Zwillingsbildung beliebt ist, und so können, wie beim
Kalkspat,
[* 2] Wismut,
Antimon, durch geeignete Pressung künstlich einfache
oder polysynthetische
Zwillinge erzeugt werden. Doch können die Gleitflächen auch in
Richtungen vorhanden sein, nach denen vermöge
der
Symmetrie keine Zwillingsbildung möglich ist.
[* 4] Kreisstadt im
Kreis
[* 5]Tost-Gleiwitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln,
[* 6] 66 km südöstlich
von Oppeln, links an der Klodnitz und am Klodnitzkanal, in 218 m Höhe, an den Linien Cosel-Kandrzin-Kattowitz,
Gleiwitz-Peiskretscham
(11,1 km) und den
Nebenlinien Gleiwitz-Poremba (11,4 km),
Gleiwitz-Borsigwerk (12,8 km) und Gleiwitz-Orzesche-Sohrau (35,2 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 7] ist Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Breslau)
[* 8] mit 6
Amtsgerichten (Gleiwitz,
Nikolai,
Peiskretscham, Pleß,
Tost, Zabrze), eines Amtsgerichts, Hüttenamtes,
Zoll- und Steueramtes, einer Bauinspektion, Reichsbankstelle
(Umsatz 1892: 676,615 Mill. M.) und Handelskammer, hat (1890) 19667 E., darunter 3709
Evangelische und 1767 Israeliten, in
Garnison (1418 Mann) das 1. und 2.
Bataillon des 22. Infanterieregiments
Keith und die 5. Eskadron des 2. Ulanenregiments
von Katzler, Post erster
Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph,
[* 9] Schlachthaus,
Gas- und Wasserleitung,
[* 10] eine kath., eine altkath.
und eine evang.
Kirche, eine
Synagoge,
Denkmäler zur
Erinnerung an 1813/14 und 1870/71, ein königliches kath. Gymnasium, 1816 eröffnet
(Direktor Ronke, 17
Lehrer, 12
Klassen, 335
Schüler), eine königl. Ober-Realschule mit technischer Fachschule
für Maschinenbauer und Hüttenleute, zwei höhere Mädchenschulen, ein Zeughaus, ein Hospital, 1409 gegründet, städtisches
Krankenhaus,
[* 11] kath. und evang. Waisenhaus, oberschles.
Augen- und Ohrenheilanstalt,
Niederlassung der
Borromäerinnen zur Privatkrankenpflege. Es besteht eine königl., 1794 gegründete
Eisengießerei
[* 12] (Gleiwitzer Hütte) mit zwei Hochöfen, großartiger Maschinenbauanstalt,
Kesselschmiede u. s. w. (1200
Arbeiter), ferner die Oberschlesische
Eisen-Industrie-Aktiengesellschaft für
Bergbau
[* 13] und Hüttenbetrieb (7500
Arbeiter), Fabriken
für
Draht
[* 14] und
Drahtnägel,
Walzdraht,
Ketten und Preßnägel (2000
Arbeiter), Röhrenwalzwerk und Eisengießerei (S. Huldschinski
+
Söhne, 1000
Arbeiter), Chamottefabrik
(Aktiengesellschaft, 350
Arbeiter),
Glashütte und -Schleiferei (200
Arbeiter), Metallgießerei,
mehrere
Maschinen-, Dampfkesselarmaturen-, landwirtschaftliche
Maschinen-,
Eisen- und Drahtwaren-, Papier-,
Pappen- und Farbenfabriken, Dampfmühlen, Öl- und Sägemühlen und eine Dampftischlerei. Neben der Reichsbankstelle
fördern Filialen der
Breslauer Wechsler- und der
Breslauer Diskontobank und eine Oberschlesische Getreidebörse den
Handel.
–
Die ersteKunde von Gleiwitz stammt aus dem 12. Jahrh.; das Land gehörte 999–1202 zu
Polen. 1430 wurde Gleiwitz zerstört, 1596 unter
KaiserRudolf II. königl. Immediatstadt und hierdurch selbständig.
(spr. glennahmönn[d]), das malerische
Thal des Almonds, in der schott.
Grafschaft Perth, mit dem 1847 eröffneten
Glenalmond oderTrinity College, einer Schule der schottischen
bischöfl.
(spr. -náng-), neun Eilande an der Südküste des franz.
Depart.
Finistere, im W. von Lorient, sollen einst zusammengehangen haben und ein Heiligtum der Druiden gewesen sein.
(spr. koh), enges
Thal in der schott.
GrafschaftArgyll, im O. des Loch Linnhe, von steilen
Felsen eingeschlossen, erstreckt sich von dem Dörfchen Ballachulish über den Loch Leven bis zum Etive 15 km weit.
Mittendurch
strömt der düstere
FlußCoe, begrenzt von fast senkrecht zu 1000 m aufsteigenden Felswänden.
rechter Nebenfluß des
Vorderrheins im Oberlande des schweiz. Kantons Graubünden,
entspringt mit zwei Quellflüssen, dem Vriner-
und dem Valserrhein. Der Vriner- oder
Schwarze Rhein, der eigentliche Glenner (romanisch
Gloge), hat seine
Quellen am Piz Terri (2424 m)
und durchfließt das weidenreiche Vrinthal. Bei Oberkastels (998 m) vereinigt sich mit ihm der Valser-
oder
Weiße Rhein, der mit zwei Quellbächen aus dem Lentagletscher (2200 m) nördlich vom Rheinwaldhorn und aus dem Kanalgletscher
entspringt und das St. Peterthal durchfließt.
Vor derVereinigung beider Quellflüsse fließt der in tiefem
Tobel durch das Lugnetz, dann zwischen den
begrasten Abhängen des Piz Mundaun westlich, den
Terrassen der wild zerrissenen Rieinerhörner östlich dem
Vorderrhein zu,
in den er 1 km östlich von Ilanz einmündet. Der Glenner selbst wie seine Quellflüsse sind wilde Bergwasser mit
zahlreichen
Stromschnellen und Wasserfällen. Von der
Quelle
[* 17] des Valserrheins bis zur Mündung beträgt
die Flußlänge 40 km, das Gefälle 1510 m.
Falls (spr. fahls),Stadt im County Warren des nordamerik.
Staates Neuyork,
[* 20] nordöstlich von Saratoga, links
vom Hudson, an einer Zweigbahn, welche nach dem Georgesee führt, hat (1890) 9509, mit
South Glens Falls 11115 E., großartige Wasserfälle,
Marmor- und Kalkbrüche.
Die Wasserkraft der Fälle ist der
Industrie (Sägemühlen, Ziegelsteinbrennerei, Papier- und Hemdenfabrikation)
nutzbar gemacht.
(in GraubündenWader, in Tirol
[* 24] Ferner oder Firne, in Salzburg
[* 25] und Kärnten Kees, in den ital. Alpen
[* 26] Ghiacciajo, im rhätoroman. Gebiet Vedretta oder Vadret, im Wallis
Biegno, in Piemont Ruize, in Savoyen und Dauphiné Glacier oder
Glacière, in Norwegen
[* 27] Brae, in Island
[* 28] Jökull), Eisströme, die in den Firnschneefeldern der Hochgebirge und der Polarländer
entspringen und sich in langsamem Vorschube an den Berggehängen hinunter und thalabwärts bewegen.
Ihr Material ist eine aus alljährlich oberhalb der Schneegrenze fallenden und nicht schmelzenden Schneemassen gebildete,
in den höher gelegenen Teilen des Gletscher meist weniger dichte, im ganzen aber kompakte Masse von dicht aneinander gefügten Eiskörnern,
die nach unten zu an Größe zunehmen. Die Farbe ist an der Oberfläche silbergrau, an ganz reinen Stellen
bläulich- oder grünlichweiß, mit Ausnahme von aus dichterm Eise bestehenden blauen Bändern und der sog. Schmutzbänder,
die nur oberflächlich mit Staub und Schmutz infiltrierte und zugleich auch weniger dichte Eisbänder sind.
Das Gletschereis entsteht aus den locker liegenden Eiskörnern des Firnschnees (s.
Firn) durch deren Zusammensintern unter dem Druck der eigenen Masse und unter dem Einfluß der Sonnen- und Erdwärme und fließt
dann, nach den Gesetzen der Bewegung von Flüssigkeiten, in den Thälern hinab, weil es selbst zäh plastisch ist und eine
beständige Formumwandlung durch teilweises Schmelzen und Wiedererstarren erleidet (s.
Regelation). Die Gletscher rücken mit ihrem Ende, der Gletscherzunge, meist weit unter die Schneelinie hinab, oft bis in Gebiete
mit üppiger Vegetation, wie auf Neuseeland; ihre Länge und Mächtigkeit hängt einerseits von dem Nachschube, andererseits
von dem Betrage des Abschmelzens ab. Letzteres geschieht von oben (Ablation) durch Sonnenstrahlung, Luft
und Regen, oder von innen durch Sickerwasser, Luft und Druck, oder endlich von unten durch Schmelzwasser, Luft und Erdwärme.
Manche Gletscher der Alpen erreichen die Länge von mehr als 15 km, so der große Aletschgletscher eine solche von 24 km, und in ihrer
obern Region eine Dicke von mehr als 300 m. Die tägliche Bewegung der alpinen Gletscher schwankt zwischen 15 cm
und 1,3 m; viel beträchtlicher, bis zu 22 m täglich, ist die Bewegung grönländ. Gletscher, die Abflüsse des Inlandeises
sind. Wie bei Flüssen ist die Bewegung in der Mitte größer als an den reibenden Rändern; die nach vorn
konvexen Schmutzbänder zeichnen sie schön ab. In schneereichen Jahresreihen wachsen die Gletscher nach Dicke und Länge; in warmen
und trocknen Jahresreihen schwinden sie, und ihre untern Enden weichen oft weit zurück.
Die Oberfläche der Gletscher bietet mancherlei typische Erscheinungen dar. Darauf herabfallende Steinblöcke und
Schuttmassen bilden die Moränen (s. d. und Tafel: Gletscher I,
[* 22]
Fig. 1, und II,
[* 22]
Fig. 3), die man ihrer
Lage nach als Seiten-, Mittel-, Grund- und Endmoränen bezeichnet. Wenn um einzelne größere Steinblöcke herum das Eis
[* 29] durch
die Wirkung der Besonnung abschmilzt, so erheben sie sich schließlich als
sog. Gletschertische
auf Eisstielen über die Oberfläche des Gletscher. Letztere ist stets uneben und rauh, mit runzelförmigen
Erhöhungen bedeckt und überall da, wo Ungleichheit des Bodens und der Bewegung den Zusammenhang des Eisstroms zerreißen, von
oft tiefen und langen Spalten durchzogen, die senkrecht auf die Richtung des größten Zuges entstehen.
Die Randspalten haben ihren Grund in der gegen die Mitte raschern Bewegung, die Querspalten, die größten
von allen, entstehen beim Übergang zu einer steilern Böschung des Untergrundes, die Längsspalten treten auf, wo ein Gletscher aus
einer Thalenge heraustritt. Wo Spaltensysteme sich schneiden, zerfällt der ganze in Eiszacken und Eisnadeln (Seracs, s.
Taf. II,
[* 22]
Fig. 2). Überschreitet der Gletscher einen steilen Felsabhang,
so bildet er eine Eiskaskade, einen Gletschersturz, dessen Trümmer oft unterhalb des Sturzes zu einem regenerierten Gletscher wieder
zusammenfrieren. An seinem untern Ende entströmt dem Gletscher der Gletscherbach bisweilen aus einer thorartigen Öffnung, dem Gletscherthor
(Taf. II,
[* 22]
Fig. 1) oder der Eisgrotte, von deren Innerm aus
man oft die schöne blaue Farbe der dichtern Gletschereismassen beobachten kann, die sich übrigens auch in tiefen Spalten
zeigt.
Das Wasser des Gletscherbachs (Gletschermilch) ist meist trübe durch mitgeführtes, fein zertrümmertes Gesteinsmaterial.
Bei der Bewegung der Gletscher fallen die Blöcke und Schuttmassen oft in die Spalten, zerreiben sich dann aneinander
oder kratzen und schrammen das Bett
[* 30] des Gletscher: so entstehen die Gletscher- oder Eisschliffe, die beim Zurückweichen des Gletscher beobachtet
werden können. Über die Erosionskraft der Gletscher, besonders über die Frage, ob dieselben Seebecken aushöhlen können, gehen
die Ansichten der Forscher immer noch weit auseinander. Indem der Gletscher Seitenthäler absperrt,
kann er einen Eissee verursachen, dem die Moräne nach Zurückweichen des Gletscher auch Dauer verleihen kann. Ein Beispiel ist der
Märjelensee am Aletschgletscher (s. Taf. I,
[* 22]
Fig. 2).
Nach der Größe unterscheidet man Gletscher erster (Thalgletscher) und zweiter Ordnung (Hänge- oder Hochgletscher, Jochgletscher);
nach der Art ihrer Entstehung einfache, wenn sie nur einem Sammelbecken entströmen, zusammengesetzte,
wenn sie aus mehrern einfachen Gletscher entstehen. Ein einfacher Gletscher ist der Rhônegletscher, doppelt
zusammengesetzt ist der Vieschergletscher, dreifach das Mer de Glace, fünffach der Gornergletscher u. s. w. Heim unterscheidet
ferner einen alpinen, norwegischen und grönländischen Typus der Gletscher.
Das Vorkommen der Gletscher beschränkt sich nicht auf die arktische und gemäßigte Zone. Auch
in den Tropen finden sie sich, aber selbstverständlich nur in den höchsten Gebirgen, so in den AndenSüdamerikas und am Kilima-Ndscharo.
Mit der Annäherung an die Pole rücken die Gletscher sowohl nach der Höhenlage ihres Sammelbeckens als nach der des Gletscherendes
in die Tiefe, bis letzteres endlich ins Meeresniveau zu liegen kommt. Alpengletscher giebt es über 2000,
davon 250 erster Ordnung; sie bedecken 4000 qkm, d. h. 2,3 Proz.
des Alpengebietes, die der Finsteraarhorngruppe allein 500 qkm. Die größten Alpengletscher sind: Aletschgletscher (s. d.
und Taf. I, 120 qkm), Gornergletscher (s. d., 69 qkm),
Mer de Glace (s. d., 42 qkm), Vieschergletscher (s. d., 40 qkm).
Der größte Gletscher der Ostalpen ist die Pasterze (32 qkm).
¶
mehr
Mit der Erforschung der Entstehung, der Bewegung und der Wirkungen der Gletscher, namentlich in den Alpen, hat sich eine große Anzahl
hervorragender Gelehrter beschäftigt, so besonders Saussure, Charpentier, Hugi, Agassiz, Forbes, Tyndall, die Gebrüder Schlagintweit,
Studer, Heim, Forel, Helmholtz, Pfaff, Hagenbach, Penck, Richter, Finsterwalder u. a. m. Es wurde dabei zugleich nachgewiesen,
daß die in den Alpen und andern Gebirgen zur Zeit des Diluviums (s. d.), in der der Gegenwart zunächst vorhergehenden
Periode der Erdentwicklung, eine weit größere Ausdehnung
[* 32] besaßen, wie denn damals (s. Eiszeit)
[* 33] weit ausgedehnte Gegenden
der Erde stärker vergletschert waren als jetzt.
(Desoria glacialisNic., s. Tafel: Insekten
[* 35] III,
[* 31]
Fig. 16), eine von Desor auf dem Aargletscher
entdeckte Art von Springschwänzen (s. d.), lebt unter den Steinen der Moränen und an Felsen bis zu 3000 m Höhe. Er ist schwarz,
sehr schlank, zart und gänzlich harmlos.
(Vin de glacier) wird in geringen Mengen an einzelnen Stellen der Schweiz
[* 36] aus den in der Nähe der Gletscher
gewachsenen Trauben gewonnen und gilt als feuriger Wein, kommt aber nur selten unverfälscht in den Handel.
Glevner hießen die ritterbürtigen Reiter des Mittelalters, Glevenbürger die als Waffe ebenfalls ein Gleve führenden,
aber unberittenen Patricier der Städte.
Die von ihm ausgeführten Bildwerke behandeln teils mytholog. Stoffe: Tanz der Bacchantinnen (1846), Hercules zu Füßen der
Omphale (1863; Museum in Neuchâtel), Pentheus von den Mänaden verfolgt (1864; Museum in Basel),
[* 42] Sappho; teils histor. Stoffe: Hinrichtung
des Majors Davel 1723 (1850), Niederlage der Römer
[* 43] durch die Helvetier am LacusLemanus (1858; beide im Museum
zu
Lausanne);
[* 44]
zuweilen bewegte er sich auch mit Glück auf religiösem Gebiete, so in dem Abschied der Apostel (1845; Kirche
zu Montargis).
Auf der Wiener Weltausstellung 1873 sah man von ihm das liebliche Bild: La Charmeuse,d. i. Mädchen einen Paradiesvogel
lockend (Museum in Basel).
Die bedeutendsten Werke seiner letzten Zeit waren anmutige, doch oft süßliche Sittenbilder
aus der Antike, sein letztes Bild: Der verlorene Sohn. Er starb in Paris. Gleyre beherrschte die Form mit großer Anmut
und Sicherheit des Vortrags und hatte auf die technische Fortbildung der Malerei namentlich als Lehrer
einen großen Einfluß. –
ein eiweißartiger Bestandteil des Klebers (s. d.) ^[= # Jean Baptiste, franz. General, geb. 6. März 1753 zu Straßburg, widmete sich anfänglich dem ...]
[* 45] (Articulus), ein einzelner, besonders beweglicher Teil des tierischen und menschlichen Körpers, namentlich die
beiden obern und untern Gliedmaßen oder Extremitäten, im Gegensatz zum Kopf und zum Rumpf, auch ein einzelner
Teil einer Gliedmaße, wie die Zehen, Finger u. s. w. Männliches Glied, s.
Geschlechtsorgane.
künstliches, auch Ersatzglied, Prothese, im allgemeinen jeder mechan. Apparat, der nach dem Verlust einer Extremität
die physiol. Funktionen des betreffenden Teils mehr oder minder vollkommen zu ersetzen vermag. Das Bestreben, derartig
Verstümmelten einen künstlichen Ersatz zu verschaffen, ist uralt. Schon im Altertum finden sich hierher gehörende Versuche
erwähnt; so berichtet z. B. Plinius von einem röm. Ritter Marcus Sergius, daß er sich als Ersatz für seine im zweiten Punischen Kriege
verlorene rechte Hand
[* 46] eine künstliche Hand von Eisen
[* 47] machen ließ, welche ihn vollkommen zu weiterm Kriegsdienst
befähigt haben soll. Am bekanntesten ist die 1505 durch einen Waffenschmied verfertigte und noch heute im Schloß Jagsthausen
gezeigte eiserne Hand des Ritters Götz von Berlichingen, die, vollkommen aus Stahl gefertigt und durch eine hohle Schiene am
Vorderarm befestigt, nicht nur durch Druck an einem Knopf im Handgelenk gebeugt, sondern auch mit
Hilfe der andern natürlichen Hand in allen Fingergelenken beliebig gebogen werden konnte, indem ein Stahlzapfen in ein in
jedem Gelenk befindliches gezahntes Rad einsprang und so das in der gegebenen Lage feststellte.
Durch Druck auf einen andern Knopf sprangen die Finger mittels einer Feder in die gestreckte Stellung
zurück. Da auch der Daumen einen ähnlichen sinnreichen Mechanismus besaß, so vermochte Götz sein Schwert vollkommen sicher
zu führen. Ähnliche, wenn auch minder kunstreiche Vorrichtungen trugen der Seeräuber Horuk (1511), der HerzogChristian von
Braunschweig
[* 48] (1622), der Soldat La Violette (1761) u. a. In der neuern Zeit ist die Anfertigung künstlicher
Gliedmaßen infolge der großen Fortschritte der Technik, der Einführung geeigneterer Materialien, wie des Kautschuks, des
Hartgummis, des Aluminiumsu. dgl., und infolge der fabrikmäßigen Herstellung, die besonders durch
den amerik. Bürgerkrieg angeregt wurde, zu hoher Vollkommenheit gediehen.
Ein künstliches Glied soll im allgemeinen so konstruiert sein, daß es die Amputationsnarbe nirgends
drückt und bei einem möglichst geringen Gewicht doch hinreichende Festigkeit,
[* 49] Einfachheit und Dauerhaftigkeit besitzt.
Ein jeder derartiger Apparat, so verschieden auch im übrigen seine Konstruktion sein
¶
mehr
mag, besteht aus drei Hauptbestandteilen, aus dem sog. Körper oder der Hülse,
[* 51] die im allgemeinen
die Form des verlorenen Glied nachahmt und genügend fest und dauerhaft sein muß, aus dem sog.
Mechanismus, der die einzelnen Hülsenteile miteinander verbindet und durch Scharniergelenke, Metallfedern,
[* 52] Kautschukstränge,
Darmsaitenu. dgl. gewisse Stellungsveränderungen vermittelt, und
aus den sog. Hilfsapparaten, denen die Befestigung des künstlichen Glied am Amputationsstumpfe
obliegt.
Hinsichtlich der untern Extremität galt lange Zeit der Stelzfuß für das beste Ersatzmittel, ein hinreichend starker hölzerner
Stiel, an dem eine Hülse befestigt ist, die zur Aufnahme des Amputationsstumpfes dient (s. beistehende
[* 45]
Fig. 1), und
in der That erlangen viele Verstümmelte eine ganz außerordentliche Fertigkeit und Geschicklichkeit im Gebrauche ihres Stelzfußes;
doch haben sich, ganz abgesehen von der Verunstaltung, die übermäßige Belastung des gesunden Fußes sowie die Notwendigkeit,
beim Gehen mit dem Stelzfuß abnorme Drehbewegungen vorzunehmen, und die bei jungen Individuen hieraus entspringende Gefahr
einer dauernden Verkrümmung der Wirbelsäule als schwerwiegende Nachteile herausgestellt.
Das erste brauchbare künstliche Bein fertigte Pott in Chelsea (1816) für den Marquis von Anglesey an, wobei er zuerst einen
besondern Mechanismus für die Beugung des
[* 53] Knie- und Fußgelenks anbrachte. Dieses in England sehr verbreitete Anglesey-PottscheBein besteht aus einem Lindenholzkörper mit Stahlscharniergelenk, wiegt 3,70 kg und kostet ungefähr 35 Pfd.
St. Die wichtigsten Verbesserungen sind: das Bein von Dr. Balmer in Amerika,
[* 54] das sich durch einen außerordentlich sinnreichen
und komplizierten Mechanismus auszeichnet, aber häufige Reparaturen erfordert (Preis 150 Doll.);
das Bein von William Selpho in Neuyork, von andern künstlichen Beinen durch zweckmäßige Anbringung einer
Fersensehne unterschieden (Preis 150 Doll.);
das Bein von Dr. Douglas Bly in Rochester, bei dem die Bewegungen nicht durch
Metallfedern, sondern durch komprimierten Kautschuk hervorgebracht werden und dessen Sprunggelenk aus einem freibeweglichen
Glaskugelgelenk besteht (Preis 175 Doll.);
das Bein von Prof. Esmarch mit sinnreichem Kniegelenkmechanismus, besonderer Federvorrichtung
für Beugung des Kniegelenks und Streckung des Fußgelenks und sehr freiem Zehenmechanismus (Preis 150 M.);
das Bein von dem
Amerikaner A. Marks, dessen aus Weichgummi bestehender Fuß mit dem Unterschenkel durch einen feststehenden Holzzapfen artikuliert
und keinen Zehenmechanismus hat
(Preis 100 Doll.) u. a.
Zur Veranschaulichung des innern Mechanismus von künstlichen Beinen diene
[* 45]
Fig. 2, einen Längsdurchschnitt
durch das Bein von Douglas Bly in Rochester darstellend. Das Fußgelenk C wird durch eine Kugel von gut poliertem Glas
[* 55] gebildet,
die in einer Höhlung von festem vulkanisiertem Kautschuk sich dreht und so jede Bewegung gestattet, welche das natürliche
Fußgelenk macht. l stellt eine von den vier Kautschukfedern dar, welche die Stelle der Muskeln
[* 56] des natürlichen
Beins vertreten und von starken Darmsaiten (D) durchbohrt werden, die sich nach abwärts an Stelle der natürlichen Sehnen erstrecken
und in ihrer Spannung durch Schraubenmuttern (F) erhalten und reguliert werden.
Ruht nun beim Gehen das Gewicht des Körpers auf der Kugel des Fußgelenks C, so ist die Kautschukfeder,
die den Wadenmuskel vertritt, stark zusammengedrückt, und wenn das Gewicht des Körpers nach vorn auf den andern Fuß geworfen
wird, so hebt sich die Feder und bringt den Fuß nach vorwärts. Auf die gleiche Weise werden die Bewegungen
des Kniegelenks durch die Kautschukfeder E und den Draht H, die Bewegungen der Zehen durch die Feder O vermittelt; beschränkt
und geregelt wird die Bewegung des Kniegelenks durch die Schnur A, die die Stelle der Kreuzbänder des natürlichen Kniegelenks
vertritt.
Äußerst schwierig ist der künstliche Ersatz der obern Extremität, da es hier gilt, eine Reihe sehr
zusammengesetzter und verwickelter Bewegungen zu ersetzen. Den ersten befriedigenden Apparat der Art stellte der Holländervan Peeterssen (1844) her, der ziemlich ausgiebige Fingerbewegungen dadurch ermöglichte, daß Darmsaiten, die mit dem einen
Ende an den künstlichen Fingergliedern, mit dem andern an einem Korsett befestigt sind, durch Verkürzung
bei verschiedenen Stellungen des Amputationsstumpfes einen Zug
ausüben und dadurch den Widerstand von Federn, die sonst die Finger
in beständiger Beugung erhalten, überwinden.
Am kunstvollsten ist der von Charrière verfertigte künstliche Arm des Tenoristen Roger in Paris, der durch einen ähnlichen
Mechanismus nicht nur jede beliebige Beugung und Streckung der Finger, des Handgelenks und des Vorderarms,
sondern auch durch Einschaltung einer rechtwinklig zur Achse des Arms stehenden festen Scheibe, an deren Rand die außerhalb
des Oberarms verlaufenden Saiten angreifen, ergiebige Drehbewegungen (Pronation und Supination) der Hand und des Vorderarms gestattet.
Weitere Vorrichtungen dieser Art rühren von
¶
mehr
GrafBeaufort, Béchard, Gremmel, Kolbe, Masters, Fichot u. a. her. Der Preis eines künstlichen Arms schwankt zwischen 100 und 225 M.
Das Äußere eines solchen stellt
[* 57]
Fig. 3 dar, in der a den Amputationsstumpf des Oberarms, b die Hülse für den Oberarm, c
das Scharniergelenk des Ellbogens, d die Hülse für den Vorderarm, e das drehbare Handgelenk, f die beweglichen
Fingerglieder und g die Hilfsapparate zur Befestigung des künstlichen Arms am Oberkörper darstellt. Bei allen Verstümmelten,
die schwere Arbeiten zu verrichten haben, muß die künstliche Hand zum Abnehmen eingerichtet sein, um je nach Bedarf an deren
Stelle einen starken eisernen Haken (zum Heben, Tragen und Fortschaffen von schweren Lasten) oder eine
federnde Greifzange (zum festen Greifen und leichtern Arbeiten) einhängen zu können.
Die Lehre
[* 58] von der Herstellung und Anwendung künstlicher Glied wird als Prothesis bezeichnet.
Litteratur. Mechel, Die eiserne Hand des Götz von Berlichingen (Berl. 1815, mit 4 Tafeln);
Fritze, Arthroplastik
oder die sämtlichen bisher bekannt gewordenen künstlichen Hände und Füße (Lemgo 1842, mit 26 Tafeln): Douglas Bly, Artificiallegs and arms.
Remarkable inventions (Rochester 1860);
E. Meier, Über künstliche Beine (Berl. 1871, mit 24 Holzschnitten);
[* 45] (militär.), die Aufstellung einer Anzahl Fußgänger oder Reiter in einer Linie nebeneinander, sodaß die einzelnen
Leute sich einander berühren (Fühlung haben) oder nur ein geringer Zwischenraum (etwa Handbreite) zwischen den Nebenleuten
bleibt. Die Infanterie wird in zwei, die Kavallerie meist auch in zwei Gliedern rangiert. Die Entfernung zweier hintereinander
stehenden Glieder nennt man Gliederabstand; derselbe ist in den verschiedenen Armeen sehr verschieden. Bei der Infanterie schwankt
er zwischen 40 und 64 cm vom Rücken des Vorder- bis zur Brust des Hintermanns, vergrößert sich aber
bei Märschen und den ohne Tritt ausgeführten Bewegungen auf 80 cm. Bei der Kavallerie beträgt der Abstand vom Schwanze des
Vorder- bis zum Kopfe des Hinterpferdes 80–240 cm. In Bezug auf die im Laufe der Zeiten stetig abnehmende Gliederzahl s. Fechtart.
[* 61]
(Arthropoda) nennt man eine außerordentlich zahlreiche Abteilung dcr wirbellosen Tiere, deren fast ausnahmslos
(die Diogeneskrebse, betreffs der Scheren
[* 65] viele Krabben und eine Reihe schmarotzender Formen machen Ausnahmen)
symmetrischer, meist gestreckter Körper aus Ringen besteht, welche meist zu ungleichwertigen Abteilungen (Kopf, Kopfbrust,
Brust, Hinterleib) sich vereinigen. Die Körperbedeckung dieser Tiere besteht aus einer harten, von der Oberhaut ((Matrix) abgeschiedenen
Haut,
[* 66] die von einem besondern Stoffe, Chitin genannt, gebildet wird; die Muskeln setzen sich an der Innenseite der von
der Haut gebildeten, hohlen, ring- oder stabförmigen, ineinander gelenkten Hebel
[* 67] an. An den Körperringen sitzen
gegliederte
Anhänge, die bald als eigentliche Füße, bald als Fühler, Kauwerkzeuge oder Flügel ausgebildet sind, und zwar je
nach den einzelnen Klassen in sehr verschiedener Weise und in verschiedener Zahl.
Das Nervensystem der Gliederfüßer besteht in einer über dem Schlunde in dem Kopfe gelegenen größern Nervenmasse,
einem Ringe, welcher den Schlund umgiebt, und einer Doppelkette von Nervenknoten, die auf der Bauchseite in der Mittellinie
sich hinzieht und deren einzelne Knoten (Ganglien) durch Längs- und Querfäden verbunden sind (sog. Strickleiter-Nervensystem).
Die Sinnesorgane sind meist sehr entwickelt, besonders häufig machen sich zusammengesetzte Augen (Facettenaugen)
bemerklich. An denselben treten namentlich die Elemente des lichtzuführenden und lichtempfindenden Apparats sehr stark hervor
als kegel- bis pyramidenförmige Stäbchen, welche im vordern Abschnitt durchsichtig erscheinen und daher auch als Krystallstäbchen
bezeichnet werden.
Zwischen denselben lagert sich Pigment und von hinten treten Fasern des Sehnerven an sie heran. Daneben
kommen noch einfache Augen(stemmata) vor. Der Kreislauf
[* 68] ist insofern unvollständig, als meist nur ein an der Rückenseite
gelegenes Herz ohne Gefäße existiert und niemals ein vollständiges System zum Herzen rückführender Gefäße ausgebildet ist.
Das Herz hat, wenn vorhanden, seitliche Spalten, durch welche das in der Regel farblose Blut eintritt. Die
Atmung findet entweder durch die äußere Körperoberfläche oder durch besondere Organe, Kiemen oder Luftröhren (Tracheen)
[* 69] statt.
Die Kauwerkzeuge wirken stets von den Seiten her gegeneinander, werden aber häufig zu Saugorganen umgewandelt; der Darm
[* 70] hat
fast immer zwei Öffnungen, Mund und After. Die Geschlechter sind meistens getrennt, doch findet auch
Hermaphroditismus und ungeschlechtliche Zeugung in Ausnahmefällen statt. Der Dotter steht bei der Entwicklung des Jungen in
dem Ei
[* 71] auf der Rückenseite des Jungen; meist kann man Larven- und häufig auch Puppenzustände bei der weitern freien Ausbildung
unterscheiden.
Man teilt die Gliederfüßer, welche vielleicht drei Vierteile der gesamten Artenzahl des Tierreichs umfassen, in
fünf Klassen ein. Diese sind: Krustentiere (s. d., Crustacea), durch Kiemen atmende, hauptsächlich das Wasser
bewohnende Gliederfüßer mit zwei Fühlerpaaren und mehr als vier Fußpaaren, mit Gliedmaßen an dem Hinterleibe und bald getrenntem,
bald mit der Kopfbrust verschmolzenem Kopfe;
Spinnentiere
[* 72] (s. d., Arachnida), luftatmende, meist das
Land bewohnende Gliederfüßer, ohne getrennten Kopf, ohne eigentliche Fühler, die zu Kiefern umgewandelt sind, meist mit vier Fußpaaren;
Onychophoren (s. d., Onychophora), luftatmende, landbewohnende Gliederfüßer von
gestreckter Leibesform, mit einem Fühlerpaare und zahlreichen, weniggliedrigen, je mit zwei kleinen Klauen bewehrten Fußstummeln;
Tausendfüßer (s. d., Myriopoda), luftatmende, landbewohnende Gliederfüßer mit
getrenntem Kopfe, zahlreichen, sehr gleichmäßig gebildeten Leibessegmenten, mit drei Kieferpaaren, einem
Fühlerpaar und je einem Fußpaar an jedem Leibessegmente;
Insekten (s. d.) oder Kerfe (Insecta), luftatmend, mit getrenntem
Kopf, Brust und Hinterleib, einem Fühlerpaar, drei Fußpaaren, die an der untern Seite, und meist mit einem oder zwei Flügelpaaren,
die an der obern Seite der Brust angeheftet sind, ohne deutliche Gliedmaßen am Hinterleibe.
Man hat die
Gliederfüßer wohl auch in zwei große Gruppen
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geteilt, in die Kiemenatmer (Branchiata), zu welchen die Krebse, und in die Luftröhrenatmer (Tracheata), zu welchen alle
übrigen Gliederfüßer gehören.
Gliederpuppe, die aus Holz
[* 77] bis zu Lebensgröße hergestellte menschliche
[* 73]
Figur mit
beweglichen Gliedern, deren sich die Künstler besonders als Modell zu Gewandstudien bedienen.
diejenige Form der Kruciferenschote, die zwischen den Samen zusammengeschnürt
ist und deshalb bei der Reife nicht der Länge nach aufspringt, sondern in der Quere in einzelne einsämige Stücke auseinanderfällt.
(S. Frucht, Bd. 6, S. 387 a.)
In neuerer Zeit hat sich die Ansicht vielfach geltend gemacht, daß die letztern allerdings
zu den erstern innigere Beziehungen hätten, als zum Typus der Würmer.
[* 78]
der Kontinente oder auch kleinerer Länderräume nennt man nach dem Vorgange Karl Ritters, der diesen Begriff 1826 in
seinem Vortrage «Über geogr. Stellung und horizontale Ausbreitung der Erdteile» eingeführt hat, die mehr oder weniger unregelmäßige
Umrißgestalt der betreffenden Landmassen, die dem Umstande ihre Entstehung verdankt, daß an einen durch
Meereseinschnitte in seinem Zusammenhang nicht unterbrochenen «Rumpf» sich
größere oder kleinerer «Glieder» in Gestalt von Halbinseln und Landzungen ansetzen.
Den Gliedern werden auch nahe Festlandsinseln, die durch Meereseingriff aus Halbinseln hervorgingen, zugezählt. Diese horizontale
Gliederung wird auch Küstenentwicklung genannt. Die Betrachtung der Karte zeigt ohne weiteres, daß
hinsichtlich der Gliederung die Erdteile in der Reihenfolge Europa,
[* 79] Asien,
[* 80] Amerika, Australien,
[* 81] Afrika aufeinander folgen, oder daß
z. B. die Balkanhalbinsel
[* 82] wesentlich stärker gegliedert ist als die Iberische. (S. Erde, Bd.
6, S. 252 b.) Als mathem.
Ausdruck der Gliederung benutzte man zuerst das Verhältnis des Küstenumfangs zum Flächeninhalt. Dem Mißstande,
daß hier Größen erster und zweiter Dimension
[* 83] verglichen werden, suchte man abzuhelfen, indem die Küstenlänge zur Quadratwurzel
aus dem Flächeninhalt in Beziehung gesetzt wurde, oder indem man Umfang und Inhalt mit den entsprechenden Werten eines flächengleichen
Kreises oder einer flächengleichen Kugelkalotte als den Flächen kleinsten Inhalts beigegebenen Umfang verglich.
Da aber bei einer bestimmten Länge die Einzelgestaltung der Küste sehr verschieden sein kann, und da
das Messen der Küstenlänge je
nach dem Kartenmaßstab zu sehr ungleichen Zahlenwerten führt, so haben all die so gewonnenen
Zahlenausdrücke für die Größe der Gliederung wenig Wert. Innerlich berechtigter und auch anschaulicher sind die Methoden
zur Bestimmung der Gliederung, bei welchen die Flächeninhalte des Rumpfes und der Glieder zueinander in Beziehung gesetzt werden,
was in verschiedener Weise geschehen kann; allein hier macht oftmals die Abgrenzung des Rumpfes gegen die Halbinselglieder
Schwierigkeit. Trotzdem finden sich diese Methoden neuerdings mehrfach angewandt, auch nachdem jüngst der Begriff des
mittlern Küstenabstandes und der Prozentanteil des flächengleichen Minimalküstenabstandes an der ganzen Fläche für die
Zwecke der Gliederungsbestimmung verwendet worden ist. –
Vgl. Precht, Untersuchungen über horizontale (in der «Zeitschrift
für wissenschaftliche Geographie», 1. Ergänzungsheft, Weim. 1889) mit vollständiger Litteraturangabe;
Rohrbach, Über mittlere Grenzabstände (in Petermanns «Geogr. Mitteilungen»,
1890);
Ehrenberg, Studien zur Messung der horizontalen Gliederung (Würzb. 1891).
– Unter vertikaler Gliederung eines Länderraums versteht man in der modernen Geographie seinen Aufbau aus den verschiedenen Formen
von Ebenheiten und Unebenheiten, die Übersicht der räumlichen Anordnung von Tief- und Hochländern und Gebirgen. Ihre Veranschaulichung
läßt sich höchstens durch die Werte orometrisch ermittelter Größen (s. Gebirge) geben; besser dienen
dazu Höhenschichtenkarten und Profile.
(Annelides s. Annulata), Anneliden, Ringelwürmer, Würmer mit gestrecktem, meist cylindrischem, seltener
abgeflachtem Körper, der durch auf der Oberfläche beginnende, mehr oder weniger weit in die Leibeshöhle
vorspringende Scheidewände in eine größere oder geringere Anzahl von Ringen oder Segmenten zerlegt ist. Die Bewegungsorgane
bestehen im wesentlichen aus Borsten, die entlang der Körperseiten entweder direkt eingepflanzt sind oder auf Hockerreihen
(Parapodien) stehen (Borstenwürmer), oder aber aus besondern Saugnäpfen (Blutegel).
[* 84] Von vielen Zoologen werden auch die
Sternwürmer (s. d.) zu den Gliederwürmer gezählt. Weiteres s.
Ringelwürmer.
weiße Gelenkgeschwulst, fungöse oder tuberkulöse Gelenkentzündung(Fungus oder Tumoralbus articulorum,Arthrocace), eine chronisch verlaufende, von der Synovialschleimhaut oder vom Knochen
[* 85] ausgehende und allmählich durch üppig
wuchernde Granulationen die Gelenkknorpel und die umgebenden Weichteile erweichende Gelenkentzündung,
die alsbald auch die knöchernen Gelenkenden durch Verschwärung (Karies) zerstört und häufig durch Fieber und Säfteverluste
das Leben des Kranken auf das höchste bedroht. Dieses bösartige Übel, das durch die Entwicklung von Tuberkeln innerhalb des
Gelenks entsteht, beginnt meist mit einem Gefühl von Schwere und Spannung in dem erkrankten Gelenk, das
nach und nach mit einer unter der Haut liegenden, schwammig anzufühlenden Geschwulst umgeben wird. Dazu gesellen sich heftiger
Schmerz und Hitze in der affizierten Stelle, außerdem Allgemeinleiden des Körpers, Fieber und Schwäche. Der
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