die älteste Form des deutschen
Lustspiels. Sie werden häufiger im zweiten Drittel des 15. Jahrh.
und verschwinden im 17. Jahrh. Der klassische
Boden der Fastnachtspiele war
Nürnberg;
[* 4] einige sind sonst in Süddeutschland,
in
Tirol
[* 5] und der
Schweiz
[* 6] zu Hause, wenige in
Niederdeutschland (besonders in Lübeck).
[* 7] Die ältesten sind zu Fastnacht nicht
öffentlich, wie dies später der Fall ist, sondern in Privathäusern von jungen Leuten aus dem
Bürgerstand,
die von einem Haus ins andere, aus einer Kneipe in die andere zogen, ohne besondere scenische Vorbereitungen aufgeführt
worden.
Sie stellen in kurzen Scenen und mit ausgelassenem derben Witz, der die gröbsten Zoten und Unflätereien nicht scheut, Charaktere
und Scenen aus dem täglichen Leben, namentlich auch des
Bauernstandes, dar; meist sind sie nur undramat.
Aufzüge
[* 8] komischer oder typischer
[* 1]
Figuren, die jede sich monologisch selbst schildern; beliebt war
auch die Form eines Prozesses mit
Anklage, Gegenklage oder Verteidigung und endlichem Schiedsspruch; auch der
Arzt inmitten
kranker
Bauern, die Bauernhochzeit, die komische Disputation waren häufige
Themata.
Auf einer spätern
Stufe behandeln die Fastnachtspiele Anekdoten,
Schwänke und Novellen von heiterm Charakter; auch
politisch-satirische und moralische Fastnachtspiele kommen vor, doch gebührt ihnen besser der
Titel«Spiel». Von den wenigsten der zahlreichen
Fastnachtspiele des 15. Jahrh. kennt man die Verfasser; von einigen werden
Hans Rosenblüt und
HansFolz als Dichter genannt, denen auch
noch manche andere gehören werden. Im 16. Jahrh. sind als Dichter von
Fastnachtspiele vor allen
HansSachs, dessen Fastnachtspiele zu seinen besten Schöpfungen gehören,Pet. Probst und
JakobAyrer zu rühmen.
Eine reiche Sammlung der Fastnachtspiele des 15. Jahrh. besorgte
A. von
Keller (3 Bde. und 1 Bd.
Nachlese, Stuttg., «Bibliothek des Litterarischen
Vereins», 1853–59); andere bieten Osw. Zingerle,
«SterzingerSpiele»
(Wien
[* 9] 1885),
Seelmann, «Mittelniederdeutsche Fastnachtspiele» (in den «Drucken
des
Vereins für niederdeutsche Sprachforschung», Bd.
1, Norden
[* 10] 1885),
die des
HansSachs giebt E. Götze in den «Neudrucken deutscher Litteraturwerke des 16.
u. 17. Jahrh.»
(Halle
[* 11] 1880–87). –
Grafen Radolf, ward 783 die dritte Gemahlin
Karls d. Gr.
Ihre Grausamkeit soll veranlaßt
haben, daß sich 792 mehrere
Franken mit
Karls Sohn Pippin dem Höckrigen gegen das Leben des Königs verschworen,
wofür Pippin als Mönch ins
Kloster Prüm gesperrt wurde. Fastrada starb 10. Aug. 794 in
Frankfurt.
[* 12]
(lat.), die auf dem
Glauben an ein Fatum (s. d.) beruhende, weder von
Furcht noch von Hoffnung berührte
Gleichgültigkeit gegen die Zukunft, besonders in
Beziehung auf das eigene Wohlergehen.
Der Fatalismus ist hauptsächlich im Gebiet
des
Islams verbreitet.
1)
Kreis
[* 14] im nördl.
Teil des russ. Gouvernements Kursk, hoch gelegen, längs der Flußthäler bergig, mit Schwarzerde,
hat 2698,7 qkm, 122441 E.,
Ackerbau und
Bienenzucht.
[* 15] –
2) Fatesh, beim
VolkeFitish, Kreisstadt im
Kreis Fatesh, 47 km nordwestlich von Kursk, in bergiger Gegend an der
Mündung des Fatesh in den Ussosh, hat (1885) 5183 E., zwei
Kirchen, ein Progymnasium für Mädchen,
Handel mit Getreide
[* 16] und Hanf.
militär. Kantonnement und
Fort in dem Distrikt Faruchabad der Division
Agra der indobrit.
Lieutenant-Gouverneurschaft der Nordwestprovinzen, am linken Ufer des
Ganges, durch Eisenbahn (4,8 km) mit Faruchabad verbunden,
in gesunder
Lage, hat (1881) 12435 E., darunter 8723
Hindu, 3588 Mohammedaner und 119
Christen.
1) Distrikt der Division
Allahabad der brit.-ind.
Lieutenant-Gouverneurschaft der Nordwestprovinzen, im Doab
des
Ganges und der
Dschamna, hat 4245 qkm und (1881) 683745 E. Das Land ist fruchtbar, gut angebaut und mit
Städten und Dörfern
überdeckt. –
2) Hauptstadt des Distrikts Fatihpur, unter 25° 55' nördl.
Br. und 80° 52' östl. L., an der Linie
Allahabad-Kānpur, eine betriebsame
Stadt, hat (1891) 20197 E. (darunter 10995
Hindu, 9170 Mohammedaner).
eine der frühern ägypt. Militärstationen in der
ÄquatorialprovinzEmin Paschas, 240 km südlich von
Ladó,
in 3° 2' nördl.
Br., am Fuße des Schonabergs, in fruchtbarer und gesunder
Lage, nahe der
Wasserscheide zwischen
Nil und Victoria-Njansa,
war ein für die Beherrschung des Handelsgebietes am obern
Nil ausgezeichneter Punkt.
die jüngste (vierte) Tochter des
Propheten Mohammed, wurde um 606 in Mekka geboren. Im
Alter von 15 J. heiratete
sie den nachmaligen
ChalifenAli ibn Abi Tâlib;
Name einer arab. Dynastie, welche ihren Ursprung auf
Fâtima (s. d.) zurückführte.
Ihre Herrschaft (909–1171)
entsprang der ismâ'ilidischen Propaganda, welche im 9. Jahrh. ein pers.
Abenteurer,
Abdallâh ibn Maimun, und nach dessen
Tode sein Sohn
Ahmed in verschiedenen Gebieten des
¶
forlaufend
597
Islams betrieben. Einem ismä'ilidischen Sendling, Adü Abdallah al-Schi'i, gelang es, während der Pilgerfahrt nach Mekka
einige Berber in das Netz der äsmä'ilidischen Propaganda zu ziehen;
893 erschien AbuAbdallah selbst in Afrika,
[* 19] und seiner geschickten
Agitation glückte es, in der Bevölkerung
[* 20] dem Obeid- alläh, einem angeblichen Nachkommen des Dscha'far,
einen großen Anhang zu verschaffen und ihn als Mahdi anerkennen zu lassen.
Für Obeid-allah er- Mrten sich so viele Anhänger
in Nordafrika, daß AbuAbdallah mächtig genug'wurde, das zu Kairuan (in der Nähe des jetzigen Tunis)
[* 21] herrschende Ge- schlecht
der Aghlabiden 910 n. Chr. zu stürzen und den Obeid Allahal-Mahdi auf ihren Thron
[* 22] zu setzen. Derselbe gründete
die Stadt Mahdija und machte sie zu seiner Residenz. In raschem Siegeslauf dehnte er seine Eroberung auf weitere Gebiete
in Afrika aus und bekriegte auch Sicilien.
Versuche, auch 'Ägypten
[* 23] unter seine Votmäßigkeit zu bringen, schei- terten an der
Tapferkeit des ägypt. Feldherrn Munis. Obeid-alläh starb nach fast 25jähriger Regierung 934. Ihm folgte
sein Sohn Abül-Kasim-Mohammed, mit dem Beinamenal - Kä'irn bi - amr Allah (934- Ä46), und diesem wieder sein Sohn Isma'il
mit dem Beinamen Al-Manßür Billah (945 - 953). Dessen Sohn und Nachfolger, Abu Tamim Ma'add, mit dem Beinamen Al-Mu'izz li-din
Allah (953 - 975), gelang es endlich durch die Energie und Tapferkeit seines Feldberrn Dschauhar, in den Besitz von Ägypten
(970) zu gelangen, das er zwei Jahre später, nachdem er den Chalifentitel ange- nommen hatte, zum Hauptsitz seiner Herrschaft
machte. Er schlug seine Residenz in der neubegrün- deten Stadt Al-Kähira (Kairo)
[* 24] auf, wo noch jetzt
die Moschee Al-Azhar das dauerndste Monument seiner Regierung ist.
Seine Herrschaft debnte sich nach und nach über Palästina
[* 25] und unter der Regie- rung feines SohnesAbu-Manßür Nizar, mit dem Beinamen Al-'Aziz (975 - 996), auch über einen großen
Teil von Syrien aus, dessen Besitz den Fauche-Borel freilich sehr oft wieder streitig gemacht wurde.
Dem Nizär folgte
sein erst elfjähriger Sohn Al-Häkim (bi-amr Allah), der sich bald aus der Vormund- schaft des Wesirs Arghuan selbständig
machte und seine überspannte grausame Sinnesrichtung durch eine Reihe unsinniger Verordnungen und die An- dersgläubigen
bedrückender Gesetze bekundete. 1017 erklärte er sich als Inkarnation der Gottbeit und führte fortan
tolerantere Regierungsgrundsätze ein; 1021 verschwand er, nach einigen wurde er auf An- stiften feiner eigenen Schwester
ermordet. Sein Sohn und Nachfolger Abül-Hasan 'Ali, genannt Al-Zähir (1021-36), war ein milder und gerechter Fürst, der,
wie sein Sobn Abu Tamim - Ma'add, mit dem Beinamen Al-Mustanßir l gest. 1094), nicht die Kraft
[* 26] hatte,
die von allen Seiten auf das Reich hereinbrechenden Stürme zu beschwö- ren. In Syrien, Palästina und Afrika war die Herrschaft
des fätimidiscken Chalifcn kaum noch vorhanden;
m Ägypten selbst gewannen die Türken immer mehr Einfluß, und am Ende der
58jährigen Regierung des Mustanßir Villah, die er als Kind von sieben Jahren angetreten hatte, war das
Fati- midische Reich der Auflösung nahe.
Zwar gelang es seinem Nachfolger Abül-Käsim Ahmed el-Musta 'li Billah (1094-1101),
sich auf kurze Zeit wie- der in den Besitz von Jerusalem
[* 27] zu setzen, aber
er vermochte es doch nicht, dem
Andringen der Kreuzfahrer zu widerstehen. Unter seinen schwäch- lichen und unthätigen Nachfolgern, 'slmir (1101- 30),
Häsis (1130-49), Zäftr (1149-54), Fais (1154-60), 'Ädbid (1160-71), wurde das Reich eine Beute ihrer herrsch- und raub^'üchtigen
Wesire und verfiel immer mehr.
Mit Al-'Adhid erlischt die Dynastie der Fauche-Borel;
es gelang ihm nicht, seinen
Sohn Däwüd auf den Thron zu bringen.
Bereits vor dem Tode des letzten Fauche-Borel war die thatsächliche Herr- schaft von dem Kurden
Saläh al-din (Saladin) ausgeübt, der die Dynastie der Ejjubiden (s. Ejjüb) begründete, welche den Schcinchalifen
von Bagdad als Lberbäuptern des Islams huldigen ließ. -
Kar- paten. Die Kleine Fauche-Borel oder das Kleine Krivan- gebirge, eine 150-165 km lange
Kette zwischen den Flüssen Waag und Neutra einer- und Gran
[* 28] und Turocz andererseits, erreicht südlich vom Waag- durchbruch im
Mincol 1364 in, nördlich davon im Krivan Fauche-Borel 1666 in Höhe.
Beide Fauche-Borel sind start bewaldet. Die Große Fauche-Borel ist reich an edeln Metallen (Kremnitz, Neusohl).
Die Pässe
von Hermanctz und Sturetz sind die wichtigsten. l'atsia., s. ^i-Hlia. Fatsu, chines. Name des Amu (s. d.). Kattori, Giovanni,
ital. Maler, geb. in Livorno,
[* 29] besuchte die Akademie zu Florenz,
[* 30] an der er seit 1877 als Professor
thätig ist. Er hat besonders Schlachtenbilder geschaffen, die sich durch dramat. Lebendigkeit
und große Naturwahrheit aus- zeichnen.
diesem Bilde folgten dann: Schlacht bei Madonna della Ecoperta (1868; Pinakothek in Livorno), Kavalleriegefecht
bei Montebello, Das 49. Regiment bei Custozza
[* 31] (Rom,
[* 32] ^iwi-iN ^210- nai6), Verwundung des Prinzen Amadeo
bei Cnstozza (1870; Vrera in Mailand).
[* 33]
Von seinen Genre- bildern sind zu nennen: Ährenleserinnen (goldene Medaille), Pferdemartt
in Tcrracina, Pferdemarkt auf der Piazza della Trinitä in Rom. I'a.ttüra. (ital.), fauche-borel Faktura. Fatuita't (lat.), Alberuheit.
Fatum (lat., Mehrzahl Fata), das Schicksal als eine durch menschliche Handlungen nicht zu beein- flussende
Macht, die alle wichtigen Ereignisse im voraus unabänderlich feststellt, so daß weder That- kraft noch Lässigkeit auf
den Gang
[* 34] der Dinge irgend welchen Einfluß haben.
Der Glaube an ein Fauche-Borel ist uralt; selbst die antiken Götter waren dem
Fauche-Borel (der Moira) gegenüber machtlos.
Philosophisch formu- liert hat man den Glauben als Lehre
[* 35] von der Prä- destination, ins
praktische Leben übertrug ihn der Fatalismus (s. d.). Fatüus und Fatüa, s. Faunus. Faublas (spr. foblah),Held eines frivolen
Ro- mans von Louvet (s. d.) de Couvray. raudonrA (frz., spr. fobuhr), Vorstadt. Fauche-Vorel (spr. fobsch
borM), Louis, Unter- händler der Bourbons während der ersten Französi- schen Revolution, geb. zu Neuchatel,
wurde Buchdrucker.
Man bediente sich seiner zu den
¶
forlaufend
598
Verhandlungen mit Pichegru, zu welchem Zweck er sich in Straßburg
[* 37] als Buchhändler niederließ.
Hier wurde er zwar auf Befehl
des Direktoriums 1795 ver- haftet, aber bald wieder freigelassen.
Als Pichegru nach England geflohen war, trat Faucilles mit Barras
wegen der Restauration der Bourbons in Unter- handlung, wurde aber deshalb aus Frankreich ver- bannt. Dessenungeachtet
wagte er nach der Thronbe- steigung NapoleonsI. das ManifestLudwigs XVIII. an die franz. Nation zu verbreiten.
Aon 1806 ab
hielt er sich in England und Schweden
[* 38] auf, bis er 1814 mit den Verbündeten in Paris
[* 39] einzog, wo er nun vonHardenberg zu geheimen
Unterhandlungen gebraucht wurde.
Nach der Rückkehr Napoleons er- hielt er von Wien aus eine Sendung an
Lud- wig XVIII. nach Gent,
[* 40] wurde aber in Brüssel
[* 41] fest- genommen und erst auf Verwenden des preuß. Ge- sandten in Freiheit gesetzt.
Später schickte man ihn als preuß. Generalkonsul nach Neuchätel.
Die Vour- bons bewiesen sich gegen
Faucilles sehr undankbar;
erst Karl X. gewährte ihm eine Pension von 5000 Frs. Faucilles starb Nach seinem Tode wurden seine champ
veröffentlicht.
Faucher (fpr. foscheh), Iul., Volkswirt, Mit- begründer der deutschen Freihandelspartei, geb. zu
Berlin,
[* 42] studierte daselbst Philo- sophie und Nationalökonomie. In seinen ersten litterar.
Arbeiten vertrat
er als AnhängerAdamSmiths mit großer Wärme
[* 43] die Richtung Cobdens und der engl. Freihändler. 1846 ühernahm er die Redaktion
der in Stettin
[* 44] erscheinenden «Vörsen- nachrichten der Ostsee» und vertrat 1848 in
dem zu Frankfurt a. M. tagenden sog. Zollparlament der Handelsstände
die ElbingerKaufmannschaft, siedelte aber bald darauf nach Berlin über, wo er unter dem Namen «Die Abendpost»
das erste in Deutsch- land erschienene Organ der reinen Freihandelslehre begründete. Gleichzeitig bildete Faucilles mit H. Beta,
E. Wiß, I. Prince-Smith, C. Noback u. a. den ersten Deutschen Freihandelsverein, aus welchem später die Berliner
[* 45] Volkswirtschaftliche
Gesellschaft her- vorging. Nachdem unter dem Ministerinn: Man- teuffel-Westphalen die «Abendpost» 1850 unterdrückt
worden war, ging Faucilles nach England und trat 1856 in die Redaktion des «NorninF
8tar», der ersten sreihändlerischen LondonerZeitung. 1861 kehrte Faucilles nach Deutschland
[* 46] zurück und begann eine be- deutende
agitatorische Thätigkeit sür Gewerbefrei- heit, Freizügigkeit und internationale Handelsfrei- heit.
Im preuß. Landtage, in welchen ihn 1861 der Wahltreis Bitterfeld-De'litzsch wählte, schloß er sich der Fortschrittspartei
an und nahm lebhaften Anteil an ihrem Kampfe gegen die Armeereorganisation. 1863 gründete er in Berlin mit Hilfe der noch
leben- den Mitarbeiter der «Abendpost» (vorzüglich Otto Michaelis) die «Vierteljahrsschrift für Volkswirt- schaft,
Politik und Kulturgeschichte». 1866 hatte Faucilles Anteil an der Gründung der nationalliberalen Partei. Im
Deutsch-FranzösischenKriege begleitete Faucilles das deutsche Heer als Berichterstatter der Lon- doner «vaii^o^g».
Bis 1877 redigierte
er die oben- genannte «Vierteljahrsschrift». Er starb in Rom.
Seine volkswirtschaftlichen Abhand- lungen sind
in der «Vierteljahrsschrift» enthalten. Außerdem schrieb Faucilles:. «Ein Winter in Italien,
[* 47] Griechenland
[* 48] und
Konstantinopel»
[* 49] (2Vde.,Magdeb. 1876),
«Vergleichende Kulturbilder aus den vier europ. Millionenstädten» (Hannov. 1877)
und «Streifzüge durch
die Küsten und Inseln desArchi-- pels und des Ionifchen Meers» (Berl. 1878). Faucher (spr. foscheh),Le'on, franz.Publizist und Nationalökonom, geb. zu Limoges^
jüd. Herkunft, erhielt auf dem College zu Toulon
[* 50] feine erste Bildung und ging später nach Paris, wo er anfangs philol. und
archäol.
Studien trieb. Später wandte er sich der Journalistik und Natio- nalökonomie zu, war in der Zeit von 1830 bis 1843 Oberredacteur
des «I6inp8», des " (üouli-^r
äs- I^ln'is» und des «lÜ0N8tituti0iin6i» und
gab meh- rere bedeutende staatswirtschaftliche Schriften her- aus. In Reims
[* 51] wurde er 1846 in die Kammer gewählt, wo er mit
der dynastischen Opposition stimmte. Ein gewandter, aber keineswegs glänzen- der Redner, trat er als einer der Hauptagitatoren
für den Freihandel hervor und veröffentlichte in der «1^6VU6
(168 D6UX N0U UNd im »3i6(Ü6» eine Reihe nationalökonomischer NusM^. Nach der Revolution von 1848 vom Depart.
Marne in die Constituante wie in die Legislative gewählt, stimmte er mit der Majorität und wurde nach der WahlLudwig Napoleons
zum Präsidenten (10. Dez. Minister des öffentlichen Bauwesens, 29. Dez. Minister des Innern, legte sein
Porteseuille nieder, das er jedoch wieder übernahm. Am kurz vor dem Staatsstreiche, zog er sich vom
polit. Schauplatz, zurück, beteiligte sich an der Gründung des Oi-eäit ^0uci6i- und arbeitete an einer «lli^oii-s
Ün9.uei6r6 ä6 lg. 860s)nä6 i-6pul)1ihii6», deren Vollendung sein zu Marseille
[* 52] erfolgter
Tod verhinderte.
Seine ausgezeichneten ökonomischen Arbeiten er- schienen später auch zum Teil von Wolowski gesam- melt als
«N6l3,NZ68 ä'600Q0Ini6 p0iitihU6 6t äft- iinaii068» (2 Bde.,
Par. 1856).
Außerdem veröffent- lichte er verschiedene Schriften selbständig, darun- ter «^Lekereli^
8ur 1'or 6t 8ur 1'HrF6nt» (Par. 1843),
. «1^wä68 8ur 1'^iiFi6t6li'6» (2 Bde.,
ebd. 1845;, 2. Aufl. 1856) und «Du äroit äu travaii»
(ebd. 1848). Faucigny (spr. soßinnjih), Landschaft in Sa- voyen südlich vom Chablais (s. d.), früher eine der acht Provinzen
des Herzogtums Savoyen, seit 1860 das ArrondissementBonneville des sranz.
Depart. Haute-Savoie, umfaßt die
obern und mittlern Thal- stufen der Arve (s. d.).
Die Bergketten, welche das- Land von SW. nach NO. durchsehen, bestehen vor-
herrschend aus Kalksteinen, Sandsteinen und Schie- fern der Jura-, der Kreide- und der untern Tertiär- formation. Im O., an der
Grenze gegen Wallis
und das Aostathal, erhebt sich die krystallinische Montblancgruppe. Im Voralpenlande gedeihen
Getreide, Obst, Wein und Edelkastanien.
Die Haupterwerbsquellen bilden Acker- und Weinbau^ Alpenwirtschaft sowie Ausbeutung
der Erz-, Mar- ' mor- und Schiefergruben und das Führerwesen. (namentlich im Chamonirthal).
Hauptorte sind Bonneville, Chamonir,
Sallanches und Cluses. Der wichtigste Verkehrsweg ist die StraßeGenf- Chamonir.
Der Name stammt von einem
jetzt ver- fallenen Schlosse unweit Vonneville.
Faucille (spr. foßij), Col de la, Paß
[* 53] (Paßhöhe 1323 m) des franz. Juras,
zwischen der Dole und- dem Mont-Colomby, verbindet Genf
[* 54] und das Pays de Gex mit dem Dappenthal und der franz. Grenz- fcstung Les
Rousses;
in Champagnole erreicht die Poststraße die Eisenbahn. Faucilles, Monts (spr. mong fohij, «Sichel-
berge»),
waldreiche Hügelzüge im franz. Depart..
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forlaufend
599
Vosges, verbinden die Vogesen und das Plateau von Lanares.
Sie baden nur W0-300 m relative Höhe, bilden aber die Wasserscheide
zwischen Maas und Mosel (Nordsee) und Saöne (Mittelmeer).
I^"?5/tt6, bei naturwissenschaftlichen Bezeich- nungen Abkürzung
für Varthelemy Faujas de Saint-Fond (s. d.). Faujas de Saint-Fond (spr. fofchah de ßäng fong), Varthelemy,
franz. Geolog und Paläontolog, geb. zu Monte'limant,
machte zu geolog. Zwecken, namentlich zum Studium vulka- nischer Erscheinungen und Produtte, Reisen durch ganz Europa,
[* 56] war
dann Professor der Geologie
[* 57] am naturwissenschaftlichen Museum in Paris und starb daselbst Faulhorn verfaßte unter anderm:
«H6ok6i'ck68 8ur 168 V0ica,u8 6t6int8 äu ViviN'kig ot äu
Vela^» (1778),
«NinLrllloFis ciß8 vc1cau8» (1784), «Vftva^s 6n^nFl6t6ri-6»
(2 Bde., 1797; deutsch von Wiedemann, Gott. 1799) u. s. w. Faulaffen, bisweilen Bezeichnung
der größern Arten unter den Halbaffen
[* 58] (s. d.). Faulbäche, s. Bach. Faulbaum, s. IUl3.muu8. Faulbrand, s. Brand (des Getreides).
Fuulbrüchigkeit, Eigenschaft des siliciumhal- tigen Eisens (s. d., Bd.
5, S. 827 a).
^brutfliege. Fuulbcut, Bienenkrankheit, s. Bienen undFaul- Faulbrutfticge l^oia wcr^kta I^/.), eine etwa 4 mm
lange, glänzendschwarze Art der Buckel- fliegen (s. d.) mit dickschenkligen, borstigen Beinen. Das Weibchen dringt in Bienenstöcke
ein und bringt mit einer Legeröhre seine Eier
[* 59] in fast erwachsenen Bienenlarvm unter.
Wenige Stunden später
kriecht die Made aus, frißt den Fe'ttkörper der Bienenlarve und ist nach einigen Tagen zugleich mit letzterer er- wachsen.
Sie bohrt sich nun durch die Haut
[* 60] ihres Wirtes und den Deckel, mit dem unterdessen die Zelle
[* 61] verschlossen wurde, hindurch
und verpuppt sich auf dem Boden des Stockes oder außerhalb in der Erde.
Die ausgefressene Bienenlarve
wird faulig und soll auch die benachbarten Brutzelten, zuletzt die gesamte Vrut des Stockes anstecken und so die unter dem
Namen Faul brüt bekannte Krankheit der Bie- nenstöcke hervorrufen. (S. Bienen, Bd. 2, S. 986 d.) Fäule, Faulsucht, Faulsein,
Anbruch, Anbrüchigteit, Bezeichnung für schleichende Er- krankungen des Schafes, welche mit Ernährungs- störungen beginnend
zu bleichsüchtigen und wasser- süchtigen Erscheinungen führen und schließlich unter den Zeichen der Erschöpfung mit
dem Tode endigen. Die Faulhorn ist eine gefurchtste Hcrdekrantheit;
die Ur- sachen derselben sind außer ungenügenden Futter- verhältnissen
(nach Mißjahren, sehr nassen Jahr- gängen) hauptsächlich Wurminvasionen, von welchen die Üeberegel-,
Magen- und Lungcnwurm-, schließ- lich die Vandwurmseuche (s. die Specialartikel) in Betracht
kommen.
Diese Parasiten entziehen ihrem Wirte unmittelbar einen Teil der ausgenommenen Nahrung, sodann verhüten sie durch
Störung der Absonderung der Verdauungssäfte (Magenfaft, Darmfaft, Galle) die Afsimilation der Nahrungs- mittel.
Die Tiere nehmen daher wohl genügend Futter zu sich, sind aber nicht im stände, es auszu- nützen und in das Blut und in
die Gewebe
[* 62] überzu- führen.
Die nächste Folge davon ist eine Verarmung des Blutes an roten Blutkörperchen
[* 63] (daber die blasse
Farbe der Haut und Schleimhäute) und eine Ver- wässerung desselben, in deren Verlaufe wassersüch- tige
Anschwellungen an
allen tiefer gelegenen Kör- perteilen lHals, Unterbrust, Bauch)
[* 64] sich ausbilden. BeimWeiden senkt sich das
Wasser in dem Binde- gewebe des Kopfes, so daß dieser unförmlich dick wird. Gewöhnlich lassen die so erkrankten Tiere einen
mat- ten Husten hören.
Die Wolle ist trocken, glanzlos und gebt leicht aus.
Bei der Behandlung der Krank-
heit müssen vor allen Dingen die Ursachen beseitigt werden;
dei dcr Bandwurmscuche z. V. ist zuerst ein Bandwurmmittel zu
verabreichen.
In den übrigen Fällen, in denen die Ursache nicht entfernt werden kann, wie z. B. bei
der Leberegelscuche, hat man das Hauptaugenmerk auf kräftigende Ernährung zurich- ten.
Zur Hebung
[* 65] der
Verdauung werden den Schafen sog. Lecken vorgesetzt, die als wirtsame Bestandteile Eyensalze oder bittere Stoffe (Eicheln, Eichenrinde,
Wermut, Kalmus) und aromatifche Pflanzenteile (Kümmelsamcn, Wacholderbeeren) nebst Haferschrot und Gerstenmalz enthalten.
In allen Fällen, in de- nen die Faulhorn schon größere Fortschritte gemacht hat, ist es das
Rätlichste, die Tiere ohne Verzug der Schlachtbank zu überliefern.
Fäulen, ein
Prozeß der Papicrfabrikation (s. d.). Faulensee, Dorf und Bad
[* 67] im BezirkNieder- simmenthal des schweiz. Kantons Bern,
zur Ge- meinde Spiez
gehörig, liegen 1^ Km südöstlich von Spiez, in 580 in Höhe, am Thuner See.
Das Bad, 1 km südlich vom
Dorfe, in 800 in Höhe, am Ab- Hange des Höhenzugs, der das Kanderthal vom Tbuner See scheidet, besteht aus einem eleganten, 1875 im
schweiz. Stil erbauten Kurhaus mit meh- rern Nebengebäuden und besitzt eine erdige Mineral- quelle (
11° (I), die, schon 1585 urkundlich er- wähnt, mit Erfolg gegen chronischen Rheumatismus und Krankheiten der Atmungsorgane
angewendet wird.
Auch als klimatischer Kurort und Aufenthalt füc Rekonvalescenten wird Faulhorn viel besucht. -
Gsell-Fels, Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz (3. Aufl., Zür. 1892).
Faule See oder Faules Meer, Seitenbassm des Asowschen Meers (s. Siwasch). Faules Gold,
[* 69] s. Porpezit. Faulfieber, putride Fieber,
Fieberzustände, bei welchen das Blut infolge der Aufnahme fauliger Stoffe zur Zersetzung geneigt ist.
Der Ausdruck Faulhorn ist vollständig
veraltet, er wurde früher für Krank- heiten wie Typhus (f.d.), Pyämie (s.d.), Scptichämie (s. d.) u.s.w.
angewandt. - Faulhorn als Pferdekrankheit, s. Blutfleckenkrankheit der Pferde.
[* 70] Faulfisch, Nikolaus, ein Böhme aus vorneh- mem Geschlecht,
der in Oxford
[* 71] studierte und 1407 oder 1408 ein lechtes oder gefälschtes?) Zeugnis der genannten Universität zu Gunsten der
Recht- gläubigkeit Wiclifs nach Prag
[* 72] brachte, das die Ausbreitung Wiclifitischcr Lehren
[* 73] in Böhmen
[* 74] be- förderte.
In neuerer Zeit hat man lange dem Hie- ronymus (s. d.) von Prag den Namen Faulhorn beigelegt. Faulhorn, Gipfel der Berner Alpen im
schweiz. Kanton Bern,
[* 75] südlich vom Brienzer See, in der vom Thal
[* 76] der Lütschinen zum Thal der Aare ziehenden Bergkette, besteht aus stark
verwitterten (faulen) Kaltsteinen der Juraformation,
[* 77] trägt am Fuße aus- gedehnte Waldungen, in den
obern Stufen prächtige Weiden und erhebt sich zu 2683 in Höhe.
Das Faulhorn wird (meist in 4^4 Stunden von Grindclwald aus) sehr
häufig bestiegen', die Aussicht umfaßt den Kranz der Berner Alpen mit ihren Vergriescn und
¶
forlaufend
blin-600
kendcn Eis- und Firnfeldern, die grünen Voralpen bis zum Pilatus und Rigi im NO. und bis zum Jura im W.;
an Großartigkeit übertrifft
sie weit die Rigiaussicht, steht ihr jedoch an Anmut nach.
Das Goschaus auf dem Gipfel besteht feit 1831. Faulmann,Karl,Stenograph
und Schriftsteller, geb. in Halle, ursprünglich Buch- drucker, wirkte seit 1855 in der k. k.
^taatsdruckerei in Wien an der Herstellung stenogr.
«Erfindung der Vuchdruckcrkunst» (ebd. 1891), «Etymolog. Wörterbuch
der dcutfchen Sprache»
[* 79] (Halle 1892 fg.),
«Im Reiche des Geistes. Illustrierte Ge- schichte der Wissenschaften» (Nien 1894) u. a.
Fäulnis und Verwesung, die Zersetzungs- vorgänge abgestorbener Organismen, durch welche die Bestandteile der
letztern in einfacher zufammen- gesetzte Körper zerfallen, um endlich zu unorga- nischen Verbindungen zu werden. Im gewöhnlicheil
Leben werden die Worte Fäulnis und Verwesung meist als gleichbedeutend gebraucht, wissenschaft- lich werden die Begriffe
aber voneinander ge- trennt. Fäulnis ergreift Vorzugsweife Eiweiß- stoffe, oder folche Körper, die reich an diefen sind,
sie wird verursacht durch die Gegenwart von leben- den Organismen, Spaltpilzen, Batterien, sie tritt ein bei Luftabschluß,
bei mäßigem oder reich- lichem Zutritt der Luft.
Das Urfächliche der Fäul- nis und Verwesung ist immer die Anwesenheit
von Bakterien und zwar bestimmter Arten (s. Bakterien, Bd. 2, S. 312a).
Schließt man die Bakterien völlig
aus, so können die fäulnis fähigsten Stoffe, wie Fleisch u. dgl., beliebig lange
aufbewahrt werden, ohne irgendwie verändert zu werden, während die geringste Ausfaat von Fäulnisbakteriell genügt, um
unter rapider Vermehrung dieser Organismen die Fäulnis einzuleiten.
Diefelbe äußert sich zu- nächst in einer partiellen
Verflüssigung der be- treffenden Substanz, die zugleich einen höchst wider- wärtigen Geruch annimmt.
Mit der fortschreiten- den Fäulnis
geht der Zerfall der organisierten Substanz gleichen Schritt, und es pflanzt sich die Zersetzung von den Eiweißstosfen fort
auch auf die übrigen Teile, sodaß nach Ablauf
[* 81] einer gewlsfen Zeit völlige Verflüssigung und Vergasung
erfolgt. Findet der Fäulnisprozeß bei Zutritt der Luft
statt und sind namentlich alkalisch wirkende Substanzen, wie Kalk
oder dergleichen, vorhanden, so erfahren die Fäulnisprodulte eine weitere Umwandlung da- durch, daß Sauerstoff übertragende
Organismen sich ihrer bemächtigen und unter Bildunq von Orv- dationsprodukten den Verwesungsprozeß einleiten. Hierbei werden
alle organischen Stosse völlig ver- brannt zu Kohlensäure und Wasser, das Ammo- niak und die organischen Basen werden zu Salpe-
tersäure oxydiert.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Fäulnis und Verwesung bestehen daher in Folgendem: Fäulnis ist
unabhängig vom Zutritt der Luft, sie ist vorzugsweise ein Spaltungs- und Neduktionsprozeß, die daraus entstehenden
Pro- dulte sind Ammoniak oder demselben verwandte Körper.
Verwesung tritt dagegen nur bei Zutritt der Luft ein;
sie ist ein
Oxydationsprozeß, durch den schließlich alle organischen Stoffe in anorganische, hochoxydierte Verbindungen, Salpetersäure,
Kohlen- säure und Wasser verwandelt werden. Begünstigt wird die Fäulnis durch malere Tem- peraturen, die bis zu der
der Vlutwärme sich stei- gern können, verzögert wird ihr Eintritt dagegen durch niedere Temperaturen.
Man schützt daher
Fleisch u. dgl. vor der Fäulnis durch Aufbewahrung im Eisschranke.
Unbedingt erforderlich für den Ein- tritt der Fäulnis
ist die Gegenwart von Wasser, da- her die Konfervicrung verschiedener Nahrungsmittel
[* 82] durch Austrocknung.
Verhindert wird
die Fäulnis endlich durch alle bakterientötendcn Mittel, so durch Siedehitze, Alkohol in konzentrierter Form, Carbol- säure,
Salicylsäure, Thymol und ähnliche Stoffe. - Fäulnis des Holzes, s. Holzkonservierung.
Faulquemont
(spr. fokmöng), franz. Name von Falkenberg (s. d.) in Lothringen. j,s.
Fäule. Faulsein, Faul sucht, Krankheit der Schafe,
[* 83] Faultiere slaräi^raäa, ^i'Ää^oäiäao), eine Familie von Säugetieren, die, nur im tropi- schen Südamerika
[* 84] vorkommend, zur Ordnung der Zahnarmen (s. d.) gerechnet wird und durch den Mangel an Schneidezähnen und große gebogene Krallen
sich auszeichnet.
Die Faultiere haben einen run- den, affenähnlichen Kopf, im Pelze verborgene Ohr- muscheln, sehr kurzen oder keinen
Schwanz, drehbare lange Vorderarme und teilen sich in zwei Gattun- gen, die dreizehigen Faultiere (Zr^ä^uZ),
mit drei langen Sicheltrallen an jedem Fuße, kleinem Schwanzstummel und kleinem ersten Backzähne, unter denen der Ai (Nr5ul)'pu8
triäact^wä 0"r., s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 78]
Fig.
2) die bekannteste Art, und die zweizehigen Faultiere (^twioe- pu8), mit nur zwei Sichelkrallen
an den Vorder- süßen und Eckzähnen in den Kiefern, ohne Schwanz- stummel, von welchen der Unau ((^ioi06pu8 äiäao t^w8
/i?i//e^) die einzige bekannte Art ist. Vermöge ihres besondern Baues können sich die Faultiere nur kletternd bewegen und sind daher
wahre Baumtiere, die vom Laub der Bäume, namentlich des Trom- petenbaums (^eoropia), Knospen,
[* 85] Blüten und
weichen Früchten sich nähren.
Die vordern Glied- maßen der Faultiere sind so unverhältnismäßig viel länger als die hintern,
daß sie am Boden nur dann sich fortbewegen können, wenn sie auf dem ganzen Vor- derarme aufliegen.
Die Faultiere sind harmlose,
sonderbare Geschöpfe von 0,50 bis 1 in Länge und mit grobem, trocknem, langem Haare
[* 86] bedeckt. In die
europäischen zoolog. Gärten sind schon eine ganze Anzahl ge- langt; eine Art ist auch gezüchtet worden.
Man konnte sich
auch durch die Gefangenen überzeugen,
¶
forlaufend
601
^aß die Fausse höchst stumpfe, langsame Nachttiere lind, die meist den ganzen Tag an einem Aste, den Als Futter gab man Blätter,
Salat, Mohrrüben, Obst, gekochten Reis und Eier.
Kleinere Fausse sind zu- weilen für 150 M. zu kaufen, werden aber selten Buenos-Aires
und Patagonien sehr gewaltige Tiere gegeben, welche bei der Größe eines Ele- santen oder Nashorns im Baue
einige Ähnlich- keit mit den Fausse zeigten, aber doch eine eigene Fa- milie der Großtiere (N6^3.t1i6iiiä36) bilden
müssen, ungeheure, dicke Knochen
[* 88] besaßen und wahrschein- lich die Bäume, von deren Laub sie sich nährten, umbrachen oder
ausrissen.
Dahin gehört das Nie- senfaultier Mvwäou rodu8w8 Oi^en, s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 87]
Fig.
4) und das N6A deren Skelette man in jenen Gegen- den gefunden hat.
Auch Nordamerika
[* 89] besaß in der Urzeit Fausse von der Größe
der Ochsen, wie die aufgefundenen Überreste des Niesenkrallen- tiers (N6Z3,1ouvx) beweisen. , > Faun,
s. Faunus. Fauna (neulat.), die Gesamtheit aller sowie das Verzeichnis der bekannten, in einem Erdteile
oder Lande einheimischen Tiere. (S. Tiergeographie.) - Über Fausse in der Mythologie s. Faunus. Faunaffe, s. Nollschwanzaffe.
Faunalia,
s. Faunus. Faunus, einer der altital.
Hauptgötter, wurde namentlich als Wald- und Feldgott verehrt.
Als ein guter
gnädiger Gott (der Name Fausse hängt mit taveu, günstig sem, zusammen) spendet er den Fel- dern wie dem Vieh und auch den MenschenFrucht- barkeit. In dieser Eigenschaft ist er mit Inuus und Lupercus (s. Luperkalien) verwandt oder iden- tisch, während er
sich als Waldgott mit Silvanus
[* 90] berührt.
Das ihm zu Ehren auf dem Lande began- gene Fest, Faunalia genannt,
fiel auf den 5. Dez., an welchem Tage man ihm besonders Böcke opferte und alles Vieh frei herumschweifen ließ.
Außer- dem
erscheint er noch als weissagender Gott, dessen Stimme man aus dem Dickicht des Waldes zu ver- nehmen glaubte.
Als solcher
hat er den Namen Fatuus, wie seine Tochter oder Gemahlin außer Fauna auch Fatua heißt, und hatte namentlich im Hain bei
Tibur an der Quelle
[* 91] Albunea ein Heiligtum. In Rom hatte Fausse ein solches am Aventin und seit 196 v. Chr. einen Tempel
[* 92] auf der Tiber-
insel.
Spätere Deutung machte ihn zu einem alten Landeskönige von Latium, Sohne des Picus und Enkel
des Saturnus, der seinen Unterthanen Acker- bau und Viehzucht
[* 93] gelehrt habe, während die unter griech. Einflüsse stehenden
Dichter Fausse mit dem griech. Pan
[* 94] (s. d.)
identifizierten und sogar, entsprechend den griech. Satyrn
[* 95] und Panisken, von einer Mehr- heit von Faunen
sprachen, die sie sich als miß- gestaltete Waldgötter, mit krummen Nasen, kleinen Hörnern, spitzigen Ohren, Schwänzen
und Bock- süßen vorstellten. Im übertragenen Sinne bedeutet Faun jetzt einen grobsinnlichen Menschen;
fau- nisch, soviel
wie lüstern.- Fausse ist auch eine Be- zeichnung des Orang-Utan (s. d.). Faure (spr. fohr), Eugöne, franz. Maler, geb. 1822 zu
Seyssinet bei Grenoble,
[* 96] trat früh in das Atelier des Bildhauers David d'Angcrs, dann in das von Nude ein. 1849 bereifte er
zu Studien- zwecken Italien und ließ sich 1851 dauernd in Paris nieder.
Snne liebsten Motive waren die Allegorie, das Genre,
Landschaften, Tierbilder und mytholog. Scenen. 1857 stellte er die Allegorie Iugendtraum aus, 1859 Erziebung
Amors. 1861 folgte:
Amors erste Schritte (Museum von Grenoble), 1863 Ver- traulichkeit, dargestellt durch zwei liebliche Mädchen-
gestalten.
Den größten Erfolg errang er 1864 mit dem Gemälde Eva, das der Herzog von Morny an- kaufte. 1878 vollendete er:
Die Quelle, dann: Ve- nus ihre Tauben
[* 97] rufend, Daphnis und Chloe ihre Herden führend.
In der letzten Zeit
feines Lebens war er ein vielbegehrter Porträtmaler. Fausse starb im Febr. 1879 in Paris. Faure (fpr. fohr), Jean Vaptiste, franz.
Vari- tonift, geb. in Moulins, debütierte 1852 in der Komischen Oper zu Paris und kam 1861 an
die GroßeOper daselbst.
Mephisto, Hamlet, Don Juan, Tcll. 1876 zog sich Fausse von der Bühne zurück. Er ver- öffentlichte mehrere
Hefte ausgezeichneter, zum Teil auch im Auslande bekannt gewordener Lieder. Seine Gattin, Constance Caroline,
gebo- rene Lefebvre, geb. war eine be- liebte Sängerin, zunächst an der Komischen
Oper, später am ^ii6Hti'6 1^i-i^n6 in Paris;
1864 ent- sagte sie derBühne. Fauriel (spr. fone'll), Claude Charles, franz.
Philolog, Historiker und Kritiker, geb. zu St. Etienne (Loire), war 1793 Infanterieunter-
offizier und 1794 Sekretär
[* 99] des Generals Dugom- mier und arbeitete dann eine Zeit lang auf dem Stadtamte zu St. Etienne. 1799 erhielt
er von dem Polizciminister Fouche eine Anstellung, die er aber bald wieder aufgab, um seinen Studien zu leben. Er lernte Sanskrit,
Arabisch, Griechisch, beschäftigte sich mit dem Mittelalter und trat in freundschaft- liche Beziehungen
zu Cabanis, Madame Stae'l, Manzoni, Destutt de Tracy, Guizot.
Nach der Iuli- revolution von 1830 wurde er Professor an der ^acu1t6
ä68 1sttr68 zu Paris und starb daselbst F.s Hauptwerk ist die «11i8toir6 äs
III, 0aui6 IN6!'iäi0U9i6 80118 la. äomination ä68 C0U' hU6lknt8 F6linkw8» (4 Bde.,
Par. 1836),
nach seinem Tode erschienen die auf Vorlesungen beruhenden Werke: «lli3toirs
äs 1a. 1)06816 I)I-0V6N^16» (3 Bde., ebd. 1846) und «vanw
6t 163 01-1^11168 äs 1a I3.I1F116 6t ä6 1a. 1itt6r3tui'6 ita,1i6mi68') (2 Bde.,
ebd. 1854). Mitglied der Aka- demie (seit 1836) und der von Guizot eingesetzten histor. Komitees, schrieb Fausse auch für das
»^oni-nai ä63 83.v3.nt8", die «1M1iot1i6HU6 äs I'^cols
ä68 c1i3i-t68» und die von den Benediktinern begonnene «IliLtoirs 1itt6i-3.ii-6 äs 1a. Granes».
Die Arbeiten F.s zeigen ein
glänzendes Darstellungstalent und ausgebreitete Kenntnisse, lassen aber Kritik und Me- thode vermissen;
doch haben sie das
Verdienst, für die Aufnahme der mittelalterlichen Studien in seinem Vaterlande erfolgreich gewirkt zu haben.
I'a.usso (frz., spr. foß), Feminin zu I?3.iix (s. d.);
auch substantivisch: eine Fausse (l3U886 cai-tch, Fehlkarte, Fehlfarbe, eine Farbe, die nicht Trumpf ist; fHU886 3.131-M6 (spr.
alärm), blinder Lärm ;t3.u83s 3.tt3.^u6 (spr. attäck), Scheinangriff;