der
Methyläther des
Brenzkatechins (s. d.); es hat die chem.
Formel C6H4(OH) (OCH3). Das Guajakol wurde zuerst unter den Destillationsprodukten des Guajakharzes aufgefunden
und ist ein
Bestandteil des Buchenholzteers. Guajakol ist eine stark lichtbrechende, in reinem Zustande farblose Flüssigkeit,
die bei 200° siedet und in Wasser wenig, in
Alkohol leicht löslich ist. Seine wässerige Lösung giebt mit Eisenchlorid
eine grüne Färbung. Es soll beim Räuchern der wirksame, konservierende
Bestandteil des Holzrauches
sein und wird, da es in einer Lösung von 1:2000 die
Tuberkelbacillen tötet, in neuerer Zeit gleich dem
Kreosot zur Behandlung
der
Lungentuberkulose empfohlen.
CO(OC6H4OCH3)2, entsteht durch Einwirkung von
Chlorkohlenoxyd auf Guajakolnatrium und
ist ein geruch- und geschmackloser krystallinischer, Körper, dessen Schmelzpunkt bei 86-90° C. liegt.
Guajakolcarbonat dient als Heilmittel bei
Lungenschwindsucht.
eine der
Benzoesäure ähnliche Säure von der Zusammensetzung C6H8O3, die im Guajakharz (s. d.)
vorkommt, sich leicht im Wasser löst und beim Erhitzen in Guaiacen, C5H8O, ein bittermandelölartig
riechendes Öl, und
Kohlensäure zerfällt.
Johannes,
Stifter des
Ordens vonVallombrosa (s. d.). ^[= # lat. Vallis umbrosa, bis 1869 Kloster der Grauen Mönche (oder Vallombrosaner), seit 1870 höhere ...]
bei naturwissenschaftlichen
NamenAbkürzung für
NikolausGualtiēri, geb. 1688 in
Toscana, war Professor der
Medizin in Pisa,
[* 7] lebte seit 1742 in
Florenz
[* 8] und starb 1747. Er ist der Verfasser des Prachtwerks «Index testarum
conchyliorum» (Flor. 1742).
Luigi, ital. Romanschriftsteller, geb. 1826 in
Bologna, ging 1848 nach Mailand,
[* 9] heiratete die gefeierte Schauspielerin Giacinta Pezzana und begleitete sie auf ihren
Kunstreisen durch
Italien.
[* 10] Er begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit dem
Roman «Il misteri d'Italia» (12 Bde.,
Mail. 1849). Außerdem sind zu nennen: «L'innominato» (2 Bde.,
1857),
Guaham oder
Guajan, die südlichste und größte
Insel im span. Archipel der Marianen im
Großen Ocean, hat auf 514 qkm
(1887) 8561 E. Guam ist gebirgig (Hichu 490 m), im S. meist gut bewässert und fruchtbar.
Ein
Korallenriff macht die
Küsten großenteils unzugänglich, namentlich im
NO. Residenz des Gouverneurs
ist Agana, mit etwa 3000 E., an der Westseite südlich davon der befestigte
Hafen Nmata.
Stadt auf
Cuba, unmittelbar östlich von Habana,
[* 11] nahe dem
Meer an der Linie
Habana-Matanzas gelegen, hat
(1887) 28 043 E., bedeutende Garnison und Seebäder.
1)
Staat der Republik Mexiko,
[* 13] aus dem Hochland gelegen, hat auf 28 462 qkm (1892) 1 007 116 E., d. i. 39 auf 1 qkm.
Der südwestl.
Teil gehört zu der fruchtbaren Ebene Baxio, der nordöstliche wird von N. nach S. von
zwei vulkanischen Gebirgsketten durchzogen, der
Sierra Gorda und der
Sierra de in der Mitte des
Landes. Letztere erhebt sich
im
Gigante bis zu 3360 m. Hauptfluß ist der aus dem Rio
[* 14] de Lerma und Rio Laja entstehende Rio
Grande de Santiago, der in den Chapalasee fällt.
Das Klima läßt stellenweise den Anbau tropischer Gewächse zu, doch baut man hauptsächlich
Mais, Weizen, Frijoles
(Bohnen)
und Gerste
[* 15] sowie die
Garten- und Baumfrüchte der gemäßigten Zone. In manchen Gegenden treibt man Viehzucht.
[* 16] Der Hauptreichtum
besteht aber in den Silberminen. Der wertvollste Distrikt ist der der Hauptstadt, auf dessen in einer
Länge von 12000 m bearbeitetem Hauptgang, genannt
Veta Madre de Guanajuato, der merkwürdigsten Silberader der Welt, die Gruben Valenciana,
Rayas, Cata, Mellado u. a. sich befinden. Seit Anfang der Revolution kamen die
Minen in
Verfall. Erst 1823 begann wieder die
Ausbeutung und seit 1825 steigerte sich der Betrieb durch die reichen
Mittel engl. Bergbaugesellschaften. 1876
¶
forlaufend
521
schätzte man die Jahresproduktion zu 1619500 Frs. in Gold
[* 18] und 21509880 Frs. in Silber. Außerdem finden sich Eisen,
[* 19] Kupfer
[* 20] und
Blei,
[* 21] im Norden
[* 22] auch Salpeter, im SüdenSoda, warme und Schwefel- quellen. Für Seleuwismutglanz ist hier der einzige bekannte
Fundort. Hauptsitze der Gewerbthätigkeit sind Salamanca, Salvatierra (für Baumwolle)
[* 23] und Celaya (sür
Kasimire, Tuche und Decken). Auch die Fabrikation von Leder, Fayence- und Topfwaren ist ansehnlich. - 2) Hauptstadt Guano oder
SantaF? de Guano, 260 km im NW. von Mexiko, in 2045 m Höhe, zu beiden Seiten der tiefen,
von einem Berg' ftrom durchflossenen Schlucht Canada de Marfil und von 3360 ni hohen steilen Bergen
[* 24] umgeben,
hat (1892) 52112 E. Guano zeigt noch völlig den Charakter einer Vergstadt. Hervorragende Bauten sind die Kathedrale, die Iesuitenkirche,
das 1812 errichtete Münzgebäude, der Regierungspalast und das Thea- ter. Die Stadt besitzt eine Universität, ein Gymna-
sium, mehrere Mittelschulen, acht Klöster und eine Kaserne. Im W. liegen mehr als 100 Grubengebäude.
Guano ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. - Guano wurde 1554 gegründet; vor der Revolution, welche 1810 in dem Dorfe Dolores
Hidalgo bei Guano ausbrach und in ihrer ersten Zeit vorzugsweise im Staate Guano wütete, zählte die Stadt nebst den Vorstädten
und den Minen gegen 100000 E. Guanare, Hauptstadt des Vundesstaates Za- mora in Venezuela,
[* 25] in schöner
Ebene, am Fuße der Anden, hat (1888) angeblich 10880 E., Viehzucht, Anbau von Kaffee, Kakao und Zuckerrohr. Guano ist infolge
der Bürgerkriege sehr verfallen.
Guanaxuato, f. Guanajuato. Guanchen (spr. -autsch-) hießen die Urbewohner der Canarischen Inseln (s. d.),
die bei deren Be- sitznahme durch die Spanier im 15. Jahrh, vorge- funden wurden und von diesen als ein friedliches, aber tapferes
Hirtenvolk von großer Milde der Sit- ten, einsichtsvoll und gastfrei geschildert werden. Die Guano waren von hohem, wohlproportioniertem
Körperbau und olivenfarbiger Haut,
[* 26] hatten lebhafte Augen und glattes, langes Seidenhaar. Ihre Kul- turzustände
zeigten sich auf den verfchiedenen In- seln sehr verschieden. Am niedrigsten standen die Bewohner von Gomera und Palma, die
ganz nackt gingen, in Höhlen wohnten und sich nur von Wur- zeln und Ziegenmilch nährten.
Die höchste gesellige Entwicklung fanden die Spanier auf Gran Canaria
[* 27] vor, wo es 2 Hauptstädte und 33 Ortschaften
gab und zwei Staaten bestanden, die sich gegenseitig be- fehdeten. Die Totenbestattung der Guano war jener der alten Ägypter
ähnlich, die Mumien der Vornehmen wurden aufrecht sitzend in gemauerten Gräbern oder Höhlen beigesetzt. Die Sprache
[* 28] war,
wie die er- haltenen Reste bekuuden, ein Dialekt des Verbe- rischen, daher die Guano vom linguistisch-ethnogr.
Stand- punkte dem Stamme der Hamiten beizuzählen sind. F. von Löher sucht in den Guano, gestützt auf eine Reihe von Eigennamen
und socialen Einrichtungen, ein aus dem einheimischen Verberstamme und vom Fest- lande nach den Inseln geflüchteten Vandalen
ent- standenes Mischvolk. Obgleich die Guano nur mit Hilfe von Fahrzeugen vom Festlande auf die
Inseln ge- langt sein konnten, besaßen sie doch bei Ankunft der Spanier weder Kähne, noch kannten sie das Eisen. Auch die verschiedenen
Inseln hatten die Verbin- dung miteinander verloren.
Von den Spaniern wurden die Guano
nur nach harten Kämpfen unter- worfen, ccker keineswegs ausgerottet.
Sie ver- mifchten sich mit den einwandernden Spaniern und gaben ihre Sprache auf, sodaß im 17. Jahrh, nur noch in einzelnen
abgelegenen Thälern unvermischte Neste dieses Volks vorhanden waren, wie z. V. bei Guimar auf Teneriffa. Mit Anfang des 18. Jahrh,
verschwand die Sprache vollständig; doch hat sich der Typus der in Gomera und an der Südküfte oott Teneriffa
noch ziemlich rein erhalten. -
Guanhühner, s. Hockos. Guanidm, Imid ocarbamid, eine organische Vase von der Zusammensetzung O^^g. Guano wurde zuerst durch Oxydation
von Guanin (s. d.), dann mehrfach auf fynthetischem Wege
erhalten. Es läßt sich seiner chem. Konstitution nach als ein Imido- Harnstoff 0^NH (s. Harnstoff) auffassen. Das Guano ist
eine starke, in Wasser und Alkohol leicht lös- liche krystallisierende Vase, die an der Luft zerfließt und Kohlensäure absorbiert.
Es verbindet sich mit nur einem äquivalent Säure; die ^alze, besonders das Carbonat, ((Ngl^-II^Ox, krystallisieren
sehr gut. Durch Behandeln mit Säuren oder Alka- lien läßt sich Guano zunächst in Harnstoff und Ammo- niak, dann in Kohlensäure
und Ammoniak spalten. Durch Einwirkung von Salpetersäure auf Guano ent- steht Nitroguanidin. Guanm, ^II^^O, eine der Verbindungen,
die beim Stoffwechsel im Tierkörper gebildet wer- den und zwischen Eiweiß und dessen letztem Zer- fallprodukt,
Harnstoff, stehen. Es bildet mit dem Hanthin und dem Sarkin eine Gruppe von nahe verwandten Körpern. Zuerst im Guano
entdeckt und nach diefem benannt, wurde es fpäter auch in verschiedenen Organen des Tierkörpers, in der Bauchspeicheldrüse,
in der Fleischflüssigkeit u. s. w. nachgewiesen. In einer besondern
Krankheitsform der Schweine,
[* 30] der Guaningicht, sammelt es sich in größeren Konkretionen im Fleifch derfelben an. Guano verbindet
sich fowohl mit Säuren wie mit Basen, wie auch mit Salzen zu krystallisiereuden Salzen. Man kocht zur Herstellung von Guano Guano
mit Kalk- milch, bis die durchgeseihte Flüssigkeit nicht mehr gefärbt ist. Den Nückstand, der Harnsäure
und Guano enthält, kocht man mit Sodalösung aus, solange die erhaltenen Lösungen noch durch Salzsäure ge- fällt
werden. Diefe verfetzt man mit essigsaurem Natron und Salzsäure im Überschuh. Den Nieder- schlag behandelt man mit heißer
Salzsäure, in der sich das Guano löst, während Harnsäure ungelöst bleibt. Aus der Lösung krystallisiert
beim Erkalten salz- saures Guano aus, das man mit Ammoniak zerlegt. Es ist ein in Wasser, Alkohol und Äther unlösliches amorphes
Pulver. Durch salpetrige Säure wird es in ^'anthin (s. d.) übergeführt, das ein Imidoderi- vat des Guano ist.
Durch Kaliumchlorat und Salz- säure wird es in Parabansäure, Guanidin und Kohlensäure zerlegt. Guano
oder huano (span.), wertvolles Düng- mittel, das wesentlich aus den mehr oder weniger zer- setzten
Exkrementen von Seevögeln besteht und sich teils auf Infeln, teils an den Ufern des Festlandes der regenlosen Zone in
Südamerika,
[* 31] Peru, in Schichten bis zu 25 em Mächtigkeit zu bergförmigen Massen bis zu (i0 m Höhe gelagert
findet. Sein Vorkommen und seine in dortigen Gegenden seit alters übliche Verwendung ist bereits in dem 1604 erschienenen
Wert «Oomentai-wL reales» von
¶
forlaufend
Gar-522
cilasso de la Vega erwähnt; 1802 besuchte Alex. von Humboldt die merkwürdigen Fundstellen auf den Chincha-Inseln (s.d.) und
brachte die ersten Proben dieses Materials nach Europa.
[* 33] 1840 kam die erste Schiffsladung Guarani nach Liverpool.
[* 34] Die erstaunlichen
Erfolge, die sich bei der Anwendung dieses neuen Dungstosfs kundgaben, riefen bald eine allgemeine Nachfrage
hervor, wodurch ein bedeutender Ge- schäftszweig entstand, an dessen Ausbeutung namentlich englische und Hamburger Kaufleute
und Reeder beteiligt waren.
Die früher kaum gekannten Eilande der Westküste Perus wurden der Sammel- punkt einer Flotte von Kauffahrteischiffen, die
die dort während vieler Jahrhunderte abgelagerten Massen fortführten zur Befruchtung
[* 35] der europ. Fel-
der. Die Chincha-Inseln sind bereits vollständig abgeräumt. In neuerer Zeit sind noch Guanolager auf Punta de Lobos und Pabellon
de Pica und an einigen andern Stellen der peruan. Küste entdeckt; aber diese Fundstellen sind von verhältnismäßig geringer
Mächtigkeit, und das Produkt steht dem der Chincha-Inseln weit nach.
Der Guarani der Chincha- Inseln bestand durchschnittlich zu zwei Dritteln sei- nes Gewichts aus stickstoffhaltiger
organischer Sub- stanz, harnsaurem, oralsaurem Ammoniak u. s. w. und enthielt 13-14 Proz. Stickstoff, der Rest war vorwiegend
phosphorfaurer Kalk. Da die orga- nische Substanz leicht in Wasser löslich ist und daher von jedem Regenguß ausgewaschen
und fortgeführt wird, so ist die dauernde Erhaltung eines unver- änderten Guarani auch nur auf einen verhältnismäßig
kleinen Raum der Erde beschränkt, nämlich auf die regenlose Zone.
Wohl sind an verschiedenen Stel- len des Oceans guanoähnliche Massen aufgefunden undBaker-, Mejillones-, Iarvis-, Ichaboe-,
Aves- guano benannt, aber alle diese unterscheiden sich von dem Peruguano durch geringen Gehalt an Stickstoff,
der jenem seinen größten Wert verlieh. Diese, auch phosphatische Guarani genannt, bestehen ihrer Haupt- menge nach
aus phosphorsaurem Kalk, ihre un- mittelbare Wirkung als Dünger ist sehr gering, weil der in ihnen enthaltene phosphorsaure
Kalk wegen seiner Schwerlöslichkeit im Boden nur langsam zur Wirkung kommt, sie sind dagegen vorzügliche
Roh- materialien zur Anfertigung der sog. Superphos- phate (s. d.).
Dem peruanischen Guarani näher steht der Fledermausguano (s. d.). Der
Peruguano bildet eine gelbbraune, erdige, mit gröbern und kleinern harten Klumpen durch- setzte Masse, der außerdem nicht
selten Steine und sonstige fremde Materien beigemengt sind.
Wegen dieser Beschaffenheit kann der Guarani nicht ohne wei- teres als Dünger auf das Feld gebracht werden,
sondern muß durch Sieben und Zerkleinern der Stücke vorher in ein gleichmässiges Pulver ver- wandelt werden. Dieser höchst
lästigen Operation sind die Landwirte überhoben durch die von den Anglo- Kontinentalen (früher Ohlendorffschen) Guano-
werken in Hainburg bewirkte Fabrikation des sog. aufgeschlossenen Guarani. Es
hat sich letzteres Pro- dukt einer so allgemeinen Anerkennung zu erfreuen, daß seit Mitte der sechziger Jahre nur noch wenig
unvorbereiteter Guarani verwendet worden ist.
Der auf- geschlossene Guarani wird erhalten, indem der echte Peru- guano mittels Desintegratoren zerkleinert und mit konzentrierter
Schwefelsäure
[* 36] in bestimmtem Ver- hältnis gemischt wird, wobei unter lebhafter Er- hitzung eine breiige, beim Erkalten
erstarrende
Masse entsteht, die dann von neuem fein zerkleinert wird. Der Zufatz von Schwefelsaure wird ange- wendet, um den im G.
enthaltenen fchwerlo'slichen phosphorsauren Kalk in eine leicht lösliche Ver- bindung zu verwandeln und
um vorhandene Ammo- niaksalze vor Verflüchtigung zu schützen.
Der aufge- schlossene Guarani ist nicht mit mancherlei Kunstprodukten zu verwechseln, die meist in betrügerischer
Absicht unter der Bezeichnung in den Handel gebracht werden. Künstliche Guanosorten sind: oerGranat- guano, ein zu Varel aus
kleinen Seetrebsen (Gra- naten oder Garneelen, s. d.) dargestellter Dünger; Fischmehl (s.d.);
Blut- guano, aus den getrockneten Rückständen, die bei der Vereitung
des Albumins aus dem Blute erhalten werden;
Guarani aus menschlichen Fäkalien.
Doch haben diese künstlichen Guarani wenig Bedeutung.
Der Verbrauch des Peruguanos ist wegen seiner hohen Preise in der Abnahme begriffen.
Die stärkste Einfuhr
in Europa war 1856 und 1870;
im erstern betrug sie 324000 t, in dem andern 522000 t. Die Einfuhr aller Guanosorten, auch die
künstlichen in- begrisfen, dagegen die mineralischen Ursprungs aus- geschlossen, betrug 1888 in Deutschland
[* 37] 40 979 t im Werte
von 5,3 Mill. M. -
Guapore oder Itenez, rechter Nebenfluß des Mamore', des östl. Quellflusses des Madeira
[* 39] in Süd- amerika, entspringt im brasil.
Staat Mato Grosso, ungefähr in 14" 20' südl. Br., fließt anfangs nach S., dann nach W., empfängt oberhalb
Mato Grosso von links den Rio Alegre und bildet vom 14." südl. Br. ab, wo er den Rio Verde aufnimmt, die Grenze zwischen Brasilien
[* 40] und Bolivia. Er ist 1540 km lang, an der Mündung 550, bei Hoch Wasser 770 in breit. Große Nebenflüsse
sind noch: Paragau, Baures und der bedeutende Itonamas in Volivia.
Guaranä (?a8tg. (^ai-ana), Drogue, stammt aus Südamerika und wird von den Guarani-India- nern aus den Samen
[* 41] einer Sapindacee,
der ?aul- linig. 8ordi1i8 Ma^., bereitet, indem sie dieselben quetschen und mit Wasser zu Kuchen oder Stangen formen, welche
an der Sonne
[* 42] oder in einer Art Rauch- darre getrocknet werden. Im Handel kommt die Guarani meist in Form von
harten Stangen von dunkelbrau- ner Farbe vor, die einen eigentümlichen Geruch und einen bitterlichen und zusammenziehenden,
an Kakao erinnernden Geschmack besitzen. Es findet sich darin Caffem, zuweilen bis zur Menge von 5 Proz., an
Gerbsäure gebunden.
Bei den Eingeborenen gilt Guarani als anregendes Genußmittel; bei uns wird es in Pulverform gegen Migräne angewendet. Guaranas
(^rg.niäll.6), eine Familie der Stelz - Vögel
[* 43] (s. d.). Guaranda, Stadt in Ecuador, am Rio Chimbo, unmittelbar im SW. des Chimborazo,
hat (1890) 4000 E. und wichtigen Durchgangsverkehr zwischen Guayaquil und Quito. Guaräni, ein südamerik.
Volksstamm (s. Ameri- kanische Rasse, Bd. 1, S. 527 a) im obern Paraguay. Verwandt sind die Tupi, die in alter Zeit längs der
Küsten von Brasilien und am untern Amazonas verbreitet waren, ietzt aber ganz in der Mischlings- bevölkerung Brasiliens aufgegangen
sind, ferner die Chiriguano (f. Argentinische Republik,
[* 44] Bd. 1, S.855d) des bolivian. Chaco,
die Omagua (s. d.)
¶
mehr
523 und Kokama des obern Amazonas und verschiedene andere im Amazonasgebiet und in Guayana zerstreute Stämme. Alle zeichneten
sich durch kriegerische Tüchtigkeit und einen gewissen Grad von Kultur aus. Sie bauten Maniok, benutzten Hängematten und
wohnten in von Palissaden umschlossenen Dörfern. Auf wohlgezimmerten Kähnen befuhren sie die vielen Ströme, und
verstanden die Kunst, die zu gewissen Zeiten massenhaft gefangenen Fische
[* 46] durch Dörren und Pulverisieren in ein haltbares
Nahrungsmittel
[* 47] umzuwandeln.
Mit ihren Nachbarn lebten sie in beständigem Krieg. Sie huldigten dem Kannibalismus, aber mehr in der Idee, die Kraft
[* 48] des
gefangenen Feindes dadurch in sich aufzunehmen. Die Jesuiten verstanden es, diese Indianer in Missionen
zu sammeln und ein unter priesterlicher Leitung stehendes Gemeinwesen zu organisieren, an dessen Stelle später die Republik
Paraguay (s. d.) trat, deren Hauptbevölkerung noch heute von Guanajuato gebildet
wird. Die Sprache der Guanajuato ist der der Tupi, die als Verkehrssprache zwischen verschiedensprachigen Stämmen in Brasilienbis in
die neueste Zeit Geltung behalten hat, nahe verwandt. –
1) Distrikt der portug. ProvinzBeira, hat 5556,6 qkm, (1881) 234368 E., d. i. 42 auf 1 qkm. –
2) Hauptstadt des Distrikts Guarda, an den Linien Figueira da Foz-Span.
Grenze und Abrantes-Guarda, in 1039 m Höhe, auf einem Ausläufer
der Serra d'Estrella gelegen, ein kalter und schmutziger Ort, ist Sitz eines Bischofs, hat (1878) 4613 E.,
eine got. Kathedrale und ein Kastell.
Gardafui, Girdif, Yardarf, Ras Asir, Dschard Hafun, das Ostkap Afrikas, südlich vom Eingang zum Golf von
Aden,
[* 51] unter 11°50' nördl. Br. und 51°16' östl. L. Hinter ihm erhebt sich ein 275 m hoher felsiger Berg, welchen die Bewohner
Gardaf oder Dschardaf nennen, während sie dem Kap denNamenAsir geben. Das Kap ist für die Schiffahrt
wegen der Klippen
[* 52] sehr gefährlich; zur Zeit des Südwestmonsums herrscht hoher Seegang, welcher zur Küste treibt und plötzlich
umspringend wieder auswärts stürzt. Guardafui ist das antikePromontoriumAromata.
Urkunde (Instrumentum guarentigiatum) bedeutet dem Wortsinne nach eine mit besonderer Garantie versehene
Urkunde. Der Ausdruck stammt mit der Sache aus dem mittelalterlichen ital. Recht. Ursprünglich hießen
so notarielle Urkunden über Schuldbekenntnisse, abgelegt
vor dem Notar, welchen ein Zahlbefehl (praeceptum guarentigicae)
des Notars hinzugefügt war mit der Wirkung, daß nach Ablauf
[* 54] der im Zahlbefehl bestimmten Zeit ohne weiteres gegen den Schuldner
die Zwangsvollstreckung bewirkt werden konnte. Diesem eigentümlichen Institut liegt die Fiktion eines
Prozesses zu Grunde, in welchem der Gläubiger als Kläger, der Schuldner als anerkennender Beklagter und der Notar als Richter
gedacht wird. Späterhin bezeichnete man mit dem Ausdruck überhaupt alle Urkunden, mit welchen das Recht sofortiger Zwangsvollstreckung
verknüpft war, also die sog. exekutorischen Urkunden. (S. Urkunde, Zwangsvollstreckung.)
linker Zufluß des Orinoco in Venezuela, entspringt südwestlich von Caracas bei Villa de Cura und mündet
nach seiner Vereinigung mit einem Arm des Apure, dem Apurito, oberhalb von Caicara.
Giovanni Battista, ital. Dichter, geb. zu Ferrara,
[* 55] Urenkel des Humanisten Guarino. Nachdem er zu Padua
[* 56] studiert und einige Zeit Vorlesungen gehalten hatte,
trat er in die Dienste
[* 57] des HerzogsAlfons II. von Ferrara, der ihn zum Ritter erhob und als Gesandten nach Venedig,
[* 58] zu Kaiser
Maximilian II., zu Gregor XIII. und nach Polen sandte, nach dessen Krone der Herzog strebte. Für Mühen
und Auslagen karg belohnt, verließ Guarini 1582 den Dienst, um sich litterar.
Arbeiten zu widmen, nahm 1585 das ihm angebotene Staatssekretariat vom Herzog an, ohne diesmal befriedigter zu sein, sodaß
er wieder ausschied, sein Glück in Florenz, Turin,
[* 59] Venedig, Mantua,
[* 60] endlich in Rom
[* 61] versuchte, nach Hause zurückkehrte, aber
es nach Alfons' Tode (1597) auch hier nicht aushielt. So begann ein neues unstetes Leben, das ihn wieder
nach Florenz, nach Urbino und endlich in die Heimat zurückführte, von wo er bis 1605 als ferrarischer Gesandter zu Papst Paul
V. ging. Er starb zu Venedig.
Unter seinen Werken ist am berühmtesten «Il Pastor fido»
(Vened. 1590 u. ö.; neue Ausg. von Casella,
Flor. 1866),
ein Schäferdrama, das Tassos«Aminta» den Rang streitig machte. Die ersten beglaubigten Aufführungen
fanden, nach dem Drucke des Stücks, 1596 in Crema und Ronciglione statt, eine glänzende Darstellung 1598 in Mantua; nachher
ward es häufig auf die Bühne gebracht und fast in alle europ. Sprachen (deutsch von Arnold, Gotha
[* 62] 1815)
übersetzt. Außerdem sind zu erwähnen sein in dialogischer Form abgefaßter «Segretario»
(Vened. 1594),
die «Rime» (ebd. 1598 u. ö.) und «Lettere»
(ebd. 1593 u. ö.). Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgten Barotti und
Apostolo Zeno (4 Bde., Verona
[* 63] 1737–38). Sein «Trattatodella pubblica libertà» , den er um 1599 schrieb, erschien Venedig 1818, zugleich mit G.s Leben von Ruggieri. –
Guarino, ital. Baumeister, geb. 1624 zu Modena, Theatinermönch, suchte nach Bernini neue
Wege für die Baukunst
[* 64] in Anlehnung an Borromini und war der leidenschaftlichste und zügelloseste Vertreter des Barockstils.
Er arbeitete zunächst in Modena, scheint sich dann eine Zeit lang lediglich dem Studium gewidmet zu haben und entfaltete
seine eigentliche Bauthätigkeit erst seit 1674 im Dienste des Herzogs Carlo Emanuele II. und
¶
forlaufend
524
seines Sohnes Vittorio Amadeo I. von Savoyen. Er starb 1683 oder 1685. Seine Hauptwerke sind: der finster wirkende große Palast
der Akademie der Wissenschaften in Turin (1674), der (erst 1871 voll- endete) Carignano-Palast (seit 1680), der Palast Provana
di Collegno (1698 nach seinen Plänen ge- baut), die Lorenzkirche, ein im schwülstigsten Barock- stil
gehaltener Rundbau, an dem keine gerade Linie vorkommt;
ferner das Santuario della Madonna della Consolata, endlich die Kapelle
San Sudario (1657-94) am St. Johannisdome, die Grabkapelle des savoyischen Fürsten Laures. Guatemala
[* 66] baute auch in Paris,
[* 67] Lissabon
[* 68] und Prag.
[* 69]
Seine Werke erschienen als «^rHitettura civile äeil^äi-O 6.6.»
(Tur. 1737). Guarneri oder Guarnerius, Geigenbauer- familie, deren Haupt Andrea Guatemala, geb. um 1630 zu Cremona, ein Schüler vom
ältern Nicola Amati, etwa 1650-95 arbeitete. - Pietro Guatemala, Sohn und Schüler des vorigen, geb. um 1670 zu Cremona, verlegte
um 1700 seine Werkstätte nach Mantua; seine letzten Instrumente tragen die Jahreszahl 1725.- Antonio Giuseppe
Guatemala, der berühmteste der Familie, geb. zu Cremona, gest. 1745, ein Bruderssohn von Andrea Guatemala, soll ein Schüler des
Stradivari gewesen sein.
Seine besten Instrumente fallen in die Zeit von 1725 bis 1745. Sein Beiname delGesü rührt von dem
Iesuszeichen 1H8 her, das er neben seinen Namen zu setzen pflegte. Guastald, s. Gastalde. Guastalla,
ehemals Hauptstadt des Herzogtums Guatemala, jetzt des Kreises Guatemala (63104 E.) der ital. Provinz Reggio nell' Emilia, am Einfluß des
Crostolo in den Po, 38 km im NO. von Parma,
[* 70] in einer sumpfigen, aber fruchtbaren, von Kanälen durch- schnittenen
Ebene, an den an das AdriatischeNetz anschließenden Linien Parma-Suzzara und Reggio- Guatemala (29 km), ist Sitz eines Bischofs,
hat (1881) 2648, als Gemeinde 10369 E., auf dem Marktplatze ein schönes Erzstandbild Ferdinands
I. (gest. 1559), ein bischöst.
Reisbau bildet den Haupterwerbszweig.- Das jetzt verödete Guatemala wurde von den Langobarden
gegründet und noch in spätem Mittelalter Wardi- stalla genannt.
Paschalis II. hielt hier 1106 ein Konzil ab, auf dem über
die Investitur verhandelt ward.
Seine Blütezeit erlebte es als Residenz der Gonzaga und der Exkaiserin Marie Luise. Das Gebiet
vonG. gehörte im Mittelalter zu- erst zu Reggio, hierauf feit Anfang des 14. Jahrh, zu Cremona, dann
zu Mailand und wurde 1406 vom Herzog Maria Visconti von Mailand zur Graf- schaft erhoben, die er GuidoTorelli von Mantua zu
Lehn gab. 1538 erwarb Ferrante Gonzaga, Feldherr Karls V. und nachmals Gouverneur von Mailand, Guatemala von den
Torelli, und es blieb feit 1621 mit dem herzogl. Titel bei feinen Nachkommen.
Die am linken Ufer des Po gelegenen kleinen Fürstentümer
Sabbioneta und Vozzolo wurden 1708 vom Herzog Vincenzo Gonzaga ererbt und als kaiserl. Lehn mit Guatemala vereinigt.
Nach dem kinderlosen
Ableben Giufeppe Gonzagas (1746) zog Maria Theresia das Ländchen als eröffnetes mailänd.
Lehn ein, worauf
dasfelbe 1748 im Aachener Frieden dem fpan.
Infanten Don Philipp als Herzog von Parma überlassen ward. 1796 nahmen die Franzosen
auch um es mit der Cisalpinischen Republik zu vereinigen.
Napoleons I. Schwester, Pauline Vorghese, erhielt 1805 Guatemala mit
dem Fürstentitel.
Durch den WienerKongreß wurde sodann dasselbe, Sabbioneta und Bozzolo aus- genommen, die an Osterreich fielen,
nebst Parma und Piacenza der Gemahlin Napoleons, Marie Luise, überlassen, nach deren Tode es zufolge der Konvention
vom an KarlLudwig von Vourbon, Herzog von Lucca,
[* 71] Urenkel Don Philipps, überging, der Lucca an
Toscana und gemäß des Florentiner
[* 72] Vertrags vom das Herzogtum Guatemala an Modena abtrat, dessen Geschicke
es dann teilte. Guastallinen, s. Angeliken. Guatabtta, Stadt im Depart. Cundinamarca der südamerik.
Republik Columbia,
[* 73] 40 km
im NNO. von Bogota, in 2600 m Höhe, hat etwa 5000 E. Ehemals war Guatemala die Residenz des Herrschers der Chibcha
und 1557, als Quesada es eroberte, der am stärksten befestigte Ort der Hochebene.
Etwa 10 Km entfernt liegt der berühmte
See von Guatemala, an dessen Rand ein Tempel
[* 74] der Chibcha stand und in welchen die Bewohner massiv goldene Bildwerke
und ungeheure Reichtümer versenkt hatten. Guatemala, ursprünglich Quauhtematlan, d. h. Ort der Holzhaufen, oder herkommend
von den Tzendalworten U-hate-z-mal-ha, d. h. Berg, der Wasser ausbricht, die reichste der fünf Republiken von Centralamerika
(s. d.).
Guatemala grenzt im N. an die mexik. StaatenCampeche und Jucatan, im O. an Britisch-Honduras, an die
Staaten Honduras
[* 75] und Salvador,
[* 76] im S. an die Südsee, im W. an die mexik. Staaten Chiapas und Tabasco, hat 125100 ^Km und (1891) 1452 003 E.,
d. i. 12 auf 1 ^m. (S. Karte: Centralamerika mit Nebenkarte.) Oberfliichengestaltmtg.
Bei dem Golf von Amatique erreichen die Gebirge das Ka- ribische Meer.
Nordwärts folgen Konglomerate, Sandsteine
und ein weites Kalksteingebirge von der Sierra de las Minas bis gegen die Laguna de Peten. Diese Formation scheint mesozoisch
zu sein.
Den äußersten Norden nimmt die tertiäre Ebene ein, welche sich nach Jucatan (s. d.)
fortfetzt.
Südlich an die archäifche Kette dehnt sich bis zur Küste ein vulka- nisches Gebiet aus, in welchem sich über
alten Eruptiv- gesteinen zahlreiche neue Vulkane
[* 77] erheben, wie der Agua (4120 m), der Fuego (4260 m), Tajamulco
(3540 m), Atitlan und der Sta. Maria-Vulkan.
Auch gegen das Innere zu finden sich an der Ost- grenze Vulkane, wie der Culma und
Sta. Catarina bei Iutiapa und der Monterico.
Thätig sind der Volcan de Fuego, der Atitlan, der Quemado sowie der Tajamulco.
Der Acetenango (3906 m) ist im Solfatarenzustand.
An der Küste selbst liegt quar- täres junges Land
mit Nehrungen.
Wichtigere Becken sind das des Rio Grande de Motagua (252 Km), welcher nahe Solola entspringt und gegen ONO.
zum Karibischen Meere stießt, ferner das des Golfo Dulce mit dem Rio Polochic, die vom Rio Grande durch die Sierra
de la Minas ge- trennt werden, das Gebiet des obern Rio Usuma- cinta, der von O. den Rio de la Pasion aufnimmt und die Grenze
gegen Chiapas bildet.
Den nördl. Teil nimmt das abflußlofe Gebiet der Laguna de Peten ein, die, 1600in hoch gelegen, auf
ihren 40In- seln zahlreiche altertümliche Baudenkmäler enthält. Andere Seen sind die von Atitlan und
von Amatit- lan.
Zum SlillenOcean gehen nur kurze Küstenflüsse.
¶
forlaufend
525
Klima.
[* 79] Im hohen Teile ist das Klima gesund. Die Stadt (in 1480 m Höhe) hat 18,6° mittlere Jahrestemperatur, einen kältesten
Monat von 16,?" und wärmsten von 20,3° 0., ein außerordentlich mildes, gleichmäßiges Klima.
Die Küsten sind etwas heißer,
die Südküste ist trockner, die Nordostküste seucht und ungesund. (S. Centralamerika, Bd. 4, S. 35d.)
Aner Küste fällt mehr Regen als im Innern, besonders die atlantische Seite ist feucht. In der Stadt Guatemala fallen 1460 mm, in
Belize in Britisch-Honduras dagegen 1945 mm im Jahre. Die höchsten Vulkane tragen zeitweise Schnee.
[* 80]
Fieber sind in der heißen
Küstcnebene am Pacific und be- sonders an der Hondurasbai häusig.
Landwirtschaft. Die Küstenstriche liefern reich- lich Mahagoni-, Färb-
und andere Hölzer.
Auf den Hochflächen werden Weizen und alle Baum- und Gartensrüchte der gemäßigten Zone gebaut. Die
mittlern und niedrigern Landcsteile erzeugen tropische Nutzpflanzen.
Die Cochenillezucht ist fast ganz
eingestellt, weil der Preis in Europa sehr niedrig ist.
Auch die Kautschukproduktion läßt nach und be- schränkt sich auf
Verapaz und Pete'n.
Sarsaparille und Vanille wachsen wild.
Ende 1889 sind span. Weinreben, Oliven und Obstbäume angepflanzt
worden.
Die Kakaokultur hat einigen Aufschwung genommen, ganz besonders aber die des Kasfee, dessen Anbaufläche
sich in 4 Jahren verdoppelt hat.
Die Bevölkerung
(1891:1452 003) setzt sich zusammen aus etwa900000Indianern, die meist in den größern Ort- schaften und in den bessern
Distrikten wohnen, ihre Muttersprache sprechen und durchaus friedliebend sind;
sie bilden den ackerbauenden
Bestandteil und stammen von den verschiedenen Stämmen der Mayas ab, die Guatemala zu Beginn des 16. Jahrh, bewohnten.
Die Ladinos
(etwa 400000) sind Handwerker und kleine Kaufleute, die Weißen meist Pflanzer.
Die heutige republikanische Verfassung besteht
seit 1879 (letzte Änderung 1889).
Der Präsident wird auf 6 Jahre direkt gewählt.
Die Nationalversammlung
besteht aus 69 auf 4 Jahre gewählten Mitgliedern, die 13 Staatsräte werden teils von diesen gewählt, teils vom Präsidenten
ernannt.
Seit 1873 ist
allen Konfessionen
[* 86] neben der röm.-kath. Duldung gewährt. Es bestanden
(1891) 1288 Schu- len, die von 65)322 Kindern besucht wurden: die Zahl der Schulpflichtigen betrug aber 143453. Das stehende Heer
zählt '3718 Mann;
Die Hauptein- nahmequellen sind die Einfuhrzölle (2,7
Mill. Pefos) und
die Monopole für Branntwein, Tabak und Salpeter (1,5? Mill.).
Unter den Ausgaben erfordern
das Finanzministerium und das Heer am meisten. Die Gesamtausgaben betrugen (1890) 4,"i, die Ein- nahmen 5,06 Mill. Pesos.
Die
äußere Schuld hatte (1892) 4,54, die innere 11,80 Mill. Doll. erreicht.
Das Wappen
[* 87] zeigt in blauem Feld eine Papierrolle
mit der Inschrift': I.üx^mi 15 a" 8oti(;mdr6 1821. Aus der Rolle sitzt ein Quezal, hinter ihr kreuzen
sich zwei Gewehre und zwei Degen; um das Ganze schlingt sich ein Lorbeerkranz. Die Flagge hat dieFarbenBlau, Weiß, Blau (s.
Tafel: Flaggen
[* 88] der See- staaten,Bd.6, S. 862). Handel uud Verkehr. Der Wert der Aus- fuhr ist 1886 - 90 von
6,71 auf 14,40 Mill. Doll. gestiegen. Davon entfielen auf Kaffee12,?i Mill.;
Die Einfuhr betrug (einfchließlich der Edelmetalle) 1886:
3,53,1890: 7,63 Mill. Doll. Wichtig sind: Woll- und Baumwollstoffe, Garne, Seide,
[* 90] Mehl
[* 91] sowie Eisenbahn- und Telegraphen-
materialien.
Die Haupthäfen sind Livingston und Puerto Varrios am Atlantischen, Ocos, Champerico, und besonders San Iosö
am Pacifischen Ocean.
Der Handel konzentriert sich in der Hauptstadt. 1889 liesen in die Häfen von Guatemala 336 Dampfer und 42 Segler
ein.
Die erste Eifenbahn (1880 eröffnet) führt von San Jose' an der Westküste nach Escuintla, ihre Fortsetzung
zur Hauptstadt (im ganzen 170 km);
im Ban oder zum Bau vorbereitet ist die 290 km lange Linie von hier nach Puerto Barrios (früher
SanThomas) an der Bucht von Honduras.
Von dem Hafen Champerico führt seit 1883 eine Bahn nach Netalhulen, dem Hauptort des Kassebaues.
Die Wege im Innern sind schlecht.
Zum Waren- transport dienen vornehmlich Maultiere.
Post- anstalten bestanden 1890: 155,
die Zahl der em- psangenen und abgeschickten Sendungen betrug 2,33 und 2,80 Mill. Stück.
Telegraphenstationen gab es 110 mit 3385 Km
Linien. Geschichte. Nach Eroberung Centralamerikas 1524-35 wurde das Generalkapitanat Guatemala begrün- det,
das als span. Kolonie bis 1821 bestand.
Von dieser Zeit an beginnen die bis heute vergeblichen Unionsbestrebungen der neuentstandenen
Republi- ken. (S. Centralamerika, Bd. 4, S. 37 a.)
Die Kon- stituierung einer unabhängigen Regierung in Guatemala wurde hauptsächlich durch RafaelCarrera bewirkt, dem
es bei der allgemeinen Unzu- friedenheit mit dem Präsidenten Morazan gelungen war, die antiföderalistische
Partei zu stürzen.
Doch überlieh er die Präsidentschaft dem von ihm geleite- ten Mariano Rivera Paz und übernahm als Chef
der bewaffneten Macht die Aufgabe, die Regierung sowohl gegen die aufständischen Verfuche der ge- stürzten Partei im Inlande
wie gegen die Angriffe von außen zu verteidigen.
Erst Anfang 1840 trat Carrera selbst die Präsidentschaft
an.
Derselbe be- hauptete sich bis zu seinem Tode mit diktatorischer Gewalt und fuchte durch musterhafte Finanzverwal- tung
das Wohl des Staates zu fördern.
Nach Car- reras Tode wählte man Vincente Cerna zum Prttsideuten.
Im Mai 1871 wurde dieser durch Grauados gestürzt, der energisch gegen die
¶