altemLehm. Im Mai oder Juni jedes Jahres ist er umzupflanzen. Zu seinem Gedeihen bedarf der Gümbel nicht nur der Wärme,
[* 2] sondern auch einer reichen Menge von Licht.
[* 3] Sehr gut bekommt ihm öfteres Abwaschen beider Blattflächen mit lauwarmem Wasser.
Wenn, wie häufig, die untern
Blätter gelb werden oder abfallen, so wird dies dadurch verschuldet, daß
der
Abzug des überflüssigen Wassers gehemmt ist. Finden sich Schmarotzerinsekten, z. B.
der Blasenfuß, auf der untern Blattfläche ein, so muß diese mit einer
Abkochung schlechten
Tabaks gewaschen werden. - Gümbel wird
auch oft der
Kautschukbaum (s.
Siphonia) genannt.
das Anfeuchten mit Gummiwasser (Lösung von arab.
Gummi)
bez. mit einer Lösung von
Tragant, Hausenblase oder
Pergamentleim, ein zur Steifung leichter Seidengewebe angewendetes
Appreturverfahren.
nennt man in der
Botanik Intercellularräume (s. d.), die mit
Gummi oder ähnlichen
Stoffen erfüllt sind. Sie finden sich bei zahlreichen
Pflanzen, z. B. allgemein in den Familien der
Marattiaceen,
Cycadeen,
[* 4] bei vielen
Kakteen
[* 5] und
Araliaceen. Sie durchziehen die betreffenden Pflanzenorgane, in welchen sie vorkommen, auf große
Strecken,
und stehen in der Regel mittels
Anastomosen miteinander in
Verbindung. Die chem. Beschaffenheit der in
den Gummigänge enthaltenen
Stoffe sowohl wie die Bedeutung derselben für den Ernährungsprozeß der
Pflanzen bedarf noch der genauern
Untersuchung. Die Gummibildung in den Gummigänge ist ein normaler Vorgang und hat nichts zu thun mit der krankhaften
Umbildung der Zellwände, wie sie bei der Gummosis (s. d.) eintritt.
Gummigutt, Gutti
(GummiCambogiae), der eingetrocknete
Milchsaft mehrerer
Arten von Garcinia (s. d.), besonders
von Garcinia MorellaDesv., gehört seiner Zusammensetzung nach zu den
Gummiharzen (s. d.). Zu seiner Gewinnung macht man vor
Eintritt der Regenzeit (Februar bis April) Einschnitte in den
Stamm und fängt den ausfließenden
Milchsaft
in Bambusröhren auf. Durch Erwärmen am
Feuer erhärtet das in den
Röhren,
[* 6] zieht sich dabei zusammen und wird nach dem Erkalten
als cylinderförmige
Masse (Röhrengummigutti) herausgestoßen.
Früher ließ man den
Milchsaft auch in Kokosschalen erhärten und brachte das in Kuchenform an den Markt,
doch hat diese Art der Gewinnung mehr und mehr nachgelassen. Die Handelsware bildet bis gegen 7 cm dicke
Röhren verschiedener
Länge oder verbogene und zusammengeflossene Klumpen von grünlichgelber
Farbe, welche leicht in gelbrote flachmuschelige
undurchsichtige
Splitter brechen. Zerstoßen liefert es ein gesättigt
gelbes Pulver. Mit zwei
Teilen Wasser
verrieben, bildet es eine gelbe
Emulsion. Es besteht aus etwa 85 Proz. alkohol- und ätherlöslichem Harz und 15 Proz.
wasserlöslichem
Gummi. In ätzenden
Alkalien löst es sich mit roter
Farbe. Hauptproduktionsgegend
sind die Uferlandschaften
von Kambodscha, AusfuhrhafenSingapur
[* 7] (durchschnittlich jährlich 30000 kg im Werte von 150000 M.). Verpackung
in Kisten à 1 Picul (etwa 60 kg). Auch auf
Ceylon,
[* 8] Maisur und
Borneo wird Gummigutti gewonnen, gelangt aber nicht in den europ.
Handel.
- In der
Technik wird Gummigutti als Wasserfarbe zum Gelbmalen, zum
Färben von
Weingeistfirnissen u. s. w., medizinisch als drastisches
Purgiermittel angewendet und ist in das Deutsche
[* 9]
Arzneibuch aufgenommen.
Weichharze, Schleimharze, Halbharze, Gemenge von Harzen und
Gummi, die als trübe, farblose oder gefärbte
Flüssigkeiten aus verletzten
Stellen der Rinde, der Zweige, des
Stammes und der
Wurzeln mancher
Pflanzen austreten und an der
Luft zu teils spröden, teils weichen
Massen eintrocknen. In der lebenden
Pflanze bilden sie meist den
Inhalt der Milchsaftgefäße. Sie sind weder in Wasser noch in
Alkohol vollkommen löslich; an Wasser geben sie
Gummi ab und
lassen das Harz in mikroskopisch kleinen Tröpfchen zurück; von
Alkohol wird nur das Harz gelöst, während das
Gummi darin
unlöslich ist. Meist sind sie gefärbt und finden zum
Teil ihres Farbstoffs wegen Verwendung, andere
enthalten
Bestandteile von mediz. Wirkung und sind daher geschätzte Heilmittel. Hierher gehören
Ammoniak,
Asa foetida, Galbanum,
Bdellium, Myrrhe, Euphorbium,
Weihrauch, Opopanax,
Gummigutti. (S. die Einzelartikel.)
Senegal besitzt die gleiche botan.
Abstammung wie
arabisches Gummi (s. d.) und wird in
Senegambien in den ausgedehnten
Gebieten zu beiden Ufern des
Senegal gesammelt und von den Eingeborenen als Tauschobjekt an die franz.
Niederlassungen abgegeben.
Dort wird es in Säcke zu 80-90 kg verpackt und als «bas du
fleuve» (vom Unterlauf des
Senegal) und «haut du fleuve» (aus dem Oberlande) nach
Bordeaux
[* 10] verschifft, wo es meist einer weitern
Auslese unterliegt. Es bildet kugelige ei- oder auch wurmförmige
Stücke von weißgelblicher bis rötlicher Färbung, löst
sich in Wasser ziemlich vollständig
auf und findet in derTechnik die gleiche Verwendung wie arab.
Gummi.
¶
ein elastischer, eng anschließender Strumpf aus Gummigewebe, welcher bei Krampfadern des Beins durch seinen
gleichmäßigen Druck die lästigen Beschwerden mindert und dem weitern Überhandnehmen der Krankheit vorbeugt.
die Herstellung von technischen und andern Gebrauchsartikeln aus Gummi elasticum (Kautschuk,
s. d.). Das in den verschiedenen Formen im Handel vorkommende Kautschuk, gewöhnlich Rohgummi genannt,
wird zunächst in heißem Wasser erweicht, sodann zwischen horizontalen Walzen, die meistens gerieft sind, zerrissen, während
gleichzeitig durch auffließendes kaltes Wasser mechanisch beigemengte Verunreinigungen, wie Sand, Baumrinde u. s. w.,
fortgespült werden.
Man läßt das Kautschuk in der Regel mehrere Walzenpaare passieren, bis es schließlich die Form von
Fellen oder dünnen Platten angenommen hat, welche jetzt das reine, aber noch feuchte Kautschuk repräsentieren. Durch Trocknen
in Trockenräumen bei einer Temperatur von 38 bis 50° C. wird das Wasser verdunstet, und man erhält so das ganz reine Kautschuk,
in der Regel von brauner Farbe; manche Sorten, namentlich die von Westindien,
[* 12] sind fast schwarz. Um aus
diesem so gereinigten Kautschuk die verschiedenen Artikel herstellen zu können, ist es erforderlich, aus den lose zusammenhängenden
Kautschukplatten größere homogene Flächen herzustellen, die frei sind von Poren u. s. w. Dies geschieht vorwiegend auf
dreierlei Weise:
Nach der ältesten Methode, die aber noch sehr viel Anwendung findet, allerdings ausschließlich zur
Herstellung der sog. Patentplatten (feuilles anglaises, fine cut sheet), wird das gereinigte
und getrocknete Kautschuk durch Kneten im Mastikator zu einem massiven Block vereinigt, welcher dann durch Pressen entweder in
eine cylindrische Form gebracht wird oder in eine Form von rechteckigem Querschnitt. Der Mastikator ist
im wesentlichen ein starker eiserner Mantel, vorn mit Klappen und an den beiden Endflächen durch eiserne Platten geschlossen.
In diesem Cylinder dreht sich eine eiserne, mit Riefen versehene Walze.
Die Walze ist hohl und kann je nach Bedarf erwärmt und gekühlt werden. Durch fortgesetztes Kneten in
dieser Maschine
[* 13] wird das Gummi plastisch und bildet schließlich eine zusammenhängende wurstähnliche Masse frei von Luft.
Der Mastikator ist die älteste in der Gummifabrikation angewendete Maschine und wurde von Hancock 1820 erfunden. Der erhaltene
Block wird nunmehr durch Pressen in eine der oben erwähnten regelmäßigen Formen gebracht, und, nachdem
er durch längeres Lagern in der Kälte hart und fest geworden ist, wird er durch besondere Patentschneidemaschinen in Platten
von verschiedener Stärke
[* 14] (1/6 mm bis 20 mm) geschnitten. Diese Platten, welche aus ganz reinem Gummi bestehen, werden Patentplatten
genannt und bilden das Rohmaterial für die Patentgummifabriken (s. unten).
Bei weitem das meiste Kautschuk wird nach der zweiten Methode verarbeitet. Dieselbe besteht darin, daß
man das Kautschuk zwischen zwei horizontal nebeneinander liegenden hohlen Walzen (sog. Mischwalzen) knetet, die durch Dampf
[* 15] erwärmt oder durch Wasser abgekühlt werden können. Die beiden Walzen drehen sich mit ungleicher Geschwindigkeit, und zwar
dreht sich
in der Regel die hintere Walze etwa dreimal so rasch wie die vordere. Durch dieses Kneten in
erwärmtem Zustande wird das Kautschuk plastisch, und man kann ihm jetzt pulverförmige Körper zumischen; diese sind in der
Regel Schwefel, Goldschwefel, Zinkoxyd, Kreide,
[* 16] Bleiglätte u. s. w. Nachdem diese Kautschukmischung durch wiederholtes Kneten
gleichmäßig geworden ist, wird sie auf Kalandern zu Platten von verschiedener Stärke ausgezogen, und
diese Platten bilden das Ausgangsmaterial für die meisten Artikel, die aus Gummi gefertigt werden.
Die Kalander
[* 17] gleichen den in der Papierfabrikation
[* 18] gebräuchlichen und bestehen in der Regel aus zwei bis vier vertikalen
übereinanderliegenden Walzen. Meistens nimmt man drei solcher Walzen. Dieselben sind aus Hartguß, hoch
poliert und mathematisch genau abgeschliffen. Sie sind hohl und können durch Einleitung von Dampf erwärmt oder durch Zuströmen
von Wasser abgekühlt werden. Die Walzen sind in der vertikalen Richtung gegeneinander verstellbar, sodaß man Platten von
verschiedener Stärke ziehen kann. In der Regel haben sämtliche drei Walzen des Kalanders die gleiche
Geschwindigkeit, doch ist meistens an der untern Walze eine Vorrichtung, um ihr für bestimmte Zwecke eine geringere Geschwindigkeit
geben zu können. Es geschieht dies dann, wenn man auf dem Kalander Stoffe, z. B. Einlagen für Schläuche oder Riementuch,
gummieren will.
Die dritte Methode in der Verarbeitung des Kautschuks besteht darin, daß man dasselbe auflöst. Schon 1823 hatte
Macintosh die Beobachtung gemacht, daß gewisse Kohlenwasserstoffe, namentlich das Benzol des Steinkohlenteers, das Kautschuk
stark aufquellen, und Hancock machte später die Beobachtung, daß dieses Aufquellen noch leichter von statten gehe, wenn
er das Gummi vorher in seinem Mastikator knete. Auch heute noch geschieht das Auflösen des Kautschuks hauptsächlich
in den Kohlenwasserstoffen des Steinkohlenteers und des Petroleums. Es findet jedoch keine vollständige Lösung statt, wie
z. B. beim Lösen von Zucker
[* 19] in Wasser, sondern das Kautschuk quillt stark auf und bildet eine dicke breiartige Masse.
Man kann das Kautschuk rein auflösen ohne irgendwelche Zusätze, oder nachdem man es mit Schwefel und
andern mineralischen Stoffen auf den Mischwalzen gemischt hat. Die auf diese Weise erhaltene Lösung von reinem bez. gemischtem
Kautschuks wird nun auf besondern Maschinen, den sog. Spreadingsmaschinen, zu Platten verarbeitet. Die Spreadingsmaschinen
bestehen in der Hauptsache aus einer eisernen, in neuerer Zeit in der Regel mit Gummi überzogenen Walze,
oberhalb welcher ein verstellbares Messer
[* 20] angebracht ist.
Hinter dem Messer befinden sich mit Dampf geheizte Tische. Man läßt nun Stoffe zwischen der Walze und dem Messer durchgehen
und bringt vor das Messer die Gummilösung; je nachdem man das Messer höher oder niedriger stellt, bleibt
eine dünnere oder dickere Schicht gelösten Kautschuks auf dem Stoffe haften. Beim Passieren der Wärmetische verdunstet das
Lösungsmittel und es bleibt das reine Kautschuk zurück. Man läßt nun diese Stoffe wiederholt durch die Maschinen gehen,
entsprechend der Stärke, die die Platten haben sollen, und kann so Platten von beliebiger Stärke erhalten.
Man hat es namentlich in der Gewalt, die Platten ganz genau zu arbeiten, genauer, wie es auf irgend eine andere
¶
forlaufend
557
Weise möglich ist, und deshalb wird diese Methode meistenteils zur Herstellung der Platten für die Gummifäden ss.
unten) augewendet. Aus den nach einer dieser drei Methoden er- haltenen Gummiplatten werden uuu die verschieden- artigsten
Artikel, meistens durch Handarbeit her- gestellt. Bevor sie aber in den Handel kommen, haben sie alle einen
Prozeß, die Vulkanisation, durchzumachender erst ihre große Gebrauchsfähigkeit bedingt und ihnen die Eigenschaft verleiht,
die man eben an den Gummiwaren so hochschätzt.
Die Vul- kanisation besteht darin, daß man das mechanisch mit Schwefel gemifchte Gummi auf eine Temperatur von 130 bis 140°
('. erhitzt. Bei diefer Temperatur findet eine chem. Einwirkung des Schwefels auf den Kautschukstatt,und
esbildetsichdas vulkanisierte Gummi, ein Körper, der ganz andere Eigenschaften hat als das unvultanisierte Gummi. Namentlicb
ist es innerhalb sehr großer Teinperatilrgrenzen elastisch, während das uuvultanisierte Gummi bei 0" hart wie Holz
[* 22] wird
und bei höherer Temperatur er- weicht. Sodann löst sich vulkanisiertes Gummi in den Lösungsmitteln,
in denen sich das unvulkaui- sierte Gummi auflöst, wie Benzol, Ätber, Terpentin u. s. w., nicht mehr. Die Vulkanisation wurde
fast gleichzeitig zu Anfang der vierziger Jahre von Good- year in Amerika
[* 23] und Hancock in England entdeckt. Goodyear erhitzte
mit Schwefel gemischtes Kautschuk entweder im Wasser oder im Lustbade auf eine Temperatur von 130 bis 140"
^., während Hancock die Gummiwareu in ein Bad
[* 24] von geschmolzenem Schwefel eintauchte. Eiue dritte Art der Vulkans sation wurde
etwas später vou Parkes entdeckt. Dieselbe besteht darin, daß man die Gegenstände in ein Gemisch von Chlorschwefel und Schwefelkohlen-
stoff kurze Zeit eintaucht. Alle drei Mctbodcu werden beute noch angewandt, am häufigsten die von Good-
year. Das Vulkauisieren geschieht meistens in mit Dampf geheizten Kesseln oder unter sog. Dampf- presfcn. Es sind dies große
Pressen, deren Unter- und Oberteil hohl sind und mit Dampf erwärmt werden können. Da bei der Vulkanisation das Gummi
erweicht, so schließt man es, damit es seine Form behält, entweder in metallenen Formell ein oder aber man wickelt es fest
in feuchte Stoffe, die man nach der Vulkanisation wieder entfernt. Einer der wichtigsten technischen Gummiartikel sind die
Gummischläuchc. Schläuche ohne Ein- lagen, wie sie namentlich zum Leiten, vou Gas uud zu chirurg. Instrumenten
gebraucbt werden, fertigt mau in besondern sog. Gasschlauchmaschineu an. Es ist dies ein eiserner
Cylinder, der durch Dampf erwärmt werden kann, in welchem sich eine Spindel bewegt. Diese preßt das Kautschuk aus dem Mundstück,
in welchem man einen Dorn, der der innern Weite des Schlauchs entspricht, befestigt bat, heraus. Auf diese
Weise werden auch G umm i- schnüre ohne Einlagen hergestellt. Schläuche mit Einlagen, wie sie in großen Mengen zu Wasser-
leitungszweckcn, ferner in den Brauereien und Zuckerfabriken und zum Pumpen
[* 25] von Wasser u. s. w. verwendet werden, fertigt
man auf folgende Weise: Man legt um einen metallenen Dorn, welcher der lichten Weite, die der Schlauch
haben soll, cntspricbt, zunächst eine Schicht von reinem Gummi, ubor diese Schicht kommen, entsprechend der stärke, die
der Schlauch haben soll, und entsprechend dem Druck, welchen dieser Schlauch
später aushalten soll, Lagen von baumwollenen
und Lcinengeweben. Diese Gewebe
[* 26] sind entweder auf dem Kalander oder auf der Spreadingsmaschiue vorher
gummiert, sodaß sie fest sich mit der Gummischicht und unter- einander verbinden. Außen wird nochmals eine Lage Neingummi
aufgegeben. Behufs der Vul- kanisation umwickelt man die Schläuche mit augl'- feucbtcteu baumwollenen Stoffen und bringt
sie samt dem Metalldorn auf einen langen Wagen, den man in den Vulkanisiertessel hineinführt. Man macht
Schläuche jetzt bis zu einer Länge von 35 m. Für besondere Zwecke, namentlich zum Saugen, wo
der Schlauch einem äußern Druck zu widerstehen hat, bringt man außer der Stoffeinlage auch noch eine Spirale von Eisen
[* 27] oder
Kupfer
[* 28] im Innern des Schlauchs an ( Gummiplatten ohne Einlage, wie sie na- mentlich verwendet werden zur
Herstellung von Pumpenklappen, fertigt man auf die Weife, daß man die vom Kalander kommendeil Platten auf- einanderlegt,
bis die erforderliche Stärke erreicht ist. Man vulkanisiert diese Platten in der Regel unter den Vulkanisierpressen, die
schon oben er- wähnt wurden, damit sie eine ganz glatte Ober- flächeerhalten. Gummiplatteu mit Einlagen,
wie sie in großen Mengen zu Verdichtungszwecken bei Dampf- und Wasserleitung
[* 29] benutzt werdeu, fertigt man auf die Weife, daß
man zwischen zwei vom Ka- lander kommenden LagenGummi eine oder mehrere Lagen eines gummierten Stoffs anbringt und diefc Platten
u. s. w. dann zur Vulkanisation auf befon- dern eisernen Cylindern,
sog. Trommeln, auswickelt zusammen mit einem Baumwollgewebe. Das Ganze wird dann in einem Kessel mittels Dampf erbitzt und so
vulkanisiert. Nach der Vulkanisation wickelt man die Platten von der Trommel los und eutfernt das Gewebe, welches man zum
Einwickeln gebraucht und welches diesen Platten eine Musterung gegeben hat. ^tatt mit Stoffeinlagen fertigt
man folche Platten auch mit Einlagen von Metallgewebe oder Asbest und außerdem noch mit Umlagen von Stof- fen oder Asbest.
Aus dieseu Platten werden durch besondere ^chueidevorrichtungen dann die Dich- tungsringe, sog.
Flanschenringe, geschnitten. Gummischnüre mit Einlage sowie Mann- loch schnür, die zum Dichten bei den
Dampfkesseln eine große Rolle spielen, werden auf ganz ähnliche Weife hergestellt. Gummi faden, die in großem Maßstabe
zur Herstellung elastischer Gewebe dienen, werden aus dünnen durch die oben erwähnten Spreadings- maschinen erzeugten Platten
dadurch hergestellt, daß die Platten auf besondern Drehbänken in schmale Streifen von quadratischem Querschnitt
zerschnitten werden. Gummibälle, das beliebte Kinderspielzeug, fertigt man auf die Weife, daß man nach einer Vlecbschablone
aus Platten ovale Stücke schneidet und deren Ränder abschrägt. Aus vier solchen Plat- ten sormt man einen unregelmäßigen,
würselähn- lichen Körper. Auf ciuer Platte befindet sich im Innern ein Pfropfen
[* 30] aus reinem Gummi. Ehe
man den Ball ganz schließt, giebt man in das Innere desselben etwas doppeltkohlensaures Ammonium. Diesen jetzt geschlossenen
Körper bringt man nun in eiserne zweiteilige Kugclformen, verschraubt die- selben fest und erhitzt sie im Vulkanisierkessel.
Durch die Hitze verflüchtigt sich das doppeltkohlensaure Am- monium, preßt die Gummiplatten gegen die
Wan- dung der Formen, und in diesem Zustande wird der
¶
forlaufend
558
Körper vulkanisiert und bildet nun nach dem Heraus- nehmen aus der Form eine vollkommene Kugel. Beim Abkühlen verdichtet
sich das doppeltkohlen- saure Ammonium wieder zu einem festen Körper, und der Ball wird durch den äußern Lustdruck schlaff.
Um ihm wieder die Kugelform zu geben, pumpt man mittels einer bis zur Spitze hohlen Nadel, die mit einer
Luftpumpe
[* 32] in Verbindung steht, atmo- sphärische Luft unter ziemlich starkem Druck in das Innere des Balles, und zwar sticht
man die Nadel in den Ball an der Stelle, an welcher sich im Innern der Pfropsen aus reinem Gummi befindet, welche Stelle man sehr
leicht von außen fühlen kann.
Ist der Ball straff aufgeblasen, so wird die Nadel heraus- gezogen und das seine Loch durch etwas Gummikitt verschlossen. Die
Bälle erhalten meistens dann noch eine Verzierung durch Bemalen, Bedrucken u. s. w.
Auf ähnliche Weise werden die Gummifiguren, wie Puppen, Tiere u. dgl., hergestellt. Ein wichtiger
Fabrikationszwcig ist auch die Her- stellung der Gummischuhe. Dieselben werden über eisernen Leisten gemacht, indem man einzelne,
nach einer Schablone ausgeschnittene Stücke über diese Leisten legt und zusammenklebt.
Die Sohle, die fast immer geriefelt ist, wird auf besondern Ka- landern hergestellt. Die Vulkanisation findet auf den Leisten
statt, und zwar nicht in Kesseln mittels Damps, sondern in gemauerten Räumen durch er- hitzte Luft. Besonderes
Augenmerk hat man auf den Lack zu richten. Derfelbe muß tieffchwarz sein und darf später nicht grau werden. Wasserdichte
Stosse, wie sie in großem Maß- stabe zu Regenmänteln, Taucheranzügen, Wagen- decken und ferner als Unterlagen in
den Kranken- häufern u. s. w. gebraucht werden, stellt man auf den erwähnten Spreadingsmafchinen
aus Gummi- lösung her.
Die Stoffe werden auf derSpreadings- maschine mit der Gummilösung, die verschieden ge- färbt sein kann (bei Regenmänteln
ist sie in der Regel schwarz und bei dem sog. Hospitaltuch weiß), überzogen, und zwar kommen
verschiedene Lagen von Gummi darauf, bis die erforderliche Stärke der Gummifchicht erreicht ist. Man vulkani-
siert diese Stoffe sowohl auf kaltem als auf warmem Wege. Ersteres geschieht mit den bekannten Mischun- gen von Chlorschwefclund
Schwefelkohlenstoff, und letzteres entweder mit erhitzter Luft in denfelben Räumen, in denen man die Gummischuhe vulkani-
siert, oder, auf eiferne Trommeln gewickelt, in Kes- seln mittels Dampf.
Einen besondern Fabrikationszweig bildet die H erstellung derPatentgummiwar e n. Als Roh- material dienen hierzu die oben
befchriebenen Pa- tentgummiplatten. Man stellt hauptsächlich chirurg. Artikel, ferner dic schwarzen Kindersauger und die
schwarzen sog. Patcntschläuche in diesen Fabriken her. Die Fabrikation
selbst ist eine verhältnismäßig einfache. Dieselbe beruht vor allen Dingen darauf, daß frische Schnittstächen von Patentplatten
durch einfaches Zusammendrücken sich fest vereinigen wie Eifen in der Echweißhitze. So stellt man die Pa- tentgummischläuche
auf die Weise dar, daß man einen Streifen aus Patentplatte, dessen Breite
[* 33] dem Umfange des Schlauchs entspricht,
durch eine Leere hindurchzieht und so die beiden Kanten vereinigt.
Bei manchen Artikeln, wo es auf eine größere Festig- keit der Naht ankommt, klopft man dieselben noch auf einem kleinen
Amboß mittels eines Hammers. Tics geschieht z. B. bei den Schweißblättern sowie
bei den aus Patentgummi hergestellten
gefärbten Ballons, die, mit Wasserstoff gefüllt, als Spielzeug und zu Reklamezwecken dienen. Die Vulkanisation
der Patentgummiwaren geschieht meistens nach der Methode von Parkes, oft auch, namentlich in Frank- reich, nach der Methode
von Hancock. Das Hartgummi oder
hornifierte Gummi oder Ebonit, eine Erfindung von Goodyear, unter- scheidet sich von dem Weichgummi durch den bei
weitem größern Schwefelgehalt.
Derselbe beträgt ungefähr das Dreifache wie beim Weichgummi. Daher wird das Hartgummi bei weitem länger vul- kanisiert
(und zwar in mit Dampf geheizten Kesseln) als Weichgummi. Das Hartgummi, das mehr die Eigenschaften des Horns besitzt, hat eine
schwarze Farbe und erhält durch Polieren einen sehr hohen Glanz. In der Wärme wird es biegsam. Man stellt
aus dem Hartgummi die verschiedensten Gegenstände wie aus dem Horn dar, namentlich Kämme, Schmuck- sachen, Stäbe und Röhren
für elektrische Zwecke.
Die Verarbeitung von Guttapercha (s. d.) und Valata (s. d.)
ist von der des Kautschuk nicht wesent- lich abweichend. Die hat ihre Hauptsitze in Großbritannien,
[* 34] Frankreich
und Deutschland,
[* 35] dem- nächst in Osterreich; in andern Ländern kommt sie nur vereinzelt vor. In Deutschland wurden an roher
Guttapercha und Kautschuk 1892 allein 46924 Dop- pelcentner im Werte von 28154000 M. eingeführt, dagegen an Gummiwaren aller
Art 31508 Doppel-
[* 36] centner im Werte von 21678000 M. ausgeführt. -
Vgl. Heinzerling, Fabrikation der Kautschut-
und Guttaperchawaren (Braunschw. 1883);
Hoffer, Kautfchuk und Guttapercha (2. Aufl., Wien
[* 37] 1892).
Gummiwäsche, richtiger Celluloid- oder Lithoidwäsche, Wäsche, die aus einer Einlage von starkem Shirting und einem Überzuge
von Celluloid besteht, der in Form von dünnen Platten auf den Shirting gebracht und mit diesem mittels
heißer Pressung unlöslich verbunden wird. Die Wäsche bekommt dann eine die Textur feiner Lein- wand genau wiedergebende Prägung,
wird auf der Polierscheibe geschliffen und poliert und endlich an erwärmten Apparaten in die Formen gebogen, in denen sie
als fertiges Fabrikat in den Handel kommt.
Für das Auge
[* 38] unterscheidet sich die Gummosis nur wenig von feiner Leinenwäsche; im Gebrauch aber
beruht ihr wefentlichster Vorzng vor jeder andern Wäfche in ihrer abfoluten Wasferdichtigkeit, die es dem, der sie trägt,
ermöglicht, sie in wenigen Minuten selbst zu reinigen und sofort wieder gebrauchsfähig zu machen. Die Wäfche bewahrt auch
bis zu voll- ständiger Abnutzung ihre gute Form und ihre Farbe, letztere allerdings nur dann, wenn sie
nach jedes- maligem Gebrauch gereinigt wird, da andauernde Einwirkung von Schweiß den Stoff gelb färbt.
Eine minderwertige Qualität wird jetzt vielfach nur aus Celluloid, ohne Shirtingeinlage, gemacht und als Gummosis verkauft. Zum
Waschen jeder Gummosis bedient man sich am besten lauwarmen oder kalten, nicht heißen Wassers
und einer oimssteinhaltigen Seife, wie sie von jeder Gummiwäschefabrik mit der in den Handel gebracht wird; doch genügt
auch jede andere Seife. Zur Schonung der Knopflöcher em- pfiehlt sich der Gebrauch sog. Mechanikknöpfe.
GumlNöfis oder Gummifluß, eine krankhafte Erscheinung, die sehr häusig an Obstbäumen, be- sonders
am Steinobst, wie an Kirsch-, Pflaumen-, Aprikosenbäumen u. s. w., auftritt und darin be- steht, daß größere Mengen von
Gummi an die
¶
forlaufend
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fläcke treten und hier zu einer meist braunen, durch- scheinenden oder auch durchsichtigen Masse erhärten, oft auch als
eine zähflüssige Masse sich ansammeln. Dabei tritt als Begleiterscheinung ein kränkliches Aussehen der von Gümüsch-Chana befallenen
Aste auf, welches darauf hindeutet, daß durch die abnorme Bildung des Gummi dem betreffenden Teile notwendige
Nähr- stoffe entzogen worden. Es entsteht nämlich das aus- fliesende Gummi nicht etwa in Gummigängcn (s. d.), sondern wird
durch Desorganisation der Zellwände gebildet.
Während bei denjenigen Pflanzen, die Gummigänge besitzen, das in denselben enthaltene Gummi als normales Produkt entweder
als Nährstoff oder als ein bei dem Ernährungsprozeß gebildetes normales Sekret anzusehen ist, hat
man es bei der Gümüsch-Chana mit einer krankhaften Umbildung der Cellulose zu thun, die zurZerstörungder vonihr ergriffenen Zellen führt.
Da nun diese Umbildung sich nicht auf einzelne Zellen beschränkt, sondern größere Zellgruppen er- greift, fo werden oft
ziemlich umfangreiche Höhlun- gen im Innern des Baums mit Gummi erfüllt; das Gummi dringt dabei in die
benachbarten Zellen ein und erfüllt dieselben vollständig, fodaß auch dicse in ihren Funktionen gestört werden. Am häu-
figsten und reichlichsten findet die Gummibildung bei den genannten Steinobstarten in der Rinde statt', es werden dabei nicht
nur die dünnwandigen parenchymatischen Zellen, sondern auch die stark verdickten Bastzellen in Gummi
verwandelt; dieselbe Umbildung erfahren auch die Stärkekörner, die im Inbalt der Zellen vorbanden waren.
Wird zugleich aucd die Cambiumschicht, in welcher das Dicken- wachstum stattfindet, zerstört, was bei weiterm Um- sichgreifen
der in der Regel eintritt, fo kann natürlich an der betreffenden stelle kein jährlicher Zuwachs mehr
gebildet werden, und die Rinde stirbt infolgedessen ab. Im Holz findet ebenfalls bäufig Gnmmidildung statt; doch ist dieselbe
in der Regel nicht so reichlich wie in der Rinde. Der Holzkörper nimmt dabei eine braune Färbung an, während er im gesunden
Zustand weiß oder gelb erscheint.
Die Ursache der Gümüsch-Chana ist nicht mit Sicherheit an- zugeben, jedenfalls wirken mehrere
Faktoren mit; äußere Verwnndnngen, die zugleich eine Schwäche der Vegetation zur Folge haben, sowie mangelhafte Ernährung
geben häufig die Veranlassung zur Gümüsch-Chana. Im allgemeinen scheint die Gümüsch-Chana am leichtesten
dort ein- zutreten, wo ein allmähliches Erlöschen derLebens- thätigkeit,mag dieses nun dllrch hohesAlteroder
dnrch andere Ursachen herbeigeführt fein, bemerkbar wird.
Als Gegenmahregeln werden gewöhnlich ange- geben: das Zurückfchneidcn der kranken Aste bis zu den gesnnden Partien;
das
Versetzen der Bäume in andern, ihnen mehr zuträglichen Boden, wenn die Krankheit durch mangelhafte Ernährung her- vorgerufen
wurde;
auch das sog. Schröpfen, das darin besteht, daß man Längseinschnitte
in die Rindc macht, wird als Mittel empfohlen, um den Baum wieder zu neuer Lebensthätigkeit und zur Bildung kräftiger Triebe
anzuregen.
Bei stark an Gümüsch-Chana leidenden Kirsch-, Pflaumen- und Apritosen- bäumen sind diese Mittel jedoch meist erfolglos. Außer
an den genannten Obstbäumen kommt die Gümüsch-Chana hauptsächlich noch an mehrern Akazien- und Astragalusarten
vor. Im wesentlichen sind die Krankheitserscheinungen hier dieselben wie bei den Obstbäumen. Es ist ebenfalls ein Produkt
der Des- organisation der Zellwände und jedenfalls eine pathol. Erscheinung, denn die Akazienarten,
von denen z. N. das
Arabische Gummi und das Sene- galgummi stammt, liefern in normalem Zustande gar kein Gummi; bei den Astragalusarten,
von denen das Tragantgummi stammt, scheinen künstliche Verwundungen die Veranlassung zur Gümüsch-Chana zu geben. (S. auch
^ti'ÄFiM" und Gummi, arabisches.) Gumpeltzhaimer, Adam, Komponist und Theo- retiker, geb. 1559 zu Troßberg in Bayern,
[* 40] war seit 1578 Kantor
in Augsburg,
[* 41] wo er um 1625 starb. Gümüsch-Chana machte sich durch ein kleines Lehrbuch ("
(^om- penäinin inn8ica6», Augsb. 1591) und durch geist- liche und weltliche Chorlieder und Motetten allge- mein bekannt und
verdient den besten damaligen Komponisten in Deutschland beigezählt zu werden.
Gumpert, Thetla von, s. Schober, Thetla von. Gumplöwicz (spr. -witsch),Ludwig, Jurist und Nationalötonom,
geb. in Krakau,
[* 42] studierte dort und in Wien 1858-61, war neben der jurist. Praxis journalistisch thätig, namentlich
als Re- dacteur des «Xrajv von 1871 bis 1874. Im I. 1875 habilitierte er sich
in Graz
[* 43] für Staatsrecht, wurde 1882 außerord., 1893 ord. Professor. Außer ver- schiedenen Schriften
in poln. Sprache
[* 44] schrieb er na- mentlich: »Rasse und ^taat" (Wien 1875),
«Österr. Staatsrecht» (ebd. 1891)', «Sociologie und
Politik» (Lpz. 1892), «Die sociologische ^taatsidee» (Graz 1892) u. a.
Gumpoldskirchen, Markt in: Gerichtsbezirk Mödling der österr. Bezirkshauptmannschaft Baden
[* 45] in Niedcrösterreich, 23 km südlich
von Wien, am Fuße des Anninger (672 m) und an der Linie Wien- Triest
[* 46] der Österr. Südbahn, hat (1890) 2105 E., Post, Telegraph,
[* 47] und ist berühmt durch den treff- lichen Weißwein, der zu den besten Sorten der österr. Weine zählt,
dessen Ausbeute aber durch die Reblaus
[* 48] jetzt sehr beeinträchtigt ist. Gümüsch-Chana ist ein sehr alter Ort, der schon im II.Hahrh. urkundlich
er- wähnt wird und 1442 znm Markt erhoben wurde. Gumprecht, Otto, Musikkritiker, geb. in Erfurt,
[* 49] studierte anfangs Jura und wurde 1849 der Musikreferent sür die damals neugegründete Berliner
[* 50] «National-Zeitung». Von seinen
Kritiken und Aufsätzen, die mit Gewandtheit geschrieben sind, veröffentlichte er gefammelt: «Musikalische
Charakter- bilder» (Lpz. 1869) und «Neue musikalische Charakter- bilder» (ebd. 1876). Gümüsch-Chana ist seit längerer Zeit fast blind.
Gumrij, Gumri, früher Name der rusf. Festung
[* 51] Alerandropol (s. d.) in Transkaukasien. GümN (Gomati), zwei
Flüsse
[* 52] in Britisch-Ost- indicn. Der einc entspringt unter 23° 43^ nördl. Br. und 92° 24' östl. L. in der Landschaft Tripura
in Bengalen, durchfließt dieselbe in westl. Richtung in der Länge von 110 kni, und alsdann den Distrikt
Tripura (engl. ^ippoiaii) der Division Tschatgaon (Tschittagong) in Vengalen in der Länge von 90 km und ergießt sich links
in den Brahmaputra. - Der andere Fluß entspringt unter 28" 35^ nördl. Br. und 80° 10' östl. L. in dem Distrikt Schahdschahanpur
der Nordwestprovinzen, fließt zuerst in südsüdöstl., dar- auf in südöstl. Richtung durch Oudh und
einen Teil der Nordwestprovinzen, um sich nach einem Laufe von 770 km unterhalb Venares, nachdem er den Sai aufgenommen, in
dcn Ganges zu ergießen. Gümüsch-Ehana, d. h. Silberhaus, Stadt im asiat.-türk.
Wilajet Trapezunt in Kleinasien, 75 km
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forlaufend
560
iml^SW. von Trapczunt, im hohen Thale des (5harschut-su, in 1494 in Höhe, zieht sich amphithea- tralisch an steilen Abhängen
hin und zählt 10000 E., darunter 6000 Cbristen, ureist Arlnenier. Haupt- befchästigung ist die Obstkultur (Birnen, sog.
Krim- äpfel, Nüsse, Pflanmen, Aprikosen, weiße Maul- beeren und Mandeln). Außerdem ist die Töpferei und
der Handel mit Fellen bedeutend. Die silber- haltigen Bleiminen des Thales sind nahezu erschöpft. Guna (eigentlich Vorzug,
vorzügliche Eigen- schaft) ist der technische Ausdruck der ind. (Sanskrit-) Grammatik für eine bestimmte Stufe des in der vergleichenden
Grammatik gewöhnlich als Vokal- steigerung oder Ablaut bezeichneten Vokalwechsels.
Den einfachen oder Grundvokalen i, u, i-, 1 (vokali- scher i'- und I-Laut) steht als Guuastuse gegenüber
" (^ ursprünglich ui), o (^ ursprünglich an), ar, kl, scheinbar zu stände gekommen durch Vorsehung eines kurzen ». vor
die Grundvokale, z. B. i-mä.8 (wir gehen, ^ grch. i-mou),
^ö.^:i8 (Perbinduug); inrt^Z (lat. nn"iUni8, tot),
inlu'tx:l" (der Sterbliche, Ätenfch). Als weitere Stufe steht wieder dem Gundling gegenüber die Vriddhi, scheinbar entstanden
durch nochmalige Vorschiebung eines a., sodaß die Laute :ü, i^u, ^i- erscheinen. Die Auffassung der neuern vergleichenden
Grammatik weicht von der indischen ab. (^. Vokalsteigerung und Ablaut.) Guncha, Göntscha, Hohlmaß für
fchüttbare feste und für flüssige Waren im StaateAtschin auf Sumatra, Vi." des Coyang und geteilt in 10 Nellis zu 8 Bambus,
im Inhalt von etwa 133 1. An Reis enthält das Gundling 285^ engl. Handelspfund ^ Gundebald, s.
Gundobad. > 129,598 liss.
Gundelfingen, (Htadt nn Bezirksamt Dillin- gen des bayr. 'lieg.-Bez. Schwaben, 6 1(in von der württenib.
Grenze, 10 km westlich von Dillingen, an der zur Douau gehenden Vrenz und cm der Linie Neuoffingen-Ingolstadt der Vayr. Staats-
badnen, hat (1891) 2801 E., darnnter 96 Evan- gelische, Post- und Bahnexpedition, Telegraph, ein Schloß Schlacht egg des
Grafen Prcysing-Lich- teneck, ein ehemaliges Nonnenkloster, ein Spital, städtisches Krankenhaus,
[* 54] Kinderasyl; Seilcrwaren-,
Dörrobst- und Dörrgcmüsefabrik.
Gundelrebe, Gundermann, dieclwmI. Ii- äoracea, ^., eine durch ganz Europa
[* 55] verbreitete und wegen ihrer angeblich heilkräftigen
Eigenfchaften vom Volke geschätzte Pflanze, die sehr häufig an Vcgen, Mauern, helfen, im Gebüfch u. s. w. vor- kommt und
zur Familie der Labiaten (s. d gehört. Sie treibt aus dem ausdauernden Wnrzelstocke
lange, kriechende Zweige mit nierenförmigen, ge- kerbten Blättern; die lilafarbigen Blüten stehen zu sechs in Quirlen. Die
ganze Pflanze hat einen aro- matifchen Geruch und Geschmack. Gundelsheim, Stadt im Oberamt Neckarsulm des württemb. Neckarkreises, 12 kin
im NW. von Neckarsulm, nahe der bad. Grenze,
am Neckar und an der Linie Neckarelz-Iagstfeld der Bad. Staats- bahnen, hat (1890) 1145 E., Post, Telegraph; Acker-, Tabak-, Weinbau
und Eigarrenfabrikation.
Nahebei liegt das vollständig restaurierte Bergschloß H o rnegg, jetzt Badeanstalt.
[* 56] Gundermann, s.
Gundelrebe. Günderode, Karoline von, Dichterin, Schwe- ster des FreiherrnHektor von Gundling, geb. in
Karlsruhe,
[* 57] lebte als Stiftsdame in den Rheingegenden, meist zu Frankfurt
[* 58] a. M. Ihre phantasiereiche, zu Schwärmerei geneigte
Gemüts- anlage wurde zu düsterer Verstimmung, als der be- rühmte Altertumsforscher Creuzer ein mit ihr an- geknüpftes
Liebesverhältnis plötzlich löste. Bei einem Aufenthalte zu Winkel
[* 59] a.
Nh. machte sie ihrem Leben durch Erdolchung ein Ende. Unter dem NamenTian hat sie «Gedichte und Phantasien» (Franks.
1804) und «Poet. Frag- mente» (ebd. 1805) erscheinen lafsen, die poet. Schwung und ein tiefes, aber nicht zur Klarheit
hindurchgedrungenes Gemüt verraten. Ihr An- denken erneuerte die ihr im Leben nabe stehende Bet- tina
von Arnim durch das Buch «Die Gundling» (2 Bde.,
Grünb. 1840; Neudruck, Berl. 1890),
das jedoch ebeufoviel phantastische Zuthaten als wirkliche Er- innerungen der Verfasserin
enthält. Eine Sammlung ihrer Gedichte hat Götz (Mannh. 1857) veranstaltet. Gundi (^telicä^ct^iu"),
eine Gattung der Trug- ratten (s. d.) mit nur vier Zehen an beiden Er-
tremitätenpaaren. An den Hinterfüßen ist die In- nenzehe eigenartig gebildet, indem nämlich über der Wurzel
[* 60] ihres Nagels
eine Reihe Hornzacken liegen, die von weißen, starren Borsten besetzt sind, über welchen sich noch eine weitere Reihe langer,
biegsamer Borsten befindet. An der daranstoßenden Zehe sind die Hornzacken durch zwei Fleischwarzen ersetzt
und außerdem unten und oben mit einer ein- fachen Borstenreihe verfeben. Es ist nur eine Art (^tLN0ä".ct^1n8Nll880iii 6^?
K//)ausdemnördl.
Afrika
[* 61] bekannt von 17 cm Körper- und 1,5 oin Schwanzlänge. Sie ähnelt in ihrer Gestalt dem Lcmming, ist fahl- gelb
mit dunklern Fleckchen und haust nach Art der Murmeltiere in Erdlöchern gebirgiger Gegenden. Gundicar,
König der Burgunder, s. Günther. Gundioch, König der Burgunder, die 443 von Aetius in der Sabaudia um Genf
[* 62] angesiedelt wur- den,
breitete nach der Schlacht auf den Catalauni- fchen Feldern 451 feine Herrfchaft immer weiter aus, im Bunde mit den Westgoten
und dem röm. Patricius Ricimcr, defsen Schwester er heiratete. So ward Gundling der Begründer
des burgund. Reichs im Gebiet der Rhone, das nach seinem Tode 473 auf seine Söhne Gundobad, Godegisel, Hilperik und Godomar
überging. Neben ihm regierte in Genf
sein Bruder Hilperik, der keine Söhne hinterließ. -
Vgl. Binding, Das
burgund.-roman. Königreich, Bd. 1 (Lpz.
1868).
^Conthey. Gundis, Bezirk im schweiz. Kanton Wallis,
[* 63] s. Gundling, Nikol.
Hieronymus, Jurist und Phi- losoph, geb. zu Kirchsittcnbach bei Nürnberg,
[* 64] studierte Theologie zu Jena,
[* 65] Altdorf und
Leipzig,
[* 66] lebte einige Jahre als Kandidat des Predigtamtes in Nürnberg, studierte dann in Halle
[* 67] unter Thomasius
die Rechte. Er wurde daselbst 1705 anßerord., 1706 ord. Professor der Philoso- phie, 1707 der Eloquenz, dann Professor des
Natur- und Völkerrechts und starb Mit großer Gelehrsamkeit verband Gundling die Kunst ge- wandter und ansprechender
Darstellung und tref- fendes Urteil, Eigenschaften, die er namentlich in der Untersuchung historischer,
besonders auch litte- rargeschichtlicher und staatsrechtlicher Einzelfragen sowie in Kritiken bethätigte. Seine Abhandlungen
erschienen gesammelt u. d. T. «Otia»
(Franks. 1706-7),
«0d86rvHtion68 86i6otH6» (3 Bde.,
Halle 1707), tt^uiMinZianw) (45 Stücke, ebd. 1715-28). JakobPaul, Freiherr von Gundling, Bruder des vorigen, geb. zu Hersbruck,
studierte zu Altdorf, Helmstedt und Jena, bereiste dann als
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