einschnürenden
Schlinge herrührenden Eindruck der
Haut,
[* 2] in dessen
Grund die Lederhaut oft hornartig fest und bläulich oder
bräunlich verfärbt erscheint. Die sonstigen Sektionsbefunde sind die des akuten Erstickungstodes: das
Gesicht
[* 3] ist blaurot
und gedunsen,
Gehirn
[* 4] und
Lungen sind strotzend mit dunkelrotem
Blut erfüllt, die rechte Herzkammer erweitert und bluthaltig,
die linke gewöhnlich leer, auch sind kleine
Blutergüsse im
Gehirn, unter dem
Bauchfell und den Schleimhäuten
nicht selten.
Oft genug ist die gerichtsärztliche Beurteilung hinsichtlich der Frage, ob ein
Mord oder Selbstmord vorliegt, außerordentlich
schwierig und nur durch die scharfsinnigste Verwertung aller einzelnen
Momente mit Sicherheit zu entscheiden. Hinsichtlich
der Häufigkeit des Erhängen in den einzelnen
Lebensaltern hat die
Statistik ergeben, daß die jugendlichen männlichen
Selbstmörder mit Vorliebe zum
Strick greifen, daß dagegen im mittlern
Lebensalter diese Art des Selbstmordes abnimmt und
an ihrer
Stelle das Ertränken, Erschießen und Vergiften in den Vordergrund tritt, und daß erst im spätern
Alter das
Erhängen wiederum häufiger wird.
Beim weiblichen Geschlecht kommt das Ertränken als Selbstmord in der
Jugend häufiger vor, nimmt aber mit fortschreitendem
Alter immer mehr ab und wird dann auch durch das Erhängen ersetzt. In
Preußen
[* 5] sind während des Zeitraums 1881-89 durchschnittlich
jährlich 5694 Selbstmörder (4558 männliche und 1136 weibliche) ermittelt worden, von denen 3476 oder
61,0 Proz. ihrem Leben durch Erhängen ein Ende machten. Davon gehörten 2970 (= 85,5 Proz.)
dem männlichen, 506 (= 14,5 Proz.) dem weiblichen Geschlecht an. (S. auch
Erdrosselung.)
JohannChristian, Radierer, geb. 21. Febr. 1795 in
Nürnberg,
[* 6] bildete sich bei dem
Nürnberger Kupferstecher
Gabler aus. Mit
Klein begab er sich 1816 nach
Wien,
[* 7] wo er 3 Jahre verlebte und eine große Anzahl
Blätter herausgab.
Er reiste 1819 nach
Rom,
[* 8] verfiel aber in tiefe
Melancholie über ein körperliches
Leiden
[* 9] und machte seinem Leben
freiwillig ein Ende. Seine Radierungen bekunden den Einfluß des Waterloo
[* 10] und
Swanevelt. Gute
Blätter
von seinen 185 landschaftlichen Radierungen sind: der
Schneeberg von Klosterthal aus, die Landschaft mit der
Betsäule, das
Mädchen mit den Ziegen, Buchberg, Hohensalzburg
u. s. w. -
Die meisten
Vulkane
[* 11] bestehen aus Schichten von
Aschen, Lapilli,
Bomben und Laven, die eine mehr oder
weniger regelmäßige Neigung von innen (vom Krater)
[* 12] nach außen (dem Fuß) besitzen. Man nahm früher mitL. von
Buch und
A. von
Humboldt an, daß diese geneigte
Lage keine ursprüngliche sei, sondern daß die horizontal abgelagerten
Tuffe,
Aschen u. s. w. durch die hebende Kraft
[* 13] eingeengter und hervorbrechender Eruptionsprodukte
(Gase,
[* 14]
Dämpfe, Laven) emporgehoben und aufgerichtet worden wären.
Durch Berstung sollen in der
Achse der
Erhebung Krater entstanden sein, welche man
Erhebungskrater nennt. Auch auf Schichtstörungen,
die sich entfernt von
Vulkanen zeigen, wendete man diese
Theorie an. Namentlich meinte man, daß die
Gebirge
durch den aus dem Erdinnern radiär auf die Oberfläche wirkenden
Druck entstanden seien, und nahm an, daß
Eruptivgesteine
von unten aus keilförmig zwischen die Schichten eingetrieben und injiziert und diese dadurch zerstückelt, ausgerichtet
und gefaltet, also zu Gebirgsmassen emporgehoben worden seien. Dieser
Theorie widersprechen jedoch alle
Beobachtungen; sie ist deshalb, nachdem sie in
Deutschland
[* 15] lange die Geologie
[* 16] beherrscht hatte, vollständig aufgegeben. (S.
Gebirqsbildung.)
Mittel, alle diejenigen
Mittel, welche die Herzthätigkeit steigern und die
Eigenwärme erhöhen, wie die
alkoholischen Getränke, die
Gewürze, der Schwefeläther und andere Ätherarten, der
Kampfer und die ätherischen
Öle.
[* 17] Im Übermaße genossen, schädigen sie die
Verdauung, führen zur Überreizung des
Nervensystems und können selbst entzündliche
Zustände der innern Organe zur Folge haben.
eines
Tons um einen halben
Ton, z. B. c-cis, d-dis, wird in der Notenschrift bezeichnet durch ein Kreuz
[* 18] (#).
Die doppelte Erhöhung, bezeichnet durch Doppelkreuz (##) oder
Andreaskreuz (X), steigert das betreffende Intervall
um einen ganzen
Ton hinauf, z. B. c-cisis, d-disis.
Der franz.
Ausdruck für # ist dièse, der ital. diesi, der engl. sharp,
der holländ, kruis, z. B. #c = do dièse, ut diesi, C sharp u. s. w.
L.,Erika,
Heide, Pflanzengattung aus der Familie der Ericaceen (s. d.) mit gegen 400
Arten, die größtenteils
in Südafrika
[* 19] und in den Mittelmeerländern vorkommen. Fast alle
Arten sind
Sträucher oder
Halbsträucher, und nur einige erheben
sich zur Baumform, z. B. Erica arboreaL. (s. weiter unten).
Von den europ.
Arten sind zu nennen: Erica cinereaL., mit krugförmigen, dunkelpurpurroten
Blüten und zu dreien stehenden
Blättern;
Erica ciliarisL., mit gewimperten
Blättern und
Kelchabschnitten und krugförmigen, purpurroten
Blüten;
Erica multifloraL., von schön buschigem Wuchs mit hellroten auf verhältnismäßig
langen Stielen überhängenden
Blumen;
Erica vagansL., mit weißen, paarig stehenden Blütenglöckchen wie
die der Maiblume;
Erica tetralixL., Sumpfheide (s.
Tafel:
Bicornen,
[* 23] Fig. 2), mit zu vieren stehenden quirligen
Blättern und kugelrunden,
weißen oder rosenroten
Blumen;
endlich die bereits erwähnte Erica arborea,
Baumheide, auf allen unbebauten Hügeln der Mittelmeerländer
gemein und hier überall als Feuerungsmaterial verwendet.
Wegen ihres hohen Wuchses, ihrer reichen
Blüte
[* 24] im
Frühjahre und des zarten Ansehens ihrer weißen oder rosenroten
Blumen ist sie, wo sie im freien
Lande ausdauert, ein Zierstrauch
ersten Ranges. Ihr Wurzelholz wird in der Drechslerei benutzt (s. Bruvèreholz). Manche, wie cinerea,
carnea, ciliaris, vagans, tetralix, sind in
Deutschland völlig winterhart. Man verwendet sie im
Garten
[* 25] am besten für den äußersten Rand der Moorbeete
¶
forlaufend
280
oder für kleine blumenbeetartige Gruppen in Heide- oder Moorboden. Für die Gärten von ungleich größerer Bedeutung sind
die südafrik. (kapischen) Eriken. Eie sind, wie die europ. Arten, Sträucher oder Halbsträucher mit steifen, immergrünen, dichten,
schmallinienförmigen, pfriemlicken Blättern und in dichtem Stande zu Rispen, Trauben oder Knäueln geordneten Blumen. Viele
derselben unterscheiden sich von den europäi- schen durch eine viel größere, bald schellensörmig aufgeblasene, bald röhrige
Nlumenkrone und durch die Mannigfaltigkeit derBlütenfarben: Weiß, Rosa, Scharlach, Karminrot in den verschiedensten Nuan-
cen, Dunkelrot, seltener Gelb; oft sind die Blumen zweifarbig, der Saum anders gefärbt als die Röhre.
Von den Kap-Eriten sind viele in die Gewächshäu- ser eingeführt, doch ist immer nur eine mäßige An-
zahl der schönsten kultiviert worden. Erst von 1780 ab sing man in England an, förmliche Kollek- tionen in den Gewächshäusern
zu unterhalten. Seit jener Zeit haben sie sich über den ganzen Kontinent verbreitet, aber immer noch findet
man in England die größten Sammlungen in sorgfältigster Kultur, während man die Eriken in Deutschland fast ganz aufgegeben
hat oder doch nur noch eine kleine An- zahl der bessern reichblühenden Arten in Massen für den Pflanzenmarkt kultiviert.
Zu den Arten, welche bei sorgfältiger Pflege immer gedeihen, ge- hören: N. cMiiäricI.
I^enÄ., von pyramidalem Wuchs, mit zu vieren quirligen Blättern und lang- röhrigen, lebhaft roten Blumen im April und Mai;
U. ^VilmorsanN H^non??. et ^e^t/c., pyramidal, bu- schig, etwas wollig behaart, mit langröhriger, cylin- drischer, rosenroter
oder weißer Korolle, blüht zu Ausgang des Winters; 15. Kikinklis ^/,)i-l. «n///.,
pyramidaler Halbstrauch mit quirligen Blättern und mit dicken, kegelförmigen Ähren röhriger, am Grunde
rosenroter, am Saume weißer Blumen im Winter; U. Zo^vikana ^o mit zu drei stehenden, liniensörmigen, blaugrünen Blättern
und hängen- den, röhrigen, unter der Mitte etwas bauchigen, mattweißen Blumen von Juli bis September; ^. v6Mi-ic08a IVinnb.,
bufchiger Halbstrauch mit ver- hältnismäßig großen, quirligen, gewimperten, weich behaarten Blättern
und zu Endknäueln gefammel- ten länglich-krugförmigen, glänzend weißen, am Saum roten oder rofenroten Blumen im Mai und
Juni, mit zahlreichen zum Teil noch weit fchönern Spielarten, wie var. örkvi^orH, cooeiueH miuor, tricolor, porckilaua,
p)i-3.miä3.li8; N. ^rllcilis F»- /isb., elegantes Büfchchen mit schwachen Zweigen, quirligen,
dreikantigen Blättern und großen Nispen kleiner, sehr zahlreicher, schellenförmiger, lebhaft rosen- oder dunkelkarminroter
Blüten, je nach der Varietät, von Herbstanfang bis in die Mitte des Winters; N. pei^olutN ^., bufchiger Halbstrauch mit zu
vier stehenden, linearischen, schlaffen Blättern und an den Zweigspitzen zu Köpfchen gesammelten glockigen weihen Blüten.
- N. vuiF9.i-i8 ist die frühere Bezeichnung des jetzt OMuua vn^i-ig ge- nannten gewöhnlichen Heidekrauts
(f. lüaiwug.). Wo man gute, stark sandige Heideerde und kalk- freies Wasser haben kann,
da sind die Eriken keines- wegs so schwierig zu kultivieren wie oft angenom- men wird.
Außerdem muß man für einen guten Abzug des Wassers Sorge tragen. Im Winter er- sordern sie einen hellen,
luftigen Standort und möglichst wenig Wärme;
[* 27] die Temperatur
darf nicht über 4- 8" R. hinausgehen. Sie ertragen im Winter
auch vieles Begießen nicht, doch sind sie auch gegen völliges Austrocknen sehr empfindlich, und das ist die fchwierigste
Aufgabe ihrer Kultur, den rechten Grad der Feuchtigkeit zu treffen. Die Umpflanzung nach beendigter Blüte
und das damit verbundene Befchneiden der Zweige darf nicht verabfäumt wer- den.
Man vermehrt die Eriken im Februar und März aus den Spitzen derTriebe, die man in rei- nen Sand steckt und mit Glasglocken
bedeckt. Ericaceen s^ricHOLae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Bicornen (f. Nicoi-nis) mit gegen 1000 fast
über die ganze Erde verbreiteten Arten, wovon etwa zwei Drittel Südafrika gehören. Einige dringen im Norden
[* 28] bis an die
äußersten Vegetations- grenzen vor. Es sind meist immergrüne Sträucher oder Halbsträucher, selten baumartig, mit aus einem
vier- bis fünfteiligen Kelch und einer ebenso ae- teilten, einem Ringe eingefügten Blumenkrone be- stehenden
Zwitterblüten, deren Staubbeutel ge- wöhnlich in zwei Löchern aufspringen und eigen- tümliche Anhänge an der Spitze oder
Basis tragen.
Der meist vier- bis fünffächerige Fruchtknoten trägt die Eierchen an Samenträgern, die sich in dem Innenwinkel der Fächer
[* 29] befinden. Auf dem wal- zigen Gaffel befindet sich eine schild- oder kopf- förmige Narbe. Die Frucht ist
eine klappige, auf- springende, vielsamige Kapsel. Die meisten Erich sind wegen ihrer schönen Blüten in Gärten als Zier- sträucher
beliebt, wohin besonders die Gattungen Ui-ica (s. d.), ^23i6a (s. d.),
RkoäoäLnäron (s. d.) und kaimia (s. d.)
gehören.
Sie lieben der Mehr- zahl nach einen sandigen, trocknen Boden und son- nigen Standort, nur wenige wachsen in Sümpfen und Torfmooren.
jHedras. Ericeira (spr. -ßeira), Linien von, f. Torres Grich, Name mehrerer Könige von Dänemark;
[* 30] s. Dänemark (Bd. 4, S. 765 d
und 766 a) und Erich (schwed. Könige). Erich, schwed.
Erik, Name mehrerer Könige von Schweden.
[* 31] Der erste berühmte Träger
[* 32] des- selben war der Heilige, König von Ober- schweden lSvithiod,
1150-60), berühmt als Ge- setzgeber und Beförderer des Christentums; auch unterwarf und bekehrte er einen Teil von Finland.
Er wurde von dem dän. Prinzen Magnus, Nrerüel des Svend Estridson,
überfallen und nach tapferer Gegenwehr bei Npsala getötet.
Seine Tugenden und strenge Lebensweise verschafften ihm nach dem Tode das Ansehen eines Heiligen. Er galt als Schutzpatron Schwedens,
und seine Re- liquien werden noch im Dom zu Upsala
[* 33] bewahrt; jedoch ist er niemals förmlich kanonisiert worden. Seine
Nachkommen regierten abwechfelnd mit den Enkeln Sverkers (s.d.). Der letzte, Erich Erichsson, starb 1250; nach ihm bemächtigten
sich die Fol- kunger des schwed. Thrones. Erich XIII. von Pommern,
[* 34] Nnionskönig von Dänemark, Schweden und Norwegen (1396-1439),
geb. 1382 als der Sohn des Herzogs Wrati- slaw VII. von Pommcrn-Stolp und der Herzogin Maria von (Mecklenburq-)Schwerin,
einer Nichte der Königin Margarete, wurde von dieser zu ihrem Erben ausersehen und 1389 von den dän. und norweg.
Ständen, 1396 auch von den schwedischen zum König gewählt. Am wurde Erich feierlich zu Kalmar gekrönt.
Nach Margaretes Tode 1412 übernahm er allein die Regierung und geriet bald mit Schleswig,
[* 35] das er als erledigtes
Lehn einziehen wollte, in einen langjährigen Krieg, in
¶
forlaufend
281
dem schließlich die Hansa zu Gunsten Schleswigs den Ausschlag gad. (S. Schleswig-Holstein.)
[* 37] Hier- durch sowie durch Bevorzugung
seiner Verwandten und Landsleute machte er sich äußerst unbeliebt, so daß schon 1434 in Schweden unter Engclbrecht Engelbrechtson
ein Aufstand gegen ihn ausbrach'. 1439 erklärte Dänemark, 1442 auch Norwegen ihn für abgesetzt. Ericsson begab
sich nach Gottland, dehauptete sich dort noch 10 Jahre lang und beunruhigte seine frühern Unterthanen durch Naubzüge. 1449 lehrte
er in sein Stammland Pommern zurück, das ihm schon 1394 nach dem Tode seines Vaters zugefallen war, und lebte in Nügenwalde
bis an sein Ende Ericsson war in kinderloser Ehe vermablt mit Phi- lippa, einer Tochter Heinrichs IV.
von England. Ericsson XIV., geb. König von Schwe- den (1560-68), der älteste Sohn und Nachfolger Gustav Wasas, ist
durch sein tragisches Geschict berühmt geworden. Er war ein Mann von großer Begabung, aber von leidenschaftlicher Heftigkeit,
mißtrauisch, sinnlichen Genüssen und astrol.
Träu- mereien ergeben, die ihn bis zu Verbrechen und Geistesverwirrung fortrissen. Die ersten Jahre seiner Regierung verliefen
günstig. Ericsson erwarb Reval
[* 38] und Esthland,
[* 39] bekriegte die Dänen und schuf zuerst einen schwed. hohen Adel (Grafen und Freiherren).
Aber durch den Einfluß feines Kanzlers, Göran Persson, ward er dem Adel entfremdet. Die Mach! seiner
Brüder, die der Vater mit großen Lehns- herzogtümern ausgestattet hatte, fürchtete er ale eine stetige Gefahr für feine
Krone.
Der älteste. Johann, Herzog von Finland, knüpfte wirklich ver- rä'terische Verbindungen mit Polen an und ward deshalb 1563-67
gefangen gehalten. Auch den Adel fürchtete der König und ließ endlich auf den Verdacht einer Verschwörung
hin eine Anzahl der Vornehmsten gefangen setzen und ermorden (1567). Vielleicht war dies schon ein Zeichen der Geistes' Verwirrung,
die nun bei Ericsson zum Au^bruch kam. Er heiratete seine Vuhlerin, Karin Mänsdotter, und beleidigte dadurck seine Familie und
den hoben Adel.
Als 1568 Göran Persson wieder zum Ein- fluß zu kommen schien, empörten sich die Brüder, Johann, der 1567 freigelassen war,
und Karl. Dae ganze Reich fiel ihnen zu, Stockholm
[* 40] ward genom- men, der König gefangen und mit Zustimmung der Stände zur Entthronung
und ewiger Haft ver- urteilt. Johann bestieg den Tbron 1569 (s. Jo- hann III.). Da jedoch wiederholt Verschwörungen
und Ausstände zu Gunsten des gefangenen Könige ausbrachen, erwarb Johann die Zustimmung dec- Neichsrats zu dem Todesurteil
E.s. Wahrscheiw lich, aber nicht erwiesen, ist, daß dieses Urteil voll- streckt wurde. Der Tradition nach bekam Ericsson Gif! in
einer Erbsensuppe, worauf er 26. Fedr. 1577 starb. Die Geschichte E.s XIV. ist von schwed.
Dichtern mehrfach dramatisch behandelt worden, w Deutschland u. a. von Kruse in der Tragödie «Könm Ericsson» (Lpz.
1871; 2. Aufl. 1873). -
Einer seiner Söhne von der Karin, Gustav Erichson, ward aus Schweden entfernt und bei den Jesuiten in Polen
erzogen, später ein eifriger Schüler des KaisersRudolf II. in der Alcbimic. Er wurde vom russ. ZarenBoris Godunow zum Eidam
ausersehen, was er aber abschlug, da er dessen polit. Absichten gegen Schweden nicht teilen wollte. Gustav Erichson starb,
nach zeitweiligerHaft, 1607 in der kleinen Stadt Kaschin in Rußland. Erichsott,
Wilh. Ferd., Entomolog,
geb. zu Stralsund,
[* 41] war Professor der Naturwissen- schaften zu Berlin
[* 42] und starb Er schrieb: " (^enLis.
O^ticorum» (Berl. 1832),
«Bericht über die wissenschaftlichen
Leistungen in dem Gebiete der Entomologie» (ebd. 1838 fg.),
«Naturgeschichte der Insekten
[* 45] Deutsch- lands» (I.Abteil.: Coleoptera;
Bd. 3, ebd. 1845- 48). Auch gab Ericsson das «Archiv für Naturgeschichte» (ebd. 1835 fg.) heraus. Ericht, Loch
(spr. lock srrickt oder ihrickt), See in den schott. GrafschaftenInverneß und Perth, in 331 m Höhe, in einer der wildesten
Gegenden des Grampiangebirges, erfüllt eine von SW. nach NO. gehende, 24 km lange, 1,5 km breite Gebirgsspalte zwischen dem
Vcn Älder (1113 m) und dem Ben Udlaman und fließt zum Loch Nannoch ab. Er ist reich an Lachs und Forellen.
Grichthonios, nach der ursprünglichen Sage identisch mit Erechtheus (s. d.).
In der anderweiti- gen Überlieferung ist Ericsson ein Sohn des Hephaistos
[* 46] und der Erdgöttin Ge (Gaia) oder auch der Athene,
[* 47] welche
den der gewöhnlichen Sage nach ihr von Ge anvertrauten Ericsson in eine Kiste legte und so der Pan- drosos,
einer Tochter des Kekrops,
[* 48] und deren Schwestern Herse und Aglauros übergab, mit dem Gebot, die Kiste ja nicht zu öffnen.
Die Schwestern der Pandrosos öffneten sie jedoch aus Neugierde und fanden das Kind in Schlangengestalt oder mit Schlangenbeinen
oder auch von Schlangen
[* 49] um- ringelt, worauf Athene die Pflege selbst übernahm. Herangewachsen, vertrieb
nach der aus den Mythen nndErdicktungen zusammengestellten ältestenSagen- geschichte Attikas den Amphiktyon und stiftete das
Fest der Panathenäen. Sein Sohn heißt Erechtheus oder Pandion. - Ericsson hieß auch der Vater des Tros.
Ericsson, John, schwed.-amerik. Ingenieur und Erfinder, geb. zu
Längbanshyttan im Kirchspiele Fernebo der schwed. Landschaft Nerm- land, trat in die schwed.
Armee und rückte 1822 zum Lieutenant auf. Um seiner neu erfundenen Hcihluftmaschine (s. d.) Eingang
zu verschaffen, be- gab er sich 1826 nach England. Obgleich er hier zunächst keinen Erfolg hatte, beschloß
er doch, sich fortan dem Maschinenbau zu widmen, nahm feinen Abschied als schwed. Offizier, ließ sich in England nieder und
erfand hier die Dampfspritze und den Zläckenlondensator.
Auf Veranlassung des amerik. Schiffstapitäns Stockton siedelte Ericsson 1839 nach den Vereinigten Staaten
[* 50] über, wo er seitdem in
Neu- york lebte. Hier erbaute er 1843 das Kriegsschiff Princeton, den ersten Dampfer mit dem Propeller unter
dem Wasser, der eine vollständige Umwälzung im Bau der Kriegsdampfschisfe hervorrief. Seit dem Ausbruch des amerik. Bürgerkrieges
erwarb sich Ericsson durch den Bau des Monitors (s. d.) einen großen Ruf, den er durch seine Arbeiten zum Ver- volltommnen
der Torpedos
[* 51] (v^ti-s)^^) noch er- höhte. Zu seinen spätern Erfindungen gehört die fog. Solarmaschine, die bestimmt war,
die Sonnen- strahlen mittels besonderer Vrennspiegel zu sam- meln und als direkte Wärmequelle zu verwenden. Die an diese
Erfindung geknüpften wissenschaft- lichen Untersuchungen hat er in zwei Werken: «3o-
Ia.r invOLti^Ätions» (Neuyork
[* 52] 1875) und «Oontri- I)utiori8
tc tkk (^6nt6nin3i Nxlnditism» sebd.1877),
¶
forlaufend
282
veröffentlicht. Er starb in Neuyork. Sein Leichnam wurde 1890 nach Schweden über- geführt. Seine Biographie fchrieb
Church (2 Bde., 2. Aufl., Lond.
1893). Sein älterer Bruder, Nils Ericfon (wie er sich, nachdem er geadelt, fchrieb), ebenfalls ein ausgezeichneter Ingenieur,
geb. wurde 1823 Unterlieutenant beim Ingenieurkorps der fchwed.
Armee, 1828 Lieutenant in der Armee, 1830 Kapitän, 1832 Major, 1850 Oberst im mechan. Korps der Flotte. Seit 1855 wirkte
er als dirigie- render Chef der Eisenbahnbauten des Staates.
Als bedeutender Ingenieur bekundete er sich u. a. durch die neuen Schleufen im Trollhättakanal
(1837-44), durch den großen Kanal
[* 54] zwischen dem Saimen und dem Finnischen Golf in Finland (1849-56), beson-
ders aber durch die schwed. Eisenbahnen, welche recht eigentlich als sein Werk angesehen werden
können. Als er 1862 von der Leitung des Eisenbahnwesens zurücktrat, bewilligten ihm die Reichsstände eine lebenslängliche
Pension von jährlich 15000Rits- dalers.
Schon 1854 war er geadelt und 1860 in den Freiherrenstand erhoben worden. Er starb zu Stockholm.
Gricssonsche Maschine,
[* 55] s. Heißluftmaschine. Gridanos, in der griech. Mythologie
der Name eines Flusses, der im fernen Norden in den Okeanos mündet. In ihn stürzte Phaethon (s. d.) hinab. Eridänus, sehr
ausgedehntes Sternbild des südl. Himmels, das nicht in seiner ganzen Aus-
dehnung in unsern Gegenden sichtbar ist. In dem- selben befindet sich ein Stern erster Große (Acharnar), der aber für uns unter
dem Horizont
[* 56] bleibt. Es enthält zahlreiche, zum Teil sehr interessante Dop- pelsterne, von denen einer eine auffallend starte
Eigenbewegung hat.
Auch ein von Herfchel ent- deckter planetarlfcher Nebelsteck, der vermutlich ein fehr gedrängter und
entfernter Sternhaufen ist, verdient Erwähnung. Erie (fpr. ihn), Hauptstadt des gleichnamigen County im nordamerik. StaatePennsylvanien, 114 lim südwestlich von Buffalo, am Sndufer des Eriesees, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 40634 Erigena (gegen
1880: 27 737), Fabrikation von Eisen,
[* 57] Eisenwaren, Wagen, Leder, Orgeln, Stiefeln und Schuhen, und bedeutenden
Handel mit Fischen und Getreide.
[* 58]
Der geräumige Hafen wird durch die vorliegende Insel Presque-Isle geschützt; große Flöße und Schiffe
[* 59] bringen Eisenerze
aus Michigan und Holz
[* 60] aus Canada und nehmen als Rückladung hauptsächlich Kohlen. Erigena wurde 1795 gegründet an der Stelle eines
von Franzosen gegen 1749 er- bauten Forts (äs la?r68qui8i6). Griekanal (spr. ihri-), eine das südl.
Plateau des Staates Neuyork von W.nach O. durchziehende, 585 kin lange Wasserstraße zwischen dem Eriesee und dem Hudson.
Er beginnt nahe bei Vuffalo, hebt sich auf die Höhe von Lockport (115 in über dem Eriesee), überschreitet
den Geneseefluß bei Rochester sowie noch einige kleinere Flüsse,
[* 61] bis er bei Syracnse eine 112 km lange, schleusenlose Kanalhaltung
erreicht und sich von Rome ab in der Thaleinsentung des Mohawkflusses allmählich zum Hudson hinabsenkt.
Hier hat der Kanal auf der Strecke von Troy bis zum großen Bassin unterhalb Albany mehrere Aus- mündungen
oder Durchfahrten zu dem parallel lau- fenden Flußbett. Der Weg von Vuffalo bis Troy oder Albany wird in einer durchschnittlichen
Fabr- zeit von 243 Stunden zurückgelegt. In den Haupt- kanal münden Nebenkanäle wie der Oswego-, Black-
River- und Champlainkanal
von N. In den I. 1817 - 25 ursprünglich mit einem Kostenaufwand von 32 688 600 M. hergestellt, dann aber 1836 -42
und noch später erweitert und vertieft, fowie mit den besten Einrichtungen znm Laden, Löschen, Durchfchleusen, Wiegen der
Schiffe ver- fehen, beanspruchte der Bau einen Gesamtaufwand von 187 647 700 M. Der Kanal besitzt eine Ober- flächenbreite
von 21,33 in, eine Soblenbreite von 16 in und eine Wassertiefe von 2 in gegen ursprünglich 1,2 m.
Seine 72 aus Quadern erbauten Schleusen sind 1876 in Zwillingsschleusen umgewandelt; je- doch sind die Schleusenkammern durchweg
einfach, d.h. je für ein Schiff
[* 62] eingerichtet mit 33,5 in Länge und 5,5 in Breite.
[* 63] Die flachen Kanalboote
haben bei 27,70 in Länge und 5,33 in Breite 1,33 in Tief- gang und laden 4-5000 Ctr. Seine Entstehung verdankt der Erigena dem
amerik. Staatsmann De Witt Clinton. Er hat jedoch feit Eröffnung der Eisen- bahnen seine Bedeutung als Verbindungsweg zwi-
schen dem Westen und der atlantischen Küste wesent- lich eingebüßt. -
Griesee (spr. ihn-), der südlichste der Canadi- schen Seen in Nordamerika,
[* 65] wird begrenzt im N.
von Obercanada, im W. und S. von den Unions- staaten Michigan, Ohio, Pennsylvanien und Neu- york. Der See
umfaßt bei einer Länge von 402 nnd einer Breite von 50 bis 100 km 24491,94 ^m, liegt 172 in ü. d. M. und 4 in tiefer als
der Huron- nnd 102 in höher als der Ontariofee, mit dem er durch den Niagara (s. d.) in Verbindung steht. Er
ist wegen der ihm durch den Detroit am Huronsee mgeführten Schwemmstoffe und des weichen Ge- steins feiner Nfer der seichteste
und selten mehr als 37, an feiner tiefsten Stelle aber 76 in tief.
In den Erigena ergießen sich nur kurze Flüsse; die größten sind: der Grand-River (195 km lang) von N. und
der Maumee-Niver, der an der Westecke bei Toledo
[* 66] mündet. Der Wellandkanal stellt eine fahrbare Wasserstraße zwischen dem Erigena und
dem Ontariosee her. Von Buffalo am Ostende
[* 67] führt der Eriekanal (s. d.) ostwärts zum Hudson, von Eleveland
der Obio- kanal südwärts bis Portsmouth
[* 68] am Ohio, von To- ledo der Miamikanal nach Cincinnati; an ihn
schließt sich bei Defiance der Wabash-Eriekanal an. Auch durch ein dichtes Bahnnetz steht der Erigena in Ver- bindung
mit den Kohlen-, Eisen-, Petroleum-, Ge- treide-, Salz- und Holzregionen der begrenzenden Staaten, deren Erzeugnisse über den
Erigena zum St. Lorenz und Mississippi sowie zum Meere verschifft werden.
Die Schiffahrt ist von Anfang Dezember bis März oder April unterbrochen und wegen der starken Strömungen und Stürme gefährlich.
Wie die übrigen canad. Seen weist auch der Erigena einen Mangel an natürlichen Häfen auf; bis mif den von Erie sind alle erst
durch Kunstbauten geschaffen. Wichtige Plätze sind: Vnffalo, Dunkirk, Erie, Cleve- land, Sanduvty, Toledo
und etwas entfernt Detroit. Grigena, Johs. Scotus, Gelehrter in Irland (daher Erigena, verdorben aus Ierugena, d. h. aus Ir- land
gebürtig), geb. um 810, in einer irischen Kloster- schule gebildet, erscheint um 840 am HofeKarls des Kahlen. Er wurde Lehrer
und Vorsteher der Hofschulc, die damals schon in Paris
[* 69] war, und wirkte hier mehrere Jahrzehnte als Lehrer
der Theo- logie. Sein Ende ist ungewiß; entweder ist er um
¶
mehr
877 in Frankreich gestorben, oder er folgte, in Frankreich wegen ketzerischer Ansichten über Abendmahl und Prädestination angefeindet,
einer Einladung Alfreds d. Gr. nach England, lehrte einige Jahre zu Oxford
[* 71] und starb 882 als Abt zu Malmesbury, von seinen der
Wissenschaft mißtrauenden Mönchen erstochen. Erica besaß eine damals seltene Kenntnis der griech.
Sprache
[* 72] und übersetzte und kommentierte die Schriften des Dionysius Areopagita (s. d.), die durch ihn dem Abendlande zuerst
zugänglich und die Grundlage der mittelalterlichen Mystik wurden.
In den dogmatischen Kämpfen seiner Zeit stand er im Abendmahlsstreit auf der Seite des Ratramnus (s. d.), da er im Sakrament
nur ein Andenken an das Leiden Christi und ein Zeichen des allgegenwärtigen Gottes sah; im Prädestinationsstreit
Gottschalks (s. d.) nahm er in seiner Schrift«De praedestinatione» eine eigenartige Mittelstellung ein, indem er die Einheit
der göttlichen Beschlüsse nebst der vollen menschlichen Freiheit verteidigte. Die eigene Ansicht E.s enthält sein Hauptwerk:
«De divisione naturae» (hg. von Gale, Oxf. 1681; Schlüter, Münst.
1838; deutsch von Noack, in der «Philos. Bibliothek», Berl. 1874). Auf dem Grunde neuplatonischer Spekulation fortbauend, betrachtet
er Theologie und Philosophie als wesentlich identisch, die Welt als eine Offenbarung des allein wahrhaft seienden Gottes nach
verschiedenen Stufen der Entwicklung, den Gottmenschen als den Wendepunkt, wo der von Gott ausgehende Prozeß
der Weltentwicklung wieder zu ihm zurückkehrt. Erica ist der Begründer der Religionsphilosophie des Abendlandes und steht so
hoch über seiner Zeit, daß erst spätere Jahrhunderte die von ihm ausgehende Bewegung verwerten und zugleich das Ketzerische
einiger Lehren
[* 73] erkennen konnten.
Honorius Ⅲ. verordnete 1225, daß sein Hauptwerk überall aufgesucht und verbrannt werde. Gesamtausgabe
der Werke von Floß (in Mignes «Patrologia», Bd.
122, Par. 1853). –
Vgl. Staudenmaier, J. S. Erica und die Wissenschaften seiner Zeit (Frankf. a. M. 1834);
Taillandier, Scot
Érigène et la philosophie scolastique (Straßb. 1843);
L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 79] (s. d.); man kennt gegen 100 Arten, die in den gemäßigten
Zonen sowie in den Gebirgsgegenden der Tropen eine ausgedehnte Verbreitung besitzen. Es sind einjährige ausdauernde Gewächse
von sehr verschiedenartigem Habitus. Die gemeinste europ. Art ist das Beruf- oder Flohkraut (Erigeron acrisL.),
ein zweijähriges Kraut mit aufrechtem Stengel
[* 80] und kleinen, trugdoldig angeordneten Blütenkörbchen, deren rötlich-lilafarbene
Strahlblümchen nach unten umgerollt sind.
Diese Pflanze wächst fast überall an trocknen Ackerrainen, auf grasigen, steinigen Hügeln u. s. w.
und gilt unter dem Volke als heilkräftig. Eine einjährige, ursprünglich amerik. Art, ErigeroncanadensisL., mit kleinen, gelblichweißen Blütenkörbchen, ist schon vor langer Zeit in Europa
[* 81] eingewandert und auf Sandboden ein
oft sehr lästiges Unkraut. Mehrere Arten haben
wegen ihrer Schönheit in den Gärten Aufnahme gefunden. Zu dieser gehören
vorzugsweise: Erigeron speciousum Dcc., aus Kalifornien, mit hellblauen, Erigeron glabellum Nutt.,
aus Nordamerika, mit blaßvioletten Strahlenblüten und gelber Scheibe sowie das in neuerer Zeit eingeführte
Erigeron aurantiacum Rgl.
mit dunkel orangeroten Blüten.
Bezirk im schweiz. Kanton Wallis,
[* 82] s. Hérens. ^[= # (spr. erang), Val d', deutsch erthal, Hochthal im schweiz. Kanton Wallis, von der Borgne, ...]
(von Erin, Irland), Name für zwei ganz verschiedene Mineralien.
[* 83] Das von Haidinger so genannte ist smaragdgrün,
von nierenförmiger Gestalt mit konzentrisch schaliger Zusammensetzung und chemisch das wasserhaltige arsensaure Kupferoxyd 5 CuO,
As2O5 + 2 H2O ^[5 CuO, As2O5 + 2 H2O]; es findet sich nicht, wie ursprünglich angegeben, zu
Limerick in Irland, sondern in Cornwall, daher der Name Erinit überhaupt hierfür nicht mehr passend ist. – Thomsons Erinit ist ein
rotes, bolus- oder steinmarkähnliches Mineral, ein wasserhaltiges Thonerdesilikat mit 6,4prozentigem Eisenoxyd, aus den Klüften
der Basaltberge von Antrim in Irland.
griech. Dichterin, war nach einer Angabe, die am meisten
Zustimmung gefunden hat, eine Zeitgenossin der Sappho (s. d.). Nach einer andern
Angabe lebte sie um 350, nach einer dritten, die berichtet, daß Naukydes eine Bildsäule von ihr fertigte, um 400 v. Chr. Sie
soll nur 19 J. alt geworden sein. Erhalten sind von ihr nur fünf Verse von den 300 des Gedichts «Die
Spindel», außerdem unter ihrem Namen drei Epigramme, die jedoch nicht vor dem 4. Jahrh. verfaßt sind. Vielleicht lebten zwei
Dichterinnen dieses Namens. Die Fragmente sind in Bergks«Poetae lyrici graeci» (4. Aufl., Tl. 3, Lpz. 1882) gesammelt und von
Fr. W. Richter («Sappho und Erinna», Quedlinb.
1833) ins Deutsche
[* 84] übertragen worden.
eine Form der Amnesie (s. d.). Die Erinnerungsschwäche beruht entweder darauf,
daß der Gedächtnisinhalt infolge von Vernichtung der organischen Grundlage im Hirn bleibend verloren gegangen ist, oder
darauf, daß irgendwelche Einflüsse die Rückkehr im Gedächtnis noch aufbewahrter Eindrücke ins Bewußtsein hemmen. Letztere
Form findet sich vorübergehend schon bei geringern Störungen des Selbstbewußtseins (Angst, Verlegenheit),
desgleichen bei allen tiefern, die mit Gedächtnisschwäche im engern Sinne verbunden sind; erstere ist Kennzeichen zahlreicher
ausgebreiteter Krankheiten des Gehirns, besonders seiner grauen Rindenschicht. Die Erinnerungsschwäche erstreckt sich in beiden Fällen entweder
nur auf einen Teil der gesammelten Erfahrungen (Amnesia partialis) oder auf alle (Amnesia totalis). Die
erstere zeigt sich entweder als Unfähigkeit, einzelne Eindrücke aus allen möglichen geistigen und
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mehr
sinnlichen Gebieten ins Bewußtsein zurückzurufen (z.B. bei der im höhern Alter häufigen Amnesia senilis die Erlebnisse
der letzten Jahre, während ältere, besonders Erinnerungen aus der Jugendzeit, noch fest haften), oder als Verlust des Gedächtnisses
für einzelne Wissensgebiete, z. B. die Sprache (Verlust des Wortgedächtnisses, s. Sprachstörungen), für Zahlen, Melodien,
Thatsachen, Personen u. s. w. Die Ursache ist hier die Erkrankung gewisser kleinerer Abschnitte der Großhirnrinde
oder ihrer Umgebung.
Erinyen (Erinўes; lat. Furiae, Furien, d. i. die Grollenden, Wütenden), schon in der ältesten griech.
Poesie die den Schicksalsgöttinnen (Moiren) verwandten Wächterinnen der Naturgesetze, Dienerinnen der Gerechtigkeit
und Rächerinnen jedes Frevels. Nach Hesiod gebar sie Ge (Gäa, Erde) aus den Blutstropfen des von Kronos
entmannten Uranos,in andern Theogonien heißen Kronos und Ge mit dem Beinamen Euonyme, d. h. von gutem Namen, ihre Eltern, bei
Äschylus werden die Erinyhen Töchter der Nacht, bei SophoklesTöchter von Skotos und Ge, Finsternis und Erde genannt.
Ihr Wohnsitz ist die Unterwelt, aus der sie aufsteigen, um mit unermüdlicher Ausdauer den Verbrecher zu verfolgen. Äschylus
hatte sie in den «Eumeniden» auf die Bühne gebracht, wie sie, furchtbar anzuschauen, den Gorgonen ähnlich, mit dunkeln Gewändern
angethan und mit Schlangen im Haar,
[* 86] den Orestes, der seine Mutter auf Geheiß des Apollon
[* 87] getötet hatte,
verfolgen, bis derselbe vom athenischen Areopag vermittelst des Einschreitens der Athene losgesprochen, den Erinyhen aber, die nun
zu Eumeniden (d. h. Wohlwollende) werden, ein Heiligtum in Athen
[* 88] selbst, am Fuße des Areopags, und göttliche Verehrung als
Ersatz für das nach dem alten Blutrecht ihnen verfallene Opfer zuerkannt wird.
Doch wurden die Eumeniden hier nicht sowohl unter diesem Namen als vielmehr unter dem der Semnen (Semnai), d. h. der Ehrwürdigen,
verehrt. Sie hatten eine eigene Priesterschaft (3 oder 10 Opferpriester und eine Priesterin aus dem Geschlecht der Hesychiden),
welche ihnen zu Ehren alljährlich ein Fest feierte. Dasselbe wurde mit einer Prozession begangen, wobei
die tiefste Stille herrschen mußte. Dargebracht wurden nächtliche Schlachtopfer und Honigtrank, ohne Wein, Kuchen und Milch.
Ein zweites Heiligtum hatten die Eumeniden nahe bei Athen im GauKolonos Hippios, wo nach Sophokles Oidipus seine Ruhestätte
fand. Wahrscheinlich ward durch die tragische Dichtung der Name Eumeniden zuerst in Athen, dann auch sonst
in Hellas gebräuchlicher. In der ältern Zeit ist bald von der Erinys in der Einzahl, bald von Erinyhen, Semnen,
Eumeniden in unbestimmter Zahl die Rede. Die spätern Dichter haben die Zahl der Erinyhen auf drei fixiert, Tisiphone (die den Mord
Rächende), Alekto (die unversöhnlich Grollende) und Megaira (die Neidische).
Auch im Heiligtum am Areopag stand zuerst nur eine Bildsäule von Kalamis. Erst später wurde die Dreizahl dargestellt, indem
zwei Statuen
von der Hand
[* 89] des Skopas hinzugefügt wurden. Dieselben hatten nichts Grausiges. In erhaltenen Kunstwerken erscheinen
sie, jedenfalls im Anschluß an die Kultbilder, bald als ruhig dastehende, langbekleidete Frauen mit
mildem Ernst im Blick, bald rasch dahineilend, geflügelt, mit Fackeln, oft mit Schlangen, bisweilen auch mit einer Geißel
oder mit Lanzen und Schwertern in den Händen, die Gewänder wie Jägerinnen hoch aufgeschürzt, nicht aber, wie die Poesie
sie wohl schildert, in grausenhafter Häßlichkeit. (S. beistehende Abbildung.) Erst auf Vasenbildern
spätesten Stils tritt auch dieser Typus hervor. -
DC., Wollbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Malvaceen (s. d.) mit nur wenigen
Arten, die fast sämtlich in den Tropengegenden Amerikas vorkommen; nur eine Art findet sich im tropischen
Asien
[* 90] und Afrika.
[* 91] Es sind große, schön belaubte Bäume, mit stacheliger Rinde, großen, gefingerten Blättern und ansehnlichen,
doldig gruppierten Blüten. Die Frucht ist eine holzige, mit fünf Klappen aufspringende, vielsamige Kapsel. Die Samen
[* 92] aller
Arten sind dicht wollhaarig. Von E, anfractuosum DC.
(Ostindien)
[* 93] stammen die als Pflanzendunen in den Handel kommenden Wollhaare. Dieselben werden zur Herstellung
von Polstern u. dgl. verwendet. Durch Einschnitte in den Stamm wird Gummi in reichlicher Menge gewonnen, welches als Gummi arabicum
in den Handel kommt, doch dem echten arab. Gummi an Güte nachsteht.
L., Watte, Wollgras, Binsenseide, Pflanzengattung aus der Familie der Cyperaceen (s. d.)
mit zehn in der nördlichen gemäßigten und arktischen Zone verbreiteten Arten. Es sind grasartige Gewächse, die sich durch
starke Behaarung der Blütenköpfchen, die besonders nach dem Abblühen deutlich hervortritt, auszeichnen; sie kommen meist
auf moorigem Boden vor. Am verbreitetsten sind wohl Eriophorum latifolium Hoppe (s.
Tafel: Cyperaceen,
[* 85]
Fig. 1) und Eriophorum angustifolium Rth.,
von denen die erste flache, an der Spitze dreikantige, die zweite rinnige Blätter besitzt und längere Wollquasten trägt.
Für die Bouquetbinderei haben diese Gräser
[* 94] insofern einige Bedeutung, als die Stengel, wenn die Ährchen
[* 95] voll entwickelt,
aber die Samen noch nicht reif sind, gesammelt, in verschiedenen Nuancen gefärbt und als Bouquetmaterial verwendet werden.
die Tochter des Talaos und der Lysimache, die Schwester des Adrastos und die Gemahlin des Amphiaraos.
Sie
ließ sich von Polyneikes mit dem Halsbande der Harmonia (s. d.) bestechen, daß sie ihren Gemahl veranlaßte,
an dem von Adrastos geführten Zuge der Sieben gegen Theben teilzunehmen.
Amphiaraos fand dort den Tod, den nun der eigene Sohn
Alkmaion (s. d.) an Eriphyle rächte, nachdem sie noch von Thersandros
den Peplos der Harmonia dafür erhalten, daß sie ihren
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