521 der Kondochates der griech. Geographen), linker Nebenfluß des
Ganges, entspringt unter 30°56' nördl.
Br. und 83°14'
östl. L. im nördl. Nepal, windet sich durch die
Kette des Himalaja und verbindet sich mit der Trißula-Ganga, die von dem
höhern
Teile des Himalaja nördlich von
Katmandu herabfließt. Er mündet westlich von
Hadschipur, gegenüber
von Patna. Seine Länge wird auf 650 km geschätzt. –
2) Gambir oder
Kleiner (Tschhota-) Gambir, entspringt südwestlicher als der vorige, unweit der nördl.
Grenze des Distrikts Goralhpur, strömt hauptsächlich südlich und ergießt sich nach einem Laufe von etwa 270 km unter
26°1' nördl.
Br. und 84°12' östl. L. von links in die
Ghagra. –
3) Gambir, auch
Alter (Burrha-) Gambir genannt, entspringt unweit der Nordgrenze des brit. Distrikts
Tschamparan der Präsidentschaft
Bengalen, unter 27°16' nördl.
Br. und 84°22' östl. L., fließt in südöstl.
Richtung,
um sich 25°45' nördl.
Br. und 86°2' östl. L. mit der Baghmati zu verbinden.
Stadt in
Afghanistan,
[* 2] im Kabulthale, 95 km im OSO. von
Kabul, in 1400 m Höhe, am Ausgange der Defiles vom
Dschagdalak, am Nordfuße des
Gebirges Sefid-Koh. Im FriedenvonGandamak traten die Afghanen die Chaibarpässe an
England ab.
1)
Kreis
[* 3] im Herzogtum
Braunschweig,
[* 4] hat 548,15 qkm, (1890) 45021 (22099 männl., 22922 weibl.) E., darunter 44125
Evangelische, 510 Katholiken
und 268 Israeliten, 30 andere
Christen und 88 mit unbestimmter und ohne
Religion, 5699
Wohnhäuser,
[* 5] 10163 Haushaltungen, 2
Städte
und 72 Landgemeinden und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke Gandersheim, Seesen,
Lutter am Barenberge und Greene.
–
2) Kreisstadt im
Kreis Gandersheim, 78 km im
SW. von
Braunschweig, an der zur Leine gehenden Gande und an der Linie
Magdeburg-Holzminden
der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 6] ist Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht
Braunschweig) sowie einer Generalsuperintendentur
und hat (1890) 2712 E., Post zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 7] ehemaliges herzogl. Schloß (1528–95), jetzt
Gerichtsgebäude und Kreisgefängnis,
Stifts- und Stadtkirche (853–883 erbaut, 1170–72 gänzlich umgebaut), Rathaus (1580),
Realprogymnasium,
Bürgerschule, höheres Mädcheninstitut; Bierbrauerei,
[* 8] Damast- und Leinweberei,
Rübenzucker und Cigarrenfabrikation,
Dampfmolkerei, Ziegelei, Obstwein- und Obstschaumweinkelterei.
Dicht bei der Stadt das herrlich gelegeneHerzog-Ludolfsbad (Soolquelle) und das Wilhelm-Augustastift,
Feierabendhaus für ehemalige Lehrerinnen. – Die berühmte ehemalige reichsfürstl.
AbteiGandersheim, deren Kaisersaal mit den lebensgroßen
Ölbildern der
Kaiser und Äbtissinnen geschmückt ist, ward 844 von
Herzog Ludolf von
Sachsen
[* 9] in
Brunshausen gegründet und 852 hierher
verlegt, aber erst 881 durch
Bischof Wigbert von Hildesheim
[* 10] eingeweiht. Sie erwarb viele
Güter, Einkünfte,
Freiheiten und Privilegien. 1570 wurde sie in ein evangelisches kaiserl.
Reichsstift für
Damen aus reichsfürstl. und reichsgräfl.
Häusern umgewandelt; zu Äbtissinnen wurden meist Prinzessinnen aus deutschen Fürstenhäusern berufen. Die
Äbtissin hatte
Sitz und
Stimme auf der Rheinischen Prälatenbank, einen Hofstaat mit eigenen
Erbämtern und einen
Lehnshof,
an welchen selbst
der Kurfürst von Hannover
[* 11] wegen des
Amtes Elbingerode, der König von
Preußen
[* 12] wegen der Herrschaft
Dernburg
gewiesen waren. Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 fiel die
Abtei an die
Herzöge von
Braunschweig. In Gandersheim lebte
im 10. Jahrh. als Nonne die Dichterin Roswitha (s. d.).
Name einer
Klasse ind. Halbgötter. Im Rigveda wird meist nur ein Gandharva erwähnt. Die Grundbedeutung
von Gandharva ist «Fötus», und der Gandharva ist der Genius
der Zeugung und
Fruchtbarkeit. Er wird
Vater des Jama und der Jamī, des ersten Menschenpaares, genannt und sein Wohnsitz in
die
Gewässer verlegt. In besonderer
Beziehung steht er zum
Sōma (s. d.),
den der Gandharva Viçvāvasu, der König
der Gandharva, einst gestohlen haben soll, und auch mit den Frauen wird er in
Verbindung gesetzt. Später wird die Zahl der Gandharva als
27, ja als 6333 angegeben. In der klassischen ind. Mythologie sind sie die himmlischen Sänger
und gehören mit ihren Frauen, den
Apsaras (s. d.), zum Hofstaate des Indra. Die
Fata morgana heißt Gandharvanagara,
«Stadt der Gandharva».
Bezirkshauptstadt in der span.
ProvinzValencia,
[* 13] 3 km von der Meeresküste, am Sérpis oder
Alcóy, an der
NebenbahnCarcagente-Denia, gut gebaut und wohlhabend, hat (1887) 8723 E., einen alten
Palast der
Herzöge von Gandia, eine
got.
Kirche mit merkwürdigen Gemälden und alte
Mauern mit fünf
Thoren. Gandia liegt in einer der fruchtbarsten und schönsten
Huertas (Gärten) von
Spanien.
[* 14] Dieselbe ist von Bergrücken hufeisenförmig umgeben und umfaßt 24 Ortschaften, teils in der
Ebene, teils an den Bergabhängen, die
Seide,
[* 15]
Wein, Öl, Orangen, Getreide
[* 16] und Gemüse erzeugen.
oder
Gandu,
Reich der
Fulbe im westl.
Sudan, zu beiden Seiten des
Niger, von
Birni bis südlich von Gomba, westlich
von
Sokoto; bewohnt im O. von
Fulbe und
Haussa, im W. von Songhai, die, als Unterjochte, in fast fortwährendemKriege
mit jenen stehen. Gando bildet einen
Teil der
Haussastaaten (s. d.) und befindet sich in Abhängigkeit von
Sokoto. Gando sind tributpflichtig:
Jauri und Abudja; seine Machtsphäre reicht aber weit nach W.
bis in die Gegend von Muschi, und nach S. bis Ilorin.
Otman
San-Fodio hatte 1802 einen mächtigen Fulbestaat gegründet, der nach seinem
Tode (1818) zwischen
dessen beiden
Söhnen in das
Reich von
Sokoto und Gando geteilt wurde. Der Beherrscher des letztern,
Abd-Allahi, starb 1829; ihm
folgte sein Sohn Mohammed
Bani und diesem 1835–55 sein
Bruder Khalila; unter seiner Regierung besuchte
HeinrichBarth das Land,
das seitdem erst wieder vonMonteil im Juli 1891 auf seiner Expedition von
Senegambien nach
Bornu bereist
wurde. – Die HauptstadtGando, an einem Zuflusse des
Sokoto, liegt, von Hügeln umgeben, in einer überaus fruchtbaren Gegend.
Die
Bananen und
Zwiebeln gelten in allen Haussaländern als die vorzüglichsten. In Gando haben sich die
Haussa am reinsten und
zahlreichsten gegenüber den
Fulbe erhalten.
in der ind. Mythologie der Gott der Klugheit. Er gilt als Sohn der
Parvati,
entweder von
Çiva, oder als von
Parvati während des
Badens aus der Unreinigkeit gebildet, die von ihrem
Körper abging, und ist
¶
forlaufend
522
Anführer der Ganas, dienender Geister des Hiva. Gänge wird beim Beginn aller Unternehmungen und am Anfange jedes Bnches angerufen;
sein Bild steht häufig an Wegen, auf offenen Plätzen und über den Thüren der Häuser und Läden.
Abgebil- det wird er als
ein kleiner Mann mit einem großen Bauche, einem Elefantenkopfe mit einem Zahn und vier Armen.
Sein Tier ist
die Ratte, auf der er auch reitend dargestellt wird. Ganerbe, aus Ge-Anerbe, d. i. Mit-Anerbe, Miterbe.
Unter Ganerbschaft wird
in der ältern deutschen Rechtssprache eine besondere Art der Ge- meinschaft verstanden, welche indessen nicht von einer Vtiterbschaft
auszugehen brauchte, sondern auch sonst durch Vertrag errichtet werden konnte.
Gegenstand ist eine bestimmte
Vermögensmasse, eine Waldmark, ein Salzwerk, meistens eine Burg (Ganerben- schloß) mit Zubehör.
Der Vertrag heißt Burg-
friede, welcher Allsdruck zugleich das Gebiet be- zeichnet.
Eine ansehnliche Ganerbschaft war Burg- friedberg (s. Friedberg)
[* 18] in der Wetterau.
Das Besondere der Gemeinschaft besteht in dem Ausschluß
der ge- wöbnlichen Miteigentumsordnuug und Ersetzung derselben durch eiue besondere, die Teilung aus- schließende und den
längern Fortbestand der Ge- meinschaft und die Mitbenutzung regelnde Ordnung. -
Vgl. Wippermann, Kleine Schriften jurist.
uud rechtshistor.
Inhalts, Heft 1: Über Ganerbschaftcn (Wiesb. 1873).
Gang
[* 19] (Korridor), langgestreckter Verbin- dungsweg vor oder zwischen einer Reihe von Zim- mern, in Gärten, .hofräumen
u. s. w. Seine Breite
[* 20] soll mindestens so viel betragen, daß zwei Personell bequem nebeneinander gehen können (1,25 m).
Bei mittelalterlichen Gebäuden und in milden Land- strichen wird der Gänge sehr oft außen vor den Zimmern
nach dem Hofe hingeführt und in diesem Falle auf Säulen
[* 21] gestellt oder durch Konsole
[* 22] unterstützt (Ga- lerie), auch durch Geländer,
Brüstungen, Glaswände u. s. w. geschützt und abgeschlossen.
Die Ausbildung der Gänge im Innern der Häuser gehört erst der
neuern Zeit und der Forderung an, daß jedes Zinnner einen direkten Zugang innerhalb des betreffenden
Stock- werks besitze.
Während man im 17. und 18. Jahrh, durch kleine Treppen
[* 23] und versteckte Verbindungs- gäncze vom darunter
liegenden Stockwerk die zur Bedlenung nötigen Zugänge zu schaffen suchte, hat man jetzt meist lange, an den innern Seiten
der Wohnräume hinführende Gänge eingerichtet.
Selten gelingt es aber, diesen zwar bequemen Verbindungen
eine befriedigende künstlerische Gestalt zu geben. Gang, im Bergwesen und in der Geologie
[* 24] mit Gestein oder Mineralien
[* 25] ausgefüllte
Spalte in irgend einem andern (ältern) Gestein.
Man unter- scheidet Gesteinsgänge, Mineralgänge ulldErzgänge.
Gest eins
gange heißen Spaltenausfüllungen, deren Material aus irgend einem auch cncherdem als ein Hauptbestandteil
der festen Erdkruste auf- tretenden und zwar meist eruptivem Gestein besteht, z. B. aus Granit,
Porphyr, Basalt u. s. w. Mi- neralgänge dagegen sind Spaltenallsfüllungen, die aus Mineralien bestehen, welche in dieser Verbin-
dung und in solcher Ausbildungsweise nicht als Gesteine auftreten, z. B. aus Quarz mit Braunspat, Kalkspat,
[* 26] Schwerspat, Flußspat
[* 27] u. s. w. Enthalten aber die eine Spalte ausfüllenden Mineralien ab bauwürdiges Metall, so nennt
man solche
Gänge Erz? gange (s. Erzlagerstätten,
[* 28] Bd. l;, S. ^39 a). Das Gestein, das den Gänge einschließt, heißt sein Nebengestein;
für
einen nicht ganz senkrecht stehenden Gänge ist der Teil des Nebengesteins, der über ihm liegt, das Hangende,
der Teil, dem er aufruht, das Liegende.
Unter dem Streichen versteht man die Richtung des Gänge gegen den Meri- dian, unter Fallen
[* 29] seine Neigung gegen den Hori- zont, wobei sowohl die Richtung als der Grad des Fallens zu bestimmen sind.
Nach dem Grad des
Fallens werden in vielen Gegenden die Gänge einge- teilt in schwebende Gänge von0 bis
15° Fallwintel, flache von 15bis45", tonnlägige von45bis 75", steile von 75 bis 89 und stehende (seigere) von 90" Fallwinkel.
Nimmt der Gänge nach der Tiefe mehr Fallgrade an, so sagt man: er stürzt sich;
im ent- gegengesetzten Falle: er richtet sich
auf.
Ändert der in horizontaler Erstreckung Plötzlich sein Strei- chen, so heißt es: er wirft einen
Haken.
Ganz schmale Gänge werden wohl als Klüfte bezeichnet.
Vielfach teilen sich die Gänge entweder in ihrem Streichen oder in
ihrem Fallen in zwei auseinandergehendc Hälften (gabeln sich), oder in mehrere schmälere Teile (zer-
schlagen oder zertrümmern sich).
Die Mächtig- keit des Gänge ist der kleinste, also rechtwinklig ge- messene Abstand zwischen
seinem Hangenden und Liegenden.
Die Berührungsflächen des Gänge mit dem Nebengestein nennt mall seine Ulmen oder Sal- bänder,
und den Teil, womit er an die Erdober- fläche hervortritt, sein Ausgebendes oder Aus- streichen.
Häufig
befindet sich zwischen dem Gänge und dem Nebengestein eine schmale, von den Be- standteilen beider zusammengesetzte Einfassung,
meist in einem sehr aufgelösten Zustand, der Besteg, oder auch bei thoniger Beschaffenheit der Letten - besteg genannt.
Wenn
mehrere Gänge dieselbe Gegend nach verschiedeilen Richtungen durchsetzen, so bilden sie Kreuze miteinander,
durchsetzen und verwerfeil oder schleppen sich auch wohl.
Eine Gruppe von mehrern untereinander ziemlich parallelen Gänge nennt
man einen Gangzug.
Viele Metalle und deren Erze werden vorzugsweise in Gänge gefunden, weshalb die Lehre
[* 30] von den Erzgängen Wichtigkeit
erhalten hat. - Über die Beleihung auf in rechtlicher Beziehung s. Bergwerkseigentum (Bd. 2, S. 785 d).
Gang, ill der Fechtkunst
[* 31] die Gesamtheit meh- rerer aufeinanderfolgender Hiebe odec Stiche und Paraden.
Beim studentischen Kontraschlagen
und auf der Mensur rechnet man als einen Gänge die Zeit von dem Kommando «Los»
bis «Halt».
Früher forderte man auf 12-24 Gänge, jetzt wird gewöhnlich so lauge gefochten, bis die Summe
der Gänge ohne Einrechnung der Pausen 15 oder 20, manchmal auch 30 Minuten beträgt, wenn nicht ausdrücklich «bis
zur Abfuhr» gefordert ist.
B.'i Pistolenduellen pflegt man auch jeden Kugelwechsel einen Gänge zu nennen. (S. auch Zweikampf.)
Ganga, der ind. (Sanskrit-) Name des FlussesGanges (s. d.) und der Flußgöttin.
Gangädwära,inBritisch-Ostindiell,s.Hardwär.
Ganganelli, Lorenzo, Name des spätern Papstes Clemens XIV. (s. d.). Gangart, im Bergwesen, s. Erzlagerstätten (Bd.
6, S. 840 a). Gangarten des Pferdes, s. Gänge. Gangbares Zeug, im Maschinenwesen soviel wie Vorgelege. Gangbauten, soviel
wie Ganggräber (s. d.). Gänge (Gangarten) des Pferdes, werden eingeteilt in schreitende (Schritt und
Trab) und
¶
Eine andere Einteilung der Ganges ist die in gerade Ganges, bei denen das Pferd
[* 34] auf einem.hufschlage
(s. d.), und Leiten- gange (s. d.),
bei denen es auf zwei .Hufschlägen geht.
Letztere sind dem Pferde
[* 35] nicht von Natur eigen und dienen lediglich als Dressurmittel.
Endlich unterscheidet man niedere Ganges, auch Campagne- gänge genannt (einfacher Schritt, Trab, Galopp, Carriöre)
und höhere Ganges, d. h. durch die hohe Schule erlernte Gaugarten (Spanischer Tritt, Stolzer Tritt, Redopp, Pesade, Kurbette, Kapriole).
Natürliche Ganges nennt man diejenigen, die das Pferd mit schlaffer .Haltung, versammelte dagegen, die es auf die Einwirkung
des Reiters hin geht. Sog. fehler- hafte Ganges sind Pah (s. d.), Antritt (s. d.), Dreischlag.
Man spricht
von dem guten Gangwerk eines Pferdes, wenn seine Ganges regelmäßig, elastisch und räumig sind. Ganges (im Sanskrit Gang a), der.Hauptstrom
Vorderindiens, entspringt aus zwei .Hauptquell- flüssen auf der Südfeite des .Himalaja in dem brit.-
ind. Schutzstaate Garhwal. Die Bhagirathi- Ganga entspringt unter 30° 54^ nördl. Br. und 79" 7^ östl.
L., indem sie in der Nähe von Gangotri (s. d.) in einer .höhe von 4495 m, zwischen Gipfeln von 7400 m,
aus einer Gletscherhöhle hervortritt.
Gegen NW. fließend, nimmt sie bei Bhairghati die von NO. herkommende bedeutendere
und wildere Dschahnawi auf, die früher von den Europäern als der eigentliche Quellstrom angeseben wurde.
Bei Sakhi bahnt sie sich dann, in 2478 m Höhe, ein Querthal durch den Himalaja und tritt bei dem Tempel
[* 36] Deoprajag (s. d.)
mit der von NO. her kommenden ruhigern, aber wasserreichern und 49 m breiten Alaknanda-Ganga zusammen,
die bei dem Berggipfel Badrinath aus der Saraswati und Thauli (engl. Doulee) entsteht.
Das vereinigte Ge- wässer windet sich
als Ganges durch die Vorberge und tritt in der .höhe von 342 in bei dem heiligen Orte .hardwar (engl.
Hurdwar) in die große nordind. Ebene, erst in südl., dann in südöstl.
Richtung mit geringem Gefalle,
die Nordwestprovinzen und die Präsidentschaft Bengalen bewässernd. Da wo der nordöstl.
Teil des südl. .Hochlandes an sein
Bett
[* 37] herantritt, wendet sich der Fluß mit seiner letzten Stromschnelle südostwärts, um nach einem Laufe, der in gerader Linie 1529 km,
mit den Krümmungen 2597 km beträgt, mit dem Brahmaputra (s. d.), dessen Mündungen sich mit den seinigen
vereinigen, ein vielarmiges, etwa 44000 likm umfassendes Delta,
[* 38] das größte der Erde, zu bilden.
Der westliche der acht
Hauptarme ist die südwärts gerichtete Hugli (engl. Hoogly), an welcher Kalkutta
[* 39] liegt, der
mittlere der Baleswar (an der Mündung .haringhat genannt), der östliche und stärkste der gegen SO.
gerichtete Padma, Padda oder Ganges, von dessen ver- schiedenen Armen der mittlere oder Meghna sich in die Mündung des Brahmaputra
ergießt.
Zwischen diesen .Hauptarmen breitet sich ein von einer Menge von Kanälen durchzogenes, steten Veränderungen unterworfenes,
auf weite Strecken durch Deiche gegen Überschwemmungen geschütztes und im N. zum Teil sorgfältig angebautes,
weiter nach unten aber von einer üppigen Vegetation überwuchertes Schwemm landaus, die Heimat der Cholera.
Wie der Nil schwillt
der Ganges periodisch an; die Steigung beginnt im Mai und erreicht im
September ein Maximum von 15 bis 16 m.
Der Ganges durchströmt ein uraltes Kulturland;
Seine namhaftesten Nebenflüsse sind links: dieRam-Ganga (594 km lang), die Gumti (775 km),
die Ghagra (WO km), die Gandak (650 km), die Naghmati, die Kaschi oder Kaßi (519 km);
rechts die Kali-Naddi,
die Dschamna, der bedeutendste von allen, der bei Allahabad mündet und mit dem Ganges das Doab oder Zweistromland bildet, ferner
der Tons, Schon oder Son (742 km), der P'halgu und der in die Hugli mündende Damodar.
Obgleich er von Indus
und Brahmaputra an Länge über- troffen wird, hat der Ganges das größte Flußgebiet: es beträgt 1060000, und mit Hinzurechnung
des ihm von dem Brahmaputra gegebenen Anteils 1643000 likm.
Seine Wassermasse ist so groß, daß er bei Benares, 1224 km von
der Mündung der Hugli oder 1358 km von den Eundarban, in der trocknen Jahreszeit 430-440 m breit und
10-12 m tief, in der Regenzeit aber 900-950 ^ breit und 18-20 m tief ist. Die mittlere jährliche Wasfermasfe wird auf 7700 cdm
für die Sekunde berechnet.
Die Hugli allein ergießt in einer Sekunde 5700 ldm. Im ganzen führt der
Strom jährlich mehr als 197 Mill. cdm erdiger Stoffe ins Meer.
Die Wirkung des ausgeschütteten Schlamms ist auf 90-100 km
von der Küste bemerkbar.
In der Hugli steigt die Flut 195, im Padma 210 km aufwärts. Für Flöße ist der Ganges bis Hardwar fahrbar.
Die seit 1834 von der Regierung für eiferne Dampf- boote eröffnete Schisfahrt geht bis Garhmukhtehar (630 km oberhalb Allahabad
und 1425 km oberhalb Kalkutta).
weiter oberhalb aber hat der Strom Untiefen
und Stromschnellen, welche in der trock- nen Jahreszeit die Schiffahrt hemmen.
Doch bildet er den Mittelpunkt
für Handel und Verkehr auch nach Eröffnung der parallel laufenden Eisenbahn. Zur Förderung der Schiffahrt und Bewässerung
des Doab ist seit 1842 der Gangeskanal begonnen; seine Länge ist auf 1305 Km, der Kostenbetrag auf 2M für den obern, 2,22
für den untern, mit Ein- scklusi aller Nebenkanäle auf 5,75 Mill. Pfd. St.
ver- anschlagt. Er führt von Hardwar südwärts in die Nähe von Aligarh und von dort einerfeits nach Kanpur in den Ganges, andererseits
über Itawa (Etawa) nack Hamirpur in die Dschamna.
Außerdem läßt die Regierung es sich seit Jahren angelegen sein, durch
ein Netz von Kanälen die Landstriche am Ganges zu bewässern und vor Überschwemmungen zu schützen. Nach der
Sage entsprang die Ganga auf dem Haupte des Hiva und durchfloß bei ihrer durch die Buße des Königs Bhagiratha bewirkten
Herabkunft Himmel,
[* 40] Erde und Unterwelt.
Der heil. Dschachnu, den sie dabei in feiner Außübung störte, verschluckte
sie und ließ sie erst auf Bitten des Bhagiratha wieder frei.
In der Legende gilt sie zuweilen als Mutter des Karttikeya und
des alten Königs Vh'ischma. Dargestellt wird sie als junge Frau mit einer Lotos- blume in der Hand.
[* 41]
Die Legende von ihrer
Herab- tunft findet sich im «NZmiiMna» und ist von
A. W. von Schlegel («Ind. Bibliothek», 1,50 fg. -- «Werke», 3,8 fg.) und von Hoefer («Ind.
Gedichte», II, 35 fg.) ins Deutsche
[* 42] übertragen worden.
Als heiligster Strom der Inder ist sie vielfach in Gedichten ver- herrlicht
worden. Zum Ganges geschehen häufige Wallfahrten, beson- ders zu seinen Quellen.
Wer an seinem Ufer stirbt
¶
forlaufend
524
oder vor seinem Tode sein Wasser trinkt, ist des Paradieses sicher.
Aus diesem Grunde trägt man Sterbende zu ihm, flößt
ihnen von dem Wasser ein, taucht sie in dasselbe und übergiebt nach dem Tode die Asche den Wellen
[* 44] des Flusses.
Trotz des strengen
Verbotes werden noch viele Leichen, be- sonders die von Büßern und kleinen Kindern, un- verbrannt in
den Ganglbauer geworfen.
Die, welche entfernt vom Ganglbauer wohnen, bewahren sein Wasser, das in Indien einen bedeutenden Handelsartikel
abgiebt, in kupfernen Flaschen, um es in der Todesstunde zu trinken, und lassen, wenn sie reich sind, sich nach dem Tode verbrennen
und ihre Reste in den Ganglbauer werfen. Ganges (spr. gangsch), Hauptort des Kantons Ganglbauer (160,54 hkm, 9 Gemeinden, 9051 E.)
im Arron- dissement Montpellier
[* 45] des franz. Depart. He'rault,
in einem schönen Cevennenthale, unweit links des He'rault, an der Linie Lunel-Le Vigan der Mittel- meerbahn, bat ll891) 4330,
als Gemeinde 45)52 (5., Fabriken für Seidenstrümpfe, wichtige Seidenhaspe- leien, Filet- und Handschuhfabriken
und Baumwoll- spinnerei. In der Nähe die prachtvolle Stalaktiten- grotte des Doumiselles oder des Mes. Gangesdelphitt (^Ilitlnn^ta
ßan^etica O,,?-.), Susuk, ein oben schwarzgrauer, unten weiß- licher Delphin von 2 m Länge aus der Gruppe der Schnabeldelphine flosse
ist nicht ausgeschnitten, sondern halbmond- förmig ganzrandig. In jedem Kiefer sitzen 30-32 nach hinten
gerichtete Kegelzähne. Er bewohnt den Ganges und die Nebenflüsse von dessen unterm Teil und wird seines Specks wegen verfolgt.
Gangesgavial, Krokodilart, s. Gavial. Gangfedern, soviel wie Triebfedern, s. Feder (Bd. 6, S.
l'.Wll). Gangfisch, s. Blaufelcken.
Ganggräber (schwed. ^u^rittei'; dän.
Iätte - stuer, Iettenstuben, d. h. Riesenstuben), große l^rabanlagen aus den ältesten Perioden der Ur- geschichte.
Sie bestehen
aus geräumigen, aus großen Steinplatten erbauten und von Erdhügeln bedeckten Kammern, zu denen immer ein schmaler Gang
führt, der ebenso mit Steinen ausgebaut ist.
Zuweilen sind mehrere kleinere Abteilungen in einem Grabe,
von denen jede ein Skelett
[* 46] birgt, meist sind aber nur mehrere Skelette nebeneinander in hockender Stel- lung beigesetzt.
Nach
den den Toten mitgegebenen Beigaben zu schließen gehören die Ganglbauer wie die Dol- men (s. d.) in die Steinzeit
[* 47] (s. d.) oder auch
in den Anfang der Bronzezeit (s. d.), da schon ab und zu Bronze
[* 48] in ihnen gefunden wurde.
Von 1860 dis Ende 1873 war er Oberförster
in Welden, 1874 ttreisforstmeister in Würzburg.
[* 54] Am wurde er als Vorstand des im bayr. Staatsmini- sterium der Finanzen
nach seinen Vorschlägen neu eingerichteten Bureaus für forstliches Versuchswesen und forstliche Statistik nach München berufen,
bald darauf zum Forstrat in demselben Ministerium er- nannt. Die 1885 durchgeführte Reorganisation der bcwr. Staatsforstverwaltung
erfolgte unter seiner besondern Mitwirkung. 1880 wurde Ganglbauer zum Ober- forstrat und 1882 zum Ministerialrat und
Vorstand des
Mimsterialforstbureaus befördert. Er veröffent- lichte: «Erörterungen über die nächsten Aufgaben des bayr.
Forstwesens» (unter dem Pseudonym Sil- vius, Augsb. 1873),
«Das Forstgesetz für das Königreich Bayern, in neuer Tertierung vom I. 1879» gab er mit Erläuterungen heraus
(Augsb. 1880; 2. Aufl., Nördl. 1889). Ganghofer, Ludwig, Dichter, Sohn des vorigen, geb. in
Kaufbeuern, wurde zunächst Maschinentechniker, besuchte 1874-78 Polytechni- kum und Universität in München und, nachdem
er den technischen Beruf gänzlich aufgegeben batte, !878-79 die UniversitätBerlin.
[* 55] 1879 erschien seine erste lyrische Sammlung
«Vom StammeAsra» (Bremen).
[* 56]
Angeregt von den in Berlin gastierenden Schauspielern des Münchener Gärtner-Theaters entwarf
er das oberbayr.
das, von Hans Neuert überarbeitet, zuerst 1880 in München zur Aufführung gelangte; als Novelle erschien das Werk
im «Neuen Novellen- schatz», Bd. U) (Münch. 1887) und mit Illustrationen von Engl (stuttg. 1890).
Der große Erfolg dieses
Werks in ganz Deutschland war ausschlaggebend für G.s litterar.
Richtung. Im gleichen Jahre ent- standen noch das fünfaktige
Drama «Wege des Herzens» (Augsb. 1882) und das einaktige Lust- spiel «Der Anfang vom Ende»;
im Frühjahr 188 l. Im Herbst 1881 wurde
Ganglbauer als Dramaturg an dav Wiener Ringtheater berufen. 1886-92 redigierte er das Feuilleton des «Wiener Tageblatts».
Der Brand des Ringtheaters und die mißlichen Verhält- nisse der volkstümlichen Bühnen in Wien
[* 57] veran- laßten ihn zu vorwiegend
novellistischer Thätigkeit. So entstanden «Der Jäger von Fall» (Stuttg. 1883; dramatisiert u. d.T.
«Derzweite Schatz»),
«Bergluft» (edd. 1883),
«Aus Heimat und Fremde» (ebd. 1884), «Almer und Iägerleut'»
(ebd. 1885)),
der zweibän- dige Roman «Die Sünden der Väter» (ebd. 1886), «Edelweißkönig» (2 Bde.,
ebd. 1886),
«Oberland» (ebd. 1887) und «Der
Unsried» (ebd. 1888),
auch zwei lyrische Sammlungen «Bunte Zeit» und «Heimkebr»
(ebd. 1883) hat er veröffentlicht.
Neuerdings bat er sich dem Drama wieder zugewendet;
auf das dreiaktige Dialektfchau- fpiel
«Der Geigenmacher von MUenwald» (mit Neuert, Stuttg. 1887) folgte^das auf
einer Novellevon Marco Nrociner fußende Schauspiel «Die Hochzeit von Valeni» (ebd. 1890),
da^ Lustspiel
«Die FaUe» (ebd. 1891) und das fünfattige Schauspiel «Auf
der Höhe» (1892).
Mit Cbiavacci gab Ganglbauer 1890- 1891 Joh. Nestroys «Gesammelte
Werke» heraus. Gangi (spr. -dschi), Stadt im Kreis Cefalü der ital. Provinz Palermo
[* 58] auf Sicilien, an einem Zu- flüsse der
Pollina, am Abbange eines steilen Bergs in 850 m Höhe, hat (1881) 12021 E. Etwa 3 km entfernt, bei San
Venedetto, einem Kloster, welches auf den Trümmern des ältern Ganglbauer erbaut war, stand die Sikelerstadt Engyon. Ganglbauer,
Eölestin, Erzbischof von Wien, geb. zu Thanstetten bei Steyr in ^derösterreich als Sohn eines
Bauern, trat in den
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Benediktinerorden, wurde 1847 Religionslehrer, 1867 Direktor am Obergymnasium in Kremsmünster, 1876 Abt daselbst, 1877 Mitglied
des Herrenhauses, wo er zur liberalen Verfassungspartei gehörte.
Nach Kutschkers Tode wurde Ganeça 1881 zum Fürst-Erzbischof
von Wien ernannt, in welcher Eigenschaft er sich durch Mäßigung und Toleranz allgemeine Achtung erwarb. 1884 wurde er Kardinal.
Er starb in Wien.
(grch.) oder Nervenknoten, anatom. Name für knotenförmige, größere oder kleinere Körperchen von blaßgrauroter
Farbe, die an den verschiedensten Stellen des Körpers vorkommen, mit Nervenfäden vorzugsweise des sympathischen Nervensystems
in Verbindung stehen und aus sehr feinen Nervenfäserchen und Nervenzellen oder Ganglienkugeln zusammengesetzt sind.
Die letztern sind kugelförmige, bis zu 1/30 mm große Gebilde, bestehen aus einem feinkörnigen weichen Protoplasma und einem
großen runden bläschenförmigen Kern und gehen entweder direkt vermittelst fadenförmiger Fortsätze in die Nervenfasern
über oder werden von diesen nur umsponnen.
Nach der Zahl dieser Fortsätze unterscheidet man unipolare (mit einem), bipolare (mit zwei) und multipolare
(mit mehr als zwei Fortsätzen) Ganglienzellen.
[* 60] Anhäufungen von Ganglienzellen in der Form von Nervenknoten finden sich teils
in großer Anzahl im sog. vegetativen oder sympathischen Nervensystem, das deshalb Gangliensystem (s. unten) genannt wird,
teils an ganz bestimmten Stellen der cerebrospinalen, d. h. der aus dem Gehirn
[* 61] und Rückenmark entspringenden
Nervenstämme, und zwar überall da, wo eine Verbindung dieser Nerven
[* 62] mit solchen des sympathischen Nervensystems erfolgt. Zu
dieser Gruppe gehören die sog. Spinalganglien, die an allen Rückenmarksnerven bei ihrem Austritt aus dem Wirbelkanal gefunden
werden, ferner der Ciliarknoten (ganglion ciliare) in der Augenhöhle, der Ohrknoten (ganglion oticum) und
der Flügelgaumenknoten (ganglion sphenopalatinum) am Schädelgrund, der Gassersche Knoten (ganglion Gasseri, benannt nach
Gasser, geb. 1505 zu Lindau,
[* 63] gest. 1577 zu Augsburg)
[* 64] am Stamme des fünften Hirnnerven und manche andere. Physiologisch betrachtet
sind sämtliche Nervenknoten oder richtiger jede einzelne Ganglienzelle als ein kleines Nervencentrum anzusehen, das für
die von ihm abgehenden Nervenfäden ebenso fungiert, wie im großen das Gehirn und Rückenmark für die
von diesen Centralorganen entspringenden Nervenfasern.
Das Gangliensystem, auch organisches oder vegetatives Nervensystem (nervus sympathicus) genannt, umfaßt alle Nerven, die zu
den vom Willen unabhängigen Organen des sog. vegetativen Lebens, d. h.
zu den Organen des Kreislaufs, der Atmung, der Verdauung, der Harnabsonderung und der Fortpflanzung gehen,
und steht so in einem gewissen Gegensatz zu dem Cerebrospinal- oder Hirnrückenmarkssystem, das der willkürlichen Bewegung
und Empfindung dient. Seine Unabhängigkeit vom Gehirn und Rückenmark tritt namentlich in den Fällen deutlich hervor, wo
die beiden letztgenannten Ncrvencentren von Krankheiten getroffen, z. B. gelähmt werden; das Gangliensystem
fährt während jener Krankheiten fort, seine Funktionen auszuüben, die Blutcirkulation, die Verdauung und alle übrigen vegetativen
Verrichtungen gehen ungestört von statten, wenn auch die von den gelähmten Nerven versorgten Organe ihre Thätigkeit teilweise
oder gänzlich eingestellt haben.
Doch ist das Gangliensystem nicht ein vollkommen in sich geschlossenes System, sondern steht in anatom.
und pbysiol. Hinsicht mit dem Cerebrospinalsystem in vielfacher und inniger Verbindung. Seinen Namen hat es davon erhalten,
daß es außerordentlich reich an Nervenknoten ist und weil die letztern die eigentlichen Centralorgane dieses Systems darstellen.
Die Nervenfasern des Sympathicus sind übrigens dünner und zarter als die des Gehirns und Rückenmarks
und bestehen nur aus einer Substanz, welche dem Achsencylinder der gewöhnlichen Nerven entspricht.
Eine weitere wesentliche Eigentümlichkeit des Gangliensystems besteht darin, daß seine Bestandteile nicht auf einem engen
Raume zusammenliegen, sondern fast durch den ganzen Körper verteilt sind. Der Sympathicus liegt nämlich in zwei Strängen,
den beiden sog. Grenzsträngen, die unter den Wirbeltieren, den Lanzettfischchen
und den Rundmäulern fehlen, symmetrisch zu beiden Seiten der Wirbelsäule in der Brust- und Bauchhöhle und erstreckt sich
auch mit drei großen Nervenknoten auf Hals und Kopf.
In der Mittellinie des Körpers treten Zweige des Sympathicus zu eigentümlichen Netzen oder Nervengeflechten
(plexus nervosi) zusammen, während er andererseits mit allen Nerven des Rückenmarks und des Gehirns, mit Ausnahme der Sinnesnerven
(Geruch-, Seh- und Gehörnerven) in vielfacher Verbindung steht. Das größte Geflecht dieser Art ist das sog. Sonnengeflecht
(plexus solaris), welches dicht unter dem Zwerchfell auf der Vorderseite der Aorta gelegen ist und mit
sämtlichen Eingeweidenerven innig zusammenhängt. Ebenso sind für das Herz, die Nieren und die Beckenorgane besondere Geflechte
vorhanden, die sämtlich viele kleinere und größere Nervenknoten enthalten.
(grch.), Ganglienzelle, Ganglienknoten (s. Ganglien), ^[= (grch.) oder Nervenknoten, anatom. Name für knotenförmige, größere oder kleinere Körperchen ...]Überbein (s. d.).
ein Hinduheiligtum in dem Vasallenstaate Garhwal des Indobritischen Reichs, auf dem rechten Ufer der Bhagirathi-Ganga
(s. Ganges), 13 km nordwestlich von der Gangesquelle, in 3144 m Höhe, an einer Einbuchtung des Flusses;
ein einfach gebautes,
viereckiges, 6 m hohes Tempelgebäude mit Statuen der Ganga, der Bhagirathi und anderer, zu der Örtlichkeit
in Beziehung stehender mytholog.
Wesen. Die Wallfahrer finden in den Wäldern und Höhlen der Umgegend Unterkommen.
Tise Gangri, Gangsri oder Kailasch, Gebirgskette in Innerasien, mit der das Hochland von
Tibet dem Himalaja am nächsten tritt,
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zieht von NW. nach SO., den obersten Teil des Indus 150 km weit von seinem linken Nebenflusse, dem Gartok, und weiter im SO.
die Indusquellen von denen des Satladsch trennend. Es besteht wahrscheinlich aus archäischen Schiefern. Der höchste Gipfel,
der Garingbotsche oder Kailasch (Kailas), im N. des Landsees Manassarowar (s. d.),
erreicht 6770 m Höhe. Er galt den alten Indern für den höchsten Berg der Erde und für den Sitz der Götter. Der Tise ist 6705 m
hoch.
Bezeichnung für eine jetzt wohl völlig beseitigte landwirtschaftliche Arbeitsverfassung
in verschiedenen Gegenden der südöstl. Grafschaften Englands. Während auf dem Gutshofe ansässige, auf längere Zeit kontraktlich
gebundene Arbeiter oder die Eigentümer selbst die schweren oder dauernden Arbeiten verrichteten, wurden die leichtern, oder
auf eine bestimmte Zeit des Jahres beschränkten von Haufen (gangs, spr. gängs) von nicht auf dem
Gutshofe ansässigen Arbeitern geleistet, welche während eines großen Teils des Jahres von ihrem Wohnorte
aus von einer Farm zur andern zogen.
Die gangs standen entweder im Dienste
[* 67] und Verdienste eines Unternehmers (gang-master), welcher die Arbeiter dang und dem Eigentümer
oder Pächter gegen ein Bestimmtes zu bestimmten Arbeiten der bezeichneten Art (Jäten, Kartoffelsetzen,
Steinesammeln, Mistbreiten, Rübenbeschneiden u. s. w.), die unter seiner Leitung oder derjenigen
seines Aufsehers von statten gingen, zur Verfügung stellte, oder sie wurden von dem Pächter oder Eigentümer selbst gedungen
und arbeiteten unter seiner Leitung oder derjenigen eines seiner Arbeiter. Jenes sind die public gangs, dieses die private
gangs.
Das Gangsystem entstand im Anfang des 19. Jahrh. Zuerst scheinen
sich die public gangs, dann die private gangs gebildet zu haben; die gangs umfaßten zuerst auch erwachsene männliche Arbeiter,
während siespäter ^[korrekt: sie später] ausschließlich aus Weibern, jungen Burschen und Mädchen (13‒18 Jahre) sowie
Kindern (6‒13 Jahre) beiderlei Geschlechts bestanden;
in den Anfängen kam es wohl häufiger vor, daß
die Mitglieder in Scheunen und Ställen übernachteten, während sie später in der Regel abends zu ihrer Wohnung zurückkehrten.
Hierin liegt der Unterschied von der Hollandgängerei (s. d.) und der Sachsengängerei (s. d.).
Die Ursache dieser im Gebiete des Großgrundbesitzes entstandenen Arbeitsverfassung war der Mangel an Arbeiterwohnungen
in der Nähe der Gutshöfe. Die Arbeiter wohnten in zuweilen weit entlegenen Dörfern (bis zu 7 engl. Meilen) zusammengedrängt,
deren Boden mehrern kleinen Eigentümern gehörte (open parishes).
Die großen Entfernungen, welche die Kinder zu und von der ermüdenden Arbeit zurückzulegen hatten, die sittlichen Gefahren,
denen sie im Verkehr mit moralisch verwilderten Geschöpfen ausgesetzt waren, die Schwierigkeiten, die
geistiger Bildung entgegenstanden, führten 1867 zu einem Gesetze, welches wenigstens die public gangs an der Wurzel
[* 68] traf und
die private gangs von schweren Mißständen befreite. Andere Gesetze haben zur Beseitigung des Gangsystem mitgewirkt: der Union Chargeability
Act (1865), welcher die Armenlasten auf einen größern Verband
[* 69] verteilte, die Einführung des
obligatorischen
Schulunterrichts 1870 und das Gesetz über die Verwendung von Kindern in der Landwirtschaft von 1873.
Die Wandertruppen ital. Arbeiter, die in der neuern Zeit vielfach, namentlich bei Eisenbahn- und Kanalbauten, verwendet werden,
sind mehr genossenschaftlich organisiert, und in noch höherm Maße gilt dies von den russ. Artelen (s.
Artel).
Litteratur. On the employment of womens and children in agriculture (1843), Children’s employment Comission (1862), Sixth
report (1867), Seventh report of the medical officer of the Privy Council (1865) und die Berichte der Commission on the employment
of children, young persons and women in agriculture (1867);
(Gandscha; engl. Gunjah) nennt man in Ostindien
[* 70] die mit Vor- und Deckblättern besetzten, durch den Harzgehalt
stark zusammengeklebten Spitzen der weiblichen Pflanzen des Indischen Hanfs (s. d.).
Sie gelten als die
bessere Handelsware und dienen zur Haschischbereitung (Bhang, s. d.) und zum Rauchen.
1) Arrondissement des franz. Depart. Allier, hat 1000,88 qkm, (1891) 63655 E., 66 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone
Chantelle (229,39 qkm, 12835 E.), Ebreuil (209,18 qkm, 12636 E.), Escurolles (234 74 qkm, 12446 E.),
Gannat (140,06 qkm, 12871 E.), St. Pourçain-sur-Sioule (187,51 qkm, 12867 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements Gannat, 58 km
südsüdwestlich von Moulins, am Andelot und an der Linie St. Germain des Fossés-Clermont-Ferrand der Mittelmeerbahn und
der Linie Commentry-Gannat (54 km) der Orléansbahn, hat (1891) 5075, als Gemeinde 5764 E., eine schöne
Kirche, Gerichtshof erster Instanz, eine Ackerbaukammer, eine höhere Handwerksschule; Mälzerei, Mühlen,
[* 71] Alaun- und Kaolingruben.
oder Gänsekötigerz, ein zu Andreasberg, Joachimsthal, Schemnitz und Allemont in der Dauphiné vorkommendes
fett- und glasglänzendes Mineral von gelblichgrüner, auch roter und brauner Farbe, das dünne nierenförmige Überzüge über
Arsen, Rotgültigerz, Bleiglanz u. s. w. bildet;