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und Schule sowie im geselligen Leben herrscht hier noch gegenwärtig die franz. Sprache. [* 2]
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und Schule sowie im geselligen Leben herrscht hier noch gegenwärtig die franz. Sprache. [* 2]
ein von Bode 1787 vorgeschlagenes Sternbild, aus Sternen der Andromeda gebildet;
die neuern Astronomen erkennen jedoch das Sternbild nicht mehr an.
Ernestine, Malerin, geb. in Danzig, [* 3] Schülerin von R. Jordan und W. Sohn in Düsseldorf, [* 4] bereiste Deutschland, [* 5] Holland, Belgien, [* 6] England und Italien, [* 7] wählte jedoch mit Vorliebe das Leben der Polen und Juden ihrer Heimat und Masurens zum Gegenstande ihrer Darstellungen. Von ihren Gemälden sind zu nennen: Rast poln. Flößer im Walde (1867), Polnische Landpost, Polnische Flößer vor einem Crucifix [* 8] (1869), Jüdische Lumpensammler in Masuren (1870), Die Judengasse in Amsterdam [* 9] am Freitag Abend (1872), Alte Kirche in Masuren (1874), Aus dem Nomadenleben poln. Flößer (1879), Teppichflickerinnen in Amsterdam (1881), Kinder auf einem Kahn zur Schule fahrend (1886), Zug vertriebener Juden, Badende Kinder (1887), Pfingstspiel auf der Heide, Das Gänsemädchen (1891). Sie starb in Düsseldorf.
in Baden, [* 10] Dorf im Amt Schwetzingen des bad. Kreises Mannheim, [* 11] 10 km von Baden, an den Linien Frankfurt [* 12] a. M.-Heidelberg und Friedrichsfeld-Schwetzingen (7 km) der Main-Neckarbahn und Mannheim-Heidelberg der Bad. [* 13]
Staatsbahnen [* 14] (2 Bahnhöfe), [* 15] hat (1890) 1279 E. und Tabakbau.
In der Nähe Seckenheim (s. d.).
Friedrichsfeld ist 1684 von franz. Calvinisten gegründet worden.
Dorf und Rittergut im Kreis [* 16] Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, [* 17] 7 km östlich von Berlin, [* 18] an der Linie Berlin-Kreuz-Königsberg-Eydtkuhnen (Station Lichtenberg-Friedrichsfelde) der Preuß. Staatsbahnen, mit Vorortverkehr nach Charlottenburg [* 19] und Strausberg, hat (1890) 5503 meist evang. E., Post, Fernsprechverbindung, Wasserleitung [* 20] und ein 1719 vom Markgrafen Albrecht von Brandenburg [* 21] erbautes Schloß des Herrn von Tresckow mit großem Park, Acker-und Gartenbau. – Bis 1700, wo das Dorf durch Friedrich III. den Namen Friedrichsfelde erhielt, hieß es Rosenfelde, als welches es schon 1265 erwähnt wird. 1814–15 wohnte hier König Friedrich August von Sachsen [* 22] als Gefangener.
Großer, Kanal [* 23] im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, [* 24] verbindet von Labiau aus die rechts vom Pregel [* 25] ausgehende Deime mit dem zum Kurischen Haff fließenden Nemonien; er ist 19 km lang, an den schmälern Stellen 19–23, an den breitern 137,6 m breit, 1,5 m tief und für Schiffe [* 26] von 134 t benutzbar. Seine Anlegung erfolgte 1689–97 unter dem Großen Kurfürsten von Brandenburg durch die Witwe des Generals de Chieze, Gräfin Katharina zu Waldburg-Truchseß. Der Friedrichsgraben erspart den Schiffen die gefährliche Fahrt über das Haff, dessen Ufer er parallel läuft.
Der Kleine Friedrichsgraben verband den Nemonien mit der Gilge (s. d.), verlor aber seine Bedeutung, seitdem 1833–34 der 11 km lange Seckenburger Kanal in gerader Linie von Seckenburg bis nach Marienbruch am Nemonien, gegenüber der Mündung des Großen Friedrichsgraben, geführt worden war. Dieser kürzt die Schiffahrt ab und vermeidet die starke Strömung des Kleinen Friedrichsgraben, der bei dem Volke «Greituschka», d. h. die Schnelle hieß.
Stadt im Oberamt Tettnang des württemb. Donaukreises, am nordöstlichen, fruchtbaren Ufer des Bodensees und an der Linie Ulm-Friedrichshafen (103,6 km) der Württemb. Staatsbahnen, Hauptspeditions- und Handelsplatz des württemb. Verkehrs mit der Schweiz [* 27] und Italien und Sitz einer Hafendirektion, Eisenbahnbetriebsinspektion, eines Hauptzollamtes sowie der Bodensee-Dampfschiffahrtsverwaltung, hat (1890) 3208 E., darunter 800 Evangelische, Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 28] ein Schloß, ehemaliges Priorat Hofen (meist Sommerresidenz des Hofs), mit offenen Galerien, Kirche und Gemälden neuerer Meister (Pflug, [* 29] Gegenbaur u. a.), eine kath. Pfarrkirche, Kaiser-Wilhelms-Denkmal; Latein-und Realschule, höhere Mädchenerziehungs- und Unterrichtsanstalt (Paulinenstift), histor. und naturwissenschaftliche Sammlungen des Bodenseevereins, gut eingerichtete See- und irisch-röm. Bäder, Molkenkuranstalten, schönes Kurhaus, Parkanlagen, neues Krankenhaus, [* 30] Wasserleitung, Gasbeleuchtung; Maschinenreparaturwerkstätte, Schiffswerfte, Sohlleder-und Parkettfabrikation, Fischerei, [* 31] lebhaften Dampfschiffahrtsverkehr (Dampftrajekt für Bahnzüge nach Romanshorn), ergiebigen Feld- und Obstbau, Viehzucht [* 32] sowie bedeutende Obstmärkte. – Friedrichshafen hieß früher (schon 837) Buchhorn, war Sitz der Linzgauer Grafen, die sich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrh. auch Grafen von Buchhorn nannten, kam nach deren Aussterben an die Welfen und fiel nach dem Tode Welfs VI. an die Hohenstaufen. 1275 von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt erhoben, stand es unter dem Schutze von Überlingen. 1474 erwarb es zu der Herrschaft Baumgarten noch die über Eriskirch. Die Münze von Buchhorn wurde 1705 zerstört. Im 14. Jahrh. trat es zu dem Schwäbischen Städtebunde, kam 1802 an Bayern [* 33] und 1810 an Württemberg. [* 34] 1811 wurde Hofen mit Buchhorn vereinigt und seitdem heißt es Friedrichshafen –
Vgl. Friedrichshafen am Bodensee (Zür. 1887).
in Jütland, s. Frederikshavn.
Dorf im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 20 km im O. von Berlin, am Ausfluß [* 35] der Spree aus dem Müggelsee, an der Linie Berlin-Sommerfeld der Preuß.
Staatsbahnen, mit Dampferverbindung nach Berlin und Vorortverkehr nach Grunewald und Fürstenwalde, [* 36] hat (1890) 7903 E., Post, Telegraph, Erzgießerei (Gladenbeck + Sohn), Handschuhfabrik und ist beliebte Sommerfrische der Berliner. [* 37] Friedrichshagen ist 1753 durch Friedrich d. Gr. als Spinnerkolonie gegründet, worauf noch die Maulbeerbäume hinweisen.
1) Friedrichshall bei Lindenau, ehemalige Saline im Kreis Hildburghausen [* 38] des Herzogtums Sachsen-Meiningen, 4 km im SO. von Heldburg, an der Kreck und der Nebenlinie Hildburghausen-Lindenau-Friedrichshall (30 km) der Hildburghausen-Heldburger Eisenbahn, hat (1890) mit dem benachbarten Lindenau, mit dem es eine Gemeinde bildet, 441E., Postagentur, Fernsprechverbindung, zwei Bitterwasserquellen und Badeanstalt. [* 39] Das Friedrichshaller Bitterwasser enthält in 1 l Wasser 61,396 g feste Bestandteile, nämlich 18,239 g schwefelsaures Natrium, 24,621 g Chlornatrium, 2,096 g Chlormagnesium, 3,087 g kohlensaures Natrium, 1,370 g Chlorkalium und 0,204 g Bromnatrium und zeichnet sich vor andern Bitterwässern wesentlich durch seinen hohen Kochsalzgehalt aus; die Chlorverbindungen wirken besonders wohlthätig auf den Gesamtorganismus, weshalb ihm namentlich bei längerm Gebrauch der Vorzug gegeben wird. Die Versendung beträgt ¶
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jährlich mehr als 1 Mill. Flaschen. -
Vgl. Gutt- mann, Das Friedrichshaller Bitterwasser (in der Salme und Steinsalzbergwerk im Oberamt Neckar- sulm des württemb. Neckarkreises bei Iagstfeld, am Einfluß der Jagst und des Kochers in den Neckar und an einem Schiffahrtskanal (10 m breit), liegt in 154 m Höhe und ist Sitz eines Salinenamtes. In Friedrichstadt und der 5 km entfernten tönigl.
Saline Clemens hall, wo die Sole aus 4 Bohrlöchern gepumpt wird, werden jährlich in 6 Sudhäusern etwa 15000 t Salz [* 41] aus Sole und 100000 t Stein- salz gewonnen. Die Saline ist 1820 gegründet, das Steinsalzbergwerk seit 1860 im Betrieb. Nahebei das Dorf Iagstfeld (s.^d.).
fterikshald. Friedrichs hall, ^tadt in Norwegen, [* 42] s. Fre- Friedrichshof, Marktstecken im Kreis Ortels- burg des preuft. Neg.-Bez. Königsberg, 27 kin im SO. von Ortelsburg und 3 km von der russ. Grenze, an der rechts zur Narew gehenden Szkwa (hier im obern Laufe Rosog genannt), hat (1890) 2321 meist poln. E., darunter 67 Kallwliken und 38 Israelitcn, Post, Telegraph, Nebonzollamt, Präparandenanstalt; Ackerbau, Viehzucht, Grenz- handel, besonders mit seidenen Zeugen aus Frank- reich und der Schweiz, und in der Nähe Brennereien, Ziegeleien sowie umfangreiche Staatsforsten.
Friedrichsorden, ein württemb., von König Wilhelm zur Belohnung von Militär- und Civilverdienst gestifteter und er- weiterter Orden [* 43] mit fünf Klassen: Grosilreuze, Kom- ture erster und zweiter Klasse und Ritter erster und zweiter Klasse. Ordenszeichen ist ein achtspitziges, weiß emailliertes goldenes Kreuz, [* 44] aus dessen Win- keln goldene Stradlcn hervorgehen und das auf weißem Mittelschilde die goldene Namenschiffre 1^. mit der Königskrone darüber trägt.
Letztere ist bei den Komturkreuzen von einem blau emaillierten Spruchbande mit den Worten «Gott und mein Recht» umgeden. Beim Großkreuz zeigt das Mittelsckild dav Bild des Königs Friedrich mit der Umschrift «Friedrich, König von Württemberg». Da5 Ritter- kreuz zweiter Klasse hat keine Strahlen und ist von Silber. Für Kriegsvcroienste wird der Orden mit Schwertern verliehen. Das Ordensband ist blau. König Wilhelm 11. stiftete 1892 eine mit dem Friedrichstadt verbundene goldene Verdienstmedaille, die die Be- zeichnung «Verdienstmedaille des Friedrichstadt» führt; sie wird am Bande des Ritterkreuzes des Friedrichstadt getragen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden 11, [* 40] Fig. 4.) Friedrichsort, Festung [* 45] im Kreis Eckernförde des preuh.
Reg.-Bez. Schleswig [* 46] und Kieler Föhrde, beim Artikel Kiel), [* 47] an der Einfahrt in den Kieler Hafen, hat (1890) 1566 E., Post, Telegraph, Zeugbaus, Torpedowerk- statt (die 800 Ardeiter wohnen in der nahen fis- kalischen Arbeiterkolonie Prieserhöh), Minen- und Anillcricdepot, Fortifitation, große Kasernen für die hier garnisonierende 1. Matrosenartillerie-Ab- teilung, Matrosendivision und Schiffvjungenabtei- lung, simultane Garnisonkirche, Garnisonschule und ein Leuchtfeuer. - Erbaut 1632 von dem dän. König Christian IV. auf der Landznnge Priesort, d. h. aus der zur Feldmark des Dorfes Pries gehörigen Spike (Ort-^ Ecke), 1648 geschleift und 1663 vom König Friedrich III. wiederhergestellt, hieß die Festung ab- wechselnd Christianspries und Friedrichstadt, je nach dem Namen des regierenden Königs von Dänemark; [* 48] erst seit Friedrich V. blieb der Name Friedrichstadt. Die Schweden nahmen Friedrichstadt mit Sturm und durch Kapitulation.
Während des Krieges 1848 -50 war Friedrichstadt von den Schleswig-Holsteinern besetzt, wurde aber nachher entfestigt und erst nach 1867 von den Preußen [* 49] neu befestigt. In Verbindung mit mehrern ^orts und Küstenbatterien [* 50] sperrt der Platz jetzt die Einfahrt zum Kieler Hafen. Gegenüber Friedrichstadt im Kreis Plön liegt die dem adligen Fräulein- kloster Preetz gehörige Probstei mit dem Hauptort Schönberg und den Ostseebädern Altheikendorf, La- boe und Stein; die Bevölkerung, ursprünglich Hess.
Kolonisten, bat manche Eigentümlichkeiten in Tracht und Sitte bewahrt. Der nordöstlich daranstoßende Strich der Ostsee wird die Kolberg [* 51] er Heide genannt und ist berühmt durch den Eeesieg des dän. Königs Christian IV. über die schwed. Flotte unter Klaus Flemming sowie durch den Sieg der dän.-niederländ. Flotte über die schwe- dische und das Seetreffen der Dänen unter Niels Iuel mit den Schweden unter Sjöblad Fricdrichsruh, Besitzung des Fürsten Bis- marck im Kreis Herzogtum Lauenburg [* 52] des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 26 1 cm im SÖ. von Ham- burg, bildet mit dem umschließenden Sachsenwald (s. d.) den selbständigen Gutsbezirk Eckwarzendek ls. d.), liegt an oer^Linie Verlin-Wittenberge-Ham- burg der Preuß. ^taatsbahnen, ist Sitz der Ver- waltung sür die fürstl. Vismarcksche Fide'ikommiß- herrschaft und hat (1890) 219 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, das Herrenhaus des Fürsten Bismarck und eine Dampfschneidemühle. In dem Gutsdezirk befinden sich die Ziegelei Friedrichsruher Thonwert bei Reiubek und die Pulverfabrik Düne- berg an der Elbe. Fürst Vismarck erhielt Friedrichstadt 1871 als Gefchent von Kaiser Wilhelm I. Friedrichstadt.
1) Krcis im östl. Teil des russ. Gouvernements Kurland, [* 53] ein 75 kni langer, bis höch- stens 35) km breiter Streifen Landes zwischen der Düna und der Grenze des Gouvernements Kowno, mit lehmigem, wenig fruchtbarem Boden, Hat3504,i qkin,67667 E. (meist Letten), Getreide-, Flachsbau, Bienenzucht [* 54] und Brennerei. - 2) Friedrichstadt, lett.ela.nn3. .I^FÄNH (Neu-Mitau) oder «s^una. IUZI16 (Neu- Riga), [* 55] Kreisstadt im Kreis Friedrichstadt, 127 km östlich von Mitau, [* 56] in einer Niederung links der Düna, hat (1888) 6649 E. (Juden mit Deutschen und Letten untermischt),
je eine prot. und russ. Kirche, eine kath. Kapelle, zwei Synagogen, Kleingewerbe und Han- del. - Friedrichstadt, 163") gegründet, hieß anfangs Neustadt- chen und erbielt 1646 seinen jetzigen Namen nach dem Begründer Herzog Friedrich von Kurland. Friedrich stadt, Stadt im preuß. Neg.-Bez. und Kreis Schleswig, an der Eider und der Mündung der Treene, von drei Armen der Treene durchschnit- ten und umflossen, an der Linie Heide-Tondern der Preuß. ^taatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flcnsdurg), Neoenzollamtcs erster Klasse und der Deichgrassshast für die benachbarte Landschaft Stapelholm, hat (1890) 2337 E., dar- unter 76 Katholiken und 129 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, je eine luth., mennonit., remon- stramisch-reform. und kath. Kirche sowie eine Syna- goge, Rettoratsschule, Bankverein, einen geräumigen Seehafen und eine vielbenutzte Fähre über die Eider nach Ditbmarschen sowie Fabrikation von Seife, Parfümerien, Düngstoffen, Schwefel- und Oxal- säure, bedeutende Fluß- und Küstenfischerei (Stör- fang). Die Stadt ist nach Holland. Art in einem 23* ¶
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Viereck [* 58] regelmäßig erbaut mit geraden, von Ka- nälen durchschnittenen Straßen und einem Markt- platz in der Mitte. - Friendly wurde unter Herzog Fried- rich III. von Schleswig-Holstein-Gottorp 1621 von niederländ. Arminianern (Remonstranten) begrün- det, und alle Einwohner erhielten völlige Religions- freiheit. Im ersten Deutsch-Dänischen Kriege wurde Friendly von den Dänen besetzt und stark verschanzt, darauf vom 29. Sept. bis 4. Okt. von den ^chleswig-.holsteinern unter General von der Tann ohne Erfolg beschossen, wobei ein großer Teil der Stadt niederbrannte und in der Bauart ihr früheres Holland.
Gepräge verlor. Friedrichsthal, Dors im Kreis Saarbrücken [* 59] des preuß. Neg.-Vez. Trier, [* 60] an der Linie Neunkir- chen-Saarbrücken der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 0254 E., darunter 2500 Evangelische, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche'/Steinkohlen- bergbau (Gruben Friendly und Maybach mit 2400 Arbei- tern), 4 Glashütten (800 Arbeiter), Fabrikation von Preßkohlen, Gießereischwärze und Thomasmehl. Friedrichswerth, Torf im Landratsamtsbezirk Waltershausen des Herzogtums Sachsen-Gotha, an der Nesse und an der Nebenlinie Vusleben-Groften- behringen der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gotha), [* 61] hat (1890) 432 cvang. E., Postagentur, Telegraph und Domäne. Friedrich-Wilhelm-Gestüt, ein 1787 unter der Leitung des als Pferdezüchter berühmten preuß. Oberstallmeisters Grasen Lindenau bei Neustadt [* 62] a.d. Dosse errichtetes preuß. Hauptgestüt, in dem haupt- sächlich edle Reitpferde gezüchtet wurden. Das Friendly wurde 1877 nach Veberbeck (f.d.) verlegt. Die leer ge- wordenen Gestütsstallungen wurden zur Ullterbrin- aung des solange in Lindenau stationierten brandenb. äandgestütes verwendet, welches setzt den Namen Brandenburgisches Landgestüt Neustadt trägt.
Friedrich-Wilhelm-Hafen, Hafen an der Nordostküste von Kaiser-Wilhelms-Land, nördlich von der Astrolabebai, wird durch die Schering- Halbinsel sowie durch mehrere nördlich vorgelagerte Inseln gebildet, ist bis 20 m tief, geräumig und sicher. Friendly ist seit Ausgabe der Station Finschhasen (1891) Hauptstation ^der Kolonie und Sitz des Landeshauptmanns. Die Anlagen der Station befinden sich auf der Nordküste der Schering-Halb- insel ; eine Missionsstation der Rheinischen Missions- gesellschaft liegt 2 kni nördlich auf der Aly-Insel oder Siar. Die Umgebung ist fruchtbar; die Be- fürchtungen, die Küste fei ungesund, haben sich bis jetzt nicht bestätigt.
Friedrich-Wilhelmsbad, s. Putbus. Friedrich-Wilhelmsdorf, erste Heimatkolo- nie, s. Arbeiterkolonien (Vd. 1, S. 814a). Friedrich-Wilhelmsinstitut, inediz.-chirurg., s. Vildungsanstalten, militärärztliche. Friedrich-Wilhelmskanal oder Müllroser Kanal, vom Großen Kurfürsten von Brandenburg 1668 angelegt, stellte früher die einzige direkte Ver- bindung zwifchen Oder und Spree dar. Am Vries- kower l^ee auf 21,o? über Normalnull die Oder verlassend, erreichte er mit 7 Schleusen die kanali- sierte untere l^chlaube, einen rechten Nebenstuß der Spree, und durch diesen mittels zweier weitern Schleusen die Spree unweit Müllrose, auf -i-39,oi über Normalnull.
Seine geringen Abmessungen - 9,4 in Sohlbrcitc, 1,50 in Tiefe, 40,2 in Schleufcn- länge, 5,24 m Breite [* 63] und 1,5? bis 1,73 in Tiefe - ließen nur Fahrzeuge von 120 t Zu; auch erforderte seine Benutzung für die von der obern Oder kom- menden Schiffe einen weiten Umweg. Diese Um- stände waren es mit, die zur Erbauung des Oder- Spreekanals ff. d.) führten, der von dem 22,76 Km langen Friendly nur die 11,5 km lange Schlaubestrecke benutzt und diese erweitert und vertieft hat. Die Vrieskower Schleuse des Friendly passierten 1890 auf 6014 Schiffen nach Berlin zu 154674, von Berlin her 35 898 t, außerdem 52 238 t Floßholz. -
Vgl. Toeche-Mittler, Der Friendly und die Berlin-Hamburger Flußschiffahrt (Lpz. 1891).
rrienai^-3ooistis8 (engl., fpr. frenndlk ßo- ßeiitis), Bezeichnung der von den Gewcrlvereinen unabhängigen engl.Kilfsgesellscbaften, die sich mei- stens auf die Gewährung von Unterstützungen bei Krankheiten, Sterbefällcn und Geburten beschrän- ken. Solche, die lediglich die Versicherung von Begräbnisgeld bezwecken, heißen Lurilri Zocieties. Die Verbreitung dieser gänzlich auf dem Boden der Freiwilligkeit stehenden Gesellschaften beginnt be- reits Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh., und einige von den gegenwärtig noch bestehenden haben eine beinahe zweihundertjährige Existenz hinter sich.
Manche haben freimaurerische Formen und Ge- bräuche, wie der Orden der «Odo Fellows Manchester [* 64] Unity» und der Orden der «Foresters», welche 695687 bez. 738166 erwachsene und 73816 bez. 92554 jugendliche Mitglieder hatten. Die Ge- setzgebung hat sich mehrfach mit der Negelung der Stellung der K 8. befaßt. Die erste hierher ge- hörende Parlamentsatte datiert von 1793; einen gewissen Abschluß aber hat diese Gesetzgebung erst durch die «^ritmcN^ 800i6ti63 ^.ct» vom (38 u. 39 Vict. c^p. 60) erhalten, der eine umfassende Enquete vorhergegangen war; sie ist durch spätere Gesetze, welche 1887 ergänzt und zu- sammengefaßt wurden, nur wenig verändert wor- den (50'u. 51 Vict. cap. 56). Die Gesellschaften können sich hiernach registrieren lassen oder nicht.
Betreffs der Negistrierungsfähigleit bestehen jedoch mancherlei Bedingungen; fo müssen Kassen, welche Altersrenten zuwenden wollen, eine von einem Versichcrungsmathematiter entworfene Prämien- tabclle vorlegen. Die Vorteile, welche die re- gistrierten Kassen genießen, sind Stempelfreiheit, Erleichterung in der Verwaltung des Vereinsver- u. s. w.; sie sind dafür aber verpflichtet, jährlich einen Ausweis über die vorhandenen Kapitalien ! sowie über ihre Einnahmen und Ausgaben vorzu- legen, und alle 5 Jahre einen Ausweis über ihre Attiva und Passiva nach sachverständiger Taration an die Negisterdehörde einzusenden.
Chef dcr Negi- stricrung/behörde ist der ^liikl I^Lgi^ti-ai' ot' 5V 8., dem Hilfsbeamte beigegeben sind. Er übt die Auf- sicht über die Kassen aus, tann die finanzielle Lage einzelner Kassen untersuchen lassen und finanziell gänzlich heradgetommene auflösen. Jährlich wird dem Parlament Bericht erstattet. Die Zahl der bestehenden Kassen zuverlässig festzustellen, ist nicht gut möglich. 1890 sandten 18 342 registrierte Ge- sellschaften Jahresberichte ein; ihre wirtliche Zahl ist aber großer. Die Zahl der unregistrierten ist gänzlich unbekannt. Die Verwaltung der ^. 8. ist im ganzen wenig befriedigend. Nach dem letzten (1892 veröffentlichten) Bericht des (^ist i^iL^r sandten Ausweise 14988 Gesellschaften, unter ¶
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chensichbei3122emUberschußvon1781319Psd.St. herausstellte, wogegen 11866 Gesellschaften ein Ge- samtdeficit von 10 734515 Pfd. St. auswiesen. - Vgl.Hasbach,Dasengl.Arbeiterversichcruugswesen (Lpz. 1883); dcrs., Arbciterversicherung in Groß- britannien lim «Handwörterbuch der Staatswissen- schaften», Vd. i" (Iena 1890), S. 535 fg.; Värn- reither, Die engl. Arbeitervcrbände und ihr Recht, Bd. 1 (Tüb. 1886); I.F.Willinson, ^i6^.8.^l0V6- M6nt, tn6 ^inÜHt^ä Oi'li6l8 (Lond. 1886); Pratt, I.av ok ^. 8., hg. von Vrabrook (ebd. 1888). Fries, in der dekorativen Kunst der Ein- fassungsstreifen einer Fläche zur Abgrenzung der- selben oder zur Vermittelung mit einer Umsäumung iRand, Borde oder Vordüre).
So z. V. sind Fries bei Tapeten oder gemalten Wandfeldern die glatten oder verzierten Umrahmungsstreifen derselben; bei Holz- fußböden die gewöhnlich aus härterm oder duntlerm Holze bestehenden Nahmenhölzer, welche die aus ge- wöhnlichen Dielen hergestellten größern Felder ein- fassen (Friesfußböden); bei Gefäßen, Geräten u.s.w. die mit Rundstäben, Karniesen, Plättchen u. s. w. eingefaßten Verzierungvstreifen.- In der Bau- tun st ist der Fries ein schmaler Fläcbenstreifen zwi- schen dem Architrav [* 66] und dem darüber befindlicken Kranzgesims [* 67] der antiken Tempelgebälke und der da- nach gebildeten modernen Gurt- und Hauptgesimse an Gebäuden, oder zwischen dem Sturz und dem Verdachungsgesims an Tbüren und Fenstern. Da der im dor.
Baustil aus Triglyphen und Metopen [* 68] ls.d.) bestehende, im ionischen in ungehinderter Fläche behandelte Fries der meisten antiken Tempel [* 69] zur Auf- nahme von Reliefdarstellungen (^o^noi-og, Bild- träger) diente, fo nennt man oft auch diese letztern selbst so (z.B. Parthenonfries), nber die verschiedene Behandlung des Fries siehe die verschiedenen Kunst- perioden, wie Romanischer Stil, Renaissance u. s. w. und die Knust (nebst Tafeln) der einzelnen Länder. Fries, Gewebe, [* 70] s. Flaus.
Fries, Bernhard, Landschaftsmaler, jüngerer Bruder von Ernst Fries, geb. 16. Mai 182() zu Heidelberg, [* 71] erhielt seinen ersten Unterricht bei dem Historienmaler Coopmann in Karlsruhe [* 72] und bil- dete sich 1835 - 37 auf der Münchener Akademie, worauf er im Frühjahr 1838 nach Rom [* 73] ging. Hier brachte er 8 Jahre zu und bereiste dann alle Kuust- sitze Europas. Infolge seiner Teilnahme an den Bewegungen seit 1848 wurde er Jan. 1352 aus Bayern ausgewiesen. Die ital. Natur in idealer Auffassung stellte er mit Vorliebe dar.
Von seinen Gemälden sind hervorzuheben: Der Tiber in der Nähe von Rom (München, [* 74] Neue Pinakothek), Am Monte-Serone (Stuttgart, [* 75] Museum), Ital. Gebirgs- landschaft (Karlsruhe, Kunsthalle), Die Mamellen zwischen Eivitella und Eubiaco im Sabinergebirge München, Galerie Schack). Sein Hauptwerk ist ein Cyklus von 40 Bildern zur landschaftlichen Cbarak- teristit Italiens [* 76] und Siciliens, den er 1865 vollendet hatte und von dem zwei Gemälde im Treppenhausc des Münchener Polytechnikums aufgestellt wurden. Fries starb in München.' Fries, Elias Magnus, schwed. Botaniker, geb. im Kirchspiele Femsjö im Stifte Weriö, studierte in Lund und wurde daselbst 1814 Docent, 1819 Adjunkt und 1828 Demonstrator der Botanik.
Als Professor der praktischen Olonomie ging er 1834 nach Upsala, [* 77] wo er 1851 auch die Professur der Botanik sowie die Direktion des Vo- wmscken Muscllms und des Botanischen Gartens der Universität erhielt. Die Universität Upsala wählte ihn zu ihrem Deputierten für dieNeichstags- versammlungen 1844-45 und 1847-48. Seit 1859 lebte er im Ruhestande zu Upsala und starb daselbst In seinen Forschungen um- faßte Fries die gesamte Botanik, Phanerogamen wie Kryptogamen. Auch führte er in Schweden zuerst die morpholog. Behandlung derselben und das natürliche System ein. Die Gründe für letzteres entwickelte er in dem «sMoirm ordiZ veMabiliZ» (Lund 1825). Großes Verdienst hat er sich durch zahlreiche Arbeiten über specielle Gegenstände der Botanik erworben. Sein erstes Hauptwerk dieser ^ Art war das durch die " ()I36lv5Ui0U68 in^eo- I0MÄ6» (2 Bde., Kopenh. 1815-18; neue Aufl., ebd. 1824) und andere Schriften vorbereitete (c^xstLina ni^ooIoMuin" (3 Bde., Lund u. Greifsw. 1821-29; Suppl., ebd. 1830-32),
welches in dem «^Iei!(^l.i8 flMF0ruin» (2 Bde., Greifsw. 1828) ! und später in «^'ovas ^mlwlao in^coltt^icaL» ^ (Abteil. 1,Upsala1851) eine Ergänzung erhielt. Für Flechten, [* 78] schuf Fries durch die «1^c1i(^ M0Ä i'^i'ormlttlv) (Lund u. Greifvw. 1831) eine sichere Grundlage, nachdem er schon vorher »8c!io llnla" ci'UicaL (14 Hefte, Lund 1824-33) herausgegeben hatte. Unter seinen Monographien verdienen die «8vm- dniae; lul Instoi'iain lii^r^im-um» (Upsala 1848), die «^Viiiniii'lilliiiMi' (it'ver äe i 8v6i-i^6 v^xtinäe I'iiai'toi-nli ocn ä6i'ii8 ol'oiwinisIiH n)tw» (ebd. 1859),
die «^l0N0Fi^)IliH ii^mc'nom^cetum 8no- ciao» l2 Bde., ebd. 1857-63) und das Kupferwerk tt8v0i'i^L3 lUliM ocii ßit'tiM 8vHini)^i'" (Stockh. 1862-69),
sowie «IcOIlLä 86l6l)t3.0N)'IN6N()IN)^6tUM noiidum (leiino^toi'nm» (ebd. 1867 fg.) besondere Erwähnung. Über die Flora Skandinaviens ver- öffentlichte Fries in der «I^iora IIa1l».ucIicN» (Lund 1817),
den «Kovitwo tim-a» 8n6cica6" (2. Aufl., ebd. 1828),
wozu drei wichtige «IVIiiiiti88a6» (3 Hefte, Lund u. Upsala 1832-48) gehören, ferner in der «^lora 8oanicH» (Upsala 1836) und der «3nm7na ! voZ6tadi1ium 8c^uäiullviH6», Bd. 1 u. 2 (Stockh. u. Lpz. 1846-49) niedergelegt. Sein «Ilei-dai-ium uor- male» (UpsalcN847 fg.) enthält die seltenen Pflanzen des gesamten Skandinavien. Außerdem hat Fries eine große Menge kleinerer Aufsätze herausgegeben, von denen er einiges in den auch stilistisch ausgezeich- neten «I5otHni3lvH uttl)^t6i-» (3 Bde., ebd. 1852 ! -64) zusammenstellte. Seine Schrift «Xi-o nawr- l wurde von Hornschuh (Dresd. u. Lpz. 1844) ins ! Deutsche [* 79] übertragen. Fries, Ernst ^ Landschaftsmaler, geb. zu Heidelberg, erhielt seinen ersten Unterricht im Zeichnen bei Rottmann dem filtern, dann seit 1818 auf der Münchener Akademie unter Langer. Auf Reifen in Tirol [* 80] und der Schweiz und dem größ- ten Teile von Deutschland sammelte er mit rastlosem Eifer zahlreiche Skizzen. 1823-27 bereiste er Ita- lien und verweilte dann, nach Deutschland zurückge- ^ kehrt, zuerst einige Jahre in München, bis er 1831 ^ nach Karlsruhe bcruscn und zum Hofmaler ernannt ^ wurde. Er starb daselbst aber schon ! Eine treue Wiedergabe der Natur, ein hoher Ernst und eine vollkommene Beherrschung der Technik zeichneten seine meist Italien entnommenen Land- schastsbilder aus. Hervorzuheben sind: Wasserfall des Liris bei Isola di Sora (1828; München, ^eue ¶
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Pinakothek), Heidelberger Schloß, Stadt Heidelberg (beide, 1829; in der Berliner Nationalgalerie), Ital. Landschaft (1833; ebd.), Landschaft im Charakter des Latinergebirges (Karlsruhe, Kunsthalle), Land- schaft aus dem Sabinergebirge (Städtisches Museum zu Leipzig). [* 82] Fries, Jak. Friedr., Philosoph, geb. zu Barby, crbielt seine Bildung ftit 1778 in der Vrüdergemeiuc daselbst, auf deren Seminar er auch seine tbeol. Studien trieb. Seit 1795 stlldicrte er Philosophie, zuerst in Leipzig, dann in Jena, [* 83] wo er 1801 die (Erlaubnis zu Vorlesungen erhielt. Er wurde 1805 Professor der Philosophie und Elemen- tarmathematik in Heidelberg, 1816 Professor der theoretischen Philosophie in Jena. Nach dem Wart- burgfeste, dein er beiwohnte, wurde er seiner angeb- lich demagogischen Ansichten halber 1819 vom Lehr- amt suspendiert, erhielt aber 1821 die Professur der Physik und Mathematik, die er bis zu seinem Tode, bekleidete. Am wurde ihm zu Jena am Fürstengraben eine Büste errichtet. Gleich I. G. Fichte [* 84] unternahm Friesel, der Philosopbie Kants eine strengere systematische Form zu geben; doch suchte er seine Darstellung der Weltanschauung Kants nicht lediglich auf dialektischem Wege, wie Fichte, sondern gestützt auf die Thatfachen der innern Erfahrung, d. h. dnrch Psychologie, zu begründen. Diese seine Grundausicht legte er nieder in seinem Hauptwerke «Neue oder antbropol. Kritik der Ver- nunft» (3 Bde., Heidelb. 1807; 2. Aufl. 1828-31). Außerdem veröffentlichte er: «Philos. Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung» (Jena 1803),
«System der Philosophie alv evidente Wissen- schaft» (Lpz. 1804),
«System der Logik» (Heidelb. 1811; 3. Anfl. 1837),
«Vom Deutschen Bund und deutscher Staatsverfasfung» (ebd. 1816; neue Aufl., u. d. T. «Die Verfassung und Verwaltung deutscher Staaten», 1831),
«Handbuch der praktischen Philo- sophie» (2 Bde., Heidelb. 1818-32),
«Handbuch der psychischen Anthropologie» (2 Bde., Jena 1820-21; 2. Anfl. 1837-39),
«Mathem. Naturphilosophie» (Heidelb. 1822),
«SystemderMetaphysik» (ebd.1824),
«Geschichte der Philosophie, dargestellt nach den Fort- schritten ihrer Entwicklung» (2 Bde., Halle [* 85] 1837-40), «Versuch einer Kritik der Principien der Wahrschein- lichkeitsrechnung» (Vraunschw. 1842). Seine An- sichten über Religion enthalten: «Die Lehren [* 86] der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung, oder die Hauptsätze der Tugend-uud Glaubenvlehre» (Heidelb. 1823) und der philos. Roman «Julius und Eva- goras, oder die Schönheit der Seele» (2 Bde., ebd. 1622). -
Vgl. Kuno Fischer, Die beiden Kantischen Schulen in Jena («Akademische Reden», 2., Stuttg. 1862);
Henke, Jakob Friedrich Friesel. Aus seinem hand- schriftlichen Nachlasse dargestellt (Lpz. 1867).
Friesach, Stadt in der österr. Bezirkshaupt- mannschaft St. Veit, eine der ältesten und durch ihre archäol. Denkzeichen merkwürdigsten Städte Kärntens, malerisch rechts an der links zur Gurk gehenden Metnitz, in 637 ni Höhe am östl. Saume eines Gebirgsrückens gelegen, der, zwischen dem Metnitz- und Gurkthale laufend, gegen das erstere stufenförmig abfällt, an der Linie St. Michael- Tarvis der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1661, als Gemeinde 2591 E., Post, Telegraph, Bezirks- gericht (365,21 ykm, 5 Gemeinden, 72 Ortschaften, 9281 deutsche kath. E.), got. Pfarrkirche (15. Jahrh.), eine Dominikanerkirche im Übergangsstil des 13. Jahrh., auf dem Markte einen Springbrunnen (1563), ein 1880errichtetes Civilspital des Deutschen Ritterordens.
Von den verfallenen Burgen [* 87] Geiers- berg, Lavant, Petersberg und den Ruinen der Propstei Virgilienberg überragt, war Friesel das ganze Mittelalter hindurch eine natürliche Feste, durch noch heute vorhandene Turm- und Mauerwerke mit forellenreichem Stadtgraben vervollständigt. Seine bergmännische Vedentnng reickt in die Kelten- zeit zurück; vielleicht ist es das antike i^iHiiäruin. Die Blüte [* 88] F.s fällt in die Zeit der Kreuzzüge und des Levantehandcls, der großenteils von Aquileja und Venedig [* 89] die orient. Waren in die Alpen [* 90] brachte und dafür Eisen- und^tahlwaren aus den norischen Erzlagerstätten [* 91] holte. Bei Friesel wurde Eisen [* 92] und Silber gegraben. Im spätern Mittelaltcr war es eine der bedeutendsten Münzprägestätten. Mit der Vermindernng des Verkehrs begann der Verfall der Stadt; jetzt beginnt sie durch einen lebhaftern Fremdenverkehr wieder aufzublühen. -
Vgl. Peez, Friesel geschichtlich und topographisch (Klagcnfurt 1881); Häuser, Führer durch die Stadt Friesel in Kärnten und deren Umgebung, nebst geschichtlichen Daten (2. Aufl., Friefach 1890).
Friesack, Stadt im Kreis Westhavelland des preuft. Reg.-Bcz. Potsdam, 23 kni im NO. von Rathenow, [* 93] an einem Rhinarme, mit dem sich hier der kleine Hauptkaual verbindet, in 33 m Höhe, an der Linie Verlin-Wittenberge-Hamburg (Bahn- hof 2 Icin entfernt) der Prcusi. Staatsbahnen, hat (1890) 3377 E., darunter 74 Katholiken, Post, Te- legraph, Kriegerdenkmal mit Büste Kaiser Wil- helms l., Denkmal des Kurfürsten Friedrich 1. auf dem Mühlberg, Steueramt, Vorscdußverein; Fa- brikation von Holzpantoffeln, Dampfziegeleien, Brauerei, Dampfmolkerei, Torfstiche und Wiesen- bau im Havelluch sowie Handel mit Rindvieh (6 Märktesund Butter. Das Rittergut Burg Friesel hatte ehedem ein sehr festes Schloß des Dietrich von Quitzow, welches 1414 von Kurfürst Friedrich I. bezwungen wurde. Nordöstlich der schöne Laubwald Zootzen. -
Vgl. Beckmann, Chronik über Friesel (1750); Vratring, Das Land Friesel (1798);
Goldsche, Notizen zu einerChronikderStadtund des LändckensF. (1884).
Friese, [* 94] an Geschützrohren, s. Friesen. Friese, Richard, Tiermaler, geb. in Gnmbinnen, bildete sich auf der Berliner Aka- demie. Von feinen Gemälden sind hervorzuheben: Löwenpaar, den Lagerplatz einer Karawane be- schleichend (1884; Dresdener Galerie), Kampf von Auerochsen im winterlichen Urwald, Ende eines Elchhirsches (1886), Elche zur Äsung gehend (1887), Beim Frühlicht in der Lagune, Löwe auf einem Felsen lauernd (1888), Auf der Walstatt (1890; Berliner Nationalgalerie), Löwe einen Fclshang herabstc-igcnd (1890), Tiger auf der Lauer (1891). Friese! (^liliaria), eine Hautkrankheit, bei wel- cher die Haut [* 95] von kleinen hirsekornartigen Bläs- chen besät ist, die durch eine Erhebung der Ober- haut mittels einer darunter ausgetretenen Flüssig- keit entstehen.
Diese Bläschen sind bald durchsich- tig, bald milchweiß, bald mit einem roten Saume umgeben, bald ohne diesen, daher die Namen Kry- stall-, Perl-, Milch-, roter und weißer Friesel. Der Friesel tritt gewöhnlich im Gefolge von andern Krankhei- ten auf und wird leicht durch übermäßige Beförde- rung des Schweißes hervorgerufen, wie bei den Wöchnerinnen und kleinen Kindern. Visweilen ver- schwindet der Friesel plötzlich, während er sich in andern Fällen über längere Zeit hinzieht. Meist lassen die ¶
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Bläschen bei ihrem Verschwinden keine Spur zurück; zuweilen vertrocknen sie und es erfolgt eine geringe Abschuppung. Die ältern Ärzte hielten den Friesen für eine Reinigung des Blutes und sein Zurücktreten oder Zurücktreiben für höchst gefährlich. Sie steckten daher den Patienten in dichte Betten und suchten das Gift durch Schwitzmittel herauszutreiben. Die neuern Ärzte haben sich von dem Irrigen dieser Ansicht hinlänglich überzeugt, halten den Friesen im Gegenteil für einen ganz unschädlichen Hautausschlag und suchen sein Entstehen bei Kranken und das Übermaß des Schweißes lieber ganz zu verhüten durch kühle Zimmerlust, fleißiges Lüsten, leichte Bedeckung des Kranken, öfteres Wäschewechseln, häufiges Abwaschen des ganzen Körpers u. dgl. Daneben giebt man innerlich kühlende Mittel, Limonade, Mineralsäuren u. dgl. Friesen, ringartige Verstärkungen auf der Außenseite von Geschützrohren, die ursprünglich namentlich bei den aus eisernen Stäben zusammengeschweißten Kanonen lediglich der Haltbarkeit, später bei den Bronzerohren, als sich künstlerischer Geschmack auch auf die Ausstattung des Artilleriematerials erstreckte, fast nur der Verzierung dienten.
Die Friesen werden bei den neuern Stahlkanonen nur in seltenen Fällen zur Verstärkung [* 97] der Mündung, als Mundfriese, angewandt. Friesen (lat. Frisii, im Mittelalter Frisones, Frisiones, Fresones, in ihrer eigenen Sprache vormals Frêsa, Frêsen), ein german. Volksstamm in dem Marschlande längs der deutschen Nordseeküste. Die Römer [* 98] kannten sie nur in der Landschaft zwischen Zuidersee und Emsmündung. Östlich von ihnen wohnten bis zur untern Elbe die Chauken. Diese sowie die in Holstein, Schleswig, Jütland und auf den dän. Inseln damals ansässigen Vorfahren der Angelsachsen (die Nerthus-Völker des Tacitus) sind die nächsten Stammverwandten der Friesen. Alle insgesamt bildeten bis zur Auswanderung der Angelsachsen nach Britannien, also bis zur Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus, ein eigenes Volk, die Anglo-Friesen, die sich in den ersten Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt Ingwaiwen (lat. Ingvaevones) nannten.
Durch Drusus wurden die Friesen den Römern zinsbar gemacht. 28 n. Chr. befreiten sie sich wieder und wußten ihre Freiheit die folgenden Jahrhunderte zu behaupten. Während der Völkerwanderung breiteten sie sich sowohl nach Westen als nach Osten zu beträchtlich aus, jedoch nur in dem schmalen Küstensaum des Marschlandes. Sie besaßen seit der Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus die Küste von der Scheldemündung (bez. von Amsterdam) an bis zur Wesermündung und zerfielen in einen westlichen (westlich vom Zuidersee), mittlern (bis zur Laubach) und östl. Stamm (bis zur Weser).
Unter Westfriesland verstand man bis ins 14. Jahrh. nur das erste Drittel des Landes. Sprachlich trennt das Flüßchen Laubach oder Lau(w)ers (altfries. Lâveke) westlich von Groningen die Friesen in Westfriesen (westerlauersche Friesen) und Ostfriesen, wenn man auch heute nur das Land östlich der Ems [* 99] Ostfriesland nennt. Im 7. Jahrh. beginnen die Kämpfe der Friesen mit den Franken; später folgten die Raubzüge der Normannen. Das westl. Friesland bis zum Zuidersee unterwarf Pippin von Heristal 689 durch seinen Sieg über Radbod (altfries. Rêdbâd), das mittlere Friesland bis zur Laubach Karl Martell 734, das östl. Friesland bis zur Wesermündung Karl d. Gr. 775-785. Für die Ausbreitung des Christentums wirkte 50 Jahre hindurch der Angelsachse Willibrord und 785 der heil. Liudger.
Die kirchliche Verwaltung der beiden ersten Teile unterstand dem Bischof von Utrecht, [* 100] die der östlichen überwies Karl d. Gr. den neu errichteten sächs. Bistümern Münster [* 101] und Bremen. [* 102] Für alle drei Teile Frieslands erließ Karl d. Gr. um 785 die Lex Frisionum (s. Friesisches Recht) unter Zugrundelegung eines ältern Gesetzbuchs. Dieses nunmehr schriftlich niedergelegte Volksrecht bestimmte zugleich die Verfassung Frieslands. Statt der frühern Könige regierten seit der frank.
Unterwerfung Grafen das in die Stände der Adligen, Freien, Halbfreien und eigenen Leute zerfallende Volk. Jedoch wußten die Friesen dauernd eine ziemlich unabhängige Stellung zu behaupten. Durch den Vertrag von Verdun [* 103] 843 kam Friesland zum Lotharingischen Reiche; durch den Vertrag von Mersen 870 wurde es zwischen Frankreich und Deutschland geteilt, bis es 888 ganz an Deutschland siel, von dem es seitdem politisch abhängig blieb. Die Rheinmündung, die keine rein fries. Bevölkerung [* 104] hatte, wurde schnell verfränkischt.
Aus diesem Teile des alten Friesland erwuchs die frank. Grafschaft Holland. Im 13. Jahrh. begann das polit. Friesland erst nördlich von Amsterdam. Damals fanden zahlreiche Kämpfe einzelner fries. Landdistrikte untereinander und mit ihren Landesherren statt. Die Friesen errangen eine ziemlich selbständige Stellung. Sie erscheinen als Gemeindeverbände, an deren Spitze 12 oder 16 consules (altfries. rêdjeva) oder Richter getreten sind, die statt der alten Gauversammlungen Recht sprechen.
Die Upstalsbomer Bundestage sind nicht, wie man früher geglaubt hat, uralte Volksversammlungen der freien Friesen gewesen, sondern haben nur Mitte des 12. und Beginn des 13. Jahrh. sowie 1323-27 bestanden und sind Vereinstage aus fries. Landdistrikten zwischen Zuidersee und Weser gewesen. Im 15. Jahrh. war das Land zwischen Zuidersee und Laub ach von dem Grasen von Holland, das Land zwischen Laubach und Ems von der Stadt Groningen abhängig, das Land zwischen Ems und Weser von dem Grafen von Oldenburg, [* 105] doch in ziemlich selbständiger Stellung.
Bis in den Anfang des 16. Jahrh. bewahrten die Friesen ihre Selbständigkeit. Seitdem gehört das Land westlich der Ems zu den Niederlanden, östlich derselben zu Deutschland. Während der letzten beiden Jahrhunderte haben die Friesen zum weitaus größten Teile ihre alte Sprache und Nationalität aufgegeben und sind ein deutscher (bez. niederländischer) Volksstamm geworden. (S. Friesische Sprache und Litteratur sowie Deutsches Volk, 3.)
Vgl. auch Nordfriesen, Friesland und Ostfriesland.
Vgl. U. Emmius, Rerum Frisicarum historia (Leid. 1616);
Winsemius, Historische geschiedenissen van Vriesland (Franeker 1622);
Chr. Schotanus, Beschryvinge end Chronyck va de Heerlickheydt van Frieslandt Ausehen ’t Flie end de Lauwers (ebd. 1655);
ders., De geschiedenissen kerckelyck ende wereldlyck van Friesland oost ende west [bis 1583] (ebd. 1685);
Groot Placaat en Charter-boek van Friesland (hg. von G. Friesen Baron thoe Schwarzenberg von Karl d. Gr. bis Ausgang des 17. Jahrh. 1, 5 Bde., Leeuw. 1768-93);
T. D. Wiarda, Ostfries.
Geschichte (Bd. 1-9, Aurich [* 106] 1791; Bd. 10, Brem. 1817);
I. Scheltema, Geschied- en letterkundig mengelwerk (6 Bde., Amsterd. u. Utrecht 1817-36);
Monumenta Groningana (hg. von ¶