giebt infolgedessen beim Öffnen des
Stroms einen kräftigen, die Luftstrecke überspringenden Funken, welcher durch den Hauptstrom
nicht in gleicher
Stärke
[* 2] erzeugt werden könnte. (S.
Galvanischer Funke.) Beide e^{x} verzögern die
Geschwindigkeit der Änderung
des Hauptstroms. Der Öffnungsextrastrom kann leicht beobachtet werden, wenn man dafür sorgt, daß die
Spule durch die
Handhaben und den menschlichen Körper geschlossen ist, sobald die
Unterbrechung des Hauptstroms stattfindet; man empfindet
dann eine Erschütterung. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich der Schließungsextrastrom nicht beseitigen läßt.
Der Öffnungsextrastrom läßt sich aber unterdrücken oder wenigstens sehr schwächen, indem man die
Unterbrechung nicht
in der Luft, sondern in einer sehr schlecht leitenden Flüssigkeit
(Alkohol) vornimmt. Würde der Hauptstrom
ganz ohne e^{x} ein- und austreten, so wäre dessen Verlauf bei der
Unterbrechung durch die Ordinaten der
Kurve a
[* 1]
(Fig. 2) dargestellt;
dann wären die in einer andern
Spule induzierten
Ströme zwar abwechselnd entgegengesetzt, aber sonst durchaus gleich.
Wird der Öffnungsextrastrom unterdrückt, so verläuft der Hauptstrom nach der
Kurve b, der durch denselben in einer zweiten
Spule induzierte
Strom aber nach der
Kurve c, zwar auch entgegengesetzt mit gleichen Elektricitätsmengen, doch wäre der Öffnungsstrom
auf eine kürzere Zeit zusammengedrängt, hätte größere elektromotorische Kraft
[* 3] und würde leichter als der
Schließungsstrom einen größern
Widerstand, z. B. eine Luftstrecke, durchbrechen. Diese Umstände werden bei Herstellung
des Funkeninduktors (s. Induktionsmaschinen) berücksichtigt.
(lat.), Bezeichnung zunächst für die von Gratianus
(s. d.) nicht aufgenommenen oder später erlassenen päpstl. Dekretalen (quia
extra decretum vagabantur), nachdem der kirchenrechtliche
Stoff (s. (Corpus juris) von ihm zu einer Sammlung vereint worden
war. Später ist der
Name typisch geworden für diejenigen Dekretalen, die nach dem liber VI. erlassen und in die Cementinae
nicht aufgenommen worden waren. Dieselben sind von Chappuis zu zwei Sammlungen zusammengestellt, haben
jedoch nicht die
Autorität von Gesetzen. Vielmehr ist, falls die Geltung von Extravagantes in Frage kommt, zu untersuchen, ob
sie in dem betreffenden
Lande publiziert oder durch Gewohnheit geltend gemacht worden sind.
(lat.), das Austreten (Extravasieren) von
Blut aus den verletzten Gefäßwandungen (Blutaustretung, Blutextravasat,
Hämorrhagie). Das Ergebnis der Extravasation, das
Extravasat, unterscheidet sich vom Exsudat (s.
Ausschwitzung) dadurch,
daß bei letzterm die Wandungen unverletzt bleiben und nur einen
Teil der Blutflüssigkeit gleichsam hindurchfiltrieren, namentlich
keine
Blutkörperchen
[* 5] hindurchlassen, wogegen das
Extravasat vollständiges, blutkörperhaltiges
Blut enthält.
Das
Extravasat tritt entweder nach außen (als eigentliche
Blutung), oder ins
Innere der Gewebe
[* 6] (als
Blutunterlaufung, Sugilliatio),
oder unter die
Haut
[* 7] (s.
Petechien), oder in feinere
Kanäle und Höhlchen der Organe (als Blutinfarkt),
oder in die größern
Höhlen (als innerer
Bluterguß). Es verwandelt sich später auf verschiedene Art, durch Gerinnen, Festwerden,
teilweise Wiederaufsaugung, durch Zerfließen zu
Eiter oder Jauche, seltener durch Verkalkung. Bisweilen, wie z. B. nicht
selten im
Gehirn,
[* 8] wandelt sich das
Extravasat in eine sog. Cyste (s.
Balggeschwulst) um, indem sich durch
gerinnbare
Ausschwitzungen der Umgebung ein derber geschlossener Sack bildet, welcher die verflüssigten Reste des ergossenen
Blutes umschließt. (S.
Blutung.)
in der
Meteorologie die höchsten und tiefsten Werte, die irgend ein meteorolog.
Element, wie
Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit u. s. w. annehmen kann.
Man pflegt die absoluten und mittlern Extreme anzugeben.
So berechnet man z. B. aus den tiefsten
Temperaturen, welche an sämtlichen
Tagen eines
Monats (gewöhnlich
durch Minimumthermometer [s. d.]) gefunden worden waren, das mittlere Minimum
des betreffenden
Monats.
Eine ebensolche Behandlung der Maximaltemperaturen giebt die mittlern Maxima.
Das höchste Maximum
und das tiefste
¶
0485a
¶
0485b
¶
forlaufend
Mi-484
nimum ergeben die absoluten Eybel und ihre Differenz die absolute Schwankung. Die mittlern und ab- soluten Eybel bestimmen
in der Hauptsache das Klima Extremität, s. Extrem, feines Ortes. Gxtremthermometer, Bezeichnung für das Maximumthermometcr
(s. d.) und das Minimum- thermometer (s. d.).
Gxtuberieren (lat.), aufschwellen, auflaufen; Extuberänz, Geschwulst, Auswuchs. Gxtumescieren (lat.), auf-,
anschwellen; Er- tumescsnz, Anschwellung, Austreibung, beson- ders von Knochen.
[* 13]
Gxuberieren (lat.), in üppiger Fülle vorhan- den sein, üppig wachsen, schwellen; eruberänt,
reichlich, üppig; Eruberänz, Überfülle, Übermaß, Schwulst. Gxulceration (lat.), Vers
ch w ärung, das Ab- sterben und der molekulare Zerfall der Gewebe, wobei die letztern zu einer misifaroigen und übel-
riechenden Masse (sog. Jauche) verflüssigt werden und ein mehr oder minder großer Substanzverlust,
ein Geschwür (s. d.), entsteht. Die Ursache der Ver- schwörung liegt entweder
in äußern Schädlichkeiten und mechan. Insulten, welche tötend auf die Ge- webe einwirken (Druck, Stoß, Quetschung, Hitze,
Kälte u. dgl.), oder in örtlichen Ernährungs- störungen (Verstopfung der Blutgefäße, krankhaften
Geschwülsten), oder in einer allgemeinen Vlutent- mischung (bei Skrofulöse, Tuberkulose, Syphilis und ähnlichen Dyskrasien).
Die Heilung der Eybel er- folgt dadurch, daß sich die Geschwürsfläche allmäh- lich von dem abgestorbenen Gewebe
reinigt und in Granulationen (s. d.) umwandelt, was am schnell- sten durch ruhige Lagerung,
feuchte Wärme
[* 14] und häusige Reinigung mit schwach desinfizierenden Flüssigkeiten erzielt wird; die Verschwärnng
aus innern Ursachen erfordert neben dieser örtlichen Be- handlung auch noch die Beseitigung der zu Grunde liegenden Blutentmischung.
Exulcerieren, schwä- ren machen, verschwärcn.
Exulieren (lat.), im Eril, in der Verbannung leben; Exulant, Verbannter. Gxultation,üxu1tet,
Cxultieren, soviel wie Ersultation u. s. w. Gxuma Inseln, eine zum Archipel der Bahama- Inseln (in Westindien)
[* 15] gehörige Gruppe kleiner Ko- ralleneilandc, östlich durch den Erumasund von den Inseln Eleuthera und (5at-Island, westlich
durch die Tongue of Ocean von Andros-Island getrennt, erstreckt sich von NW. nach SO. über
'200 Icni weit in einer schmalen Linie, welche über- wiegend aus einer Klippenreihc (Eruma-(5ays) besteht
und nur im Südende in zwei ansehnliche Inseln (Groß - Er u m a undKlei n - E x u m a) aus- läuft.
Die Eybel haben eine Fläche von 253 c^cin, die Klippen
[* 16] umfassen 124 ykm. Die Bewohner, etwa 2300,betreiben Ackerbau,namentlichabcrSalz-
gewinnung. Jährlich werden mehr als 42000 Iii Salz
[* 17] ausgeführt. Nächst Nassau auf New-Provi- dcnce ist
Klein-Eruma der wichtigste Hafen der Bahama-Infeln. Gxundieren (lat.), über die Ufer treten, aus- treten (von Flüssen); Erundation,
Überschwem- mung. ^ skcnnt man) den Löwen.
[* 18] üx unß^üo Isönoin (lat.), an der Klane (er-
üx U3U (lat.), nach der Sitte, dem Gebrauch.
Gxutorlum (lat.), jede künstlich erregte Eite- rung, wclckc eine Ableitung (s. d.) von einer in der Tiefe des Körpers gelegenen
Entzündung nach der Oberfläche desselben bewirken soll. Früher ganz allgemein im Gebrauch, ist diese Heilmethode gegen-
wärtig fast
gänzlich verlassen worden. Am häufigsten bediente man sich zu einer derartigen Ableitung
des Fontanells (s. d.). Gxuvien (lat.), abgestreifte
Hülle (z. B. ein Tier- balg), ausgezogene Kleider; Beutestücke, namentlich die dem Feinde abgenommene Rüstung.
[* 19] Nx voto,
s. Votum. Gyach.
1) Rechter Zufluß des Neckars in Würt- temberg, entspringt bei Pfäfsingen am Nordrande der Hohenzollernalb, bildet eins
der schönsten Alb- thäler, das Eyach- oder Lautlingerthal, und mündet 54 km lang unterhalb Horb. - 2)
Eybel, linker Nebenfluß der Enz, entspringt aus dem Wilden See im Schwarzwald, südwestlich von Wildbad, und mündet bei Hufen
oberhalb Ncuenburg. Gyb, Ludwig von, Geschichtschreiber, geb. 1417, gest. 1502, Freund
des Markgrafen Albrecht Achil- lcv von Brandenburg.
[* 20]
Seine «Denkwürdigkeiten drandenb.-hohenzoll. Fürsten» gehören zu den besten Quellen der frank. Geschichte,
sie sind gleich- sam Memoiren des Geschlechtes. Herausgegeben wnrdcn sie von Höfler in der «^ucllenfammlung
für frank. Geschichte», Bd. 1 (Bayreuth
[* 21] 1849). Sein «Kaiserl. Buch des Markgrafen Albrecht» ist eine AttenfammlungfürdieI.1440-86.
DenerstenTeil gab Höfler in der «Ouellcnsammlung», Bd. 2 (Bay- reuth 1850), den zweiten Minutoli (Berl.
1850) Gybar, fpan. Stadt, s. Eibar. ^heraus. Gyb(e), Albrecht von, Schriftsteller, Bruder von Lndwig von Eyb, geb. auf
Schloß Sommersdorf bei Ansbach,
[* 22] studierte 1444-59 in Italien,
[* 23] wurde später Archidiakonus zu Würzburg,
[* 24] Domherr zu Vamberg und
Eichstäot, wo er starb. Er schrieb eine treffliche, von Einflüssen des Lateins auch in Übersetzungen
srcie Prosa. Sein treffliches Ehebüchlein (Nürnb. 1472) bejaht die Frage, «Ob
einem Manne sey zu nemen ein eelich Weyb oder nit», gründlich mit Lcbre und novelli- stischem Beispiel. Im «Spiegel
[* 25] der Sitten»
(Augsb. 1511) teilt Eybel vollständig germanisierte Bearbei- tungen
der Menächmen und Bacchides des Plau- tus und der Philogenia des ItalienersUgolino Pisani mit, die sogar deutsche Personennamen
(Heinz, Lutz, Metz)
[* 26] einführen. Eine Anleitung zur lat. Sti- listik gab er in der «Nai-ßHi-ilH iio^iea.» (verfaßt in Italien,
gedruckt 1472). Auch lieferte er lat. und deutfche Recht^gutachten. E.s
«Deutsche
[* 27] Schriften» aab M. Herrmann heraus (2 Bde.,
Verl. 1890). -
Vgl. M. Hcrrmann, A. von Eybel und die Frühzeit des deutschen Humanismus (Berl. 1893).
Gybel, Adolf, Maler, geb. in Berlin,
[* 28] bildete sich auf der dortigen Akademie und ging 1834 nach Paris,
[* 29] wo er besonders
im Atelier von Delaroche arbeitete und bis 1839 blieb. Seit- dem war er, durch die 1836 von Paris gesandte
Ährenleserin in Ruf gekommen, ununterbrochen in seiner Heimat thätig. An Monumentalarbeiten schuf er ein Freskogemälde
in der Kirche zu Sacrow bei Potvdam, ferner die Reformatorenfiguren in der Schlohkapelle zu Berlin in Stercochromie, zwei
Friesbilder für das Jagdschloß des Fürsten Put- bus auf Rügen (Darstellungen aus der Geschichte der Insel) und insbesondere
Die Schlacht von Fehr- bcllin (1846; tönigl. Schloß zu Berlin). Im Genre wählte er gern Fischer- und Marktscenen, oder Sce-
nen aus Walter Scott. Daneben war Eybel als ge- schätzter Porträtmaler thätig. Seit 1849 leitete
er
¶
forlaufend
485
die Tierklasse der Berliner
[* 31] Akademie und wurde 1851 Prosessor. Er stard in Berlin. Gybler, Joseph von, Kirchenkomponist,
geb. in Schwechat bei Wien,
[* 32] kam im zehnten Jahre in das Musikseminar zu Wien und war gleichzeitig Schüler von Albrechtsberger.
Mit reichem Talent zur Kirchenkomposition begabt und unermüdlich thätig, zog er die Aufmerksamkeit!
Haydns und Mozarts auf sich, die ihn beide mit Rat unterstützten. 1792 wurde er Chordirektor an der Karmeliterkirche, 1793 auch
an dem Schotten- ' stift, 1801 kaiserl. Musiklehrer, 1804 Hofvicekapell- meister und nach Salieris
Ableben (1825) erster Hofkapellmeister bis 1833. (5., der 1835 geadelt wurde, starb Obgleich
er, besonders in frühern Jahren, sich in jeder Gattung der Kom- position versuchte, war doch die Kirchenmusik sein eigentliches
Fach. Seine Fruchtbarkeit bezeugen: 28 meist solenne Messen, 7 '16 ä6,im landarme, 34 Graduales, 26 Offertorien, 1 Requiem, 3 Ora-
torien (darunter «Die letzten Dinge»).
Gyck, Hubert, Jan und Margarete van, drei Geschwister, Maler und Begründer der altflandr. Schule, deren Lebensumständc gleichwohl
in Dunkel gehüllt sind. Als ihren Vater nimmt man mit Wahrscheinlichkeit Josse van Eyd an, der, ebenfalls Künstler, urkundlich
noch 1391 genannt wird. Ihr Name schreibt sich von ihrem Geburtsstädtchcn Maas- eyck im BistumLüttich
[* 33] her. Der ältere der Brüder, Hubert, ist ungefähr 1366, der jüngere, Jan, um 1386 geboren' über das Geburtsjahr der Schwester
Margarete sind nur Vermutungen aufgestellt, sicher ist, daß Jan, der bedeutendere der Künstler, von seinem Bruder unterrichtet
wurde, und daß sie sämtlich Brügge als ständigen Wohnort wählten, weshalb sie manchmal auch von Brügge
genannt werden.
Nach 1420 begaben sich die beiden Brüder zur Ausführung eines großen Altarwerks (s. unten) nach Gent,
[* 34] wo Hubert starb
und in der St. Bavo- tirche bestattet wurde. Jan vollendete das Werk 1432, kehrte nach Brügge zurück und starb daselbst 9. Juli 1440.
Beide waren wegen ihrer Kunst von den Fürsten des Landes, den Herzögen von Burgund und dem Bischöfe von Lüttich, hoch- geehrt.
Jan wurde unter anderm von Philipp dem Guten zum Hofmaler und Kammerdiener mit einem Jahresgehalt von 100 Pfd.
ernannt und machte 1428 eine Reise zu Johann I., König von Portugal,
[* 35] um dessen Tochter Isabella, die spätere
dritte Ge- mahlin Philipps, zu malen.
Die beiden Künstler führten die Malerei ihrer Zeit durch verbesserte Technik, namentlich der Öl- malerei, durch tieferes
Eingehen auf die Erschei- nungen der Wirtlichkeit und deren meisterhafte Wiedergabe einer auf Jahrhunderte fortwirkenden
, Höhe der Vollendung zu. Man sieht auf ihren i Bildern Zimmer mit Kaminen und reichhaltigem Hausrat,
Städte mit Mauertürmen, Kirchen und s belebten Gassen, blumenreiche Wiesen, Bäume mit i entwickeltem Vaumschlage, blaue Berge
und reinen j Himmel
[* 36] mit zarten, weißen Wölkchen.
Die
[* 30]
Figuren selbst beginnen sie anatomisch genau wiederzugeben, wenigstens an Händen, Füßen und Antlitz.
Vor- trefflich ist die Behandlung der Stosse, seien es Gewänder von gestickter Leinwand oder von perlen- besetztem Sammet,
reichvergoldcte Rüstungen,
[* 37] me- tallene Gefäße oder andere Gerätschaften. Der großartige Schwung deo frühern Faltenwurfs
macht einem mehr realistisch willkürlichen, sckar- fen und eckigen Platz. Die würdevolle Haltung der
ältern Malerei, die Einfachheit und Milde ihrer
[* 30]
Figuren, die Sanftheit und Gottseligkeit im Aus- druck der Gesichtszüge wandelt
sich bei ihnen zu mehr menschlicher Frömmigkeit.
Das Eigenartige der Erscheinung tritt stärker hervor, das Gattuna/s- artige beginnt zu schwinden. All dies war nur durch
die aufs höchste vervollkommnete Technik und eine Farbengebung erreichbar, welche fast jeder Einwir-
kung der Zeit Trotz bot. Auch die besten Venetianer haben selten eine so leuchtende, durchsichtige Fär- bung wie die van
Eyd und ihre Schule. Die Hauptarbeit (1420 - 32) der Brüder ist das von Jodocus Vyts in der Kirche St. Bavo zu Gent gestiftete
große Altarwerk Tafel: Gent er Altar),
[* 38] welches auf 12, zum Teil auf beiden Seiten bemalten Tafeln das My- sterium des christl.
Glaubens und als Mittelpunkt desselben die Anbetung des Lammes darstellt.
Von dem Werk steht nur das Mittelbild (4 Tafeln) noch am alten Platze: sechs Tafeln von den Flügeln be-
finden sich gegenwärtig im Berliner Museum, die
[* 30]
Figuren Adam und Eva im Brüsseler Museum. Eine vorzügliche, von Michael Cocrie
für König Philipp II. von Spanien gefertigte Kopie ist eben- falls zerstreut, zum Teil gleichfalls im Museum zu Berlin, zum
Teil in der Pinakothek zu München.
[* 39] Von sonstigen hervorragenden Bildern Jans sind zu nennen: Die WeiheThomas
Bcckets zum Erz- bifchof von Canterbury (1421), die Bildnisse Io- han Arnolfinis und seiner Frau (1434; London,
[* 40] Nationalgalerie),
Brustbild des Kanonikus Jan de Lecuw (1436-, Wien, Hofmuseum), Die heil. Bar- bara ( l 437; Antwerpen,
[* 41] Museum), GroßesBrustbild
Christi (1438; Berlin, Museum), Madonna (1439; Antwerpen, Museum). Ferner ohne Angabe des Jahres: Anbetung
der Könige (in Brüssel),
[* 42] Ma- donna von Lucca
[* 43] (Frankfurt;
[* 44] Städelsches Institut), Madonna des Kanzlers Rollin (im Louvre), Der
Mann mit den Nelken (in Berlin), Madonna mit dem knienden Abt und der heil. Barbara (ebd.), Ma- donna mit Kind in einer Kirche
thronend (Flügel- altärchen ; in Dresden).
[* 45] - Der Grundrichtung der Zeit, welcher die Gebrüder van Eyd mit solchem Erfolge
den ersten Ausdruck verschafft, sielen bald alle deutschen Schulen zu, zunächst die Kölner,
[* 46] bald auch die oberdeutschen.
Als ihre unmittel- baren Nachfolger sind zu nennen: Petrus Cristus, Gerardvan der Meire, Hugovan der Goes,
Rogier van der Weyden der Ältere, Iustus van Gent, Antonello da Messina, der die Ölmalerei zuerst nach Italien gebracht haben
soll. Unter den spätern Nachfolgern nehmen Hans Memling und Dirk Vouts den ersten Rang ein. Im weitern Sinne können auch
Dürer und Holbein
[* 47] ebenso wie Cra- nach und Lukas von Leiden
[* 48] als abhängig von den großen Anregungen dieser
sog. alt'ftandrischen Schule betrachtet werden. -
Vgl. Waagen, Über Hubert und Johannvan Eyd (Vresl. 1822);
Hotho, Die Malerschule
Huberts van Eyd (2 Bde., Verl. 1855-58);
Crowe und Cavalcaselle, Geschichte der Altniedcrländ.
Gyder, Fluß, s. Eider. Ztz/6. et Ho?,., hinter den lat. Namen niederer Meerestiere Abkürzung sür Fortune' Eydoux (er machte
die Erdumseglung der franz. Fregatte La
¶
forlaufend
486
Favorite mit) und Souleyet, zwei sranz. Forscher, die gemeinsam zoolog. Arbeiten veröffentlichten. Gydtkuhnen, Marktflecken
im Kreis
[* 51] Stallu- pönen des preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen,
[* 52] 11 Kni östlich von Stallnpönen, westlich von der russ. Stadt Wirballen,
an der Lepone, welche hier die poln.- russ. Grenze bildet, an der
Linie Verlin - Kreuz- Königsberg-Eylert (741,9 kin) der Preuß. Staats- bahnen, Sitz eines.Hauptzollamtes,
Nebenzollamtes erster Klasse und Grenzkommissariats, hat (1890) 3347 C., Post erster Klasse, Telegraph,
[* 53] evang. Kirche, Synagoge;
Eifenbahnmafchinenwertstätte, bedeutenden Speditionshandel mit Rußland, serner Eigenhandel mit Getreide,
[* 54] Holz,
[* 55] Geflügel,
Wildbret und Krebsen sowie ein beträchtliches Wechsel- und Inkassogeschäft.
Vor Eröffnung der Bahn (1800) ein unbedeutender Ort von kaum 150 Eylert, gelangte Eylert als Endstation
der Ostbahn (s. d.) in wenigen Jahren zu seiner jetzigen Bedeutung. Eye, Joh.
Ludolf Aug. von, Kunst- und Kultur- historiker, geb. 24.Mai18^5 zu Fürstenau (Hannover),
[* 56] studierte in Göttingen
[* 57] und Berlin
erst Rechtswissen- schaft, dann Philosophie und Geschichte. 1853 wurde er als Vorstand der Kunst- und
Altertumssamm- lungen an das neubegründete Germanische Museum nach Nürnberg
[* 58] berufen. Er lenkte die noch aus den Anschauungen
und Bestrebungen der Romantik hcr- vorgegangene Anstalt in praktische Bahnen ein und gab so für die Ncubelebung des deutschen
Kunst- handwerks mit die erste Anregung. 1874 unternahm er eine Reife nach Brasilien
[* 59] und machte fpäter
noch mehrere überfeeifche Reifen zu tulturgefchicht- lichen Studien. Eylert veröffentlichte: «Kunst und Leben der Vorzeit» (3
Bde., Nürnb. 1854 fg.; 3. Aufl.
1868, mit vielen Kupfern),
«Galerie der Meisterwerke altdeutscher Holzschneidekunst» (ebd. 1857-61),
wie das vorige Werk in
Gemeinschaft mit I. Falke herausgegeben; «Deutfchland vor dreihundert Jahren
in Leben und Kunst aus feinen eigenen Bildern dargestellt» (Lpz. 1857),
«Leben und Wirken AlbrechtDürers» (Nördl. 1860;
neue Ausg. 1869),
«Eine Menschenfeele, Spiegelbild aus dem 18. Jahrh.»
(ebd. 1863, den Dichter Chr. Günther betreffend),
«Wefen und Wert des Da- feins» (Berl. 1870; 2. Aufl.
1886),
«AlbrechtDürers Leben und künstlerische
Thätig- keit in ihrer Bedeutung» (Wandsbeck 1892). Eyemouth (fpr. eimöth),
Stadt in der fchott. Graffchaft Verwick, links
an der Mündung der Eye in die Nordfee, hat (1891) 2825 Eylert, neuen Hafen und ist Mittelpunkt bedeutender
Heringssischerei. Gyjafjalla («Inselberg») oder Öster-Iökull, Vulkan (1705 m) auf Island,
[* 60] hart an der Südküste, im NO. der
Vestmannaeyjar (Wcstmänncrinseln). Gyjafjardar Kaupstadr, Stadt, f. Akrcyri. Eyjafjord,
richtiger Eyjafjördr, Fjord an der Nordküste Islands, dringt zwischen 18 und 19" weftl.L. von Greenwich füdfüdöftlich 64 km
weit bis über den Ort Akreyri (s. d.) hinaus ins Land ein. Eyke von Repkow, f.
Eike. Gylau, Preußifch-Eylau.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königsberg,
[* 61] hat 1231,95 hkm, (1890) 52924 (24966
männl., 27958 weibl.) Eylert, 3 Städte, 120 Landgemeinden und 124Gutsbezirko. - 2) Kreisstadt im Kreis Preußifck-Eylau, 38 km
im SO. von Königsberg, am Pasmar, in 88 m Höhe, an der Linie Königsberg-Profiten
der Ost- preuß. Südbahn, Sitz des Landratsamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht Bartenstein),
[* 62] hat (1890) 3446 Eylert, darunter 42 Katholiken
und 42 Israeli- ten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Spar- und Vor- schußverein , Rcktoratsschule, Schullehrerseminar, städtisches
Krankenhaus,
[* 63] Wilhelm-Augufta-Siechen- haus; Eisellgießerei und Maschinenfabrik, Tuchfabrik und Möbeltischlereien.
- Eylert ist geschichtlich merk- würdig durch die Schlacht bei Eylert vom Die russ. Armee unter Vennigfen hatte am 7. auf
den Höhen nördlich von Eylert Stellung genommen. Am Nachmittage des 7. drängte Napoleon die rufs.
Vortruppen nach der Stadt. Davout hatte gleich- zeitig die Königsberger Straße erreicht, während Ney
bei Orschen stand. Das preuß. Korps unter Lestocq war noch 15 km von Eylert entfernt.
Soult bildete den linken Flügel des franz. Heers vor Eylert, das während der Nacht rufsifcherfeits geräumt wurde, rechts daneben
stand Augereau, neben diefem die Division Saint-Hilaire, hinter beiden die Ne- fervckavallerie unter Murat;
hinter der Kirchhofs- höhe hielten die Garden unter Besseres als Neferve.
Das franz. Heer zählte 80000 Mann. Die Russen, 58000 Mann stark, lehnten ihren rechten Flügel unter Tutschkow an Schmoditten;
ihre Mitte unter Sacken stand beiderseits der DomnauerStraße; ihr linker Flügel unter Ostermann-Tolstoy reichte bis an
die Kreegeberge;
zahlreiche Reserven unter Doctorow und Fürst Galizin standen hinter der Mitte. Die durch die Witterungsverhältnisse
ver- spätete Ankunft Davouts, das Ausbleiben Neys und das Eintreffen des preuß. Korps Lestocq ließen es zu
keiner taktischen Entscheidung kommen. Der franz. Angriff der Kolonnen von Soult, Saint- Hilaire, Augereau wurde durch
das Feuer der russ. Artillerie abgeschlagen, worauf russ. Infanterie und die Refervekavallerie unter Galizin
in der Richtung auf Eylert verfolgten, aber durch die franz. Referve- kavallerie unter
Murat aufgehalten wurden. Um Mittag erfchien Davout in der linken Flanke der Russen und nahm, von Saint-Hilaire unterstützt,
Serpallen; beide drangen gegen die Kreegeberge vor, die nach tapferm Widerstände erobert und mit 30 Geschützen
besetzt wurden.
Der russ. linke Flügel war geworfen. Davout umfaßte denfelben, eroberte Auklappen und das Dorf Kutschitten, wo- durch er
die Verbindung der Russen mit Königs- berg gefährdete. Gegen 3 Uhr
[* 64] erfchien Lestocq mit dem preuß. Korps und rettete
die Russen. Ney hatte ihn auf dem Marfche fo lebhaft angegriffen, daß nur 5500 Mann das Schlachtfeld erreichen konnten;
der Rest wurde nach Kreuzburg abgedrängt und von Ney verfolgt, der erst spät abends vergeblich bei Schmoditten den Kampf
aufnahm.
Lestocq nahm Kutfchitten wieder, worauf der linke russ. Flügel Auklappen befctzte;
die Kreegcberge konnten jedoch nicht genommen werden. Die Dunkelheit machte fchließlich der blutigen, aber unentschieden
geblie- benen Schlacht ein Ende. Auf dem andern M'igel war nur die Kanonade fortgesetzt worden. Der Verlust betrug auf jeder
Seite gegen 18000 Mann. Am 16. Febr. verließ Napoleon Eylert und bezog hinter der Paff arge Winterquartiere;
die Russen folgten langfam nach. Ein enthülltes Denk- mal, ein got. Turmbau auf einer Anhöhe bei der Stadt, erinnert
an die Schlacht. - Eylert, Stadt im preuß. Reg.-Bez. Marienwerder,
[* 65] f. Deutfch-Eylau. Gylert, Nulemann Friedr., evang.
Kanzel- redner, geb. zu Hamm
[* 66] in
¶
mehr
Mifalen, studierte in Halle,
[* 68] wurde 1794 Prediger in seiner Vaterstadt, 1806 auf Steins Empfehlung Hof- und Garnisonprediger
zu Potsdam,
[* 69] 1818 evang. Bischof, Mitglied des Staatsrats und des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. 1844 trat
er von seinen Ämtern zurück und starb Als Hofprediger wurde der Vertraute und Ratgeber des
Königs, so in dem Agendenstreit (s. d.), auf den sich seine Schrift«Über den Wert und die Wirkung der für die evang. Kirche
in den königlich preuß. Staaten bestimmten Liturgie und Agende» (Potsd. 1830) bezieht, sowie bei der Einführung der Union.
Ein Denkmal dieser vertrauten Stellung sind die «Charakterzüge und histor. Fragmente
aus dem Leben des Königs von Preußen,
[* 70] Friedrich Wilhelm III.» (3 Bde., Magdeb.
1843–46; wohlfeile Ausg. 1847). Von E.s Predigten erschienen: «Betrachtungen über die trostvollen Wahrheiten des Christentums
bei der letzten Trennung von den Unserigen» (Magdeb. 1803; 5. Aufl. 1848),
«Homilien über die Parabeln Jesu» (Halle 1806; 2. Aufl. 1819),
«Predigten über Bedürfnisse unsers Herzens
und Verhältnisse unsers Lebens» (ebd. 1813). Mit Dräseke gab er das «Neueste
Magazin von Fest-, Gelegenheits- und andern Predigten und kleinen Amtsreden» (4 Bde.,
Magdeb. 1816–20) heraus.
Nikolaus, span. Ketzerrichter, geb. 1320 in Gerona in Catalonien, trat 1334 in den Dominikanerorden,
ward von Innocenz VI. 1356 zum Generalinquisitor und Ketzerrichter ernannt und verfuhr als solcher mit grausamer Strenge 43 Jahre
lang gegen Mauren und Juden, bis er in seiner Vaterstadt starb. Von seinen Schriften ist die bekannteste das «Directoriuminquisitorum» (Barcelona
[* 71] 1503; mit den Zusätzen von Pina 1578 und 1587; mit Kommentar der span Kanonisten,
Vened. 1595; im Auszug von Morellet, Par. 1874), worin er die Inquisition rechtfertigt und Anweisungen zu ihrem Betriebe giebt.
(spr. emutĭeh), Hauptstadt des Kantons Eymoutiers (372,07 qkm, 11 Gemeinden, 17084 Eymoutiers) im
Arrondissement Limoges des franz. Depart. Haute-Vienne, 45 km ostsüdöstlich von Limoges, auf einem Hügel,
welcher das tiefe, malerische Thal
[* 72] der Vienne beherrscht, an der Linie Limoges-Meymac der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 2301,
als Gemeinde 4192 Eymoutiers, eine schöne Kirche aus dem 11. und 15. Jahrh., eine Brücke
[* 73] über die Vienne, ein Kommunal-Collège;
Fabrikation von Hüten, Pelzwerk,
[* 74] Leder, Spinnerei, Färberei und Handel mit Fellen, Wachs, Getreide, Holz,
Wein und Lumpen.
(spr. enahr),JeanGabriel, GenferBankier, besonders als eifriger Philhellene bekannt, geb. zu Lyon,
[* 75] floh zur Zeit der Revolution mit seiner Familie nach der Schweiz
[* 76] und ließ sich in Rolle nieder. Später gründete er mit
seinem Bruder unter der Firma «Gebrüder Eynard und Schmidt»
in Genua
[* 77] ein Handelshaus und übernahm 1801 zu Livorno
[* 78] für den damaligen König von Etrurien (Erbprinzen von Parma)
[* 79] eine Anleihe,
die für ihn sehr günstig wirkte. 1810 wandte er sich mit einem großen Vermögen nach der Schweiz zurück und lebte fortan
in Genf
[* 80] und Beaulieu bei Rolle.
Nach dem Sturze Napoleons I. wurde Eynard in den Gesetzgebenden Körper Genfs gewählt. Als Sekretär
[* 81] der Genfer Gesandten d'Yvernois
und Pictet de Rochemont nahm er an dem Wiener Kongreß teil. 1816 ordnete er die Finanzen des GroßherzogsLeopold in Toscana,
und 1818
befand er sich auf dem Kongreß zu Aachen
[* 82] abermals unter dem diplomat. Korps. Infolge seiner Bekanntschaft
mit dem GrafenKapodistrias ward Eynard zu Anfang der zwanziger Jahre ganz in das Interesse der griech.
Sache gezogen, stellte sich darauf an die Spitze aller Griechenvereine in Europa
[* 83] und wußte die öffentliche Meinung für
die Sache der Griechen auf das nachhaltigste anzufeuern, war für deren Sache in Paris und London thätig
und unterstützte sie mit 700000 Frs. aus eigenen Mitteln. In Genf
ließ er großartige Bauten ausführen, unter andern das prachtvolle
Museum für die Société desBeaux-Arts. Er starb auf seinem Schlosse zu Genf
und soll 60 Mill.
Frs. hinterlassen haben. Eynard zeichnete sich durch eine außerordentliche Freigebigkeit und Opferwilligkeit
aus. Er schrieb: «Lettres et documents officiels relatifs aux divers événementsde Grèce» (Par. 1831).
General, geb. 1798 aus altem rhein. Adelsgeschlecht, stieg im
österr.
Militärdienst bis zum Feldmarschalllieutenant, war Gouverneur von Verona,
[* 84] beging jedoch während
des ItalienischenKrieges von 1859 als Generaldirektor der Militärverwaltung im Armeeoberkommando große Unterschleife.
Nachdem
seine Schuld im Prozeß gegen den Bankdirektor FranzRichter klargelegt worden war, entzog er sich durch Selbstmord
der Bestrafung. –
Ernst von, Politiker, geb. zu Barmen,
[* 85] trat nach mehrjährigem Aufenthalt in der Schweiz, Frankreich
und England als Teilhaber in das kaufmännische Geschäft seines Vaters, Friedrich von Eynern (gest. 1884), der 20 Jahre lang altliberales
Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses war. Er wurde bald zum Stadtverordneten und
zum Vertreter seiner Vaterstadt im Provinziallandtage der Rheinprovinz,
[* 86] 1879 von Lennep-Solingen in das preuß. Abgeordnetenhaus
gewählt, wo er der nationalliberalen Partei beitrat und namentlich in Eisenbahn- und allgemeinen Verwaltungsfragen thätig
war, unter anderm für die Verstaatlichung der Eisenbahnen. Als eifriger Anhänger der Kulturkampfgesetzgebung trat er mit
großer Schärfe dem Centrum entgegen. Eynern schrieb: «Wider die Socialdemokratie und Verwandtes» (Lpz. 1874),
(spr. ähr), Edward John, Erforscher Australiens, geb. 1815 in Yorkshire (England), wanderte 1833 nach
Australien
[* 87] aus, wo er anfänglich in Neusüdwales, bald aber in Südaustralien seinen Aufenthalt nahm. 1839 erforschte er in
letzterm Lande das Flindersgebirge und die zwischen diesem und dem untern Murray gelegenen Gegenden. Dann bereiste er die
Berglandschaften im Nordwesten des Spencergolfs und entdeckte 1840 den großen, später nach ihm benannten
Eyresee (s. d.); sein Versuch, vom Eyresee weiter ins Innere des Erdteils vorzudringen, mißlang. Im folgenden Jahre zog er
vom Spencergolf an der Südküste entlang bis zum King-George-Sund. 1846 wurde er zum Gouverneur von Neuseeland, 1852 von St.
Vincent ernannt. Von 1862 bis 1866 war er Gouverneur der Kolonie Jamaika, wurde aber infolge der ungesetzlichen
Hinrichtung des aufrührerischen Mulatten¶
forlaufend
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Gordon abberufen. Eyth veröffentlichte: «^ourua.! c»l 6xii6clition8
ol cliseovei'^ iuto ^enti'9.1 ^.u8trHii3." (2 Vde., Lond. 1845). Eyresee, großer Salzsee im Innern
Süd- australiens, zwischen 27° 50' und 29" 20' südl. Vr. und 136° 40' und 137° 40' östl.
L. gelegen, ist etwa 9500 hkm groh. Er wurde von Eyre (s. d.) entdeckt, von Vabbage 1858, von
Stuart 1859, von Warburton 1866 und von Lewis 1875 untersucht. Der Warburton im N., der Neales und Douglas im W., der
Margaret im S. und der größte von ihnen, der Cooper, im O. senden ihm ihre spärlichen Wässer zu; meist ist
der See so trocken, daß das Salz auf dem Boden krystallisiert.
Doch giebt es am Süd- und Westufer süße Quellen, welche hier Viehzucht
[* 89] ermöglichen. Neuerdings wird ge- plant, den See,
der 4 in unter dem Meeresspiegel liegen soll, vermittelst des Torrenssees mit dem Spencergolf in Verbindung zu setzen. Eyre
H Spottiswoode (spr. ähr änd spotts- wudd), engl.
Hofbuchdruckerei mit andern technischen und Handelszweigen in London, wurde um 1750 von Charles Eyre aus Landford (Grafschaft
Wilts) gegründet, der 1770 William Strahan als Teilhaber annahm.
An des letztern Stelle trat später sein Neffe, Andrew Spottiswoode. 1893 waren Besitzer: ein Urenkel Eyres, George
Ed- ward Briscoe Eyre, und zwei Enkel Spottis- woodes, die Brüder William Hugh Spottis- woode und Cyril Andrew Spottiswoode.
Die Vuchdruckerei besaß schon im 18. Jahrh, das Recht, die Bibel
[* 90] (besonders deren autorisierte engl. Übersetzung), das " (^oininon
I'i'^er-Iiook» und Dokumente der Regierung zu drucken und zu ver- legen. Dazu kam in neuerer Zeit
der Druck und Verlag der Verhandlungen des Unterhauses durch Erwerbung der Buchdruckerei von Henry Hansard & Sohn, sowie 1857 der
Druck der Veröffentlichungen des königl. «8tklti0N6i^
OMce» und andere Vesor- gungen für das letztere. Eine große Ausdehnung
[* 91] nahm das Geschäft feit 1872. Es umfaßt in eige-
nen Gebäuden auf mehrern StraßenLondons drei Vuchdruckereien, Lithographie, Farbendruck, Photo- graphie (in Ealing bei London),
Photogravüre (namentlich nach dem verbesserten Woodbury-Ver- fahren, das die Firma durch Ankauf der Woodbury- Permanent-Photographie
Printing-Company er- warb), Buchbinderei, Fabrikation und Agenturen für allerhand Schreib- und Zeichenmaterialien,Porte- feuillewaren,
Malerfarben, mathem. und Zeichen- mstrumente, und hat Zweiggeschäfte in Melbourne
[* 92] (feit 1888) und Sydney
[* 93] (seit 1891) sowie Nieder- lagen in Neuyork,
[* 94] Edinburgh und Glasgow.
[* 95]
Gyria (spr. ährie), Halbinsel der Südtüste Austra- liens, wird im N. von der Gebirgskette GawlcrRange,
im O. vom Spencergolf, im W. von der großen Australischen Bucht begrenzt und läuft nach S. in das Kap
Catastrophe spitz aus. Eyth ist spärlich von Viehzüchtern bewohnt. Gyfchen, Paul, luxemb. Staatsminister, geb. zu
Luxemburg,
[* 96] studierte in Deutsch- land undFrankreich die Rechte und ließ sich in sei- ner Vaterstadt als Advokat nieder. Er wurde 1866 vom
Kanton
[* 97] Wiltz in die Abgeordnetenkammer ge- wühlt und 1876 zum Generaldirektor der Justiz und öffentlichen
Bauten (Ressortminister) ernannt.
Sei- ner Initiative verdankt die Iustizpstege zahlreiche glückliche Neuerungen, so eine durchgreifende Ände- rung des Strafgesetzbuches
nach belg. Muster (1879), Neuorganisation der gesamten Gerichtsordnung (1885)
u. s. w.
Auf dem Gebiet der öffentlichen Bauten machte er sich namentlich nach Schleifung
der Bundesfestung Luxemburg um die Nutzbar- machung der frei gewordenen Domäne und den hy- gieinisch wie
architektonifch musterhasten Ausbau der Stadt verdient. Am wurde Eyth zum Staatsminister ernannt und behielt auch
in dieser Stellung die Justiz in seinen Befugnissen.
Dazu kamen Äckerbau, Handel und Industrie, Kul- tus und auswärtige Angelegenheiten. Namentlich auf landwirtschaftlichem
Gebiete entwickelte Eyth nun eine rege Thätigkeit; besonders förderte erden Acker- bauunterricht durch Ausfendung zablreicher
Wan- derlehrer. Von 1874 bis 1889 war Eyth zugleich luxemb. Geschäftsträger am BerlinerHofe. Gyteltvein, Joh. Albert, Ingenieur,
geb. 31. Dez. 1764 zu Frankfurt a. M., trat schon als 15jäbriger Knabe in die preuß. Artillerie, wurde
dann Teich- inspcktor des Oderbruchs und nach vierjähriger Thätigkeit in diesem Amte 1794 zum Geh.Oberbau- rat ernannt. Am wurde
unter seiner Direktion die Bauakademie in Berlin eröffnet. Eyth rückte 1809 zum Direktor der Oberbaudirektion und 1816 zum
Oderlandesbaudirektor auf, nahm 1830 feine Entlassung und starb zu Berlin. Eyth hatte während
einer mehr als 50jährigen Dienst- zeit die Regulierungen der Oder, Warthe, Weichsel und des Niemen, die Hafenbauten von Memel,
[* 98] Pillau und Swinemünde, sowie die Grenzregulierung der Rheinprovinz und die Bestimmung eines defini- tiven Maßes und Gewichts
für Preußen großenteils zu leiten und zu beaufsichtigen und war auch lebhaft schriftstellerisch thätig.
AußerAbhandlungen für die BerlinerAkademie der Wissenschaften, zu deren Mitgliedern er zählte, sind von feinen Veröffent-
lichungen zu nennen: «Praktische Anweisung zur Bauart der Faschinenwerke und der dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen»
(Berl. 1800; 2. Aufl. 1817),
«Vergleichung der in den preuß. Staaten eingeführten Maße und Gewickte»
(ebd. 1798; 2. Aufl. 1810; «Nachtrag», ebd.
1817),
«Prak- tische Anweisung zur Wasserbauknnst» (mit Dav. Gilly, 4 Hefte, ebd. 1802-8; 2. u. 3. Aufl. 1820 -36), «Handbuch
der Mechanik fester Körper und der Hydraulik» (ebd. 1801; 3. Aufl., Lpz. 1842),
«Handbuch der Statistik fester Körper» (3 Bde., Aerl. 1808; 2. Aufl.
1832),
«Handbuch der Perspek- tive» (2 Bde.,
ebd. 1810),
«Grundlehren der höhern Analysis» (2 Bde., ebd. 1825),
«Auflösung der
höhern nume- rischen Gleichungen» (ebd. 1837) u. s. w. Gyth, Max, Ingenieur und Schriftsteller, geb. im
Mai 1836 in Kirchhoim unter Teck als Sohn des als Theolog und Dichter bekannten Eduard Eyth und der gleichfalls schriftstellerisch
begabten Julie Eyth, geborene Kapoll, besuchte das Polytechnikum zu Stuttgart,
[* 99] trat dann als praktischer Ingenieur in die Maschinenfabrik
von Knhn in Berg-Stuttgart ein, ging 1861 nach England und wurde dort mit John Fowler bekannt, der in demselben
Jahre in Leeds
[* 100] seine Dampfpflugfabrik gründete. 1862 ver- trat Eyth diese Firma auf der Londoner Weltausstel- lung. Hierauf
brachte er 4 Jahre als Oberingenieur Halim Pafchas in Ägypten
[* 101] zu, während welcher Zeit ihn namentlich die Dampfkultur und
das Bewässe- rungswesen des Landes defchäftigten. 1866 trat Eyth wieder in das Fowlersche Geschäft ein.
Nachdem ein Belgier De Mcsnil die Idee gefaßt hatte, die
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