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Gade ist auch der Name eines Propheten zur Zeit ' Davids. Er soll über eine im Widerspruch mit. dem ^ Herkommen von David unternommene Volkszäh- lung das Mißfallen Iahwes ausgesprochen, David die Pest als göttliche Strafe angekündigt und ihn nach dem Erlöschen der Pest zur Gründung der Kultstätte auf dem Felsen bei der Tenne Ornans des Iebusiters veranlaßt haben Gadames, ^wot in Tripolis, s. Ghadames. ' Gadära (in der deutschen Bibel [* 2] Matthäus 8,28 auch Gergesa), Stadt des Ostjordanlandes, wurde ! von dem matkabäischen Könige Alexander Iannäus ^ den Syrern entrissen, aber durch Pompejus 63 v. Chr. schon von der jüd. Herrschaft befreit. Gade trat darauf , dem Bunde der Dekapolis (s. d.) bei und geriet nur vorübergehend durch Schenkung des Augustus unter die Herrschaft des Herooes. Gade war eine blühende Stadt im hellenistischen Stile, vorwiegend heidnisch ^ und daher auch von den Juden 66 n. Chr. an- ^ gefeindet.
Das Gebiet von Gade bildete die Ostgrenze i Galiläas und reichte bis an den See Genezareth. i Später kam es unter die Herrschaft der von Nom ^ abhängigen christl. Ghassanidenfürsten, unter denen ! Geble I. die großartige Wasserleitung [* 3] (heute Kana- tir Fir'aun) aus der Nukra (Hauran) bis nach Gade baute. Besonders berühmt war es durch die heißen Quellen, heute el-Hammi, im Thale des Hiero- mices, der jetzt Iarmuk oder Schertat el-Menadire beißt.
Die Trümmer von Gade, hoch über dem Fluß- thale nach Süden gelegen, sind sehr bedeutend (Tem- pel, Theater [* 4] u. s. w.);
neben der ausgedehnten Grab- stätte, die noch jetzt Chirbet Dschadur heißt, > liegt das kleine Dorf Mutes. i Gadderbaum, Gemeinde im Landkreis Bielefeld [* 5] ^ des preuß. Neg.-Bez. Minden, [* 6] hat (1890) 5604 E., ! Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 7] Fernsprecheinrich- tung, ein Schloß Sparrenberg, jetzt der Stadt Biele- feld gehörig, die Anstalten Bethel, Sarepta und Nazareth (kirchlich vereinigt zu einer evangel.- luther. Anstaltsgemeinde derZionskirche, Vorsteher Pastor von Vodelschwingh), mit im ganzen etwa ^ 100 Gebäuden, enthaltend eine Heilanstalt für Epi- leptische (über 1500 Kranke), 2 Irrenanstalten für männliche und weibliche Kranke, Pensionat für Pflegebedürftige aller Stände, mehrere gemein- nützige Vereine, eine Kolonie des Vereins «Ar- beitcrheim», Diakonissenhaus, Diakonen-Brüder- ! anstalt mit etwa 3000 Insassen, ferner eine Flachs- z und Werggarnspinnerei «Vorwärts», Weberei [* 8] «Io- ! hannisthal», Maschinenfabrik,Bleichereien, Wäfche- ^ reien und Plättereien. ! Gaddi, Name mehrerer florentin. Maler. Gaddo Gade, geb. um 1260, wurde 1308 von Papst Clemens V. nach Nom berufen, wo er großartige Mosaikbildwe^kc ausführte, von denen Stücke an der ^ Facade von ^ta.
Maria Maggiore erhalten sind. j Von ihm rührt auch das Mosaik: Krönung Maria, z über dem Hauptportal des Doms zu Florenz [* 9] her. Seine Arbeiten zeigen einen reinen byzantinischen, ^ aber durch die Auffassungsweise des Cimabue ge- ^ milderten Stil. Er starb nach 1333. > Sein Sohn, Taddeo Gade, geb. um 1300, gest. ^ 1366 in Florenz, war der bedeutendste Schüler dc^ ^ Giotto, dessen Richtung er folgte, nicht ohne jedoch in derselben zu einer gewissen Manier zu gelangen. Sein wichtigstes Werk ist ein Cyklus von Darstel- lungen ano dem Leben der Maria in der Kapelle Baroncelli in Sta. Croce zu Florenz, ^ehr ver- dorben sind die Freskogemälde, Scenen aus dem < Leben des heil. Franciscus, die in San Fran- cesco zu Pisa [* 10] ausführte.
Außerdem hat man von ihm kleine, zierlich gefertigte Madonnendilder (in Berlin [* 11] und (^iena) sowie eine Neibe von kleinern Tafelbildern, welche einst die Sakristeischränke von Sta. Croce schmückten (jetzt in Berlin und der Aka- demie von Florenz).
hat sich auch mit der Bau- kunst beschäftigt;
so vollendete er den Glockenturm des Doms von Florenz. Sein Sohn und Schüler, Agnolo Gade, geb. 1333, gest. 1396, folgte ihm im Stil, ist aber kleinlicher in den Formen und unruhiger in der Komposition.
Von seinen Arbeiten sind die Fresken aus dem Leben der Maria (Verleihung de5 Gürtels an den heil. Thomas, Aufsindung desselben in Palästina [* 12] durch einen Bürger von^Prato) in der Cappella della Cintola des Doms zu Prato (1395) am besten erhalten: auch diejenigen (Auffindung des Kreuzes) in Sta. Croce zu Florenz sind von seiner Hand. [* 13] Sein älterer Bruder, Giovanni Gade, von dem einige später untergegangene Bilder im Kloster Santo [* 14] Spirito herrührten, starb jung.
Die Familie Gade erlosch 1607;
Name und Besitz gingen an einen 1796 abgestorbenen Zweig der Pitti über. Gade, Niels Wilhelm, dän. Komponist, geb. in Kopenhagen, [* 15] erhielt 1841 als Violinist der königl. Kapelle seiner Vaterstadt für die Ouvertüre «Nachklänge an Ossian» den Preis des Kopenhagener Musikvereins und infolge dieser Auszeichnung ein königl. Neisestipendium, das ihn nach Leipzig [* 16] zu Mendelssohn führte.
Hier blieb er mit kurzen Unterbrechungen als Mitarbeiter, Ver- treter und Nachfolger Mendelssohns dis 1848, wo er politisch verstimmt nach Kopenhagen zurückkehrte.
Daselbst wurde er Hoforganist, übernahm 1850 die Leitung der Konzerte des Musikvereins, war später kurze Zeit Kapellmeister am Hoftheater, seit 1865 erster Direktor des Musikkonservatoriums und stard Seine gab Dagmar Gade beraum «deutscd Bas. 1894». Weniger gedankenreich und eigentümlich als Nob. Schumann, desgleichen weniger meisterhaft in der Form und Arbeit als Mendelssohn, steht Gade dock diesen nahe durch Feinsinnigkeit des Ausdrucks und glückliche Benutzung des Klangmaterials.
Seine Bedeutung liegt darin, daß er in die höhere Instru- mentalkomposition das nationale Element einführte. Am stärksten tritt das nordisch romantifche Kolorit in den ersten Orchesterkompositionen hervor, die er als halber Autodidakt schrieb: in den schon genann- ten «Nachklängen an Ossian» und in der Oinoii- Sinfonie;
seine spätern Werke haben weniger von dieser Lokalfärbung und sind auch dürftiger an Ge- balt. Gade schrieb auch verschiedene Kompositionen für Gesang, ist aber wesentlich Instrummtalnmsiker. Er veröffentlichte: acht Sinfonien (darunter hervor- ragend die erste und vierte), fünf Ouvertüren, «Co- mala», dramat. Gedicht nach Ossian, für Solo, Chor und Orchester;
«Erlkönigs Tochter»,Valladcnachdän.
Volkssagen, ebenfalls für ^olo, Chor und Orchester; die Kantaten «Die Kreuzfahrer», «Kalanus», «Zion» und «Psyche» (1881) für Solostimmen, Chor und Or- chester;
«Frühlingsphantasic» für vier Solostimmen, Klavier und Orchester;
ein Oktett, ein Sextett und ein Qnintett für Streichinstrumente, zwei Klavier- trios, einige Sonaten für Klavier und Violine, viele kleinere Stücke für Klavier, ein- und mehrstimmige Lieder u.s. w. G.s Oper «Mariotta» gelangte nur in Kopenhagen zur Aufführung. ¶
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Gadebusch, Stadt und Hauptort des Tomanial- amtes Gadebusch-Rehna (4733 E., 2350 männl., 2377 weibl.) im Herzogtum Schwerin [* 18] des Groß- herzogtums Mecklenburg-Schwerin, 24 km im NW. von Schwerin, in freundlicher, waldreicher Gegend am Flusse Nadegast, bat (1890) 2439 (1213 männl., ! 1226 weibl.) (5., Post zweiter Klasse, Telegraph-, ^ Amtsgericht (Landgericht Schwerin), Vorschußver- ! ein, Kranken- und Armenhaus, St. Iakobikirche im byzant. Stil (12. Iabrh.) mit got. Chor (14. Jahrh.) ^ und Turm [* 19] (45 m), (1618), schloß (1570) im Renaissancestil, früher Nesidenz, Sitz der Bcbörden, Amtsgericht, Bürger- , und Gewerbeschule;
Maschinenfabrik, Dampfloh- gerbcrei, Dampfmühle und Ackerbau. - Gegründet vom Fürsten Heinrich Burwy 1. zu Mecklenbnrg wurde Gadolinit 1181 durch Heinrich den Löwen [* 20] verwüstet i und erhielt 1218 Lübisches Recht.
In der Nähe, auf , der Rambeeler Heide, siegten 1283 die Söhne > Heinrichs I. von Mecklenburg über die Sachsen [* 21] und Brandenburger, und bei dem Dorfe Wakenstädt die Schweden [* 22] unter Steenbock über die Dänen unter Friedrich IV. Gadolinit kapitulierte am folgenden Tage.
Bei dem nahen Dorfe Lutzow siel in einem Gefechte Theodor Körner. ^ Gaden (Gadem), altdeutsches, nocb in Süd- deutschland in der Volkssprache vorkommendem Wort ^ (z. V. Tuchgaden; s. Frankfurt [* 23] a. Vt., ^. 40 d), be- ' deutet kleines Haus, Hütte (mittelhochdeutsch auch ^ soviel wie Burg, wie in Verchtesgaden);
dann Ge- mach, Kammer (besonders zu Wirtschaftszwecken, s. Burg, Bd. 3, S. 753 a), auch das Obergeschoß im fränk.-thüring.
Vauernhaus (s. d., Bd. 2, S. 509 a), Verkaufsladen, auch Stockwerk;
G a d e ni e r (Gäd - mer), Häusler, Kotsasse. Gaderthal, in Tirol, [* 24] s. Enneberg. Gaedertz, Karl Theodor, Litterarhistoriker, Sohn des folgenden, geb. zu Lübeck, [* 25] studierte in Leipzig und Berlin Jurisprudenz und Cameralia, dann Philologie, hauptsächlich Germanistik, wurde 1880 an der königl. Bibliothek in Berlin angestellt und 1891 Kustos derselben.
Seine plattdeutschen Dichtungen «Iultlapp! Leederun Läuschen» (Hamb. 1879) machten ihn als trefflichen Dialektdichter be- kannt' auch sein plattdeutsches Stück «Eine Komö- die» (Berl. 1880) fand Anklang.
Gadolinit' Monographien «Gabriel Rollenhagen. Sein Leben und seine Werke» (Lpz. 1881),
«Das niederdeutsche Eckauspiel. Zum Kulturleben Hamburgs» (2 Bde., Berl. 1884),
«Fritz- ^ Reuter-Reliquien» (Wismar1885),
«Fritz-Neuter- stndien» (ebd. 1890),
«Emanuel Geibel-Denkwürdig- keiten» (Berl. 1886),
«Goethes Minchen» (Brem. 1887; 2. Aufl. 1888),
«Friedrich d. Gr.» (ebd. 1893) ^ u. a. baben ihren Wert vornehmlich in der Ver- öffentlichung vorher unbekannten Materials. Gaedertz, Theod., Kunstforscher, geb. zu Lübeck, studierte in Bonn [* 26] und Göttingen [* 27] Rechtswissenschaft, in Berlin Kunstgeschichte und ließ sich dann in Lübeck nieder, wo er im Justiz- und Verwaltungsdienst thätig war und 1871 erster Ober- beamter des vereinigten Stadt- und Landamtes wurde.
Seit 1846 Direktor des dortigen Kunstver- eins, war er 1850 Mitbegründer des Norddeutschen Gesamtkunstvereins. Gadolinit schrieb «Adrian von Ostade. Sein Leben und seine Kunst» (Lüb. 1869),
«Hans Holbcin der Jüngere und seine Madonna des Bür- germeisters Meyer» (ebd. 1872),
worin er für die Echtheit des Darmstädter Bildes eintrat: «Rubens und die Rubens-Feier in Antwerpen» [* 28] (Lpz. 1878), «Erinnerungen aus Wisbys Vorzeit» (Lüb. 1883), «Hans Memling und dessen Altarschrein im Dome zu Lübeck» (Lpz. 1883),
«Kunststreifzüge» (ebd. 1889). Gades, der altröm. Name für Eadiz (s. d.). Gadhelifch, s. Gälisch. Gadjatsch.
Teil des russ. Gouvernements Poltawa, von Psjol und Chorol durchflossen, reich an Schwarzerde, hat 2461 ^Km, 160266 E. und Ackerbau. - 2) Gadolinit, auch Ha- dj ätsch, Kreisstadt im Kreis Gadolinit, 117 km nordnord- westlich der Stadt Poltawa, an der Mündung des Grün in den Psjol, hat (1891) 6541 E. (davon 1400 Israeliten), Post und Telegraph, 4 Kirchen, 2 is- rael. Vethänser, städtische Bank und 20 Schmiede- Werkstätten. Gadolinit war seit Vogdan Chmclnizkij bis 1764 das mit ihrem Rang verbundene Eigentum der Hetmane der Kosaken. Gadmenthal, Hochthal im Bezirk Oberhasle des schweiz. Kantons Bern, 18 km lang, beginnt, an der Sohle selten über ^ Km breit, am Fuße des Sustenpasses (s. d.) und wird im N. von der schroffen Felskette der Gadmcrflühe (2972 m) und der Wendenstöcke (3044 m), im S. von den Ausläu- fern des Dammastockes, den Tierbergen (3343 m), umfchloffen.
Die oberste ^tufe, die Steinalp, ist ein steiniges baumloses Hochthal, durchflossen vom Etcinwasser;
die mittlere, das eigentliche in dem sich das Steinwasser mit dem vom Titlis kom- menden Wendenwasser zum Gadm er Wasser ver- einigt, bildet einen mit Ahorngruppen übersäten, von Nadelwaldungen umgebenen Thalboden;
die unterste Stufe, das Nesseuthal, nimmt links das Triftwasser, dann rechts den Bach des Genthals, den Abfluß des Engstlensees (1852 m) auf und führt nach Innertkirchen ins Aarethal.
Hauptort ist Gadmen, in 1207 m Höhe, mit 731 prot. E. Gadolin, Johan, finn. Chemiker und Natur- forfcher, geb. in Äbo, stndierte inÄbo und Upsala [* 30] und wurde 1782 Adjunkt und 1789 Professor der Chemie an der Universität zu Äbo. Er starb in Wirmo bei Äbo.
Seine wichtigsten Arbeiten sind: «I)o tiieoiia chlorig coi- povum Lpeciüci» (Upsala 1792),
«Einige Bemer- kungen über die Natur des Phlogiston» (1788),
«In- Ikänii^ tili (Homien» (Abo 1798),
«Z^stema toz- ßilinm» sBerl. 1825).
Nach ihm ist das Mineral Gadolinit benannt. Gadolnnt, ein Mineral, das im monoklinen (nach ältern Angaben im rhombischen) System krystallisiert, aber nur höchst selten in einigermaßen deutlich ausgebildeten kurzsäulenförmigenKrystallen, meist in derben eingesprengten Massen auftritt, die pechschwarz und rabenschwarz, fettartig, glasglän- zend, tantendurchfcheinend bis undurchsichtig sind, von muscheligem bis unebenem Bruch, ohne hervor- tretende Spaltbarkeit.
Die Härte ist 6,5 bis 7, das spec. Gewicht 4 bis 4,3. Merkwürdigerweise verhält sich der Gadolinit bald wie ein amorpher einfach-brechender Körper, bald doppeltbrechend, bald stellt er ein Aggregat von einfach- und doppeltbrechenden Par- tien dar.
Die chem. Zusammensetzung hat sich als wechselnd ergeben, sodaß eine auf alle Vorkomm- nisse passende Formel nicht aufgestellt werden kann. Im allgemeinen ist der Gadolinit aber ein Silikat von Mtererde (auch Erbinerde), Eisenoxydul, Lanthan- oryd (Cerorydul) und gewöhnlich auch Veryllerde.
Vor dem Lötrobr verglimmen einige Varietäten un- ter Anschwellen sehr lebhaft, indessen ohne zu ¶
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zen. Salzsäure bewirkt völlige Zersetzung unter Ab- ^ scheidung gallertartiger Kieselsäure.
Der Gaffky findet sich fast stets nur im Granit eingewachsen, z. V. zu ! Finbo, Itterby, Falun in Schweden, Hitterö in ' Norwegm, im Nadauthal am Harz, bei Schreiber- z hau in Schlesien. ! Gador, Stadt in der span. Provinz Almeria, ^ am Nordabhange der Gebirgskette Sierra dc ^ Gaffky, die, durch einen Nebenfluß des Ulmeria von der Sierra Nevada getrennt, im Pico Higuena 2325 in erreicht, hat (1887) 2873 E. Den Reichtum an Blei [* 32] beuten engl. Kapitalisten aus. Gad's Hill (fpr. gädds), Hügel in der cngl.
Graf- schaft Kent, nordnordwestlich bei Rochestcr, bekannt durch eine Scene in Shakespeares «Heinrich IV.» und als Wohnort von Charles-Dickens.
Va.ÄU8 inorrküa. 7v., der Kabeljau (s. d.). Günther vereinigt unter diesem Namen den Kabel- jau und iie^IoiiiniZ /^., der Schellfisch (s. d.). Gaekwar, Gaikawar (engl. (-nicmvai-), erb- licher Titel des Herrschers des indobrit.
Vasallen- Gaelisch, s. Gälisch. Istaates Varoda ls. d.j. Gaeta, ein halbgedccktcs, ein- bis zwcimastiges dalmatinisches Fischerfahrzcug zum Sardellenfang mit Zugnetz und Leuchtkorb.
Gaeta, Hauptstadt des Kreises Gaffky (143583 E.) in der Provinz Caserta, Hafenstadt und eine der stärksten Festungen Italiens, [* 33] liegt 15 km im W. der Mündung des Garigliano, auf einem dnrch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbundenen felsigen und vegetationsarmen Vorgebirge am Tyrrhenischen Meere, welches hier den herrlichen Golf von Gaffky (8inu8(^j0tauu8) bildet, und an der Linie Sparanise-Gaffky (00 km) des Mittelmecrnetzes. Gaffky ist Sitz eines Bischofs und eines Festungs- und Artillerie-Lotaltonunandos und hat (1881) 0429, mit dem Vorgo 10901 (5., in Garnison das 90. In- fanterieregiment und 2 Compagnien des 25.Festungs- artilleriercgiments, eine Kathedrale des heil. Eras- mus mit antiken Bauresten, eine moderne St. Fran- rei und Handel. Im Kastell auf einem Felfen über der Stadt ist der Connetable Karl von Bourbon und der Prinz Ludwig von Hessen-Philippsthal, der tapfere Verteidiger G.s im 1.1806, beigefetzt. Die Festung [* 34] besteht aus einem bastionierten niedrigen Wall mit Graben und Glacis, an den Thoren mit Außenwerken. Dahinter liegt eine Art Terrasse, und an diese stößt rückwärts die steile, cskarpierte Felsen- wand, in die Geschützkasematten eingebrochen sind. Seit 1884 sind zwei neue Forts auf Monte-Orlando und Monte-Conca gebaut. Die Umgebungen der Stadt sind reizend und mit vielen Landhäusern und Orangegärten geziert. Auf dem Monte-Corvo, 2 kni von Gaffky, steht der Torre d'Orlando, ein Rundbau 150 m), das Grabmal des L. Munatius Plancus. Eine schöne Aussicht über Küste und Inseln bietet auch der Torrc Angiovina an der Citadelle.
In der Nabe liegt Formia (s. d.). Geschichte. Gaffky, der Sage nach von Meas ge- gründet und nach dessen hier bestatteter Amme Caseta benannt, ist eine griech. Kolonie. Im Alter- tum war die Umgebung mit Villen, Theatern, Tem- peln, Mausoleen erfüllt.
Kaifcr Antoninus Pius legte den Hafen an oder erweiterte ihn wenigstens.
Bei der Teilung des Römischen Reichs (395) kam Gaffky. Mm weström.
Teil, gehörte später zum Byzantinischen Reich, hatte eine Zeit lang republikanische Verfassung und wurde darauf vonHerzögcn regiert, die den Papst als Lehnsherrn anerkannten, bis es Alfons V. von Aragonien eroberte.
Dann kam es an Neapel. [* 35] Gaffky wurde im Spanifchen Erbfolgekrieg von den Österreichern unter General Daun 30. Sepr. nach dreimonatiger Belagerung eM'nrnt. Nachdem der Platz 1711 stärker befestigt worden, belagerte 1734 ein vereinigtes franz.-fpan. und fardin. Armeekorps unter dem nachmaligen König Karl von Neapel 5 Monate lang die Festung und zwang sie 0. Aug. auf ehrenvolle Bedingungen zur Übergabe.
Vom Mai bis zum hielten sie die Franzosen besetzt und belagerten sie wieder vom Febr. bis InsI. 1815 räumte der neapolit.
Oberst Vegani den Platz nach mehr- monatiger Belagerung durch die Österreicher.
Nach seiner Flucht aus Rom [* 36] hielt sich Pius IX. vom bis zum in Gaffky auf. Nachdem sich Capua ergeben, zog sich Franz II. von Neapel mit dem Neste seines Heers nach Gaffky zurück, das nun von der Landseite, seit auch von der Seeseite durch die piemont.
Streitkräfte eingeschlossen und durch Verrat zur Übergabe gezwungen wurde. - Vgl^ Garnier, .lournlü du 8ie^6 do (-. (Par. 1801). Gaeta, Herzog von, s. Cialdini. Gaffel, diejenigen Segelstangen der Schiffe, [* 37] welche im Gegensatz zu den Rahen (s. d.) in der Längs- richtung angebracht sind.
Sie tragen ihren Namen von der gabelähnlichen Form ihres innern und stärkern Endes, mit der sie die Masten selbst, oder, wenn diese zu dick sind, einen dünnern hinter ihnen besestigten sog. ^chnaumast umfassen, an dem sie auf und ab gleiten können.
Das innere Ende der Gaffky heißt Klau, das äußere dünnere Vik.
Die Rahsegel sind rechteckig, die Gaffelfegel trapezförmig geschnitten.
Weil letztere in der Längsrichtung des Schiffs stehen, tann man mit ihnen schärfer an den Wind gehen als mit Rahsegeln.
Auf kleinen Fahrzeugen führt man deshalb die letztern nickt, sondern nur Gaffel- segel.
Auf großen schiffen dienen diefe nur bei seit- lichem Winde, [* 38] weil sie sonst den Wind aus den Rahsegeln nehmen würden, sowie als Sturmsegel.
Auf dreimastigen Schiffen hat jeder Mast ein Gaffel- segel.
Von vorn an gerecknet beißen sie Vor-, Großgaffelfegel und V e s a n. Au^ Briggs (s. d.) wird das hinterste Briggsegel, auf Schonern (s. d.) ! Großsegel genannt.
Auf Barkfchiffen (s. Bark), deren hinterster Mast keine Nahen führt, hat man über dem Befan noch ein zweites,' das Gaffel top- fegel, das an der Verlängerung [* 39] des Befanmastcs, der Besanstänge, sährt.
Die hintere uutere Ecke der Gaffelfegel, die Schoot, wird entweder mit einem Flaschenzuge nach dem Deck zu oder an einem Baum ausgeholt, der mit feinem innern Ende am Mast drehbar befestigt ist und in horizontaler Richtung ! schwingen kann. Gaffel, ein am Niederrhein gebräuchlicher Aus- druck, bedeutet ursprünglich wohl Steuer ((^adklw, ! s. d.), Abgabe, Abzugsgeld (s. d.), dann Gilde, ! Zunft;
Gaffelbruder, Gildcbruder, Zunftmit- ! glied;
Gaffelhcrr, Natsabgeordncter zur Zunst- ^ Versammlung;
Gaffelmeister, Zunftältester. ! Gaffelschoner, ein zweimastiges Segelschiff, ! welches in beiden Masten nur Gaffelsegel und Gaf- ^ feltopsegel führt, daher auch Vor- und Hinter- schoner genannt. (S. Dreimastgaffelfchoner.) Gaffky, Georg Theodor August, Mediziner, geb. zu Hannover, [* 40] studierte 1869-73 zu ¶
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459 Gafori - Gagern (Friedr. Baldum, Freiherr von) Berlin im mcdiz.-chirurg. Iriedrich-Nilhelms-Insti- tut, trat dann als Militärarzt in die preuß. Armee, wurde 1880 in das kaiserl. Gesundheitsamt kom- mandiert und nahm 1883^84 an der unter Robert Kochs Leitung stehenden Expedition zur Erforschung der Cholera in Ägypten [* 42] und Ostindien [* 43] teil. 1885 wurde er zum Regierungsrat und Mitglied des kaiserl. Gesundheitsamtes befördert und 1888 als Professor der Hygieine an die Universität Giesicn berufen. Gagern nahm an der Entwicklung und dem weitern Ausbau der modernen Bakteriologie her- vorragenden Anteil;
unter seinen Arbeiten, die meist in den «Mitteilungen (bez. Arbeiten) aus dem kaiserl. Gesundheitsamt» veröffentlicht wurden, sind hervorzuheben: «Erperimentell erzeugte Septicäniie» (daselbst Bd. 1, Verl. 1881),
«Zur Mologie des Ab- dominaltyphus» (daselbst Bd. 2, ebd. 1884),
«Bericht über die Thätigkeit der zur Erforschung der Cholera 1883 nach Ägypten und Indien entsandten Kommis- sion» (mit Robert Koch, daselbst Bd. 3, ebd. 1887). Gafori, Franchino, ital. Musiker, geb. in Lodi, gest. in Mailand [* 44] als Kantor am Dom, gehört unter die wichtigsten musi- kalischen Theoretiker des 15. Jahrh. Sein Haupt- werk, die «I'i'actic», inusiciiL 8iv6 inu3ica6 Hetionez in IV 1idii8" erschien 1490 (Mailand: bis 1512 4 Auflagen).
Einer feiner letzten Schriften: «Io n^rmonin. inuLicoi'um iii8ti'nin6ntoruin oi)N8» (ebd. 1518), ist die Biographie G.s beigegeben.
Gafsa, Stadt im mittlern Tunis, [* 45] die nördlichste in der Oase Biled ul-Dscherid (Dattelland), etwa 1231 im NW. von Gabcs, am Wed-Tarfawi, hat 4000 E., darunter 800 Juden: man fertigt Burnus, Halts und Wolldecken. Gagern ist das alte (a^H, wo die Schlitze Iugurthas lagen. Gagarin, russ. Fürstcnfamilie, die ihren Ur- sprung von den einst in Starodub herrschenden Nachkommen Runks ableitet. Matwjej Pctro witsch Gagern, unter Peter d. Gr. Gouverneur von Sibirien, soll, als der Krieg mit Karl XII. für Peter eine üble Wendung nahm, den Entfchluß gefaßt haben, sich zum selbständigen Beherrscher Sibiriens zu machen. Doch wurde er vor der Ausführung festgenommen und in Petersburg [* 46] gehenkt. Alexander Iwanowitsch Gagern, General, zeich- nete sich in den Kämpfen im Kaukasus und im Orientkrieg aus, war dann Generalgouverneur von Kutais und starb daselbst infolge eines Attentats, das der Fürst Konstantin Tadesch- kalian von Swanetien, den Gagern gefangen nach Tiflis bringen sollte, gegen ihn ausübte. Grigor Grigorowitsch Gagern, geb. 11. Mai Maler und Zeichner, wirkte als Viceprä'sident (1859-72) der Kunstakademie in Petersburg für Anwendung des byzant.
Stils und Ornaments in den Heiligenbildern und malte selbst in diesem Stil die Zionskathedrale in Tiflis aus. Auch lieferte er die Illustrationen zu Stakelbcrgs «1^6 (^3.110^86 I)ittoi'68tiu6» (Par. 1847-57).
Er starb Iwan lHergejewitsch Gagern, geb. 1814, lies;
sich nach kurzem diplomat.
Dienst in Paris [* 47] nieder, trat 1843 zum Katholicismus über und wurde Jesuit. Als solcher wirkte er eifrig für die kath. Kirche, namentlich untcr seinen Landsleuten und den griech.- tath.
Slawen, errichtete in Paris eine slaw. Biblio- thek «HIu866 81n.v6» und war 1857 Mitbegründer der Zeitschrift «^tullc8 äe tk^ow^w, äe ^di^zo^Iiie 6t ä'1ii3t0ii'6», die 1862 in «1^mäo3 reliFienäes, 1n3t0i'i et iitt^l'Äii'68» umgewandelt wurde. Er starb 1882 in Paris. Gagern schrieb: «1^3 3wi'ovör68, I'^iiso 1'N336 6t 16 P3P6» (Le [* 48] Mans [* 49] 1857),
«I.Ä Hu83i6 86ia,-t-6li6 catluilign^?» (ebd. 1857; deutsch, Münst. 1857),
«l.63 N)'MU03 (Ic; 1'^FÜ86 FI'6cl1U6) (Par. 1868) u. a. Gagat (srz. M5) oder Pechkohle, eine derbe, spröde, pechschwarze, wachs- oder fettglänzende Braunkohle mit vollkommen muscheligem Bruch, die unter allen Varietäten die größte Härte besitzt und fich äußerlich manchmal der Steinkohle nähert; nur selten läßt sie noch Spuren der Holzstruktur wahrnehmen. Gagern läßt sich schneiden und drechseln und nimmt eine schöne Politur mit starkem fettigen Glanz an. Gagern findet fich besonders in Asturien und im Tepart. Aude (Südfrankreich), über die Ver- wendung des Gagern f. Jet. Gage (frz., spr. gahsch'), eigentlich Pfand;
dann Besoldung, Gehalt, namentlich von Offizieren und Schauspielern.
Gagel, Gagelstrauch, s. 1)iica. Gagern, Frieor. Valduin, Freiherr von, nieder- land.
General, ältester Sohn von Hans Ehristopb Ernst von Gagern, geb. zu Weilburg in Nassau, weilte 1809 und 1810 in Paris, bezog dann die Universität Göttingen, gab aber bald die aka- demischen Studien auf. Er trat in das österr.
Heer, nahm an dem rnss.
Feldzuge und den Kämpfen von Dresden, [* 50] Kulm und Leipzig teil, ging hierauf in niederländ. Dienste [* 51] über, kämpfte mit Auszeichnung in den Schlachten [* 52] von 1815, studierte noch ein Jahr in Heidelberg [* 53] und war 1824 und 1825 für Lurcm- burg Mitglied der Bundesmilitärkommission. 183 und 1831 nahm er als Major und Chef im General- stabe des Herzogs Bernhard von Weimar [* 54] an den Kämpfen der Holländer in Belgien [* 55] teil. Er war 1839 Begleiter des Prinzen Alerandcr von Ora- nien auf dessen Reise nach Ruhland und erhielt 1844, nachdem er inzwischen zum General befördert war, eine wichtige Mission nach Ostindien zur Unter- suchung des dortigen Militärwescns. 1847 wurde er Gouverneur im Haag [* 56] und Kommandant in ^üd- bolland. Im Frühjahr 1848 nahm er Urlaub zu einer Reise nach Deutschland. [* 57] Im bad. Scekreise war eben der Heckerschc Anfstand ausgebrochen, und Gagern übernahm, ohne die nachgesuchte Genehmigung der niederländ. Regierung abzuwarten, den von Baden [* 58] ibm angetragenen Oberbefehl gegen die Freischaren.
Vergebens suchte er, als er bei Kandcrn 20. April auf sie stieß, die Führer von ihrem Vorhaben abzu- bringen.
Nach einer erfolglosen Unterredung mit Hecker war er eben im Begriff, die Mahregeln zum Angriff zu vollziehen, als ihn die Kugeln der Frei- schärler tödlich trafen.
Mit tiefer Bildung und den tüchtigsten Fachkenntnissen verband Gagern eine frei- sinnige Denkungsart und vertrat bereits in den dreißiger Jabren den Gedanken, daß die bunde^- staatliche Einigung Deutschlands [* 59] nur durch Über- tragung der Eentralgcwalt an Preußen [* 60] möglich sei. -- Vgl. Heinr. von Gagern, Das Leben des Gene- rals Friedrich von Gagern (3 Bde., Heidelb. u. Lpz. 1856-57);
Das Gefecht dei Kandern und der Tod des Generals von Gagern (nach offiziellen Aktenstücken, Karlsr. 1848). Gagern, Friedr. Balduin, Freiherr von, Poli- tiker, ältester Sohn des Frciherrn Heinrich von Gagern, geb. zu Monechciin bei Worms, [* 61] diente in der österr.
Kriegsmarine bi5 1871 und widmete ¶
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460 Gagern (Haus Christoph Ernst, Frhr. v.) - Gagern (Heinr. Wilh. Aug., Frhr. v.) sich dann der Landwirtschaft auf seinem Gute Neuen- bürg bei Erlangen. [* 63] Er war 1876-82 Mitglied der Landratsversammlung von Oberfranken, ver- trat 1881-93 den Wahlkreis Kronach im Deutschen Reichstage und war 1884-93 Vtitglied der bavr. Zweiten Kammer. Als Mitglied der Centrums- partci nahm er lebhaften Anteil an den tirchen- polit.
Kämpfen, gilt jedoch als maßvoller und ver- söhnlich denkender Politiker.
Auch ist er Mitglied der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs cines Deutschen Bürgerl.
Gesetzbuchs. Gagern, Hans Christoph Ernst, Freiberr von, polit. Schriftsteller und Staatsmann, geb. zu Kleinniedesheim bei Worms, studierte in Leipzig und Göttingen die Rechte, kam frühzeitig in nassau-weilburgiscke Dienste und war seit 179 l Gesandter beim Reichstage, dann nassau-weil- burgischer Gesandter in Paris und Präsident der Regierung, bis Napoleons Dekret, daß kein auf dem linken Rheinufer Geborener in einem außer- franz. Staate Dienst leisten dürfe, ihn 1811 nötigte, den Abfchied zu nehmen. Er wendete sich nach Wien, [* 64] wo er mit Hormavr und dem Erzherzog Io- bann in Verbindung stand und 1812 einen vorzüg- lichen Anteil an dem Plan einer abermaligen Er- hebung Tirols nahm.
Als derselbe jedoch scheiterte, mußte Gagern 1813 Osterreich verlassen. Er begab sich zunächst in das russ.-preuß. Hauptquartier, wurde Mitglied des von den verbündeten Mächten ein- gesetzten Verwaltungsrats für Norddeutfchland und ging dann nach England. 1814 wurde ihm die Ver- waltung der oranischen Fürstentümer übertragen, und 1815 beteiligte er sich als Gesandter des Kö- nigs der Niederlande [* 65] an den Geschäften des Wiener Kongresses.
Hier gelang es ihm, für das neue Königreich der Niederlande eine Vergrößerung aus- zuwirken. Er war hierauf bis 1818 Gesandter für Luxemburg bei dem Deutschen Bunde.
Wie er schon vorher gegenüber dem Fürsten Metternich auf patriotische und gemeinnützige Maßregeln gedrnn- gcn batte, so erhoffte er auch von dem Bundestage eine 'Ära des Segens und Fortschritts für Deutsch- land.
Aber sein freimütiges Eintreten für die Ein- führung landständischer Verfassungen machte ihn in Wien mißliebig, und Metternich bewirkte beim Könige der Niederlande G.s Abberufung.
Nach seiner 1820 erfolgten Pensionierung lebte er auf seinem Gute Hornau bei Höchst im Hessen-Darm- städtischen und ward Zum Mitgliede der Ersten Kannner des Großherzogtums ernannt, wo er eine einflußreiche Thätigkeit entwickelte.
Seit 1848, namentlich seit idn der Verlust seines Sohnes Friedrich schwer getroffen hatte, trat er vom öffent- lichen Leben ganz zurück und starb zu Hornau. Nntcr G.s Schriften sind hervorzuheben: «Die Resultate der Sittengeschichte» (7 Bde.; Bd. 1: «Die Fürsten», Franks. 1808; Bd. 2: «Aristokratie», Wien 1812; Bd. 3: «Demokratie», Frankf. 1816; Bd. 4: «Politik», Stuttg. 1818; Bd. 5 u. 6: «Freundschaft und Liebe», ebd. 1822; Bd. 7: «Civilisation», Tl. 1, Lpz. 1847; 2. Aufl., 1. bis 4. Bd., Stuttg. 1835-37),
«Die Nationalgeschichte der Deutschen» (2. Aufl., 2 Bde., Fraukf. 1825- 26), die u. d. T. «Mein Anteil an der Politik» (l. vis 4. Bd., Stuttg. 1823-33; 5. Bd., Lpz. 1844) erschienenen Memoiren und die «Kritik des Völker- rechts» (Lpz. 1840). Gagern, Heinr. Wilh.
Aug., Freiherr von, der dritte Sobn des vorigen, geb. zu Bayreuth, [* 66] besuchte 181.2-14 die Militärschule zu München, [* 67] trat, als Napoleon I. von Elba zurück- kehrte, in nassauische Dienste und nabm als Lieute- nant an der Schlackt bei Waterloo [* 68] teil.
Nach dem Frieden studierte er in Heidelberg, Göttingen und Jena [* 69] die Rechte, nabm auch lebhaften Anteil an den ersten burschenschaftlichen Verbindungen und ging 1819 zu weiterer wissenschaftlicher Ausbildung nach Genf. [* 70] 1821 ward Gagern Assessor bei dem Land- gericht zu Lorsch, dann vorübergehend Ministerial- sekretär, 1824 Negierungsassessor und 1829 groß- herzoglich Hess.
Regierungsrat;
1827 verfaßte er eine Broschüre «über die Verlängerung der Finanz- perioden und Gesetzgebungslandtage», worin er den Antrag auf Verwandlung der dreijährigen Finanzperioden in sechsjährige bekämpfte.
Die Wahlen von 1832 beriefen ihn in die Zweite Kammer.
Der Thätigkeit, die er auf diefem be- wegten Landtage für eine freisinnige Ausbildung des staatlichen Lebens entfaltete, folgte im Nov. 1833 feine Entlassung aus dem Staatsdienste. Er verzichtete auf die ihm bewilligte Pension, beschäf- tigte sich auf dem von feinem Vater erpachteten Gute Monsheim mit Landwirtschaft und fetzte nack seiner Wiedererwählung auch auf den beiden fol- genden Landtagen den Kampf gegen das herrschende System fort.
Als die Regierung 1846 den Verfuch machte, durch eine neue Civilgesetzgebung die rhein- hess. Institutionen zu beseitigen, wies er in einer umfänglichen Schrift das Verfassungswidrige dieses Vorgehens und die Unwahrheit der scheinkonstitutio- nellen Zustände schonungslos nach. Die Ereignisse vom Febr. 1848 waren für seine weitere Laufbahn cntfcheidend.
Der Erbgroßherzog wurde 5. März zum Mitregenten ernannt und Gagern an die Spitze der Verwaltung berufen, von der er iedoch bald wieder zurücktrat.
G.s schwungvolle Frische und das Imponierende seines Wesens ließen ihn als zur polit.
Laufbahn besonders geeignet er- scheinen.
Überdies stimmte der von ihm in ent- sprechende Form gebrachte Plan, den bisherigen l^taatenbund unter wahrhaft konstitutionellen Re- gierungen zu erbalten, dem Deutfchen Reiche aber die gebührende Weltstellung durch ein Parlament und durch die Oberherrlichkeit eines mächtigen Erb- fürsten zu sichern, so vollkommen mit den Ideendes gemäßigten Liberalismus übcrein, daß Gagern nicht nur auf die Heidelberger Verfammlung vom 5. März und auf das 31. März in Frankfurt a. M. zusam- mentretende Vorparlament großen Einfluß gewann, sondern auch zum Präsidenten der 18. Mai eröff- neten Deutschen Nationalversammlung gewählt wurde.
Während der ersten enthusiastischen Phase des Bewegungsjahres war Gagern der unbestrittene Führer der bundcsstaatlichen Partei.
Auch bei der Linken gewann er Beifall durch seine Betonung [* 71] der Souveränität der Nation und des Parlaments.
Als die Schaffimg einer provisorischen Central- gewalt Zur Beratung kam, beantragte er, mit einem «kühnen Griff», dieselbe von der Nationalversamm- lung einsetzen zu lassen, und brachte es dahin, daß die Wahl zum Neichsverweser auf den Erzherzog Johann siel. Gagern selbst erhielt bei der Wahl 52 Stim- men. Die Verwicklungen, welche die deutsche Ver- fassungsfrage, insbesondere das Verhältnis zu Osterreich, brachte, änderte indessen alsbald auch G.s Stellung. Es trat die Spaltung zwischen Groß- deutschen und Kleindeutschen ein;
der Asterreicher Schmerling und seine Landsleute schieden aus dem ¶
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Neichsministerium (15. Dez.), an dessen Spitze nun G trat. Das Programm, das cr dem Parlament vorlegte (bekannt als Gagern- sches Programm), wollte unter Ausschluß Öster- reichs das übrige Deutschland zu einem Buudes- staate vereinigt und Österreich [* 73] nur durch ein Unions- verhältnis mit demselben verbunden wissen.
Nach heftigem Kampfe ward dieses Programm (Jan. 1849) von dem Parlament angenommen.
Nach- dem jedoch der Antrag Welckers, die Verfassung im ganzen anzunehmen und dem König von Preußen die erbliche Kaiscrwürde zu übertragen, verworfen worden, nabm Gähnen mit dem gefamten Reichsminifterium seine Entlasfuug;
doch verwaltete cr noch interimistisch die Geschäfte.
Die Zurückweisung der Kaiserkrone seitens des Königs von Preußen, G.s Einsicht in die Fruchtlosig- keit seines Bemühens, einen versöhnenden Aus- weg zwischen den Regieruugen und den demokrati- schen Parteien zu finden, bewogen ibn endlich mit seinen Freunden zum Austritt (20. Mai) aus der Nationalversammlung. Als dann Preußen in dem Dreikönigsbündnis und der Union die '^ache der Nationalversammlung aufuchmen zu wollen schien, wußte er mit feinen Frcuuden aus der Versamm- lung zu Gotha [* 74] (s. Gothacr) sowie in dem Unions- Parlament zu Erfurt [* 75] eiue Verständigung in diesem Sinne zu erwirken.
Aber der Umfchwung in der preuß. Politik begrub vollends die dürftigen Hoff- nungen, die man auf das Gelingen der Union ge- setzt hatte. Gähnen bot hierauf, als im Sommer 1850 der fchlesw.-Holstein.
Krieg ausbrach, den .Herzog- tümern nach der Schlacht bei Idftedt seine Dienste an und machte als Major den Nest des unglück- lichen Feldzugs mit.
Nach dem Ende des Kampfes zog er sich in das Privatleben zurück, verkaufte 1852 fein Gut Monsheim und siedelte mit seiner Familie nach Heidelberg über;
hier schrieb er dieBiograpbie seines Bruders Friedrich.
Seit 1862 trat Gähnen, an- geblich weil Preußen keine seiner Ideen unterstützt habe, offen auf die Seite des in konstitutiouelle Vahuen einlenkenden Österreich und gesellte sich der Großdeutschen Partei zu.
Anfang Jan. 1864 ging er als großherzoglich heff.
Gefandter an den Hof [* 76] nach Wien, wurde nach Aufhebung diefes Postens 1872 pensioniert und kehrte uach Hessen [* 77] zurück;
er starb 22. Mai 1^80 zu Darmstadt. [* 78] Gagern, Maximilian, Freiherr von, jüngster 1810 zu Weilburg, stand 1829-33 in niederlän- dischen, hierauf als Ministerialrat in naussauifcbcn Staatsdiensten.
Die Bewegung von 1848 brachte ihn in die Nationalversammlung, wo er sich seinem Bruder Heinrich anschloß.
Bei der Bildung des ersten Reichsministeriums ward cr Unterstaatssekre- tär^im Departement des Auswärtigen, konnte aber in Schleswig-Holstein [* 79] als Beauftragter der Ccntral- gewalt den Abschluß des Malmöer Vertrags durch Preußen nicht hindern.
Nach Auflösung der Deut- schcn Nationalversammlung war Gähnen 1850 alc Ab- geordneter zum Erfurter Unionsparlament^in bun- desstaatlicher Richtung thätig. ^eit dem scheitern dieser Bemühungen beschränkte er sich zunächst auf seine amtliche Thätigkeit im nasfauifchen Staats- dienste. Er trat einige Jahre später zum Katholi- cismus über und wurde 1855 österr.
Hof- und Minifterialrat im Departement des Auswärtigen.
Bei Eintritt der liberalen Lira mit dem handelspolit.
Referat betraut, trat er 1871 in den Ruhestand. ^ Am wurde Gähnen zur Verstärkung [* 80] der feudal-tlerikalen Partei ins Herrenhaus als lebens- längliches Mitglied berufcu. Er starb in Wien. Wilh.
Aug., Freiherr von. Gagcrnsches Programm, s. Gagern, Heinr. Gagisten (frz., fpr. gasch-), in Österreich-Ungarn [* 81] j die im Bezüge von Gage stehenden Personen des Heers und der Landwehren im Gegensai' M dclr Löhnungsempfängcrn. Gähnen sind die Offiziere und ^ höhcrn Militärbeamtcn, Arzte u. s. w. sowie einige , besondere Kategorien, wie Vezirksfeldwcbel u. s. w. ! Gagliano (fpr. galjahno), Marco da, ital. Kom- ^ Ponist, geb. um 1575 in Gagliano bei Florenz, war von 1609 bis zu seinem erfolgten Tode Kanonikus an San Lorenzo zu Florenz und Kapellmeister am großherzogl. Hofe.
Als Komponist zeichnete sich Gähnen, den die Florentiner [* 82] Schule 30 Jahre lang als ihr Haupt betrachtete, in allen Gattungen damaliger Musik aus.
Seine Hauptbedeutung liegt aber in den beiden Opern, die wir von ihm besitzen, der «DaknL» (l 607; gedruckt 1608 in Florenz, zum Teil neu veröffentlicht in 3t. Eitners «Publikationen», Bd. 10) und der «1'Ioi'lv (Flor. 1628). Namentlich das letzte Werk ist für die Gefchichte der Oper außer- ordentlich wichtig, da sich an ibm wie an keinem ! zweiten die Fortfchritte erfehen lasfen, welche die ' dramat. Komposition in ^hrer ersten Periode und innerhalb der Florentiner schule, aus der sie hervor- ging, gemacht hat.-
Vgl. Vogel, M. da Gähnen (Lpz. 1890).
! VHFiiNi'üa. (spr. galjär-), ital. Tanz, s. (^illai-äe. ! Va.Fns (frz., fpr. gannjeh), gewonnen;
(-a^neui- ! (fpr. gannjöhr), Gewinner. ! Gagncur (fpr. gannjöhr), Louise, geborene Mi- ! gnerot, franz. Romanschriftstellerin, geb. 1832 zu I Domblans (Jura), veröffentlichte als Mädchen eine z Vrofchüre «über die Haudwerkervereinc» (1855), ^ fpäter antiklerikale und focialiftifch gefärbte Romane, i wie: «Uns 6x^i^ti0ii» (1859),
«Ilne t'ommo Iiorä liguo» (1861),
croislide noii'L" (1865 u. ö.),
«1^6 cüiv^iio ä63 f»nm63», mit der Fortfetzung «I^»8 i-^pronv^Z" (1867),
«1^68 for^atg clu lulu-iass»" (1869),
" (,'I^ir ^ cmioii') (1872),
«1^68 crim68 äe I'^inoui'» (1874; illustr. Llusg. 1883),
«1^68 äi'0it8 än mlrvi» «1^08 VI61'^68 lU8368» (1879),
«I^n cuov^likr äk LHci'i3ti6» (1880),
«1^6 i-onian »1^6 ei'iine d6 1'adl)^ ^I^nt'i ac)) (1882),
«1^», loui- naizo" (1885),
«1^6 8upp1ico äs i'^m^M» (1888) uud «l7n6 äüvots tin Gagra, ind. Fluß, s. Ghägra. Gahets, s. Cagots. Gahmuret, in Wolframs von Efchenbach »Par- zival" der Vater des Helden, ein Prinz von Anjou, der zuerst die Mohrin Belakane vor ihren Feinden errettet und heiratet, sie dann aber verläßt, ehe sie ihm noch dcn Feiresiz (s. d.) geboren hat;
seine zweite Gattin ist Hcrzeloyde, eine Prinzessin aus dem Grals- gcschlecht, Parzivals Vcuttcr;
noch vor der Geburt des Knaben fällt Gähnen auf feinen Abenteuerzügen.
Gähnen ((^c^lw oder ()8citatic) geschieht durch ein tiefem und langfamcs Einatmen mit wcitgeöff- nctem stunde, ftart gehobenem Gaumeufegel, fehr erweiterter Stimmritze und Brust, dem bisweilen auch ein langfames, häufiger aber ein kurzes, etwas töuendes Aufatmen folgt.
Jede Ermüdung des Nervensystems durch gewöhnliche Körperanstren- gungen, durch Hunger oder Krankheit (vor Ohn- machten und Krampfanfällcn), durch längeres An- sehen oder Anhören einer wenig anziehenden Sache, ¶