des rhetorischen Werkes Rasagangādhara (hg. in der «Kāvyamālā», Nr.
12) und zahlreicher kleinerer Werke. Er lebte unter
Dārā Shākōh, der auch 50 der vorzüglichsten
Upanishad ins
Persische
übersetzen ließ, die
Anquetil ins
Lateinische übertragen hat.
Neben den
Dichtungen in Sanskrit giebt es eine gewaltige
Masse von Werken in denheutigenSprachenIndiens
schon vom 9. Jahrh. n. Chr. an, namentlich in
Hindī, wo
CandBardāī (um 1190),
Sūr Dās (um 1550) und Tulsī Dās (um 1600)
die gefeiertsten Dichter sind. (Vgl. Grierson, The modern vernacular literature ofHindustan, Kalkutta
[* 2] 1889.) Unter den Dichtern
in
Marāṭhī ist der hervorragendste Tukārāma (um 1609).
Außer Volksliedern, die noch nicht gesammelt
sind, besteht diese Litteratur fast ausschließlich aus
Übersetzungen und Nachahmungen von Sanskritwerken und ist sachlich
ohne Interesse, sprachlich aber von hohem Wert.
Eine zusammenfassende Geschichte der I.L. fehlt noch. Zu nennen sind: MaxMüller, A history of ancient Sanskrit literature
(2. Aufl., Lond. 1860);
A.Weber,
Akademische Vorlesungen über ind. Litteraturgeschichte (2. Aufl.,
Berl. 1876);
L. von Schröder,
Indiens Litteratur und Kultur in histor.
Philosophie. Die
Philosophie hat sich in
Indien im engsten Anschluß an die
Religion und ohne nachweisbare Beeinflussung
von außen entwickelt.
Ihre Anfänge lassen sichbis in das Zeitalter der vedischen Hymnendichtung znrückverfolgen,
wo bereits die Fragen nach dem Wesen der Gottheit, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Seienden und Nichtseienden
u. dgl.
aufgeworfen werden. Auch die
Brahmanas beschäftigten sich gelegentlich mit Betrachtungen dieser Art; einen wirklich philos.
Charakter jedoch tragen erst einzelne
Teile der Upanischaden, in denen ein spiritueller Pantheismus und
bereits die vollständige Weseneinheit der Einzelseele (ātman) mit dem
Brahman, der Weltseele, dem
Grunde alles Seins, gelehrt
wird. Aus diesen Anfängen entwickelten sich allmählich die sechs brahmanischen
Systeme, darçana, d. h. Anschauungsweisen
genannt, wie wir annehmen dürfen, noch in vorchristl. Zeit. Die
Darstellung dieser
Systeme in Lehrbüchern
aber fand jedenfalls nicht vor dem 4. Jahrh. n. Chr.
statt und hat sich sicher über einen längern Zeitraum verteilt. Wahrscheinlich sind die sechs
Systeme in folgender Reihenfolge
aufgetreten:
Mīmāṁsā (dem
Mythus nach begründet von Dschaimini), Vedānta (von Vjāsa oder Bādarājaṇa),
Sāṁkhya
(Samthja, von Kapila),
Yoga (Joga, von Patandschali), Vaiçeshika (Kaṇāda), Nyāya (Njaja, von Gotama
oder Akschapāda).
Diese
Systeme gelten für orthodox (āstika) aus dem äußerlichen
Grunde, weil sie die
Autorität des
Veda und die brahmanische
Ordnung anerkennen; in der That aber zeichnen sie sich durch eine
Freiheit und Kühnheit der
Gedanken aus, die seltsam mit
der religiösen Überlieferung kontrastiert; ein
Beweis dafür, daß man in
Indien alles lehren durfte,
ohne seine sociale
Stellung zu gefährden, solange man nur die Prärogative der
Brahmanen und die Heiligkeit des
Veda nicht
direkt in Frage stellte.
Alle sechs
Systeme gehen von derselben
Voraussetzung aus und haben ein gemeinsames Endziel. Sie sehen die
Seelenwanderung als etwas Gegebenes an und wollen die
Mittel zur
Befreiung der Seele aus dem qualvollen
Kreislauf
[* 3] der Existenzen
(saṁsāra) lehren, der anfangslos ist und ewig währt, wofern
nicht die
Erlösung(mukti) durch die
Philosophie erreicht
wird. Ein
System, das dieses Ziel nicht in Aussicht gestellt hätte, würde in
Indien völlig unbeachtet
geblieben sein. In der Art und
Weise, wie die
Erlösung gewonnen werden soll, und in der
Auffassung des Zustandes der befreiten
Seele weichen die
Systeme wesentlich voneinander ab.
Schon frühzeitig hat es brahmanische
Philosophen gegeben, denen keins der sechs
Systeme genügte und die deshalb die von den
verschiedenen Schulen vorgetragenen
Lehren
[* 4] auf besondere
Weise kombinierten. Bemerkenswert ist in dieser eklektischen
Richtung
eine jüngere Upanischad, die
Çvetāçvatara-Upanishad (von
MaxMüller in den «Sacred Books of the East», Bd.
15, Oxford
[* 5] 1884, übersetzt), und in höherm
Grade das in das Mahābhārata einverleibte philos. Lehrgedicht
Bhagavad-Gītā
(s. d.), welches die Vedānta-, Sāṁkhja- und Jogalehre
zu vereinigen sucht.
Diesen sog. orthodoxen
Systemen stehen die heterodoxen (nāstika) der Buddhisten, Dschaina und Tschārvāka gegenüber. (Die
wichtigsten Werke über
I. P., sowie die einzelnen
Ausgaben der philos. Werke s.
Indische Litteratur, S. 566 fg.)
Religion.Indien ist das für die Geschichte der
Religion wichtigste
Land der Erde, weil wir hier bei den arischen
Indern besser als irgendwo sonst die
Entwicklungsgeschichte einer
Religion verfolgen können. In der
I. R. lassen sich als
Phasen
unterscheiden: die
Vedische Religion (s. d.), der
Brahmanismus (s. d.), der Buddhismus (s.Buddha und Buddhismus),
der Dschainismus (s.
Dschain) und der
Hinduismus (s. d.). Zusammenfassende Werke sind: Colebroole, Essays on the religion andphilosophy of theHindus (2. Aufl., Lond. 1858);
Hanf
(Cannabisindica Lam.),
eine kräftige
Abart des gewöhnlichen Hanfes, findet unter dem
NamenHerbaCannabisindicae in der
Arzneikunde als Kraut, alkoholisches
Extrakt (Extractum cannabis indicae) und
Tinktur
(Tincturacannabis indicae) Verwendung und kommt als
Bhang (s. d.), Churrus
(s. d.) und
Ganjah (s. d.) hauptsächlich über
London
[* 8] in den
Handel. Der
I. H. enthält stark narkotisch
wirkende
Stoffe, deren Isolierung noch nicht mit völliger Sicherheit gelungen ist. Von den
Orientalen werden die getrockneten
und zerschnittenen
Pflanzen geraucht oder es werden berauschende Getränke daraus bereitet, auch dienen sie zur Herstellung
des
Haschisch (s. d.).
Ocean oderIndisches Meer, der zwischen dem Atlantischen und dem
Stillen Ocean gelegene
Teil des Weltmeers. (Hierzu Karte: Indischer Ocean.) Seine Grenzen
[* 9] sind gegen N. die Südküste von
Persien,
[* 10]
Vorderindien und
der westlichste
Teil von Hinterindien;
[* 11]
die Osttüste Afrikas von dem Vorgebirge Guardasui bis zu seiner Südspitze sowie der 20. östl. Meridian
bis zum südl. Polarkreise;
gegen S. der Polarkreis.
Seine östl. Grenze stellt sich als durch die Westküste von Hinterindien,
die InselSumatra und eine von der Südwestspitze der Insel Java längs der West- küste von Australien
[* 13] gezogene,
bis zum südl. Polar- kreise verlängerte Linie gebildet dar.
Innerhalb dieser Grenzen umfaßt er eine Fläche von 74 011717
^m der südlichen gemäßigten und heißen Zone der östl. Kalokugel gelegen, sich nur mit
seinem nordwestlich- sten Teile über den Wendekreis des Krebses, bis gegen 30" nördl.Vr., in die nördliche
gemäßigte Zone hinein erstreckt.
Charakteristisch für dieVodengestaltdes I. O. ist seine große Tiefe (4000-5000 m) ostwärts
vom 90.° östl. Ü. sowie deren rasches Ansteigen nach dem austral.
Festlande zu. Krümmet nennt diese Tiefe die «australindische».
Sie folgt der füdaustral.
Bucht bis zum 140.° östl. L. Westwärts und südwärts liegen Tiefen von 3000 bis 4000 ni.
Südwärts vom 40." südl. Br. erhebt sich der Boden bis auf 2000 und 1000 m Tiefen.
Hier liegen die Rücken der Prinz-Eduard-,
Crozet- und Kerguelen-Infeln.
Große, einzeln liegende Tiefen von über 5000 in findet man in 26° 23' südl. Vr. und 55°
25' östl.L., in 38° 9' südl. Br. und 67° 9' östl. L. sowie süd- östlich von Ceylon.
[* 14]
Br. und 116° 50' östl. L. zu 6205 m. Die mittlere Tiefe des I. O. beträgt 3600 m. Der südl. Wendekreis
teilt den I. O. in eine nördl. und südl. Hälfte.
der durch die Straße von Ormus mit dem Golf von Persien verbundene Golf von
Oman;
der Golf von Cambay zwifchen der Halbinsel Gudschrat und der Nordwestküste von Vorderindien;
der sich nordöstlich zu
der Palkstraße verengernde Golf von Manar, zwischen der Südspitze von Vorderindien und Cey- lon, sowie der Meerbusen von Vengalen
zwifchen Vorder- und Hinterindien.
weiter nörd-
lich die Gruppe der Amiranten und Seychellen und noch weiter östlich der Tschagos-Archipel, nördlich von diesen die Malediven
und Lakkadiven;
Die H aupt- zuflüfse des I. O. sind von Afrika
[* 18] der Limpopo und Sambesi, von Asien
[* 19] die vereinigten Euphrat
und Tigris, der Indus, die Narbada, der Tapti, die Kistna oder Krischna, der Godawari, der Mahanadi, der Ganges und Brahmaputra,
der Irawadi und der Salue'n.
Man kann 5 Hauptwindgebiete unterscheiden, südwärts vom 35.° südl. Br. herr- schen das ganze
Jahr hindurch srische West- und Norstwestwinde.
Zwischen dem 35. und 25.° südl. Vr. wehen veränderlicke
Winde
[* 20] und die Mallungen (s.d.) des Südostpassats.
Zwischen 25 und 10° südl. Vr. liegt das Gebiet des stetigen Südostpassats.
Vom
10.° südl.Br. bis zum Äquator findet man die äqua- toriale Zone der Passatmallungen, sowie veränder- liche Winde
und Kalmen.
Nordwärts vom Äquator liegt das Gebiet der Südwest- und Nordostmonsune (s. Monsune).
Cyklone
kommen vor in den Mo- naten November bis Mai bei Mauritius;
sie ent- stehen etwa in 80° östl. L. und 15" südl. Vr.
Der Scheitel
ihrer Bahn liegt gewöhnlich in der Nähe der InselMauritius;
dann kurvt die Bahn bis un- gefähr nach den
Infeln St. Paul und Neu-Amsterdam hin, wo sie endet.
Diefe Orkane richten bisweilen ungeheure Verwüstungen an.
Bei dem Orkan kamen
auf Mauritius 1500 Men- fchen ums Leben, 3000 wurden verletzt, 25000 wurden obdachlos.
die größte, von Meldrum be- obachtete Windstärke betrug 54 m in der Sekunde. Zu derselben Zeit kommen südwestwärts laufende
Orkane an der Nordwestküste Australiens vor. Meldrum hat nachgewiesen, daß die Mauritius- Orkane um so häufiger sind, je mehr
Flecken aus der Sonne
[* 22] sichtbar sind (elfjährige Periode).
Im April und Mai haben die aus den ind. Reishäfen
rückkehrenden deutschen Segler auch schon heftige Stürme in 10° füdl.
Br. zwischen 75 und 90° östl. L. durchgemacht.
Im Golf von Bengalen treten na- mentlich während der Monate Juni bis November Cyklone auf.
Für die Schiffahrt besonders gefährlich,
lveil sehr selten und überraschend auftretend, sind die Juni-Orkane mit westwärts gerichteter Bahn im
Golf von Aden;
einem solchen fiel 1885 die deutsche Korvette Augusta und mehrere andere Dampfer zum Opfer. BeimKap der Guten
Hoffnung trifft man besonders im April sehr heftige, ostwärts laufende Cyklone. Im Gebiet der Westwinde sind ostwärts verlaufende
Cyklone in den Monaten Juli bis Sep- tember beobachtet worden.
Überhaupt ist der I. O. im Vergleich zu
den andern Weltmeeren an frischen und stürmischen Winden
[* 23] besonders reich.
Der Regen- reichtum des südlichen I. O. steht
offenbar im Zusammenhange mit diefen Witterungsoerhäll- nisfen.
Die Wärmeverhältnisse des I. O. sind noch wenig bekannt;
Die bedeutendsten Unterschiede Mischen Wasser- und Lufttemperatur
zeigen sich an der Südspitze Afrikas, über dem Agulhasstrom ist dort die Luft bis 2" kühler als das
Wasser. An Meeresströmungen
[* 24] besitzt der I. O. wie der Atlantische eine westliche Aquatorialströmung, die in 100" östl.
L. beginnt, zwischen 3 und 23° südl. Br. sich ausdehnt, 12 - 60 Seemeilen Geschwindigkeit in einem Etmal (-- 24 Stunden) hat
und sich an der Nordostspitze Madagaskars in die Madagaskarströ- mung (längs der Ostküste von Madagaskar)
und in den Mozambiquestrom spaltet.
Der Mozambique- strom läuft mit 30-48 Seemeilen im Etmal durch die gleichnamige Straße.
An der afrik. Südküste wird seine Fortsetzung, die 24-96 Seemeilen Ge- schwindigkeit erreicht, der Agulhasstrom genannt.
Der Agulhasstrom erreicht die Länge des Kaps der Guten Hoffnung und wendet sich auf etwa 38° südl.
Br. südostwärts, etwa bis zu den Kerguelen- inseln hin.
Die Madagaskarströmung läuft süd- wärts bis zum 35.° südl.
Br. und dreht dann all- mählich ostwärts.
Parallel
[* 25] mit der Aquatorialströ- mung geht der Aquatorialgegenstrom.
Zur Zeit des Nordostmonsuns herrschen im ArabischenMeer und im Golf von Bengalen südwestwärts
gerichtete Triftströmungen;
während des Südwestmonsuns haben diese Nordostrichtung. An kühlen Strömungen entspricht
der Westaustralische Strom der Benguellaströmung des Atlantischen Oceans;
südwärts vom 40.° südl. Br. ist die östl. Triftströmung
allen drei großen Oceanen gemeinsam.
Der Kerguelenstrom, der westlich von den Kergueleninseln nach Süden gehen soll, ist
bis jetzt nur aus dem Fehlen von Eisbergen geschlossen worden. (S. die Karte der Meeresströmungen beim ArtikelMeer.) Das Treibeis
dringt im westl. Teile des I. O. im September und Oktober bis auf 36° südl. Br. vor.
Bei den Crozet- und
Prinz-Eduard-Inseln findet man vom Dezember bis zum April Eisberge.
Bei denKerguelen ist noch kein Eis
[* 27] beobachtet worden, doch
ostwärts von ihnen dringt das Eis im November bis auf etwa 43° südl. Br. vor.
Man fand ein Gebiet hohen Salzgehalts (über 1,0275 spec. Gewicht) in der arab. See.
Der Landwasserreichtum des Golfs von Bengalen erniedrigt dort den Salzgehalt (unter 1,026 spec. Gewicht).
Nach Bouquet de la
Grye hat die nördl. Hälfte des RotenMeers 1,029 spec.
Gewicht, die südliche dagegen nur 1,0275 spec.
Gewicht
Salzgehalt. Der von manchen angenommene Kontinent Lemuria (s. d.) dürfte in das Reich der Sage gehören.
Die Schiffahrt zwischen Europa
[* 28] und dem östl. Asien findet um das Vorgebirge der Guten Hoffnung oder, seit der Eröffnung des
Sueskanals, durch diesen statt, während die Straße vonMalaka zwischen der Malaiischen Halbinsel und der
InselSumatra, sowie die Sundastraße zwischen Sumatra und Java die Hauptverbindungswege zwischen der nördl. Hälfte des I.
O. und dem westl. Teile des Stillen Oceans darstellen und daher für die Schiffahrt und den Handelsverkehr von größter Wichtigkeit
sind.
Die Segelschiffswege im I. O. richten sich nach den herrschenden Winden.
Die Segelschiffe ziehen
der günstigen Winde halber nach allen Häfen des Indischen und Stillen Oceans den Weg um das Kap der Guten Hoffnung dem durch
den Sueskanal vor.
Aus dem Atlantischen Ocean kommend, passieren die Segler in 39 bis 43° südl. Br. das Kap, und benutzen
dann die sog. «braven» Westwinde.
Diese führen sie bis nach Australien, wenn sie dorthin bestimmt sind.
Die nach Indien segelnden Schiffe
[* 29] verlassen die Westwinde
bei der InselNeu-Amsterdam und steuern von da nördl. Kurse.
Die nach Ostasien und nach den ind. Inseln bestimmten nehmen von
Neu-Amsterdam aus einen etwas ostwärts gekrümmten Kurs auf die Sunda- oder Balistraße.
Von Indien rückkehrend,
steuern die Segler südwärts bis zur Linie und nehmen dort geraden Kurs nach dem Kap der Guten Hoffnung;
die durch die Sunda-
oder Balistraße rückkehrenden Schiffe nehmen sofort Kurs nach dem Kap der Guten Hoffnung. Um die Mozambique- und Agulhasströmung
auszunutzen, steuern die rückkehrenden Segler dicht an der Südspitze Madagaskars und dicht an der Südküste
Afrikas entlang.
Die von Australien kommenden Segler laufen dicht an der Südwestspitze Australiens, dem Kap Leeuwin, vorbei
nordwestwärts, bis sie in die Route der von der Sundastraße nach dem Kap der Guten Hoffnung segelnden Schiffe treffen, m die
sie ungefähr auf
der Länge von Mauritius einbiegen.
Der lebhafteste Schiffsverkehr von Segelschiffen
findet also im südwestlichsten Teile des I. O. statt, während der Dampferverkehr im Golf von Aden am stärksten ist.
Der Walfischfang, der im südlichen I. O. noch vor einigen Jahrzehnten mit Erfolg und in großem Maßstabe betrieben wurde,
hat neuerdings fast ganz aufgehört.
Rücksichtslose Verfolgung hat die Tiere von den Stellen, wo sie früher
häufig vorkamen, vertrieben.
Jetzt lohnt der Fang im I. O. kaum noch.
Litteratur. A. von Danckelman, Regen, Hagel und Gewitter im I. O. (Hamb. 1880);
Imray und Jenkins, The Indian Ocean Pilot (Lond.
1881);
A. G. Findlay, The Indian Ocean (4. Aufl., ebd. 1882);
Service hydrographique de la marine française,
Océan Indien (Par. 1887);
C. Meldrum, Waarnemingen in den Indischen Oceaan (in «Nederlandsch Meteorologisch Instituut», Utr.
1889, 1892);
Cyclone tracks in the SouthIndian Ocean (Lond. 1891);
C. H. Seemann und W. Köppen, Tropische Wirbelstürme im
südlichen I. O. (Hamb. 1892);
Kaiserreich (British Empire in India), s. Ostindien. ^[= im weitesten Wortsinn Sammelname für den Teil Asiens vom südöstlichsten Winkel Persiens bis ...]
Sprachen nennt man im weitern Sinne die ganze beträchtliche Anzahl der in Vorderindien einheimischen Sprachen,
welche in folgende vier Sprachengruppen zerfallen:
1) die dravidische Sprache
[* 41] im Süden, 2) die kolarische, meist in Centralindien (s. Dekanische Sprachen), 3) die
tibetische und 4) die arische oder indogermanische in den Himalajaländern. - Im engern Sinne versteht die Wissenschaft unter
I. S. nur die der arischen Gruppe angehörigen Idiome. Hierzu gehören das Sanskrit (s. d.),
Prākrit (s. d.), Pāli (s. d.),
sämtlich mit sehr reicher Litteratur (s. Indische Litteratur). Aus dem 3. Jahrh. v. Chr. sind in den Felsen-
und Säuleninschriften des Königs Açoka (s. d.) die ersten Denkmäler mehrerer Volkssprachen erhalten. Erst vom 12. Jahrh.
n. Chr. an treten die neuindischen Sprachen in der Litteratur hervor. Sie sind im Gegensatz zu den alten in ihrem ganzen Bau
analytisch. Die Casus und die Beziehungen des Ortes, der Zeit und der Art und Weise werden durch lose angehängte
Suffixe bezeichnet. Die Konjugation hat fast nur
¶
mehr
noch zusammengesetzte Formen, wie «ich bin gehend» für «ich
gehe». Den Wortschatz der neuind. Sprachen teilen die einheimischen Grammatiker in drei Klassen: die tatsamās, d. i. die identisch
mit dem Sanskrit sind, die tadbhavās, d. h. die ihren Ursprung im Sanskrit haben, und die
deçyās oder deçajās, d. h. die Provinzialworte, die zwar fast alle
auch arischen Ursprungs sind, aber sich nicht von einer Sanskritwurzel ableiten lassen oder vom Sanskrit abweichende Bedeutungen
oder Suffixe haben. Naturgemäß ist die zweite Klasse, welche die Masse des prakritischen Elements darstellt, bei weitem die
zahlreichste. - Man pflegt sieben Sprachen auszusondern, welche sich aus dem Prākrit in ganz analoger
Weise wie die roman. Sprachen aus dem Vulgärlatein gebildet haben:
1) Pandschabi (s. d.) im Nordwesten, 2) Sindhi (s. d.) am untern Indus, 3) Gudschrati (s. d.),
die Sprache der Halbinsel Gudschrat und der Parsen, 4) Mahrati (s. d.),
von der Küste von Bombay bis nach Radschputana, 5) Hindi (s. d.) in Radschputana und dem ganzen Gebiet
zwischen Himalaja, Windhja, dem Satladsch und dem Gangesdelta, in zwei Gruppen, dem eigentlichen Hindi bis etwa Benares, von
da an Bihari, 6) Bangali (s. Bengalische Sprache und Litteratur), die SpracheBengalens und 7) Uria (s. d.), die SpracheOrissas.
- Das Hindustani (s. d.), die verbreitetste Sprache des heutigen Indiens, ist ein Hindidialekt mit starken
pers.-arab. Beimischungen. Auch die Sprache der Zigeuner (s. d.) ist als ein neuind. Idiom zu betrachten. - Außer diesen sind
namentlich noch zu nennen: im Nordosten Asami und die nördl. Gruppe: Nepali, Kamarni, Garhvali,
Dogri, Kaschmiri und die Sprachen der Dardu und Kahirs, mit denen die Sprache der Zigeuner am nächsten verwandt
ist. Zu den arischen Sprachen gehören auch die meisten Sprachen des Hindukusch.
Vgl. Beames, A comparative grammar of the modern Aryan languages of India (3 Bde., Lond. 1872-79);
Leitner, The languages and races of Dardistan (2. Aufl., Lahore 1877): Cust, A sketch of the modern languages
of the East Indies (Lond. 1878);
Hörnle, A comparative grammar of the Gandian languages (ebd. 1880);
Biddulph, Tribes of
the Hindoo Koosh (Kalkutta 1880);
Leitner, The Hunza and Nagyr Handbook (2. Aufl., Woking 1893).
Vogelnester oder Eßbare Nester, die löffelartigen Nester mehrerer an der Seeküste der
ostind. Inseln sich aufhaltender Arten der Gattung Salangane (Collocalia) aus der Familie der Cypseliden oder Mauerschwalben,
ehedem als Zeichen des Reichtums Indiens häufig angeführt. Die in den Handel kommenden Nester stammen vorzugsweise von zwei
Arten, dem Labet (Collocalia nidifica Gray, s. Tafel: Langhänder,
[* 42]
Fig. 2) und dem Lintjih (Collocalia
fuciphaga Wallace).
Sie gleichen einem halben Ellipsoid
[* 43] aus einer der weißen Hausenblase ähnlichen Masse, sind 2-3 cm hoch und 5-7 cm breit,
etwa je 10 g schwer (man rechnet 100 Stück auf 1 kg), hart, spröde und lösen sich durch Kochen in eine zähe Gallerte von
fadem oder höchstens schwach salzigem Geschmack auf, welche bloß durch Gewürze einige Schmackhaftigkeit
erhält. Die Nester bestehen nur aus dem klebrigen Speichel, der aus zahlreichen, in der Mund- und Rachenhöhle des Vogels angebrachten
Drüsen abgesondert wird.
Sie hängen in dichten Reihen in Felsenhöhlen, zu denen man nicht selten nur durch Herablassen
an einem
Seil gelangen kann. Die Vögel
[* 44] brüten viermal im Jahre; um sie nicht zu vertreiben oder gar auszurotten, sammelt man ihre
Nester jedoch nur dreimal und läßt ihnen eine Brut. Auf den ind. Inseln werden die Nester nirgends als Nahrung verwendet, sondern
nur in China
[* 45] als Leckerbissen der Reichen. Sie werden, ohne jeden Grund, für stimulierend gehalten. Der
Stapelplatz des Vogelnesthandels ist die Stadt Kanton.
[* 46] Die jährliche Gesamteinfuhr wird auf 1200 Pikuls oder ungefähr 85000 kg
veranschlagt. Der Pikul enthält etwa 7000 Stück und wird in bester Sorte mit 1-4000 Doll. bezahlt, geringere Qualitäten
sind mit 1600-2800 Doll., die schlechtesten mit 200 Doll.
zu haben. Die feinsten Sorten werden nur für den kaiserl. Hof
[* 47] in Peking
[* 48] geliefert.
chem. Zeichen In, Atomgewicht 113,7, ein dreiwertiges, seltenes und nur in zinkischen Erzen und daraus dargestellten
Produkten aufgefundenes Metall, von Reich und Richter 1863 entdeckt. Man gewinnt es beim Auflösen von FreibergerZink in Säuren
und Digestion der Lösung mit überschüssigem Zink, wobei es neben andern Metallen (Blei,
[* 49] Kupfer)
[* 50] als
schwammiger, grauer Niederschlag abgeschieden wird und dann durch weitläufige chem. Operationen von letztern zu trennen ist.
Das durch Glühen mit Natrium aus seinem Oxyd abgeschiedene Metall ist weiß und glänzend, dem Platin und Zink ähnlich, nicht
krystallinisch, weicher als Blei, leicht dehnbar, von 7,4 spec. Gewicht, wird durch Hämmern nicht verdichtet, schmilzt bei
176° und ist weniger flüchtig als Kadmium und Zink. Es bleibt an der Luft, selbst beim Schmelzen, unverändert glänzend;
bei starkem Glühen dagegen entzündet es sich und verbrennt mit blauer Flamme
[* 51] und braunem Rauch zu gelbem
Oxyd. Von verdünnten Säuren wird es unter Entwicklung von Wasserstoff gelöst; das Gas verbrennt beim Entzünden mit rötlichblauer
Flamme. Die Indiumsalze zeigen im Spektralapparat eine äußerst intensive blaue und eine schwächere violette Linie, die
auch zur Auffindung des I. führten. Das I. schließt sich am nächsten an das Aluminium und Gallium an;
so bildet es den Alaun
[* 52] ^[s. chem. Formel] -
(neulat.), die volkswirtschaftliche Theorie der freien Konkurrenz, die absolute wirtschaftliche Freiheit
und Rechtsgleichheit des Einzelnen, die Politik des «laissez faire, laissez aller»
als die hauptsächlichsten Bedingungen für die Wohlfahrt der Gesamtheit hinstellt.
Der Staat kann nach dieser
Theorie durch ftine positive Mitwirkung an den Aufgaben der Volkswirtschaft und an der Förderung der Einzel- interessen nur
schädlich wirken und ist nur als ein notwendiges übel anzusehen, welchem allein die Aufgabe zufällt,
die Freideit der Person und des Eigentums zu beschützen.
Demgemäß verwirft der I.^edes staatliche Eingreifen in der Arbeiterfrage,
z. V. die gesamte Fabrikgesetzgebung.
Individuälpotenz,
die hervorragende Ver- ^ erbungsfähigkeit eines Zuckttiers gegenüber der Vererbung von rassereinen Tieren. Indivldualrecht,
das Reckt des Einzelnen, welcher in einem Gemeinschafts-, einem Gesell- schafts-, Genossenschaftsverhältnis, dem Verbände
einer jurist.
Person steht, insofern er jenes Recht unabhängig von diefem Verbände oder gegen Mehr- heitsbeschlüsse
geltend machen kann. Individuell, s. Individuum.
Individuum (lat.), eigentlich das Unteilbare, in der Logik das Einzelne,
das unter einen all- gemeinen Begriff fällt, im Unterschied von der Art und Gattung, die eine Vielheit von Einzelnen unter
einem gemeinsamen Merkmal zusammenfaßt.
Individuell heißt daher ein Merkmal, das dazu dient, ein Einzelnes
als solches zu kennzeichnen.
Vor- zugsweise wendet man beide Ausdrücke an auf die einzelne menschliche Person in ihrer, sie
von allen andern unterscheidenden Eigenart (Individuali- tät);
und zwar denkt man dabei überwiegend an die geistige Eigentümlichkeit.
^ss.
Größe). Iudivisibel (neulat.), unteilbar oder einfach Indizien (lat.
iuäicia., «Anzeichen»),
Thatsachen, von welchen auf andere für einen Rechtsstreit erheb- liche Thatsachen
m schließen ist.
Sie haben um so größern Wert, je zwingender und sicherer der Schluß ist. Im Strafprozeß unterscheidet
man An- zeichen der Schuld und Anzeichen der Un- schuld (Gegenanzeichen), desgleichen all- aemeine Anzeichen, welche (wie z.
V. vorherige Drohungen, die Anwesenheit des Verdächtigen am Orte und zur Zeit der That) mit Verbrechen
jeder Art in Verbindung stehen können, und besondere Anzeichen, die auf den Thatbestand eines bestimm- ten einzelnen Verbrechens
hinweisen, wie z. V. der heimliche Besitz von Prägevorrichtungen auf Münz- fälschung.
Umstände, welche die notwendige Voraus-
setzung des Verbrechens bilden oder auf die Geneigt- heit einer gewissen Person zur Begehung der sträf-
lichen That schließen lassen, wie schlechter Lebens- wandel, gute Gelegenheit und eine besonders mächtige Versuchung zur
Verübung, liefern vorhergehende Anzeichen, während die Spuren der Gegenwart des Verdächtigen am Orte der That oder unmittelbare
Er- gebnisse der letztern, wie Blutflecken an den Kleidern des einerTö tung Angeschuldigten, zu dengleichzei
- tigen Anzeichen, ferner alle Verdachtsmomente, die sich aus einer Benutzung der durch das Verbrechen erzielten Vorteile ergeben^,
z. V. auffallende Geld- ausgaben eines vorher in Geldverlegenheit befind- lichen Menschen, oder auf ein Schuldbewußtsein hin-
deuten, zu den nachfolgenden Anzeichen ge-
hören. Nach dem Grade des dadurch begründeten Verdachts sind
die Anzeichen nahe oder entfernte. Vei der Trüglichkeit des bloßen Scheins und bei der Unmöglichkeit, einmal vollzogene
Straferkenntnisse wieder rückgängig zu machen, muß dem Richter, welcher auf I. sein Urteil gründen will, die größte Vorsicht
und Zurückhaltung zur Pflicht gemacht wer- den. Nach der (^ai-olina. (s. o.) rechtfertigte das Vor- handenfein
von «genügsamen und redlichen» An- zeichen lediglich die Anwendung der
Torturff. d.), um durch das Geständnis einen direkten Schuld- beweis zu erlangen, und die Gesetze, welche seit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh, mit Abschaffung der Folter vorgingen, geboten bei bloßem Indizien- beweise die
Anwendung einer gelindern «außer- ordentlichen» Strafe.
Erst in der neuern Zeit und seitdem die gewissenhafte Überzeugung
der Richter durch die Gesetzgebung von dem Zwange beengender Beweisregeln befreit wurde, ist auch in Deutschland der Indizienbeweis
allgemein als vollwertig an- erkannt. Zu einem vollen Beweise dieser Art gehört jedoch ein solches Zusammentreffen
und Ineinander- greifen der Anzeichen, daß es sich nur aus deren Zusammenhang mit dem Verbrechen erklären läßt, und daß
die Zurücksührung der Verdachtsgründe auf unverfängliche Verhältnisse bloß mit Kilfe der unwahrscheinlickstenAnnahmen
zuermö glicken wäre. Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich bestimmt im §. 2^0: «Über das
Ergebnis der Beweis- aufnahme entscheidet das Gericht nach seiner freien, aus dem Inbegriffe der Verhandlung geschöpften Überzeugung»,
und stellt nur in §. 266 an die Urteils- begründung im ^all des Indizienbeweises die An- forderung, daß dre Thatsachen,
aus welchen der Be- weis gefolgert wird, angegeben werden. In derOsterr. Strafprozeßordnung spricht §. 258 den
Grundsatz der freien Veweiswürdigung aus. - Eine ähnliche Bedeutung wie im Strafprozeß hat der Indizienbe- weis im Civilprozeß.
Nicht bloß wenn Ansprüche aus unerlaubten Zandlungen verfolgt werden, son- dern in jedem Civilprozcsse, in welchem es an
direk- ten Beweisen fehlt oder die Glaubwürdigkeit der direkten Beweismittel in Frage gezogen wird, hat
der Richter von dem Gewissen auf das Uugewisse zu schließen nach dem auch für den Civilprozeh gelten- den Grundsatz der
freien Veweiswürdigung (§. 259). -
Vgl. Glaser, Beiträge zur Lehre
[* 55] vom Beweis Indizienbeweis, s. Indizien. l(LpZ. 1883).
vgl. auch Indizien). Indizierte Arbeit, bei Motoren die Arbeit, welche vom motorischen
Mittel (Dampf,
[* 56] Gase)
[* 57] an den Kolben der Mafchine abgegeben wird.
Von der I. A. wird
ein Teil dazu verwendet, die Reibungen in der Maschine
[* 59] während des Ganges zu überwinden.
Die Differenz zwischen
I. A. und Reibungsarbeit steht dann von der Hauptwelle aus als effektive Ar- beit zum Betrieb von Arbeitsmaschinen zu Gebote.
In gleichem Sinne spricht man von indizierten Pferdestärken im Gegensatz zu den effektiven Pferdestärken, die den Nutzeffekt
des Motors darstellen ff. Effekt). Indoamme, soviel wie Indamme ff. d.). Indobritisches Neich, s. Ostindien.
Inäo-Vkino ssvr. ängoo schihn), s. Französisch- Indo-China.^ Indochinesische Halbinsel, s. Hinterindien.
Telegraph
[* 61] Company, Indoeuropäische Telegraphengesellschaft, eine Privattelegraphengesellschaft in London,
die für ihre Linien zwischen England und Persien über Deutschland und Rußland den Telegraphenverkehr vermittelt und dem internationalen
Telegraphenvertrag (Pariser Revision vom beigetreten ist.
gegenwärtig in Deutschland der fast allgemein angenommene Gesamtname für den großen Sprachstamm,
[* 62] dessen
Vertreter einen TeilAsiens (namentlich Vorderindien und Persien) und fast ganz Europa bevölkern, seit einigen Jahrhunderten
sich auch nach Amerika,
[* 63] Australien und einzelnen Gebieten des nördl. und östl. Asiens, Afrikas und Polynesiens verpflanzt haben.
Die Verwandtschaft seiner einzelnen Glieder
[* 64] zeigt sich zwar auch in der Ähnlichkeit
[* 65] des physischen Typus und
in Charakterzügen, wie sie sich in den geistigen, sittlichen und religiösen Schöpfungen der einzelnen Nationen widerspiegeln;
das sichere Kennzeichen der Zusammengehörigkeit dieser Völker ist aber die Sprachverwandtschaft, und erst durch die Entdeckung
dieser wurde es klar, daß, wie die indogerman.
Sprachen auf eine Ursprache, so auch die indogerman. Völker auf ein Urvolk zurückgehen, das freilich
im Laufe der Geschichte eine Menge stammfremder Bestandteile in sich aufgenommen hat. Diese Sprachverwandtschaft, im 18. Jahrh.
entdeckt, ist von deutschen Sprachforschern wissenschaftlich begründet worden, nach einigen Vorläufern, zu denen Friedrich
Schlegel (s. d.) gehört, namentlich von FranzBopp, der als der eigentliche Begründer der indogerman.
Sprachwissenschaft (s. d.) zu gelten hat. Neben der Bezeichnung indogermanisch
finden sich auch die Namen indoeuropäisch (bei Bopp und engl., franz. und skandinav.
Gelehrten, weniger in Deutschland gebräuchlich) und arisch (namentlich bei franz. Gelehrten); sanskritisch
(W. von Humboldt), japhetisch (Hupfeld, Görres) und mittelländisch (Ewald) haben sich keine allgemeinere Geltung verschaffen
können.
Nach den neuesten Forschungen lassen sich sämtliche lebende und ausgestorbene Glieder (soweit sie bekannt sind) des indogermanischen
Sprachstammes in acht Unterabteilungen (Familien) anordnen, deren jede aus Einzelsprachen besteht, die, wie die entsprechenden
Völker, wieder in engerer Verwandtschaft untereinander als mit denen anderer Familien stehen.
Über die Art, wie man sich die Verzweigungen des ganzen Sprachstammes in die einzelnen Familien zu denken habe, gingen die
Meinungen früher weit auseinander. Nach der Ansicht Schleichers löste sich vom Urvolk zuerst ein Hauptast los,
der sich wieder in die Germanen, Litauer und Slawen verzweigte. Der zweite Hauptast, der sich von den Ursitzen trennte, begriff
die spätern Familien der Kelten, Griechen (mit den thraz.-illyr. Stämmen) und Italer in sich. Die letzte Gruppe, die von den
gemeinschaftlichen Ursitzen auswanderte, war die arische: Inder und Iranier.
Schleicher versinnlichte diesen Vorgang durch das Bild eines Stammbaumes, daher seine Theorie kurz Stammbaumtheorie
genannt wird. Er nahm demnach drei Gruppen, die nordöstlich-europäische, die südwestlich-europäische und die asiatische,
an. Um das J. 1870 waren die meisten Sprachforscher der Ansicht, daß der Sprachstamm sich zunächst in zwei Gruppen, die asiatische
(Inder und Iranier) und die europäische (Griechen, Italiker u. s. w.), gespalten habe, letztere sich dann
erst weiter auflöste. (Vgl. A. Fick, Die ehemalige Spracheinheit der I. Europas, Gött. 1875.)
Beide Ansichten gehen von der Voraussetzung aus, daß die einzelnen Gruppen und Familien durch Auswanderung und wirkliche Trennung
vom Urvolk oder einem Teil desselben entstanden seien.
Eine ganz andere Ansicht (begründet von Joh. Schmidt, «Die Verwandtschaftsverhältnisse
der indogerman. Sprachen», Weim. 1872), nach der zwischen den einzelnen indogerman. Familien keine scharfen
Trennungen, sondern nur allmähliche Übergänge anzunehmen sind, gewann Verbreitung, doch keine allgemeine Anerkennung. Heuzutage
verzichten die meisten Forscher darauf, innerhalb jener acht Sprachzweige wieder kleinere oder größere
Gruppen, wie eine griechisch-italische, germanisch-baltisch-slawische u. s. w., aufzustellen.
Vgl. Brugmann in Techmers «Internationaler Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft», I, 226 fg.; von Bradke, Beiträge
zur Kenntnis der vorhistor.
dann Schleicher, «Kompendium der vergleichenden Grammatik» (4. Aufl., Weim. 1876),
auf Grundlage der neuern
Fortschrite der SprachwissenschaftBrugmann, «Grundriß der vergleichenden Grammatik der indogerman. Sprachen» (2 Bde. und Register,
Straßb. 1886–93). Seit 1850 gab Kühn eine «Zeitschrift
für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der deutschen, griech.
und lat. Sprachen» und 1858–76 (mit Schleicher) «Beiträge zur vergleichenden
Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, kelt. und slaw. Sprachen» zu Berlin
[* 67] heraus, beide seit 1876 zur «Zeitschrift
für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogerman. Sprachen» vereinigt (bis jetzt 32 Bände); Bezzenberger giebt
seit 1876 zu Göttingen
[* 68] «Beiträge zur Kunde der indogerman. Sprachen» heraus (bis jetzt 19 Bände). Brugmann
und Streitberg geben
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