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gesammelt erschienen (Lpz. 1882‒83). Eine neuere in Weimar [* 2] gehaltene Rede ist: «Goethes Vorahnungen kommender naturwissenschaftlicher Ideen» (Berl. 1892).
gesammelt erschienen (Lpz. 1882‒83). Eine neuere in Weimar [* 2] gehaltene Rede ist: «Goethes Vorahnungen kommender naturwissenschaftlicher Ideen» (Berl. 1892).
Haushühner mit nicht sehr voller, nach oben zugespitzter und nach vorn überneigender Haube, z. B. das Brabanter Huhn (s. Haubenhühner).
s. Kahlbäuche. ^[= (Apodes) werden die aalartigen Fische nach der Eigentümlichkeit genannt, daß ihnen die hintern ...]
Dichtername von Wilhelmine Christiane von Chézy (s. d.). ^[= # I., Fürst von Anhalt-Bernburg (1603-30), wurde 11. Mai 1568 zu Bernburg als der zweite Sohn ...]
Helmintholith (von Volger nach seinen wurmförmigen Gestalten so benannt), eigentümliches chloritähnliches Mineral, das in der Form ganz kleiner, gewundener und verdrehter, rhombischer oder sechsseitiger Prismen häufig dem Bergkrystall, Adular, Periklin, Titanit [* 3] u. s. w., namentlich bei den alpinen Vorkommnissen dieser Mineralien [* 4] auf- oder eingestreut ist;
es ist grün und fettglänzend auf den prismatischen, silberweiß und metallartig perlmutterglänzend auf den basischen Flächen, nach denen es leicht spaltet.
s. Eingeweidewürmer. ^[= Entozoen, die im Innern des Menschen und der Tiere schmarotzenden Würmer. Frühere ...]
s. Wurmkrankheiten.
Mineral, s. Helminth. ^[= (von Volger nach seinen wurmförmigen Gestalten so benannt), eigentümliches chloritä ...]
(grch.), die Lehre [* 5] von den Eingeweidewürmern. ^[= Entozoen, Helminthen, die im Innern des Menschen und der Tiere schmarotzenden Würmer. Frühere ...]
s. Rabenkakadus.
s. Kasuar.
Zimier, Helmschmuck, Helmzeichen, Helmzier, in der Heraldik ein auf dem Helm plastisch angebrachtes Unterscheidungsmittel der Wappen, [* 6] das oft auch in geistigem und bildlichem Zusammenhang mit dem bezüglichen Wappen steht. Als unmittelbare Vorläufer der Kleinodhelme sind die bis zu Anfang des 13. Jahrh. mit [* 1] Figuren bemalten Topfhelme (s. Helm, S. 17 a und 18 b) anzusehen. Das Kleinod tritt erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. als feststehender Bestandteil der Geschlechtswappen auf. Die Verbindung desselben mit dem Helm wird durch den kranzartigen farbigen Wulst oder durch die Krone hergestellt.
(Oxypogon Lindeni Gould; s. Tafel: Kolibris, [* 7] Fig. 8) heißt eine wenig farbenprächtige Art der Kolibri (s. d.), oben und unten von ziemlich gleichmäßiger graubrauner, mattgrün überflogener Färbung mit geringem Metallschimmer. Beim Männchen erhebt sich auf dem Kopfe eine hohe, spitze Haube, die in der Mitte aus weißen, an den Seiten aus schwarzen Federn besteht. Von den Schnabelwinkeln herab reichen bartartig verlängerte weiße Kehlfedern. Die Länge beträgt 14 cm, die des Schwanzes 7 cm. Der Helmkolibri bewohnt die hohen Gebirge Venezuelas zwischen 3000 und 4000 m.
s. Utricularia. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Utriculariaceen (s. d.) mit gegen 150 weit ...]
in der Heraldik die ausschließlich zur Krönung der Wappenhelme verwendete Krone.
Ursprünglich königl. Gnadenzeichen, zeigt die Helmkrone die Form der alten einfachen königl. Krone (s. Kronen), [* 8] übereinstimmend mit der norddeutschen Adelskrone. [* 9] (S. Tafel: Kronen Ⅱ, [* 1] Fig. 1.)
(Visierhelm), s. Helm ^[= # in der Technik der Stiel eines Hammers, Beiles oder einer Axt.] (S. 17 b).
Geschichtschreiber des 12. Jahrh., wurde in Holstein geboren und war Landpfarrer zu Bosau am Plönersee. Von seinem Lehrer Gerold, dem ersten Bischof von Lübeck, [* 10] wurde er aufgemuntert, die Bekehrung der benachbarten Slawen historisch darzustellen. Er that dies in dem Werke «Chronica Slavorum», worin er über die Predigt des eifrigen Vicelin, die Thaten Heinrichs des Löwen, [* 11] die Kolonisation der eroberten Wendenländer und die Begründung der neuen Bistümer wertvolle Nachrichten giebt, wenngleich oft ohne hinreichende Prüfung der ihm mündlich zugehenden Erzählungen.
Sein Werk schließt 1171 und ist bis 1209 fortgesetzt von Arnold, dem ersten Abt des Lübecker Johannisklosters. Die Chronik ist 1868 neu herausgegeben von Lappenberg im 21. Band [* 12] der «Monumenta Germaniae» und im Separatabdruck der «Scriptores rerum Germanicarum» (Hannov. 1868), übersetzt von Laurent (Berl. 1852; 2. Aufl. von Wattenbach, Lpz. 1889). –
Vgl. die Dissertationen von Voelkel (Gött. 1873), Hirsekorn (Halle [* 13] 1874), Regel (Jena [* 14] 1883);
ferner: Wattenbach, Geschichtsquellen, Bd. 2 (6. Aufl., Berl. 1893).
wohlhabender Ort in der niederländ. Provinz Nordbrabant, unweit der Aa, dem Süd-Wilhelmskanal und der Bahnlinie Eindhoven-Venlo, hat (1891) 9328 E., bedeutende Kattunfabriken und Färbereien, Cigarrenmanufaktur und ein 1492 erbautes Schloß.
Joh. Bapt. van, Arzt und mystischer Theosoph, geb. 1577 zu Brüssel, [* 15] studierte in Löwen mit solchem Erfolg Medizin und Chirurgie, daß er daselbst bereits in seinem 17. Jahre als öffentlicher Lehrer auftreten konnte. Doch gab er bald die Medizin auf, verließ sein Vaterland und irrte 10 Jahre in der Welt umher, 1609 zog er sich auf sein Gut Vilvorde bei Brüssel zurück. Hier beschäftigte er sich bis zu seinem Tode mit chem. Arbeiten und mit dem Studium kabbalistischer und anderer mystischer Schriften.
Dies führte ihn dahin, eine mystische, aus naturphilos. und mediz. Elementen gemischte Theorie aufzustellen. Er entdeckte das Laudanum des Paracelsus, den Hirschhorngeist und die Kohlensäure, auch führte er den Namen «Gas» in die chem. Terminologie ein. Schließlich wollte er die ganze schulwissenschaftliche Medizin umstoßen; aber was er an deren Stelle setzte, war noch unsicherer als alles Bisherige. Er nahm Geister bei seinen Erklärungen zu Hilft, ließ alles durch chem. Prozesse entstehen und berücksichtigte in seiner Krankheitslehre vorzugsweise den Magen [* 16] und Unterleib. Nach ihm wird das Leben von einer Grundkraft, die er Archeus nennt, und von andern untergeordneten Kräften regiert. Er starb Seine Werke erschienen u. d. T. «Ortus medicinae» zu Amsterdam [* 17] (1648 u. ö.; die beste Ausgabe ist die von 1652). –
Vgl. Spieß, H.s System der Medizin (Franks. 1840);
Rommelaere, Études sur J. B. van Helmont (Brüss. 1868);
Kopp, Geschichte der Chemie, Bd. 1 (Braunschw. 1843).
Sein jüngster Sohn, Franciscus Mercurius van Helmont, geb. gest. 1699 in Berlin, [* 18] hinterließ mehrere theosophische Schriften, erwarb sich auch um die Physiologie der Sprache [* 19] und um den Unterricht der Taubstummen Verdienste. –
Vgl. Broeckx, Le [* 20] baron François Mercure van Helmont (Antwerp. 1870).
s. Helm ^[= # in der Technik der Stiel eines Hammers, Beiles oder einer Axt.] (S. 18 a).
s. Helmkleinod. ^[= Zimier, Helmzeichen, Helmzier, in der Heraldik ein auf dem Helm plastisch angebrachtes ...]
in der Heraldik Siegel, die nur den Helm, nicht den Wappenschild berücksichtigen.
Marktflecken im Bezirksamt Marktheidenfeld des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 7 km von der bad. Grenze, 16 km westlich von Würzburg, [* 21] in 320 m Höhe, hat (1890) 1072 kath. E., Postexpedition, Fernsprechverbindung, Kriegerdenkmal;
bedeutenden Weizen- und Gerstebau, ¶
Schweinezucht und Weinbau;
in der Nähe mehrere Kriegergräber mit Denkmälern. - Bei Helmstadt behauptete in dem Gefecht vom die preuß. Division Beyer nach langem Kampfe das Feld gegen die bayr. Divisionen Stephan und Prinz Luitpold.
1) Kreis [* 23] im Herzogtum Braunschweig, [* 24] hat 797,81 qkm und (1890) 65501 (33150 männl., 32351 weibl.) E., 7475 Wohnhäuser [* 25] mit 14680 Haushaltungen, 3 Städte und 87 Landgemeinden und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Borsfelde und Calvörde.
- 2) Kreisstadt im Kreis Helmstedt, etwa 3 km von der preuß. Grenze, an einem Bache, in 111 m Höhe, in einer weiten Thalsenkung zwischen Lappwald und Elm, an den Linien Jerrheim-Helmstedt (22,1 km) und Braunschweig-Magdeburg der Preuh. Staatsbahnen, [* 26] Sitz der Kreisdirektion und eines Amtsgerichts (Landgericht Braunschweig), hat (1890) 10955 (5427 männl., 5528 weibl.) E., darunter etwa 1000 Katholiken und 18 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, [* 27] ein herzogl. vereinigtes Helmstedt-Schöningensches Gymnasium, 1817 gegründet (Direktor Drewes, 16 Lehrer, 9 Klassen, 228 Schüler), höhere Mädchenschule, 2 Bürgerschulen, städtische landwirtschaftliche Schule Marienberg (Direktor Kremp, 17 Lehrer, 12 Klassen, 295 Schüler); Wasserleitung [* 28] und Gasanstalt, 2 Krankenhäuser, ein herzogl. Leihhaus und einen Spar- und Vorschußverein.
Die ehemaligen Festungswerke sind in Promenaden verwandelt. Die von Herzog Julius gestiftete, eingeweihte Universität stand besonders im 17. Jahrh, in hoher Blüte, [* 29] wurde aber durch die westfäl. Regierung aufgehoben. In dem im edelsten Renaissancestil aufgeführten Universitätsgebäude («uleum, um 1600 erbaut) mit schönen Portalen und Giebeln befinden sich die Reste der alten Universitätsbibliothek (18-20000 Bände); denselben Stil zeigt das Gymnasialgebäude (1881);
die got. Stephanskirche (14. Jahrh.) enthält Grabmäler berühmter Professoren;
westlich auf einer Anhöhe liegt die 1256 geweihte, jetzt stilvoll renovierte Kirche des luth.
Jungfrauenstifts, ehemaligen Augustinernonnenstifts Marienberg, eine Pfeilerbasilika, deren prachtvolles Hauptportal für ein Meisterwerk des Übergangsstils gilt. Helmstedt hat Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Schuhwaren, Thonwaren, [* 30] Seifen, Tabak, [* 31] Pfeifen, Erdfarben, eine Dampfmühle, Branntweinbrennereien, zwei Wollgarnspinnereien, eine Zuckerraffinerie, zwei Fabriken für Maschinen der Seifenindustrie, ferner jährlich elf stark besuchte Kram- und Viehmärkte.
In der Umgegend befinden sich Braunkohlen und Koprolithen. 3 km westlich, auf dem St. Annen- oder Corneliusberge, die Lübbensteine, wahrscheinlich heidn. Altäre, östlich bei der Stadt das 1803 säkularisierte Benediktinerkloster St. Ludgeri, jetzt Domäne mit kath. Kirche, mit Resten eines sehr alten ausgelegten Gipsfußbodens, in der Hedwigs-(Doppel-)Kapelle (10. und 11. Jahrh.) neben der Kirche Kapitäle aus karoling. Zeit. 6 km weiter im Lappwald Bad [* 32] und Klarabad mit eisenhaltigen Quellen, besonders von Gichtleidenden besucht, mit einem Denkmal der 1870-71 gefallenen Braunschweiger. 11 km östlich das gräfl. Gneisenausche Gut Sommerschenburg mit dem Grabe des Feldmarschalls Gneisenau und seinem Denkmal; 7 km nördlich das ehemalige Cistercienserkloster Marienthal, jetzt Domäne, mit flachgedeckter roman. Pfeilerbasilika (1138 - 46);
4 km nordwestlich Süpplingenburg. - Helmstedt ist historisch bekannt seit 798, als Ludgerus, der erste Bischof von Münster, [* 33] hier taufte und das Benediktinerkloster St. Ludgeri stiftete. Unter den Äbten von Werden wuchs der um 900 im Gau Derlingo gegründete Ort heran, erhielt 1099 Stadtrechte, trat 1457 dem Hansabunde bei und kam 1490 an Braunschweig. -
Vgl. Kunhardt, Beiträge zur Geschichte der Universität Helmstedt (Helmst. 1797);
Ludewig, Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt (ebd. 1821);
Geschichte der ehemaligen Hochschule Julia Carolina. zu Helmstedt (ebd. 1876).
soviel wie Visier (s. d. ^[= # (abgekürzt C. C. C., d. i. Constitutio criminalis Carolina, oder P. G. O., d. i. "Peinliche ...] und Helm).
(Corythaix oder Turacus), Gattung der Pisangfresser (s. d.), deren 16 kontinental-afrik.
Arten auf dem Kopfe einen aufrichtbaren Federkamm tragen und deren Nasenlöcher zum Teil von den Stirnfedern überdeckt sind.
(Lophortyx Gambeli Nuttall), eine Hühnerart aus der Gattung Schopfwachtel (s. d.), mit buschigem, nach vorn gebogenem Federschopf, braunrotem Hinterkopf, gelber ungezeichneter Unterseite, schwarzem Bauch; [* 34]
Seidengefieder auf rotbraunem Grunde der Länge nach gelblich gestreift.
Bewohnt Kalifornien.
Helmzier, f. Helmkleinod. ^[= Zimier, Helmschmuck, Helmzier, in der Heraldik ein auf dem Helm plastisch angebrachtes ...]
[* 35] Ordnung aus der Gruppe der Monokotyledonen.
Die beiden wichtigsten hierher gehörigen Familien sind die Alismaceen (s. d.) und die Hydrocharidaceen (s. d.).
Ihre Arten sind sämtlich Wasser- oder Sumpfpflanzen mit regelmäßigen, zum Teil ansehnlichen und lebhaft gefärbten Blüten.
Die Abbildung auf S. 23 zeigt [* 22] Fig. 1 Elodea canadensis Rich. (s. d.), [* 22] Fig. 2 Hydrocharis morsus ranae L. (s. Hydrocharis), [* 22] Fig. 3 Sagittaria sagittaefolia (s. Sagittaria), [* 22] Fig. 4 Butomus umbellatus L. ( s. Butomus), [* 22] Fig. 5 Vallisneria spiralis L. ( s.Vallisneria)
Krusteneidechsen, Familie der Spaltzüngler (s. d.), mit beschildetem Kopf, an den Kieferseiten angewachsenen Zähnen, äußerlich sichtbarem Trommelfell. Die Schuppen sind meist höckerig und stehen in Querreihen. Der rollrunde Schwanz wird ziemlich lang. Es giebt nur eine Gattung (Heloderma) mit einer einzigen bis 75 cm (davon 35 cm auf den Schwanz kommend) lang werdenden, oben braunen, rötlich gesteckten und gelb punktierten Art (IHeloderma horridum Wiegm.), die Mexiko [* 36] bewohnt. Sie ist die einzige Eidechse, deren Biß giftig ist; die Giftzähne stehen im Unterkiefer und als Giftdrüse fungiert die Unterzungendrüse.
s. Abälard. ^[= Peter (frz. Abeillard, Abélard; lat. Petrus Abelardus), Scholastiker und Theolog, geb. 1079 ...]
(Helophoridae), eine Familie kleiner, träger, im Wasser an Pflanzen lebenden Käfer [* 37] Europas und Nordamerikas, dem großen schwarzen Schwimmkäfer (sog.. Karpfenstecher, Hyrophilus) nahe verwandt. (S. Palpicornier.)
(altgrch. und neugrch.), Sumpf, im besondern die sumpfige Ebene an der Mündung des Eurotas, wo die Stadt Helos lag (s. Heloten).
Raubvogelgattung, s. Gaukler. ^[= (Helotarsus Smith), eine den Bussarden verwandte Raubvogelgattung, die sich durch den gedrungenen ...]
hießen in Lakonien die von der dor. Herrengemeinde in Sparta beherrschten leibeigenen Bauern des Eurotasgebietes. Doch waren die Heloten nicht Eigentum der einzelnen Herren, sondern gehörten dem ganzen Staate an. Namentlich besorgten sie, da Lykurgs Gesetze den dor. Spartanern jedes erwerbende Geschäft untersagten, den Ackerbau gegen einen bestimmten und unveränderlichen ¶
Naturalpacht (32 Scheffel Gerste [* 39] und ein Quantum Öl und Wein für jedes Ackerlos), konnten auch Vermögen erwerben und dienten im Kriege als Schildträger und Knechte, zuweilen auch als Leichtbewaffnete und Matrosen. Da sie infolge ihrer gedrückten Lage und oft grausamen Behandlung leicht zu Empörungen geneigt waren (am bekanntesten ist der große Aufstand von 464 v. Chr.), so wurden sie stets mit Hilfe der jungen Krieger überwacht und gefährliche Leute unter ihnen heimlich aus dem Wege geräumt (durch die sog. Krypteia); auch an größern Gewaltthaten fehlte es unter Umständen nicht. Andererseits wurde namentlich während des Peloponnesischen Krieges und später eine erhebliche Zahl im Kriege bewährter als sog. Neodamoden mit der Freiheit belohnt. Erst der Tyrann Nabis machte zu Ende des 3. Jahrh, die Heloten mit Gewalt zu Bürgern.
Sir Arthur, engl. Schriftsteller, geb. zu Streatham (Surrey), besuchte Eton und Cambridge, war dann Privatsekretär bei Spring Rice, dem Schatzkanzler im Ministerium Lord Melbournes, seit 1839 bei Lord Morpeth, Hauptstaatssekretär für Irland, verlor diese Stelle aber schon 1841 bei dem Sturz des Ministeriums. 1860 wurde Helps zum Sekretär [* 40] des Staatsrats ernannt, 1872 empfing er die Ritterwürde. Er starb in London. [* 41] Sein schriftstellerischer Ruf gründet sich zunächst auf «Friends in council» (erste Serie 1847-51),
worin Fragen der Politik und Socialreform in einer Reihe von Dialogen behandelt werden. 1859 erschien eine zweite Serie unter demselben Titel, 1871 eine dritte als «Conversations on war and culture», 1873 eine vierte als «8ome talk about animals and their masters». Über die Frage der Sklaverei veröffentlichte Helps «The conquereorsof the New World and their bondsmen» (2 Bde., 1848) und im Zusammenhang damit «The Spanish conquest in America » ( 4 Bde., 1855-61). Der Erörterung polit. und socialer Reformen dienen «Organisation in daily life» (sano
[* 35] ^[Abb:] Helobien (S. 22b): 1. Eloda canadensis (Wasserpest);
a weibliche Blüte, vergrößert. 2. Hydrocarsus morsus ranae (Froschbiß);
a männliche, b weibliche Blüte, natürliche Größe. 3. Sagittaria sagittaefolia (Pfeilkraut);
a Blüte, natürliche Größe. 4. Butomus umbellatus (Wasserviole);
a Blüte, natürliche Größe, b Frucht, c Blattstück. 5. Vallisneria spiralis (Vallisnerie), links männliches, rechts weibliches Exemplar;
a weibliche, b männliche Blüte. ¶
nym, 1862), «Realmah» (2 Bde., 1869),
«Thoughts upon government» (1872) und «Social Pressure» (1875). 1892 erschienen noch «Essays and aphorisms», mit Einleitung von E. A. Helps.
Stadt in der schwed. Provinz Schonen im Län Malmöhus, an der engsten Stelle des Sundes, dem dän. Helsingör [* 43] gegenüber, am Fuße eines Bergrückens, der die Reste ihres festen Schlosses, Kärnan, trägt, hat (1892) 21026 E. Durch die Westküstenbahn und die Privatbahnen nach Heßleholm und Eslöf ist Helsingborg mit dem Netze der Schwed. Staatsbahnen in Verbindung gesetzt. Sehr lebhaft ist der Schiffsverkehr (seit 1891 auch mittels Dampffähre) mit Dänemark. [* 44] Der Hafen ist mit neuen Anlagen versehen. Ausgeführt werden vornehmlich Thonerde, Eisenerz, Ziegel, Getreide [* 45] und Fische, [* 46] eingeführt Kohlen, Mineralien, Düngemittel und Stückgüter aller Art. Helsingborg ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Helsingborg ist denkwürdig durch mehrere Reichstage, Friedensverträge und Belagerungen im 14. Jahrh., durch die Niederlage der Hanseaten 1362 und der Lübecker 1535, durch Belagerungen im 17. Jahrh., besonders durch die Schlacht 28. Febr. in welcher die Dänen unter Rantzau von einem schwed. Bauernheere unter Magnus Stenbock zurückgeschlagen wurden. In der Nähe der Sauerbrunnen Helsan; bei Höganäs Steinkohlengruben und eine Thonwarenfabrik.
finn. Helsinki, Hauptstadt des Großfürstentums Finland und des finn. Län Nyland, an der Südküste des Finnischen Meerbusens, auf einer Halbinsel zwischen drei Buchten gelegen, deren östliche von einer Gruppe von Inseln mit der Festung [* 47] Sveaborg (s. d.) umschlossen ist. In dieser Bucht liegen, durch die Vorstadt Skatudden getrennt, der Nord- (für Kriegsschiffe) und der Südhafen (für Handelsschiffe); ein dritter, der Sandvikshafen, liegt westlich von Helsingfors. Helsingfors liegt an der Linie Petersburg [* 48] - Helsingfors der Finländ. Eisenbahnen; eine Zweigbahn geht kurz vorher an den Hafenplatz Sörnäs (2 km von Helsingfors, mit Staatsgefängnis) ab.
Helsingfors hat (1890) 65535 E., davon 45,46 Proz. schwedisch redende, 45,45 Proz. Finnen, das übrige meist Russen und Deutsche. [* 49] Dem Bekenntnis nach sind die Mehrzahl Protestanten. Vorhanden sind 3 schwed. und finn., 2 russ., 1 kath., 1 deutsche evang. Kirche und 1 Synagoge.
Die Straßen sind gerade und breit und mit stattlichen Häusern besetzt. Hauptgeschäftslage ist an der Esplanade (mit dem Denkmal Runebergs) und auf der Alexanderstraße. Erstere führt östlich über den Markt zum Südhafen. Am Markt liegt das kaiserl. Palais mit dem Alexandramonument (1833 errichtet). Bemerkenswert sind ferner: die Gebäude der Universität und der Universitätsbibliothek, beide erbaut von C. L. Engel, das Senatshaus, Ritterhaus, die evang. St. Nikolauskirche (auf 10 m hohem Felsen; byzant. Stil), die neue russ. Kirche, das Staatsarchiv, das Rathaus, Ständehaus, das Athenäum, die Sternwarte, [* 50] der Stadtpark (Kaisaniemi), der Ulrikasborqpark (gewöhnlich Brunnenpark genannt) mit Villen und Seebad, der Tölöpark (2 km nördlich der Stadt). Das Trinkwasser wird aus dem Fluß Wanda (6 km nördlich) durch Röhren [* 51] in die Stadt geleitet.
Helsingfors ist Sitz des Generalgouverneurs von Finland, des kaiserl. Senats, des Gouverneurs des Län Nyland, der Landtage von Finland und aller sonstigen Centralbehörden des Landes, insbesondere
des Kommandos der finn.Truppen, des Kommandos der 24. russ. Infanteriedivision und deren 2. Brigade, und hat in Garnison das 95. russ. Infanterieregiment, das 3. finn. Leibgarde- und das 1. nyländ. Schützenbataillon und die 24. Feldartilleriebrigade. Fast alle europ. und mehrere amerik. Staaten sind in Helsingfors durch Konsuln vertreten. Auch werden daselbst die finn. Münzen [* 52] geprägt.
Die finn. (Kaiser-Alexander-) Universität, 1640 in Äbo gegründet und 1827 unter dem jetzigen Namen nach Helsingfors verlegt, hat (1893) 43 Professoren, 59 Docenten und 1750 (darunter 56 weibliche) eingeschriebene, aber nur 965 (33) anwesende Studenten, davon 120 Theologen, 227 Juristen, 145 Mediziner, 229 Historikerund Philologen, 244 Naturwissenschafter und Mathematiker. Zu der Universität gehören außer den Laboratorien, Kabinetten und Sammlungen die Universitätsbibliothek (200000 Bände), eine russ. Bibliothek, ein allgemeines Krankenhaus [* 53] und botan. Garten. [* 54]
Ferner hat Helsingfors eine Meteorologische Centralanstalt, ein Polytechnisches Institut (30 Lehrer, 150 Zöglinge), 1 schwed., 1 finn. klassisches Lyceum, 1 russ. klassisches (Alexander-) und 1 russ. weibliches (Marien-) Gymnasium, 1 schwed.-finn. Reallyceum, 1 schwed. Realschule, 1 Seeschule, Handelsinstitut, Industrieschule und Handwerkerschule. Ihren Sitz in Helsingfors haben die Finnische Gesellschaft der Wissenschaften (gegründet 1838), die Finnische Litterarische Gesellschaft, eine Schwedische Litterarische Gesellschaft, die Finnische Gesellschaft der Künste mit ihren Sammlungen im Athenäum, die Geographische Gesellschaft u.s.w. Vorhanden sind: 1 schwed., 1 finn., 1 russ. Theater, [* 55] die Cygnäus-(Gemälde-) Galerie; 1 russ. Militärhospital, 1 Irrenanstalt, 1 Blindenschule, mehrere Seebäder und Kaltwasserheilanstalt, mehrere schwed. und finn. Zeitungen («Nya Pressen», «Uusi-Suometar» u. a.).
Industrielle Etablissements gab es 1890: 553 mit 7806 Arbeitern und 25 Mill. finn. Mark Produktion, darunter mechan. Fabriken, Brauereien, 1 Zuckerfabrik (in Tölö), 1 Porzellan-, mehrere Tabaksfabriken, Brennereien, Buchdruckereien, lithogr. Anstalten, 4 Buchhandlungen, 8 Kredit- (darunter die Finländische Bank) und 5 Versicherungsanstalten u. s. w. Der Handel hat einen Umsatz von 40 Mill. finn. Mark jährlich; ausgeführt werden Holz, [* 56] Öl, Fische, Manufakturwaren. Dampfschiffahrtsverbindung besteht, außer mit den Küstenstädten, mit Petersburg, Stockholm, [* 57] Stettin, [* 58] Lübeck, Kopenhagen, [* 59] Hamburg, [* 60] London und Hüll.
Geschichte. Helsingfors wurde 1550 5 km nördlich an der Mündung der Wanda gegründet, wo sich noch Überreste der alten Stadt (Gamelstaden) finden, 1642 an den jetzigen Platz verlegt, 1729 befestigt; 1809 kam es zu Rußland, wurde 1812 Hauptstadt von Finland und 1819 Sitz der Regierung. 1750 hatte Helsingfors erst 2000 E.; eine rasche Entwicklung begann im 19. Jahrh.
Provinz im nördl. Schweden, [* 61] der nördlichste Teil des Län Gefleborg, mit 14768 qkm und 130000 E. Der Hauptfluß ist der aus Herjeädalen kommende Ljusne. Die Gewässer bedecken 6,5 Proz. der gesamten Oberfläche. Unter den Seen sind Dellen und Bergviken, in schöner Umgebung, wichtig. Der Boden ist mager und gebirgig, der Waldreichtum wird fleißig ausgebeutet; Leinwandfabrikation, Sennerwirtschaft und Pferdezucht [* 62] sind nächst dem Ackerbau die Haupterwerbsquellen. Städte sind Söderhamn und Hudiksvall. ¶
25 Helsingland wird von der Nordbahn durchschnitten; kleinere Privatbahnen vermitteln den Verkehr von der Küste in das Binnenland.
[* 43] Seestadt im Amte Frederiksborg auf der dän. Insel Seeland, an der Eisenbahn nach Kopenhagen und an der schmalsten Stelle (4½ km) des Öresundes, in reizender Lage, dem schwed. Helsingborg gegenüber, hat (1890) 11076 E., ein Hospital im alten Dominikanerkloster (Neubau got. Stiles), Rathaus, eine Fischnetz-und eine Tuchfabrik und Schiffbau. Zum Hafen, der Fahrzeugen von 6 m Tiefgang zugänglich ist, gehören (1892) 210 Schiffe [* 64] (10 Dampfer) mit 6719 t. H.s Bedeutung beruhte bis 1857 auf dem Sundzoll (s. Sund); auch jetzt ist der Schiffsverkehr ansehnlich.
In den Hafen liefen (1892) ein: 601 Schiffe mit 50765 Registertonnen, darunter 214 schwed., 184 dän., 89 brit., 62 deutsche, 36 norweg. Schiffe. 1511 Schiffe, die den Sund passierten, besuchten Helsingör;
289 liefen hier an der Eisverhältnisse oder kleinerer Havereien wegen.
Unter den Einfuhrartikeln ist Steinkohle (29,69 Mill. kg) weitaus am wichtigsten. Helsingör ist Sitz eines deutschen Konsuls. Zur Deckung dient auf der Spitze einer Landzunge die Festung Kronborg (s. d.). In der Nähe das ehemalige königl. Lustschloß Marienlyst, jetzt Kurhaus mit Seebädern. Etwa 5 km gegen NW. liegt Hellebäk (s. d.). – Helsingör, schon 1288 als Stadt genannt, wurde 1522 von den Lübeckern eingenommen und verbrannt, 1535 für Christian II. erobert, aber bald nachher zurückgenommen.
finn. Name von Helsingfors. ^[= finn. Hauptstadt des Großfürstentums Finland und des finn. Län Nyland, an der Südküst ...]
Bartholomäus van der, holländ. Porträtmaler, geb. 1611 oder 1612 zu Haarlem, [* 65] war aber in Amsterdam thätig, wo er auch 1670 starb. Obgleich ein scharfer, klarer Beobachter, ein äußerst gewandter und geschmackvoller Kolorist und ein Meister der Komposition, läßt er sich doch an genialer Kraft [* 66] weder mit Frans Hals noch mit Rembrandt vergleichen. Er bewahrt sich eine neben Rembrandt fast nüchtern wirkende Treue der Naturnachahmung, wie er denn seine [* 43] Figuren in helles, klares, ja kühles Licht [* 67] zu setzen liebt.
Gleichwohl verrät sich in seinen Werken eine so hohe Kunst, daß namentlich seine Gruppenbilder zu den hervorragendsten Werken der Bildnismalerei gezählt werden müssen. Sein großartigstes Werk ist das figurenreiche Schützenstück von 1639 im Amsterdamer Reichsmuseum, wo sich auch eine Schützenmahlzeit von 1648 und ein Regentenbild von 1657 befinden. Bedeutende Familienporträte sind in Petersburg, Rotterdam [* 68] und Karlsruhe, [* 69] einzelne Bildnisse in den meisten größern Sammlungen.
Kaspar, ungar. Schriftsteller, der sich auf seinen deutschen Druckschriften auch Kaspar Helth nannte, war von sächs. Herkunft und zu Heltau bei Hermannstadt [* 70] (Siebenbürgen) geboren. Er studierte Theologie in Wittenberg [* 71] und wurde 1545 evang. Prediger in Klausenburg. [* 72] Dieses Amt legte er um 1558 nieder und trat bald zur Lehre Calvins über, um wenige Jahre später (1569) dem Socinianismus zu folgen. Er starb um 1575. Schon 1550 errichtete er mit Georg Hofgreff in Klausenburg eine Druckerei, aus der bis 1597 zahlreiche Werke in deutscher, lat. und ungar. Sprache hervorgingen.
H.s Hauptwerk ist seine ungar. Bibelübersetzung, die er im Verein mit mehrern Genossen in 5 Bänden (1551–62) herausgab. Außerdem übersetzte er das «Tripartitum» des Verböczy ins Ungarische (1571) und verfaßte nach den «Decaden» des Bonfinius eine Chronik von Ungarn [* 73] (Klausenb. 1572; neueste Ausgabe von F. Toldy, Pest 1854). Andere zahlreiche Schriften (ein Fabelbuch 1566, ein Cancionale 1574 u.a.) reihen Heltai unter die eifrigsten und verdienstvollsten Pfleger der ungar. Litteratur im 16. Jahrh.
Dorf bei Hermannstadt (s. d., ^[= die sichtbaren Zeichen, welche ganze Worte oder Teile derselben fixieren und wiedergeben. Jede ...] 2).
Kaspar, ungar. Schriftsteller, s. Heltai. ^[= Kaspar, ungar. Schriftsteller, der sich auf seinen deutschen Druckschriften auch Kaspar ...]
(Helwân), Badeort in Ägypten, [* 74] 23 km südlich von Kairo, [* 75] mit dem es durch Bahn verbunden ist, 5 km östlich vom Nil, am Rande der Wüste, hat Schwefelquellen (30° C.); sie enthalten Chlornatrium und Chlormagnesium und sind reich an Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und Stickstoff. Heluan hat ein vicekönigl. Palais, ein großes Hotel, Villen für Badegäste, ein Badehaus mit Inhalationssaal, eine Trinkquelle und durch eine Dampfpumpe bewässerte Gartenanlagen. Wegen der reinen Wüstenluft ist Heluan 1874 zu einem Luftkurort eingerichtet. Eine Wasserleitung versorgt den Ort.
L., Faltenmorchel, Lorchel, Pilzgattung aus der Familie der Discomyceten (s. Ascomyceten), deren meiste Arten, etwa 15 in Deutschland, [* 76] eßbar sind. Es sind ziemlich große Pilze [* 77] mit unregelmäßig gelapptem und kugelig angeschwollenem Hute, der eine runzelige oder gefaltete Oberfläche besitzt. Der Stiel ist von hellerer Farbe als der Hut. [* 78] Das die Sporenschläuche enthaltende Hymenium ist über den ganzen Hut ausgebreitet und hat gewöhnlich eine braune oder braunrote, seltener eine gelbliche Färbung.
Die bekannteste Art ist die Speiselorchel oder Steinmorchel, auch Hasenmorchel, Helvella esculenta Pers. (s. Tafel: Pilze I: Eßbare Pilze, [* 43] Fig. 14). Sie hat einen wachsartigen, stark aufgetriebenen Hut auf 2–5 cm hohem Stiel, kommt hauptsächlich in Nadelwäldern vor und ist einer der besten Speiseschwämme. Eine dieser ähnliche Art, Helvella suspecta Krombh., kommt ebenfalls in Nadelwäldern, aber weniger häufig vor, unterscheidet sich von der vorigen durch eine lebhaftere rotbraune Farbe und durch die fast schwammige Beschaffenheit des Hutes; sie schmeckt unangenehm süßlich und muß jedenfalls als verdächtig gelten, ist übrigens leicht von der vorigen zu unterscheiden. Seltener sind die übrigen Arten, z. B. die ebenfalls eßbare sog. Herbstlorchel, Helvella crispa Fr., mit sehr unregelmäßigem grauem Hute.
Gipfel des Berglandes von Cumberland im nördl. England, im Seendistrikt, im SO. von Keswick, erhebt sich zu 932 m Höhe und wird seiner großartigen Aussicht wegen häufig bestiegen.
lat. Name für die Schweiz. ^[= als Staat gewöhnlich Schweizerische Eidgenossenschaft genannt, liegt zwischen 45° 49' und ...] [* 79]
ein großes kelt. Volk, erscheint in der Geschichte zuerst bei dem Zuge der Cimbern und Teutonen, denen sich die Tiguriner, einer ihrer vier Stämme, anschlossen. Diese brachten dem Heere des röm. Konsuls Lucius Cassius 107 v.Chr. bei Agen im südl. Frankreich eine schwere Niederlage bei. Nach dem Untergange der Cimbern und Teutonen kehrten die Tiguriner in ihre Heimat zurück. Die Wohnsitze der Helvetier erstreckten sich zu Cäsars Zeit vom Genfersee bis zum Bodensee, von diesem bis zum Gotthard und gegen SO. bis zur Grenze Rhätiens. Gegen S. waren die Helvetier durch die Berner Alpen von den kleinen kelt. Völkerschaften, die das Rhônethal (Wallis) bewohnten, gegen W. durch den Jura von den ¶
Sequanern geschieden. Die Absicht, ihr Land, das sie in 12 Städten und 400 Dörfern bewohnten, zu verlassen und sich im südwestl. Gallien ein ergiebigeres Gebiet zu erobern, wurde in ihnen 60 v. Chr. durch Orgetorix, einen ihrer Edeln, rege gemacht, aber durch Julius Cäsars Sieg bei Bibracte (Mont-Beuvray in Burgund) 58 v. Chr. vereitelt. Nach ihrer Unterwerfung unter die Römer [* 81] gehörten sie mit dem Privilegium eines verbündeten Volks zu dem röm. Gallien. Als sie 69 n. Chr. die Herrschaft des Prätendenten Vitellius nicht anerkennen wollten, wurden sie von dessen Unterfeldherrn Cäcina auf dem Bözberge bei dem heutigen Baden [* 82] (im Aargau) in einer blutigen Schlacht überwunden und erhielten erst nach schwerer Heimsuchung die Verzeihung des Siegers. Röm. Wesen und Leben, von dem zahlreiche, allerorten aufgefundene Altertümer zeugen, fanden bei den Helvetier eine Stätte, namentlich seitdem 43 v. Chr. durch L. Munatius Plancus die militärisch wichtige Colonia Raurica, später Augusta Rauricorum (Augst bei Basel), [* 83] gegründet worden, an den Hauptorten Aventicum (Avenches-Wifflisburg), der Hauptstadt Vindonissa (Windisch im Aargau), Noviodunum (Colonia Julia equestris, Nyon am Genfersee), Viviscum (Vevay), Eburodunum (Yverdun), Salodurum (Solothurn). [* 84] 260 n. Chr. beginnen die Einfälle der Alamannen (s. d.) in diesen Teil des Römischen Reichs, die zu Anfang des 5. Jahrh. mit der Einnahme des größten Teils des Landes endigten. Den südwestl. Teil am Jura trat 443 der röm. Feldherr Aëtius an die Burgunder ab, die sich später von da östlich bis zur Reuß [* 85] ausdehnten. (S. Schweiz.) –
Konfession, s. Reformierte Kirche. ^[= im Gegensatz zur luth. Kirche die von Zwingli und Calvin begründete prot. Kirchengemeinschaft. ...]
Konsensusformel (lat. Formula Consensus Helvetica), die letzte Bekenntnisschrift der reform. Kirche, s. Consensus.
Republik, Name des nach der Eroberung der Schweiz durch Frankreich auf schweiz. Boden errichteten Staates, der, in Abhängigkeit von Frankreich, bis (Tagsatzung von Zürich) [* 86] bestand.
Kollegium, ein vom Kardinal-Erzbischof Carlo Borromeo (s. d.) 1579 zu Mailand [* 87] zum Zweck der Ausbildung kath. Geistlicher für die Schweiz begründetes Priesterseminar.
Wüste, s. Üchtland. ^[= Nüchtland, Öchtland oder (lat. Eremus Helvetiorum), im Mittelalter das ...]
(spr. elweßĭüß), Claude Adrien, franz. Philosoph, geb. 1715 zu Paris, [* 88] war für das Finanzfach bestimmt und wurde nach beendigten Studien zu seinem Oheim geschickt, um sich praktisch in diesem Fache auszubilden. Schon im 23. Jahre erhielt er eine Generalpächterstelle, die er jedoch wieder aufgab und gegen ein Hofamt bei der Königin vertauschte. Seit seiner Vermählung mit der Tochter des Grafen Ligniville 1751 lebte er den größten Teil des Jahres aus seinem Landgute Voré, wo er sich schriftstellerischen Arbeiten widmete. 1758 gab er sein berühmtes Werk «De l’esprit» heraus, worin er alle Thätigkeiten des menschlichen Geistes aus dem Gefühls- oder Auffassungsvermögen (sensibilité) ableitet und den Beweis zu führen sucht, daß der Hebel [* 89] aller menschlichen Thätigkeit die Selbstliebe (l’intérêt) sei, die Tugend aber nur in der Übereinstimmung der eigenen Befriedigung mit dem allgemeinen Wohlsein bestehe.
Seine Angriffe auf das Bestehende in Religion und Politik zogen dem Werke und seinem Verfasser Verfolgung zu. Das Buch wurde 1759 auf Befehl des Parlaments öffentlich verbrannt, und Helvétius mußte einen förmlichen Widerruf leisten. Erbittert hierüber machte er 1764 eine Reise nach England und ging im Jahre darauf nach Deutschland. In Potsdam [* 90] nahm ihn Friedrich Ⅱ. mit Auszeichnung auf, obschon ihm seine wissenschaftlichen Ansichten nicht zusagten. Nach seiner Rückkehr lebte er zu Paris, wo er starb. Nach seinem Tode gab der Fürst Golizin von ihm noch das Werk «De l’homme, de ses facultés intellectuelles et de son éducation» (2 Bde., Lond. 1772 u. ö.; deutsch von Lindner, Wien [* 91] 1876) heraus, worin Helvétius die Gedanken seines Buchs «De l’esprit» weiter ausgeführt hatte. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 5 Bänden (Par. 1795). –
Vgl. Mostratos, Die Pädagogik des Helvétius (Dissertation, Berl. 1891).
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Amalie von (häufig unrichtig Hellvig oder Hellwig geschrieben), geborene Freiin von Imhoff, Dichterin, geb. zu Weimar, genoß auf dem väterlichen Gute Mörlach bei Nürnberg, [* 92] später in Erlangen [* 93] eine sorgfältige Erziehung. Nach dem Tode ihres Vaters lebte sie seit 1790 mit der Mutter in Weimar. 1800 wurde sie zur Hofdame der Herzogin Amalie in Weimar ernannt und lernte hier 1802 ihren nachherigen Gemahl, den schwed. Offizier Karl Gottfried von Helvig kennen, dem sie 1803 nach Stockholm folgte; als Pommern [* 94] 1810 von Schweden an Preußen [* 95] abgetreten wurde, trat er als Generalmajor in preuß. Dienste. [* 96]
Nach ihrer Rückkehr ins Vaterland lebte sie in Heidelberg, [* 97] dann in Dresden, [* 98] zuletzt in Berlin, wo sie starb. Mehrere ihrer Dichtungen wurden von Schiller in den «Musenalmanach» und das größere Gedicht «Abdallah und Balsora» in die «Horen» [* 99] aufgenommen. Von Goethe und durch Voß’ «Luise» über das Wesen des Hexameters unterrichtet, schrieb sie das epische Gedicht «Die Schwestern von Lesbos» (zuerst in Schillers «Musenalmanach für 1800», dann Heidelb. 1801, neu hg. von Mendheim in Bd. 3 von «Lyriker und Epiker der klassischen Periode» in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur»); ferner das Gedicht «Die Schwestern von Korcyra» (Amsterd. und Lpz. 1812),
«Die Tageszeiten» (Amsterd. 1812),
«Die Sage vom Wolfsbrunnen» (Heidelb. 1821),
«Helene von Tournon» (Berl. 1824),
gab mit Fouqués Gattin das «Taschenbuch der Sagen und Legenden» heraus (ebd. 1812‒13) und lieferte eine Übersetzung von Tegnérs «Fridthiofssaga» (Stuttg. 1826; neue Aufl. 1879). –
Vgl. Helvig von Bissing, Das Leben der Dichterin Amalie von Helvig (Berl. 1889).
Cinna, Gaius, röm. Dichter, Freund und vielleicht Landsmann des Catullus, mit dem er im Gefolge des Prätors Memmius nach Bithynien ging. Er war wahrscheinlich «Cinna der Poet», der bei Cäsars Leichenfeier als Volkstribun irrtümlicherweise von der empörten Volksmenge erschlagen wurde. Helvius Cinna schrieb ein Reisehandbuch («Proempticon») in Hexametern zum Gebrauche des jungen Asinius Pollio, worin er die Fahrt von Brundisium nach Griechenland [* 100] mit Aufwand von Gelehrsamkeit schilderte. Sein Hauptwerk jedoch war das mit mytholog. Anspielungen überladene Gedicht «Smyrna», an dem er neun Jahre lang feilte. Es behandelte die unnatürliche Liebe der cyprischen Königstochter Smyrna (Myrrha) zu ihrem Vater Kinyras. Die Reste von Cinnas Gedichten gab zuletzt Bährens (in den «Fragmenta poetarum romanorum», Lpz. 1886) heraus. – Vgl. Kießling, De C. ¶