gewählten Sternen in seiner Nähe mit Hilfe eines Mikrometers (s. d.) mißt; hierzu ist namentlich das Heliometer
[* 3] (s. d.)
sehr brauchbar. Bessel und Struve waren die ersten, denen es auf diesem Wege gelang, sichere Werte von Fixsternparallaxen zu bestimmen. Jetzt
kennt man solche von etwa 50 Sternen. Dabei hat sich gezeigt, daß namentlich das Vorhandensein großer
Eigenbewegung (s. d.) einen ziemlich sichern Schluß auf das Vorhandensein meßbarer Fixsternparallaxen gestattet. Die Entfernung der Fixsterne
[* 4] pflegt man gewöhnlich durch Angabe ihrer Lichtzeit (s.d.) zu veranschaulichen; trotzdem das Licht
[* 5] 300000 km in 1 Sekunde
zurücklegt, braucht es doch 4 Jahre, um von α Centauri, dem nach unserer heutigen Kenntnis nächsten
Fixstern, zu uns zu gelangen. (S. auch Sternweite.)
(spr.-soh), Armand Hippolyte Louis, franz. Physiker, geb. zu
Paris,
[* 6] wo er auch als Privatmann ganz der Wissenschaft lebte. Seit 1860 ist er Mitglied der Akademie. 1878 wurde
er Mitglied des Längenbureaus. Er arbeitete gemeinsam mit Foucault über optische Fragen und führte die von Arago vorbereiteten
Untersuchungen über die Geschwindigkeit des Lichts aus. Zahlreiche Abhandlungen von ihm über optische und photogr. Gegenstände,
über strahlende Wärme, über die elektrische Induktionsmaschine u. s. w.
enthalten seit 1843 die «Annales de physique et de chimie» und die «Comptes
rendus».
(schwed. Fjäll), norweg. Bezeichnung für die ausgedehnten Hochflächen der skandinav.
Gebirge, die, zumeist über der Schneegrenze liegend, jeder Vegetation ermangeln.
Die wichtigsten Fjeld sind Jötunsfjeld, Dovrefjeld
u. a.
(dän.), in Schottland Firth, in England Frith (vom lat. fretum, d. i. Meerenge), in Schleswig
[* 7] Föhrde, auf engl.
Seekarten gewöhnlich sound (Sund) genannt, Bezeichnung für eine tief ins Land eingreifende, nach oben sich verzweigende,
schmale und tiefe Meeresbucht. Meist treten die Fjord gesellig auf und bilden sog. Fjordküsten. Am häufigsten
und ausgeprägtesten finden sie sich in hohen Breiten: in Europa:
[* 8] in West- und Nordskandinavien, Schottland, Irland, Island,
[* 9] Bretagne;
Westküste im Smithkanal, in der Magalhaesstraße,
auf Feuerland; in Australien:
[* 13] an der Westküste von Neuseeland; ferner auf Spitzbergen und an der Westküste Grönlands, während
sonst in der polaren Inselwelt Fjord nur vereinzelt oder schwach ausgeprägt gefunden wurden. Doch sind die Fjord nicht
durch die 10° Jahresisotherme gegen den Äquator begrenzt, wie Peschel annahm; dies widerlegt schon das
Vorkommen der Fjord in der Bretagne; sogar an der chines. Ostküste südlich von 30° nördl.
Br. hat von Richthofen solche Bildungen gefunden. Die Fjord sind auch nicht auf Meeresküsten beschränkt, sie finden sich auch
an den canad. Seen, besonders am Nordufer des Huronsees. Die Ufer der Fjord sind häufig sehr
hoch und steil; die Tiefe ist in der Regel bedeutend; meist findet sich am Ausgang eine mehr oder weniger hohe Schwelle, deren
geolog. Zusammensetzung in keinem Falle bekannt ist.
Über die
Entstehung der Fjord sind die Meinungen noch geteilt. Am wahrscheinlichsten ist, daß es ehemalige Flußthäler
sind, die durch Hebung
[* 14] des Meers oder Senkung des Festlandes untergetaucht wurden, wie auch ihre Fortsetzung
nach dem Innern in der Regel Flußthäler sind. Die Erosion
[* 15] der Fjord durch Eis
[* 16] oder gar durch die Brandung mag in einzelnen Fällen
zutreffend sein, ist aber bei der Mehrzahl der Fjord nicht anzunehmen. Die Veränderung der Küstenlinie
wird bewiesen durch die Strandlinien, die bei Fjord häufig sehr deutlich ausgebildet sind. Vereinigen sich zwei an ihren obern
Enden, so entstehen sog. Fjordstraßen, wie Matotschkin Scharr zwischen der Nord- und Südinsel
von Nowaja Semlja; geschieht die Vereinigung zwischen parallel laufenden Fjord, so scheint sich der Fjord deltaartig
zu teilen. Wird ein Fjord abgedämmt, so bildet sich ein Fjordsee. -
Vgl. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde
[* 17] (4.
Aufl., Lpz. 1883);
Dinse, Die Fjordbildungen (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde»
zu Berlin,
[* 18] 1894).
Fleeken, Rutengeflechte an Dämmen oder Ufern, die als Schutzmittel der Böschungsflächen gegen die Angriffe
des Wassers durch Wellenschlag u. s. w. dienen. (S. auch Flechtwerk.)
(spr. -schah), Eugène, franz. Ingenieur, geb. in
Nimes,
[* 21] bildete sich unter Leitung seines ältern BrudersStephan, mit dem er 1823-30 das Projekt eines Kanals zwischen Havre
[* 22] und Paris bearbeitete. Hierauf studierte er in England den Dockbau. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich
wendete er sich dem Eisenbahnbau
[* 23] zu, war bis 1857 Oberingenieur der Ostbahn und wurde dann beratender Chefingenieur der Südbahn.
Flachat gründete 1841 den Verein der Ingenieure, 1844 die Konferenz der Eisenbahn- und 1848 die der Civilingenieure. Er
starb in Arcachon. Flachat schrieb: «Établissements commerciaux, Docks de Londres, Entrepôts de Paris» (1836),
in der Geometrie jede Raumgröße, die nach zwei Seiten ausgedehnt ist oder die Grenze eines
Körpers bildet.
Die Fläche werden von Linien begrenzt, wie z. B. eine Dreiecksfläche, oder sind
unbegrenzt, wie Paraboloide und Hyperboloide, oder geschlossen, wie Kugel und Ellipsoid.
[* 27]
Man teilt die Fläche in ebene (s. Ebene)
und krumme (s. Krumme Flächen).
Fläche zweiter Ordnung sind diejenigen
¶
forlaufend
856
krummen Flächensteuer, deren analytische Gleichung vom zwei- ten Grade ist.
Sie werden eingeteilt in Flächensteuer mit einem Mittelpunkt (Kugel, Ellipsoid'ss.
Tafel: Flächen 1,
[* 28]
Fig. 4^, einschaliges und zweischaliges Hyperboloid Oig. 5 u. 6^, Kegel) und in Flächensteuer ohne einen solchen (elliptisches
und hyperbolisches Paraboloid
[* 28]
^Fig. 7 u. 8^, Cylinder
Wg. W. (S. die Einzelartikel.) Schneidet man Flächensteuer zweiter Ordnung durch Ebenen, so erhält man Kegelschnitte
[* 29] (s. d.), wie Taf.
I,
[* 28]
Fig. 1-3 zeigen.
Auf Taf. II,
[* 28]
Fig. 1 u. 2 sinden sich Durchdringungen
von Flächensteuer zweiter Ordnung (s. Durch- schnitt). - Von besonderer theoretischer Bedeutung sind noch die Steinersche (s.
Taf. II,
[* 28]
Fig. 7) und die Kummersche Flächensteuer (s. Taf. II,
[* 28]
Fig. 8), die Flächensteuer vierter
Ordnung sind, diePseudosphärische Flächensteuer (s. Taf. II,
[* 28]
Fig.
4) und die Schraubenflächen (flächensteuer Taf. II, Flg. 5 u.
6), die transcendente Gleichungen haben (s. die be- treffenden Artikel).
Der Kreisrin'g (flächensteuer Taf. II,
[* 28]
Fig.
3) und die erwähnte Pseudosphärische Flächensteuer sind Nota- tionsflächen (s. d.).
Über die Schillingfche Minimal- fläche (flächensteuer Taf. II,
[* 28]
Fig.
9) s. Minimalfla'chen. - Unter Flächensteuer einer
[* 28]
Figur, z.B. eines
Dreiecks,einesKreifes, versteht man auch den Flächeninhalt (s. d.) derselben.
Flach eisen, s. Bandeisen. Flachenblitze, s. Blitz (Bd. 3, S. 132a). Flächenfachwerk,forstlich-technischer Ausdruck,
s. Flächenmethoden.
Flächenfuß, Maß, s. Fuß. Flächeninhalt, diejenige Anzahl Quadratein- heiten (z. B. Quadratcentimeter,
Quadratmeter, Quadratkilometer u. s. w die in einer Fläche (s. d.), namentlich in einer ebenen Fläche, enthalten ist. Für
jede geometrisch definierbare
[* 28]
Figur (Dreieck,
[* 30] Quadrat, Kreis
[* 31] u. s. w.) läßt sich der Flächensteuer durch eine Formel angeben (s.
die betreffenden Artikel).
Zur mechan. Bestimmung des Flächensteuer einer aufgezeichneten
[* 28]
Figur
dient das Planimeter
[* 32] (s. d.). Flächenmatze, die Maße, welche zur Bestim- mung der Größe einer Fläche dienen. Es liegt ihnen
das Quadrat eines Längenmaßes zu Grunde;
mag auch ein Flächenmaß ursprünglich ohne Rücksicht darauf festgesetzt worden
sein, wie z. B. auf Grund der Fläche, die an einem Tage mit einem Paar Ochsen bepflügt werden kann, oder
anf Grund einer gewissen Menge Saatkorn (z. B. das Joch und der Scheffel Ausfaat), fo hat
man ein solches Flächen- maß doch nachträglich in ein Verhältnis zumLängen- mahe gebracht.
Man unterscheidet bei den
Flächensteuer ge- wöhnlich:
1) geometrische Flächensteuer, die Quadrate der untern Stufen des Längenmaßes (z.B. Quadratfuß, Quadratrute, Quadratmeter),
welche zur Bestim- mung der übrigen Flächensteuer dienen;
2) geographischeF., für die Messung ganzer Ländergebiete, aus den Qua- draten einer höhern Stufe des Längenmaßes (wo
bei diesem noch besondere Wegmasie im Gebrauch sind, aus deren Quadraten) bestehend;
3) Feld-, Land- oder Ackermaße (z. B. ^luadratmeile, Quadratkilometer),
s. Feldmaße. Flächenmesfer, s. Planimeter.
Flächenmethoden, in der Forstwirtschaft die- jenigen Methoden der Waldertragsregelung
(s. d.), die den jährlichen oder periodischen .Hiebssatz (s. d.)
der Abtriebsnutzungen lediglich aus der Abtriebs- fläche entwickeln.
Der Massen-Hiebssatz ist also Folge des vorher bestimmten
Flächen-Hiebssatzes.
Die älteste und einfachste der Flächensteuer ist die Schlag- ein t eilung, die urkundlich schon
aus deml^.Jahrh. bekannt, jedenfalls aber noch viel älter ist.
Ende des 18. Jahrh, wurde sie in verschiedener Weise ausgebildet,
namentlich durch Vüchting,Öttelt,Schil- cher
u. a. Die Schlageinteilung teilt die Fläche des Waldes in Jahresschläge und
grenzt diese örtlich ab.
Der Ertrag jedes Jahresschlages ss. d.) ist gleich dem Hiebssatze der Abtriebsnutzung
für das betref- fende Jahr. Je nachdem man die wirkliche oder die nach der Standortsgüte reduzierte Fläche der Tei- lung
unterwirft, unterscheidet man die einfache geo metrische und die proportionale Schlageiw teilung.
Anwendbar erscheint diese
Methode für Nieder- und Mittelwald, mit gewissen Beschränkun- gen auch für den Plenterwald, nicht jedoch
für den schlagweisen Hochwaldbetrieb.
Für letztern ist allen- falls brauchbar nur die zweite Art der Flächensteuer, nämlich das Flächenfachwerk.
Diefes verteilt mit Hilfe eines Wirtschaftsplanes die Nutzung eines Waldes für eine ganze Umtriebs- oder Einrichtungszeit
(s. Einrichtungszeitraum) derartig, daß die einzelnen Perioden (Fächer) mit annähernd gleichen wirtlichen,
seltener mit nach der Standortsbonität reduzierten flächen ausgestattet werden.
Der jährliche Hiebs- satz für die Abtriebsnutzung
wird durch Division der periodischen Hiebsfläche mit der Anzahl der Periodenjahre gefunden, oderman berechnet ihn, um die
großen Schwankungen des Massen-Hiebssatzes in den Einzeljahren zu vermeiden, als Quotienten aus der
Anzahl derPeriodenjahre in den periodischen Massen-Hiebssatz.
Die verschiedenen Formen des Flächenfachwerkes lassen sich
in zwei Hauptgruppen bringen.
Die einfachste, aber auch unvollkommenste Form ist die, welche von einer rationellen Waldein-
teilung (s. d.) absieht und die mehr oder weniger durch natürliche Linien abgegrenzten
Bestände und Bestandsgrnppen an die einzelnen Zeitperioden ver- teilt. Eine normale Verteilung der Altersklassen
(s. d.) erreicht dieses Verfahren nicht.
Besser ist die zweite Form, die großes Gewicht auf eine gute Waldeinteilung legt
und derartig die Perioden- teilung auf den Wald überträgt, daß jede einzelne Abteilung (s. d.) einer bestimmten Zeitperiode
zuge- wiesen wird.
Ein solches Verfahren stellt den Nor- malzustand des Waldes unbedingt her, soweit dieser
überhaupt erreichbar ist, da es sich mit der Bildung von Vetriebsklassen ganz gut verträgt.
Das Flächen- fachwerk erfordert
Revisionen (s. d.) in Zwischenräu- men von iX), besser von 10 Jahren.
Das Verfahren hat sich namentlich Anfang des 19. Jahrh,
entwickelt und fand u. a. einen Hauptvertreter in H. Cotta, der großen
Wert auf die Waldeinteilung legte, anfäng- lich allerdings mehr das Massenfachwerk (flächensteuer Massen- methoden) angewendet wissen
wollte, sich abör von dessen Unvollkommenheit überzeugte.
Wegen der Litteratur s. Forsteinrichtung.
Flächensteuer, eine
Steuer, bei der die Größe der Grundfläche als Maßstab
[* 33] für die Bemessung der Steuer dient.
Die Berücksichtigung
für die Ertragsfähigkeit des Bodens ist dabei nicht ganz ausgeschlossen, aber nur in ungenügendem Maße möglich. Da die
Flächensteuer, die bei der Grundsteuer (s. d.), der Weinsteuer (s. d.) und der Tabaksbe- steuerung (s. d.) vorkommen kann, die zeitlichen
und örtlichen Verschiedenheiten des Bodenertrags nach Menge und Beschaffenheit nicht genügend be- rücksichtigt,
so wirkt sie sehr ungleich und bei hö- hern Sätzen drückend.
Sie darf deshalb immer nur mäsüg fein und liefert nur geringen
Ertrag.
Als Tabakflächensteuer reizt sie zur Verwendung von Surrogaten und schlechtem Material;
Trotz- dem hat die Tabakflächensteuer in Preußen
[* 35] von 1828 an und im Deutschen Zollverein
von 1868 an bis 1879 bestanden. In diesem Jahre wurde die Ge- wichtssteuer (s. d.) eingeführt.
Die Tabatflächen- fteuc-r
lommt seitdem nur noch als Ergänzungssteuer für kleine Kulturflächen von weniger als 4 ^ in Be- tracht
und stellt sich gegenwärtig aus 4,5 Pf. für 1 l^m. Als Erhebungsform der Wein- und Grund- steuer hat die Flachs zur Zeit keine
Bedeutung mehr. Flachgräber, diejenigen vorgeschichtlichen Grä- ber, die sich nicht durch aufgeworfene Hügel oder aufgetürmte
Steinbauten über der Erdoberfläche kenntlich machen, sondern unter dem flachen Erd- boden ohne irgend
ein jetzt erkennbares Merkmal liegen.
Ein scharfer Unterfchied wird jedoch wissen- schaftlich jetzt nicht mehr zwischen Flachs und
Hügel- gräbern gemacht, da Erdhügel sehr oft im Laufe der Jahrhunderte abgetragen oder verweht sein können, und da man
außerdem sehr häufig dieselben Kulturüberreste in Hügelgräbern und in Flachs findet, wenn
sie derselben Gegend und derselben Zeit ange- hören.
Die Flachs enthalteil sowohl Leichenbestattung, wie in der Steinzeit
[* 36] und
meist in den Jahrhun- derten nach den Völkerwanderungen, als auch Lei- chenbrand, wie meist in der Bronzezeit, in der vor-
rom. Eisenzeit und der röm. Zeit und kommen somit von den Anfängen menschlicher
Kultur an bis in die spätesten Zeiten vor. (S. auch Urgeschichte.) Flachhuf, s. Platthuf. Flachkeilverschluß, flachs Gefchütz,
[* 34]
Fig. 27. Flachkultur, im Gegensatz zur Tiefkultur eine Bearbeitung des Ackers durch Instrumente bis zu einer Tiefe von nur 10 bis 15 cm.
Flachküste, flachs Küste. Flachland, s. Ebene. Flachmalerei, s. Flachornament.
Flachmüllerei, s. Mehlfabrikation.
Flachornament, besonders in der dekorativen Malerei (Flachmal er ei) auf ebenen Flächen an- gewandte Verzierung, die gewöhnlich
nur in eincr Farbe und ohne Schattierung ausgeführt wird. Mit dem Flachs soll nicht eine plastische und per- spektivische Wirkung
erzielt, sondern durch Schön- heit der Linien und Harmonie der Zeicknung und Farbe die Fläche belebt werden.
Dadurch wird der Künstler zu einer stilisierenden Umbildung der aus der Natur entlehnten Formen und auf eine dem Raum angepaßte
Komposition von ineinander ver- schlungenen Linien, Ranken und Ornamenten hin- gewiesen.
Schon die alten Orientalen, die das
Flachs in gewebten Stoffen und zur Ausschmückung irdener oder bronzener Gesäße anwandten, leistetcnin dieser
Kunst Vortreffliches. In Europa wurde das Flachs unter dem Einfluß der Mauren im 1. Jahrb. (nament- lich bei Atzungen
in Eifen und bei Intarsien), später vorzugsweise im 18. Jahrh. fz. B. an Boulleardeiten, s. d.) und endlich in neuerer
Zeit, seit dem Wicder- aufblühen des Kunstgewcrbes, besonders auch bei der Verzierung von Fliesen
[* 37] (s.d.), stilgerecht verwertet.-
Vgl. H. Herdtle, Mustergültige Vorlagcblätter zum Studium dos Flachs der ital. Renaissance. 30 Original- aufnahmen (Stuttg.
1884-8 dcrs., Vorlagen für das polychrome Flachs (Wien
[* 38] 1885) ; Lutbmc-r, Flachs im Stile der deutschen Renaissance
lKarlsr. 1887)' Christiansen, Neue Flachs (25 Tafeln, Altona
[* 39] 1892)-, Oettel, Forkel, Schauer und Venker, Formenschatz der modernen
Flächenverzierung (Serie 1^3, Planen Flachrelief, flachs Relief. ^1893-94).
Flachrennen (engl. üat rac68), diejenigen Ren- nen, welche auf flacher Bahn gelaufen werden.
Den Gegensatz dazu bilden die
Hindernisrennen (s. d.). Durch die Flachs wird die Leistungsfähigkeit der Pferde
[* 40] in Bezug auf Schnelligkeit
bis zum äußersten ge- trieben.
Daher hält man sie für zweckentsprechender als Hindernisrennen.
Flachring, eine Form des
Ringankers, bei der die das Feld erzeugenden Magnete beiderseits seit- lich zum Ring angeordnet sind, dieser also eine Ring-
[* 41] scheibe ist.
Die hiermit zuerst von Schuckert ausge- führte Mafchine heißt Flach ring-, Seitenpol-
oder Schuckert-Maschine. (^. Dynamomaschi- nen, Bd. 5, S. 652 a.)
Flachrinamaschine, s. Flachring. Flachs, Bezeichnung für die von den Gefäßbün- deln der Stengel
[* 42] von I^inum usitHtigZiinuin
^,. (Flachs, Lein, s. I^iuuin) abgeschiedenen Bast- fasern. Im Flachsbau unterscheidet man zwei Spielarten: Klanglein und Dreschlein.
Der Klang- lein oder spring lein (I^innm crepitang), meist zur SamenaMinnung angebaut, ist niedriger, der ^Stengel ästiger,
die Samenkapseln springen zur Zeit der Reife von selbst auf.
Der Drescht ein oder Schließ lein (I^iinnn vulgäre) hat höhern,
wenig ästigen Stengel, kleinere Blätter und Blüten, die Samenkapseln bleiben geschlossen und müssen
aus- gedroschen werden.
Letztere Art wird wegen ihrer lä'ngern Fasern am meisten angebaut. Je nach der Zeit dcr Aussaat unterscheidet
man Frühflachs oder Früh lein (Aussaat Ende März bis Anfang Mai) und Spätflachs oder Spätlein (Aus- faat im Juni).
Ersterer
besitzt einen bessern Bast
[* 43] und leidet weniger durch den Fraß der Erd- flöhe.
Die Ernte
[* 44] erfolgt 12-13
Wochen nach der Saat. Man wartet dabei die sog. Gelbreife ab, d. b. den Zeitpunkt, wo der untere Stengel, gelb wird und die
Blätter anfangen abzufallen;
der zum Ölpressen benutzt werden.
Zur Erzeugung einer zarten, langen Faser sät man dicht
(3^ bis 4^ Iil auf 1 Ii^).
Will man jedoch guten Samen
[* 45] erzielen, fo muh dünn gefüt werden (bis zur
Hälfte der vorigen Menge), und die Stengel müssen bis zur Samenreife stehen bleiben.
Die Faser wird je- doch in diesem Falle
gröber und kürzer.
Die Schä- digungen durch Erdflöhe sucht man durch frühe Aus- saat und überstreuen
der Felder mit Ruß und Asche zu bekämpfen.
^- über die weitere Behandlung des Flachs zum Verspinnen s. Flachsspinnerei. ^ Unter ge-
wöhnlichen Verhältnissen liefert 1 II".
Land 2300 -2800 KZ Flachs st roh (getrocknete Stengel ohne Samenkapseln),
bei guter Ernte jedoch bis 5000 kß und mehr.
Die Länge der Stengel beträgt ^^-1 m, es gehen 4500-10000 auf 1 k^;
11ii Samen
wiegt etwa 60 k"-.
Der Flachsbau erfordert einen kräf- tigen oder doch durch entsprechende Düngung vor- bereiteten Boden,
vor allen Dingen jedoch ein feuch- tes Klima,
[* 47] wie solches einerseits die Meeresküsten, andererseits die
nicht zu hoch gelegenen Gebirge der gemäßigten Zone bieten.
er-858 Flachs (neuseeländischer) ? Flachsspinnerei schweren, auch hat der deutsche Landwirt sich erst spät entschließen
tonnen, sein althergebrachtes Tau- Röstverfahren zu verlassen und die anderwärts ge- machten Fortschritte sich anzueignen
oder sich mit den Nachbarn genossenschaftlich zur Anlegung zweck- mäßiger Röstanstalten zu vereinigen oder den ge- wonnenen
Nohftachs an eineFlachsdereitungsanstalt zu verkaufen.
Infolgedessen deckt Deutschland
[* 53] (vor dem Dreißigjährigen
Kriege das erste Land des Flachsbaues und der Leinenindustrie) seinen eigenen Flachsbedarf nur zum Teil. 189", wurden 58874 t
fremder Flachsspinnerei im Werte von 31,2 Mill. M. eingeführt und nur 24174 t (Wert 14,3 Mill. M.) ausgeführt.
Die Gewinnung von Flachsspinnerei wird
für Europa jährlich zu 530000 t (darunter Rußland 350000, Deutschland 45000, Österreich-Ungarn
[* 54] 40000 t) geschätzt. ?
Vgl.
Kodolanyi, Die Kultur und Zubereitung des Flachsspinnerei (4. Aufl., Wien 1885);
Langer, Flachsbau und Flachs- bereitung (ebd. 1893);
Jahresberichte
(I, Trautenau 1893) und Mitteilungen (1. Jahrg., ebd. 1894) des Verbandes der österr.
Flachs-und Leinenintcressenten.
flachs, neuseeländischer,^ ?k0iinwm. flachsbau, s. Flachs. flachs bäum, s.
^iniä68nia.
Hlachsbaumwolle, auch Flachswolle, ein versuchsweise durch Kochen mit Mnatronlauge, Be- bandlung mit Schwefelsäure
[* 55] und Trocknen der Baumwolle
[* 56] ähnlich gemachtes und wie diese mit Krempeln bearbeitetes Fasermaterial, das aus den isolierten
Elementarzellen des Flachses besteht, die aber zu schlicht und glatt sind, um sich mit Vorteil verspinnen
zu lassen.
Das Verfahren hat man Cottonisieren genannt. Flachsbereitungsanstalten, große Etablisse- ments, in denen der Flachs
für den Absatz im gro- ßen und namentlich für den Bedarf der Maschinen- spinnereien als fertiger Handelsartikel hergestellt,
d. h. den die Spinnerei vorbereitenden Operationen einschließlich des Schwingens (s. Flachsspinnerei)
unterworfen wird. ^Flachsspinnerei.
Flachsbreche, Flachsbrechmaschine, s. flachfchienen, s. Eisenbahnbau
lBd. 5, S. 837a).
ßlachsdarre, Flachsgarn, s. Flachsspinnerei. flachslilie, s. ?koi-mwm.
Flachsröste, Flachsschwingmaschine, s. ßlachsseide, s. t^euta. Flachsspinnerei.
Flachsspinnerei, die Herstellung von Garn aus den Bastfasern der Flachspflanze (s. Flachs).
Die Flachsspinnerei ist eins der ältesten
Gewerbe, denn schon auf alt- ägypt. Grabdenkmälern sind die einfachsten
Mittel zum Spinnen
[* 57] (Spindel und Rocken) abgebildet, und aus der biblischen Überlieferung geht hervor, daß die Israeliten kurz
nach ihrem Auszug aus Ägypten
[* 58] die Spinnkunst bereits gekannt haben. 1865 wur- den in Pfahlbauten
[* 59] der Schweiz
[* 60] 40 Spindeln neben
Bruchstücken leinener Gewebe
[* 61] aufgefunden, deren Alter auf mindestens 3000 Jahre geschätzt werden muß.
Das Spinnrad wurde 1533 von Jürgens in Wolfenbüttel
[* 62] erfunden;
1787 wurden in Darling- ton in England die ersten Spinnversuche
auf Ma- fchinen angestellt.
Der eigentliche Begründer der mechanischen Flachsspinnerei ist Philippe de Girard, welcher 1810 in Frankreich
das erste Patent auf Flach sfpinnerei- maschinen nahm. 1829 wurde die erste mechanische Flachsspinnerei in Leeds
[* 63] durch
Dampfkraft in Betrieb gefetzt. 1892 war fchätzungsweife die Anzahl der Spindeln in Tausenden für Großbritannien 1460, Frankreich
720, Österreich-Ungarn 340, Deutschland 330, Belgien 320, Rußland 180, Italien
[* 64] 60, Schweiz 12, Holland 8,
Schweden 6, ganz Europa
3436, Nord- amerika 72, Ostindien
[* 65] 160, die ganze Erde 3668. Deutschland liefert vorzugsweise die Flachsgarn-
nummern 8 bis 60 und die Werggarnnummern bis 30. Die deutsche Flachsspinnerei braucht für ihren Bedarf etwa 81000 Ctr.
geschwungenen Flachs;
das Kapital, welches in denselben angelegt ist, belauft sich auf über 50 Mill. M., wovon die Kosten
der Flachs- spinnmaschinen allein gegen 20 Mill. M. betragen. Flachsspinnereimaschinen werden in Deutschland meist von England
bezogen. Zur Fasergewinnung im großen dient hauptsäch- lich dieBastfaser derSpeciesl^mim u8itNti33iinuiuIv. oder des gemeinen
Leins (s.I^iQum und Flachs).
Die ausgewachsenenLeinpflanzen werden ausgerauft und meist in sog. Kapellen (ähnlich den Getreidcfeimen)
getrocknet.
Die getrockneten Pflanzen müssen zu- nächst von den Samenkörnern befreit werden, was durch
die als Riffeln oder Reffeln bezeichnete Operation erfolgt, welche darin besteht, daß ein Ar- beiter eine Hand
[* 66] voll Leinstengel
bei den Wurzel- endcn ergreift, in den Niffelkamm fchlägt und durch denfelben hindurchzieht, wobei die Samen- kapseln und
Blätter von den Stengeln abgestreift werden.
Die Stengel enthalten im lufttrocknen Zu- stand 73?80 Proz.
ihres Gewichts Holz
[* 67] und 20? 27 Proz. Bast. Das Holz besteht aus 69 Proz. eigentlicher Holzsubstanz, 12 Proz.
im Wasser lös- licher Teile und 19 Proz. solcher Stosse, welche wohl durch alkalische Laugen, aber nicht durch reines Wasser
aufgelöst werden können.
Der Bast enthält durchschnittlich 58 Proz. reiner Faser, 25 Proz.
im Wasser löslicher Teile und 17 Proz. einer im Was- ser unlöslichen tleberartigen Substanz, welche indes durch einen von
Bakterien eingeleiteten Gärungs- prozeß zerstört, auch in alkalischen Laugen gelöst und dadurch von der Faser getrennt
werden kann. Das für diefe Trennung zur Anwendung kommende Verfahren heißt das Rösten, Rotten oder Wei-
chen des Flachses. Man unterscheidet natürliche und künstliche Rö- sten. Die natürlichen Rösten zerfallen wiederum in
die Wasserröste (Wasserrotte), Tauröste (Tau- rotte) und gemischte Röste oder RvNe', die künst- lichen Rösten zerfallen
in die Warmwasserrotte, Dampf- und Heißwasserrotte, die alkalische Rotte und die Rotte mit verdünnter
Schwefelsäure.
Die Wasserröste besteht darin, daß man das geriffelte, in Bündeln gebundene Flachsstroh in Teichen oder Gruben
unter Wasser erhält, indem man dasselbe mit Brettern bedeckt und diese mit Steinen be- schwert.
Durch die Einwirkung der
Wärme
[* 68] der atmosphärischen Luft und des Wassers geht nach einiger Zeit die ganze Masse in Gärung über.
Die Tauröste unterscheidet sich von der vorbe- schriebenen dadurch, daß, während bei der Wasser- röste der Flachs die ganze
Zeit hindurch im Wasser bleibt und so der einmal begonnene Gärungspro- zeß rasch fortschreiten kann, hier nur die
natürliche Feuchtigkeit der Atmosphäre (Tau und Regen) be- nutzt wird, um die notwendige Gärung einzuleiten und zu unterhalten.
Zu diesem Zweck breitet man den trocknen Flachs ganz dünn auf einer Wiefe oder einem Anger aus und fetzt ihn dort unter wie-
derholtem Umwenden solange den Witterungsein- flüssen aus, bis der Gärungsprozeß die erforder- liche
Höhe erreicht hat, was je nach den Umständen 2?10 Wochen dauern kann.
Die gemischte Röste ist eine Kombination der beiden
¶
0860a Flchsspinnerei. I.
¶
0860b Flchsspinnerei. II.
¶
forlaufend
vorbeschrie-859
denen Röstverfahren, und zwar wendet man zuerst ' die Wasserrotte und dann, wenn die Gärung bis > zu einem gewissen
Punkt vorgeschritten ist, die Tau- rotte an. Durch das Bestreben, die natürlichen! Rösten zu verbessern, resp. die
Dauer derselben zu verkürzen, entstanden die künstlichen Rösten, unter ^ denen die Warmwasserrotte
die meiste Veach- i tung verdient, weil bei derselben die gewöhnliche Meihode des Flachsröstens im Wasser festgehalten,
i dabei aber von den Witterungsverhältnissen voll- ständig unabhängig gemacht wird. Während bei den bis jetzt behandelten
Rösten die Lösung der Fa- sern durch einen Gäruugsprozeß bewirkt wird, fällt der letztere bei
der Dampfröste undHeih- wasserröste vollständig weg; das Verfahren be- ruht vielmehr allein auf der lösenden Kraft
[* 72] des
Wasserdampfes und des heißen Wassers. Bei der alkalischen Röste bedient man sich verschiedener Alkalien, welche die Röstung
beschleunigen, ohne den Gärungsprozeh zu verhindern, während durch die Röste mit verdünnter Schwefelsäure der bei den
natürlichen Röstmethoden im Verlauf der Gärungs- periode durch die eintretende Fäulnis der Lein- stengel hervorgerufene,
äußerst penetrante und widerwärtige Geruch dadurch aufgehoben werden soll, daß man dem Wasser ^4 Proz. seines Gewichts
engl. Schwefelsäure zusetzt.
Die Flachsdarren dienen zum Trocknen des gerösteten Flachses. Zwar kann dies auch in der ^onne geschehen^
aber bei weitem nicht mit der Sicherheit und Schnelligkeit wie in Darrstuben oder Darröfen. Erstere sind geräumige, mit
erbitz- ter Lust erwärmte Kammern, letztere viereckige Backöfen, in welchen die Flachsstengel senkrecht auf- gestellt werden.
Bei der Feuerung ist wohl zu be- obachten, daß die Temperatur den Siedepunkt des Wassers nicht erreiche,
indem sonst der Flachs mürbe und brüchig wird.
Durch die Anwendung einer der verschiedenen Nöstmethoden ist der Zusammenbang der Fasern unter sich und mit dem Holz möglichst
aufgehoben, und es handelt sich daher zunächst darum, eine voll- ständige Trennung dieser beiden Bestandteile von- einander
zu erreichen. Diese Trennung erfolgt (nach gehörigem Trocknen der Stengel) auf rein mechan. Wege, entweder
durch das Botten oder durch das Brechen. Das Botten geschieht mittels des Bott- hammers oder Bleuels, mit welchem der Flachs gleichsam
gedroschen wird; in einzelnen Gegenden wendet man dafür das Voken an, das in besondern Stampfmühlen (Vokmühlen) vorgenommen
wird und, wie das Votten, öfters auch nur eine Hilfs- arbeit des Brechens bildet.
Der einfachste zum Bre- chen verwendete, von .Hand bewegte Apparat ist die Handbreche oder Brake. Ein solcher Apparat besteht
aus einem festen Teil, der Lade, welche aus zwei bis drei parallelen Schienen gebildet ist, die, an den Enden
fest miteinander verbunden, einen ungefähr 25 imu breiten Spalt zwischen sich lassen, in welchem ein einarmiger, an dem einen
Ende um einen Bolzen drehbarer Hebel
[* 73] paßt. Die Flachs- stengel werden auf die Lade gelegt und der die Ge- stalt eines Messers
oder einer schiene besitzende Hebel abwärts bewegt, wodurch ein scharfes Knicken der Stengel bewirkt
wird.
Durch diefes Knicken oder Brechen wird ein Teil des Holzes schon vollständig beseitigt, während der in der Flachsfaser zurückblei-
bende Rest so sehr gelockert ist, daß er durch Schüt- telndes Flachses oderDurchziehendesselben zwischen Lade
und Hebel
leicht entfernt werden kann. An Stelle der Handbrechen werden vielfach Brech- maschinen verwendet, die
in den verschiedensten Konstruktionen vorkommen. Die brauchbarste der bekannten Flachs- brechmaschinen ist wohl die von Kaselowsky,
bei welcher der Flachs durch ein Paar geriffelte Walzen zugeführt und vorgebrochen wird. Nm die im ge- brochenen Flachs noch
vorhandenen Holzteilchen (Schabe) zu entfernen, nimmt man mit demselben die Operation des Schwingens vor,
die entweder von Hand mittels Schwingbretts und Schwing- messers, oder mittels besonderer Schwingma- schinen ausgeführt werden
kann.
Die Arbeit der Echwingmaschinen hat vor derHandarbeit den Vor- zug, wohlfeiler zu sein und schneller zu wirken. Durch die beschriebenen
Operationen ist, obwohl die Faser in vollständig reinem Zustand dargestellt wird, das Produkt für
den eigentlichen Spinnprozeh doch nicht genügend vorbereitet, da die Bastfasern noch untereinander verbunden und vielfach
ver- worren sind; durch den nun folgenden Hechel- prozeh wird die Zerteilung und Zerlegung der Faserbüschel unter gleichzeitiger
Absonderung der kürzern Fasern, sowie ein Ordnen und Geradlegen der übrigen langen Fasern bewirkt.
Man bedient sich hierzu derHechel, eines Werkzeugs, welches aus einem System von reihenweise angeordneten Na- deln besteht,
die in einem Brett befestigt sind. Die Nadeln
[* 74] felbst sind aus Stahl hergestellt und bilden schlank zugespitzte und polierte
Kegel. Die erste Hechel, auf welcher der Schwingflachs zunächst be- handelt wird, nennt man Aozugshechel
(Rufser), die folgenden Mittelhecheln und die letzte, für die Her- stellung besonders seinen Flachses benutzte die Aus- machehechel.
Das Hecheln geschieht in der Weise, daß der Arbeiter eine Partie Flachs (eine Riste) faßt, um die Hand schlingt, mit der andern
Hand die freiliegende Partie gleichmäßig ausbreitet, in die Nadeln der Hechel einschlägt und durch diese
hindurchzieht. Ist der Flachs auf der einen Hälfte genügend bearbeitet, so schlingt der Arbeiterdie ge- hechelte Partie
um seine Hand und bearbeitet hier- auf in der gleichen Weise die andere Halste. Um das Handhccheln zu ersetzen,
hat man Hechelma- schinen (s. Taf. I,
[* 71]
Fig. 6) konstruiert, bei welchen
die Nadeln auf Hechelstäben befestigt sind, die zu zwei endlosen Ketten (Hechelfeldern) vereinigt werden, während die Flachsristen
in Kluppen oder Zangen eingespannt gehalten und derart bewegt werden, daß die eine hervorstehende Hälfte derselben zuerst
an den Spitzen und allmählich nach der Mitte zu bearbeitet wird.
Gleichzeitig kommt bei den Hechel- maschinen eine Vorrichtung zur Wirkung, die das von den Nadeln ausgehechelte Werg (Hede)
abnimmt. Mit dem Hecheln sind die eigentlichen Vorberei- tungsarbeiten der Flachsspinnerei beendet, und der gehechelte
Flachs wird noch denjenigen Arbeitsprozessen unter- worfen, welche zur Bildung eines gleichmäßi- gen
Bandes und zur allmählichen Überführung desselben durch Vorgespinst zum Feingarn not- wendig sind. Diese Arbeitsprozesse
bestehen hiernach in der Bildung des Bandes, dem Vorspinnen, dem Feinspinnen und den Nach- und Vollendungsarbei- ten. Die in
einer Riste vorhandenen Fasern sind, wie schon die zopfartige, an beiden Enden in Spitzen auslaufende Form
zeigt, höchst ungleich in derselben verteilt, und es muß daher zur Erzeugung eines gleichförmigen Bandes vor allem eine
gleichmäßige
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