Frank-618 bei mittelbarer
Verbindung der
Sparren mit den
Balken, also bei Dachstühlen mit Versenkung (Drempelwand,
Kniestockwand)
ein Dreieck
[* 2] verbunden mit einem
Rechteck an der
Basis. (S. Dach
[* 3] und Dachstuhl.)
[* 4] Man unterscheidet
Leergebinde (Leergespärre,Zwischengespärre) und
Bindergespärre (Dachbinder, auch Hauptgespärre). Die letztern nehmen den Quer-,
bez. Längenverband
des Dachstuhls, hergestellt durch
Rahmen, Fetten, Streben, Kopfbänder, Zangen, in sich
auf und dienen,
in Entfernungen von 3,5 bis 5 m aufgestellt, zur Unterstützung der zwischen ihnen liegenden 3–4 Leergespärre.
Bei Walm- und Wiederkehrdächern tritt ferner das sog. Anfallsgebinde auf, an welches sich die
Grat- und
Kehlsparren anschmiegen. Um die Schiftungen der sog. Schiftersparren
(s. Holzverband)
[* 5] ausführen zu können, bedarf man eines Grundrisses und
Aufrisses. Ersterer wird durch die Zulage oder den
Werksatz, letzterer durch das sog. Lehrgespärre gebildet. Im Garnhandel nennt man Gebäudesteuer, Gebind,
auch
Fitzen oder
Fitz, eine durch Umbinden eines
Fadens (des sog. Fitzfadens) bezeichnete Unterabteilung eines
Strähns (s.
Garn)
und besteht aus einer Anzahl von Fäden, deren Länge je mit dem Haspelumfang übereinstimmt.
Ferner heißen Gebäudesteuer im Weinhandel die zur
Aufnahme von Flüssigkeiten bestimmten Fässer, namentlich solche größern
Inhalts.
(Gebirgssystem), eine Gesamtheit räumlich zusammenhängender, größerer oder kleinerer Unebenheiten der
Erdoberfläche, die sich nach Umgrenzung und Höhenentwicklung von ihrer Umgebung deutlich abheben.
Klar
hervortretende Einzelerhebungen heißen Hügel, wenn sie niedrig,
Berg, wenn sie einigermaßen hoch sind. Eine scharfe Grenze
zwischen beiden Erhebungsformen zu ziehen ist aber ebenso schwierig wie eine solche zwischen Hügelland und eigentlichem
Gebirge, das auch Bergland genannt werden kann.
Innerhalb der Grenzen
[* 6] eines Gebirge können auch räumlich beschränkte Ebenheiten in verschiedener
Höhenlage –
Tiefland,
Tiefebene; Hochland, Hochebene – vorkommen, sodaß dasselbe alle erdenklichen Formen des Reliefs
in sich enthalten kann.
Bilden die
Erhebungen auf längere Erstreckung hin eine linear verlaufende
Wasserscheide, so nennt man
diese Kamm (Gebirgskamm), der als Rücken, Grat, Schneide,
Egge
[* 7] ausgebildet sein kann, wie auch beim Einzelberg
alle Übergänge von der sanft abfallenden Kuppe bis zur
Nadel vorkommen.
Die Hohlformen zwischen einzelnen
Bergen
[* 8] oder Hügeln sind Eintiefungen, Sättel, Scharten, Pässe, diejenigen zwischen den
Kämmen oder größern Hochflächen
Thäler. Giebt man die Höhenlage irgend eines Punktes im G., wie auch sonst, über dem
Meeresspiegel an, so nennt man die betreffende Angabe die absoluteHöhe: dagegen ist der Unterschied
in der Höhenlage für zwei beliebige Punkte die relativeHöhe. Um nach dem Vorgange von
Humboldt alle
Höhen- und Formverhältnisse
der Gebirge unmittelbar durch Zahlenausdrücke vergleichbar zu machen, haben
Sonklar und später
Andre die Methoden derOrometrie
in die Orographie (s. d.) oder Gebirgsbeschreibung eingeführt, deren unentbehrliche
Voraussetzung möglichst zahlreiche und sorgfältige Höhenmessungen (s. d.)
sind.
Die wichtigsten Werte der Orometrie sind die Höhe des höchsten oder kulminierenden Gipfels, die durchschnittliche oder
mittlere Gipfel-, Kamm-, Sattel- und Thalhöhe, die
Mittelhöhe der Gebirgsbasis und des zu einem prismatischen Körper ausgeebnet
gedachten Gebirge, sodann der Neigungswinkel der
Thalgehänge und der Thalsohlen, sowie die Schartung, d. h. der Höhenunterschied
zwischen Gipfel und Sattel. Letztere
Größe giebt, besonders wenn bei ihrer Bestimmung nicht alle nebensächlichen, sondern
nur die höchsten Gipfel und die tiefsten Pässe in
Rechnung gezogen werden, ebensosehr ein
Bild von der Zerrissenheit
als von der Wegsamkeit eines Gebirge oder Gebirgsteiles. So sind z. B. trotz der mit
den Hauptgruppen der
Alpen
[* 9] verglichenen niedern Kammhöhe der mittlern Pyrenäen diese infolge ihrer geringen Schartung von
jeher eine sehr scharfe Völkerscheide gewesen.
Nach der gesamten Höhenentwicklung unterscheidet man, abgesehen von den schon erwähnten Hügelländern,
Mittel- und
Hochgebirge, wobei weniger die wirkliche Höhe als der Umstand entscheidend wirkt, ob ein Gebirge nicht bis zur Schneegrenze
oder über dieselbe emporragt. Hiernach werden Hochgebirge auch Schneegebirge genannt, wie sie auch, besonders wenn sie sich
durch schroffe Formen auszeichnen, in Anlehnung an den
Namen des europ. Hauptgebirges oftmals alsAlpengebirge
oder
Alpen bezeichnet werden (Neuseeländische, Australalpen).
Läßt ein Gebirge eine Haupterstreckung von
Süd nach Nord,
bez. von
Ost nach West erkennen, so spricht man von einem Meridional-
oder
Äquatorial-(Parallel-) Gebirge; schneidet die Längsachse des Gebirge die Linien des Gradnetzes unter schiefem
Winkel,
[* 10] so heißt das Gebirge
Transversalgebirge (z. B. dasErzgebirge). Der Punkt, an dem mehrere
Ketten sich
kreuzen, heißt Gebirgsknoten (Fichtelgebirge). Die
Stellung der in
Bezug auf die
Basis kann eine vierfache sein: entweder sie
entragen an allen Seiten der
Tiefebene
(Ural), oder sie bilden die
Umwallung einer Hochfläche
bez.
Massengebirges, von diesen
durch ein
Thal
[* 11] getrennt (West- und Südrand des Harzes), oder sie stehen am Rande eines Hochlandes (Randgebirge),
in welchem Falle sie von letzterm aus gesehen oft höchst unbedeutend erscheinen (Himalaja), oder endlich sie sind einer
Hochfläche selbst aufgesetzt (Plateau- oder Scheitelgebirge, z. B.
Kuenlun). Nach ihrer Entstehung sind die Gebirge Falten-,Horst-
(Massen-) oder vulkanische Gebirge (s. Gebirgsbildung).
[* 12] –
über die allmähliche
Entdeckungsgeschichte der Gebirge giebt einigen Aufschluß B.
Schwarz, Die Erschließung der Gebirge von den ältesten
Zeiten bis auf Saussure (2. Ausg., Lpz. 1888).
s.
Bergbahnen. ^[= Schienenwege, die auf Anhöhen oder Berge führen, bei meist geringer Länge außergewöhnliche ...]¶
forlaufend
619
Gebirgsbauden, Gemeinde im Riesengebirge, s. Brückenberg. ^[= Kolonie im Kreis Hirschberg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, im SW. von Schmiedeberg, am nördl. ...]
Gebirgsbildung. Die Gebirge der Erde sind ihrer Entstehung nach
entweder vulkanische oder tet- tonische.
Die vulkanischen G e b irgc sind durch Eruption von Gesteinsmaterial und Anhäufung
desselben um oder über dem Eruptionskanal ent- standen.
In dem schematischen Profil (s. beistehende
[* 22]
Fig. 1)
sehen wir mehrere, verschieden alte vulkanische
[* 22]
Fig. 1. Schlote die Grundgebirge durchsetzen;
über ihnen türmen sich die
vulkanischen Auswürflinge und La- ven zu Bergen an.
Das Grundgebirge kann von verschiedenster Art sein, eine «Erhebung» kommt
bei den vulkanischen Gebirgen nicht weiter in Be- tracht. Die GebirgeIslands und Javas sind rein vulkanischer
Entstehung;
Die tektonischen Gebirge sind ent- standen durch Störung der ursprünglichen Lagerung der Gesteine
der Erdoberfläche.
Hier sind aber wie- der zwei Gruppen zu unterscheiden.
Die Ketten - oder Faltengebirge
bestehen aus Falten oder Faltensystemen der äußersten Krustenteile, die dnrch Horizontalschub in der Erdrinde hervorgebracht
worden sind.
Die Ursache dieses seitlichen, erdperi- pherischen Druckes, der die schichten der Erde zur Faltung und Runzelung
zwang, liegt in der fort- dauernden Abkühlung und Zusammenziebung des Kernes der Erde.
Wie die Haut
[* 26] eines
austrocknen- den Apfels allmählich für denselben zu groß wird und sich runzelt, so muhte sich auch die Erdrinde ver- halten.
Die entstehenden Runzel-, also Faltensystemc sind die Kettengebirge.
Eine Erbebung, d. b. eine relative Entfernung vom Erdmittelpunkte
ist bei dieser Art der Entstehung durch seitlichen Zusammen- schub jedoch nicht ausgeschlossen.
Oft zeigen
Ketten- gebirge eine annähernd seitlichsynimetrische Struktur, wie das durch Prosit
[* 22]
Fig. 2 veranschaulicht wird. F'g. 2. Das
hervorragendste Beispiel für solche Gebirge sind die Alpen.
Ketten- oder Faltengebirge sind ferner der Schweizer Jura, die Karpatcn,
der Hima- laja. In Deutschland sind die niedrigen Höhen- züge des Elm, der Asse u. s. w. in Vraunschweig
Teile eines wahren Kettengebirges.
Für viele Teile der Alpen sind neben den Falten auch schon Ver- werfungen von gewaltigem
Betrage nachgewiesen worden.
Das Profil
[* 22]
Fig. 3 soll die Struktur eines Gebirges zur Darstellung
bringen, in dem neben Falten
auch Verwerfungen und Überschiebungen nachweisbar sind.
Ein solcher Ban führt binüber zu der zweiten
Gruppe der Horstgebirge, die Kräften in der Erdrinde ibre Entstehung verdanken, die in radiärer Richtung wirken.
Nird irgendwo
die Erdrinde von einem System annähernd paralleler Spalten durchsetzt, so kann ein Stück derselben stehen bleiben, während
die benachbarten dem schwindenden Erdkern folgend sinken.
Das Profil
[* 22]
Fig. 4 stellt ein solches Horstgebirge
dar, wofür als Beispiele Vogesen, Schwarzwald, Thüringerwald, zum Teil auch der Harz angegeben werden können.
Als eine Unterart
dcrHorstgebirgekönnendieTafelgebirgc bezeichnet werden, die, wie
[* 22]
Fig. 5 vorführt, oft nur von
einer Seite als Gebirge erscheinen, wie die
[* 22]
Fig. 4. Rauhe Alb von Schwaben her gesehen.
Als ein solches
Tafelgebirge mit schwacher Faltung ist auch das sächs. Erzgebirge anzusehen. Die Gebirgserschließung befällt oft dieselben stellen der Erde
zu wiederholten Malen, wie dies auch ganz besonders für die Alpen gilt, die durchaus nicht nur erst in der jüngern Tertiärzeit
völlig herausgebildet wur- den. Durch solche, den Bau verwickelter machende Verbältnissc kann die Geschicbte
der Entstehung
[* 22]
Fig. 5. eiues Gebirges zu einem sehr schweren Problem werden.
In den tektonischen Gebirgen sind die ein- zelnen
Berge, Thäler, Schluchten und Grate erst durch lang andauernde Verwitterung und Erosion
[* 27] von seiten der Gewässer herausmodelliert
worden. -
Heim, Untersuchungen über den Mechanis- mus
der Gebirgserschließung (2 Bde., Basel
1878);
Sueh, Das Antlitz der Erde (2 Bde., Wien 1883-88).
Gebirgschamäleon ((Haiuaeleo inontium Znc/i/,0??; s. Tafel: ^[= Fläche am Brillanten (s. d. und Edelsteinschleiferei.] Echsen II,
[* 22]
Fig. 6), eine west- afrik.
Art Chamäleon (s. d.)
mit starkem, gezähnel- tem Rückenkamm, im männlichen Geschlecht mit zwei stark entwickelten nebeneinander
auf der Schnauzen- spitze gelegenen Hörnern, aber ohne Hautanhang am Hinterkopf.
An den Körperseiten finden sich größere,
kreis- bis eirunde Schuppen zu unregel- mäßigen Reihen angeordnet und ebensolche auf dem Scheitel und an den Schläfen.
Die Hauptfarbe ist ein schmutziges Braun, die großen Schuppen sind stets heller gefärbt, grün bis himmelblau.
Die Weibchen haben einen schwächcrn Rückcnkamm und keine Nascnhörner.
der freiwilligen Arbeit der Gebirgsvereine zu ver- danken, die in Deutschland seit 1867 ihre Thätig- keit auf Wegeanlagen,
Wegemarkierungen, Hütten- und Turmbauten, Anpflanzungen, Aufstellung von ! Bänken, Errichtung von Studentenherbergen, me-
teorolog.
Beobachtungen, .Herausgabe von Karten, Reisehandbüchern, Publikationen in der Fach- und Tagespresse u. s. w.
richten.
Neben den Vorteilen, die gesteigerter Fremdenverkehr der Gebirgsbevölke- rung bringt, haben
einzelne Vereine sich mit Er- folg bemüht, die Lage der ärmern Gebirgsbevöl- kerung auch direkt zu verbessern, so der Taunus-
klub durch Weidenkulturen und eine (staatlich sub- ventionierte) Flechtschule, der Glatzer Gebirgsverein durch Förderung
von Fisch- und Vogelzucht, der Eifelverein durch Verkaufsstellen für hausindustrielle Erzeugnisse u. s. w.
- Die bedeutendsten deutschen Gebirgsvereine sind: Thüringer - Wald - Verein, Taunusklub, Odenwaldklub, Schwarzwaldverein,
Schwäbischer Albverein, Vogesenklub, Eifelverein, Verein für Mofel, Hochwald und Hunsrück, Sauerländischer Gebirgsverein,
.Harzklub (1893: 6600 Mitglieder), Erzgebirgsverein, (Bayerischer) Waldverein, Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz,
Riesengebirgsverein, Glatzer Gebirgsver- ein, Hannoverscher Gebirgsverein lgcgen 4000 Mit- glieder).
Die
meisten dieser Vereine gehören dem «Verbände deutscher Touristenvereine» an. über
die Vereine, welche sich die Erschließung der Alpen Zum Ziele gesetzt haben, s. Alpenvereine. ^[= Alpenklubs, Vereine, die die Durchforschung der Alpenwelt zum Ziele haben. Der erste derselben ...]
Gebirgsgefchütz, das von der
Gebirgsartillerie (s. d. und Artillerie) verwendete Geschütz, meist ge- ringern Gewichts und vom Rohrtaliber 3,7 und 8 cm.
[* 28]
Fig. 1 der Tafel: GeschützeI, zeigt die Ge- samtansicht eines französischen Gebirgswinde. In neuester Zeit hat man,
um die Wirkung zu begünstigen, zerleg- bare Rohre konstruiert, die in Teilen transportiert werden können, sodaß das Gewicht
des zusammen- gesetzten Rohrs größer sein kann. (S. Geschütz.) Meist werden ein Tragtier für das Robr, zwei für
die Lafette und mehrere für die Munition des Ge- schützes gerechnet. Gebirgsjäger, in der franz. Armee, s. Clias- 86ur8
äit8 (10 iuontaAU6. Gebirgsjoch, s. Einsattelung. Gebirgsklima. Das Klima gebirgiger Gegen- den unterscheidet sich mehrfach
von dem ausge- dehnter Ebenen oder flachen Hügellandes. Zuerst nimmt mit der Höhe die Temperatur ab;
die mitt- lern Monatstemperaturen fallen um fo niedriger aus, je höher ein Ort liegt. Ein Hauptmerkmal des Gebirgswinde besteht
in der Abschwächung der Temperatur- schwankungen, sowohl im Lauf eines Tages als des Jahres. Der Gehalt der Luft an Wasserdampf
ist in den Höhen im allgemeinen kleiner als in den Niederungen. Die relative Feuchtigkeit zeigt daher
außerordentliche Schwankungen. Bei heller Witte- rung ist sie klein, nimmt aber rafch bis zur Sät- tigung bei Eintritt
trüben Wetters zu. Jede Ur- sache, die eine Aufwärtsbewegung der Luft an den Berghängen bervorbringt, giebt auch Anlaß
zur Bildung von Wolken, die auf den Bergen selbst als Nebel auftreten. Jedes Gebirge befördert die Bil- dung
von Niederschlagen. Die Häufigkeit und Er- giebigkeit derselben wächst bis zu einer gewissen Höhe ziemlich bedeutend.
In Sachsen
[* 29] z. V. fällt im Gebirge nahezu die doppelte Regenmenge als in den Niederungen. Über die Marimalzone hinaus nimmt
die Regenmenge wieder
ab. In Bezug auf die Niederschläge verhalten sich aber die Seiten eines Gebirges
sehr verschieden. Der Regen fällt auf der Windseite, die andere Seite ist trocken. (S. auck Gebirgswinde und Klima).
[* 30] Gebirgsknaten,
s. Gebirge. ^[= (Gebirgssystem), eine Gesamtheit räumlich zusammenhängender, größerer oder kleinerer Unebenheite ...] Gebirgskrieg, eine besondere Art kriegerischer Operationen, die ihr charakteristisches Gepräge durch die Schwierigkeiten
erhält, die aus der Natur der Hoch- und Mittelgebirge für Bewegung, Unterhalt und Verpflegung größererHeeresmassen
hervorgehen.
Hochgebirge, die (über 2000 m hoch) in die Eisre- gion hineinragen, sind schon wegen ihrer klimatischen Verhältnisse
den Truppenbewegungen sehr hinderlich.
Die Gangbarkeit ist auf wenige wegfame Thäler und die über die Kämme führenden
Straßen beschränkt.
Für die großen Operationen kommen die Hochgebirge daher nur als Durchgangsgebiete
und Operations- hindernisse in Betracht, deren Überschreitung mit großen Heeren schwierig und in der Geschichte mit einem
besondern Nimbus umgeben ist (Hannibals, Suworows, Napoleons Übergang über die Alpen). Mittelgebirge (1000-2000 m Höhe)
sind auck durch ihre klimatischen Verhältnisse zum Biwakieren wenig geeignet und ihre Gangbarkeit ist
in den höhern Teilen durch Felshänge, Schluchten und schwer passierbare Wasserläufe ebenfalls sehr be- schränkt;
dagegen
führen verhältnismäßig mehr auch für schweres Fuhrwerk brauchbare Straßen über die Kämme, und es finden sich Seitenstraßen
vor, die benachbarte Thäler verbinden und so Gelegenheit bieten, die Pässe von verschiedenen Seiten
her anzu- greifen.
Für die Operationen großer Heere kommen auch die Mittelgebirge Vorzugsweife als Durchzugs- land in Betracht.
Die Hauptkttmpfe pflegen hierbei-, nicht in den Pässen, sondern beim Eintritt und Aus- tritt aus dem Gebirge stattzufinden;
die Verteidi- gung wird bestrebt sein, von einer außerhalb des Gebirges gelegenen Centralstellung aus
die aus den Engwegen des Gebirges hervorkommenden Marschkolonnen des Gegners einzeln anzufallen und zu schlagen.
Eine außergewöhnliche
Erscheinung in betreff der Führung des Gebirgswinde bot der Russisch-Tür- kische Krieg von 1877 bis 1878, wo während eines strengen
Winters auf der Kammhöhe des Balkan- gebirges starke Heeresteile beider Armeen monate- lang unter fortgefetzten
größern und kleinern Ge- fechten sich gegenüber standen. Für den Volkskrieg und Parteigängerkrieg sind Gebirge ein hervorragend
günstiger Schauplatz: die Unterwerfung eines von seiner Bevölkerung
[* 31] ener- gisch verteidigten Gebirgslandes ist selbst für
einen weit überlegenen Angreifer eine schwierige Aufgabe (Tirol,
[* 32] Spanien, Kaukasus, Afghanistan).
[* 33]
Da in Hoch- und Mittelgebirgen
die Verwendung von Feldartillerie sehr beschränkt ist, sind in ver- schiedenen Armeen besondere auf Tragetieren trans- portable
Gebirgsbatterien (s. Gebirgsartillerie) auf- gestellt;
Frankreich und Italien haben auch be- fondere aus Alpenbewohnern formierte,
in den höhern Thälern des Gebirges stationierte und dort manövrierende Infanterietruppenteile formiert. (S. Gebirgspässe,
f. Pah. Mpentruppen.) Gebirgsstelze, Vogel, s. Bachstelze. ^[= (Motacilla), Vogelgattung der Alten Welt aus der Familie der zu den Sperlingsvögeln gehörenden ...]
[* 34]
Gebirgsfyftem, s. Gebirge. Gebirgstruppen, s.
Alpentruppen. ^[= (Alpini), eine besondere Gattung der ital. Infanterie, zur beständigen Bewachung der Alpenthäler ...]
Gebirgsvereine, s. Gebirgserschließung und Alpenvereine.
Gebirgswinde. Das Gebirge ruft einerseits selbständig
gewisse Luftströmungen bervor,
¶
forlaufend
anderer-621
seits wirkt es auf die allgemeinen Strömungen modifizierend ein.
Das letztere zeigt sich in Ab- lenkungen und Änderungen
der Temperatur und Feuchtigkeit, wie beim Föhn ff. d.).
Besonders wich- tig ist der Unterschied der Luftbewegung in Ge- birgen
während des Tages und der Nacht. Im allgemeinen findet am Tage eine aufsteigende, in der Nacht absteigende
Bewcguug statt.
In denThälern weht der Tagwind nach oben, er versetzt alle Wanne und Feuchtigkeit nach den höhern Re- gionen
und giebt Anlaß zur Bildung von Cumulus- wolken und Niederschlägen um die Berggipfel.
Nach Sonnenuntergang ändert sich diese
Be- wegung; der kühle Nachtwind weht in den Thälern bergab, die Luft wird oben wieder rein.
Bcfonders
bemerkbar durch Stärke
[* 36] und extreme Temperaturen sind die Gebiß am Ausgange enger Thäler, wo sie deshalb oft eigene Namen führen.
Beispiele sind der Vis perwind am Ausgange des Visptbales bei Lorch, der MünstcrtHaler Wind im Ober- clsaß, der
Solore im mittlern Drömethal u. a. Gebiß, die Summe der Zähne
[* 37] Wirbeltiere, welche eine, durch die mannigfachen Arten der
Ernährung bedingte, sehr bedeutende Verschiedenheit aufweist.
Die Gebiß bestehen entweder aus lauter gleichgebauten Zähnen (sie
s^h homo- dont, z. V. bei Delphinen) oder diese sind zu- folge von Arbeitsteilung verschieden (die Gebiß sind
heterodont), und die Zähne werden gewechselt (bei diphyodonten Säugetieren) oder nicht (bei monophyodonten).
Die Rundmäuler
besitzen in ihrem Maule eine Anzahl größerer und kleinerer Hornzähne, die andern Fische
[* 38] aber mit wenig Aus- nahmen (z. B.
die Büschelkiemer, s. d.) ^[= (Lophobranchia), Unterordnung der Knochenfische, kleine, mit Knochenschildern gepanzerte Seefischche ...] gewöhnliche Zähne meist von Kegelform, die sich einerseits bis auf zarte borstenartige
Gebilde abfchwächen (Klipp- fische, s. d.), ^[= Adolf Johannes Kleophas, reform. Theolog strenger Richtung, geb. 28. Sept. 1834 zu Mützenow ...] andererseits zu furchtbaren, dolchäbn-
lichen Waffen
[* 39] werden können (bei.Haien) oder aber zum Zermalmen fester Nahrung Plattengestalt ge- winnen (Rochen, Meerbrassen).
Wo die Zähne kegel- förmig sind, sind sie mehr oder weniger nach hinten gekrümmt und vermögen so eine einmal gefaßte,
sich sträubende Beute sicher zu halten.
Bei Haien und Rochen findet sich das Gebiß bloß um die Mundspalte
berum, bei andern Fischen kann es auf allen die Mundhöhle
[* 40] umgrenzenden Knochen
[* 41] (Unter- und Oberkiefer, Gaumen-, Flügel-,
Pflugschar-, vordern Keil-und Zungenbeinen und Kiemenbogen (lachs- artige Fische, .Heringe u. s. w.) auftreten.
Die Fische wechseln ihr Gebiß das ganze Leben hin- durch , für jeden verloren gegangenen Zahn ist ein Ersatzzahn
vorhanden, und diese Tiere gleichen hierin den Amphibien und Reptilien.
Manche larpfen- artige Fische Haben einen jährlich
wiederkehrenden Wechsel der (^chlundzähne. Das Gebiß der Amphibien ist quantitativ und qualitativ viel geringer entwickelt als
das der Fische. Die Zähne der lebenden Formen sind kleine, mcist doppclspitzige Kegel, an denen man eine
von einem Zahnsockel durch eine im trocknen Zustande auftre- tende Ringfurche abgefetzte Zahnkrone unterfcheiden kann. Das
ganze Gebiß liegt tief in der Schleimhaut der Mundhöhle und ist leichter durch den süblenden Finger als durch das
Auge
[* 42] erkennbar. Es können alle die Mundhöhle umgebenden Knochen bezahnt sein. Bei den ungeschwänzten
Lurchen sind es in der Regel bloß Ober- und Zwischenkiefer sowie das Pflugscharbcin. Die gemeine Kröte und die Waben-
kröte haben überhaupt gar keine Zähne. Die Kaul- quappen haben.Hornzähne. Sehr eigentümlich war das Gebiß der sossilen Labyrinthodonten
(s. d.). ^[= Franz Philipp, kath. Theolog, geb. 20. März 1827 zu Düsseldorf, studierte in Bonn, empfing ...] Das Gebiß der Reptilien zeigt bereits eine etwas höhere Entwicklung und stellenweise reichere Diffe-
renzierung.
Zähne können sich hier auch auf den Knocken der Kiefer und des Gaumenapparates fin- den. Erstere ausfchließlich
treten bei vielen Eidechsen
[* 43] und den Krokodilen auf.
Die Verbindung der Zähne mit den Kieferknochen kann auf dreierlei Weise
statt- finden: entweder sie stecken (bei Krokodilen, Geckonen und den meisten fofsilen Reptilien) in besondern Alveolen (die
Tiere sind thekodont), oder sie sind dem sreien Kieferrand aufgewachsen (viele acro- donte Eidechfen), oder sie sind
an der Innenseite der Kiefer angewachsen und stehen auf einer Art nach innen zu offenen Gesimfes (pleurodonte
Eidech- sen).
Die Zähne sind hohl und ihr Innenraum steht mit Markräumcn der unter ihnen gelegenen Knochen in Zusammenhang.
Neben ihnen oder in ihrem .Hohl- raum steht ein junger Ersatzzahn.
Die Brückenechsen ls. d.) haben in jedem Zwischenkiefer
einen ähnlichen Zahn wie die Schneidezähne der Nagetiere
[* 44] und in jeder Hälfte des Unterkiefers einen
starken Eck- oder .hundzahn.
Die ausgestorbenen Theriodonten (s. d.) ^[= große Reptilienreste aus der Verwandtschaft der Anomodonten (s. d.), die mit diesen und den ...] erinnern in ihrem Gebiß an Säugetiere, einige
an Wie- derkäuer, wieder andere (s.Dicynodon) hatten in jedem Oberkiefer einen einzigen riesigen Fangzahn, während der
übrige Ober- und der Unterkiefer wahrscheinlich mit einer schnabelartigen Hornscheide bedeckt waren. Eine solche besaßen
auch die Flugechsen zum Teil (?t6i0(1act)'1n3), währendandere(I^amp1i0i'Iivnc1iu8) ein Gebiß hatten.
Die Krokodile
[* 45] haben kegelförmige Zähne von fast nahezu gleicher Gestalt,
aber ungleicher Größe, im Unterkiefer sind der erste, vierte und elfte, im Oberkiefer der dritte, neunte
und zehnte vergrößert.
Bei den nicht, giftigen schlangen sind Unter-und Oberkiefer fowie Flügel- und Gaumenbein mit kegel-
förmigen, spitzigen, stark nach hinten gekrümmten Zähnen besetzt, bei Giftfchlangen (s. d.) ^[= Adolf Johannes Kleophas, reform. Theolog strenger Richtung, geb. 28. Sept. 1834 zu Mützenow ...] bloß Ober- und Unterkiefer,
in ersterm finden sich die sog. Gift- zähne.
Die Schildkröten
[* 46] haben im ausgebildeten Zustande statt eines Gebiß einen
Hornschnabel, jedoch hat man bei Embryonen (^i-ion^x) Zahnkeimchen nachgewiesen.
Bei fossilen Vögeln (^i cimc^opwr^x, Oäon-
tm'nitlie" 8. I('Iit1ix0i'nitiw8) kommen Zähne vor, bei den lebenden findet sich ein wahres Gebiß nicht, auch konnte man es
bis jetzt noch nicht mit Sicher- heit bei Embryonen nachweifen.
Der fog. Zahn vieler Raubvögel
[* 47] ist bloß
ein Vorsprung des Horn- überzugs des fchneidenden Schnabelrandes, auch die leisten- und zahnförmigen Gebilde im Schnabel
der Entenvögel gehören dem Schnabelepithel an. Am weitesten ist die Arbeitsteilung im G. der Säugetiere gediehen.
Sehr
allgemein lassen sich schneide- (ä^nw" inci^ivi),
Eck- ((I^nw8 Back- ( i)i'H6in0ig. i'6") und Mahlzähne (ii6iit08 inolHi'68)
wie beim Menschen unterscheiden.
Zahntragende Knochen sind bloß der Unterkiefer, der Zwiscken- und der Oberkiefer. Im Zwifchenkiefer
stecken bloß die obern Schneidezähne.
Die Schneide- zähne sind mcißelförmig, bei Nagetieren stark ge- krümmt, oft aus
der vordern Seite eigentümlich braun und werden nicht gewechselt, sondern wachsen von un- ten in dem
Maße nach, wie sie oben abgeschliffen wer- den. Der Eckzahn ist oft (bei Fleischfressern) sehr be- deutend entwickelt, am
stärksten die obern des
¶
forlaufend
mann-622
lichen Walrosses, denn die Stoßzähne der Elefanten stehen im Zwischenkiefer, sind also umgebildete Scbneidezäbne, ebenso
der unsymmetrisch (meist rechts) auftretende des männlichen Narwal.
Die vor- dern Backzähne (Fleifchzähne, clent^ Illc
ßrantes) der Raubtiere
[* 49] haben fckarfe Ränder und der Teil des Gebläse,
[* 50] den sie bilden, stellt eine Schere
[* 51] dar.
Vor
ihnen stehen die weit kleinern Lückenzähne (äoiitos inoiai-68 spurii), hinter ihnen die Höckerzähne (äontos tudei-
oulati).
Bei den andern Säugetieren sind die Kronen
[* 52] aller Backzäbne breit, mit Höckern (Mensch, Affen,
[* 53] Insektenfresser,
[* 54] Fledermäuse),
oder abgeflacht mit Falten (fchmelzfaltige Zähne, äoiit68 con^licati der Wiederkäuer
[* 55] und Pferde),
[* 56] oder endlich blätterig
(äentc^ I^ineliozi der Elefanten), wenn sie aus einer Neihe durch Cement verkitteter, mit Schmelz über-
zogener Platten bestehen.
Nur bei wenig Säuge- tieren (normalerweife der Mensch, der fossile Nefo- don) ist die ganze Reihe
des Gebläse geschlossen, meist finden sich kleinere und größere Lücken (äiaZtein- inata) zwischen ibnen.
Die Zahlen, in denen
die einzelnen Zahnarten im G. der Säugetiere auf- treten, reiht man von einer Seite, von innen nach
außen zählend, oben und unten übereinander ge- stellt, an einander und erhält so die für die fystema- tifcke Zoologie
febr wichtigen Zahnform e ln.
Als typifche Zabnformet für die Säugetiere hat man folgende aufgestellt:
i 3 e 11) 4 in 3 ^ i 3
c 1. p 4 in 3 das heißt: es finden sich oben und unten drei Schneide- zähne (i), ein Eckzahn
(c), vier vordere (p) und drei hintere (in) Backzäbne, also in jeder obern und untern Kieferhälfte 11, znsammen 44. Nur
wenig lebende Säugetiere (das Pferd),
[* 57] häufiger die fossilen Huf- tiere besitzen diese Zahnformel, meist
besteht das Gebläse aus weniger, fetten aus mehr Zähnen.
Für Mensch rind Affen ist die Zahnformel folgende: i 2
c 1. p 2 in 3 i 2
c 1. p 2 in
3' In der Regel unterscheidet man vordere und hintere Backzähne nicht, sondern nimmt Backzähne (m) zu-
sammen. Danach ist die Zahnformel z. B. des Eich- hörnchens eigentlich.^.-^--.
Doch läßt man fehlende Zähne in der Formel
ganz ausfallen, schreibt also . -----^ oder noch kürzer ^., und sind die Zah- len in Ober- und Untertiefer gleich,
so schreibt man auch bloß eine Reihe, daher für die Zabnformel des Hundes 3 1 7, d. b. der Hund hat 44 Zahne, näm- lich 12 Schneide- 4 Eck-
und 28 Backzähne, die sich auf beide Kiefer gleichzahlig verteilen.
Ein Zahn- wechsel findet bei fast allen Säugetieren statt,
bei den Seehunden und Verwandten oft schon im Mutter- leib.
Bei den Zahnarmen (s. d.) ^[= s. Bede.] besteht das Gebläse, wenn
sie eins besitzen, aus gleichen Zähnen, die bloß Zahnbein und Cement, aber keinen Schmelz haben. Beim Erdferkel werden sie
von mehrern vereinigten Zahnbeinprismen gebildet und eine Gürteltierart (^rionoäonteä FiZas Onr.) hat bis 100 Zähnchen.
Zahnlos hingegen sind Schuppentiere, Ameisen- fresser, Vartenwale und die Monotremen.
Die Bartenwale baben
als Embryonen Zahnsäckchen mit Zahnkeimen, die aber zeitig absorbiert werden. Litteratur. Kober, I)e si^ntit)u8, eoruintink 1770);
Hunter, Xatural ni^tor^oftne kuinan teetn (2 Bde., Lond.
1771-78; neue Ausg. von Bell, Philad. 1839);
Tomes, Die Anatomie der Zähne des Menschen und der Wirbeltiere (deutfch vonL.Holländer, Verl. 1877). Gebiß,
künstliches, s. Zähne^[= Adolf Johannes Kleophas, reform. Theolog strenger Richtung, geb. 28. Sept. 1834 zu Mützenow ...] (künstliche).
Gebiß, derjenige Teil derPferdezäumung, welcher unmittelbar auf die Lefzen oder Kinnladen
des Pferdes wirkt. Es ist vonStabl oder Eisen
[* 58] (neuerdings auch bisweilen von Gummi), wird durch das Kopf-
gestell im Maul des Pferdes festgehalten und ver- mittelst der Zügel vom Leiter in Wirkung gesetzt. Das Gebläse der Trensenzä'umung
besteht aus einer ein- fachen in der Mitte durch Gelenk beweglichen Stange, das Gebläse der Kandarenzäumung (f. Kandare)
[* 59] aus einer
Stange, dem Mundstück, die an beiden Enden mit senkrecht stehenden, bebelartig wirkenden Armen (Schenkeln,
Hebeln, Anzügen) ver- fehen ist.
In der Mitte hat das Mundstück einen gerundeten Ausschnitt, die Zungenfreiheit.
Gebläse,
die im Hüttenbetrieb, bei der Metall- bearbeitung u. s. w. verwendeten Vorrichtungen für die Zuführung atmosphärischer
Luft zur Unterhal- tung des Feuers in Hochöfen, auf Herden u. s. w. Die ältesten und einfachsten
Gebläse sind die Balg- gebläse oder Blasebälge, welche schon weit über 1000 Jahre v. Chr. angewendet wurden und sich
als einfachwirkende Handblafebälge mit diskon- tinuierlichem, und als doppeltwirkende Gebläse mit kon- tinnierlichem
Luftstrom erhalten haben.
Balggebläfe finden nur für kleinere Windmengen und geringe Pressungen,daher zur Anfachung einzclnerSchmiede-
feucr in ausgedehntem Maße, in feltenen Fällen in kleinern Hammerwerken Verwendung.
Diefelben sind entweder
Spitzblafebälge, hölzerne Blasebälge oder Cylinderblasebälge.
Die Spitzblasebälge bestehen aus zwei oder mehrern dreieckigen,
durch seitliche, zusammenlegbare Lederwände unter sich verbundenen Platten, die mit geeigneten Saug- tlappen versehen sind
und durch Winkelbewegung in Thätigkeit gesetzt werden.
Die hölzernen Blasebälge sind im wesentlichen
hölzerne Kästen, in welchen je eine hölzerne Platte um einen Zapfen
[* 60] drehbar derart schwingt, daß Kasten und Platte sich
gegeneinander bewegen, wobei die vorher durch ent- sprechende Ventilklappen angesaugte Luft unter Druck mittels eines aus
dem Innern des Balges herausführenden Rohres heraustritt.
Die Cylin- derbälge unterfcheiden sich von
den (^pitzbälgen nur durch die kreisrunde Form der bewegten Platte und die cylinderförmige Gestalt der Lederwände. In
neuerer Zeit findet man die alten Blasebälge vielfach durch Centrifugalgebläse oder Ventilatoren (s. d.) ^[= s. Ventilation.] ersetzt.
Für größere
Luftmengen und höhere Pressungen, also zur gleichzeitigen Unterhaltung einer Anzahl von Schmiedefeuern oder zum Betrieb
von Schmelz- und Flammenöfen kommen vorwiegend doppeltwirkende Cylindergebläfe, Noot'z;
d1ov6i-3 und Dampfstrahlgebläfe
(f. Injektoren) zur Ver- wendung.
Ein Cylindergebläfe besteht nach Art der Wasserpumpen aus einem gußeisernen Cy- linder,
in welchem sich luftdicht ein Kolben hin und her bewegt, der so hinter sich eine Luftverdünnung, vor sich eine Luftlomprefston
fchafft und die in den Deckeln des ^beiderseitig geschlossenen Cylinders an- gebrachten ^aug- und Druckoentile
derart in Be- wegung setzt, daß die Saugventile sich binter dem Kolben öffnen, vor demfelben fchließen, und umge- kehrt
die Druckventile sich binter ibm fchließen, vor
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forlaufend
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ibm öffnen, wodurch bei jedem Kolbenhub auf der einen Seite Luft cingesaugt, auf der andern aus- gestoßen wird.
Die Bewegung
des Kolbens erfolgt in der Regel mittels einer eigens bierfür bestimm- ten Dampfmaschine:
[* 62] die Gesamtanlage von Dampf- masckine
und Gebläse bezeicknet man in der Technik mit dem Namen Gebläsemaschine. In geeigneten ^ gung dllrck einen
Kautschutriug wechselweise ge- ! schloffen werden: bei v tritt die gepreßte Luft in die , beiden Gebläsecvlindern gemeinsame
Windleituug. ! Vertikale (^ebläsemasckinen sind meist Palancier- ! masckinen. ! Roots Kapselgebläse l^oo^'^ !1ov^), zu
! den Kapselrädern ls. d.) gehörig, destebt, wie aus ivig. l und 2. !!)s' v'-. Fällen wird die
treibende Kraft
[* 63] auch von Turbinen und Wasserrädern geliefert. Je nach der Lage des Cylinders unterscheidet man horizontale
und verti- kale, je nach der Verbindung der Tampsmaschiuc mit dem Gebläse aber Gebläsemaschinen mit Balancier-, Kurbel- und direkter
Bewegung. Vorstehende
[* 61]
Fig. 1 u. 2 Zeigen eine Horizont
[* 64] a l e Iwillings - Gebläsemaschinc mit direkter
Be- wegungsübertragung.
DieKolbenstangen derDampf- cylinder^^ sind in eingleisigen Leitbahnen a ge- führt und in den Kreuztöpfen
mit den Kolbenstangen der Gebläsecylinder ^N gekuppelt.
Die Cylinder- deckel sind hohl gegossen und es befinden sich in
den- selben eine große Anzabl von Saug- und Druck - offnungen, welcke dei entsprechender Koldenbewe-
! den
[* 61]
Fig. 3^5 bervorgeht, im wesentlichen aus zwei Windflügeln ^ und 1^, die sich innerhalb eines
guß- eisernen Gehäuses um horizontale Achsen in ent- gegengesetzter Ricktung drehen.
Hierbei greifen die beiden Flügel
nacb Art der Zabnräder ineinander und es berübren sich immer die konvexen Teile des einen Flügels mit
den konkaven des andern, wo- durch zwischen den Flügeln ein annähernd dickter Luftabfchluß erbalten wird, der durch Anwendung
eines Graphit- oder Talgüberzugs erhöht wird.
Die zwischen je einem Flügel und der Gehäusewand ein- geschlossene Luft
wird ununterbrochen nach einer Seite hinausbefördert, während von der andern Seite frische Luft uachgefaugt
wird.
Der Antrieb der Flügclwellen erfolgt mittels Riemenscheiben, die an den Enden der einen Welle befestigt sind, von welcher
aus die Bewegung auf die zweite Welle mittels Zabnräder übertragen wird.
Die Kapsel- gebläse erfordern bezüglich des Dichthaltens
eine fortwäbrcnde Kontrolle, sollen nicht erheblicbe Lnst- verluste stattfinden.
Enke (Sckkeuditz bei
Leipzig»
[* 65] dat jedoch neuerdings ein Kapsclgedläse tonsNuioN, das obne Dicktungsmasse einen dauernden dichten Abschluß besitzt
und daher auch mit hohen Pressun- gen arbeiten kann. Von den im Laufe der Zeit aufgetauchten und vorübergehend oder weniger
bäusig und allgemein zur Anwendung gekommenen bezüglichen Vorrich- tungen sind die nachstehend genannten
erwäbnens- wert. Das Kasten geb läse ist eine Vorrichtung, äbnlich den Cylindergebläsen, mit dem Unterschied eines parallelepipedischen
statt cylindrischen Raums, in welchem sich der Kolben bewegt. Das
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