Zeit zusammengestellt worden. Hierbei ist es zugleich vielfach zu einer Überarbeitung und Ergänzung der ältern
Stücke
gekommen. Diese Thätigkeit bildet die
Brücke
[* 2] zur apokalyptischen Schriftstellerei, die ihre
Weissagungen in den Mund einer
religiösen
Größe der Vergangenheit legt (s.
Apokalyptik).
Die Sprachdenkmale des Alten
Testaments umspannen, wenn man das Lied der Debora als ältestes, das
BuchDaniel als jüngstes
Zeugnis nimmt, einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren. Die sprachlichen Differenzen im Alten
Testament sind
im ganzen unerheblich, was sich nur daraus erklären läßt, daß uns sein
Text nur in einer schulmäßigen und daher nivellierenden
Bearbeitung erhalten ist. Die Hebräische Sprache, die mit ganz geringen Verschiedenheiten auch von den Kanaanäern
und Phöniziern und deren
Kolonien, wie von den Moabitern (vgl. die
Inschrift Mesas), wahrscheinlich aber
auch von den
Ammonitern, Edomitern und nomadisierenden
Stämmen des südl.
Palästinas gesprochen worden ist, bildet einen der
Zweige des großen semit.
Sprachstammes. Wie dies die geogr.
Lage bedingt, berührt die Hebräische Sprache sich in einzelnen grammatischen und lexikalischen Eigentümlichkeiten
mehr mit den aramäischen, in andern mehr mit den arab. Dialekten.
IhreBeziehungen zum Assyrisch-Babylonischen
sind noch wenig aufgeklärt. In
Palästina
[* 4] ist das
Hebräische allmählich seit dem 4. Jahrh.
v. Chr. durch das Westaramäische
zurückgedrängt worden. Zur Zeit Christi war es im Munde des
Volks erloschen, wiewohl die Schriftgelehrten eine Fortbildung
desselben gebrauchten, in der der ältereTeil des
Talmud (Mischna) geschrieben ist (s. RabbinischeSprache).
Das älteste aramäische Schriftstück des Alten
Testaments steht im
BucheEsra.
Starke Beeinflussung durch das
Aramäische zeigen
die
BücherHiob, Koheleth und Psalmen. (Vgl. über diesen Prozeß
Stade
[* 5] und O. Holtzmann, Geschichte des
Volkes Israel, Bd.
2, Berl. 1888, S. 196 fg.) Im Zusammenhang damit wurde die althebräische
Schrift zuerst im profanen Gebrauch,
später auch beim Abschreiben der
Bibel
[* 6] durch die Quadratschrift (s. d.) verdrängt.
Die grammatische Behandlung des
Hebräischen ist spätern Ursprungs.
Ihre Grundlage wie ihr ältester
Beleg ist die Punktation,
d. h. die Fixierung der in der
Synagoge üblichen
Aussprache durch eine den
Konsonanten beigegebene Zeichenschrift,
was ohne, wenn auch primitive, grammatische Erwägungen nicht möglich war.
Daß grammatische Schulen vorhanden waren, lehrt
der Umstand, daß es zwei Punktationssysteme giebt, das in unsern Drucken gebrauchte tiberiensische und das sog.
assyrische oder babylonische.
Noch sicherer geht dies daraus hervor, daß die überlieferte Punktation nicht nach einheitlichen
Gesichtspunkten
verfährt; vielmehr sind oft als isolierte Reste
Spuren abweichender Schulmeinungen erkenntlich. Die
natürliche Fortsetzung
bilden die
Beobachtungen der Masoreten, welche die Eigentümlichkeiten des überlieferten
Textes festlegen
und sie in einzelnen
Schriften zu erklären und zu begründen suchen. Ein wissenschaftlicher Zug
kam jedoch in die
Grammatik desHebräischen
erst durch Anregungen, die von den arab. Nationalgrammatikern ausgingen.
Von diesen ist die mittelalterliche jüd.
Grammatik durchaus abhängig. Viele jüd.-grammatische Werke sind daher arabisch
geschrieben. Unter den alten Nationalgrammatikern sind besonders nennenswert: Jehuda Chajug (um 1020),
Abrahamben-Esra (um
1150) und
DavidKimchi (um 1190-1200). Als Begründer des hebr. Sprachstudiums unter
den
Christen gilt Joh. Reuchlin (gest. 1522), der sich jedoch, wie
die
Grammatiker der nächstfolgenden Zeit bis auf Joh.
Buxtorf (gest. 1629), im wesentlichen ganz an die jüd. Überlieferung
und Methode hielt. Eine neue Epoche begann, als sich durch das unter den
Christen aufblühende
Studium der semit. Schwestersprachen
der
Gesichtskreis erweiterte. Namentlich wußten
Alb. Schultens (gest. 1750) und
Nik. W. Schröder (gest.
1798) das
Arabische für die hebr.
Grammatik fruchtbar zu machen.
Die Einseitigkeit der sogenannten holländ. Schule hierbei suchten die deutschen
Grammatiker zu vermeiden. Besonders waren
es Gesenius (s. d.), der, vielfach angeregt von Silvestre de Sacys grammatischer
Bearbeitung des
Arabischen, durch umfassende
Beobachtung und übersichtliche Gruppierung des empirisch
vorliegenden Sprachstoffs sich Verdienste erwarb, und
Ewald (s. d.), der das rationelle Verständnis der Hebräische Sprache als
eines geistigen Organismus nach histor.-genetischer, aber vielfach sehr willkürlicher Methode sich zur
Aufgabe machte. Der
bedeutendste neuere
Grammatiker ist J. ^[Justus] Olshausen (s. d.). Sein
Hauptverdienst ist die genaue Sonderung des verwendbaren Materials und die Einsicht, daß die überlieferten Formen aus einer
ältern Sprachgestalt zu erschließen seien. Er ging jedoch darin fehl, daß er bei Bestimmung dieser zu einseitig das
Klassisch-Arabische
benutzte. Olshausens «Lehrbuch der Hebräische Sprache» (Braunschw.
1861) hat keine
Syntax. F.
Böttchers«Ausführliches Lehrbuch der Hebräische Sprache» (2
Bde., Lpz. 1866-68) ist eine umfangreiche
Stoffsammlung.
Nach Olshausens Principien sind gearbeitet A.
Müllers «Hebr. Schulgrammatik»
(Halle
[* 7] 1875) und G.
Bickells «Grundriß der hebr.
Grammatik» (2 Abteil., Lpz. 1869-70). Auf dem
von Olshausen gelegten
Grunde hat unter Vermeidung der Einseitigkeiten Olshausens weiter gebaut B.Stade,
«Lehrbuch der Hebräische Sprache»
(Tl. 1, Lpz. 1879, ohne
Syntax). Nützlich durch die darin gegebene kritische Übersicht über die bisherigen
grammatischen
Theorien ist F. E. Königs «Histor.-kritisches Lehrgebäude der Hebräische Sprache» (1.
Hälfte, Lpz. 1881).
Kleinere, oft recht bedenkliche Schulgrammatiken giebt es sehr viele. Eine der bessern ist die Hollenbergs
(7. Aufl., Berl. 1889). Gesenius’ Schulgrammatik hat E.
Kautzsch dem neuern
Stande der Wissenschaft anzupassen unternommen
(25. Aufl., Lpz. 1889). Gesenius’ Lehrgebäude und
Ewalds ausführliches Lehrbuch haben histor. Wert durch die Rolle, die
sie in der Geschichte der hebr.
Grammatik gespielt
haben. - Das umfassendste lexikalische Werk ist Gesenius’ «Thesaurus
linguae hebraicae» (vollendet von Rödiger, 3 Bde., Lpz.
1829-58); von Handwörterbüchern sind zu nennen die von Gesenius (11. Aufl., von Mühlau und
Volck, 2 Bde., ebd. 1890) und von
¶
mehr
Fürst (3. Aufl., von Ryssel, 2 Bde., Lpz.
1876) und das «Hebr. Wörterbuch zum Alten Testamente» von C. Siegfried undBernh. Stade (ebd. 1893). Seit 1892 hat F. Brown
mit Unterstützung von S. R. Driver und Ch. A. Briggs ein «Hebrew and English Lexicon» herauszugeben begonnen. -
oder Western Islands, bei Plinius Hebudes (daraus durch Schreibfehler Hebrides), eine an der Westküste von
Schottland gelegene Gruppe von über 400 felsigen, meist hohen Inseln und Klippen,
[* 11] von denen aber nur ungefähr 90 bewohnt
sind, haben zusammen einen Flächeninhalt von 7285 qkm mit (1881) 82 119 zum
Teil kath. E., die meistens kleine Landbauer (Crofters) sind und sich von Fischfang, Viehzucht
[* 12] und spärlichem Ackerbau nähren.
Die Kelpbrennerei ist jetzt unbedeutend. Das Klima ist mild, wenn auch regnerisch und die Luft stets überaus feucht. Mehr
als sechs Siebentel des Bodens sind völlig unfruchtbarer Fels und Sumpf, und kaum ein Neuntel giebt Ertrag.
Die Inseln werden in die Äußern und Innern Hebriden geteilt. Die Äußern Hebriden (Outer Islands), so genannt, weil sie jenseit des
Minch (s. d.) liegen, bestehen aus fünf großen und vielen an der schott.
Küste parallel sich hinziehenden kleinen Inseln, von KapBarra Head bis KapButt of Lewis 210 km lang; sie
führen wegen ihrer fast zusammenhängenden Kettenbildung den Namen Long Island.
[* 13] Lewis (s. d.), die nördlichste und größte
dieser Gruppe, gehört zur Grafschaft Roß.
Südlich folgen Harris, Nord-Uist, Benbecula, Süd-Uist und Barra mit Vatersay, Sandray, Pabbay, Mingalay, alle zu Inverneß
gehörig. Die Innern Hebriden bestehen aus zwei Gruppen; zu der nördlichen gehören Skye, Raasay,
Scalpay, Canna, Rum, Eigg sowie Muich und Shona; zu der südlichen: Mull, Coll, Tyree, Lismore, Kerrera, Colonsay, Jura, Islay,
Staffa, Jona sowie Nlva, Gigha, Scarba, Luing, Seil u. s. w. Zwischen Jura und Scarba
der sehr gefährliche, furchtbare Strudel Seekessel oder Coirebhreacam (Corryvreckan).
Die Hauptstädte sind Stornoway auf Lewis, Tobermory auf Mull, Bowmore auf Islay und Portree auf Skye. Die frühesten der
gälisch sprechenden Bewohner dieser von den Skandinaviern Süderöer (daher Sodor) genannten Inseln scheinen Norweger gewesen
zu sein, deren Häuptlinge, zuerst unter der Herrschaft der norweg. Könige, 1266 unter
die der schott. Könige gebracht wurden. 1346 nahm ein Häuptling von den Macdonalds den Titel «Herr der Inseln» (Lord of the
Isles) an, aber 1540 wurden die Hebriden endgültig von Schottland annektiert.
Noch gegenwärtig ist der größte Teil des Bodens
Eigentum schott. Stammhäupter, namentlich der Herzöge von Argyll, der Macleod, Macdonald, Campbell u. a. -
Name einer uralten, einst Kirjath Arba genannten Stadt im südl. Palästina, die bei der Besetzung des Landes
durch Israel dem Stamme Kaleb zufiel
(Jos. 14,13. fg.). Nachdem sich David die Freundschaft der Kalebiten
zu gewinnen gewußt hatte
(1 Sam. 25, 3. fg.), herrschte er von Hebron aus sieben Jahre lang über Juda bis zum Siege über das
Haus Saul. Später erhob Absalom von dem Heiligtum Jahwes in Hebron aus die Fahne der Empörung gegen seinen
VaterDavid (2 Sam. 15). Nach dem Exil wurde es anfangs von Judäern wieder besiedelt, geriet aber später in die Hände der
Edomiter, denen es der Makkabäer Judas 164 v. Chr. entriß.
Für Israel verknüpfte sich mit Hebron besonders die Erinnerung an Abraham, dessen Wohnort bei den Eichen von Mamre (s. d.)
in Hebron
(1 Mos. 13,18). seit alter Zeit, zuerst in größerer, später in geringerer Entfernung vou der Stadt gezeigt wurde.
In gleichem Sinne heißt Hebron bei den Kreuzfahrern Castellum Sancti Abrahae und bei den Moslems el-Chalīl, vollständig
Chalīl er-Rahmān, «Freund des Barmherzigen (Gottes)», d. i. Abraham (Jakob. 2, 23). Hebron wird jetzt von etwa 16000 fanatischen
Moslems und 1000 Juden bewohnt. Das Heiligtum (el-Haram) der Stadt soll über den Grabstätten des Abraham und der Sara, des
Isaak und der Rebekka, des Jakob und der Lea (auch des Joseph) gebaut sein
(1 Mos. 23). und wird von den Moslems vor dem
Betreten durch Fremde ängstlich gehütet. Da es jedoch seit 1862 mehrern fürstl. Personen geöffnet worden ist, so ist sein
Inneres, abgesehen von den Grüften, gegenwärtig als eine zur Moschee veränderte christl.
Kirche bekannt. Das Alter der Ringmauern des Haram ist schwer zu bestimmen. Denkmäler der Familie des Abraham erwähnt zuerst
Josephus, eine vierhallige Basilika
[* 14] zuerst Antoninus Martyr um 570 n. Chr.
[* 15] im deutschen Versbau, in dem unter dem Einfluß der german. logischen Betonungsgesetze
die Längen und Kürzen des indogerman. Verses durch betonte und unbetonte Silben, und Senkungen (s. d.), vertreten wurden,
der betonte gute Taktteil. Soviel Hebung, soviel Takte hat der Vers. Der altdeutsche Vers durfte bis ins 14. Jahrh.
möglicherweise nur aus Hebung bestehen, da die Senkungen fehlen konnten. Jede Hebung muß stärker betont sein als die ihr folgende
Senkung. In der altdeutschen Allitterationspoesie sind die (meist allitterierenden) Haupthebungen (s.
Langzeile) gern lang; in der mittelhochdeutschen Poesie ist Länge der Hebung nur dann nötig, wenn die folgende
Senkung fehlt, da dann die Hebung den ganzen Takt füllen muß. Den Unterschied zwischen (2 oder 1) Haupthebungen und (2 oder 3)
Nebenhebungen in dem Halbvers kennt außer der allitterierenden Langzeile auch Otfrieds Reimvers, der
sich an ihren Rhythmus einigermaßen anschließt. Die deutsche Hebung entspricht der Arsis (d. i. Hebung) der griech. Metrik. (S.
Vers.)
und Senkungen. Hebungen u. S. können sich, wie die Vorgänge der Gebirgsbildung
[* 16] (s. d.) lehren,
überall an der Erdkruste einstellen;
sie
¶
forlaufend
voll-931
ziehen sich, abgesehen von ziemlich eng begrenzten derartigen Vorgängen infolge vulkanischer Thätig- keit oder bei Erdbeben,
[* 18] überaus allmählich und lang- sam. Daher nennt man sie säkulare Niveau- verschiebungcn.
Dieselben sind am leichtesten nachweisbar
an der Küste des Meers, wo die von ihnen bedingten Veränderungen der Strandlinien die sichersten Anhaltspunkte
zu ihrem Studium geben. Da es in den allermeisten Fällen durchaus unsicher ist, ob eine Verschiebung der Strandlinie durch
Hebung oder Senkung des Üandes oder durch Veränderlichkeit des Meeresspiegels bedingt ist, und da die Versuche der wissenschaftlichen
Erklärung des Phänomens noch in keiner Weise zu unum- stößlicher Sicherheit der Erkenntnis geführt
haben, ist es zweckmäßig, mit Sueh die Bezeichnung Hebung und Senkung zu ersetzen durch die bessere: positive und negative
Niveauverschiebung, wobei in Übereinstimmung mit der Messung der Pegel- stände der Landverlust als positiv, der Landgewinn
als negativ bezeichnet wird.
Bei letzterm Vorgang wächst der Küstensaum in die Breite,
[* 19] Hafenplätze
werden landeinwärts geschoben, Korallen- und Austernbänke
[* 20] trocken gelegt;
bei positiver Senkung hingegen senken sich die
Ufer unter den Meeres- spiegel, unter dem Waldungen, Torfmoore und Wohnstätten der Menschen verschwinden. An fel- sigen, steilen
Küsten läßt der Ocean bei negativer Verschiebung Strandlinien zurück, die langsam bis zu einer Höhe von mehrern
hundert Metern emporgehoben werden.
An der norweg. Küste finden sich derartige Beweise für folche Vorgänge in ver- schiedenen
Niveaus übereinander bis zu 200 m Mecreshöhe.
Die schwed. Küste nördlich von Karls- krona verschiebt sich negativ etwa
1,.^ m im Jahr- hundert.
Auch Schottland ist von solchen alten Meeresterrassen umgürtet.
Anzeichen negativer
Verschiebungen hat man an vielen Küsten nachge- wiesen, ebenso solche für positive;
doch sind letztere der Natur der Sache
nach schwerer aufzufinden, da sie eben vom Wasser bedeckt sind.
Sicherlich befin- det sich die deutsche Küste der Ost- und
der Nordsee im Zustande positiver Verschiebung.
Ein TeilHollands, und zwar nicht weniger als 14 760 ^km,
liegt bereits unter dem Niveau des Meers, dessen Eindringen nur durch künstliche Bauten abgehalten wird;
wurde doch der größte
Teil vom Areal des Zuidersees erst im 13. Jahrh, von den Fluten bedeckt. -
Vgl. Hahn,
[* 21] Untersuchungen über das Aufsteigen und
Sinken der Küsten (Lpz. 1873);
Hebungssysteme. Unter Voraussetzung der Gleichalterigteit aller Gebirgsketten von parallelem Verlaufe betrachtete man früher
besonders nach dem Vorgange Elie de Beaumonts den Inbegriff aller vermeintlich gleichalterigen Gebirge als ein einheit- liches
Hebungssystem, eine Anschauung, die gänz- lich aufgegeben worden ist. (S. Gcbirgsbildung.) Heca..., Artikel,
die man hier vermißt, sind unter Heka... zu suchen. Hechel, Hechelmaschine, Hechelprozeh, s. Flachsspinnerei (Bd.
6, S. 859 d). Hechingen.
1) Oberamt im preuh.
Reg.-Bez. Sigmaringen, hat 236,34 ^m, (1890) 19825(9372 männl., 10453 weibl.)
E., 1 Stadt und 26 Land- gemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt Hechtdorsch, bis 1850 Haupt-
und Residenzstadt des Fürstentums Hechtdorsch, 2 km nördlich von dem Kegelberge (866 m) mit dem Echloß Hohenzollern
[* 23] (s. d.), in 470 m Höhe, an der Starzel und der Linie Tübingen-Sigmaringen der
Württemb.
Staatsbahnen,
[* 24] ist Sitz des Obemmtes,
eines Landgerichts (Oberlandesgericht Frankfurt
[* 25] a. M.) mit 5 Amtsgerichten (Gammertingen, Haiger- loch,
Z., Sigmaringen, Wald) und eines Amts- gerichts und hat (1890) 3743 E., darunter 621 Evan- gelische und 285 Israeliten, Postamt
erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph;
[* 26]
drei kath. Kirchen, dar- unter die interessante Klosterkirche St. Lutzen in Frührenaissance
und die Stadtkirche (1783) mit Reliefbild des Grafen Eitelfriedrich und seiner Ge- mahlin Magdalene von
Brandenburg
[* 27] von PeterBischer, ferner eine kleine, sehr schöne evang. Kirche, 1855-57 im Spitzbogenstil nach StülersEntwürfen
auf königl. Kosten ervaut, Synagoge, alten Stadt- turm, altes Rathaus (1450), Marmordenkmal der Fürstin Eugenie an der von
ihr gestifteten Kinder- bcwahranstalt, Realschule, höhere 3)iädchen-,Frauen- arbeitsschule, zwei Hospitäler;
Strickgarnfabrik,
Buntweberei, Baumwollfärbereien, Tricotwebereien und Schäftefabrik.
Die Badeanstalt
[* 28] wird durch eine
Leitung aus den 21 cm entfernten, 1835 entdeckten salinischen Schwefelquellen (1(/0.) gespeist;
außer- dem werden Sol-, Fichtennadel-
und Dampfbäder gegeben.
An der Südseite der Stadt die Villa Eugenia, sürstl.
Hecht, Fisch, s.
Hechte. Hecht, Wilhelm, Holzschneider und Radierer, geb. in Ansbach,
[* 31] bildete sich in Nürnberg
[* 32] und 1860-63 beiWeber
in Leipzig
[* 33] zum Holzschneider aus. In München
[* 34] machte er sich selb- ständig und begann auch mit Erfolg zu radieren. 1884 wurde
er als Professor der Holzschneidekunst an die Kunstschule nach Wien berufen, besorgte gleichzeitig die
xylographische Ausführung des großen Illustrationswerkes des Kronprinzen Rudolf und leitet dort die Xylographische Anstalt
der Hof- und Staatsdruckerei.
Für die Wiener Gesellschaft für vervielfältigende Kunst hat er sowohl vorzügliche Holzstiche
als auch zahlreiche Radierungen geliefert. Von letztern sind zu erwähnen die Blätter aus der GalerieSchack, die meisterhafte Stichradierung nach Jan Scorels Obervellacher Altarbild, die Radierun- gen nach Murillo, Rubens, van Dyck,
Flinck, Kaulbach, teils im Galeriewert der Gesellschaft, teils in den «Graphischen
Künsten».
Auch das Berliner
[* 35] Galeriewerk enthält tüchtige Radierungen H.s;
eine Anzahl großer Blätter (meist
Porträts nach Len- bach) gab Aumüller in München heraus.
Als Ori- ginalarbeiten in Holzschnitt sind zu nennen die Bild- nisse
des Kaisers Wilhelm I., des Kronprinzen Fried- rich Wilhelm und des KaisersFranzJoseph.
Für die «Vervielfältigende Kunst der
Gegenwart» (Wien 1889 fg.) schrieb Hechtdorsch den Artikel über den modernen Holzschnitt in Deutschland.
[* 36]
Hechtbarsch,
soviel wie Sander (s. d.). Hechtdorsch (Nsrwecius),
Gattung aus der Familie der Schellfische mit zwei Arten in den nördl.
gemäßigten und kältern Gewässern (bis zum 62." nördl. Br.) und einer dritten an der Küste von Chile.
[* 37] Der gemeineH. (NsriucciuZ
vuiAHi-18 F^emminF), Seehecht, Kalmul, wird bis zu 1 m lang, ist oben braungrau mit schwarzen Punkten,
unten silberweih.
Der Fisch ist sehr ge- fräßig und räuberisch und decimiert im Mittelmeer
und an der atlantischen KüsteFrankreichs und des südl. England die Anchovis und Pilcharde. Sein 59 *
¶
forlaufend
932 Hechte - Hocker (Friedr. KarlFranz) Fleisch ist geringer als das des Kabeljaus (s. d.) und wird meist
zu Stockfisch verarbeitet.
Hechte (^Lociä^) bilden jetzt unter den Fischen eine besondere Familie der Schlundblasenfische
(s. d.). Die hierher gehörigen Fische
[* 39] sind sehr gefräßig, leben vom Raube und haben einen kurzen Darm- kanal
ohne anhängende Blinddärme.
Die Rücken- flosse steht sehr weit nach hinten, meist gerade über der Afterflosse, und die
Oberkinnlade wird vorn durch den Zwischenkiefer, hinten durch den Oberkiefer gebildet.
Die Gattung Hecht (^80x) ist durch
flache, stumpfe Schnauze, kleine Zähne
[* 40] im Zwischenkiefer, große Zechelzähne im Gaumen und lange Zähne im
Unterkiefer ausgezeichnet.
Aus dieser Gattung, von welcher es in Nordasien und Nordamerika
[* 41] noch viele Arten giebt, ist der
gemeineHecht (^8ox woinsL.-, s. Tafel: Fisch e I,
[* 38]
Fig. 1) im mittlern und nördl. Europa
[* 42] allgemein
verbreitet, kommt aber in Spanien
[* 43] und Süditalien
[* 44] nicht vor;
dagegen wird er noch in Nordasien und Nordamerika
gefunden.
Seine Gefräßigkeit, Kühnheit und Stärke
[* 45] weisen ihm un- ter uusern Raubsischen des süßen Wassers die ersteStelle
an, denn er wird nicht allein allen mäßig großen Fischen gefährlich, sondern fällt auch junge Schwimnwögel und Wasserratten
an.
Man fängt ihn meist mit Angeln oder harpuniert auch die großen Hecker bei Fackelschein.
Sein Wachstum
geht schnell vor sich; am Ende des ersten Jahres ist er bereits 26 cm, im dritten Jahre 50 cm lang, im höchsten Falle wird
er bis gegen 2 in lang.
Junge einjährige Hecker sind meist von vorherrschend grünlich er Färbung (Gras - hechte). Die größten
Hecker werden jetzt in Südruh- land, besonders in der Wolga gefangen, wo sie nicht selten 15-20 kx schwer sind.
Auch soll der
Hecht ein sehr hohes Alter erreichen.
Die Fruchtbarkeit des Hechtes ist gleichfalls bedeutend;
in einem acht- pfundigen Hecht
hat man 148000 Eier
[* 46] gezählt.
Zum Laichen geht er im März oder April gern in seichte Bäche und Gräben.
Da, wo der Hecht sehr häusig ist, wie in der Oder, Spree, Havel und an den deutschen Ostseeküsten, wird er auch eingesalzen
(Salzhecht) und ist ein nicht unbedeutender Handelsartikel.
Hechtgebiß, bei Pferden eine Gebihform, bei der die Schneidezähne
des Unterkiefers über die des Oberkiefers hinwegstehen. ^s. Alligator. Hechtkaiman,hechtschnauzig erAlligator,
Hechtkopf beim Pferde
[* 47] ist durch eine Einbiegung der Nase
[* 48] charakterisiert und stellt somit den Gegen- satz des Namskopfes (s. d.)
vor.
Der Hecker sindttsich nur bei edlern Pferden. Heck, unseemännisch auch Spiegel
[* 49] genannt, die hintere Fläche eines Schiffs.
Bis zur Mitte des 17. Jahrh, waren die Hecker platt und eckig aufgebaut, dann begann man ihre
Ecken abzurunden und sie zu wölben, nicht allein wegen des bessern Aus- sehens, sondern auch aus Sicherheitsrücksichten,
da eine bei Sturm von hinten auflaufende und gegen das Hecker prallende See dieses bei platter Form leichter zerschmetterte
als bei runder.
Die Hecker um- schließen die Kajüten des Kapitäns und wurdeu deshalb vielfach mit Fenstern,
auf größern Kriegs- schiffen auch außen mit Galerien versehen, auf denen man sich in freier Luft ergehen konnte.
Die runde
Form des Hecker ist seit den letzten Jahrhunderten beibehalten, nur bei den Panzerschiffen und den modernen
Kreuzern baut man das Hinterteil der Schiffe
[* 50] spitz und
in ähnlicher Form wie das Vorder- teil, damit die feindlichen Geschosse
[* 51] nur unter einem spitzen Winkel
[* 52] aufschlagen können und dadurch be- deutend an Durchschlagskraft verlieren.
Die neuen Schnelldampfer
haben ein sog. Schildtrötendeck am Hecker, um das Ablaufen der von hinten das Schiff
[* 53] überflutenden Wellen
[* 54] zu erleichtern.
Am H. ist ge- wöhnlich eine Verzierung und der Name des Schiffs angebracht.
Unter dem Hecker liegen der Hintersteven
und bei Schraubendampfern noch der Rudersteven (s. Steven).
Einzelne Kriegsschiffe haben im H. einen Schraubenbrunnen, worin
die Schiffsschraube geheißt wird, wenn das Schiff segeln will. ^eek., bei naturwissenschaftlichen Namen
Ab- kürzung für Joh. Jak. Hecket (s. d.).
Hecke oder lebendigerZaun,s.
Einfriedigung. Heckel, Joh. Jak., Ichthyolog, geb. zu
Mannheim,
[* 55] wurde 1820 Präparator am Hofnaturalienkabinett zu Wien, 1836 erster Auf- seher, 1851 Kustosadjunkt an demselben
und starb zu Wien. Er veröffentlichte außer zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften:
«Fifche aus Kaschmir»
[* 56] (mit von Hügel, Wien 1838) und die «Sühwasserfifche der österr. Monarchie» (mit Kner,
Lpz. 1858). Heckemünze (Heckemünzstätte), die in Deutschland im 17. Jahrh, sehr häusigen unberech- tigten Münzstätten,
in denen die Geldfabrikation als gewinnbringendes Geschäft oft mit den un- lautersten Mitteln und in
großem Maßstabe be- trieben wurde. Da zur Beschaffung des nötigen Edelmetalls Bergwerke nicht zur Verfügung standen, wurden
die ältern guten Münzsorten massenhaft aufgewechfelt, eingeschmolzen und bedeutend gering- haltiger wieder ausgeprägt.
Die gegen dieses Un- wesen erlassenen kaiserl. Edikte blieben in den un- ruhigen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und bei
der Parteinahme vieler Landesfürsten und son- stigen Münzstttnde wirkungslos, da die Einnahmen aus
der Verpachtung der Münzstätten für die fürstl. Hofhaltungen sehr bedeutend waren.
Die Blütezeit der Hecker war die Periode
des tiefsten Verfalls des deutschen Münzwesens. (S. Kipper und Wipper.) Heckenbraunelle, s Braunelle. Heckenfeuer, auch Nottenfeuer,
hieß im Gegensatz zum gleichzeitigen Feuer oder der Salve einer Infanterieabteilung diejenige Feuerart,
bei der die einzelnen Rotten ihr Feuer ohne Rücksicht auf die Nebenrotten und ohne jedesmaliges Kom- mando, jedoch fo abgaben,
daß die Leute derselben Rotte miteinander abwechselten.
Heckenkirschen, s. ^ouicsi-a. Heckenrose oder Hundsrose, s. Rose (botan.).
Heckenfame, s. Ui6x. Heckensänger (8)'1via.
FHiactoäoL ^em.), Baumnachtigall, ein lerchengroßer, die
Länder um das Mittclmeer bewohnender Singvogel. Heckenschere, s. Gartengeräte (Bd.
7, S. 556a). Heckensträucher, diejenigen Gehölze, die wegen ihrer reichen Verästelung schon von unten auf, fowie wegen
ihrer Bewaffnung und ihrer Willigkeit, sich unter der Schere
[* 57] in bestimmten Grenzen
[* 58] zu halten, zur Anlage von
Grünzäunen zum Schutze der Gär- ten geeignet sind. (S. Einfriedigung.) Heckenweißling, s. Baumweisiling.
Heckenwinde,
s. (^ouvoivuwL. Wedigung. Heckenzaun oder lebendiger Zaun, f. Ein- Hecker, Friedr. KarlFranz, Führer der bad. Revolution,
geb. zu Eichtersheim im Vadifchen, studierte in Heidelberg
[* 59] die Rechte und wurde im Dez. 1838 Obergerichtsadvokat
zu Mannheim. Im Juli 1842 in die bad. Kammer
¶
forlaufend
933
gewählt, wurde er eins der rührigsten und schlag- fertigsten Mitglieder der Opposition. In weitem Kreisen wurde'sein Name
zuerst genannt, als er im Mai 1845, auf einer mit Itzstein nach Stettin
[* 61] unter- nommenen Neise, in Berlin
[* 62] angehalten und aus
den Muß.
Staaten verwiesen ward. 1846 und 1847 lockerte sich bereits das Verhältnis H.s zu seinen konstitutionell
gesinnten Freunden, da er im Verein mit Struve bald als Führer der äußersten Linken auftrat.
Nach Ablehnung eines von ihm
ge- stellten Steuerverweigerungsantrags legte er im März 1847 sein Mandat nieder und reiste nach Algier.
Doch kehrte er bald
wieder nach Baden
[* 63] zurück und verteidigte in der Offenburger Versamm- lung vom Sept. 1847 das Programm
der bad. Ra- dikalen. Er ließ sich aufs neue in die bad. Kammer wählen
und erklärte sich nach Eintritt der Bewe- gung von 1848 auf der Versammlung zu .Heidelberg (5. Ätärz), die das Vorparlament
vorbereitete, offen als Republikaner.
Als Mitglied des Vorparlaments snchte er im Sinne der Revolution
die Permanenz dieser Versammlung durchzusetzen, und als dies nicht gelang, bereitete er eine gewaltsame Schilderhebung vor,
durch die er von Baden aus die kleinen süd- deutschen Regierungen zu überraschen gedachte. Am 12. April erließen und Struve
von Konstanz
[* 64] aus die offene Aufforderung zu einem Aufstande, der aber schon 20. April mit dem Zusammenstoß
bei Kandern scheiterte. Heckscher floh in die Schweiz
[* 65] und suchte nun durch die Presse
[* 66] für seine Pläne zu wirken.
Der .bad. Wahlkreis
Thiengen wählte ihn zweimal in die Nationalversammlung, die indes seinen Eintritt zurückwies. Heckscher schiffte
sich hierauf im Sept. 1848 nach Nordamerika ein, kehrte nach Ausbruch der Mairevolution von 1849 auf kurze
Zeit nach Eu- ropa zurück und begab sich dann wieder nach Amerika,
[* 67] wo er sich fortan der Bewirtschaftung einer Farm bei Velleville
im Staate Illinois widmete und seit 1856 als Agitator für die republikanische Partei auftrat.
Als 1860 der
Bürgerkrieg ausbrach, führte er dem Unionsgeneral Fremont ein Regiment zu, an dessen Spitze er kämpfte und verwundet wurde.
Später befehligte er als Oberst eine Brigade in der Cnmberlandarmee unter General Howard, legte aber, im Avancement Übergängen,
im März 1864 sein Kommando nieder.
Seitdem lebte er im Som- mer wieder auf seiner Farm und hielt im Winter
vor deutsch-amerik.
Zuhörern populäre Vorlesungen. Im Mai 1873 kam Heckscher auf kurze Zeit nach Deutsch- land. Er starb in
St. L^uis.
Von seinen publizistischen Arbeiten sind eine Sammlung seiner «Reden und Vorlesuugeu» (Neust.
a.d.H. 1872) und"Betrachtungen überden Kirchenstreit in Deutsch- land und die Infallibilität" (ebd. 1874)
zu nennen. Hecker, Johann Julius, Pädagog, geb. zu Werden a. d. Ruhr, wurde nach Vollendung seines Studiums in Halle,
wo er durch Fraucke für den Pädagog.
Hier grüw dete er 1747 nach dem Vorbild
der von Semmler in Halle gegründeten Realschule eine"okonomisch- mathem.
Realschule", mit der er 1748 zugleich ein Seminar
verband, wodurch er auf das Schul- wesen seiner Zeit äußerst anregend einwirkte. Im AuftrageFriedrichs II.
arbeitete er das erlassene «General-Landschulreglement» aus,
das das preuß. Volksschulwesen regelte und in ein- zelnen Stücken noch heute Geltung hat. Heckscher starb 29. Inni 1768 in Berlin.
-
Vgl. FrRanke,I.I.H., Gründer der königl. Realschule (Berl. 1861).
Ge- schichtsforscher, geb. zu Erfurt
[* 69] als Sohn des
gleichfalls um die Geschichte der Medizin verdienten Professors AugustFriedrich Heckscher (geb. 1763, gest. 1811), wirkte als
Professor der Medizin an der Universität zu Berlin und starb Er schrieb: «Geschichte der Heilkunde» (2 Bde.,
Berl. 1822,1829),
«Die Tanzwut, eine Voltskrankheit im Mittelalter»
(ebd. 1832),
«Der Englische
[* 70] Schweiß. Ein ärztlicher Veitrag zur Geschichte des 15. und 16. Jahrh.»
(ebd. 1834),
«v6 p68ts ^nwnimiuiH commßiiwtio» (ebd. 1835),
«Geschichte der neuern Heilkunde» (ebd. 1839),
«Kinderfahrten,
eine histor.- patbol. Skizze» (ebd. 1845).
H.s Schriften über die Volksseuchcn des Mittelalters hat A.
Hirsch
[* 71] neu her- ausgegeben u. d. T. «Hecker,
die großen Volkskrank- heiten des Mittelalters» (Berl. 1865). Heckerling, soviel wie Häckerling, s. Häcksel. Heckgeschütze,
s. Iagdgeschütze.
Heckmändl, s. Alraun. Heckmann, Robert, Violinist, geb. zu Mannheim, war Schüler von Ferd. David,
wirkte 1867-70 als Konzertmeister der Euterpe in Leip- zig, von 1872 bis 1890 in Köln,
[* 72] dann in Bremen
[* 73] und
starb in Glasgow.
[* 74] Heckscher war ein bedeutender Sologeiger und als solcher um die Ein- führung neuer oder unbekannter
Konzerte (Svend- sen, Bazzini) verdient.
Noch mehr aber stützt sich sein Ruf auf das von ihm gegründete
und geleitete Quartett, das auf zahlreichen Reisen, die sich auch nach Italien
[* 75] und England erstreckten, als ein Musterensemble
bekannt geworden ist. Heckmöndlvike (spr.-weik), Stadt im West- Riding der engl. GrafschaftJork, an der Aire, 16 km im SW.
von Leeds,
[* 76] hat (1891) 9709 E., Fabrikation wollener Decken und Teppiche, Maschi- nenbau, Färberei und
Eisengießerei.
[* 77]
Heckmünze, soviel wie Heckemünze (s. d.). Heckpfennig, s. Heckthaler.
Heckscher, Joh. Gustav Wilh.
Moritz,
Politiker, geb. zu Hamburg,
[* 78] erhielt seine Vor- bildung in Schnepfenthal, Genf
[* 79] und Hamburg, machte den Krieg von 1815 als
Freiwilliger im hanseatifchen Korps mit, studierte in Göttingen
[* 80] und Heidelberg Rechtswissenschaft und
ließ sich hier- auf in Hamburg als Nechtsanwalt nieder.
Nach dem Ausbruch der Revolution von 1848 trat er in das Vorparlament ein, be- kämpfte dort die Anträge der demokratischen
Partei und wirkte für die Einführung eines Fünfziger- Ausschusses, in den er auch gewählt wurde.
Von
seiner Vaterstadt in die Frankfurter Nationalver- sammlung gewählt, war er zuerst Mitglied der ge- mäßigten Linken, wandte
sich aber immer mehr auf die rechte Seite.
Bei der Debatte über die Wahl eines Reichsverwescrs stimmte er für dessen Un-
verantwortlichkeit und für die Wahl des Erzherzogs Johann. Er wurde zum Reichsjustizmiuister, bald darauf
zum Reichsminister der auswärtigen Ange- legenheiten ernannt.
Als solcher hatte er den von der preilft.
Regierung mit Dänemark
[* 81] abgeschlossenen Waffenstillstand von Malmö
[* 82] in der Nationalver- sammlung zu verteidigen;
die heftige Anfeindung desselben
führte zu seinem Rücktritt;
kaum entging
¶
forlaufend
934
er der Wut der Aufständischen vom 18. Sept.Dar- auf wurde er als Reichsgesandter nach Turin
[* 84] und Neapel
[* 85] geschickt.
Nach seiner
Rückkehr bekämpfte er den Antrag aufAusschließungÖsterreichs und Einsetzung eines preuß. Erbkaisertums, arbeitete an
der Organisation der Großdeutschen Partei, reiste nach Wien, um dort in diesem Sinne zu wirken, und erklärte
bald darauf seinen Austritt aus der Nationalversammlung. Er nahm 1849 in Hamburg wieder seineRechtsanwaltsgeschäfte auf, wurde 1853 hanseatischer
Ministerresident in Wien und starb dort Heckthaler, auch Heckpfennig, eine Münze, die den Geldbeutel nie leer
werden läßt und immer wieder zu ihrem Herrn zurückkehrt.
Man kann sich nach dem Volksglauben ein solches
Geldstück vom Teufel in der Neujahrsnacht oder in der Mitter- nacht, die auf den Tag von Adam und Eva(27. Dez.) folgt, auf einem
Kreuzwege verschaffen. Hect..., Artikel, die man hier vermißt, sind unter Hekt... zu suchen. Hecüba, Gemahlin des Priamus,
s. Hekabe. - Hedenstierna ist auch der Name des 108. Planetoiden. Heda, Willem Claeß, Holland. Stilllebenmaler, geb. 1594 zuHaarlem,
gest. daselbst 1678. Mit Pieter Claesz ist ihm die Wahl seines Stoffs und der feine silberne Ton gemeinsam. Der immer von ihm
wiederholte Gegenstand ist ein Frühstück, be- stehend aus silbernen Gefäßen, Römern, Pasteten auf
weißem Tischtuch von grauem Hintergrund. So bescheiden die Farbe und so einfach die Komposition, so vornehm und zart ist die
koloristische Wirkung. Hedberg, FransTheodor, schwed. Dichter, geb. in Stockholm,
[* 86] wurde 1862 Dramaturg am königl.
Theater,
[* 87] 1871 auch Intendant an der Oper, war 1881 - 83 Direktor der Göteborger Bühne und lebt seitdem
als Schriftsteller in Stock- holm. Von seinen zahlreichen Schauspielen, deren mehrere auch auf Bühnen des Auslandes zur Auf-
führung kamen, sind zu nennen: " ZMIoppet pH IIMZH» (1865),
«Liominor i äi-Miwk» (1862),
«83, kallHännFäoiii» (1869),
(M^oi-6118 äöttrai'" (1871), " (1878),
«sprän^N^n') (1882),
«llüräa tinnkn», «Utt 9.8k»IaF»;
ferner das Lustfpiel «?a- mih6ii3 kä8tinaw) (1893 aufgeführt). Auch als Be- arbeiter ausländischer Dramen war Hedenstierna thätig
und lieferte Zu mehrern neuern schwed. Opern (»I)6n V6rFjHFN9,", «VikinAHi-iiE» u. a.)
den Text.
Sein lebhaftes Interesse sür das Theater hat er auch in andern Arbeiten zum Teil von biographischem,
zum Teil von geschichtlichem Inhalt gezeigt: «^ra Ar viä 1a,iiä80rt8tIi6Ht6rii» (Stockh. 1857-58; unter demPseudonymPalle
Block),
«?Z.0in86 31601- 0 m i-iäAn. Ninnen0ciidilä6i'iii-t62.t6i-1ilv6t» (ebd.1888),
Rein novellistisch sind «8vart pH livitt» (1876-79), «8wck1i0lin8M ocli ZkärZ^iäglult» (1886-87),
«^i-än FÄtor oen 8käi-» (1889)
und die größere Er- zählung «^i-d6tai-M» (2 Bde.,
1892).
Auch ver- öffentlichte er eine Sammlung lyrischer Gedichte «vikwi-» (Stockh.
1866) und einen Cyklus «V6M- Ri'äkn» (2. Aufl.,
1886). Hedda, der 207. Planetoid. Heddernheim, Flecken im Landkreis Frankfurt a. M. des preuß. Reg.-Bez.
Wiesbaden,
[* 88] 7 km im NW. von Frankfurt a. M. und mit dcmsclbm durch Ham^strahenbahn verbunden, hat
(1890) 3225 E., darunter 1652 Evangelische und 178 Israeliten,
Post, Telegraph, zwei Kirchen, ein Kaiserin Augusta- Victoriastift,
zwei Spar- und Leihkassen;
ein be- deutendes Kupferwerk (Hammer-, Walz- und Nie- tenwerk, Draht- und Röhrenzieherei), Fabrikation
von Kupferdruckschwärze, Zinn- und Vleirohren und künstlichen Mineralwässern, Ziegeleien, zwei Kunst-
und Handelsgärtnereien.
Nahebei das sog. Heidenfeld, Reste einer Römerstadt (^lovu8 vicu"), wo bedeutende Funde gemacht
werden (ein 1826 ausgegrabener Mithrasaltar befindet sich im Mu- seum zu Wiesbaden).
Heddesdorf^ Landgemeinde im Kreis
[* 89] Neuwied
des preuß. Reg.-Bez. Koblenz,
[* 90] links an dem zum Rhein gehenden Wiedbach,
in 65 m Höhe, mit Neu- wied zusammenhängend, Sitz des Landratsamtes des Kreises Neuwied, hat (1890) 4470 E.,
darunter 1247 Katholiken und 74 Israeliten, Post, Tele- graph, Wasserleitung,
[* 91] Lehrerseminar;
Central- (Raisseisensche) Darlehnskasse
(Aktiengesellschaft): Fabrikation von Bausteinen aus Bimsstein (300 Arbeiter), Verzinkerei und Eisenkonstruktionswerk- stätten,
Eisengießerei und Maschinenfabrik, Fabri- kation von Briefumschlägen, Knöpsen, ^euersesten Steinen und
verzinkten Geschirren, und in der Nähe das Eisenhüttenwerk Rasselstein, wo 1824 zuerst in der Rheinprovinz
[* 92] der Walzbetrieb
nach engl. Muster eingerichtet wurde. - Hedenstierna ist wahr- scheinlich im 5. oder 6. Jahrh, an Stelle einer röm. Niederlassung angelegt. 962 wird
es als ll6ä6N68- toi-p, d. i. Dorf des Iteäino, erwähnt. Hede, Werg oder Werch, die kurzen und ver-
worrenen Fasern, die sich beim Hecheln des Flach- ses, Hanfs u. s. w. in den Hechelzähnen
ansammeln und teils zu Gespinsten geringerer Güte verspon- nen, teils zu andern Zwecken, zum Kalfatern der Schiffe, zum
Verpacken u. s. w. verwendet werden. Hedemarken, Amt im südl. Norwegen,
[* 93] grenzt im O. an Schweden, hat 27 508 ^m
und (1891) 120 386 E., d. i. 4 auf 1 hkin. Hedenstierna besteht haupt- sächlich aus dem Thale des Glommen und dem offenen Lande östlich
vom Mjösensee.
Unter den übrigen Seen sind die bedeutendsten der Fämund, Stör und Osm.
Die eigentliche Provinz
Hedenstierna ge- hört zu den fruchtbarsten Landstrichen Norwegens, während der bei weitem größte Teil gebirgig ist. Im N. hat das
Solen-Fjeld 1788 m Höhe.
Acker und Wiese bedecken nur etwa 4 Proz. Die Gebirge sind reich bewaldet;
die Holzausfuhr ist bedeutend.
Das Amt zerfällt in fünf Vogteien, Hedenstierna, Solör, Vinger- und Odalen, Nord- und Südösterdalen
und hat nur zwei Städte: Hamar und Kongsvinger.
Die Gesamtlänge der Eisenbahnen war (1889) 374, die der öffentlichen Wege
(1885) 2619 km. Hedemünden, Stadt im Kreis Münden des preuß. Reg.-Bez. Hildcsheim, 9 km im SO.
von Münden, rechts an der Werra und an der Linie Halle-Nordhausen-Cassel der Preuß.
Staatsbahnen, hat
(1890) 862 meist evang. E., Postagentur, Fern- sprechverbindung;
Cigarrenfabrikation, Brauerei, Kaltbrennerei und Dampfsägewerk.
Hedenstierna (spr. -scherna),KarlJosephAl- fred, schwed. Schriftsteller, geb. in Wedasa
(Provinz ^maland), wurde zuerst Land- wirt, darauf 1879 in der Redaktion von «8m3,l3.n68-
?08tsn» in Wexiö angestellt, deren Chefredacteur er 1890 wurde. Hedenstierna hat sich
erst unter der noch beibe- haltenen Signatur «si^ui-ä» durch einige wöcbent-
lich in"^lnä,1a.nli8-I'08t6u" erscheinende humoristische
¶