394
Bei denHaustieren ist Frühreife die durch gute Haltung und reichliche
Ernährung erworbene und vererbbare
Anlage zu frühzeitiger
Entwicklung und Nutzbarkeit. –
Vgl. H. von Nathusius, Vorträge über Viehzucht
[* 2] und Rassenkenntnis,
Tl. 1 (Berl. 1872).
(spr. freun),RobertJakobus, niederländ.
Historiker, geb. zu Rotterdam,
[* 3] ist
seit 1860 Professor der niederländ. Geschichte zu
Leiden.
[* 4] Er stellte schon in seiner Antrittsrede als Professor
(«Deonpartijdigheitdes geschiedschrijvers») sein Vorbild Ranke als Ideal eines Historikers bin. Fruin zeichnet sich aus durch
tiefeingehende, umfassende Quellenstudien und einfache Klarheit der
Darstellung. Sein Hauptwerk ist: «Tienjarenuitden tachtigjarigen oorlog»
(Leid. 1856; 4. Aufl., Haag
[* 5] 1889);
außerdem veröffentlichte er viele
Aufsätze in der Zeitschrift
«DeGids»;
sein bedeutendstes Quellenwerk ist «Overblijfselsvangeheugenis der bisonderste voorvallen in het levenvandeHeereCoenraetDroste, met aanteekeningen» (2 Bde.,
Leid. 1879);
auch giebt Fruin die Zeitschrift für Geschichte
«NijhoffsBijdragen voor vaderlandsche geschiedenis» heraus.
Als polit. Schriftsteller bestritt Fruin die konservativen Staatstheorien
Groens
van Prinsterer in «Het antirevol. StaatsregtvanMr. GroenvanPrinsterer» (Amsterd. 1853) und
«Deantirevol. bezwarenvanMr. GroenvanPrinsterer» (ebd. 1854).
Emilio, ital. Dichter, geb. 1808 zu
Florenz,
[* 6] studierte die
Rechte zu Pisa,
[* 7] erhielt eine Anstellung in der
königl. Advokatur, nahm 1849 und 1859 teil an den polit.
Bewegungen, wurde 1860 in das ital. Parlament gewählt, regte 1865 als
Mitglied des
Stadtrats von
Florenz die
Dante-Feier an und starb zu
Florenz. Der frühzeitige
Verlust
aller
Brüder, namentlich aber seiner Gattin, Marchesa
Claudia Bevilacqua, gab seinem
Geist und dichterischen Genius eine schwermütige
Richtung, die ihn zum
Meister in der Elegie und zu einem gesuchten Dichter bei Traueranlässen machte. Eine Sammlung seiner
Gedichte erschien u.d.T. «Versi» (Flor. 1863: 2. Aufl. 1865),
wozu später eine zweite: «Nuovi versi»
(ebd. 1874) kam. Mit Gargani gab er das wegen der Dokumente wichtige Werk
«DellacasdiDante. Relatione con documenti» (2
Tle.,
ebd. 1864-69) heraus.
Luigi, ital. Holzschnitzer, geb. in
Florenz,
Schüler seines
Vaters, eines Bildhauers, und der
Akademie in
Florenz, hat die Schnitztechnik im
Stil der ital.
Frührenaissance wieder zur
Blüte
[* 8] gebracht. Größtenteils bequemt er seine phantasiereichen Erfindungen von
Füllungen, Friesen, Reliefs der Konstruktion von Möbeln und Interieurs an, sodaß er höchst einflußreich auf die
Reform
des Kunsthandwerks nach dieser
Richtung wirkte. Seine
Arbeiten, auf den Weltausstellungen von
Wien
[* 9] (1873)
und
Paris
[* 10] (1878) mit goldenen
Medaillen erster
Klasse ausgezeichnet, werden mit
Recht als mustergültige Vorbilder geschätzt.
Seit 1855 ist Frullini Professor an der
Akademie von
Florenz. –
Georg von, auch Fronsperg oderFreundsberg, Herr zu Mindelheim, kaiserl.
Feldhauptmann, «der
Vater der deutschen Landsknechte»,
[* 13] wurde auf dem Schlosse Mindelheim (östlich von Memmingen)
[* 14] geboren.
Sein
Vater,
UlrichFrundsberg, war einer der ersten Hauptleute des schwäbischen
Bundes, und mit ihm nahm Frundsberg 1492 an dem Zuge wider
den
HerzogAlbrecht IV. vonBayern
[* 15] teil; sein großes
Talent für die Kriegskunst aber bildete er in den
KriegenKaiser Maximilians I. gegen die
Schweizer aus.
Nach der
Schlacht bei
Regensburg
[* 16] im Landshuter Erbfolgestreit wurde er vom
Kaiser zum Ritter geschlagen, folgte diesem 1505 auf dem
Zuge gegen den
Herzog von Geldern und dann nach
Italien,
[* 17] wo er an dem
Krieg der Ligue von
Cambrai gegen
Venedig
[* 18] teilnahm. Er förderte die Zucht und kriegerische Ausbildung der Landsknechte mit großem Eifer, stellte in
Tirol
[* 19] den Landfrieden
wieder her, rettete Verona
[* 20] durch seine tapfere Verteidigung und entschied die
Schlacht bei Vicenza Im
Kriege gegen
HerzogUlrich von
Württemberg
[* 21] befehligte Frundsberg 1519 das gesamte Fußvolk des Schwäbischen
Bundes, und 1521 auf dem
Reichstag zu Worms,
[* 22] wo er mit
Luther zusammentraf, erhielt er von
Karl V. den Oberbefehl über ein
Heer, mit dem er jedoch nicht
glücklich in der Picardie gegen
Franz I. operierte, und das er endlich nur durch einen äußerst geschickten
Rückzug retten konnte. 1522 führte er dem
Kaiser 6000 Landsknechte nach
Italien zu, nahm Mailand,
[* 23] siegte bei
Bicocca (s. d.),
leistete dann 1525 wesentliche Dienste
[* 24] in der
Schlacht von Pavia und warb 1526, großenteils mittels Verpfändung seiner
Güter, 12000 Deutsche,
[* 25] durch die er das
Heer des Connetable von
Bourbon verstärkte; als aber im März 1527 die Landsknechte bei
San Giovanni wegen rückständiger Löhnung meuterten, wurde er von einem
Schlaganfall getroffen und konnte das
Heer nicht nach
Rom
[* 26] begleiten.
Nach Mindelheim zurückgebracht, starb er dort Frundsberg hatte zwei
Söhne, Kaspar und
Georg, von
denen sich Kaspar als Söldnerführer in den
KriegenKarls V. gegen
Frankreich auszeichnete; mit
Georg erlosch 1586 sein Geschlecht.
–
Vgl. Reißner,Historia Herrn
Georgen und Herrn Casparn von Frundsberg (lateinisch, Frankf. 1568; deutsch, ebd. 1572);
(spr. frusch-, d. h. Frankengebirge), waldige
Bergkette (546
m) in
Slawonien, etwa 90 km lang von W. nach O. streichend, ist reich an
Eichen-und Buchenwäldern,
Wein- und
Obstbau
(Zwetschen).
¶
forlaufend
395
Frustrieren (vom lat. lruätra, vergebens), ver- eiteln, täuschen-, Frustration, Täuschung.
Frute, sagenhafter dän. König, s. Frothe. Frutlgen.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern,
[* 28] hat 480,9 6 Gemeinden, erstreckt sich vom Hauptkamm der Verneralpen
an der Grenze von Wallis,
links von der Niesen-, rechts von der Echilthorntctte einge- schlossen, bis zum Thunersee'
hinab, und unifaßt das obere und mittlere Kanderthal (Frutigtbal), das Adclboden- oder Engstligen- und das Kien thal. - 2)
Marktflecken und Hauptort des Bezirks Fryxell, 15 kni südlich von Thun, in 828 in Höbe, auf dem linken Ufer des Engstligenbachs,
nahe bei des- sen Mündung in die Kander, am Ostfufte der Nie- senkette, nach den großen Bränden von
1460,1726 und 1827 teilweise stadtartig wiederhergestellt, hat (1888) 4021 cvang.
E., Post, Telegraph,
[* 29] eine 1727 erbaute Kirche,
ein Amt^gebäude, mehrere Gast- Höfe: Fabrikation von Tüchern und Zündhölzchen (8 Fabriken), Spitzenklöppelei, Alpenwirtschaft,
Schafzucht und Ausbeutung der Schicfergruben in der Niesenkctte.
An der Vereinigung des obern Kan- dcrthals
und des Adelbodenthalc und am nördl. Zugänge zum Gemmipah (s. Gemmi)
gelegen, mit Thun, ^piez, Adclboocn und Kandersteg durch Poftstraßen verbunden, hat Fryxell lebhaften Fremden- und Warenverkehr,
und fciue Jahrmärkte sind besonders sür den Viehhandel wichtig. Im Ge- meindebezirk befinden sich mehrere Sckwcfel-
und Mineralquellen und damit verbundene Kuranstalten. - Im 13. und 14. Jahrh, gehörte das Frutigthal den Freiherren vom Thurm
aus dem Wallis
und tam 1400 an Bern,
[* 30] dessen Kastellane auf der Tellen- burg, später Gefängnis und Armenhaus, residier- ten, die sich
1^/., km südlich von Fryxell auf einem Hügel über der Kander erbob, 1885 aber abgebrannt ist.
brutto (ital.), Frucht, Obst, Ertrag;
1^-ntti äi mÄi-6, eßbare Gegenstände des Aleers, Muscheln
[* 31] u. s. w. 'Intti tiutti,
s. 4'utti. ssry (spr. frei), Elisabeth, bekannt durch ihre Be- mühungen um Verbesserung der cngl.
Gefängnisse, geb. auf
Earlham-Hall (Grasschaft Norfolk), Tochter des Gutsbesitzers und Quäkers John Gurney, stiftete selbst
eine Freischule für arme verwaiste Mädchen, die sie nach ihrer Verheiratung mit dem LondonerKaufmann Iofeph Fryxell 1800 er-
weiterte.
Später errichtete sie in London
[* 32] eine Schule für die Kinder der Gefangenen in Newgate, fowie 1819 unter dem Namen
des Newgatcr Vereins eine von einer Vorsteherin und 12 Frauen geleitete Gefangenen in Amerika,
[* 33] Frankreick
und Deutsch- land unternommenen Reifen.
Sie starb in Namsgate.
Die «^Icinon-g of t^6 M» ot' 15. 1 (2 Bde.,' Lond.
1847; 2. Aufl. 1848-, in deut- scher Bearbeitung als Heft 2 der «Lebensbilder aus der innern Mifsion»,
Hamb. 1850) wurden von ihren Töchtern herausgegeben. -
General uud Militärorganisator, geb. zu Carroll- ton in Illinois, trat nach
dem Besuche der Militär- akademie von Westpoint 1847 in das Heer der Ver- einigten Staaten von Amerika
und nahm an dem Feldzuge gegen Mexiko
[* 34] teil, wurde sodann Lehrer an der Militärakademie zu Nestpoint und focht 1861 - 63 in
dem Bürgerkriege gegen die Süd- staaten.
Als Generalprofoh siel ihm 1863 die Auf- gabe zu, die Konskription auf
Grund des
Gefetzes von 1863 durchzuführen und dem Heere den nöti- gen Erfatz zu fchaffen. Fryxell hob bis 1866 1120621 Rekruten aus, ließ 76562 Fahnenflüchtige
einbrin- gen und hatte beim Abschlüsse des Bürgerkrieges noch 2254063 Militärpflichtige in seinen Musterrollen, ^ein Bureau
wurde durch Gesetz vom aufgelöst. Er schrieb: «I^inai
i-eport 0t' tQ6 onoi^- tioN3 ol tN6 1'i'()V03tl31'8N3,I^61i6I'Äi ot'tli6 I^nitecl ^tateä» (1863 - 66) und «lli^tm'ical
auä lozai (H'ect. of di'Lvetg in tno llimiog ok Oro^t Lritaiu llnä tlio I^niteä 8tlltL8» (Neuyork
[* 35] 1877). Frysztak (spr.
früsch-), Markt in der österr.
Ve- zirkvbauptmannschast Iaslo in Westgalizien, links am Wi^loks'luß und an der
Linie Iaslo-Rzcszöw der Österr.
Staatsbahncn, hat (1890) 1398 poln. E., Post, Bezirksgericht (240,83 ^m, 33 Gemeinden, 74 Ort-
schaften, 23391 meist poln. C'. ^1199 Ruthenen^).
Fryxell, Anders, schwed. Historiker, geb. zu Cdsleskog in Dalslano,
studierte in Upsala,
[* 36] wurde 1822 Lehrer und 1828 Rektor an der Ma- rienschule zu Stockholm,
[* 37] 1833 Professor, 1835 Vfarrcr
in Sunne und 1836 Propst über das nördl. Wcrmland.
Letzteres Amt legte er, seit 1840 Mit- glied der SchwedischenAkademie, 1846 nieder,
um sich ganz histor.
Schon seit 1831 hatte er mehrmals die Archive feines Vater- landes durchforscht
und 1834-35 unternahm er eine Reise nach Preußen,
[* 38] Polen, Österreich,
[* 39] Belgien,
[* 40] Hol- land undDänemark,
[* 41] hauptsächlich
mit der Absicht, die in den Zeiten Gustavs 1. nach Polen abgeführ- ten schwed. Urkuuden auszusuchen, von denen aber keine ^pur
sich mehr vorfand. In Kopenhagen
[* 42] und Wien benntzte er die Gelegenheit, die in Archiven aufbewahrten Gesandtfchastsberichte
der 1640-97 am Hofe zu Stockholm accreditierten Minister ab- zuschreiben, die er nach seiner Rückkehr u. d. T.
«IlanälinFiii- voranäe ^V6ii^63 liistoria» (4 Bde.,
Stoäh. 1836-13) herausgab, ^'lhulicheForschungs- reifen machte er seitdem beinahe alljährlich. Fryxell starb zu
Stockholm, feinen Ruf als Histo- riker begrüudete er durch seine «LeiÄtteiLki'
ur- 3von?Iv^ ni3wri6n» (Bd. 1 - 46, Stockh.
1823- 79), deren erste Bände durch getreue Ausfafsung, biogr.
Details und naive und lebendige Darstel- lung zum wahren Volksbuch
geworden sind.
Nationalwerkes, das im 46. Bande bis 1771 reicht, sind in wiederholten Auflagen
erschienen und mehrere von ihnen fast in alle europ. Sprachen übersetzt worden. So erschien verdeutscht
von Homberg die «Geschichte Schwedens bis zum Tode Erichs XIV.» (2 Tle., Stockh. u. Lpz. 1843) und
die «Gefchichte Gustav Adolfs» (2 Tle., Lpz. 1842-43);
letztere auch von einem Ungenannten (edd.1852) in der «Histor. Hausbibliothet»;
von(5ten- dahl die «Geschichte Gustav Wasas» (Neust. a. 0.0. 1831). F.s «li^ialctoiiätilc ui' tiäen
ocn ds ut- inln'ktH lianclilinäo p6i'30N6i'N3. i ^v^i'i^s 1592- 1600» wurde 1830 der höchste Preis der Schwedi-
schen Akademie znteil.
Ein anderes Werk, «Om aii- 8t0lvI'iN-t'01'(1i)lNHN(l6t i 3v6NLiiH niztoi'ion»
(4 Tle.^ Upsala 1845-50),
war gegen Geijer gerichtet und hatte nicht nur einen heftigen Streit mit letzterm
und dessen Schülern, sondern mit der ganzen demo- kratisch-liberalen Partei in Schweden
[* 43] zur Folge. F.s «Zicli'a^ ti!1 Hvorigez
I.ittei'ciUii'-IiiZtm'iH»
¶
forlaufend
396
(9 Hefte, Stockh. 1860-62) sind polemisch und von geringer Bedeutung.
Dnrch seinen frühern amtlichen Wirkungskreis als Schulmann
veranlaßt, veröffent- lichte er mehrere pädagogische Schriften, die ihrer Zeit Aufsehen machten, darunter eine «3v6N3k
spi-äklüin» (Stockh. 1824; 13 Auflagen).
Unter F.s Dichtungen ist das Singspiel " ^Voi-ml^näs- Üicivan» (Npsala 1821),
dem
eingewebte Voltsmelo- dien besondern Reiz verleihen, die vorzüglichste.
Seine Selbstbiographie erschien 1884 u. d. T.: «^lin
Historie Ilizwi'ia».
I". 5., in der internationalen Telegraphie Ab- kürzung für laire 8uivre (srz., d. h. nachzusenden).
?. 3. ^., in England Abkürzung für I^Ilcnv Gesellschaft der Altertumsforscher).
H^. ^'. ^e?/e/c., hinter wissenschaftlichen Tier- benennungen Abkürzung für Friedrich Eigismund Lcuckart
(s. d.). Mu, in China
[* 45] der zwischen Provinz und Hien oder Kreis
[* 46] stehende Bezirk für Verwaltung und Rechts- pflege, durchschnittlich 14000 tikin
groß. Fuad Pascha, Mebemmeo, türk. Staatsmann, geb. zu Konstantinopel
[* 47] als Sohn dcs Dichters Mollah Isset (Izzct),
studierte in Ga- lata Medizin, wußte sich aber zugleich eine gründ- liche Kenntnis des Franzosischen
zu erwerben, die ihn in den Dolmetscherdienst der Pforte führte und ihm dadurch die diplomat.
Carriere öffnete. 1840, nach
MahmudsTode. wurde er als Botschaftssekre- tär nach London und dann nach Paris gesendet. 1843 nach Konstantinopel zurückberufen,
ward er 1845 zum Großreferendar (Amedji) des kaifcrl. Diwans ernannt. 1848 ging er als türk. General- tommissar nach Bukarest,
[* 48] wo er sieb im russ. Sinn die Herstellung dcr Ordnung angelegen sein ließ. Dagegen nahm er später, nachdem er 1852 die Lei-
tung der auswärtigen Angelegenheiten übernommen hatte, in dem durch Frankreich angeregten Streit über
die heiligen Stätten eine Rußland feind- liche Haltung an. Er veröffentlichte eine Schrift «I.H v^i'itü
8iir 1^ huoLtion 608 Iwux 8lnut8», in der er Rußlands Ansprücken entgegentrat, und wurde infolgedessen in so beleidigender
Weise von dem Fürsten Menschikow bei dessen Sendung nach Konstantinopel, Frühjahr 1853, behandelt, daß
er sein Amt niederlegte.
Während des nun folgenden Oricntkrieges (s. d.) befand er sich als Regieruugs-
tommissar im Hauptquartier Omer Paschas, wurde zur Unterdrückung eines Aufstande5 nach Epirns gesendet und erbielt nach
Wiederberstellung der Ordnung den Pasckatitel.
Von da ab befand er sich mit seinem Freunde Aali Pascha abwechselnd in
den höchsten Staatsämtern.
Bei der Christen- mctzclei in Syrien wurde cr im Sommer 1860 dorthin gesandt, und das bei dieser
Gelegenheit in den Verhandlungen mit den christl. Mächten bewie- sene diplomat.
Talent brachte ihn 1861 als Grosi- vezier
an die Spitze der Regierung. 1866 erlangte jedoch die alttürk.
Partei im Serail das Übergewicht und
veranlaßte Fucenter P.s Sturz.
Der bald darauf zum Ausdruck gekommene Aufstand der christl. Kreten- ser, Serbiens drohende Haltung
und die Unabhän- gigkcitsbcstrcbungen des ägypt. Vicekö nigs bestimm- ten jedoch den Sultan, Fucenter P. noch in demselben Iabr
als Minister der auswärtigen Angelegenheiten in ein neues Ministerium zu berufen, und in der That gelang
es ihm, die ägvpt. und dio kretensische An- gelegenheit ohne
offizielle Einmischung des Aus- landes glücklich zu erledigen.
Er starb zu Nizza,
[* 49] wohin er sich zur Kur begeben hatte. Fucenter P. war ein gewandter Diplomat, aber eine gründ- liche
Reform der türk. Zustände bat er nie versucht; auch trifft ihn der Vorwurf maßloser Ausnutzung des
Kredits und somit der Vorbereitung des wirt- schaftlichen Ruins seines Landes. Fuad Pascha, Mebemmcd, türk. General, geb.
um 1840 zu Kairo in
[* 50] Ägypten als Sohn des «da- maligen ägypt. Stabsoffiziers,
spätern Muschirs Hassan Pascha, besuchte die MNäy'chck zu Kon- stantinopel und trat dann in den türk.
Generalstab ein. 1867 ging er auf kurze Zeit als Botschafts- attache uach Paris. Mit Hauptmannsrang- von dort zurückgekehrt,
stieg er zum Brigadier auf, machte als folcher 1876 den serb. Krieg nüt und wurde wäh- rend des Russisch-Türkischen Krieges 187778
zum Divisionär und später zum General(Muschir) be-, fördert, in welcher Eigenschaft er bis zur Rückkehr Osman Paschas
aus der russ. Gefangenschaft mit dein Oberkommando dcr um Koastantinopel her ver- sammelten türk.
Etreitkräftc betraut wurde. Fucenter P. wurde später zum Generaladjutanten des Sultans ernannt und als solcher 1882 zur Übcrbringung
des Imtiaz-Ordens an den KaiserFranzJoseph nack Wien gesandt. Wegen angeblicher Taktlosigkeiten bei letzterer Mission wurde
er nach seiner Rückkehr unter Anklage gestellt aber freigesprochen und seit- dem noch öster zu diplomatischen, allerdings
aus- schließlich Höflichkcitvsendungen verwendet. Fuä-Fusinato, Erminia, ital. Dichterin,
aus israel. Familie, geb. zu Rovigo, be- gann bereits in ihrem 14. Lebensjahre patriotische
Gedichte zu schreiben, die sie 1852 als »Voi-8i 6 üori" herausgab.
Bald darauf lernte sie den Dich- ter Fufinato (s. d.)
kennen, mit dem sie sich 1856 vermählte;
aus Liebe zu ihm war sie zum Christen- tum übergetreten.
Mit ihrem Gemahl zog
sie nach Florenz, 1870 nach Rom, wo sie die von ihr ge- gründete und unter ihrem Namen fortbestehende höhere Töchterschule
leitete und starb. Ihre Dichtuugcn erschienen in einer Gesamt- ausgabe zu Florenz 1879. Außerdem schrieb sie: ((l^a
t'ami^Iia; lo/ioni äi inoi'Hls" (Flor. 1876), «Hcritti oclncHtivi» (hg. von Ghivizzani, Mail.
1880),
Ihre «Nieoi-cli» gab Molmenti beraus (2. Aufl.,
Mail. 1877). -
Vgl. Stahly, E. Fucenter (in Fuang, Fyan, eine G^ldrechnungsstufe und Münze, sowie ein Gold- und (^Übergewicht
in Siam, ein Achtel des Bat (s. d.), wird als siamesische Geld- und Gewichtseinheit in 2 Songpa'i (Doppelpal)
oder 4 Painung oder Pa'i, aber auch in 5 Hun geteilt, sowie als Gewicht in 128 Saga.
Die Münze Fucenter ist ein kleines Silberstück
und hat gesetzlich die Schwere dcs gleichnamigen Gewichts ^ 29^/2 engl. Troygrän oder 1,91 3 und eine Feinheit von etwa 882 Tau-
sendteilen, was etwa 21 deutsche Pfennig oder 12 Kreuzer österr.
Stadt, s. Foca. Fucaccen, Algengruppe, s. Phäophyceen.
Fucastraße, s. San-Iuan-dc-Fuca-Straße. ssucecchio (spr. futscheckio),
Ort im KreisSan Miniato der ital. Provinz Florenz, rechts des Arno, bat (1882) 5866, als Gemeinde 10925 E., Hanf- spinnerei
und Lcinenindustrie.
Fucenter, Bewohner der Stadt Alba
[* 51] Fucentis im Gebiet der Äquer am Fucinersee.
¶
forlaufend
397
Fuchs,
[* 53] eine Unterabteilung der Gattung der Hunde
[* 54] (s. d.), unterscheidet sich durch den biv zum Boden reichenden, langbehaarten
drehrunden Buschschwanz, den stark zugespitzten Kopf, die dichte Behaarung und dadurch, daß die Pupille sich zu einem senkrechten,
schmalen spalte verengt.
Gegen die Mitte des Schwanzes befindet sich eine Drüse, die Viole in der Jägersprache
genannt, die einen meist sehr unangenehmen Geruch verbreitet. E5 sind viele Arten aus fast allen Weltgegenden be- kannt; sie
gleichen sich alle in ihren Gewohnbeiten, Schlauheit, mehr nächtlicher Lebensweise, im Be- wohnen unterirdischer Baue u. s. f.
Am bekanntesten ist der eur 0 päisch e oder gemeine Fuchs, auch Birk - fuchs oder Semmelfuchs genannt l('lnii8
vn^es ^., s. Tafel: Nilde H unde u n d H y ä n e n I, Fi g. 2 beim ArtikelHunde), der über die ganze nördl. Nelt verbreitet
ist, Baue mit einer Haupt- und mehrern Fluchtröhrcn anlegt, wohl auch Dachse au^ den ihrigen vertreibt,
sich von Geflügel, Hasen, Kaninchen,
[* 55] Feldmäusen, Reh- und Hirschtälbern, auch von Aas, Insekten,
[* 56] Heuschrecken,
[* 57] Schnecken,
[* 58] Vogeleiern, Honig, Früchten und Beeren nährt. Sein heiseres Bellen läßt er selten, gewöhnlich zur Nachtzeit, hören, und
selbst jung eingefangen läßt er sich nur schwer zähmen.
Fallen
[* 59] wittert er sehr leicht und vermeidet
sie mit äußerster Schlauheit: als Raubtier
[* 60] und besonders seines nützlichen Felles wegen wird er so viel verfolgt, daß
er bei geringerer Lebenszähigkcit und Fruchtbarkeit schon lange aus- gerottet sein müßte.
In den Ticrfabeln spielt er l"Neineke",
nach dem im 15. Jahrh, versaßten epischen Gedichte «Reineke Vos» so genannt) alv Urtypus der Schlauheit
und Verschmitztheit eine große Rolle.
Auch in der japan. Tiersage nimmt der Fuchs (Kitsnuo) eine hervorragende Stelle ein. Das
Pelzwerk
[* 61] aller Fuchs bildet einen nicht unbedeu- tenden Handelsartikel. (S. Fuchsfelle.) Der Fuchs wird auf dem
Anstande, in Treiben, mit Wildboden- hunden, in Eisen
[* 62] und Fallen erlegt.
Einer großen Beliebtheit erfreuen
sich, besonders in England, die Fuchsjagden zu Pferde
[* 63] mit großen Meuten auf diesen ^port eingeübter Hunde. Man kennt mehrere
Varietäten des europäischen Fuchs, z. B. eine sehr hellbraune in Norwegen;
den Brandfuchs, der im südl. Deutschland
[* 64] und Nord-
italicn nicht selten ist, einen schwarzgrauen Bauck und eine schwärzliche Schwanzspitze hat und srüher
für eine eigene Art gehalten wurde.
Dunkle Erem- plare werden von den Jägern auch als Kohlsü ch f e unterschieden.
ebenfalls wertvoll ist der Pelz des
amerik. Kranzfuchses und des Kitfuchses sCanis cino i'60'3,i-F6iitÄtn8 ,^'//i'cke)').
Charakteristische
Arten der Gattung Fuchs sind: der südamerikanische Fuchs i^änis ^.xai-H6 1^'c^), über alle gemäßigten
Zonen Südamerikas verbreitet, mit runder Pupille, der kleine, aber sehr wilde Korsat (l_^ui" 001-3^0 ^.), mit großen spitzen
Ohren, aus den Steppen- und Wüstenländern Asiens, und der Kama (Canis kamnH ^' aus den ^teppenländern Süd- afrikas.
Eine besondere Gattung bildet heute der Fennek (s. d.).
Zu einer besondern Gattung (I^ti^) rechnet man auch den Eis-, Stein-,
Polar- oder Blaufuchs ^'lniig Illg-oM3 /^., s. Taf. I,
[* 52]
Fig. 3), der die
baumlosen Polarländer bewohnt, sebr kleine Ohren, zwei vorstehende Krallen an den Füßen und fast runde Pupille hat;
auch
im Gebiß zeigt er Ver- schiedenheiten von den eigentlichen Fuchs. Er nährt sich vorzüglich von Vögeln, Fischen, Äsern von
Wal- rossen, Seehunden u. s. f., ist dummdreist und schlau zugleich, hat im Sommer einen braunen oder grau- blauen, im Winter
einen ganz weißen Pelz, der aber nicht sehr geschätzt wird.
Fliegend e Fuchs, s. Fleder- hunde.
In der
Gefangenschaft halten alle Fuchs gut ! aus, sind ihres unangenehmen Geruches wegen aber , wenig beliebt.
Die Preise schwanken
zwischen 10 M. für den gemeinen Fuchs und 100 M. für Kama. Fuchs, ^ 0 m m crkante, Name einiger zu den Eckflüglern t Vaiu^sa)
gerechneten Tagschmetterlinge.
Dahin gehören: der kleine Fuchs oder Nesselfalter (VtML88a uitica^ /.), dessen schwarzdornige
Raupen gesellig aus Nesseln leben, der große Fuchs, Kirsch- suchs oder Rüstcrfalter fV^ne^^ ^olycnlnro^ /^.), dessen zwischen
den rostgelben Dornen fein weiß behaarte Raupen sich auf Rüstern, Weiden u. s. w. finden, und der dem vorigen sehr ähnliche,
aber seltenere und mehr im östl. Deutschland lebende rotgclbe Fuchs oder Salweidenfalter (Vlui688a x^iitli0in^8 ^1^.), dessen
schwarzdornige, auf dem Rücken mit zwei breiten weißen Längvbinoen ge- zeichnete Raupen gesellig auf Salweiden leben.
Fuchs dent in den beiden ersten Semestern;
im ersten ^ mcster beißt er krasser Fuchs, im zweiten Brand-
fuchs oder Brand er (s. 0.).
An einigen Univer- sitäten werden die krassen Fuchs am Ende des ersten Semesters zu Brandcrn gebrannt
(Fuchsbren- nen);
gleichzeitig findet der F uchsritt statt. In den Verbindungen genießen die Fuchs nicht alle Rechte der Burschen;
sie gehören dem engern Verband
[* 65] nicht an, was vielfach dadurch äußerlich zum Aus- ! druck gebracht
wird, daß die Fuchs nur einen Teil (zwei der Vcrbindungsfarben im Band
[* 66] (Fuchsband), häufig auch eine befondere Fuchsmütze tragen
(F u ch sfarbcn).
Bei einzelnenKorps und Burschen- schaften tragen die Fuchs überhaupt kein Band.
Leib- fuchs heißt der Fuchs im
Verhältnis zudem ältern Burschen iLeibburschen), an welchen er sich auf Verlangen der Verbindung oder
nach eigener Wabl enger angeschlossen hat.
Bei den Korps heißen die Fuchs auch R cn 0 ncen. über den Fu ch s ulaj 0 r s. d.,
Fuchs, bei Feuerungsanlagen
[* 67] (s. d.) der vom Fcuerraum znin Schornstein führende
Zugkanal. iVgl. z. B. Dampskessel, Bd.
4, S. 724a.) - über Fuchs als Kriegsmaschine, s. Mauerbohrcr.
Fuchse Sternbild des uördl.
Himmels, dessen Sterne aber alle
schwächer als 4. Größe sind. Im F. steht eine ausgezeichnete, von Messier entdeckte und von Rosse als OunideU uoduiH bezeichnete
! Ncbelmassc;
die bisherigen Beobachtungenhaben ^ den Nebel nickt in Sterne auflösen können, vielmehr
hat Huggins in ihm ein Gasspektrum erkannt. Fuchs, Immanuel Lazarus, Mathematiker, geb. 5. Mai 18.'^ zu Moschin (Provinz Posen),
[* 68] promo- j vierte 185N, war an verschiedenen höhern Lehr- ! anstalten thätig, habilitierte sich Herbst 1865 in Berlin,
[* 69] wo er 1866 eine
außerordentliche Professur erhielt;
1869-74 war er ord. Professor zu Greifs- wald, 1874-75 zu Göttingen,
[* 70] 1875-84 in Heidel- berg , seitdem in Berlin. Seine mathem.
Abhand- , lungm sind in Fachzeitschriften gedruckt.
Einige sei-
! ncr Arbeiten behandeln zahlcntheoretischeProbleme', ^ die meisten sind algebraischen und funktionen-theo- ! retiscken Inhalts.
Die letztcrn betreffen befonders i dasStudium der Funktionen, welche durch Diffc- , rentialgloichungen
definiert werden.
¶
forlaufend
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Fuchs, Joh. Nepomuk von, Mineralog und Che- miker, geb. zu Mattenzcll bei Brem^ bcrg am Vayrischell Wald, widmete
sich zu Wien und Heidelberg
[* 72] der Medizin, zu Freiberg,
[* 73] Bcrliu und Paris chem. und Mineralog.
Studien und habi- litierte sich 1805 zu
Landsbut, wo er 1807 eine or- dentliche Professur erhielt. Er wurde 1823 zum Kon- servator der Mineralog.
Sammlungen zu München,
[* 74] 1826 zum Professor der Mineralogie daselbst er- uannt. Daneben wirkte er anch 1833-49 als Mit- glied
des Obcrmcdizinalausschusses und 1835 - 44 als Oberberg- und Salinenrat.
Seit 1852 in den Ruhestand verseht und im Dez. 1854 in
den erblichen Adelstand erboben, starb er zu Mün- chen. Fuchsenten hat der Mineralogie und anorganischen Chemie durch zahlreiche
Entdeckungen wesentliche Dienste geleistet. In weitern Kreisen ist Fuchsenten bekannt durch die Erfindung (1823) des Wasserglases (s. d.)
und die Anwendung desselben auf die Stereochromie (s. d.).
Er selbst veröffentlichte hierüber «Vereitung,
Eigenschaften und Nutzanwendung des Wasser- glases» (Münck. 1857).
Ferner schrieb er: «Nbcr den gegenwärtigen Einfluß
der Chemie und Mine- ralogie» (Münch. 1824),
die Abhandlungen über den Amorphismus, die Schrift «über die Theorien der Erde,
den Amorphismus fester Körper u. s. w.» theorie auftrat. I. A. Wagner gab als 3. Bd. sei- nes «.Handbuchs
der Naturgeschichte» heraus: «Mi- neralogie nach I. A. von Fuchs» (Kcmpten 1842). . Fuchsenten' «Gesammelte Schriften» gab Kaiser (Münch.
1856) heraus. Fuchs, Karl, Jurist, geb. zu Hanau,
[* 75] studierte in Marburg
[* 76] und Heidelberg erst Philologie, dann Jurisprudenz,
habilitierte sich 1851 zu Marburg, wurde 1857 austerord. und 1863 ord. Professor daselbst. Seit 1871 ständiges
Mit- glied des Universität^kuratorium^, wurde Fuchsenten 1871 zum Geh.
Von seinen
Schriften sind hervorzu- heben: «Beiträge zum Civilprozesi» (1. Heft: «Die Lehre
[* 77] von der Litisdenunziation», Marb. 1855: ^ 2. Heft:
«Das Konkursverfahren», ebd. 1863),
«Kri- , tische Studien zum Pandeltenterte» (Lpz. 1867),
! «Der deutsche
Konkursprozcß» (ebd. 1877).
! Fuchs, Konrad Heinr., Mediziner, geb. zu Bamberg,
[* 78] studierte in Würzburg
[* 79] Medizin, z
war 1825-29 Ecdönleins Assistent im Julius- ^ Hospital daselbst, wo er sich auch nach einer längern ^ Studienreise
durch Frankreich und Italien 1831 als Privatdocent habilitierte. 1833 wurde er außer- ord., 1836 ord.
Professor der Poliklinik
daselbst, 1838 ord.
Professor der speciellen Pathologie und Therapie und Direktor der mcdiz.
Klinik in Göt- tingcn, woselbst
er starb. Er schrieb: «Die trankhaften Veränderungen der .^aut und ihrer Anhänge» (3 Bde.,
Gött/1840-41),
beide Werke gleich ausgezeichnet durch
reiche Erfahrung wie durch sorgfältige Be- obachtung und Klarheit der Darstellung.
Auch gab er «Die ältesten Schriftsteller
über die Lustseuche in Deutschland von 1495 bis 1510» (Gött. 1843) heraus. Fuchs, Leonhard, Botaniker,
geb. zu Wembdingen in Bayern, studierte in Ingolstadt
[* 80] unter Reuchlin und promovierte 1524 zum Doktor der Medizin.
Er trat zum Protestantismus über und wurde 1535 Professor der Medizin in Tübingen,
[* 81] wo er starb. Fuchsenten gilt als
einer
der Väter derBotanik, da er in seinen beiden Haupt- werken «D IiiZtoi-ia
8tii-Mim» (Basel
[* 82] 1545) und «New Kreuterbuch» (ebd. 1543 u.
1545) schon den Versuch machte, eine wissenschaftliche Terminologie in der Botanik einzuführen und zahlreiche Ab- bildungen
seiner Pflanzenbcschreibungen beifügte. Fuchs, Melchior von, Historiker, geb. 1603 zu Riga,
[* 83] studierte in Deutschland, wurde
von seiner Vaterstadt 1639 zum Ratsherrn, dann zum Bürger- meister und als solcher sechsmal zum Burggrafen
Nigas gewählt, deren auswärtige Angelegenheiten er als gewandter Diplomat vertrat.
Verdienste er- warb er sich als Historiker
durch seine «lliswria mnt^ti r0Fiinini8 Lt ^rivilo^ioruin civitiitis IxiZen- 5i8»
(Riga 1654).
Das Werk: «Das rote Buch int0r ^i'cllieinzcoMli^, enthaltend die^ctci zwischen den Erzbischöffcn,
Horr - Meistern und der Stadt Riga in Livland
[* 84] Friebc, Riga 1791), das ihm früher zugeschrieben wurde, hat sich neuerdings
als ein von dem Rats- herrn Witte hergestellter Auszug aus der verloren gegangenen Stadtchronik des Hellcweg erwiesen. Fuchsenten starb in
Riga. -
Vgl. Böthführ, Die Nigische Natslinie (Riga 1877).
Seit 1670 war er Gehcimsekretär
des Großen Kurfürsten, den er auf allen Reisen und Fcldzügen begleitete. 1682 wurde er Mitglied des GeheimenRats.
Mehrfach
war er als Publizist thätig zur Verteidigung der brandenb. Politik',
be- sondere aber wurden ibm viele diplomat.
Sendun- gen übertragen, so 1685 an den Prinzen von Ora- nien, dessen Streit mit
der ^tadt Amsterdam
[* 87] er schlichtete'. 1688 führte Fuchsenten mitBentinck die geheimen Unterhandlungen über die Beteiligung
Branden- burgs an der engl. Erpedition Wilhelms III. 1694 wurde Fuchsenten Kurator der Universitäten und richtete
die neue UniversitätHalle
[* 88] ein. Er starb auf seinem Gute Malchow bei Berlin. -
Fuchs, Robert, Komponist, geb. zu Frauenthal (Steiermark),
[* 89] war ursprünglich zum Lehrer bestimmt, wandte
sich aber der Musik zu und studierte am Wiener Konservatorium (1865- 69), wo er seit 1875 als Lehrer der Komposition wirkt, ^einc
Kompositionen umfassen zwei Opern, «Die Königsbraut» (zuerst Wien 1889) und «Die Teufelsglocke» (Lpz.
1893), zwei Sinfonien, drei Serenaden, ein .Klavierkonzert und zahlreiche Klavier- stücke, Lieder, Ehöre sowie kammermusitalischc
Werke. Fuchsaffe, s. Lemur. Fuchsbrennen, s. Fuchs (student.).
Füchse, fliegende, s. Flcdcrhunde.
Fuchseuten (4'a oder Höhlcngänse,
eine Gattung der Siebschnäbler (s. d.), welche einen libergang zwischen Enten
[* 90] und Gänfen bildet.
Der etwa kopflange, all
derWnrzel gleich hohe und breite Schnabel, dessen Querlamcllen seitlich sichtbar sind, hat eine kräftige Hornkuppe;
die
Schienen sind etwa zur Hälfte uactt, Lauf und Mittelzehe fast gleich lang, ersterer vorn mit sechseckigen
Schuppen.
Das Gefieder ist bunt, befonders weift, schwarz und rost- rot. Die sieben bekannten Arten hewohnen das mittlere und
uördl.
Europa,
[* 91] das südl. Asien,
[* 92] Nord- und Südafrika
[* 93] und Australien,
[* 94] besonders an den Meeresküsten,nisten inHöhlungen und
stellen sich als Mitbewohner in den Höhlen der Kaninchen und selbst der Füchse ein.
oder Brandente und dic eigentliche Fuchsente (1a- ! üoi'im lutüa ^«//.) oder
Rostgans, die etwas ^ tleincr als die vorige ist. Fuchsfalter, ein Schmetterling,
[* 96] s. Fnchs. Fuchsfelle. Die Felle der verschiedenen
Fnchs- ^ arten werden im Ranchwarenhandel nach ihrer Für- ^ dnng eingeteilt. Notfnchs ist der gewöhnliche Fnchs ^
in der gemäßigten Zone; bat er Schwanzspitze, ^ Läufe, Kehle ausnahmswcife schwarz (statt ge- wöhnlich weiß), so heißt
er Brandfuchs. Dcntfch- . land liefert jährlich gegen 100000 Fuchsia. Die besten > Rotfüchse kommen von der Labradorküste,
dann! folgen in absteigender Qnalität Canada, Schweden, ! das inner? Rußland, Sibirien, Dänemark, Schweiz,
[* 97] Bayern, Steiermark, Norddentfchland, die Rhcin- lande, Frankreich, Italien, Spanien.
[* 98] Der Wert schwankt je nach der Onalität und
Herknnft von '2 bis )5 M. das Stück. Der Hanptvcrbranch der- selben zu Pelzfuttern findet in der Türkei,
[* 99] Griechen- land, Rnßland
und Polen statt, wobei dic Felle meistens in Nacken-, Kehl-, Krenz-, Rückenstücke nnd Vänchc zerlegt
und ans jedem besondere Futter ge- macht werden. Höher im Wert, etwa 30-100 M. das Stück, steht das Fell des K rcnzfnchscs,
einer im Norden
[* 100] lebenden Varietät des Rotfnchses, so genannt, weil die dunklere Färbung auf feinem Rücken und seinen Schnltern
einem Krenze gleicht. Dic kostbarsten Fuchsia (ein Fell lostet bis zu 600 M.j sind die Schwarz- und Silberfüchse
in Sibi- rien, auf den Alentcn und in Nordamerika,
[* 101] doch sind die amerikanischen bei weitem schöner und teurer als die sibirischen.
Die Behaarung ist ent- weder dnrchans glänzend schwarz oder an den Spitzen weiß, sodaft ein silberartiger Schimmer
ent- steht (das sind die Silberfüchse): am kostbarsten sind aber die ganz schwarzen. Pelze ans Kehl- und Nackenstücken kosten
7-8000 Rnbel; sie sind an ven Höfen von Rußland und der Türkei sebr be- liebt und werden, wegen ihrer Leichtigkeit, auch
von der hohen Damenwelt gern getragen. Gries- füchse (Graufüchse) sind die Felle einer Fnchsart in Canada
und dem Norden der Vereinigten
[* 102] Staa- ten, mit grobem, auf dem Rücken silbergrau ge- sprenkeltem Haar,
[* 103] im Werte den geringern
Rot- fuchsfellcn nahestehend. Als Kitfüchfe gehen im Handel die Felle verschiedener Graufüchse, die teils aus Nordamerika
als Präriefüchse, teils aus Si- birien und der Tatarei als Steppenfüchse kommen. Die Tiere sind tleincr
als die gewöhnlichen Füchse, nnd ibr Fell mit weichem und dichtem Haar wird ;u leichtem Pelzfutter verwendet. Bei denSteppen-
füchsen unterscheidet man zwei Arten, den Korsat (s. d.) und Karakan, letzterer mit schwarzen Ohren. Vlanfüchfc und Weißfüchse
heißen dic zwei Abarten des Polar- oder Eisfuchses. Von den erstern, die sechsmal teurer als die andern
sind und größten das rnss. Gonvernement Archangelsk, dann die Labradorküste, die nördlich von Amerika gelegenen Inseln,
während bei den Wcißfüchfen wieder die amerikanifchen besser sind als die sibiri- schen und rnssischen. Dic geringsten
Sorten beider liefert Grönland (jährlich 1-3000 Stück, darnnter zwei Drittel blaue) und Island.
[* 104] Nornit
(Mehr- zahl Norniki) heißt in Sibirien der Cisfnchs in einem gewissen Stadinm seiner Frühjahrshä'rung, wo sein Kleid grangelb
mit Schwarz untermischt ist. Diese Fuchsarlcn geben feine warme Pelze, die dunkelfarbigen auch Kragen u.
dgl. Fuchshai (^1op6cill3 vnipsz Fo,i^).), ein schlanker, langschwänziger Haifisch
mit großen sichelförmigen
Brustflosfcn, oben schieferblan, unten fchmntzig hellrot, erreicht eine Länge von über 4 m, lebt im Mittelmeer und im Atlantischen
Ocean, sel- ten in der Nordsee, frißt bcfonders Heringe und ist für den Mcnfchen dnrchaus ungefährlich. Fuchshund, besonders
in England wegen ihrer Ansdauer viel gezüchtete Hunderasse mit schlanken Beinen und breiten, hängenden
Ohren. I'uoksia, Iv., Fuchsie, Pflanzcngattnng, zur Familie der Onagraceen (s. d.) gehörig. Sie um- faßt etwa 50 Arten fchön
blühender Bänme und Eträncher der von Mexiko bis znm füdl. Chile
[* 105] sich ausbreitenden Hochgebirge, wo sie in Lagen von 1000-3000
in vorkommen. C'ine kleine Anzahl von Arten ist anf den Gebirgen der Antillen, Guayanas nnd Brasiliens zu
Hanse, zwei endlich und zwar die einzigen nicht amerikanischen anf Neufecland. Die Gattuug enthält keine Nntz-, sondern
nnr Zier- pflanzen, dic sich dnrch schöne Blüten und Blüten- rcichtnm auszeichnen. Die Blüten bestehen ans einem röhrenförmigen,
längern oder kürzern, leb- haft rot oder rofenrot, seltener violett oder weiß ge- särbten, oben vierspaltigen
Kelch und einer vier- blätterigen rot, violett oder weiß gefärbten Blnmen- kronc. Die Kelchzipfel sind entweder anfrecht
stehend oder znrückgeschlagen und eingerollt, was der Blnme ein schönes Ansehen giebt, die Blumenblätter da- gegen öfter
röhrenförmig znfammengeftellt, der Fruchtknoten ist nnterständig, die Frncht eine fchwarz- violcttrote
Beere. Die Gattnng 1''. (benannt nach dem Botaniker Leonbard von Fnchs, fuchsia d.), ist erst seit Anfang des 19. Jahrh, in Kultnr.
Nachdem infolge oft wieder- holter Ansfaat und Krenznng zahlreiche Varietäten entstanden waren, erlangte sie als Zierpflanze
ihre hentige Bedentung und Verbreitung. Man hat gegenwärtig zablrciche Spielarten, deren Abstam- mnng
oft sehr schwer nachweisbar ist und die im Ban derPflanze und in der Farbe, hanptsächlich aber in der Größe der Blumen, der
Modellierung der Kelchblätter, der Form der Vlnmenkrone, znletzt in der Weise der Blumcnfüllnng die mannigfaltigsten Unterschiede
zeigen. Von den ans dem Heimatlande eingeführten Arten haben die Fuchsienzüchtcr nnr einen sehr kleinen
Teil, wie z. B. 1^. cocciuoa, ^.it. (fuchsia Tafel: Myrtifloren,
[* 95]
Fig. 4), 1^. eorvmdin'olÄ I?. ^., 1?. Flodosll /^s??., 1 tni56U8 2. 1 Fi-aci1i8
2^//., zu Kreuzungen bcnntzt, und sich vielmehr darauf befchränkt, mit den nach und nach in steigender
Pro- gression auftretenden Blendlingen zu arbeiten. Dic Gruppe der neuseeländischen Arten un- terscheidet sich vorzugsweise
durch ihre abwechseln- den Blätter von ihren amerik. Verwandten, schließt aber nnr zwei Arten ein, 1 6xcorticata ^. ///.
und 1^. pi'oculiulioiis ^4. Oil)l?i. Jene ist ein 2-3 ni boher Stranch mit violett-pnrpurnen Blüten, diese
ein fast kriechender Halbstrauch mit niederlegenden Stengeln, purpurnem Kelche und orangegelber Ko- rolle. Die amerik anifchenturzb
lumig enFuch- fien sind dadnrch charakterisiert, daß die Kelchröhre kürzer ist als die Kelchlappen. Zu dieser Gruppe gehören:
1'. inici-oplivila ^/. ./?. (Mexiko),Blätter rnnd, Vlnmcn rosenrot, Mi-viüm-a ^?',?c/i., sehr klein, tleinblnmig, rot,
FlndnLH ^ins//., Blumen kngelför- mig, ai!)oi'08e6U8 HVm.5. (Mexiko), baumartig, Blü- ten lila, in Rispen, FraciliZ ^')lck?.
(Mexiko),Äste hängend, Blume rot, rcichblühend, trii)Ii)'!!a i.
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