Mekka, etwa 270 km im NNW. von Medina, am
Wadi Darb el-Bekra.
Nach dem
Koran wohnten hier die von Gott vertilgten Themuditen,
welche in ausgehöhlten Felsen hausten.
Zahlreiche Grabkam- mern und
Inschriften wurden 1878 durch Doughty (s. d.) aufgefunden.
Hidfchra oder Hedschra (arab.; unrichtig
Hegira),
Auswanderung, vorzugsweise die Aus- wanderung Mohammeds
von Mekka nach Medina. Der Zeitpunkt kann nicht mit Bestimmtheit angesetzt werden;
Zeitrechnung ein, die mit dem 16. Juli 622 (--- 1 Muharrem d. 1.1 der Hieflau) beginnt.
Für die Umsetzung der nach der Hieflau angegebenen Zeit- daten, für die nach Mondjahren gerechnet
wird, in die entsprechenden der christl. Zeitrechnung dient Wüstenfeld, «Vergleichungstabellen
der Mohammed, und christl. Zeitrechnung» (Lpz. 1854) und
die
Fort- setzung derselben bis 1500 der Hieflau von Ed.
Mahler (ebd. 1887).
Man zählt jetzt (1893) 1310-11 derH.
Hieb, diejenige
Bewegung des Fechters, welche den Zweck hat, nnt einem durch das Faustgelenk her- vorgebrachten Schwung der
Klinge den Gegner schnei- dend zu treffen. Je nach der Faustlage (s. Motionen), aus der die Hieflau geschlagen
werden, unterscheidet man Prim-, Sekonde-,
Terz- und Quarthiebe.
Die mit
Buchstaben bezeichneten, punktierten Linien
auf den ^..^ beistehenden
[* 1]
Figuren deu- ten die
Richtung der
Spitze der Klinge des Fechtenden bei den verschiedenen
Hie- ben
an
[* 1]
(Fig. 1), sowie entsprechend die
Richtung, in welcher der Gegner ge- troffen wird
[* 1]
(Fig. 2).
Je nach der
Richtung, in der
die Hieflau geführt werden, unterscheidet man verti- kale Hieflau: Prim (ad) senkrecht von oben nach unten gegen
Kopf und
Gesicht;
[* 2]
Sekonde (da) senkrecht von unten nach der Mitte des
Lei- bes gerichtet, und ho rizontale Hieflau: Seitenterz (cä)
gegen des Gegners rechte, Brustquart (ä o) gegen des Gegners linke Seite, ferner Gesichtsterz (1i) und
Ge- sichtsquart (ii)
gegen das
Ge- sicht, tiefe horizontale
Terz
(mk) und tiefe horizontale
Quart
[* 3] (km).
Zum Unterschied von den
bisher genannten geraden oder
H a u p
t h i e
b e n unterschei- det man die schrägen oder Zwi - schenhiebe: Steilterz
(Z d)
und Steilquart (6 k) schräg von oben, Tiefterz oder Bauchterz (t'k)und Tiefquart oderVauchquart(KZ)
schräg von unten fallend. Die polnische
Quart oder
Quart coups wird ähnlich wie die Sekonde von unten herauf nach des Gegners
Unterleib ge- hauen, aber aus der Quartlage.
Die Hieflau sind entweder Anhiebe,die mitschwächererKraftgehauenwerden, um den Gegner
zum Nachhauen zu verleiten, oder volle Hieflau, die mit voller Kraft
[* 4] geschlagen werden und die
Spitze möglichst weit übertippen lassen. Neben den einfachen Hieflau unterscheidet man ferner: Doppel-, Kreuz-, Stech- und
Finthiebe (s.Finte), fernerZirkel-und Schwadronshiebe.
[* 1]
Fig. 2. Hieb (an der
Keile), s.
Feile
[* 5] (Bd. 6, S. 633a). Hiebfechten,
s. Fechtkunst.- über Rappier, Säbel,
Auslage,
Mensur, Hieb, Parade, Finte s. die einzelnen
Artikel. Hiebsalter,
in der Forstwirtschaft, s.
Abtriebs- alter;
Hiebssatz (Etat),
ein forstlich technischer Aus-
druck, der sich entweder auf die Holzmasse oder auf die
Fläche bezieht.
Erstern Falls bedeutet er als
Massen- oder Materialhiebssatz
den jährlichen oder periodischen Materialertrag, der aufGrund einer vorausgegangenen Ertragsregelung
in einem
Walde für einen längern oder kürzern Zeitraum festgestellt worden ist.
Als Flächenhiebssatz, kurz Flächensatz,
bedeutet er die durch die Ertragsregelung bestimmte jährliche oder periodischeHiebsfläche.
Der Material- hiebssatz bezieht
sich entweder auf die Gesamtnutzung, oder er wird für
Abtriebs- oder Zwifchennutzungen (s. d.) getrennt gehalten.
Früher
bestimmte man den Hieflau für ganze Umtriebszeiten oder für noch län- gere Zett, jetzt beschränkt
man die
Rechnung auf kürzere Zeiträume, meist auf 10-20 Jahre. Hiebszug, in der Forstwirtschaft eine innerhalb der
Betriebsklasse
(s.d.) räumlich abgegrenzte Schlaf- Partie, die eine gewisse Selbständigkeit besitzt.
Dle Abgrenzung muß derartig erfolgen,
daß infolge der in dem einen Hieflau zu führenden
Schläge die angren- zenden
Bestände benachbarter Hieflau weder
durch Wind noch durch (Honne u. s. w. gefährdet werden. Seit- lich begrenzt man deshalb
den Hieflau durch 10-12 m breite Wirtschaftsstreifen (f. Schneisen), wo nicht natürliche
Trennungslinien, wie
Flüsse,
[* 6] Wiesen,
Straßen u. s. w., gegeben sind;
die besteBegren- zung wird durch
Wege gebildet, die den Holztrans- port zu beiden Seiten des Hieflau ermöglichen. Wo die Hieflau in der
Richtung des Hiebes aneinander
stoßen, wird bei annähernder Normalität des
Altersklassen- verhältnisses (s.
Altersklasse) meist eine solche
Alters- differenz
der
Bestände vorhanden fein, daß breite Trennungslinien zur Vermeidung der Sturmschä- den u.
dgl. nicht nötig sind;
andernfalls hat der Forsteinrichter durch entsprechend eingelegte
Los- hiebe (s. d.) den Hauungen
die nötige Beweglich- keit zu verschaffen.
Eine allgemein geltende
Größe eines Hieflau läßt sich nicht bestimmen.
Ein Hieflau soll
ge- wöhnlich aus zwei
Abteilungen (s.d.), kann aber auch aus einer
Abteilung bestehen und eine
Fläche
von 30 bis höchstens 60 ka umfassen.
Dort, wo schwierige Bestandsverhältnisse es nicht gestatten, sofort die künftig bleibenden
Hieflau zu bilden, wer- den zunächst vorübergehende Hieflau eingerichtet.
Hiebwaffen, solche Nahwaffen, welche zum Hieb (s. d. und
Fechtkunst)
[* 7] gebraucht werden. Zu den Hieflau gehören
Streitäxte,
[* 8] die Hellebarde, der krumme Säbel und einige
Schwertformen (die sog. Schlagschwerter, s. Schwert). Hiefhorn, s.
Hifthorn. Hieflau, Dorf im Gerichtsbezirk Eisenerz der
österr.
Bezirkshauptmannschaft Leoben in
Steier- mark, am Ausgange.des Gesäuses (s.d.) und an der Einmündung des Erzbaches
in die Enns, in 517 in Höhe in schöner Gebirgsgegend, an den Linien
Amstetten-Selzthal und Hieflau-Eisenerz-Vordernberg
(35 km) der Österr.
Staatsbahnen,
[* 9] hat (1890) 1094, als Gemeinde 1314 E., eine großartige Hochofen- anlage (3 Hochöfen)
und einen großen Oolzrechen, welcher 9550 cdm Holz
[* 10] faßt, beide der
Alpinen Montangefellschaft gehörig.
Oberhalb Hieflau zweigt
sich vom Erzbache das durch seine landschaftliche
¶
mehr
Schönheit bekannte Thal
[* 12] Radmer (927 E.), mit kaiserl. Jagdschloß, ab und nahe dabei befindet sich der schöne
Leopoldsteiner See.
Emanuel, vläm. Dichter, geb. zu Dendermonde in Ostflandern, war zuerst Buchhändler, trat aber später
in die Steuerverwaltung und erhielt dann eine Stelle im Ministerium des Innern. Er wurde 1867 Professor
der niederländ. Deklamation am Konservatorium zu Brüssel,
[* 13] 1869 zugleich Bibliothekar des königl. Industriemuseums daselbst.
H.s erste lyrische Publikation: «Looverkens by onze stambroeders de Hoogduitschers geplukt ("Blätter bei unsern Stammbrüdern
den Hochdeutschen gepflückt", Brüss. 1859),
zeigte schon die Tendenz einer möglichst engen Annäherung des vläm. Stammes
an das Deutschtum. Außerdem übertrug er ins Vlämische «Ella»,
Lustspiel von Wolfg. Müller von Königswinter (Gent
[* 14] 1864) sowie das Monodram «Fornarina»
von Franz Kugler (Denderm. 1867),
ferner «Dora» von Tennyson (Antw. 1871) und mehreres aus dem Französischen. Von seinen Originaldichtungen
sind zu nennen die Kantate «De Heldenstam» (Gent 1859),
die preisgekrönte Hymne«DeWind» (Brüss. 1864)
und die Oratorien «Lucifer» und «De Schelde», beide von Benoit in Musik gesetzt. Ahnliche Dichtungen sind: «Isa» (Antw. 1865)
und «Ala Hassan» (ebd. 1869),
das Deklamatorium «Breidel en de Coninc» (ebd. 1876) und das lyrisch-dramat. Gedicht «Jacobea
van Beieren» (ebd. 1867; neue Ausg. in 4 Bdn.,
1880). Wichtiger als diese dramatischen sind H.s lyrische Dichtungen: «Nieuwe Liedekens» (Gent 1861),
«Historische Zangen en vaderlandsche
liederen» (Rousselaere 1885). Außerdem veröffentlichte er viele litterarhistor. und publizistische Arbeiten und zahlreiche
Lieder und Zeitgedichte, meist für vläm. Zeitschriften. Hierher gehören
wegen ihres deutschfreundlichen Charakters die 1870 und 1871 in der «Zweep»
erschienenen «Duitsche Krijgs- en Vaderlandsliederen». Eine Auswahl seiner
Gedichte erschien u. d. T. «Gedichten»
als erster Band
[* 15] einer «Nederlandsche Bibliotheek» (Lpz.
1874); eine Sammlung in 3 Bänden (Rousselaere 1885).
(Heanzen), Deutsche
[* 17] im Westen Ungarns, im Wieselburger, Ödenburger und Eisenburger Komitat, die ihrer Sprache
[* 18] nach zum bayr. Stamme gehören und die wohl in den Anfängen der Ansiedelung noch bis in die karoling. Zeit
zurückreichen. Sie sind meist katholisch, doch bekennen sich etwa 40000 Hienzen zur evang.
Kirche, deren Stammväter zur Zeit der Gegenreformation aus den Nachbarländern und Anfang des 18. Jahrh.
aus Salzburg
[* 19] einwanderten. Die Zahl der Hienzen in den beiden Komitaten Ödenburg
[* 20] und Eisenberg beträgt über 300000
Seelen.
Ihre Mundart erinnert an das Altbayrische, doch ist sie von dem benachbarten österr. Volksdialekt in mancher Hinsicht unterschieden.
Die Hienzen betreiben größtenteils Ackerbau und Viehzucht,
[* 21] in den Waldgegenden auch Kohlenbrennerei und allerlei Holzgewerbe,
in den Hügelgegenden und Niederungen aber auch Obst- und Weinbau, und
gehen in die Fremde auf Wanderarbeit.
Vororte des Hienzentums sind: Ödenburg, Güns, Eisenstadt, Oberschützen u. a. Treffliche
Schulen zieren die Hienzenorte. -
L., Habichtskraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 23] (s. d.) mit gegen 150 Arten,
die größtenteils in der nördl. gemäßigten Zone vorkommen. Es sind ausdauernde Kräuter,
deren Wurzelstock bald Ausläufer treibt, bald den Winter über ausdauernde Blattrosetten entwickelt. Viele derselben sind
in Europa
[* 24] an trocknen und steinigen Abhängen, Ackerrändern, Wegen, auf Triften, in Wäldern und Gebüschen gemein und
nur wegen ihrer außerordentlichen Veränderlichkeit von einigem Interesse. Eine einzige europ.
Art, Hieracium aurantiacumL., wird wegen ihrer prächtig pomeranzenfarbigen, zu Doldentrauben vereinigten Blumen in den Gärten angepflanzt
und hier häufig zu Einfassungen und gruppenweise zur Ausstattung der Rabatten und Felsenanlagen benutzt und durch Ausläufer,
Samen
[* 25] oder Wurzeln vermehrt. -
Vgl. C. von Nägeli und A. Peter, Die Hieracien Mitteleuropas (Münch. 1885 fg.).
eine auf einer Anhöhe zwischen den Flüssen Mäander
[* 26] (jetzt Menderes) und Lykos (jetzt Yuruksu), bei dem
jetzigen Pambuk-Kalessi gelegene, der Kybele
[* 27] heilige Stadt in Großphrygien, war im Altertum berühmt durch heiße,
sehr kalkhaltige Quellen und durch die Höhle Plutonium, welche angeblich tödliche Ausdünstungen verbreitete und nur von den
Priestern der Kybele ohne Lebensgefahr betreten werden konnte.
(grch.), eigentlich Herrschaft der Heiligen, bedeutet soviel wie Priesterherrschaft,
wobei es gleichgültig ist, ob die Priester unter einem Oberhaupte oder unter mehrern stehen. Bei den Israeliten gab es verschiedene
Priesterklassen, von denen jede ihren Vorsteher hatte und deren gemeinsames Oberhaupt der Hohepriester war. Innerhalb der
christl. Kirche begegnen uns erst seit dem 2. Jahrh. die Anfänge der Vorstellung von einem christl. Priestertum,
welches die Fortsetzung des alttestamentlichen sei, und von einer besondern Geistesbegabung des Priesterstandes (des Klerus,
d.h. des Erbteils Gottes) im Unterschiede vom christl. Volk (den Laien).
Seit Mitte desselben Jahrhunderts entwickelte sich auch der monarchische Episkopat als das von Christo selbst eingesetzte,
von ihm den Aposteln durch feierliche Handauflegung übertragene und dann weiter in gleicher Form und mit
gleichen Wirkungen auf die Nachfolger der Apostel bis zum heutigen Tage übergegangene Amt (Lehre
[* 28] von der apostolischen Succession).
(S. Bischof.) Seitdem unterschied man drei Kirchenämter: Bischöfe, Presbyter und Diakonen, zu denen später noch die Subdiakonen
und verschiedene andere Klassen niederer Kirchendiener traten: Akoluthen, Exorcisten, Lektoren, Ostiarier.
Nach älterer Anschauung sollten alle, welche die Priesterweihe empfangen hatten, einander gleich
¶
forlaufend
160
sein, und die Bischöfe waren nur primi int6l pares, nur dem Range, Einfluß und der Ordnung nach, nicht nach der Qualifikation
höher als die übrige Geistlichkeit. Aber bereits im 4. Jahrh, sing man an, mehrere besondere Weihen oder Ordinationen einzuführen
und namentlich eine besondere Weihe der Bischöfe, denen man auch das Recht, die Ordi- nation und Firmnng
zu erteilen und das heilige Chrisma zu bereiten, ausschließlich beilegte. Da- durch erhoben sich die Bischöfe immer mehr
zu Herren des untergeordneten Klerus, über die Bischöfe erhoben sich wieder die Metropoliten und über diese die Patriarchen.
Letztere aber blieben in der griech. oder Morgenland. Kirche untereinan- der, wenn auch nicht dem Range
und Ansehen, so doch der Machtvollkommenheit nach gleich. Im Abendlande dagegen, wo es nur einen Patriarchen, den Bischof von
Rom
[* 30] gab, entwickelte sich die Hiero II zur Monarchie (s. Papst). Die kath.
Kirche be- zeichnet mit dem Worte Hiero II die Stufenfolge der Geistlichkeit und unterscheidet
die Iii6i'I.rcki3. or- äiuig und ^ui'i8äictwui8. Dem Range nach unter- scheidet sie 0räiu68 m^ore^ und niwore"; die drei
höhcrn Weihen sind der Presbyterat, Diakonat und Subdiakonat, welche von den niedern Weihen scharf und mit besondern rechtlichen
Folgen abgegrenzt werden.
Dieselben sind allein göttlichen Rechts s^uris äiviin), d. h. göttlicher Einsetzung. Nach älte- rer
Theorie kommt die powstHg oi-äiuis allen Bi- schöfen in gleichem Maße zu, dieselben übertragen aber durch die Ordination
einen Teil derselben (insbesondere das Recht des Meßopfers) auf die Priester; dagegen beschränkt sich die pot68t3.8 ^«^8-
diotioniä oder das Kirchenrcgiment auf Papst und Bischöfe, welche in der durch die kirchliche Entwick-
lung bedingten Stufenfolge (Papst, Patriarchen und Primaten, Erzbischöfe oder Metropoliten, Bi- schöfe) die Iiiei-arcinH
^ui-iLäictioiiig bilden. Nach derjenigen Theorie dagegen, welche im Gegensatze zu dem sog. Episkopalsystem (s. d.) unter dem
Namen des Papalsystems (s. d.) bekannt ist, kommt die pot63w8 ^iri8äicticmi8
dem röm. Papste als dem Universalbischof ausschließlich zu, allen übrigen
Bischöfen aber nur als seinen Stellvertre- tern und Bevollmächtigten, denen er einen Teil sei- ner Gewalt so lange als er
will übertragen kann. Diese ihren Grundzügen nach schon in den Dekre- talen des Pseudoisidor (s. d.), später insbesondere
von Gregor VII. und seinen Nachfolgern ausgebil- dete Theorie wurde zwar jahrhundertelang in der Kirche
bekämpft, von den Päpsten aber mit seltenen Ausnahmen folgerichtig festgehalten und schließlich auf dem VatikanischenKonzil 1870 dogmatisiert.
Was das Verhältnis der Hiero II zum Staate betrifft, so waren die Bischöfe und der Klerus im röm. Welt- reiche Unterthanen des
Kaisers, der sie einsetzen und absetzen konnte, und so ist es in der Morgenland. Kirche auch geblieben.
Auch im abendländ. Römer- reiche und in den Königreichen, in die dieses zer- fiel, blieben die Landesherren die Herren
der Bi- schöfe, die ihre Vasallen waren. Selbst, die Erneue- rung der rüm. Kaiserwürde im Abendlands änderte
daran nichts, und die neuen Kaiser behaupteten ihre Hoheit auch anfangs über die Bischöfe von Rom. Diese aber, besonders Gregor
VII., Inno- cenz III. und Bonifacius VIII., wendeten nun das Princip der und der absoluten Gewalt des Papstes auch nach außen,
gegen den Staat,
und stellten die Ansicht auf, der Papst sei StatthalterGottes auf Erden, Besitzer aller
Länder der Erde; alle Kaiser und Könige hätten ihre Würden von ihm, müßten seinen Befehlen gehorchen und könn- ten von
ihm gerichtet, abgesetzt, ihrer Länder be- raubt und die Unterthanen von dem Eid der Treue gegen sie entbunden werden. Hierdurch
wurde die Lehre von der absoluten Papstgewalt vollendet unv nach dieser Lehre haben die Päpste thatsächlich
meh- rere Jahrhunderte lang die Welt beherrscht. Der Protestantismus hob die ganze Grund- lage der Hiero II auf, indem er die Lehre
von der göttlichen Einsetzung des bischöfl. und priesterlichen Stan- des und von besondern, dem Priesterstande
verlie- henen und durch die Weihe fortgepflanzten über- natürlichen Gaben verwarf und denselben den Grundsatz des Priestertnms
aller Gläubigen nach
1 Petr. 2,5,9. gegenüberstellte. Das Amt derGeist- lichen behielten die Protestanten als ein zur guten
Ordnung gehöriges bei, schränkten aber den Beruf derselben ein auf das Lehren
[* 31] des Evangeliums und auf
die Verwaltung der Sakramente, wozu die Geistlichen sich die nötigen Kenntnisse und Fertig- keiten zu erwerben hätten. Die
Protestanten haben daher auch nur eine Ordination als äußere Ein- führung ins Amt, durch welche keinerlei besondere Gnadcngaben
bewirkt werden. Die Berechtigung der einzelnen Geistlichen zur Verwaltung des Amtes leiten sie lediglich
von der regelmäßigen Berufung zum Amte ab. Auch sind die prot. Geistlichen der Staatsgewalt ebenso unterworfen wie die Laien,
und es kann bei den Protestanten von einer Unter- ordnung des Staates unter die Geistlichkeit gar nicht die Rede sein. Nur
die Anglikanische Kirche (s. d.) hat den Satz beibehalten, daß das bischöfl. Amt eine göttliche Institution
sei, deren Berechtigung durch die Weihe und deren ununterbrochene Succession erteilt und fortgepflanzt werde. Die neuluth.
Ver- suche zur Wiederherstellung hierarchischer Ordnun- gen im Protestantismus sind bisher vereinzelt und erfolglos geblieben.
Hieraticum, soviel wie Vema (s. d.). Hieratischer Stil, s. Archaistischer Stil. HiLratische Schrift, s.
Hieroglyphen. Hierne, s. Hibernia. Hieroi. (grch.Hieron), Tyrann von Syrakus,
[* 32] erhielt durch seinen Bruder Gelon 485 v. Chr.
die Statthalterschaft in Gela und ward nach dessen 478 erfolgten Tode Alleinherr in dem Reiche von Syrakus. Hierauf versetzte
er 476 die Einwohner von Naros und Katana aus ihren Städten nach Leontini; doch wurde die Kolonie, die
er nach Ka- tana führte, das er nun Mna nannte, nach seinem Tode von den zurückkehrenden Katanä'ern wieder vertrieben. Ein
Seesieg, den seine und die Flotte von Kyme(Cumä) über die Etrusker 476 erfocht, beraubte diese der Oberherrschaft in dem
Tyrrheni- schen Meere. Er besiegte 472 den Thrasydäus, der ftinem Vater Theron in der Herrschast über
Akragas gefolgt war, und machte diese Stadt von Syrakus abhängig. Hiero II schätzte die Wissenschaft und Kunst und zog Dichter
wie Epicharmus, Simonides, Aschylus, Vacchylides und Pindar, der seine in den griech. Wettspielen errungenen Siege besang, an
seinen Hof.
[* 33] Hiero II starb 467 v. (5hr. zu Ätna
[* 34] und vererbte sein Reich auf seinen Bruder Thrasybul. -
Hieroll., Herrscher von Syrakus (275-215 v. Chr.), geb. um 306 v. Chr.,
der Sohn des
¶
forlaufend
Sy-161
ralusaners Hierokles, wurde in den Unruhen, die nach dem Abzug des epirotischen Königs Pyrrhus (275 v. Chr.) in Sicilien herrschten,
von dem Heere zum Feldherrn ausgerufen, und von dem Volke in Syrakus anerkannt. Nach einem über die Mamer- tiner, die sich
Messanas bemächtigt hatten, im Ge- biet von Mylä am Flusse Longanus erfochtenen Siege wurde er dann, vermutlich
269, zum König erhoben. Als die Römer
[* 36] den Mamertinern 264 zu Hilfe kamen und die karthag. Besatzung, die sie in Messana aufgenommen
hatten, vertrieben, verbündete sich Hieroglyphen mit den Karthagern gegen Rom, wurde aber vom röm. Konsul Appius Claudius geschlagen
und dann, jedoch vergeblich, in Syrakus belagert.
Als indes 263 Manius Valerius Maxi- mus mit einem starken Heere ihn und die Karthager besiegt hatte, schloß er Frieden auf 15 Jahre
mit Rom, der wegen der treuen Unterstützung, die Hieroglyphen gewährte, 248 in einen dauernden verwandelt ward.
Hieroglyphen selbst besuchte 237 Rom und machte dem röm. Volke ein Geschenk von 200000 Scheffeln Getreide.
[* 37] Den Rhodiern,
die durch ein Erdbeben
[* 38] furchtbar ge- litten hatten, half er 227 v. Chr. durch großartige Unterstützungen.
Auch in dem zweiten PunischenKriege unterstützte er die Römer mit Getreide und Truppen; so namentlich nach ihrer Niederlage
am TrasimenischenSee, wo die goldene, 320Pfd. schwere Bildfäule der Siegesgöttin, die er nach Rom sen-
dete, dort als gutes Vorzeichen begrüßt wurde. Er starb zu Anfang 215, über 90 I. alt. Sein Sohn Gelon war vor ihm (216)
gestorben, und so folgte ihm sein Enkel Hieronymus (s. d.). GroßeSorge hatte Hieroglyphen für die Vervollkommnung
des Ackerbaues getragen; er soll auch landwirtschaftliche Schriften verfaßt haben. Ein Gesetz von ihm über die Ge- treidezehnten
(I^sx Hißi-onica) galt noch zu Ciceros Zeit. Auch die Künste pflegte er, namentlich die Baukunst.
[* 39] -
Schneiderwirth, Hieroglyphen II. von Syrakus sHeiligenst. 1861).
Hiero... (grch.), heilig. Hierobotänon (grch.),
heiliges Kräuterbuch, ent- haltend die Erklärung der in der Heiligen Schrift vorkommenden Pflanzennamen. N!orooIi1öH^m.,Mari
engras, Pflanz engat- tung aus der Familie der Gramineen
[* 40] (s. d.) mit wenigen Arten, meist in hohen Gebirgen oder in der kalten
Zone. Es sind wohlriechende ausdauernde Gräser
[* 41] mit pyramidalen, meist etwas ausgebreiteten Rispen. Eimge
Arten in Europa und dem nördl. Asien,
[* 42] wie II. oäorata II^Mb., Darrgras, sind gute Futterpflanzen und riechen nach Cumarin.
Hierodräma (grch.), geistliches Schauspiel. Hierodülen (grch.),
im Altertum Sklaven (Skla- vinnen), die dem Dienste
[* 43] einer Gottheit geweiht waren. Ihre Zahl war inSyrien, Phönizien und Kleinasien
sehr beträchtlich: im kappadocischen Ko- mana trafStrabo6000,in Morimene 3000H. Sehr zahlreich waren
im Orient die weiblichen Hieroglyphen, die im Dienste der Gottheit sich preisgaben. In Griechen- land fanden sich solche Hieroglyphen namentlich
zu Korinth
[* 44] im Dienst der Aphrodite.
[* 45] Ferner erhielten sich Hieroglyphen dieser Art besonders auch auf dem BergeEryx in Sicilienbis in die
Zeit der röm. Herrfchaft. Oft wurde die Hingabe eines Sklaven an den Gott als eine Form der Freilassung benutzt, wie besonders
eine Anzahl Inschriften aus Delphi beweist. -
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX. Hieroglyphen (grch.), die Zeichen
der ägypt. Bilderschrift, deren früher sprichwörtlich dunkler Sinn erst seit Champollions Entdeckungen (s. unten, S. 163d)
verständlich geworden ist. Die hieroglyphische Schrift, in den In- schriften «die
Schrift der Gottesworte» genannt, besteht aus etwa 500 Zeichen, die mehr oder weniger treue Abbildungen von Gegenständen
aller Art (Menfchen, Tieren, Pflanzen, Geräten u. s. w.) sind.
Auf den Denkmälern wurden diese Zeichen entweder eingeschnitten oder im Relief aus der Fläche herausgearbeitet; am häufigsten
aber findet in den großen Wandskulpturen eine Verbindung von beiden statt, indem sie, wie auch die
[* 35]
Figuren
der Darstellung selbst, in der Vertiefung erhaben gearbeitet wurden (reiiel 6n ereux). Außerdem pflegten
bei reicherer Ausstattung alle Zeichen in Farben ausgeführt zu werden. Auf glatten Wänden erscheinen sie bald bunt, bald einfarbig,
oder auch nur in Umrissen gezeichnet.
Auch in Papyrusrollen wurde die heilige Schrift nicht felten angewendet, aber nur für religiöse Texte, namentlich für das
Totenbuch oder einzelne seiner Abschnitte, die den Verstorbenen mit in das Grab gegeben zu werden pflegten.
Hier sind die Hieroglyphen meist in ihrer einfachsten Form, in Umrissen, wie sie sich für den Schreib- griffel eigneten,
wiedergegeben. Die Schrift läuft von rechts nach links; nur ausnahmsweise, bei dekorativer Verwendung, kann sie auch von
links nach rechts geschrieben werden.
Die hieroglyphischen Schriftzeichen zerfallen in vier Klassen:
1) Alphabetische Zeichen (Buch- staben), deren die älteste Schrift 24 kennt: ^.' (Spiritus
[* 46] lenis), ^ ^,____a' (ein eigen-
tümlicher Kehllaut, dem hebräischen ? entsprechend), IN, /vww^ u. entsprechend), ^--- ^ (ähnlich
wie der vorige Laut), -"- 8, > 8 (ein von dem vorigen verschiedenes 8), !^^ 8 (3cd),
«^j
ä (scharfes 8). Hierzu treten noch die sekundär gebildeten Zeichen 7 und ^ i und in späterer Zeit
die Zeichen C ^ neben m neben und (neben »^/^). Die ägypt. Buchstaben drücken ebenso wie die semitischen nur Konsonanten
aus; die Vokale werden in der Hieroglyphenschrift nicht, (außer in einigen Endungen) wiedergegeben.
2) Silbenzeichen (syllabische Zeichen);
z. B. I 8n, ^7 p', ^^ ^r, H h. Sie haben sich aus ursprünglichen
Wortzeichen (s. 3) entwickelt.
3) Wortzeichen, die ursprünglich die von ihnen dargestellten Gegenstände bezeichnen;
() r' «Sonne».
[* 48] Um abstrakte Begriffe, für die man keine Wortzeichen hat, auszudrücken, 11
¶
forlaufend
162
bedient man sich der Bilder konkreter Gegenstände, deren Begriff mit jenem abstrakten verwandt ist: so schreibt man di-p «leiten»
mit einem Kommando- slad v! h^ «herrschen» mit dem Königsscepter I; ?8
«Süden» mit der Wappenpstanze Oberägyptens ^i. Der Gebrauch der Wortzeichen ist aber noch ein weiterer. Man
gebraucht sie auch, um Wörter auszudrücken, die zufällig aus denselben Konsonan- ten bestehen, wie
das durch das Wortzeichen dar- gestellte Wort; so steht z. B. cn^n pr «Haus»
auch für xr «herausgehen»; ^^ ^r «Taube» für ^r «groß»; ^^ 8^ «Gans»
für L' «Sohn»; I ulr «Laute» für nli- «gut».
4) Determinativa, die dem l alphabetisch, durch Silben- oder Wortzeichen geschriebenen) Worte nachgesetzt
werden, um das Lesen zu erleichtern oder Irrtümern vorzubeugen. So setzt man hinter das alphabetisch geschriebene ^. >
n mßii «Krokodil» ein Determinativ «^-. (Krokodil), um genauer die Bedeutung des Wortes zu kennzeichnen. Ähnlich jchreibt
man ^^8 hh^ "Bier» mit dem Deter- minativ 3 Krug, um die Flüssigkeit anzudeuten. Derartige Determinative
sind ^ für Mann, ^ für Bäume, ^1 Pflanze, s^^ Wüste, ^^ (eine Buchrolle) für abstrakte Begriffe u. a. m. Worte geschrieben.
In der Regel braucht man nur das Wortzeichen und setzt, um die Aussprache an- zudeuten, noch ein oder mehrere
alphabetische Zeichen hinzu; dem Ganzen folgt dann häusig das Deter- minativ ; z. B. ^^
V^ «herausgehen» (n^iü Wort- zeichen für pr, sprache, V Beine, als Determinativ für den Be- ? 1^ griff des Gehens); ^
^X ^^ Ich; «herrschen» I 1^ Wortzeichen k^' «herrschen»,
^ -^ tz, ^. ^ , Rein alphabetisch oder syllabisch schreibt man ge- wöhnlich nur Worte, für die kein
Wortzeichen eri- stiert; z. B. l^ V^v «sein»;
«Name» l K^ Determinativ für alles, was mit dem Munde geschieht).
Beim Schreiben mit der Rohrfeder wurden die komplizierten hieroglyphischen Scyriftzeichen abge- kürzt und vielfach untereinander
verbunden. Diefe Kursivschrift, in der die meisten ägypt. Handschriften,
Urkunden, Briefe u. s. w. geschrieben sind, bezeichnet man nach einem Ausdruck des Klemens Alexandri- nus mit dem Namen hieratische
Schrift (Fr3.ni- mata, dieraul^). Sie unterscheidet sich von der hieroglyphischen Schrift der Denkmäler ähnlich wie unsere
geschriebenen Buchstaben von den gedruckten.
Aus dieser Kursive ist später durch eine noch größere Abkürzung der Zeichen, deren ursprüngliche
Form hier kaum noch zu erkennen ist, die sog. demotische Schrift (d. i. Volksschrift, griech. äßmotikä. oder dßuioäs
Fi-HinniatH) entstanden. Man nennt sie auch enchorische, «einheimische»
(snokoi-ig. ^HmiuHta), Fi-apliika.). Ihr Gebrauch läßt sich bis ins 7. und 8. Jahrh. v. Chr.
zurückverfolgen. Die Hieroglyphenschrift und die aus ihr abgelei- tete Kursive blieben bis in die ersten Jahrhunderte nach
Christus, die hieroglyphische nachweisbar bis auf den Kaifer Decius, in Gebrauch.
Als aber das Christentum sich immer mehr in Ägypten
[* 50] verbreitete und in seinem Gefolge die griech.-kirchliche Littera- tur,
begann man auch für
die christl. Schriften in ägypt.
Sprache sich des griech. Alphabets zu be- dienen, indem man diefem für^die den Ägyptern eigentümlichen Laute (k, h, ti, 8,
k, D) sechs der demo- tischen Schrift entlehnte Zeichen hinzufügte. Diefe von den ägypt.
Christen gebrauchte Schrift ist unter dem Namen der koptischen Schrift (f. Kopten)
[* 51] bekannt. - Näheres
über das hieroglyphische Schrift- fystem s. unter andern bei Erman, Ägypten und ägypt. Leben im Altertum (S. 449 fg.) und
in des- selben Ägypt.
Grammatik. Die Entzifferung der einheimischen, nament- lich aber der hieroglyphifchen Schrift wurde von Niebuhr mit Recht eine
der größten Entdeckungen des 19. Jahrh, genannt. Sie hat eine neue und umfangreiche Wissenschaft begründet
und auf alle übrigen Zweige der Altertumsforschung den ent- schiedensten Einfluß geübt, indem sie uns allmäh- lich in
den Stand gesetzt hat, die älteste der Kul- turen unserer Kenntnis wieder zugänglich zu machen. Die Auffindung der Inschrift
von Rosette (Rafchid) während der Napoleonischen Expedition 1799 gab die erste gegründete Hoffnung zur
Entzifferung der Hieroglyphen. Sie enthielt einen dreifachen Text in hiero- glyphifcher, demotischer und griech. Schrift.
Aus dem griech. Texte ging hervor, daß alle drei das- selbe Dekret zu Gunsten des PtolemäusEpiphanes enthielten, das die
ägypt. Priester im 9. Jahre der Regierung des Königs, 196 v. Chr.,
abgefaßt und in allen ptolemäischen Tempeln aufzustellen verord- net hatten. Von diefem Stein, der jetzt im Britischen Museum
aufbewahrt wird, beeilte man sich, Abgüsse und Abdrücke der Inschriften anzufertigen, und 1803 erfchien die erste Publikation
derselben, von der ^mihug.rjkm 80ciet^ in London
[* 52] besorgt.
Aber die Entzifferung der Hieroglyphen gelang nicht so schnell, wie eine solche mehrsprachige Inschrift hoffen zu lassen fchien. Da
der hieroglyphische Text nicht vollständig war, so beschäftigten sich die Gelehrten zunächst nur mit dem demotifchen Texte.
Der erste, der sich an diefer Aufgabe versuchte, war Silvestre de Sacy, welcher in seiner bereits 1802 erschienenen
«I^ettrs an cito^en Obkpt^I» (damals Minister des Innern) die Resultate
seiner Vera^n- chunH des griech. und demotifchen Textes mitteilte. Er hrelt die hieroglyphische Schrift für eine durch- gängig
ideographische oder Wortschrift, die hiera- tifche, die er in andern Inschriften richtig erkannt hatte, sür sylladisch oder
alphabetisch, die enchorifche für rem alphabetisch, ohne jedoch die einzelnen Lautzeichen lesen zu können.
Doch erkannte er, daß alle drei Schriftarten von rechts nach links zu lefen seien, und fchied eine Anzahl Gruppen, welche
die NamenPtolemäus, Arsinoe, Alexander u. a. ent- hielten, aus dem fortlaufenden Texte richtig aus. Den zweiten wichtigern
Schritt tbat der schweo. Diplomat Äkerblad in feiner gleichfalls 1802 ge- druckten «I^tti-6 3.U cito^6Q
8iiv68ti-6 äs 8ac^ 3ur 1'in8cripti0ii 6F^pti6nn6 äs Ii,086tt6». Diefer blieb nicht beim Ausscheiden der ganzen Gruppen
stehen, sondern analysierte sie und bestimmte den
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forlaufend
phone-163
tischen Wert für die einzelnen Zeichen in den Na- men Ptolemäus, Alexander, Arsinoe, Berenike und noch sechs andem. Das hiernach
aufgestellte Alpha- bet war im wesentlichen richtig. Zugleich hatte er im hieroglyphischen Texte mehrere Zahlzeichen richtig
erkannt. Er hatte demnach in Wahrheit die ersten ägypt. Schriftzeichen entziffert. Hier blieb
aber das Werk vorerst stehen. Die 1804 vom Grafen Palin (anonym) erschienene «^na,1^86 äs 1'in- äcription ä6 I5086tt6»
mußte ihr Ziel schon deshalb gänzlich verfehlen, weil er von der irrigen Voraus- setzung ausging, daß uns die hieroglyphische
In- schrift in der vollständigen Anzahl von Zeilen er- halten sei, sodaß er die erste griech. Zeile mit
der ersten erhaltenen hieroglyphischen verglich.
Ebenso unrichtig oder unbedeutend waren die Versuche von Bailey, Sickler, Spohn u. a. Von mittelbarer Wichtigkeit ward nur
die 1808 publizierte gelehrte Untersuchung von E. Ouatremöre: ci-itiHU68 6t 1ii8t0riM68 3ar 1a IanZU6 6t 1a 1itt6- rHMrs
äs i'N^pte", worin dieser bewies, daß die kopt. Sprache wesentlich dieselbe wie die altägyp- tifche
sei. In den I. 1809 - 13 war die um- fangreiche «O68cripti0n äs 1'^Z^pt6»,
die ruhm- reiche Frucht der Napoleonischen Expedition, er- schienen; aber sie blieb ein Bild ohne Licht
[* 54] und Schatten
[* 55] und ohne
Perspektive, weil die vielen In- schriften, die den Kommentar liefern und alles in seiner hiftor.
Folge erkennen lassen konnten, noch un- verständlich blieben. Erst 1819 wurde die Aufmerksamkeit wieder auf diese wichtigen
Untersuchungen gelenkt durch einen Aufsatz des berühmten Physikers Th. I)oung, der im Supplement zum ersten Teil des vierten
Ban- des der «Nnc^eioplVäig, Zritkmuica» zu Edinburgh
erschien. In diesem wichtigen Artikel «I^^pt» wurde die Entdeckung Akerblads vom demotischen auf
den hieroglyphischen Text angewendet und auf eine äußerst scharfsinnige Weise mittels der zwi- schen beiden stehenden hieratischen
Schrift nachge- wiesen, daß die einzelnen Zeichen in den hiero- glyphischen Namensschildern den bereits erkannten Zeichen
der demotischen Namensgruppen ent- sprechen. Er erhielt auf diese Weise ein kleines hieroglyphisches Alphabet,
mit dem er auch eine Reihe anderer hieroglyphischer Königsnamen zu erklären suchte.
Der Versuch war im allgemeinen gelungen, aber doch in den einzelnen Anwendungen noch so mangelhaft, daß er mehrere Namen
ganz unrichtig las, z. B. Arsinoe statt Autotrator, Euer- getes statt Cäsar u. s. w. Jean Francois Cham-
pollion (s. d.), der sich bereits seit 1807 vorzüg- lich mit Ägypten beschäftigt und schon 1814 seine wertvollen Untersuchungen
über die ägypt. Geo- graphie herausgegeben hatte, war wohl mit dem Artikel Joungs bekannt und scheint durch ihn zu neuen
Versuchen der Entzifferung von an- geregt worden zu sein. 1821 erschien zu Grenoble
[* 56] eine Broschüre in,Folio:
«D6 1'6ci-itni-6 tiiei-g.- Uhue ä63 anci6N3 N^pti6ii8», worin cr nachwies, daß, wenn die hieroglyphische Schrift, wie bis
dahin allgemein, auch von ^ounq, angenommen wurde, eine mit Ausnahme der Eigennamen nur ideographische Wortschrift sei, dies
auch ebenso von der hieratischen gelten müßte, da sich die von ihm untersuchten Totenpapyrus in beiden
Schriftarten Zeichen für Zeichen entsprächen, während es den frühern Gelehrten wahrscheinlicher erschien, daß die hieratische
Schrift syllabisch sein möchte.
Den entscheidendsten Schritt in der Geschichte der
Hieroglyphenentzifferung that Champollion aber erst im nächsten 1.1822 durch
die Veröffent- lichung seiner berühmten «I^6tti-6 a N. vaci^»,
worin er durch die Analyse einer Reihe von Kö- nigsnamen ein wenn auch noch beschränktes hiero- alyphisches Alphabet aufstellte,
dessen Anwendbar- keit sich überall bewährte, wo dieselben Zeichen wieder- kehrten. Obgleich nun dieses glänzende Resultat
in gewisser Beziehung nur als eine Berichtigung und Erweiterung der besonders durch ihren Scharfsinn verdienstvollen
Entdeckung von Joung erschien, der den einzelnen Zeichen zum Teil bereits dieselbe Be- deutung beigelegt hatte, so unterschied
es sich doch wesentlich dadurch, daß Champollion einen viel ein- fachern und sicherern Weg einschlug als sein Vor- gänger.
Champollion wurde dabei durch einen be- sonders günstigen Umstand unterstützt. Der Eng- länder Bankes
hatte 1815 einen Obelisken auf der Infel Philä aufgefunden, den er famt dem zuge- hörigen Piedestal 1821 nach England brachte
und auf seinem Landsitz in Kingston-Hall in Dorsetshire aufstellte. Noch in demselben Jahre publizierte er die hieroglyphischen
Inschriften des Obelisken und die griechische des zugehörigen Postaments. Diese enthielt einen Brief der
Isispricster von Philä an Ptolemäus Euergetes 11., seine Schwester Kleo- patra und seine Gemahlin Kleopatra. Es lag daber
nahe, dieselben Namen in den hieroglyphischen In- schriften zu vermuten.
Obgleich nun die Voraus- setzung irrig war, daß ein Zusammenhang stattfinde zwischen der griech.
und hieroglyphischen Inschrift, die sich zwar beide auf denselben König bezogen, aber in verschiedene Jahre gehörten, so
fand sich doch in der That außer dem in der Inschrift von Nofette bereits gelesenen NamenPtolemäus auch der Name der Kleopatra
auf dem Obelisken. Auf diefelbe Vermutuna gründete nun Champollion feine vergleichende Analyse der beiden
Namen. Es traf sich überaus günstig, daß die Namen ?101X6)m3,i08 und kl.6()?.V1'i-^ vier gleiche Buchstaben enthalten und
sich außerdem im zweiten Namen das a wieder- holt.
Die Probe war daher so einfach, daß über die Richtigkeit der Lesung im allgemeinen nicht der min- deste Zweifel sein
konnte. Diese beiden Namen er- gaben sogleich ein Alphabet von 11 Lautzeichen, die sich bald durch weitere Anwendung auf die
NamenAlexandros, Berenike und viele andere bedeutend vermehrten. Hiermit war der feste und bald von den bedeutendsten Gelehrten,
wie Silvestre de Sacy, Nie- buhr, W. von Humboldt, anerkannte Grund für alle folgenden Entdeckungen auf
diesem Felde gelegt.
Aber selbst noch in dieser «I.6tti6 ä U. Oaci^» hatte Cbampollion so wenig
den wahren Organis- mus des ganzen Hieroglyphensystems erkannt, daß er noch immer mit Joung und andern die irrige Meinung
teilte, daß die phonetische Bedeutung der einzelnen Hieroglyphen sich nur auf die Eigennamen
beschränke, der übrige fortlaufende Text aber aus rein ideo- graphischen Zeichen bestehe. Hiervon kam er erst in seinem
nächsten Werke, «?r6ei8 äu 8)'8t6M6 liisro- Z1ypkihii6» lPar. 1824; 2. Aufl.
1828), zurück, worin er zeigte, daß das durch die Namen gefundene Alpha- bet auch auf alle übrigen Gruppen anwendbar
ist, wo sich dieselben Zeichen wiederfinden. Die letzten und vollständigsten Resultate seiner sprachlichen Untersuchungen
liegen aber in der erst nach seinem Tode publizierten «üraininaii-ß s^ptisnns» (3 Tle., 1836-41) vor, worin er das ganze
System der 11""
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