Pan
[* 2] etwas kleiner an und dem entsprechend den Erzgebirge = 15,8592 l. In neuerer Zeit rechnet man den letztern bei
der Preisnotierung genau = 16 l. Der Erzgebirge war ¼ der Millérolle und wurde als Weinmaß in 15 Pots zu 4
Quarts (Viertel) oder
Pichounes, als Ölmaß in 40 Quarterons geteilt; an Gewicht nimmt man seinen Baumölinhalt zu 14½ bis 14 5/8
kg an.
en escarpins (spr. anneskarpäng), im Ballanzug (nach früherer, u. a. 1890 am
preuß.
Hofe wieder eingeführter Mode, mit kurzen Beinkleidern, seidenen
Strümpfen, Schnallenschuhen).
deLauture (spr. -käráck de lotühr), Stanislas,
Graf von, Afrikareisender, geb. fand früh Gelegenheit,
seine Reiselust zu befriedigen, besuchte 1847
Madagaskar,
[* 3] die Comoren,
Sansibar,
[* 4] später die
Küsten der
Berberei und
Ägypten
[* 5] sowie 1849
Kordofan und Takale, von wo er über
Chartum und
Suakin 1850 zurückkehrte. Er wurde 1856 vom Vicekönig
von
Ägypten zum
Chef einer großartig angelegten internationalen Expedition zur Erforschung der Nilquellen ernannt, welche
Expedition aber schon in
Ägypten selbst scheiterte.
Als
Chef einer wissenschaftlichen Mission begleitete er 1860 die franz.
Truppen nach
Peking,
[* 6] geriet in chines. Gefangenschaft
und kehrte 1861 leidend zurück. Er starb zu
Fontainebleau.
Außer vielen
Abhandlungen in franz.
Zeitschriften veröffentlichte er: «Notice sur le
Kordofan» (1851),
«Le
[* 7] Désert et le
Soudan» (1853; deutsch Lpz. 1855),
«Mémoire
sur le ragle, ou hallucination du désert» (1855),
(grch.), Schorf,
Brandschorf, eine krustenartige Schicht abgestorbenen Gewebes, die entweder spontan beim
Brand
oder bei Anwendung des
Glüheisens oder eines
Ätzmittels entsteht.
(grch.), in der kirchlichen Dogmatik die
Lehre
[* 9] von den sog. letzten Dingen (lat. res novissimae, d. h.
ultimae; grch. ta éschata), d. h. vom Endgeschick sowohl der
Einzelnen nach dem
Tode als auch der Welt und der Menschheit. Dahin gehören
Tod, Zwischenzustand,
Tausendjähriges Reich (s.
Chiliasmus), Wiederkunft Christi,
Auferstehung, Weltgericht, Weltende. Im Mittelalter und in der Reformationszeit
waren phantastische Ausmalungen der letzten Dinge bei apokalyptischen Parteien sehr verbreitet.
Innerhalb der evang.
Kirche beschäftigten sich damit namentlich die Theosophen der
Bengel-Otingerschen Schule. Schleiermacher
behandelte die Eschatologie unter dem
Namen prophetischer Lehrstücke, die keine eigentlichen Glaubenssätze seien, da sie nicht auf
frommer Erfahrung beruhten. Der
Rationalismus hielt nur die Hoffnung persönlicher
Unsterblichkeit fest.
Die Hegelsche Schule bestritt auch diese und suchte das
Unendliche im
Endlichen, das
Ewige im Zeitlichen als lebendige Gegenwart
zu ergreifen.
Die moderne theistische
Spekulation
(I. H. ^[Immanuel
Hermann]
Fichte,
[* 10]
Ulrici,
Weiße,
Rothe u. a.) hat die leibliche Fortdauer
der Individuen neu zu begründen versucht und auf die Eschatologie wieder großes Gewicht gelegt,
worauf die moderne Strenggläubigkeit
sich mit ganz besonderer Vorliebe der
Schilderung der eschatologischen Erwartungen zugewendet
hat. Die neuere, ziemlich zahlreiche Litteratur über Eschatologie gehört ausschließlich der orthodox-pietistischen
Richtung an.
(FraxinusL.), Pflanzengattung aus der Familie der Oleaceen (s. d.);
man kennt gegen 30
Arten, die in den nördlichen gemäßigten und subtropischen Gegenden wild wachsen. Die Esche haben gegenständige,
unpaarig gefiederte
Blätter und zweihäusige oder polygamische, hüllenlose, bloß auf die Geschlechtsorgane reducierte,
aus Seitenknospen sich entwickelnde
Blüten. Die männlichen sind aus zweiStaubgefäßen, die
Zwitterblüten
aus einem
Stempel und zwei
Staubgefäßen zusammengesetzt, die weiblichen haben nur einen
Stempel. Die Blütezeit fällt in
den
Frühling vor dem Laubausbruch, wo die wegen der meist violetten
Staubbeutel gewöhnlich schwärzlich gefärbten
Blüten
in
Büschel oder Rispen gestellt erscheinen; aus den
Stempeln entwickelt sich eine einsamige Schließfrucht mit
langem, lanzettförmigem, lederartigem Flügel.
Unter den europ. Eschenarten ist die gemeine Esche (Fraxinus excelsiorL.) die wichtigste.
Die großen
Blätter sind aus 8-15 sitzenden Blättchen an gemeinsamem Stiel zusammengesetzt; nur die ersten Laubblätter
der Keimpflanze sind stets einfach, die zweiten sind zwei- bis dreiteilig u. s. w.; die
Blättchen sind lanzettförmig, ungleich scharf gesägt. Die
Knospen
[* 11] sind dunkel schwarzbraun. Die gemeine
Esche ist ein schöner
Baum erster
Größe, der nicht selten bis 30 m hoch wird, in der
Jugend mit grünlichgrauer, feinrissiger
Rinde, im höhern
Alter mit rauher, längsrissiger
Borke.
Sie ist durch fast ganz Europa
[* 12] sowie die Kaukasusländer verbreitet und mehr ein
Baum der feuchten Niederungen,
der Flußauen als des
Gebirges, doch fehlt sie letzterm nicht; in den
Alpen
[* 13] steigt sie bis 1200, wohl auch 1300 m Meereshöhe.
Waldbildend ist die Esche nur auf ihr sehr zusagenden
Standorten, z. B. im ungar.
Tieflande, in
Slawonien in den feuchten
Inundationsgebieten
der
Flüsse;
[* 14] in
Deutschland
[* 15] findet sie sich einzeln und horstweise eingemengt in Laubwäldern, namentlich
in
Buchen, vielfach einzeln angebaut an Bachufern.
Sie besitzt eine große Ausschlagsfähigkeit sowohl aus dem
Stock als aus dem
Stamm, weshalb sie sich zum Niederwald-,
Kopf-
und Schneidelholzbetrieb gut eignet; letzterer wird namentlich zur Gewinnung von Futterlaub angewendet, z. B.
in einigen österr. Alpenländern. Ihr weißes, zähes, hartes Holz
[* 16] wird von
Stellmachern und Tischlern sehr gesucht und steht
bezüglich der
Brennkraft nahe der
Buche. Die schlanken zähen
Stocklohden sind von jeher zu Lanzenschaften verwendet worden,
jüngere zu Peitschenstielen.
Gefahren ist die Esche in
Deutschland vielfach ausgesetzt; in der
Jugend leidet sie sehr von Spätfrösten
und
Verdämmung durch hohen Graswuchs. Später wird sie durch Wild und Weidevieh oft so beschädigt, daß sie eingeht. Mancherlei
Insekten
[* 17] werden ihr gefährlich, so z. B. die Hornisse, welche die jungen
Triebe schält, der hauptsächlich von Eschenlaub
lebende, unter dem
NamenSpanische Fliege
[* 18] bekannte
Käfer
[* 19] (LyttavesicatoriaL.), zwei
Borkenkäfer,
Hylesinuscrenatus Fabr. und fraxini Fabr.
Die Abbildung auf
TafelLaubhölzer:
Waldbäume V,
[* 1]
Fig. 2, zeigt die gemeine Esche als
Baum, außerdem 1 einen blühenden Kurztrieb
mit
¶
mehr
Zwitterblüten, dessen Endknospe sich bereits entfaltet, 2 ein Blatt,
[* 21] 3 und 4 Zwitterblüten, 5 männliche Blüte,
[* 22] bloß aus
zwei Staubgefäßen bestehend, 6 Fruchtknoten mit weggeschnittener Vorderwand, um die am Samenträger hängenden Samenknospen
zu zeigen, 7 Querschnitt desselben, 8 Zweigspitze im Winter mit anhängenden Früchten, 9 geöffnete Frucht mit an dem
Samenfaden hängenden Samen,
[* 23] 10 einen Teil des auseinandergelegten Samenlappens mit dem Keimling, 11 Querschnitt des Samens, 12 Keimpflanze.
Die südeurop. Eschenarten, so z. B. Fraxinus oxycarpa Willd.,
sind meist zu empfindlich für das deutsche Klima,
[* 24] dagegen vertragen mehrere nordamerik. Arten dasselbe gut, so namentlich
die gemeine amerikanische oder Weißesche (FraxinusamericanaL.), die Rotesche (Fraxinuspennsylvanica
Marsh.)
u. a. m., die vielfach in Gärten angebaut werden. Die meisten amerik. Arten haben nicht sitzende, sondern gestielte Blättchen.
Von der gemeinen Esche kennt man mancherlei Varietäten, so die einfachblätterige Esche (Fraxinus monophylla Desf.
oder simplicifolia Willd.),
eine Spielart, die früher für eine eigene Art gehalten wurde, deren Blätter alle auf der Entwicklungsstufe
der ersten Laubblätter verharren, also nicht gefiedert sind, sondern einfach eiförmig bleiben;
die Hänge- oder Traueresche
(var. pendula) mit herabhängenden Langtrieben und Ästen, die man vielfach zu Lauben verwendet;
sie entsteht zuweilen von
selbst aus Sämlingen und wird durch Pfropfen
[* 25] auf Stämme gewöhnlicher Form vervielfältigt;
die Goldesche
(var. aurea), deren Zweige rötlichgelbe Rinde besitzen;
die krausblätterige Esche (var. crispa) mit dunkelgrünen, am Rande
gekräuselten Fiederblättchen.
Zur Gattung Esche wird gewöhnlich auch die Blumenesche(Fraxinus ornusL.) gerechnet. Andere bilden aus den Blumeneschen eine
besondere Gattung Ornus. Die meist zwitterigen Blüten dieser Gattung öffnen sich erst nach völliger
Entfaltung der Blätter, stehen in endständigen, großen, aus Trugdolden zusammengesetzten Sträußen, die in den Endknospen
sich entwickeln, haben kleine zwei- bis vierteilige Kelche und zwei bis vier lange schmale Blumenblätter. Im übrigen sind
die hierher gehörigen, in Südeuropa, Asien
[* 26] und Nordamerika
[* 27] heimischen Arten denen der Gattung Fraxinus
sehr ähnlich.
Die häufigste Art ist die Blumen- oder Manna-Esche (Ornus europaea Pers.). Die Blätter bestehen nur aus drei bis fünf Paaren
gegenständiger Fiederblättchen mit einem Endblättchen; die Knospen sind hell graubraun; die wohlriechenden Blüten haben
vier weiße Blumenblätter. Der mit hell aschgrauer, etwas rauher Rinde bedeckte Baum wird selten bis 10 m
hoch; er ist in fast ganz Südeuropa und im Orient heimisch, steigt in Südtirol bis etwa 800 m Meereshöhe, ist als mehr
oder weniger krüppeligerStrauch häufig in den Steinmeeren der Karstgebiete Österreichs u. s. w. Die Blumenesche liefert
zwischen Mitte Juni und Ende Juli an Stämmen und Zweigen durch selbstentstehende oder auch künstlich
hervorgerufene Risse der Rinde einen zuckerreichen, sich selbst verdickenden Saft, der als Manna (s. d.) in den Handel kommt.
Auch infolge der Stiche einer großen Cikade (CicadaorniL.) quillt dieser Saft aus. Die Blumenesche wird als Zierbaum häufig
angepflanzt, ebenso einige gärtnerische Varietäten. Im Elsaß, z. B. um Straßburg,
[* 28] sieht man Alleen von
Blumeneschen.
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat (1890) 22650 (10916
männl., 11734 weibl.) Eschenbach, darunter 1582 Evangelische; 53 Gemeinden mit 251 Ortschaften, darunter 5 Städte. - 2) Bezirksstadt
im Bezirksamt Eschenbach, 50 km im N. von Amberg,
[* 29] in 438 m Höhe, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Weiden) und Rentamtes, hat (1890) 953 Eschenbach, Postexpedition, Telegraph,
[* 30] zwei kath. Kirchen und ein Bezirkskrankenhaus. - 3) Stadt
im Bezirksamt Gunzenhausen des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, die
HeimatWolframs von Eschenbach, hat (1890) 939 kath. Eschenbach, Postexpedition,
Telegraph, eine kath. Pfarrkirche und seit 1861 ein DenkmalWolframs.
Ulrich von, deutscher Epiker, der am Hofe des Erzbischofs Friedrichs II. von Salzburg
[* 31] (gest.
1284) und Wenzels II. von Böhmen
[* 32] (gest. 1305) lebte, verfaßte, seinen Namensvetter und vielleicht Verwandten Wolfram von
Eschenbach nachahmend, zwei Epen, in denen er die Lügen der Artusromane durch histor. Wahrheit verdrängen wollte; er wußte nicht,
daß sein «Alexander», um 1284 besonders nach der «Alexandreis» des Walther von Chatillon gedichtet (hg.
von Toischer in der «Bibliothek des Litterar. Vereins» in Stuttgart,
[* 33] Bd. 183),
und sein «Wilhelm von Wenden», für den er um 1290 den
«Guillaume d'Angleterre» des Chrétien von Troyes benutzte (hg. von Toischer, Prag
[* 34] 1876), nicht minder sagenhaft
waren als jene Artusgedichte.
Joh. Joachim, Literarhistoriker, geb. zu
Hamburg,
[* 35] studierte in Leipzig
[* 36] und Göttingen
[* 37] Theologie und Philosophie, kam 1767 nach Braunschweig
[* 38] und erhielt dort 1768 eine
Professur am Carolinum, befreundete sich mit Lessing innig (vgl. E.s Briefwechsel
mit ihm in Hempels «Lessing-Ausgabe», Bd.
20), wurde 1786 zum Hofrat ernannt und starb als Mitdirektor des Carolinums Deutschland verdankt seinen Übersetzungen
die Bekanntschaft mit den vorzüglichsten engl. Schriftstellern im Gebiete der Ästhetik, wie
z. B. Browns, Webbs, Burneys, Priestleys und Hurds; ferner gab er die erste vollständige Übertragung von
Shakespeares «Schauspielen» (13 Bde.,
Zür. 1775-82). Sehr nützlich waren seine wissenschaftlich nicht selbständigen, aber höchst
übersichtlichen und gelehrten Handbücher, so der «Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Wissenschaften» (Berl.
1733, 5. Aufl., von Pinder, ebd. 1836) mit der «Beispielsammlung
zur Theorie und Litteratur der schönen Wissenschaften» (8 Bde.,
ebd. 1788-95),
das «Handbuch der klassischen Litteratur»
(ebd. 1783; 8. Aufl., von Lütke, ebd. 1837). Mit seinen «Denkmälern altdeutscher Dichtkunst» (Brem. 1799) und seiner Ausgabe
von Boners«Edelstein» (Berl. 1810) war er einer der ersten, welche Dichtungen des Mittelalters neu bekannt
machten; auch den Werken neuerer deutscher Dichter, wie Zachariä, Ebert, Hagedorn, Schiebeler und einzelnen Schriften Lessings
wandte er seine Herausgebersorgfalt zu. Seine lyrischen, epischen und dramat.
¶
forlaufend
346
Versuche, wie die Operetten «Lucas und Hannchen», «Der Deserteur» u. a.,
sind unbedeutend, nur einige seiner geistlichen Lieder haben sich noch erhalten. Gfchenmayer, AdamKarl Aug., Philosoph und
Naturforscher, geb. zu Neuenburg
[* 40] im Württembergischen, wurde 1811 außerord. Pro- sessor der Philosophie und Medizin in Tüdingen
und 1818 ord. Professor der praktischen Philosophie daselbst. Er lebte seit 1836 Zu Kirchheim unter Teck,
wo er starb. Seine Philosophie läßt sich auf die Kantische Naturmetaphysik zurückführen.
Auch von Schelling gewann Escher von der Linth viele spekulative Anregungen, ohne jedoch an dessen absoluter Iden- titätslehre teilzunehmen.
Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: «Sätze aus derNaturmeta- physit') lErlangen 1797),
»Versuch, die Gesetze magne- tischer Erscheinungen aus Sätzen der Naturmeta- physik zu entwickeln" (Tüb. 1798),
«Die Philosophie
in ihrem Übergange zur NichtPhilosophie» (Erlan- gen 1803),
«Versuch, die scheinbare Magie de5 tie- rischen Magnetismus
[* 41] aus
physiol. und psychischen Gesetzen zu erklären» (Tüb.
1816),
«Psychologie in drei Tei- len, als empirische, reine und angewandte» (ebd. 1817; (3 Bde.,
Tüb. 1818-24). Die.Hinneigung zu einem religiö- sen und naturphilos. Mysticismus, die sich in diesen Schriften kundgiebt,
steigerte sich später noch und äußerte sich in heftiger Polemik gegen die Hcgelsche Schule und in eifriger
Verteidigung der feit der Seherin von Prevorft (s. d.) sich häufenden Geister- ersckeinungen. Hierher gehören: «Die Hcgelsche
Neligionsphilosophie verglichen mit dem christl. Princip» (Tüb.
1834),
gegen «Das Leben Jesu» von Strauß
[* 42] gerichtet, der darauf sehr
nachdrücklich antwortete: ferner: «Konflikt zwifchen Himmel
[* 43] und .Hölle, an dem Dämon eines befesjenen
Mädchens beobachtet» (ebd. 1837),
«Charakteristik des Unglau- bens, Halbglaubens und Vollglaubens» (ebd.
1838). ^ein Streben, den Gebieten der drei Ideen Wahr- heit, Schönheit und Tugend das Heilige als Offen- barung und Transcendenz
überzuordnen, bekunden die Schriften: «Grundriß der Naturphilosophie» (Tüd. 1832),
«Betrachtungen über den physischen Weltbau» (ebd. 1852). Gfchensingzirpe
(Oicaäa. pied^'a KeoH?.), eine 30 mm lange, in Eüdeuropa, einzeln auch in Süd- deutschland einheimische Singzirpe (s. Singzirpen).
[* 44] Gschenthal, s. Domo d'Ossola. Gscher, Joh. Heinr. Alfred, schweiz. Staats- mann , geb. zu Zürich,
[* 45] widmete
sich seit 1837 zu Zürich,
Bonn,
[* 46] Berlin
[* 47] und 1842 und 1843 in Paris
[* 48] jurist. Studien. 1843 ließ er sich als Docent an der Hochschule zu
Zürich
nieder, wurde 1844 in den Großen Nat des Kantons ge- wählt und trat schon damals nach der Reaktion von 1839 mit
einem entschieden freisinnigen Pro- gramm auf, das die Grundlage feiner staatsmän- nischen Wirksamkeit geblieben ist.
Seine 1845 er- folgte Wabl in den Großen Nat des Innern und die von 1846 in den Erziehungsrat eröffneten ihm ein weites
Feld administrativer Thätigkeit. Im Dez. ^1846 wurde er Vicepräsident des Großen Nats, im Sommer 1847 erster Staatssckreibor,
im Dez. 1847 Präsident des
Großen Nats und 1848 Mit- glied des Regierungsrats und mit Furrer zweiter Gesandter bei der Tagsatzung,
wo er die Annahme der neuen Bundesverfassung betrieb. Hierauf er- folgte feine Wahl in den Nationalrat,
dessen Vice- prasident und späterer Präsident (vom bis Juni 1850) er wurde: im Dez. 1848 wählte man ihn zum
(letzten) Bürgermeister des Kantons Zürich
und, nach Einführung des Direktorialsy- stems, das hauptsächlich sein Werk war, zum Prä-
sidenten des neugewählten Regierungsrats, in wel- chem er bis 1857 verblieb.
Aber auch noch später beherrschte er durch seinen Geist die Negierung, bis 1867 durch den Sieg der Demokraten (s. Zürich)
sein Einflus;
in kantonalen Angelegenheiten (das «System») gebrochen wurde. Nach Errichtung der eidgenössischen Polytechnischen Hochschule
zu Zürich,
für die er auf das thätigste gewirkt hatte, wurde er 1854 zum Vicepräsidenten des Schulrats dieser
An- stalt gewählt. In den I. 1856-57 und 1861-62 war er wieder Vicepräsident und in den folgenden Jahren Präsident des
Mtionalrats.
Mit Eifer be- mächtigte er sich der schweizer Eisenbahnfragen und wirkte im Gegensatze zu Stämpfli bei der Be- ratung in der
Bundesversammlung für den Ent- fcheid zu Gunsten des Privatbaues. Escher von der Linth ist der Be- gründer der Schweizerischen
Nordostbahn und des Instituts der Schweizerischen Kreditanstalt in Zürich;
auch das Gottharobahn-Unternehmen, dessen erster Direktor
er 1871 war, ist wesentlich sein Werk. Er starb in Zürich,
wo ihm ein Brunnendenkmal (Bronzestatue, nach
Kihlings Mo- dell) errichtet wurde. -
Vgl. Scherr, A. Escher von der Linth (1883).
Gscherny, Francois Louis, Graf d', franz. Schriftsteller, geb. 2'i. Nov. 1733 in Neufchätel,
machte 1764 in Motier-Travers Roufseaus Ae- kanntfchaft und schloß sich diesem vielfach auf Ex- kursionen an, die er in seinen
«Nei^u^eä» anziehend beschreibt. Seit 1765 lebte er
an verschiedenen europ. Höfen, von 1790 an meist in Paris, wo er starb. Seine erste Schrift, «1^63 1aonu68 ä61a.
pnii080pni6» (Par. 1783),
war eigent- lich nur ein Bruchstück aus dem größern Werke, woran er 30 Jahre gearbeitet: «1.6
Noi Iiuinkw, 011 ä6 1'6F0I8IH6 6t (16 1a. V6rtw) (ebd. 1791). Dem- nächst erschien seine » (Üoli68poiiäaiic6
ä'un 1i3 taut (16 I^ris 3.V6C 868 ami8 ä6 8111886 6t ä'^UAlo t61'16 8ur 163 6V6Q6Nl6Ilt3 ä6 1789" u. s. w.
(Par. 1791; wieder gedruckt u. d. T. «1adi63.u
Ki8to- i'iqu6 ä6 1a Involution», 2 Bde., ebd. 1815). In der Schrift «1)6
1'6^a1it6, ou priuoi^08 ^6Q6raux 8nr 168 iu8titutioii8 eivii63, Po1iti(iu68 6t röli- Fi6U868»
(2 Bde., Par. 1796; neue Aufl.
u. d. T. «?Qii080pQi6 ä6 1a. po1iti(iu6», 2 Bde.,
ebd. 1798) stellt er die Gleichheit als das unseligste, alles ver- kehrende und zerrüttende Socialprincip dar.
E.s letztes Werk waren die «^I6iau^68 ä6 1itt6ia.wi'6, l1'iii8toii-6, ä6 moraik
6t ci6 pki1o8opQi6» (3 Bde., Par.
1809; neue Aufl. u. d. T. "
pdi1o8o- Ii1iiHI163) 1itt6raii'68. 1ii8tOI-il1U68 6t 1N01'9i63», 3 Bde.,
ebd. 1814). Gschershaufen, Stadt im braunschw. Kreis
[* 49] Holzmindcn, hat (1890) 1506 evang. Escher von der Linth, Post, Te- legraph und Amtsgericht
(Landgericht Braun- schweig); Asphalt- und Dachpappenfabrikation, Sandsteinbrüche und vorwiegend Landwirtschaft. Efcher von
der Linth, Hans Konrad, schweiz. Staatsmann, hervorragend durch gemeinnützige Thätigkeit, geb. zu
Zürich,
war
¶
forlaufend
zu-347
erst in der Kreppfabrik seines Vaters in Zürich
thätig, studierte dann 1786-88 in Göttingen und trat nach einer Reise in Italien
[* 51] wieder in das väterliche Geschäft. Daneben studierte er eisrig Geologie
[* 52] und unternahm Alpenwanderungen. Im Febr. 1798 wurde
er in die Landesversammlung gewählt, aber schon im März, nach der Gründung der Helvetischen Republik,
folgte er dem Rufe in den gesetzgebenden helvet. Nat. Hier leistete er mit Usteri, teils durch Herausgabe des «Sckweiz. Repu-
blikaners», teils durch lebhafte Teilnahme an allen Verhandlungen, dem Vaterlande hervorragende Dienste,
[* 53] trat jedoch, vom
Parteitreiben angewidert, 1802 vom polit.
Schauplatze zurück und begann sich der Hauptausgabe seines Lebens, der für die schweiz.
Bodenkultur überaus wichtigen Kanalisierung der Linth (s. Limmat), zuzuwenden. Ein schon 1784 vom Hauptmann Lanz von Bern
[* 54] der
Tagsatzung mitgeteilter, durch Tulla (s. d.) und Eschricht erweiterter Plan zu der sog. Linth-Untcrnehmung wurde 1803 durch die Züricher
Gesandtschaft der in Freiburg
[* 55] versammelten Tagsatzung vorgelegt und 1801 an- genommen. Eschricht selbst erhielt dabei
als Präsident der Aufsichtsbehörde die Ausführung und unterzog sich nun feit 1807 der großen Arbeit bis zur Voll- endung
(1822) mit aufopferndster Hingebung.
Auch die sittliche Bildung der Bewohner jener Gegenden förderte er durch Unterstützung der Glarner Hilss- gesellschast, die
auf dem durch die Lintb-Verbesse- rung gewonnenen Boden eine landwirtschastlicke Armenschule (Linth-Kolonie)
begründete. Seit 1815 Mitglied des ZüricherStaatsrats, erwarb er sich auch in dieser Stellung und als Vertreter des Li- beralismus
Verdienste um sein Vaterland. Er starb Der GroßeRat verlieb ibm und seinen Nachkommen den Beinamen «von
der Lintb», und die Tagsatzung ließ ihm am Lintbkanal ein Denkmal errichten. -
Vgl. Hottinger, Han5 Kon- rad Eschricht. (Zur. 1852);
Briefwechsel zwischen Joh. Rudolf Steinmüller und Hs.
Konrad Eschricht, hg. von I. Dierauer (St. Gallen 1889).
Sein Sohn, ArnoldEschricht v. d. L., geb. zu Zürich,
studierte
seit 1825 in Genf
[* 56] und Ber- lin, bereiste zu geolog. StudienDeutschland, Ita- lien und Algerien,
[* 57] wurde 1834 Privatdocent an der UniversitätZürich
und 1856 Professor der Geo- logie am dortigen Polytechnikum. Er starb zu Zürich.
Besonders wichtig sind seine Unter- suchungen
der SchweizerAlpen und des Atlasgebir- ges sowie die Entdeckung, daß die Sahara bis zur posttertiären
Zeit vom Meere bedeckt war. Außer Beiträgen zu den «Denkschriften der allgemeinen Schweizer Gesellschaft», zuLeonhards und
Bronns «Jahrbuch süv Mineralogie» u. a.
veröffentlichte er eine «Karte des Kautons Glarus"
(1849),
hatte Anteil an Studers «Geolog. Karte der Sckweiz» und gab
mit Bürkli «Die Wasfcrverhältnisse der Stadt Zürich und ihrer Umgebung» (1871) heraus. -
Ü-Schieber, bei Dampfmaschinen
[* 58] eine gewisse Bauart des einfachen Schiebers. Eschke, Hermann, Maler, geb. zu Berlin,
wurde daselbst bei Herbig, Kramer, dem Marinemaler Krause und 1849-50 zu Paris bei Le- poittevin ausgebildet
und in Berlin von seinem Mit- schüler Ed. Hildebrandt beeinflußt, eröffnete seit 1855 zu Berlin ein Atelier, aus dem Künstler
wie Douzette, Mor. Erdmann, Saltzmann und seine beiden Söhne j^ctar und Richard
hervorgingen. Von seinen beson- ders in England
beliebten Küstenlandschaften gehören in das 1.1854 Elisabeth-Castle auf Ierfey, iu das I. 1860 Monlorgueil
auf Ierfey und St. Aubins- Eastle. 1861 malte er die Westküste von Helgoland
[* 59] im Winter- 1863 die Insel Neuwerk an der Elbe-
mündung, Die alte Liede und den Leuchtturm von Curhaven (Tanzig, Museum); 1865 eine Dämme- rung auf dem Meere, Motiv von Ostende;
[* 60] 1868 St.
Catharina auf Ierfey;
1887 Wate- combebay auf dcr Infel Wight.
Auf der Inter- nationalen Kunstausstellung zu Berlin 1891 sah man von ihm die Gemälde: SchwedischeKüste am Kattcgat, Londoner
Parlamentshaus und West- minsterbridge bei Mondscheinbeleuchtung, Hohe See bei Wormshead, Stranddüne
in Prerow.
Außer- dem bat Eschricht mit seinem Sohn Richard für das Kaiser- panorama zu Berlin: Die deutsche Flottendemon- stration
vor Sansibar, ferner das Diorama: Besitz- ergreifung von Neuguinea gemalt. 1881 wurde Eschricht zum Professor ernannt. Gfchke, Richard,
^ohndes vorigen, geb. in Berlin, hat sich ebenfalls als Marine- und Landsckastsmaler einen Namen
gemacht. Schüler seines Vaters und der BerlinerAkademie, bildete er sicb dann in München
[* 63] unter Wenglein weiter aus und verweilte
mehrere Jahre in England, wo er die Studien zu folgenden Gemälden machte: Eintritt der Flut an der Küste von Lynmouth (1883),
Ebbe am Pic von Gorey auf der InselJersey, Fort von St. Anbin auf Jersey (1884), Markttag in Newlyn (1887). 1886 von London
[* 64] zurückgekehrt,
malte er zusammen mit seinem Vater zwei Dioramen (s. Eschke, Hermann). 1889 nabm er an der Plankton-Erpedi- tion unter Professor
Hensen teil; heimgekehrt malte er im Auftrage des preuß. Staates den Expeditions- dampfer «National» für
die Universität Kiel.
[* 65]
Gschkopf, Berg in der Hardt in der bayr. Rhein- pfalz, südlich von Kaiserslautern,
[* 66] 612 in hoch, Aus- gangspunkt
der Haupttbäler des Gebirges. ^so/l?'., bintcr lat. Tierbenennungen Abkürzung für Daniel Frederik Eschricht (s. d.). Gschref,
pers. Stadt, s. Aschras. Gfchricht, Daniel Frederik, dän. Physiolog und Zoolog, ged. zu Kopenhagen,
[* 67] pral- tizicrte 1822-25 auf Bornholm als Arzt, studierte ! dann nochmals Physiologie und vergleichende Ana- tomie im Auslande und
ward nach seiner Rückkehr 1829 zum Lektor und 1836 zum ord.
Professor an der Kopenhagener Universität ernannt, wo er bis zu seinem erfolgten Tode wirkte.
Die meisten seiner rein wissenschaftlichen Arbeiten sind in den Akten der Vidcnskabernes Eelskab ver- össentlicht worden:
so die anatom. Untersuchungen über die Salven (Kopenh. 1841), über die Walsische (acht Abhandlungen, 1843 - 62). Zu erwähnen
sind noch eine «Haanddog i Pbysiologie» (neue Aufl.
1851),
«Foredrag over Lccren om Livet» s1850), «Foltelige Foredrag» (1855-59) und eine Studie üder Kaspar Häuser («Unverstand
und schlechte Er- ziebung», Verl. 1858).
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Z?so/i.e'/i., bci lat. Tiernamen Abkürzung für JohannFriedrich von Efchfcholtz (s. d.). Gfchfcholtz, Joh.
Friedr. von, Naturforscher und Reifender, geb. 1./12. Nov. 1793 zu
Dorpat,
[* 69] studierte dafelbst Medizin und machte als ^chiffsarzt 1815 unter Otto von Kotzebue die Reife um die Welt mit. In Verbindung
mit Adelbcrt von Chamiffo fammelte Eschweiler
[* 70] während dieser Reife eine Menge von Naturkörpern
wie wisfenfchaftliche Beobachtungen und lieferte für den dritten Vand von Kotzebues «Entdeckungsreife
in die (^üdfee und Veringsftraße» (Weim. 1821) eine Reihe von Arbeiten«Über die Koralleninfeln, ihre Entstehung, Ausbildung
und Eigentümlichkeiten» u. a. Eschweiler zu Ehren nannte Kotze- bue eine Bucht im Kotzebuesunde Nordwcstameri-
kas die Eschscholtzbai (f. Kotzebuefund) und Chamisso eine neue zur Familie der Papaveraceen gehörige Pflanzengattung I^ckäcdoltöia
(s. d.). Nach feiner Rückkehr 1819 zum außerord.
Professor der Ana- tomie in Dorpat ernannt, begleitete er 1823 als Naturforscher und Oberarzt zum zweitenmal Kotzebue auf
seiner Reise um die Welt. Auch diesmal ver- ewigte Kotzebue Eschweiler' Namen in den Eschscholtz-In- seln (s. d.).
Nach seiner Rückkehr 1826 vermachte Eschweiler seine reichen naturhistor. Sammlungen der Uni- versität Dorpat und
veröffentlichte feine «Übersicht der zoolog. Ausbeute», welche 2400 Tiere umfaßt, im zweiten Bande zu Kotzebues «Neuer Reife
um die Welt» (Weim. 1830). Vefonders aber hervor- zuheben ist Eschweiler' «Zoolog.
Atlas,
[* 71] enthaltend Ab- bildungen und Beschreibung neuer Tierarten» (5 Hefte, Verl. 1829 - 33) und fein «System der Akalephen.
[* 72] Eine ausführliche Befchreibung aller medufenartigen Strahltiere» (ebd. 1829). Eschweiler starb 7./19. Mai 1831 zu Dorpat.
Gschscholtzbai, s. Kotzebuefund. Nsoksokoitsia o/itlm., Pflanzengattung aus der Familie der Papaveraceen
(s. d.). Man kennt nur wenige im westl.
Nordamerika einheimische Arten, unter denen die zuerst von Chamiffo aufgefundene N. cHliloruicH 0/ia7?ö. ein sehr beliebtes
und allge- mein verbreitetes Gartenzicrgewächs geworden ist, dessen man sich in seiner Heimat auch als beruhigen- des Arzneimittel
bedient. Die Pflanze hat auf- steigende, sehr ästige, reich beblätterte, saftige, zer- l^chliche Stengel,
[* 73] feinzerteilte Blätter mit linealen Abschnitten und einzeln stehende Blüten mit auf- fpaltendem Kelch und großer, vierblätteriger,
fchön gold- oder orangegelbcr Vlumenkrone.
Die ganze Pflanze ist kahl, bläulichgrün. Die N. ist zwar aus- dauernd, erfriert aber bei uns während des Winters, weshalb
man sie als bloßes Sommergewachs be- handelt. Der im Mai ins freie Land gesäte Same läuft bald auf,
und die schnellwüchsige Pflanze, welche schöne Büsche bildet, ziert daher schon vom Juli an bis in den Spätherbst die Gärten
mit ihren zahlreichen goldgelben Blumen. Sie gedeiht sehr leicht auf jedem Boden ohne alle Pflege. Man hat reiche
Spielarten mit weißen, außen roten und innen weißen und mit dunkelorangefarbigen Blumen ge- zogen.
Fast noch fchöner als die vorige Art ist N. crocea ^?s??t/i., von ihr unterschieden durch den um- gerollten Rand des am Ende
verdickten Vlütenstiels, die länger zugespitzten Kelchblätter und zahlreiche, größere, feurig-orangefarbige Blumen. Eschscholtz-Inseln,
auch Bikini-Inseln, nördlichste Gruppe der Ralik-Inseln im Marschall- Archipel im Großen Ocean, 1825 durch
Kotzebue entdeckt und zu Ebren seines Schiffsarztes Esch-
sckoltz (s. d.) benannt, ^je haben 30 Eschweiler und stehen
seit 1886 unter deutschem Schutz. Gschstruth, Nataly von, s. Knobelsdorff-Bren- kenhoff, Nataly
von. Gschtvege.
1) Kreis im preuß. Neg.-Vez. Cassel, hat 502,43 22284 weibl.) Eschweiler, 3 Städte, 68 Landgemeinden und 26 Gutsbezirke.
- 2) Kreisstadt im Kreis Eschweiler, 41 km südöstlich von Cassel, an der Werra, in 171 in Höhe, in einem schönen fruchtbaren Thale,
an der Linie Treysa-Niederhone-Leinefelde der Preuß. Staats- bahnen, besteht aus der Alt- und Neustadt
[* 74] am
lin- ken Flußufer und der mit beiden Nfcrn durch zwei steinerne Brücken
[* 75] verbundenen Infelstadt Brücken- haufen, Sitz des
Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), Steueramtes und einer Reichs- bantnebenstclle, hat (1890) 9787 (4612
männl., 5175 weibl.) Eschweiler, darunter 398 Katholiken und 532 Is- raeliten, Postamt
erster Klasse, Telegraph; ein Denk- mal den Opfern des Soldatenauf- standes 1806 und 1807 gewidmet,
ein 1380 erbautes, 1581 wiederhergestelltes Schloß, jetzt Sitz verschie- dener Behörden, zwei evang. Kirchen, eine kath.
Kapelle, Synagoge, neues Postgebäude, zwei Hospi- täler, ein Landkrankenhaus, städtische Friedrich- Wilhelmschule (Progymnasium
mit Ncalprogymna- fium) mit tönigl.
Kompatronat, 1840 als Nealfchule mit Progymnasium eröffnet, zwei Bürgerfchulen, Mädchcnmittelschule,
Privathandelsfchule, Hand- werkerschule, Kreissparkasse, Vorschußvcrcin, Frei- maurerloge, Gasanstalt, öffentliches Schlachthaus
und Eisenbahnmafchinen-Reparaturwertstätte. Von dem von Karl d. Gr. gestifteten Cyriakusn onnentloster steht nur noch der
sog. SchwarzeTurm.
[* 76] Dasselbe wurde mit dem 1278 gegründeten Augustinermönchs- tloster, jetzt die sog.
Klosterbrauerei, von Philipp dem Großmütigen 1527 aufgehoben und Zu Schul- zwecken verwendet.
Der Leuchtberg ist mit Anlagen bedeckt und bietet prächtige Aussichten. Wegen feiner lebhaften Industrie wird Eschweiler das «hessische
Elber- feld» genannt. Bedeutend ist die Gerberei (38 Ger- bereien, Sohlleder aus südamerik. Rinderhäuten, ^^eißgerberei),
Woll-und Haarspinnerei (6 Fabriken), Rohhaarspinnerei (2), Wollzeug-, Flanell- und Lein- weberei (33 Webereien),
Cigarren-und Tabakfabrika- tion (13), die Schlächterei (Handel mit Schinken und Wurst), Leim- und Seifensiederei (Efchweger
Seifen), Fabrikation von Schuhen (2 Fabriken, 87 Schuhmachereien), Bürsten und Pinseln, Maschinen (3), Spritzen und Pumpen,
[* 77] Wachstuch, Tüten und Couverts, Peitschen (3), Wichse und die Vierbraue- rei (5). Der jährliche Umsatz von Leder
ist auf 2^ Mill. M., von wollenen und baumwollenen Waren auf 2 Mill. M. und von Tabak
[* 78] auf 1 Mill. M. zu veranfchlagen. - Auf dem
Cyriakus berge bei Eschweiler foll Bonifatius 732 - 40 eine Klaufe, Karl d. Gr. 812 ein Iungsrauenkloster gegründet haben. - Die Stadt
ist zu Karls d. Gr. Zeit oder noch früher entstanden, wird jedoch urkundlich zuerst im 10. Jahrh,
erwähnt und gehörte damals zum thüring. Gau Eichsfeld; während der Hohenstaufenzeit war sie eine Besitzung der Welfen und
siel dann an die Landgraffchaft Hessen,
[* 79] bei der sie seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh, verblieb. Gfchlveiler, Stadt
im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Aachen,
[* 80] ehemals zum Herzogtum Iülicb gehörig, 13,5 km im NO. von Aachen, zu beiden Seiten
der Inde, in 159 m Höhe, im Mittelpunkte des gewerbreicben Indethals, an der Linie
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Köln-349
Herbesthal (der ehemals Rhein. Eisenbahn) und der NebenlinieM.-Gladbach-Iülich-Stolberg (der ehemals Vcrgisch-Märkischen
Babn) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 82] zwischen sanst ansteigenden Hügeln, geschmackvoll angelegten Gärten, hübscken Vaum- ,^..
gruppen und zahlreichen Fabri- ^^Berg- und Hüttenwerken ge- WMs3^^^ legen, ist Sitz einer Bürger- meisterei, eines Amtsgerichts
(Landgericht Aachen), eines Steueramtes und hat (1890) 18119 (9251 münnl., 8868 weibl.)
Escorial, darunter 933 Evan- gelische und 151 Israeliten,Post erstcrKlasse,Telegrapb,zweikatb. und eine evang.
Pfarrkirche, ein Progynmasium mit vollberechtigtem Nealprogymnasium, ein Hospital in dem mit Zinnen gekrönten Vurgbaue
der Familie Englerth, Kreis-Invalidenhaus, Wasserwerk und Gasanstalt.
Die Hauptindustriezweige sind Fabri- kation von Eisen- und Blechwaren, Maschinen, Dampfkesseln, Nähnadeln,
Eisendraht, Seife, Leder, Dachziegeln und feuerfesten Steinen, auch Vier- braueret. Besonders erwähnenswert sind drei große
Eisenwalzwerke, die Fabrik für Eisenbahnbedarf zu tzasseltbei Escorial, die Zinkwarenfabrik, mehrere Kupfer- hämmer,
Rohzinkwerke und die großen und sehr ergiebigen Steinkohlengruben. Die an der Eisen- bahn gelegenen Kohlengruben des Eschweiler
Bcrg- werksvereins sind ebenso bemerkenswert wegen der Güte ihrer Kohlen als wegen der bedeutenden Tiefe
(400 m) und der großartigen Anlagen zur För- derung der Kohlen und des Wassers. Die ganze Gegend bis Stolberg
[* 83] ist reich an
Industrieanlagen. - In der Nähe von Escorial das Pfarrdorf Gresscni ch (der alte Burghof (iiH836niacum) mit 4906 Escorial, Papier-
mühle, Drahtzieherei, Kupfer- und Eisenschmelze sowie Eisenstein-, Galmei- und Vleierzgruden, die schon von den Römern bebaut
wurden. -
Vgl. Koch, Geschichte der Stadt Escorial und der benachbarten Ortschaften (2. Aufl., 2 Bde.,
Franks, a. M. 1890).
uso1a.va.Fv (frz., spr. -wahsch'),Sklaverei, Knechtschaft; dann auch ein halbkreisförmiger Hals- schmuck
von Diamanten. Escobar y Mendöza, Antonio, span. Theo- log, geb. 1589 zu Valladolid, trat 1604 in
den Je- suitenorden und starb Er war als Moralist und Kasuist berühmt und schrieb «^Keo- lo^ia, moraiis» (7
Bde., 1646),
«IIniv6i8I.6 tdso- I031H6 morgig i'eeeptaL 86nt6Qtia6» (7 Bde.,
1663) u. s. w. Sein Name ist durch Pascal sprichwörtlich geworden. Gscoiquiz (spr.-kihs), Don Juan, span.
Staats- mann, geb. 1762 in Navarra, war anfangs Page König Karls III., widmete sich später dem geist- lichen Stande und wurde
Kanonikus zu Saragossa.
[* 84] Später wurde er mit der Erziehung des Kron- prinzen Ferdinand betraut. Seine Freimütigkeit zog ihm
indessen die Feindschaft des Fricdens- fürsten Godoy (s. d.) zu, durch den er
nach Toledo
[* 85] verwiesen wurde.
Als 1808 Ferdinand VII. den Thron
[* 86] bestieg, wurde Escorial (^taatsrat. Er begleitete Ferdinand VII. nach Vayonne und suchte ihn zu
bestimmen, der Krone nicht zu entsagen. Darauf nach Vourges verwiesen, kehrte er im Dez. 1813 nach Valencay
zurück und nahm nun an den Ver- handlungen teil, welche die Bourbons wieder auf den span. Thron setzten. Nichtsdestoweniger
fiel er 1814 in Ungnade und wurde nach Andalusien ver- bannt. Er starb im Exil zu Ronda. Seine «läea,
86uciIiN6tc.» (1808),
eine Auseinander- setzung der
Gründe, die Ferdinand VII. bewogen, sich nach Vayonne
zu begeben, wurde in viele Sprachen überseltt und erschien französisch mit An- merkungen von F. Vruand u. d. T.
«^xp086 des motit'ä Hui 011t 6iiFliF6 etc.»
(Par. 1816). Escompte, s. Ec-kompte. Gscorial(6i^800i'iä,1, nicht Es curial),
Schloß und Hieronymitenkloster SanLorenzo-el-Real im BezirkSanLorenzo del der span. Provinz Madrid,
[* 87] liegt 48 km
nordwestlich von Madrid, un- weit des Fleckens Escorial, mit (1887) 1151 Escorial, an der
Linie Irun-Madrid der Span.
Nordbcchn. An den Südabhang der rauhen Sierra de Guadarrama angelehnt, in öder, felsreicher Gegend (1130 m) und aus dem
grauen Granit derselben ausgebaut, einem Kloster ähnlicher als einer Königsresidenz, entspricht sein
Bau wie seine Lage dem fanatisch strengen Cbarattor seines Erbauers. Seinen Ur- sprung verdankt der Palast einem Gelübde Phi-
lipps II. in der Schlacht von St. Quentin. Da der heil. Laurentius, den der span. König als den Hei- ligen des Tags um
den Sieg angerufen hatte, der Sage nach auf einem glühenden Noste den Mä'r- tyrertod in Rom
[* 88] starb, so ward dieses ihm geweihte
Gebäude in Form eines Rostes 1563-84 von Juan Bautista de Toledo und dessen SchülerJuan de Herrera erbaut.
Die Spanier pflegten es das achte Weltwunder (la oct^v". uiai^vilia) zu nennen. Aus Granitquadern erbaut
(240 m lang, 190 in breit), hat es 7 Türme, 15 Thore und 1110 Fenster und dient zugleich als Schloß und Kloster. Das Kloster
bewobnten ehedem 200 Mönche. In der nach dem Muster der Peterskirche in Rom er- bauten Haupttirche, die, außer dem unter
einer imposanten, 107 in hohen Kuppel gelegenen Hoch- altar, 48 Altäre und 2 Orgeln in sich faßt und
Fresken von Giordano, Carducci, Pellegrini und andern ital. Meistern enthält, befinden sich zwei betende Gruppen aus vergoldeter
Bronze,
[* 89] Karl V. und Philipp II. mit Gemahlinnen und Verwandten darstellend.
Vier kolossale quadratische Pfeiler (je 8 m Seitenfläche) tragen das Dach.
[* 90] In der Sakristei ist das aus
Marmor und Bronze gearbeitete Sakra- mentshaus, Eta. Forma genannt, sowie ein wert- volles Bild von Claudio Coello, das die
Perspektive der Sakristei und der Kirche selbst darstellt. Unter dem Hochaltar befindet sich die Begräbniskapelle des königl.
Hauses, Pantheon genannt, die durch ein kunstvollem Thor aus vergoldeter Bronze verschlossen wird. Marmorstufen
führen hinab; aus Jaspis und Marmor besteht der Fußboden und aus Bronze die Kuppel.
Das Oratorium bewahrt ein mit Dia- manten geschmücktes Crucifix.
[* 91] Rings in den Wän- den stehen in 26 Nischen schwarze marmorne
Särge, teils mit den Überresten der Könige und Königinnen Spaniens, teils noch leer. Es liegen hier
die Könige seit Karl I. (V.) bis Ferdinand VII., mit Ausnahme Philipps V. und Ferdinands VI., welche in Madrid begraben sind.
Aus der Kirche gelangt man in die Kreuzgänge, und dann auf der großen Treppe,
[* 92] deren Wände rings mit Bildern
von LucaGiordano geschmückt sind, zum Kloster und zur Bibliothek. Diese, von Vhilipp II. angelegt, enthält große hand- schristlicke
Schätze, namentlich der klassischen und arab. Litteratur. Einen Katalog lieferte Casiri in der
«VidliotdLcg. ai-il.di^0-1ii8iitlii3.I^8ouiiai6U8i8» (2 Bde.,
Madr. 1760-70). Von den Gemälden des
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