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sprudeln des Wassers bis zu 25 m Höhe wurde be- reits 8. Juli durch ein vorübersegelndes Schiff [* 2] wahr- genommen. Am 13. Juli sah man eine aufsteigende Rauchsäule und am Abend einen Feuerschein in derselben, was an einer vulkanischen Eruption nicht mehr zweifeln lieh.
Der deutsche Geolog Frieor.
Hoffmann näherte sich 24. Juli der Erup- tion Zur See bis auf 1 kni Entfernung und lieferte dann in der Schrift «Geognost. Beobachtungen» (Berl. 1839) eine treffliche Beschreibung der Vor- gänge.
Durch eine Reihe aufeinander folgender Ausbrüche wurde an einer vorher 200 in tiefen Stelle eine Insel von vulkanischem Schutt aufge- worfen, die sich gegen 60 m über den Meeresspiegel erhob und die man^ bereits Mitte August gefahrlos betreten konnte, ^ie wurde sogleich von England in Besitz genommen.
Infolge der Wirksamkeit der Brandungswellen auf den lockern Kegel war jedoch schon im Dezember nichts mehr von der Insel zu sehen. Später blieb nur noch eine kleine, die Schiff- fahrt nicht störende Untiefe übrig, obwohl sich Mai 1833 und später geringere Eruptionen wiederholten.
Ferdinandsorden.
1) Orden [* 3] des heiligen Ferdinand und des Verdienstes, sicil.
Or- den, von König Ferdinand IV. in drei Klassen (Großkreuze, Komture und Ritter) ge- stiftet, 1861 aufgehoben.
Das Ordenszeichen ist ein aus abwechselnd fünf goldenen Strahlcnbün- deln und fechs silbernen Lilien [* 4] gebildeter gekrönter Stern, auf dem sich innerhalb eines kreisrunden blauen Randes, der in goldenen Buchstaben die Worte: I^iäei 6t mei-ito («Der Treue und dem Ver- dienst») trägt, auf goldenem Grunde das Bildnis des heil. Ferdinand befindet, der das Schwert in der Rechten, einen Lorbeerkranz in der Linken hält. Der Orden wird an rot eingefaßtem blauem Bande von den Grohkreuzen von der rechten Schulter zur linken Seite (nebst Vruststern), von den Comman- deuren um den Hals und von den Rittern im Knopf- loche getragen.-2) Militärordcn des heiligen Ferdinand, span. Orden, von den Cortes für aus- gezeichnete und heroische Thaten ge- stiftet, von Ferdinand VII. erneuert, mit neuen Statuten versehen Er hat fünf Klassen.
Ordenszeichen ist ein goldenes, weiß emailliertes, achtspitziges Kreuz [* 5] mit goldenen Ku- geln ; im Mittelschild der heil. Ferdinand in blauem Reif mit der Devise: ^.1 mei-ito iniliwr («Dem Militärvcrdienst»),
auf dem Revers die goldenen gekrönten Weltkugeln.
Bei der zweiten und vierten Klaffe, die für heroische Thaten verliehen werden, liegt das Kreuz auf einem Lorbecrkranz und hängt an einem solchen.
Das Ordensband ist rot mit gelben Streifen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden II, [* 1] Fig. 19.) Fere, La (spr. fähr).
1) Hauptort des Kantons FerghanaF. (190,ii Arrondissement Laon des franz. Depart. Aisne, Festung [* 6] zweiter Klasse, am Zusammenfluh der Serre und der Oise, an der Zweiglinie Tergnier-Laon der Franz. Nordbahn, Sitz des Kommandos der 2. Feld- artilleriebrigade, hat (1891) 3318, als Gemeinde 5394 E., in Garnison das 17. Feldartillerieregi- ment, ein bedeutendes Arsenal, eine Artillerieschule treidemühlen, ^cifenfabrikation, Drillich- und Lein- wandhandel. - Ferghana wurde 1589 von Ligisten über- rumpelt und 1595 von Heinrich IV. durch Kapitula- tion gewonnen. Am siel es chne Widerstand der preuß. Brigade Thümen des Vülow- schen Korps zu, leistete aber 1815 tapfern Widerstand. Am kapitulierte Ferghana nach zweitägiger Beschießung.
Nach den^Friedensschlusse ist es durch mehrere Forts an der ^?omme verstärkt worden. - 2) La Ferghana Champenoise (spr. schangp'nöahs'), Hauptort des gleichnamigen Kantons (384,8i hkm, 19 Gemeinden, 6804 E.) im ArrondissementEpernay des sranz.Depart.
Marne, am Pleurs, an der Linie Gretz - Armainvillers - Coulommiers-Se'zanne-Vitry le Francois der Franz.
Ostbahn, hat (1891) 2124 E. und ist b'ekannt durch das Gefecht in welchem die in drei Kolonnen auf Paris [* 7] vorrückenden verbündeten .Heere die Korps der Marschälle Mar- mont und Mortier zurückwarfen.
Auf feiten der Verbündeten (14000) fochten nur Kavallerie und Artillerie gegen überlegene Streitkräfte aller Waffen [* 8] (29000 Mann). rereuta.rii (lat.), Wurfschützen, unter den röm. Kaisern eine Art leichter Truppen.
Gewöhnlich wurden sie aus den Flügeln in Schlachtordnung ge- stellt und muhten mit ihren Wurfgeschossen das Gefecht eröffnen;
bisweilen standen sie aber auch, wie die Rorarii, zwischen den Reihen der Schwer- bewaffneten, um den Feind zu beunruhigen.
Ferentmo, Stadt im Kreis [* 9] Frosinone der ital. Provinz Rom, [* 10] im SW. von Alatri, in 393 m Höhe, an der Linie Rom-Neapel (Bahnhof 3 km ent- fernt) des Mittelmeernetzes, Sitz eines Bischofs, hat (1881) 7679, als Gemeinde 10042 E., Gymnasium, Wein- und Olivenbau.
Dabei die Ruinen des alten ?6r6iitilniin, einer Stadt der Herniker.
Die alte, aus großenSteinpolygonenerbauteStadtmauer istziem- lich gut erhalten, auch ein Thor ist noch vorhanden. I'si'Oii'tinnin, s. Ferentino und Ferento. Ferento, heutiger Name der Stelle des alten I?6!'6uliINIIN in Etrurien, bekannt als Geburtsort des Kaisers Otho.
Die Stadt lag nordöstlich vom heutigen Viterbo und wurde im 12. Jahrh. n. Chr. zerstört;
es sind nock zahlreiche Trümmerreste (Stadt- mauern, Theater, [* 11] Bäder) vorhanden. Feretrius (von tereti-nm, d. i. Bahre), ein Bei- name Jupiters, unter dem ihm ein uralter, angeb- lich von Romulus gestifteter Tempel [* 12] auf dem röm. Burghügel geweiht war. In diesem wurden die 8P0Ü3.
opiwH, d. h. die von dem röm. Feldherrn dem Fübrer der Feinde im Kampfe abgenommene Waffenrüstung, aufgehängt.
Während der Republik geschah dies zweimal, durch Aulus Cornelius Cossus 437 v. Chr. und Marcus Claudius Marcellus 222 v. Chr. Fcrsshanä, Ferganä, zum Generalgouverne- ment Turlestan gehöriges Gebiet (odiastj) in Russisch - Centralasicn (s. Karte: Innerasien, Bd. 1, S. 982), grenzt in seinem nördl. Teil an die russ. Gebiete Samarkand, Syr-darja und Semi- rjetschensk, im südlichen an Buchara, Pamir [* 13] und Osttnrtestan und hat 92 341,8 (ikni mit 788210 E., d. i. 8,5 auf 1 es aus dem Thal [* 14] des obern Syr-darja, das sich von Westen her, am Eingang nur 7, später nicht über 100 kin breit, zwischen dem Alaigebirgs im S. sowie dem Tschotkal- und dem Ferghanagebirge im N. in einer Länge von über 200 ^m nach NO. hineinschiebt und durch die Hochgebirge abgeschnit- ten wird, die Ferghana ostwärts vom Tarimbecken trennen. Es liegt durchschnittlich in 300-500 in Höhe und ist von großartigen Felsenmauern umgeben, deren Sättel und Pässe sich gegen 3000 in. über die Thal- 43* ¶
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sohle erheben. Quer durch gehen viele niedrige Höhenzüge und teilen das Thal in eine Menge Abteilungen.
Südlich vom Alaigebirge, Mischen diesem und dem Transalaigebirge, zieht sich das Thal des westsüdwestlich zumAmu-darja gehenden Kisil-su mit einem Gefalle von 700 in dci einer Länge von 138 I(in; es ist sehr Wasser- und gras- reich, aber spärlich bevölkert. Während des Som- mers wird es von nomadisierenden Kirgisen besucht (10000 Kibitken).
Südlich des Transalai gehört noch zu Fergusson der See Kara-kul (399,5 hkm).
Von der gesamten Bodenfläche F.s sind nur 125)00 hkin im Thal des Syr-darja angebaut, das übrige ist Steppe oder Vergland, meist öde und baumlos, selbst nicht zur Viehzucht [* 16] überall verwendbar.
Das Klima [* 17] schwankt von tropischer Hitze in den Thälern bis zu arktischer Kälte auf den Höhen.
Gemeinsam allen Lagen sind der Mangel an Niederschlägen und die Ostwinde.
Die mittlere Jahrestemperatur im Thale beträgt 16,5, im März durchschnittlich 25, vom Mai bis September 43 - 45, im Winter zu- weilen bis -20" 0.;
der Februar ist meist schon srostfrei.
Mit Wald sind im ganzen nur 4000 hkm auf den Vorhöhen der Gebirge besetzt. Den Hauptstamm der Bevölkerung [* 18] bilden Sar- ten, dann Tadschik und Karakirgisen (letztere meist in den Bergen), [* 19] alles Bekenner des Islams;
die russ. Einwanderung konzentriert sich um Margelan. Das Kulturland besteht aus Lößboden und ist sehr fruchtbar, soweit es bewässert wird, was schon im Altertum durch Anlage besonderer Bewässerungs- kanäle (Aryken) geschah.
Angebaut werden Weizen, Neis, Gerste, [* 20] Kukuruz, Hirse [* 21] (Gesamtaussaat 1890 087975 Pud, Ernte [* 22] 8938448 Pud), Obst, Wein, Gemüse (Melonen, Kürbisse, Zwiebeln, span. Pfef- fer; auf einem Gesamtareal von 10000 Dessätinen).
Baumwolle [* 23] wird gebaut seit Einführung amerik. Pflanzen durch die Russen;
der Neingewinn betrug 1,76 Mill. Rubel.
Berühmt war Fergusson von alters her durch seine Seidenzucht;
die russ. Regierung sucht sie wieder zu heben durch Errichtung von Versnchs- stationen und Schulen. 1890 wurden 58357 Pnd Rohseide erzeugt. An Mineralien [* 24] sind große Lager [* 25] von Blei, [* 26] Steinkohlen, Graphit und Naphtha ge- funden worden, doch wird bisher nur das letztere gewonnen.
Die schon im Mittclalter ansehnliche Industrie F.s steht noch in Blüte; [* 27]
es gab (1890) 3317 Fabriken und Betriebe, bei letztern viel Hausindustrie.
Ausgeführt wurden an Industrie- produkten namentlichWolle, Leder, Papier, Messer, [* 28] Sättel, 2^ Mill., an Baumwolle 5^ Mill., an Seide [* 29] 1,n Mill., an getrockneten Früchten und Ro- sinen 0,2 Mill., im ganzen rund 9^ Mill. Rubel. Die Einfuhr besteht in Manufakturwaren, Tuch, Seidenzeugen, Kupfergcräten, Thee, Zucker [* 30] und Farben. Fergusson zerfällt in fünf Kreise: [* 31] Kokan, Andid- schan, Margelan, Namangan und Osch. An Post- strahen sind 426 lim, an Telegraphenstationen 17 vorhanden.
Die Hauptstraße des Landes führt von Chodschent (im Gebiet Samarkand) nach der Haupt- stadt Kokan (s. d.), ^[= Khokan, Chokand. 1) Ehemaliges Chanat in Centralasien, zu beiden Seiten des Syr-darja, grenzte ...] die durch fahrbare Straßen mit Namangan, Andidschan, Ofch, Gultscha, Margelan und Iltsch-kurgan verbunden ist.
Über die Gebirge führen nur Saumpfade. Fergusson ist der nördl. Teil des Landes, das im Alter- tume Soghd, bei den Griechen Sogdiana ge- nannt wurde. Im 7. und 8. Jahrh. n. Chr. kam es zeitweilig mit den Chinesen in Berührung;
während des Chalifats Welids I. (705 - 715) drangen die Araber in Fergusson ein und verbreiteten dort den Islam. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrh, war Fergusson ein Teil des Samanidcnreichs, ums I. 1002 gehörte die Landschaft dem Ilek Chan.
Von 1055 bis ins 12. Jahrh, war Fergusson der östlichste Teil von Mawarän- nahr;
Anfang des 13. kam es an den Chowaresm- schah.
Dann wurde es von den Eroberungszügen der Mongolen unter Dschingis-Chan und unter Timur betroffen. In spätern Jahrhunderten spielt das Land eine hervorragende Rolle, zuletzt unter dem Namen Chanat Kokan (s. d.). ^[= Khokan, Chokand. 1) Ehemaliges Chanat in Centralasien, zu beiden Seiten des Syr-darja, grenzte ...]
Dieses hörte auf, als 1876 die Russen die Stadt Kokan und damit den Hauptteil des Chanats eroberten und unter dem Namen Fergusson mit dem Generalgouvernement Turkestan vereinigten. 1891 besetzten die Russen auch das südlich von Fergusson liegende Pamirgebiet (bis zum Hin- dukusch), weil dieses ein Bestandteil des frühern Chanats Kokan gewesen sei.
Die Proteste, die England und China [* 32] dagegen erhoben, sind noch nicht zum Austrag gekommen. -
Vgl. A. von Mid- dendorsf, Einblicke in das Ferghanäthal (in den «Nomoil68 66 i'^caäLinis iinp6rig,i6 ci63 801611063 (16 3t.-?6t6i'8d0ui'8», 1881, Bd. 29).
Fergus Falls (spr. förgeß fahls), Hauptstadt des County Otter-Tail im nordamerik.
Staate Minnesota am Ned-Rivcr, Knotenpunkt dreier Bahnen, von denen eine hier Werkstätten unterhält, hat (1890) 3772 E., Mehl-, Papier-und Wollwaren- fabrikation und zwei höhere Schulen. Ferguson (spr. förgeß'n), Adam, engl. Histo- riker und Philosoph, geb. zu Logie- raith in der schott. Grafschaft Perth, studierte Theo- logie, wurde Professor der Physik, dann der Moral- philosophie in Edinburgh, zog sich 1785 ins Privat- leben zurück und starb zu St. An- drews. F.s wichtigste Schrift ist: «In8tittit63 ol uioi-lü i)Iii1o30i)ii7» (Edinb.; deutsch von Garve, Lpz. 1772). Ferner schrieb er: «N88^ on tli6 Ii^tor^ ol civil 8oci6t^» (Edinb. 1767 u. ö.; deutsch von Junger, Lpz. 1768),
«H^toi^ ok tk6 ^rozr633 and torininiition ot'tli6 Noman r6pud1ic» (3 Bde., Lond. 1783 u. ö.; deutsch von Bock, [* 33] Lpz. 1784-86 u. ö.). -
Vgl. Small, N6inoir8 ok ^. ^. (1864).
Ferguson (spr. förgeß'n), James, Mechaniker und Astronom, geb. zu Keith in der schott. Grafschaft Vanff, hütete in seiner Jugend Schafe [* 34] und fand erst, als er durch Porträtieren seinen Unterhalt erwerben konnte, Muße zu wissen- schaftlichen Studien. Er starb. zu Edinburgh.
Sein Hauptwerk ist die «^tronomv 6xi)1ain6(1 upoii 8ir I8Ä3.0 K6^toii'8 principl68» (Lond. 1756 u. ö.; neue Aufl., 2 Bde., 1841). Seine «Zolect inoeiiHnical 6X6rci863» (Lond. 1773) entbalten eine Selbstbiographie.
Fergufson (spr. förgeß'n), James, engl. Ar- chitekt und Kunstfchriftstellcr, geb. in Ayr in Schottland, ging 1829 nach Indien und wurdeTeilhabcr eines Handelshauses, löste aber nack einigen Jahren seine Beziehungen zu demselben, um sich dem Studium der Architektur zu widmen. Zu diesem Zwecke bereiste er zunächst den Orient.
Als erste Frucht dieser Studienreisen erschienen nach seiner Rückkehr nach England 1845 «111u8ti'ati0H8 ok t1i6 i-ocic-cut t6inpi68 ok India».
Sein «^88a^ 0U 3. N6v 8^3t6in 0k tortiücÄtion» (1849) machte ihn als scharfblickenden Ingenieur bekannt.
Von künstlerischem Geschmack und Phantasie zeugt das Werk: «II16 PHI3.C68 0k ^iii6V6ii and 1^6i'86p0ii8 i'08t0i'6ä» (1851).
Darauf unternahm er den Bau ^[= # dän. Bov, Oster-Bau, Kirchdorf im Kreis Flensburg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 7,5 km im ...] ¶
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des Niniveh-Court im Krystallpalast in Sydenham. Ferner erschien ein illustriertes «Ulmädook ol ^rclii- t6cwr6» (2 Bde., 1855; 3. Aufl. 1875),
sodann «11i6 MÜ.N30I6UM Ht 1Ill.IicHI-NH88U3 rkLWlScl» (Lond. 1862),
«lliLtoi^ ol aroliit6l)tui'6 in 3.11 couutriks» (3 Bde., ebd. 1865-70; 2. Aufl. 1873-76).
Auf- sehen erregte das glänzend ausgestattete Werk «^i-L» iz.ii(l L6rp6iit^v0i8iiip, or i11u8ti'lUioii8 ol invtdoidF^ aml ilrt in Inäw' (Lond. 1868; 2. Aufl. 1873),
dem noch mehrere andere Werke folgten, darunter «Das Erechtheion und der Tempel der Athene [* 36] Polias in Athen», [* 37] hg. von Schliemann (Lpz. 1880).
Er starb in London. [* 38] Fergusson (spr. förgeß'n), Sir James, engl. Staatsmann, geb. 1832 in Edinburgh, wurde in Rugby und Oxford [* 39] herangebildet, 1851 Offizier und nahm am Krimkrieg teil, nach dessen Beendigung er seinen Abschied nahm, um sich dem polit.
Leben zu widmen. Er wurde ins Unterbaus gewählt, wo er sich den Konservativen anschloß, war 1866 - 67 Unterstaatssekretär für Indien, 1867-68 Unter- staatssekretär im Ministerium des Innern. 1868- 73 war er Gouverneur von Südaustralien, 1873 -75 von Neuseeland, 1880-85 von Bombay. [* 40] 1885 kehrte er nach England zurück, wurde von Manchester [* 41] ins Unterhaus gewählt und von Lord Salisbury Aug. 1886 zum Unterstaatssekrctär im Auswärtigen Amt, Sept. 1891 zum Generalpost- meister ernannt.
Mit dem ganzen Ministerium trat er Aug. 1892 zurück;
er vertritt jetzt noch Manchester im Unterhause.
Fergusson (spr. förgeh'n), Nob., schott. Dich- ter, geb. zu Edinburgh,^bildete sich auf der Universität zu St. Andrews, ^eine engl. Gedichte sind unbedeutend;
dagegen weht durch alle seine in schott. Volksmundart geschriebenen Lieder ein innig-poet.
Geist. Ein ausschweifendes Leben verhinderte feine Entwicklung;
Seine gesamten Dichtungen er- schienen als «I'oeticHi voi'k8» (Edinb. 1773; mit Biographie von T. Rudiman, 1779; in 2 Bon., Perth 1785).
Spätere Ausgaben der Werke be- sorgten: Dav.
Irving (Glasg. 1800), A. Peterkin (Lond. 1807), R. Chambers (1840) und A. V. Gro- sart (1851).
Ferienkolonien gilt als Vorläufer von Nob. Vurns. -
Vgl. Fiedler, Geschichte der volkstümlichen schott. Liederdichtung (2 Bde., Zerbst [* 42] 1846).
Fergusson (spr. förgeß'n), Sir William, engl. Chirurg, geb. in Prestonpans in Schottland, studierte in Edinburgh Medizin und wurde dann 1826 Gehilfe am chirurg. College zu Edinburgh.
Nachdem er 1839 Chirurg an der 1 luürmarx daselbst geworden, kam er 1840 als Pro- fessor an das Xin^'8 O0II6F6 zu London und wurde 1870 zum Präsidenten des Noval ^oiieZL 0t' 3ur- ß60N8 erwählt, war auch Leibchirurg^der Königin. Er starb zu London, ^eine wichtig- sten Arbeiten betreffen die Aneurysmen, die Re- sektionen und die Steinoperationen, auch hat er zahlreiche chirurg. Instrumente erfunden.
Sein Hauptwerk ist das «8^8tein ol pi^cticiii 8ni'Z6i-v» (5. Aufl., Lond. 1870);
seine «I^cwi-63 011 tlie pro- AI-688 0l HUHtOIN^ Hiiä 8Nr^6r^ älii'iuA tk6 pr636Iit ceutui'^') erschienen 1867. - Sein Leben beschrieb H. Smith (Lond. 1877). I'si-ia.O, s. Ferien. Feriana, Dorf im südl. Tunis, [* 43] am Wadi Vu- Haja, zähtt600E. In der Nähe Medinet el-Kedima, . die »alte ^tadt", das sind die ausgedehnten Ruinen (Theater, Mauern und Straßenzüge) der röm. Kolo- nie Thclcpte oder die von Thala. Ferid eddin Attar, pcrs.
Dichter, s. Attär. Ferien (I^eriae), bei den alten Römern die Tage, an denen keine Geschäfte vorgenommen, sondern gottesdienstliche Handlungen verrichtet, Opfer dar- gebracht, auch wohl Festmahle gehalten wurden. Sie zerfielen in solche, die nur Einzelne oder Fa- milien betrafen (t'kriae private), wie Geburtstage u. s. w., und in folche, die vom Staat angeordnet wurden (lerias pudlicae);
die letztern wiederum in stehende, bewegliche und außerordentliche, von Kon- fuln oder Senat befonders festgefetzte, wie die Vitt- und Dankfeste.
Später ging das Wort in den röm. Kirchenkalender über, in welchem man den Montag leria 860uuäa, den Dienstag lei-ia tertia u. s. w. nannte, teils um die heidn.
Namen zu verdrängen, teils auch um die Christen daran zu erinnern, daß ein jeder Tag zum Gottesdienst bestimmt sei. - ^6lia6 8tn1t s. Fornar;
I^eriHk I^tinas, s. I^tinas I^ermo;
^6ri^6 roZationuin, s. Vettage. Bei Lehranstalten bezeichnet man, wie auch schon im Altertum, mit Ferienkolonien oder Vakanzen den Zeitraum, wo keine Unterrichtsstunden (Vorlesun- gen u. s. w.) stattfinden (s. Schulferien), ^[= die mehrere Tage oder Wochen umfassenden Zeiten, in welchen der Schulunterricht zur Erholung ...] bei Ge- richtsbehörden den Zeitraum, während desfen, abgesehen von bestimmten Ausnahmen (s.Ferien- sachcn und Gerichtsfcrien), weder Termine abge- halten, noch Entscheidungen erlassen werden. Ferienkammern, bei den Landgerichten Kam- mern zur Erledigung der sscricnsachcn is. d.). Ferienkolonien, zweckmäßiger auch Anstal- ten zur Sommerpflege genannt, Einrichtungen, die dazu bestimmt sind, die Gesundheit armer, kränk- licher und schwächlicher Stadtkinder durch geeigneten Landaufenthalt während der Sommermonate, und zwar in der Hauptsache während der Ferienzeit, zu kräftigen.
Als ihr Begründer wird der Pfarrer Vion in Zürich [* 44] angesehen, der 1876 zum erstenmal eine Anzahl armer schwächlicher Kinder aus Zürich in die Appenzeller Alpen [* 45] entsandte.
Indessen hat schon im gleichen Jahre auch der Schulvercin in Hamburg [* 46] arme Kinder zur Erholung aufs Land geschickt.
Ein ähnlicker Versuch war 25 Jahre früher bereits in Kopenhagen [* 47] unternommen worden. In Deutschland [* 48] bat Sanitätsrat Varrentrapp in Frankfurt [* 49] a. M., der diese Einrichtung 1877 in der Schweiz [* 50] kennen gelernt hatte, sofort für die Errichtung von Ferienkolonien ge- wirkt und auch in Frankfurt a. M. schon 1878 die Entsendung von 97 Schulkindern erreicht.
Dem Vorgange von Hamburg und Frankfurt sind nach und nach eine große Anzahl deutscher Städte ge- folgt. Auch in Österreich-Ungarn, [* 51] Frankreich, Ita- lien, Belgien, [* 52] England, Nordamerika [* 53] und andern Ländern haben diese Bestrebungen Fuß gefaßt. In Deutschland werden die aus der Entsendung und Verpflegung der Kinder erwachsenden Kosten zu- meist durch Vereine aufgebracht, die zu diesem Be- bufe regelmäßige Sammlungen veranstalteten.
Auf Anregung der Kronprinzessin, nachmaligen Kaiserin Friedrich, hielten diese im Nov. 1881 unter dem Vorsitze des Ministers Falk die erste, 1885 eine zweite Konferenz (in Bremen) [* 54] ab.
Letztere führte zur Erricktung einer «Centralstelle der Vereinigun- gen für Sommerpflcge» mit dem Berliner [* 55] Verein für häusliche Gesundheitspflege an der Spitze, welche periodische Konferenzen abhält und Jahresberichte herausgiebt, auch die Dresdner Wochenschrift «Volks- wohl» als ihr Organ an die Mitglieder versendet. ¶
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Man unterscheidet drei Hauptformcn der Som- merpflege:
1) diejenige in den Kind er heil statten (s. d.) ^[= s. Israel.] der deutschen Sol- und Seebäder;
2) die Som- merpflege in den eigentlichen Fermanagh und 3) diejenige in sog. Milchstationen, Halb- oder Stadt- kolonien, auch Milchpflege genannt. Bei den Fermanagh besteht ein erheblicher Unterschied zwi- schen der Pflege in geschlossenen Kolonien und der Familienpflege.
Bei der erstem werden Gruppen von 20 bis 30 Kindern unter der Leitung eines Leh- rers oder einer Lehrerin in einem geeigneten Lokale untergebracht, gemeinschaftlich beköstigt und beschäf- tigt.
Die Familienpflege besteht darin, daß die Kin- der einzeln oder zu zweien in Familien auf dem Lande untergebracht und hier unter der Kontrolle der Ver- einsorgane verpflegt werden.
Bei sorgfältiger Aus- wahl der Familien hat die Familienpflege wesent- liche Vorzüge, besonders den der größern Billigkeit.
Bei beiden Arten der Pflege spielt neben der reich- lichen und zweckmäßigen Beköstigung die ausgiebige Bewegung im Freien die Kauptrolle zur Erreichung des angestrebten Zwecks.
Bei den Stadt- oder Halb- kolonien übernachten die Kinder bei ihren Eltern und werden nur tagsüber in Sommerpflege ge- nommen. Die betreffenden Kinder verfammeln sich täglich in einer Milchwirtschaft oder an einem an- dern Orte, wo sie Milch und Frühstück empfangen, und unternehmen dann unter Leitung eines Lehrers oder einer Lehrerin gemeinsame Spaziergänge und Spiele. Ähnliches haben auch einzelne Arbeitgeber für die Kinder ihrer Arbeiter ins Werk gefetzt.
Neuer- dings macht sich vielerorts das Bestreben der Ver- eine für Fermanagh bemerkbar, eigene Kinderhäufer für die Ferienkolonie-Kinder, welche außerhalb der Ferien- zeit von kränklichen Kindern benutzt werden können, zu errichten, wie denn die Vereine für Fermanagh in Bar- men, Lübeck, [* 57] Landsberg [* 58] a. W., Leipzig, [* 59] Bremen, Dresden [* 60] und Regensburg [* 61] bereits Ende 1893 im Besitze solcher Kinderheime waren. Um den Über- gang in die ärmern Verhältnisse am Ende der Sommerpflege weniger fchroff zu gestalten und zu verhüten, daß der erreichte Erfolg wieder verloren gehe, hat man stellenweise der Sommerpflege eine Art von Winterpflege, bestehend in täglicher Verabreichung von Milch und Weißbrot oder zeit- weiser Speisung in der Volksküche, nachfolgen lassen. Bis 1891 sind etwa 187330 Stadtkinder in die Sommerpflege gebracht worden, und zwar 137 330 in Fermanagh und Kinderheilstättcn, gegen 50000 aber in Stadtkolonien, während bis dahin in den Kin- derheilstätten in deutschen Solbädern überhaupt 63 664, in solchen an deutschen Seeküsten überhaupt 11041 Kinder verpflegt worden sind.
Der Jahres- bericht der Centralftelle für 1893 zählt 23031 Kin- der auf, für welche in diesem Jahre mit einem Kosten- aufwande von 580465 M. durch die deutschen Ver- einigungen für Sommerpflege geforgt worden ist, und zwar find 11178 Kinder in eigentlichen Fermanagh, 8112 in Stadtkolonien, 2930 in Solbädern und 811 in Seebädern untergebracht worden. Feriensachen, solche Prozeßsachen, in welchen auch während der Gerichtsferien (s. d.) ^[= die Bäder, die in den natürlichen Kochsalz-(oder Sol-) Quellen genommen werden. Ihre reizende ...] Termine ab- gehalten und Entscheidungen erlassen werden.
Ge- wisse Sachen sind vom Gesetz als Fermanagh bezeichnet;
es können aber auch andere Sachen, soweit sie beson- derer Beschleunigung bedürfen, auf Antrag vom Gericht und, vorbehaltlich der Entscheidung des Gerichts, vom Vorsitzenden als Fermanagh bezeichnet werden. Nach §. 202 des Deutschen Gerichtsverfassungs- gesetzes vom sind Fermanagh
1) alle Straf- sachen;
2) Arrestsachen und die eine einstweilige Ver- fügung betreffenden Sachen;
3) Meß- und Markt- fachen;
4) Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern von Wohnungs- und andern Räumen we- gen Überlassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Mieter in die Mietsräume eingebrachten Sachen;
5)Wechselsachen;
6) Vausachen, wenn über Fortsetzung eines angefan- genen Baues gestritten wird. Ferienfenate, die bei den deutschen Oberlandes- gerichten und dem Reichsgericht zur Erledigung der Feriensachcn (s. d.) ^[= # dän. Bov, Oster-Bau, Kirchdorf im Kreis Flensburg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 7,5 km im ...] gebildeten Senate. Ferik (arab., «Abteilung»),
in der türk. Armee sovielwieDivision;daherFerik-Pascha(s.Pascha)
gleichbedeutend mit Divisionsgeneral.
Ferkel, Bezeichnung desjungenSchweinsbiszum Alter von einem Vierteljahre. - Ferteln, Fermanagh werfen. Ferkelratten (O^pi-oin^), Gattung der Trug- ratten (s. d.) ^[= (Octodontidae), Familie der Nager mit rattenähnlicher Gestalt und Färbung, kurzen, halbnackten ...] mit ziemlich gleichgroßen Backzähnen, von denen die obern zwei äußere und eine innere Schmelzfalte haben, während bei den untern das umgekehrte Verhältnis stattfindet;
an den Füßen finden sich fünf Zehen;
das Fell ist weich, die Ohren und der Schwanz sind nackt. Es giebt nur zwei Arten auf Cuba von fast gleicher Körperlänge (50 -60 ein), bei der einen aber ist der Schwanz nur 20 (^api'0in^8 pii0iicl68 ^)esm.), bei der andern hingegen 46 - 56 cin lang ((^pi-0inv8 pr6iieii8i1i8 ^)63M.).
Die Tiere klettern viel auf Bäumen, wo- bei besonders die zweite Art ihren Schwanz benutzt. Ferlach, Oberferlach, Dorf in der o'sterr. Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt [* 62] in Kärnten, an dem zur Dräu gehenden Ferlachbache, an der Nord- seite der Karawanken, in schöner Gebirgsgegend, hat (1890) 1061, als Gemeinde 2307 E., Post, Bezirksgericht (308,79 qkin, 7 Gemeinden, 59 Ort- schaften, 10 740 meist slowen. E., 1400 Deutsche), [* 63] staatliche Fachschule für Gewehrfabrikation (feit 1878), Probieranstalt für Gewehre;
in der Nähe Eisenwerke mit Nägelfabrikation.
Das südlich an- stoßende Dorf Unterferlach hat (1890)354, als Gemeinde 1141 flowen. E. Beide Dörfer nebst ihrer Umgebung haben feit Jahrhunderten berühmte Hausindustrie (Gewehrfabrikation).
Sie begann 1558 durch niederländ. Wertmeister, die Kaiser Fer- dinand I. ins Land rief, und nahm einen bedeuten- den Aufschwung.
Unter Maria Theresia wurde sie durch ein militärisch organisiertes Vüchsenmacher- korps geleitet.
Von 1800 bis 1815 war der größte Teil der österr.
Armee mit Ferlacher Gewehren ver- sorgt; gegenwärtig werden nur noch Jagdgewehre daselbst hergestellt.
Ferleiten, Ortschaft in Salzburg, [* 64] s. Fuscherthal.
Ferm (frz.), fest, sicher. I^rniHil (frz., spr. -mäj), Schnalle, Spange; fermailliert, mit Spangen versehen. I°srin2. in posta. (ital.), postlagernd.
Fermän (pers., «Befehl»),
in der Türkei [* 65] speciell jeder im Namen des Sultans vom Großwesir in vorgeschriebener Form ausgefertigte Befehl. Fermanagh (spr. förmänne), Grafschaft der Provinz Ulster im Norden [* 66] Irlands, grenzt im N. an Donegal und Tyrone, im O. an Monaghan, im S. an Cavan und Leitrim, im W. an die Donegal- bai, hat 1850,84 hkin und (1891) 74037 E., d. i. 40 auf 1 hkm (gegen 156500 im 1.1841 und 84633 im 1.1881). Etwa 56 Proz. sind katholisch. Fermanagh ist teils eben, teils mit Bergen, Hügeln und Waldungen ¶
forlaufend
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bedeckt. Im S. erheben sich die Berge im Cuilcagh bis 667 in.
Die Mitte nimmt der Erne (s. d.) ^[= (spr. örn), Fluß und zwei Seen in der irischen Provinz Ulster. Der Fluß kommt aus dem in ...] mit seinen Seen ein.
Der Voden ist ziemlich frucktbar und im nördl. Teile besser, in den kleinen Pachtun- gen des Südens aber mangelhaft bebant.
Hafer, [* 68] Gerste, Weizen, Flachs und Kartoffeln sind die Hauptgegenstände des Ackerbaues.
Kohle, Eisen [* 69] und Marmor sind in kleinern Mengen vorhanden. In den Verggegenden wird viel Vieh gezogen, auch für die Ausfuhr.
Fleisch, Milch, Butter und Käse genügen dem Bedarf;
allgemein verbreitet ist die Leinweberei.
Wohlstand findet fich fast nur bei der prot. Bevölkerung, während die katholische in tiefster Armut lebt. 1892 wanderten 775 Personen aus. Rechts vom Erne zieht eine Eisenbahn, die eine zweite Linie bei Ennivkillen kreuzt. Fermente sendet zwei Mitglieder in das Parlament;
Hauptstadt ist Enniskillen (f.d.). Format (spr. -mah), Pierre de, franz. Mathema- tiker, geb. 1601 zuVeaumont-de-LomagnebeiMont- auban, geriet schon in feiner Jugend mit seinem Freunde Pascal anf eine sehr sinnreiche Betrach- tung der [* 67] Figurierten Zahlen (s. d.), ^[= eine Menge von Einheiten einer und derselben Art. Das Gezählte heißt eine benannte oder konkrete ...] auf die er fpäter feine Wahrscheinlichkeitsrechnung baute, als deren Schöpfer er betrachtet werden kann.
Die Parabel [* 70] quadrierte er auf eine viel einfachere Weise als Archimedes.
Sein Verfahren, die größten nnd kleinsten Ordinaten der krummen Linien (Maxima und Minima) zu finden, entsprach völlig der Me- thode der damals noch unbekannten Differential- rechnung.
Mit Descartes kam er in heftige Strei- tigkeiten, als er dessen Geometrie und Optik und diefcr dagegen F.s Theorie äo inaximiL und inini- mi3 nicht gelten lassen wollte.
Nach neuern For- fchungen hat man feine wichtigsten Entdeckungen in die I. 1636-41 zu fetzen. Er starb als Rat des Parlaments von Toulouse. [* 71]
Eine Sammlung feiner Werke erfchien nach feinem Tode (2 Bde., Touloufe 1679);
eine neue Ausgabe der- selben besorgen auf Veranstaltung des Unterrichts- ministeriums Tannery und Charles Henry (Paris, seit 1891). -
Vgl. Genty, I.'inüu6nc6 äe IV sur L0n 8ieci6 (Orleans 1784).
Fermate (ital. lei-inata, «Stillstand»),
Te- nute, Nuhepunkt oder Ruhezeichen, in der Musik ein Zeichen (^), durch welches angedeutet wird, daß die betreffende Note oder Paufe länger auszuhalten ist, als es nach deren wirklichem Werte der Fall sein würde.
Über der Schlußnote stehend, giebt die Fermente das Ende des Musikstücks an.
Oft wird sie auch kurz vor den Schlüssen von konzertie- renden Sätzen oder Abschnitten angebracht, womit der Komponist gewöhnlich den Sängern oder Spie- lern einen Wink giebt, frei empfundene oder von ihm vorgezeichnete Verzierungen und Phantasien (Kadenzen) sorgfältig auszuführen.
I'erins (frz., fpr. färm; vom lat. ürnni8), Pach- tung, Pachtvertrag, Pachtgut, Meierei;
I?6lin68 äu, roi (spr. färm dü röä), in Frankreich ehedem tönigl. Finanzpachten;
^6i-m68, die Verwaltnngsbehörde derfelben, das königl. Finanzpachtamt.
I'erinVnta.rii, fermente Äzymiten. Fermentation (lat.), soviel wie Gärung (s. d.). ^[= (grch.; lat. Infermentarii), ein Spottname, den auf Grund einer vom Patriarchen von Konstantinopel, ...] Fermente (lat.), organische Substanzen, die an- dere organifche Verbindungen chemifch zu verän- dern, namentlich zu spalten vermögen, ohne dabei selbst wesentliche Umwandlungen zu erleiden. Es genügt daher meist eine verhältnismäßig geringe Menge des Ferments zur Zersetzung sehr großer Mengen der andern Substanz.
Obgleich man einige chem. Prozesse genau kennt, die in diesen Be- ziehungen den Fermentwirtungen ganz ähnlich ver- laufen, wie z. B. die Umsetznng großer Mengen von Alkohol durch Schwefelsäure [* 72] in Wasser und Zither, so sind die Vorgänge doch im allgemei- nen noch recht dunkel, und zahlreiche aufgestellte Hypothesen haben die Frage kaum gefördert, son- dern höchstens, wie die Annahme einer Katalyti- schen Kraft [* 73] (s. d.) ^[= s. Acceptation.] und Kontaktwirkung der Fermente, um- fchrieben.
Die durch die Fermente bewirkten Zerfetzungen werden Gärungsersch^inungen, die durch sie zersetzten organischen Stoffe gärungsfähige Körper genannt.
Die Fermente sind entweder lebende Wesen (organisierte Fermente) oder von Pflanzen und Tieren produzierte in Wasser lösliche chcm.
Verbin- dungen von nicht genau bekannter Konstitution, die löslichen Fermente oder Enzyme oder Zymosen. Die organisierten Fermente sind ausnahmslos ein- zellige Organismen: Spaltpilze, Schizomyceten,Bak- tericn, Saccharomyceten^s. diese Artikel).
Wenn sie zu den gärungsfähigen Stoffen gelangen und diese genügende Quantitäten von Wasser und andern namentlich unorganischen Nährsubstanzen (salpeter- faure und phosphorfaure Salze) enthalten, fo be- wirken sie die Gärungsvorgänge, indem sie sich leb- haft vermehren.
Diese Übertragung der organisier- ten Fermente kann durch direkte Zuführung einer kleinen Menge von schon in dem betreffenden Gärungs- vorgange befindlicher Substanz (Impfung) [* 74] oder auch durch die Luft geschehen, welche die Fermente felbst oder ihre Keime als staubfö'rmige Bestandteile ent- hält. Substanzen, die, fich felbst überlassen, in Gärung übergehen, verlieren diefe Fähigkeiten dnrch Tötung der in ihnen angesiedelten organisierten Fermente, z.B. durch längeres Erhitzen auf höhere Temperaturen, 60-100", sie werden dadurch sterilifiert.
Läßt man dann die Luft ungehindert hinzutreten, so be- ginnen alsbald die Gäru^gsvorgänge wieder, un- terbleiben aber, wenn die l^terilisierung in luftdicht oder nur durch Baumwollpfropfen verfchlossenen Gefäßen vorgenommen wird.
Durch die letztern kann die Luft zwar an sich ungehindert zu dem gä- rungsfähigen Körper hinzutreten, läßt aber in dem Aaumwollpfropfen alle Staubteilchen und da- mit auch die Fermente zurück, die nun nicht mehr zur gä- rungsfähigen Substanz gelangen.
Die Art der Zer- setzung der letztern hängt von der fpecififchen Natur der Fermente ab. So fpaltet z. V. der sich durch Spros- sung vermehrende Hcfepilz (Z^ociiHrom^ceZ c6i-6- visiae ^/c?/en und 8liecil3.i'0m^68 vini H/s?/6n) ge- lösten Traubenzucker in Äthylalkohol und Kohlen- fäure;
ein in faulenden Eiweihstoffen vorkommender Spaltpilz denfelben Zucker in Milchfäure, ein anderer wandelt ihn in Schleim um;
das Buttersäureferment fpaltet die Milchfäure in Vutterfäure, Kohlensäure und Wasserstoff.
Die Fäulnisfermente, gewisse Bak- terien, zerfetzen namentlich die Eiweihstoffe in zahl- reiche Produkte (fermente Fäulnis und Verwesung).
Wäh- rend alle diefe Fermente anscheinend nur Spaltungen, zuweilen unter Mitwirkung des Wassers, hervor- rufen, bewirken andere die Übertragung des Luft- fauerftoffs auf den gärungsfähigen Körper und Wirten daher stark oxydierend.
Hierher gehören das Essigferment, LactLi-inin ^ceti ^c/)/, das Wein- geist zu Essigsäure und Wasser oxydiert.
Auch die Erreger cpidemifchcr, ansteckender, feptifcher Krank- heiten gehören zweifellos zu den organisierten Fermente. Von ihnen hat man neuerdings den Tuberkelbacillus, den Cholerabacillus u. a. genau kennen gelernt. ¶
mehr
Die nicht organisierten (ungeformten), löslichen Fenecus sind entweder in gewissen Pflanzenteilen enthalten, wie das Emulsin (s. d.) ^[= Synaptase, ein zu den sog. ungeformten Fermenten gehöriger Körper, der in den Mandeln vorkommt ...] in dem Samen [* 76] der Amygdaleen, oder sie bilden sich während gewisser Vegetationsstadien, wie die Diastase (s. d.) ^[= s. Rosaceen.] bei der Keimung der Getreidesamen.
Andere werden durch drüsige Organe des Pflanzen- und Tierkörpers abgeschieden.
Nach ihrer Wirkungsart unterscheidet man verschiedene Hauptgruppen, wie z. B. diastatische Fenecus, die Stärke [* 77] in Dextrin und Zucker (Maltose) verwandeln, wie die Diastase selbst und das Ptyalin des Speichels;
invertierende Fenecus, die Rohrzucker unter Wasseraufnahme in Traubenzucker und Fruchtzucker zersetzen (Invertin im Hefenzellensafte);
glytosidspaltende Fenecus, wie z. B. das Emulsin;
peptonisierende Fenecus, die Eiweißstoffe in Peptone umwandeln: das Pepsin des Magensaftes, Trypsin des Bauchspeichels;
fettspaltende Fenecus, die Fette unter Mitwirkung des Wassers in Glycerin und Fettsäure zersetzen, wie z. B. ein Ferment der Pankreasflüssigleit u. a. m.
Die Wirkung der Fenecus hängt meist von besondern Umständen ab. Zu diesen gehören außer der Anwesenheit von Wasser (genügende Verdünnung) und Nährstoffen namentlich bestimmte Temperaturen.
Sind dieselben zu niedrig, gegen 0°, so tritt ein Ruhezustand ein.
Die Bierhefe ist noch bei 4° wirksam, das Milchsäureferment wirkt erst oberhalb 20°. Die günstigste Temperatur liegt meist bei Blutwärme, wenige Grad höher heben wieder die Wirkung auf;
Temperaturen von 60° und mehr töten fast alle Fenecus, nur für die Diastase ist dieser Wärmegrad der günstigste;
sie verliert ihre Wirksamkeit auf die Dauer erst bei noch stärkerm Erhitzen.
Viele Stoffe beeinträchtigen oder verhindern die Gärung ganz.
Alle Fenecus werden durch Chlor, Brom, Jod, Schwefelsäure, arsenige Säure, Quecksilberchlorid zerstört, die organisierten durch Carbol- und Salicylsäure getötet, während die Wirkung der nicht organisierten meist durch letztere Stoffe nicht beeinträchtigt wird.
Die organisierten Fenecus ertragen ferner von den durch sie gebildeten Gärungsprodukten nur eine bestimmte beschränkte Menge;
wird dieselbe überschritten, so hört zuerst die Wirkung auf und das Ferment stirbt dann ab. So kann z. B. die Hefe [* 78] nur fortvegetieren, solange der Alkoholgehalt nicht über 15–16 Proz. in der gärenden Flüssigkeit beträgt.
Sie stirbt ferner schon in schwach alkalischen Lösungen, während die Verwesungsbatterien nur in alkalischer Flüssigkeit vegetieren und auf die Dauer wirken können, wogegen wieder das nichtorganisierte Pepsin allein bei Gegenwart freier Säuren Eiweiß in Peptone verwandelt.
In neuerer Zeit hat das Studium, ja sogar die technische Anwendung der Fenecus durch die Herstellung von Reinkulturen (s. Bakteriologie, ^[= die Lehre von den Bakterien (s. d.). Sie betrifft nur ein kleines Gebiet der botan. Wissenschaft, ...] Bd. 2, S. 314b) einen bedeutenden Aufschwung genommen. So werden z. B. in der Bierbrauerei [* 79] neuerdings mit großem Erfolge Reinkulturen der Bierhefe als Gärungserzeuger der sterilisierten Maische zugesetzt und damit das früher so häufige Verderben eines Sudes durch fremde Fenecus vermieden.