die
Bläschenflechte, der
Pemphigus u. a.). Hinsichtlich der Behandlung genügt meist das Bedecken der abgeschürften
Hautstelle mit einer milden Salbe oder einem
Streupulver (Wismut, Zinkoxyd), um den Zutritt der Luft mit ihren Schädlichkeiten
zu verhüten, worauf in der Regel sehr bald der Substanzverlust durch die nachwachsenden Epidermiszellen ausgefüllt wird.
Auswurfstoffe (lat. excrementa, exersta), diejenigen
Stoffe, die der lebende Körper als unbrauchbare durch seine Ausscheidungsorgane absondert
(Exkretion, Ausscheidung). Sie bestehen
hauptsächlich aus den durch den Umsetzungsprozeß im Organismus verbrauchten und einer rückbildenden Umwandlung
(Metamorphose)
unterworfenen
Bestandteilen der Gewebe
[* 2] und des
Blutes; dahin gehören
Harn und Schweiß, sowie das gasförmige Exkrement der
Lunge,
[* 3] die
Kohlensäure. Außerdem bestehen diese Ausscheidungen aus gewissen, besonders mit den Nahrungsmitteln in den Körper
gelangten, aber für diese Zwecke nicht verwendeten Aufnahmestoffen, z. B. den Darmexkrementen,
die man auch im engern
Sinne Exkremente oder Kot (faeces) nennt und deren Menge und Beschaffenheit in hohem
Grade von der Art der
Ernährung abhängt.
Die Darmexkremente bestehen im allgemeinen aus den unverdaulichen
Bestandteilen der Nahrungsmittel,
[* 4] besonders der pflanzlichen
Speisen, aus derbfaserigem Pflanzenzellgewebe,
Cellulose, Stärkepartikelchen und unverdautem Fleisch, Fett, zuweilen auch
Eiweiß, Käsestoff, sehnigen und häutigen
Teilen, aus Darmepithelien und Darmschleim, Gallenbestandteilen, denen sie ihre
Färbung verdanken,
Salzen, besonders phosphorsaurer Ammoniakmagnesia
u. dgl.; ein erheblicher
Teil der
normalen Fäkalsubstanz besteht endlich aus
Spaltpilzen (Hefepilzen,
Bakterien,
Bacillen).
Die chem. Zusammensetzung der menschlichen Exkremente ist natürlich je nach der genossenen
Nahrung außerordentlich verschieden; nach einer
Analyse von
Berzelius fanden sich im Menschenkot 75,3
Teile Wasser und 24,7
Teile feste
Bestandteile; die letztern bestanden aus 0,9
Teilen gallensauren
Salzen, 14,0
TeilenSchleim und
Gallenharzen, 0,9
TeilenAlbumin, 5,7
Teilen Extraktivstoffen, 7,0
Teilen natürlichen Speiseresten und 1,2
TeilenSalzen. Der
Wassergehalt des normalen Kotes beträgt durchschnittlich 75 Proz., doch kann der letztere durch
Zurückhaltung im
Darm
[* 5] viel an Wasser verlieren oder bei rascher Entleerung noch weit wasserreicher sein.
Die Menge der entleerten Exkremente beträgt im Durchschnitt 170
g in 24
Stunden (davon etwa 30 g feste
Stoffe), doch werden bei reichlicher
Nahrungsaufnahme nicht selten noch viel mehr, bis 500 g und darüber entleert. Mehr oder minder ist der Kot immer in fauliger
Zersetzung begriffen, weshalb die gewöhnlichen Fäulnisprodukte organischer Körper teils seine
Bestandteile bilden
(Buttersäure,
Essigsäure), teils sich gasförmig ausscheiden
(Kohlensäure,
Wasserstoff,
Stickstoff,
Kohlen-
und Schwefelwasserstoff). In
Krankheiten erfährt der Kot hinsichtlich seiner Färbung und Zusammensetzung vielfache
Veränderungen,
die dem
Arzte wichtige diagnostische Anhaltepunkte geben können. So sind bei den katarrhalischen Erkrankungen der
Darmschleimhaut
sowie bei der
Cholera den Darmentleerungen so massenhaft abgestoßene Epithelzellen beigemischt, daß
der wässerige
Stuhl dadurch fast ein milchiges Ausfehen erhält; außerdem sind bei der
Cholera darin die sog. Kommabacillen
enthalten.
Bei
der
Ruhr sind in den
Stühlen reichlicher
Schleim,
Blut,
Eiter und unzählige niedrigste Organismen und Infusorien enthalten;
bei der
Gelbsucht hat der Kot infolge der Verhinderung des Gallenabflusses in den
Darm eine weißgraue
Farbe, riecht faulig und ist ungemein fettreich;
beim
Typhus sind die
Stuhlentleerungen dünnflüssig, blaßbraun bis gelblich
gefärbt und oft von erbsenbrühähnlicher Beschaffenheit;
die hellgelben, mitunter grünlichen der Säuglinge enthalten
viel Fett, unverdauten geronnenen Käsestoff und unveränderteGalle.
Nach Kalomelgebrauch nimmt der Kot
eine grüne, nach
Eisenpräparaten eine schwärzliche Färbung an, letztere auch nach dem reichlichen Genuß von
Heidelbeeren;
Rhabarber und Safran färben ihn lichtgelb, blutrot oder rotbraun; bei den Grasfressern rührt die grüne
Farbe von
Chlorophyll
her.
Die rechtzeitige und vollständige Entleerung der Exkretionsstoffe ist eine wesentliche
Bedingung der
Gesundheit und ihre Zurückhaltung eine häufige
Quelle
[* 6] von
Krankheiten. Nicht minder bildet in den
Städten die Anhäufung
und leichte
Zersetzung der menschlichen Auswurfstoffe und ihre Ausbreitung in dem
Boden und in den
Brunnen
[* 7] eine Hauptquelle
der ansteckenden
Krankheiten, weshalb die Entfernung und Beseitigung der tierischen und menschlichenAbfälle
eine der wichtigsten Fragen der
Hygieine und Sanitätspolizei geworden ist. (S.
Städtereinigung.)
Über die Verwertung der
Exkremente in der
Landwirtschaft s.
Fäkaldünger.
(lat.), die Ausscheidung, s.
Ausleerung^[= (lat. Evacuatio, Excretio), die Entfernung von abgesonderten oder in den Körper gelangten Stoffen ...] und
Exkremente.
im engern
Sinne bezeichnet man damit die einer größern
Schrift
mehr als
Anhang beigegebene ausführliche Erörterung eines Gegenstandes, der mit dem Ganzen in
Verbindung
steht.
(lat.), die Ausklagung, insonderheit die Vorausklagung. Der
Bürge (s.
Bürgschaft) kann nach einer Verordnung
des
Kaisers Justinian, welcher die neuern Gesetzgebungen gefolgt sind
(Preuß. Allg. Landr. I, 14, §.
283;
Code civil Art. 2021 fg.; Sächs.
Bürgerl. Gesetzb. §. 1461;
Schweizer Obligationsrecht Art. 493;
Württemberg.
[* 9] Landr.
II, 5, §. 1;
Deutscher Entwurf §. 674), fordern, daß der
Gläubiger zunächst seine Befriedigung aus dem Vermögen des Hauptschuldners
sucht durch Klage und Zwangsvollstreckung; nach Österr. Bürqerl. Gesetzb. §. 1355 kann der
Gläubiger
den
Bürgen schon belangen, wenn der Hauptschuldner auf Mahnung des
Gläubigers nicht erfüllt hat. Das Handelsgesetzbuch Art. 281 versagt
die Einrede, wenn die Schuld aus einem Handelsgeschäft auf seiten des Hauptschuldners hervorgeht, oder wenn die
Bürgschaft
selbst ein Handelsgeschäft ist. Sie wird sonst allgemein ausgeschlossen durch
¶
forlaufend
Ver-469
zicht des Bürgen; als Verzicht gilt die Verbürgung als SelWchuldner. Nach röm. Recht und nach dem 0oäs civil Art. 2170, 2171 Hat
die Einrede auch der dritte Besitzer eines für die Schuld verpfändeten Grundstücks. Er kann die Exner des persönlichen Schuld-
ners fordern. Das haben beinahe sämtliche übrigen neuern Gesetzgebungen beseitigt. Bezüglich des Pfandes
an einer beweglichen Sache ist die Exner des röm. Rechts dadurch beseitigt, daß heute solches Pfand nur noch als ein im Besitze
des Gläubigers befindliches Faustpfand anerkannt ist. 2x1ox(lat.), jemand, der infolge staatlicherAnord- nung außerhalb
des Gesetzes (vogelfrei) ist (s.Acht). Hx lidris (lat., «aus
den Büchern»),
auch Signete, Bücherzeichen, die in Bücher einge- klebten Besitzerzeichen, benannt nach
den Anfangs- worten der darauf üblichen Inschrift. An Stelle der irn Mttelalter gebräuchlichen handschriftlichen Eintragungen,
welche das Eigentum an Büchern ihren Besitzern sichern sollten, traten seit dem Ende des 15. Jahrh, in Holzschnitt, Metallstich
oder -Schnitt bez. mit Typen gedruckte Blättchen, die, meist auf die Innenseiten der Bücher- und .Hand-
schriftendeckel emgeklcbt, denselben Zweck in gleich- mäßiger und gefälliger Form erfüllten.
Ganz ver- einzelt finden fich schon in früherer Zeit handfchrift- liche Zettel. Außer dem zuweilen nur durch An- fangsbuchstaben
angedeuteten oder sonst versteckten Namen des Besitzers enthalten sie meist einen ibrer Bestimmung entsprechenden
Sinnspruch und häusig auch einen mehr oder weniger reichen bildnerischen Schmuck (Wappen,
[* 11] Symbole u. dgl.). Angesehene Künstler
übernahmen oft die Herstellung der Platten oder Stempel, z. B. Luk. Cranach, Iost Amman, Chodowiecki, Ludw. Richter u. a. Manche
der N. l. haben daher Kunstwert: ungleich wichtiger aber sind sie sür die Geschichte einzelner Bücher
und ganzer Bibliotheken. In neuerer Zeit werden sie mit be- sonderm Eifer gesammelt und litterarisch bebandelt; in England
und Deutschland
[* 12] bestehen sogar seit 1891 besondere Gesellschaften zu ihrer eingehenden Er- sorfchung mit regelmäßigen Publikationen.
-
Vgl. Warnecke, Die deutschen Vücherzeichen von ihren: Ur sprunge bis zurGegenwart (Berl. 1890) ;derf.,Bücker-
zeichen des 15. und 16. Jahrh. (Ttuttg.1894);
1^. 1., Zeitschrift für Vücherzeichen u. s. w. (Berl., seit
1891).
üx inanäNto (lat.), dem Befehl zufolge. Exmatrikulieren (lat.), aus der Matrikel (s.d.) streichen; davondasHauptwortExmatrikulation.
Exmission (lat.), im allgemeinen die zwangs- weise erfolgende Entfernung einer Person aus einem von ihr
innegehabten Grundstück, so namentlich die Entfernung eines Pächters oder Mieters auf Klage (Exmissionsklage) des VerPächters
oder Vermieters. Es kann diese Klage auf den Pacht- oder Mietvertrag (z. B. wegen Ablaufs der Kon- traktszeit oder Aufhebung
des Kontrakts), aber auch als Besitzklage (wegen Störung im Besitz oder Be- sitzentziehung) oder als dingliche
Klage (z. B. aus Eigentum, Nießbrauch) begründet werden. Es ist dann Sache des Beklagten,
seine Einwendungen aus Vertrag oder Gesetz einredeweise geltend zu machen.
Die Exmissionsklage des VerPächters oder Vermie- ters gehört zur Zuständigkeit des Amtsgerichts (Gerichtsverfassungsgesetz
§.23, Nr. 2). Das auf Näumung erkennende Urteil ist auf Antrag für vor- läufig vollstreckbar zu erklären
(Civilprozeßordn. z. 649, Nr. 1).
Vollzogen wird die Exner in der Weise, daß der Gerichtsvollzieher den Beklagten aus dem Besitz
setzt und den Kläger in den Besitz einweist (Civilprozeßordn. §. 771). Exmittieren (lat.), eine Person zwangsweise aus einem
von ibr innegehabten Grundstücke ent- fernen. (^. Exmission.) Gxmoor-Forest (spr.
örmuhr forrest) oder O5- moor, Hochebene im südwestl.
England, im W. von Somersetsbire und im NO. von Devonshire, bedeckt 65 hkm, mit den angrenzenden Heiden über 260 hkm. Die
höchsten Gipfel der wilden, doch niedrigen Hügel- reihen sind Dunkerry Veacon (518 m), Span Head (491 m) und Paracombe (479
m). Exner fällt nach N. hin mit zerrissenen Abhängen und Felswänden ab und senkt sich
allmählich nach S. Berühmt sind der Ermoor-Pony (s. d.) und die Schafe
[* 13] von
Exner Exmoor-Pony, ein in dem Exmoor-Forest (s. d.) in England auf meist
dürftigen Weiden halb- wild aufgezogenes Pony von durchschnittlich 1,30 m Größe. Es ist für feine
Größe sehr leistungsfähig. üx inoro (lat.), nach Gebrauch oder Sitte.
Gxmouth (fpr. ^rmöth), Stadt in der engl. Graf- fchaft Devon,
[* 14] 16 Km im SSO. von Exeter, am Kanal
[* 15] und am Ostufer der Exemündung,
gegen Ost- winde geschützt gelegen, hat (1891) 8097 Exner, Spitzen- fabrikation, Fischerhasen und vielbesuchte
Seebäder. Etwa 6 Kin östlicher an der Ottermündung das See- bad Budleigh Salterton. Exmouth (spr. ^möth),
Edward Pellew, Vis- count, brit. Admiral, geb. zu Dover,
[* 16] trat 1770 in den brit. Seedienst
und nahm an dem Krieg gegen die aufständischen amerik.
Kolonien teil. 1777 bei der Kapitulation von Saratoga ge- fangen, jedoch auf Ehrenwort entlassen,
wurde er 1780 im Kriege gegen Frankreich verwendet und 1782 zum Kapitän befördert. Als Befehlshaber der Fregatte Nymphe nahm
er im franz. Revolutions- triege 1793 das erste franz. Kriegsfchiff; 1794 erhielt
er das Kommando über das westl. Geschwader, zer- streute 1795 ein franz. Geschwader an der Küste von Penmarch
und blockierte 1799 Nochefort. 1801 wurde er Marineoberst und 1802 als Tory ins Parlament gewählt.
Beim Wiederbeginn des Kampfes gegen Frankreich blockierte er die feindliche Seemacht zu Ferrol und empfing 1804 mit dem Range
eines Konteradmirals der WeißenFlagge das Kommando der Station in Ostindien,
[* 17] wo er die dän. Besitzun- gen
eroberte. 1810 zum Viceädmiral ernannt, schloß er mit seiner Flotte die Schelde, und 1814 wurde er u. d. T.
Lord Exner of Canonteign zum Peer erhoben und zum Admiral ernannt. Als Commandeur der engl. Seemacht im Mittelmeer wirkte er nach
Na- poleons Rückkehr von Elba für Wiedereinsetzung der Bourbons in Neapel.
[* 18]
Von den Varbaresken- staaten erlangte er 1816 die Freilassung der Christen- sklaven, Frieden mit Sardinien
[* 19] und Neapel, Aner-
kennung der Ionischen Inseln und das Versprechen, sich des Korsarenhandwerks zu enthalten, wofür er zum Viscount erhoben
wurde und den Dank des Parlaments erhielt. Die ihm 1817 verliehene ein- trägliche Stelle des Hafentommandanten
von Ply- mouth legte er 1820 nieder und lebte dann auf feinem Landsitze Teignmouth bei Ereter, wo er starb. -
Vgl.
Osler, I.il6 of^mii-al ViLcount N. (Lond. 1840).
Exner, Adolf, Jurist, geb. in Prag,
[* 20] studierte in Wien,
[* 21] Heidelberg
[* 22] und Berlin,
[* 23] habilitierte sich 1866 in
Wien, wurde 1868 ord. Professor des röm. Rechts in Zürich,
[* 24] 1872 in Wien. Auch ist Exner lebenslängliches Mitglied des österr.
¶
forlaufend
470
Herrenhauses und Mitglied des Reichsgerichts. Er veröffentlichte: «Die Lehre
[* 26] vom Rechtserwcrb durch Tradition» (Wien 1867),
«Kritik des Pfandrechtsbegriffes nach röm.
Recht» (Lpz. 1873),
«Das österr. Hypo- thekenrecht» (Abteil. 1, ebd. 1876; Abteil.
2, 1881), «Grundriß zu Vorlesungen über Geschichte und In- stitutionen des röm.
Rechts» (Wien 1882; 3. Ausg. 1891),
«Der Begriff der höhern Gewalt (vig in^or) im röm. und heutigen Verkehrsrecht» (ebd.
1883), «Erinnerung an Vrinz» (ebd. 1888),
«über polit. Bildung» (Nektoratsrede, ebd. 1891; 3. Aufl., Lpz.
1892) und Abhandlungen in Fachzeitschriften. Gxner, Joh. Julius, dän.
Maler, geb. zu Kopenhagen,
[* 27] besuchte die dortige Akademie, war Schüler von Lund und Eckersberg und machte längere
Reisen. Er widmete sich besonders der Schilderung des Bauernlebens auf Seeland und Amager. Hervorzuheben
sind: Sonntagsbesuch beim Großvater (1853), Schmaus bei einem Bauer auf Amager (1854), Gruß der Großmutter, Schwarz- peterspiel
(1863), sämtlich in der königl. Gemälde- galerie zu Kopenhagen; ferner: Bauernhochzeit (1875),
Krankenbesuch (1877). Exodium ist seit 1864 Mit- glied der Kunstakademie, seit 1876 Professor.
Gxner, Karl, Mathematiker und Physiker, geb. zu Prag, studierte 1861 - 70 in Wien und Zürich,
wirkte
als Gymnasiallehrer zu Troppau,
[* 28] von 1874 an in gleicher Stelluug in Wien, ward 1885 Präsident der Chemisch-physikalischen Gesellschaft
in Wien und ist seit 1892 Docent an der dortigen Universität. Er schrieb u. a.: «über die Frauenhoferschen
Ringe» (Wien 1877),
«über das Funkeln der Sterne» (ebd.
1881), Vorlesungen über die «Wellentheorie des Lichtes» (bearbeitet nach Exodium Verdet, 2 Bde.,
Vraunschw. 1881-86),
«Vorlesungen über Elektrizität»
[* 30] (Wien 1888), «Über die polarisierende
Wirkung der Lichtbeugung» (Braunschw. 1890-92). Gxner, Siegmund, Physiolog, geb. in Wien, studierte
in Wien und Heidel- berg, wurde 1875 Professor der Physiologie in Wien. Exodium hat zahlreiche Abhandlungen auf dem Gebiete der Nervenphysiologie
und der physiol. Optik veröffent- licht, außerdem: «Leitfaden bei der Mikroskop.
[* 31] Unter- suchung tierischer Gewebe» (2.
Aufl., Lpz. 1878), «Physiologie der Großhirnrinde» (in Hermanns «Handbuch der Physiologie», ebd. 1879),
«Unter- suchungen über die Lokalisation der Funktionen in der Großhirnrinde des Menschen» (Wien 1881), «Die Physiologie des
Fliegens und Schwedens in den bildenden Künsten» (ebd. 1882),
«Entwurf zu einer physiol. Erklärung der psychischen
Erscheinungen» (Tl. 1, Wien 1894). Mit Gad giebt Exodium das " Centralblatt für Physiolo- gie» (ebd. 1887 fg.) heraus. Gxner, Wilh.
Franz, Technolog, geb. 9. April 1840 m Gänserndorf in Niederösterreich, besuchte das Polytechnische
Institut in Wien und wurde dann Lehrer an der Realschule in Elbogen (Böhmen);
[* 33] 1865-68 wirkte er an der Oberrealschule
in Krems. 1869
organisierte er den neuerrichteten Lehrstuhl für Ingcnieurwesen und mechan.
Technologie an der k. k. Forstakademie Mariabrunn und wurde 1875 als Professor an die forstwirtschaftliche Fakultät der k. k.
Hochschule für Bodenkultur in Wien berufen.
Besonders verdient machte er sich um den gewerb- lichen Unterricht als staatlicher Inspektor der Fach-
schulen (seit 1874) sowie alsVicepräsidcnt des Nieder- österreichischen Gewerbevereins. Mit Vanhans und Matscheto gründete
er 1879 das k. k. Technologische Gewerbemuseum in Wien, dessen Direktor er ist. 1882, 1885 und 1891 wurde er in das österr.
Ab- geordnetenhaus gewählt, wo er der deutsch-liberalen Partei angehört, die Reform des Patent-, Muster-
und Markenschutzwesens anregte, die Gründung von Arbeitcrkammern beantragte und besonders in Schul-, Verkehrs- und Gewerbeangelegenheiten
eine Rolle spielt. 1890 regte Exodium die Errichtung eines Mu- seums der Geschichte der österr.
Arbeit an. Sein litterar. Hauptwerk ist: «Werkzeuge
[* 34] und Maschinen zur Holzbearbeitung»
[* 35] (3 Bde., Wenn. 1878 -83),
dessen dritter Band
[* 36] gemeinschaftlich mit KarlPfaff verfaßt ist. Andere Werke von ihm sind: «Das Holz
[* 37] als Rohstoff für das
Kunstgewerbe» (Weim. 1869), «Die Tapeten-und Vuntpapierindustrie» (ebd. 1869), «Die Kunsttischlerei» (ebd. 1870),
«Holz- handel
und Holzindustrie der Ostseeländer», gemein- sam mit G. Marchet (Weim. 1876),
«Das Biegen des Holzes» (3. Aufl., von Lauboeck,
ebd. 1893),
«Die mechan. Hilfsmittel des Steinbildhauers»
(Wien 1877),
«Das moderne Transportwesen im Dienste
[* 38] der Land-und Forstwirtschaft» (Weim. 1877). Unter . seiner Redaktion
entstanden: «Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs» (2 Bde., Wien 1873),
Beiträge zur Geschichte der österr. Unter- richtsreform (Wien 1893).
üx nsxn (lat.), außer Verbindung oder Zu- sammenhang; davon: Exnexuation,
Aufhebung des Kexn8 (s. d.), Trennung, Abtrennung. ÜX03.80N3 ^tc/cs?, Pilzgattung aus der Fa- milie der Ascomyceten (s. d.),
Schmarotzerpilze auf Blättern und Früchten. Das Mycelium entwickelt sich im Gewebe des befallenen Organs und die Sporenschläuche
werden an der Oberfläche gebildet, wodurch die betreffenden Pflanzenteile mit einem feinen Filze überzogen
werden. Die Sporen werden bei der Reife aus den Schläuchen herausgeschleu- dert. Am bekanntesten ist die auf den Früchten
der Pstaumenbäume häufige ^. pruni ^^e/ce? (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten,
[* 39] Fig. 9), deren Mycelium in den Früchten vegetiert
und Auffchwellen bewirkt. Es entstehen dadurch die als Narren, Taschen, Hungerzwetschen bekannten Gebilde;
diese sind bei der Sporenbildung überall mit weißem Flaum bedeckt, der aus den Schläuchen besteht. Gxöche oder Eröchas
(grch.), eine äußerlich hervortretende Aftergeschwulst, weiche Afterbeule. Hxooootus, der
Fledersisch, f. Fliegende Fifche. Gxocyste (grch.), Harnblascnvorfall.
Gxodium (grch.), eigentlich Ausgang, Schluß einer Rede, eines Schauspiels, nannte man nament-
lich in Rom
[* 40] ein Stück, das als Nachfpiel eines größern zum Schlüsse einer Aufführung gegeben
¶
mehr
Verwurde. Nachdem man angefangen hatte, kunstmäßige Schauspiele aufzuführen, schloß man zuerst die dramat.
Satura (s. d.) als Exkussion daran, diese mußte aber bald den Atellanen (s. d.) Platz machen.
(grch.), Heiraten außerhalb des Stammes oder der Stammesgruppe, eine bei vielen Völkerschaften auf das strengste
eingehaltene Ehevorschrift. Die Ehe ist ausschließlich zwischen solchen Personen erlaubt, die verschiedenen Stämmen oder innerhalb
des gleichen Stammes doch gesonderten Abteilungen desselben, einer andern Sippe, Clanschaft oder Totemschaft (s. Totem) angehören.
Bei den Dualla in Afrika
[* 43] z. B. sowie bei den Khond in Indien und bei den Samojeden muß die Gattin aus einem
andern Stamme erwählt werden; bei einem Teil der Völker an der Nordwestküste Amerikas, bei vielen Indianerstämmen der Vereinigten Staaten,
[* 44] bei den Guayana-Indianern und bei den Eingeborenen Australiens muß sie einem andern Totem angehören als
der Gatte; bei den Tscherkessen darf sie nicht aus der gleichen Bruderschaft stammen und auf Neubritannien, Neuirland und Duke
of York, wo sich die Bevölkerung in zwei Hauptgruppen scheidet, dürfen die Ehegatten nicht aus der gleichen Gruppe sein.
Diese Ehevorschriften werden mit äußerster Genauigkeit eingehalten und ein etwaiges Zuwiderhandeln
wird als Blutschande bestraft, bei den Khond z. B. mit dem Tode. Als die höchste Ausbildung der Exogamie muß die bei den Chinesen
zu Recht bestehende Vorschrift betrachtet werden, daß sogar solche Personen sich nicht heiraten dürfen, die den gleichen
Familiennamen führen, selbst wenn auch nicht die geringste Spur einer Verwandtschaft zwischen ihnen besteht.
Den Gegensatz zu der Exogamie bildet die Endogamie (s. d.).
(grch.) oder Glotzauge, in der Augenheilkunde das Hervortreten des Augapfels durch die Lidspalte nach vorn,
in der Weise, daß die Lider nur noch mit Mühe oder gar nicht mehr geschlossen werden können; dabei zeigt der vorstehende
Augapfel einen ungewöhnlichen Glanz und eine eigentümliche Starre und ist häufig bei längerm Bestehen
des Leidens wenig oder gar nicht beweglich; bisweilen kommt es durch den dauernden Mangel des Lidschutzes zu Verschwärungen
der Hornhaut. Die höchsten Grade des Übels entstehen durch akute oder chronische Entzündungen, Eiteransammlungen, Geschwülste
oder übermäßige Fettentwicklung innerhalb der Augenhöhle, wodurch der Augapfel mechanisch nach vorn gedrängt
wird; in andern Fällen bildet der Exophthalmus ein wichtiges Symptom der Basedowschen Krankheit (s. d.). Der sog. pulsierende
Exophthalmus ist durch krankhafte Erweiterung der großen Gehirnschlagader bedingt.
(grch.), die Beschwörung unter Anrufung Gottes; in der christl. Kirche die Austreibung des Teufels
oder der bösen Geister aus einem von ihnen besessenen Menschen, unter Anrufung des NamensGottes oder Christi. (S. auch Besessene.)
Dergleichen Dämonenbeschwörungen waren im Zeitalter Jesu bei Juden und Heiden sehr üblich, und wie von Jesus selbst in
den Evangelien solche Beschwörungen berichtet werden, so war es in der christl. Kirche von Anfang an Sitte, durch Anrufung des
Namens Christi die bösen Geister aus den Kranken auszutreiben. Die Exorcisten oder Teufelsbanner bildeten daher eine eigene
Klasse von Kirchenbeamten (s. Exorcista). Bis in die neueste Zeit sind solche Teufelsbeschwörungen nicht
bloß an Personen, sondern auch an verzauberten Dingen geübt worden. - Eine besondere Bedeutung hat der Exorcismus noch
bei der Taufe erhalten.
Nach der altkirchlichen Lehre waren alle Heiden in des Teufels Gewalt, mußten also bei der Taufe exorcisiert werden. Seit dem 4. Jahrh.
kam der Exorcismus auch bei der Kindertaufe in Gebrauch. Mit dem Exorcismus in Verbindung steht die sog. Abrenunziation,
d. h.das auf die Frage des Geistlichen von dem Täufling oder in seinem Namen von den Paten geleistete Gelöbnis, dem Teufel
und allen seinen Werken zu entsagen. Von der röm. Kirche übernahm Luther (in seinem KleinenKatechismus)
den Exorcismus samt Abrenunziation, wogegen ihn die Reformierten abschafften.
Die Beseitigung des Exorcismus erschien daher den strengen Lutheranern als Kryptocalvinismus und erregte z. B. in Sachsen
[* 46] die heftigsten
Stürme. Doch hatten ihn auch streng luth. Theologen für entbehrlich erklärt, und im 18. Jahrh.
kam er fast überall außer Gebrauch. Dagegen haben ihn nach dem Vorgange der Altlutheraner neuerdings
viele orthodoxe Pastoren «um des Gewissens willen» wieder einzuführen
versucht, und luth. Kirchenregierungen bestanden wenigstens auf der Abrenunziation, die, wenn sie auch eine minder anstößige
Deutung zuläßt, doch die dogmatische Grundanschauung des Exorcismus aufrecht erhält.
aliquisnostrisexossibusultor (lat.), «ein
Rächer wird aus unserm Staub erstehen», Citat aus Virgils «Aneide» (4, 625), das der Große Kurfürst gebraucht haben soll,
als er 1679 von allen seinen Verbündeten, namentlich von dem KaiserLeopold I., verlassen, den ungünstigen
Frieden von Saint-Germain-en-Laye (s. d.) zu schließen gezwungen war.
Humb. et Bonpl., Pflanzengattung aus der Familie der Rubiaceen (s. d.) mit gegen 20 vorzugsweise westind.
Arten. Es sind Bäume oder Sträucher mit meist immergrünen Blättern oder weißen, einzeln stehenden oder
zu Rispen vereinigten Blüten.
Die Rinde einiger Arten kam früher als falsche oder unechte Chinarinde in den Handel, sie enthält
jedoch weder Chinin noch Cinchonin, sondern einen andern fiebervertreibenden Stoff, der zugleich brechenerregend und purgierend
wirkt. Am berühmtesten als Fiebermittel waren eine
¶
forlaufend
472
Zeit lang die Rinde von N. ckridamim ^. (unter den Namen Iesuitenrinde, jamaikanische Fieberrinde, (^ortex cili-idaeu", lükina
caridHsa) und von N. üoridunäuin 2i. /5. (als lüdina ?iton, (üortex 8t. I^ucillL, O^ing. mont^na). Gxostöse oder Osteom
(grch.), Knochenaus- wuchs oder Knoch engeschwulst, eine vorwie- gend aus Knochengewebe bestehende, rundliche oder
höckerige, geschwulstförmige Neubildung, welche einem Knochen
[* 50] fest aufsitzt und am häufigsten an den großen Röhrenknochen
der Extremitäten, am Unterkiefer, Schädeldach, sowie im großen Becken gefunden wird.
Derartige Geschwülste entstehen entweder
durch eine schleichende Entzündung der Knochenhaut infolge eines Schlags oder anhalten- den Druckes, wie bei dem sog. Exerzierknochen
(s. d.), oder durch eine eigentümliche, noch wenig erkannte
krankhafte Disposition zur Knochenneu- dildung;
bisweilen wird ihre Bildung durch kon- stitutionelle Syphilis begünstigt. Im
allgemei- nen wachsen sie nur sehr langsam und verursachen keine Beschwerden, außer wenn sie durch ihre Größe oder ihren
Sitz in der Nähe der Gelenke Beeinträchtigung der Bewegungen, Gelenksteifigkeit und Cirkulationsstörungen
veranlassen oder bei Frauen durch ihren Sitz im großen Becken erheb- lichere Geburtshindernisse herbeiführen;
der Wirbelfäule
oder der Schädelkapsel, welche auf das Rückenmark oder die Hirnoberfläche drücken, können Lähmungen und andere fchwere
Nervenkrankheiten zur Folge haben.
Abhilfe ist in folchcn Fällen nur durch Operation zu erwarten, die
in der Entfernung der knöchernen Geschwulst durch Absägen oder Ab- meißeln besteht und nicht immer gefahrlos ist. Exostra,
eine Theatermaschine bei den alten Griechen, entweder dem Ekkyklema (s. d.) ähnlich zum Herausschieben einzelner Dinge auf
die Bühne oder ein vorgeschobener Balkon des den Hintergrund der Bühne bildenden Palastes. Exoterisch, s. Esoterisch.
Exotisch (grch.), ausländisch, fremd;
exotifche Gew ächse, im allgemeinen die außerhalb Europas vorkommenden Pflanzen,
im engern Sinne aber be- sonders die der warmen Region der tropifchen und äquatorialen Zone. Hx paoto et oonvsnto (lat.),
nach Vertrag und übereinkommen.
in der Physik das Bestreben der Gase,
[* 52] einen
möglichst großen Raum einzunehmen.
Den Druck der Gase auf die Flächeneinheit der Gefäßwand nennt man die Ex- pansivkraft
oder die Tension. (S. Ausdehnung, Dampf,
[* 53] Dampfmaschine
[* 54] und Expansionsmaschine.) - Bei Schußwaffen wird Expeditionsgebühr mit Beziehung auf
Geschosse
[* 55] (Expansionsgeschosse) gebraucht,die im hintern Teile eine Aushöhlung besitzen, in welche die
Pulvergase eindringen und durch Ausdehnung der Geschohwände ein Eintreten der Oberfläche dersel- ben in die Züge bewirken.
Die bis zu jener Erfindung notwendig gewesene Kraftäußerung des Schützen, um das von oben geladene Geschoß in die Züge
zu treiben (s. Dorngewehr), fiel damit weg.
Infolge der bequemen Ladeweise und der Leichtigkeit der Nmänderung
glatter Gewehre in gezogene, konnte die gesamte Infanterie einer Armee in kurzer Zeit mit gezogenen Gewehren ausgerüstet
werden.
Die Verwertung der Expeditionsgebühr zum Zweck
der Geschoßführung ist ein Verdienst des franz.
Hauptmanns Minis. Das Spitzgeschoß von Minis hat im hintern Teil eine Höhlung, in welcher sich ein schmiedeeisernes
Hütchen (Treidspiegel, culot) befindet.
Neßler (Frank- reich), Podewils (Bayern),
[* 56] Plönnies (Hessen)
[* 57] erreich- ten denselben
Zweck ohne Anwendung des Hütchens. - Auch bei Geschützen hat man die Expeditionsgebühr zu verwer- ten gesucht.
Bei diesen sind am Boden
des Lang- geschosses Vorrichtungen angebracht, die beim Schuß durch den Druck der Pulvergase einen größern
als den anfänglichen Durchmesser annehmen, dadurch in die Züge des Rohrs hineinragen und so eine Füh- rung des Geschosses
(s. d.) bewirken.
Diese Vorrich- tungen sind meist napfartige Kupferscheiben, deren Rand in die Züge gepreßt wird (Za3-ck6ck),
seltener Ringe, die sich auf einen Kegel am Geschohboden auftreiben und dadurch ausdehnen.
Nur erstere
Art wird noch bei neuern Feuerwaffen und auch fast nur noch in England bei Vorderladern angewandt. Gxpansionsgeschofse, s.
Expansion. Expansionsmaschine, im weitern Sinne jede Maschine, bei welcher das Princip der Expansion (s. d.) zur Wirkung gelangt,
im engern Sinne na- mentlich eine Dampfmaschine (s. d.), die mit
Expan- sion arbeitet, d. h. bei der die Dampfzuströmung, nachdem der Kolben erst einen Teil feines Wegs zu- rückgelegt hat,
abgesperrt und alsdann durch die Ex- pansivkraft des Dampfes der Kolben weiter getrie- ben wird.
SchonWatt konstruierte seine
Dampf- maschine als E. fS. 740 a). Expansionsschieber, s. Dampfmaschine (Vo.4, Gxpansionssteuerung, die
mit Expansions- schieber versehenen Steuerungen der Dampfmaschi- nen (s. d., Ad.
4, S. 740a).
' Gxpansw (lat.), sich ausdehnend.
Expanslvkraft, s. Expansion. ' üx partv (lat.), zum Teil;
von feiten. Expatriieren
(neulat.), aus dem Vaterland ver- weisen;
sich expatriieren, das Vaterland ver- lassen;
davon das Hauptwort
Expatriation. ilxpsotora.iitia. (lat.), Auswurf befördernde Mittel.
Zum Teil reizen sie zu Husten und Räuspern, auch wohl zum
Würgen und Erbrechen, welches letz- tere das kräftigste auswurfbefördernde Mittel ist;
zum Teil kräftigen sie die zum Auswerfen
nötigen Muskel- fafern, oder sie fördern die Schleimabfonderung auf den Schleimhäuten der Luft- und
Schlingwege;
zum Teil endlich machen sie letztere nur schlüpfrig und lindern deren Reizungszustand sowie den heftigen Hustenkitzel
und den dadurch bedingten Krampf in den Luftwegen. Zu den Expektorantien gehören: Apomorphin, Pilokarpin, Vrechweinstein, Gold-
fchwefel, Ipecacuanha, Eenega, Quillaia, Meer- zwiebel, Arnika, balsamische Mittel, Fenchel, Anis, Salmiak, ätzendes und kohlensaures
Ammonium, Emulsionen, Schleime, Sirupe und andere Süßig- keiten, warme Milch, heiße Getränke, Einatmung
feuchter Dämpfe, kohlensaure Wässer;
über ihre An- wendung s. Husten. Expedieren (lat.), abfertigen, ausfertigen, be- fördern;
Expensilation (lat.), Ausstellung einer Quit- tung im
Contobuche. lixporientia. (lat.), Experisnz, Erfahrung; 1^. 68t oMma rerum in^iLtra,, Erfahrung ist die beste Lehrmeisterin;
N. äocet, die Erfahrung lehrt. Gxperimönt (lat.) oder Versuch, die Erpro- bung einer vorläufig angenommenen Theorie (Hy-
pothese) an den Thatsachen.
Eine Wissenschaft, die wesentlich auf der Anwendung des Explosion beruht, heißt
experimentelle Wissenschaft.
Namentlich ver- steht man unter Explosion dasjenige Verfahren, bei dem der Naturforscher selbstthätig
in den gewöhnlichen Gang
[* 59] der Erscheinungen eingreift und nach seiner Absicht die zusammenwirkenden Umstände beliebig abändert.
Durch das Explosion ward der Naturforscher Herr der zu untersuchenden Erscheinungen;
denn durch dasselbe vermag er
die häufig durch mannig- faltige zufällige Nebenumstände verhüllten wesent- lichen Beziehungen und Bedingungen in denselben
deutlich hervortreten zu lassen.
Die Einführung des Explosion unterscheidet die jetzige Naturforschung wesent- lich von der des
Altertums und Mittelalters.
Jahrh, möglich ge- worden. - Eine solche Behandlung der Physik und Chemie, welche die verschiedenen Wirkungen der Naturkräfte
durch Anstellung von zweckmäßig ge- wählten Explosion dem Zuhörer unmittelbar vorführt und die Richtigkeit der
aufgestellten Gesetze daran nach- weist, heißt Experimentalphysik (s.Physik) und Experimentalchemie Sinne spricht man auch
von einer Experimental- physiologie (s. Physiologie).
Man unterscheidet von den eigentlichen der Forschung
dienenden Explosion die (^chul- oder Kollegien-Experimente, welche nur eine Nachahmung oder Modifikation jener Ori-
ginal-Experimente behufs des Lehrzwecks der er- tlärenden Naturwissenschaft sind. Experimental oder Experimental, auf Ex-
periment gegründet; daher Experimentalchemi e, -Physik, -Physiologie, s.Experiment; experi- mentieren, Experimente
anstellen. ^xporinieiituln (lat.), Versuch, s. Experiment. - N. t'.ruciZ,
eine Probe durch eine Art Gottes- urteil am Kreuz;
[* 60]
daher soviel wie entscheidender Versuch. N. in coi-pöro vili, ein an einem
wertlosen Körper angestellter Versuch, z.V. eine an einem zum Tode Verurteilten versuchte gefährliche Operation. Experten
(lat.), Sachverständige (s. d.). Expertise (frz.), Untersuchung durch Sachver- ständige (s. d.),
Bericht derselben. Hxporto oroüits (lat.), «glaubt es dem, d'er es
selbst erfahren hat», oft citierte Worte aus Virgils «'Aneide» (11,233).
In den makkaronischen Gedich- ten des Antonius de Arena
(gest. 1544) findet sich das Citat erweitert zu Nxpsrto creäs Rodm-to, in welcher Form es ebenfalls
häufig angewandt wird Expiation (lat.), Sühnung, Bühung, Ver- söhnung;
expiatörisch, als Sühne, Buße geltend, versöhnend;
Explizieren (lat.), entwickeln, auseinandersetzen, deutlich machen, erklären. Explodieren (lat.), unter Knall
zerspringen, in die Luft fliegen (s. Explosion);
heftig ausbrechen. Exploitieren (frz., fpr. -ploat-),
ins Werk setzen, ausrichten;
ausbeuten, für sich nutzbar machen; Exploitation, Ausbeutung, Nutzbarmachung;
in der Me- dizin die kunstgemäße Untersuchung, welche der Arzt mit dem Kranken
zur gründlichen Beurteilung eines vorliegenden Krankheitsfalles vornimmt, im Gegensatz zu den weit weniger
Sicherheit gewäh- renden eigenen Angaben des Kranken, der Anam- nese (s.d.).
Der wichtigste Teil der Explosion ist die sog. phy- sik
a l i s ch e Explosion. Sie geschieht durch unmittelbare An- wendung des Gefühls, Gesichts, Gehörs, Geruchs und selbst Geschmacks oder
solcher Instrumente, die das Gefühl, Gesicht
[* 61] und Gehör
[* 62] unterstützen, z.V. der Sonde, der Spiegel,
[* 63] des Stethoskops
und Plessi- metcrs, der Bandmaße, Zirkel, chem. Reagentien, des Mikroskops u. dgl.
In der Regel untersucht der Arzt bei der Explosion eines Kranken die verschiedenen Systeme und Organe des Körpers in einer bestimm-
ten Reihenfolge, indem er sich zunächst von dem Aussehen, der Haltung und dem ganzen Ernäh- rungszustand
des Kranken, von der Farbe, dem Fettreichtum und der sonstigen Beschaffenheit feiner Haut
[* 64] überzeugt und seine Körpertemperatur,
wenn nötig mit dem Thermometer,
[* 65] prüft.
Dann erst untersucht er die einzelnen Körperteile, und zwar gewöhnlich zuerst denjenigen,
der entweder allein erkrankt ist oder dessen Ertrankung zunächst in das Auge
[* 66] sällt: Kopf mit seinen Höhlen,
Hals, Brust, Bauch
[* 67] oder Extremitäten, woran sich dann die Physik., chem. oder mikroskopische Untersuchung
der Absonderungen und Exkrete anschließt. (S. Aus- kultation, Diagnose, Perkussion.) Explorieren (lat.), auskundschaften,
auserfov- schen, untersuchen, s. Exploration;
Explosion (lat.), die unter Knall und heftigen mechan. Wirkungen eintretende plötzliche
Volumeu- vergrößerung eines Körpers. So bezeichnet man mit Explosion die rasche, zur Zerstörung führende Dampfent-
wicklung in Dampfkesseln (s. Dampfkesselexplosionen).
Gewöhnlich aber nennt man Explosion diejenige durch che- mische Umsetzung
hervorgerufene Gasentwick- lung, die durch eine Temperaturerhöhung, durch Er- schütterung, zuweilen
durch geringfügige, kaum nach- weisbare Ursachen eingeleitet wird, wie dies bei den Explosivstoffen (s. d.) der Fall ist.
Auch gewisse
¶