1) RaffinierenamSchmelzofen.
[* 2] Hierher gehört zunächst das
Überfangen von weißem oder opakem Glas
[* 3] mit gefärbtem Glas. Der
Arbeiter, welcher ein Stäbchen aus ersterm Glas angefertigt hat, taucht dasselbe, nachdem es genügend aufgeblasen
und bearbeitet wurde, in einen zweiten
Hafen, in welchem sich das gefärbte
Überfangglas befindet; er
bringt dadurch eine dickere und dünnere Schicht des gefärbten Glas auf die Oberfläche des Grundglases und verarbeitet
beide Schichten gemeinsam, als ob sie aus einer Sorte Glas bestünden.
Unter Umständen kann noch eine dritte Schicht farblosen Glas durch
Überfang aufgebracht werden. Eine zweite
Art des
Überfangens wird auf folgende
Weise bewerkstelligt: Der
Arbeiter bläst an der
Pfeife eine
Kugel und öffnet dieselbe
zu einer
Glocke. In diese
Glocke fügt er den inzwischen an einer zweiten
Pfeife angeblasenen Kolben von farblosem ein und schneidet
dann die farbige
Glocke zur weitern Bearbeitung von der
Pfeife ab. Eng daran schließt sich eine andere
Art des
Überfangens, die Verarbeitung der Rubingläser in
Zapfen
[* 4] (s.
Glaszapfen). Gefärbte
Lampenschirme, Glasvasen
u. dgl.
m. werden fast immer durch
Überfang hergestellt, wenn das Grundglas nicht in der gewünschten Farbennuance verschmolzen werden
kann, oder wenn das gefärbte Glas zu kostspielig ist, um dasselbe massiv zu verarbeiten.
Hierher gehören auch einige
Arten der Glasverzierung, welche besonders in
Venedig
[* 5] zu hoher Vollendung gebracht wurden: die
Herstellung von
Brokat- oder
Flimmerglas, welches aussieht, als ob
Gold
[* 6] untergelegt wäre, von Filigranglas
(Fadenglas,
Brokatglas), Petinet, Reticello, Ritorto (s.
Millefiori).
[* 7]
2)
Glasschleifen bezweckt, entweder dem Glas die für den Gebrauch nötige Form zu geben oder vollkommen ebene
Flächen zu erzeugen,
oder endlich dem Glas einen auf andere
Weise nicht in gleicher
Vollkommenheit erreichbaren Schmuck zu verleihen. Dementsprechend
unterscheidet man drei
Arten von Glasschleiferei, die sich auch durch die zur Verwendung gelangenden Hilfsmittel
wesentlich unterscheiden:
a.
Schleifen von optischem Glas (s. Linsen); b. das
Schleifen der
Spiegelgläser (s.
Spiegelglas) und c. das
Schleifen und Polieren
von Hohlglaswaren.
Allen drei Gruppen der Glasschleiferei sind die Schleifmaterialien selbst gemeinsam; zum Rauhschleifen
wird grober Sand oder Schmirgel verwendet, zum Feinschleifen (Doucieren oder
Dossieren) feiner (geschlämmter)
Schmirgel; das Polieren geschieht mit Holz-,
Tuch- oder Lederscheiben unter Anwendung von
Englischrotu. dgl. als Schleifmaterial.
Das
SchleifendesHohlglases geschieht entweder auf Schleifbänken mit horizontaler Scheibe
(Arbeit des
Schleifers), um Bodenflächen,
Ränder von
Bechernu. dgl. eben zu schleifen, oder auf
Bänken mit vertikalem Schleifrade (ähnlich dem
in nachstehender
[* 1]
Figur dargestellten,
nur in viel größern Dimensionen) zur Herstellung von Kannelierungen,
Einschnitten, zum
Ausheben von
Brillantschliff und für alle
Arbeiten, welche sich auf unregelmäßig gekrümmte
Flächen beziehen
(Arbeit des Kuglers).
Zur Herstellung feinerer, eingeschossener
[* 1]
Figuren, zum GravierenvonZeichnungenundBuchstaben bedient man sich der in nachstehender
[* 1]
Figur dargestellten Schneidbank.
Die
Spindel der
Bank trägt ein kleines Kupferrad, das von Zeit zu Zeit mit Schmirgelbrei befeuchtet wird. Der Graveur führt
nun das Glas mit großer Geschicklichkeit gegen das schnell rotierende Rädchen, das im Augenblick der Berührung
mehr oder weniger tief in das Glas eingreift. Jede Berührung erzeugt einen Punkt, jede
Bewegung des Glas einen
Strich auf demselben. Die Geschicklichkeit mancher Graveure erzielt oft bewunderungswürdige Kunstwerke, die den Relieffiguren
berühmter Ciseleure nicht nachstehen.
3) MattierendesGlas, Herstellung einer matten Oberfläche auf Glas, kann durch Rauhschleifen, durch
Ätzen mitFluorverbindungen oder endlich nach dem von C. Tilghman erfundenen
Verfahren durch
Blasen von
Sand gegen das Glas erfolgen. Wässerige
Flußsäure greift das Glas an, erzeugt aber nur Vertiefungen, keine matten
Flächen.
Gasförmige
Flußsäure dagegen, und ebenso saure
Fluorverbindungen der Alkalienmetalle erzeugen matte
Flächen von seinem
Korn.
Um mattgeätzte
[* 1]
Figuren auf Glas zu erhalten, wird dieses mit einer schützenden
Schicht von
Wachs bekleidet. Der Künstler zeichnet die
[* 1]
Figur in das
Wachs ein und der
Glaskörper wird hierauf der Einwirkung
der
Fluorverbindungen ausgesetzt. Diese Ätzungen zeichnen sich durch große Feinheit des
Korns aus. Um rauhe
Flächen mit grobem
Korn zu gewinnen, arbeitet man besser nach der Methode Tilghman mit dem Sandstrahlgebläse (s. d.).
Ein heftiger Luftstrom führt Sand gegen das zu mattierende Glas und erzeugt in wenigen Sekunden eine matte, rauhe
Oberfläche.
a. zum
Einbrennen von Email und
Glasmalerei;
[* 8] b. zum Lasieren (s. d.), Rubinieren oder
Gelbätzen des c. zum
Einbrennen der verschiedenen
Arten der Vergoldung und Platinierung (s.
Glanzgold).
Die
Technik der
Glasmalerei ist mit der Porzellanmalerei (s. d.) nahe verwandt. Die
Flüsse
[* 9] und
Pigmente der
Glasmalerei sind
allerdings verschieden von denen der Porzellanmalerei und müssen dem
Ausdehnungskoefficienten des Glas angepaßt sein. Ein
weiterer Unterschied besteht auch darin, daß die Wirkung der
Glasmalerei vielfach für durchfallendes,
die Porzellan- und Majolikamalerei
nur für zurückgeworfenes Licht
[* 10] berechnet ist.
Italien,
[* 21] England, Belgien
[* 22] und Österreich
[* 23] (Böhmen)
[* 24] besaßen längst ansehnliche Glashütten, ehe in Deutschland die Glasfabrikation zu auch nur einigem Aufschwunge gelangte. Seit
20–30 Jahren ist indessen der ausländische Mitbewerb mehr und mehr zurückgedrängt worden und heute werden große Mengen
deutscher Glaswaren, sowohl ordinäre wie feine, nach allen Ländern, selbst nach England, Belgien und Österreich ausgeführt,
wenn auch in gewissen Sorten z. B. England in hochfeinem Kronenglas,
Belgien in Spiegel- und Tafelglas, Böhmen in farbigen Glas, Italien (Venedig) in Schmuckgläsern ein gewisses Übergewicht noch
behaupten mögen. 1892 betrug die deutsche Ausfuhr in Hohlglas 16,3 Mill. M., Tafel- und Spiegelglas 11,4, gepreßtes und geschliffenes
Glas 2,3, Glasperlen 1,6, optisches Glas, roh 0,5, Brillen- und Uhrgläser 1,9, sonstige Glaswaren 4,1 Mill.
M., zusammen 38,1 Mill. M. Die Einfuhr belief sich auf 8,1 Mill. M., darunter für rohes Spiegelglas 1,1, für Glasbehänge,
Glasknöpfe und massives weißes Glas 1,1, Glasperlen und Glasplättchen 2,0, farbige Glaswaren 1,5 Mill. M. – Die Zahl der
Glasfabriken wird (freilich zum Teil nach Schätzung) anzunehmen sein für Frankreich zu 225, Großbritannien
[* 25] 250, Österreich-Ungarn
[* 26] 350, Italien 90, Belgien 95, Rußland 220, Schweden
[* 27] 36, Norwegen 10, Dänemark
[* 28] 8, Niederlande
[* 29] 30, Schweiz
[* 30] 10, Griechenland
[* 31] 3, in ganz
Europa
[* 32] etwa über 1700 Glashütten von allerdings sehr verschiedener Größe. In diesen Werken mögen etwa
150–160000 Arbeiter beschäftigt sein.
[* 3] für wissenschaftliche Zwecke, gemeinsame Bezeichnung für optisches Glas, Thermometerglas und Glas für chem. Geräte.
1) OptischesGlas ist solches, das zur Anfertigung optischer Linsen, Prismen und vollkommen ebener Platten für wissenschaftliche
Zwecke dient. Das optische Glas war bisher das bleifreie Crown- und das bleihaltige Flintglas. Die achromatischen Glas bestehen
gewöhnlich aus der Verbindung einer erhabenen Crownglaslinse mit einer dazu berechneten hohlen Flintglaslinse. Die Herstellung
des optischen Glas jeder Art war von jeher äußerst schwierig und geschieht unter vielen Vorsichten.
Die Sätze für Flintglas sind, je nach den verlangten optischen Eigenschaften desselben, sehr verschieden. Für große Linsen
gelingt die Darstellung der optischen Glas selten, man hat jedoch heutzutage Riesenfernrohre mit Linsen von 90 cm Durchmesser
und auch etwas darüber hergestellt. Das optische Glas wurde
in neuerer Zeit für die Optiker nahezu aller Länder von Feil in
Paris
[* 36] und Chance in Birmingham
[* 37] fabriziert; nur Merz, der Nachfolger Fraunhofers, in München
[* 38] erzeugte in Deutschland, vorherrschend
für den eigenen Verbrauch, Flintglas. Erst seit 1884 besteht in Deutschland zu Jena
[* 39] eine ausgiebige Erzeugungsstätte
für optisches Glas, die bereits in Fachkreisen als Glastechnisches LaboratoriumvonSchott und Genossen einen vorzüglichen
Ruf erworben hat. Die Produkte dieser neuen industriellen Glasschmelzerei werden schon jetzt von den meisten Optikern des
In- und Auslandes mit sehr gutem Erfolg verarbeitet.
Zur Gründung des Glastechnikums in Jena gab der dortige Professor Abbe durch seinen Bericht über die Ausstellung
wissenschaftlicher Apparate zu London
[* 40] (1876) Veranlassung. In dieser Schrift wird nämlich das Problem angeregt, die bei der
üblichen Achromatisierung noch zurückbleibenden Farben, d. i. das sekundäre Spektrum, durch neuartige Glas wegzuschaffen. Die
letztern zu erfinden wurde eben als eine der wesentlichsten Aufgaben hingestellt, solche zusammengehörige
verbesserte Gläserpaare dürfen nicht, wie das gewöhnliche Crown- und Flintglas, einen disproportionalen Gang
[* 41] in den verschiedenen
Abschnitten des Spektrums besitzen, sondern die einzelnen Glas der achromatischen Paare müßten im Gegenteil Farbenzerstreuungen
besitzen, die sich in allen Teilen des Spektrums nahe proportional zueinander verhalten.
Überdies ist auch eine größere Mannigfaltigkeit in der Abstufung des Brechungsindex und der mittlern Dispersion
[* 42] anzustreben,
welche für viele Aufgaben der praktischen Optik von großer Wichtigkeit ist. Nach diesen Richtungen haben nur Fraunhofer (1814)
und Harcourt (1834–39) ausgiebigere Versuche angestellt, die in neuerer Zeit durch Stokes (1871 und 1874), der
ebenfalls die Unterdrückung der sekundären Farbenzerstreuung
[* 43] mittels verbesserter Glaspaare anstrebte, den Fachkreisen
zur Kenntnis gebracht wurden.
Praktische Erfolge hatten jedoch erst die Versuche vonSchott, der dieselben infolge jener Darstellung von Professor Abbe zu
Witten, seinem damaligen Wohnorte, anstellte (1881). Es wurden hierbei mannigfaltige kleine Schmelzproben
verschiedener Zusammensetzung (nur zu 20–60 g) unternommen, um die charakteristische Wirkung gewisser
chem. Elemente (z. B. des Phosphors, Borsu. dgl. m.) auf die Brechungs- und Farbenzerstreuungsgröße der erstarrten Glasflüsse
zu erfahren.
Die spektrometrischen Untersuchungen der so erhaltenen Schmelzverbindungen machten Professor Abbe und sein Assistent Riedel
zu Jena. Zu Ende 1881 war man so weit, daß sich der specifische Einfluß bestimmter Stoffe im G. auf dessen
optische Eigenschaften sicher erkennen ließ, was dazu ermunterte, jene Versuche systematisch und in größerm Maßstabe
fortzusetzen. Zu diesem Zwecke übersiedelteSchott (1882) nach Jena, wo später (1884) das oben erwähnte Glastechnische Laboratorium
ins Leben gerufen wurde, und zwar mit wiederholter namhafter Unterstützung von seiten des preuß.
Staates.
Das im Juli 1886 ausgegebene Preisverzeichnis des Glastechnikums zu Jena zeigt bereits 44 verschiedene Glassorten für wissenschaftliche
Zwecke, darunter 19 von wesentlich neuer Zusammensetzung. Diese Glas sind nicht, wie ehedem, durch ihr spec. Gewicht
optisch charakterisiert, sondern durch ihre
¶
mehr
Dispersionswerte, die zu jedem Glas, nebst dem Brechungsexponenten für die Linie D, angegeben werden. Bei den Glas alter Art findet
man in dem Schottschen Glaskatalog auch Crown- und Flintgläser der Silikatreihe, wie sie bisher von Chance in Birmingham oder
Feil in Paris an die Optiker aller Nationen geliefert wurden. Überdies ergiebt sich bei den jenaischen
in der Silikatreihe für die Farbenkompensierung noch ein weiterer Spielraum als bei den bisher angewendeten engl.
oder franz. optischen Glas. Neben der Verminderung des sekundären Spektrums war die Erzeugung von Crown- und Flintgläsern je
mit relativ hohem und relativ niedrigem Brechungsexponenten von Wert für die Aufhebung des Astigmatismus
bei photogr.
Objektiven. Solange eine bestimmte Brechung
[* 45] auch einer bestimmten Zerstreuung entsprach, war diesem Mangel, der sich bei allen
optischen Konstruktionen mit stark geneigt einfallenden Lichtstrahlen zeigt, nicht abzuhelfen. Seit der Gründung des jenaischen
Werkes ist eine erhebliche Verbesserung in den Leistungen fast aller feinern optischen Instrumente bemerkbar
geworden. Die große Mehrzahl der in- und ausländischen Optiker hat sich die gebotenen neuen Hilfsmittel zu Nutze zu machen
gewußt. In hervorragendem Maße ist die Optische Werkstätte CarlZeiß in Jena bei diesen Verbesserungen beteiligt durch Einführung
der neuen Apochromat-Mikroskopobjektive und der neuen photogr. Anastigmat-Objektive.
2) Thermometerglas muß eine so geringe thermische Nachwirkung zeigen, daß sowohl der Fehler wegen Erhebung
seines Eispunktes bald nach Anfertigung des Thermometers, als auch der wegen Senkung des Eispunktes infolge vorausgegangener
Erhitzung des Thermometergefäßes außer Betracht kommen. R.Weber fand, daß, wenn Kali und Natron zugleich im G. vorhanden
sind, die thermische Nachwirkung bedeutend ist und daß das Gegenteil eintritt, wenn nur eins jener beiden
Alkalien allein zugegen ist. Das gänzliche Fehlen von Kalk in der Zusammensetzung des Glas erhöht die schädliche
Nachwirkung.Schott fand, daß die Depression
[* 46] dann besonders klein wird, wenn das Thermometer
[* 47] nach seiner Anfertigung sehr
langsam gekühlt wird. Auch hat man in neuester Zeit Thermometergläser hergestellt, welche Temperaturen
bis zu 550° zu messen gestatten, und solche, deren Temperaturangaben mit denen des Luftthermometers fast genau übereinstimmen.
3) Glas für chemische Geräte darf einerseits von Flüssigkeiten nicht angegriffen werden, andererseits soll
es schroffen Temperaturwechsel vertragen, ohne zu springen. Die erste Eigenschaft ist für solche Geräte
notwendig, die zu Analysen benutzt werden, da die Substanzen (namentlich Alkalien), die aus dem Glas von gewöhnlicher Zusammensetzung
in Lösung gehen, das Resultat der Analyse verändern können. Aus solchem unlöslichem Glas werden auch die Röhren,
[* 48] resp. Deckel
der feinen Wasserwagen für astron. und geodätische Zwecke gefertigt, damit die Beweglichkeit der Luftblase
durch die Rauhigkeit des von der Flüssigkeit angegriffenen Glas nicht gemindert wird.
Von dem jenaischen Glaswerk sind in dieser Beziehung umfangreiche Versuche angestellt worden, die ein günstiges Resultat
ergeben haben. Auch bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegen schroffen Temperaturwechsel hatSchott durch Erfindung des
sog. Verbundglases gute Erfolge erzielt. Verbundglas wird durch Überfangen
(s. Glas, S. 43 a) eines passend
gewählten Glas mit einem andern Glas von geringerm Ausdehnungskoefficienten hergestellt. Nach dem Erkalten, auch wenn dasselbe
langsam erfolgt, stellen sich ähnliche Spannungserscheinungen ein wie beim Hartglase, nur lassen sich dieselben durch zweckmäßige
Auswahl der Glassätze viel sicherer beherrschen als im Hartglase. Aus Verbundglas lassen sich widerstandsfähige
Lampencylinder, Kochflaschen, Abdampfschalen, Wasserstandsröhren u. s. w. anfertigen, die ein Besprengen
der erhitzten Glasfläche mit kaltem Wasser vertragen, ohne zu springen. Das Innere von Verbundglas befindet sich im Zustande
der Dehnung, die äußern Schichten im Zustande der Kompression.
für das Gebiet des DeutschenReichs. Der Sitz ist Berlin,
[* 50] Sitz der 7 Sektionen:
Fürth,
[* 51] Dresden,
[* 52] Berlin, Lomnitz (Posen),
[* 53] Berlin, Düsseldorf
[* 54] und Saarbrücken.
[* 55] Ende 1892 bestanden 720 Betriebe mit 65618 versicherten
Personen, deren anzurechnende Jahreslöhne 38128211 M. (581,06 M. pro Kopf) betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 240830
M., die Ausgaben auf 230223 M., der Reservefonds Ende 1892 auf 449 594 M. Entschädigt wurden (1892) 166 Unfälle
(2,37 auf 1000 versicherte Personen) mit 122712 M., darunter 8 Unfälle mit tödlichem Ausgang, 9 mit völliger Erwerbslosigkeit.
(S. Berufsgenossenschaft.)
eine mit Gebläse
[* 56] versehene Lötrohrlampe zur Erzeugung einer kräftigen, bis 2 dm langen Stichflamme,
welche zum Verarbeiten von Glasröhrenu. dgl., ferner für Glasarbeiten in kleinerm Maßstabe,
zur Herstellung von chem. und physik.
Apparaten dient. Als Brennmaterial dient Öl oder Talg.
Jetzt ist die Glasbläserlampe fast überall
durch Leuchtgasbrenner mit Luftgebläse ersetzt.
Blumen aus verschiedenartig gefärbtem Glase, die ursprünglich von den Venetianern hergestellt
wurden zur Verzierung von Vasen,
[* 57] Kronleuchtern u. dgl. m. Gegenwärtig fertigt man dieselben auch
in Deutschland, Böhmen und Ungarn
[* 58] vor derGlasbläserlampe, durch Aneinanderfügen eines erweichten Glasblattes an das andere
an. Diese Blumen stehen den aus Porzellan erzeugten bedeutend an Schönheit und Naturtreue nach. Eine andere Art Glasblumen wird
aus Glasseide (s. Glasspinnerei) angefertigt und dient als Kopfputz für Damenhüte. Über blumenartige
Verzierungen in Briefbeschwerern u. s. w. s. Millefiori.
(Glasdecke, Oberlicht), die meist in Verbindung mit Eisenkonstruktionen vorkommende Eindeckung der Dachfläche
mit starkem Glas, sog. Hagel- oder Rohglas. Sie kommen zur Anwendung bei Oberlichtkonstruktionen der
Wohngebäude, über Treppenhäusern und Vestibülen, Unterfahrten und Austritten, Gewächshäusern und Wintergärten, Sheddächern,
Eisenbahnhallen u. s. w. In einfachster Form hingegen, unter Verwendung
von gegossenen Hartglasziegeln, dienen sie zur Erleuchtung dunkler Kellerräume unter Hausfluren, Durchfahrten, während sie
in geriffelter Tafelform auch bei Lichtschachtfenstern und als in der Dachfläche liegende Dachfenster zur Anwendung kommen.
Die Stärke
[* 60] des hierzu verwendeten Glases, welches geblasenes, gegossenes, Hart- oder Drahtglas sein kann, beträgt für
ersteres 4,5 bis 5 mm, für geripptes Gußglas 7–12 mm, für Drahtglas über 8 mm. Bei allen Glasdach handelt es sich sowohl um ein
sicheres und schnelles Abführen der äußern Niederschläge, als auch des innern niederschlagenden, durch die Temperaturausgleichung
hervorgerufenen Schweiß- oder Beschlagwassers. Letzterer Übelstand wird vermieden durch Verdoppelung der
Glasflächen, sodaß zwischen der äußern und innern Verglasung eine isolierende Luftschicht entsteht. Die Befestigung und
Dichtung der Glastafeln erfolgt entweder durch Kitten, oder da der Kitt in der Sonne
[* 61] leicht rissig wird, vermeidet man alle
Kittfugen durch geeignete Befestigungen und Überdeckungen der Glastafeln (Bolzanosche Eindeckungsweise).
Dachziegel aus Glas, die entweder gewalzt werden (Biberschwänze) oder gepreßt.
Durch Pressen (s. Preßglas) erhält man auch kompliziertere Formen, z. B.
Dachfalzziegel.
Die Glasdachziegel können wie gewöhnliche Ziegel verwendet werden und haben vor letztern den Vorteil der Durchsichtigkeit
und der vollkommenen Undurchlässigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse.
Glasschrift oder auch Hyalographie, nannte man früher im allgemeinen die Kunst, durch
Flußsäure in Glas geätzte Zeichnungen mit Schwärze einzuwalzen und dann auf Papier abzudrucken. Das von Professor Boettcher
in Frankfurt
[* 62] a. M. und Bromeis in Hanau
[* 63] erfundene Verfahren hat eine allgemeinere Anwendung nicht gefunden. Die Wiener Staatsdruckerei
hat mit Erfolg eine Modifikation des Verfahrens versucht, bei der von der geätzten Glasplatte ein galvanischer
Abklatsch in Kupfer
[* 64] genommen und die so erhaltene Platte zum Abdruck benutzt wird. Zuweilen wird mit Glasdruck eine Art des Lichtdrucks
bezeichnet, die man auch Lichtglas- oder Negativdruck nennt. (S. Lichtdruck.)
Adam, Kupferstecher, geb. zu Dorsten in Westfalen, erlernte in Düsseldorf unter Jos. von Keller die
Kupferstechkunst, verweilte dann anderthalb Jahre in Dresden und kehrte später nach Düsseldorf zurück.
Unter seinen in Linienmanier
gearbeiteten Kupferstichen sind zu erwähnen: Anbetung der Könige nach Francia (in Dresden; 1849, goldene
Medaille), Der Zinsgroschen nach Tizian (ebd.; 1860), Kreuztragung Christi (ebd.; 1866), Der gute Hirt nach J. Kehren (1862),
Kreuztragung nach P. Veronese, Trauernde
Juden nach Bendemann.
Adolf, Schriftsteller, geb. in Wiesbaden,
[* 65] studierte seit 1853 Philosophie und Geschichte in Berlin.
Unter dem Pseudonym Reinald Reimar ließ er das Trauerspiel «Kriemhildens Rache» (Hamb. 1853) und das Drama
«Penelope» (ebd. 1854) erscheinen; ein dramat.
Gedicht «Moses in Ägypten»
[* 66] gelangte in Wiesbaden zur Ausführung. Glaser führte 1856–78 und wieder von 1882 an die Redaktion
der Westermannschen «Illustrierten Monatshefte». Er lebt in Berlin. Von seinen Dramen sind zu nennen: «Galileo
Galilei» (Berl. 1861),
«Der Weg zum Ruhm» und «Johanna
von Flandern». Selbständige belletristische Arbeiten von Glaser sind: «Familie Schaller» (2 Bde., Prag 1857),
«Der Hausgeist der Frau von Estobal» (2 Bde.,
Berl. 1878),
«Erzählungen und Novellen» (3 Bde.,
Braunschw. 1862) und «Lese-Abende» (4 Bde.,
ebd. 1867). Aber erst der kulturhistor. Roman «Schlitzwang» (2 Auflagen, Berl. 1879) lenkte die Aufmerksamkeit größerer Kreise
[* 67] auf ihn. Diesem folgte «Wulfhilde», ein Roman aus dem 13. Jahrh. (Berl. 1880),
«Aus dem 18. Jahrh.», kulturgeschichtliche
Novellen (Lpz. 1880),
«Das Fräulein von Villecour» (2 Bde.,
Dresd. 1886),
«Ein Seelenfreund» (Lpz. 1889),
teils kulturhistor. Zeitbilder, teils moderne Romane. Seine «Gesammelten
Schriften» (Leipzig,
[* 68] 12 Bde.) erschienen 1889–91. Auch eine «Geschichte
des Theaters zu Braunschweig»
[* 69] hat er verfaßt (Braunschw. 1861). –
Eduard, österr. Forschungsreisender, geb. in Deutsch-Rust, Bezirk Podersam in Böhmen, widmete sich
an der Technischen Hochschule in Prag und an den UniversitätenWien und Prag vorzugsweise mathem., physischen,
astron. und geolog. Studien. 1878 wurde er an der Sternwarte
[* 70] in Wien angestellt; daneben erwarb er an der OrientalischenAkademie
orient. Sprachkenntnisse. 1880 ging er als Erzieher nach Tunis,
[* 71] später nach Ägypten, um sich arab. Sprachfertigkeit anzueignen.
In Suhag (Oberägypten) beobachtete er Mai 1882 die totale Sonnenfinsternis;
[* 72] Oktober desselben Jahres
reiste er über Sues, Dschidda und Hodeida nach Sana, der Hauptstadt Südarabiens, wo er fast ein Jahr interniert wurde.
Nach Erlangung seiner Freiheit vollführte er viele Touren im Innern, bis er 1884 wieder nach Europa heimkehrte. Er wiederholte
seine Reise 1885, 1887 und 1892 zum Zwecke archäol. und topogr. Erforschung des Landes und richtete sein
Augenmerk vornehmlich auf das Centralgebiet des alten Sabäerreiches. Von diesen Reisen hat er außer mehrern beträchtlichen
von der Berliner
[* 73] Bibliothek und dem Britischen Museum erworbenen Handschriftensammlungen bisher weit über 1000 wichtige südarab.
Inschriften und Altertümer heimgebracht. Die geogr., topogr. und histor. Ergebnisse
seiner Wanderungen hat er teils in Petermanns «Mitteilungen», im «Ausland», in der «Academy», den «Sitzungsberichten der mathem.-naturwissenschaftlichen
Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften», teils in selbständigen Schriften:
¶
mehr
«Mitteilungen über einige aus meiner Sammlung stammende sabäische Inschriften» (Prag 1886),
«Skizze der Geschichte und Geographie
Arabiens von den ältesten Zeiten bis zum Propheten Muhammad» (Heft 1, Münch. 1889; Bd. 2, Berl. 1890)
u. a. dargestellt. Gegenwärtig (1893) ist Glaser mit Erfolg in Arabien thätig.
Julius, vorher Josua, österr. Jurist und Staatsmann, geb. zu
Postelberg in Böhmen, von jüd. Abkunft, trat später zum Christentum über, studierte in Wien und Zürich
[* 75] die Rechte, habilitierte
sich 1854 an der WienerUniversität für österr. Strafrecht und wurde 1856 außerord. und 1860 ord. Professor daselbst. 1868 als
Sektionschef in das Unterrichtsministerium berufen, kehrte er, als das Ministerium Hasner abtreten mußte, 1870 zu
seinem akademischen Lehramte zurück und wurde vom niederösterr.
Landtage in das österr. Abgeordnetenhaus entsendet. Bei den Neuwahlen von 1871 ward er von der innern Stadt Wien in den Landtag
und von diesem in den Reichstag gewählt und 1873 direkt in den Reichsrat abgeordnet, dem er bis 1879 angehörte.
Am zum Minister der Justiz in das Ministerium Auersperg berufen, wurde er bei Niederlegung dieses Amtes 1879 zum
Generalprokurator am Wiener Kassationshofe ernannt und starb in Wien. Glaser ist der Schöpfer einer neuen Strafprozeßordnung
(Jury) sowie der Entwürfe des Strafgesetzbuchs und der Civilprozeßordnung (mündliches Verfahren). Er
schrieb: «Das engl.-schott. Strafverfahren» (Wien 1850),
«Sammlung strafrechtlicher Entscheidungen des k. k. Obersten Gerichtshofs»
(3 Bde., ebd. 1872),
«Handbuch des (deutschen) Strafprozesses», Bd. 1 (Lpz.
1883),
«Beiträge zur Lehre
[* 77] vom Beweis» (ebd. 1883). MitUnger und Jos. Walther gab er eine «Sammlung von civilrechtlichen Entscheidungen
des k. k. Obersten Gerichtshofs» (20 Bde., Wien 1859–85) heraus.
Franz, Opernkomponist, geb. in Obergeorgenthal (Böhmen), studierte auf dem Prager Konservatorium,
wurde 1817 Musikdirektor am Josephstädter Theater
[* 78] in Wien, kam 1830 an das Königstädtische Theater nach
Berlin und 1842 als Hofkapellmeister nach Kopenhagen,
[* 79] wo er starb.
Von seinen zahlreichen Kompositionen ist nur
die Oper «Des Adlers Horst» (Berl. 1832) allgemeiner bekannt geworden.
ein Posten des Bauanschlags (s. d.), werden meist in Verbindung der Tischler-, Schlosser-
und Anstreicherarbeiten aufgeführt, wobei zu berücksichtigen ist, daß Fenster, Thürenu. dgl. unter Angabe der kleinsten
Lichtmaße nach der Stückzahl in Ansatz zu bringen sind, oder die Berechnung erfolgt nach Quadratmetern, wobei die ganze
Lichtöffnung eingesetzt und von ihr ein Viertel ihres Inhaltes für das Holzwerk abgezogen wird. Gewöhnlich
liefert der Glaser das Glas, und es sind die Preise dann für die eingesetzte Glasfläche inklusive Verschnitt und Einsetzen
normiert. Der Preis des Glases richtet sich nach der Tafelgröße und wird nach sog. addierten Centimetern berechnet,
indem man zur Höhe die Breite
[* 80] der Glastafel addiert. Nach dem «Baugewerkskalender» von 1893 kosten:
Um Glaswaren bunt zu färben, giebt es zwei Wege: entweder man färbt die Masse des Glases selbst oder
man bemalt den farblosen, fertigen Glasgegenstand mit leicht schmelzbaren Glasflüssen, die dann nach dem in der Keramik
[* 81] gebräuchlichen
Verfahren in der Muffel eingebrannt werden. Beide Verfahren können auch vereinigt werden. Über die Verarbeitung
gefärbten Glases s. Glas (S. 43a.). Zur Färbung der Glasmasse können nur Körper verwendet werden, die bei hohen Temperaturgraden
beständig sind.
Gewöhnlich mischt man Metalloxyde dem Glassatze bei, die dann als Silikate im Glase gelöst werden und diesem die Farbe erteilen.
Nicht alle Glassorten sind zur Färbung in gleicher Weise geeignet, und man kann als Regel annehmen, daß
leichter schmelzbares Glas sich auch schöner und mannigfaltiger färben läßt als schwerer schmelzbares. Das ist auch der
Grund, warum die Venetianer und Engländer eine viel reichere Farbenskala zur Hand
[* 82] haben als die böhm. und deutschen Glasfabrikanten,
welche schwer schmelzbares Glas verarbeiten. Man färbt Glas blau mit Kupferoxyd und Kobaltoxyd, braun
mit Eisenoxyd und Braunstein, grün mit Chromoxyd und Kupferoxyd, auch mit Eisenoxyd (Bouteillengrün), gelb mit Silber (s. Lasieren
des Glases), Uranoxyd (färbt Bleigläser gelb, Kalkgläser grün fluorescierend), Schwefel (unscheinbare Farbe) und Kadmiumsulfid
(das lebhafteste Gelb inGlas). Rot wird das Glas mit Gold, Kupferoxydul (s.
¶
mehr
Rubinglas), in allerneuester Zeit auch mit Selen gefärbt. ViolettesGlas entsteht durch Manganoxyd und durch Nickeloxydul. SchwarzesGlas wird erhalten durch Zusatz von Chromoxyd neben Eisenoxyd; Hyalitglas (s. d.) durch Zusatz von Kobaltoxyd, Braunstein, Kupferoxyd
und Eisenoxyd. Einige dieser Farben lassen sich in schwer schmelzbaren Kalkgläsern nicht oder nicht mit Vorteil
erzeugen. Die Fabrikanten helfen sich in solchen Fällen in der Art, daß sie leicht schmelzbare (meist blei- und boraxhaltige)
Gläser mit den färbenden Metallverbindungen abschmelzen (s. Rubinglas). Das so gefärbte,
leicht schmelzbare Glas wird dann zu Zapfen oder Stangen verarbeitet und in dieser Form bis zur Verwendung als Überfangglas
aufbewahrt. (S. Glaszapfen.)
Verunreinigungen des Glases (meist Natrium- und Calciumsulfat), welche sich während des Schmelzens (s. Glas,
S.39b) aus dem Glase abscheiden und als dünnflüssige Schmelze dessen Oberfläche bedecken.
Dieselben müssen vom Glase abgeschöpft
und entfernt werden.
Kommt heiße Glasgalle mit Wasser zusammen, so können heftige Explosionen erfolgen.
Man
verhindert das Entstehen der Glasgalle durch Anwendung möglichst reiner Rohmaterialien und durch passende Zusammensetzung
des Glassatzes.
ist das Verfahren, durch Guß der flüssigen Glasmasse auf eine ebene Tafel große
Glasplatten (bis zu 15 qm) herzustellen, die zu Schaufensterscheiben, großen Spiegeln u. s. w. verwendet werden. Die Glasgießerei wurde 1688 von
Louis Lucas de Néhou in Paris erfunden und hat seitdem die ältere Manier des Blasens der Spiegelscheiben vollständig verdrängt.
Die in Glasgießerei, bez. Spiegelmanufakturen zum Schmelzen der Glasmasse dienenden Ofen sind derart eingerichtet,
daß man die Häfen mit dem flüssigen Material mit Hilfe von Gießereikranen aus denselben herausheben kann.
Der Kran
[* 85] wird alsdann mit dem Hafen nach der Gießplatte, einer gehobelten und an den Seiten mit Leisten versehenen, 15–20
cm dicken eisernen Tischplatte, bewegt und der Inhalt desHafens auf die Platte entleert. Hierauf wird
eine hohle, oft innen mit Wasser gekühlte Metallwalze über die Glasmasse hin bewegt und diese dadurch gleichmäßig auf
den Tisch verteilt. Sobald die gegossene Spiegelscheibe einigermaßen erstarrt ist, wird sie in den Kühlofen geschafft,
um nach genügender Abkühlung, die drei bis fünf Tage in Anspruch nimmt, in entsprechende Größen geschnitten,
eventuell auch noch geschliffen zu werden. (Vgl. Spiegelglas.)
[* 86] (spr. -goh), die größte und wirtschaftlich die bedeutendste Stadt Schottlands, liegt in der GrafschaftLanark,
mit einem kleinen Teile in Renfrew, am Clyde, 32,5 km oberhalb seiner Mündung, unter 55° 51’ 32’’
nördl. Br. und 4° 17’ 54’’ westl. L. Glasgow ist Parlamentsborough (7 Abgeordnete und 1892: 94963 Wähler), Municipalstadt,
Sitz eines Erzbischofs und eines evang. Bischofs.
Die Bevölkerung betrug (1891) 564968 (276911 männl., 288057 weibl.) E., d. i. eine Zunahme von 15,56
Proz. gegen 1881, und für den Parlamentsbezirk 658198 E. Die Zahl der Familien betrug 126422
in 117537 bewohnten Häusern und 28127 Läden. Um die eigentliche Stadt herum liegen zahlreiche Vororte, die wirtschaftlich
mit ein großes Ganze bilden. Die wichtigsten sind: Partick im NW. (36538
E.), Maryhill im N. mit 18313 E., BishopBridge, Springburn, Shettleston (5130 E.), etwas weiter entfernt Coatbridge (s. d., 29990 E.)
und Hamilton (s. d., 24859 E.), Bothwell Cambuslang, Kinning Park (13679 E.), Rutherglen (13083 E.), Pollokshaws (10405 E.),
Pollokshields (3028 E.), East Pollokshields (6681E.), Shawland, Barrhead (8215 E.) und unterhalb am Clyde
Govan (s. d., 63625 E.), Govanhill (14339 E.), weiter entfernt Paisley (s. d., 66425 E.) und Renfrew (s. d.);
auch Dumbarton, Port Glasgow und Greenock an der Mündung stehen mit in kommerzieller Verbindung. (Vgl. umstehenden Plan.)
Anlage und Bauten. Der Hauptteil der Stadt liegt auf dem rechten Ufer. Die alten innern Viertel im
Centrum und O. haben seit 1878 nach Niederreißung von etwa 10000 Häusern und Hütten
[* 87] regelmäßigen Straßenzügen Platz
gemacht. Seitdem ist auch Glasgow gesünder geworden. 1866 betrug die Sterblichkeit 29,6, 1883 und 1892: 23 auf 1000 E.
Der Einrichtung eines Gesundheitsrats verdankt Glasgow auch den Bau eines Systems von Abzugskanälen sowie die
Wasserleitung,
[* 88] die ihr Wasser aus dem 67,2 km entfernten Loch Katrine bezieht.
Seit 1890 ist dieselbe soweit vergrößert, daß sie täglich 100 Mill. Gallonen zu liefern vermag. Die Anlagen für die Gasbeleuchtung
haben ungefähr 700000 Pfd. St. gekostet. Die Hauptverkehrsadern sind Argyll-, St. Vincent-, Sauchiehallstreet, Union- und
Buchananstreet mit den elegantesten Kaufläden. Die neuern äußern Teile, besonders auf dem linken Ufer, zu dem 9 große
Brücken
[* 89] führen, sind gleichmäßig angelegt und dehnen sich immer weiter bis zu den Vororten aus. An schönen öffentlichen
Bauwerken ist Glasgow nicht reich.
Die Kathedrale, am Fuße eines Hügels im östl. Teile, ein frühgot. Bau (13. bis 15. Jahrh.), ist 96 m
lang, 68 m hoch; die Krypta ist besonders schön. Auf dem Hügel liegt der Kirchhof mit Denkmälern und einem Standbild des
John Knox. Unter den kath. Kirchen ist die St. Andrewskirche (1816) bemerkenswert. Ferner die Börse im korinth. Stil (1829)
und am GeorgeSquaredas neueStadthaus, die Hauptpost, die Bank vonSchottland und Merchants’ House. An diesem Platze stehen
auch die Denkmäler von Walter Scott, Lord Clyde, J. Watt, Sir Rob. Peel, W. Pitt, Rob.
Burns, Livingstone u. a., sowie Reiterstandbilder des Prinz-Gemahls und der Königin Victoria
[* 90] (von Marochetti). AndereParks sind Glasgow Green mit dem Nelson-Monument im O. und Westend Park am Kelvinfluß,
jenseit dessen sich die Universität erhebt (s. unten). Der Westen ist der Wohnort der reichen Kaufleute und Fabrikanten.
– Die Verwaltung liegt in den Händen eines Stadtrats von 48 Mitgliedern (je 3 von jedem der 16 Bezirke[ward]) und den 2 Vorständen der alten Gilden.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Obenan steht die Universität, 1864–70 nach Glasgow. Glasgow Scotts Plänen für 10 Mill. M. erbaut.
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