurde in 257, Pulver und Sprengstoffe in 746 Betrieben fabrikmäßig hergestellt. Ausgeführt werden Salamiwurst und Mortadella aus Florenz, Ferrara, Prato und Bologna.
Handel. Die geogr. Lage begünstigt den Handel ungemein, zumal seitdem durch Eisenbahnen die Verbindung mit Mitteleuropa erleichtert worden ist. Das erste Jahrzehnt nach Gründung des Königreichs zeigt einen raschen Aufschwung, 1872-82 blieben Ein- und Ausfuhr nahezu unverändert. Im J. 1883 stieg der Verkehr ganz bedeutend, bis seit 1888 infolge des allgemeinen Preisrückganges ein Rückschlag eingetreten ist. Mit andern Großstaaten verglichen, erreicht I. etwa ein Viertel des Umsatzes von Frankreich und Deutschland und ein Achtel des von Großbritannien. Die wichtigsten bestehenden Handelsverträge sind die mit Rußland vom 16. (28.) Sept. 1863, mit den Vereinigten Staaten [* 63] von Amerika [* 64] vom mit Argentinien vom mit Großbritannien vom mit Deutschland und Österreich vom mit der Schweiz [* 65] vom Handelskammern bestehen 73 mit je 9-21 gewählten Mitgliedern. Die Zahl der ¶
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Konkurse war 1871: 513, 1885: 1106, 1887: 1623, 1888: 2200, 1890: 1912 und 1891: 2021.
Die Ein- und Ausfuhr im Specialhandel (in Mill. Lire) ohne Edelmetalle hatte folgenden Umfang:
Jahr | Einfuhr | Ausfuhr | Überschuß der Einfuhr |
---|---|---|---|
1862 | 830 | 576 | 254 |
1872 | 1182 | 1162 | 20 |
1882 | 1227 | 1152 | 75 |
1885 | 1460 | 951 | 509 |
1890 | 1317 | 876 | 441 |
1891 | 1122 | 878 | 244 |
1892 | 1173 | 958 | 215 |
Die Passivbilanz erklärt sich vor allem aus dem starken Import von Rohstoffen, wie Kohlen, Erzen, Gußeisen, Baumwolle und Fetten. - Wieder ausführt wurden 1885 Waren im Werte von 54211, 1889 von 121055, 1891 von 73650 Lire. Der Durchfuhrhandel betrug in denselben Jahren 69867, 55111 und 71208 Lire.
Von den wichtigsten Waren der Einfuhr (1892) im Specialhandel seien folgende genannt: Getreide (Weizen) für 167,2 Mill. Lire, Kohlen für 95,0, Rohbaumwolle für 92,7, Seide für 101,8, Kaffee für 32,5, Häute für 42,6, Zucker [* 67] für 30,4, Fische für 29,1, Maschinen für 26,6, Bauholz für 29,1, Wolle (roh) für 25,0, Tabakblätter für 16,6 Mill. Lire. - Ausfuhrartikel waren: Seide, roh, gesponnen u. s. w. für 325,5, Seidenwaren 17,9, Olivenöl 60,3, Früchte, frische 57,6, Wein 56,2, Schwefel 29,1, Hanf und Flachs für 28,0, Holzwaren für 21,1 Mill. Lire.
Der Generalhandel mit Edelmetallen betrug 1892 6,78 Mill. t im Werte von 1268,82 Mill. Lire in der Einfuhr und 2,28 Mill. t im Werte von 1063,55 Mill. Lire in der Ausfuhr. Die folgende Tabelle giebt einen Überblick über den Generalhandel des Landes 1892 für die Warengruppen des Zolltarifs in Tonnen und in Mill. Lire und zwar Einfuhr und Ausfuhr getrennt nach Landweg und Seeweg:
Warengruppen | Einfuhr Landweg t | Mill. Lire | Seeweg Ital. Flagge t | Mill. Lire | Fremde Flagge t | Mill. Lire | Ausfuhr Landweg t | Mill. Lire | Seeweg Ital. Flagge t | Mill. Lire | Fremde Flagge t | Mill. Lire |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Spirituosen, Getränke, Öle | 20425 | 9,536 | 59622 | 13,118 | 51164 | 12,156 | 103583 | 24,241 | 156014 | 64,127 | 77603 | 50,476 |
Kolonialwaren, Drogen, Tabak | 21002 | 11,375 | 40962 | 28,927 | 60170 | 51,932 | 956 | 1,173 | 2410 | 3,419 | 5514 | 7,766 |
Chemikalien, Apothekerwaren | 18076 | 9,206 | 21432 | 17,150 | 44851 | 18,080 | 5921 | 4,782 | 31240 | 8,374 | 181450 | 23,381 |
Farben und Gerbstoffe | 4148 | 12,086 | 17654 | 7,182 | 10651 | 6,168 | 4141 | 1,506 | 16060 | 4,287 | 23741 | 5,501 |
Hanf, Flachs, Jute | 5243 | 15,709 | 2920 | 1,731 | 8930 | 5,204 | 18256 | 17,321 | 5005 | 5,483 | 24190 | 20,974 |
Baumwolle | 6968 | 26,361 | 25575 | 26,272 | 74270 | 82,259 | 13700 | 13,339 | 3034 | 10,361 | 5356 | 7,987 |
Wolle, Pferde- u. a. Haare | 10613 | 53,011 | 3082 | 9,924 | 4333 | 15,761 | 2296 | 6,553 | 326 | 2,144 | 556 | 3,321 |
Seide | 3090 | 106,300 | 430 | 5,255 | 1179 | 16,902 | 7689 | 307,194 | 443 | 18,984 | 469 | 21,206 |
Holz und Stroh | 243448 | 17,512 | 215355 | 13,694 | 86663 | 6,657 | 20434 | 13,327 | 76007 | 10,885 | 18512 | 6,168 |
Papier und Bücher | 19428 | 10,832 | 747 | 0,688 | 1701 | 0,958 | 1032 | 1,867 | 4633 | 3,684 | 3065 | 2,162 |
Häute und Felle | 3745 | 15,420 | 7616 | 13,944 | 9982 | 16,767 | 4012 | 8,394 | 1110 | 2,440 | 5397 | 9,824 |
Erze, Metalle, Metallwaren | 126950 | 70,577 | 35972 | 8,494 | 243089 | 43,627 | 7030 | 11,384 | 21760 | 3,549 | 261691 | 23,111 |
Steine, Erden, Geschirr, Glas, Krystalle | 185242 | 18,313 | 755979 | 19,764 | 3199127 | 80,312 | 75239 | 5,735 | 260536 | 21,454 | 302091 | 27,917 |
Cerealien, Mehl u. Teigwaren | 36870 | 8,019 | 396084 | 81,957 | 558707 | 121,590 | 189377 | 40,349 | 165399 | 37,963 | 114488 | 34,015 |
Tiere und tierische Erzeugnisse | 36792 | 38,565 | 30348 | 14,490 | 75141 | 42,628 | 51508 | 69,029 | 6053 | 9,422 | 5762 | 20,805 |
Verschiedenes | 1487 | 14,235 | 253 | 2,011 | 352 | 2,173 | 940 | 6,713 | 345 | 2,266 | 481 | 3,258 |
Edelmetalle | 180 | 43,319 | 2 | 0,623 | - | 0,027 | 170 | 53,907 | - | - | - | - |
Zusammen | 743707 | 480,376 | 1614033 | 265,234 | 4430310 | 523,201 | 506284 | 586,819 | 750375 | 208,842 | 1030366 | 267,875 |
Unter den Verkehrsländern steht im Einfuhrhandel England, in der Ausfuhr Frankreich an erster Stelle. Deutschland nimmt den dritten und den zweiten Platz ein. Im einzelnen ergiebt sich für 1892 folgendes Bild (Mill. Lire).
Verkehrsländer | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
Großbritannien und Irland | 244 | 113 |
Frankreich | 168 | 147 |
Deutschland | 143 | 145 |
Österreich-Ungarn | 122 | 105 |
Brit. Besitzungen in Asien | 66 | 14 |
Rußland | 124 | 10 |
Vereinigte Staaten und Canada | 78 | 100 |
Schweiz | 49 | 173 |
Türkei, Serbien, Rumänien | 38 | 15 |
Belgien | 27 | 24 |
Ägypten | 18 | 10 |
Argentinien | 20 | 25 |
Spanien u. Gibraltar | 9 | 11 |
Centralamerika | 14 | 0,6 |
Im Verkehr mit Deutschland betrug die Einfuhr nach J. 1891: 133,646, 1892: 143,946 Mill. Lire, die Ausfuhr 131,388 und 145,494 Mill. Lire. In der folgenden Tabelle ist der Wert der Ein- und Ausfuhr (1892) der wichtigsten Waren in Mill. Lire angeführt.
Einfuhr | Mill. Lire |
---|---|
Wollgewebe | 10,686 |
Gußeisen | 8,889 |
Zucker | 7,928 |
Seidene Produkte | 7,428 |
Zink, bearbeitet | 6,976 |
Häute, gegerbt | 6,745 |
Farben | 6,721 |
Goldwaren und Juwelen von Gold | 4,857 |
Rohwolle u. Wollabfälle | 4,745 |
Reines Baumwollgewebe | 4,667 |
Ausfuhr | Mill. Lire |
Seide, gezogen und roh | 73,443 |
Hanf, roh | 7,943 |
Baumwolle, roh | 7,719 |
Olivenöl | 6,472 |
Wein in Fässern | 5,990 |
Hühnereier | 4,480 |
Früchte, getrocknet | 4,464 |
Geflügel | 2,909 |
Früchte, frisch | 2,344 |
Häute, roh | 1,946 |
Die Gesamtmenge der in ital. Häfen einschließlich des Küstenverkehrs ein- und ausgeführten Waren betrug (1892) 14265413 t, 607938 t mehr als im Vorjahre, und zwar kommen auf die Einfuhr 5,260, auf die Ausfuhr 9,005 Mill. t. An dieser Zunahme sind die verschiedenen Küstengebiete gleichmäßig beteiligt; nur Ligurien (Genua) zeigt infolge ¶
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der Erhöhung der franz. Zolle einen kleinen Rückgang. Der wichtigste Hafen ist Genua. Auf die 12 Haupthandelshäfen verteilt sich die Warenbewegung (1881) folgendermaßen:
Häfen | t |
---|---|
Ancona | 219501 |
Bari | 174875 |
Brindisi | 297697 |
Cagliari | 369742 |
Catania | 463549 |
Genua | 3750297 |
Livorno | 838524 |
Messina | 385361 |
Neapel | 771036 |
Palermo | 663186 |
Savona | 539277 |
Venedig | 1204870 |
Mittelpunkte des Binnenhandels sind Mailand, Turin, Neapel und Palermo. [* 69] Besonders Mailand hat sich seit dem Bau der Gotthardbahn schnell entwickelt.
Verkehrswesen. Zur Zeit der polit. Zerstückelung des Landes war das Straßennetz besonders in den bourbonischen Gebieten gänzlich vernachlässigt; jetzt bestehen drei Arten von Landstraßen: die vom Staate erbauten und unterhaltenen Nationalstraßen (1890: 7891 km), die Provinzialstraßen (34778 km) und die Kommunalwege, zu deren Instandhaltung die Gemeinden verpflichtet sind (36965 km). Sehr rasch und mit ungeheuern Kosten infolge der physik. Bodengestaltung und der unzureichenden geolog. technischen Vorarbeiten ist das Eisenbahnnetz ausgebaut worden. (S. Italienische Eisenbahnen.) In Oberitalien sind auch die Straßenbahnen ein wichtiges Verkehrsmittel geworden. Von den Flüssen sind 1540 km schiffbar (Po 543, Etsch 212, Tiber 144, Arno 106 km). Schiffahrtskanäle sind 1055 km vorhanden. - Die Handelsflotte zählte (Jan. 1892): 6624 Fahrzeuge, darunter 6308 Segler mit 609821 t und 316 Dampfer mit 201443 t. Für lange Fahrt waren 572 Segler und 77 Dampfer bestimmt.
Letztere befahren 15 überseeische Linien, davon 2 nach Ostindien [* 70] und China, [* 71] 4 nach Ostafrika, 3 nach Nordafrika, 2 nach Argentinien und 4 nach dem Orient. Die allgemeine Schiffahrtsbewegung für Eingang und Ausgang der internationalen und der Küstenschiffahrt (ohne Hochseefischerei) zeigt (1892) 175012 Segler, 65882 Dampfer mit 6,769 und 39,570 Mill. t, das ist im ganzen ein Rückgang von 9974 Schiffen mit 559458 t gegen 1891. 222087 Schiffe [* 72] mit 31,479 Mill. t waren ital. Nationalität, 18907 mit 14,863 Mill. t trugen fremde Flagge, und zwar sind die wichtigsten die britische (8421 Schiffe), österreichisch-ungarische (3668), griechische (1320), deutsche (1170), französische (1132), amerikanische (34 Schiffe). Die Hälfte des Tonnengehalts ital. Dampfer gehört der Gesellschaft Florio-Rubattino (s. d.). Andere Reederfirmen sind: La Veloce, Carlo Raggio, Dufour e Bruzzo. - Post und Telegraph [* 73] sind noch nicht sehr entwickelt. 1892 bestanden 5917 Bureaus, darunter 2 in San Marino, 4 in Erythräa, je eins in Tunis, [* 74] Goletta, Susa und Tripoli und 1288 Poststellen zweiter Klasse.
Befördert wurden (1891/92): 131 Mill. Briefe, darunter 410971 mit Wertangabe, 51 Mill. Postkarten, 198 Mill. Warenproben und Drucksachen und 7,69 Mill. Postanweisungen. Mit der Post in Verbindung stehen 4594 Postsparkassen mit 2312323 Einlegern und einem Bestand von 333,681 Mill. Lire, während die andern 393 Sparkassen mit 1415308 Einlegern einen Bestand von 1177,213 Mill. Lire aufweisen. Die Telegraphenleitungen hatten (1892) 145539 km, die unterseeischen Kabel 1820 km Länge.
Der Staat besaß 2816, die Eisenbahnen und andere Gesellschaften 1980 Bureaus. Es wurden bearbeitet 7,456 Mill. interne, 736416 internationale, 597075 amtliche, 308082 dienstliche und 130261 durchgehende Depeschen. Fernsprecheinrichtungen bestanden (Juni 1892) in 73 Städten mit 12055 Abonnenten; außerdem waren 715 Konzessionen für den Privatgebrauch innerhalb der Gemeinde oder benachbarter Gemeinden verliehen. Die Materie ist durch Gesetz vom geregelt.
Verfassung. Die Staatsverfassung ist konstitutionell-monarchisch und beruht auf dem bereits dem vormaligen Königreiche Sardinien verliehenen Grundgesetze vom welches auf alle mit demselben vereinigten Länder ausgedehnt worden ist. Danach übt der König, dessen Thron [* 75] im Mannsstamme des Hauses Savoyen erblich ist, die gesetzgebende Gewalt in Gemeinschaft mit zwei Kammern aus. Der König führt den Titel «Von Gottes Gnaden und durch den Willen der Nation König von I.»; er sanktioniert die Gesetze und übt die vollziehende Gewalt aus. Er bekennt sich mit seinem Hause zur röm.-kath. Kirche, wird mit vollendetem 18. Jahre großjährig und legt bei seiner Thronbesteigung in Gegenwart beider Kammern einen Eid ab. Residenz ist Rom seit dem Die Erste Kammer, der Senat, ist aus einer unbestimmten Anzahl von Mitgliedern über 40 Jahre zusammengesetzt (Ende 1892: 390), die der König auf Lebenszeit aus 21 Kategorien von Staatsbürgern ernennt. Zu diesen gehören Bischöfe, hohe Staatsbeamte, Deputierte (nach drei Legislaturen), Personen, welche sich um das Vaterland verdient gemacht haben, solche, die seit 3 Jahren 3000 Lire direkte Steuern zahlen u. s. w. Die Prinzen haben mit 21 Jahren Sitz, mit 25 Jahren Stimme im Senat.
Der König ernennt den Präsidenten und Vicepräsidenten und kann den Senat beauftragen, über Verbrechen des Hochverrats und über Staatsminister, die von der Zweiten Kammer angeklagt wurden, zu richten. Die Zweite Kammer (Camera [* 76] dei Deputati) besteht aus 508 Mitgliedern (1 für 57000 E.), welche nach dem Wahlgesetz vom (modifiziert und von Wahlkollegien auf die Dauer von 5 Jahren gewählt werden. Die Wähler müssen 21 J. alt sein, lesen und schreiben können und an direkten Staats- und Provinzialsteuern jährlich mindestens 19,80 Lire oder als Pächter bäuerlicher Gründe einen Jahrespacht von 500 Lire zahlen, oder aber für ihr Wohnhaus, [* 77] Handels- oder Industrieetablissement einen Mietzins von 150 bis 400 Lire zahlen, oder endlich der Klasse der Kapacitäten angehören.
Die Deputierten müssen das 30. Lebensjahr zurückgelegt haben. Nicht wählbar sind Seelsorger und Mitglieder geistlicher Kapitel, Staats- und Hofbeamte (mit Ausnahme der Minister, der Generalsekretäre in den Ministerien, der Präsidenten und Räte des Staatsrats, der hohen Gerichte, der höhern Offiziere, der obern Räte für Unterricht, Sanität, Bauten und Bergwerke, der ord. Professoren an Universitäten, höchstens aber 40 Personen), ferner Bürgermeister und Provinzialdeputierte, Personen, die von Industrie- und Handelsgesellschaften, welche vom Staate subventioniert oder garantiert sind, Gehalt oder Vergütung beziehen, endlich solche, welche vom Staate Konzessionen erhalten oder mit demselben Arbeitsverträge eingegangen sind. Die Deputiertenkammer ernennt selbst den Präsidenten und die Vicepräsidenten. Ihr müssen zuerst alle Finanzgesetze ¶