in
Thessalien adoptiert, und das Königtum der
Dorier geht an ihn über. Auf das Gebot des Delphischen Orakels, die Eroberung
des
Reichs des Eurystheus erst nach der «dritten
Frucht» zu versuchen, dringt er nach drei Jahren in den
Peloponnes ein, wird
aber von Atreus,dem Nachfolger des Eurystheus, geschlagen und fällt im Zweikampfe mit Echemos, dem Könige
von
Tegea. Erst dem «dritten Geschlecht» nach ihm gelang die Eroberung
des
Peloponnes. (S.
Herakliden.)
(vom grch. hýlē,
Stoff, Materie, und zōon, Lebendiges), in der
Philosophie die Meinung, daß die Materie
an und für sich, und so auch jedes materielle Ding, belebt und beseelt sei. Diese Meinung ist dem
Menschen von Haus aus sehr
natürlich und findet sich bei allen Naturvölkern. Auch bei den Griechen begann die
Philosophie mit dem
Hylozoïsmus In der modernen
Philosophie ist die
Anschauung, daß die Materie nicht eine bloß raumausfüllendc
Masse, sondern die Erscheinung
eines geistigen, nicht durch Raum und Zeit bedingten
Inhalts sei, am entschiedensten von Schopenhauer ausgesprochen worden.
Gunnar Olof, schwed. Altertumsforscher und Schriftsteller,
geb. in Hönetorp
(Sm/aland), studierte in
Upsala,
[* 3] wurde 1839 an der königl.
Bibliothek in
Stockholm
[* 4] angestellt, 1858 erster
Direktor des königl.
Theaters in
Stockholm und war 1860-64 schwed. Geschäftsträger in Rio
[* 5] de Janeiro. Seitdem lebte er
zurückgezogen in Sunnanvik
(Småland), wo er starb. Hylten-Cavallius machte schon frühzeitig, zusammen mit
dem Archäologen
George Stephens, große Sammlungen der Volkslitteratur
Schwedens, von denen zwei noch nicht abgeschlossene
Werke erschienen: «Svenska volksagor och äfventyr», Bd. 1 (Stockh.
1844-49; neue Aufl., illustriert von
Lundgren, 1875) und
«Sveriges historiska och politiska visor», Bd. 1 (ebd.
1853). Für das
Theater
[* 6] schrieb er das histor.
Drama «Dacke-fejden». Sein bedeutendstes Werk ist «Wärend
och Wirdarne», Bd. 1
u. 2 (Stockh. 1864-68), eine wertvolle ethnogr.
Arbeit über
Schweden.
[* 7]
(spr. heim-),Henri, belg. Kunstschriftsteller, geb. zu
Antwerpen,
[* 8] besuchte die Kunstakademie in
Brüssel,
[* 9] erhielt 1857 eine Anstellung an der königl.
Bibliothek daselbst, an der er dann Konservator des Kupferstichkabinetts
wurde. 1879 wurde er Professor der Ästhetik an der
Akademie der schönen Künste in
Antwerpen, 1886 am
Institut supérieur
der schönen Künste. Er veröffentlichte namentlich: «Compositions décoratives et allégoriques des maîtres de toutes
les écoles» (2 Bde.,
Lüttich
[* 10] und Par. 1870-85),
«La gravure dans l'école de
Rubens» (Brüss. 1879; von
der
BelgischenAkademie der Wissenschaften und Künste preisgekrönt),
«Le
[* 11] réalisme; son influence sur la peinture contemporaine»
(ebd. 1884),
«P.-P.
Rubens,
sa vie et son œvre» (mit O.
Berggrün, J. Comyns
Carr u. s. w., ebd. 1886),
«Bruxelles è travers
les âges» (Bd. 3 des von seinem
Bruder Louis Hymans begonnenen Werkes, 1889) und übersetzte Carel
van Manders
«Le livre des peintres» (2 Bde.,
Par. 1884-85).
(spr. heim-),Louis,
belg. Geschichtschreiber und Publizist,
Bruder des vorigen, geb. zu Rotterdam,
[* 12] wurde in
Belgien
[* 13] erzogen, wohin seine Eltern 1830 übergesiedelt waren. Als
Student in Gent
[* 14] veröffentlichte er das
Drama «Robert le Frison» (Gent 1847). Nach einem Aufenthalt in
Paris
[* 15] ließ er sich 1849 in
Brüssel nieder und wandte sich hauptsächlich der Journalistik und polit.-histor.
Studien zu. Von 1857 bis 1859 war
Hymans Hauptredacteur der
«Ètoile belge», 1859-70 Mitglied der Kammer. Er starb zu
Brüssel.
Seine bedeutendsten geschichtlichen
Schriften sind: «»Histoire populaire de la Belgique" (Brüss.
1860),
«Historie populaire du règne de
Léopold Ier» (ebd. 1864),
«Historie politique et parlementaire de la Belgique»
(ebd. 1869),
«Historie parlementaire de la Belgique de 1831 à 1881» (5
Tle., 1878-80),
«Bruxelles à travers le âges»
(Brüss. 1883). Unter seinen
Romanen, Novellen und
Skizzen sind hervorzuheben: «La famille Buvard» (2
Tle., ebd. 1858),
«Hirta»
(ebd. 1875),
«Six nouvelles» (ebd. 1882; deutsch von
KlaraMohr),
«Lettres moscovites» (ebd. 1857),
«Types et silhouttes» (ebd.
1877). Als Dichter machte Hymans sich einen
Namen besonders durch die polit. Lieder «La Belgique depuis
1830» (ebd. 1855),
oder
Hymenaios (grch.), ursprünglich der Hochzeitsgesang (s.
Hymenäus); dann der Hochzeitsgott selbst, der unter
diesem
Namen zuerst bei Sappho vorkommt und nachher der Sohn verschiedener
Musen,
[* 16] der
Urania,
Kleio,
Terpsichore, Kalliope, oder
auch des Dionysos
[* 17] und der
Aphrodite
[* 18] genannt wird. Nach einigen war er ein sehr schöner
Jüngling, der
an seinem Hochzeitstage, oder überhaupt frühzeitig starb, oder bei der Vermählung des Dionysos und der
Ariadne nach Absingung
des Brautliedes das Leben verlor.
Auch wird von ihm erzählt, er sei ein schöner, aber armer athenischer oder argivischer
Jüngling gewesen, der eine
Jungfrau aus vornehmer Familie liebte.
Als er ihr einst in Mädchenkleidung zum Demeterfeste nach Eleusis gefolgt war, entführten
ihn nebst den dort versammelten
Jungfrauen Seeräuber, welche Hymen tötete, als sie auf einer
Insel einschliefen. Hierauf kehrte
er nach
Athen
[* 19] zurück und versprach, die
Geraubten zurückzubringen, wenn man ihm die Geliebte gäbe. Dies
geschah, und von nun an gedachte man seiner in allen Brautgesängen. Wirklicher
Kultus des Hymen ist jedoch
nur fürArgos nachweisbar.
Dargestellt wird er als zarter
Jüngling von fast weiblicher Schönheit mit Brautfackel und
Kranz in der
Hand,
[* 20] besonders auf
Sarkophagreliefs und einem schönen Wandgemälde zu
Pompeji.
[* 21] -
Vgl. Schmidt,De Hymenaeo et Talasio (Dissertation,
Kiel
[* 22] 1886).
L, Heuschreckenbaum, Pflanzengattung aus der Familie der
Leguminosen
[* 23] (s. d.),
Abteilung der
Cäsalpiniaceen,
mit nur etwa acht tropisch-amerik.
Arten, große
Bäume mit lederartigen
Blättern, die aus je zwei
Fiederblättchen bestehen.
Die
Blüten sind ansehnlich und weiß, stehen dicht zu endständigen
Sträußen geordnet. Die
Früchte sind längliche, dicklederartige
oder holzige Hülsen, mit nur wenigen Samen
[* 24] mit fester Schale. Die
Arten sind wegen ihres Harzreichtums industriell wichtig,
liefern einen großen
Teil der südamerik. Kopale zur
Darstellung von Lacken und Firnissen. Die bekannteste
Art ist der westind. Lokustbaum
¶
mehr
(Hymenaea courbarilL.), dessen Harz am häufigsten in den europ. Handel kommt. Von ihm wird auch das schön braunrote, sehr harte
Holz
[* 26] in den Handel gebracht und als Courbarilholz, Bois deCourbaril, zur Herstellung feiner Möbel
[* 27] verwendet.
(grch. Hymenaios oder Hymen), bei den Griechen der Hochzeitsgesang, den die Begleiter
der Braut sangen, wenn diese aus dem väterlichen Hause in das des Bräutigams geführt wurde. (Vgl. Hymen und Epithalamium.)
diejenige Schicht an den Fruchtkörpern der Pilze,
[* 28] auf der die Sporen gebildet werden.
Sowohl bei den Ascomyceten
(s. d.) als auch bei den Basidiomyceten (s. d.) wird der Ausdruck Hymenium gebraucht, bei den erstern für die
Schichten, in denen sich die Schläuche (asci) oder die Conidienlager bilden, bei den letztern für diejenigen Schichten,
in denen die Basidien stehen.
Hautpilze, diejenigen Pilze aus der Gruppe der Basidiomyceten (s. d.), bei denen das Hymenium (s. d.) an der
Außenseite der Fruchtkörper liegt und aus kurzen keulenförmigen Basidien besteht, die an ihrem Scheitel
je vier Sporen auf pfriemenförmigen kurzen Ästchen, den Sterigmen, bilden. Die Fruchtkörper selbst bestehen aus einem dichten,
nicht gallertigen Hyphengeflecht und sind ihrer Form nach außerordentlich verschiedenartig gestaltet, auch die Lage des Hymeniums
ist bei den einzelnen Unterabteilungen eine sehr mannigfaltige. Zu den Hymenomyceten gehören
die meisten derjenigen Pilze, welche man im gewöhnlichen Leben als Schwämme
[* 29] bezeichnet und die durch ihren hutförmigen,
verschieden gefärbten Fruchtkörper charakterisiert sind, wie der Champignon, der Eierschwamm, der Fliegenschwamm, Steinpilz,
Stachelschwamm u. s. w. Nach der Ausbildung des Hymeniums unterscheidet man mehrere Unterabteilungen:
1) Agaricini (s. Tafel: Pilze. I. Eßbare Pilze,
[* 25]
Fig. 1–7; II. Giftige Pilze,
[* 25]
Fig. 1–6; lV,
[* 25]
Fig. 4);
bei diesen besteht das Hymenium aus strahlenförmigen, blatt- oder leistenartigen Lamellen, die der Unterseite des Fruchtkörpers
angewachsen sind.
2) Polyporei (s. Taf. I,
[* 25]
Fig. 8–10; II,
[* 25]
Fig. 7 u. 8; IV,
[* 25]
Fig. 5); hier bildet das Hymenium eine von zahlreichen
cylindrischen oder prismatischen Kanälen durchzogene Masse, die ebenfalls auf der nach unten gekehrten Seite des Fruchtkörpers
aufsitzt.
3) Hydnei (s. Taf. I,
[* 25]
Fig. 11 u. 12); das Hymenium bildet hier stachel- oder zahnartige Vorsprünge auf der Unterseite oder
besteht aus Röhren
[* 30] oder Falten, die jedoch nicht miteinander verwachsen sind.
4) Clavariei (s. Taf. I,
[* 25]
Fig. 13); das Hymenium überzieht den Fruchtkörper auf seiner ganzen Oberfläche und bildet eine
gleichförmige glatte Haut,
[* 31] der Fruchtkörper ist meist verästelt oder keulenförmig, nicht hutförmig.
Hautfarne, Familie aus der Gruppe der Farne
[* 32] (s. d.) mit gegen 300 zumeist tropischen
Arten. Es sind sehr zarte moosähnliche Farnkräuter mit eigentümlichen, über den Rand des Blattes hinausragenden Fruchthäufchen
(sori; s. Tafel: Gefäßkryptogamen,
[* 25]
Fig. 2a), die von einem gewöhnlich becherförmigen Schleier umgeben sind.
Die Sporangien haben einen vollständigen, schief oder horizontal vorlaufenden Ring (s. Farne) und springen der Länge nach
auf. Die Blätter bestehen meist nur aus einer einzigen Schicht parenchymatischer Zellen und besitzen
keine Spaltöffnungen.
In Deutschland
[* 33] findet sich nur eine einzige Art aus der Gattung Hymenophyllum, nämlich HymenophyllumtunbridgenseSm. (s. Tafel: Gefäßkryptogamen,
[* 25]
Fig. 2); sie wächst an feuchten Felsen und Baumstämmen und kommt nur im
Uttewalder Grunde in der Sächsischen Schweiz
[* 34] vor.
ein schon im Altertum durch seine Bienenkräuter und den trefflichen blaugrauen Marmor berühmter Bergrücken
in Attika, jetzt Trelovuni, liegt südöstlich von Athen, nimmt seine Richtung von S. nach N. und erreicht eine Höhe von 1027 m.
Der hier gewonnene, überaus wohlschmeckende Honig hat bis jetzt seinen Ruhm behauptet.
oder Hymnus nannten die Griechen einen Gesang, der zu Ehren von Göttern oder Heroen bei Opfern und Festen mit
Musikbegleitung und Tänzen gesungen wurde und nach den Gottheiten Namen und Charakter, z. B. Dithyrambus, Päan, erhielt;
dann auch jedes feierlich schwunghafte Loblied. Die frühesten Hymne sind noch fast ganz episch,
wie die des Homer; sie erzählen Göttermythen. Die spätern, wie die des Pindar und Kallimachus, sind mehr lyrischer Art,
noch jüngere nähern sich der Reflexion,
[* 36] ja der Didaktik.
Die Psalmen (s. d.) der Hebräer sind auch Hymne, nur dem morgenländ. Charakter zufolge noch erhabener als
die Hymne der Griechen und gleich den altindischen (s. Rigweda) stets religiös. Die christlichen
Hymne, ganz lyrisch und meist mit figurierter Musik gesungen, da die gleichförmig fortschreitende, oft gedehnte Melodie des
Chorals (s. d.) den feurigen Flug der Hymne hemmt, sprechen das Gefühl
des Menschen aus, der sich zu dem Unsichtbaren erhebt. Die ersten Hymne der griech.
Kirche soll der Bischof Hierotheus, der lat. KircheHilarius von Poitiers verfaßt haben; spätere Hymnendichter waren der heil.
Ambrosius (s. d.), Prudentius, Fortunatus und fdie Päpste Gelasius und Gregor d. Gr. Der liturgische Gebrauch wurde durch
das (vierte) Konzil zu Toledo
[* 37] 633 bestätigt. (S. Kirchenlied.) Bekannt sind besonders der Ambrosianische
Lobgesang («Te Deum laudamus»),
der Marianische und der der Engel (s. Doxologie). (Vgl. Kayser, Beiträge zur Geschichte und
Erklärung der alten Kirchenhymnen, 2 Bde., Paderb.
1880.) – Das evangelische Kirchenlied gab mit der lat. Sprache
[* 38] auch den Hymnencharakter auf, obgleich Luther und P. Gerhardt
einzelne alte Hymne in Choräle umdichteten. Fast nur Klopstock nähert sich in seinen religiösen Liedern
wieder dem Schwünge der Hymne. Neuere Dichter wenden die Form weniger auf eigentlich religiöse Gegenstände (wie
noch Novalis) als auf eine philos.-didaktische Ausströmung tiefer Fragen und Gefühle an, so Goethe in Gedichten wie «Prometheus»,
«Schwager Kronos» u. ähnl., in England Shelley, in Frankreich Musset. Hymne dieser Art schuf namentlich Hölderlin;
auch Herders und Platens Oden haben zum Teil einen verwandten Charakter (s. Ode), während Knebel, Voß, Fr. Stolberg,
[* 39] der junge
Schiller einen dramatischem Ton anschlugen.
das der Cholsäure (s. d.) der Ochsen- und Menschengalle entsprechende Spaltungsprodukt
der Säuren der Schweinsgalle, das in der Hyoglykocholsäure mit Glykokoll, in der Hyotaurocholsäure mit Taurin verbunden
ist.
Familie der Schlundblasenfische (s. d.) mit nur einer Gattung (Hyodon) in den süßen
Gewässern Nordamerikas, von länglicher Gestalt, seitlich zusammengedrückt, mit Zähnen an allen das
Maul begrenzenden Knochen.
[* 41]
Die einzige Art (Hyodon tergisus Les.) wird gegen 50 cm
lang und ist silberiggrau.
ein sehr giftiges mit Atropin (s. d.) isomeres Alkaloid, das sich neben Hyoscyamin (s. d.) im
Bilsenkraut findet. Es bildet kleine gelbliche Prismen und wird als beruhigendes Mittel, hauptsächlich bei Geisteskranken,
angewendet.
ein Alkaloid, das aus dem Bilsenkraut (s. Hyoscyamus) gewonnen und auf dem Wege der Darstellung des Goldchloriddoppelsalzes
rein erhalten werden kann. Es ist isomer mit dem Atropin (s. d.) und wie dieses aus Tropin und Tropasäure
zusammengesetzt. Hyoscyamin bildet seidenglänzende, bei 108° schmelzende Krystalle, löst sich schwer in Wasser, giebt aber mit
Säuren lösliche Salze.
L., Bilsenkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit nur wenigen Arten in der nördl.
gemäßigten Zone. Der hervorstechendste Charakter ist die in dem Kelchrohr eingewachsene, zweifächerige
Kapsel, deren oberster Teil deckelartig ringsherum abspringt. Ihre Fächer
[* 43] enthalten viele Samen. Die Blüten, welche einen
röhrigen, fünfzähnigen Kelch und eine trichterförmige Blumenkrone haben, stehen in den Achseln grüner Deckblätter alle
nach einer Seite gewendet und bilden deshalb beblätterte Ähren.
Die verbreitetste und in Deutschland einzige Art istHyoscyamus nigerL. (s. Tafel: Giftpflanzen
[* 44] II,
[* 40]
Fig. 3), das
gemeine oder schwarze Bilsenkraut, Rasenwurz, Zigeunerkraut, Schlafkraut, Teufelswurz, Dullkraut, Dulldill, eine ein- oder
zweijährige, auf Schutt, in Dörfern an Hecken, Mauern und auf fettem, bebautem Boden zerstreut vorkommende Pflanze, mit etwas
fetten, tiefbuchtig gezähnten Blättern, welche nebst dem Stengel
[* 45] mit weichen, weißen, gegliederten,
klebrigen Haaren bedeckt sind, und schmutzig gelbweißen violett-netzaderigen und am Schlunde ganz violetten Blumenkronen.
Das frische Kraut hat einen widrigen, betäubenden Geruch und faden, etwas bittern Geschmack. Es ist als Herba Hyoscyami, der
Samen war früher als Semen Hyoscyami offizinell. Der Träger
[* 46] des narkotisch wirkenden Giftes, dessen Genuß
Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Erweiterung der Pupille mit Dunkelsehen, Muskelschwäche, Schlafsucht und wilde Delirien
verursacht und den Tod herbeiführen kann, ist das Hyoscyamin (s. d.). AlleSalze dieses Alkaloids sind überaus giftig.
In der Medizin werden die Salze, das Kraut und die daraus hergestellten Präparate (Bilsenkrautextrakt,
-Salbe, -Pflaster und -Öl) als schmerz- und krampfstillende Mittel bei Magenkrampf, Gesichtsschmerz, Zahnschmerzen, Keuchhusten,
schmerzenden Geschwülsten und Geschwüren, Unterleibsentzündungen u.s.w. äußerlich (in
Form von Einreibungen und Umschlägen)
und innerlich vielfach benutzt. Das Bilsenkrautöl (OleumHyoscyami) wird nach dem DeutschenArzneibuch erhalten durch Erwärmen
von 40 TeilenOlivenöl mit 4 Teilen zerkleinerten Bilsenkrauts, das vorher mit 3 TeilenWeingeist durchfeuchtet
war. Es findet nur zu Einreibungen Verwendung. Die Behandlung der Bilsenkrautvergiftung ist dieselbe wie die der Belladonnavergiftung.
(S. Atropa.) Zwei dem schwarzen Bilsenkraut nahe verwandte Arten, Hyoscyamus alvusL., das weiße, und Hyoscyamus aureusL., das goldgelbe Bilsenkraut,
beide in Südeuropa wachsend und dort anstatt des schwarzen Bilsenkrauts mit gleichem Erfolg zu denselben
Heilzwecken verwendet, findet man nicht selten als Sommerzierpflanzen des freien Landes in Blumengärten.
Könige, die Alexander d. Gr. bedeutend vermehrte. Im Gegensatze zu der schwerfälligen Phalanx
waren sie ein beweglicher Teil des schweren Fußvolks, den Alexander vorzugsweise verwendete.
Wie die Phalangiten waren sie
mit einem ledernen Helm, einem Schwert und einem erzbeschlagenen Lederkoller bewehrt, trugen aber wahrscheinlich
etwas leichtere Schilde als jene und statt der unbehilflichen Stoßlanze einen kurzen Spieß.
aus Alexandria, Tochter des Mathematikers Theon, ebenso berühmt wegen ihrer Schönheit und Sittenreinheit
wie wegen ihrer Gelehrsamkeit, widmete sich dem Studium der Mathematik und neuplatonischen Philosophie und trat in ihrer Vaterstadt
als Lehrerin auf. Durch das hohe Ansehen, in welchem sie auch bei dem Präfekten von Ägypten
[* 53] stand, geriet
sie in den Verdacht, denselben zu den Maßregeln, welche er dem herrschsüchtigen PatriarchenCyrillus (s. d.) gegenüber traf,
bewogen zu haben, und wurde von einem fanatisierten Volkshaufen aus Anlaß der von Cyrill veranlaßten Vertreibung der Juden, 415 n. Chr.,
ermordet. Das Schicksal der Hypatia wurde von Kingsley in einem kulturhistor. Roman (deutsch, 5. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1890) behandelt, ebenso von Mauthner (Stuttg. 1892). -
(grch.), die Überfüllung der Gefäße des Körpers mit Blut. Sind sämtliche Gefäße mit Blut überfüllt,
so handelt es sich um
¶
mehr
allgemeine Hyperämie (Plethora, Vollblütigkeit), findet sich aber die Hyperämie nur an einzelnen Körperstellen, so nennt man sie eine
örtliche. Bei den örtlichen Hyperämie sind nur die Haargefäße mit den angrenzenden kleinen Arterien und Venen beteiligt, und zwar
in zweierlei Art, entweder durch Erschlaffung der Gefäßwände (aktive Hyperämie) oder durch Wachsen der Widerstände
in den Venen (passive Hyperämie). Die aktive Hyperämie heißt auch, weil sie durch einen Lähmungszustand der
Arterien zu stande kommt, Lähmungshyperämie (paralytische, atonische, relaxative), und weil sie am häufigsten die Arterien
betrifft, arterielle Hyperämie. Früher nannte man sie Blutwallung (Fluxion) oder Kongestion.
Aus ähnlichen Gründen wird die passive auch mechanische oder venöse Hyperämie, Blutstauung, Blutstockung genannt.
Die arterielle oder kongestive Hyperämie entsteht entweder durch allgemeine oder örtliche Steigerung des Blutdruckes, wie z. B.
bei erhöhter Herzthätigkeit, bei der sog. kollateralen Fluxion, bei welcher das Blut durch gewisse, in die Blutbahn eingeschaltete
Hindernisse gezwungen wird, nach den benachbarten Gefäßen hin auszuweichen und diese zu überfüllen,
oder durch Abnahme des Widerstandes, welchen der Blutstrom unter normalen Verhältnissen seitens der Gefäßwände erfährt,
wie z. B. nach Entfernung des Luftdruckes bei der Anwendung des Schröpftopfes oder des Junodschen
Schröpfstiefels, nach der Ausschälung großer Geschwülste aus gefäßreichen Gegenden, bei gewissen Gefäßkrankheiten,
welche die Elasticität der Gefäßwand vermindern u. s. w. Hierher
gehören auch die durch Lähmung oder Erschlaffung der Gefäßmuskulatur entstehenden Blutwallungen, wie sie am ausgesprochensten
nach der Durchschneidung gewisser Gefäßnerven und auf reflektorischem Wege durch Reizung sensibler Nerven
[* 55] (Schmerz) sowie
durch psychische Vorgänge (Schamröte u. dgl.) beobachtet werden.
Die passiven oder Stauungshyperämien (Blutstockungen) entstehen dagegen umgekehrt durch Abnahme des Blutdruckes
und Zunahme der Widerstände, welche sich dem strömenden Blute seitens der Gefäßwände entgegenstellen; hierher gehören
mechan. Druck, Wirkung der Schwerkraft bei der Senkungshyperämie oder Hypostase, bei der es infolge lang anhaltender Rückenlage
und geschwächter Herzthätigkeit zu Verlangsamung des Blutstroms und hochgradiger Blutstauung in den Lungen
kommt, weiterhin Verschluß der Venen durch Geschwülste und Gerinnsel, erschwerter Abfluß des Venenblutes in das rechte Herz,
wie bei den meisten Lungen- und Herzkrankheiten.
Die Hyperämie kann entweder kurze Zeit anhalten (akut) oder lange dauern (chronisch sein), eine Krankheitserscheinung
oder einen normalen Zustand bilden. Die Magenschleimhaut z. B. wird während der Verdauung regelmäßig
hyperämisch. In ihren Erscheinungen sind die aktive und die passive Hyperämie wesentlich voneinander verschieden.
Bei der arteriellen Hyperämie röten sich die befallenen Teile, werden heißer,
schwellen an, klopfen, Schmerz ist gering oder fehlt
ganz, es kommt zu Ausschwitzungen und Blutungen.
Die venöse Hyperämie dagegen verursacht eine dunkle, bläuliche Färbung des Körperteils (s.
Blausucht), seine Temperatur wird niedriger, Blutungen, Ausschwitzungen, Anschwellungen kommen gleichfalls zu stande. Bei beiden
Hyperämie wird die Thätigkeit der erkrankten Organe gestört, jedoch nach der Art der und je nach dem Organ in eigentümlicher
Weise. Die aktive Hyperämie veranlaßt vorzugsweise Entzündungserscheinungen (erhöhten Stoffwechsel), die passive
dagegen Erscheinungen der Wassersucht (darniederliegenden Stoffwechsel), auf Schleimhäuten chronische Katarrhe. Bei der Behandlung
sind vorerst die der Hyperämie zu Grunde liegenden Ursachen zu erforschen und zu beseitigen. (S. Entzündung und Wassersucht.)
(grch.), übermäßige Empfindlichkeit, bei welcher schon geringe Reize
in den Nerven oder Sinnesorganen lebhafte Empfindungen oder selbst heftige Schmerzen hervorrufen, beruht
meist auf Erkrankungen des Nervensystems. (S. Schmerz und Idiosynkrasie.)
[* 56] (grch. hyperbole), in der Geometrie ein Kegelschnitt (s. d.), der entsteht, wenn die schneidende
Ebene beide Teile des Doppelkegels trifft (s. Tafel: Flächen I,
[* 54]
Fig. 3). Die entstehende Kurve (s. nachstehende
[* 54]
Figur) besteht
aus zwei zur Linie Y symmetrisch liegenden kongruenten Zweigen deren jeder zwei ins Unendliche verlaufende Äste besitzt. Die
einander am nächsten liegenden Punkte S, S1, in denen die Hyperbelzweige am stärksten gekrümmt
sind, heißen die Scheitel der Hyperbel. Sie liegen auf der Symmetrieachse X, deren von den Scheiteln begrenztes Stück als Hauptachse
der Hyperbel bezeichnet wird.
Auf der Linie X liegen die beiden Brennpunkte F, F1 der Hyperbel. Sie haben die Eigenschaft, daß die Differenz
ihrer Entfernungen von irgend einem Hyperbelpunkt H immer gleich der Hauptachse SS1 ist, oder es ist für jeden Hyperbelpunkt:
HF1-HF=SS1. Mittels dieser Eigenschaft lassen sich beliebig viele Punkte der Hyperbel konstruieren. Durch den Mittelpunkt
O kann man zwei Gerade a und a1, Asymptoten genannt, ziehen, welche die Hyperbel umschließen und zwar so, daß
sich ihnen, je weiter man sich von O entfernt, die Hyperbeläste immer mehr nähern, ohne sie jedoch in endlicher Entfernung
zu erreichen. (S. Asymptote.) Stehen die Asymptoten rechtwinklig zueinander, so heißt die Hyperbel gleichseitig (s. Tafel: Kurven
I,
[* 54]
Fig. 3).
Hauptachse SS1 und b die halbe sog. Nebenachse BB1 bedeutet, die auch imaginäre Achse heißt, da sie die Hyperbelzweige
nicht trifft und nur analog der kleinen Achse der Ellipse
[* 58] als Achse bezeichnet wird. Die mit den Asymptoten parallelen Koordinaten
[* 59] Hα, Hα1 haben konstantes Produkt; daher bekommt die auf die Asymptoten bezogene Gleichung der Hyperbel die
einfache Form x1y1 = k, wobei x1 = Hα, y1 = H/α2 ist und k eine Konstante bedeutet. Sind höhere Potenzen
dieser Koordinaten zu einem konstanten Produkt vereinigt, so nennt man die einer solchen Gleichung entsprechende Kurve eine
höhere Hyperbel. Auf TafelKurven I,
[* 57]
Fig. 12 ist eine Schar Hyperbel gezeichnet, die mit einer
Schar Ellipsen konfokal ist. In
[* 57]
Fig. 13 derselben Tafel sind gleichseitige als orthogonale Trajektorien dargestellt.
In der Poetik und Rhetorik ist Hyperbel oder Hyperbole Übertreibung (übermäßige Vergrößerung oder Verkleinerung)
des Ausdrucks, z. B. «Sein Ruhm reicht an die
Sterne», oder «Das Blut floß auf dem Schlachtfeld in Strömen»; im andern Falle (der Verkleinerung, dann
auch Meiosis genannt) dient diese Redefigur durch den Kontrast der hyperbolischen Form und der Kleinheit des Inhalts zur Darstellung
des Lächerlichen. Hyperbolisch heißt überhaupt alles übertriebene.
eine Fläche zweiter Ordnung (s. Fläche), die durch Ebenen in Hyperbeln, Ellipsen,
Parabeln geschnitten werden kann. Man unterscheidet das einschalige Hyperboloid, dessen Gleichung lautet:
x2/a2 + y2/b2 - z2/c2 = 1 und das zweischalige Hyperboloid mit der Gleichung:
x2/a2 - y2/b2 - z2/c2 = 1, worin a, b und c die Halbachsen des Hyperboloid sind (s. Tafel: Flächen
I,
[* 57]
Fig. 5 u. 6). Auf dem einschaligen Hyperboloid liegen zwei Scharen von Geraden; es gehört deshalb zu den Geradlinigen
Flächen (s. d.). Das zweischalige enthält keine reellen Geraden.
nach antiker Anschauung ein mythischer Volksstamm. Ihre Sage schließt sich überall an Kultstätten
des Apollon
[* 60] an, insbesondere an Delphi und Delos, und zwar erzählt man seit Hesiod meist von einem winterlichen Aufenthalt
des Apollon im Hyperboreerlande, das seine eigentliche Heimat ist, und seiner Rückkehr daher im Frühling, sowie von der Ankunft
hyperboreischer Gesandtschaften mit Ernteopfern. Dabei wird das Land selbst nach dem äußersten Westen
oder Osten, später auch infolge einer Ableitung des Namens von Boreas nach Norden
[* 61] verlegt, und das Volk wird wie ein Volk der
Seligen geschildert, das in ewigem Frieden bei frohen, zu Ehren des Apollon begangenen Opfermahlen sein Leben hinbringt, Krankheit
und Alter aber nicht kennt. Das Land der goldhütenden Greifen und der einäugigen Arimaspen ist ihnen benachbart.
- Hyperboreer ist auch die heutige Bezeichnung der Volksstämme im äußersten Nordosten Asiens (s. d., Bd.
1, S. 985 a).
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren
[* 62] (s. d.) mit gegen 200, mit Ausnahme der kalten Zonen
fast über die ganze Erde verbreiteten Arten. Es sind meist Kräuter oder Sträucher, seltener Bäume, mit einfachen, gewöhnlich
von kleinen durchsichtigen Drüsen durchsetzten Blättern. Die Blüten sind regelmäßig, gewöhnlich fünfseitig, fast immer
gelb; Staubgefäße
[* 63] in unbestimmter Zahl, bald frei, bald zu drei oder fünf Bündeln verbunden. Fruchtknoten
frei, mit drei oder fünf Fächern und ebenso vielen Griffeln; er wird zu einer drei- oder fünfklappigen Kapsel, seltener
zu einer fleischigen Beere.
L., Hartheu, Pflanzengattung aus der Familie der Hypericaceen (s. d.) mit gegen 150 Arten,
Kräutern oder Sträuchern, mit runden oder vierkantigen Stengeln und einfachen, oft mit zahlreichen Öldrüsen durchsetzten
und infolgedessen, gegen das Licht gehalten, durchsichtig punktierten Blättern und oft zu rispigen Trugdolden gruppierten
gelben Blüten. Bei manchen Arten sind die Kelchzipfel am Rande drüsig gewimpert, bei andern die Blumenblätter und selbst
die Staubbeutel schwarz gestrichelt und punktiert.
Die häufigste Art ist das Johanniskraut oder gemeine Hartheu, Hypericum perforatumL.Andere mehr strauchige Arten werden in
den Gärten als Zierde angepflanzt, unter diesen am häufigsten Hypericum calycinumL., aus dem Orient, eine schöne, immergrüne
Pflanze mit zahlreichen, oft niederliegenden Stengeln und großen, aber einzeln stehenden Blumen. Andere
geschätzte Arten sind Hypericum androsaemumL. (AndrosaemumofficinaleL.), das echte Konradskraut, auch Grundheil, Blutheil oder
Mannsblut genannt, und Hypericum KalmianumL. aus Virginien. Die schönste Art, Hypericumoblongifolium
Wall., im Himalaja, ein bis 2 m hoher immergrüner
Busch mit roten Ästen und Zweigen und großen Blättern und Blumen in einem gabelästigen Blütenstand,
[* 64] ist
nicht hart genug, um ohne gute Bedeckung unsern Winter im Freien auszuhalten.
(Hypereides), griech. Redner, trieb philos. und rhetorische Studien (er soll bei Plato und Isokrates gehört
haben), trat dann als Anwalt auf, beteiligte sich aber bald am polit. Leben und zwar im entschieden antimacedon.
Sinne, trat jedoch im Bestechungsprozeß des Harpalus gegen Demosthenes (s. d.) auf. Am Ende des J. 323 hielt er im athenischen
Keramikos die Leichenrede zu Ehren des gefallenen Feldherrn Leosthenes und seiner Genossen. Als nach der unglücklichen Schlacht
bei Krannon (322) Antipater die Auslieferung der antimacedon.
Redner zur Bedingung des Friedens für die Athener machte, flüchtete Hyperides nach der InselÄgina, ward aber dort ergriffen, zu
Antipater gebracht und auf dessen Befehl grausam hingerichtet. Von seinen zahlreichen Reden (52 erkannten die Alten als echt
an) waren nur Fragmente erhalten, bis seit 1847 durch die Engländer Harris und Arden vier Reden teils
in bedeutenden Bruchstücken (Rede gegen Demosthenes, Verteidigungsrede für Lykophron, Grabrede), teils vollständig (Rede
für Euxenippus) auf Papyrusrollen in ägypt. Gräbern entdeckt und veröffentlicht wurden.
Eine fünfte Rede (gegen Athenogenes) fand sich ebenda 1889. Die besten Ausgaben einzelner Reden besorgten Babington (Lond. 1850 u. ö.),
Cobet (Leid. 1858 u.
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mehr
1877), Baiter und Sauppe in den «Oratores attici» (Fascikel VIII, Zür.
1848) und Comparetti (Pisa
[* 66] 1861, 1869); alles Erhaltene findet sich in Müllers «Oratores attici», Bd. 2 (Par.
1858), und ist zuletzt hg. von Blaß (2. Aufl., Lpz. 1881); eine deutsche Übersetzung lieferte Teuffel (Stuttg. 1865; 2. Aufl.
1882). -
Vgl. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit, Bd. 2 (2. Aufl.,
Lpz. 1886);
(grch.), krankhafte Vermehrung des Faserstoffs im Blute. ^[= (Sanguis) heißt diejenige Flüssigkeit des menschlichen und tierischen Körpers, welche den ...]
(grch.), d. h. der oben (am Himmel) Wandelnde, ist der Name eines der Titanen und der Beiname des Sonnengottes
Helios
[* 67] (s. d.), der nach Hesiod H.s Sohn ist. - Hyperion heißt auch einer
der Saturnmonde.
Andr. Gerhard, prot. Theolog, geb. in Ypern, studierte in ParisPhilosophie und Theologie
und wurde 1541 Professor der Theologie in Marburg,
[* 68] wo er starb. Hyperius gehörte der milden Melanchthonschen Richtung an.
Seine «Methodi theologiae libri tres» (Bas. 1566) geben eine (unvollendete) systematische Entwicklung der christl. Lehre.
[* 69] Die
Schrift«De formandis concionibus sacris» (Marb. 1553) ist die verbreitetste Homiletik des 16. Jahrh.
In demBuche«De recte formando theologiae studio libri IV» (Bas. 1556) giebt Hyperius die erste wissenschaftliche Encyklopädie und
Methodologie der Theologie. Die beiden letztern Schriften wurden von dem span. Augustiner Villavicencio als kath. Lehrbücher
neu herausgegeben (Antw. 1565). Dem Hyperius verdankt die Hess. Kirche die große Landesagende von 1566.
Familie der Delphine mit nur einem oder zwei Zähnen in jeder Unterkieferhälfte, schnabelartig verlängerter
Schnauze und zu einem Spritzloche vereinigten Nasenlöchern.
Von den 12 Arten ist der Dögling (s. Delphine)
die bekannteste.
Hypermetropie (grch.) oder Übersichtigkeit, eine Form der Ametropie, d. h. des von der Norm abweichenden
Refraktionszustandes des Auges, bei der im Ruhezustände der Accommodation parallel einfallende Lichtstrahlen nicht, wie beim
normalen Auge,
[* 70] auf der Netzhaut, sondern erst hinter derselben ihre Vereinigung in einem Punkte finden.
Ein hyperopisches Auge vermag während der Accommodationsruhe also nur konvergent
einfallende Strahlen zu einem scharfen Bildpunkte
auf seiner Netzhaut zu vereinigen.
Während das normale Auge beim Sehen
[* 71] in die Ferne seine Accommodation ruhen läßt, muß das hyperopische dieselbe unter allen
Umständen, für Ferne und Nähe, in einem mit dem Grade der Hyperopie proportional wachsenden Maße gebrauchen:
dies führt zur Asthenopie (s. d.), die durch Tragen derjenigen Konvexgläser als Brillen zu vermeiden ist, die den Grad der
Hyperopie ausdrücken. Diese Refraktionsanomalie ist meist der Grund der Entwicklung des Schielens nach innen. So kann die Accommodationsanspannung,
deren der an Hyperopie. Leidende zum deutlichen Sehen bedarf, häufig nur mit Einleitung einer vermehrten, nicht
mehr durch die Lage des Gesichtsobjekts, sondern lediglich durch das Accomodationsbedürfnis bestimmten Konvergenz erreicht
werden. Es ergiebt sich hieraus, daß die die Hyperopie korrigierenden Konvexgläser in sehr vielen Fällen ein ausgezeichnetes
Mittel zur nicht operativen Beseitigung der in Rede stehenden Form des Schielens bilden.
(grch.), die Hypertrophie der Knochen, tritt entweder als eine umschriebene, rundliche oder höckerige Geschwulst,
als Exostose (s. d.) oder als eine gleichmäßige diffuse Verdickung
des ganzen Knochens (Hyperostose im engern Sinne) auf; im letztern Falle betrifft die Knochenbildung häufig nur die Oberfläche des
Knochens, sie kann aber auch die Markräume im Innern des Knochens befallen und die letztern durch neugebildetes Knochengewebe
mehr oder minder vollständig zum Verschwinden bringen, wodurch der vorher schwammige (spongiöse) Knochen
in eine kompakte, feste, elfenbeinharte Masse verwandelt wird (Sklerose, Eburneation oder Verhärtung des Knochens). Die Hyperostose, welche
am häufigsten die großen Röhrenknochen des Körpers sowie die Schädelknochen ergreift, ist meist die Folge einer schleichenden
Knochen- oder Knochenhautentzündung, tritt nicht selten im Verlaufe der konstitutionellen Syphilisauf und pflegt, wenn sie
einmal einen bestimmten Grad erreicht hat, sich nicht wieder zurückzubilden.
ein rhombisches Mineral, das insofern ein Glied
[* 72] der Pyroxengruppe bildet, als es ebenfalls ein Prisma
[* 73] von 93 ½°
und 86 ½° Kantenwinkel besitzt und chemisch ein Bisilikat darstellt. Gewöhnlich ist der Hypersthen nur
derb und eingesprengt; frei ausgebildete Krystalle sind nur auf Hohlräumen trachytischer Gesteine
[* 74] am Mont-Dore (Auvergne)
und von Persien,
[* 75] in Auswürflingen des Laachersees und in dem BreitenbacherMeteoreisen bekannt. Die Spaltbarkeit ist nach der
Längsfläche sehr vollkommen - hier erscheint ein metallartig, oft kupferrot schillernder Glanz -, nach
dem Prisma deutlich; die bräunlichschwarze Farbe wird durch eingewachsene braune mikroskopische Lamellen hervorgebracht.
Die Härte beträgt 6, das spec. Gewicht 3,3. Chemisch besteht der Hypersthen aus Kieselsäure, Magnesia und Eisenoxydul (Mg,Fe)SiO2;
in
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