Haag,
[* 2]
Karl, deutsch-engl. Aquarellmaler, geb. zu
Erlangen,
[* 3] studierte bei A. Reindel in
Nürnberg,
[* 4] dann
in
München,
[* 5]
Antwerpen
[* 6] und
Brüssel
[* 7] und besuchte 1847 England. Nachdem er 1847–48 in
Rom
[* 8] zugebracht, wurde er 1850 zum Mitglied
der
LondonerRoyalSocietyof painters in water colours gewählt. Von der Königin Victoria
[* 9] nach
Schottland
eingeladen, malte er dort u.a. 1853: Die königl. Familie den Loch-no-Gar besteigend. 1854 unternahm
H. eine
Reise nach
Dalmatien und
Montenegro
[* 10] und vollendete in
Venedig
[* 11] sein großes
Bild: Dalmatinischer
Barde in den Ruinen von
Salona die Zerstörung der Stadt besingend. In
Rom entstanden sodann eine Anzahl kleiner ital. Genrebilder,
in
München (1857) das größere Gemälde: Zitherspielender Gemsjäger vor einer Alpenhütte. 1858–60 bereiste H.
Griechenland,
[* 12] Ägypten,
[* 13]
Palästina
[* 14] und
Syrien, 1863–64 von neuem
Schottland, 1873–74
Ägypten und
Nubien. Diese
Reisen boten ihm den
Stoff
zu einer Reihe teils figürlicher, teils landschaftlicher
Bilder, welche in England lebhafte
Anerkennung fanden.
Seit 1867 lebt H. in
London.
[* 15]
GesellschaftzurVerteidigungderchristlichenReligion, eine 1785 in
Holland begründete
Vereinigung, bezweckt
preiswürdige wissenschaftliche
Schriften zur Bekämpfung der
Angriffe auf das
Christentum zum Druck zu bringen und deren Verfasser
auszuzeichnen.
Sie schreibt alljährlich mehrere
Aufgaben aus, für deren gelungene Lösung eine goldene
oder silberne
Medaille mit 400
Fl. gewährt wird.
Die gekrönten
Schriften werden in die Werke der Gesellschaft aufgenommen.
–
Vgl. HetHaagscheGenotschap tot verdedigingvande christelijke godsdienst
(Leid. 1885).
Remi
van, holländ. Landschaftsmaler, geb. zu
Oosterhout im nördl.
Brabant, wohnte seit 1837 in
Wien.
[* 16] 1845 wurde er Mitglied der
Akademie der bildenden Künste in
Amsterdam,
[* 17] später Ehrenmitglied verschiedener anderer
Akademien.
Bilder des Künstlers sind im
Wiener Privatbesitz häufig; zu den vorzüglichsten
gehören seine Winterlandschaften, so in der Nationalgalerie zu
Berlin
[* 18] (1835), in derGalerie Ravené zu
Berlin (1846), im Stadtmuseum zu
Danzig,
[* 19] im Rudolphinum zu
Prag
[* 20] (1885). Außerdem betrieb auch die Radierkunst; er schuf etwa 40 Originalradierungen.
[* 21] die, auch derHaarstrang genannt, schmaler Höhenzug in Westfalen,
[* 23] welcher in einer Länge von 75 km im S.
von der Möhne und
Ruhr begleitet wird. Im westl.
Teile heißt sie das
Ardey (s. d.), in den waldreichen
Höhen des südöstl.
Teils des Kreises Hamm
[* 24]
Schelk (234 m hoch). Im O. ist sie anfangs ein 280–320 m hoher, meist waldloser Rücken, der sich
weiter westlich in breite Hügelgruppen auflöst, bis auch diese bei
Mülheim
[* 25] a.d.
Ruhr aufhören. Der
südl.
Abfall bietet öfters schroffe Felswände, während der nördliche sanft zur Ebene der Lippe,
[* 26] zum sog.
Hellweg (107 m) abfällt. Im W. endet sie in dem kaum 150 m hohen bergisch-märk.
Kohlengebirge. Die Haar erreicht in der Bischofshaar 308 m
Höhe. Auf der Höhe der Haar läuft der Länge nach der Haarweg, vom
HohenTurm
[* 27] südlich von Wülfte bis
Wickede im S. von Werl.
[* 21]
Bernard ter, holländ. Dichter, geb. zu
Amsterdam, studierte
daselbst und in
Leiden
[* 28]
Philologie und
Theologie
und bekleidete dann Predigerstellen in verschiedenen
Städten. 1843–54 war er Pastor in
Amsterdam, wurde 1854 zum
Professor der
Kirchengeschichte an der Hochschule zu
Utrecht
[* 29] ernannt und lebte, nachdem er 1874 in den
Ruhestand versetzt war,
in Velp bei
Arnheim, wo er auch starb. 1835 erschien sein «Johannis en Theagenes»
(4. Aufl.,
Arnheim 1856),
eine dichterische Erzählung in dem romantischen
Stile des
Walter Scott; dieser
folgte die Erzählung «Huibert en Klaartje» (Haag 1844; 3. Aufl.,
Haarlem
[* 30] 1858),
H.s
Meisterstück; ferner
«DeSt.PaulusRots» (Amsterd. 1847; 5. Aufl.,
Arnheim 1865), ein Gedicht, das trotz
des
Mangels an psychol.
Tiefe durch den
Wohlklang der Verse, die Schönheit derSprache
[* 31] und die Farbenpracht
der Naturbeschreibungen gerechte
Anerkennung fand. Als Prosaschriftsteller war Haar aufgetreten mit seinen «Geschiedenisder Kerkhervorming in tafereelen» (Haag 1843; 5. Aufl., Amsterd.
1854; deutsch von C. Groß, Gotha
[* 32] 1856). In der 1849 veröffentlichten «Verzamelingvanverspreide en onuitgegeven Gedichten» (3. Aufl.,
Arnheim 1852) wie auch in den «Zangenvanvroegerenlefttijd en Nieuwe Gedichten» (ebd. 1851; beide
Bände vereinigt u.d.T. «Gedichten», 4. Aufl.
1857) zeigt Haar eine Hinneigung zur Gedankenlyrik nach dem
MusterLamartines. 1866 trat er mit einer dritten Sammlung «Gedichten»
auf, worunter einzelnes, wie «Eliza's vlucht», zu dem Schönsten gehört,
was er geschrieben hat. Seine «Laatste Gedichten» erschienen
Haag 1879, eine Volksausgabe seiner «Komplete Gedichten» in 3
BändenLeiden 1878–79. Ferner sind hervorzuheben die durch
Renans «Vie deJésus» veranlaßten zehn Vorträge u.d.T. «Wie was Jezus?»
(Utrecht 1863) und die verdienstliche «Historiographie der Kerkgeschiedenis»
(2 Bde., ebd. 1870–73). –
alle aus dem Kopfhaar des
Menschen hergestellten Gebilde, wie Perücken, künstliche
Bärte, Uhrbänder,
Armbänder, Stirnbänder und andere Ziergeflechte. Wegen der beschränkten Länge der Menschenhaare werden sie von der
Hand,
[* 33] unter Anwendung einfacher Werkzeuge
[* 34] und Geräte, fertig gestellt; das
Verfahren ist eine Art des
Klöppelns. Zur Herstellung der Perücken dient als
Träger
[* 35] der zu vereinigenden
Haare ein passend gestaltetes
Stück feinmaschiger
Tüll, der selbst aus Menschenhaaren geklöppelt ist, zuweilen auch ein aus Rohseide gewebtes
StückGaze; in die
Maschen dieses
Perückenbodens werden die vorher durch Waschen in
Ammoniakwasser gereinigten und sorgfältig gehecheltenHaare
einzeln eingeknüpft, was zu den Nebengeschäften des Friseurs gehört.
Die Herstellung flacher und runder Geflechte aus Menschenhaaren hat von alten
Zeiten her eine gewisse Bedeutung insofern,
als sie das Andenken an verstorbene
Personen in einer zwar äußerlichen, aber doch nicht ungefälligen Form zu erhalten ermöglicht.
Die durch Waschen undTrocknen, Hecheln und Kardätschen vorbereiteten
Haare werden in Bündelchen
(Strähnen)
von 5 bis 20
Haaren mittels kurzer Zwirnfäden an bleierne Klöppel (von etwa 30 g Gewicht) angebunden und an einem hölzernen,
wagerecht gestützten
Rahmen, dessen vier Schenkel vielfach gekerbt sind, durch planmäßiges Bewegen dieser Klöppel untereinander
verschränkt,
¶
forlaufend
605
verzwirnt, gelegentlich auch (so bei den Kugclgeflcch- ten) verknotet, in ähnlicher Art wie die Vereinigung langer Gespinstfädcn
in der Spitzcnklöppelei erfolgt; das untere Ende des Haargeflechts wird hierbei mit einem Gewichtsstück belastet, während
am obern Ende die Verflechtung fortschreitet. Damit die Haare die ihnen so gegebene Form sicher behalten,
werden die Geflechte zunächst durch Kochen in Wasser, Erkalten- lassen und Trocknen an der Luft zugericbtet, indem man die
allen organischen Fasergebilden eigentüm- liche Formbarkeit benutzt.
Hiernach folgt die Ein- fügung der Geflechtenden in paffend gestaltete, vom Goldschmied gelieferte Hülfen aus Edelmetall,
meist unter Verwendung von Schellack; in einzelnen Fäl- len (Fingerringe, Schmuckkreuzc) werden die Ge-
flechte in Vertiefungen einteiliger Goldfchmicde- arbciten so versenkt, daß sie gegen Verschiebung der Haare geschützt
sind. ^ Haarbälg, s. Haare (animalische, ^. 6069.). Haarbalgmilben ll^mo^ici^aL oder I6i'MHt0- ^Ilili), eine Familie kleiner,
durch Schmarotzertum rückgebildeter Milben (s. d.) mit wurmartig verlän- gertem,
dicht quergeringcltem Hinterleib, im vordern Körpcrteile mitvierPaar ganz kurzen,zwcigliedrigei^, dicht
beieinander stehenden Stummclfüßen.
Man kennt ein Geschlecht (I)6ino66x 8. ßimonea), das be- sonders in den Talgdrüsen von Haustieren (Pferd,
[* 37] Wiederkäuer,
[* 38] Hund,
Katze),
[* 39] auch von Füchfen und Fledermäusen lebt; eine Art ll^moäsx fclliculm-um 3/ m.) findet sich in den Haarbälgcn
des menschlichen Antlitzes, wo sie die Mitesser (s. d.) mit hervorruft. Haarballen bei Haustieren finden
fich als rundliche oder längliche Knäuel aus Haaren im Magen
[* 40] und werden von den Tieren infolge Beleckens ihres eigenen Haarkleides
oder desjenigen anderer Tiere erworben.
Haarbalsam von^chwarzlofe und vegetabi- lischer Haare von Marquardt, s. Geheimmittel. Haarbeutel, ein gewöhnlich schwarzes Säck-
chen von ^cide oder anch Tafjet, das sich platt auf den Oberteil des Rückens legte, die Nactenhaare
enthielt und noch mit seidenen Vändchen gebunden und verziert war. Er schützte die Kleider vor dem weihen Puder und verdrängte
wohl deshalb unge- fähr seit der Mitte des 18. Jahrh, neben dem Zopfe, dessen Einführung namentlich
König Friedrich Wil- helm I. von Preußen
[* 41] sich angelegen sein ließ, die große Staatsperücke, ging von Frankreich aus, wo
von 1710 ab das Militär diese Tracht annähn: und für den Straßenanzug modifch machte.
Erst sehr allmählich gewann der Haare Eingang in die ele- ganten Salons. Zugleich verkürzte sich die
wallende Lockenmasse der Seitenflügel der Perücke
[* 42] zu einer einzigen Lockenrolle über Stirn, Schläfen und Ohren, zu der
Vergette, die sich auch aus dem Eigenhaar herstellen ließ und mit Massen von Pomade gefestigt wurde. Die Französifche Revolution
machte diefer Mode ein Ende. ^E. 793a). Haarblasemaschine, s. Filzfabrikatwn (Bd.
6, Haarbufch, wird znm Paradeanzuge, von Offi- zieren auch zur Gala, auf dem Helm und Tfchako getragen.
In der preuft. Armee haben außer den Offizieren des Kriegsministeriums, Generalstabs und der Adjutantur die Garde- und Grenadierregi-
menter, Jäger, Dragoner, Husaren, Ulanen sowie die reitende Artillerie den Haare. Die Farbe desselben ist weiß oder schwarz,
für Spielleute rot. - Bei den Hufaren hat der Haare die Form eines ausrechtstehen- den Stutzes, bei den Nlcmen steht
er schräg
ab. Die Gardeküraffiere und Garde du Corps sowie die Leib- gendarmerie tragen statt des Haare auf dem Helm den P a ra d ea d l
e r. Haar der Berenice (Oma V6i-6nic68), Stern- bild des nördl. Himmels, besteht aus zahlreichen Sternen, von denen keiner
heller als vierter Größe ist. An einer Stelle stehen die Sterne fo dicht, daß sie dem freien Auge
[* 43] den Eindruck eines Stern-
hanfens machen.
Der mit 42 (nach Flamsteeds Ka- talog) bezeichnete Stern des Sternbildes ist ein sehr enger Doppelstern,
der nach O. Strnves Rechnung eine der kürzesten Ilmlaufszeiten (25,7 Jahre) hat. Den Namen hat das Sternbild durch den Astronomen
Konon von ^amos erhalten zu Ehren der Gemahlin Verenice des ägypt. Königs Ptolemäus Euergetes. (S. Verenicc III.). jHardt.
Haardt, Gebirge in der bayr. Nheinpfalz, f.
Haare (animalifche, l'üi), gefchmeidige, faden- förmige Horngeoilde, welche in der äußern Haut
[* 44] wurzeln und aus verhornenden
Zellen der Oberhaut oder Epidermis
[* 45] sich aufbauen.
Sie bedecken bei den Säugetieren die ganze Körperoberfläche mehr oder minder dicht, lassen jedoch immer einige Körper-
stellen ganz frei, so Teile des Gesichts, die Fußballcn, die Brustwarze, die Weichengegend, die Nute, bei
vielen Affen
[* 46] die Gefäßfchwielen, die Hohlhand und die Fnßfohle, beim Menschen außer diesen beiden letztern auch die Nückenfläche
des zweiten und dritten Fingergliedes. Bei denTieren sind die Haare nach Größe und Gestalt am ganzen Körper einander oft vollkommen
gleich oder doch sehr ähnlich, beim Menfchen dagegen immer verschieden.
Während die menschlichen Haupthaare kurz oder lang, gerade oder gekräuselt, auf dem Quer- fchnitt rund erscheinen, sind
die Haare des Bartes, der Achselhöhlen, der linterbauchgegend (Schamhaare) bandartig breit und kraus, auf dem Querfchnitt oval
oder dohncnförmig, die Varthaare länger als die der übrigen genannten Kö'rpergegcnden, aber kürzer
als dasHaupthaar. DieH.derBrauen und 3öimpern sind kurz, starr, gerade. Der übrige Körper ist mit einem sehr zarten Flaum
bedeckt (Wollhaar, I^nugo).
BeimMenschen kommen die verschiedenen Haar- arten auf einer und derfelben Körperstelle nie ge- mifcht vor; bei gewissen
Tieren, die zum Teil gefchätzte Pelze liefern, ist die Haut dicht mit Woll- haarcn bedeckt, die von längern
starren Haare über- ragt werden. Interessant ist es, daß die Kopf- laus des Menfchen sich nie an andern als denen des Kopfes
findet, die Filzlaus hingegen niemals an diesen vorkommt. Die Dichtigkeit der Behaa- rung nnterliegt je
nach den verschiedenen Körpcr- stellen zahlreichen Schwankungen; so fand Withof bei einem mäßig behaarten Manne auf ^4
Qua- dratzoll (ungefähr 1,7 hcin) auf dem Scheitel 293, am Vorderhaupt 211, am Kinn 39, am Vorderarm 23, auf der Vorderfläche
des Schenkels nur 13 Haare. Die Haare stehen entweder einzeln oder in Gruppen zu je zwei
bis fünf und sind in regelmäßigen, gebogenen minien angeordnet, welche auf beiden Körperhälften symmetrisch verlaufen
und als Haarströme oder Haarwirbel bezeichnet werden. Das Haar besteht, wie die Oberhaut (Epidermis), die Nägel,
[* 47] Hörner, Federn,
stacheln und ähnliche sog. Epidermoidalgebilde (s. Körperbedeckung derTiere), einzig und allein aus
fast faftlofen Zellen von verfchiedener Gestalt und Anordnung. Den mittlern Teil der Haare, die Achse derselben, nimmt die Marksubstanz
(f. umstehende
[* 36]
Fig. 1, a)
¶
forlaufend
606
[* 48]
Fig. 1. Längsschnitt duich ein schwarzes Haar des Menschen, l^omal ver- größert. ein, die aus locker, aber eng aneinander
gereihten, eckigen und rundlichen, mit Flüssigkeit oder Luft- bläschen erfüllten Zellen besteht. Die Marksub- stanz ist
umgeben von einem Mantel aus lang- gestreckten, spindelförmigen, fest untereinander ver- bundenen Zellen, welche
die Rinden- oder Faser- sub stanz, die Hauptmasse des Haars
[* 48]
(Fig. 1,d) ausmachen, und diese ist wieder bedeckt von sich
dachziegelförmig deckenden, breiten, dünnen, schuppen- förmigen Zellen,demO ber- baut chcn
[* 48]
(Fig.
1, c und
[* 48]
Fig. 2,6). InderNindensub- stanz findet sich derFarbstoff abgelagert, der die Farbe der Haare bedingt; teils durch-
tränkt er aufgelöst gleich- mäßig die einzelnen Zollen, teils findet er sich in der Form von kleinen
körnigen Farbekörperchen im Innern der Rindenzellen abgela- gert.
Dieses körnige Pig- ment zeigt alle Wechsel von Hellgelb durch Rot undBraun bis Schwarz; der gelöste Farbstoff fehlt in weiften
Haare gänzlich, ist in hellblonden spärlich, am reichlichsten in dunkelblon- den und roten sowie
in dunkeln Haare vorhanden. Das Haar selbst wurzelt im Haarboden, in der mittlern Schicht oder sog.
Leder- haut der äußern Haut (s. d.). Der über die Haut vorstehende Teil des Haars mit einer ver- dünnten Spitze heißt der
Schaft
[* 48]
(Fig. 2,6); die Wurzel
[* 49] (Fig. 2, c) des Haars dagegen sitzt im sog. Haarbalg oder
Haarsäckchen (t'ollicn- w8
[* 48]
pi1i,Fig.2,l) mit seiner doppelhäutigen äußern Schicht
[* 48]
(Fig.
2, F und K) in grübchenförmigenVer- tiefungen der Haut, die mit Epidermis ausge- kleidet sind, welche die- selbe anatom. Beschaffen-
heit hat wie das Ober- häutchen und sich direkt in dieses fortsetzt.
BeimAusziehen des Haars bleibt dieses saftige dicke Obcrhäutchen auf der gleichfalls dicken Haar- wurzel (Haarzwiebel, Haarknopf,
[* 48]
Fig. 2, d
[* 48]
Fig. 2. Längsschnitt durch Haar sitzen UNd läßt sich als «'^H^ma^zera^^'^»"
seines Häutchen von ihr abziehen. Das untere Ende der Haarwurzel sitzt in organischer Verbin- dung auf
einem birnenförmigen Hautwärzchen (Haarpapille, Haarkeim, Mg. 2, a), das in den Boden des Haarbalgs hineinragt und, wie die
Wärzchen auch der übrigen Haut, eine oder mehrere Kapillarschlingen (aber keine Nerven)
[* 50] enthält, die das Haar ernähren.
Seitlich in das Haarsäckchen münden Hauttalgdrüsen
[* 48]
(Fig. 2, i), welche das Haar während seines
Wachstums einfetten und ihren Inhalt über das Haarsäckchen ergießen, wo er dann mit den Haarschäften in Berührung kommt.
Außer- dem ist die Wand des die Oberhaut schief durch- bohrenden Haarsäckchens mit glatten oder sog. or- ganischen Muskeln
[* 51] versehen, welche bei ihrer Kon- traktion das Haar aufrichten, sträuben, ein Zustand, der unter dem Einflüsse
des Entsetzens unwillkür- lich, niemals aber willkürlich hervorgebracht wird.
Auch in der Kälte ziehen
sich die kreisförmig um die Haarbälge gelagerten Muskelfäserchen zusammen, drängen die benachbarten
Talgdrüsen gegen die Hautoberfläche und bilden die sog. Gänsehaut (s. d.). Das Wachstum der Haare erfolgt nur an der Wurzel,
in der Weife, daß hier ein flüssiger Bil- dungsstoff aus dem Blute abgeschieden wird, in welchem sich
Zellen bilden, die nach oben allmäh- lich zu Markzcllen, Rindenfasern und Oberhaut- schüppchen werden und den schon fertigen
Schaft immer mehr nach außen schieben.
T)as Wachstum ist ein beschränktes; wenn das Haar eine gewisse Länge erreicht hat, wird es nickt
mehr länger. Wird es aber abgeschnitten, so wäckst es fortwäh- rend, und man hat berechnet, daß die angeschnitte- nen
Stücke eines Haars zusammen eine Länge von mehr als 6 m erreichen können. Sobald das Haar seine bestimmte Länge erreicht
hat, so fällt es aus, weil die Papille die Schwere des Haars nicht mehr tragen kann, und es entwickelt
sich an seiner Stelle ein neues Haar aus der alten Papille.
Dieser natur- gemäße Haarwechsel findet beim Menschen fort- während und unmerklich, bei den meisten Tieren nur zu gewissen
Perioden statt. (S. Mauser.) Ist dagegen das Ausfallen der Haare durch krankhafte Vorgänge bedingt, so wachsen
die Z. häusig nickt wieder oder an Stelle der dicken Haare werden nur zarte und dünne Wollhaare gebildet. (S. Haar- schwund.)
SchonMonatevor derGeburt ist der Körper des Menschen mit Haare bedeckt, die bei dem neugeborenen Kinde häusig ziemlich lang
und dicht stehen; häusig sind auch die Kopfhaare der Neu- geborenen dunkel.
Diese Wollhaare sowie die Kopf- haare fallen aber bald aus und werden durch andere ersetzt. Die Haare der Achselgegend, Scham-
und Bart- haare wachsen erst mit dem Eintritt der Geschlechts- reife. Mit zunehmendem Alter werden die Haare häufig
dunkler, im Greisenalter weih. Die Ernährung des Haars ist eine sehr geringe; sie beschränkt sich auf eine Durchfeuchtung
des Haars mit Fett und andern Flüssigkeiten, welche von der Wurzel aus vorzugs- weise in die Marksubstanz vordringen und
dem Haar Farbe und Geschmeidigkeit erhalten.
Der haupt- sächliche chem. Bestandteil der Haare ist Hornsubstanz, aus welcher die Zellen bestehen. Wesentliche
Be- standteile sind außerdem verschiedene Farbstoffe, denen die Z. ihre Farbe verdanken, die aber wenig bekannt sind. Am besten
kennt man noch das Pig- ment der schwarzen Haare, das mit andern schwarzen Farbstoffen des Tierkörpers (z. B.
dem aus der Aderhaut des Auges), dem Melanin, identisch zu sein scheint. Die Farbe der weihen Haare rührt von
einem Mangel an Farbstoff her. Dichtes Haar beschränkt die Wärmeausgabe des Körpers, weil sich zwischen den Haare Luft in feiner
Verteilung hält, die, als schlechter Wärmeleiter, nur langsam Wärme
[* 52] aufnimmt und wegen der vielen Hindernisse, die sie
im Haar findet, langsamer
¶
forlaufend
607
aufsteigt als an einem unbehaarten Körperteile. Die H^ wirken also ebenso und aus denselben Ur- sachen als schlechter Wärmeleiter
wie eine Stroh- ! decke oder wie unsere Kleidung. Darum sind aucb die dichtesten Pelze die wärmsten. Die Wimpern schützen
das Auge vor Staub und vor grellem Sonnenschein. Ferner uehmen die Haare nicht bloß sehr leicht Feuchtigkeit
auf (sind hygroskopisch), so- daß sie zur Anfertigung von Hygrometern (Luft- feuchtigkeitsmessern) benutzt werden, sondern
auch riechende Stoffe (Schweiß, Tabakrauch) und halten diese hartnäckig zurück.
Durch Neiden werden die Haare elektrisch, und trocknes Haar kann deim Kämmen, bei der Entladung der elektrischen
Funken, knistern; auck stoßen sich so mit Elektricität geladene Haare gegen- seitig ab und starren
borstig auseinander. Ferner zeiämen sich die Haare durch große Festigkeit
[* 54] und Dehn- barkeit aus; ein menschliches
Haar zerreiht durch- schnittlich erst bei einer Belastung von 150-180 A. Während die Haare selbst gefühllos sind,
übertragen sie ihnen mitgeteilte Bewegungen, ihrer Starre wegen, leicbt auf die Tastorgane des Haarbodcns,
sodaß eine Berührung des Haars leicht empfunden wird.
Schönes Haupt- und Barthaar gilt von alters her als natürlicher Schmuck. Das Ergrauen der Haare ist eine Erscheinung,
welche regelmäßig mit dem Alter eintritt und wohl ebenso mit dem Erlöschen der Lebensthätigkeit zu-
sammenhängt wie die Abnahme der Ernährung aller andern Organe im Alter. Aber auch bei ju- gendlichen, uamentlich brünetten
Personen er- grauen die Haare häusig, und in diesen Fällen ist die Veränderung der Haare oft erblich.
Auck lommt es vor, daß schon in frühester Jugend mitten unter selbst ganz schwarzen Haare Büscbel ganz
weißer stehen. Es sind aber auch Fälle von plötzlichem Ergrauen der Haare bekannt, in denen infolge heftiger Gemüts-
enckütterungen das Haar in einer Nacht ergraute (Marie Antoinette,Thomas Morus, Ludwig von Bayern).
[* 55]
Die natürliche Farbe des Haars kann durch kein Mittel wiederhergestellt werden, und man vermag sich nur
durch ein fortgesetztes Färben der Haare zu helsen. (S. Haarfärbemittel.) Hinsichtlich der Pflege des Haars ist als oberster
Grundsatz festzuhalten, daß jede andauernde über- mäßige Neizung der Kopfhaut durch allzu festes Binden und zerrende Frisuren,
durch zu starkes Bürsten und häusiges Brennen, durch zu schwere oder schlecht sitzende Kopfbedeckungen,
durch kalte Douchen auf den Kopf u. dgl. dem Haarboden außerordentlich
leicht schadet und desbalb durchaus unterbleiben soll.
Auch zu starke Wärme (über- mäßig warme Kopfbedeckungen, Pelzmützen, wasser- dichte Mützen) sowie ein zu schneller Wechsel
zwi- schen Wärme und Kälte sind dem Haarleben durch- aus nicht förderlich. Ein weiteres wichtiges
Er- fordernis zum Konservieren des Haars ist die öftere gehörige Reinigung der Kopfhaut durch Abkämmen der Oberhautschüppchen
und zeitweilige Waschun- gen des Haarbodens mit lauem Seifenwasser oder einer Abkochung von Mandel- oder Weizenkleien; auch
Waschungen mit Eigelb, Honig- oder Veilchen- wasser sind zu empfehlen.
Nach dem jedesmaligen Waschen des Kopfes ist das Haar gut abzutrocknen und sodann mit einem reinen milden
Ol (Olivenöl, Mandelöl) einzuölen; ranzige sowie start parfü- mierte Öle
[* 56] und Pomaden dürfen durchaus nicht verwendet
werden. Über den Einfluß des Verschnei- dens der Haare auf die Ernährung des Haarkeims sind die Meinungen der Ärzte geteilt;
allzu häusiges
Abschneiden scheint nachteilig zu wirken. Unter den eigentlichen Krankheiten der Haare ist
das vorzeitige Ausfallen oder der chronische Haar- schwund (Alopetie) besonders verbreitet und die häufigste Ursache der Kahlköpfigkeit.
(S. Haar- schwund.) Eine spröde Beschaffenheit und Brü- chigkeit ist manchem Haar eigentümlich, ohne gerade kranthaft zu
sein, und wird in vielen Fällen durch Einfetten gemildert und befeitigt. In andern Fällen nisten Pilze
[* 57] im Haar und bewirken ein Aus- fallen der Haare, sodaß entweder inmitten einer stark behaarten Gegend vollkommen kahle
runde Flecken entstehen, welche sich allmählich über den ganzen Kopf ausbreiten und schließlich totale Kahltöpfig- keit
verursacken (sog. kreisfleckige Kahlhcit, ^i'6a (^Isi oder ^lopscik areat^),
oder das erkrankte Haar dicht über der Haut abbricht und wie kurz abge- schoren erscbeint (sog. Scherende Flechte, Her- 1)63
ton8ui-an8, s. Herpes).
Auch der Erbgrindpilz führt leickt zum Verlust des Haupthaars. (S. Fa- vus.) Alle diese Haarpilze sind leicht durch An- steckung
auf Gesunde übertragbar und schwer zu bekämpfen; in der Ziegel sind sie nur durch gänz- liches Abschneiden
der und die methodische An- wendung pilztötender (parasiticider) Mittel, wie Sublimatlösungen, Benzin, Petroleum, Carbol-
säure, Naphthol u. dgl. zu beseitigen. Auch tieri- sche Parasiten nehmen in den Haare ihren Wohnsitz, sind aber leicht durch
Reinlichkeit zu vertreiben. Der Weichselzopf (s. d.) endlich ist keine Haarkrank-
heit, sondern nur eine Folge der Unsauberkeit. -
Vgl. Pfaff, Das menschliche Haar (2. Aufl., Lpz. 1369); Pincus, Die Krankheiten
des menschlichen Haars und die Haarpflege (2. Aufl., Berl. 1879); Schultz, Haut, und Nägel (3. Aufl., Lpz. 1885); Clasen,
Die Haut und das Haar (4. Aufl., Stuttg. 1892). -
Über das Kulturgeschichtliche s. Haartracht. Haare (derPflanzen)oderTrichome, diejenigen Gebilde der Pflanzen, die auf der
Oberstäche von Stengel,
[* 58] Wurzel und Blättern über der Epidermis stehen und aus dieser, nicht aber aus dem darunter liegenden
Gewebe
[* 59] entstanden sind. Es gehören jedoch nicht alle Organe, die aus der Epidermis hervor- gehen, zu
den Haare, so entstehen z. V. die Sporangien der Farne
[* 60] (s. d.) ebenfalls aus der Epidermis. Die Form der Haare ist eine sehr verschiedenartige.
Je nach der Anzahl der Zellen, aus denen sie bestehen, unter- scheidet man einzellige und mehrzellige oder zusam-
mengesetzte. Die einzelligen
[* 53]
(Fig. 1-4) können kleine papillen-, blasen- oder schlauchartige
[* 53]
(Fig.
1) Er- hebungen darstellen, wie auf vielen Blumenblättern mit sog. Sammetglanz, oderauch lange
Schläuche, die miteinander verflochten sind, wie sie sich in den Filz- überzügen an manchen Blättern finden (Woll- haare,
[* 53]
Fig. 2); auch stern- oder strahlenförmige Verzweigung kommt bei einzelligen
Haare vor (Stern- haare,
[* 53]
Fig. 3). Zwischen den papillenartigen und schlauchförmigen Haare giebt
es alle Übergänge.
Bei den mehrzelligen Haare sind zu unterscheiden solche, die aus einer Reihe von Zellen bestehen, und solche, die
aus mehrern Reihen zusammen- gesetzt sind. Die erstern sind die häufigern; sie können mit einer zugespitzten
oder mit einer köpf- chenartig angeschwollenenZelle endigen (Köpfchen- haare); wird von der kugeligen Endzelle ein Se- kret
abgeschieden, wie dies bei den meisten stark neckenden oder klebrigen Pflanzen der Fall ist, so bezeichnet man solche als
Drüseuhaare
[* 53]
(Fig. 5,
¶
forlaufend
608
Zlknänlas). Ebenso wie bei den einzelligen Haarerzeugungstinktur kann anch bei den mehrzelligen eine stern- oder
büschelartige Verzweigung stattfinden (Büschel- Haare, Fig. 8). Zu den aus mehrern Zellrcihen zu- sammengesetzten Haarerzeugungstinktur gehören
eine große Anzahl der- jenigen Gebilde, die man häufig als Borsten von den Haarerzeugungstinktur unterscheidet. Dieselben besitzen eine
größere Steifheit, die in manchen Fällen durch Inkrusticrung der Zellwände mit Kieselsäure oder Kalksalzen her- vorgerufen
wird. übrigens sind nicht alle Borsten mehrzellig, sondern viele bestehen bloß aus einer großen Zelle
[* 62] mit stark verdickten
Wänden, wie die Borsten der Voragincen
[* 61]
(Fig. 6). Am Rande von Pflanzenteilen, z. B.
Blättern, stehende Haarerzeugungstinktur nennt man Wimperhaare oder Wimpern, die eben- falls
als Drüsen ausgebildet sein können.
Die Schuppen
[* 61]
(Fig. 7a von der Seite, d von oben) und Zotten, die bei vielen Pflanzen vorkommen und gewöhnlich der Epidermis
dicht anliegen, sind ebenfalls mehrzellig und bilden ge- wöhnlich eine Zellfläche. Die stachelartigen Or- gane sind
aus zahlreichen, stark verdickten Zellen zusammengesetzt; sie sind zum Teil jedenfalls echte Trichome, d. h. sie gehen aus
der Epidermis hervor, in den meisten Fällen jedoch, wie bei den Stacheln der Nose, beteiligt sich außer der Epider- mis noch
das unter dieser liegende Rindengewebe an ihrer Bildung.
Eigentümliches, sind die Brenn- borsten oder Vrennhaare
[* 61]
(Fig. 4), wie sie sich bei einigen Urticacecn,
zu denen die Brennessel ge- hört, finden. Es sind meist konisch zulaufende große Zellen, die auf einem Gewebepolstcr aussitzcn;
an der Spitze zeigen sie eine hakenförmige Krümmung, und das äußerste Ende ist etwas angeschwollen; an dieser Stelle ist
die Membran stark verdickt und außerdem noch infolge der Einlagerung von Kiesel- säure sehr zerbrechlich.
Stößt man an diese Spitze an, so bricht das Köpfchen ab und der scharfe Zell- saft, welcher Ameisensäure enthält, fließt
heraus; gelangt er dabei auf die Haut, fo wirkt er brennend und blafenerzcugend.
Die V ert ei lun g der Haarerzeugungstinktur auf die einzelnen Organe der Pflanzen ist sehr verschiedenartig; während bei
einigen die Blätter mit dichtem Filz überdeckt sind, haben andere ganz kahle Blätter; dasselbe gilt anch von den Stengeln,
den Blüten, Früchten und Sa- men; so sind z. B. die Samen
[* 63] der Baumwollstaude mit dichtem Haar- überzug
verschen, ebenso die ^amen mehrerer Asklcpiadeen, während bei den meisten andern Pflanzen die Sa- men vollständig kahl sind.
Nur bei den Wurzeln herrscht insofern Übereinstim- mung, als hier in einer größern Ent- fernung von der Spitze ein Kranz von
einzelligen unverzweigten Haarerzeugungstinktur is.Wurzel- haare) auftritt, der für die Aufnahme der Nährstoffe aus dem
Boden von großer Wichtigkeit ist
[* 61]
(Fig. 9). Da sämtliche Haarerzeugungstinktur nur Epidermisgebilde
sind, so können sie auch nur so lange be- stehen, als an den betreffenden Pflan- zenteilen die Epidermis erhalten bleibt.
Bei jeder Korkbildung, mit der eine Zerstörung der Epidermis verbunden ist, müssen deshalb auch die
Haarerzeugungstinktur abge- worfen werden. An oberirdischen Orga- nen kommt es ziemlich selten vor, dah nur eine Art
von Haarerzeugungstinktur der Epidermis aufsitzt; gewöhnlich sind mehrere For- men vorhanden, die untereinander zer- streut stehen. Manche Pflanzensamilien
sind durch besondere Arten von Haarerzeugungstinktur charakterisiert, wie z. V. zahlreiche Kruciferen
[* 64] durch Sternhaare, die
Malvaceen durch Vü- schelhaare u. s. w.; in den meisten Fa- milien aber wechselt die Behaarung außerordentlich.
Familien, bei denen fast gar keine Haarerzeugungstinktur austreten, giebt es nur wenige, z. B.
die Nadelhölzer,
[* 65] die Schachtel- halme und einige Wasserpflanzen.
[* 66] Über die physiol. Bedeutung der Haarerzeugungstinktur läßt sich nicht viel
Sicheres angeben. In vielen Fällen bewirkt eine starke Behaarung Herabsetzung der Wasserver- dunstung;
es sind deshalb sehr viele Pflanzen, die an trocknen Standorten wachsen, mit einem Haar- überzug versehen.
Dah durch starte
Behaarung auch ein Schutz gegen niedrige Temperaturen und häufigen Temperaturwechfel erzielt wird, ist jeden- falls wahrscheinlich;
doch giebt cs auch viele Pflan- zen, die in den kältesten Regionen vorkommen und nur einen sehr spärlichen
Haarüberzug besitzen.
Ein- zelne Haarformen, wie Drüscnhaare, Vrennhaare" haben sicherlich andere Funktionen;
dasselbe
gilt auch von den stachelartigen Trichomen sowie von den bei einigen windenden und kletternden Pflanzen, z. V. beim Hopfen,
[* 67] vorkommenden sog. Klcttcr- oder Klimm haaren
[* 61]
(Fig.
10).
Die letztern dienen jedenfalls dazu, um das Winden
[* 68] bez. Klettern zu erleichtern. -
Vgl. A. Weiß, Die Pflanzenhaare (in
Karstens «Votan. Untersuchungen», Berl. 18tt Haarerzeugungstinktur von Kneifel, s. Ge- heimmittel. '^-^
¶
Substanzen, durch deren Anwendung dem menschlichen oder tierischen Haar auf künstlichem Wege eine
andere als die ihm eigentümliche Färbung erteilt wird. Viele dieser Mittel sind parfümierte Lösungen von Bleisalzen (wie
namentlich der Haarbalsam von Marquardt, s. unter Geheimmittel, Bd. 7, S. 672 b), vor welchen zu warnen ist,
da dieselben bei längerm Gebrauch auf die Gesundheit höchst schädlich einwirken und meist chronische
Bleivergiftung (s. d.) zur Folge haben.
Weniger schädlich sind Lösungen von Höllenstein (salpetersaurem Silber); doch wirken sehr konzentrierte Lösungen nachteilig
auf das Haar ein. Reine Höllensteinlösung giebt einen unnatürlichen roten, bisweilen ins Grünliche schillernden Farbenton,
gleichzeitige Anwendung von Schwefelleber (Schwefelkalium) ein zu intensives Schwarz. Besser wirkt gleichzeitige
Anwendung von Höllenstein und Pyrogallussäure. Dieses unter dem Namen Krinochrom bekannte Haarfärbemittel besteht aus zwei verschiedenen
Flüssigkeiten: die erstere ist eine Auflösung von 10 Teilen Pyrogallussäure in 500 Teilen rektifiziertem Holzessig und 500 TeilenAlkohol;
die zweite eine Auflösung von 30 TeilenHöllenstein in 900 Teilen destilliertem Wasser und so viel
Salmiakgeist, bis der anfänglich entstehende Niederschlag wieder gelöst ist.
Nach Entfettung des Haars durch Seifenwasser,
dem etwas Salmiakgeist beigemischt ist, trägt man die erste Lösung mit einem Schwamm, dann, noch vor dem Eintrocknen der
ersten, die zweite mit einer Bürste auf, tritt bis zum Eintrocknen womöglich in hellen Sonnenschein,
wäscht darauf mit Wasser, nachher mit einer schwachen Lösung von unterschwefligsaurem Natrium aus und spült schließlich
mit Wasser nach. Dieses Haarfärbemittel färbt dunkelschwarzbraun; eine verdünntere Höllensteinlösung giebt hellere
Töne. Unschädlich als Haarfärbemittel ist Walnußextrakt und der humussaure Ammoniak. Eine rötlichblonde Färbung
dunkler Haare erzielt man durch Waschen mit einer schwachen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd, welche zur Zeit der Kaiserin
Eugenie als Eau de Jouvence, Auricome oder Golden hair water u hohen Preisen in den Handel gebracht wurde. -
nennt man ein Mineral, das bei großer Dünne eine übermäßige Erstreckung nach einer Richtung gewonnen
hat und sich dabei in isolierter Lage befindet. Eine solche Form kann auch durch parallele lineare Aneinanderreihung zahlreicher
kleinster gleichgestalteter Kryställchen hervorgehen. Haarförmige Gebilde, die vielfach gekräuselt und gewunden, auch
knäuelartig zusammengedreht sind, kommen z. B. bei dem gediegenen Silber und Gold,
[* 70] bei dem Millerit, der
Kupferblüte, dem Antimonit, dem Asbest und Byssolith vor. Bei den gediegenen Metallen geht diese Ausbildung in das Drahtförmige
über.
oder Kapillargefäße (Kapillaren, Vasa capillaria), die feinsten, nur mit dem Mikroskop
[* 71] erkennbaren
Blutgefäße, welche
den Übergang von den Arterien (Schlagadern) zu den Venen (Blutadern) bilden. Sie besitzen bloß eine einfache,
äußerst zarte, durchsichtige Wand und haben in den verschiedenen Körpergegenden einen Durchmesser von nur 0,005 bis 0,02
mm, sodaß zwei bis acht nebeneinander erst die Dicke eines Haars ausmachen und die feinsten gerade noch
einem Blutkörperchen
[* 72] den Durchgang gestatten.
Unter dem Mikroskop betrachtet, erscheint die Wand der Haargefäße aus zarten, platten, kernhaltigen Zellen zusammengefügt, die als
die direkte Fortsetzung des die Arterien und Venen auskleidenden Zellenhäutchens, des sog. Gefäßendothels, zu betrachten
sind. In den Haargefäße erlangt das Strombett des Blutes, das durch die fortwährende Teilung derArterien immer
weiter geworden, seine größte Ausbreitung. Deshalb sowie wegen der durch die Engigkeit der Haargefäße bedingten
Reibung
[* 73] verliert sich die Blutwelle, welche mit jedem Pulsschlage vom Herzen durch die Arterien fortschreitet, in denselben,
sodaß man den Puls in den Venen nicht mehr fühlt.
Die Haargefäße selbst stehen untereinander durch zahlreiche Verbindungszweige in der innigsten
Verbindung und bilden so ein dichtes Gefäßnetz, das alle Gewebsteile umgiebt. Letztere werden hierdurch aufs reichlichste
mit Blut versorgt und mit diesem in langdauernden Verkehr gesetzt. Nur sehr wenige Gewebe, wie die Haare, Nägel, Knorpel
[* 74] und
die Linse,
[* 75] besitzen keine Haargefäße. Durch die dünnen Wände der Haargefäße werden infolge des hohen Druckes, unter welchem
das Blut steht, beständig Blutbestandteile ausgepreßt, die dann die Gewebsteile umspülen und ernähren.
Der Überschuß des ausgetretenen Blutes und die Gewebstrümmer gehen entweder (durch Endosmose) in den Blutstrom zurück
oder fließen durch die feinsten Lymphgefäße, die sog. Lymphkapillaren, wieder ab. Auf diesem Stoffaustausch
im Kapillarbezirk beruht der Übergang des hellroten arteriellen Blutes in das dunkelrote venöse. Weiterhin spielen die auch
bei der Entzündung eine Rolle, indem unter gewissen Bedingungen die weißen oder farblosen Blutkörperchen die Wandung der
Haargefäße durchbohren und außerhalb der Gefäße als sog. Eiterkörperchen erscheinen. (S. Eiter, Entzündung.)
[* 69] ein Hygrometer (s. d.), das auf der Eigenschaft gut entfetteter Haare beruht, in relativ feuchter Luft
Wasserdampf aufzusaugen, denselben in relativ trockner Luft aber abzugeben. Dabei tritt eine Veränderung in der Länge
des Haars ein. Um demnach ein Instrument zu erhalten, das die «relative Feuchtigkeit» (s.
Feuchtigkeit) zu bestimmen gestattet, muß man die Längenänderung des Haars meßbar einrichten. Hierzu giebt es verschiedene
Systeme, von denen hier nur die von Gay-Lussac, Klinkerfues (Bifilar-Haarhygrometer) und Koppe genannt werden mögen. Das Koppesche
Haarhygrometer (s. vorstehende
[* 69]
Figur) bietet den
Vorteil, daß das für gewöhnlich durch die Feder d gespannte Haar a beim Transport