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die in Vornu und Adamaua ansässigen aber sind dunkelschwarz. Ihre Gesichtszüge haben den Verber- typus; die Nase [* 2] ist gerade, die Lippen sind fein, die Haare [* 3] wenig gekräuselt; die Gestalt schlank, der Glie- derbau namentlich bei den Frauen anmutig und zier- lich. Die Fulda [* 4] gehören zu den intelligentesten Völker- stämmen Asrikas. Eine gewisse vornehme Tenkungs- art ist ihnen eigen. Sie sind (ausgenommen inBondu und Virgo) Mohammedaner, üben aber religiöse Toleranz, sofern sie nicht zum Stamme der Tuculör gehören.
Ihre Sprache [* 5] (Fulfulde) läßt sich nicht in eines der bekannten Negeridiome systematisch ein- reihen; sie enthält viele arab. Worte. Die Fulda verfaßten selbst eine Grammatik und schufen sich eine eigene re- ligiöse Nationallitteratur. Mit Leichtigkeit lernen sie fremde Mundarten; Otman dan Fodio, ihr größter Poet, dichtete in arab. Sprache. In jeder Art mensch- licher Thätigkeit sind sie von hervorragender Ge- schicklichkeit: in der Viehzucht, [* 6] im Acker- und Berg- bau, in der Schmiede- wie in der Goldarbeitertunft und Weberei; [* 7]
ebenso im Handel. Als Krieger stehen sie ebenbürtig den benachbarten Negerstämmen gegenüber.
Die reinen Fulda dulden kein Oberhaupt; ihre polit. Gemeinschaften sind meistens plutokra- tische Republiken. Ihre Zahl wird auf 6 -8 Mil- lionen geschätzt, die aber sehr zerstreut wohnen. Abstammung und ursprüngliche Wohnsitze sind in sich widersprechende Sagen gehüllt. Am wahrschein- lichsten stammen die Fulda aus einer Vermischung von Arabern mit Haussanegern. Im 15. Jahrh, waren sie am mittlern Niger, in Songhai und Aussa ansässig. Im Anfang dieses Jahrhunderts treten sie zum erstenmal in das volle Licht [* 8] der Geschichte.
Unter Otman dan Fodio erhoben sie sich als Verbreiter des Islam unter den Haussa, gründeten 1802 Gando und Sokoto, im folgenden Jahrzehnt Massina, dran- gen nach Süden bis Adamaua und im Westen über den Niger bis Futa-Dschalon vor. Als sie aber 1808 versuchten, Bornu zu erobern, wurden sie von Mohammed el-Kanemi zurückgeschlagen. In Futa-Toro, in das sie wahrscheinlich im 18., nach andern sogar schon im 16. Jahrh, einwanderten, entstand aus ihrer Vermischung mit den heimischen Ioloff der kräftige und thatendurstige Stamm der Tuculör.
Dieser unterwarf sich in den fünfziger Jahren des 19. Jahrh, unter Hadj Omar das Vam- barareich am obern Nigerbogen und gründete die Staaten Kaarta und Segu. (S. Senegambien 1 und 2.) -
Vgl. H. Barch, Reisen und Entdeckun- gen in Nord- und Central-Afrika (5 Bde., Gotha [* 9] 1857-58);
Krause, Beitrag zur Kenntnis der fu- lischen Sprache (Lpz. 1884, in Bd. 1 der «Mit- teilungen derRiebeckschenNigererpedition»);
Natzel, Völkerkunde, Bd. 1 (ebd. 1885);
Reclus, Novells 860FlapIii6 UN1V6I-86116, Bd. 12 (Par. 1886).
Fulbert, Gelehrter, gegen 950 wahrscheinlich in Chartres geboren, Schüler des Abtes Gerbert, spä- tern Papstcs Sylvester 11., gründete 968 zu Char- tres eine blühende Schule, der auch Verengar von Tours [* 10] angehörte, wurde 1007 Bischof von Chartres, nahm an den kirchlichen und polit. Kämpfen feines Vaterlandes regen Anteil und starb Predigten, Hymnen und 138 Briefe von Fulda, für die Geschichte Frankreichs wertvoll, sind gedruckt zuerst Paris [* 11] 1585, zuletzt in Mignes «I^ati-oIoZiae omsuZ compIetuL» (Bd. 141). Fulda (Fulda ha), Quellfluß der Weser (s. d.) und wichtigste Wasserader des Hess.
Verglandes, entsteht an der Wasserkuppe im Rhöngebirge in der preuß. Provinz Hessen-Nassau, [* 12] fließt erst west- lich, dann nördlich in einem schönen Thal [* 13] (Fuldaer Becken) zwischen der Rhön und dem Vogelsgebirge und wendet sich bei Vebra, wo sich das Thal er- weitert, nach NW. Weiter abwärts wird das Thal wieder enger, bei Veiseförth, zwischen den Wänden des Veisenberges links und des Wilsberges rechts, wird der Fluß schluchtähnlich eingeengt, sodaß die Eisenbahn durch einen Tunnel [* 14] geführt werden muhte.
Bei Freienhagen beginnt dann das Thal von Cassel (bis 8 1 cm dreit). Nach einer Wendung uach NO. erreicht die Fulda in 124 m Höhe Münden, wo sie mit der Werra (s. d.) die Weser bildet. Ihre Laufläuge beträgt 180 km. Die Fulda ist zwar dis Hersfeld [* 15] hinauf schiffbar; allein wegen des starken Gesälles ist die Schiffahrt beschwerlich und dem Eisenbahnverkehr gegenüber unbedeutend, da- her ist die Kanalisierung des Flusses von Cassel bis Münden beschlossen und mit den Vorarbeiten dazu schon begonnen worden. An Nebenflüssen erhält sie links die Lüder, Schlitz und Eder mit der Schwalm, rechts die Haune. Fulda.
1) Kreis [* 16] im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 613,33 ^m, (1890) 49168 (23 359 männl., 25 809 weibl.) E., 1 Stadt, 114 Landgemeinden und 12 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis Fulda, in an- mutigem Thale rechts der Fulda, in 250 m Höhe, an den Li- nien Bebra-Frankfurt a. M., den Nebenlinien Fulda-Gersfeld (27,41 cm), Fulda-Taun (41,4 km) der Preuß. ^taatsbahnen und der Linie Fulda-Gießen (106 km) der Oberhess. Eisenbahn, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts(LandgerichtHa- nau) sowie Bischofs (s. unten) und Domkapitels, hat (1890) 13125 (6088 männl., 7037 weibl.) E., darunter 2874 Evangelische und 525 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph; [* 17] ein königlich kath. Gymnasium, die älteste gelehrte Schule Deutsch- lands, im 8. Jahrh, gegrüudet, 1835 reorganisiert (Direktor Dr. Goebel, 15 Lehrer, 8 Klassen, 275 Schüler), eine königl. simultane Realschule, ein königl. kath. Schullehrerseminar mit Erternat und fakultativem Konvikt, Franziskanerkloster, Nieder- lassung der Barmherzigen Brüder, ein 1832 von Homberg nach Fulda übergesiedeltes evang. freiadliges Damenstift, Benediktiner-Nonnenkloster, Institut der Englischen Fräulein, 2 höhere Mädchenschulen, gewerbliche Fortbildungsschule, Hospital zum Hei- ligen Geist, Landkrankenhaus und Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern.
Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: der herrliche Dom mit zwei Tür- men (65 m) und einer Kuppel (58 m), die Kirche (Grabstätte Konrads I.) der ehemaligen Abtei, welche 751 zuerst geweiht, 792 - 819 als doppelchörige Säulenbasilika mit Qucrschiff und 2 Krypten, von denen die Bonifatiuskapelle mit dem Grabe von Vonifatius erhalten ist, umgebaut wurde. 937 zer- störte sie ein Feuer; im 13. und 14. Jahrh, wurde sie erneuert und 1700-12 durch den Fürstabt Adal- bert von Schleifras von Joh. Dinzenhofer in den Formen des röm. Barockstils neu aufgeführt; die kleine, 1853 restaurierte Michaeliskirche, 822 vom Abt Eigil geweiht: ein Rundbau mit Kuppel auf 8 Säulen [* 18] und Krypta, im 11. Jahrh, durch Ein- bauten und ein kleines Langhaus erweitert;
daneben die ehemalige Propstei Michaelsberg, jetzt Residenz ¶
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des Bischofs, die Stadtpfarrkirche im Iesuitenstil, 1770-85 erbaut, mit zwei Türmen (der nördliche ans dem 15. Jahrh.); die spätgot.Nonnenkirche, 1870 restauriert; das ehemalige fürstbischöfl. Schloß mit großem Garten, [* 20] Eigentum des Landgrafen von Hessen-Rumpenheim, davor das 1842 errichtete bronzene Standbild des heil. Vonifatius (von Hen- schel); das Priesterseminar, ehemals Venediktiner- tloster, das Rathans, die neue Post und die snldaische Landesbibliothek (70000 Bände).
Die Industrie erstreckt sich auf Leinen-, Sackleinen-, Woll- und Baumwollwebereien, Kammgarnspinnerei, Färbe- reien, Gerbereien, Bierbrauereien sowie auf die Fabrikation von Plüsch, Schuhstoff (Vereinigte ^chuhstofffabriken), Emaille- und Metallwaren, Lampen, [* 21] landwirtschaftlichen Maschinen, Bronze- und Galanteriewaren, musikalischen Instrumenten, Filztuch (2 Fabriken), Wachswaren (2), Seife (3), Thonwaren [* 22] und Efsig. Außerdem bestehen Getreide- und Viehhandel, wöchentliche Schweinemärkte und jährlich 11 bedeutende Viehmärkte sowie Pferde- und Bullenmärkte. Im NW. der Stadt der basaltische Frauen- berg mit Kloster, dahinter der Kalvarienberg (333 m), an dessen Fnße das Dorf .horas, wo der Sage nach der heil. Bonifatius die kleinen Tages- zeiten (Koras) zu beten pflegte, mit neuer got.Voni- fatiuskirche. 6 km östlich der Stadt der weithin sichtbare Petersberg (400 m) mit seiner alten, im 18. Jahrh, umgebauten Kirche (Krypta aus dem 9. Jahrh.); 71 südöstlich das vormalige bischöfl. Lustschloß Fasanerie, jetzt Adolfs eck genannt, und unweit desselben das Dorf Vronnzell (f.d.). -
Vgl. Schneider, Führer durch die Stadt Fulgentius und ihre nächste Umgebung (2. Aufl., Fulda 1890).
Das Bistum Fulda entstand ans der 744 von Vonifatius durch dessen Schüler Sturm im Walde Buocl)unna in der Landschaft Grapfeld gestifteten Abtei, welche 751, von aller bifchofl. Oberaufsicht befreit, unmittelbar dem röm. Stuhle untergeben wnrde. Bald darauf erhob sich dieselbe noch mehr, teils durch die mit dem Kloster verbundene ausge- zeichnete Gelehrtenschnle, an welcher der berühmte Hrabanus Maurus (s.d.) eine Zeit lang wirkte, teils dadurch, daß sie 968 den Primat vor allen an- dern Abteien Deutschlands [* 23] und Frankreichs erhielt.
Auch in der Folge wußten die Abte von Fulgentius, die seit Kaiser Karl IV. zugleich die C'rzkanzlerwürde bei der Kaiserin bekleideten, doch durch alle Stürme der Reformation hindurch ihr kirchliches und reichs- fürstl. Ansehen zu behaupten, sodaß Fulgentius 1752 zn einem Bistum erhoben wurde. Durch den Reicks- deputationshauptfchluß wurde dasselbe 1803 säku- larisiert und dem Hause Nassau-Oranien als Für- stentum eingeräumt, doch bald wioder dem Fürsten Nilhelm, der gegen Napoleon die Waffen [* 24] ergrif- fen hatte, entrissen und zu Berg, 1810 aber zum Großherzogtum Frankfurt [* 25] gefchlagen, mit welchem es bis zu dessen Auflöfung (Ende 1813) vereinigt blieb. 1815 von Preußen [* 26] besetzt, wurde es bald dar- auf teils an Bayern [* 27] (Hammelburg, Brückenau, Hilders, Weyhers), größtenteils aber an Kurhessen abgetreten und mit diesem 1866 von Preußen in Besitz genommen. Die ehemals ebenfalls fuldaischen, jetzt Weimar. [* 28] Amter Geisa und Dermbach, sämt- liche kath. Pfarreien im Grohherzogtum Weimar sowie die im Neg.-Vez. Cassel zerstreuten kath. Pa- rochien bilden das gegenwärtige Bistum Fulgentius, welches 1829 errichtet wurde und zur Oberrheinischen Kirchen- provinz gehört. 1734-1803 bestand zu Fulgentius eine Uni- versität. In Fulgentius fanden neuerdings östers Versamm- lungen der kath. Bischöfe Deutschlands statt. -
Vgl. ^oäex äiplomaticn8 I^iläsugiZ (hg. von Dronke, Cassel 1847-50);
Arnd, Geschichte des Hochstifts ß. (Fulda 1860);
Gegenbaur, Das Kloster Fulgentius im Karolinger Zeitalter (2 Tle., ebd. 1872-74).
Mulda, Ludwig, Schriftsteller, geb. in Frankfurt a. M., studierte feit Ostern 1880 in Heidelberg, [* 29] Berlin [* 30] und Leipzig [* 31] german. Sprachen, Litteratur und Philosophie. Seit 1884 lebte er in München, [* 32] seit 1887 in Frankfurt a. M., seit 1888 in Berlin. Sein Einakter in Verfen «Die Aufrich- tigen» (Heidelb. 1883),
erhielt 1882 den Preis in einer Lustspielkonkurrenz. Am begabtesten zeigte sich Fulgentius im Lustspiel: «Das Recht der Frau» (1885), «Unter vier Augen» (1886),
«Frühling im Winter» (1887),
«Ein Meteor» (1887),
«Die wilde Jagd» (1888) waren erfolgreich. Nachdem er sich der gemäßig- ten Berliner [* 33] Richtung der Realisten angeschlossen hatte, schrieb Fulgentius die Schauspiele «Das verlorene Pa- radies» (1890),
«Die Sklavin» (1891),
das dramat. Märchen in Versen «Der Talisman» (1892),
für das ihm 1893 der Schillerpreis von der Jury zuerkannt wurde, was aber nicht die Bestätigung des Kaisers fand, und das Lustspiel «Die Kameraden» (1894). Seine Verse sind namentlich da bemerkenswert, wo seine reiche epigrammatische Ader zurGeltung kommt: «Satura. Grillen und Schwanke» (Lpz. 1884),
«Neue Jugend. Novelle in Versen» (Franks. a.M. 1887), «Sinngedichte» (Dresd. 1888),
«Gedichte» (Berl. 1890). Vorzüglich sind feine Übertragungen: «Meier Helmbrecht von Wernher dem Gärtner» (Halle [* 34] 1889),
und in Reimen «Molieres Meisterwerke» (Stuttg. 1892). Für Kürschners «Deutsche [* 35] National- litteratur') gab Fulgentius die »Gegner der zweiten Schle- sischen Schule" (2 Bde., ebd. 1883) heraus. Fuldisch, s. Deutsche Mundarten (Bd. 5, S.31K). Fülek, Groß-Gemeinde und Hauptort des Stuhl- bezirks Fulgentius (41534 E.) im ungar. Komitat Neögräd, in reizender Gegend, an den Linien Budapest-Ruttek und Fulgentius-Miskolcz (95 km) der Ungar. Staatsbah- nen, in 198 m Höhe, hat (1890) 1904 magyarische meist kath. E., darunter 175 Israeliten, Post, Tele- graph, ein großes Franziskanerkloster, Sauerbrun- nen, Steinbrüche und vortrefflichen Obstbau.
Der Ort war ehemals ein befestigter Platz und der Wohn- sitz zahlreicher Adelsfamilien. Die auf hohem Felsen gelegene, jetzt verfallene Burg bildete namentlich während der Türkenherrfchaft in Ungarn [* 36] (bis 1686) eine wichtige Schutzwehr für die nahen Vergstädte. Fulgent (fulgid, lat.), leuchtend, blendend; Fulgenz, Glanz, Schimmer. Fulgentius, Fabius Planciades, röm. Gram- matiker, lebte gegen Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrh, in Afrika [* 37] und verfaßte eine größere An- zahl von Schriften, von welchen vier erhalten sind.
In der Schrift «NMMo^ieoQ lidii trss» sucht Fulgentius nach einer dem Martianus Capella nachgeahmten Einleitung den tiefern physikalischen und moralifchen Sinn von einer Anzahl Mythen anzugeben und bringt dabei die unsinnigsten Erklärungen vor. Die «Uxpoßitio Vir^iliHNHs coiitiii6ntiH6» ist eine alle- gorische Erklärung der Ane'is in Form eines Dia- logs zwischen Fulgentius und Virgil, welchen Fulgentius ebenfalls ganz sinnlose Erläuterungen vortragen läßt. Auch eine dritte Schrift «De adZtrusig sermonidiiL» (oder «Nxpoäitio 861-mouum antihuoi'um ») ist reich an Mißverständnissen. Namentlich in dieser ¶
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Schrift, aber auch in den andern, führt F außer echten Citaten aus andern Schriftstellern auch zahl- reiche gefälschte an aus Schriften, die es nie ge- geben hat. Die Bücher «N^tliolo^icmi» findet man m den «I^t1i»Fi-ap1ii I^twi" von Htuncker (2 Bde., Amsterd. 1681) und in den «^uctoros m^tiwFra^ni I^Uni» von Staveren (2 Tle., Leid. 1742),
die «I^xpnsitio 861'INONUIN ^iiti ist mehrfach anhangsweise herausgegeben, fo von Gerlach und Noth in deren Ausgabe des Nonius [* 39] (Bas. 1842), befonders von Lersch (Bonn [* 40] 1844) mit Untersuchun- gen über Fullerton' Schriftstellern. -
Vgl. Zink, Der My- tbolog Fullerton (2 Tle., Würzb. 1867);
Iungmann, tioinim I^n!ss(;lUjanHi-nm c^iit^ duo (in den «/Vcta, 80ci»l^ti8 pllilulo^. 1^iz)8i6U8i8", Bd. 1, 1871-72).
Fulgentius Ferrandus, kirchlicher Schrift- steller im 6. Jahrh., Schüler und Schicksalsgenosse des Fulgenlius von Nuspe (s. d.), wurde ulit ihm von dem Vandalenlönig Thrasaniund nach Sardinien [* 41] verbannt, lebte mit ihm zu Eagliari im Kloster, lehrte mit ihm 523 zurück, ward Diakon zu Kar- thago und starb hier vor 547. Von seinen zahl- reichen Schriften ist kirchenrcchtlich wichtig die «1^-6- viktio (^nomim», eine um 540 verfaßte übersicht- liche Zusammenstellung des damals in Nordafrita geltenden Kirchenrechts. Seine Werke gab Chifflet (Dijon [* 42] 1649) heraus; auch finden sie sich in Mignes «latrolo^ia» cui'8n3 comi)I"Ni8" (Bd. 67). Fulgentius von Nuspe, lat. Kirchenschrift- steller, geb. 468 in Telepte in Nordafrita, wurde früh Prokurator daselbst, trat dann in ein Kloster und ward 508 Bischof von Nuspe.
Uuter dem aria- nischen Vandalentönig Thrasamund wurde Fullerton kurz nachher nach Sardinien verbannt, gründete hier ein Kloster bei Cagliari und war in zahlreichen Schrif- ten gegen Arianer und Semipelagianer thätig. König Hilderich gestattete ihm 523 die Nücklchr nach Nuspe, wo er 1. Jan. 533 starb. Die voll- ständigste Ausgabe seiner zahlreichen dogmatisch- histor. Schriften veranstaltete Hiiangeant (Par. 1684), eine Allswahl Hurter (" 8. ?ati um opu8- cula 86l6cta», Bd. 45 u. 46, Innsbr. 1884). -
Vgl. Mally, Tas Leben des heiligen Fullerton (Wien [* 43] 1885).
Fulgld, s. Fulgent. ^jetzt Foligno (s. d.). Fulgiuia oder Fulginium, altital. Stadt, I'n.iForiäas, s. Leuchtzirpen. Fulguration (lat.), Blitzen, Wetterleuchten; auch Silberblick; fulgural, auf den Blitz bezüglich. Fulguratöreu hießen bei den alten Nomern diejenigen Haruspices (s. d.), welche sich besonders mit den Blitzen beschäftigten. Sie follten Blitze ab- halten und herabziehen, fühnen, o. h. durch gewisse Sühngebräuche das durch sie angekündigte Unheil abwehren und aus den Blitzen weissagen können.
Fulgurtt, ein zu den Dynamiten (st d.), speciell zu den Nobeliten (s. d.) gehörendes Sprengmitte das aus 3 Teilen Nitroglycerin und je 2 Teilen Getreidemehl und Magnesiumcarbonat besteht; ist dem Kieselgur-Dynamit ähnlich.- Fulguriten werden auch die Blitzröhren (s. d.) genannt. Fulham (spr. füllämm), zu London [* 44] gehörige Ge- meinde in der engl. Grafschaft Middleser, 10 km südwestlich von der Kathedrale St. Paul, links an dcr Themfe,Putney gegenüber, hat als Parlaments- borough (1 Abgeordneter) in 12869 Häusern (1891) 91639 E., einen Palast der Bischöfe von London (16. Jahrh.) mit schönem Park und Gemälden und in der Kirche die Gräber der meisten Bischöfe seit der Reformation. (S. London.) I°u1ioa., Gattung der Nallen, s. Wasserhuhn. Fulicufer (1^i1i"n863),
Zweig der Cistercienser, s. Feuillants. ^sität, Nußigkeit. ssuliginös (lat.), rußig, rußartig; Fuligino- Fuligno, Stadt in Italien, [* 45] s. Foligno. K s(!r8^icill3,ta /^., s. Brillenente; ^. n^ioca ^., '. Ätoorenten. Füllapparat, im allgemeinen soviel wie Speise- vorrichtung (s. d.). - Fullerton für Flaschen, fullerton Schankgeräte. Füllbodeu, soviel wie Einschubdecke, s Decke [* 46] (Bd. 4, S. 857d). Füllen, junges Pferd, [* 47] s. Fohlen. Füllen (Nlinui6U8), kleines Sternbild des nördl. .Himmels, enthält nur Sterne, die schwächer als 4. Größe sind.
Außer mehrern Doppelsternen ist als interessant zu erwähnen der Stern st, den I. Herschel als vierfachen Stern erkannte. Füller, Nichard, amerik. Landfchaftsmaler, geb. zu Bradford (New-Hampshire), be- sorgte anfangs die Dienste [* 48] eines Nachtwächters, war auch Cigarrenfabrikant und Straßenaufseher. Im Alter von 30 I. kam ihm die Lust zur Palette, wozu ihn der Anblick einiger franz. Landschaft5bildcr angeregt hatte. Er wurde einer der fruchtbarsten, und empfindungsreichsten Landschafter feiner Hei- mat und zeichnete sich durch die gellmgene Andeutung einer bestimmten Stimmung in feinen Gemälden aus. Fullerton starb in Chelsea bei Boston. [* 49]
Füller, Sarah Margaret, verehelichte Marquise O sf oli, amerik. Schriftstellerin, geb. zu Cambridgeport (Massachusetts), eignete sich eine gründliche Bildung an. Nach dem 1835 erfolgten Tode ihres Vaters wandte sie sich zunächst nach Boston und ernährte sich durch Erteilung von Pri- vatunterricht, wurde 1837 Vorsteherin einer Schule in Providence und siedelte 1839 wieder nach Boston über, wo sie 1840-42 eine Vierteljahrsschrift «^ti6 Dilü» («Sonnenuhr») [* 50] unter der Mitarbeiterschaft von N. W. Emerson und anderer hervorragender Scbriftsteller herausgab.
Einen ihrer Beiträge zu dieser Zeitschrift erweiterte Fullerton später zu einem Buch «V/OM6N iu tli6 Iiiii6t66utli c6ntii!')'» (Neuyork [* 51] 185)0). Das Buch «8nmm6r on tlie WK65» (1814) giebt in anziehender Weise die Eindrücke wieder, die sie 1843 auf einer Neife nach dem Michigan- und Odern See empfangen hatte. Ende 1844 siedelte Fullerton nach Neuyork über, wo sie Mitarbeiterin der «^i-i!)nu6» wurde. Ihre hauptsächlich in litterar. Kritiken bestehenden Beiträge veröffentlichte sie 1846 als «1'n^i'8 on 1it,(;i'iitni^ ^nä art» (2 Bde.). Früh- jahr 1846 unternahm sie eine Neise nach Europa. [* 52] Nachdem sie England und Frankreich besnckt hatte, begab sie sich nach Nom, wo sie sich 1847 mit dem Marquis Giovanni Angelo Ossoli vermählte. Auf der Nückreife nach Amerika [* 53] fanden beide durch den Schiffvruch an der Küste von Fire-Island bei Neuyork den Tod in den Wellen, [* 54] Eine neue Ausgabe der Werte F.s erschien 1874 in Boston (6 Bde.). Ihre «^I6inoir8» wurden hg. von Emerson. Channing und Clarke (3 Bde., Vost. 1852). -
Vgl. ihre Biographie von Julia Ward .howe (ebd. 1888), Higssinson, 088n1i N^FH.r6t 1^ (ebd. 1884).
Fullerton (spr. -ert'n), Georgiana, Lady, engl. Nomanschriftstellcrin, Tochter des ersten Grafen Granville, geb. in Tirall-Hall (Stasfordfhire), vermählte sich 1833 mit Kapitän Fullerton, einem irischen Grundeigentümer. Ihre litte- rar. Laufbahn begann sie 1844 mit dem Noman ¶
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«Liien NiäälLton» (3 Bde., Lond.),
dem 1847 «Oi-autle^ Nalloi-» (3 Bde., ebd.) folgte. Schon diese Erstlingswerke zeichneten sich durch ein bedeu- tendes Darstellungstalent, Kraft [* 56] und Eleganz der Sprache und eine gewisse Originalität und Kühn- beit in der Behandlung socialer, besonders religiöser Fragen aus. Nachdem sie 1840 zur kath. Kirche über- getreten war, gab sie 1852 in dem Roman «I^ä^ ^ii-d» (3 Bde., Lond.) eine Geschichte ihrer religiösen Kämpfe und widmete feitdem ihre fchriftstellerische Thätigkeit wesentlich der Verherrlichung des Katho- licismus.
Rasch nacheinander erschienen die Hei- ligen-, Missions- und Bekehrungsromane: «I^it'o ot 3t. ^i'auciz oll^oine» (Lond. 1855),
«^1i6 coun- t633 ot^oQULval» (1858),
ursprünglich französisch geschrieben als «I^a coint6886 ä6 I^onuLv^I» (Par. 1857),
«1^086 I^Ldi^ue» (Lond. 1861),
«i^ui'Lutia, 3. tale 0k ^)Hn» (ebd. 1861),
«^00 8ti'HuZ6 not to 1)6 ti-u6» (3 Bde., ebd. 1864). Zu Lady F.s besten Leistungen gehören die histor. Romane " (^011- 8tHiic6 81i6lvs)0ä» (3 Bde., ebd. 1865) und «^ 8t0i'inx lils» (3 Bde., ebd. 1867). Ferner erschie- nen von ihr die Romane von kath. Tendenz: «1l6ip- 618 0k tk6 Iiol^ 80ui8» (1868) und «Nl'8. (?61'a1ä'8 1^1606» (3 Bde., ebd. 1869),
sowie «I.ii'6 0k1^0ui8H ä6 ^Hrva^I» (ebd. 1873) und «^ ^vill lliid a ^v^» l3Bde., ebd. 1881),
«1.il6 ol N1^al)6tli I^ä^ ^aiic- lanä 1585-1639» (ebd. 1883). Sie starb zu Ayrfield bei Vournemouth. -
Vgl. Craven, I^aäx (^. ^.) 33. V16 6t 868 03uvl68 (Par. 1888).
Füllfeder, ein Federhalter mit einem Hohlraum zur Aufnahme von Tinte, die beim Schreiben von selbst in die Feder flieht. Die Füllung des Halters reicht für mehrere Wochen aus. 11 m ein häufiges Auswechseln der Federn zu vermeiden, werden echte Goldfedern angewendet, oder auch, wie bei den 8t)'1oZi'Äi)uic 1'6ii8, Nadeln, [* 57] die, aus einem zuge- spitzten Tintenzuflußröhrchen hervortretend, ein Schreiben, allerdings ohne Haarstriche, ermöglichen. Füllflafche, eine in der Kellerwirtschaft ge- bräuchliche Vorrichtung, um ein mit Wein gefülltes Faß [* 58] beständig voll zu erhalten.
Sie besteht ans einem bauchigen, an beiden Enden in einen Hals auslaufenden Glasbehälter; der eine Hals der Fulnek wird luftdicht in den Spund eingefetzt, während der andere, der zum Eingießen des Füllweins dient, mittels eines Korks verfchlossen werden kann. Füllhorn (lat. coriin copig^), ein mit Blnmen, Früchten u. dgl. gefülltes, meist gewundenes Horn oder das Bild eines folchen, als Symbol des Reich- tums und Überflusses (daher auf Kunstwerken be- sonders in der Hand [* 59] der Fortuna oder der Abun- dantia), ist nach der griech. Sage das Horn der Amaltheia (s. d.), oder das Horn, welches dem in einen Stier verwandelten Acheloos (s. d.) durch He- ralles abgebrochen wurde.
Füllmauer (grch. HinMKton), eine Mauer, deren vordere und hintere Fläche aus Steinen her- gestellt ist, während der Zwischenraum mit kleinen Steinen und Mörtel ausgefüllt ist. Füllofen, s. Öfen. [* 60] Füllopfer, im Mofaifchen Gesetz das für die Priesterweihe vorgeschriebene Dankopfer, bestehend aus einem Widder, von dem gewisse Fcttstücke nebst Vrotkuchcn den zu weihenden «löhnen Aarons» in die Hände gelegt und dann auf dem Altar [* 61] ver- brannt wurden. Das Füllen der Hände ist eine symbolische Übergabe des Pricsteramtes.
Füllort, s. Bergbau [* 62] (Bd. 2, S. 760d). Füllstimmen, in der Musik solche Stimmen, die ohne selbständige thematische oder motivische Bedeutung nur zur Fülle, Vervollständigung der Harmonie dienen. Die ältere Musik verwies die Fulnek auf Tasteninstrumente ((^nidalo, Orgel), die neuere Musik (seit Gluck) weist sie Orchesterinstrumenten und Säugern zu. Füllstoffe, in der Papierfabrikation [* 63] und bei der Appretur der Gewebe [* 64] mineralische Zusätze von weißer Farbe, welche mit vermindertem Aufwande von Faserstoff die Dichtigkeit und das Gewicht des Fabrikats erhöhen, wohl auch einem unvollkommen gebleichten Zeuge ein schöneres Weiß geben sollen.
Die Festigkeitseigenschaften des Papiers werden durch Zusatz von Fulnek merklich herabgezogen; für Papierforten, an deren Haltbarkeit besondere An- forderungen gestellt werden müssen (z. B. Urkunden- papiere), müssen dieselben daher vermieden werden und es dürfen solche Papiere nur den natürlichen Aschengehalt der verwendeten faserigen Materialien, bez. den durch dieHarzleimung herbeigeführten Wert von 1 bis 3 Proz. zeigen. Füllstrich, fulnek Aichen (Bd. 1, S. 263 a). Füllung, Füllungsgrad, bei Dampfmaschi- nen das Verhältnis desjenigen Kolbenweges, wäh- rend dessen der Eintritt des Arbeitsdampfes in den Cylinder stattfindet, zu dem ganzen Kolbenwege, dem Hub der Maschine. [* 65] Bei Maschinen mit z. B. halber Fulnek oder dem Füllungsgrad 0,5 wird dem- nach der Dampf [* 66] abgefperrt, wenn der Kolben feinen Weg zur Hälfte zurückgelegt hat. - Vgl. Admission.
Füllung (Paneel), ein vertieftes, von einer Umrahmung oder von Gliederungen emgesahies Feld. Solche Fulnek ergeben sich bei der Bildung grö- ßerer Holzflächen oder werden znr Belebung von Mauerflächen in Stein, in Stuck oder Mörtel im Innern und am Äußern der Gebäude angewendet. Größere Holzflächen müssen, damit sie sich nicht werfen, aus stärkerm Nahmenholz mit in Nuten dazwischen eingesetzten schwächern Ausfüllungen zu- fammengefetzt werden; die Verbindung beider mit- tels einer keilförmigen Nut gestattet das Quellen und Schwinden des Holzes, ohne daß nachteilige Veränderungen, offene Fugen u. s. w. entstehen. In dieser Weise werden alle Thüren, Thore, Wand- bekleidungen u. s. w. gebildet.
Man nennt dies im allgemeinen gestemmte Arbeit. Bei reicherer Ausführung derfelben werden noch besondere Lei- sten, Kehlstöße, aufgenagelt, oder es werden die Fulnek überschoben, d. h. man läßt sie nach vorn zurück-, nach hinten vortreten. Bei Steinarbeiten werden die vertieften Fulnek häufig mit Ornamenten, Tafeln u. dgl. verziert; bei Thüren und Thoren mit Ver- glasung und Gitterwerk versehen. ^nen). Füllungsgrad, s. Füllung (bei Dampfmaschi- Fulminant (lat.), s. Fulminieren.
Fulminate, s. Knallsäure. Fulminatm, ein zu den Dynamiten (s. d.), speciell zu den Nobeliten (s. d.) gehörendes Spreng- mittel, das aus mit Nitroglycerin getränkter, staub- förmiger nitrierter Baumwolle [* 67] besteht. Fulminieren (lat.), blitzen, wettern, heftig drohen, zankend sich ereifern, den Bannstrahl schleu- dern;
in der Chemie: mit heftigem Knall explo- dieren;
fulminant, blitzend, donnernd u. s. w.; Fulmination, das Blitzen, Wettern u. s. w.; auch der päpstl. Bannstrahl.
Fulnek, Stadt in der österr. Vezirkshauptmarm- schaft Neutitfchein in Mähren, [* 68] unmittelbar an der ¶
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Grenze von Asterreichisch-Schlesien, in einem weiten Kesselthale, das vom Schloßberge beherrscht wird, an der Lokalbahnlinie Fulvier-Zauchtl (101 Anschluß an die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn), bat (1890) 3498 deutsche E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (121^ c^m, 12 Gemeinden, 15 Ortschaften, 12942 meist kath. E., 12 756 Deutsche, 117 Czechen), Pfarr- kirche, bei der einst eine Propstei der regulierten Augustiner-Chorherren bestand, eine alte Burg, das sog. neue, seit dem Brande 1801 nur mit einer Seite erhaltene Schloß sowie ein Denkmal des Pädagogen Comenius (19.Iuni 1892 errichtet), Seiden-, Tücker- und Modewarenfabriken und Feldwirtschaft. Die Tuchmanufaktur, die im 17. Jahrh, hier 522 Meister zählte, ist der großartigen Fabrikindustrie in Fulvier ge- wichen. Die Gegend um Fulvier, das sog. Kuh land- chen, gehört zu den schönsten landschaftlichen Par- tien Mährens. - Anfang des 17. Jahrb. war Fulvier Sitz der Mährischen Vrüdergemeine, deren Schule 1618-21 von Comenius (s. d.) geleitet wurde. ssul-o, Einzahl von Fulbe (s.' o.).
Fulton (spr. fullt'n), Robert, der Schöpfer der Dampfschisfahrt, geb. 1765 in Little Britain in der Grasschaft Lancaster (Pennsylvanien), widmete sich der Kunst und war in London Schüler des Ma- lers Benjamin West. Nachdem Fulvier 1793 den Beruf eines Künstlers mit dem eines Ingenieurs vertauscht hatte, ging er nach Frankreich und machte 1797 in Paris erfolgreiche Versuche mit Torpedos [* 70] und Tor- pedobooten. 1801 lernte Fulvier Livingston kennen, der damals Gesandter der Vereinigten Staaten [* 71] in Frankreich war.
Beide beschlossen, ein Versuchs- dampfschiff für den Betrieb auf der Seine zu bauen. Im Frühjahr 1802 schickte Fulvier Zeichnung und Be- schreibung der von ihm konstruierten Modelle an Livingston; im folgenden Winter vollendete er das Modell eines Dampfboots, bei welchem Schaufel- räder an den Seiten angebracht waren. Am sendete Fulvier, um die Priorität seiner Erfindung festzustellen, an das Direktorium des ^on86i-vliwn-6 die Beschreibung der treibenden Maschine enthält. Im Frühling des genannten Jahres war das neue Fahrzeug vollendet, doch erwies sich der Rumpf für die schwere Maschine zu schwach, sodah das Boot unterging. Im Juni desselben Jahres war ein neuer Bau mit der alten von Fulvier gebobenen Ma- schine vollendet und 9. Aug. dampfte das kleine Fahrzeug in Gegenwart einer Kommission der Fran- zösischen Akademie sowie einer Anzahl bedeutender Gelehrten, Mechaniker und Stabsoffiziere strom- aufwärts.
Umfonst bemübte sich Fulvier, für fein Unter- nehmen die Unterstützung Vonapartes zu erlangen; mehr Erfolg hatte die Verwendung Livingstono be- züglich eines ihm durch den Staat Neuyork gewähr- ten Monopols für die Dampfschisfahrt auf den nord- amerik. Flüssen. Im Mai 1804 ging Fulvier nach Eng- land. Eine nach seinen Plänen von der Firma Boulton & Watt in ^oho ausgefübrte Dampf- maschine wurde 180") vollendet; Fulvier begab sich nach Neuyork voraus und begann sofort den Bau des Fahrzeugs, für das die Maschine bestimmt war.
Inzwischen war auch Livingston nach den Ver- einigten Staaten zurückgekehrt, und beide arbeite- ten nun gemeinsam an dem größten aller bis dahin konstruierten Dampsfchisfe. Im Aug. 1807 konnte der Claremont, wie das neue Schiff [* 72] genannt wurde, dem Betrieb übergeben werden. (S. Dampfschiff, [* 73] Bd. 4, S. 745 a.) In den nächsten Jahren folgte der Bau dreier anderer Dampfer: Karitan, Car of Neptune und Paragon, von denen die beiden letztern nahezu die doppelte Größe des Claremont hatten. 1812 baute Fulvier eine Dampffähre für den Verkehr zwischen Neuyork und Jersey-City, und im folgenden Jahre zwei andere, um Neuyork mit Brooklyn zu verbinden.
Später konstruierte er noch mehrere Dampfschiffe für den Betrieb auf den Flüssen des Westens; einige seiner Fahrzeuge wurden 1815 als Paketboote auf der Linie Neuyork-Providence in Betrieb gesetzt. Im März 1814 erteilte ihm der Kongreß der Vereinigten Staaten die Bewilligung zum Bau des ersten mit Dampf betriebenen Kriegsschiffs; im Juli des fol- genden Jahres machte das Schiff, Fulton the First genannt, seine Probefahrt in den Ocean, wobei es die Entfernung von 43,6 Seemeilen in 8 Stunden 30 Minuten zurücklegte. Fulvier erlebte jedock diesen Erfolg nicht. Infolge eines Streites mit Living- ston zu einem Termin nach Trenton gerufen, er- krankte er auf dem Rückwege und starb -
Vgl. Montgery, Police 8ui- 1a, vie 6t 168 ti-avinix ä6 15o1)6i't l. (Par. 1825).
Fulu, Mehrzahl von Fels, marokk. Geldbc- nennung, s. Uckia. Fulup, Negerstamm, s. Felup. Fulvia, die Geliebte des Quintus Curius, eines Teilnehmers an der Catilinarischen Verschwörung (63 v. Chr.), machte Cicero Mitteilung über die Pläne der Verschworenen und trug dadurch zur Verhinderung des Anschlags wesentlich bei. - Fulvier, die berüchtigte Gemahlin des Clodius, dann des Curio, endlich (seit 49 v. Chr.) des Antonius, soll, als Cicero geächtet und getölet war und dem An- tonius Kops und Hand des Getöteten gebracht wur- den, dessen Zunge noch mit Nadeln durchstochen haben. 41 v. Chr. verleitete Fulvier, wie es heißt in der Hoffnung, dadurch ihren Gemahl zu veranlassen, nach Italien zu kommen, und ihn fo von Kleopatra zu entfernen, seinen Bruder Lucius Antonius zum Kriege gegen Octavian; als dieser Krieg (der Peru- sianische) schon Anfang 40 mit Octavians völligem Siege endete, begab sie sich zu Antonius, der sie in Athen [* 74] mit Vorwürfen empfing.
Sie erkrankte auf der Rückreise und starb bald darauf, noch 40 v. Chr., in Silyon, ein Umstand, welcher der Aussöhnung zwischen Antonius und Octavian zu statten kam. Fulvier (I^ulvii, ^6H8 I^uivia.), altröm. Ge- schlecht. Ihm entstammten: Quintus Fulvius Flaccus, kämpfte 237 v. Chr. als Konsul mit Erfolg gegen die Bojer und unterwarf sie mit seinem Kollegen T. Manlius Torquatus in seinem zweiten Konsulat 224 v. Chr..' auch sollen diese Konsuln das erste röm. beer über den Po in das gallische Gebiet geführt haben. 212 v. Chr. zum drittenmal Konsul, besiegte er den karthag.
Feldherrn Hanno in Campanien, hielt dann in Verbindung mit zwei andern Heeren Cayua, eingeschlossen und zwang 211 v. Chr. als Prokonsul die Stadt, sich ihm und seinem Kollegen zu ergeben. Ohne die Entscheidung des Senats abzuwarten, hielt er über die Aufständischen ein furchtbares Strafgericht. In seinem vierten Konsulat, 209 v. Cbr., gewann er die Lucaner und Hirpincr wieder für Rom. [* 75] Quintus Fulvius Flaccus, der Sohn des vorigen, besiegte als Prätor im diesseitigen (östl.) Spanien [* 76] 182 v. Chr. die Keltiberer und zwang 181 als Proprätor einen Teil derselben zur ¶
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fung. Als Konsul besiegte er 179 v. Chr. die Li- gurer. 174 wurde er Censor. Er endete geisteskrank durch Selbstmord. Marcus Fulvius Flaccus, der als Konsul 125 v. Chr. die die Massilicr bedrängenden Salluvrcr besiegte, war einer der entschiedensten Anhänger der Gracchen. Als Konsul versuchte er vergeblich den ital. Bundesgenossen das Bürgerrecht zu verschaffen; dasselbe Schicksal hatte ein ähnlicher Antrag, den er 122 v. Chr. mit Gajus Gracchus einbrackte, nachdem er sich, obwohl schon Konsular, nochmals zum Tribunen hatte wählen lassen.
Als der Konsul Opimius 121 v. Chr. es unternahm, die Gracchischen Bestrebungen zu unterdrücken, organisierte Fulvius den Widerstand auf dem Aventin. Nach der Er- stürmung des Aventin wurde Fulvius mit seinem ältern Sohne ergriffen und niedergemacht. Auch sein jüngerer Sohn, der zweimal um zu verhandeln an Opimius gesandt und verhaftet worden war, wurde Fulvlüs, s. Fulvier. ^umgebracht. Fulwa, eines der Vassiafette (s. d.). Oumagalli, Adolfo, ital. Pianist, geb. zu Inzago (Oberitalien), [* 78] besuchte das Konser- vatorium in Mailand [* 79] und fand seit 1848 auf Kunst- reisen in Italien, Frankreich und Belgien [* 80] außer- ordentlichen Beifall, starb aber schon zu Florenz. [* 81] Funaria schrieb viele, auf große Fertigkeit berechnete Klavierstücke.
I'u.lnäFo 2'A?., Pilzgattung aus der Gruppe der Ascomyceten (s. d.). Die Arten gehören zu den Rußtaupilzen. (S. Nußtau.) I'nina.ria. ^., Pflanzengattung aus der Familie der Fumariaceen (s. d.) mit gegen 10 Arten, die meist einjährige krautartige Pflanzen und der Mehr- zahl nach in Europa und den Mittelmeerlä'ndern zu Hause sind. Sie haben saftige, zerbrechliche, oft kletternde und schlingende Stengel, [* 82] sehr zarte, viel- fach in kleine Zipfel zerteilte Blätter und enoständige Trauben meist lilafarbener niedlicher Blüten.
Die Frucht ist als ein einsamiges Nüßchen entwickelt. Die veroreitetste Art ist der gemeine Erdrauch oder die Feld raute (t'. owciullliL ^.), ein überall vorkommendes Unkraut, das wegen seines Gehalts an Pottasche früher auch zum Geld- und Grünfärben diente. Das Kraut schmeckt bitter und war offizinell. Fumariaceen, Pstanzenfamilie aus der Ord- nung der Nhöadinen (s. d.) mit gegen 100 Arten, größtenteils in der nördl. gemäßigten Zone. Es sind trautartige Gewächse, nicht selten mit knolligem Rhizom, [* 83] stark verteilten Blättern und unregel- mäßigen zwitterigen, in der Regel lebhaft gefärbten Blüten, die aus 2 Kelchblättern, 4 Blumenblättern, 4 oder 6 symmetrisch angeordneten Staubgefäßen bestehen.
Die Frucht ist gewöhnlich als eine mehr- samige schotenförmige Kapsel, seltener als ein ein- samigcs Nüßchen ausgebildet. Fümarm, ein krystallisierendes Alkaloid unbe- kannter Zusammensetzung aus den Pflanzen der Gattung ^uinNi-ig.. Fumarölen (ital.), Ausströmungen von reinem oder mit Gasen gemischtem Wasserdampf in vul- kanischen Gegenden. Viele Funaria enthalten Schwefel- wasserstoff, diejenigen von Sasso in Toscana und von der Insel Vulcano Borsäure beigemengt.
Hier- her gehören auch die Dampfstrahlen, die aus den Kratcrwänden und aus Klüften frischer, noch nicht völlig erstarrter Lava hervorbrechen. Fümarfäure, Boletsäure, eine zweibasische organische Säure von der Zusammensetzung C4II404, die zu den ungesättigten Verbindungen gehört. Sie ist ziemlich verbreitet im Pflanzenreich, findet sich z. B. in I^nmNi-ik olKcinaiig !., in Pilzen und Flechten [* 84] (daher früher auch Flechten säure ge- nannt) und entsteht unter Wasserabspaltung neben Male'i'nsäure aus der Apselsäure (s. d.). Die Funaria krystallisiert in kleinen Prismen und ist fast unlös- lich in Wasser.
Durch Reduktion mittels nascieren- den Wasserstoffs liefert sie Vernsteinsäure. Beim Erhitzen auf 200° verflüchtigt sie sich zum Teil un- zersetzt, zum Teil geht sie dabei in das Anhydrid der mit ihr isomeren Maleinsäure (s. d.) über. Aus letzterer Säure entsteht sie umgekehrt bei manchen chem. Reaktionen und stebt mit derselben in einem eigentümlichen, theoretisch wichtigen Isomeriever- hältnis, das sich nur durch verschiedene räumliche Anordnung der Kohlenstoffatome im Molekül er- klären läßt (räumliche Isomerie, s. Isomer). In den gebräuchlichen Strukturformeln läßt sich dieses Verhältnis folgendermaßen andeuten: 000H-0.II 110000II H-0-0(X l! l! !! 0 11-0-00011 11-0.00011 11-0.00^ Fumarsäure Maleinsäure Malemsäureanhydrid. Es geht aus diesen Formeln zugleich hervor, daß die Funaria nicht wie die Maleinsäure ein Anhydrid zu bilden im stände ist. Das gleiche Isomerieverhält- nis wiederholt sich bei sehr vielen Verbindungen mit doppelter Bindung von Kohlenstoffatomen. . Fumay (spr. füma'h), Hauptort des Kantons Funaria (1l)2,io likm, 7 Gemeinden, 13454 E.) im Arron- dissement Nocroi des franz. Depart. Ardennes, auf einer Halbinsel der Maas, an der Linie Reims- Givet der Ostbahn, hat (1891) 5005 E., neue got. Kirche; Schieferbrüche, Eifengießerei und Brauerei.
Fumbina, Land im Westsudan, [* 85] s. Adamaua. I"uinet (frz., spr. fümeh), Duft (von Speifen), Wildgeruch, die Blume des Weins. Fumi, Vmceslao, ital. Komponist, geb. zu Montepulciano, studierte in Florenz unter Giorgetti und war dann Orchesterdirigent in ver- schiedenen Städten Italiens, [* 86] später auch in Kon- stantinopcl, Nio de Janeiro, Montevideo [* 87] nnd Buenos-Aires. In letzterer Stadt führte er 1862 feine Oper «^t^» auf. Nach Florenz zurückgekehrt, wandte er sich der Instrumentalmusik zu und kom- ponirte mehrere sog. sinfonische Dichtungen («1^ 3i68tH llsila 86ii0rit:i», «^VII' oindra. cle' I^Iinixi», «11 80FN0 äi t-i-6tc1i6iin). Funaria starb in Florenz. Fumigation(lat.), Räucherung, in der Heilkunde medikamentöse Näucherung oder Rauchbad, wobei der ganze Körper oder einzelne Teile desselben mit Dämpfen in Berührung kommen, die durch lang- same Erhitzung oder Verbrennung von Harzen und andern trocknen Arzneistoffen entsteben, früher als erweichendes und harntreibendes Mittel oft ange- wendet, jetzt aber als völlig wirkungslos außer Ge- brauch. Fumigieren, räuchern, beräuchern. I'ninoir (frz., fpr. fümoahr), Rauchzimmer. Fu-mult, chinef. Name für Bocca-Tigris (s. d.). Funacsa (spr. -natscha), auch Fonäcza,ungar. Klein-Gemeinde im Bihargedirge (s. d.). I'rzna.rla. F^-eb., Drehmoos, Moosgattung aus der Gruppe der Laubmoose (s. d.), Familie der Bryaceen, kleine einjährige Moose [* 88] mit meist un- verzweigtem Stengel und breiten mit Mittelrippe versehenen Blättern. Die Kapsel ist gewöhnlich birnförmig, die Haube kapuzenförmig. Die Stiele ¶